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60 Jahre 60 Werke Kunst aus der Bundesrepublik Deutschland ...

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1949<br />

34<br />

Werner Heldt<br />

Werner Heldt ist <strong>der</strong> Maler <strong>der</strong> Großstadt Berlin, allerdings<br />

nicht als glamouröse, hektische Metropole von Wirtschaft,<br />

Politik, <strong>Kunst</strong> und Kultur, wie sie den meisten Menschen in den<br />

1920er <strong>Jahre</strong>n vorkommen musste, son<strong>der</strong>n in einer stillen,<br />

melancholischen Variante. Die Einsamkeit des Künstlers, den<br />

Homosexualität und sein Ringen um den Glauben in Schuldgefühle<br />

und Depressionen getrieben haben, spiegelt sich in den<br />

menschenleeren Straßen seiner Stadtansichten wi<strong>der</strong>, auf den<br />

Hinterhofmauern und den brüchigen Fassaden namenloser<br />

Häuserzeilen. Sein malerisches Frühwerk entsteht in den 1920er<br />

<strong>Jahre</strong>n unter dem Einfluss <strong>der</strong> traditionellen Milieu- und Genremalerei<br />

in <strong>der</strong> Art von Heinrich Zille, mit dem er befreundet<br />

war. Erst unter dem Einfluss von Maurice Utrillo, den er nach<br />

Abschluss seines Studiums 1930 in Paris aufsucht, verän<strong>der</strong>t<br />

sich sein Malstil. An die Stelle anekdotischer Erzähllust tritt die<br />

ereignislose Stille einsamer Straßenzüge und eine Art Raummagie,<br />

die das gesamte malerische Werk prägen wird. Das Bild<br />

<strong>der</strong> Stadt wird zu poetischen Formeln verdichtet. Die stilisierte<br />

Kulissenwelt wird <strong>aus</strong> verschiedenen Ansichten komponiert, um<br />

jeden Anflug einer topografischen Zuordnung zu vermeiden.<br />

Nach 1945, nach Phasen tiefer Depression, nach Kriegseinsatz<br />

und Gefangenschaft sucht Werner Heldt an die Arbeiten <strong>der</strong><br />

1930er <strong>Jahre</strong> anzuschließen. Die Stadtmotive werden in gebrochenen<br />

Perspektiven und trockener lehmiger Farbigkeit dargestellt.<br />

Davor werden stilisierte Stillleben gesetzt, die den Blick<br />

auf die Häuserfronten verbergen o<strong>der</strong> zumindest verkomplizieren.<br />

In Heldts späten Bil<strong>der</strong>n, wie auch in dem Stillleben mit<br />

Häuserblick von 1949, durchdringen sich das mo<strong>der</strong>ne (durch<br />

Kriegszerstörung entleerte) Stadtbild mit kubistisch anmutenden<br />

Stillleben zu einem neuen Genre des „abstrakten Stilllebens“,<br />

dem Heldts weitere künstlerische Entwicklung vielleicht gegolten<br />

hätte.<br />

Werner Heldt / Stilleben mit Häuserblick o<strong>der</strong> Berlin am Meer<br />

Öl auf Leinwand / 62 x 84 cm

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