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Liebe Mitglieder des Schulvereinsvorstandes, mein Name ist ...

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<strong>Liebe</strong> <strong>Mitglieder</strong> <strong>des</strong> Schulvereinsvorstan<strong>des</strong>,<strong>mein</strong> <strong>Name</strong> <strong>ist</strong> Gabriele Dörr und ich bin seit 20 Jahren Lehrerin für Deutsch undGeschichte an der Oberschule der DSM.Seit 1999 bin ich Mitglied <strong>des</strong> Betriebsrates und bin hier zuständig für diePersonalbelange der ca. 125 Betriebsangehörigen.An <strong>mein</strong>er Seite darf ich Ihnen zwei weitere <strong>Mitglieder</strong> <strong>des</strong> Betriebsrates vorstellen:Frau Reichenbachs, Lehrerin für Deutsch und Englisch an der Oberschule sowie FrauJanetzkowski, Lehrerin an der Grundschule.Am letzten Mittwoch, dem 5. Dezember, am letzten Tag eines vom Vorstandgemachten ultimativen Tarifangebotes, haben der Betriebssrat und der Vorstand eineVorvereinbarung für einen neuen Tarifvertrag unterschrieben.Die aktuellen Probleme der tariflichen Auseinandersetzung sind damit gelöst.Erübrigt sich somit nicht eine Darlegung <strong>des</strong> Betriebsrates zu den gestellten Fragen<strong>des</strong> Schulvereinsmitglie<strong>des</strong>?Wir <strong>mein</strong>en: nicht. Wir glauben, dass Sie als <strong>Mitglieder</strong>versammlung, als Eltern,Bescheid wissen sollten über einige aus unserer Sicht, aus Sicht der Lehrervertreter,auch für die Zukunft problematische Aspekte an unserer Schule.Damit kein Missverständnis entsteht, möchte ich klarstellen, dass sich die auf “Lehrer”bezogenen Ausführungen nur auf die 74 Lehrkräfte der OS und GS, die einenspanischen Arbeitsvertrag haben, beziehen und nicht auf die 24 vermittelten Lehrer, dieweiterhin dem deutschen Beamtenrecht und der Beamtenbesoldung unterliegen; d.h.der Betriebsrat vertritt etwa ¾ der Lehrerschaft der Grund - und Oberschule.Eine Grundproblematik unserer Schule, die im Jahr 2000 und im Jahr 2010 jeweils zueinem Streik der Belegschaft der DSM Schule führte, <strong>ist</strong> - vereinfacht dargestellt -folgende:An unserer Schule entscheidet der Kunde über den Preis <strong>des</strong> Produktes.Sie, als Eltern sind nicht nur Klient dieser Schule, Sie sind - vertreten durch denVorstand - auch unser Arbeitgeber; d.h. Sie entscheiden mit der Schulgeldfestlegungüber den Preis <strong>des</strong> von Ihnen „konsumierten“ Produktes und damit gleichzeitig indirektüber die Gehälter der Lehrer und der übrigen Mitarbeiter.Gestatten Sie einen - vielleicht etwas hinkenden - Vergleich:Was würde auf die Dauer aus einem deutschen Markenfahrzeug wie Merce<strong>des</strong>, BMWoder Audi werden, wenn hier die Kunden den Preis festlegen würden?Oder ein ganz anderer Gedanke: Wie sähe die Situation an unserer Schule aus, wennder Vorstand nur aus Lehrern bestünde? Absurd? Aber <strong>ist</strong> nicht auch die jetzigeSituation absurd?Geht es denn überhaupt anders? - Ja, es geht. Andere deutsche Auslandsschulenhaben andere Vorstandsmodelle. Aber das <strong>ist</strong> heute nicht unser Thema.Wir möchten auf eine andere Frage eingehen:Warum beschließen die Lehrer solche Maßnahmen? Sind die Lehrer unzufrieden mitden Arbeitsbedingungen und dem Gehalt an der DSM?Obwohl es “die” Lehrer natürlich nicht gibt, kann ich nach 13 Jahren im Betriebsrat undnach 3 Personalversammlungen mit jeweils geheimen Abstimmungen in den letzten 2Wochen wohl klar sagen: Für die überwiegende Mehrheit der Lehrerschaft gilt: Ja, wirsind unzufrieden!


Die beruflichen Anforderungen an dieser Schule sind höher als an den me<strong>ist</strong>en Schulenin Deutschland.Die Bezahlung an dieser Schule <strong>ist</strong> jedoch niedriger als an dem me<strong>ist</strong>en Schulen inDeutschland.Die Sozialle<strong>ist</strong>ungen für Lehrer in Deutschland sind enorm im Vergleich zu der sozialenAbsicherung eines Lehrers dieser Schule. Es gibt hier weder einen “plan de pensiones” -obwohl dieser im Jahre 1999 von der <strong>Mitglieder</strong>versammlung der Eltern beschlossen,aber nie umgesetzt wurde, noch eine private Krankenversicherung wie durchaus invielen spanischen Betrieben üblich. Eine mögliche Steuerersparnis durch die jetztbeschlossene Einführung der “retribución flexible” <strong>ist</strong> für uns keine zukunftssichereAlternative.Muss das so sein? War das immer so?Im Jahre 1995 gab es den 1.Tarifvertrag der DSM. Dort wurde eine Angleichung andeutsche Lehrergehälter erreicht. Kurz darauf kam es zu einer fast 25%igen Abwertungder Pesete, was erneut zu einem Ungleichgewicht führte.2005, im 2. Tarifvertrag, vereinbarten der damalige Vorstand und Betriebsrat mit einer“Klausel” eine nicht konkret festgelegte Annäherung an deutsche Lehrerkonditionen, die- obwohl schwierig zu interpretieren - , der Lehrerschaft eine gewisse Hoffung aufbessere Zeiten gab. Und tatsächlich wurden in den vergangenen Jahren durchausVerbesserungen erreicht.In diesem Jahr hat nun der Vorstand den Tarifvertrag gekündigt, mit dem einzigen Ziel,diese Klausel zu streichen. Dies <strong>ist</strong> ihm gelungen. Es war von Seiten <strong>des</strong> Betriebsrateseine Einigung wider besseren Wissens - unter dem Druck der Krise in Spanien. Wirsind nicht blind für die Probleme in unserer Umgebung und haben dies von Beginn an inden Verhandlungen gezeigt.Der neue Tarifvertrag von 2012/13 sowie 13/14 wird keine Orientierung mehr inRichtung deutsche Lehrergehälter enthalten. Dies bedeutet für uns Lehrer, die DSM <strong>ist</strong>kein Arbeitsplatz mehr, der mittelfr<strong>ist</strong>ig mit einer Lehrerstelle in Deutschlandkonkurrieren kann und will.Es <strong>ist</strong> aber nun einmal das Los einer deutschen Auslandsschule - vor allem in einemvereinten Europa - mit dem deutschen Arbeitsmarkt konkurrieren zu müssen. Das lokaleArbeitskräfte-Angebot an deutschsprachigen Lehrern in Madrid <strong>ist</strong> so gut wie leergefegt.In den me<strong>ist</strong>en Bun<strong>des</strong>ländern in Deutschland herrscht Lehrermangel.Natürlich kommen junge Lehrer aus Deutschland, um an unserer Schule Erfahrungen zusammeln, um Spanisch zu lernen und um Madrid kennenzulernen; letzteres giltmanchmal auch für nicht mehr so junge Lehrer. Ebenso kommen Lehrer mitverdienenden Ehepartnern für einige Zeit. Aber wir haben in den letzten Jahren sehrviele gute Kollegen und Kolleginnen verloren, die eine schmerzhafte Lücke hinterlassenhaben.Sie als Eltern wissen um die Komplexität unserer Schule. Eine hohe Fluktuation anLehrern <strong>ist</strong> für alle belastend, da eine wirkliche berufliche Integration neuer Lehrer ausDeutschland me<strong>ist</strong> erst nach einigen Jahren erfolgt, oft dann, wenn sie uns schonwieder verlassen. Belastend <strong>ist</strong> dies für Sie die Eltern, für die Schüler und auch für uns,die “alten” Kollegen. Wir müssen immer wieder und immer öfter - da auch vielevermittelte Beamtenkollegen nach viel kürzerer Verweildauer an der DSM nachDeutschland zurückkehren - bei der Einarbeitung neuer Kollegen behilflich sein undkönnen nicht mehr auf eingespielte Teams zurückgreifen.Hinzu kommen die immer höheren Qualitäts- und Le<strong>ist</strong>ungsanforderungen ausDeutschland mit immer mehr Arbeitsbelastung.


Wie motiviert kann ein Lehrer sein, von dem Tag für Tag gefordert und erwartet wird,nicht nur so wie ein Lehrer in Deutschland, sondern besser und mehr als ein Lehrer inDeutschland zu arbeiten, dem man aber gleichzeitig jeglichen Anspruch auf ein Gehaltwie in Deutschland verweigert.Oft haben wir dazu in letzter Zeit das Argument gehört: Wir sind hier aber in Spanien!Bei unserem 1. Streik im Jahre 2000, als Spanien boomte und Deutschland kriselte undman ebenfalls unsere Gehälter real absenken wollte, hieß das Argument <strong>des</strong> damaligenVorstan<strong>des</strong>: Wir sind hier eine deutsche Schule, mit deutschen Bedingungen.Wollen Sie uns da eine gewisse Frustration oder Resignation verdenken?Vor diesem Hintergrund <strong>ist</strong> eine Weihnachtsfeier am Vormittag statt am Nachmittag wohleher als ein symbolisches Zeichen zu verstehen. Ob und inwieweit diese oder andereMaßnahmen weiterlaufen oder zurückgenommen werden, hängt sicher von derpersönlichen Frustration <strong>des</strong> einzelnen Lehrers ab, bzw. davon, wie er damit umgeht.Sie können sicher sein, das wir trotz allem unsere Arbeit professionell erledigen, auchwenn man sich wohl von einigen lieben Gewohnheiten verabschieden müssen wird.Einen selbstverständlichen Verzicht auf die Einhaltung spanischen Arbeitsrechts wird esnicht mehr geben.Im Deutschen sagt man: “Etwas schwelt unter der Oberffläche weiter.” - Im Spanischenheißt es: “Una herida se ha cerrado en falso.”Wir haben die Befürchtung, dass trotz oder gerade wegen <strong>des</strong> jetzt erfolgtenAbschlusses in spätestens 2 Jahren der Brand wieder entfacht bzw. die Wunde wiederaufreißt.Der Grundstein für den Schulneubau wird in Kürze gelegt. Legen Sie bitte auch denGrundstein einer positiven, aktiven Personalspolitik! Versäumnisse hier lassen sich nichtkurzfr<strong>ist</strong>ig beheben.Zum Schuljahr 2015/16 soll der Unterricht in dem neuen Schulgebäude beginnen.Vergessen Sie nicht auf dem Kurs in Richtung Montecarmelo, die Lehrer mit ins Boot zuholen. Genau zu diesem Schuljahr laufen dann die jetzigen Tarifvereinbarungen aus.Der Betriebsrat wird sich in seinen zukünftigen Verhandlungen weiterhin an deutschenLehrergehältern orientieren müssen - auch ohne Klausel.Zum Abschluss:Als Mutter 2er Töchter, die diese Schule vom Kindergarten bis zum Abitur besuchthaben und die ihren beruflichen Weg - hier in diesem Land - trotz der Krise durchauserfolgreich me<strong>ist</strong>ern, mochte ich Ihnen sagen: Ich weiß um den Wert dieser Schule undbitte Sie, die Sie als Elternverein eine große Verantwortung haben, diesen Wert auchfür die Zukunft zu erhalten.Ich bitte Sie auch um Verständnis für ihre jeweiligen Vertreter, fürden Schulvereinsvorstand, der die nicht einfache Aufgabe hat, beiden Seiten gerecht zuwerden.Ich bitte Sie aber auch um Verständnis für die Position der Lehrer.Ich danke Ihnen und dem Vorstand im <strong>Name</strong>n <strong>des</strong> Betriebsrates und der Ortslehrkräftefür die Möglichkeit dieser Erklärung.

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