Hinweise zur Substitutionsprüfungmit dem <strong>Spaltenmodell</strong>Existieren schon Substitutionsempfehlungen?Gehen Sie folgen<strong>der</strong>maßen vor:Die Beurteilung <strong>der</strong> Substitutionsproblematik ist oftnicht einfach. Für eine Reihe von Ersatzstofffragenexistieren schon Empfehlungen, die direkt übernommenwerden können, z. B.• Technische Regeln für Gefahrstoffe <strong>der</strong>600er-Reihe,• Empfehlungen Gefährdungsermittlung <strong>der</strong>Unfallversicherungsträger (EGU),1. Kopieren Sie die <strong>Spaltenmodell</strong>-Tabelle fürjedes zu betrachtende Produkt und vermerkenSie den Produktnamen auf <strong>der</strong> Kopie.2. Entnehmen Sie dem Sicherheitsdatenblatt dieerfor<strong>der</strong>lichen Informationen: Gefahreneinstufungen,H-Sätze, Wassergefährdungsklasse(siehe Kapitel 15) und Angaben zur Freisetzung(siehe Kapitel 9). Ergänzende Angaben enthaltendie Kapitel 3, 5, 11 und 12.• LASI-Leitfäden, Schriftenreihen <strong>der</strong> BAuA• Produktcodes, GISCODEs,• weitere Branchenregelungen.VorgehensweiseGibt es für Ihr Substitutionsproblem noch keineEmpfehlung, so ermöglicht das <strong>Spaltenmodell</strong>einen schnellen Vergleich von Stoffen und Gemischen.Dafür benötigen Sie nur wenige Informationen,die dem Sicherheitsdatenblatt o<strong>der</strong> zum Teildem Kennzeichnungsschild auf <strong>der</strong> Verpackungentnommen werden können.3. Markieren Sie die ermittelten Informationen fürjedes Produkt auf <strong>der</strong> Kopie <strong>der</strong> <strong>Spaltenmodell</strong>-Tabelle. In <strong>der</strong> letzten Spalte markieren Sie dasverwendete Verfahren.4. Vergleichen Sie nun die Spalten––akute und chronische Gesundheits gefahren,––Umweltgefahren,––physikalisch-chemische Gefahren,––Freisetzungsverhalten,––Verfahrenjeweils getrennt für die zu bewertendenProdukte.Bitte beachten Sie:• Vergleichende Bewertungen werden immer nurinnerhalb einer Spalte und keinesfalls innerhalbeiner Zeile vorgenommen. Die Spalten „akuteGesundheitsgefahren“ und „chronische Gesundheitsgefahren“gelten als eine Spalte.• Auch Gemische werden bezüglich <strong>der</strong> akuten undchronischen Gesundheitsgefahren ausschließlichaufgrund <strong>der</strong> Gemischeinstufung beurteilt.
Interpretation <strong>der</strong> ErgebnisseEine Substitution ist nach dem Ergebnis <strong>der</strong> Gefährdungsbeurteilungdurchzuführen, wenn sie dieGefährdung <strong>der</strong> Beschäftigten verringern kann. EineGefährdung besteht, wenn Beschäftigte räumlichund zeitlich mit einer Gefahrenquelle (Gefahrstoff)zusammentreffen können. Die den Gefahrstoffeninnewohnenden Gefahren müssen erst wirksamwerden (z. B. durch Exposition, Brand, Explosion),bevor sie relevante Gefährdungen (Risiko) seinkönnen.Die Spalten 2, 3 und 4 entsprechen dem FaktorGefahr. Die Spalten 5 und 6 sind dem Faktor Wirksamwerden<strong>der</strong> Gefahr zuzuordnen.• Schneidet das potenzielle Ersatzprodukt inallen fünf Spalten besser ab als das verwendeteProdukt, ist die Ersatzstofffrage geklärt.• Der Regelfall wird sein, dass das potenzielleErsatzprodukt in einigen Spalten besser und inan<strong>der</strong>en schlechter abschneidet. Dann obliegt esIhnen zu beurteilen, welche Gefahren, d. h. welcheSpalten, für Sie das größte Gewicht haben.Lassen sich z. B. bei <strong>der</strong> ProduktverarbeitungZündquellen nicht ausschließen, ist verstärkt aufBrand- und Explosionseigenschaften sowie dasFreisetzungsverhalten <strong>der</strong> Produkte zu achten.Entstehen bei <strong>der</strong> Verarbeitung größere MengenAbfälle, haben Umweltgefahren mehr Gewicht.• Grundsätzlich sind geringe Unterschiede <strong>der</strong>Gefahrstufen nur dann ein Argument für einenErsatzstoff, wenn die Datenlage bei dem Ersatzstoffähnlich gut ist wie bei dem zu ersetzendenStoff.• Ein Unterschied von einer Gefahrstufe kann mitunterbeim Vorliegen entgegenstehen<strong>der</strong> Gründedazu führen, dass <strong>der</strong> Ersatzstoff nicht eingesetztwird.• Die Spalten 2 bis 4 (Gefahr) sowie 5 und 6(Wirksamwerden <strong>der</strong> Gefahr) sind jeweils imZusammenhang zu beurteilen. Wenn z. B. voneinem potenziellen Ersatzstoff zwar einegeringere Gefahr nach den Spalten 2 bis 4ausgeht, die Wahrscheinlichkeit des Wirksamwerdens<strong>der</strong> Gefahr nach den Spalten 5 und 6aber wesentlich höher ist, so ist dieser Stoffeventuell nicht als Ersatzstoff geeignet.• Eine Bewertung unter Betrachtung <strong>der</strong> Inhaltsstoffewird beim <strong>Spaltenmodell</strong> nicht durchgeführt.Dieses pragmatische Vorgehen nimmtgewisse Nachteile in Kauf, die sich z. B. aus <strong>der</strong>Existenz von Einstufungsgrenzen bei Gemischenergeben.• Weitere Hinweise zur Interpretation <strong>der</strong> Ergebnissesind <strong>der</strong> TRGS 600 Anlage 2 zu entnehmen.• Dokumentieren Sie Ihre Entscheidung in geeigneterWeise (z. B. unter Beifügung <strong>der</strong> o. g. Kopien).Fachliche Hinweise• Explosive Stoffe/Gemische und Erzeugnisse mitExplosivstoff: Die Zeile „sehr hohe Gefahr“ enthältalle Unterklassen dieser Gefahrenklasse, dadie Unterklasse keine Abstufung <strong>der</strong> Gefahr nachintrinsischen Eigenschaften darstellt, son<strong>der</strong>nStoffe, Gemische und Erzeugnisse in verpackterForm unterteilt. Im unverpackten Zustand ist dieGefahr durch die Stoffe/Gemische/Erzeugnissemit Explosivstoffen in Unterklasse 1.5 im Prinzipgleich <strong>der</strong> in Unterklasse 1.1. Eine allgemeine Aussagezu einer Substitutionsempfehlung innerhalbdieser Gefahrenklasse kann daher nicht getroffenwerden.• Entzündbare Gase: Die Kategorien 1 und 2 <strong>der</strong>Gefahrenklasse Entzündbare Gase sind zusammenin <strong>der</strong> Zeile „sehr hohe Gefahr“ aufgeführt.Entzündbare Gase <strong>der</strong> Kategorien 1 und 2 habeneinen Explosionsbereich, sicherheitstechnischsind die gleichen Schutzmaßnahmen zu treffen.Im Gegensatz zu den Entzündbaren Flüssigkeitensind die Entzündbaren Gase <strong>der</strong> Kategorie 2 nichtals weniger gefährlich anzusehen, sodass dieseStoffe/Gemische <strong>der</strong> höchsten Gefahrstufe zugeordnetwurden.