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Ausgabe 3/2011 - plan B

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BerichtPflegefamilienforschung:5. Inter nationale NetzSchwerpunktthema bei der 5. InternationalenNetzwerkkonferenz zur Pflegefamilienforschungwar die Situation des Pflegekinderwesens inOsteuropa. Die Lage in Slowenien, Serbien,Kroatien und Litauen wurde näher beleuchtet.Die Veranstaltung wurde gemeinsam vom PflegeelternvereinSteiermark und dem Institut für Erziehungs-und Bidlungswissenschaften der Uni Graz organisiert.Das vielfältige Programm bestand aus zehnPräsentationen und zehn Workshops. Die Teilnehmer/innen aus ganz Europa, wurden über den Stand derForschung im Pflegekinderwesen informiert undkonnten internationale Vergleiche ziehen.Es gibt deutliche Unterschiede zwischen den einzelnenLändern in den Bereichen: Gesetzgebung imPflegekinderwesen, finanzielle Bedingungen, Standardder Vorbereitung für Pflegeeltern. Sehr ähnlichsind hingegen die Situationen und Schwierigkeitender Kinder.So hat z. B. Fr. Prof. Zízak von der Universität Zagrebin ihrem Bericht „Foster Care from child perspective“aufgezeigt, dass es aus ihrer Perspektive notwendigsei, Kinder besser in die Entscheidungsprozesse einzubinden.Die in ihrer Studie befragten Kinder sindviel zu wenig involviert und fühlen sich als Objekt derVerfahren. Aus Sicht der Kinder sei es wichtig, dasssie dabei unterstützt werden, dass sie die Gründe füreine Unterbringung verstehen und lernen mit all denEmotionen, die dabei auftreten, umzugehen.In Serbien wurde das Pflegekinderwesen neu aufgebaut.Ausgehend von einem Zentrum in Belgradkonnte eine große Zahl an Pflegeeltern ausgebildetwerden, so dass sich die Zahl der Kinder, die inPflegefamilien betreut werden, auf 5000 erhöht hat(davon handelt es sich 35 % um Verwandtenpflege),im Vergleich dazu sind ca. 1000 Kinder in InstitutionellerBetreuung. Der momentane Fokus liegt darauf,Familien für Kinder mit speziellen Bedürfnissen zufinden.Der Bericht von Dr. van den Bergh, ein Sachverständigerder Universität Leiden, beleuchtete die Situationin seinem Land vor dem Hintergrund, dass in der aktuellenPraxis und Politik, den Rechten der leiblichenEltern, ihr Kind zu erziehen, Priorität eingeräumtwird. So werde nach Jahren des Zusammenlebensin der Pflegefamilie ein Rückführungsprozess initiiert.Die meisten Kinder seien aber fremdplatziertaufgrund der Dysfunktion der Herkunftsfamilie, inden seltensten Fällen läge der Grund bei den Kindernselbst. Seine Studie hat belegt, dass sich diese Kinderin der Pflegefamilie besser entwickeln können.Schon nach einem halben Jahr Verweildauer in derPflegefamilie seien Fortschritte feststellbar gewesen,und die Anzahl der Probleme, von denen die Kinderbetroffen waren, hatte sich reduziert. Er berichtetevon einer Rückführungsquote von 40 %, allerdingsaber auch von einer hohen Quote, wo die Pflegefamiliegewechselt wurde. Ein weiteres Ergebnis seinerStudie war, dass beim langfristigen Vergleich zwischenUnterbringung in einer fremden Pflegefamilie/Verwandtenpflege, sich die Kinder bei fremden Pflegeelternsogar besser entwickeln als bei Verwandten.Die Forderung für die Sozialarbeit, die er aus seinemBericht ableitete war, die Entwicklung des Kindes beiEntscheidungen stärker in den Mittelpunkt zu stellen,denn in der schlechten familiären Situation müssesich das Kind darauf konzentrieren, zu überleben.Ein Forschungsteam der FH St. Gallen untersuchtedie Lebensläufe ehemaliger Pflegekinder vorwiegendin Form von Interviews. Eine der zentralen Fragestellungenwar, welche Situationen sind aus der Perspektiveder Pflegekinder besonders relevante, biographischeWendepunkte und welche Art von Unerstützungist für ihre Bewältigung erforderlich. Eine der Thesen,die sich daraus ableitete, war, dass Pflegekinderganz „normale“ Kinder sein wollen und sie den großenWunsch hegen, eine „normale“, „richtige“ Familiezu haben. Ein wichtiges Thema, das die betroffenenKinder beschäftigt, ist „jemand sein zu wollen“,wahrgenommen zu werden, kein schlechter Menschzu sein. Diese Sehnsucht nach Normalität kann zurFolge haben, dass alles, was dieses Arrangementstört, abgelehnt wird – auch professionelle Hilfe, weildadurch der Status Pflegekind wieder präsent wird.Die Pflegefamilie solle wie die ideale Ursprungsfamiliesein – was ein unauflösbares Dilemma darstellt.Für professionelle Hilfe ist es deshalb von Bedeutung,so lebensweltnah wie möglich anzusetzen. Die Vorstellungenund Ideen, die Pflegekinder zum eigenenPflegeverhältnis entwickeln, müssen auch im gesellschaftlichenKontext der gängigen Ideen über Pflegekinderund Pflegefamilien gesehen werden.Seite 12 Pflege und Adoption 03/<strong>2011</strong>

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