28.11.2012 Aufrufe

heft 5 komplett - Deutsche Gesellschaft für Positive und ...

heft 5 komplett - Deutsche Gesellschaft für Positive und ...

heft 5 komplett - Deutsche Gesellschaft für Positive und ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

ner medizinischen Tätigkeit hat Wolff fachwissenschaftliche Beiträge zu seinem Gebiet<br />

geleistet. So hat er zum Beispiel eine umfangreiche Arbeit über Sprachstörungen verfaßt.<br />

In späteren Jahren hat sich Wolff naturwissenschaftlich engagiert <strong>und</strong> gegen den<br />

Darwinismus Stellung genommen. Wolff stand im Banne des Vitalismus, „welcher die<br />

Wirksamkeit der chemischen <strong>und</strong> physikalischen Naturgesetze im organischen Geschehen<br />

zwar nicht leugnet, aber glaubt, eine Eigengesetzlichkeit des Lebens anerkennen<br />

zu müssen im Sinne der Zweckmäßigkeit", oder, wie Wolff sich ausdrückte, der<br />

„Zielursächlichkeit" (6). Er nahm damit Stellung gegen die Selektionslehre Darwins.<br />

1933 erschien Wolffs umfangreiches Werk „ Leben <strong>und</strong> Erkennen", das er auch „Vorarbeiten<br />

zu einer biologischen Philosophie" nannte. Wolff trat mit 60 Jahren vorzeitig von<br />

seinem Amt als Anstaltsdirektor zurück, nachdem der Konflikt um das Heiratsverbot <strong>für</strong><br />

das Pflegepersonal <strong>für</strong> ihn ungünstig entschieden worden war. Das noch immer bestehende<br />

Zölibat (Heiratsverbot) <strong>für</strong> angestellte Wärter <strong>und</strong> Wärterinnen wurde auf deren<br />

Drängen 1924 von der Basler Regierung aufgehoben (1).<br />

Die Entwicklung der Psychiatrischen Universitätspoliklinik<br />

Am 4. Juni 1923 wurde die Psychiatrische Poliklinik in Basel eröffnet. Sie war damals im<br />

Gebäude der Medizinischen Universitätspoliklinik an der Hebelstraße 1 untergebracht.<br />

An drei Nachmittagen der Woche wurden von den Anstaltsärzten der Friedmatt<br />

Sprechst<strong>und</strong>en abgehalten. Zur Verfügung stand zu Beginn jedoch nur ein einziger<br />

Raum. Die Leitung der Poliklinik hatte Jakob Klaesi (1883-1980) inne, der<br />

gleichzeitig Sek<strong>und</strong>ararzt in der Friedmatt war. Klaesi war international bekannt <strong>für</strong> seine<br />

zu Beginn der 20er Jahre in Zürich unter Eugen Bleuler eingeführte Therapie der<br />

Dauernarkose mit Somnifen, einem Barbituratabkömmling. Trotzdem war Klaesi eher<br />

ein Feind als ein Fre<strong>und</strong> der somatischen Behandlungsmethoden in der Psychiatrie.<br />

Alle somatischen Behandlungsmethoden, einschließlich seiner Somnifen-Dauernarkose,<br />

waren <strong>für</strong> ihn Mittel zum Zweck: ein Mittel, um an den psychotischen Patienten herankommen<br />

zu können. Nach drei Jahren, 1926, verließ Klaesi Basel, <strong>und</strong> er gründete<br />

auf Schloß Knonau im Kanton Zürich eine Privatklinik. 1933 wurde er zum Ordinarius<br />

<strong>für</strong> Psychiatrie an der Universität Bern <strong>und</strong> zum Chefarzt der Psychiatrischen Universitätsklinik<br />

Waldau in Bern gewählt (2). Als sein Nachfolger in der Basler Poliklinik wirkte<br />

Georg Stutz (1897-1961), bis er 1932 zum Chefarzt der Psychiatrischen Klinik in Liestal<br />

(Kanton Baselland) gewählt wurde. Der nachfolgende Poliklinikleiter war Hans<br />

Binder (geb. 1899), der von 1932 bis 1942 in Basel tätig war. Er war, wie Klaesi, ein<br />

Schüler Eugen Bleulers <strong>und</strong> leitete später die Psychiatrische Klinik Reinau im Kanton<br />

Zürich. Binder habilitierte sich 1932 in Basel <strong>und</strong> befaßte sich besonders mit forensisch-psychiatrischen<br />

Problemen. Bekannt wurde er durch seine Habilitationsschrift<br />

über Hell-Dunkel-Deutungen im Rohrschach-Test sowie durch seine Monographien<br />

„Die uneheliche Mutterschaft" <strong>und</strong> „Die anonymen Briefschreiber" (1). In späteren<br />

Jahren befaßte sich Binder vor allem mit kulturpsychiatrischen Themen. Nach Binder<br />

55

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!