Infodienst Krankenhäuser - ver.di: Gesundheits- und Sozialwesen
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<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong><br />
<strong>Krankenhäuser</strong><br />
Ges<strong>und</strong>heit, Soziale Dienste<br />
Wohlfahrt <strong>und</strong> Kirchen<br />
Vereinte<br />
Dienstleistungsgewerkschaft<br />
Nr. 20 / April 2003
Vorwort<br />
In eigener Sache<br />
04/03<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong><br />
n seiner Regierungserklä-<br />
I rung hat B<strong>und</strong>eskanzler<br />
Schröder tiefe Einschnitte<br />
in unser Sozialsystem angekün<strong>di</strong>gt.<br />
Wie vor der W ahl <strong>ver</strong>spr ochen<br />
<strong>di</strong> i l G hti k it b i<br />
www.<strong>ver</strong><strong>di</strong>.de<br />
Foto: Manfred Vollmer/Das Fotoarchiv<br />
Liebe Kolleginnen<br />
<strong>und</strong> Kollegen,<br />
wir mussten den Redaktionsschluss<br />
für <strong>di</strong>ese Ausgabe aus<br />
organisatorischen Gründen etwas<br />
nach hinten schieben, daher<br />
kommt das Heft nicht zu Ostern,<br />
sondern danach. Der inhaltliche<br />
Schwerpunkt liegt <strong>di</strong>esmal neben<br />
den Auseinandersetzungen über<br />
<strong>di</strong>e Zukunft der <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politik<br />
insbesondere – wie bereits im letzten<br />
Heft angekün<strong>di</strong>gt – bei den<br />
Auseinandersetzungen zur Übernahme<br />
des Tarifabschlusses ÖD für<br />
<strong>di</strong>e so genannten Satelliten, also<br />
den privaten Anbietern, den Wohlfahrts<strong>ver</strong>bänden<br />
<strong>und</strong> den beiden<br />
Kirchen inkl. Diakonie <strong>und</strong> Caritas.<br />
Zum Thema »Krieg im Irak« hat<br />
<strong>di</strong>e Redaktion – auch im Hinblick<br />
auf <strong>di</strong>e tagespolitische Aktualität<br />
– entschieden, auf <strong>di</strong>e sehr gute<br />
Internetseite www.<strong>ver</strong><strong>di</strong>.de/<br />
krieg_<strong>und</strong>_frieden zu <strong>ver</strong>weisen<br />
(s. Seite 33).<br />
Sehr aktuell auch <strong>di</strong>e Kommentierung<br />
der BAG-Entscheidung<br />
vom 18.2.2003 zur Umsetzung des<br />
EuGH-Urteils zum Bereitschafts<strong>di</strong>enst.<br />
Was wir aber nicht mehr aufnehmen<br />
konnten, war <strong>di</strong>e Kommentie-<br />
■ Arbeitsplätze schaf fen<br />
■ Binnennachfrage stärken<br />
■ Die Zukunft unserer Städte<br />
<strong>und</strong> Gemeinden sichern<br />
■ Arbeitnehmerrechte<br />
schützen<br />
b l a t t<br />
SO NICHT,<br />
HERR KANZLER!<br />
SOZIALABBAU SCHAFFT<br />
KEINE ARBEITSPLÄTZE!<br />
r/Das Fotoarchiv<br />
HANSEN KOMMUNIKATION, KÖLN<br />
rung des Berichtes der so genannten<br />
Rürup-Kommission, dazu wird<br />
es gesonderte Veröffentlichungen<br />
von <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> geben. Trotzdem schon<br />
einmal der Hinweis für <strong>di</strong>e neuen<br />
Wechselkurse: 2 x Kino = 1 x Arztbesuch.<br />
Worauf in <strong>di</strong>eser Ausgabe auch<br />
nicht explizit eingegangen wird,<br />
ist <strong>di</strong>e politische Auseinandersetzung<br />
zur Blut-, Schweiß- <strong>und</strong> Tränenrede<br />
des B<strong>und</strong>eskanzlers vom<br />
14.3.2003 im B<strong>und</strong>estag. Wobei<br />
ich mir an <strong>di</strong>eser Stelle ein paar<br />
bissige Kommentierungen nicht<br />
<strong>ver</strong>kneifen kann, wenn man sich<br />
<strong>di</strong>e Aussagen von Sozialdemokraten<br />
<strong>und</strong> Grünen vor den B<strong>und</strong>estagswahlen<br />
im September 2002<br />
anschaut (s. z.B. das Foto unten).<br />
Jetzt geht’s <strong>di</strong>rekt ans Eingemachte<br />
beim Versuch den Kün<strong>di</strong>gungsschutz<br />
auszuhöhlen, <strong>di</strong>e Privatisierung<br />
des <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>risikos<br />
voranzutreiben <strong>und</strong> <strong>di</strong>e Finanzierung<br />
des Krankengeldes einseitig<br />
zum Problem der ArbeitnehmerInnen<br />
zu machen. Also mit einem<br />
weiteren Zug <strong>di</strong>e paritätische Finanzierung<br />
nicht nur durch weitere<br />
Zuzahlungen auszuhöhlen,<br />
<strong>di</strong>e Arbeitslosenhilfe quasi abzuschaffen<br />
<strong>und</strong> den Bezug der Sozi-<br />
Redaktionsschluss<br />
Ausgaben 2003<br />
Nr. 21 / Juni Freitag, 23. Mai, 12 Uhr<br />
Nr. 22 / Sept. Freitag, 22. Aug., 12 Uhr<br />
Nr. 23 / Nov. Freitag, 24. Okt., 12 Uhr<br />
Verteileränderungen<br />
Eine dringende Bitte unserer<br />
Druckerei, da sie nicht zustän<strong>di</strong>g ist:<br />
Bei Verteileränderungen, sei es Anschriften,<br />
Liefermengen oder was<br />
auch immer, bitte Rainer Bobsin /<br />
freeStyle informieren! rb@unidruck.de<br />
alhilfe einzuschränken <strong>und</strong> am<br />
Ende un<strong>ver</strong>hohlen damit zu drohten,<br />
dass, wenn <strong>di</strong>e Gewerkschaften<br />
nicht parieren <strong>und</strong> selbst zu<br />
betrieblichen Bündnissen kommen,<br />
der Tarifvorbehalt im Betriebs<strong>ver</strong>fassungsgesetz<br />
zur Disposition<br />
steht.<br />
So haben wir uns das nicht vorgestellt<br />
<strong>und</strong> möchten auch Gerhard<br />
Schröder noch einmal daran<br />
erinnern, warum viele Arbeitnehmer<br />
<strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen <strong>di</strong>ese<br />
neue Regierung gewählt haben.<br />
Die IG Metall titelte in ihren<br />
Flugblättern dazu »Nur leere Versprechen«.<br />
■<br />
Joachim Lüddecke<br />
2 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003<br />
ROLAND HOTTAS, LÜBBENAU/SPREEWALD
KID 20<br />
In <strong>di</strong>esem Heft<br />
Was wünschen wir uns<br />
von den AutorInnen _____________ 4<br />
Briefe an <strong>di</strong>e Redaktion ________ 5<br />
Impressum _________________________ 5<br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politik<br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politik: einmischen<br />
<strong>und</strong> gestalten! ________________________ 6<br />
Menschen für <strong>di</strong>e Arbeit in<br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>berufen begeistern _______ 8<br />
GKV: unerwartet hohes Defizit ________ 9<br />
Tabaksteuer <strong>ver</strong>meidet Tote ___________ 9<br />
Für eine mutige <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>e Reform __ 10<br />
Patient Krankenhaus?! _______________ 12<br />
Die 12 <strong>di</strong>cksten Lügen _______________ 12<br />
Ges<strong>und</strong>heit ist das höchste Gut ______ 13<br />
Arbeitszeitgipfel _____________________ 14<br />
Nicht nur waschen <strong>und</strong> kämmen _____ 14<br />
Tarifpolitik<br />
Das Recht der Arbeitszeit: B<strong>und</strong>esarbeitsgerichtsurteil<br />
v. 18.2.2003 _____ 16<br />
Resolution zum Bereitschafts<strong>di</strong>enst ___ 20<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-ÄrztInnen <strong>di</strong>skutieren<br />
Bereitschafts<strong>di</strong>enst ___________________ 20<br />
Ausstiegspläne der Länder ___________ 21<br />
BeamtInnendemo in Düsseldorf ______ 21<br />
Katholische <strong>Krankenhäuser</strong> ____________ 22<br />
Diakonie ____________________________ 22<br />
Ich möchte Mitglied werden ab Monat/Jahr<br />
Persönliche Daten:<br />
Name<br />
Vorname Titel<br />
Straße/Hausnummer<br />
PLZ Wohnort<br />
Land (nur bei Wohnsitz im Ausland)<br />
Telefon (privat/<strong>di</strong>enstlich)<br />
E-Mail<br />
Geburtsdatum Krankenkasse<br />
Nationalität<br />
Geschlecht weiblich / männlich<br />
Beschäftigungsdaten<br />
� Arbeiter/in � Angestellte/r<br />
� Beamter/in � DO-Angestellte/r<br />
� Selbststän<strong>di</strong>ge/r � freie Mitarbeiter/in<br />
Wohlfahrts<strong>ver</strong>bände _________________ 25<br />
Richtigstellung ______________________ 25<br />
Klinikgruppe Dr. Marx ________________ 26<br />
Asklepios ____________________________ 27<br />
Zeitarbeit wird in Kliniken<br />
immer wichtiger _____________________ 28<br />
Flexi-Tarif ist Praxis ___________________ 29<br />
Berufliche Bildung<br />
Zu viel Ausbildung <strong>und</strong> zu teuer? _____ 30<br />
Internationales<br />
Attac-Mitglieder <strong>ver</strong>schicken<br />
50.000 PACE-Fahnen _________________ 33<br />
www.<strong>ver</strong><strong>di</strong>.de/krieg_<strong>und</strong>_frieden ______ 33<br />
Internationale Fachtagung<br />
Altenpflege __________________________ 34<br />
Deutschland<br />
Forensische Psychiatrie:<br />
Unerwünschtes Wachstum ___________ 35<br />
Aus den Landesbezirken<br />
DRK Sachsen-Anhalt __________________ 37<br />
SALUS Sachsen-Anhalt _______________ 38<br />
Hessen: IGES-Gutachten (Psychiatrie) __ 39<br />
Bayern: Arbeitskreis<br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen ___________________ 43<br />
Bayern: Kirchenbeschäftigte<br />
demonstrieren _______________________ 44<br />
Bayern: Messe Altenpflege<br />
+ HealthCare ________________________ 46<br />
Beitrittserklä rung<br />
Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft e.V.<br />
� Vollzeit<br />
� Teilzeit Anzahl Wochenstd.<br />
� Arbeitslos<br />
� Wehr-/Zivil<strong>di</strong>enst bis<br />
� Azubi-Volontär/in-<br />
Referendar/in bis<br />
� Schüler/in-Student/in bis<br />
� Praktikant/in bis<br />
� Altersteilzeit bis<br />
� Sonstiges<br />
Beschäftigt bei (Betrieb/Dienststelle/Firma/Filiale)<br />
Straße/Hausnummer<br />
PLZ Ort<br />
Personalnummer<br />
Branche ausgeübte Tätigkeit<br />
� ich bin Meister/in-Techniker/in<br />
Ingenieur/in<br />
Werber/in:<br />
Name<br />
Vorname<br />
Vor Ort<br />
Mitgliedsnummer<br />
Nord-Ost-Niedersachsen:<br />
Krankenhaus-JAVen __________________ 47<br />
Paracelsus-Klinik Osnabrück:<br />
Computergestützte Dienstplanung ____ 48<br />
Landkreis Peine:<br />
Krankenhaus <strong>ver</strong>kauft! _______________ 51<br />
Süd-Niedersachsen: Entwicklung<br />
der Krankenhauslandschaft ___________ 52<br />
Zentrum für Psychiatrie<br />
Bad Schussenried: Kurzmeldungen ___ 53<br />
Herz- <strong>und</strong> Kreislaufzentrum<br />
Rotenburg a.d. Fulda ________________ 54<br />
Altenkirchen: Gegen Privatisierung ____ 56<br />
Uniklinik Tübingen: Service-GmbH<br />
gegründet / Kurzmeldungen __________ 58<br />
Wir in <strong>ver</strong>.<strong>di</strong><br />
Landesbezirke FB 3 __________________ 60<br />
B<strong>und</strong>es<strong>ver</strong>waltung Ressort 9 / FB 3 ___ 61<br />
Fachkommission PsychotherapeutInnen<br />
gegründet ___________________________ 61<br />
B<strong>und</strong>esfachgruppe Psychiatrie ________ 62<br />
Ich bin bisher Mitglied<br />
der Gewerkschaft:<br />
Fortbildungsangebote<br />
+ Seminare<br />
Seminare FB 3 Jugend ________________ 62<br />
Literatur- <strong>und</strong> Internettipps ____ 63<br />
Zum Schluss _____________________ 64<br />
von: bis:<br />
Monat/Jahr Monat/Jahr<br />
Einzugsermächtigung:<br />
Ich bevollmächtige <strong>di</strong>e Gewerkschaft, den jeweiligen satzungsgemäßen<br />
Beitrag bis auf Widerruf im<br />
Lastschrifteinzugs<strong>ver</strong>fahren bzw. im Gehalts-/ Lohnabzug<br />
� monatlich � vierteljährlich<br />
� halbjährlich � jährlich<br />
einzuziehen.<br />
Name des Gel<strong>di</strong>nstituts, in Filiale<br />
Bankleitzahl Kontonummer<br />
Name des Kontoinhabers<br />
Datum/Unterschrift des Kontoinhabers<br />
Tarif<strong>ver</strong>trag<br />
Tarifl. Lohn- bzw. Gehaltsgruppe<br />
lt. Tarif<strong>ver</strong>trag<br />
Tätigkeits-/Berufsjahr<br />
Bruttoeinkommen<br />
€<br />
Monatsbeitrag<br />
In eigener Sache<br />
€<br />
Der Mitgliedsbeitrag beträgt nach § 14 der <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Satzung<br />
pro Monat 1% des regelmäßigen monatlichen Brutto<strong>ver</strong><strong>di</strong>enstes.<br />
Für Rentner/innen, Pensionär/innen, Vorruheständler/innen,<br />
Krankengeldbezieher/innen <strong>und</strong> Erwerbslose<br />
beträgt der Monatsbeitrag 0,5% des regelmäßigen<br />
Bruttoeinkommens. Der Mindestbeitrag beträgt 2,50 €<br />
monatlich.Für Hausfrauen/Hausmänner, Schüler/innen,<br />
Stu<strong>di</strong>erende, Wehr-, Zivil<strong>di</strong>enstleistende, Erziehungsgeldempfänger/innen<br />
<strong>und</strong> Sozialhilfeempfänger/innen beträgt<br />
der Beitrag 2,50 € monatlich. Jedem Mitglied steht es frei,<br />
höhere Beiträge zu zahlen.<br />
Datum Unterschrift<br />
Ich willige ein, dass meine persönlichen Daten im Rahmen<br />
der Zweckbestimmung des Mitglieds<strong>ver</strong>hältnisses <strong>und</strong> der<br />
Wahrnehmung gewerkschaftspolitischer Aufgaben elektronisch<br />
<strong>ver</strong>arbeitet <strong>und</strong> genutzt werden. Ergänzend gelten <strong>di</strong>e<br />
Regelungen des B<strong>und</strong>esdatenschutzgesetzes in der jeweiligen<br />
Fassung.
In eigener Sache<br />
Was wünschen wir uns<br />
von den AutorInnen?<br />
Wir möchten im Folgenden <strong>di</strong>e am häufigsten gestellten Fragen<br />
zur Produktion beantworten. Auch wenn manches selbst<strong>ver</strong>ständlich<br />
erscheint: Wir haben so unsere Erfahrungen!<br />
Redaktionsschluss<br />
Artikel, <strong>di</strong>e nicht bis zum auf<br />
Seite 2 angegebenen Termin vorliegen,<br />
werden auf spätere Ausgaben<br />
<strong>ver</strong>schoben, falls sie dann<br />
noch interessant sind.<br />
Bitte auch nicht zu früh abschicken:<br />
Wir möchten das Aktuellste<br />
<strong>ver</strong>öffentlichen.<br />
Texte<br />
Bitte im Original-Word-Dateiformat<br />
abspeichern (.DOC-Datei).<br />
Kein »Nur-Text«- oder »ASCII«-<br />
Format, auch nicht als PDF-Datei.<br />
Auf keinen Fall euren Text in<br />
eine eMail kopieren, sondern<br />
immer als Anhang <strong>ver</strong>senden.<br />
Schön wäre es, wenn ihr aussagekräftige<br />
Dateinamen wählt<br />
(nicht »Artikel <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong>«, sondern<br />
z.B. »Demo in Hanno<strong>ver</strong>«).<br />
Bitte nur eine, <strong>und</strong> zwar <strong>di</strong>e<br />
druckfertige Version <strong>ver</strong>schicken!<br />
Sämtliche Korrekturdurchgänge<br />
<strong>und</strong> Absprachen zwischen mehreren<br />
AutorInnen o.ä. müssen im<br />
Vorfeld abgeschlossen sein!<br />
Denkt bitte daran, dass den LeserInnen<br />
euer Thema neu ist <strong>und</strong><br />
sie kein Vorwissen haben können,<br />
sowie an eine prägnante Hauptüberschrift,<br />
eine nachvollziehbare<br />
Gliederung, kurze, klare Sätze,<br />
Zwischenüberschriften usw.<br />
Eine Seite des <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong>es fasst<br />
max. 4.300 Zeichen, dann gibt es<br />
aber keinen Platz für Fotos, Abbildungen<br />
o.ä. Besser wäre eine<br />
Zeichenanzahl pro Seite von<br />
2.500 bis 3.500 (inkl. Leerzeichen).<br />
Bitte Abbildungen nicht in Word<br />
importieren, sondern als separate<br />
Grafikdatei schicken.<br />
Zu scannende Vorlagen<br />
Dias, Negative, Papierabzüge/<br />
-ausdrucke sind möglich (Vorlage<br />
nicht größer als DIN A4). Bitte<br />
glänzendes Fotopapier wählen,<br />
auf keinen Fall <strong>di</strong>e für Passfotos so<br />
beliebte »Riffeloberfläche«.<br />
Papierabzüge bitte nicht von der<br />
Rückseite bestempeln oder mit<br />
wasserlöslichen Stiften beschreiben.<br />
Das gibt hässliche Flecken<br />
auf den darunter liegenden Fotos.<br />
Computerausdrucke bitte auf<br />
weißes Papier. Bei Tintenstrahldruckern<br />
sicherstellen, dass <strong>di</strong>e Farbe<br />
nicht <strong>ver</strong>läuft.<br />
Digitalkamera-Fotos<br />
Fotos von Billigkameras mit zu<br />
geringer Auflösung eignen sich<br />
nicht für den Offsetdruck. Empfehlung:<br />
mind. 2 Megapixel.<br />
Ihr solltet immer <strong>di</strong>e geringste<br />
JPG-Komprimierung wählen.<br />
Mit unkomprimierten TIF-Dateien<br />
haben wir keine Probleme, sie<br />
dürften aber zum Vermailen zu<br />
groß werden.<br />
Wir möchten <strong>di</strong>e unbearbeiteten<br />
Originaldateien.<br />
Auch hier bitte aussagekräftige<br />
Dateinamen!<br />
Scans<br />
Die Auflösung bei Fotos sollte<br />
300 dpi betragen (bezogen auf <strong>di</strong>e<br />
gedruckte Größe). Wenn Vorlagen<br />
nur Schwarz <strong>und</strong> Weiß sind, bitte<br />
mit 600 dpi als »Strich« oder »Bitmap«<br />
scannen. Auch hier gilt das<br />
zur Komprimierung sowie zu den<br />
Dateinamen Gesagte <strong>und</strong>: Bildbearbeitung<br />
bitte nur von Profis,<br />
ansonsten möchten wir <strong>di</strong>e unbearbeiteten<br />
Originaldateien.<br />
Dateien aus dem Internet<br />
haben fast immer eine viel zu<br />
geringe Auflösung für den Druck.<br />
Excel, Powerpoint, Corel <strong>und</strong><br />
andere Programme<br />
Bitte im Original-Dateiformat<br />
des Programms abspeichern <strong>und</strong><br />
immer einen Ausdruck schicken<br />
oder faxen, damit wir wissen,<br />
was ihr darstellen wolltet.<br />
Paragrafen ...<br />
Zeitungsartikel, Fotos, Abbildungen<br />
aus anderen Druckerzeugnissen<br />
unterliegen dem Urheberrecht<br />
<strong>und</strong> dürfen gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
nicht <strong>ver</strong>öffentlicht werden.<br />
Ihr solltet sicherstellen, dass ihr<br />
<strong>di</strong>e Nutzungsrechte besitzt. Die<br />
Kosten bei Verletzung des Urheberrechts<br />
könnten durchaus vierstellig<br />
werden!<br />
Auf Fotos erkennbare Personen<br />
müssen einer Veröffentlichung<br />
zugestimmt haben.<br />
Für Verstöße haftet ihr! Wir<br />
gehen davon aus, dass uns überlassenes<br />
Material auch <strong>ver</strong>wendet<br />
werden darf.<br />
Texte bitte an:<br />
Joachim Lüddecke<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Landesbezirk Niedersachsen-<br />
Bremen, Fachbereich 3<br />
Goseriede 10, 30159 Hanno<strong>ver</strong><br />
Tel. 0511 / 12 400 - 250<br />
Fax 0511 / 12 400 - 154<br />
joachim.lueddecke@<strong>ver</strong><strong>di</strong>.de<br />
Fotos, Abbildungen (Scanvorlagen<br />
<strong>und</strong> Dateien) bitte an:<br />
Rainer Bobsin / freeStyle grafik<br />
Windthorststr. 3-4<br />
30167 Hanno<strong>ver</strong><br />
Tel. 0511 / 71 009 77<br />
Fax 0511 / 701 18 54<br />
Daten (Leonardo) 0511 / 169 72 63<br />
rb@unidruck.de<br />
4 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong><br />
<strong>Krankenhäuser</strong><br />
Ges<strong>und</strong>heit, Soziale Dienste Vereinte<br />
Wohlfahrt <strong>und</strong> Kirchen Dienstleistungsgewerkschaft<br />
Nr. 19 / Febr. 2003<br />
Sehr geehrte Damen <strong>und</strong> Herren,<br />
soeben habe ich Ihren Artikel<br />
über den Bereitschafts<strong>di</strong>enst der<br />
Ärztinnen ... gelesen <strong>und</strong> kann<br />
mich Ihrer Auffassung nur anschließen.<br />
Was mich jedoch etwas <strong>ver</strong>w<strong>und</strong>ert<br />
ist, dass darin nicht auch das<br />
Pflegepersonal Erwähnung findet.<br />
Denn auch <strong>di</strong>eser Personenkreis<br />
arbeitet im Bereitschafts<strong>di</strong>enst <strong>und</strong><br />
das bedeutet ebenso 24 St<strong>und</strong>en<br />
Dienst <strong>und</strong> <strong>di</strong>es je nach Personallage<br />
auch 2-3 mal im Monat. Hinzu<br />
kommen 3-4 Bereitschaften<br />
unter der Woche. Die Bereitschaftszeit<br />
wird ebenso wie bei<br />
den Ärzten nicht als Arbeitszeit<br />
anerkannt.<br />
Dies bringt mich nun zu meiner<br />
Frage: Wenn das EU-Gericht zu<br />
Gunsten der Ärzte entscheidet<br />
<strong>und</strong> durch den B<strong>und</strong> umgesetzt<br />
wird, wie wirkt sich <strong>di</strong>es bei den<br />
Bereitschaften der Pflegekräfte<br />
aus? Könnten Sie mich bitte<br />
darüber Informieren?<br />
Mit fre<strong>und</strong>lich Grüßen<br />
Thomas Gou<strong>ver</strong>noy, Waiblingen<br />
Briefe an <strong>di</strong>e Redaktion<br />
Eine Bitte vorweg:<br />
Liebe Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen,<br />
der <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> wird<br />
immer mehr »publik« – <strong>und</strong> das ist<br />
gut so! Somit bekommen wir auch<br />
mehr »Fan-Post«, Anfragen häufen<br />
sich. Einige davon können von<br />
Hanno<strong>ver</strong> gleich erle<strong>di</strong>gt werden,<br />
das mache ich gern.<br />
�<br />
Nicht möglich ist <strong>di</strong>e Beantwortung<br />
von arbeits-, mitbestimmungs-<br />
<strong>und</strong> tarifrechtlichen<br />
Anfragen. Diese <strong>ver</strong>mittele ich<br />
zum zustän<strong>di</strong>gen <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Landesbezirk,<br />
was oft beim ersten Anlauf<br />
recht schwierig ist, wenn <strong>di</strong>e An-<br />
Lieber Kollege Gou<strong>ver</strong>noy,<br />
vielen Dank für <strong>di</strong>e Übersendung<br />
Deiner Anfrage.<br />
Leider ist <strong>di</strong>e Berichterstattung<br />
zur Anwendung des EuGH-Urteils<br />
in der öffentlichen Meinung in der<br />
Tat sehr stark auf <strong>di</strong>e Berufsgruppe<br />
der Ärzte/innen fokussiert.<br />
Dennoch bedeutet es, dass <strong>di</strong>e<br />
Beschäftigten in der Pflege ebenso<br />
durch das Urteil des EuGH zum<br />
Bereitschafts<strong>di</strong>enst tangiert sind.<br />
In allen Bereichen der <strong>Krankenhäuser</strong>,<br />
wo der Bereitschafts<strong>di</strong>enst<br />
in Form von persönlicher Anwesenheit<br />
abgeleistet wird, ist <strong>di</strong>e<br />
tatsächliche Zeit des Bereitschafts<strong>di</strong>enstes<br />
als Arbeitszeit zu werten.<br />
Dies betrifft in vielen <strong>Krankenhäuser</strong>n<br />
auch <strong>di</strong>e Bereiche der<br />
Haustechnik, Pforte <strong>und</strong> natürlich<br />
<strong>di</strong>e Beschäftigten in der Pflege.<br />
In der Umsetzung des Urteils<br />
sind <strong>di</strong>e Dienstpläne <strong>und</strong> geltenden<br />
Betriebs- <strong>und</strong> Dienst<strong>ver</strong>einba-<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 5<br />
LeserInnenbriefe<br />
fragen per eMail kommen <strong>und</strong><br />
keine Postadresse mitführen.<br />
�<br />
Also, richtet eure Fragen<br />
bitte <strong>di</strong>rekt an <strong>di</strong>e KollegInnen<br />
des für euch zustän<strong>di</strong>gen<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Landesbezirks, <strong>di</strong>e-<br />
LeserInnenbriefe bitte an:<br />
se <strong>ver</strong>mitteln dann an <strong>di</strong>e<br />
Joachim Lüddecke<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Bezirke oder klären<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Landesbezirk<br />
<strong>di</strong>e Sache gleich selbst.<br />
Niedersachsen-Bremen<br />
�<br />
Die Kontakt- Goseriede 10, 30159 Hanno<strong>ver</strong><br />
adressen findet ihr Tel. 0511 / 12 400 - 250<br />
Fax 0511 / 12 400 - 154<br />
in der Rubrik »Wir<br />
joachim.lueddecke@<strong>ver</strong><strong>di</strong>.de<br />
in <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>«.<br />
Bei Anfragen per eMail bitte<br />
Mit besten Grüßen<br />
Absender nicht <strong>ver</strong>gessen,<br />
Joachim Lüddecke<br />
damit wir gleich <strong>di</strong>e zustän<strong>di</strong>gen<br />
Ansprechpersonen bei<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> <strong>ver</strong>mitteln können.<br />
rungen unter den Vorgaben der<br />
Europäischen Richtlinie neu zu gestalten.<br />
Für weitere Rückfragen stehe ich<br />
<strong>di</strong>r gerne zur Verfügung.<br />
Viele Grüße von<br />
Dirk Völpel-Haus<br />
Impressum<br />
Das Redaktionsteam behält<br />
sich vor, Zuschriften gekürzt<br />
zu <strong>ver</strong>öffentlichen.<br />
Der <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> ist eine Veröffentlichung<br />
der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>,<br />
ein Kooperationsprojekt aller 13 <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Landesbezirke<br />
sowie des <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-B<strong>und</strong>esvorstandes, Fachbereich 3, Ressort 9<br />
V.i.S.d.P. Joachim Lüddecke, <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Landesbezirk<br />
Niedersachsen-Bremen, Goseriede 10, 30159 Hanno<strong>ver</strong>,<br />
Tel. 0511 / 12 400 - 250, Fax 12 400 - 154,<br />
eMail joachim.lueddecke@<strong>ver</strong><strong>di</strong>.de<br />
Namentlich gekennzeichnete Artikel geben<br />
nicht in jedem Fall <strong>di</strong>e Meinung der Redaktion wieder.<br />
Preis: nach dem Selbstkostendeckungsprinzip,<br />
im <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Mitgliedsbeitrag enthalten<br />
Auflage: 23.600<br />
Titelfoto: Norbert Feulner, Erlangen<br />
Verteileränderungen: bitte an Rainer Bobsin/freeStyle grafik<br />
Gestaltung: Rainer Bobsin/freeStyle grafik, Windthorststr. 3-4,<br />
30167 Hanno<strong>ver</strong>, Tel. 0511 / 71 009 77, Fax 0511 / 701 18 54,<br />
Daten (Leonardo) 0511 / 169 72 63, eMail rb@unidruck.de<br />
RAINER<br />
Druck: BWH Druck & Kommunikation<br />
Buchdruckwerkstätten Hanno<strong>ver</strong> GmbH FOTO:<br />
BOBSIN / FREESTYLE
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politik<br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politik:<br />
einmischen <strong>und</strong> gestalten!<br />
Die politische Großwetterlage ist<br />
alles andere als günstig für uns in<br />
den Gewerkschaften <strong>und</strong> unsere<br />
Werte. Der B<strong>und</strong>eskanzler hat in<br />
seiner Regierungserklärung vom<br />
14.3.2003 <strong>di</strong>e Finanzierung des<br />
Krankengeldes einseitig durch <strong>di</strong>e<br />
Versicherten angeregt.<br />
Die Rürup-Kommission legt noch<br />
im April ihren Bericht zur Kranken<strong>ver</strong>sicherung<br />
vor. Der Kommissionsvorsitzende<br />
will nach wie vor<br />
ein Kopfpauschalenmodell, mit<br />
dem <strong>di</strong>e solidarische <strong>und</strong> paritätische<br />
Finanzierung aufgekün<strong>di</strong>gt<br />
wird.<br />
Von der CDU/CSU, <strong>di</strong>e im B<strong>und</strong>esrat<br />
<strong>di</strong>e Mehrheit stellt <strong>und</strong><br />
deren Zustimmung zur <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>reform<br />
benötigt wird, liegen<br />
Kopfpauschalen nach Schweizer Vorbild?<br />
THOMAS LANGREDER, HANNOVER<br />
Vorschläge zum Ausschluss der<br />
Zahnbehandlung <strong>und</strong> von Unfällen<br />
im Haushalt <strong>und</strong> in der Freizeit aus<br />
dem Leistungskatalog der GKV<br />
vor. Wer zum Arzt geht, soll Eintrittsgeld<br />
bezahlen.<br />
Gerade in einer solchen Situation<br />
dürfen wir unseren Kopf nicht<br />
in den Sand stecken <strong>und</strong> unsere<br />
Erfolge klein reden. 2002 hat<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> eine weithin beachtete Positionsbestimmung<br />
zur <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politik<br />
vorgenommen. Die nun<br />
sichtbar werdenden Kernpunkte<br />
der Gesetzgebung des B<strong>und</strong>esministeriums<br />
für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />
Soziales zur Reform des <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesens<br />
beinhalten wichtige<br />
Vorhaben, <strong>di</strong>e auch von <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> begrüßt<br />
<strong>und</strong> getragen werden. Der<br />
Entwurf orientiert sich an mehr<br />
Qualität <strong>und</strong> Effizienz. Die integrierte<br />
Versorgung, ein B<strong>und</strong>esinstitut<br />
zur Qualitätssicherung <strong>und</strong><br />
<strong>di</strong>e <strong>ver</strong>tragliche Berücksichtigung<br />
von Qualitätsaspekten sollen<br />
durchgesetzt werden.<br />
Das aber passt wenig zu den<br />
Diskussionen in der Rürup-Kommission.<br />
Die wöchentlich neuen<br />
Vorschläge, wie Kopfpauschalen<br />
<strong>und</strong> Leistungsausgrenzung <strong>ver</strong>folgen<br />
fast allesamt das Ziel, das <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen<br />
in den ökonomischen<br />
Verwertungsprozess zu<br />
stellen. Marktra<strong>di</strong>kale Strategien<br />
werden zum Allheilmittel stilisiert.<br />
Mit einem <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen für<br />
<strong>di</strong>e Menschen hat das nichts mehr<br />
zu tun. <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> wird eine solche<br />
Zerstörung von Solidarität überall<br />
bekämpfen.<br />
Gerade 2003 wird es gewerkschaftliche<br />
Aufgabe in der <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politik<br />
sein, <strong>di</strong>e Strukturgesetzgebung<br />
aufmerksam zu<br />
<strong>ver</strong>folgen, an unseren Zielen zu<br />
messen <strong>und</strong> <strong>di</strong>e tragenden Prinzipien<br />
des Sozialstaates zu <strong>ver</strong>tei<strong>di</strong>gen.<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> will:<br />
■ <strong>di</strong>e paritätische <strong>und</strong> solidarische<br />
Finanzierung weiter entwickeln,<br />
■ eine hochwertige <strong>und</strong> flächendeckende<br />
me<strong>di</strong>zinische Versorgung<br />
der Bevölkerung auch künftig möglich<br />
machen <strong>und</strong> <strong>ver</strong>bessern <strong>und</strong><br />
■ <strong>di</strong>e wirtschaftliche Trägfähigkeit<br />
des <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesens so<br />
weiter entwickeln, dass humane<br />
<strong>und</strong> zukunftsorientierte Arbeitsplätze<br />
<strong>und</strong> Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />
für <strong>di</strong>e Beschäftigten entstehen.<br />
Das setzt einen Wandlungsprozess<br />
im Denken <strong>und</strong> Handeln in<br />
Politik <strong>und</strong> Gesellschaft voraus,<br />
den wir politisch gestalten müssen.<br />
Reformteile wie <strong>di</strong>e Fallpauschalen<br />
sind auf dem Weg – ob uns<br />
das gefällt oder nicht. Wir müssen<br />
auf jeden Fall jetzt dafür sorgen,<br />
dass <strong>di</strong>ese Fallpauschalen re<strong>ver</strong>sibel<br />
werden. Sie dürfen nicht nur<br />
<strong>di</strong>e Realität von heute, sondern<br />
müssen auch <strong>di</strong>e geforderte Qualität<br />
von morgen abbilden.<br />
Seit den 70er Jahren sind wir in<br />
den Gewerkschaften dafür eingetreten,<br />
dass <strong>di</strong>e starre Trennung<br />
der Sektoren der stationären <strong>und</strong><br />
der ambulanten Versorgung aufgehoben<br />
wird. Diese Trennung hat<br />
nie dem Wohl der Patientinnen<br />
<strong>und</strong> Patienten ge<strong>di</strong>ent, sondern<br />
nur denjenigen, <strong>di</strong>e an <strong>di</strong>esem System<br />
<strong>ver</strong><strong>di</strong>enen. Denn im <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen<br />
geht es um viel Geld:<br />
140 Mrd. Euro jährlich. Etwa ein<br />
Drittel <strong>di</strong>eses Betrages fließt in <strong>di</strong>e<br />
stationäre <strong>und</strong> <strong>di</strong>e Hälfte in <strong>di</strong>e<br />
ambulante Versorgung. Die Dimen-<br />
sion <strong>di</strong>eser Summe lässt massive<br />
Verteilungskämpfe <strong>ver</strong>muten.<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> hat <strong>di</strong>e Interessen der Mitglieder<br />
zu <strong>ver</strong>treten. Wo immer sie<br />
ihren Arbeitsplatz haben. In <strong>ver</strong>.<strong>di</strong><br />
gibt es ein breites Spektrum von<br />
Mitgliederinteressen, <strong>di</strong>e fast ein<br />
Spiegelbild der Gesellschaft mit<br />
6 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003
dem nötigen Diskurs <strong>und</strong> Konsens<br />
bilden.<br />
Rücksichten auf politische Tageslagen<br />
<strong>und</strong> Koalitionsbefindlichkeiten,<br />
wie immer sie im Farbenspektrum<br />
der politischen Parteien <strong>ver</strong>ortet<br />
sind, haben wir nicht zu nehmen.<br />
Das ist nicht unsere Sache.<br />
Wir haben vielmehr zu prüfen,<br />
ob das was wir tun unseren Mitgliedern<br />
nützt. Maßstab sind Arbeitsentgelte<br />
<strong>und</strong> Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />
sowie <strong>di</strong>e betriebliche<br />
Beschäftigungsentwicklung. Das<br />
ist <strong>di</strong>e eine Seite unserer Legitimationsbasis.<br />
Die zweite Seite ist <strong>di</strong>e Mitgestaltung<br />
an den Entwicklungsbe<strong>di</strong>ngungen<br />
der Branche <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen.<br />
Wenn <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> weiterhin<br />
durchsetzungsstark Mitglieder <strong>ver</strong>treten<br />
will, müssen wir auf <strong>di</strong>e<br />
Rahmenbe<strong>di</strong>ngungen unseres Handelns<br />
Einfluss nehmen. Kaum ein<br />
Bereich ist so abhängig von politischen<br />
<strong>und</strong> wirtschaftlichen Entscheidungen<br />
wie das <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen.<br />
Deshalb ist politischer<br />
Einfluss auf allen Ebenen wichtig.<br />
Wir brauchen innovative Konzepte<br />
in der <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong><strong>ver</strong>sorgung.<br />
Sie müssen sozial akzeptabel<br />
sein, zu unserer Tariflandschaft<br />
passen, einer positiven Beschäftigungsentwicklung<br />
<strong>di</strong>enen, Kostenbewusstsein<br />
fördern <strong>und</strong> <strong>di</strong>e<br />
Versorgung der Patienten <strong>und</strong><br />
Patientinnen qualitativ <strong>ver</strong>bessern.<br />
All das gehört zusammen.<br />
Die Gesamtoperation – <strong>di</strong>e<br />
Strukturen des <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesens<br />
zu <strong>ver</strong>ändern – steht unter einem<br />
enormen Druck, der an <strong>di</strong>e Wurzeln<br />
des Sozialstaates geht. Im<br />
Februar wurden von Seiten des<br />
Ministeriums für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />
Soziales <strong>di</strong>e ersten Eckpunkte<br />
einer Reform auf den Tisch gelegt.<br />
Wir erwarten den Gesetzentwurf<br />
bereits Anfang Mai. In der Debatte<br />
sind bereits jetzt Aussagen zur<br />
Qualität der me<strong>di</strong>zinischen Versorgung,<br />
zur Steuerung des Systems,<br />
zur Reform des Sicherstellungsauftrags,<br />
zu Patientenrechten <strong>und</strong> zur<br />
Arzneimittel<strong>ver</strong>sorgung.<br />
Doch auch <strong>di</strong>e abenteuerlichen<br />
Finanzierungsvorschläge der<br />
Rürup-Kommission sollen noch in<br />
den Gesetzentwurf eingearbeitet<br />
werden.<br />
Auch wir wollen, dass nicht alles<br />
beim alten bleibt. <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> will eine<br />
Strukturreform des <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesens<br />
entlang der Kriterien von<br />
Qualität <strong>und</strong> Effizienz. Wir haben<br />
unsere Vorschläge mit der Berliner<br />
Erklärung des Gewerkschaftsrates<br />
präsentiert. <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> will Reformen,<br />
<strong>di</strong>e in der Lage sind, <strong>di</strong>e Solidarität<br />
im <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen zu stärken<br />
<strong>und</strong> weiter zu entwickeln. Die paritätische<br />
Finanzierung muss erhalten<br />
<strong>und</strong> dynamisch angepasst werden.<br />
Was mit uns keinesfalls geht ist<br />
<strong>di</strong>e Abschaffung der paritätischen<br />
<strong>und</strong> solidarischen Finanzierung<br />
<strong>und</strong> <strong>di</strong>e Ausgliederung zentraler<br />
Bestandteile der sozialen Sicherung<br />
der Menschen aus dem Leistungskatalog<br />
der GKV. Wir sagen<br />
ein klares Nein zur Ausgliederung<br />
von Krankengeld oder Unfällen<br />
aus dem Leistungskatalog der GKV.<br />
Beides muss <strong>und</strong> kann im Sozial-<br />
staat paritätisch finanziert werden.<br />
Wir brauchen in der Tat eine<br />
mutige Reform. Die darf sich aber<br />
nicht gegen <strong>di</strong>e Schwachen – <strong>di</strong>e<br />
Patienten, Versicherte, Arbeitnehmer<br />
– richten. Mut ist vielmehr bei<br />
der Auseinandersetzung mit den<br />
mächtigen Lobby-Gruppen im <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen<br />
gefragt. Eine Reform<br />
muss schließlich gegen Pharmaindustrie,<br />
Standes<strong>ver</strong>tretungen<br />
<strong>und</strong> Arbeitgeber<strong>ver</strong>bände durchgesetzt<br />
werden. Eine solche Reform<br />
wird von <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> unterstützt.<br />
Mit unseren Aktivitäten im Rahmen<br />
der <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>kampagne<br />
wollen wir ein deutliches Zeichen<br />
für unser solidarisches <strong>und</strong> paritätisch<br />
finanziertes <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen<br />
setzen. Wir werben für eine<br />
Strukturreform zur Sicherung der<br />
Finanzierung, der Verbesserung<br />
der Leistungen im Rahmen der<br />
Prävention <strong>und</strong> dem Ausbau einer<br />
integrierten <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong><strong>ver</strong>sorgung.<br />
Wir machen klar, dass dafür<br />
qualifizierte Arbeitsplätze bei Kassen<br />
<strong>und</strong> Leistungserbringern erhalten<br />
<strong>und</strong> geschaffen werden müssen.<br />
Mit unseren Forderungen ist<br />
<strong>di</strong>es realisierbar ohne Einschnitte<br />
bei Leistungen <strong>und</strong> Zuzahlungen<br />
<strong>und</strong> ohne Beitragssatzsteigerungen.<br />
■<br />
Beate Eggert<br />
Eckpunkte des Entwurfs für ein <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>systemmodernisierungsgesetz<br />
des BMGS<br />
1. Qualität wird <strong>ver</strong>bessert durch ein nationales Zentrum für<br />
Qualität in der Me<strong>di</strong>zin <strong>und</strong> <strong>ver</strong>pflichtende Fortbildung<br />
2. Es soll einen gemeinsamen Sicherstellungsauftrag von<br />
Krankenkassen <strong>und</strong> Kassenärztlichen Vereinigungen<br />
geben. Bei Fachärzten sollen Einzel<strong>ver</strong>träge Kollektiv<strong>ver</strong>träge<br />
zunächst ergänzen, später ersetzen. Die <strong>Krankenhäuser</strong><br />
werden für ambulante spezialärztliche Leistungen<br />
generell geöffnet - in unter<strong>ver</strong>sorgten Gebieten für<br />
alle Leistungen. Die Einrichtung von Polikliniken, Gruppenpraxen<br />
<strong>und</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>zentren wird ermöglicht.<br />
3. Bei der Arzneimittel<strong>ver</strong>sorgung werden Versandapotheken<br />
<strong>und</strong> der Besitz mehrerer Apotheken ermöglicht. Die<br />
Preisgestaltung wird liberalisiert. Bei der Zulassung soll<br />
auch <strong>di</strong>e Kosten/Nutzen-Relation berücksichtigt werden<br />
(4. Hürde).<br />
4. Fusionen von Krankenkassen (derzeit fast 400) werden erleichtert<br />
<strong>und</strong> Kassenärztliche Vereinigungen werden reformiert.<br />
Das Einstimmigkeitsprinzip in den B<strong>und</strong>esausschüssen,<br />
das bisher Veränderungen blockierte wird ersetzt.<br />
Vorstandsgehälter werden <strong>ver</strong>öffentlicht.<br />
5. Die ärztliche Vergütung wird <strong>ver</strong>ändert. Fachärzte erhalten<br />
Fallpauschalen. Bei Hausärzten sind Kopfpauschalen<br />
vorgesehen.<br />
6. Versicherte sollen einen Bonus erhalten, wenn sie an<br />
Präventionsprogrammen teilnehmen <strong>und</strong> den Hausarzt als<br />
Lotsen nutzen.<br />
7. Das System soll insgesamt transparenter werden durch für<br />
Patienten <strong>ver</strong>ständliche Leitlinien, Transparenz von Entscheidungsprozessen<br />
in Instituten <strong>und</strong> Gremien, Einführung<br />
einer Patientenquittung <strong>und</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>karte.<br />
8. Patientenrechte sollen durch Beteiligung an Entscheidungen<br />
<strong>und</strong> <strong>ver</strong>besserter Beratung gestärkt werden.<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 7<br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politik
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politik<br />
Menschen für <strong>di</strong>e Arbeit in<br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>berufen begeistern<br />
Frank Bsirske anlässlich des<br />
Frühlingsempfangs der DKG<br />
Am 18.3.2003 fand in Berlin der<br />
Frühlingsempfang der Deutschen<br />
Krankenhausgesellschaft statt.<br />
Unter dem Thema »<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>reform<br />
2003 – Arbeitsplatz Krankenhaus«<br />
hat Frank Bsirske,<br />
Vorsitzender der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft<br />
Stellung zur<br />
Reform des <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesens,<br />
zu Fragen der Arbeitszeit <strong>und</strong> zum<br />
Tarifgeschehen genommen. Wir<br />
dokumentieren Auszüge aus der<br />
Rede.<br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>reform<br />
Die <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>reform 2003 findet<br />
unter deutlich <strong>ver</strong>änderten<br />
Rahmenbe<strong>di</strong>ngungen statt. Die<br />
Rede des B<strong>und</strong>eskanzlers ist eindeutig.<br />
Er will aus der Parität <strong>und</strong><br />
aus der Sachleistung aussteigen.<br />
Zuzahlungen für Kranke sollen erweitert<br />
werden. Damit besteht <strong>di</strong>e<br />
Gefahr, das <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen in<br />
den ökonomischen Verwertungsprozess<br />
einzugliedern <strong>und</strong> <strong>di</strong>e <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong><strong>ver</strong>sorgung<br />
auf dem<br />
Markt auszuhandeln. Um so aufmerksamer<br />
muss <strong>ver</strong>folgt werden,<br />
welchen Zielen <strong>di</strong>e <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>reform<br />
nahe kommt <strong>und</strong> ob sie geeignet<br />
ist, <strong>di</strong>e Ausgestaltung des<br />
sozialen Sicherungsniveaus in <strong>di</strong>e<br />
Zukunft hin zu wahren.<br />
In welche <strong>ver</strong>kehrte Welt ist <strong>di</strong>e<br />
rot-grüne Regierung geraten?<br />
Ohne <strong>di</strong>e Ursachen der Einnahmeeinbrüche<br />
in der GKV – vor allem<br />
<strong>di</strong>e Verschiebebahnhöfe <strong>und</strong> <strong>di</strong>e<br />
nicht steuerkompensierten Leistungen<br />
– zu betrachten, werden<br />
<strong>di</strong>e »Meistbieter« im Sozialabbau<br />
gefeiert. Parität <strong>und</strong> Solidarität in<br />
der Finanzierung werden in großen<br />
Schritten preisgegeben. Für<br />
uns ist völlig unstrittig: Wenn <strong>di</strong>e<br />
Parität fällt, entfällt das tragende<br />
<strong>und</strong> un<strong>ver</strong>äußerliche Element für<br />
eine strukturelle Modernisierung<br />
des <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesens.<br />
Moderne <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politik<br />
muss vor allem eines leisten. Sie<br />
muss integrieren, sie grenzt nicht<br />
aus, weder Leistungen noch<br />
Krankheitsursachen. Sie gründet<br />
auf dem modernen Selbst<strong>ver</strong>waltungs-<br />
<strong>und</strong> solidarischen beitragsfinanzierten<br />
GKV-Prinzip. Dieses<br />
wird auch von großen Teilen der<br />
CDU hochgehalten. Was den<br />
Wertekonsens in der Gesellschaft<br />
angeht, so ist er gefestigter als<br />
manche Marktf<strong>und</strong>amentalisten<br />
glauben.<br />
Umsetzung der<br />
Arbeitszeitrichtlinie 93/104 EG<br />
Durch <strong>di</strong>e Vorgaben der Arbeitszeitrichtlinie<br />
93/104 EG ist <strong>di</strong>e wöchentliche<br />
Höchstarbeitszeit auf<br />
48 St<strong>und</strong>en beschränkt. Damit<br />
sind <strong>di</strong>e in den deutschen <strong>Krankenhäuser</strong>n<br />
geleisteten Bereitschafts<strong>di</strong>enste<br />
als Arbeitszeit zu<br />
werten. So muss auch <strong>di</strong>e BAG-<br />
Entscheidung <strong>ver</strong>standen werden.<br />
Alle bisherigen Versuche, den Arbeitszeitbegriff<br />
national unterschiedlich<br />
auszulegen, sind damit<br />
gescheitert. Europa hat auch sein<br />
Gutes. Doch <strong>di</strong>e B<strong>und</strong>esregierung<br />
handelt nicht danach.<br />
Aller<strong>di</strong>ngs, <strong>di</strong>e Gewerbeaufsichtsämter<br />
akzeptieren <strong>di</strong>e EuGH-<br />
Rechtsprechung nunmehr. Für<br />
öffentlich-rechtliche Arbeitgeber<br />
gilt der BAG-Beschluss unmittelbar.<br />
Es sind damit schon vor der<br />
Änderung des Arbeitszeitgesetzes<br />
EU-konforme Arbeitszeitmodelle<br />
umzusetzen.<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> erwartet von den Verantwortlichen<br />
in den <strong>Krankenhäuser</strong>n,<br />
dass <strong>di</strong>e Struktur- <strong>und</strong><br />
Prozessprobleme angegangen werden,<br />
indem<br />
■ <strong>di</strong>e tra<strong>di</strong>erten Arbeitsabläufe<br />
<strong>und</strong> Organisationsstrukturen auf<br />
den Prüfstand kommen,<br />
■ Personal eingestellt <strong>und</strong><br />
familien- <strong>und</strong> kindergerechte<br />
Arbeitszeiten angeboten werden,<br />
■ in den <strong>Krankenhäuser</strong>n <strong>di</strong>e<br />
hohe Überst<strong>und</strong>enzahl <strong>und</strong><br />
Arbeitsbelastung reduziert wird<br />
<strong>und</strong><br />
■ Ruhe- <strong>und</strong> Pausenzeiten eingehalten<br />
werden.<br />
Denn von der Schaffung attrakti<strong>ver</strong><br />
<strong>und</strong> gendergerechter Arbeitszeiten<br />
hängt es auch ab, ob es gelingen<br />
kann, <strong>di</strong>e Menschen für <strong>di</strong>e<br />
Arbeit in <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>berufen zu<br />
begeistern.<br />
Integrierte Versorgung<br />
Neben der paritätischen Finanzierung<br />
setzt <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> auf <strong>di</strong>e Umsetzung<br />
der integrierten Versorgung.<br />
Die <strong>Krankenhäuser</strong> nehmen darin<br />
eine bedeutende Rolle ein. Von<br />
ihnen können <strong>di</strong>e entscheidenden<br />
Impulse ausgehen sektorenübergreifende<br />
Versorgungsstrukturen<br />
zu implementieren.<br />
Dennoch ist es auch unerlässlich,<br />
<strong>di</strong>e Rolle der <strong>Krankenhäuser</strong> in Teilen<br />
neu zu bestimmen. Unserer<br />
Vorstellung nach wäre es zu eng<br />
gedacht, wenn nur ärztliche Leistungen<br />
intersektoral <strong>ver</strong>knüpft<br />
werden. Die hohe Bedeutung der<br />
Pflege <strong>und</strong> von anderen, den<br />
me<strong>di</strong>zinischen Prozess unterstützenden<br />
ges<strong>und</strong>heitsberuflichen<br />
Leistungen sieht <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> als entscheidend<br />
dafür an, ob <strong>di</strong>e sektorenübergreifendeIntegrations<strong>ver</strong>sorgung<br />
gelingen kann. Aus der<br />
klassischen Krankenhausbedarfsplanung<br />
sollte eine sektorenübergreifendeVersorgungsstruktur<strong>und</strong><br />
Kapazitätssteuerung werden.<br />
<strong>Krankenhäuser</strong> müssen <strong>di</strong>e Möglichkeit<br />
bekommen, Institutsambulanzen<br />
zu führen. Vor- <strong>und</strong> nach-<br />
8 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003
FREESTYLE<br />
stationäre oder auch stationsersetzende<br />
Behandlungen sollten ein<br />
Selbst<strong>ver</strong>ständnis der Zukunft sein.<br />
Arbeitsplatz Krankenhaus<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> kennt schon lange <strong>di</strong>e negative<br />
Seite der Externalisierung,<br />
<strong>di</strong>e sich in den <strong>Krankenhäuser</strong>n<br />
abspielt. Wir kennen auch <strong>di</strong>e Privatisierungsschübe<br />
bei Krankenhausträgerschaften<br />
der Kommunen.<br />
Was das für <strong>di</strong>e Gültigkeit<br />
des Flächentarif<strong>ver</strong>trages bedeutet,<br />
muss ich an <strong>di</strong>eser Stelle nicht<br />
ausführen.<br />
Niemand soll sagen, <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />
der <strong>Krankenhäuser</strong> seien<br />
nicht flexibel. Die Beschäftigung<br />
ist gesunken, <strong>di</strong>e Leistungs<strong>ver</strong><strong>di</strong>chtung<br />
wurde gesteigert <strong>und</strong> Morbi<strong>di</strong>täten<br />
gerade älterer Menschen<br />
stellen enorme Herausforderungen<br />
für <strong>di</strong>e Qualität, <strong>di</strong>e Qualifikation<br />
<strong>und</strong> <strong>di</strong>e sozialen Kompetenzen der<br />
im Krankenhaus Beschäftigten dar.<br />
Wenn auch den <strong>Krankenhäuser</strong>n<br />
im internationalen Vergleich ein<br />
gutes Zeugnis ausgestellt wird,<br />
sind Qualitäts- <strong>und</strong> Effizienzsteigerungen<br />
eine kontinuierliche Aufgabe<br />
bei der sich <strong>di</strong>e Arbeit in den<br />
<strong>Krankenhäuser</strong>n noch mehr <strong>ver</strong><strong>di</strong>chtet.<br />
Umso bedeutender wird, dass<br />
<strong>di</strong>ese Arbeit sozial gesichert <strong>und</strong><br />
attraktiv gehalten wird <strong>und</strong> umso<br />
wichtiger ist es für uns, dass <strong>di</strong>e<br />
tarif<strong>ver</strong>traglichen Lohnentwicklungen<br />
auch in den DRGs ihren<br />
Niederschlag finden. ■<br />
Dr. Margret Steffen<br />
GKV schließt mit unerwartet<br />
hohem Defizit ab<br />
Mit einem Defizit von 2,964<br />
Milliarden Euro schloss <strong>di</strong>e gesetzliche<br />
Kranken<strong>ver</strong>sicherung im Jahr<br />
2002 ab.<br />
Das B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitsministerium<br />
war im Herbst <strong>ver</strong>gangenen<br />
Jahres noch von einem deutlich<br />
niedrigeren Fehlbetrag ausgegan-<br />
gen. Als Kostentreiber erwies<br />
sich vor allem <strong>di</strong>e Arzneimittel<strong>ver</strong>sorgung.<br />
Ungeachtet aller Sparmaßnahmen<br />
legte <strong>di</strong>eser Bereich zwischen<br />
Januar <strong>und</strong> Dezember um 4,8 Prozent<br />
zu. ■<br />
AOK Blickpunkt, März 2003<br />
GKV-Finanzentwicklung im ersten Halbjahr 2002 *<br />
GKV AOK BKK IKK EAR EAN<br />
Ärztliche Behandlung<br />
Behandlung durch<br />
2,0 2,2 4,6 -0,6 1,9 1,0<br />
Zahnärzte (ohne Zahnersatz) 0,9 -0,1 3,0 1,7 2,1 0,3<br />
Zahnersatz -3,5 -2,6 -3,7 -1,0 -0,5 -3,9<br />
Arzneimittel<br />
Summe Heil-<br />
4,8 5,3 1,3 7,9 7,3 6,3<br />
<strong>und</strong> Hilfsmittel 8,0 6,4 7,4 8,4 6,6 12,1<br />
Krankenhausbehandlung 3,1 2,6 1,0 3,5 4,4 5,8<br />
Krankengeld -2,0 -3,4 2,0 -3,1 -4,7 -1,8<br />
Fahrkosten<br />
Vorsorge-u.<br />
7,1 7,5 4,7 6,5 4,1 9,6<br />
Rehabilitationsmaßnahmen<br />
Soziale Dienste/<br />
-0,2 -0,2 -2,8 2,8 -5,2 1,4<br />
Prävention 6,0 8,2 18,7 4,8 6,3 0,7<br />
Häusliche Krankenpflege 4,1 4,7 -4,0 7,7 -1,3 9,0<br />
Sterbegeld<br />
Ausgaben für Leistungen<br />
-0,2 0,4 -8,0 -1,0 0,4 4,5<br />
insgesamt 3,0 2,8 2,4 3,0 2,7 4,1<br />
Netto-Verwaltungskosten<br />
Beitragspflichtige Einnahmen<br />
4,5 5,6 7,3 6,1 2,1 4,3<br />
(AKV-Mitglieder u. Rentner) 0,5 0,4 0,5 -0,3 -0,2 -0,4<br />
* Veränderungsraten je Mitglied einschließlich Rentner (v.H.)<br />
AOK = Allgemeine Ortskrankenkassen, BKK = Betriebskrankenkassen,<br />
IKK= Innungskrankenkassen, EAR = Arbeiter-Ersatzkassen,<br />
EAN = Angestellten-Ersatzkassen Quelle: GKV Statistik BMG, Vordruck KV 45<br />
Tabaksteuer <strong>ver</strong>meidet Tote<br />
Die Bedrohung der Ges<strong>und</strong>heit<br />
durch das Rauchen ist beispiellos<br />
Der Weltbankbericht zum Tabakkonsum<br />
liegt jetzt auch in<br />
einer deutschen Übersetzung<br />
vor<br />
Täglich sterben in Deutschland<br />
300 bis 350 Menschen an tabakbe<strong>di</strong>ngten<br />
Krankheiten. Die Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation<br />
<strong>und</strong> <strong>di</strong>e<br />
Weltbank sprechen inzwischen<br />
von einer Epidemie. Als ein »Meilenstein«<br />
in der Zusammenfassung<br />
von Forschungsergebnissen zur<br />
Tabakepidemie wurde der Bericht<br />
der Weltbank »Curbing the Epidemic«<br />
von 1999 bezeichnet. Am<br />
1. April 2003 hat nun das Deut-<br />
sche Krebsforschungszentrum <strong>di</strong>e<br />
deutsche Fassung unter dem Titel<br />
»Der Tabakepidemie Einhalt gebieten«<br />
vorgestellt. Der Bericht<br />
schlägt zur Eindämmung des Tabakkonsums<br />
zum Beispiel Tabaksteuererhöhungen,<br />
Bekämpfung<br />
des Tabakschmuggels, ein umfassendes<br />
Werbe<strong>ver</strong>bot, Schaffung<br />
einer rauchfreien Umwelt <strong>und</strong><br />
Aufklärungskampagnen vor.<br />
Rauchen tötet weltweit bereits<br />
jeden zehnten Erwachsenen. Bis<br />
2030, vielleicht auch etwas eher,<br />
wird es jeder sechste sein oder<br />
10 Millionen Tote pro Jahr.<br />
Rauchen tötet mehr Menschen als<br />
jede andere einzelne Ursache.<br />
Während <strong>di</strong>ese Epidemie chroni-<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 9<br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politik<br />
scher Krankheit <strong>und</strong> vorzeitigen<br />
Todes noch bis vor kurzem hauptsächlich<br />
<strong>di</strong>e reichen Länder betraf,<br />
<strong>ver</strong>lagert sie sich jetzt rapide in<br />
<strong>di</strong>e Entwicklungsländer. Bis 2020<br />
werden sieben von zehn Menschen,<br />
<strong>di</strong>e durch das Rauchen umkommen,<br />
aus Niedrig- <strong>und</strong> Mitteleinkommensländern<br />
stammen.<br />
Die ungekürzte Version ist unter:<br />
www.fr-aktuell.de/doku runterzuladen.<br />
Der komplette Bericht kann kostenlos<br />
bestellt werden bei: Deutsches<br />
Krebsforschungszentrum,<br />
WHO-Kollaborationszentrum für<br />
Tabakkontrolle, Im Neuenheimer<br />
Feld 280, 69120 Heidelberg<br />
(who-cc@dkfz.de)
Für eine mutige <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>e Reform<br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politik<br />
HANSEN KOMMUNIKATION, KÖLN<br />
Aktionswoche in der<br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>kampagne!<br />
Für Patientinnen <strong>und</strong> Patienten –<br />
gegen Pharmaindustrie, Standes<strong>ver</strong>tretungen<br />
<strong>und</strong> Arbeitgeber<strong>ver</strong>bände<br />
muss <strong>di</strong>e Strukturreform im<br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen durchgesetzt<br />
werden. Dafür wird sich <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> in<br />
der <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>kampagne engagieren.<br />
Starke Lobbygruppen der Wirtschaft<br />
wollen statt einer »ges<strong>und</strong>en<br />
Reform« drastische Einschränkungen<br />
der Kassenleistungen.<br />
Billig soll es sein. Die Lohnnebenkosten<br />
sollen gesenkt werden –<br />
auch wenn dadurch <strong>di</strong>e Qualität<br />
der Versorgung <strong>und</strong> <strong>di</strong>e Arbeitsplätze<br />
bei den gesetzlichen Krankenkassen<br />
<strong>und</strong> den Leistungs-<br />
Mutige Reformen:<br />
Damit ihr geld nicht<br />
auf dem müll landet.<br />
Es gibt viel zu viele Arzneimittel. Dabei brauchen wir<br />
weniger als zehn Prozent <strong>di</strong>eser zum großen Teil<br />
identischen Me<strong>di</strong>kamente <strong>ver</strong>schiedener Hersteller.<br />
Und es werden zu viele <strong>und</strong> zu große Mengen<br />
von Me<strong>di</strong>kamenten <strong>ver</strong>schrieben. Sie landen<br />
deswegen bald auf dem Müll. Rausgeworfenes<br />
gutes Geld: Von Ihrem Kranken<strong>ver</strong>sicherungsbeitrag.<br />
Die Positivliste schafft <strong>di</strong>e notwen<strong>di</strong>ge<br />
Transparenz. Sie gibt<br />
Orientierung <strong>und</strong> Sicherheit.<br />
Und sie hilft sparen, weil sie <strong>di</strong>e<br />
kostengünstigen unter den<br />
notwen<strong>di</strong>gen Me<strong>di</strong>kamenten<br />
nennt. Und sie ist ein guter Lotse<br />
durch <strong>di</strong>e überflüssige Vielfalt<br />
für den Arzt oder Apotheker.<br />
erbringern im <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen<br />
massiv gefährdet werden. Bisher<br />
wird <strong>di</strong>esen Wirtschaftsinteressen<br />
von der B<strong>und</strong>esregierung nicht<br />
entschieden entgegengetreten<br />
– im Gegenteil! Die Regierungserklärung<br />
des B<strong>und</strong>eskanzlers<br />
<strong>und</strong> <strong>di</strong>e Diskussionen in der<br />
Rürup-Kommission sind nicht<br />
ermutigend. Anfang Mai ist der<br />
Gesetzentwurf über <strong>di</strong>e »Modernisierung«<br />
des <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesens<br />
zu erwarten.<br />
Die <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>kampagne<br />
ist aktueller denn je. »Mehr bewegen<br />
– für eine mutige Reform«<br />
– dafür haben wir gute Gründe. In<br />
der Zeit vom 12. bis 17. Mai 2003<br />
führt <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> eine Aktionswoche<br />
durch. Diese <strong>di</strong>ent der Mobilisie-<br />
Vorbeugung<br />
Transparenz<br />
Vernetzung<br />
Qualität<br />
Effizienz<br />
Solidarität<br />
Sicherheit<br />
rung für unsere Forderungen zur<br />
Strukturreform des <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesens.<br />
Sie ist erforderlich, um<br />
einen ra<strong>di</strong>kalen Umbau des <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>systems<br />
gegen <strong>di</strong>e Interessen<br />
der Arbeitnehmerinnen <strong>und</strong><br />
Arbeitnehmer zu <strong>ver</strong>hindern. <strong>ver</strong>.<strong>di</strong><br />
will das solidarisch <strong>und</strong> paritätisch<br />
finanzierte <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen <strong>ver</strong>bessern<br />
<strong>und</strong> zukunftsfest machen.<br />
Gemeinsam mit dem DGB ruft<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> auf zu einem b<strong>und</strong>esweiten<br />
»Netzwerk Ges<strong>und</strong>heit«. Sozial<strong>ver</strong>bände,Patientenorganisationen,<br />
Verbraucherschutz, Wohlfahrts<strong>ver</strong>bände<br />
<strong>und</strong> kirchliche<br />
Organisationen wollen gemeinsam<br />
<strong>di</strong>e Reform in <strong>di</strong>e richtige Richtung<br />
bewegen. Dieses Netzwerk ist<br />
bunt <strong>und</strong> vielfältig <strong>und</strong> signali-<br />
Unsere Kernforderung:<br />
Qualität<br />
<strong>und</strong> Effizienz<br />
Ges<strong>und</strong>heit muss den Menschen <strong>di</strong>enen. Professionalität<br />
<strong>und</strong> Qualität der <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>förderung<br />
<strong>und</strong> Kranken<strong>ver</strong>sorgung müssen gesichert sein.<br />
Von mehr Zusammenarbeit zwischen <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>berufen<br />
<strong>und</strong> -einrichtungen muss der Patient<br />
profitieren. Dazu kommen Wissen <strong>und</strong> Erfahrung.<br />
Für alle Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger muss <strong>di</strong>e hohe<br />
Qualität der me<strong>di</strong>zinischen Versorgung gelten.<br />
Und zwar für jede Leistung.<br />
Sieben Gute Gründe<br />
Für eine<br />
Ges<strong>und</strong>e Reform<br />
■ Vorsorge durch <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>beratung<br />
<strong>und</strong> Präventionsprogramme<br />
■ <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>förderung in allen Lebens-<br />
<strong>und</strong> Arbeitsbereichen<br />
■ Mitbestimmungsrecht der Patienten<br />
■ geschlechterspezifische Forschung<br />
<strong>und</strong> Berichterstattung<br />
■ bessere Informationsmöglichkeiten<br />
für den Patienten<br />
■ Einführung der <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>karte<br />
<strong>und</strong> der Patientenquittung<br />
■ Einführung der Positivliste für Me<strong>di</strong>kamente<br />
■ Vorrang für integrierte Versorgung,<br />
Vorbeugung <strong>und</strong> Behandlung<br />
■ Öffnung der <strong>Krankenhäuser</strong><br />
für <strong>di</strong>e ambulante Versorgung<br />
■ Zusammenarbeit aller <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>berufe<br />
<strong>und</strong> -<strong>di</strong>enstleister<br />
■ Einführung qualitätsgeprüfter<br />
Behandlungsleitlinien für chronisch Kranke<br />
Gruppenegoistisches Handeln dagegen scha<br />
Versorgungsmängel. Wir haben Über-, Unte<br />
Fehl<strong>ver</strong>sorgung. Mittelmaß <strong>und</strong> schlechte Q<br />
werden wirtschaftlich belohnt.<br />
Wir brauchen eine strikte Orientierung am B<br />
des Patienten <strong>und</strong> flächendeckend gute auf<br />
der abgestimmte Leistungen. Das ist nicht n<br />
besser, sondern auch billiger. Leitlinien, regelm<br />
Fortbildung <strong>und</strong> Qualitätskriterien sind für P<br />
im <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen un<strong>ver</strong>zichtbar.<br />
Bedürfnisse der Menschen, humane <strong>und</strong> so<br />
me<strong>di</strong>zinische Notwen<strong>di</strong>gkeiten sind in einer<br />
len Kranken<strong>ver</strong>sorgung unab<strong>di</strong>ngbar. Krank<br />
insbesondere Schwerkranke – müssen vor b<br />
Marktmacht in der Gesellschaft geschützt w<br />
■ <strong>ver</strong>bindliche Kriterien zur Qualität<br />
der Patienten<strong>ver</strong>sorgung<br />
■ gute Ausbildungen <strong>und</strong> Arbeitsbe<strong>di</strong>ngun<br />
■ Entlastung der Krankenkassen<br />
von staatlichen Aufgaben<br />
■ Hausarzt als Lotse<br />
■ Solidarprinzip<br />
■ paritätische Finanzierung<br />
10 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> – Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft e.V. · Potsdamer Platz 10 · 10785 Berlin, Verantwortlich: Beate Eggert<br />
Konzept/Gestaltung: Hansen Kommunikation, Köln · Druck: apm AG Eppelheim, Niederlassung Frankfurt a.M. · W-1620-41-0303
fft<br />
r- <strong>und</strong><br />
ualität<br />
edarf<br />
einanur<br />
äßige<br />
rofis<br />
ziale<br />
soziae<br />
–<br />
linder<br />
erden.<br />
gen<br />
siert, dass <strong>di</strong>e Patienteninteressen<br />
in den Mittelpunkt des <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesens<br />
gehören. Es sollen<br />
regionale Bündnisse ins Leben gerufen<br />
werden.<br />
Die Aktionswoche selbst soll zu<br />
vielfältigen Veranstaltungen, Gesprächen<br />
<strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit<br />
im B<strong>und</strong>esgebiet genutzt werden.<br />
Ihren Höhepunkt findet sie mit<br />
einer Demonstration am Samstag,<br />
dem 17. Mai in Berlin vor der<br />
Siegessäule.<br />
Die Demonstration geht alle<br />
Fachbereiche in <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> an. Ges<strong>und</strong>heit<br />
als gesellschaftliche <strong>und</strong><br />
soziale Aufgabe ist das Thema.<br />
Dabei geht es um das Leistungsangebot<br />
für alle Versicherten <strong>und</strong><br />
auch darum, wie hoch das Netto-<br />
Viele reden von einer<br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>reform, aber<br />
denken dabei nur an <strong>di</strong>e<br />
Sicherung ihrer eigenen<br />
Interessen. Das ist keine<br />
Reform, sondern le<strong>di</strong>glich<br />
<strong>di</strong>e Um<strong>ver</strong>teilung der<br />
Kosten zum Nachteil der<br />
Versicherten.<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> hat ein zukunftsfähiges<br />
Konzept entwickelt.<br />
Darin schlagen wir konkrete,<br />
strukturelle <strong>und</strong><br />
finanzielle Veränderungen<br />
der <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong><strong>ver</strong>sorgung<br />
vor. <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> geht es vor allem<br />
um das Patientenwohl <strong>und</strong><br />
soziale Gerechtigkeit.<br />
Die Vorschläge wenden<br />
sich gegen <strong>di</strong>e stän<strong>di</strong>ge<br />
Verunsicherung durch zu<br />
viele <strong>und</strong> sich widersprechende<br />
Aussagen. Denn<br />
<strong>di</strong>e Menschen haben ein<br />
Recht auf Klarheit <strong>und</strong><br />
Sicherheit.<br />
Gute Gründe<br />
für eine Ges<strong>und</strong>e Reform<br />
ür <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> bedeutet <strong>di</strong>e<br />
F<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>reform nicht<br />
<strong>di</strong>e Abwälzung der Finanz<strong>und</strong><br />
Strukturprobleme auf<br />
<strong>di</strong>e Versicherten. Eine<br />
zukunftsfähige Reform kann<br />
nur auf dem F<strong>und</strong>ament<br />
eines gerechten Finanzierungskonzepts<br />
erreicht werden.<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> fordert daher<br />
■ 15 bis 20 Mrd. Euro<br />
durch Strukturreformen<br />
einzusparen<br />
■ <strong>ver</strong>sicherungsfremde<br />
Leistungen nicht länger<br />
von den Kassen, bzw. den<br />
Versicherten bezahlen zu<br />
lassen <strong>und</strong> damit 20 Mrd.<br />
Euro einzusparen<br />
einkommen der Arbeitnehmer <strong>und</strong><br />
Arbeitnehmerinnen am Monatsende<br />
ist. <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> will keine Zwei-<br />
Klassen-Me<strong>di</strong>zin. Es geht aber<br />
auch um <strong>di</strong>e Situation der Beschäftigten<br />
im <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen,<br />
in den <strong>Krankenhäuser</strong>n <strong>und</strong> bei<br />
den Versorgerkassen. Auch deshalb<br />
wird gerade aus <strong>di</strong>esen Fachbereichen<br />
eine besonders große<br />
Beteiligung erwartet. Sie muss<br />
deutlich über der des Vorjahres<br />
liegen.<br />
Die Aktionswoche <strong>und</strong> Demonstration<br />
<strong>di</strong>enen als Auftakt für<br />
weitere Aktivitäten der Gewerkschaften<br />
gegen den Sozialabbau<br />
<strong>und</strong> für einen zukunftssicheren<br />
Sozialstaat auf dem Gr<strong>und</strong>wert<br />
der Solidarität. Sie fließt als ein<br />
Eine Durchsetzung <strong>di</strong>eser<br />
Sparmaßnahmen ist längst<br />
überfällig. Sie würde für den<br />
Versicherten eine Reduzierung<br />
des Krankenkassenbeitrags<br />
um mindestens 4 Prozent bei<br />
gleichem Leistungsumfang<br />
bedeuten.<br />
Mutige<br />
Reformen:<br />
Damit ihre<br />
Ges<strong>und</strong>heit<br />
wieder im<br />
mittelpunkt<br />
steht.<br />
www.<strong>ver</strong><strong>di</strong>.de/stark_im_wandel<br />
Teil in <strong>di</strong>e <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Dachkampagne<br />
»Stark im Wandel« ein, bei der es<br />
um Bewahrung gewerkschaftlichen<br />
Werte <strong>und</strong> Gestaltung der<br />
Politik gleichermaßen geht.<br />
Mit der Lage unserer Aktionswoche<br />
können wir zu Beginn des<br />
parlamentarischen Verfahrens unsere<br />
Vorstellungen in <strong>di</strong>e Öffentlichkeit<br />
tragen. Alle Bezirke <strong>und</strong><br />
Fachbereiche sind aufgerufen in<br />
der Folgezeit <strong>di</strong>e Sprechst<strong>und</strong>en<br />
oder Veranstaltungen ihrer Abgeordneten<br />
in B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Land zu<br />
nutzen, um ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong><br />
sozialpolitische Themen anzusprechen<br />
<strong>und</strong> klare Positionen einzufordern.<br />
Dabei setzen wir auch <strong>di</strong>e<br />
Erklärungen der Abgeordneten<br />
vor der B<strong>und</strong>estagswahl 2002 ein.<br />
Wir wollen wissen, wie <strong>di</strong>e Zusagen<br />
vor der Wahl in der aktuellen<br />
Politik umgesetzt werden.<br />
Im Newsletter der <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>kampagne<br />
werden wir regelmäßig<br />
über <strong>di</strong>e Planungen <strong>und</strong> besonders<br />
kreative Aktionen in den Bezirken<br />
informieren. Ebenso wird im<br />
Internet zur Aktionswoche berichtet<br />
<strong>und</strong> aktuell zum Stand der<br />
Demonstration am 17. Mai informiert.<br />
■<br />
Arnold Rekittke<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 11<br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politik
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politik<br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politik:<br />
Die 12 <strong>di</strong>cksten Lügen<br />
„Hohe Bettenberge<br />
müssen abgebaut <strong>und</strong><br />
lange Liegezeiten <strong>ver</strong>kürzt<br />
werden, sonst können wir uns<br />
unsere <strong>Krankenhäuser</strong> bald<br />
nicht mehr leisten!”<br />
Internationale Vergleichsuntersuchungen<br />
haben gezeigt: <strong>di</strong>e Leistungen<br />
der deutschen <strong>Krankenhäuser</strong><br />
sind bei hoher Qualität sehr wirtschaftlich.<br />
Das Gerede von Bettenbergen<br />
<strong>und</strong> zu langen Liegezeiten ist<br />
daher aus der Luft gegriffen <strong>und</strong> soll<br />
den Weg bereiten für <strong>di</strong>e Fallpauschalen<br />
– ein neues Finanzierungssystem<br />
der <strong>Krankenhäuser</strong>, das <strong>di</strong>e<br />
Kosten eher aufblähen <strong>und</strong> <strong>di</strong>e<br />
Qualität drücken wird.<br />
Der Krankenhausbereich, heißt es,<br />
sei der teuerste Bereich im <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen.<br />
Wenn man richtig sparen<br />
Patient Krankenhaus?!<br />
Diagnosen<br />
Personalabbau, Verkürzung der<br />
Verweildauer, weitere Zunahme<br />
der Patientenzahlen, Reduzierung<br />
der Betten, keine Personalbemessung,<br />
mangelhafte Qualitätssicherung,<br />
Tarifflucht, Outsourcing <strong>und</strong>,<br />
<strong>und</strong>, <strong>und</strong> ...<br />
Anamnese<br />
Die deutschen <strong>Krankenhäuser</strong><br />
stehen als chronisch kranker Patient<br />
in vielen Fällen vor einem betriebswirtschaftlichen<br />
Kollaps.<br />
Negative Begleiterscheinungen<br />
für <strong>di</strong>e Beschäftigten sind zusätzliche<br />
Belastungen, weniger Lohn<br />
<strong>und</strong> düstere Aussichten für <strong>di</strong>e Zukunft.<br />
Bis auf <strong>di</strong>e Berufsgruppe der<br />
Ärzte/innen wurden bereits alle<br />
anderen Berufsgruppen in den<br />
<strong>Krankenhäuser</strong>n erheblich reduziert.<br />
10.<br />
Die Wahrheit sieht anders aus!<br />
wolle, dann hier. Tatsächlich sind es<br />
32,4% der gesamten <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>ausgaben,<br />
<strong>di</strong>e für <strong>di</strong>e stationäre Versorgung<br />
ausgegeben werden. Dem stehen<br />
46,5% Ausgaben für ambulante<br />
Behandlung (Ärzte, Zahnärzte, Zahnersatz,<br />
Me<strong>di</strong>kamente, Heil- <strong>und</strong> Hilfsmittel)<br />
gegenüber. Außerdem steht das<br />
Krankenhaus am Ende der Versorgungskette,<br />
wo <strong>di</strong>e schwersten<br />
Erkrankungen behandelt werden.<br />
Die hoch spezialisierten Geräte <strong>und</strong><br />
das Know-how der Fachärzte in den<br />
Kliniken könnten aller<strong>di</strong>ngs oft besser<br />
genutzt (<strong>und</strong> damit <strong>di</strong>e Kosten gesenkt<br />
Gute Noten für deutsche <strong>Krankenhäuser</strong><br />
Krankenhauskosten je Fall 1999 in Euro<br />
10.000<br />
9.200<br />
9.000<br />
8.000 7.799<br />
7.000<br />
6.940<br />
6.578<br />
6.000<br />
5.000<br />
5.315 5.260<br />
4.317<br />
4.000<br />
3.000<br />
2.000<br />
1.000<br />
3.508 3.434<br />
3.049<br />
2.655 2.600<br />
0 USA CH NL L IRL E UK F D A GR FIN<br />
Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt 2002<br />
werden), wenn <strong>di</strong>e <strong>Krankenhäuser</strong><br />
rechtzeitiger eingeschaltet würden <strong>und</strong><br />
PatientInnen auch ambulant behandeln<br />
könnten. Statt <strong>di</strong>e Potentiale der<br />
<strong>Krankenhäuser</strong> effektiv zu nutzen, wird<br />
an allen Ecken <strong>und</strong> Enden kurzsichtig<br />
gespart. Insbesondere <strong>di</strong>e öffentlichen<br />
<strong>Krankenhäuser</strong>n werden so systematisch<br />
heruntergewirtschaftet. Allein in<br />
Baden-Württemberg gibt es einen<br />
Investitionsstau im Krankenhausbereich<br />
von mehr als 1,5 Milliarden Euro, der<br />
mit den 150 Millionen Euro, <strong>di</strong>e das<br />
Land pro Jahr zur Verfügung stellt,<br />
wohl nie abgebaut werden kann.<br />
Die Krankenhaus<strong>ver</strong>sorgung ist ein<br />
zentraler Bestandteil unseres <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesens.<br />
Dass hier immer noch<br />
gute Arbeit zu günstigen Preisen geleistet<br />
wird, <strong>ver</strong>danken wir vor allem<br />
den dort Beschäftigten. Auf ihrem Rücken<br />
werden immer weitere Einsparungen<br />
<strong>und</strong> Mittelkürzungen ausgetragen.<br />
Seit 1993 wurden in den <strong>Krankenhäuser</strong>n<br />
über 60.000 Stellen abgebaut.<br />
Die Zahl der <strong>Krankenhäuser</strong> ging in <strong>di</strong>esem<br />
Zeitraum um 205 zurück, <strong>di</strong>e Zahl<br />
der Betten um 126.325. Die Zahl der<br />
Patienten bzw. der Fälle dagegen stieg<br />
um 2,7 Mio., <strong>di</strong>e Verweildauer sank von<br />
15,2 auf 10,1 Tage.<br />
Ein Bettenabbau, der zulasten der<br />
großen Kliniken geht, <strong>ver</strong>schlechtert<br />
Mehr bewegen.<br />
für eine<br />
ges<strong>und</strong>e Reform i<br />
Als PDF-Dateien runterzuladen von: www.<strong>ver</strong><strong>di</strong>.de/<br />
baden-wuerttemberg/lbz/meinungen/<strong>di</strong>e_12_<strong>di</strong>cksten_luegen<br />
Insbesondere im Bereich des<br />
Pflege<strong>di</strong>enstes wurde <strong>di</strong>e Anzahl<br />
der Beschäftigten im Zeitraum von<br />
1995 bis 2000 von 306.362 auf<br />
293.449 um 4,2% abgebaut.<br />
Die Anzahl, der in den <strong>Krankenhäuser</strong>n<br />
behandelten Fälle stieg im<br />
gleichen Zeitraum um 10% an.<br />
Gleichzeitig wurde <strong>di</strong>e Anzahl der<br />
Krankenhausbetten um 8,12% abgebaut.<br />
Therapievorschläge<br />
Bitte überweisen sie <strong>di</strong>e <strong>ver</strong>antwortlichen<br />
Politiker/innen im Rahmen<br />
einer psycho-sozialen <strong>und</strong><br />
me<strong>di</strong>zinischen Selbsterfahrung in<br />
ein Krankenhaus ihrer Wahl.<br />
Die Politiker/innen werden sehr<br />
schnell feststellen, dass sich <strong>di</strong>e<br />
durchschnittliche Verweildauer<br />
ebenfalls von 11,4 Tagen in 1995<br />
auf 9,6 Tage im Jahr 2000 <strong>ver</strong>ringert<br />
hat.<br />
»Lüge Nr. 10« im Rahmen unserer<br />
monatlichen Flugblattreihe<br />
über <strong>di</strong>e <strong>di</strong>cksten Lügen in der ges<strong>und</strong>heitspolitischen<br />
Diskussion ist<br />
erschienen. Wegen der guten Resonanz<br />
<strong>di</strong>eser Reihe wollen wir<br />
Entlassungsbericht<br />
Akuter Personalmangel bei<br />
gleichzeitiger Zunahme der Arbeitsbelastungen;<br />
eine erfolg<strong>ver</strong>sprechende<br />
Therapie <strong>und</strong> kurzfristige<br />
Ges<strong>und</strong>ung ist unter <strong>di</strong>esen<br />
Be<strong>di</strong>ngungen leider nicht möglich.<br />
Empfehlungen<br />
■ Weitergehende fachärztliche<br />
Untersuchung der gesetzlichen<br />
Rahmenbe<strong>di</strong>ngungen<br />
■ Strikte Beibehaltung der<br />
paritätischen Finanzierung<br />
■ Verzahnung stationärer <strong>und</strong><br />
ambulanter Strukturen durch<br />
Schaffung einer integrierten<br />
Versorgung<br />
■ Schließung der Verschiebebahnhöfe<br />
in der gesetzlichen<br />
Kranken<strong>ver</strong>sicherung<br />
■ Keine staatlich <strong>ver</strong>ordnete<br />
»Nullr<strong>und</strong>e« für <strong>di</strong>e <strong>Krankenhäuser</strong><br />
■ Qualitative <strong>und</strong> hochwertige<br />
Versorgung der Patienten<br />
Ihre Fachgruppe <strong>Krankenhäuser</strong><br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> B<strong>und</strong>es<strong>ver</strong>waltung<br />
Die 12 <strong>di</strong>cksten Lügen<br />
im <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen<br />
Fachgruppe <strong>Krankenhäuser</strong><br />
nach Erscheinen der 12. Lüge alle<br />
zusammen als kleine Broschüre<br />
anbieten. ■<br />
Werner Sauerborn, <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> Baden-<br />
Württemberg<br />
12 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003<br />
DIRK VÖLPEL-HAUS
Ges<strong>und</strong>heit ist das höchste Gut – auch für<br />
<strong>di</strong>e Beschäftigten in <strong>Krankenhäuser</strong>n!<br />
Arbeits- <strong>und</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>schutz<br />
sind Pflicht. Überall. Seit h<strong>und</strong>ert<br />
Jahren. Selbst in <strong>Krankenhäuser</strong>n.<br />
Aber wie sieht es in der Wirklichkeit<br />
damit aus?<br />
Es gibt <strong>Krankenhäuser</strong>, <strong>di</strong>e erle<strong>di</strong>gen<br />
nur ihre Pflicht. Eine Sicherheitsfachkraft<br />
wird engagiert <strong>und</strong><br />
kontrolliert <strong>di</strong>e technische Sicherheit.<br />
Eine Arbeitsme<strong>di</strong>zinerin kümmert<br />
sich st<strong>und</strong>enweise hauptsächlich<br />
um Einstellungsuntersuchungen<br />
statt um Arbeits- <strong>und</strong><br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>schutz der MitarbeiterInnen.<br />
Doch es gibt auch gute Beispiele.<br />
In <strong>di</strong>esen ist es gelungen,<br />
ein umfassendes betriebliches Arbeits-<br />
<strong>und</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>förderungssystem<br />
zu etablieren.<br />
Denn <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>förderung hat<br />
sich zum tra<strong>di</strong>tionellen Begriff des<br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>schutzes hinzu gesellt<br />
<strong>und</strong> ist somit fester Bestandteil im<br />
tra<strong>di</strong>tionellen Begriff des <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>schutzes<br />
geworden. Und das<br />
bedeutet, dass nicht nur nach<br />
Stolperstellen <strong>und</strong> wackeligen<br />
Trittleitern gesucht, sondern dass<br />
eine ges<strong>und</strong>heitsfördernde Arbeitsumgebung<br />
angestrebt wird.<br />
Ottawa-Charta<br />
Die Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation<br />
(WHO) hat im Rahmen einer internationalen<br />
Konferenz bereits am<br />
21. November 1986 eine Charta<br />
(also sozusagen ein <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>-<br />
»Gr<strong>und</strong>gesetz«) beschlossen. Darin<br />
heißt es u.a.:<br />
»<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>förderung zielt auf<br />
einen Prozess, allen Menschen ein<br />
höheres Maß an Selbstbestimmung<br />
über ihre Ges<strong>und</strong>heit zu ermöglichen<br />
<strong>und</strong> sie damit zur Stärkung<br />
ihrer Ges<strong>und</strong>heit zu befähigen.<br />
Um ein umfassendes körperliches,<br />
seelisches <strong>und</strong> soziales Wohlbefinden<br />
zu erlangen, ist es notwen<strong>di</strong>g,<br />
dass sowohl einzelne als auch<br />
Gruppen ihre Bedürfnisse befrie<strong>di</strong>gen,<br />
ihre Wünsche <strong>und</strong> Hoffnungen<br />
wahrnehmen <strong>und</strong> <strong>ver</strong>wirklichen<br />
<strong>und</strong> so ihre Umwelt<br />
meistern bzw. sie <strong>ver</strong>ändern können<br />
...«<br />
Nur schöne Worte?<br />
Bereits 1988 hat das WHO-Projekt<br />
»Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Krankenhaus«<br />
u.a. in der Krankenanstalt<br />
der Stadt Wien Aufsehen erregt.<br />
Viele Projekte sind gefolgt. Ganz<br />
aktuell ein Modellprojekt der VereintenDienstleistungsgewerkschaft<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> (z.B. in Kooperation<br />
mit dem Klinikum Lippe-Lemgo;<br />
1.594 Betten an drei Standorten;<br />
2.970 MitarbeiterInnen). Modellhaft<br />
wurde der Nachweis erbracht,<br />
dass über den Ansatz »Was hält<br />
ArbeitnehmerInnen im Betrieb ges<strong>und</strong>?«<br />
mittels Organisations- <strong>und</strong><br />
Personalentwicklung <strong>di</strong>e Ges<strong>und</strong>heit<br />
von Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern<br />
entscheidend <strong>und</strong> positiv<br />
beeinflusst werden kann.<br />
Die Beschäftigten beteiligen<br />
<strong>und</strong> ernst nehmen!<br />
In Arbeitsgruppen, den so genannten<br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>zirkeln, können<br />
Ansprüche formuliert <strong>und</strong><br />
konkrete Belastungen vorgetragen<br />
werden. Und es wirkt! Zwar können<br />
keine W<strong>und</strong>er erwartet werden,<br />
aber es gibt im Arbeitsalltag<br />
viele Kleinigkeiten <strong>di</strong>e nerven <strong>und</strong><br />
stören. Diese können häufig abgestellt<br />
werden. Der Erfolgsfaktor<br />
ist, dass <strong>di</strong>e Beschäftigten mit<br />
ihren Empfindungen <strong>und</strong> Erfahrungen<br />
ernst genommen werden.<br />
Wichtig sind ebenso <strong>di</strong>e Angebote<br />
zur Beratung, <strong>di</strong>e heute auch<br />
Stress durch Überlastung <strong>und</strong> Fälle<br />
von Mobbing am Arbeitsplatz mit<br />
einbeziehen müssen. Bei allem<br />
muss aber ein Zusammenhang<br />
deutlich bleiben: Der beste Ge-<br />
s<strong>und</strong>heitszirkel nützt nichts in Abteilungen,<br />
<strong>di</strong>e personell unterbesetzt<br />
sind! Hier helfen nur mehr<br />
Stellen oder weniger Arbeit.<br />
Heute ist unbestritten, dass Umwelt<br />
<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit zusammenhängen.<br />
Auch in der Arbeitswelt.<br />
Daher ist im modernen Arbeits<strong>und</strong><br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>schutz nicht nur<br />
<strong>di</strong>e <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>förderung, sondern<br />
auch der aktive Umweltschutz<br />
integriert. Also, nicht mehr<br />
nur ein Arbeitsschutzausschuss,<br />
wie ihn <strong>di</strong>e h<strong>und</strong>ertjährige Reichs<strong>ver</strong>sicherungsordnung<br />
(jetzt Sozialgesetzbuch<br />
VII) fordert, sondern<br />
ein betrieblicher Ausschuss für Arbeitssicherheit,<br />
Umweltschutz <strong>und</strong><br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>förderung (AUG-Ausschuss)<br />
ist heute angesagt.<br />
Daran werden wir <strong>di</strong>e Dienststellen<br />
der Verwaltung, <strong>di</strong>e <strong>Krankenhäuser</strong><br />
<strong>und</strong> das Klinikum in der<br />
Region Hanno<strong>ver</strong> messen. ■<br />
Friedo Weh<br />
An Ges<strong>und</strong>heit darf nicht<br />
gespart werden!<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 13<br />
BETTINA HARBORTH, HANNOVER<br />
KARL-OTTO RÄCKE, HANNOVER<br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politik<br />
aus: <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>skop,<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Betriebszeitung<br />
für <strong>di</strong>e<br />
Beschäftigten der<br />
<strong>Krankenhäuser</strong> <strong>und</strong><br />
Pflegeheime der<br />
Region Hanno<strong>ver</strong>,<br />
Nr. 7 / März 2003,<br />
Seite 6
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politik<br />
Arbeitszeitgipfel<br />
Neue Arbeitszeitmodelle sollen<br />
Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen im<br />
Krankenhaus <strong>ver</strong>bessern<br />
Die Verbesserung der Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />
in deutschen <strong>Krankenhäuser</strong>n<br />
war Thema des zweiten<br />
Arbeitszeitgipfels, der am<br />
26. März 2003 auf Einladung<br />
von B<strong>und</strong>essozialministerin Ulla<br />
Schmidt in Berlin stattfand.<br />
Die Teilnehmer – <strong>di</strong>e Deutsche<br />
Krankenhausgesellschaft, <strong>di</strong>e Spitzen<strong>ver</strong>bände<br />
der Krankenkassen,<br />
der Deutsche Pflegerat, <strong>di</strong>e Gewerkschaft<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>, der Marburger<br />
B<strong>und</strong> <strong>und</strong> <strong>di</strong>e Vereinigung der<br />
kommunalen Arbeitgeber<strong>ver</strong>ände<br />
– einigten sich auf eine gemeinsame<br />
Erklärung.<br />
Die B<strong>und</strong>esregierung hat bereits<br />
im Vorfeld der anstehenden<br />
Rechtsentscheidungen <strong>di</strong>e Rah-<br />
Nicht nur waschen <strong>und</strong> kämmen<br />
Vorbeugung muss auch in der<br />
Pflege <strong>ver</strong>ankert werden – viel<br />
Leid <strong>ver</strong>meidbar<br />
Faustgroße Druckgeschwüre am<br />
<strong>ver</strong>längerten Rücken stellte <strong>di</strong>e Altenpflegerin<br />
an ihrem neuen Patienten<br />
fest. Und damit war klar:<br />
Diese W<strong>und</strong>en müssen täglich intensiv<br />
behandelt werden. Dass sie<br />
sich jemals wieder schließen, war<br />
unwahrscheinlich. Auch mühsam<br />
nachzuvollziehen, wodurch sich<br />
der 86-jährige Rollstuhlfahrer solche<br />
Druckgeschwüren zugezogen<br />
hatte: Mangelnde Pflege im<br />
Krankenhaus oder in der Einrichtung,<br />
in der er untergebracht<br />
war? Rötungen, <strong>di</strong>e nicht behandelt<br />
wurden, Klagen über Schmerzen,<br />
denen nicht nachgegangen<br />
wurde?<br />
menbe<strong>di</strong>ngungen für eine Verbesserung<br />
der Arbeitszeiten <strong>und</strong> der<br />
Arbeitsorganisation geschaffen.<br />
Hierbei spielt <strong>di</strong>e Nutzung moderner<br />
Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnologien<br />
eine wichtige<br />
Rolle. Durch das Fallpauschalengesetz<br />
wird im Rahmen eines für <strong>di</strong>e<br />
Jahre 2003 <strong>und</strong> 2004 geltenden<br />
Zwei-Jahres-Programms den <strong>Krankenhäuser</strong>n<br />
insgesamt 200 Millionen<br />
Euro zur Verfügung gestellt,<br />
um neue Arbeitszeitmodelle zu<br />
fördern.<br />
Mit dem zur Verfügung gestellten<br />
Geld können bis zu 10.000<br />
neue Stellen finanziert werden.<br />
Bereits über 300 <strong>Krankenhäuser</strong><br />
nutzen <strong>di</strong>ese Möglichkeit. Das<br />
B<strong>und</strong>essozialministerium prüft, ob<br />
im Jahr 2004 Mittel aus den bereitgestellten<br />
100 Millionen Euro<br />
Zwischen 8 <strong>und</strong> 50 Prozent der<br />
Frauen <strong>und</strong> Männer in Altenpflege-Einrichtungen<br />
leiden unter<br />
Dekubitus, also Druckgeschwüren<br />
oder W<strong>und</strong>liegen, schätzen Experten<br />
der Stiftung Pflege in Düsseldorf.<br />
Die Schmerzen, <strong>di</strong>e <strong>di</strong>e Geschwüre<br />
<strong>ver</strong>ursachen, wären<br />
<strong>ver</strong>meidbar, <strong>di</strong>e Kosten für <strong>di</strong>e<br />
Behandlung könnten gespart werden.<br />
Würden <strong>di</strong>e Patienten öfter<br />
umgelagert <strong>und</strong> zur Bewegung<br />
animiert – so würden solche Geschwüre<br />
gar nicht entstehen.<br />
Pflege muss <strong>ver</strong>bessert werden<br />
Auf 3,1 Milliarden Euro beziffern<br />
Fachleute der Stiftung Pflege <strong>di</strong>e<br />
Kosten, <strong>di</strong>e Jahr um Jahr für <strong>di</strong>e<br />
Behandlung der Druckgeschwüre<br />
anfallen, wie intensive W<strong>und</strong>be-<br />
auch dann ausgezahlt werden<br />
können, wenn das Krankenhaus<br />
nicht Mittel in der Höhe der erhaltenen<br />
Förderung einspart. Dies<br />
wurde auf dem Arbeitszeitgipfel<br />
<strong>ver</strong>einbart. Außerdem sollen vorhandene<br />
Arbeitszeitmodelle bewertet<br />
werden. Darüber hinaus<br />
wurde unter anderem <strong>ver</strong>einbart,<br />
dass alles dafür getan wird, <strong>di</strong>e<br />
Arzt-im-Praktikum-Phase schon<br />
zum Wintersemester 2004/2005<br />
abzuschaffen.<br />
Der erste Arbeitszeitgipfel<br />
war am 4. März 2002 zusammengekommen.<br />
■<br />
Presse- <strong>und</strong> Informationsamt<br />
der B<strong>und</strong>esregierung<br />
InternetPost@b<strong>und</strong>esregierung.de<br />
www.b<strong>und</strong>esregierung.de<br />
handlung, teures Verbandmaterial.<br />
Eine stattliche Summe – vor allem<br />
in Anbetracht der drohenden Defizite<br />
der Pflege<strong>ver</strong>sicherung. Einige<br />
Politiker <strong>und</strong> Sozialökonomen wollen<br />
<strong>di</strong>eser Defizite wegen den<br />
jüngsten Spross der deutschen Sozial<strong>ver</strong>sicherung<br />
wieder abschaffen.<br />
Doch damit wäre an der Situation<br />
der Pflege<strong>ver</strong>sicherung nichts<br />
geändert, argumentiert <strong>di</strong>e Stiftung<br />
Pflege in Düsseldorf. Die<br />
Pflege an sich müsse <strong>ver</strong>bessert<br />
werden, der Vorbeugung einen<br />
weit größeren Stellenwert eingeräumt<br />
werden. Das <strong>ver</strong>hindere<br />
Leid <strong>und</strong> lohne sich unterm<br />
Strich auch finanziell, ist sich <strong>di</strong>e<br />
Pflegewissenschaftlerin Angelika<br />
Zegelin-Abt von der Uni<strong>ver</strong>sität<br />
Witten-Herdecke sicher. Die Pflege-<br />
14 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003
expertin sitzt auch im Fachbeirat<br />
der Stiftung Pflege. Ähnlich wie<br />
Zegelin-Abt sieht es auch der<br />
Sozial<strong>ver</strong>band Deutschland (SoVD).<br />
Für den Vizepräsidenten des Verbandes,<br />
Sven Picker, muss <strong>di</strong>e<br />
Pflegepolitik neu bestimmt werden:<br />
»Wir befürworten strukturelle<br />
Reformen, <strong>di</strong>e auf Prävention<br />
<strong>und</strong> Kompetenzerhaltung abzielen«,<br />
betont er.<br />
Personal oft nicht gut genug<br />
ausgebildet<br />
Prävention wird in der Pflege<br />
nach wie vor klein geschrieben.<br />
Zegelin-Abt macht unterschiedliche<br />
Gründe dafür <strong>ver</strong>antwortlich:<br />
Teilweise sei das Personal nicht<br />
entsprechend ausgebildet, teilweise<br />
fehlt schlicht <strong>di</strong>e Zeit.<br />
Für letzteres sind auch <strong>di</strong>e Pflegestandards<br />
<strong>ver</strong>antwortlich, <strong>di</strong>e <strong>di</strong>e<br />
Pflegekassen setzen. Die Pflege<strong>ver</strong>sicherung<br />
will eine Mindest<strong>ver</strong>sorgung<br />
garantieren, keine<br />
R<strong>und</strong>um-Pflege.<br />
Die Folge: Die Pflege hat vor<br />
allem <strong>di</strong>e Versorgung des Körpers<br />
zum Ziel. Vorbeugung aber muss<br />
umfassend ansetzen. Eine solche<br />
Pflege, <strong>di</strong>e Bewegung ebenso einbezieht<br />
wie Sinn-Finden <strong>und</strong> Zuwendung,<br />
sei aber zum Billigtarif<br />
nicht zu haben, betont Zegelin-<br />
Abt. Denn <strong>di</strong>es sei eine in<strong>di</strong>viduelle,<br />
auf den Pflegebedürftigen<br />
abgestimmte Dienstleistung –<br />
eben eine sehr personalintensive<br />
Dienstleistung.<br />
Aber personalintensiv ist <strong>di</strong>e<br />
Dienstleistung schon heute. Aller<strong>di</strong>ngs<br />
setzt sie erst dann ein, wenn<br />
<strong>di</strong>e Leiden bereits ausgebrochen<br />
sind wie beim Dekubitus. Oder<br />
Beispiel Hüftoperationen: Schätzungen<br />
von Experten zufolge<br />
wären viele Stürze von älteren<br />
Menschen <strong>und</strong> als Folge davon<br />
<strong>di</strong>e Hüftoperationen überflüssig<br />
– wenn eine intensi<strong>ver</strong>e Sturzprävention<br />
<strong>di</strong>e Regel <strong>und</strong> nicht <strong>di</strong>e<br />
Ausnahme wäre. Oder wenn bei<br />
den Angehörigen, den Hausärzten<br />
oder dem Pflegepersonal öfter der<br />
Zusammenhang zwischen Me<strong>di</strong>kamentencocktails<br />
<strong>und</strong> Schwindel<br />
bekannt wäre. Nebenwirkungen<br />
von Psychopharmaka zum Beispiel<br />
sind oft nicht nur Apathie, sondern<br />
auch ein unsicherer Gang.<br />
Stürze sind <strong>di</strong>e Folge.<br />
Bettlägrigkeit <strong>ver</strong>meiden<br />
Beispiel Ernährung: Viele alte<br />
Menschen sind abgemagert <strong>und</strong><br />
sie trinken zuwenig. Wer aber zu<br />
wenig trinkt, ist anfällig für Lungenentzündungen,<br />
hat Probleme<br />
mit der Haut, was wiederum<br />
Druckgeschwüre begünstigt.<br />
Doch statt <strong>di</strong>e Frauen <strong>und</strong> Männer<br />
jede St<strong>und</strong>e zum Trinken zu<br />
animieren, werde in vielen Einrichtungen<br />
reichlich schnell künstlich<br />
ernährt, weiß Zegelin-Abt – zur<br />
Erleichterung des Pflegealltags.<br />
Für viele ältere Menschen ist aber<br />
genau das <strong>di</strong>e Horrorvorstellung<br />
schlechthin: abhängig von Pflegepersonal<br />
zu sein, sich kaum noch<br />
bewegen zu können <strong>und</strong> Nahrungsaufnahme<br />
<strong>und</strong> Verdauung<br />
über Schläuche zu erle<strong>di</strong>gen, <strong>ver</strong>kabelt<br />
zu sein.<br />
Pflege statt Schläuchen, müsse<br />
<strong>di</strong>e Losung heißen. Konzepte, <strong>di</strong>e<br />
Selbststän<strong>di</strong>gkeit der alten Leute<br />
zu erhalten <strong>und</strong> Bettlägrigkeit zu<br />
<strong>ver</strong>meiden, gibt es längst. Doch<br />
nur in wenigen Einrichtungen werden<br />
sie konsequent umgesetzt,<br />
wissen Pflegeexperten.<br />
Pflege-Standards müssen<br />
definiert werden<br />
Wie könnte eine Pflege aussehen,<br />
<strong>di</strong>e <strong>di</strong>e Würde wahrt <strong>und</strong><br />
<strong>di</strong>e nicht nur physisch betreut,<br />
sondern <strong>di</strong>e Pflegebedürftigen<br />
auch psychisch wahrnimmt? Es<br />
müsse definiert werden, was Qualität<br />
in der Pflege ausmacht, betont<br />
Zegelin-Abt. Solche Standards<br />
fehlten bisher.<br />
Klar scheint aber auch, dass <strong>di</strong>e<br />
Pflege-Profis nicht für alle Aspekte<br />
des Lebens <strong>und</strong> des Alterns zustän<strong>di</strong>g<br />
sein können. Zegelin-Abt<br />
kann sich einen Versorgungsmix<br />
vorstellen: Gut ausgebildete Profis<br />
<strong>ver</strong>abreichen nicht nur <strong>di</strong>e Me<strong>di</strong>kamente,<br />
sondern achten darauf,<br />
dass <strong>di</strong>e noch zu definierenden<br />
Pflege-Standards eingehalten werden.<br />
Sie unterstützen damit auch<br />
pflegende Angehörige.<br />
Gebraucht werde aber auch bürgerschaftliches<br />
Engagement – zum<br />
Sprechen, zum Spazierengehen,<br />
damit <strong>di</strong>e alten Leute integriert<br />
bleiben in <strong>di</strong>e Gesellschaft. ■<br />
Jana Bender<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 15<br />
FREESTYLE<br />
RENATE STIEBITZ, POTSDAM<br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politik
Tarifpolitik<br />
Das Recht der Arbeitszeit<br />
Als der Europäische Gerichtshof<br />
mit seiner Entscheidung vom<br />
3.10.2000 (AuR 2000, 465-468)<br />
Bereitschafts<strong>di</strong>enst der Arbeitszeit<br />
zuordnete, sorgte das für Furore,<br />
hatten doch BAG <strong>und</strong> BVerwG<br />
stets <strong>di</strong>e Gegenansicht <strong>ver</strong>treten,<br />
der Bereitschafts<strong>di</strong>enst gehöre zur<br />
Ruhezeit (§ 5 Abs. 1 ArbZG, früher<br />
§ 12 AZO), <strong>und</strong> nur <strong>di</strong>e Zeiten tatsächlicher<br />
Inanspruchnahme seien<br />
Arbeitszeit.<br />
Jetzt sorgt eine Entscheidung<br />
des 1. Senats des B<strong>und</strong>esarbeitsgerichts<br />
für Aufregung (Beschl.<br />
v. 18.2.2003 1 ABR 02/02), sie<br />
schaffte es sogar bis in <strong>di</strong>e Tagesschau,<br />
obgleich sie bislang le<strong>di</strong>glich<br />
als Pressemitteilung Nr. 15/03,<br />
also nur als karge Zusammenfassung<br />
vorliegt <strong>und</strong> obwohl sie, soweit<br />
<strong>di</strong>es vorläufig ersichtlich ist,<br />
nur eine Bestätigung der bisherigen<br />
Rechtsprechung auch des<br />
EuGH enthält.<br />
Tatsächlich erzeugen <strong>di</strong>ese Urteile<br />
besondere Aufmerksamkeit,<br />
weil mächtige wirtschaftliche<br />
Interessen berührt werden, wenn<br />
Bereitschafts<strong>di</strong>enst Arbeitszeit ist<br />
– <strong>und</strong> <strong>di</strong>es hat das BAG jetzt ausdrücklich<br />
bestätigt – kann er nicht<br />
mehr in der Ruhezeit, also zwischen<br />
zwei regulären Dienstschichten<br />
liegen, sondern nur<br />
noch außerhalb.<br />
Damit sind <strong>di</strong>e gängigen Dienstplangestaltungen<br />
nirgendwo mehr<br />
haltbar, Neuregelungen müssen<br />
geschaffen werden <strong>und</strong> evtl. muss<br />
es auch zu Neueinstellungen kommen,<br />
was angesichts der Massenarbeitslosigkeit<br />
ein begrüßenswerter<br />
Nebeneffekt wäre. Die<br />
Arbeitgeber <strong>und</strong> ihre Verbände<br />
<strong>ver</strong>suchen, <strong>di</strong>esen Prozess möglichst<br />
zu stoppen oder zumindest<br />
zu <strong>ver</strong>langsamen. Wir erleben also<br />
gewissermaßen Nachhutgefechte<br />
mit justiziellen Mitteln.<br />
Bis 1994 war das nationale Arbeitszeitrecht<br />
geprägt durch <strong>di</strong>e<br />
AZO aus dem Jahre 1938 sowie<br />
<strong>di</strong>e KrAZO aus dem Jahre 1924;<br />
insbesondere letztere enthielt für<br />
den Geltungsbereich <strong>Krankenhäuser</strong><br />
le<strong>di</strong>glich ru<strong>di</strong>mentäre Sollvorschriften,<br />
<strong>di</strong>e eine schrankenlose<br />
Ausweitung der Arbeitszeit <strong>und</strong><br />
von Ruf- <strong>und</strong> Bereitschafts<strong>di</strong>ensten<br />
gestattete. Seit dem 6.6.1994 sind<br />
AZO <strong>und</strong> KrAZO mit dem Inkrafttreten<br />
des Arbeitszeitgesetzes<br />
(ArbZG) abgelöst worden; <strong>di</strong>es ist<br />
eine Vorgabe der RL 93/104/EG<br />
vom 23.11.1993 des Rates der EU.<br />
Maßgeblich geprägt war <strong>und</strong> ist<br />
das Recht der Arbeitszeit außerdem<br />
durch Tarif<strong>ver</strong>träge, hier besonders<br />
durch den BAT <strong>und</strong> seine<br />
Satelliten. Dies gilt besonders für<br />
<strong>di</strong>e arbeitszeitrechtlichen Begriffe<br />
Arbeitsbereitschaft, Bereitschafts<strong>di</strong>enst,<br />
Rufbereitschaft sowie Arbeitszeit<br />
<strong>und</strong> Ruhezeit.<br />
Es sind demnach folgende<br />
Definitionen zu beachten:<br />
Arbeitsbereitschaft ist <strong>di</strong>e Zeit,<br />
während der sich der Arbeitnehmer<br />
in der regelmäßigen Arbeitszeit<br />
an seinem Arbeitsplatz aufhält,<br />
um bei Bedarf tätig zu<br />
werden. Sie ist daher nur bei<br />
Tätigkeiten möglich, <strong>di</strong>e dadurch<br />
geprägt sind, dass in sie typischerweise<br />
Arbeitsunterbrechungen fallen.<br />
Nach Auffassung des BAG ist<br />
davon üblicherweise z.B. bei Hausmeistertätigkeiten<br />
auszugehen.<br />
§ 15 Abs. 2 BAT regelt im Einzelnen,<br />
wie <strong>di</strong>e Arbeitszeit durch<br />
Arbeitsbereitschaft <strong>ver</strong>längert werden<br />
kann.<br />
Um <strong>di</strong>ese Form der Arbeitszeit<br />
wird momentan nicht gestritten,<br />
sie ist nicht Streitgegenstand der<br />
in Rede stehenden Urteile.<br />
Zu beachten ist aller<strong>di</strong>ngs, dass<br />
durch Arbeitsbereitschaft ausge-<br />
dehnte Arbeitszeiten – jedenfalls<br />
im Öffentlichen Dienst <strong>und</strong> seinen<br />
Satelliten – <strong>di</strong>e Höchstgrenze von<br />
48 St<strong>und</strong>en nicht überschreiten<br />
dürfen (Art. 6 Nr. 2 RL), wobei<br />
ein Bezugszeitraum von höchstens<br />
4 Monaten zu beachten ist<br />
(Art. 16 Nr. 2 RL).<br />
Bereitschafts<strong>di</strong>enst umfasst<br />
nach § 15 Abs. 6a BAT <strong>di</strong>e Verpflichtung,<br />
sich außerhalb der regelmäßigen<br />
Arbeitszeit auf entsprechende<br />
Anweisung an einer<br />
vom Arbeitgeber bestimmten<br />
Stelle, meistens der Arbeitsstelle,<br />
aufzuhalten, um bei Bedarf zu arbeiten,<br />
wobei erfahrungsgemäß<br />
<strong>di</strong>e Zeit ohne Arbeitsleistung überwiegt,<br />
also mehr als 50% eines<br />
Bereitschafts<strong>di</strong>enstes betragen<br />
muss. Die Bezahlung des Bereitschafts<strong>di</strong>enstes<br />
sowie der aus ihm<br />
heraus erbrachten Arbeitsleistung<br />
sind gesondert tariflich geregelt<br />
(SR 2c BAT).<br />
Diese Form des Bereitschafts<strong>di</strong>enstes<br />
ist Gegenstand der Entscheidung<br />
des EuGH <strong>und</strong> mittelbar<br />
auch des angesprochenen Urteils<br />
des BAG.<br />
Üblicherweise wird <strong>di</strong>eser Bereitschafts<strong>di</strong>enst<br />
in der Zeit zwischen<br />
dem Ende einer regulären Dienst-<br />
schicht <strong>und</strong> dem Beginn der nächsten<br />
angeordnet. In <strong>di</strong>esen Zeitraum<br />
fällt jedoch auch <strong>di</strong>e Ruhezeit<br />
(§ 5 Abs. 1 ArbZG, Art. 3 RL),<br />
<strong>di</strong>e mindestens 11 St<strong>und</strong>en beträgt<br />
<strong>und</strong> an sich von jeglicher<br />
Arbeitsleistung frei ist. BAG <strong>und</strong><br />
BVerwG haben <strong>di</strong>esen Widerspruch<br />
vor der Entscheidung des<br />
EuGH stets umstandslos ausgeblendet,<br />
in dem der Bereitschafts<strong>di</strong>enst<br />
in <strong>di</strong>e Ruhezeit gelegt <strong>und</strong><br />
le<strong>di</strong>glich <strong>di</strong>e tatsächliche Inanspruchnahme<br />
als Arbeitszeit gewertet<br />
wurde. Der nationale<br />
Gesetzgeber hat <strong>di</strong>ese Rechtsprechung<br />
dann in § 5 Abs. 3 ArbZG<br />
16 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003
aufgenommen <strong>und</strong> eine Verkürzung<br />
der Ruhezeit durch tatsächliche<br />
Inanspruchnahme aus dem<br />
Bereitschafts<strong>di</strong>enst für zulässig erklärt.<br />
Mit der Entscheidung des EuGH<br />
ist nun seit dem Oktober 2000<br />
klargestellt, dass <strong>di</strong>ese Verfahrensweise<br />
unhaltbar ist, da Bereitschafts<strong>di</strong>enst<br />
als Arbeitszeit gewertet<br />
wird <strong>und</strong> folglich nicht in<br />
der Ruhezeit liegen kann.<br />
Rufbereitschaft (§ 15 Abs. 6b<br />
BAT) als schwächere Form des Bereitschafts<strong>di</strong>enstes<br />
beschreibt <strong>di</strong>e<br />
Verpflichtung des Arbeitnehmers,<br />
sich außerhalb der regelmäßigen<br />
Arbeitszeit an einer dem Arbeitgeber<br />
anzuzeigenden Stelle aufzuhalten<br />
oder z.B. über Handy<br />
erreichbar zu sein, um auf Abruf<br />
<strong>di</strong>e Arbeitsstelle aufzusuchen <strong>und</strong><br />
<strong>di</strong>e Arbeit aufzunehmen, wobei<br />
erfahrungsgemäß le<strong>di</strong>glich ausnahmsweise<br />
Arbeit anfallen darf.<br />
Rufbereitschaft <strong>und</strong> <strong>di</strong>e aus ihr geleistete<br />
tatsächliche Arbeit werden<br />
nach eigenen Tarifvorschriften bezahlt.<br />
Diese Form der Rufbereitschaft<br />
ist z.Z. nicht Gegenstand der juristischen<br />
Auseinandersetzung.<br />
Der mit der Entscheidung des<br />
EuGH neu entflammte Streit, dem<br />
das BAG unlängst mit seinem Beschluss<br />
vom 18.2.2003 einen weiteren<br />
Mosaikstein hinzugefügt<br />
hat, bezieht sich mithin primär auf<br />
<strong>di</strong>e Definition der Begriffe Arbeitszeit,<br />
Bereitschafts<strong>di</strong>enst sowie Ruhezeit<br />
<strong>und</strong> auf <strong>di</strong>e Frage, welche<br />
Rechtsquellen, nämlich <strong>di</strong>e Richtlinie<br />
93/104/EG, das ArbZG oder<br />
der Tarif<strong>ver</strong>trag vorrangig anzuwenden<br />
sind.<br />
Aus gegenwärtiger Sicht kann<br />
man insoweit folgendes in<br />
unserem Sinne feststellen:<br />
1. Der EuGH ist nach einer Entscheidung<br />
des B<strong>und</strong>es<strong>ver</strong>fassungsgerichtes<br />
vom 9.1.2001 gesetzlicher<br />
Richter gem. Artikel 101 GG<br />
(AuR 2001, 105). Seine Urteile<br />
sind damit für <strong>di</strong>e Rechtsanwendung<br />
einschließlich der Rechtsprechung<br />
durch <strong>di</strong>e nationalen Gerichte<br />
<strong>ver</strong>bindlich.<br />
2. Mit seiner Entscheidung vom<br />
3.10.2000 (AuR 2000, 465-468)<br />
hat der EuGH ausgesprochen, dass<br />
Bereitschafts<strong>di</strong>enst als Arbeitszeit<br />
zu werten ist. Der EuGH hat <strong>di</strong>eser<br />
Entscheidung durch Beschluss vom<br />
3.7.2001 (RS. C-241/99-CIG) für<br />
me<strong>di</strong>zinisches Pflegepersonal bestätigt.<br />
3. Der EuGH bezieht sich dabei<br />
auf <strong>di</strong>e Definition des Begriffs Arbeitszeit<br />
in Art. 2 Nr. 1 RL. Danach<br />
ist Arbeitszeit jede Zeitspanne,<br />
während der ein Arbeitnehmer (...)<br />
arbeitet, dem Arbeitgeber zur Verfügung<br />
steht <strong>und</strong> seine Tätigkeit<br />
ausübt oder Aufgaben wahrnimmt.<br />
Der EuGH hat festgestellt, dass<br />
Bereitschafts<strong>di</strong>enst <strong>di</strong>ese Merkmale<br />
erfüllt <strong>und</strong> ihn demgemäß als<br />
Arbeitszeit gewertet.<br />
Diese Auslegung der Richtlinie<br />
ist für <strong>di</strong>e nationalen Gerichte bindend<br />
(BVerfG in AuR 2001, 105;<br />
BAG = NZA 1996, 998 ff; vom<br />
5.3.1996 1 AZR 590/92 A).<br />
4. Das BAG hat <strong>di</strong>es in der<br />
jüngsten Entscheidung vom 18.2.<br />
2003 (1 ABR 17/02) bestätigt <strong>und</strong><br />
führt lt. Pressemitteilung Nr. 15/03<br />
aus: »Die Entscheidung (des<br />
EuGH) ist deshalb auf andere Berufsgruppen<br />
<strong>und</strong> alle Mitgliedsstaaten<br />
übertragbar, ohne dass es<br />
einer erneuten Anrufung des<br />
EuGH bedürfte«. Bereitschafts<strong>di</strong>enst<br />
ist folglich Arbeitszeit.<br />
5. Das LAG Niedersachsen hat<br />
im Anschluss an <strong>di</strong>e Entscheidung<br />
des EuGH geurteilt, Arbeitszeit sei<br />
bei richtlinienkonformer Auslegung<br />
des § 2 ArbZG <strong>di</strong>e Zeit, in<br />
der sich der Arbeitnehmer an der<br />
Arbeitsstelle aufhält (LAG Niedersachsen<br />
vom 17.5.2002 10 TaBV<br />
22/02 - 1 ABR 28/02), sodass Bereitschafts<strong>di</strong>enst<br />
mit von der Arbeitszeit<br />
erfasst wird.<br />
6. Vor dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>di</strong>eser<br />
Rechtsprechung ist nach den Gesetzen<br />
der Logik ausgeschlossen,<br />
dass Bereitschafts<strong>di</strong>enst in der<br />
Ruhezeit nach Art. 3 RL bzw. § 5<br />
Abs. 1 ArbZG liegen kann. Denn<br />
Arbeitszeit <strong>und</strong> Ruhezeit schließen<br />
einander aus. Die eine kann nur<br />
beginnen, wenn <strong>di</strong>e andere geendet<br />
hat.<br />
7. Da <strong>di</strong>e Entscheidungen des<br />
EuGH unmittelbar Recht setzen,<br />
kann sich jeder auf <strong>di</strong>e somit <strong>ver</strong>bindliche<br />
Auslegung zum Thema<br />
Arbeitszeit <strong>und</strong> Bereitschafts<strong>di</strong>enst<br />
berufen, gleich, ob im Öffentlichen<br />
Dienst oder einem Satelliten<br />
oder bei einem privaten Arbeitgeber<br />
beschäftigt. Anders als <strong>di</strong>e als<br />
Sek<strong>und</strong>ärrecht geltenden Richtlinien<br />
des GemR beanspruchen Entscheidungen<br />
des EuGH unmittelbare<br />
<strong>und</strong> zwingende Wirkung in<br />
jedem Mitgliedsstaat.<br />
8. Das BAG hat darüber hinaus<br />
wiederholt <strong>di</strong>e Verpflichtung der<br />
nationalen Gerichte festgestellt,<br />
dass innerstaatliche Recht richtlinienkonform<br />
auszulegen, unter<br />
Beachtung aller<strong>di</strong>ngs des vom nationalen<br />
Gesetzgeber gelassenen<br />
Spielraums, da der ggf. erkennbare<br />
Wille des nationalen Gesetzgebers<br />
nicht in sein Gegenteil <strong>ver</strong>kehrt<br />
werden dürfe (BAG = NZA<br />
1996, 989 ff; vom 5.3.1996 1 AZR<br />
590/92 A).<br />
Das BAG hat in <strong>di</strong>esem Zusammenhang<br />
außerdem festgestellt,<br />
dass staatliche Stellen in ihrer<br />
Eigenschaft als Arbeitgeber,<br />
einschließlich der von ihnen be-<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 17<br />
Tarifpolitik
Tarifpolitik<br />
herrschten Einrichtungen <strong>und</strong><br />
Dienstleistungsunternehmen,<br />
gleich in welcher Rechtsform sie<br />
auftreten, unmittelbar an <strong>di</strong>e<br />
Richtlinien des GemR geb<strong>und</strong>en<br />
sind. Die dort beschäftigten ArbeitnehmerInnen<br />
können sich zur<br />
Begründung von Rechtsansprüchen<br />
somit unmittelbar auf <strong>di</strong>e<br />
Richtlinien berufen; für <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />
bei privaten Arbeitgebern<br />
wird <strong>di</strong>e Rechtsposition<br />
nach gegenwärtigem Meinungsstand<br />
insoweit z.Z. noch schlechter<br />
beurteilt (ErfK-Wißmann 20<br />
Vorb z. EG).<br />
9. Da sich <strong>di</strong>e Beschäftigten im<br />
Öffentlichen Dienst <strong>und</strong> den von<br />
ihm beherrschten Einrichtungen<br />
also zusätzlich auf <strong>di</strong>e RL 93/104/<br />
EG zur Begründung von Ansprüchen<br />
unmittelbar berufen können,<br />
erscheint es angebracht, im hier<br />
gegebenen Kontext besonders<br />
Art. 6 Nr. 2 RL als Anspruchsgr<strong>und</strong>lage<br />
heranzuziehen. Danach<br />
Nach Redaktionsschluss erreichte uns noch ein<br />
Artikel vom Kollegen Erik Wagner-Fallasch aus<br />
Hamburg, der selbst als Betriebsratsvorsitzender<br />
des Asklepios Westklinikum Hamburg eine der<br />
streitenden Parteien <strong>und</strong> in Erfurt am 18.2.2003<br />
beim BAG zugegen war.<br />
Eine Reihe seiner Aussagen wurden schon<br />
durch den Artikel des Kollegen Ohnesorg abgedeckt,<br />
daher zitieren wir hier nur in Auszügen.<br />
(...) Was folgt für uns daraus?<br />
Zunächst hat das BAG den Konflikt<br />
auf <strong>di</strong>e betriebliche Ebene zurück<br />
<strong>ver</strong>lagert: Macht europarechtskonforme<br />
Dienstpläne, wenn<br />
ihr das unbe<strong>di</strong>ngt wollt! Euer<br />
BAT <strong>und</strong> das Personal-, Betriebs<strong>ver</strong>fassungs-<br />
<strong>und</strong> Mitarbeit<strong>ver</strong><strong>ver</strong>-<br />
ist eine wöchentliche Höchstarbeitszeit<br />
von 48 St<strong>und</strong>en in<br />
einem Bezugszeitraum von höchstens<br />
4 Monaten (Art. 16 Nr. 2 RL)<br />
zu beachten. In <strong>di</strong>ese wöchentliche<br />
Höchstarbeitszeit sind alle<br />
Arbeitszeitformen einzurechnen,<br />
nicht nur der Bereitschafts<strong>di</strong>enst,<br />
auch <strong>di</strong>e tatsächliche Inanspruchnahme<br />
aus der Rufbereitschaft,<br />
Überst<strong>und</strong>en usw.<br />
10. Soweit Tarif<strong>ver</strong>träge wie der<br />
BAT eine längere Wochenarbeitszeit<br />
als 48 St<strong>und</strong>en als zulässig ansehen,<br />
wird sich <strong>di</strong>e Rechtsfrage<br />
stellen, ob das tarifliche Arbeitszeitvolumen<br />
im Rahmen der geltungserhaltenden<br />
Reduktion auf<br />
<strong>di</strong>e Höchstgrenze der Richtlinie zurückzuführen<br />
ist. Eine Entscheidung<br />
insoweit wird den Gerichten<br />
überlassen bleiben, sofern nicht<br />
<strong>di</strong>e Tarifparteien ihrerseits das Tarifrecht<br />
entsprechend richtlinienkonform<br />
mo<strong>di</strong>fizieren.<br />
Was folgt für uns daraus?<br />
tretungsrecht <strong>und</strong> selbst das<br />
Arbeitszeitgesetz (ArbZG) geben<br />
das her!<br />
Wie das?<br />
Für alle Personalräte (sie alle<br />
haben öffentlich-staatliche Arbeitgeber!)<br />
ist der Fall glasklar.<br />
Die inkriminierten Bestimmungen<br />
des ArbZG <strong>und</strong> des BAT gelten<br />
nicht mehr, so sie Bereitschafts<strong>di</strong>enste<br />
der Ruhezeit zurechnen<br />
<strong>und</strong> eine Kürzung der Ruhezeiten<br />
unter 10 St<strong>und</strong>en in <strong>Krankenhäuser</strong>n<br />
zulassen. Also: keine Bereitschafts<strong>di</strong>enste<br />
der üblichen Provenienz<br />
mehr im Anschluss an einen<br />
Regel<strong>di</strong>enst. Aus, basta, Punkt.<br />
11. Das Mitbestimmungsrecht zu<br />
den Modalitäten der Arbeitszeit<br />
(Beginn <strong>und</strong> Ende der Arbeitszeit<br />
sowie Verteilung der Arbeitszeit<br />
auf <strong>di</strong>e Wochentage einschließlich<br />
der Einführung des Bereitschafts<strong>di</strong>enstes<br />
<strong>und</strong> seiner Ausgestaltung)<br />
ist anerkannt. Das Mitbestimmungsrecht<br />
ist als Initiativrecht<br />
ausgestaltet. Mithin können Betriebs-,<br />
Personalräte <strong>und</strong> Mitarbeiter<strong>ver</strong>tretungen<br />
jederzeit tätig<br />
werden, um ggf. über einen<br />
Spruch der Einigungsstelle eine<br />
Gestaltung der Arbeitszeit <strong>und</strong> des<br />
Bereitschafts<strong>di</strong>enstes zu erreichen,<br />
<strong>di</strong>e z.B. berücksichtigt, dass Bereitschafts<strong>di</strong>enst<br />
nicht in der Ruhezeit<br />
liegt <strong>und</strong> insgesamt eine<br />
richtlinienkonforme Gestaltung<br />
der Arbeitszeitregimes in den Blick<br />
nimmt. ■<br />
Norbert Ohnesorg, Justiziar<br />
<strong>und</strong> Leiter der Rechtsabteilung,<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Landesbezirk Niedersachsen-<br />
Bremen<br />
Im Bereich privater <strong>und</strong> freigemeinnütziger<br />
Arbeitgeber erlauben<br />
zwar wortgleiche Tarif<strong>ver</strong>träge<br />
zum BAT (§ 15, Abs 6a) <strong>und</strong><br />
das ArbZG (§§ 5, Abs. 3 <strong>und</strong> 7,<br />
Abs. 2, Nr. 1) <strong>di</strong>e Anordnung von<br />
Bereitschafts<strong>di</strong>ensten außerhalb<br />
der regelmäßigen Arbeitszeit <strong>und</strong><br />
<strong>di</strong>e Kürzung der Ruhezeit auf mindestens<br />
5,5 St<strong>und</strong>en. Aber es gilt<br />
uneingeschränkt § 3 des Arbeitszeitgesetzes:<br />
Die Höchstarbeitszeit<br />
beträgt 10 St<strong>und</strong>en täglich. Hierzu<br />
gibt es im Arbeitszeitgesetz keine<br />
Ausnahmebestimmung! Auch im<br />
BAT findet sich hierzu nichts anderes,<br />
es sei denn, es wird Arbeitsbereitschaft<br />
angeordnet.<br />
18 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003
Ein Bereitschafts<strong>di</strong>enst der<br />
Stufe D (es wird erwartungsgemäß<br />
mit einer Arbeitsaufnahme von<br />
40-49% der Bereitschafts<strong>di</strong>enstzeit<br />
gerechnet) kann z.B. nach<br />
einem Regel<strong>di</strong>enst von 8 St<strong>und</strong>en<br />
nur noch in einem Umfang von<br />
4 St<strong>und</strong>en angeordnet werden. Ein<br />
Bereitschafts<strong>di</strong>enst der Stufe C<br />
kann dementsprechend nur noch<br />
höchstens 5 St<strong>und</strong>en dauern.<br />
Demzufolge können Dienstpläne<br />
auf nur vier Kriterien abgeklopft<br />
werden:<br />
1. Wird <strong>di</strong>e tägliche Höchstarbeitszeit<br />
von 10 St<strong>und</strong>en (unter<br />
Einbeziehung der zu erwartenden<br />
oder auch tatsächlichen Heranziehung<br />
zur Arbeit in einem sich anschließenden<br />
Bereitschafts<strong>di</strong>enst)<br />
eingehalten?<br />
2. Wird <strong>di</strong>e wöchentliche<br />
Höchstarbeitszeit von 48 St<strong>und</strong>en<br />
eingehalten?<br />
3. Wird <strong>di</strong>e tägliche Mindestruhezeit<br />
von 11 St<strong>und</strong>en (bei privaten<br />
Arbeitgebern im Fall eines<br />
sich an einen Regel<strong>di</strong>enst anschließenden<br />
Bereitschafts<strong>di</strong>enstes von<br />
5,5 St<strong>und</strong>en) unterschritten?<br />
4. Wird <strong>di</strong>e wöchentliche Mindestruhezeit<br />
von einmal 35 St<strong>und</strong>en<br />
innerhalb eines 7-Tage-Zeitraumes<br />
unterschritten?<br />
Werden <strong>di</strong>ese Kriterien nicht erreicht,<br />
ist ein Dienstplan abzulehnen.<br />
In der Tat ist es nicht einfach,<br />
einen Dienstplan in der bisher üblichen<br />
Art aufzustellen, ohne dass<br />
er eines oder mehrere <strong>di</strong>eser Kriterien<br />
<strong>ver</strong>letzt. So kann z.B. bei<br />
einer regelmäßigen 5-Tage-Woche<br />
mit einem 7,7-St<strong>und</strong>en-Tag am<br />
Wochenende kein 24-St<strong>und</strong>en-<br />
Bereitschafts<strong>di</strong>enst oder ein nächtlicher12-St<strong>und</strong>en-Bereitschafts<strong>di</strong>enst<br />
der Stufe A oder B angeordnet<br />
werden. Die Mindestruhezeit<br />
von 35 St<strong>und</strong>en in einem<br />
Sieben-Tage-Zeitraum wäre nicht<br />
mehr herstellbar. Es ist also in<br />
einem solchen Fall ein zusätzlicher<br />
Ruhetag zu gewähren.<br />
Es kann also sofort gehandelt<br />
werden!<br />
Wer jetzt noch auf den Gesetzgeber<br />
oder <strong>di</strong>e Regierung wartet<br />
(<strong>di</strong>e lassen sich Zeit <strong>und</strong> haben offenbar<br />
keine Eile) oder auf eine<br />
Änderung der tariflichen Bestimmungen<br />
(<strong>di</strong>e Arbeitgeberseite ist<br />
aus ihrem Blockade-Betonbunker<br />
noch nicht herausgekrochen), wird<br />
den Zielsetzungen des Arbeitsschutzes<br />
nicht gerecht. Personal-,<br />
Betriebsräte <strong>und</strong> Mitarbeiter<strong>ver</strong>tretungen<br />
können ab sofort handeln<br />
<strong>und</strong> Veränderungen in ihren Betrieben<br />
erzwingen. Die Arbeitgeber<br />
werden <strong>di</strong>e üblichen Jammergesänge<br />
anstimmen. Es ist kaum<br />
zu glauben, aber es mangelt ihnen<br />
immer noch am Geld. Aber was<br />
hilft`s? Die haben <strong>und</strong> hatten<br />
noch nie Geld für ihre Beschäftigten.<br />
Wenn es nach ihnen allein<br />
ginge, würde sich nie etwas zu<br />
Gunsten der Beschäftigten ändern.<br />
Der Einstieg in den Ausstieg aus<br />
den Bereitschafts<strong>di</strong>ensten ist aber<br />
heute trotzdem schon vielerorts im<br />
Gange <strong>und</strong> muss unter Veränderung<br />
der Betriebsabläufe weiter<br />
organisiert werden. Es <strong>ver</strong>steht<br />
sich von selbst, dass Veränderungen<br />
nur durch Neueinstellungen<br />
herbei geführt werden können.<br />
Was ist aber mit den<br />
Einkommens<strong>ver</strong>lusten für <strong>di</strong>e<br />
Bereitschafts<strong>di</strong>enst-Leistenden?<br />
Für <strong>di</strong>ejenigen, <strong>di</strong>e unbe<strong>di</strong>ngt<br />
weiterhin über <strong>di</strong>e 38,5- (im Fall<br />
BAT-Ost: 40)-St<strong>und</strong>enwoche hinaus<br />
noch Bereitschafts<strong>di</strong>enste im<br />
Umfang von durchschnittlich maximal<br />
9,5 (8) St<strong>und</strong>en pro Woche<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 19<br />
Tarifpolitik<br />
leisten wollen, werden sich <strong>di</strong>e Einkommens<strong>ver</strong>luste<br />
in Grenzen halten. Für Ärzte<br />
ergäbe sich auf <strong>di</strong>ese Weise immerhin<br />
noch ein Zu<strong>ver</strong><strong>di</strong>enst von knapp 1.000 €<br />
pro Monat. Bedenklich daran ist aber,<br />
dass über <strong>di</strong>esen Weg <strong>di</strong>e 48-St<strong>und</strong>enwoche<br />
durch <strong>di</strong>e Hintertür eingeführt wird,<br />
um nicht nur bei <strong>di</strong>eser Berufsgruppe den<br />
gewohnten Lebensstandard zu sichern.<br />
Insbesondere für ältere Arbeitnehmer<br />
sind Bereitschafts<strong>di</strong>enste in der bislang<br />
üblichen Art nach einem Regel<strong>di</strong>enst aber<br />
eine unzumutbare Belastung. Sie könne<br />
sich jetzt mit Fug <strong>und</strong> Recht von <strong>di</strong>eser<br />
Form der Maloche abwenden <strong>und</strong> nicht<br />
mehr zu Arbeitseinsätzen gezwungen<br />
werden, <strong>di</strong>e ihre Ges<strong>und</strong>heit ruinieren.<br />
In seinen Schlussanträgen vom<br />
8.4.2003 hat der Generalanwalt beim<br />
EuGH, Herr Colomer, im Jäger-Verfahren<br />
(C-151/02), in dem über <strong>di</strong>e Vorabanfrage<br />
des Landesarbeitsgerichtes Schleswig-<br />
Holstein entschieden wird, <strong>di</strong>e SIMAP-<br />
Entscheidung des EuGH bestätigt <strong>und</strong><br />
explizit auch <strong>di</strong>e Teile des Bereitschafts<strong>di</strong>enstes<br />
der Arbeitszeit zugerechnet, in<br />
denen ein Krankenhausarzt im Bereitschafts<strong>di</strong>enst<br />
schläft (das haben <strong>di</strong>e Kieler<br />
LAG-Richter/innen wirklich wissen wollen).<br />
Nun hat der EuGH selbst noch nicht<br />
entschieden. In 95% der Fälle hat er sich<br />
den Schlussanträgen der Generalanwälte<br />
angeschlossen. Wenn <strong>di</strong>e Termin-Planung<br />
stimmt, dann wird der EuGH noch vor der<br />
Sommerpause sein Urteil fällen. Nichts<br />
deutet bislang darauf hin, dass er seine<br />
Position zu den Bereitschafts<strong>di</strong>ensten revi<strong>di</strong>eren<br />
wird. Die Tage der Bereitschafts<strong>di</strong>enste<br />
sind gezählt!<br />
Gegen <strong>di</strong>e Untätigkeit der B<strong>und</strong>esregierung<br />
wurde von uns aus eine Beschwerde<br />
an <strong>di</strong>e EU-Kommission wegen Verletzung<br />
des Gemeinschaftsrechtes in Deutschland<br />
mit der Aufforderung gerichtet, ein<br />
Verfahren gegen <strong>di</strong>e B<strong>und</strong>esrepublik<br />
Deutschland in <strong>di</strong>e Wege zu leiten, um sie<br />
zur europarechtskonformen Änderung<br />
des Arbeitszeitgesetzes zu zwingen. ■<br />
Erik Wagner-Fallasch<br />
wagner-fallasch@web.de
Tarifpolitik<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Resolution zum Bereitschafts<strong>di</strong>enst<br />
Resolution der Teilnehmer/<br />
innen der Tages<strong>ver</strong>anstaltung<br />
am 9. April 2003 in Fulda zum<br />
EuGH-Urteil zum Bereitschafts<strong>di</strong>enst<br />
(SIMAP):<br />
Hinweis<br />
Weitere Einschätzungen <strong>und</strong><br />
konkrete Handlungsschritte<br />
zur Umsetzung der Rechtsprechung<br />
des BAG <strong>und</strong> des EuGH<br />
zum Thema »Bereitschafts<strong>di</strong>enst<br />
als Arbeitszeit« in der<br />
nächsten Ausgabe.<br />
Dirk Völpel-Haus<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-ÄrztInnen <strong>di</strong>skutieren<br />
Bereitschafts<strong>di</strong>enstregelungen<br />
In ihrer jüngsten Sitzung hat sich<br />
<strong>di</strong>e B<strong>und</strong>esfachkommission Ärztinnen<br />
<strong>und</strong> Ärzte am 4./5. April 2003<br />
in Mosbach u.a. mit den Auswirkungen<br />
des BAG-Urteils vom<br />
18.2.2003 <strong>und</strong> den Umsetzungsproblemen<br />
bei Bereitschafts<strong>di</strong>enstregelungen<br />
befasst.<br />
Es wurden Eckpunkte <strong>di</strong>skutiert,<br />
<strong>di</strong>e eine Orientierung für eine gewerkschaftliche<br />
Position bei der<br />
Umsetzung der Rechtsprechung<br />
zum Bereitschafts<strong>di</strong>enst darstellen<br />
können (vgl. hierzu den Beitrag<br />
von Erik Wagner-Fallasch in <strong>di</strong>eser<br />
Ausgabe). Die Fachkommission ist<br />
sich einig, dass schon jetzt auf be-<br />
»Die Teilnehmer/innen fordern<br />
<strong>di</strong>e B<strong>und</strong>esregierung un<strong>ver</strong>züglich<br />
auf, <strong>di</strong>e notwen<strong>di</strong>gen Änderungen<br />
des Arbeitszeitgesetzes zur Umsetzung<br />
des Urteils des Europäischen<br />
Gerichtshofs zum Bereitschafts<strong>di</strong>enst<br />
(SIMAP-Urteil) vorzunehmen.<br />
Denn nach dem Beschluss des<br />
B<strong>und</strong>esarbeitsgerichts vom 18. Februar<br />
2003 steht fest, dass Bereitschafts<strong>di</strong>enst<br />
in Auslegung der Arbeitszeitrichtlinie<br />
als Arbeitszeit zu<br />
bewerten ist.<br />
trieblicher Ebene gehandelt werden<br />
kann <strong>und</strong> muss, um geltendes<br />
Recht einzuhalten. Hier stehen<br />
den Betriebs- <strong>und</strong> Personalräten<br />
Mitbestimmungsrechte zur Verfügung,<br />
<strong>di</strong>e Arbeitszeit- <strong>und</strong> Dienstplanregelungen<br />
mit zu gestalten.<br />
Einigkeit besteht aber auch darüber,<br />
dass <strong>di</strong>e neu zu treffenden<br />
Regelungen tarif<strong>ver</strong>traglich flankiert<br />
werden müssen. Da ist <strong>ver</strong>.<strong>di</strong><br />
als <strong>di</strong>e gestaltende Kraft sowohl<br />
im Geltungsbereich des BAT als<br />
auch bei Wohlfahrts<strong>ver</strong>bänden<br />
<strong>und</strong> im privaten <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen<br />
gefragt. Da Arbeitszeit- <strong>und</strong><br />
Dienstplangestaltung kein berufs-<br />
Es besteht kein Gr<strong>und</strong> für eine<br />
weitere zeitliche Verzögerung<br />
einer längst überfälligen Gesetzesänderung.«<br />
An der Veranstaltung haben weit<br />
über 200 Personal- <strong>und</strong> Betriebsräte<br />
teilgenommen.<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> hat sich für <strong>di</strong>e sofortige<br />
Umsetzung der Rechtsprechung<br />
des EuGH zum Bereitschafts<strong>di</strong>enst<br />
ausgesprochen. ■<br />
Dirk Völpel-Haus<br />
spezifisches Problem des ärztlichen<br />
Dienstes darstellen, ist <strong>di</strong>e<br />
Zusammenarbeit mit der Fachgruppe<br />
<strong>Krankenhäuser</strong>, den Kolleginnen<br />
<strong>und</strong> Kollegen bei Feuerwehr<br />
<strong>und</strong> Rettungs<strong>di</strong>enst sowie<br />
mit den für <strong>di</strong>e Tarifarbeit <strong>ver</strong>antwortlichen<br />
Gremien gefragt.<br />
Die Fachkommission hat beschlossen,<br />
eine zweitägige Arbeitstagung<br />
im 2. Halbjahr 2003<br />
durchzuführen, <strong>di</strong>e ausschließlich<br />
<strong>di</strong>esem Thema gewidmet sein<br />
wird. ■<br />
Gerd Dielmann<br />
20 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003<br />
DIRK VÖLPEL-HAUS
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> kritisiert Ausstiegspläne<br />
der Länder aus Tarifgemeinschaft<br />
Heftig kritisiert hat <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> <strong>di</strong>e<br />
Pläne einiger B<strong>und</strong>esländer, allen<br />
voran Bayern, <strong>di</strong>e Tarifgemeinschaft<br />
der Länder für den öffentlichen<br />
Dienst zu <strong>ver</strong>lassen.<br />
»Der bayerische Ministerpräsident<br />
lässt aus parteipolitischen Erwägungen<br />
seinen eigenen Finanzminister<br />
im Regen stehen«, sagte<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-B<strong>und</strong>esvorstandsmitglied<br />
Kurt Martin.<br />
Er erinnerte daran, dass Kurt<br />
Faltlhauser als Verhandlungsführer<br />
der Länder in der zurückliegenden<br />
Tarifr<strong>und</strong>e an einem »<strong>ver</strong>nünftigen<br />
Abschluss« maßgeblich mitgewirkt<br />
habe.<br />
Martin <strong>ver</strong>wies darauf, dass je<br />
nach B<strong>und</strong>esland unterschiedliche<br />
Arbeits- <strong>und</strong> Einkommensbe<strong>di</strong>n-<br />
gungen im öffentlichen Dienst zu<br />
einem Unterbietungswettbewerb<br />
führen würden. Als Folge unausweichlich<br />
sei eine Abwanderung<br />
qualifizierter Arbeitnehmerinnen<br />
<strong>und</strong> Arbeitnehmer in <strong>di</strong>e Länder,<br />
<strong>di</strong>e <strong>di</strong>e besseren Gehälter zahlten.<br />
Dies habe beispielsweise der Mangel<br />
an Lehrkräften in Thüringen<br />
gezeigt, von wo viele ins benachbarte<br />
Hessen gegangen seien, weil<br />
sie dort besser <strong>ver</strong><strong>di</strong>enten.<br />
Daneben sieht der Gewerkschafter<br />
in den Austrittsplänen aus der<br />
Tarifgemeinschaft den Versuch,<br />
sich der Aufgabe zu entziehen,<br />
das Tarifrecht im öffentlichen<br />
Dienst zukunftsfähig zu gestalten.<br />
»Statt stän<strong>di</strong>g mit Tarifflucht zu<br />
drohen, sollten sich <strong>di</strong>e öffent-<br />
Impressionen aus Düsseldorf<br />
lichen Arbeitgeber lieber mit uns<br />
an einen Tisch setzen, um hier<br />
zügig voran zu kommen«, so<br />
Martin.<br />
Die Zusage, Verhandlungen zur<br />
Modernisierung des Tarifsystems<br />
im öffentlichen Dienst aufzunehmen,<br />
sei Teil des Tarifabschlusses<br />
im Januar gewesen. ■<br />
Harald Reutter<br />
Kurzinfo zum<br />
(schlechten) Schluss:<br />
Der Ministerrat Baden-Württemberg<br />
hat am 8. April 2003 den<br />
Austritt aus der TdL beschlossen. ■<br />
Thomas Schwarz<br />
Mehr als 8.000 Kolleginnen<br />
<strong>und</strong> Kollegen demonstrierten am<br />
5. April 2003 in Düsseldorf für<br />
<strong>di</strong>e Übertragung des Tarifergebnisses<br />
ÖD auf <strong>di</strong>e Beamtinnen <strong>und</strong><br />
Beamten. ■<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 21<br />
HANS-JOACHIM REIMANN, BREMEN<br />
Tarifpolitik
Tarifpolitik<br />
FREESTYLE<br />
Katholische <strong>Krankenhäuser</strong><br />
wollen eigenes Tarifsystem<br />
Die Träger der katholischen<br />
<strong>Krankenhäuser</strong> Deutschlands<br />
haben sich für einen eigenen Spartentarif<br />
im kirchlichen Vergütungssystem<br />
(AVR) ausgesprochen.<br />
Die Träger der katholischen<br />
<strong>Krankenhäuser</strong> fordern, dass für<br />
<strong>di</strong>e katholischen <strong>Krankenhäuser</strong><br />
eine eigene »Kirchliche Ordnung<br />
<strong>di</strong>enstlicher Angelegenheiten«<br />
(Krankenhaus-KODA) entwickelt<br />
wird, eine von der Deutschen Bi-<br />
Arbeiten für’n Appel <strong>und</strong> ‘n Ei<br />
Diakonische Arbeitgeber<br />
planen massive<br />
Vergütungsabsenkung<br />
Im Bereich Kirche <strong>und</strong> Diakonie<br />
befindet sich <strong>di</strong>e »Tarifr<strong>und</strong>e«<br />
2003 im Nachklang zum öffentlichen<br />
Dienst nun auf dem ersten<br />
Höhepunkt. Für <strong>di</strong>e Diakonie der<br />
EKD lehnen <strong>di</strong>e Arbeitgeber <strong>di</strong>e<br />
Übernahme des Tarifabschlusses<br />
des öffentlichen Dienstes ab <strong>und</strong><br />
fordern eine Absenkung der Ver-<br />
Aktueller denn je:<br />
Warnstreik am 17.1.2002 in Himmelkron (Bayern)<br />
NORBERT FEULNER, ERLANGEN<br />
schofkonferenz genehmigte Rahmen-KODA<br />
für katholische <strong>Krankenhäuser</strong><br />
in den Diözesen durch<br />
den jeweiligen Bischof in Kraft gesetzt<br />
wird <strong>und</strong> dass eine eigene<br />
»Arbeitsrechtliche Kommission<br />
<strong>Krankenhäuser</strong>« eingerichtet wird.<br />
Hierbei steht vor allem im Vordergr<strong>und</strong>,<br />
dass <strong>di</strong>e katholischen <strong>Krankenhäuser</strong><br />
mit 515 stationären<br />
Einrichtungen, in denen insgesamt<br />
191.000 Mitarbeiter <strong>und</strong> Mitarbei-<br />
gütungen um 3,3% (in Worten:<br />
minus drei-komma-drei Prozent)<br />
für das laufende Jahr.<br />
Kurz zur Erinnerung: Im Bereich<br />
Kirche, Diakonie <strong>und</strong> Caritas erfolgt<br />
<strong>di</strong>e Festsetzung der Vergütungen<br />
nicht durch Tarif<strong>ver</strong>träge,<br />
da sich <strong>di</strong>e Arbeitgeber auf ihren<br />
angeblich besonderen Status der<br />
»Dienstgemeinschaft« berufen<br />
<strong>und</strong> sich mit wenigen Ausnahmen<br />
(Nordelbien <strong>und</strong> Berlin-Brandenburg)<br />
dem Abschluss von Tarif<strong>ver</strong>trägen<br />
widersetzen. Die Arbeitsrechtssetzung<br />
erfolgt über den<br />
sog. »Dritten Weg«, in von Arbeitnehmern<br />
<strong>und</strong> Arbeitgebern paritätisch<br />
besetzten »Arbeitsrechtlichen<br />
Kommissionen« (ARK) unter<br />
dem Diktat der Friedenspflicht <strong>und</strong><br />
Zwangsschlichtung. Von <strong>di</strong>eser<br />
Regelung betroffen sind in der Republik<br />
nicht ein paar Wenige, sondern<br />
mehr als 1 Million Kolleginnen<br />
<strong>und</strong> Kollegen, 180.000 für <strong>di</strong>e<br />
Anwender der Arbeits<strong>ver</strong>tragsrichtlinien<br />
(AVR) Diakonisches<br />
Werk der EKD sowie 420.000 Beschäftigte<br />
in der Diakonie der <strong>ver</strong>schiedenen<br />
Landeskirchen (siehe<br />
terinnen von insgesamt 495.000<br />
Caritasmitarbeitern beschäftigt<br />
sind, innerhalb der Caritas den<br />
Bereich mit der größten Personal<strong>ver</strong>antwortung<br />
darstellen. In katholischen<br />
<strong>Krankenhäuser</strong>n sind<br />
r<strong>und</strong> 40 Prozent aller Caritasmitarbeiter<br />
<strong>und</strong> -mitarbeiterinnen<br />
beschäftigt. ■<br />
Presse-Information Deutscher<br />
Caritas<strong>ver</strong>band e.V., Generalsekretariat<br />
auch <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> Nr. 19, Feb. 2003,<br />
S. 36-38).<br />
Am 26./27. März 2003 tagte <strong>di</strong>e<br />
ARK des Diakonischen Werkes der<br />
EKD in Kassel, nachdem ein paar<br />
Tage vorher der unten stehende<br />
Vorschlag der Arbeitgeber bekannt<br />
gemacht wurde. Dieser Vorschlag<br />
treibt vielen Diakonie-Kolleg/Innen<br />
nicht nur <strong>di</strong>e Tränen in <strong>di</strong>e Augen<br />
sondern <strong>di</strong>e Zornesröte ins Gesicht,<br />
denkt man doch, es sei alles<br />
nur ein schlechter Scherz.<br />
Der Vorschlag in der Übersicht<br />
■ Erhöhung der wöchentlichen<br />
Arbeitszeit von 38,5 auf 40 St<strong>und</strong>en,<br />
mit einem Korridor zur betrieblichen<br />
Aushandlung über<br />
Dienst<strong>ver</strong>einbarung zwischen<br />
38,5 <strong>und</strong> 42 St<strong>und</strong>en.<br />
■ Anhebung der Vergütungen<br />
am 1. Okt. 2003 um 2,4%<br />
■ Weitere Anhebung jeweils<br />
zum 1. Jan. 2004 <strong>und</strong> 2005 um<br />
1%. Die Auszahlung wird jedoch<br />
abhängig gemacht von der erfolgreichen<br />
Einigung zu einer Neuregelung<br />
der AVR, sozusagen dem<br />
»<strong>di</strong>akonischen BAT«, bzw. soll in<br />
22 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003
einen dann noch einzurichtenden<br />
Tariffond eingespeist werden.<br />
■ Angleichung Ost zum 1. Jan.<br />
2004, auch hier unter Einräumung<br />
eines betrieblich aushandelbaren<br />
Korridors von 85 bis 105%<br />
■ Keine Einmalzahlung 2003<br />
(siehe Öffentlicher Dienst)<br />
■ Während der Verhandlungen<br />
wurde dann überraschend von Arbeitgeberseite<br />
noch der Vorschlag<br />
zur Absenkung des Weihnachtsgeldes<br />
auf 750 € pauschal für alle<br />
Beschäftigten unterbreitet mit der<br />
Möglichkeit der Erhöhung je nach<br />
Wirtschaftslage des Betriebes.<br />
Dieser Vorschlag bedeutet<br />
in der Konsequenz<br />
MINUS 3,3% für <strong>di</strong>e Beschäftigten.<br />
Wegen der hier gar nicht berücksichtigten<br />
Einmalzahlung im<br />
ÖD <strong>und</strong> des abgesenkten Weihnachtsgeldes,<br />
wäre <strong>di</strong>e endgültige<br />
Abkoppelung nicht nur perfekt,<br />
sondern es würde sich bei der Entwicklung<br />
der Vergütungen eine<br />
<strong>ver</strong>hängnisvolle Schere auftun zwischen<br />
Absenkungen in der Diakonie<br />
<strong>und</strong>, wenn auch bescheidenen<br />
Erhöhungen im Öffentlichen<br />
Dienst. Die <strong>di</strong>akonischen Arbeitgeber<br />
<strong>ver</strong>suchen, sich Wettbewerbsvorteile<br />
auf dem Rücken ihrer Beschäftigten<br />
zu <strong>ver</strong>schaffen <strong>und</strong><br />
begründen <strong>di</strong>es mit dem angeblichen<br />
Argument, dass <strong>di</strong>e Personalkosten<br />
in ihren Einrichtungen<br />
erheblich höher liegen würden, als<br />
<strong>di</strong>es bei den öffentlichen Arbeitgebern<br />
der Fall wäre. Dass <strong>di</strong>ese<br />
Argumentation sehr kurz gegriffen<br />
ist, zeigen <strong>di</strong>e weitgehenden<br />
Übernahmen des Tarifabschlusses<br />
ÖD für <strong>di</strong>e Landeskirchen Rheinland,<br />
Westfalen <strong>und</strong> Lippe <strong>und</strong> der<br />
Landeskirche Württemberg. Die<br />
<strong>di</strong>akonischen Werke dort unterliegen<br />
nicht anderen Marktbe<strong>di</strong>n-<br />
gungen als <strong>di</strong>es bei der EKD der<br />
Fall ist. Die von der Arbeitnehmerseite<br />
angebotene Notlagenregelung<br />
für Betriebe in wirtschaftlichen<br />
Schwierigkeiten wird von<br />
Seiten der Arbeitgeber blockiert.<br />
Fachtagung<br />
Am 26. März, zeitlich <strong>und</strong> örtlich<br />
parallel zur ARK, <strong>ver</strong>anstaltete<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> eine Fachtagung zum Thema<br />
»Neugestaltung des Tarifrechts<br />
<strong>und</strong> Auswirkungen auf <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />
im Bereich von Kirchen,<br />
Diakonie <strong>und</strong> Caritas« in<br />
Kassel. Den Teilnehmer/Innen<br />
wurde während der Tagung der<br />
Vorschlag der Arbeitgeber für <strong>di</strong>e<br />
Sitzung der ARK mitgeteilt. Somit<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> – Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft e. V. · Potsdamer Platz 10, 10785 Berlin · Ressort 9<br />
V.i.S.d.P.: Günter Busch, Bearbeitung: Renate Richter · Gesamtherstellung: Hauer+Ege GmbH, Stuttgart · W-1944-11-0403<br />
lag es nah, dass man <strong>ver</strong>suchte,<br />
der ARK während der Mittagspause<br />
einen Besuch abzustatten,<br />
um der Forderung nach Übernahme<br />
des Tarifabschlusses unmittelbar<br />
<strong>und</strong> <strong>di</strong>rekten Nachdruck<br />
der Beschäftigten in der Diakonie<br />
in Kassel-Wilhelmshöhe am 14. Mai 2003,<br />
Beginn 14 Uhr Goethestr./Huttenstr.<br />
Abschlussk<strong>und</strong>gebung 15 Uhr vor dem<br />
Hotel Chassalla, Wilhelmshöher Allee 99<br />
Weg mit der Arbeitgeberforderung<br />
nach Arbeitszeiterhöhung<br />
<strong>und</strong> Lohnsenkung<br />
Übernahme des Tarifabschlusses<br />
öffentlicher Dienst<br />
Aufnahme von Tarif<strong>ver</strong>handlungen:<br />
für Einheitlichkeit <strong>und</strong><br />
Verlässlichkeit<br />
Am 14./15.5.2003 tagt <strong>di</strong>e Arbeitsrechtliche<br />
Kommission des Diakonischen Werkes der EKD<br />
wieder in Kassel.<br />
Während im öffentlichen Dienst <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />
seit 1.1. 2003 ihre Lohnerhöhungen bekommen,<br />
gehen <strong>di</strong>e 180.000 Kolleginnen <strong>und</strong><br />
Kollegen, für <strong>di</strong>e <strong>di</strong>e Beschlüsse der Arbeitsrechtlichen<br />
Kommission <strong>di</strong>rekt gelten, bisher leer<br />
aus, ebenso wie alle anderen, für <strong>di</strong>e sie Signalwirkung<br />
haben.<br />
Die Arbeitnehmerseite fordert <strong>di</strong>e Übernahme<br />
des Tarifabschlusses öffentlicher Dienst.<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 23<br />
ANNETTE KLAUSING, HANNOVER<br />
Aufruf zur<br />
Demonstration<br />
<strong>und</strong><br />
K<strong>und</strong>gebung<br />
Tarifpolitik<br />
HAUER+EGE GMBH, STUTTGART
Tarifpolitik<br />
zu <strong>ver</strong>leihen. Im Vorfeld <strong>di</strong>eser<br />
Aktion hatte der Verband der<br />
Diakonischen Dienstgeber (VdDD)<br />
in einem R<strong>und</strong>schreiben an seine<br />
Mitglieder Hinweise <strong>ver</strong>schickt,<br />
wie mit einer zu erwartenden Aktion<br />
umzugehen sei. Hier nur zwei<br />
kurze Auszüge:<br />
»Es sind deshalb bereits Vorkehrungen<br />
getroffen worden, <strong>di</strong>e Teilnehmer<br />
an einer eventuellen Störaktion<br />
zu identifizieren, um bei<br />
<strong>di</strong>esen entsprechende arbeitsrechtliche<br />
Konsequenzen ziehen<br />
zu können.«<br />
ANNETTE KLAUSING, HANNOVER (3)<br />
»Mit der für Kassel von <strong>ver</strong>.<strong>di</strong><br />
geplanten Aktion bezweckt ist<br />
eine externe Beeinflussung der<br />
ARK ...«<br />
Der Besuch der ARK im dortigen<br />
Tagungshotel fand aus Rücksichtnahme<br />
auf den Hotelbetrieb <strong>und</strong><br />
bei Frühlingswetter vor der Tür<br />
statt <strong>und</strong> tatsächlich gab es einige,<br />
<strong>und</strong> besonders einen eifrigen<br />
Vertreter aus dem Arbeitgeber-<br />
Lager, der wie wild mit seiner schicken<br />
Digital-Kamera alles fotografierte,<br />
was <strong>di</strong>e Linse bot. Wir<br />
werden sehen was mit <strong>di</strong>esen<br />
Fotos passiert bzw. ob sie demnächst<br />
entsprechend <strong>ver</strong>wendet<br />
werden.<br />
So ein Verhalten der Arbeitgeber<br />
ist unerträglich, zumal es dem von<br />
ihnen selbst postulierten Konstrukt<br />
der Dienstgemeinschaft im<br />
Bereich von Diakonie <strong>und</strong> Kirche<br />
unseres Erachtens widerspricht.<br />
Dieses Prinzip beinhaltet auch,<br />
dass Interessenunterschiede ausgehandelt<br />
werden, aber Aktionen<br />
des Protestes nicht mit halbgeheim<strong>di</strong>enstlichen<br />
Mitteln beobachtet<br />
<strong>und</strong> dann noch sanktioniert<br />
werden. Auch <strong>di</strong>e kirchlichen <strong>und</strong><br />
<strong>di</strong>akonischen Arbeitgeber müssen<br />
sich nunmal daran gewöhnen,<br />
dass man sie besucht <strong>und</strong> <strong>di</strong>e bei<br />
Kirche <strong>und</strong> Diakonie angestellten<br />
Kolleg/Innen ihre Interessen gemeinsam<br />
mit <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> durchzusetzen<br />
bereit sind.<br />
Die Konsequenz<br />
Die ARK <strong>ver</strong>handelt weiter am<br />
14. <strong>und</strong> 15. Mai in Kassel, <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />
der Diakonie werden<br />
auch kommen. <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> ruft schon<br />
heute auf zu einer kraftvollen<br />
Demonstration am 14. Mai <strong>und</strong><br />
entsprechenden Aktionen. ■<br />
Andreas Quadt<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Tarifexperte Tobias Schümann bei seinem Vortrag auf der Fachtagung<br />
(oben). Besuch der ARK, am Mikro: Michael Heinrich, Sprecher der B<strong>und</strong>eskonferenz<br />
der AG MAVen (unten).<br />
24 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003
ANNETTE KLAUSING (2), THOMAS LANGREDER<br />
Wohlfahrts<strong>ver</strong>bände<br />
Beschäftigte der Wohlfahrts<strong>ver</strong>bände<br />
fordern <strong>di</strong>e Übernahme<br />
des Tarifabschlusses des<br />
öffentlichen Dienstes<br />
Unter dem b<strong>und</strong>esweiten Motto<br />
»einklinken statt abkoppeln« fordern<br />
<strong>di</strong>e Beschäftigten wohlfahrts<strong>ver</strong>bandlicher<br />
Einrichtungen <strong>di</strong>e<br />
Arbeitgeber zur uneingeschränkten<br />
Übernahme des Tarifabschlusses<br />
des öffentlichen Dienstes auf.<br />
Allein in Hanno<strong>ver</strong> unterstützen<br />
1.600 Mitarbeiter in <strong>Krankenhäuser</strong>n,<br />
Einrichtungen der Behindertenhilfe,<br />
Altenpflege <strong>und</strong> Jugendhilfe<br />
mit einer Unterschriftensammlung<br />
<strong>di</strong>ese Forderung im <strong>di</strong>akonischen<br />
Bereich.<br />
»Unsere Forderung nach uneingeschränkter<br />
Übernahme des Tarifkompromisses<br />
gilt auch für <strong>di</strong>e<br />
Richtigstellung<br />
In unserer letzten Ausgabe hatten<br />
wir auf den Seiten 30 <strong>und</strong> 31<br />
unter der Überschrift »Deutsches<br />
Rotes Kreuz <strong>ver</strong>lässt Landestarifgemeinschaft«<br />
darüber berichtet,<br />
dass der Landes<strong>ver</strong>band des Deutschen<br />
Roten Kreuzes Niedersachsen<br />
<strong>und</strong> zahlreiche DRK-Kreis<strong>ver</strong>bände<br />
zum 31.3.2003 <strong>di</strong>e<br />
Landestarifgemeinschaft Nieder-<br />
Beschäftigten der Wohlfahrts<strong>ver</strong>bände<br />
<strong>und</strong> privaten Anbieter im<br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>bereich. Nur so kann<br />
sichergestellt werden, dass nicht<br />
weite Teile der Beschäftigten im<br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen von der allgemeinen<br />
Einkommensentwicklung<br />
abgekoppelt werden,« sagte<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Landesfachbereichsleiter<br />
Joachim Lüddecke auf der Konferenz<br />
»Wohlfahrt im<br />
Wandel – <strong>und</strong> wo<br />
bleiben wir?« am<br />
20. März in Hanno<strong>ver</strong>.<br />
Eine Sanierung<br />
der Sozialsysteme<br />
dürfe nicht zu Lasten<br />
<strong>und</strong> auf dem<br />
Rücken der in den<br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>- <strong>und</strong> Sozialeinrichtungen<br />
Beschäftigten erfolgen.<br />
»Insbesondere das Einkommen<br />
der unteren Lohn<strong>und</strong><br />
Gehaltsgruppen ist inzwischen<br />
ein echter Skandal. Drei<br />
Viertel der etwa vier Millionen<br />
Arbeitsplätze der Branche sind<br />
Frauenarbeitsplätze«, so Lüddecke.<br />
Die Entstehung eines<br />
Niedriglohnsektors wolle <strong>ver</strong>.<strong>di</strong><br />
<strong>ver</strong>hindern. Wettbewerb sollte<br />
über <strong>di</strong>e Qualität, nicht jedoch<br />
sachsen des DRK <strong>ver</strong>lassen werden.<br />
Dabei ist u.a. auch ein Foto<br />
des »DRK-Krankenhauses Seepark«<br />
abgedruckt worden.<br />
Die Trägerin <strong>di</strong>eser Einrichtung<br />
ist eine Stiftung des privaten<br />
Rechts <strong>und</strong> wendet einzel<strong>ver</strong>traglich<br />
den BAT bzw. MTArb an.<br />
Mit dem Foto konnte der Eindruck<br />
erweckt werden, dass un-<br />
über geringere Entlohnung<br />
der Beschäftigten<br />
erfolgen.<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> will <strong>di</strong>e Neugestaltung<br />
des B<strong>und</strong>es-<br />
Angestellten-Tarif<strong>ver</strong>trages<br />
(BAT) nutzen,<br />
neben den <strong>Krankenhäuser</strong>n<br />
auch <strong>di</strong>e übrigen<br />
Einrichtungen des <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>-<br />
<strong>und</strong> <strong>Sozialwesen</strong>s<br />
der Branche in<br />
einer neuen Sparte zusammenzufassen.<br />
Damit wird<br />
es möglich, in <strong>di</strong>esem Bereich<br />
eine neue Wettbewerbsordnung<br />
zu schaffen <strong>und</strong> <strong>di</strong>e<br />
Arbeits- <strong>und</strong> Entlohnungsbe<strong>di</strong>ngungen<br />
der Beschäftigten<br />
der Wohlfahrts<strong>ver</strong>bände, der<br />
privaten Anbieter, der Kirche <strong>und</strong><br />
Diakonie wie auch in den öffentlichen<br />
Dienst Einrichtungen der<br />
Branche neu <strong>und</strong> gemeinsam zu<br />
regeln. ■<br />
Ulf Birch, Pressesprecher<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Landesbezirk Niedersachsen-<br />
Bremen<br />
sere Ausführungen auch auf das<br />
DRK-Krankenhaus Seepark gelten<br />
würden.<br />
Das ist nicht der Fall, <strong>und</strong> es war<br />
auch nicht Absicht von <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> <strong>di</strong>esen<br />
Eindruck zu erwecken, was<br />
wir hiermit richtigstellen. ■<br />
Joachim Lüddecke<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 25<br />
Tarifpolitik
Tarifpolitik<br />
Konflikt bei Berliner Klinikgruppe<br />
Dr. Marx wächst b<strong>und</strong>esweit!<br />
Mahnwachen wegen<br />
mangelnder Lohnerhöhung<br />
– nun auch Protest in der<br />
Schwarzwaldklinik, Me<strong>di</strong>anklinik<br />
<strong>und</strong> Klinik Sinnighofen in<br />
Südbaden!<br />
R<strong>und</strong> 120 Beschäftigte der Kliniken<br />
Sinnighofen <strong>und</strong> Schwarzwaldklink<br />
in Bad Krozingen <strong>und</strong><br />
der Me<strong>di</strong>anklinik in Freiburg,<br />
alle zum Berliner Klinik<strong>ver</strong>b<strong>und</strong><br />
Dr. Marx gehörig, protestierten<br />
wegen ausstehender Tariferhöhungen.<br />
Seitdem stehen sie jeden Tag<br />
Mahnwache vor ihrer Klinik. Zum<br />
Protest rief <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> bisher befristest<br />
auf. Damit schwappte der Protest<br />
von Pflegekräften, Servicepersonal<br />
<strong>und</strong> me<strong>di</strong>zinischen Fachkräften in<br />
der Konzernklinikgruppe Dr. Marx<br />
jetzt auch in den äußersten Südwesten<br />
der Republik über.<br />
Dabei gibt es bereits Verhandlungsergebnisse<br />
an den Standorten<br />
in Freiburg in der Klinik für<br />
Tumorbiologie (siehe rechts) <strong>und</strong><br />
in der Quellenhof AG in Oeynhausen.<br />
Dort wurde nach heftigen<br />
Protesten der Belegschaften ein<br />
Ergebnis erzielt.<br />
In Bad Krozingen wollen <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />
zusammen mit <strong>ver</strong>.<strong>di</strong><br />
Druck machen, um den Arbeitgeber<br />
Dr. Marx auch hier wieder an<br />
den Verhandlungstisch zu bewegen.<br />
Ziel sind Tarif<strong>ver</strong>handlungen<br />
über Lohn <strong>und</strong> Gehalt. Für <strong>di</strong>e drei<br />
Kliniken in Südbaden wurden <strong>di</strong>e<br />
Verhandlungen von Herrn Ditgrim<br />
Reene von der Arbeitgeberseite<br />
nach zwei R<strong>und</strong>en Ende Februar<br />
abgebrochen. <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> kün<strong>di</strong>gte weitere<br />
Aktionen bis hin zu Streiks in<br />
Südbaden an, bis der Arbeitgeber<br />
ein faires Angebot vorlege. ■<br />
Reiner Geis<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Bezirk Südbaden<br />
Die Konzerngruppe Dr. Marx,<br />
mit Sitz in Berlin, hat b<strong>und</strong>esweit 34 Kliniken <strong>und</strong> ca. 5.000 Beschäftigte.<br />
Der Klinikkonzern weigerte sich Ende 2002, einen <strong>ver</strong>bindlichen<br />
Lohn- <strong>und</strong> Gehaltsabschluss für alle Kliniken wie bisher gemeinsam<br />
abzuschließen. Daher <strong>ver</strong>handelt <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> jetzt an allen Klinikstandorten<br />
über <strong>di</strong>e jährlichen Gehaltssteigerungen. Dies hat das Klima in den<br />
Verhandlungen <strong>ver</strong>schlechtert. Die Gehaltstarife sind bereits zum<br />
30.9.2002 ausgelaufen. Seitdem müssen sich <strong>di</strong>e Beschäftigten mit<br />
einer Null-R<strong>und</strong>e zufrieden geben.<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> strebt eine Lohn- <strong>und</strong> Gehaltserhöhung auf dem Niveau des<br />
Öffentlichen Dienstes an, um gleiche Be<strong>di</strong>ngungen für private <strong>und</strong><br />
öffentlich-rechtliche Kliniken zu gewährleisten. Im Öffentlichen Dienst<br />
wurde in einem Stufenplan 2,4% <strong>di</strong>eses Jahr <strong>und</strong> 2% für das nächste<br />
Jahr <strong>ver</strong>einbart. In Einzelabschlüssen von Marx-Kliniken, wie in der<br />
Tumorbiologie in Freiburg, wurde <strong>di</strong>eses Ziel bereits erreicht (siehe<br />
unten). ■<br />
Tarifeinigung<br />
am späten Abend<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> erzielt Tarifergebnis<br />
nach Protest in der Klinik für<br />
Tumorbiologie Freiburg!<br />
So konnten in zwei Steigerungen<br />
nominal 3,5% für r<strong>und</strong> 2 Jahre<br />
Laufzeit <strong>ver</strong>einbart werden.<br />
Zuvor waren r<strong>und</strong> 70 Beschäftigte<br />
der Klinik für Tumorbiologie<br />
Freiburg während den Tarif<strong>ver</strong>handlungen<br />
in einen befristeten<br />
Protest vor dem Klinikgebäude getreten.<br />
Die Protestaktion hatte einen<br />
positiven Einfluss auf <strong>di</strong>e schwierigen<br />
Tarif<strong>ver</strong>handlungen. Die Verhandlungen,<br />
<strong>di</strong>e Ende 2002 begonnen<br />
hatten, konnten endlich<br />
zu einem positiven Abschluss gebracht<br />
werden. Es liegt nun ein Ergebnis<br />
auf dem Tisch, das effektiv<br />
nahezu dem Tarifergebnis des öffentlichen<br />
Dienstes entspricht. So<br />
werden in einem zwei Stufenplan<br />
<strong>di</strong>e Vergütungen ab 1.4.2003 um<br />
2,0% <strong>und</strong> ab 1.3.2004 um 1,5%<br />
erhöht. Zudem wird <strong>di</strong>e Entgeltumwandlung<br />
zum Zwecke der Altersvorsorge<br />
für alle Beschäftigten<br />
ermöglicht.<br />
In der Konzerngruppe Dr. Marx,<br />
<strong>di</strong>e in <strong>di</strong>eser Tarifr<strong>und</strong>e zum ersten<br />
mal für alle Klinikstandorte getrennt<br />
<strong>ver</strong>handelt, konnte in <strong>di</strong>eser<br />
Verhandlung eines der besten<br />
Tarifergebnisse b<strong>und</strong>esweit für<br />
<strong>di</strong>esen Konzern erzielt werden.<br />
Nun müssen auch Ergebnisse für<br />
<strong>di</strong>e weiteren Standorte in Bad<br />
Krozingen <strong>und</strong> Freiburg erkämpft<br />
werden. ■<br />
Ulrike Glogger<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Bezirk Südbaden<br />
26 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003
Asklepios sucht <strong>di</strong>e Konfrontation<br />
mit Beschäftigten <strong>und</strong> <strong>ver</strong>.<strong>di</strong><br />
Die Nullr<strong>und</strong>e im Krankenhaus<br />
sollen <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />
zahlen!<br />
»Die Gewerkschaften <strong>ver</strong>breiten<br />
gern das Ammenmärchen, <strong>di</strong>e<br />
privaten zahlten schlechter ...«,<br />
empört sich Elmar Willebrandt,<br />
Geschäftsführer der Asklepios-<br />
Kliniken GmbH, im Interview mit<br />
der Zeitschrift »führen & wirtschaften«<br />
(Nr. 1/2003, S. 9). Und<br />
selbst<strong>ver</strong>ständlich durchschaut er<br />
auch <strong>di</strong>e niederen Beweggründe<br />
»der Gewerkschaften«. Denn »der<br />
wahre Gr<strong>und</strong> der massiven Gegnerschaft<br />
ist <strong>di</strong>e Angst vor einem<br />
massiven Mitgliederschw<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />
damit vor dem Verlust von Macht<br />
<strong>und</strong> Einfluss, denn erfahrungsgemäß<br />
nimmt der Organisationsgrad<br />
der Mitarbeiter nach einigen<br />
Jahren der Zugehörigkeit zu<br />
einem privaten Unternehmen ab.«<br />
Ein privates Klinikunternehmen –<br />
<strong>ver</strong>mutlich soll sich <strong>di</strong>e Aussage<br />
auf <strong>di</strong>e Unternehmen der Asklepios-Gruppe<br />
beziehen – böte nämlich<br />
seinen Mitarbeitern durchaus<br />
»faire Entlohnung«, »Eigen<strong>ver</strong>antwortung,<br />
Karrieremöglichkeiten<br />
<strong>und</strong> Aufstiegschancen«, stelle<br />
einen »attraktiven <strong>und</strong> sicheren<br />
Arbeitsplatz« zur Verfügung, <strong>und</strong><br />
könne somit »faire Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />
auch außerhalb von Gewerkschaftsaktivitäten<br />
<strong>ver</strong>nünftig<br />
gestalten«.<br />
Soweit der O-Ton aus Königstein.<br />
Praktische Erfahrungen mit<br />
der »<strong>ver</strong>nünftigen Gestaltung ihrer<br />
Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen außerhalb<br />
von Gewerkschaftsaktivitäten«<br />
können nach den Angaben auf der<br />
Internetseite des Konzerns z.Zt.<br />
bereits r<strong>und</strong> 20.000 Beschäftigte<br />
machen, <strong>di</strong>e einen Umsatz von insgesamt<br />
1 Mrd. € erwirtschaften.<br />
War aller<strong>di</strong>ngs <strong>di</strong>e bisherige Vorgehensweise<br />
des Konzerns in den<br />
von Asklepios übernommenen Ein-<br />
FREESTYLE<br />
richtungen davon gekennzeichnet,<br />
dass zur Vermeidung von betrieblichen<br />
Konflikten <strong>di</strong>e Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />
der zum Zeitpunkt der<br />
Übernahme bereits beschäftigten<br />
»Alt«arbeitnehmerInnen unangetastet<br />
blieben <strong>und</strong> nur Neueingestellte<br />
<strong>di</strong>e Segnungen der »fairen<br />
Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen« außerhalb<br />
von störenden Gewerkschaftsaktivitäten<br />
in Anspruch nehmen durften,<br />
scheint sich jetzt ein Strategiewechsel<br />
anzudeuten. So sollen<br />
in <strong>di</strong>esem Jahr in Hessen u.a. in<br />
den Asklepios-Kliniken in Wiesbaden,<br />
Langen, Seligenstadt <strong>und</strong> Bad<br />
Wildungen auch »Alt«fälle <strong>di</strong>e<br />
BAT-Steigerungen von 2,4% nicht<br />
mehr erhalten.<br />
Möglicherweise werden <strong>di</strong>e<br />
Asklepios-Belegschaften jetzt von<br />
ihrem Arbeitgeber zur Kasse gebeten<br />
für ein Unternehmenswachstum<br />
in den letzten Jahren von<br />
durchschnittlich 30% pro Jahr,<br />
das auch mit wirtschaftlich riskanten<br />
Klinikübernahmen erzielt<br />
wurde.<br />
Nachdem zumindest in den anderen<br />
großen privaten deutschen<br />
Klinikketten inzwischen <strong>di</strong>e Erkenntnis<br />
wächst, dass ein »fairer«<br />
Interessenausgleich zwischen<br />
Unternehmen <strong>und</strong> Arbeitnehmern<br />
weder durch Lohndumping noch<br />
durch tarif<strong>ver</strong>trags- <strong>und</strong> gewerkschaftsfreie<br />
Zonen in <strong>Krankenhäuser</strong>n<br />
erreicht werden kann, sind<br />
anstehende Klinikübernahmen<br />
durch Asklepios für <strong>di</strong>e betroffenen<br />
ArbeitnehmerInnen durchaus<br />
noch wesentlich kritischer zu betrachten.<br />
In Kliniken, <strong>di</strong>e bereits<br />
zum Konzern gehören, wird ein<br />
Konflikt um Tarif<strong>ver</strong>träge auf BAT-<br />
Niveau sowohl immer notwen<strong>di</strong>ger<br />
als auch wahrscheinlicher. ■<br />
Georg Schulze-Ziehaus<br />
Asklepios ist z.B. auch Gesellschafter der International Neuroscience Institute<br />
GmbH (INI) in Hanno<strong>ver</strong> (neben Prof. Samii, der Siemens AG <strong>und</strong> einem<br />
Bankenkonsortium unter Führung der NordLB)<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 27<br />
Tarifpolitik
Tarifpolitik<br />
Zeitarbeit wird in den Kliniken<br />
in Zukunft immer wichtiger<br />
Die Vermittler erweitern ihr<br />
Angebot für <strong>di</strong>e <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>branche<br />
– Arbeitnehmer<br />
akzeptieren kurzfristige<br />
Verträge<br />
Aufgr<strong>und</strong> der vielen Engpässe<br />
wird es Zeit, dass sich Zeitarbeitsfirmen<br />
um den Markt für den <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>-<br />
<strong>und</strong> Pflegebereich noch<br />
ausgiebiger kümmern. Der Deutsche<br />
Berufs<strong>ver</strong>band für Pflegeberufe<br />
beklagt seit langem einen<br />
gravierenden Mangel an qualifizierten<br />
Krankenschwestern.<br />
Obwohl <strong>di</strong>e Probleme auf absehbare<br />
Zeit kaum befrie<strong>di</strong>gend lösbar<br />
sein dürften, hilft eine bessere<br />
Organisation schon weiter. So<br />
haben mittlerweile auch große<br />
Zeitarbeitsfirmen wie Manpower<br />
oder Randstad mit 250 Niederlassungen<br />
in 180 deutschen Städten<br />
<strong>di</strong>e Vermittlung von Intensiv-<br />
Schwestern, MTA oder Arzthelferinnen<br />
ins Programm genommen.<br />
Daneben stehen Fachkräfte für <strong>di</strong>e<br />
Pharma- <strong>und</strong> Biotech-Industrie zur<br />
Verfügung.<br />
Auf der Me<strong>di</strong>ca gab es 2002<br />
erstmals einen eigenen Bereich,<br />
der der Karriereplanung <strong>und</strong> Personalrekrutierung<br />
gewidmet war.<br />
Verstärkt auf <strong>di</strong>e Vermittlung von<br />
Arbeitskräften für den <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>-<br />
<strong>und</strong> Pflegebereich setzen<br />
auch große Unternehmen wie Ve<strong>di</strong>or<br />
mit 2.000 Filialen in 27 Ländern<br />
oder der weltweite Branchenführer<br />
Adecco aus der Schweiz –<br />
mit 730.000 Mitarbeitern für praktisch<br />
alle Wirtschaftszweige. In<br />
den USA hat ANM Healthcare<br />
6.500 Pflegekräfte unter Vertrag<br />
<strong>und</strong> macht damit einen Umsatz<br />
von mehr als 500 Millionen US-<br />
Dollar jährlich.<br />
Das Hauptgeschäft der europäischen<br />
Konzerne liegt aber noch in<br />
der Vermittlung von Arbeitskräften<br />
für Industrie <strong>und</strong> Verwaltung mit<br />
kaufmännisch <strong>und</strong> technisch geprägten<br />
Berufen. Im Wesentlichen<br />
gilt <strong>di</strong>es auch für <strong>di</strong>e mit ihrem<br />
Börsengang in Deutschland bekannt<br />
gewordenen Gesellschaften<br />
Allbecon, Amadeus <strong>und</strong> DIS.<br />
Indessen bauen <strong>di</strong>e Unternehmen<br />
den lukrativen me<strong>di</strong>zinischen<br />
Komplex strategisch gezielt aus.<br />
Interessant wird <strong>di</strong>e Vermittlung<br />
me<strong>di</strong>zinischer Fachkräfte durch <strong>di</strong>e<br />
zunehmende Privatisierung am<br />
deutschen Krankenhausmarkt.<br />
Mehr Gewicht für <strong>di</strong>e <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>berufe<br />
bringen jedoch <strong>di</strong>e<br />
spezialisierten Vermittler auf <strong>di</strong>e<br />
Waage. Hiervon gibt es viele kleinere,<br />
regional tätige Firmen. Andere<br />
sind b<strong>und</strong>esweit tätig <strong>und</strong><br />
Mitglied im B<strong>und</strong>es<strong>ver</strong>bands für<br />
Zeitarbeit in Bonn (BZA). Dazu gehören<br />
zum Beispiel <strong>di</strong>e Firmen<br />
Me<strong>di</strong>al mit Sitz in München,<br />
Me<strong>di</strong>job (Hamburg), Med-Kontor<br />
(Hamburg, München, Stuttgart,<br />
Ulm) sowie DoMed in Dortm<strong>und</strong><br />
<strong>und</strong> Assist Intermed in Landscheid.<br />
Einige sind schon 20 Jahre im<br />
Geschäft, so etwa der größte selbstän<strong>di</strong>ge<br />
Anbieter Me<strong>di</strong>rent.<br />
Das me<strong>di</strong>zinische Personalmanagement<br />
umfasst unter anderem<br />
Urlaubs- <strong>und</strong> Krankheits<strong>ver</strong>tretungen,<br />
Personalstellung bei erhöhtem<br />
Arbeitsvolumen – für jeweils<br />
wenige Tage oder Wochen bis zu<br />
mehreren Monaten. Med-Kontor<br />
beispielsweise bietet »in<strong>di</strong>viduelle<br />
Personallösungen für <strong>Krankenhäuser</strong>,<br />
Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime, Arzt<strong>und</strong><br />
Zahnarztpraxen sowie Dialysezentren«.<br />
Die <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>branche wächst<br />
praktisch unabhängig von der<br />
Konjunktur. Der Arbeitskräftemangel<br />
hat sich zuletzt <strong>ver</strong>schärft.<br />
Zudem soll der Arbeitsmarkt<br />
flexibler werden, indem <strong>di</strong>e staatliche<br />
Bürokratie weniger Einfluss<br />
nimmt. Arbeitnehmer akzeptieren<br />
häufiger kurzfristig wechselnde<br />
Arbeits<strong>ver</strong>hältnisse. In den Niederlanden<br />
sind es bereits fünf Prozent,<br />
<strong>di</strong>e sich über <strong>di</strong>e Zeitarbeitsfirmen<br />
regelmäßig einen Job<br />
besorgen – in Deutschland ist es<br />
erst ein Prozent.<br />
Daneben <strong>di</strong>ent Zeitarbeit dazu,<br />
<strong>di</strong>e Suchprozesse der Betriebe zur<br />
Auswahl von geeignetem Personal<br />
zu optimieren. Oder anders gesagt:<br />
Zuerst für längere Zeit ausleihen<br />
<strong>und</strong> später fest einstellen.<br />
Laut BZA bekommen 30 Prozent<br />
der <strong>ver</strong>mittelten Arbeitskräfte von<br />
dem Unternehmen, in dem sie vorübergehend<br />
tätig sind, später<br />
einen unbefristeten Vertrag angeboten.<br />
Generell floriert das Geschäft<br />
der Zeitarbeitsfirmen, wenn <strong>di</strong>e<br />
Wirtschaft anspringt. Dann benötigen<br />
Unternehmen rasch zusätzliche<br />
Arbeitskräfte. Die letzte<br />
Boomphase der Zeitarbeitsbranche<br />
datiert aus den Jahren 1996 bis<br />
2000. In <strong>di</strong>esem Zeitraum gab es<br />
ein jährliches Wachstum von 15<br />
Prozent – sowohl beim Umsatz als<br />
auch bei der Zahl der <strong>ver</strong>mittelten<br />
Arbeitskräfte, erklärt der B<strong>und</strong>es<strong>ver</strong>band<br />
Zeitarbeit.<br />
Von 1990 bis zum Jahr 2000<br />
stieg <strong>di</strong>e Zahl der Mitarbeiter in<br />
Zeitarbeits<strong>ver</strong>hältnissen von<br />
291.000 auf 785.000. ■<br />
Me<strong>di</strong>ca aktuell, 22.11.2002<br />
28 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003
Flexi-Tarif ist Praxis<br />
WSI-Untersuchung zeigt<br />
beachtliche Vielfalt im<br />
Tarifgeschäft<br />
Die Regierungserklärung des<br />
B<strong>und</strong>eskanzlers bildete <strong>di</strong>e Spitze<br />
der seit Wochen andauernden Kritik<br />
am Flächentarif<strong>ver</strong>trag. Zwar<br />
wolle er <strong>di</strong>esen nicht abschaffen,<br />
sagte Gerhard Schröder. Doch leider<br />
seien <strong>di</strong>e Tarif<strong>ver</strong>träge häufig<br />
»nicht flexibel genug«. Er erwarte<br />
deshalb, dass sich <strong>di</strong>e Tarifparteien<br />
auf betriebliche Bündnisse einigten,<br />
wie das in vielen Branchen<br />
bereits der Fall sei. Geschehe <strong>di</strong>es<br />
nicht, werde der Gesetzgeber handeln.<br />
In einem hat der Kanzler Recht:<br />
Betriebliche »Bündnisse für Arbeit«<br />
sind wahrlich nichts Neues.<br />
Drei Tage vor der Kanzlerrede<br />
hatte der Deutsche Gewerkschaftsb<strong>und</strong><br />
(DGB) Vorwürfe der<br />
Opposition <strong>und</strong> der Wirtschaft<br />
zurückgewiesen, <strong>di</strong>e derzeitigen<br />
Flächentarif<strong>ver</strong>träge seien zu starr<br />
– <strong>und</strong> <strong>ver</strong>wies auf einen seit<br />
15 Jahren andauernden Trend zur<br />
Verbetrieblichung der Tarifpolitik.<br />
Als »Gespenster<strong>di</strong>skussion«<br />
hatte DGB-Vorstand Heinz Putzhammer<br />
<strong>di</strong>e Mär vom »unflexiblen<br />
Tarif<strong>ver</strong>trag« bezeichnet. Der sei<br />
viel flexibler als sein Ruf: Es gebe<br />
eine Vielzahl von Flächentarif<strong>ver</strong>trägen,<br />
<strong>di</strong>e »Bündnisse für Arbeit«<br />
auf betrieblicher Ebene erlaubten.<br />
Damit seien Belegschaften <strong>und</strong><br />
Unternehmen in der Lage, auf<br />
wirtschaftliche Schwierigkeiten zu<br />
reagieren. Wer trotzdem das Tarif<strong>ver</strong>tragsgesetz<br />
oder das Betriebs<strong>ver</strong>fassungsgesetz<br />
ändern wolle,<br />
der habe »entweder keine Ahnung,<br />
oder es geht ihm um <strong>di</strong>e<br />
faktische Abschaffung der Tarifautonomie«,<br />
sagte Putzhammer.<br />
Einer Untersuchung des Wirtschafts-<br />
<strong>und</strong> Sozialwissenschaftlichen<br />
Instituts (WSI) der Hans-<br />
Böckler-Stiftung zufolge nutzen<br />
bereits heute 35 Prozent der Betriebe<br />
<strong>und</strong> 22 Prozent der öffentlichen<br />
Dienststellen tarifliche Öffnungsklauseln.<br />
Diese beziehen<br />
sich auf <strong>di</strong>e Bereiche Arbeitszeit,<br />
Lohn, Gehalt <strong>und</strong> auf weitere Vergütungen<br />
wie etwa Urlaubszeit. In<br />
knapp 30 Prozent der Betriebe<br />
<strong>und</strong> knapp einem Viertel der<br />
Dienststellen gibt es zudem Vereinbarungen<br />
zur Arbeitsplatz- <strong>und</strong><br />
Standortsicherung. »Was als Ausnahmefall<br />
begonnen hat, ist zum<br />
Standar<strong>di</strong>nstrument betrieblicher<br />
Regulierung geworden«, sagt WSI-<br />
Tarifexperte Reinhard Bispinck. Die<br />
zunehmende »Verbetrieblichung<br />
der Tarifpolitik« werde von den<br />
befragten Betriebs- <strong>und</strong> Personalräten<br />
»eher skeptisch« beurteilt.<br />
80 Prozent der befragten Betriebsräte<br />
<strong>und</strong> 68 Prozent der Personal-<br />
Von je 100 Betrieben* nutzen …<br />
<strong>ver</strong>setzte Arbeitszeiten<br />
Samstagsarbeit<br />
Überst<strong>und</strong>en<br />
Arbeitszeitkonten<br />
Schichtarbeit<br />
Sonntagsarbeit<br />
Kombination Vollzeit/Teilzeit<br />
Gleitzeit<br />
Bereitschafts<strong>di</strong>enste<br />
freie Tage**<br />
räte beurteilten den Trend zur<br />
Dezentralisierung <strong>und</strong> Verbetrieblichung<br />
der Tarifpolitik von »zwiespältig«<br />
bis »generell problematisch«.<br />
Unterstützt werden <strong>di</strong>e Gewerkschaften<br />
in ihrem Kampf um den<br />
Erhalt der Tarifautonomie sogar<br />
aus un<strong>ver</strong>muteter Ecke: »Das so<br />
genannte Tarifkartell exisitiert nur<br />
in der Phantasie der Modernisierungspropheten«,<br />
hatte Arbeitgeberführer<br />
Dieter H<strong>und</strong>t noch im<br />
April 2000 in der Konrad-Adenauer-Stiftung<br />
<strong>ver</strong>kündet. H<strong>und</strong>t:<br />
»Die Forderung nach Abschaffung<br />
des Tarifvorbehalts hätte nicht <strong>di</strong>e<br />
Modernisierung der Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />
zur Folge, sondern le<strong>di</strong>glich<br />
den ›Häuserkampf‹ in den Betrieben.«<br />
■<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-news 06/2003, 29. März<br />
www.<strong>ver</strong><strong>di</strong>-news.de<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 29<br />
50<br />
45<br />
34<br />
26<br />
22<br />
18<br />
16<br />
14<br />
* nur Betriebe, <strong>di</strong>e bestimmte Arbeitszeitformen<br />
zur Entkoppelung von Arbeits<strong>und</strong><br />
Betriebszeiten nutzen<br />
7<br />
5<br />
** aus tariflicher Arbeitszeit<strong>ver</strong>kürzung<br />
Mehrfachnennungen, Stand 2001<br />
Quelle: <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-news<br />
Tarifpolitik
Zu viel Ausbildung <strong>und</strong> zu teuer?<br />
Berufliche Bildung<br />
Ausbildungsplatzabbau an<br />
<strong>Krankenhäuser</strong>n führt in den<br />
nächsten Pflegenotstand<br />
Unbeschadet des vielerorts beklagten<br />
Fachkräftemangels beim<br />
Pflegepersonal <strong>und</strong> der unstreitig<br />
guten Berufsperspektiven geht der<br />
Ausbildungsplatzabbau insbesondere<br />
an den Krankenpflegeschulen<br />
ungehemmt weiter. Gab es im<br />
Jahre 1997 an Schulen des <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesens<br />
noch 59.164<br />
Auszubildende in der Ausbildung<br />
zur Krankenschwester/zum Krankenpfleger,<br />
so waren es vier Jahre<br />
später nur noch 52.205. Knapp<br />
7.000 Ausbildungsplätze wurden<br />
abgebaut bzw. nicht besetzt. Das<br />
entspricht einem Rückgang von<br />
mehr als 11,5%.<br />
Ähnliche Entwicklungen gab es<br />
in der Kinderkrankenpflege. In der<br />
Krankenpflegehilfe war der Ausbildungsplatzabbau<br />
wesentlich dramatischer.<br />
So ist etwa <strong>di</strong>e Zahl der<br />
Schulen für Krankenpflegehilfe in<br />
der Zeit von 1992 bis 2000 von<br />
370 auf 93 gefallen. Die Zahl der<br />
Auszubildenden in der Krankenpflegehilfe<br />
hat sich im gleichen<br />
Zeitraum von 4.542 auf 1.785<br />
mehr als halbiert (vgl. Berufsbildungsberichte<br />
1994 <strong>und</strong> 2001). Im<br />
Jahr 2000 waren es nur noch<br />
1.714 Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler<br />
(Berufsbildungsbericht 2002). In<br />
den letzten Jahren kam es hier jedoch<br />
zu einer Trendumkehr zu Lasten<br />
qualifizierter Ausbildung.<br />
Der blindwütige Ausbildungsplatzabbau<br />
durch <strong>di</strong>e Krankenhausträger<br />
ist angesichts der nach<br />
wie vor gesicherten Refinanzierung<br />
der Ausbildungskosten über<br />
<strong>di</strong>e Pflegesätze nur schwer nachvollziehbar.<br />
Im Hinblick auf den<br />
Ausbau niedrig qualifizierender<br />
Ausbildungsgänge zum/zur Krankenpflegehelfer/-in<br />
befinden sie<br />
sich nicht auf der Höhe der Zeit.<br />
Nach dem Urteil des B<strong>und</strong>es<strong>ver</strong>fassungsgerichts<br />
zum Altenpflegegesetz,<br />
wonach dem B<strong>und</strong> <strong>di</strong>e Regelungskompetenz<br />
für eine<br />
Altenpflegehilfeausbildung als<br />
»Heilberuf« abgesprochen wird,<br />
ist absehbar, dass im neuen Krankenpflegegesetz<br />
eine Krankenpflegehilfeausbildung<br />
nicht mehr vorgesehen<br />
sein wird. Das wird <strong>di</strong>e<br />
Krankenhausträger nicht hindern,<br />
auch weiterhin Helfer/-innen einzusetzen.<br />
Die Berufsperspektiven<br />
ihrer Beschäftigten interessieren<br />
sie nicht sonderlich. Vorausschauende<br />
Personalentwicklung wird<br />
vom Management in Festreden<br />
zwar gerne im M<strong>und</strong>e geführt, in<br />
der Praxis aber kaum realisiert.<br />
Wenn <strong>di</strong>e Entwicklung so weiter<br />
geht, wird <strong>di</strong>e heute vielfach bestehende<br />
Überlastung des Personals<br />
durch Unterbesetzung zum<br />
Personalnotstand, bei dem auch<br />
vorhandene Stellen nicht mehr<br />
qualifiziert besetzt werden können.<br />
Das ist regional <strong>und</strong> bezogen<br />
auf einzelne Abteilungen bereits<br />
Entwicklung der Ausbildungsplatzzahlen an Krankenpflegeschulen 1997 – 2001<br />
heute der Fall. Die Krankenhausträger<br />
haben <strong>di</strong>es selbst zu <strong>ver</strong>antworten.<br />
Die vielfach für den Ausbildungsplatzabbau<br />
ins Feld geführten<br />
Kostenargumente halten einer<br />
kritischen Überprüfung nicht<br />
stand, wie im Folgenden dargestellt<br />
wird.<br />
Neue Finanzierung<br />
der Ausbildung<br />
Die Finanzierung der Ausbildung<br />
an Schulen des <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesens<br />
erfolgt im Unterschied zu anderen<br />
Berufausbildungen ausschließlich<br />
über <strong>di</strong>e Entgelte der<br />
<strong>Krankenhäuser</strong>. Während im dualen<br />
System der Betrieb für <strong>di</strong>e Kosten<br />
der praktischen Ausbildung,<br />
Ausbilder/innen, Ausbildungs<strong>ver</strong>gütung,<br />
Ausbildungsmittel usw.<br />
aufkommt <strong>und</strong> der Staat <strong>di</strong>e Kosten<br />
für <strong>di</strong>e theoretische Ausbildung<br />
an Berufsschulen trägt, liegt<br />
<strong>di</strong>e Finanzierung der Ausbildung<br />
im <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen, soweit sie<br />
an <strong>Krankenhäuser</strong>n stattfindet, in<br />
einer Hand. Die <strong>Krankenhäuser</strong><br />
sind zugleich auch Träger der Ausbildungsstätten<br />
<strong>und</strong> alle Kosten<br />
werden über <strong>di</strong>e Einnahmen der<br />
<strong>Krankenhäuser</strong>, also letztlich über<br />
<strong>di</strong>e Kranken<strong>ver</strong>sicherungen bezahlt.<br />
Nur bei den Investitionskosten<br />
sind <strong>di</strong>e Länder noch beteiligt.<br />
Zwar gab es in der Vergangenheit<br />
immer wieder mal Diskussionen<br />
Ausbildungsberufe 1997* 1998* 1999* 2000* 2001*<br />
Krankenpfleger/-schwester 59.164 57.839 55.169 53.504 52.205<br />
Kinderkrankenpfleger/-schwester 7.204 6.993 6.772 6.415 6.464<br />
Krankenpflegehelfer/in 2.041 1.972 1.785 1.714 1.934<br />
* ohne Hessen, Sachsen <strong>und</strong> Thüringen<br />
Quelle: Berufsbildungsberichte 1999, 2000, 2001, 2002 <strong>und</strong> Statistisches B<strong>und</strong>esamt<br />
30 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003
darüber, <strong>di</strong>e Kosten für den schulischen<br />
Teil der Ausbildung auf <strong>di</strong>e<br />
Länder zu übertragen. Der Deutsche<br />
Pflegerat (DPR), ein Zusammenschluss<br />
<strong>di</strong><strong>ver</strong>ser pflegerischer<br />
Berufs<strong>ver</strong>bände hatte sich am R<strong>und</strong>en<br />
Tisch im BMG hierfür stark<br />
gemacht <strong>und</strong> <strong>di</strong>eses Anliegen auch<br />
ins aktuelle Gesetzgebungs<strong>ver</strong>fahren<br />
zum Krankenpflegegesetz eingebracht.<br />
Ohne eine gr<strong>und</strong>legende<br />
Strukturreform der Ausbildung<br />
<strong>und</strong> ihre Integration in das System<br />
der beruflichen Bildung ist eine<br />
solche Forderung jedoch fahrlässig,<br />
wenn nicht sogar gefährlich.<br />
Ein solches Anliegen hat kaum<br />
Chancen im B<strong>und</strong>esrat akzeptiert<br />
zu werden, ohne dass an anderer<br />
Stelle ein Ausgleich erfolgt.<br />
Solange <strong>di</strong>e Schulen mit <strong>Krankenhäuser</strong>n<br />
»notwen<strong>di</strong>gerweise<br />
<strong>ver</strong>b<strong>und</strong>en« sind, erscheint <strong>di</strong>ese<br />
Finanzierung auch plausibel. Zumindest<br />
bereitet sie in der Regel<br />
keine Probleme, weil der Anteil<br />
der Ausbildungskosten an den Gesamtausgaben<br />
der Krankenkassen<br />
für <strong>Krankenhäuser</strong> relativ gering<br />
ist <strong>und</strong> <strong>di</strong>e Krankenkassen bisher<br />
nicht dadurch aufgefallen sind, an<br />
<strong>di</strong>eser Stelle sparen zu wollen. Der<br />
in den letzten Jahren vorgenommene<br />
Ausbildungsplatzabbau ist<br />
auch weniger den Krankenkassen<br />
anzulasten, denn <strong>di</strong>e Ausbildungskosten<br />
wurden vollstän<strong>di</strong>g über<br />
<strong>di</strong>e Pflegesätze refinanziert. Verantwortlich<br />
für den Rückgang der<br />
Ausbildungsplatzzahlen sind in erster<br />
Linie <strong>di</strong>e Krankenhausträger<br />
<strong>und</strong> ihre Verwaltungen, <strong>di</strong>e innerhalb<br />
ihrer Budgets Umschichtungen<br />
zu Lasten der Ausbildung vornehmen<br />
aber gleichzeitig über<br />
Fachkräftemangel klagen.<br />
Aller<strong>di</strong>ngs unterliegen <strong>di</strong>e Erhöhungen<br />
der Ausbildungs<strong>ver</strong>gütungen<br />
den gleichen Problemen wie<br />
<strong>di</strong>e Vergütungserhöhungen ins-<br />
gesamt. Nach § 71 Sozialgesetzbuch<br />
V – Gr<strong>und</strong>satz der Beitragsstabilität<br />
– sollen Beitragssatzsteigerungen<br />
<strong>ver</strong>mieden werden<br />
<strong>und</strong> <strong>di</strong>e Vergütungen der Leistungserbringer<br />
(z.B. <strong>Krankenhäuser</strong>)<br />
insgesamt dürfen in der Regel<br />
nicht höher steigen als <strong>di</strong>e Einnahmen<br />
der Krankenkassen. Die Vergütungs<strong>ver</strong>einbarungen<br />
sind gekoppelt<br />
an <strong>di</strong>e durchschnittlichen<br />
Veränderungsraten der beitragspflichtigen<br />
Einnahmen aller Mitglieder<br />
der Krankenkassen. Diese<br />
Veränderungsraten sind keineswegs<br />
immer identisch mit den von<br />
den Gewerkschaften in den <strong>ver</strong>schiedenen<br />
Tarifbereichen erkämpften<br />
Vergütungserhöhungen.<br />
Mit der Umstellung der Krankenhausfinanzierung<br />
auf <strong>di</strong>agnosebezogene<br />
Fallpauschalen (Diagnosis<br />
Related Groups - DRG), <strong>di</strong>e mit<br />
dem Fallpauschalengesetz vom<br />
23. April 2002 beschlossen wurde,<br />
wird auch <strong>di</strong>e Ausbildungsfinanzierung<br />
neu gestaltet. Geradezu<br />
revolutionär ist <strong>di</strong>e künftige Finanzierung<br />
aus einem Ausbildungsfonds,<br />
in den alle <strong>Krankenhäuser</strong>,<br />
gleichgültig, ob sie selber ausbilden<br />
oder nicht, einen speziell für<br />
<strong>di</strong>e Ausbildungskosten erhobenen<br />
Zuschlag einzahlen müssen. Der<br />
Zuschlag wird ab 1. Januar 2004<br />
erhoben. Allen vorgeschobenen<br />
Argumenten von Wettbewerbsnachteilen<br />
der ausbildenden <strong>Krankenhäuser</strong><br />
<strong>und</strong> ihrer hohen Ausbildungskosten<br />
wird damit der<br />
Boden entzogen.<br />
Mit dem derzeit in der parlamentarischen<br />
Beratung befindlichenFallpauschalenänderungsgesetz<br />
(FPÄndG) soll auf Betreiben<br />
der Krankenhausträger <strong>di</strong>e Bildung<br />
der Ausbildungsfonds um ein Jahr<br />
auf das Jahr 2005 <strong>ver</strong>schoben<br />
werden. Die Begründung ist kurios.<br />
Wegen der hohen Arbeitsbe-<br />
lastungen bei der Ermittlung der<br />
Daten für <strong>di</strong>e Einführung der <strong>di</strong>agnosebezogenen<br />
Fallpauschalen<br />
sehen sich <strong>di</strong>e <strong>Krankenhäuser</strong><br />
nicht in der Lage, <strong>di</strong>e erforderlichen<br />
Daten für <strong>di</strong>e Kosten der<br />
Ausbildung zur Verfügung zu stellen.<br />
Es liegt der Verdacht nahe,<br />
dass <strong>di</strong>e <strong>Krankenhäuser</strong> gar nicht<br />
wissen, was ihre Ausbildungsgänge<br />
kosten. Zwar glauben sie zu<br />
wissen, dass Ausbildung zu teuer<br />
ist, was sie tatsächlich kostet, ist<br />
aber nicht bekannt. Diese Einschätzung<br />
deckt sich mit den Er-<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 31<br />
GERD DIELMANN<br />
Berufliche Bildung
Berufliche Bildung<br />
fahrungen vieler Schulleitungen Dazu müssen <strong>di</strong>e durchschnitt-<br />
<strong>und</strong> betrieblicher Interessen<strong>ver</strong>trelichen Kosten je Ausbildungsplatz<br />
tungen, <strong>di</strong>e <strong>ver</strong>geblich <strong>ver</strong>suchen <strong>und</strong> <strong>di</strong>e Mehrkosten der Ausbil-<br />
genaue Daten über <strong>di</strong>e Ausbildungs<strong>ver</strong>gütung ermittelt werden.<br />
dungskosten zu erhalten.<br />
Krankenpflegeschulen mit qualita-<br />
Das Gejammer über zu hohe tiv guter Ausstattung <strong>und</strong> hohen<br />
Ausbildungskosten wurde von der Sach- <strong>und</strong> Personalkosten könnten<br />
Deutschen Krankenhausgesell- also über dem Durchschnitt liegen<br />
schaft (DKG) auch im Rahmen der <strong>und</strong> damit in Refinanzierungspro-<br />
Anhörungen <strong>und</strong> Stellungnahmen bleme geraten. Zudem führt <strong>di</strong>e<br />
zum Krankenpflegegesetz ange- Orientierung am Durchschnitt tenstimmt,<br />
nur Daten vorlegen köndenziell zu einer Senkung der Kosnen<br />
sie nicht. Dies ist insofern ten. Das ist besonders gefährlich<br />
fatal als <strong>di</strong>e Daten als Gr<strong>und</strong>lage für <strong>di</strong>e Qualität der Ausbildung,<br />
für <strong>di</strong>e Ausstattung der Ausbil- weil einheitliche Qualitätsstandungsfonds<br />
<strong>di</strong>enen sollen.<br />
dards für <strong>di</strong>e Schulen <strong>und</strong> <strong>di</strong>e<br />
Denn den Finanzierungsbedarf praktische Ausbildung weithin<br />
für Ausbildungsplätze <strong>und</strong> Ausbil- nicht existieren. Immerhin soll mit<br />
dungs<strong>ver</strong>gütungen ermitteln <strong>di</strong>e dem FPÄndG eine regionale Diffe-<br />
Vertragsparteien, <strong>Krankenhäuser</strong> renzierung der Zuschläge für <strong>di</strong>e<br />
<strong>und</strong> Krankenkassen <strong>und</strong> legen <strong>di</strong>e Ausbildungsfinanzierung ermög-<br />
Höhe des Ausbildungszuschlags licht werden, um unterschiedliche<br />
fest. Der Ausgleichsfonds wird von Vorgaben für <strong>di</strong>e Ausbildung in<br />
der jeweiligen Landeskranken- den einzelnen B<strong>und</strong>esländern behausgesellschaft<br />
<strong>ver</strong>waltet, <strong>di</strong>e rücksichtigen zu können.<br />
auch <strong>di</strong>e pauschalen Beträge zur Angesichts der <strong>ver</strong>breiteten Un-<br />
Finanzierung der Ausbildung an kenntnis der <strong>Krankenhäuser</strong> über<br />
<strong>di</strong>e <strong>Krankenhäuser</strong> auszahlt. Die ihre tatsächlichen Ausbildungskos-<br />
Mittel sind zweckgeb<strong>und</strong>en zu ten wird es im Jahre 2003 <strong>und</strong> in<br />
<strong>ver</strong>wenden. Der Krankenhausträ- den folgenden Jahren ganz entger<br />
darf also das Geld nicht für scheidend darauf ankommen, <strong>di</strong>e<br />
andere Zwecke ausgeben.<br />
Ausbildungskosten möglichst um-<br />
Die Ermittlung der pauschalen fassend <strong>und</strong> exakt zu ermitteln,<br />
Zuschläge orientiert sich an den damit <strong>di</strong>e Zuschläge den tatsäch-<br />
Fallzahlen des Krankenhauses. lichen Kosten möglichst nahe<br />
kommen. Hier sind<br />
Krankenhaus<strong>ver</strong>waltung,<br />
Schulleitung<br />
<strong>und</strong> betriebliche<br />
Interessen<strong>ver</strong>tretung<br />
gleichermaßen gefordert,<br />
zu einer<br />
korrekten Ermittlung<br />
der Kosten beizutragen.<br />
Problematisch ist<br />
<strong>di</strong>e fortbestehenden<br />
Anrechung der Aus-<br />
Jetzt wird es darauf ankommen, für den Erhalt <strong>und</strong> Ausbau hochzubildenden auf <strong>di</strong>e<br />
wertiger Ausbildungsstrukturen auch im <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen einzutreten. Stellenpläne. Zwar<br />
RENATE STIEBITZ, POTSDAM<br />
soll der Anrechnungsschlüssel von<br />
7:1 (d.h. sieben Auszubildende<br />
sollen eine Vollzeitstelle einer qualifizierten<br />
Pflegekraft ersetzen) auf<br />
9,5:1 <strong>ver</strong>bessert werden, das gesamte<br />
Verfahren entspricht aber<br />
nicht den Anforderungen an eine<br />
qualitativ hochwertige Ausbildung,<br />
<strong>di</strong>e eher zusätzliches Personal<br />
erfordert <strong>und</strong> nicht Ausbildung<br />
als Arbeitsleistung zu betrachten<br />
hat. Im Zuge der Novellierung des<br />
Krankenpflegegesetzes tritt <strong>ver</strong>.<strong>di</strong><br />
für <strong>di</strong>e Streichung der Anrechnungsregelung<br />
ein <strong>und</strong> fordert für<br />
<strong>di</strong>e praktische Ausbildung berufspädagogisch<br />
qualifizierte Ausbilderinnen<br />
<strong>und</strong> Ausbilder in einer<br />
angemessenen Zahl.<br />
Mit der neuen Ausbildungsfinanzierung<br />
im Zuge der Umstellung<br />
auf das DRG-System kommt den<br />
Partnern der so genannten Selbst<strong>ver</strong>waltung,<br />
den Krankenkassen<br />
<strong>und</strong> <strong>Krankenhäuser</strong>n, eine besondere<br />
Verantwortung für <strong>di</strong>e Zukunft<br />
der <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>berufe zu.<br />
Angesichts der ökonomischen<br />
Zwänge <strong>und</strong> Wettbewerbsbe<strong>di</strong>ngungen,<br />
in denen sich Krankenkassen<br />
<strong>und</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> bewegen<br />
müssen, besteht <strong>di</strong>e<br />
Gefahr, dass Ausbildungsgesichtspunkte<br />
unter <strong>di</strong>e Räder kommen.<br />
Wir hätten <strong>di</strong>e Verantwortung lieber<br />
bei den Ländern gesehen, <strong>di</strong>e<br />
auch für <strong>di</strong>e Sicherung einer angemessenen<br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong><strong>ver</strong>sorgung<br />
zustän<strong>di</strong>g sind.<br />
Jetzt wird es darauf ankommen,<br />
auf betrieblicher <strong>und</strong> politischer<br />
Ebene für den Erhalt <strong>und</strong> Ausbau<br />
hochwertiger Ausbildungsstrukturen<br />
auch im <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen<br />
einzutreten. ■<br />
Gerd Dielmann<br />
32 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003
Attac-Mitglieder <strong>ver</strong>schicken<br />
50.000 PACE-Fahnen<br />
»Frieden von allen Balkonen«<br />
In Italien flattert sie mittlerweile<br />
von 2,5 Millionen Balkonen, <strong>und</strong><br />
auch in Deutschland ist sie immer<br />
häufiger im Straßenbild <strong>und</strong> bei<br />
Demonstrationen gegen den Krieg<br />
zu sehen: Die Regenbogenfahne<br />
mit dem Aufdruck »PACE«, dem<br />
italienischen Wort für Frieden.<br />
Eine Ulmer Initiative, <strong>di</strong>e von<br />
zwei Attac-Mitgliedern ins Leben<br />
gerufen wurde, hat innerhalb von<br />
sechs Wochen 50.000 Fahnen <strong>ver</strong>schickt.<br />
Ursprünglich wollten Markus<br />
Schwarz <strong>und</strong> Elke Grözinger nur<br />
einige Flaggen für ihre Ulmer<br />
Attac-Gruppe bestellen. Als sie<br />
endlich eine Quelle in Italien gef<strong>und</strong>en<br />
hatten, kauften sie dann<br />
gleich 200 Stück <strong>und</strong> boten sie im<br />
Internet an – <strong>und</strong> fanden kurz darauf<br />
1.500 Bestellungen vor. Seitdem<br />
werden <strong>di</strong>e Ulmer über ihre<br />
Internet-Seite www.friedensfahnen.de<br />
von Anfragen überrollt:<br />
Gerade haben sie <strong>di</strong>e 50.000.<br />
Fahne <strong>ver</strong>schickt, 200 Verkaufsstellen<br />
in Deutschland werden<br />
mittlerweile beliefert. »Inzwischen<br />
arbeiten wir mit vier bis sechs Leuten<br />
daran, Fahnen zu <strong>ver</strong>schicken«,<br />
berichtet Schwarz, der<br />
dringend neue Räume für den Versand<br />
sucht. Auch Friedensfre<strong>und</strong>e<br />
in Österreich, Ungarn, Russland<br />
<strong>und</strong> <strong>di</strong>e USA sind schon beliefert<br />
worden.<br />
Unterstützung kommt von anderen<br />
Initiativen, darunter <strong>di</strong>e Europäische<br />
Friedensaktion <strong>und</strong> <strong>di</strong>e<br />
Internationalen Ärzte zu Verhütung<br />
des Atomkrieges (IPPNW).<br />
Mit ihrer Arbeit wollen <strong>di</strong>e AktivistInnen<br />
dazu beitragen, <strong>di</strong>e Ablehnung<br />
des Krieges öffentlich deutlich<br />
zu machen – getreu dem<br />
italienischen Motto »Frieden von<br />
allen Balkonen«. »Wir sehen <strong>di</strong>es<br />
als aktive Friedensarbeit, als unseren<br />
Beitrag, eine neue, friedliche<br />
Welt zu gestalten«, sagt Markus<br />
www.<strong>ver</strong><strong>di</strong>.de/krieg_<strong>und</strong>_frieden<br />
Schwarz. Zudem soll mit der Aktion<br />
den Menschen im Irak konkret<br />
geholfen werden: Der Überschuss<br />
aus dem Verkauf nach<br />
Abzug der Kosten fließt zu 100<br />
Prozent an <strong>di</strong>e »IPPNW-Kinderhilfe<br />
Irak«. ■<br />
Malte Kreutzfeldt, Pressesprecher<br />
Attac Deutschland<br />
Weitere Informationen:<br />
■ www.friedensfahnen.de<br />
■ Reinhold Thiel (IPPNW),<br />
Tel. 07346-8407<br />
Im Hinblick auf <strong>di</strong>e tagespolitische<br />
Aktualität hier nur<br />
ein kurzer Hinweis auf <strong>di</strong>e <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-<br />
Internetseite. ■<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 33<br />
FREESTYLE<br />
Internationales
Internationales<br />
Internationale Fachtagung Altenpflege<br />
Bürokratie bremst Mobilität<br />
Auf Einladung von Eures Interalp<br />
(Zusammenschluss von Verbänden<br />
zur Förderung <strong>und</strong> Unterstützung<br />
von Arbeitnehmern <strong>und</strong> Arbeitgebern<br />
in den Grenzregionen Bayern,<br />
Österreich, Italien, Schweiz)<br />
hat sich der <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Bezirk Allgäu<br />
<strong>und</strong> Landkreise Weilheim-Schongau<br />
<strong>und</strong> Garmisch-Partenkirchen<br />
an einer zweitägigen Fachkonferenz<br />
am 20./21.3.2003 in Mils bei<br />
Hall in Tirol beteiligt.<br />
Themen <strong>di</strong>eser Fachkonferenz<br />
waren insbesondere <strong>di</strong>e Ausbildung<br />
in der Altenpflege in den<br />
Grenzregionen Südtirol, Bayern,<br />
Österreich <strong>und</strong> der Schweiz. Frau<br />
Magister Brigitte Hanemann präsentierte<br />
den von ihrem Institut<br />
erschaffenen Berufsbildungsatlas<br />
<strong>und</strong> wies auf den European Jobguide<br />
hin, der über <strong>di</strong>e grenzüberschreitende<br />
Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung,<br />
<strong>di</strong>e Anerkennung von<br />
Berufsbildern <strong>und</strong> Arbeitsmöglichkeiten<br />
informiert (www.europeanjobjuide.org).<br />
Namhafte regionale Experten<br />
berichteten über <strong>di</strong>e jeweilige<br />
Rechtslage zur Ausbildung. Im<br />
Anschluss daran präsentierten Vorsitzende<br />
von Fach<strong>ver</strong>bänden <strong>und</strong><br />
Altenpflegeschulen <strong>di</strong>e Problemstellungen<br />
in der Praxis.<br />
Dominik Schirmer vom<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Landesbezirk Bayern<br />
berichtete über das<br />
ab nunmehr 1.8.2003<br />
geltende b<strong>und</strong>eseinheitliche<br />
Altenpflegegesetz.<br />
Dabei stellte sich heraus,<br />
dass – ähnlich wie<br />
in Bayern zurzeit noch –<br />
jedes Land spezifische<br />
FRANZ FUCHS<br />
Regelungen <strong>und</strong> Berufsbilder für<br />
das Personal in der Altenpflege<br />
aufweist. Während Bayern AltenpflegehelferInnen<br />
<strong>und</strong> Altenpflegefachkräfte<br />
ausbildet, gibt es in<br />
der Schweiz Betagtenhelfer mit<br />
unterschiedlichen Diplomen <strong>und</strong><br />
Tätigkeiten. In Österreich nennen<br />
sie sich Altenfachbetreuer <strong>und</strong> in<br />
Italien Sozialbetreuer.<br />
Möchte ein Altenfachbetreuer<br />
aus Bregenz in Lindau eine Tätigkeit<br />
in einem Altenheim aufnehmen,<br />
stellen sich ihm aufgr<strong>und</strong><br />
des nicht einheitlichen Berufsbildes<br />
<strong>und</strong> der Ausbildung große bürokratische<br />
Hürden zur Anerkennung<br />
der Ausbildung <strong>und</strong> bremsen<br />
<strong>di</strong>e Bereitschaft zum Wechsel in<br />
ein anderes Land. Wechselt dagegen<br />
eine Krankenschwester das<br />
Land ergeben sich keine Probleme,<br />
weil <strong>di</strong>e Ausbildung in der Krankenpflege<br />
international anerkannt<br />
ist.<br />
Bei der Diskussionsr<strong>und</strong>e mit<br />
<strong>ver</strong>antwortlichen <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politikern<br />
aus Österreich (Landesrätin<br />
Dr. Greti Schmid), Südtirol (Ressortleiter<br />
der Landesregierung<br />
Dr. Günther Andergassen), Bayern<br />
(MdL Inge Hecht) <strong>und</strong> Graubünden<br />
(Großrat Kanton Graubünden<br />
Dr. Vincent Augustin) waren sich<br />
alle einig, dass – genau so wie in<br />
der Krankenpflege – es dringend<br />
erforderlich <strong>und</strong> begrüßenswert<br />
sei, ein einheitliches Berufsbild für<br />
<strong>di</strong>e Altenpflege zu schaffen. Inge<br />
Hecht bemängelte im Hinblick auf<br />
das nun ab 1.8.2003<br />
b<strong>und</strong>esweit geltende<br />
Altenpflegegesetz <strong>di</strong>e<br />
oftmals zu langen<br />
Entscheidungs- <strong>und</strong><br />
Umsetzungswege in<br />
Deutschland <strong>und</strong> den<br />
jeweiligen Ländern.<br />
International referierte Dr. Ute<br />
Borngräber, Direktorin der Uni<strong>ver</strong>sität<br />
Kassandra in Barcelona, über<br />
das Projekt einer europaweiten<br />
Ausbildung in der Altenpflege. Sie<br />
bestätigte <strong>di</strong>e unterschiedlichen<br />
Berufsbilder in der Altenpflege<br />
<strong>und</strong> kritisierte das neue deutsche<br />
Altenpflegegesetz dahingehend,<br />
dass es nicht in den Kontext<br />
Europa passt <strong>und</strong> fragte, warum<br />
es in der Altenpflege nicht möglich<br />
sei, so wie in der Krankenpflege,<br />
einheitliche Richtlinien zu<br />
schaffen. Sie sieht aufgr<strong>und</strong> der<br />
demographischen Entwicklung<br />
<strong>und</strong> der guten <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>vorsorge-<br />
<strong>und</strong> -<strong>ver</strong>sorgung künftig<br />
eine große »Altenwanderung«<br />
voraus, <strong>di</strong>e einen schnellen Handlungsbedarf<br />
zur Vereinheitlichung<br />
<strong>und</strong> Anerkennung der Ausbildung<br />
in der Altenpflege bedarf.<br />
Diese Meinung unterstützten<br />
<strong>und</strong> bekräftigten zum Schluss der<br />
Tagung sämtliche Teilnehmer,<br />
zumal in allen Ländern <strong>di</strong>e gleichen<br />
Probleme, wie z.B. Personalmangel<br />
<strong>und</strong> der stetig steigende<br />
Kostendruck herrschen. Zusammen<br />
mit dem Projektleiter Franz Fuchs<br />
von der Gewerkschaft Öffentlicher<br />
Dienst in Tirol werden in den kommenden<br />
Monaten Arbeitsgruppen<br />
Lösungsvorschläge zur Schaffung<br />
einer international einheitlichen<br />
Altenpflegeausbildung zum Wohl<br />
der immer mehr werdenden alten<br />
Menschen erarbeiten. ■<br />
Jutta Aumüller, <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> Allgäu<br />
34 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003
Forensik: Unerwünschtes Wachstum<br />
Entwicklungsprobleme der<br />
forensischen Psychiatrie<br />
Man stelle sich vor: Ein Dienstleistungsbereich<br />
<strong>ver</strong>zeichnet wachsende<br />
Nachfrage <strong>und</strong> keiner freut<br />
sich; nicht einmal <strong>di</strong>ejenigen,<br />
denen es das tägliche Brot sichert.<br />
Zu <strong>di</strong>esen seltenen Phänomenen<br />
gehört der Maßregelvollzug. Eine<br />
stetig steigende Nachfrage korrespon<strong>di</strong>ert<br />
mit zunehmenden Widerständen<br />
beim Aus- bzw. Aufbau<br />
von Versorgungskapazitäten. Es<br />
scheint so, dass keiner sich der<br />
Menschen annehmen will, <strong>di</strong>e allgemein<br />
als schuldbeladen, gefährlich<br />
gelten <strong>und</strong> <strong>di</strong>e zudem häufig<br />
sozial deklassiert erscheinen. Ihre<br />
Krankheit <strong>und</strong> in deren Folge ihre<br />
mitunter erheblichen Straftaten<br />
legen ihnen ein kaum zu überbietendes<br />
Stigma auf. Forensische<br />
Psychiatrie ist ein Stück Niemandsland<br />
geblieben, das man in der<br />
Regel nur durch neue Schreckensmeldungen<br />
zur Kenntnis nimmt.<br />
Maßregelvollzug ist<br />
Krankenbehandlung<br />
Der Maßregelvollzug hat <strong>di</strong>e<br />
Aufgabe der Sicherung <strong>und</strong> Behandlung<br />
von straffällig gewordenen<br />
psychisch Kranken. Obwohl<br />
gewaltsame Sexualdelikte <strong>di</strong>e öffentliche<br />
Aufmerksamkeit auf sich<br />
ziehen, machen sie nicht <strong>di</strong>e<br />
Mehrheit der Straftaten aus. Vielmehr<br />
ist bei den PatientInnen eine<br />
große Bandbreite von Vergehen<br />
wie auch von psychischen Krankheitsbildern<br />
anzutreffen. Stellt<br />
man <strong>di</strong>e Rechtmäßigkeit der<br />
Diagnosestellung nicht in Frage,<br />
dann gebührt <strong>di</strong>esen Kranken ein<br />
angemessenes Angebot der Unterbringung<br />
<strong>und</strong> Behandlung. Maßregelvollzug<br />
ist eben Krankenbehandlung.<br />
Menschen sind nicht<br />
berechenbar<br />
Sie sind nun mal – zum Glück –<br />
keine Maschinen. Unser alltägliches<br />
Miteinander ist von Ritualen<br />
<strong>und</strong> Regeln bestimmt, <strong>di</strong>e zumindest<br />
ein gewisses Maß an Sicherheit<br />
gewährleisten sollen, <strong>und</strong><br />
dennoch werden wir immer wieder<br />
durch Unerwartetes positiv oder<br />
negativ überrascht. Psychische<br />
Erkrankungen potenzieren <strong>di</strong>e Unberechenbarkeit,<br />
<strong>ver</strong>unsichern,<br />
machen Angst. Wenn Kranke<br />
straffällig geworden sind, dann<br />
fällt es der öffentlichen Meinung<br />
zusätzlich schwer, ihnen trotz Therapie<br />
das für ein Zusammenleben<br />
notwen<strong>di</strong>ge Vertrauen entgegen<br />
zu bringen. Vielmehr <strong>ver</strong>langt man<br />
eine 100%-Garantie, dass kein<br />
Fehl<strong>ver</strong>halten mehr eintreten wird.<br />
– Würde man <strong>di</strong>esen nicht erfüllbaren<br />
Maßstab auf Norm<strong>ver</strong>stöße<br />
insgesamt anwenden, dann wären<br />
statt Wiedereingliederungs<strong>ver</strong>suchen<br />
nur drakonische lebenslange<br />
Sanktionen denkbar. Für eine Gesellschaft<br />
ist es von gr<strong>und</strong>sätzlicher<br />
Bedeutung, wie in ihr der<br />
Umgang mit abweichendem (deviantem)<br />
Verhalten geregelt ist.<br />
Ausbau mit angezogener<br />
Handbremse<br />
Das Misstrauen gilt beiden:<br />
den Kranken <strong>und</strong> den sie behandelnden<br />
Einrichtungen. Eine Öffentlichkeit,<br />
<strong>di</strong>e sich gerne von<br />
me<strong>di</strong>alem Horror <strong>und</strong> von Gewaltdarstellungen<br />
unterhalten lässt,<br />
scheint im Umgang mit kranken<br />
Rechtsbrechern nur Null-Toleranz<br />
zu kennen. Trotz allerorten beklagten<br />
Überbelegungen <strong>und</strong><br />
damit einer Gefährdung der Aufgabenstellung<br />
des Maßregelvollzugs<br />
wird b<strong>und</strong>esweit Widerstand<br />
gegen <strong>di</strong>e Eröffnung neuer Standorte<br />
mobilisiert. Raumenge, Perso-<br />
nalknappheit, mangelndes Therapieangebot<br />
sind aber Gefährdungspotenziale,<br />
<strong>di</strong>e es gerade im<br />
Namen der Sicherheit auszuschalten<br />
gilt.<br />
Respekt vor dem Menschen ist<br />
von elementarer Bedeutung<br />
Eher Sensationslust <strong>und</strong> Un<strong>ver</strong>ständnis<br />
als Ansehen <strong>und</strong> Unterstützung<br />
werden auch denjenigen<br />
entgegengebracht, <strong>di</strong>e an der täglichen<br />
Betreuung im Maßregelvollzug<br />
beteiligt sind. Dabei wird <strong>ver</strong>kannt,<br />
dass <strong>di</strong>ese Arbeit sich kaum<br />
von derjenigen in anderen Krankenhausbereichen<br />
unterscheidet<br />
<strong>und</strong> im Vergleich weniger Zwi-<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 35<br />
MICHAEL KRÖMKER<br />
FREESTYLE<br />
Deutschland<br />
Niedersächsisches Landeskrankenhaus Osnabrück<br />
April 2003<br />
Informationen<br />
Wehnen<br />
Osnabrück<br />
Lüneburg<br />
Brauel<br />
Wunstorf<br />
Landeskrankenhäuser<br />
Ges<strong>und</strong>heit, Soziale Dienste<br />
Wohlfahrt <strong>und</strong> Kirchen<br />
Vereinte<br />
Dienstleistungsgewerkschaft<br />
Königslutter<br />
Hildesheim<br />
Moringen<br />
Göttingen<br />
Tiefenbrunn<br />
Niedersachsen-Bremen<br />
aus: Informationen<br />
Landeskrankenhäuser,<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-<br />
Zeitung für <strong>di</strong>e<br />
Beschäftigten der<br />
niedersächsischen<br />
Landeskrankenhäuser,<br />
April 2003,<br />
Seite 12
Deutschland<br />
ELLEN LEHMANN, LKH WEHNEN<br />
schenfälle <strong>ver</strong>zeichnet als manch<br />
eine andere Fachrichtung. Um der<br />
kontraproduktiven Verklärung des<br />
Maßregelvollzuges entgegen zu<br />
wirken, muss man betonen, dass<br />
<strong>di</strong>e hier gestellten Ansprüche an<br />
<strong>di</strong>e MitarbeiterInnen sich nicht von<br />
denen unterscheiden, <strong>di</strong>e woanders<br />
ebenfalls gelten. Respekt vor<br />
dem Menschen, Verantwortungsbewusstsein<br />
<strong>und</strong> Fachkompetenz<br />
sind hier wie dort für eine erfolgreiche<br />
Arbeit Gr<strong>und</strong>voraussetzung.<br />
Niedersächsisches Landeskrankenhaus Wehnen<br />
Fehlende Akzeptanz<br />
– fehlendes Personal<br />
Umso bedauerlicher ist es, dass<br />
der Maßregelvollzug innerhalb der<br />
ihn beherbergenden Landeskrankenhäuser<br />
auf teilweise erhebliche<br />
Akzeptanzprobleme stößt. Da mag<br />
zum einen <strong>di</strong>e fehlende Öffentlichkeitsarbeit<br />
der Einrichtungen<br />
selbst mitwirken, <strong>di</strong>e sich eher <strong>ver</strong>steckt<br />
halten als aufklären. Zum<br />
anderen konkurriert <strong>di</strong>e Forensik<br />
mit anderen Funktionsbereichen,<br />
<strong>di</strong>e ihre eigenen Interessen vom<br />
wachsenden Maßregelvollzug gefährdet<br />
sehen. Leider spiegeln sich<br />
<strong>di</strong>e Vorbehalte in mancherorts bestehendenRekrutierungsproblemen<br />
von Fachpersonal. Un<strong>ver</strong>ständlicherweise<br />
unternehmen <strong>di</strong>e<br />
Ausbildungsstätten, insbesondere<br />
<strong>di</strong>e Krankenpflegeschulen, mitunter<br />
nichts oder kaum etwas in<br />
Richtung Vorurteilsabbau <strong>und</strong> Aufklärung.<br />
So kommt es vor, dass <strong>di</strong>e<br />
Auszubildenden nicht einmal ein<br />
Gr<strong>und</strong>wissen um <strong>di</strong>e Forensische<br />
Psychiatrie ihres eigenen LKH <strong>ver</strong>mittelt<br />
bekommen. Wie kann man<br />
von solchen Absolventen eine ge-<br />
zielte <strong>und</strong> gut überlegte Bewerbung<br />
für einen Arbeitseinsatz im<br />
Maßregelvollzug erwarten? Wie<br />
sollen sie auf externe Fragen zur<br />
Forensik ihres LKH angemessen<br />
antworten können?<br />
Ein Beispiel: LKH Wehnen<br />
Auch der Funktionsbereich<br />
Forensische Psychiatrie des LKH<br />
Wehnen hat steigende PatientInnenzahlen<br />
zu <strong>ver</strong>zeichnen. Wir<br />
hoffen auf eine politische Entscheidung<br />
zugunsten eines<br />
Neubaus, um den räumlichen Anforderungen<br />
einer modernen<br />
Krankenbehandlung forensischer<br />
PatientInnen besser gerecht werden<br />
zu können. Der stattfindende<br />
Wandel ist von einem intensiven<br />
multiprofessionellen Austausch<br />
<strong>und</strong> viel Kooperationserfordernissen<br />
geprägt, was angesichts knapper<br />
Ressourcen unumgänglich ist.<br />
Glücklicherweise gibt es bei der<br />
Besetzung freier Stellen bisher keinerlei<br />
Probleme. Ein besonderer<br />
Dank gilt der <strong>di</strong>rekten Nachbarschaft<br />
<strong>und</strong> der Bevölkerung der<br />
umliegenden Ortschaften, <strong>di</strong>e unsere<br />
sichere <strong>und</strong> <strong>ver</strong>trauensvolle<br />
Arbeitsweise unterstützen. ■<br />
Franz Bartetzki, Soziologe,<br />
Pflege<strong>di</strong>enstleiter Forensische<br />
Psychiatrie, LKH Wehnen<br />
36 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003
DRK Sachsen-Anhalt:<br />
Sieg der Vernunft in Sicht<br />
Die Tage der Unsicherheit scheinen<br />
gezählt, Arbeit im DRK bekommt<br />
wieder eine <strong>ver</strong>lässliche<br />
Basis:<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> <strong>und</strong> <strong>di</strong>e DRK-Landestarifgemeinschaft<br />
Sachsen-Anhalt<br />
nahmen am 13. März 2003 Tarif<strong>ver</strong>handlungen<br />
auf. Das Verhandlungsklima<br />
ist konstruktiv, denn<br />
den Erfolg wollen alle – weil gute<br />
Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen Qualität <strong>und</strong><br />
Zukunft des DRK im Lande sichern.<br />
Nachdem zahlreiche sachsenanhaltinische<br />
DRK-Kreis<strong>ver</strong>bände<br />
aus der B<strong>und</strong>estarifgemeinschaft<br />
ausgetreten sind, gilt dort der<br />
DRK-Tarif<strong>ver</strong>trag nur noch in der<br />
Nachwirkung. Lange schon suchte<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> Sachsen-Anhalt nach Lösungsmöglichkeiten,<br />
<strong>di</strong>e zumindest<br />
für Sachsen-Anhalt wieder<br />
einheitliche Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />
für das DRK festschreiben. Nachdem<br />
<strong>di</strong>e <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-B<strong>und</strong>esebene lange<br />
<strong>di</strong>e Möglichkeit landeseigener<br />
Tarif<strong>ver</strong>träge nicht zuließ, gab es<br />
Ende 2002 endlich grünes Licht<br />
dafür. Beim DRK-Landes<strong>ver</strong>band<br />
fand <strong>di</strong>ese Position Zustimmung.<br />
Es wurde von Arbeitgeberseite ein<br />
Manteltarif<strong>ver</strong>tragsentwurf vorgelegt,<br />
der nun Gr<strong>und</strong>lage der Verhandlungen<br />
ist.<br />
»Manchmal siegt eben doch <strong>di</strong>e<br />
Vernunft!« sagte ein <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Tarifkommissionsmitglied<br />
nach dem<br />
ersten Verhandlungstermin am<br />
13. März 2003.<br />
»Vernunft« bedeutet in <strong>di</strong>esem<br />
Zusammenhang, dass nicht der<br />
niedrigste Lohn oder <strong>di</strong>e schlechtesten<br />
Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen den<br />
Wettbewerb zwischen den einzelnen<br />
Dienstanbietern im <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen<br />
bestimmen sollen, sondern<br />
<strong>di</strong>e Qualität.<br />
RENATE STIEBITZ, POTSDAM<br />
»Un<strong>ver</strong>nünftig« sind folglich all<br />
jene, <strong>di</strong>e glauben, dass Dumpingtarif<strong>ver</strong>träge<br />
eine Zukunft hätten.<br />
Diese erzeugen nur eine Abwärtsspirale<br />
in den Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen,<br />
was der Zukunft unseres Landes<br />
<strong>und</strong> auch des DRK eher<br />
abträglich ist.<br />
Zum Verhandlungsstand<br />
Unterschiedliche Positionen gibt<br />
es z.B. bei den Arbeitszeitregelungen,<br />
bei Urlaub <strong>und</strong> Zusatzurlaub.<br />
Einigkeit besteht darin, dass<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich Arbeitsleistung auch<br />
<strong>ver</strong>gütet werden soll. Folgerichtig<br />
soll der Begriff der Arbeitsbereitschaft<br />
künftig nicht mehr tarifiert<br />
werden. Für den Rettungs<strong>di</strong>enst<br />
soll es dazu Sonderregelungen<br />
geben. Auch Zulagen <strong>und</strong> Sonderzuwendungen<br />
soll es weiter<br />
geben. Beim Weihnachtsgeld ist<br />
z.B. <strong>di</strong>e Zahlung von 70% des<br />
Novembergehalts im Gespräch.<br />
Und so geht’s weiter<br />
Der nächste Verhandlungstermin<br />
ist der 1. April 2003.<br />
Danach gibt es eine Verstän<strong>di</strong>gung<br />
mit der Tarifkommission <strong>und</strong><br />
bei Zustimmung kann dann der<br />
Vergütungstarif <strong>ver</strong>handelt werden.<br />
»Alles in allem sind wir optimistisch,<br />
dass es zügig zu einem für<br />
alle Seiten tragbaren Tarif<strong>ver</strong>trag<br />
für das DRK in Sachsen-Anhalt<br />
kommen wird«, Meint <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Verhandlungsführer<br />
Ralf Birkenfeld.<br />
»Unser Ziel ist es, <strong>di</strong>esen Tarif<strong>ver</strong>trag<br />
dann für alle DRK-Kreis<strong>ver</strong>bände<br />
zur Geltung zu bringen.« ■<br />
Jens Berek<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 37<br />
Aus den<br />
Landesbezirken
Aus den<br />
Landesbezirken<br />
Der schier endlose Kampf der<br />
SALUS-Beschäftigten in Sachsen-Anhalt<br />
»salus = Wohlbefinden = Wohlergehen<br />
= Gruß« – So steht es im<br />
Lateinwörterbuch.<br />
Ganz so wohl ist den ca. 1.500<br />
Beschäftigten <strong>di</strong>eser landeseigenen<br />
Gesellschaft nicht zumute,<br />
denn noch besteht sie aus zwei<br />
Fachkrankenhäusern, zwei Maßregelvollzügen,<br />
mehreren Heimbereichen,<br />
einem Kinder- <strong>und</strong><br />
Jugendheim, einem integrativen<br />
Bereich sowie Sozialstationen <strong>und</strong><br />
Servicebereichen.<br />
Aber <strong>di</strong>eses gut funktionierende<br />
<strong>und</strong> wirtschaftlich solide arbeitende<br />
soziale Netzwerk soll nach<br />
dem Willen der sachsen-anhaltinischen<br />
Landesregierung zerschlagen<br />
<strong>und</strong> <strong>ver</strong>kauft werden.<br />
In Zeiten knapper Kassen denkt<br />
<strong>di</strong>ese Landesregierung nicht wirklich<br />
über gut funktionierende<br />
soziale Betreuungsangebote nach,<br />
sondern hat nur noch das Eurozeichen<br />
den Augen: 50 Millionen<br />
Euro soll der Verkauf der Landeskasse<br />
bringen – absolut abwegig,<br />
meinen Experten, denn: Erstens ist<br />
<strong>di</strong>e Summe an sich illusorisch <strong>und</strong><br />
zweitens würde das Geld nicht in<br />
der Landeskasse, sondern bei der<br />
SALUS selber landen, denn als<br />
gGmbH darf sie natürlich keine<br />
Gewinne machen. Dass scheint<br />
FDP-Finanzminister Paquè nicht<br />
weiter zu interessieren. Getreu<br />
den Losungen seiner Partei ist Privatisierung<br />
für ihn das Allheilmittel<br />
der Wirtschaft – koste es, was<br />
es wolle!<br />
Und kosten wird es wirklich,<br />
meint Gesamtbetriebsratsvorsitzende<br />
Dagmar Lau<strong>di</strong>en: »Durch<br />
<strong>di</strong>e Zerschlagung würden wichtige<br />
Synergieeffekte wegfallen. Am<br />
Ende würde z.B. der Maßregelvollzug<br />
für das Land sogar deutlich<br />
teurer werden, denn wichtige Aufgabenfelder<br />
werden derzeit durch<br />
das Fachkrankenhaus <strong>und</strong> <strong>di</strong>e<br />
SALUS-Service erle<strong>di</strong>gt. Das wäre<br />
selbstän<strong>di</strong>g durch den Maßregelvollzug<br />
nur mit zusätzlichem<br />
Personal leistbar.« Und solche<br />
negativen Effekte würde <strong>di</strong>e Zerschlagung<br />
reihenweise nach sich<br />
ziehen.<br />
Diese Argumente sowie natürlich<br />
<strong>di</strong>e Sorge um ihren einheitlichen<br />
Tarif<strong>ver</strong>trag trieben <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />
aller SALUS-Bereiche sowie mit<br />
ihnen solidarisch viele Bürgerinnen<br />
<strong>und</strong> Bürger im November letzten<br />
Jahres auf <strong>di</strong>e Straße. Nach intensi<strong>ver</strong><br />
Vorbereitung durch <strong>ver</strong>.<strong>di</strong><br />
<strong>und</strong> ihre Vertrauensleute kamen<br />
mehr als 2.000 Menschen zusammen,<br />
um trotz klirrender Kälte für<br />
den Erhalt der SALUS zu demonstrieren.<br />
Eine beeindruckende Demonstration,<br />
<strong>di</strong>e das Gefühl von gemeinsamer<br />
Stärke wieder wach werden<br />
ließ! Bisher leider ohne endgültigen<br />
Erfolg: Die Landesregierung<br />
hält weiter an ihren Beschlüssen<br />
fest.<br />
Inzwischen prüft sie, wie der<br />
Maßregelvollzug herausgelöst<br />
werden kann, natürlich mit dem<br />
Ziel, danach <strong>di</strong>e Landeskrankenhäuser<br />
zu <strong>ver</strong>kaufen.<br />
Betriebsräte <strong>und</strong> Vertrauensleute<br />
sind fassungslos ob der Ignoranz<br />
ihrer Regierung. Sie <strong>und</strong> <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />
wollen gemeinsam mit<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> weiter kämpfen. Wenn <strong>di</strong>e<br />
finanziellen Argumente nicht zählen,<br />
dann müssen <strong>di</strong>e Argumente<br />
des gewerkschaftlichen Kampfes<br />
es eben tun.<br />
Die Vertrauensleute aller Bereiche<br />
beraten in den nächsten Tagen<br />
ihre Maßnahmen. Viel Zeit bleibt<br />
ihnen nicht, denn bis zum Sommer<br />
soll <strong>di</strong>e fertige Beschlussvorlage<br />
der Landesregierung stehen. ■<br />
Jens Berek<br />
38 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003
Hessen:<br />
Stellungnahme zum IGES-Gutachten<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> hat <strong>di</strong>e Entwicklung der<br />
psychiatrischen Versorgung in<br />
Hessen in den <strong>ver</strong>gangen<br />
Jahren konstruktiv <strong>und</strong> kritisch<br />
begleitet.<br />
Wir stellen fest, dass Hessen im<br />
b<strong>und</strong>esweiten Durchschnitt bei der<br />
psychiatrischen Versorgung seiner<br />
Bevölkerung einen guten Standard<br />
vorzuweisen hat. Dies ist unter<br />
anderem darauf zurückzuführen,<br />
dass <strong>di</strong>e Beschäftigten aller Berufsgruppen<br />
<strong>di</strong>e Psychiatriereform<br />
in Hessen hin zur gemeindepsychiatrischen<br />
Versorgung aktiv mitgetragen<br />
haben.<br />
Die bisherigen Reformschritte<br />
wurden immer mit den Beschäftigten<br />
<strong>und</strong> ihren Interessen<strong>ver</strong>tretungen<br />
<strong>und</strong> nicht gegen sie durchgeführt.<br />
Das vorliegende Gutachten<br />
hat nun erstmals für Hessen ausführliche<br />
Daten in den 21 Bereichen<br />
der psychiatrischen Versorgung<br />
erhoben <strong>und</strong> ausgewertet.<br />
Aufgr<strong>und</strong> <strong>di</strong>eser Daten kann nun<br />
eine Zielplanung bis zum Jahr<br />
2007 in den Bereichen:<br />
■ Ambulante Versorgung<br />
■ Stationäre <strong>und</strong> teilstationäre<br />
Angebote<br />
■ Rehabilitation, Wohnen,<br />
Beschäftigung<br />
erarbeitet werden.<br />
An <strong>di</strong>eser Zielplanung <strong>und</strong> deren<br />
Umsetzung durch das Land Hessen,<br />
den LWV Hessen sowie der<br />
weiteren kommunalen Träger der<br />
psychiatrischen Versorgung<br />
möchte sich <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> als Interessen<strong>ver</strong>band<br />
aller Beschäftigten aktiv<br />
beteiligen.<br />
Von höchster Priorität<br />
ist für uns als Gewerkschaft der<br />
Erhalt <strong>und</strong> der Ausbau der bisherigen<br />
guten qualitativen Versorgung<br />
im gemeindepsychiatrischen Verb<strong>und</strong><br />
in Hessen.<br />
Die psychiatrische Versorgung<br />
der Bevölkerung ist für uns eine<br />
wichtige öffentliche landes- <strong>und</strong><br />
kommunale Aufgabe der Daseins-<br />
fürsorge. Dieser Versorgungsauftrag<br />
erfordert von den Leistungserbringern<br />
hohe Qualität,<br />
»Know-how« <strong>und</strong> <strong>di</strong>e Engagement.<br />
Wir wenden uns daher<br />
gegen jegliche Versuche, <strong>di</strong>e psychiatrische<br />
Versorgung, wenn<br />
auch nur in Teilbereichen, zu privatisieren.<br />
Um das hohe qualitative Niveau<br />
der psychiatrischen Versorgung zu<br />
halten bzw. zu <strong>ver</strong>bessern <strong>und</strong> um<br />
weiterhin qualifiziertes Personal in<br />
ausreichender Zahl für <strong>di</strong>e Aufgaben<br />
in der Psychiatrie zu gewinnen,<br />
ist es unab<strong>di</strong>ngbar das Tarifniveau<br />
des Öffentlichen Dienstes<br />
<strong>und</strong> <strong>di</strong>e Flächentarif<strong>ver</strong>träge des<br />
BAT <strong>und</strong> HLT zu erhalten. Für qualitative<br />
gute Arbeit erwarten <strong>di</strong>e<br />
Beschäftigten eine ausreichende<br />
tarifliche Entlohnung.<br />
In den <strong>ver</strong>gangenen Jahren sind<br />
durch <strong>di</strong>e jeweiligen B<strong>und</strong>esregierungen<br />
<strong>di</strong>e Budgets in den psychiatrischen<br />
<strong>Krankenhäuser</strong>n <strong>und</strong> Betreuungsbereichen<br />
»gedeckelt«<br />
worden bzw. dürfen wegen der<br />
Beitragssatzstabilität (§ 71(3)<br />
SGB V, § 6 BPflV) nur um <strong>di</strong>e Steigerungsrate<br />
der Gr<strong>und</strong>lohnsummensteigerung<br />
des jeweiligen Jahres<br />
ansteigen.<br />
Dies führt dazu, dass in den <strong>ver</strong>gangen<br />
Jahren erhebliche Rationalisierungen<br />
bei den Personalkosten<br />
vorgenommen wurden, mit der<br />
Folge, dass <strong>di</strong>e personelle Besetzung<br />
auf ein Minimum reduziert<br />
wurde. Die Anforderungen der<br />
PsychPV können bei vielen Trägern<br />
nicht mehr eingehalten werden.<br />
Wir fordern deshalb <strong>di</strong>e Hessische<br />
Landesregierung auf, mit der<br />
Gewerkschaft <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> <strong>und</strong> den Trägern<br />
der psychiatrischen Versorgung<br />
dafür Sorge zu tragen, dass<br />
<strong>di</strong>e ausgehandelten Tarif<strong>ver</strong>träge<br />
auch durch <strong>di</strong>e Kostenträger refinanziert<br />
werden.<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 39<br />
Aus den<br />
Landesbezirken
Aus den<br />
Landesbezirken<br />
Wir bitten <strong>di</strong>e Hessische Landesregierung<br />
eine B<strong>und</strong>esratsinitiative<br />
zu ergreifen, <strong>di</strong>e dazu führt, dass<br />
der § 6 (3) BPflV entsprechend geändert<br />
wird.<br />
Unser Vorschlag dazu lautet:<br />
Ȇbersteigen <strong>di</strong>e BAT Steigerungen<br />
<strong>di</strong>e Veränderungsrate, werden<br />
sie dort zu 100% ausgeglichen,<br />
wo der BAT angewendet wird!«<br />
In <strong>di</strong>esem Zusammenhang<br />
schlägt <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> vor, <strong>di</strong>e seit 1990<br />
gültige <strong>und</strong> bis heute nicht <strong>ver</strong>änderte<br />
PsychPV fortzuschreiben <strong>und</strong><br />
den heutigen Gegebenheiten anzupassen:<br />
Die Gutachter gehen davon aus,<br />
dass <strong>di</strong>e Krankenhaushäufigkeit<br />
bis zum Jahr 2007 in Hessen jedes<br />
Jahr um 2,9% steigt, welches<br />
einer Krankenhaushäufigkeit von<br />
1.118 Fällen je 100.000 Einwohner<br />
entspricht. Damit steigt <strong>di</strong>e<br />
Gesamtfallzahl von ca. 44.900 Fällen<br />
im Jahr 1999 auf ca. 55.400<br />
im Jahr 2007.<br />
Gleichzeitig wird eine weitere<br />
Verringerung der Verweildauer auf<br />
22 Tage angestrebt, <strong>di</strong>es entspricht<br />
einer Absenkung von<br />
22,8% gegenüber 1999.<br />
Die PsychPV ging 1990 von längeren<br />
Verweildauern <strong>und</strong> geringeren<br />
Fallzahlen aus.<br />
Seit 1990 hat <strong>di</strong>e Belastung der<br />
Beschäftigten enorm zugenommen,<br />
da in immer kürzerer Zeit<br />
mehr Patienten von weniger Personal<br />
zu behandeln sind.<br />
Deshalb muss <strong>di</strong>e Personalbemessung<br />
des Entgeltsystems den<br />
heutigen Gegebenheiten angepasst<br />
werden.<br />
Wir <strong>ver</strong>weisen auf den Aufsatz<br />
von Peter Kruckenberg: Zielorientierte<br />
Behandlung <strong>und</strong> ressourcenschonende<br />
Steuerung – Zum Potenzial<br />
von Steuerungsstandards<br />
auf der Gr<strong>und</strong>lage der PsychPV, in<br />
Mit <strong>und</strong> ohne Bett. Personenzen-<br />
trierte Krankenhausbehandlung im<br />
Gemeindepsychiatrischen Verb<strong>und</strong>,<br />
Psychiatrie-Verlag gGmbH,<br />
Bonn 2002.<br />
Kruckenberg schlägt folgende<br />
Veränderungen in der Personalbemessung<br />
vor:<br />
1. Flexibilisierung der ambulanten<br />
Behandlung in der Institutsambulanz<br />
mit der Orientierung am<br />
bayerischen Vergütungssystem.<br />
2. Flexibilisierung der teilstationären<br />
<strong>und</strong> vollstationären Behandlung<br />
durch Einführung einer<br />
gesondert <strong>ver</strong>güteten Aufnahmephase<br />
bei deutlicher Abstufung<br />
der Personalbemessung zwischen<br />
Aufnahmephase, Regelbehandlung<br />
<strong>und</strong> rehabilitati<strong>ver</strong> Behandlung.<br />
3. Zeitliche Begrenzung der Zahl<br />
der Behandlungstage für <strong>di</strong>e Aufnahmephase<br />
<strong>und</strong> <strong>di</strong>e Regelbehandlungsphase<br />
in einem längeren<br />
Zeitraum (ca. ein Jahr).<br />
4. Verknüpfung der Entgeltsysteme<br />
für <strong>di</strong>e psychiatrische<br />
Krankenhausbehandlung mit einer<br />
regionalen bedarfsgesteuerten<br />
Budgetsteuerung.<br />
5. Umsetzung in Erprobungsmodellen,<br />
Beginn mit kostenneutraler<br />
Umstellung.<br />
Aus Sicht von <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> ist der geplante<br />
Abbau stationärer Betten<br />
<strong>und</strong> der damit <strong>ver</strong>b<strong>und</strong>ene Aufbau<br />
teilstationärer Plätze <strong>und</strong> ambulanter<br />
Behandlungsangebote in<br />
einem langsamen Prozess zu vollziehen,<br />
der nicht dazu führen<br />
darf, dass therapeutische Stellen<br />
abgebaut werden. Die geplanten<br />
Umstrukturierungen sind zusammen<br />
mit den regionalen Akteuren<br />
umzusetzen.<br />
In den Landkreisen Hessens, <strong>di</strong>e<br />
bisher keine eigene psychiatrische<br />
Versorgung haben, empfehlen wir,<br />
ihre Planungen mit dem LWV Hessen<br />
abzustimmen, der bisher <strong>di</strong>e<br />
psychiatrische Versorgung garan-<br />
tiert hat. Der LWV hat ein hohes<br />
Niveau psychiatrischer Behandlungskompetenz<br />
<strong>und</strong> kann erfolgreiches<br />
Zusammenarbeiten mit<br />
unterschiedlichen kommunalen<br />
Trägern vorweisen.<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> fordert <strong>di</strong>e Hessische Landesregierung<br />
auf, das längst überfällige<br />
Hessische Psych KG endlich<br />
dem Hessischen Landtag zur Beratung<br />
vorzulegen. Hessen ist eines<br />
der wenigen B<strong>und</strong>esländer, welches<br />
noch ein nicht den heutigen<br />
Anforderungen entsprechendes<br />
Freiheitsentzugsgesetz hat. Die<br />
Landesregierung sollte dafür Sorge<br />
tragen, dass baldmöglichst ein<br />
neues modernes Gesetz vorgelegt<br />
wird, welches <strong>di</strong>e heutige Versorgung<br />
psychisch kranker Menschen<br />
fortschreibt <strong>und</strong> <strong>ver</strong>bessert.<br />
Zu einzelnen Teilbereichen<br />
der psychiatrischen Versorgung<br />
möchten wir im Folgenden noch<br />
gesondert Stellung nehmen:<br />
a) Wohn- <strong>und</strong> Pflegeheime/<br />
Betreutes Wohnen/<br />
komplementärer Bereich<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich begrüßen wir den<br />
Ausbau der Plätze für Betreutes<br />
Wohnen, der den psychisch kranken<br />
Menschen in noch größerem<br />
Maße <strong>di</strong>e Möglichkeit bietet, in<br />
ein annähernd normales Lebensumfeld<br />
zurückzukehren.<br />
Wir betrachten aller<strong>di</strong>ngs kritisch<br />
den dafür im Gegenzug vorgesehenen<br />
Abbau von Wohnheimplätzen<br />
für Menschen mit<br />
seelischer Behinderung. Bei der<br />
Untersuchung wurden le<strong>di</strong>glich <strong>di</strong>e<br />
bestehenden Wohnheimplätze erfasst.<br />
Die Gutachter gehen davon<br />
aus, dass der bisherige Bestand an<br />
Plätzen den Bedarf deckt.<br />
Bei einer Befragung der Wohnheime<br />
vor Ort wäre festzustellen,<br />
dass <strong>di</strong>e meisten Einrichtungen<br />
40 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003
voll belegt sind <strong>und</strong> zusätzlich<br />
eine Warteliste mit Wohnheimplatzbewerbern<br />
führen. Es muss<br />
also davon ausgegangen werden,<br />
dass <strong>di</strong>e Kapazität der Wohnheime<br />
schon jetzt nicht ausreichend ist,<br />
um den derzeitigen Bedarf zu decken.<br />
Bei der zurzeit zu beobachtenden<br />
Zunahme psychischer Erkrankungen<br />
ist auch in Zukunft<br />
ein noch höherer Bedarf von entsprechenden<br />
Betreuungsplätzen zu<br />
erwarten.<br />
Es erscheint uns hier eine zusätzliche<br />
qualitative Untersuchung<br />
zu der Frage notwen<strong>di</strong>g, inwiefern<br />
der Abbau des vorhandenen<br />
Wohnheimangebotes durch Betreutes<br />
Wohnen substituierbar ist.<br />
Motivation für <strong>di</strong>ese Veränderung<br />
sollte <strong>di</strong>e Verbesserung der Lebensqualität<br />
der Betroffenen <strong>und</strong><br />
nicht mögliche Einsparungen bei<br />
den Kostenträgern sein.<br />
Für den gesamten komplementären<br />
Bereich gilt, dass eine gute<br />
personelle Ausstattung mit qualifiziertem<br />
Personal notwen<strong>di</strong>g ist,<br />
um adäquate <strong>und</strong> hochwertige<br />
Hilfe für <strong>di</strong>e Betroffenen zu leisten.<br />
Insbesondere für den Bereich<br />
der Wohnheime erscheint uns eine<br />
Festlegung der Personalbemessung<br />
erforderlich, <strong>di</strong>e hinsichtlich des<br />
Betreuungsschlüssels <strong>und</strong> der Qualifizierung<br />
des Personals über der<br />
der Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime liegt.<br />
Ansonsten scheint uns das Ziel der<br />
Deinstitutionalisierung <strong>und</strong> Gemeindeintegration<br />
nicht im gewünschten<br />
Maße umsetzbar. Für<br />
<strong>di</strong>e Förderung der Bewohner in<br />
den Einrichtungen, <strong>di</strong>e über <strong>di</strong>e<br />
bloße Pflege hinausgeht, ist eine<br />
entsprechende Ausbildung der<br />
Mitarbeiter von gr<strong>und</strong>sätzlicher<br />
Bedeutung. Mit dem Qualifizierungsniveau<br />
der Mitarbeiter steigt<br />
<strong>und</strong> fällt auch <strong>di</strong>e Qualität der inhaltlichen<br />
Arbeit.<br />
Wir bedauern, dass zwischen<br />
den Gutachtenteilen Psychiatrie<br />
<strong>und</strong> Maßregelvollzug keine ausreichende<br />
Verknüpfung stattgef<strong>und</strong>en<br />
hat. Insbesondere hinsichtlich<br />
der Nachsorge für forensische Patienten<br />
findet eine Erhebung bzw.<br />
eine Berechnung des Bedarfes<br />
nicht statt. Es bleibt zu hoffen,<br />
dass <strong>di</strong>e im Gutachten erwähnte<br />
Stu<strong>di</strong>e der Justus-Liebig-Uni<strong>ver</strong>sität<br />
Gießen darauf näher eingeht.<br />
Zudem zeigt sich speziell bei den<br />
Patienten aus dem Maßregelvollzug<br />
<strong>di</strong>e Regionalisierung als problematisch,<br />
wenn sie so <strong>ver</strong>standen<br />
wird, dass ausschließlich<br />
Patienten aus der eigenen Region<br />
(Landkreis, kreisfreie Stadt) Aufnahme<br />
in einer Nachsorgeeinrichtung<br />
finden. Aus forensischen<br />
Gründen ist aber oft eine Entlassung<br />
in eine andere als <strong>di</strong>e Herkunftsregion<br />
erforderlich. Regionalisierung<br />
darf hier nicht zur<br />
Ausgrenzung führen.<br />
b) Ambulanter <strong>und</strong><br />
teilstationärer Bereich<br />
Durch <strong>di</strong>e Verringerung der Verweildauer<br />
<strong>und</strong> durch den Anstieg<br />
der stationär behandelten Fälle<br />
mit einer mittleren jährlichen Steigerungsrate<br />
von 2,9% werden in<br />
Zukunft mehr Patienten durch Institutsambulanzen<br />
<strong>ver</strong>sorgt werden<br />
müssen.<br />
Für Institutsambulanzen gibt es<br />
bisher keine Personalanhaltszahlen<br />
oder eine eigene ambulante<br />
Psychiatrie-Personal<strong>ver</strong>ordnung.<br />
Durch <strong>di</strong>e bisherige Vergütung der<br />
in den Institutsambulanzen behandelten<br />
Fälle über niedrige Fallpauschalen<br />
sind <strong>di</strong>e Krankenhausträger<br />
nicht in der Lage, das dort<br />
erforderliche Personal zur Verfügung<br />
zu stellen.<br />
Durch Einführung einer Einzelleistungs<strong>ver</strong>gütung<br />
entsprechend<br />
dem bayerischen Vergütungssystem<br />
könnten sich <strong>di</strong>e Institutsambulanzen<br />
bedarfsgerechter entwickeln,<br />
da in<strong>di</strong>viduell notwen<strong>di</strong>ge<br />
Behandlungen durch Psychiater,<br />
Psychologen, Sozialarbeiter, Fachkrankenpfleger<br />
oder Ergotherapeuten<br />
dem in<strong>di</strong>viduellen Hilfebedarf<br />
der Patienten entsprechend<br />
eingesetzt werden könnten. Der<br />
<strong>ver</strong>stärkte Einsatz ambulanter Therapieformen<br />
würde mit einem dem<br />
Bedarf entsprechenden Vergütungssystem<br />
wesentlich besser gefördert<br />
als durch <strong>di</strong>e bisherigen<br />
Pauschalen.<br />
Die Vergütungssätze der bayerischen<br />
Institutsambulanzen sind in<br />
2002 der Lohn- <strong>und</strong> Gehaltsentwicklung<br />
angepasst worden, während<br />
<strong>di</strong>e hessischen Fallpauschalen<br />
seit Jahren nicht erhöht wurden.<br />
Durch den Ausbau der teilstationären<br />
Behandlungsplätze zu Lasten<br />
der Betten im stationären Bereich<br />
werden in Zukunft mehr<br />
Patienten <strong>di</strong>rekt in teilstationäre<br />
Behandlung aufgenommen werden.<br />
Die Psychiatrie-Personal<strong>ver</strong>ordnung<br />
für tagesklinische<br />
Behandlung ist für <strong>di</strong>ese Patientengruppe<br />
nicht ausgelegt <strong>und</strong><br />
müsste entsprechend angepasst<br />
werden.<br />
c) Kinder- <strong>und</strong><br />
Jugendpsychiatrie (KJP)<br />
Wir stellen fest, dass weiterhin<br />
auch im Bereich der KJPs eine Kürzung<br />
der Verweildauer bis auf<br />
40 Tage im Jahr 2007 im stationären<br />
Bereich erwartet wird. Diese<br />
Verweildauerreduzierung bedeutet<br />
für <strong>di</strong>e Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter,<br />
dass künftig Kinder <strong>und</strong><br />
Jugendliche in viel kürzerer Zeit<br />
als bisher behandelt werden müssen<br />
<strong>und</strong> dadurch <strong>di</strong>e Belastung<br />
des Personals deutlich zunehmen<br />
wird.<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 41<br />
Aus den<br />
Landesbezirken
Aus den<br />
Landesbezirken<br />
Nach Berichten unserer Mitglieder<br />
in KJPs liegt <strong>di</strong>e Arbeitsbelastung<br />
schon jetzt oft an der in<strong>di</strong>viduellen<br />
Belastungsgrenze des<br />
Personals. Qualitätseinbußen <strong>und</strong><br />
»burn-out-Syndrom« unter den<br />
Beschäftigten sind <strong>di</strong>e Folge. Wir<br />
befürchten, dass eine weitere Verweildauer<strong>ver</strong>kürzung<br />
zum derzeitigen<br />
Status in vielen Fällen einen<br />
»Drehtüreffekt« bewirken wird,<br />
indem ein Fall mehrmals innerhalb<br />
kurzer Zeit stationär aufgenommen<br />
werden muss. Eine solche<br />
Entwicklung wäre eine Verschlechterung<br />
der derzeitigen Situation.<br />
Der weitere Ausbau von 27 teilstationären<br />
Plätzen wird unsererseits<br />
begrüßt. Wir können aber<br />
nicht <strong>di</strong>e von den Gutachtern vorgeschlagene<br />
Kapazität eines Bettenabbaues<br />
im stationären Bereich<br />
in der Größenordnung von 21 Betten<br />
nachzuvollziehen. Bereits jetzt<br />
bestehen Wartezeiten für eine stationäre<br />
Aufnahme in der KJP von<br />
bis zu sechs Monaten. Ebenso beobachten<br />
wir in den letzten Jahren<br />
einen kontinuierlichen Anstieg der<br />
Notaufnahmen, was u.E. auf einen<br />
erhöhten stationären Behandlungsbedarf<br />
hinweist.<br />
Auch unter Berücksichtigung der<br />
im Gutachten prognostizierten<br />
Fallzahlsteigerung von r<strong>und</strong> 1.000<br />
Fällen halten wir einen Abbau von<br />
stationären Behandlungkapazitäten<br />
für kontrain<strong>di</strong>ziert, sofern wir<br />
nicht einschneidende Einbußen in<br />
der Behandlungsqualität akzeptieren<br />
wollen.<br />
Zusammenfassung<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> begleitet <strong>di</strong>e Entwicklung<br />
der psychiatrischen Versorgung<br />
konstruktiv <strong>und</strong> kritisch. Leitlinie<br />
der zukünftigen Entwicklung ist<br />
für uns der Erhalt des qualitativ<br />
guten Niveaus der psychiatrischen<br />
Versorgung in Hessen.<br />
Kürzere Verweildauern bedeuten<br />
eine Intensitätssteigerung in der<br />
stationären Behandlung. Die bisherige<br />
Personalbemessung nach<br />
der PsychPV ist daher entsprechend<br />
den gestiegenen Anforderungen<br />
fortzuentwickeln.<br />
Im Bereich der Wohnheime bezweifeln<br />
wir <strong>di</strong>e von den Gutachtern<br />
gesehen Kapazitäten für<br />
einen Abbau von Wohnheimplätzen<br />
für Menschen mit seelischer<br />
Behinderung. Die Personalbemessung<br />
in komplementären Einrichtungen<br />
muss deutlich über den<br />
üblichen Betreuungsschlüsseln von<br />
Alten- <strong>und</strong> Pflegeheimen liegen,<br />
wenn das Ziel einer Deinstitutionalisierung<br />
erreicht werden soll.<br />
Gleiches gilt für das Qualifikationsniveau<br />
des dort eingesetzten<br />
Personals.<br />
Im Bereich der Nachsorge für<br />
forensiche Patienten halten wir<br />
eine landesweite Planung <strong>und</strong><br />
Steuerung für therapeutisch sinnvoller<br />
als ein regionales Konzept.<br />
Ein weiterer Ausbau der Institutsambulanzen<br />
wird von uns<br />
unterstützt. Wir halten es aller<strong>di</strong>ngs<br />
für dringend erforderlich,<br />
<strong>ver</strong>bindliche Personalschlüssel für<br />
den Ambulanzbereich festzulegen<br />
<strong>und</strong> das Vergütungssystem bedarfsgerecht<br />
in Richtung einer<br />
Einzelleistungs<strong>ver</strong>gütung entsprechend<br />
dem bayerischen Vergütungssystem<br />
weiter zu entwickeln.<br />
Auch im Bereich der Kinder- <strong>und</strong><br />
Jugendpsychiatrie sehen wir keine<br />
Möglichkeit, im stationären Bereich<br />
Kapazitäten abzubauen.<br />
Hier erfordert <strong>di</strong>e Verkürzung der<br />
Verweildauer ebenfalls <strong>di</strong>e Weiterentwicklung<br />
der Personalbedarfszahlen,<br />
um den bisherigen therapeutischen<br />
Qualitätsstandard zu<br />
erhalten.<br />
Hessen braucht dringend ein<br />
modernes PsychKG; das derzeitige<br />
Gesetz genügt nicht mehr den Anforderungen<br />
einer zeitgemäßen<br />
psychiatrischen Versorgung.<br />
Die Qualität der Leistungen ist<br />
u.E. untrennbar <strong>ver</strong>b<strong>und</strong>en mit der<br />
Qualität der Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />
<strong>und</strong> deren ausreichender Refinanzierung<br />
durch <strong>di</strong>e Kostenträger.<br />
Wir halten es daher für dringend<br />
erforderlich, <strong>di</strong>e Koppelung der<br />
Budgetsteigerungsrate in den<br />
<strong>Krankenhäuser</strong>n in § 6 der BPflV<br />
aufzuheben, um nicht länger darüber<br />
hinausgehende Tariflohnsteigerungen<br />
des Personals durch<br />
immer weiteren Stellenabbau <strong>und</strong><br />
damit zwangsläufig auch Qualitätseinbußen<br />
kompensieren zu<br />
müssen. ■<br />
Cornelia Hasler, Christina Hoeck,<br />
Manfred Huberti, Roland Montag,<br />
Dr. Lothar Reisig, Manfred Rompf,<br />
Georg Schulze-Ziehaus, Holger<br />
Willhardt, <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Landesbezirk<br />
Hessen<br />
42 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003
Bayern: Arbeitskreis <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen<br />
Der Arbeitskreis <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen (AK GesWes)<br />
der <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Jugend im Fachbereich 3 Bayern<br />
Hallo Leute!<br />
Wir sind ein ehrenamtliches Gre-<br />
mium der Fachbereichs-3-Jugend<br />
in Bayern, welches auf Landesbezirksebene<br />
angesiedelt ist.<br />
Neben berufspolitischen Fragestellungen<br />
befassen wir uns inhaltlich<br />
mit den unterschiedlichsten<br />
Themenfeldern aus dem <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen.<br />
Zu den Arbeitsschwerpunkten<br />
in <strong>di</strong>esem Jahr gehören<br />
<strong>di</strong>e Reform der Krankenpflegeausbildung.<br />
Da wir auch über unseren<br />
Tellerrand hinausblicken<br />
wollen, werden wir uns auch mit<br />
der Rolle von Gewerkschaften <strong>und</strong><br />
anderen Interessensgruppen beschäftigen.<br />
Derzeit sind wir etwa 10 Aktive<br />
im AK GesWes. Die Aktiven sind<br />
überwiegend Beschäftigte kommunaler<br />
<strong>Krankenhäuser</strong> <strong>und</strong> StudentInnen,<br />
<strong>di</strong>e Pflegepädagogik oder<br />
-management auf dem zweiten<br />
Bildungsweg stu<strong>di</strong>eren.<br />
Es finden drei bis vier jährliche<br />
Treffen (am Wochenende) statt<br />
<strong>und</strong> wir <strong>ver</strong>anstalten etwa drei<br />
Seminare im Jahr. Über Kontakte<br />
zu anderen Arbeitskreisen der<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> Jugend im FB 3 wären wir<br />
natürlich sehr erfreut. ■<br />
Josef Fehlandt<br />
Beispiel Seminarangebot<br />
■ Reform der Krankenpflegeausbildung<br />
– DRGs <strong>und</strong> Ausbildung<br />
16.10. – 19.10.2003<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Bildungsstätte, Brannenburg<br />
Treffen des Arbeitskreises<br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen<br />
■ Zum Thema »Tarifpolitik,<br />
Gewerkschaften, Interessen<strong>ver</strong>tretung«<br />
4.7. – 6.7.2003<br />
Burg, in Nürnberg<br />
Na, interessiert ..., dann<br />
einfach bei mir melden<br />
Josef Fehlandt<br />
Jugendsekretär im Landesfachbereich<br />
3 in Bayern<br />
Schwanthaler Str. 64<br />
80336 München<br />
Tel. 089 / 5 99 77 – 1032<br />
Fax 089 / 5 99 77 – 1039<br />
josef.fehlandt@<strong>ver</strong><strong>di</strong>.de<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 43<br />
DOMINIK SCHIRMER (2)<br />
Aus den<br />
Landesbezirken
Bayern:<br />
Kirchenbeschäftigte demonstrieren …<br />
Aus den<br />
Landesbezirken<br />
… für Tarifübernahme <strong>und</strong><br />
gegen den Krieg in Irak<br />
Beschäftigte der evangelischen<br />
Kirche, der Diakonie <strong>und</strong> der Caritas<br />
in Bayern forderten bei einer<br />
Protestk<strong>und</strong>gebung in Nürnberg<br />
<strong>di</strong>e zeit- <strong>und</strong> inhaltsgleiche Übernahme<br />
des Tarifabschlusses ÖD für<br />
ihren Bereich. Die ca. 400 Teilnehmer/innen<br />
<strong>ver</strong>traten ihr Anliegen<br />
stell<strong>ver</strong>tretend für etwa 100.000<br />
Mitarbeiter/innen. Die Veranstaltung<br />
stand unter dem Motto<br />
»Jetzt sind wir dran«.<br />
Der völkerrechtswidrige Angriff<br />
auf den Irak durch <strong>di</strong>e Bush/Blair-<br />
Regierungen ließ <strong>di</strong>e DemonstrantInnen<br />
am ersten Tag der kriegerischen<br />
Auseinandersetzung Anteil<br />
nehmen am Leid der betroffenen<br />
Menschen in <strong>di</strong>eser Region.<br />
NORBERT FEULNER, ERLANGEN (10)<br />
Die Ansage kirchlicher Arbeitgeber<br />
ist klar <strong>und</strong> eindeutig: eine<br />
Anpassung der Gehälter an das<br />
Vergütungsniveau der Beschäftigten<br />
im ÖD wird abgelehnt. Eine<br />
Ausnahme macht le<strong>di</strong>glich <strong>di</strong>e katholische<br />
Kirche in Bayern, <strong>di</strong>e<br />
automatisch übernimmt. Kirchliche<br />
Arbeitgeber fordern bereits seit<br />
vielen Jahren eine Abkehr vom<br />
BAT. Im Schatten der aktuellen<br />
»Tarifr<strong>und</strong>e« <strong>ver</strong>suchen sie zudem,<br />
drastische Verschlechterungen<br />
durchzusetzen: Festlegung der 40-<br />
St<strong>und</strong>en-Woche, betriebliche Öffnungsklauseln<br />
zur Ausdehnung<br />
der wöchentlichen Arbeitszeit auf<br />
bis zu 42 St<strong>und</strong>en/Woche, keine<br />
Einmalzahlungen, Verschiebung<br />
der Vergütungserhöhung 2003 auf<br />
den 1.10. <strong>und</strong> eine weitere 1-prozentige<br />
Erhöhung der Vergütung<br />
soll mit einer strukturellen Reform<br />
der Arbeits<strong>ver</strong>tragsrichtlinien<br />
(AVR) <strong>ver</strong>knüpft werden.<br />
Die Empörung <strong>und</strong> Wut unter<br />
den Beschäftigten ist groß. »Es ist<br />
eben nicht so, wie manche kirchliche<br />
Arbeitgeber glauben, dass ihre<br />
Beschäftigten nur in <strong>di</strong>e Arbeit<br />
gehen, weil sie damit ihre kirchliche<br />
Nähe beweisen wollen«,<br />
stellte Josef Falbisoner (Landesbezirksleiter<br />
von <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> Bayern)<br />
unter viel Beifall zutreffend fest.<br />
»Die Verschlechterungen der letzten<br />
Jahre – vor allem im Bereich<br />
der Diakonie – macht es für <strong>di</strong>e<br />
Beschäftigten immer schwieriger,<br />
ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.«<br />
Falbisoner ging in seiner Rede<br />
auch auf <strong>di</strong>e Ursachen der Finanzprobleme<br />
ein <strong>und</strong> zog den Schluss,<br />
dass es nicht sein könne, dass <strong>di</strong>e<br />
<strong>ver</strong>sammelten Demonstranten<br />
»mehr Steuern zahlen, als so manches<br />
DAX notierte Unternehmen«.<br />
Dr. Herbert Deppisch (Sprecher<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> Fachgruppenvorstand Kirche,<br />
Diakonie <strong>und</strong> Caritas) wies in<br />
seinem Redebeitrag auf das Ziel<br />
von <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> hin, weitere Tarif<strong>ver</strong>träge<br />
im Bereich der Kirchen abzuschließen.<br />
Denn in der aktuellen<br />
Auseinandersetzung sieht Deppisch<br />
»erst den Auftakt zu einer<br />
weiteren Verweigerungshaltung«<br />
kirchlicher Arbeitgeber. Deshalb<br />
habe der kircheneigene 3. Weg<br />
44 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003<br />
KIRCHEN<br />
2003<br />
Der Öffentliche Dienst hat es geschafft<br />
– jetzt sind wir dran!<br />
Demonstration der Kirchenbeschäftigten<br />
am 20. März 2003 in Nürnberg<br />
Der Tarifabschluss für den<br />
■ Wollen sich nicht gerade Und was wollen<br />
Öffentlichen Dienst ist geschafft. <strong>di</strong>e Kirchen <strong>und</strong> ihre Wohlfahrts- <strong>di</strong>e übrig Gebliebenen?<br />
Er <strong>ver</strong>bessert <strong>di</strong>e Einkommen für <strong>ver</strong>bände immer als professionelle Verfasste Kirche: in Bayern<br />
<strong>di</strong>e dort Beschäftigten neben Ein- Dienstleister präsentieren?<br />
muss in der gemeinsamen Arbeitsmalzahlungen<br />
in <strong>di</strong>esem Jahr um ■ Passt es da, wenn sie dem rechtlichen Kommission mit der<br />
2,4% <strong>und</strong> 2004 um 2 x 1,0%. Öffentlichen Dienst bei den Ein- Diakonie eine Entscheidung ge-<br />
Wenn man <strong>di</strong>e Kompensationen kommen hinterher hinken – wie troffen werden. Verlautbarungen<br />
<strong>und</strong> <strong>di</strong>e lange Laufzeit des Tarif- <strong>di</strong>es bei der Diakonie schon länger von Arbeitgeberseite gibt es bis<strong>ver</strong>trages<br />
gegenrechnet, ergibt der Fall ist?<br />
her nicht.<br />
sich für <strong>di</strong>e Arbeitgeber eine Kos- ■ Und wo werden sich denn <strong>di</strong>e Diakonie: Die Arbeitgeber<br />
tensteigerung von 1,97% in 2003 in Zukunft immer rarer werdenden haben eine Übernahme des Tarif-<br />
<strong>und</strong> 0,9% in 2004.*<br />
Berufsanfänger in den Sozial- <strong>und</strong> abschlusses Öffentlicher Dienst<br />
Über viele Jahre hinweg erfolgte <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>berufen ihre Stellen abgelehnt. Das Wort »Nullr<strong>und</strong>e«<br />
bei den Wohlfahrts<strong>ver</strong>bänden <strong>und</strong> suchen? Etwa dort wo sie weniger geistert durch <strong>di</strong>e Einrichtungen<br />
Kirchen <strong>di</strong>e volle Übernahme <strong>di</strong>e- <strong>ver</strong><strong>di</strong>enen?<br />
<strong>und</strong> durch <strong>di</strong>e Presse.<br />
ses Tarifabschlusses; entweder<br />
Caritas: Die Arbeitgeber wollen<br />
durch Tarif<strong>ver</strong>handlungen (wie Das Bayerische Rote Kreuz (BRK) eine Verschiebung der Tarif-<br />
beim Bayerischen Roten Kreuz) hat Mitte Februar <strong>di</strong>e Tariferhöhungen<br />
auf 1.10.2003 (statt<br />
oder durch Beschluss in Arbeitserhöhungen des Öffentlichen 1.1.2003) <strong>und</strong> eine Erhöhung der<br />
rechtlichen Kommissionen (wie Dienstes übernommen. Die Arbei- Wochenarbeitszeit auf 40 Stun-<br />
bei Kirchen, Diakonie <strong>und</strong> Caritas). terwohlfahrt wird sie bis 1.1.2005 den.<br />
Denn <strong>di</strong>e Arbeit war <strong>und</strong> ist <strong>ver</strong>- realisieren. Auch <strong>di</strong>e <strong>ver</strong>fasste<br />
gleichbar mit dem Öffentlichen katholische Kirche in Bayern hat Begründet wird <strong>di</strong>es alles mit<br />
Dienst – in den Verwaltungen wie eine Übernahme beschlossen. der schlechten Finanzlage. Aber<br />
in den Einrichtungen des Sozial- Wohlgemerkt: Die Leistungen kann denn der Druck auf <strong>di</strong>e<br />
<strong>und</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesens. Ver- des BRK, der AWO <strong>und</strong> der<br />
Träger im Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>gleichbare<br />
Einkommen <strong>und</strong> Ar- kath. Kirche, z.B. in der Altenhilfe heitswesen ausschließlich dadurch<br />
beitsbe<strong>di</strong>ngungen sind <strong>di</strong>e logi- oder in Kindergärten, werden<br />
<strong>ver</strong>mindert werden, dass<br />
sche Folge.<br />
genauso finanziert wie<br />
<strong>di</strong>e Beschäftigten dort<br />
Ein Abschied von <strong>di</strong>eser Ver- bei Caritas oder<br />
keine Lohnerhöhungen<br />
gleichbarkeit, worüber gerade<br />
bei den Kirchen laut nachgedacht<br />
wird, wäre ein schwerer Image-<br />
Diakonie.<br />
bekommen? �<br />
schaden.<br />
Ges<strong>und</strong>heit, Soziale Dienste Vereinte<br />
* laut: Kommunaler<br />
Arbeitgeber<strong>ver</strong>band Bayern<br />
Wohlfahrt <strong>und</strong> Kirchen Dienstleistungsgewerkschaft<br />
Bayern<br />
FREESTYLE
ausge<strong>di</strong>ent, der le<strong>di</strong>glich eine<br />
»Veranstaltung für Schönwetterzeiten«<br />
ist.<br />
Die Gutgläubigkeit der Beschäftigten,<br />
dass der liebe Gott <strong>und</strong> der<br />
öffentlichen Dienst das mit der<br />
Vergütungserhöhung schon richten<br />
werde, sollte eigentlich vorbei<br />
sein, so Bärbel Kalb (Sprecherin<br />
der Arbeitsgemeinschaft ev. Mitarbeiter<strong>ver</strong>tretungen<br />
in Bayern,<br />
AG-MAV). Ihr Appell geht an <strong>di</strong>e<br />
Beschäftigten, sich zu organisieren:<br />
»Jetzt seid Ihr dran!«<br />
Dr. Siegfried Ecker (Kath. Betriebsseelsorge)<br />
ging in seinem<br />
Beitrag auf <strong>di</strong>e Folgen von Neoliberalismus<br />
<strong>und</strong> negati<strong>ver</strong> Globalisierung<br />
ein. Ecker gab der<br />
Hoffnung Ausdruck, dass <strong>di</strong>e<br />
Widerstandskraft von Kirchen<br />
<strong>und</strong> Gewerkschaften sich auch<br />
»in Zukunft gegen Menschen<strong>ver</strong>achtung«<br />
stellen wird <strong>und</strong> appellierte<br />
im Zusammenhang mit dem<br />
»bald wieder <strong>ver</strong>gessenen Sozialwort<br />
der beiden Kirchen« an <strong>di</strong>e<br />
gemeinsame Interessenslage der<br />
beiden Großorganisationen.<br />
Die stell<strong>ver</strong>tretende Landesvorsitzende<br />
der GEW, Gudrun Lehmann,<br />
stellte <strong>di</strong>e Frage nach den<br />
Konsequenzen von Dumping-Löhnen<br />
bei kirchlichen Arbeitgebern:<br />
»Wo werden qualifizierte Fach-<br />
kräfte dann arbeiten wollen?«<br />
Noch dazu, wenn es bei der Arbeitszeit<br />
zu einer Angleichung von<br />
West nach Ost komme. Gefahr<br />
drohe vor allem auch, so Lehmann,<br />
durch das neue<br />
Finanzierungsmodell im Bereich<br />
der Kindertagesstätten. In der<br />
Folge seien zunehmend befristete<br />
Arbeits<strong>ver</strong>träge <strong>und</strong> erzwungene<br />
Teilzeitarbeit zu befürchten.<br />
Zum Abschluss der Veranstaltung<br />
war das von K<strong>und</strong>gebungsleiterin<br />
Irene Gölz (Fachbereichssekretärin<br />
im <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> Landesbezirk)<br />
anlässlich des Kriegsbeginns in<br />
Irak vorgetragene Ge<strong>di</strong>cht »Sag<br />
nein« von Wolfgang Borchert<br />
durchaus in doppelter Hinsicht zu<br />
<strong>ver</strong>stehen. ■<br />
Norbert Feulner<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 45<br />
JÜRGEN RAITHEL, HIMMELKRON<br />
Aus den<br />
Landesbezirken
Aus den<br />
Landesbezirken<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> auf der Messe<br />
Altenpflege + HealthCare<br />
Zum ersten Mal fanden in Nürnberg<br />
<strong>di</strong>e bisher getrennt ausgerichteten<br />
Messen Altenpflege <strong>und</strong><br />
HealthCare gleichzeitig statt.<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> war eine der 800 Ausstellerinnen<br />
aus 15 Ländern auf <strong>di</strong>eser<br />
Fachmesse für Pflege, Therapie,<br />
Betreuung, Patienten<strong>ver</strong>sorgung<br />
<strong>und</strong> Klinikmanagement. 38.000<br />
Besucher/innen wurden zwischen<br />
dem 25. <strong>und</strong> 27. März gezählt.<br />
»Pflege im Dialog« lautete das<br />
Motto des Fachkongresses Altenpflege<br />
mit dem 2. Deutschen Pflegetag,<br />
der parallel zur Fachmesse<br />
stattfand. Thema der Auftakt<strong>ver</strong>anstaltung<br />
des Pflegetages:<br />
»Pflege im Spannungsfeld zwischen<br />
Ethik <strong>und</strong> Ökonomie – <strong>di</strong>e<br />
Konsequenzen für <strong>di</strong>e Praxis«.<br />
R<strong>und</strong> 2.000 Teilnehmer/innen informierten<br />
sich in den insgesamt<br />
76 Vorträgen zu Themen aus<br />
Pflegepraxis, Betriebsorganisation<br />
<strong>und</strong> Management für den stationären<br />
<strong>und</strong> ambulanten Bereich.<br />
IRENE GÖLZ<br />
R<strong>und</strong> 400 Teilnehmer, überwiegend<br />
aus dem Klinik-Management,<br />
waren auf dem zweiten Kongress<br />
HealthUpdate, bei dem Zukunftsstrategien<br />
für den Klinik-Markt im<br />
Mittelpunkt standen. Darunter<br />
fand sich eine Open-Space Konferenz<br />
mit dem Titel »Zwischen Nullr<strong>und</strong>e,<br />
BAT <strong>und</strong> Kostensteigerungen<br />
– Kliniken suchen Auswege<br />
aus dem Budget-Dilemma« <strong>und</strong><br />
Vorträge zum Thema »Zwischen<br />
Wirtschaftlichkeit, AZG <strong>und</strong> EuGH-<br />
Urteil. Arbeitszeitmodelle für das<br />
Krankenhaus der Zukunft« sowie<br />
»Alternativen gesucht! Die zusätzliche<br />
Alters<strong>ver</strong>sorgung im <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen<br />
muss wieder bezahlbar<br />
werden« (z.B. durch eigene Beitragsgruppe<br />
für Kliniken in der<br />
VBL).<br />
Unser kleiner, aber feiner Messestand<br />
an der »Hauptstraße« der<br />
Halle 1, war ausgesprochen gut<br />
besucht.<br />
Viele Mitglieder freuten sich<br />
über <strong>di</strong>e Anwesenheit »ihrer«<br />
Gewerkschaft (<strong>und</strong> wir uns über<br />
sie!) <strong>und</strong> nutzten <strong>di</strong>e Gelegenheit<br />
zur Information, Beratung, aber<br />
auch zu der ein oder anderen<br />
kritischen Rückmeldung.<br />
Andere – überwiegend aus dem<br />
Bereich der Altenpflege – deckten<br />
sich mit Informationen <strong>und</strong> Material<br />
ein, wobei insbesondere Informationen<br />
zur Ausbildung <strong>und</strong> <strong>di</strong>e<br />
»gewerkschaftliche Betätigungsrecht<br />
in kirchlichen Einrichtungen«<br />
reißenden Absatz fanden. Auch<br />
der »<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong>«<br />
war ausgesprochen begehrt.<br />
Die nächste Altenpflege-Messe<br />
findet vom 17. bis 19. Februar<br />
2004 in Hanno<strong>ver</strong> statt. ■<br />
Irene Gölz<br />
46 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003
Krankenhaus-JAVen:<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Betreuung erwünscht<br />
Seit Juni 2002 arbeitet Matthias<br />
Hoffmann als Jugendsekretär in<br />
den Bezirken Lüneburger Heide,<br />
Mittelweser <strong>und</strong> Elbe-Weser. Ein<br />
Schwerpunkt seiner Arbeit ist <strong>di</strong>e<br />
Betreuung von Jugend- <strong>und</strong> Auszubildenden<strong>ver</strong>tretungen<br />
(JAV). In<br />
allen drei Bezirken besteht jetzt<br />
eine intensive Betreuung der vierzehn<br />
Krankenhaus-JAVen. Zur JAV-<br />
Betreuung gehören Gespräche<br />
über Arbeitsplanung, Zusammenarbeit<br />
mit den Personal- <strong>und</strong> Be-<br />
triebsräten <strong>und</strong> immer wieder <strong>di</strong>e<br />
Frage nach Verbesserung der theoretischen<br />
wie praktischen Krankenpflegeausbildung.<br />
In vier der<br />
sechs Häuser der Lüneburger<br />
Heide fanden bisher Jugend- <strong>und</strong><br />
Auszubildenden<strong>ver</strong>sammlungen<br />
statt, in denen über <strong>di</strong>e Situation<br />
der Ausbildung <strong>und</strong> über Angebote<br />
von <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> im <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen<br />
<strong>di</strong>skutiert wurde.<br />
In den drei Bezirken gab es jetzt<br />
für alle Krankenhaus-JAVen <strong>di</strong>e<br />
Möglichkeit an einer <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-JAV-Tagung<br />
teilzunehmen. In Dör<strong>ver</strong>den-<br />
Barme waren vier <strong>und</strong> in Lüneburg<br />
zwei Häuser dabei, um sich über<br />
ihre Arbeit auszutauschen <strong>und</strong> gemeinsam<br />
Probleme zu lösen. Diese<br />
neue Form der guten Zusammenarbeit<br />
von Krankenhaus-JAVen<br />
wird in weiteren Tagungen fortgesetzt.<br />
■<br />
Matthias Hoffmann<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 47<br />
Vor Ort<br />
Vielen Dank für<br />
<strong>di</strong>e Nachdruckgenehmigung<br />
an<br />
Volker Mai, Redaktion<br />
Lüneburger<br />
Wochenblätter<br />
Am Sande 20<br />
21335 Lüneburg
Vor Ort<br />
Insgesamt positiv<br />
Computergestützte Dienstplanung<br />
in der Paracelsus-Klinik Osnabrück – 1. Teil<br />
»Ich empfinde das insgesamt positiv«,<br />
Axel Denker, Betriebsratsvorsitzender<br />
der Paracelsus-Klinik<br />
in Osnabrück <strong>und</strong> <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Mitglied,<br />
äußert sein momentanes Gefühl<br />
zum Projekt »SP-Expert« 1 . Udo<br />
Muhle, ebenfalls <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Mitglied,<br />
stell<strong>ver</strong>tretender Vorsitzender des<br />
Betriebsrates <strong>und</strong> gleichzeitig<br />
einer der beiden Projektbetreuer in<br />
der Klinik, stimmt ihm zu.<br />
Sie sind bereit, <strong>di</strong>e letzten Monate<br />
Revue passieren zu lassen<br />
<strong>und</strong> über <strong>di</strong>e Einführung eines der<br />
avanciertesten Dienstplanungsprogramme<br />
in ihrem Haus zu berichten.<br />
Das Interview führte Karl-<br />
Hermann Böker im Januar 2003.<br />
Udo Muhle (links) <strong>und</strong> Axel Denker (rechts)<br />
Kontakt zum Betriebsrat der Paracelsus-<br />
Klinik Osnabrück unter Telefon 0541 /<br />
966-3900, Fax -3901.<br />
Der Autor:<br />
Karl-Hermann Böker, freier Journalist <strong>und</strong><br />
Berater, Meisenstraße 96, 33607 Bielefeld<br />
khb@boeker-beratung.de<br />
www.boeker-beratung.de<br />
Tel. 0521 / 2997229, Fax 0521 / 2997228<br />
Der Echtbetrieb wird am 1. Februar<br />
2003 in den fünf Pilotbereichen<br />
beginnen. »Der Zeitplan sah<br />
vor, dass wir bereits am 1. Dezember<br />
des <strong>ver</strong>gangenen Jahres starten«,<br />
erwähnt Udo Muhle leicht<br />
genervt, »doch <strong>di</strong>e umfangreichen<br />
Vorarbeiten <strong>und</strong> notwen<strong>di</strong>gen Klärungen<br />
ließen das nicht zu.« Geklärt<br />
werden musste vor allem <strong>di</strong>e<br />
Auslegung des Tarif<strong>ver</strong>trags. Beispiel:<br />
Mehrarbeitszuschläge.<br />
Axel Denker erläutert: »In <strong>di</strong>eser<br />
Frage lagen wir mit dem Arbeitgeber<br />
sehr weit auseinander. Wir<br />
haben einen Tarif<strong>ver</strong>trag2 , der<br />
einen Ausgleichszeitraum von<br />
8 Wochen vorsieht. Der Arbeitgeber<br />
ist der Meinung, dass <strong>di</strong>e<br />
Zuschläge erst fällig werden, wenn<br />
<strong>di</strong>e Mehrarbeit nicht in <strong>di</strong>esem<br />
Zeitraum ausgeglichen werden<br />
konnte. Einige Kollegen sind da<br />
anderer Ansicht <strong>und</strong> <strong>ver</strong>langen<br />
einen Zuschlag, sobald ihr tatsächlicher<br />
Einsatz von der Sollplanung<br />
abweicht <strong>und</strong> länger als der ursprüngliche<br />
Dienst gewesen ist.<br />
Auf den Stationen wird es unterschiedlich<br />
gehandhabt.«<br />
Im Rahmen des Customizing3 müssen <strong>di</strong>ese <strong>und</strong> viele andere<br />
Fragen so beantwortet werden,<br />
dass <strong>di</strong>e Lösung als eindeutige<br />
Regel4 definiert werden kann.<br />
Anhand <strong>di</strong>eser <strong>und</strong> vieler anderer<br />
Regeln wird das Programm gesteuert.<br />
Nichts ist vorgegeben, in<br />
jeder Klinik müssen <strong>di</strong>e Regeln<br />
spezifisch gef<strong>und</strong>en werden. Dieses<br />
führt innerhalb des Hauses zu<br />
einer Vereinheitlichung der Dienstplanung<br />
<strong>und</strong> -abrechnung.<br />
Bis es aber soweit ist, haben<br />
Klinikleitung <strong>und</strong> Betriebsrat auch<br />
einiges von dem zu <strong>ver</strong>handeln,<br />
was bislang als unbewältigte Kon-<br />
flikte zwischen den Betriebsparteien<br />
stand. Und das geht nicht<br />
immer so schnell, wie es der Zeitplan<br />
vorsieht.<br />
»Anfang September 2002 hatten<br />
wir <strong>di</strong>e erste Schulung in Erlangen.<br />
Danach kam ein Berater des Softwareherstellers<br />
zu uns <strong>und</strong> hat<br />
aufgelistet, welche Daten für das<br />
Customizing benötigt werden. Es<br />
war einfach nicht zu schaffen,<br />
weil <strong>di</strong>e Daten meist in unterschiedlichster<br />
Form vorlagen <strong>und</strong><br />
erst einmal passend gemacht werden<br />
mussten, weil sie fehlten oder<br />
weil es eben noch keine eindeutige<br />
Regelung gab. Deswegen<br />
wurde der Beginn des Echtbetriebs<br />
um 3 Monate <strong>ver</strong>schoben.« Udo<br />
Muhle beschreibt <strong>di</strong>eses aus seiner<br />
Sicht als Datenmodellbetreuer, wie<br />
seine Aufgabe offiziell benannt<br />
ist. Zusammen mit einem weiteren<br />
Mitarbeiter der Klinik ist er dafür<br />
zustän<strong>di</strong>g, das Customizing zu<br />
tätigen.<br />
»Wie kommt es, dass ein Betriebsratsmitglied<br />
– <strong>und</strong> dazu noch<br />
ein Freigestellter – <strong>di</strong>ese Aufgabe<br />
übernimmt?«<br />
Axel Denker <strong>und</strong> Udo Muhle erinnern<br />
sich gern daran, denn es ist<br />
so gelaufen, wie sie es als Betriebsrat<br />
geplant hatten. Für ihre<br />
Darstellung müssen sie aber weit<br />
in <strong>di</strong>e Vergangenheit zurück greifen.<br />
»Das Dienstplanprogramm<br />
wurde schon vor mehreren Jahren<br />
zusammen mit einem Krankenhaus-Informationssystem<br />
(KIS) als<br />
Paketlösung für <strong>di</strong>e gesamte<br />
Paracelsus-Gruppe5 eingekauft.<br />
Gewollt hat es keiner, aber irgendwie<br />
war es in dem Gesamtangebot<br />
enthalten. Weil man mit der Einführung<br />
des KIS genug Probleme<br />
hatte, blieb <strong>di</strong>ese Software bis<br />
September 2001 unbeachtet. Der<br />
erste Anlauf zur Installation von<br />
48 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003
SP-Expert scheiterte, weil <strong>di</strong>e Verwaltungs-<br />
<strong>und</strong> <strong>di</strong>e Pflege<strong>di</strong>enstleitung<br />
der Meinung waren, dass<br />
man das Programm innerhalb von<br />
wenigen Minuten – CD-Rom einlesen<br />
<strong>und</strong> los geht’s – in Betrieb<br />
nehmen könne. Axel Denker meint<br />
dazu: »Das geht nicht in zehn<br />
Minuten, das geht ziemlich schief.<br />
Die neue Klinikleitung hat da<br />
einen ganz anderen Ansatz.«<br />
Beide Funktionen bekleiden<br />
heute neue Personen, mit denen<br />
im September 2002 das Projekt<br />
zur Einführung der Dienstplanungs-Software<br />
gestartet wurde.<br />
Schon frühzeitig war ein Kollege<br />
aus dem Pflege<strong>di</strong>enst durch <strong>di</strong>e<br />
Klinikleitung zum System-Administrator<br />
benannt worden. »Der Betriebsrat<br />
hat aber immer wieder<br />
darauf hingewiesen, wie wichtig<br />
eine qualifizierte Stell<strong>ver</strong>tretung<br />
für den System-Administrator ist<br />
<strong>und</strong> darauf gedrängt, eine weitere<br />
halbe Stelle auszuschreiben. Dieser<br />
Forderung wurde schließlich<br />
nachgegeben <strong>und</strong> Udo Muhle<br />
konnte sich erfolgreich darauf bewerben«,<br />
freut sich Axel Denker,<br />
als er <strong>di</strong>eses erzählt. Als Stell<strong>ver</strong>treter<br />
des System-Administrators<br />
mit dem nötigen Insiderwissen ist<br />
Udo Muhle der geeignete Mann:<br />
Er ist seit zwanzig Jahren als<br />
Anästhesiepfleger in der Paracelsus-Klinik<br />
tätig, kennt unterschiedlichste<br />
Arbeitsbereiche <strong>und</strong><br />
ist seit einigen Jahren im Betriebsrat,<br />
kennt sich also auch mit Gesetzen,<br />
Verordnungen <strong>und</strong> Tarifen<br />
sehr gut aus.<br />
Die Arbeit im Projekt kostet Udo<br />
Muhle etwa <strong>di</strong>e Hälfte seiner Freistellung,<br />
manchmal sogar mehr.<br />
»Die Software ist optimal anpassbar,<br />
aber viel zu komplex«, beschreibt<br />
er eine der Ursachen für<br />
<strong>di</strong>e viele Zeit, <strong>di</strong>e beide Datenmodellbetreuer<br />
benötigen. Und er<br />
beklagt sich über <strong>di</strong>e Ausbildung<br />
beim Anbieter <strong>und</strong> über dessen<br />
Schulungsunterlagen. »Wir müssen<br />
sehr viel ausprobieren, weil<br />
das in den Unterlagen nicht immer<br />
so steht, wie man es dann im Programm<br />
vorfindet. Und wenn der<br />
Berater vom Softwarehersteller bei<br />
uns ist, geht alles viel zu schnell.<br />
Deswegen habe ich neben den<br />
Daten der beiden geplanten Pilotstationen<br />
drei weitere Abteilungen<br />
in das System eingepflegt – nur,<br />
um zu lernen <strong>und</strong> Erfahrungen zu<br />
sammeln. Man war ja am Anfang<br />
auch heiß darauf. Aber jetzt müssen,<br />
durch <strong>di</strong>e <strong>ver</strong>zögerte Einführung<br />
<strong>ver</strong>ursacht, immer alle fünf<br />
Bereiche weiter gepflegt werden,<br />
was für <strong>di</strong>e Pilotphase zu viel ist.<br />
Den Fehler sollten andere nicht<br />
machen!« warnt Udo Muhle eindringlich.<br />
Für ihn ist es zudem nicht immer<br />
leicht, Datenmodellierer <strong>und</strong> Betriebsratsmitglied<br />
in einer Person<br />
zu sein: »Nicht immer <strong>ver</strong>tragen<br />
sich <strong>di</strong>e Rollen, da man bei der<br />
Datenmodellierung tief in <strong>di</strong>e Materie<br />
eindringen muss. Der Blick<br />
des Betriebsrates <strong>und</strong> der pragmatische<br />
Blick des System-Administrators<br />
können dabei schnell auf<br />
Kollision gehen, zumal der System-Administrator<br />
immer der Weisung<br />
des Arbeitgebers unterliegt.«<br />
Da ist es gut, dass das Projekt<br />
von einer Arbeitsgruppe begleitet<br />
wird, in der zwei andere Betriebsratsmitglieder<br />
<strong>ver</strong>treten sind.<br />
Neben den beiden Administratoren<br />
ist auch <strong>di</strong>e Verwaltungsleitung,<br />
<strong>di</strong>e Pflege<strong>di</strong>enstleitung, <strong>di</strong>e<br />
Lohnbuchhaltung <strong>und</strong> <strong>di</strong>e Netzwerkbetreuung<br />
in der Arbeitsgruppe<br />
<strong>ver</strong>treten. Diese tagt bei<br />
Bedarf, wenn Konflikte gelöst<br />
werden müssen.<br />
Axel Denker: »So wie es jetzt ist,<br />
ist es <strong>di</strong>e Idealbesetzung. Ich habe<br />
das damals in dem Seminar6 erkannt,<br />
wie wichtig <strong>di</strong>e Customizing-Phase<br />
bei <strong>di</strong>eser Software ist<br />
<strong>und</strong> dass der Betriebsrat dort ganz<br />
früh <strong>und</strong> intensiv einsteigen<br />
muss.«<br />
Der Betriebsrat <strong>ver</strong>zichtet zwar<br />
formal auf den Teil der ihm zustehenden<br />
Freistellung, hat aber<br />
durch <strong>di</strong>ese Konstellation den entscheidenden<br />
Einfluss auf <strong>di</strong>eses<br />
wichtige Projekt. Udo Muhle bestätigt:<br />
»Der System-Administrator<br />
wusste nicht, dass <strong>di</strong>e Mehrarbeitszuschläge<br />
ein ungelöstes<br />
Problem waren. Und wenn beim<br />
Customizing etwas nicht als Problem<br />
erkannt wird, dann werden<br />
Standard-Werte <strong>und</strong> -Regeln im<br />
Programm hinterlegt, <strong>di</strong>e große<br />
Fehler <strong>ver</strong>ursachen können. Reine<br />
EDV-Fachleute haben dafür kein<br />
Gefühl.«<br />
»Gibt es bei den Paracelsus-<br />
Kliniken Betriebs<strong>ver</strong>einbarungen<br />
zur Informationstechnik (IT)?«<br />
»Die vorhandene IT-Rahmen-<br />
Betriebs<strong>ver</strong>einbarung <strong>und</strong> <strong>di</strong>e<br />
frühzeitig vom Gesamt-Betriebsrat<br />
für alle Paracelsus-Kliniken abgeschlosseneSP-Expert-Rahmen-Betriebs<strong>ver</strong>einbarung<br />
hat uns dabei<br />
sehr geholfen.« Axel Denker ist<br />
stolz auf <strong>di</strong>e Vereinbarungen, <strong>di</strong>e<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 49<br />
FREESTYLE<br />
Vor Ort
Vor Ort<br />
sich in <strong>di</strong>eser Situation als überaus<br />
hilfreich erweisen. Nicht nur <strong>di</strong>e<br />
Einrichtung der Arbeitsgruppe mit<br />
Beteiligung von zwei Betriebsratsmitgliedern<br />
ist durch <strong>di</strong>e Vereinbarungen<br />
geregelt, sondern auch<br />
<strong>di</strong>e Pflicht zur Präsentation neuer<br />
Software für <strong>di</strong>e Betriebsräte.<br />
In der ersten Präsentation des<br />
Dienstplanprogramms hat der<br />
Gesamtbetriebsrat erkannt, was<br />
da kommen wird. »Wenn wir im<br />
Unternehmen etwas bewegen<br />
wollen, dann brauchen wir genau<br />
<strong>di</strong>eses Programm«, drückt Axel<br />
Denker seine damals gewonnene<br />
Erkenntnis aus. Deswegen wollte<br />
man in Osnabrück auch eine der<br />
ersten Kliniken sein, <strong>di</strong>e das Programm<br />
einführt. Davon musste <strong>di</strong>e<br />
Klinikleitung aber erst einmal<br />
überzeugt werden. In Betriebs<strong>ver</strong>sammlungen<br />
<strong>und</strong> seinem Info-Blatt<br />
hat der Betriebsrat <strong>di</strong>e Mitarbeiter<br />
informiert <strong>und</strong> <strong>ver</strong>sucht, <strong>di</strong>e Wichtigkeit<br />
des Projekts darzustellen.<br />
»Was haben <strong>di</strong>e Mitarbeiter an<br />
Vorteilen zu erwarten?«<br />
Axel Denker ist sich sicher, dass<br />
Planungsfehler, <strong>di</strong>e sich teilweise<br />
durch langjährige Routine eingeschlichen<br />
haben, aufgedeckt <strong>und</strong><br />
beseitigt werden. Umplanungen<br />
werden viel schneller im Ergebnis<br />
darzustellen sein, Ersatzkräfte<br />
können schneller eingeplant werden.<br />
»Die Klärungen, <strong>di</strong>e während<br />
des Customizing vorgenommen<br />
wurden, u.a. zu Zulagen, Feiertagen,<br />
Urlaubs<strong>ver</strong>rechnungen etc.<br />
sind nicht zum Vorteil aller Mitarbeiter«,<br />
gibt er zu bedenken.<br />
»Durch <strong>di</strong>e Vereinheitlichung<br />
können persönliche Vorteile Einzelner<br />
<strong>ver</strong>loren gehen. Aber insgesamt<br />
wird es gerechter als vorher<br />
<strong>und</strong> das werden <strong>di</strong>e Mitarbeiter<br />
einsehen <strong>und</strong> akzeptieren.« Bis<br />
heute wissen <strong>di</strong>e meisten Mit-<br />
arbeiter jedoch noch nicht, was da<br />
auf sie zu kommt. »Wir wollen alle<br />
Veränderungen in einem Katalog<br />
zusammenfassen <strong>und</strong> dann gemeinsam<br />
mit der Klinikleitung auf<br />
einer Betriebs<strong>ver</strong>sammlung vorstellen.«<br />
Axel Denker <strong>und</strong> Udo<br />
Muhle sind sich sicher, dass das<br />
besser ist als »scheibchenweise«<br />
zu informieren.<br />
Zum Abschluss des Gesprächs<br />
kommen wir noch einmal auf <strong>di</strong>e<br />
Ziele des Betriebsrates zu sprechen,<br />
<strong>di</strong>e bei <strong>di</strong>esem Projekt <strong>di</strong>e<br />
Leitlinien bilden. »Wir sind eine<br />
private Klinik <strong>und</strong> kein städtisches<br />
Krankenhaus«, bemerkt Axel Denker<br />
<strong>und</strong> will damit ausdrücken,<br />
dass der effektive Mitarbeitereinsatz<br />
eine überlebenswichtige Rolle<br />
spielt.<br />
»Die DRGs werden kommen. Wir<br />
werden nur mit den unbe<strong>di</strong>ngt<br />
notwen<strong>di</strong>gen Besetzungen auf den<br />
Stationen arbeiten müssen <strong>und</strong><br />
den Einsatz der Kolleginnen <strong>und</strong><br />
Kollegen stärker an deren Qualifikationen<br />
ausrichten. Die Mitarbeiter<br />
in den <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>einrichtungen<br />
werden auch weiter<br />
<strong>ver</strong>suchen, den Bedürfnissen der<br />
Patienten gerecht zu werden. Die<br />
Einsatzplanung der vorhandenen<br />
Personal-Ressourcen wird vorausschauender<br />
<strong>und</strong> langfristiger sein<br />
müssen. SP-Expert scheint hierbei<br />
das Werkzeug zu sein, das <strong>di</strong>e Anforderungen<br />
an ein modernes<br />
Dienstplanprogramm optimal realisieren<br />
kann. Schon vorab wird<br />
man aufzeigen können, ob mit<br />
dem vorhandenen Personal das<br />
Geforderte zu schaffen sein wird.<br />
Diese Informationen wird der Betriebsrat<br />
ebenso wie <strong>di</strong>e Klinikleitung<br />
nutzen.« Unter anderem zu<br />
dem Zweck wird der Betriebsrat<br />
einen zweiten PC in seinem Büro<br />
bekommen, auf dem das Dienst-<br />
planprogramm läuft. Axel Denker:<br />
»Gestaltendes Arbeiten der Betriebsräte<br />
bedarf moderner Werkzeuge!«<br />
Nach den ersten Monaten der<br />
Pilotphase wird <strong>di</strong>eses Interview<br />
fortgesetzt werden. Dann wird<br />
man erste Auswirkungen erkennen<br />
<strong>und</strong> <strong>di</strong>e Frage beantworten können,<br />
ob sich der insgesamt positive<br />
Eindruck bestätigt. ■<br />
Karl-Hermann Böker<br />
Anmerkungen<br />
1 SP-Expert ist der Name einer Software<br />
für <strong>di</strong>e Personaleinsatzplanung von der<br />
Astrum GmbH, Erlangen. Weitere Informationen<br />
findet man im Internet unter<br />
www.sp-expert.de.<br />
2 <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Verbandstarif<strong>ver</strong>trag der Privaten<br />
Krankenanstalten von 1989, zurzeit in<br />
Nachwirkung <strong>und</strong> Neu<strong>ver</strong>handlung.<br />
3 Customizing bezeichnet eine zeitliche<br />
Phase, in der <strong>di</strong>e Software auf <strong>di</strong>e Belange<br />
des Anwenders zugeschnitten<br />
wird. Alle spezifischen Daten, <strong>di</strong>e das<br />
Unternehmen, den Tarif, <strong>di</strong>e Mitarbeiter,<br />
Schichtmodelle etc. beschreiben, müssen<br />
in <strong>di</strong>eser Zeit eingegeben werden,<br />
damit <strong>di</strong>e Software <strong>di</strong>e Verhältnisse im<br />
Unternehmen korrekt abbildet <strong>und</strong> beispielsweise<br />
eine tarifkonforme Abrechnung<br />
der Dienste ermöglicht.<br />
4 Regeln sind überwiegend Wenn-Dann-<br />
Be<strong>di</strong>ngungen, <strong>di</strong>e bei der Ausführung<br />
des Programms stän<strong>di</strong>g im Hintergr<strong>und</strong><br />
bestimmte Zustände <strong>und</strong> Be<strong>di</strong>ngungen<br />
abfragen (»Wenn ...«) <strong>und</strong> in Abhängigkeit<br />
davon bestimmte Aktionen auslösen<br />
(»Dann ...«).<br />
5 Die Paracelsus-Kliniken-Deutschland<br />
GmbH sind einer der größten privaten<br />
Klinikträger. In Deutschland werden<br />
derzeit 16 Akutkrankenhäuser <strong>und</strong><br />
12 Reha-Kliniken betrieben. Nähere<br />
Informationen im Internet unter<br />
www.paracelsus-kliniken.de.<br />
6 »Computergestützte Dienstplanung im<br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen«, Seminar der Böker-<br />
Beratung, Bielefeld, in dem u.a. <strong>di</strong>e<br />
Rolle des Betriebsrates bei der Einführung<br />
von SP-Expert <strong>und</strong> anderer Dienstplansoftware<br />
thematisiert wird.<br />
Weitere Informationen im Internet unter<br />
www.boeker-beratung.de.<br />
50 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003
Krankenhaus<br />
des Landkreises Peine <strong>ver</strong>kauft!<br />
Celler Übernahme<br />
findet überall Beifall<br />
Nun ist es vollbracht. Nach über<br />
zwei Jahren Diskussionen, Demonstrationen<br />
<strong>und</strong> vielfältiger Aktionen<br />
hat das Allgemeine Krankenhaus<br />
Celle (Stiftung Bürgerlichen<br />
Rechts) am 1. April 2003 <strong>di</strong>e Peiner<br />
Klinik übernommen.<br />
Der Kreistag in Peine hat einstimmig<br />
am 26. März dem Verkauf<br />
zugestimmt. Damit geht eine<br />
54 Jahre alte Trägerschaft für <strong>di</strong>e<br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong><strong>ver</strong>sorgung durch den<br />
Landkreis Peine zu Ende. Alle Parteien<br />
lobten den Schritt des Verkaufes.<br />
Dass <strong>di</strong>e Politik aber auch<br />
Schuld an der schlechten finanziellen<br />
Krankenhausausstattung hat,<br />
wurde nicht erwähnt. In den letzten<br />
10 Jahren hat der Träger, keine<br />
nennenswerte Unterstützung für<br />
<strong>di</strong>e Peiner Klinik geleistet.<br />
In <strong>di</strong>eser Zeitung wurde schon<br />
mehrfach über den Fortschritt der<br />
Verkaufs<strong>ver</strong>handlungen berichtet.<br />
Im Kauf<strong>ver</strong>trag sind <strong>di</strong>e auch <strong>di</strong>e<br />
Rahmenbe<strong>di</strong>ngungen für <strong>di</strong>e Übernahme<br />
der 850 Beschäftigten<br />
geregelt.<br />
Die neue Gesellschaft »Klinikum<br />
Peine gGmbH« wird Mitglied im<br />
kommunalen Arbeitgeber<strong>ver</strong>band<br />
<strong>und</strong> wird mit der VBL einen Beitritts<strong>ver</strong>trag<br />
unterzeichnen. Damit<br />
sind <strong>di</strong>e wesentlichen Punkte der<br />
gewerkschaftlichen Positionen zur<br />
Personalüberleitung erfüllt worden.<br />
Aber auch weitere Punkte konnten<br />
durch eine hervorragende Kooperation<br />
des Krankenhauspersonalrates,<br />
des Gesamtpersonalrates<br />
des Landkreises Peine <strong>und</strong> unserer<br />
Gewerkschaft <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> geregelt werden.<br />
So wird <strong>di</strong>e neue Gesellschaft<br />
für 7 Jahre auf betriebsbe<strong>di</strong>ngte<br />
Kün<strong>di</strong>gungen <strong>ver</strong>zichten, es wurde<br />
ein Mitbestimmungsrecht des Betriebsrates<br />
bei Änderungskün<strong>di</strong>-<br />
gungen eingeräumt <strong>und</strong> <strong>di</strong>e Einrichtung<br />
eines Wirtschaftsausschusses<br />
möglich gemacht.<br />
Die <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Mitglieder im Peiner<br />
Krankenhaus zeigen sich zufrieden<br />
mit dem Gesamtergebnis. Auch<br />
Axel Reichinger (Gewerkschaftssekretär<br />
FB 3 Braunschweig-Umland)<br />
lobt das Verhandlungsergebnis<br />
<strong>und</strong> <strong>di</strong>e Verfahrensabläufe.<br />
»<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> war in den Diskussionsprozess<br />
komplett eingeb<strong>und</strong>en. In<br />
vielen Gesprächen mit der Landkreisführung<br />
<strong>und</strong> den Politikern<br />
konnten wir unsere Position deutlich<br />
machen. Hauptanteil am<br />
Ergebnis haben aber <strong>di</strong>e Personalräte<br />
<strong>und</strong> <strong>di</strong>e Beschäftigten.« ■<br />
Axel Burgdorf<br />
Nach über zwei Jahren Diskussionen, Demonstrationen <strong>und</strong><br />
vielfältigen Aktionen ...<br />
... hat das Allgemeine Krankenhaus Celle (Foto) <strong>di</strong>e Peiner Klinik<br />
übernommen.<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 51<br />
Vor Ort<br />
FRIEDERIKE VATER, HANNOVER AXEL BURGDORF
Vor Ort<br />
Entwicklung der Krankenhauslandschaft<br />
in Süd-Niedersachsen<br />
Nachholbedarf<br />
Der <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Fachbereich 3 lud zu<br />
einer Fachtagung nach Göttingen<br />
ein, um Zukunftsmodelle für <strong>di</strong>e<br />
Entwicklung der Krankenhauslandschaft<br />
in Süd-Niedersachen zu<br />
überlegen.<br />
Die Rahmenbe<strong>di</strong>ngungungen für<br />
<strong>di</strong>e Refinanzierung der <strong>Krankenhäuser</strong><br />
in Süd-Niedersachsen<br />
<strong>ver</strong>ändern sich dramatisch. <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>ökonomen<br />
haben <strong>di</strong>e<br />
Entwicklung am Markt erforscht<br />
<strong>und</strong> sind sich einig, dass <strong>Krankenhäuser</strong><br />
mit einer Bettenzahl von<br />
unter 200 mittelfristig kaum noch<br />
eine Chance haben, sich allein auf<br />
dem <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>markt zu behaupten.<br />
In der südniedersächsischen<br />
Region sind <strong>di</strong>e kleinen, öf-<br />
These 1: Nur <strong>Krankenhäuser</strong> in einem strategisch klar positionierten<br />
Verb<strong>und</strong> werden langfristig im Wettbewerb bestehen.<br />
1.200<br />
1.000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
In der Zukunft kommt es zu einer massiven Fusionswelle.<br />
1.043<br />
Anzahl stationärer Einrichtungen<br />
863 810<br />
843<br />
845<br />
790<br />
780<br />
690<br />
321<br />
373<br />
390<br />
450<br />
Öffentliche KH<br />
Freigemeinn. KH<br />
Private KH<br />
725 700<br />
550 600<br />
500<br />
400<br />
Quelle: Arthur Andersen, Krankenhaus 2015 –<br />
Wege aus dem Paragrahendschungel<br />
1990 1995 2000 2005 2010 2015<br />
Wenige Krankenhaus-Verbünde werden den Markt beherrschen.<br />
These Heute wird entschieden, ob <strong>di</strong>e öffentlichen 9: <strong>Krankenhäuser</strong> Das dabei sind! <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>unternehmen der Zukunft muß entscheiden, ob<br />
es als K<strong>und</strong>e <strong>und</strong>/oder Betreiber von Disease- <strong>und</strong> Case-Management 4<br />
agiert.<br />
Überweisung<br />
Aufnahme<br />
GUNTER GRIMM<br />
Hausarzt<br />
/ Pflege /<br />
Soziale Leist...<br />
Kernprozess im KH heute<br />
Diagnose Bef<strong>und</strong> Therapie Überleitung<br />
Facharzt<br />
Diagnose-<br />
Zentrum<br />
Patient<br />
Krankenhaus<br />
Rehabilit -<br />
ationseinrichtung<br />
Rehabilitation<br />
Kernprozess im <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>zentrum von morgen<br />
Apotheke<br />
Entlassung<br />
Häusl .<br />
Pflege<br />
fentlich-rechtlichen <strong>Krankenhäuser</strong><br />
besonders betroffen, da <strong>di</strong>ese <strong>di</strong>e<br />
Entwicklung hin zu Krankenhaus<strong>ver</strong>b<strong>und</strong>systemen<br />
nicht ernsthaft<br />
betrieben haben.<br />
Die politischen Entscheider <strong>di</strong>eser<br />
Region sind aus unterschiedlichen<br />
Gründen nicht in der Lage<br />
ihre Krankenhausstandorte zu <strong>ver</strong>bünden.<br />
Dieses Nicht-Entscheiden-Können<br />
oder -Wollen führt eher zur<br />
Stärkung der Großkrankenhäuser<br />
<strong>und</strong> zu einer Ausdünnung von<br />
Krankenhausleistungen in der<br />
Fläche.<br />
Letztlich muss <strong>di</strong>e Bevölkerung<br />
darunter leiden <strong>und</strong> eine gemeindenahe<br />
Versorgung mit <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong><strong>di</strong>enstleistungen<br />
bleibt nur<br />
den Zentren vorbehalten. <strong>ver</strong>.<strong>di</strong><br />
fordert <strong>di</strong>e politischen Entscheidungsträger<br />
auf, den Weg der<br />
Kirchturmspolitik zu <strong>ver</strong>lassen <strong>und</strong><br />
endlich <strong>di</strong>e öffentlichen <strong>Krankenhäuser</strong><br />
auf dem Krankenhausmarkt<br />
in Süd-Niedersachsen so zu positionieren,<br />
dass Zukunft für <strong>di</strong>ese<br />
möglich wird.<br />
Bleiben <strong>di</strong>e öffentlich-rechtlich<br />
organisierten <strong>Krankenhäuser</strong> in<br />
einer Konkurrensituation, so können<br />
sie <strong>di</strong>e notwen<strong>di</strong>ge Arbeitsteilung<br />
zwischen den <strong>Krankenhäuser</strong>n<br />
nicht organisieren.<br />
Dass <strong>di</strong>eser Weg hin zu einem<br />
Verb<strong>und</strong>system schwierig, aber<br />
nicht unmöglich ist, beweisen erfolgreicheKrankenhaus<strong>ver</strong>b<strong>und</strong>systeme<br />
in Kassel, Hamburg <strong>und</strong><br />
Bremen.<br />
Die Teilnehmer <strong>di</strong>eser Veranstaltung<br />
fordern <strong>di</strong>e politischen Entscheider<br />
auf, hier mehr Mut zu beweisen<br />
<strong>und</strong> eine gemeindenahe<br />
Versorgung mit Krankenhausleistungen<br />
in hoher Qualität auch zukünftig<br />
in der südniedersächsischen<br />
Region sicherzustellen. ■<br />
Gunter Grimm<br />
52 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003
Zentrum für Psychiatrie Bad Schussenried Vor Ort<br />
Mahnminuten für den Frieden<br />
Am Freitag, den 14. März 2003,<br />
trafen sich Beschäftigte des Zentrums<br />
für Psychiatrie (ZfP) Bad<br />
Schussenried, um an dem Tag, an<br />
dem im UN-Sicherheitsrat in New<br />
York über Krieg oder Frieden im<br />
Nahen Osten beraten wurde, 10<br />
Minuten lang gemeinsam den Frieden<br />
anzumahnen <strong>und</strong> gegen einen<br />
möglichen Krieg im Irak zu protestieren.<br />
Der Europäische Gewerkschaftsb<strong>und</strong><br />
hatte alle Arbeitnehmerinnen<br />
<strong>und</strong> Arbeitnehmer<br />
Europas dazu aufgerufen, an <strong>di</strong>esem<br />
Tag 10 Minuten vor Zwölf mit<br />
betrieblichen Aktionen Zeichen für<br />
den Frieden zu setzen. Durch <strong>di</strong>e<br />
spontane Beteiligung der slowenischen<br />
Gewerkschafter an den<br />
Mahnminuten, war <strong>di</strong>eser europaweite<br />
Charakter der Veranstaltung<br />
vor Ort unmittelbar <strong>und</strong> leben<strong>di</strong>g<br />
spürbar. ■<br />
231 Widersprüche<br />
notariell beurk<strong>und</strong>et<br />
Ende Januar konnte der Personalrat<br />
des ZfP Bad Schussenried es<br />
sich notariell beurk<strong>und</strong>en lassen,<br />
dass 231 Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen<br />
Widerspruch gegen eine mögliche<br />
Übertragung ihrer Arbeits<strong>ver</strong>hältnisse<br />
auf eine zukünftige<br />
GmbH eingelegt haben. Mittlerweile<br />
liegen in Bad Schussenried<br />
insgesamt 247 Widersprüche der<br />
Beschäftigten vor. Das ist ein sehr<br />
hoher Vertrauensbeweis für <strong>di</strong>e<br />
Beschäftigten<strong>ver</strong>tretung <strong>und</strong> ein<br />
deutliches Signal an <strong>di</strong>e Verantwortlichen,<br />
dass <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />
unter den derzeitigen Be<strong>di</strong>ngungen<br />
nicht bereit sind, in einer GmbH<br />
zu arbeiten. Das Ziel, mindestens<br />
300 Widersprüche zu sammeln,<br />
rückt damit in greifbare Nähe.<br />
Wieder aufgewärmt<br />
Walter Döring, FDP-Landesvorsitzender<br />
<strong>und</strong> Wirtschaftsminister in<br />
Baden-Württemberg, hat wieder<br />
einen möglichen Verkauf der ZfP<br />
<strong>und</strong> der Unikliniken in <strong>di</strong>e Diskussion<br />
gebracht. Er ist davon überzeugt,<br />
dass es ohne privates Kapital<br />
zu einem Investitionsstau von<br />
r<strong>und</strong> zwei Milliarden Euro in den<br />
Einrichtungen kommen würde.<br />
Land <strong>und</strong> Private sollten nach seinen<br />
Vorstellungen eine Aktiengesellschaft<br />
gründen. Er sei <strong>di</strong>esbezüglich<br />
mit sechs privaten<br />
Krankenhausgesellschaften im Gespräch.<br />
Das Vorhaben werde jetzt<br />
durch Experten eingehend geprüft<br />
<strong>und</strong> für den 21. Mai sei eine öffentliche<br />
Anhörung in Stuttgart<br />
geplant. Dies äußerte Döring auf<br />
einer Diskussions<strong>ver</strong>anstaltung im<br />
März in Ravensburg. Besonders ärgerlich<br />
ist dabei, dass von Dr. Noll,<br />
dem ges<strong>und</strong>heitspolitischen Sprecher<br />
der FDP-Landtagsfraktion,<br />
mehrfach betont wurde, dass ein<br />
Verkauf der ZfP von der FDP<br />
im Lande nicht mehr betrieben<br />
werde.<br />
Kommentar<br />
Aus meiner Sicht sind aus <strong>di</strong>esem<br />
Vorgang mindestens folgende<br />
Konsequenzen zu ziehen:<br />
■ auf Aussagen/Zusagen von<br />
Politikern nur begrenzt <strong>ver</strong>trauen;<br />
■ sofort in <strong>di</strong>e Gewerkschaft<br />
eintreten, da in Zukunft das einzig<br />
Verlässliche nur das sein wird, was<br />
wir auch selber durchzusetzen in<br />
der Lage sind; nur <strong>di</strong>es macht uns<br />
unabhängig von den Entscheidungen<br />
der Politiker über mögliche<br />
zukünftige Rechtsformen des Betriebes;<br />
■ den Widerspruch gegen <strong>di</strong>e<br />
Übertragung der Arbeits<strong>ver</strong>hältnisse<br />
auf eine GmbH sofort unterschreiben<br />
<strong>und</strong> beim PR abgeben,<br />
da <strong>di</strong>es derzeit unser wirksamstes<br />
Mittel ist, auf <strong>di</strong>e Pläne der Regierung<br />
wirksam Einfluss zu nehmen;<br />
■ auf allen Ebenen gemeinsam<br />
für eine Verbesserung der Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />
kämpfen, z.B. freiwillig<br />
keine zusätzlichen Arbeiten<br />
mehr übernehmen, denn was<br />
haben wir von der öffentlichen<br />
Rechtsform, wenn wir auch in ihr<br />
bereits wie Zitronen ausgepresst<br />
werden. ■<br />
Herbert Wilzek, Personalrat <strong>und</strong><br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Vertrauensmann am ZfP Bad<br />
Schussenried<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 53
Vor Ort<br />
Herz- <strong>und</strong> Kreislaufzentrum<br />
Rotenburg an der Fulda<br />
Rückblick<br />
Am 1. Dezember 2001 wurde<br />
das Insolvenz<strong>ver</strong>fahren für das<br />
Herz- <strong>und</strong> Kreislaufzentrum (HKZ)<br />
Rotenburg an der Fulda u.a.<br />
wegen Rückforderungen der Krankenkassen<br />
aus Budgetüberschreitungen<br />
in Höhe von ca. 220 Mio.<br />
DM eröffnet.<br />
Zum Herz- <strong>und</strong> Kreislaufzentrum<br />
gehören das Kar<strong>di</strong>ologische Fachkrankenhaus,<br />
<strong>di</strong>e Klinik für Herz<strong>und</strong><br />
Gefäßchirurgie, <strong>di</strong>e Rehabilitations-<br />
<strong>und</strong> AHB Klinik <strong>und</strong> <strong>di</strong>e<br />
Rodenberg-Klinik.<br />
Diese Kliniken wurden bis zu Eröffnung<br />
des Insolvenz<strong>ver</strong>fahrens<br />
als rechtlich eigenstän<strong>di</strong>ge GmbHs<br />
geführt <strong>und</strong> betrieben. Deren Fortführung<br />
konnte während des laufenden<br />
Insolvenz<strong>ver</strong>fahrens mit<br />
Zusagen zum Erhalt der Versorgungsaufträge<br />
<strong>und</strong> damit der genehmigten<br />
Budgets durch <strong>di</strong>e<br />
Krankenkassen <strong>und</strong> des Hessischen<br />
Sozialministeriums im Rahmen<br />
eines Fortführungs- <strong>und</strong> Sanierungskonzeptes<br />
der Insolvenz<strong>ver</strong>waltung<br />
gewährleistet werden.<br />
So konnte <strong>di</strong>e Versorgung der<br />
Patientinnen <strong>und</strong> Patienten <strong>und</strong><br />
damit <strong>di</strong>e Arbeitsplätze gesichert<br />
werden. Personalabbaumaßnahmen<br />
wurden notwen<strong>di</strong>g, da das<br />
vorhandene Personal dem genehmigten<br />
Budget angepasst werden<br />
musste. Ein Sozialplan wurde ausgehandelt.<br />
Die ca. 165 betroffenen<br />
Beschäftigten erhielten <strong>di</strong>e<br />
Möglichkeit sich in einer Qualifizierungsgesellschaft<br />
fortzubilden.<br />
Dieses Angebot nahmen über 90%<br />
an. Von den einst 804 Beschäftigten<br />
in den Kliniken sind es derzeit<br />
noch 591.<br />
Seit der Eröffnung des Insolvenz<strong>ver</strong>fahrens<br />
gab es mehre Angebote<br />
zum Kauf der Klinken.<br />
Darunter auch ein kommunales<br />
Kaufangebot mit regionalem Kon-<br />
zept. Versuche <strong>di</strong>e Kliniken an private<br />
Konzerne zu <strong>ver</strong>kaufen (u.a.<br />
Asklepios), sind aus unterschiedlichen<br />
Gründen gescheitert.<br />
Ausblick<br />
Während einer Klausurtagung im<br />
Januar 2003 wurden <strong>di</strong>e Weichen<br />
für <strong>di</strong>e Fortführung der Kliniken<br />
unter der Leitung der Insolvenz<strong>ver</strong>waltung<br />
<strong>und</strong> der Moderation<br />
des hessischen Sozialministeriums<br />
gesichert.<br />
Gr<strong>und</strong>lage <strong>di</strong>eses Konzeptes ist<br />
<strong>di</strong>e Bildung einer Betreibergesellschaft<br />
unter Beteiligung der Landkreise<br />
Kassel <strong>und</strong> Hersfeld Rotenburg,<br />
der beiden Chefärzte <strong>und</strong><br />
der Pergola KG.<br />
Die Pergola KG ist <strong>di</strong>e bisherige<br />
»Besitzgesellschaft«, <strong>di</strong>e bis zur<br />
Annahme der Insolvenzpläne<br />
durch <strong>di</strong>e Gläubigerausschüsse,<br />
<strong>di</strong>e Gläubiger<strong>ver</strong>sammlungen <strong>und</strong><br />
des Insolvenzgerichtes durch <strong>di</strong>e<br />
Insolvenz<strong>ver</strong>waltung <strong>ver</strong>treten<br />
wird.<br />
Das Konzept beinhaltet<br />
■ <strong>di</strong>e Zusage einer Landesbürgschaft<br />
bis zu 6 Mio. €<br />
■ <strong>di</strong>e Behandlung von Patienten<br />
in der Neurologie <strong>und</strong> neurologische<br />
Rehabilitation<br />
■ eine Abstimmung der Leistungsangebote<br />
zwischen den beteiligten<br />
Klinikbetreibern<br />
■ <strong>di</strong>e Sicherung der bestehenden<br />
Arbeitsplätze.<br />
Mit <strong>di</strong>eser Lösung geht für <strong>di</strong>e<br />
Beschäftigten im HKZ eine lange<br />
Zeit der Unsicherheit – nach vielen<br />
erlebten Enttäuschungen – dem<br />
Ende entgegen. Dieses Konzept<br />
eignet sich <strong>di</strong>e me<strong>di</strong>zinische Versorgung<br />
in der Region <strong>und</strong> <strong>di</strong>e Arbeitsplätze<br />
langfristig zu sichern.<br />
Als starke Interessen<strong>ver</strong>tretung<br />
der Beschäftigten<br />
ist <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> in dem Reorganisationsprozess<br />
aufgetreten. Allein<br />
innerhalb des letzten Jahres stieg<br />
<strong>di</strong>e Zahl der <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Mitglieder im<br />
HKZ nochmals um 15%.<br />
Das HKZ war vor der Reorganisation<br />
außerordentliches <strong>und</strong> damit<br />
nicht tarifgeb<strong>und</strong>enes Mitglied des<br />
Arbeitgeber<strong>ver</strong>bandes Privatkrankenanstalten.<br />
In <strong>di</strong>esem Jahr wird es ein<br />
wichtiges Ziel sein, <strong>di</strong>e Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />
der Beschäftigten<br />
auf BAT-Niveau eigenstän<strong>di</strong>g tarif<strong>ver</strong>traglich<br />
zu regeln. Die dazu<br />
erforderliche gewerkschaftliche<br />
Stärke <strong>und</strong> Erfahrung ist im HKZ<br />
inzwischen erreicht.<br />
Erste Gespräche zur Übernahme<br />
des Tarifergebnisses des Öffentlichen<br />
Dienstes sind für den<br />
23. April 2003 <strong>ver</strong>einbart.<br />
Das neue HKZ unter kommunaler<br />
Beteiligung ist aus unserer Sicht<br />
eine zukunftsweisende Lösung.<br />
Der erste Schritt in Richtung regionale<br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong><strong>ver</strong>sorgung ist<br />
damit erfolgt. Ob vorhandene Kapazitäten<br />
besser genutzt werden,<br />
Leistungen gebündelt <strong>und</strong> eine<br />
Abstimmung vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />
der Veränderungen im Krankenhausbereich<br />
gelingt <strong>und</strong> damit das<br />
Konzept umgesetzt werden kann,<br />
berichten wir in einer der nächsten<br />
Ausgaben.<br />
Letzte Meldung<br />
Die Kreistage haben der Beteiligung<br />
in Höhe von 5% zugestimmt.<br />
Damit scheint Stufe 2 erreicht!<br />
■<br />
Angelika Kappe<br />
54 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003
ANGELIKA KAPPE<br />
AOK-MEDIENDIENST (2)<br />
STRUKTUR DER NEUEN BETREIBERGESELLSCHAFT<br />
HKZ-Klinik-Beteibergesellschaft mbH & Co KG<br />
• Stammkapital<strong>ver</strong>teilung Stufe 1 (Start)<br />
• 90 % aus Insolvenzmasse Pergola KG<br />
(bisherige Besitzgesellschaft der Kliniken)<br />
• 10 % durch Chefärzte<br />
• Stammkapital<strong>ver</strong>teilung Stufe 2<br />
• 80 % Vertreter der Pergola KG<br />
• 10% Chefärzte<br />
• 10 % Kommunen<br />
Stammkapital<strong>ver</strong>teilung Stufe 3 (Ziel)<br />
• 45% Pergola KG<br />
• 45% Kommunen<br />
• 10% Chefärzte<br />
Komplementär<br />
HKZ-Verwaltungs-GmbH<br />
• Keine Einlage <strong>und</strong> keine<br />
Beteiligung an Betreibergesellschaft<br />
• Stammkapital 25.000<br />
Gesellschaftszweck: Vertretung<br />
der Betreibergesellschaft<br />
Hess. Sozialministerium<br />
benennt für erste 3 Jahre<br />
den neutralen Vorsitzenden<br />
Besetzung 1. Stufe:<br />
• 1 Vertr. Chefärzte<br />
• 2 Vertr. Pergola<br />
• 1 neutr. Vorsitz.<br />
• 2 MA-Verteter<br />
(beratend / ohne<br />
Stimmrecht)<br />
Beteiligung<br />
von 5%<br />
Beteiligung<br />
von 5%<br />
Beirat<br />
(Aufgabe: Überwachung der Komplementärin)<br />
Klinikum Kassel<br />
Weitere Beteiligungsoption von Klinikum KS<br />
<strong>und</strong> KKH Bad Hersfeld von insgesamt<br />
weiteren 35% (Gesellschaftsanteil<strong>ver</strong>teilung<br />
erfolgt zwischen beiden kommunalen<br />
Gesellschaftern)<br />
Besetzung 2. Stufe<br />
• 1 Vertr. Chefärzte<br />
• 1 Vertr. Pergola<br />
• 1 Vertr. komm.<br />
Gesellschaft<br />
• 1 neutr. Vorsitz<br />
• 2 MA-Verteter<br />
(beratend / ohne<br />
Stimmrecht)<br />
Kreiskrankenhaus<br />
GmbH<br />
Bad Hersfeld<br />
Besetzung 3. Stufe<br />
Nach Ausübung einer<br />
weiteren Option durch einen<br />
der beiden kommunalen<br />
Gesellschafter:<br />
• 1 Vertr. Chefärzte<br />
• 2 Vertr. Pergola<br />
• 2 Vertr. komm. Gesellsch.<br />
• 1 neutr. Vorsitz<br />
• 2 MA-Verteter (beratend /<br />
ohne Stimmrecht)<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 55<br />
Vor Ort
Vor Ort<br />
Altenkirchen: Bürger kämpfen gegen<br />
Privatisierung ihrer <strong>Krankenhäuser</strong><br />
Im Juni 2003 entscheiden <strong>di</strong>e<br />
Menschen im rheinlandpfälzischen<br />
Landkreis Altenkirchen<br />
über Zukunft der<br />
Kliniken – <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> pocht auf<br />
tragfähiges Zukunftsmodell,<br />
das Interessen von Beschäftigten<br />
<strong>und</strong> Patienten gerecht wird<br />
www.buerger-fuer-krankenhaeuser.de<br />
Siehe auch <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> 18 / Nov. 2002, S. 51<br />
Im Juni fällt <strong>di</strong>e Entscheidung.<br />
Denn für Juni ist der Bürgerentscheid<br />
angesetzt. Dann bestimmen<br />
<strong>di</strong>e BürgerInnen des rheinlandpfälzischen<br />
Landkreises Altenkirchen,<br />
wie es mit den beiden<br />
<strong>Krankenhäuser</strong>n des Kreises<br />
weitergeht: Ob als private Kliniken<br />
oder – <strong>und</strong> dafür machen sich <strong>di</strong>e<br />
Beschäftigten <strong>und</strong> <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> stark –<br />
weiter unter dem Dach des Kreises.<br />
Eine Privatisierung der beiden<br />
Kliniken stellt kein tragfähiges Zukunftsmodell<br />
für <strong>Krankenhäuser</strong><br />
dar, argumentieren sie. Die Interessen<br />
der Patienten <strong>und</strong> der Beschäftigten<br />
würden dabei mit<br />
Füßen getreten.<br />
Befürchtet wird, dass bei einer<br />
Privatisierung nicht mehr <strong>di</strong>e me<strong>di</strong>zinische<br />
Versorgung der Bürger<br />
im Mittelpunkt steht, sondern <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong><strong>di</strong>enste,<br />
<strong>di</strong>e den größten<br />
Profit <strong>ver</strong>sprechen – ob <strong>di</strong>e Menschen<br />
im Landkreis <strong>di</strong>ese Dienste<br />
brauchen oder nicht.<br />
Doch es geht nicht nur um privat<br />
oder kommunal. Eine gehörige<br />
Portion Mauschelei innerhalb des<br />
bürgerlichen Lagers würzt nach<br />
Ansicht von <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> den Hickhack<br />
um <strong>di</strong>e beiden <strong>Krankenhäuser</strong> des<br />
Kreises.<br />
Dass es überhaupt zu einer Abstimmung<br />
der Bürger kommt, ist<br />
dem Bürgerbegehren zu <strong>ver</strong>danken,<br />
das <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> <strong>und</strong> <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />
initiierten. 12.000 Unterschriften<br />
waren nötig, fast 25.000<br />
kamen zusammen. Die Initiatoren<br />
haben Gr<strong>und</strong> zur Hoffnung, dass<br />
der geplante Verkauf der Kliniken<br />
nicht nur den Beschäftigten, sondern<br />
auch den Bürgern ein Schauder<br />
über den Rücken laufen lässt<br />
<strong>und</strong> sie sich deshalb dafür einsetzen,<br />
dass beide Häuser weiter in<br />
kommunaler Regie bleiben.<br />
Verkettung unglücklicher<br />
Umstände<br />
Seit fast einem Jahrzehnt kommen<br />
<strong>di</strong>e beiden Kliniken mit ihren<br />
insgesamt 530 Betten <strong>und</strong> 1.200<br />
Beschäftigten nicht zur Ruhe:<br />
Erst engagierte der Landkreis<br />
den falschen Chefarzt für das<br />
Haus in Altenkirchen. Der Mann<br />
hatte zwar prof<strong>und</strong>e wissenschaftliche<br />
Kenntnisse <strong>und</strong> einen Professorentitel,<br />
was viele Politiker des<br />
Kreises beeindruckte. Doch durch<br />
eine zweifelhafte Fersehberichterstattung<br />
wurde der Mann zum<br />
»Operateur mit der ungeschickten<br />
Hand«. Nach nicht einmal drei<br />
Tagen musste er das Haus wieder<br />
<strong>ver</strong>lassen. Die Folge: Die Abteilung<br />
war ein halbes Jahr nicht besetzt<br />
<strong>und</strong> das Krankenhaus hatte einen<br />
Einbruch bei den Erlösen in Millionenhöhe.<br />
Nach der Professorenepisode engagierte<br />
der Landkreis einen Verwaltungs<strong>di</strong>rektor<br />
für <strong>di</strong>e beiden<br />
Kliniken, der sich vor allem durch<br />
Parteiqualifikation <strong>und</strong> geringes<br />
Geschick bei den Verhandlungen<br />
mit den Kostenträgern auszeichnete.<br />
»Es war eine Verkettung unglücklicher<br />
Umstände«, beschreiben<br />
Beobachter <strong>di</strong>e Situation in<br />
der 90er Jahren.<br />
Seit 1997 Gezerre um<br />
Rechtsform<br />
Doch kaum hatte sich <strong>di</strong>e Klinik<br />
mühsam von <strong>di</strong>esen Schlappen erholt,<br />
begann das Gezerre um <strong>di</strong>e<br />
Rechtsform: Bis 1997 waren <strong>di</strong>e<br />
Kliniken Eigenbetriebe des Landkreises<br />
Altenkirchen. Zum Januar<br />
1998 wurden <strong>di</strong>e beiden <strong>Krankenhäuser</strong><br />
in eine kommunale Gesellschaft<br />
umgewandelt, wobei der<br />
Landkreis einziger Gesellschafter<br />
blieb, aller<strong>di</strong>ngs wurde das Management<br />
dem b<strong>und</strong>esweit größten<br />
privaten Klinikbetreiber, der<br />
56 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003
Sana-Kliniken GmbH, übergeben.<br />
Die Geschäftsführung durch <strong>di</strong>esen<br />
Krankenhauskonzern endete<br />
mit einem Desaster: Denn <strong>di</strong>e Geschäftsführer<br />
wechselten stän<strong>di</strong>g.<br />
Seit Herbst <strong>ver</strong>gangenen Jahres<br />
liebäugelt der Kreis mit dem Verkauf<br />
der beiden Häuser – <strong>und</strong><br />
konnte für seine Pläne auch <strong>di</strong>e<br />
Mehrheit der Kreisräte gewinnen.<br />
Von den ursprünglich 16 Kaufinteressenten<br />
blieben zunächst<br />
sechs Bewerber übrig. Aber<br />
schnell wurde klar: Die CDU im<br />
Kreistag bevorzugt einen Kaufinteressenten<br />
– das Evangelische<br />
Stift in Siegen.<br />
Angeblich hohe Investitionen<br />
schockieren Kreisräte<br />
Dass sich <strong>di</strong>e bürgerliche Mehrheit<br />
der Kreisräte zum Verkauf<br />
entschloss, hat einen einfachen<br />
Gr<strong>und</strong>: In den beiden Kliniken stehen<br />
Investitionen an. Über deren<br />
Höhe gehen aller<strong>di</strong>ngs <strong>di</strong>e Meinungen<br />
auseinander. Die Privatisierungsbefürworter<br />
gehen von<br />
viel zu hohen Kosten aus, ist sich<br />
Lothar Slezak vom <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Bezirk<br />
Koblenz sicher.<br />
Drei <strong>ver</strong>schiedene Szenarien sind<br />
im Gespräch, <strong>di</strong>e von angeblich<br />
notwen<strong>di</strong>gen Investitionssummen<br />
zwischen 17 <strong>und</strong> 36 Millionen<br />
Euro ausgehen. Dabei haben <strong>di</strong>e<br />
Millionenbeträge nichts mit der<br />
Realität zu tun. Denn <strong>di</strong>e SANA<br />
ließ <strong>di</strong>e Ärzte der Kliniken auflisten,<br />
was ihrer Ansicht nach an<br />
Investitionen notwen<strong>di</strong>g wäre. Beobachtern<br />
zufolge lieferten <strong>di</strong>e<br />
Me<strong>di</strong>ziner eine ausführliche<br />
Wunschliste ab, deren Inhalt weit<br />
über notwen<strong>di</strong>ge Investitionen<br />
hinausgeht.<br />
Auch <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> <strong>und</strong> <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />
bestreiten nicht, dass in <strong>di</strong>e<br />
beiden Kliniken Geld gesteckt<br />
werden muss – in <strong>di</strong>e Heizungen<br />
zum Beispiel oder <strong>di</strong>e Bettentrakte.<br />
»Alte Zöpfe müssen abgeschnitten<br />
werden«, heißt es unisono.<br />
Und das bedeutet: Die<br />
Beschäftigten sind sehr wohl bereit,<br />
bestehende Strukturen zu ändern.<br />
Die Kliniken müssen noch<br />
mehr auf Qualität in der Behandlung<br />
<strong>und</strong> Pflege setzen, sich möglicherweise<br />
spezialisieren <strong>und</strong> mit<br />
anderen Kliniken jenseits der<br />
Kreisgrenzen kooperieren.<br />
Kliniken sollen neue<br />
Dienstleistungen anbieten<br />
Und das ist noch nicht alles.<br />
Nachgedacht wird über neue<br />
Dienstleistungen der <strong>Krankenhäuser</strong>:<br />
So könnte <strong>di</strong>e Krankenhausküchen<br />
auch umliegende Altenheime<br />
mit Mahlzeiten <strong>ver</strong>sorgen; oder<br />
das technische Personal auch me<strong>di</strong>zinische<br />
Geräte in Praxen oder<br />
sonstigen Einrichtungen warten.<br />
Ein alternatives Gutachten, das<br />
vom Institut für betriebswirtschaftliche<br />
<strong>und</strong> arbeitsorientierte<br />
Beratung in Bremen erstellt wurde,<br />
gibt den Gewerkschaft <strong>und</strong> den<br />
Beschäftigten Recht. Das Fazit des<br />
Gutachtens: Die Häuser haben<br />
nicht zu viel Personal, sie sind kein<br />
Sanierungsfall – obwohl in den Betriebsabläufen<br />
einiges <strong>ver</strong>bessert<br />
werden müsste, denn derzeit<br />
bremsten sie Synergieeffekte.<br />
Trotz der Gutachten, trotz des<br />
Engagements der Beschäftigten<br />
gehen <strong>di</strong>e Vorbereitungen für den<br />
Verkauf der beiden <strong>Krankenhäuser</strong><br />
weiter. Der Landkreis wolle für<br />
den Fall gerüstet sein, dass der<br />
Bürgerentscheid scheitert <strong>und</strong><br />
nicht genügend Wahlberechtigte<br />
des Kreises sich gegen eine Privatisierung<br />
aussprechen. Laut<br />
Das Elisabeth-Krankenhaus in Kirchen<br />
Gemeindeordnung braucht der<br />
Bürgerentschied 37.000 Ja-Stimmen,<br />
um den Verkauf zu <strong>ver</strong>hindern.<br />
Die Chancen, dass <strong>di</strong>e<br />
Gegner der Privatisierung am<br />
Ende jubeln, stehen somit nicht<br />
schlecht. Denn schließlich sprachen<br />
sich doch schon per Unterschriftenliste<br />
24.000 Bürger <strong>und</strong><br />
BürgerInnen gegen den Verkauf<br />
aus. ■<br />
Jana Bender<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 57<br />
LEMMI<br />
Vor Ort
Uni<strong>ver</strong>sitätsklinik Tübingen<br />
Vor Ort<br />
U.D.O. statt E.R.I.K.A.<br />
Service-GmbH gegründet<br />
Trotz über 2.000 Protestunterschriften<br />
wurde zum Jahresbeginn<br />
<strong>di</strong>e neue Service-GmbH U.D.O.<br />
(Uni<strong>ver</strong>sitäts-Dienstleistungs-<br />
Organisation) gegründet. Der Personalrat<br />
<strong>und</strong> <strong>di</strong>e betroffenen Beschäftigten<br />
hätten E.R.I.K.A. (Eigenreinigung-im-Klinikum-für-alle)<br />
den Vorzug gegeben, weil damit<br />
eine halbwegs angemessene Bezahlung<br />
über <strong>di</strong>e Tarif<strong>ver</strong>träge des<br />
Öffentlichen Dienstes für <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />
im Reinigungsbereich<br />
sichergestellt worden wäre. Unsere<br />
Aktivitäten haben nicht ausgereicht,<br />
<strong>di</strong>eses Ziel zu realisieren.<br />
Aber wir werden an <strong>di</strong>esem Thema<br />
dranbleiben, weil wir nicht einsehen<br />
können, dass ausgerechnet<br />
bei den untersten Lohngruppen<br />
mit dem Sparen begonnen werden<br />
muss.<br />
Im Zuge <strong>di</strong>eser Neugründung<br />
von U.D.O. wurden jetzt r<strong>und</strong> 300<br />
Beschäftigte der Firma Zehnacker<br />
in <strong>di</strong>e neue Service-GmbH übergeleitet.<br />
Formal bleibt damit alles<br />
beim Alten. Es gelten <strong>di</strong>e gleichen<br />
Arbeits<strong>ver</strong>träge <strong>und</strong> es bleibt <strong>di</strong>e<br />
aus: Info Personalrat Uni<strong>ver</strong>sitätsklinik Tübingen 1/03<br />
Kontakt: Johann Graf, Personalratsvorsitzender<br />
personalrat@med.uni-tuebingen.de<br />
www.me<strong>di</strong>zin.uni-tuebingen.de/~persrat/index.html<br />
schlechte Bezahlung. Eine ganze<br />
Reihe der Betroffenen hat sich in<br />
den letzten Wochen beim Personalrat<br />
des Klinikums gemeldet in<br />
der Annahme, durch <strong>di</strong>e Überleitung<br />
seien wir jetzt auch für sie<br />
zustän<strong>di</strong>g. Formal ist das nicht so,<br />
denn U.D.O. ist eine eigenstän<strong>di</strong>ge<br />
Firma <strong>und</strong> <strong>di</strong>e Interessen<strong>ver</strong>tretung<br />
muss über einen noch zu wählenden<br />
Betriebsrat stattfinden. Unsere<br />
solidarische Unterstützung<br />
wollen wir den KollegInnen von<br />
U.D.O. aber gerne zukommen lassen,<br />
schließlich ist <strong>di</strong>e gegenseitige<br />
Unterstützung auch das einzige,<br />
was ArbeitnehmerInnen zu<br />
Gebote steht. Trotzdem <strong>di</strong>e Reinigung<br />
jetzt unter der Mehrheitsbeteiligung<br />
des Klinikums läuft, hat<br />
sich offensichtlich, was den Ton<br />
<strong>und</strong> <strong>di</strong>e Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen für<br />
<strong>di</strong>e Beschäftigten betrifft, noch<br />
nichts geändert. Unklare Arbeitszeiten<br />
zum Nachteil der Reinigungskräfte,<br />
der unfre<strong>und</strong>liche<br />
Ton einiger Vorgesetzter, Androhung<br />
von Kün<strong>di</strong>gungen <strong>und</strong> ähnliches<br />
mehr waren der Anlass für<br />
den Kontakt mit dem Personalrat.<br />
Um den Beschwerden <strong>und</strong> Sorgen<br />
der Beschäftigten von U.D.O.<br />
einen angemessenen Raum zu<br />
geben, wollen wir deshalb gemeinsam<br />
mit <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> alle Betroffenen<br />
zu einem gemeinsamen Treffen<br />
im April einladen. Bei <strong>di</strong>esem<br />
Treffen wird auch der zustän<strong>di</strong>ge<br />
Gewerkschaftssekretär Klaus Biener<br />
anwesend sein. Alle Fragen<br />
<strong>und</strong> Beschwerden im Rahmen des<br />
Arbeits<strong>ver</strong>hältnisses mit U.D.O.<br />
können dort vorgebracht <strong>und</strong> besprochen<br />
werden.<br />
Da der größte Teil der Beschäftigten<br />
von U.D.O. auslän<strong>di</strong>sche<br />
KollegInnen sind <strong>und</strong> oft <strong>di</strong>e deutsche<br />
Sprache nur sehr eingeschränkt<br />
beherrschen, möchten<br />
wir <strong>di</strong>e KollegInnen am Klinikum<br />
bitten, <strong>di</strong>e U.D.O.-Beschäftigten<br />
auf <strong>di</strong>esen Termin hinzuweisen,<br />
ihnen zu erklären, um was es geht<br />
<strong>und</strong> wo <strong>di</strong>ese Veranstaltung stattfindet.<br />
Es wäre schön, wenn es<br />
uns gelingt, möglichst viele der<br />
KollegInnen von U.D.O. zu <strong>di</strong>esem<br />
Treffen zu mobilisieren. ■<br />
Übergabe der gelben Zitrone<br />
zum Frauentag 2003<br />
Wir, <strong>di</strong>e Frauen<strong>ver</strong>tretung <strong>und</strong><br />
Personalrätinnen des Uni<strong>ver</strong>sitätsklinikums<br />
Tübingen, möchten zum<br />
Internationalen Frauentag 2003<br />
den Mitgliedern des Klinikumsvorstands<br />
jeweils eine gelbe Zitrone<br />
überreichen.<br />
Der Anlass dafür ist <strong>di</strong>e Gründung<br />
der Service-GmbH U.D.O. Da<br />
<strong>di</strong>ese Dienstleistungs-GmbH den<br />
Reinigungs<strong>di</strong>enst organisiert, sind<br />
nur Frauen betroffen. Wir können<br />
nicht einsehen, dass ausgerechnet<br />
bei den untersten Lohngruppen<br />
mit dem Sparen begonnen werden<br />
muss. Die finanziellen Einsparungen<br />
des Klinikums bezahlen <strong>di</strong>e<br />
Kolleginnen durch niedere Löhne,<br />
schlechtere Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen,<br />
Arbeitshetze, befristete Arbeits<strong>ver</strong>träge,<br />
fehlende soziale Absi-<br />
58 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003
GÖTZ HENDRICKS, HANNOVER (2)<br />
cherung <strong>und</strong> keine betrieblichen<br />
Interessen<strong>ver</strong>tretungen.<br />
Eine Lohn<strong>di</strong>skriminierung <strong>und</strong><br />
Ungleichbehandlung <strong>di</strong>eser Frauen<br />
liegt vor <strong>und</strong> es kommt zu einer<br />
Spaltung der Beschäftigten. Obwohl<br />
2000 KollegInnen, davon allein<br />
500 am Frauentag 2002, sich<br />
mit ihrer Unterschrift gegen <strong>di</strong>e<br />
Gründung von U.D.O. ausgesprochen<br />
haben <strong>und</strong> E.R.I.K.A. ganz<br />
klar den Vorzug gaben, hat der<br />
Klinikumsvorstand zum Jahresbeginn<br />
<strong>di</strong>e neue Service-GmbH<br />
gegründet.<br />
Deshalb haben wir Personalrätinnen<br />
<strong>und</strong> Frauen<strong>ver</strong>tretung, nach<br />
eingehender Prüfung den Entschluss<br />
gefasst, <strong>di</strong>e gelbe Zitrone<br />
an <strong>di</strong>e Mitglieder des Klinikumsvorstands<br />
zu übergeben. ■<br />
Fragebogenaktion <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>vorsorge<br />
am Arbeitsplatz<br />
Im Herbst wurde am Uniklinikum<br />
eine Fragebogenaktion zur <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>vorsorge<br />
am Arbeitsplatz<br />
vom Personalrat durchgeführt. Ungefähr<br />
1.600 Fragebögen kamen<br />
zurück. Auf den stattgef<strong>und</strong>enen<br />
Personal<strong>ver</strong>sammlungen im Herbst<br />
2002 konnte schon für einige Bereiche<br />
<strong>di</strong>e Auswertung erörtert<br />
werden. Jetzt liegen alle bereichsbezogenen<br />
Ergebnisse vor <strong>und</strong><br />
können mit der Gesamtauswertung<br />
<strong>ver</strong>glichen werden. Es werden<br />
nun in den einzelnen Abteilungen<br />
Gespräche mit den<br />
Verantwortlichen, Ärztlicher Direktor,<br />
PDL, SL, Controller <strong>und</strong> Perso-<br />
nalrat geführt werden. Für <strong>di</strong>ese<br />
Gespräche <strong>di</strong>ent <strong>di</strong>e Auswertung<br />
als Einstieg in das Thema. Inhaltlich<br />
wird eine Bestandsaufnahme<br />
gemacht, bei der Probleme <strong>und</strong> Erfahrungen<br />
in den Bereichen festgehalten<br />
werden. Auch wird eine<br />
gemeinsame Beurteilung der Umfrageergebnisse<br />
<strong>di</strong>skutiert. Aus der<br />
Gesamtauswertung möchten wir<br />
anhand der Fragen einige Ergebnisbeispiele<br />
aufzeigen:<br />
■ 90% der Beschäftigten empfinden<br />
ihre Arbeit als interessant,<br />
■ immerhin sind 82% mit ihrer<br />
Arbeit zufrieden,<br />
■ Arbeitsabläufe können bei<br />
ihrer Tätigkeit 55% der Beschäftigten<br />
beeinflussen, 45% nicht,<br />
■ mit den räumlichen Gegebenheiten<br />
an ihrem Arbeitsplatz sind<br />
52% nicht zufrieden (<strong>di</strong>e räumlichen<br />
Be<strong>di</strong>ngungen sind ein generelles<br />
Problem),<br />
■ <strong>di</strong>e zu erle<strong>di</strong>gende Arbeitsmenge<br />
wird von über einem Drittel<br />
als nicht angemessen empf<strong>und</strong>en,<br />
■ fast 2/3 der MitarbeiterInnen<br />
können ihre Arbeit nicht ohne<br />
Zeitdruck erle<strong>di</strong>gen,<br />
■ ein Drittel findet, dass ihr/e<br />
Vorgesetzte/r nicht für angemessene<br />
Information aller Mitarbeiter<br />
sorgt,<br />
■ <strong>di</strong>e Berufsgruppen übergreifende<br />
Zusammenarbeit finden<br />
über 30% problematisch,<br />
■ aber 3/4 der Beschäftigten<br />
empfinden das Betriebsklima in<br />
ihrer Abteilung angenehm,<br />
■ nur 66% meinen, dass Anregungen<br />
<strong>und</strong> Ideen von Mitarbeitern<br />
in ihrer Abteilung willkommen<br />
sind,<br />
■ <strong>und</strong> 55% fühlen sich nicht<br />
ausreichend über Arbeitsschutzbestimmungen<br />
<strong>und</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>vorsorgemaßnahmen<br />
am Arbeitsplatz<br />
informiert.<br />
Die abteilungsbezogenen Ergebnisse<br />
weichen natürlich von <strong>di</strong>esem<br />
Durchschnitt der Gesamtauswertung<br />
ab. Wichtig ist, dass der<br />
Arbeitgeber das Thema <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>vorsorge<br />
am Arbeitsplatz in<br />
seiner Verantwortung sieht. Die<br />
Fragebogenaktion <strong>di</strong>ente dazu<br />
einen Überblick zu bekommen,<br />
wie es in den einzelne Bereichen<br />
aussieht, wo <strong>di</strong>e Brennpunkte<br />
sind.<br />
Es werden natürlich nicht nur<br />
Gespräche stattfinden, sondern es<br />
wird sich auch eine Arbeitgruppe<br />
zum Projekt <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>förderung<br />
gründen. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe<br />
werden aus folgenden<br />
Bereichen kommen: BÄD (Sachgebiet<br />
Arbeits- <strong>und</strong> Umweltschutz),<br />
psychosoziale Beratungsstelle,<br />
Frauen<strong>ver</strong>tretung, Verwaltung <strong>und</strong><br />
Personalrat. Unterstützung werden<br />
wir auch von der AOK erhalten,<br />
für <strong>di</strong>e <strong>di</strong>e <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>prävention<br />
natürlich ein wichtiges Thema ist.<br />
Der Klinikumsvorstand hat zugesagt,<br />
dass <strong>di</strong>e entsprechenden<br />
Stellen am Klinikum mitwirken<br />
werden.<br />
Wir hoffen sehr, dass es bald<br />
konkrete Vorschläge <strong>und</strong> Angebote<br />
zur <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>förderung<br />
am Klinikum geben wird.<br />
An <strong>di</strong>eser Stelle möchte sich der<br />
Personalrat bei allen, <strong>di</strong>e sich an<br />
der Fragebogenaktion beteiligt<br />
haben, bedanken. ■<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 59<br />
Vor Ort
Wir in <strong>ver</strong>.<strong>di</strong><br />
Landesbezirksfachbereiche 3<br />
eMail<br />
Alle <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>anerInnen<br />
sind unter<br />
vorname.nachname@<strong>ver</strong><strong>di</strong>.de<br />
zu erreichen.<br />
Schleswig-Holstein/Mecklenburg-Vorpommern<br />
Hansestr. 14, 23558 Lübeck<br />
Fax 0451 / 8100 - 777<br />
Karin Friedrich Tel. 0451 / 8100 - 801<br />
Helga Strübing Tel. 0451 / 8100 - 835<br />
Doris Broughton Tel. 0451 / 8100 - 714<br />
Elfi Falk Tel. 0451 / 8100 - 703<br />
Wolfgang Hooke Tel. 0451 / 8100 - 805<br />
Hamburg<br />
Besenbinderhof 60, 20097 Hamburg<br />
Angelika Detsch Tel. 040 / 2858 - 133, Fax -856<br />
Hannelore Brabant Tel. 040 / 2858 - 134, Fax -856<br />
Norbert Proske Tel. 040 / 2858 - 126, Fax -861<br />
Hilke Stein Tel. 040 / 2858 - 146, Fax -853<br />
Hei<strong>di</strong> Kunz Tel. 040 / 2858 - 147, Fax -853<br />
Christiane Harland-Kerschek Tel. 040 / 2858 - 143, Fax -853<br />
Karin Frey Tel. 040 / 2858 - 143, Fax -853<br />
Jens Waubke Tel. 040 / 2858 - 137, Fax -856<br />
Sigrid Ebel Tel. 040 / 2858 - 136, Fax -856<br />
Niedersachsen-Bremen<br />
Goseriede 10, 30159 Hanno<strong>ver</strong><br />
Fax 0511 / 12 400 - 154<br />
Joachim Lüddecke Tel. 0511 / 12 400 - 250<br />
Conny Heydrich Tel. 0511 / 12 400 - 251<br />
Cristina Rehmert Tel. 0511 / 12 400 - 252<br />
Elke Nobel Tel. 0511 / 12 400 - 253<br />
Silvia Ganza Tel. 0511 / 12 400 - 254<br />
Projekt Kirchen<br />
Annette Klausing Tel. 0511 / 12 400 - 256<br />
Andreas Quadt Tel. 0511 / 12 400 - 257<br />
Büro Bremen<br />
Bahnhofsplatz 22-28, 28195 Bremen<br />
Fax 0421 / 3301 - 392<br />
Ralf Krüger Tel. 0421 / 3301 - 330<br />
Diana Sternagel Tel. 0421 / 3301 - 331<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Nachtweide 82, 39124 Magdeburg<br />
Fax 0391 / 28 88 99 - 80<br />
Ralf Birkenfeld Tel. 0391 / 28 88 99 - 05<br />
Jana Lorenz Tel. 0391 / 28 88 99 - 42<br />
Berlin/Brandenburg<br />
Koepenickerstr. 55, 10179 Berlin<br />
Fax 030 / 86312 - 924<br />
Cornelia Zarncke Tel. 030 / 86312 - 255<br />
Sylvi Krause Tel. 030 / 86312 - 256<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Karlstraße 123-127, 40210 Düsseldorf<br />
Fax 0211 / 61824 - 463<br />
Sylvia Bühler Tel. 0211 / 61824 - 290<br />
Norbert Badziong Tel. 0211 / 61824 - 298<br />
Hannelise Feldkamp Tel. 0211 / 61824 - 292<br />
Cornelia Froschauer Tel. 0211 / 61824 - 293<br />
Renate Langer Tel. 0211 / 61824 - 296<br />
Vera Marquard Tel. 0211 / 61824 - 291<br />
Renate Stoffels Tel. 0211 / 61824 - 294<br />
Bernd Tenbensel Tel. 0211 / 61824 - 297<br />
Ju<strong>di</strong>th Weber-Rösch Tel. 0211 / 61824 - 295<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Moselstr. 35, 55118 Mainz<br />
Fax 06131 / 9726 - 177<br />
Andrea Hess Tel. 06131 / 9726 - 140<br />
Susanne Herrmann Tel. 06131 / 9726 - 272<br />
Hessen<br />
Postfach 20 02 55, 60606 Frankfurt/M.<br />
Fax 069 / 6695 - 1298<br />
Werner Freischläger Tel. 069 / 6695 - 1320<br />
Georg Schulze-Ziehaus Tel. 069 / 6695 - 1322<br />
Monika Kern Tel. 069 / 6695 - 1321<br />
Thüringen<br />
Schillerstr. 44, 99096 Erfurt<br />
Fax 0361 / 34043 - 51<br />
Frank Näckel Tel. 0361 / 34043 - 47<br />
Marisa Noßmann Tel. 0361 / 34043 - 38<br />
Sachsen<br />
Schützenplatz 14, 01067 Dresden<br />
Fax 0351 / 8633 - 560<br />
Gisela Mende Tel. 0351 / 8633 - 505<br />
Ingrid Besser Tel. 0351 / 8633 - 506<br />
Bayern<br />
Schwanthaler Str. 64, 80336 München<br />
Fax 089 / 59977 - 1039<br />
Dominik Schirmer Tel. 089 / 59977 - 1030<br />
Hanne Küßner Tel. 089 / 59977 - 1035<br />
Irene Gölz Tel. 089 / 59977 - 1031<br />
Hei<strong>di</strong> Dittrich Tel. 089 / 59977 - 1076<br />
Josef Fehlandt Tel. 089 / 59977 - 1032<br />
Projekt Kirchen<br />
Norbert Feulner, Friedrichstr. 7, 91054 Erlangen<br />
Tel. 09131 / 2 20 32, Fax 09131 / 20 61 27<br />
Baden-Württemberg<br />
Königstr. 10 a, 70173 Stuttgart<br />
Fax 0711 / 88788 - 8<br />
Thomas Schwarz Tel. 0711 / 88788 - 0300<br />
Barbara Lohse Tel. 0711 / 88788 - 0301<br />
Peter-Michael Herold Tel. 0711 / 88788 - 0310<br />
Saar<br />
St. Johanner Str. 49, 66111 Saarbrücken<br />
Fax 0681 / 98849 - 109<br />
Thomas Müller Tel. 0681 / 98849 - 130<br />
Melanie Schmidt-Raber Tel. 0681 / 98849 - 131<br />
Natalie Decker Tel. 0681 / 98849 - 135<br />
60 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-B<strong>und</strong>es<strong>ver</strong>waltung, Ressort 9, Fachbereich 3<br />
Potsdamer Platz 10 • 10785 Berlin • Tel. 030 / 69 56 – Durchwahl<br />
Rubrik Wir in <strong>ver</strong>.<strong>di</strong><br />
Fax Ressortleitung – 32 50 • Fax Abteilungen <strong>und</strong> Fachgruppen – 34 00 <strong>und</strong> – 34 20<br />
Durchwahl<br />
Ressortleitung<br />
Beate Eggert, B<strong>und</strong>esfachbereichsleiterin 1500<br />
Gabi Feld-Fritz, pers. Referentin d. Ressortleitung 1502<br />
Thomas Huber, Kommunikation + Öffentlichkeitsarbeit 1527<br />
Ute Preuninger, Kommunikation + Öffentlichkeitsarbeit 1804<br />
Rosi Hölz, Verwaltungsangestellte 1803<br />
Bereich <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politik<br />
Herbert Weisbrod-Frey, Bereichsleiter 1810<br />
Dr. Margret Steffen 1811<br />
Arnold Rekittke, <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>kampagne 1834<br />
Janine Gößinger, Projektassistentin 1813<br />
Koor<strong>di</strong>nation Fachbereich 3<br />
Günter Busch 1840<br />
Bereich Tarifkoor<strong>di</strong>nation/Konzernbetreuung<br />
Ralf Thole 1821<br />
Kirsten Grünberg, Verwaltungsangestellte 1823<br />
Am 9./10. April 2003 traf sich<br />
<strong>di</strong>e B<strong>und</strong>esfachkommission<br />
Psychologische Psychotherapeutinnen/-psychotherapeuten<br />
<strong>und</strong> Kinder-<br />
<strong>und</strong> Jugendlichenpsychotherapeutinnen/-psychotherapeuten<br />
(FK PP/KJP) der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft<br />
(<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>) zu<br />
ihrer konstituierenden Sitzung in<br />
Berlin.<br />
Thematische Schwerpunkte<br />
waren <strong>di</strong>e Berufssituation der nach<br />
dem Psychotherapeutengesetz geregelten<br />
Berufe sowie Fragen der<br />
Qualifizierung. Hier besteht dringender<br />
Handlungsbedarf bei der<br />
Herstellung <strong>und</strong> Sicherung der<br />
Gleichwertigkeit psychotherapeutischer<br />
Arbeit im Verhältnis zum<br />
ärztlichen Dienst. Diese Gleichwertigkeit<br />
soll sich auch in der<br />
tariflichen Eingruppierung der<br />
psychotherapeutisch tätigen Berufe<br />
niederschlagen. Die Fachkommission<br />
hat entsprechende Positionen<br />
bekräftigt <strong>und</strong> wird sich für<br />
eine tarif<strong>ver</strong>tragliche Umsetzung<br />
der <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> einsetzen.<br />
Zur Erarbeitung einer <strong>di</strong>fferenzierten<br />
Position zur Reform<br />
der Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung hat<br />
<strong>di</strong>e Fachkommission hat <strong>di</strong>e<br />
Bildung einer Arbeitsgruppe beschlossen.<br />
Weitere Tagungsthemen waren<br />
<strong>di</strong>e aktuelle <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politik,<br />
<strong>di</strong>e Kammerarbeit <strong>und</strong> <strong>di</strong>e Tarifpolitik.<br />
Zum Sprecher der Fachkommission<br />
wurde Wolfgang Niens aus<br />
Niedersachsen, zu seiner Stell<strong>ver</strong>treterin<br />
Veronika Mähler-Dienstuhl<br />
aus NRW gewählt. ■<br />
Gerd Dielmann<br />
Durchwahl<br />
Fachgruppe Berufe<br />
Gerd Dielmann, Fachgruppenleiter 1830<br />
Dr. Ellen Bögemann-Großheim 1831<br />
Anke Schmitt 1832<br />
Fachgruppe Kirchen<br />
Günter Busch, Fachgruppenleiter 1840<br />
Renate Richter 1842<br />
Clau<strong>di</strong>a Gallin, Verwaltungsangestellte 1843<br />
Fachgruppe <strong>Krankenhäuser</strong><br />
Dirk Völpel-Haus, Fachgruppenleiter 1850<br />
Jürgen Dietz 1851<br />
Kerstin Motz, Verwaltungsangestellte 1852<br />
Fachgruppe Wohlfahrt, Fachgruppe Rettungs<strong>di</strong>enste<br />
Jürgen Wörner, Fachgruppenleiter 1870<br />
Marion Leonhardt 1871<br />
Sabrina Stein, Verwaltungsangestellte 1872<br />
Fachgruppe Psychiatrische Einrichtungen<br />
Enriqueta Fobbe, Fachgruppenleiterin 1880<br />
Fachgruppe Reha<br />
in Vertretung: Dirk Völpel-Haus 1850<br />
Fachgruppe Einrichtungen der Pflege<br />
in Vertretung: Jürgen Wörner 1870<br />
Fachkommission PsychotherapeutInnen<br />
gegründet<br />
Kontakt:<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> B<strong>und</strong>es<strong>ver</strong>waltung<br />
Fachbereich 3<br />
Fachgruppe <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>berufe<br />
Potsdamer Platz 10<br />
10785 Berlin<br />
gerd.<strong>di</strong>elmann@<strong>ver</strong><strong>di</strong>.de<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 61<br />
GERD DIELMANN
Bildungsangebote,<br />
Seminare<br />
Die B<strong>und</strong>esfachgruppe Psychiatrie<br />
stellt sich vor<br />
Auf der obersten Organisationsebene<br />
von <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> (B<strong>und</strong>esebene)<br />
sind Fachgruppen (FG) eingerichtet<br />
worden, <strong>di</strong>e innerhalb des<br />
Fachbereichs <strong>di</strong>e unterschiedlichen<br />
Branchen gliedern <strong>und</strong> abbilden.<br />
Dazu gehört auch <strong>di</strong>e Fachgruppe<br />
Psychiatrie. Sie setzt sich aus<br />
gewählten Vertreterinnen <strong>und</strong><br />
Vertretern der einzelnen Landesbezirke<br />
zusammen. Die Leitung<br />
der FG Psychiatrie hat Enriqueta<br />
Fobbe. Sie ist hauptamtliche<br />
Sekretärin in der <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-B<strong>und</strong>es<strong>ver</strong>waltung<br />
in Berlin.<br />
Die Mitglieder der Fachgruppen<br />
entwickeln insbesondere fachspezifische<br />
<strong>und</strong> berufsbezogene<br />
Positionen <strong>und</strong> Aktivitäten. Die<br />
Seminare FB 3 Jugend<br />
16.6. – 20.6. Naumburg<br />
Einführung in <strong>di</strong>e Arbeit<br />
der JAV – BetrVG*<br />
Seminar vom Bereich Jugend<br />
20.6. – 22.6. Flecken Zechlin<br />
Schreibwerkstatt<br />
im <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen<br />
Wolltest Du schon immer<br />
etwas über Deine Ausbildung<br />
im <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen schreiben?<br />
Über Deine Tätigkeit als<br />
Jugend- <strong>und</strong> Auszubildenden<strong>ver</strong>trerterIn<br />
berichten? Gedanken<br />
Ausdruck <strong>ver</strong>leihen?<br />
Artikel in Deiner örtlichen<br />
oder betrieblichen JAV-Zeitung<br />
schreiben?<br />
An <strong>di</strong>esem Wochenende<br />
kannst Du Dir hierfür mit<br />
professioneller Hilfe Zeit <strong>und</strong><br />
Raum nehmen. Bei <strong>di</strong>esem<br />
Seminar sollen Schreibhemmungen<br />
überw<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />
Hilfestellungen erarbeitet<br />
werden, wie frau/man seine<br />
Artikel strukturiert erarbeitet.<br />
Kooperation mit den anderen<br />
B<strong>und</strong>esfachguppen <strong>und</strong> Landesfachbereichen<br />
ist dabei un<strong>ver</strong>zichtbar.<br />
Die aktuellen Arbeitsschwerpunkte:<br />
■ Positionierung zu den Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />
im Maßregelvollzug<br />
(MRV) unter Berücksichtigung<br />
des Qualifikationsbedarfes<br />
der Beschäftigten<br />
■ Entwicklung von Kriterien zur<br />
Personalbemessung im MRV<br />
■ Kritische Begleitung der aktuellen<br />
Entwicklung im Hinblick auf<br />
Rechtsformwechsel <strong>und</strong> Privatisierungsbestrebungen<br />
in den<br />
Ländern<br />
6.7. – 11.7. Flecken Zechlin<br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen,<br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>ökonomie<br />
& Globalisierung<br />
WTO, IWF, WB, GATT, GATS,<br />
TRIPS – Du hast bestimmt<br />
schon von <strong>di</strong>esen Abkürzungen<br />
gehört. In <strong>di</strong>esem Seminar<br />
wollen wir genauer hinschauen<br />
auf das was <strong>di</strong>ese<br />
Institutionen machen bzw.<br />
welchen Einfluss bestimmte<br />
internationale Verträge auf<br />
unsere Wirtschaft <strong>und</strong> speziell<br />
auf unser <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen<br />
haben. Wie <strong>ver</strong>ändert sich<br />
unser Arbeitsumfeld hierdurch.<br />
Und wie können wir<br />
Einfluss nehmen.<br />
13.7. – 18.7. Naumburg<br />
Kapitalismus konkret<br />
– Einführung in <strong>di</strong>e<br />
Wirtschaftspolitik*<br />
Seminar vom Bereich Jugend<br />
14.7. – 18.7. Naumburg<br />
Einführung in <strong>di</strong>e Arbeit<br />
der JAV – BetrVG*<br />
Seminar vom Bereich Jugend<br />
29.8. – 6.9. Großbritannien<br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen<br />
in Großbritannien<br />
Wie das Leben, <strong>di</strong>e Arbeit <strong>und</strong><br />
<strong>di</strong>e Ausbildung in Großbritannien<br />
ist, kann man sich von<br />
hier aus nur schwer vorstellen.<br />
Man muss es sich schon einmal<br />
selbst angesehen <strong>und</strong> mit<br />
den Leuten geredet haben, um<br />
sich ein Bild davon machen zu<br />
können. Unser »Augenmerk«<br />
in Großbritannien wird insbesondere<br />
auf das <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>system,<br />
auf <strong>di</strong>e Interessen<strong>ver</strong>tretung<br />
<strong>und</strong> auf das<br />
Bildungssystem inkl. Aus-,<br />
Weiter- <strong>und</strong> Fortbildung im<br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen liegen.<br />
Unser Bildungsangebot »vor<br />
Ort« richtet sich vor allem an<br />
Auszubildende, JAVlerInnen<br />
<strong>und</strong> jungen Pflegekräfte.<br />
22.9. – 26.9. Naumburg<br />
Einführung in <strong>di</strong>e Arbeit<br />
der JAV – BetrVG*<br />
Seminar vom Bereich Jugend<br />
29.9. – 2.10. Naumburg<br />
Arbeitsrecht<br />
für Auszubildende*<br />
Seminar vom Bereich Jugend<br />
5.10. – 10.10. Oberursel<br />
Ausbildungsreform <strong>und</strong><br />
Qualität?! – Ausbildung<br />
checken <strong>und</strong> <strong>ver</strong>bessern<br />
Wie steht es mit der Ausbildung<br />
in der Krankenpflege?<br />
Wie kann sie <strong>ver</strong>bessert werden?<br />
Diese zentralen Fragen<br />
werden im Mittelpunkt des<br />
Seminars stehen. Um das zu<br />
bewerkstelligen, wird ein<br />
Gr<strong>und</strong>wissen über <strong>di</strong>e (gesetzlichen)<br />
Möglichkeiten <strong>und</strong> <strong>di</strong>e<br />
Novellierung(sbestrebungen)<br />
<strong>ver</strong>mittelt <strong>und</strong> erarbeitet<br />
■ Auseinandersetzung mit der<br />
besonderen Situation von<br />
MigrantInnen<br />
■ Analyse <strong>und</strong> Aufbereitung<br />
der Informationen zur »Heimenquete«<br />
■ Auswirkung der Einführung der<br />
DRGs auf <strong>di</strong>e psychiatrischen<br />
Einrichtungen<br />
■ Seminargestaltung<br />
B<strong>und</strong>esseminare<br />
»Aktuelles für Psychiatrische Einrichtungen«<br />
vom 7. – 12. September<br />
2003<br />
»Forensische Psychiatrie« vom<br />
16. – 21. November 2003 ■<br />
Petra Bode<br />
werden. Aber auch ein Erfahrungsaustausch<br />
über Probleme<br />
sowie über Lösungswege soll<br />
dabei helfen, Veränderungen<br />
zu beginnen <strong>und</strong>/oder weiterzuführen.<br />
3.11. – 7.11. Naumburg<br />
Einführung in <strong>di</strong>e Arbeit<br />
der JAV – BetrVG*<br />
Seminar vom Bereich Jugend<br />
5.12. – 7.12. Naumburg<br />
»Wie es wird, hängt von<br />
uns ab!« – Gewerkschaften<br />
wozu?<br />
Auf <strong>di</strong>esem Seminar wollen<br />
wir uns mit dem gesellschaftlichen<br />
Stellenwert von Gewerkschaft,<br />
<strong>di</strong>e Aufgaben,<br />
Ziele <strong>und</strong> Handlungsfelder der<br />
Gewerkschaft auseinandersetzen.<br />
Die Entstehungsgeschichte<br />
<strong>und</strong> Historie <strong>di</strong>eser<br />
Institution im <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen<br />
wird hierbei ein<br />
Schwerpunkt sein. Eine spannende<br />
Zeitreise von der Vergangenheit<br />
bis in <strong>di</strong>e Zukunft.<br />
Dieses Seminar richtet sich an<br />
Jugendliche, Auszubildende<br />
<strong>und</strong> Auszubildenden<strong>ver</strong>tretungen<br />
im <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen.<br />
* Bei Interesse an den gekennzeichneten<br />
Seminaren solltet ihr Euch an<br />
silke.mader@<strong>ver</strong><strong>di</strong>.de wenden.<br />
Sonst richtet Eure Anfragen/Anmeldungen<br />
an: anke.schmitt@<strong>ver</strong><strong>di</strong>.de<br />
Tel. 030 / 69 56 - 18 32<br />
62 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003
Literatur- <strong>und</strong> Internettipps<br />
Ingeborg Löser-Priester<br />
Privatisierung öffentlicher<br />
<strong>Krankenhäuser</strong> <strong>und</strong><br />
Partizipation der Beschäftigten<br />
Eine Fallstu<strong>di</strong>e zur Modernisierung<br />
des öffentlichen Dienstes<br />
Mabuse Wissenschaft 58, Frankfurt/M.,<br />
444 Seiten, 32 Euro, ISBN<br />
3-933050-67-7<br />
Krankenhausbetriebe in öffentlich-rechtlicher<br />
Trägerschaft geraten<br />
aufgr<strong>und</strong> der prekären Haushaltslage<br />
der öffentlichen Hand<br />
sowie <strong>ver</strong>änderter gesetzlicher<br />
Rahmenbe<strong>di</strong>ngungen zunehmend<br />
unter Privatisierungsdruck. Die<br />
Stu<strong>di</strong>e untersucht, wie Gewerkschaften,<br />
betriebliche Arbeitnehmer-Interessen<strong>ver</strong>treter,Management<br />
<strong>und</strong> Beschäftigte auf <strong>di</strong>e<br />
»Ausgründung« von Krankerhäusern<br />
in eine private Rechtsform<br />
reagieren <strong>und</strong> welche tarif- <strong>und</strong><br />
betriebspolitischen Strategien <strong>und</strong><br />
Instrumente in <strong>di</strong>esem Veränderungsprozess<br />
greifen. Dabei<br />
stehen <strong>di</strong>e Möglichkeiten <strong>und</strong><br />
Grenzen der Umsetzung demokratischer<br />
Partizipation im Krankenhaus<br />
im Mittelpunkt.<br />
Die betriebliche Fallstu<strong>di</strong>e liefert<br />
vielfältige Anregungen zur Umsetzung<br />
einer beteiligungsorientier-<br />
ten Modernisierungspolitik im<br />
Krankenhaussektor.<br />
Ingeborg Löser-Priester, geb.<br />
1959, Krankenschwester, Soziologin,<br />
Lehrerin für Pflegeberufe. ■<br />
Forte 03<br />
Die <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Informationen für Jugendliche<br />
<strong>und</strong> Auszubildende im<br />
<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen erscheinen<br />
etwa zeitgleich mit dem <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong><br />
<strong>Krankenhäuser</strong>. Erhältlich in den<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Bezirken oder über<br />
anke.schmitt@<strong>ver</strong><strong>di</strong>.de. ■<br />
https://spenden.web.de/unicef/special/?mc=999999<br />
Beim Googeln entdeckt:<br />
FORTE 03<br />
Info für Jugendliche <strong>und</strong> Auszubildende im <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen<br />
Nummer 2<br />
Ges<strong>und</strong>heit, Soziale Dienste<br />
Wohlfahrt <strong>und</strong> Kirchen<br />
Vereinte<br />
Dienstleistungsgewerkschaft<br />
<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 63<br />
JUGEND<br />
Literatur- <strong>und</strong><br />
Internettipps<br />
FREESTYLE
Zum Schluss<br />
Abendzeitung Nürnberg v. 31. Januar 2003<br />
NORBERT FEULNER, ERLANGEN (4)<br />
Nordbayerische Nachrichten v. 31. Januar 2003<br />
Danke für <strong>di</strong>e Nachdruckgenehmigungen