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Kapitel 01_Statische Elemente von Gründerzeithäusern

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<strong>01</strong>/1dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.KAPITEL <strong>01</strong> – BAUWEISEN VON GRÜNDERZEITHÄUSERN<strong>Kapitel</strong> <strong>01</strong> – <strong>Statische</strong> <strong>Elemente</strong> <strong>von</strong>Gründerzeithäusern1. <strong>Statische</strong> <strong>Elemente</strong> <strong>von</strong> Gründerzeithäusern1.1 Fundierung1.2 Kellergeschoß1.3 Wände1.4 Mauerwerk1.5 Decken1.6 Sonderthemen


<strong>01</strong>/2dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.KAPITEL <strong>01</strong> – BAUWEISEN VON GRÜNDERZEITHÄUSERNEINFÜHRUNG:1 STATISCHE ELEMENTE VON GRÜNDERZEITHÄUSERNAnhand des Projektbeispiels Vorlaufstraße werden dietragenden Strukturen mit Bildern, Grundrissen und Schnittenerläutert. Wesentlich dabei ist, dass der rote Faden verfolgtwird, dass wir zugehörig zum Schnitt die Erläuterung <strong>von</strong>unten nach oben durchführen.Anhand eines Gründerzeithauses in der Wiener Innenstadtwird gezeigt, wie die tragenden Strukturen und statischen<strong>Elemente</strong> definiert sind und wie sie zusammenwirken.Grundsätzlich wird das Gründerzeithaus in seinerBetrachtung in mehrere Etagen und Ebenen geteilt.Nachfolgend sollen die wesentlichen statischen <strong>Elemente</strong><strong>von</strong> unten nach oben dargestellt und besprochen werden.a) Fundierung:Die Fundierung ist in der Regel eine in den Bodeneinbindende Wand. Vorweg soll definiert werden, wann dieseEinbindetiefen zu gering sind (bei Einbindetiefen < 0,8 bis 1,0m ist besondere Vorsicht geboten).siehe auch <strong>Kapitel</strong> 3: Fundierung


<strong>01</strong>/3dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.KAPITEL <strong>01</strong> – BAUWEISEN VON GRÜNDERZEITHÄUSERNb) Tragende Wandelemente:Die tragenden Wandelemente eines Gründerzeithauses sinddie Außenwände (straßenseitig und hofseitig) und dieMittelwand.Die Mittelwand ist <strong>von</strong> großem statischem Interesse, da hiereinerseits Durchbrüche zwischen den Wohnungen zugrößeren Wandöffnungen und Reduktion der belastbarenFläche führen. Andererseits sind in den Mittelwändentraditionell die Kamingruppen situiert, wodurch sich eineweitere Reduktion der belastbaren Wandflächen ergibt.Die Wände sind in der Regel Ziegelwände, deren Dicke inder Regel vom Kellergeschoß aufwärts um je eineZiegelschar (= 15 cm) abnehmen, sodass die unterstenWände oft 90 cm oder mehr messen, die Dicke der oberstenWände aber meist nur 25-30 cm beträgt. siehe auch <strong>Kapitel</strong> 4!


<strong>01</strong>/4dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.KAPITEL <strong>01</strong> – BAUWEISEN VON GRÜNDERZEITHÄUSERNWandstabilität in Querrichtung:Die tragenden Wände sind auch für horizontale Belastungen,insbesondere für die Lastfälle Wind und Erdbeben zustabilisieren. Diese tragenden Wände werden durchQuerscheiben im Seitenabstand <strong>von</strong> 4-6 m gehalten. Diesetragenden Querscheiben sind Zwischenwände imWohnungsverband, die über mehrere Geschoße durchgängigsind.Anmerkung: Umbauarbeiten, insbesondere in den 60er und70er-Jahren vor allem im EG und 1. OG verfolgten oftmals dasZiel, große freie Räume zu schaffen. Dabei wurdenInnenwandstrukturen großflächig entfernt. Die Tragsicherheit fürhorizontale Belastung, vor allem im Lastfall Erdbeben wurdedadurch verringert. Heute versucht man, diese Sicherheit aufden Standard des originären Zustands (Zustand bei Errichtungdes Hauses) durch Kompensationsmaßnahmen wieStahlrahmen oder zusätzliche Querscheiben wieder anzuheben.


<strong>01</strong>/5dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.KAPITEL <strong>01</strong> – BAUWEISEN VON GRÜNDERZEITHÄUSERN<strong>Kapitel</strong> <strong>01</strong> – <strong>Statische</strong> <strong>Elemente</strong> <strong>von</strong>Gründerzeithäusernc) Tragende Decken:Tragende <strong>Elemente</strong> in horizontaler Richtung sind die Decken.Dabei werden die Decken je nach Gebäude in 3charakteristische Grundformen und Bauarten unterteilt:Decke über Keller: großteils massive Gewölbedecken inZiegel mit Gurtbogen unter den QuerscheibenDecke über EG: oftmals massiv, z.B. PlatzldeckeDecken darüber in Holzkonstruktion: Tramdecken in denRegelgeschoßenLetzte Geschoßdecke: Dippelbaumdecke mit Beschüttung undFeuerziegel. siehe auch <strong>Kapitel</strong> 6!Sonderlemente aus konstruktiver Sicht:Gesimse, Stiegenhäuser, Liftzubauten werden in <strong>Kapitel</strong> 7zusammengefasst sowie deren statische Bedeutung,notwendige Sicherung und Befundung dargestellt.Das Dach eines Gründerzeithauses und die dabei zufindenden Konstruktionen und Tragsysteme sind in einemeigenen <strong>Kapitel</strong> zusammengefasst, dies vor allem deshalb, dadie Möglichkeiten des Dachausbaus nutzbare Raumreservenmit hoher Wohnqualität beinhalten, die zunehmend genutztwerden.


<strong>01</strong>/6dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.KAPITEL <strong>01</strong> – BAUWEISEN VON GRÜNDERZEITHÄUSERNGleichzeitig entstehen durch den Dachaus- und -umbauzusätzliche Belastungen für die vorhandene Gebäudesubstanz,die statisch genauestens zu analysieren und zu verfolgen sind.Der gesamte Themenkomplex wird in den <strong>Kapitel</strong>n 8 + 9behandelt siehe auch <strong>Kapitel</strong> 8 und 9!Abschließend werden anhand <strong>von</strong> konkret umgesetztenProjektbeispielen die konstruktiven Maßnahmen undMöglichkeiten aufgezeigt und dargestellt.In der Vorlesung sollen zusätzlich Beispiele undRechenaufgaben gezeigt werden, sodass die Studierenden dieFähigkeit erlangt, konstruktive Entscheidungen im Rahmen derAlthaussanierung bzw. Erhaltung selbständig treffen zu können.In der Vorlesung sollen zusätzlich Beispiele undRechenaufgaben gezeigt werden, sodass die Studierenden dieFähigkeit erlangt, konstruktive Entscheidungen im Rahmen derAlthaussanierung bzw. Erhaltung selbständig treffen zu können.


<strong>01</strong>/7dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.KAPITEL <strong>01</strong> – BAUWEISEN VON GRÜNDERZEITHÄUSERNANALYSE DER TRAGENDEN ELEMENTE:5554431. Fundierung2. Keller3. Wände4. Decken5. Sonderthemen3121211


<strong>01</strong>/8dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.KAPITEL <strong>01</strong> – BAUWEISEN VON GRÜNDERZEITHÄUSERNProjekt: Vorlaufstraße 3AW StrasseMWAW Hof


<strong>01</strong>/9dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.KAPITEL <strong>01</strong> – BAUWEISEN VON GRÜNDERZEITHÄUSERNProjekt: V3BeschreibungTragstruktur: AW Straße – MW – AW HofWände: Ziegelwand ∆t =15cm je GeschoßMW: kaminführend (Kamine nicht belastbar)Decken: bis Decke über 1.OG massiv in Gewölben aus Ziegel,darüber ausgleichende Beschüttung, darüber BelagOberhalb der Decke über 1.OG HolzdeckenLetzte Geschoßdecke – Dippelbaumdecke (Trümmerlasten –Bestandsschutz vor herab fallenden Lasten, Brandschutz)Hof: Konstruktion aus Glas mit stützenden und tragenden<strong>Elemente</strong>n, darüber Glasdach – Glastafeln in ┴ ProfilenKonstruktion unter BestandsschutzAllfälliger Brandschutz durch Beschichtung mitBrandschutzanstrich


<strong>01</strong>/10dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.KAPITEL <strong>01</strong> – BAUWEISEN VON GRÜNDERZEITHÄUSERNStiegenhausschnitt:Schnitt durch denTrakt auf Seitedes Grabens


<strong>01</strong>/11dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.KAPITEL <strong>01</strong> – BAUWEISEN VON GRÜNDERZEITHÄUSERNErdgeschoß V3:Übersichtsplan Parterre V3


<strong>01</strong>/12dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.KAPITEL <strong>01</strong> – BAUWEISEN VON GRÜNDERZEITHÄUSERN1.1 Fundierung:Bei der Fundierung ist besonders zu achten auf:•Einbindetiefe: optimal 80 – 100cm•Fundament standfest? ( Art des Bodens – Belastung)•Verstärkungsmaßnahmen durch Mehrbelastung?


<strong>01</strong>/13dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.KAPITEL <strong>01</strong> – BAUWEISEN VON GRÜNDERZEITHÄUSERN1.2 KG: Gurtbogen, Ziegeleinhängedecke:Tragende Strukturen werden gebildet ausGewölberippen zwischen AW und MW undGewölbetonnen (e=ca.3m) zwischen denGewölberippen oder Stahlträgern.


<strong>01</strong>/14dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.KAPITEL <strong>01</strong> – BAUWEISEN VON GRÜNDERZEITHÄUSERN1.3 Wände:Projekt: V3BestandsfotosLinks:Ansicht Strasse (MA 19schützt den Bestand –Veränderungen sindbewilligungspflichtig)Unten: Hofbebauung


<strong>01</strong>/15dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.KAPITEL <strong>01</strong> – BAUWEISEN VON GRÜNDERZEITHÄUSERNJahrhundertwendebau in WienVorlaufstraße 3 – V3Hofverbauung imLeichtbau 2-geschoßigAW HofMittelwandAW Strasse3-Teilung des Gebäudes – Außenwandachse,Mittelwandachse und Hofwandachse; Wanddicken ca.80cm, pro Geschoss um 15cm reduziertZugang zu den Wohnungen – Laubengang mitGlasbausteinen


<strong>01</strong>/16dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.KAPITEL <strong>01</strong> – BAUWEISEN VON GRÜNDERZEITHÄUSERN1.4 Mauerwerk:Das Mauerwerk ist hinsichtlich seines Zustandes zu prüfen.•Flächen im Grundiss (Öffnungen – wie stehen dieseübereinander)•Mauerwerksfestigkeit•Ist der Kellerbereich ausreichend belüftet (horizontaleQuerbelüftung) – Feuchte - Salze


<strong>01</strong>/17dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.KAPITEL <strong>01</strong> – BAUWEISEN VON GRÜNDERZEITHÄUSERN1.5 Decken:Das Beispiel zeigt eineRegelgeschoßdecke in derUmbauphase.Gut zu sehen ist die Struktur:Aussenwand - Decke -Zwischenwand


<strong>01</strong>/18dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.KAPITEL <strong>01</strong> – BAUWEISEN VON GRÜNDERZEITHÄUSERNDecken:Es werden die bestehenden Deckensysteme untersuchtund aufgenommen.Anhand der Bestandsunterlagen wird zunächst versuchtdie Tragkonstruktion zu analysieren.Vertiefende Deckenöffnungen bestätigen i.R. dieTragstruktur. Deckenöffnungen (Strichproben) sind für dieBefundaufnahme des augenblicklichen Zustandeserforderlich.Nach einer Darstellung der Tragstruktur kann einestatische Analyse erstellt werden. Anhand der Statik wirddann entschieden ob die Decke belastet, ertüchtig odergetauscht werden muss.Deckenöffnung


<strong>01</strong>/19dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.KAPITEL <strong>01</strong> – BAUWEISEN VON GRÜNDERZEITHÄUSERN1.6 Sonderthemen:Gesimse:•Ausführung im Bestand?•Lastveränderung durch Dachausbau•Ertüchtigungsmaßnahmen (z.B.: Abschlussrost)•Beschädigungen?Beispiele Gesimse InnenansichtBeispiele Gesimse K 47


<strong>01</strong>/20dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.KAPITEL <strong>01</strong> – BAUWEISEN VON GRÜNDERZEITHÄUSERNSonderthema Kamin:- Kamin / Kaminbefund.- Welcher Schlauch gehört zu welcher Wohnung?- Kamine grundsätzlich nicht belastbar- Auswechslung in der DeckenebeneKaminmauerwerk


<strong>01</strong>/21dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.KAPITEL <strong>01</strong> – BAUWEISEN VON GRÜNDERZEITHÄUSERNDachstuhl:Dach:•Was für ein Dachstuhl ist vorhanden? – Tragsystem•Ist das Gesimse gehalten?•Zustand der Querschnitte?•Wassereintritt?Aussteifung der Dachkonstruktionin HorizontalrichtungHalterung des Gesimses mit Fußschwellen (Mauerbank)und Zuggurt an die Strebe


<strong>01</strong>/22dr. karlheinz hollinsky & partner ziviltechnikergesellschaft m.b.h.KAPITEL <strong>01</strong> – BAUWEISEN VON GRÜNDERZEITHÄUSERNBestandsuntersuchung – Checkliste(allgemein):1. Fundierung und Kanalsituation2. Wände in Wohngeschoßen: Typus, Zustand, Funktion,Auswechslungen (Horizontalaussteifung, Risse, usw.)3. Kellerwände: Zustand4. Keller: Nutzung, Querdurchlüftung, Trockenheit, Einbautenbzw. Zuleitungen, Zalzgehalt5. Decke über Keller: Zustand in statischer undbauphysikalischer Hinsicht6. Regeldecke: Zustand, Aufbau, Bauphysik7. Oberste Anschlussdecke: System, Zustand8. Gesimse: System, Standfestigkeit, allgemeiner Zustand9. Zubauten: z.B.: Liftzubau, Loggien (Tragfähigkeit,Bauphysik)10. Dach: Kaminde, Dachdeckung, Dachtragwerk

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