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Infodienst Krankenhäuser - ver.di: Gesundheits- und Sozialwesen

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<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong><br />

<strong>Krankenhäuser</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heit, Soziale Dienste<br />

Wohlfahrt <strong>und</strong> Kirchen<br />

Vereinte<br />

Dienstleistungsgewerkschaft<br />

Nr. 20 / April 2003


Vorwort<br />

In eigener Sache<br />

04/03<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong><br />

n seiner Regierungserklä-<br />

I rung hat B<strong>und</strong>eskanzler<br />

Schröder tiefe Einschnitte<br />

in unser Sozialsystem angekün<strong>di</strong>gt.<br />

Wie vor der W ahl <strong>ver</strong>spr ochen<br />

<strong>di</strong> i l G hti k it b i<br />

www.<strong>ver</strong><strong>di</strong>.de<br />

Foto: Manfred Vollmer/Das Fotoarchiv<br />

Liebe Kolleginnen<br />

<strong>und</strong> Kollegen,<br />

wir mussten den Redaktionsschluss<br />

für <strong>di</strong>ese Ausgabe aus<br />

organisatorischen Gründen etwas<br />

nach hinten schieben, daher<br />

kommt das Heft nicht zu Ostern,<br />

sondern danach. Der inhaltliche<br />

Schwerpunkt liegt <strong>di</strong>esmal neben<br />

den Auseinandersetzungen über<br />

<strong>di</strong>e Zukunft der <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politik<br />

insbesondere – wie bereits im letzten<br />

Heft angekün<strong>di</strong>gt – bei den<br />

Auseinandersetzungen zur Übernahme<br />

des Tarifabschlusses ÖD für<br />

<strong>di</strong>e so genannten Satelliten, also<br />

den privaten Anbietern, den Wohlfahrts<strong>ver</strong>bänden<br />

<strong>und</strong> den beiden<br />

Kirchen inkl. Diakonie <strong>und</strong> Caritas.<br />

Zum Thema »Krieg im Irak« hat<br />

<strong>di</strong>e Redaktion – auch im Hinblick<br />

auf <strong>di</strong>e tagespolitische Aktualität<br />

– entschieden, auf <strong>di</strong>e sehr gute<br />

Internetseite www.<strong>ver</strong><strong>di</strong>.de/<br />

krieg_<strong>und</strong>_frieden zu <strong>ver</strong>weisen<br />

(s. Seite 33).<br />

Sehr aktuell auch <strong>di</strong>e Kommentierung<br />

der BAG-Entscheidung<br />

vom 18.2.2003 zur Umsetzung des<br />

EuGH-Urteils zum Bereitschafts<strong>di</strong>enst.<br />

Was wir aber nicht mehr aufnehmen<br />

konnten, war <strong>di</strong>e Kommentie-<br />

■ Arbeitsplätze schaf fen<br />

■ Binnennachfrage stärken<br />

■ Die Zukunft unserer Städte<br />

<strong>und</strong> Gemeinden sichern<br />

■ Arbeitnehmerrechte<br />

schützen<br />

b l a t t<br />

SO NICHT,<br />

HERR KANZLER!<br />

SOZIALABBAU SCHAFFT<br />

KEINE ARBEITSPLÄTZE!<br />

r/Das Fotoarchiv<br />

HANSEN KOMMUNIKATION, KÖLN<br />

rung des Berichtes der so genannten<br />

Rürup-Kommission, dazu wird<br />

es gesonderte Veröffentlichungen<br />

von <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> geben. Trotzdem schon<br />

einmal der Hinweis für <strong>di</strong>e neuen<br />

Wechselkurse: 2 x Kino = 1 x Arztbesuch.<br />

Worauf in <strong>di</strong>eser Ausgabe auch<br />

nicht explizit eingegangen wird,<br />

ist <strong>di</strong>e politische Auseinandersetzung<br />

zur Blut-, Schweiß- <strong>und</strong> Tränenrede<br />

des B<strong>und</strong>eskanzlers vom<br />

14.3.2003 im B<strong>und</strong>estag. Wobei<br />

ich mir an <strong>di</strong>eser Stelle ein paar<br />

bissige Kommentierungen nicht<br />

<strong>ver</strong>kneifen kann, wenn man sich<br />

<strong>di</strong>e Aussagen von Sozialdemokraten<br />

<strong>und</strong> Grünen vor den B<strong>und</strong>estagswahlen<br />

im September 2002<br />

anschaut (s. z.B. das Foto unten).<br />

Jetzt geht’s <strong>di</strong>rekt ans Eingemachte<br />

beim Versuch den Kün<strong>di</strong>gungsschutz<br />

auszuhöhlen, <strong>di</strong>e Privatisierung<br />

des <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>risikos<br />

voranzutreiben <strong>und</strong> <strong>di</strong>e Finanzierung<br />

des Krankengeldes einseitig<br />

zum Problem der ArbeitnehmerInnen<br />

zu machen. Also mit einem<br />

weiteren Zug <strong>di</strong>e paritätische Finanzierung<br />

nicht nur durch weitere<br />

Zuzahlungen auszuhöhlen,<br />

<strong>di</strong>e Arbeitslosenhilfe quasi abzuschaffen<br />

<strong>und</strong> den Bezug der Sozi-<br />

Redaktionsschluss<br />

Ausgaben 2003<br />

Nr. 21 / Juni Freitag, 23. Mai, 12 Uhr<br />

Nr. 22 / Sept. Freitag, 22. Aug., 12 Uhr<br />

Nr. 23 / Nov. Freitag, 24. Okt., 12 Uhr<br />

Verteileränderungen<br />

Eine dringende Bitte unserer<br />

Druckerei, da sie nicht zustän<strong>di</strong>g ist:<br />

Bei Verteileränderungen, sei es Anschriften,<br />

Liefermengen oder was<br />

auch immer, bitte Rainer Bobsin /<br />

freeStyle informieren! rb@unidruck.de<br />

alhilfe einzuschränken <strong>und</strong> am<br />

Ende un<strong>ver</strong>hohlen damit zu drohten,<br />

dass, wenn <strong>di</strong>e Gewerkschaften<br />

nicht parieren <strong>und</strong> selbst zu<br />

betrieblichen Bündnissen kommen,<br />

der Tarifvorbehalt im Betriebs<strong>ver</strong>fassungsgesetz<br />

zur Disposition<br />

steht.<br />

So haben wir uns das nicht vorgestellt<br />

<strong>und</strong> möchten auch Gerhard<br />

Schröder noch einmal daran<br />

erinnern, warum viele Arbeitnehmer<br />

<strong>und</strong> Arbeitnehmerinnen <strong>di</strong>ese<br />

neue Regierung gewählt haben.<br />

Die IG Metall titelte in ihren<br />

Flugblättern dazu »Nur leere Versprechen«.<br />

■<br />

Joachim Lüddecke<br />

2 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003<br />

ROLAND HOTTAS, LÜBBENAU/SPREEWALD


KID 20<br />

In <strong>di</strong>esem Heft<br />

Was wünschen wir uns<br />

von den AutorInnen _____________ 4<br />

Briefe an <strong>di</strong>e Redaktion ________ 5<br />

Impressum _________________________ 5<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politik<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politik: einmischen<br />

<strong>und</strong> gestalten! ________________________ 6<br />

Menschen für <strong>di</strong>e Arbeit in<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>berufen begeistern _______ 8<br />

GKV: unerwartet hohes Defizit ________ 9<br />

Tabaksteuer <strong>ver</strong>meidet Tote ___________ 9<br />

Für eine mutige <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>e Reform __ 10<br />

Patient Krankenhaus?! _______________ 12<br />

Die 12 <strong>di</strong>cksten Lügen _______________ 12<br />

Ges<strong>und</strong>heit ist das höchste Gut ______ 13<br />

Arbeitszeitgipfel _____________________ 14<br />

Nicht nur waschen <strong>und</strong> kämmen _____ 14<br />

Tarifpolitik<br />

Das Recht der Arbeitszeit: B<strong>und</strong>esarbeitsgerichtsurteil<br />

v. 18.2.2003 _____ 16<br />

Resolution zum Bereitschafts<strong>di</strong>enst ___ 20<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-ÄrztInnen <strong>di</strong>skutieren<br />

Bereitschafts<strong>di</strong>enst ___________________ 20<br />

Ausstiegspläne der Länder ___________ 21<br />

BeamtInnendemo in Düsseldorf ______ 21<br />

Katholische <strong>Krankenhäuser</strong> ____________ 22<br />

Diakonie ____________________________ 22<br />

Ich möchte Mitglied werden ab Monat/Jahr<br />

Persönliche Daten:<br />

Name<br />

Vorname Titel<br />

Straße/Hausnummer<br />

PLZ Wohnort<br />

Land (nur bei Wohnsitz im Ausland)<br />

Telefon (privat/<strong>di</strong>enstlich)<br />

E-Mail<br />

Geburtsdatum Krankenkasse<br />

Nationalität<br />

Geschlecht weiblich / männlich<br />

Beschäftigungsdaten<br />

� Arbeiter/in � Angestellte/r<br />

� Beamter/in � DO-Angestellte/r<br />

� Selbststän<strong>di</strong>ge/r � freie Mitarbeiter/in<br />

Wohlfahrts<strong>ver</strong>bände _________________ 25<br />

Richtigstellung ______________________ 25<br />

Klinikgruppe Dr. Marx ________________ 26<br />

Asklepios ____________________________ 27<br />

Zeitarbeit wird in Kliniken<br />

immer wichtiger _____________________ 28<br />

Flexi-Tarif ist Praxis ___________________ 29<br />

Berufliche Bildung<br />

Zu viel Ausbildung <strong>und</strong> zu teuer? _____ 30<br />

Internationales<br />

Attac-Mitglieder <strong>ver</strong>schicken<br />

50.000 PACE-Fahnen _________________ 33<br />

www.<strong>ver</strong><strong>di</strong>.de/krieg_<strong>und</strong>_frieden ______ 33<br />

Internationale Fachtagung<br />

Altenpflege __________________________ 34<br />

Deutschland<br />

Forensische Psychiatrie:<br />

Unerwünschtes Wachstum ___________ 35<br />

Aus den Landesbezirken<br />

DRK Sachsen-Anhalt __________________ 37<br />

SALUS Sachsen-Anhalt _______________ 38<br />

Hessen: IGES-Gutachten (Psychiatrie) __ 39<br />

Bayern: Arbeitskreis<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen ___________________ 43<br />

Bayern: Kirchenbeschäftigte<br />

demonstrieren _______________________ 44<br />

Bayern: Messe Altenpflege<br />

+ HealthCare ________________________ 46<br />

Beitrittserklä rung<br />

Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft e.V.<br />

� Vollzeit<br />

� Teilzeit Anzahl Wochenstd.<br />

� Arbeitslos<br />

� Wehr-/Zivil<strong>di</strong>enst bis<br />

� Azubi-Volontär/in-<br />

Referendar/in bis<br />

� Schüler/in-Student/in bis<br />

� Praktikant/in bis<br />

� Altersteilzeit bis<br />

� Sonstiges<br />

Beschäftigt bei (Betrieb/Dienststelle/Firma/Filiale)<br />

Straße/Hausnummer<br />

PLZ Ort<br />

Personalnummer<br />

Branche ausgeübte Tätigkeit<br />

� ich bin Meister/in-Techniker/in<br />

Ingenieur/in<br />

Werber/in:<br />

Name<br />

Vorname<br />

Vor Ort<br />

Mitgliedsnummer<br />

Nord-Ost-Niedersachsen:<br />

Krankenhaus-JAVen __________________ 47<br />

Paracelsus-Klinik Osnabrück:<br />

Computergestützte Dienstplanung ____ 48<br />

Landkreis Peine:<br />

Krankenhaus <strong>ver</strong>kauft! _______________ 51<br />

Süd-Niedersachsen: Entwicklung<br />

der Krankenhauslandschaft ___________ 52<br />

Zentrum für Psychiatrie<br />

Bad Schussenried: Kurzmeldungen ___ 53<br />

Herz- <strong>und</strong> Kreislaufzentrum<br />

Rotenburg a.d. Fulda ________________ 54<br />

Altenkirchen: Gegen Privatisierung ____ 56<br />

Uniklinik Tübingen: Service-GmbH<br />

gegründet / Kurzmeldungen __________ 58<br />

Wir in <strong>ver</strong>.<strong>di</strong><br />

Landesbezirke FB 3 __________________ 60<br />

B<strong>und</strong>es<strong>ver</strong>waltung Ressort 9 / FB 3 ___ 61<br />

Fachkommission PsychotherapeutInnen<br />

gegründet ___________________________ 61<br />

B<strong>und</strong>esfachgruppe Psychiatrie ________ 62<br />

Ich bin bisher Mitglied<br />

der Gewerkschaft:<br />

Fortbildungsangebote<br />

+ Seminare<br />

Seminare FB 3 Jugend ________________ 62<br />

Literatur- <strong>und</strong> Internettipps ____ 63<br />

Zum Schluss _____________________ 64<br />

von: bis:<br />

Monat/Jahr Monat/Jahr<br />

Einzugsermächtigung:<br />

Ich bevollmächtige <strong>di</strong>e Gewerkschaft, den jeweiligen satzungsgemäßen<br />

Beitrag bis auf Widerruf im<br />

Lastschrifteinzugs<strong>ver</strong>fahren bzw. im Gehalts-/ Lohnabzug<br />

� monatlich � vierteljährlich<br />

� halbjährlich � jährlich<br />

einzuziehen.<br />

Name des Gel<strong>di</strong>nstituts, in Filiale<br />

Bankleitzahl Kontonummer<br />

Name des Kontoinhabers<br />

Datum/Unterschrift des Kontoinhabers<br />

Tarif<strong>ver</strong>trag<br />

Tarifl. Lohn- bzw. Gehaltsgruppe<br />

lt. Tarif<strong>ver</strong>trag<br />

Tätigkeits-/Berufsjahr<br />

Bruttoeinkommen<br />

€<br />

Monatsbeitrag<br />

In eigener Sache<br />

€<br />

Der Mitgliedsbeitrag beträgt nach § 14 der <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Satzung<br />

pro Monat 1% des regelmäßigen monatlichen Brutto<strong>ver</strong><strong>di</strong>enstes.<br />

Für Rentner/innen, Pensionär/innen, Vorruheständler/innen,<br />

Krankengeldbezieher/innen <strong>und</strong> Erwerbslose<br />

beträgt der Monatsbeitrag 0,5% des regelmäßigen<br />

Bruttoeinkommens. Der Mindestbeitrag beträgt 2,50 €<br />

monatlich.Für Hausfrauen/Hausmänner, Schüler/innen,<br />

Stu<strong>di</strong>erende, Wehr-, Zivil<strong>di</strong>enstleistende, Erziehungsgeldempfänger/innen<br />

<strong>und</strong> Sozialhilfeempfänger/innen beträgt<br />

der Beitrag 2,50 € monatlich. Jedem Mitglied steht es frei,<br />

höhere Beiträge zu zahlen.<br />

Datum Unterschrift<br />

Ich willige ein, dass meine persönlichen Daten im Rahmen<br />

der Zweckbestimmung des Mitglieds<strong>ver</strong>hältnisses <strong>und</strong> der<br />

Wahrnehmung gewerkschaftspolitischer Aufgaben elektronisch<br />

<strong>ver</strong>arbeitet <strong>und</strong> genutzt werden. Ergänzend gelten <strong>di</strong>e<br />

Regelungen des B<strong>und</strong>esdatenschutzgesetzes in der jeweiligen<br />

Fassung.


In eigener Sache<br />

Was wünschen wir uns<br />

von den AutorInnen?<br />

Wir möchten im Folgenden <strong>di</strong>e am häufigsten gestellten Fragen<br />

zur Produktion beantworten. Auch wenn manches selbst<strong>ver</strong>ständlich<br />

erscheint: Wir haben so unsere Erfahrungen!<br />

Redaktionsschluss<br />

Artikel, <strong>di</strong>e nicht bis zum auf<br />

Seite 2 angegebenen Termin vorliegen,<br />

werden auf spätere Ausgaben<br />

<strong>ver</strong>schoben, falls sie dann<br />

noch interessant sind.<br />

Bitte auch nicht zu früh abschicken:<br />

Wir möchten das Aktuellste<br />

<strong>ver</strong>öffentlichen.<br />

Texte<br />

Bitte im Original-Word-Dateiformat<br />

abspeichern (.DOC-Datei).<br />

Kein »Nur-Text«- oder »ASCII«-<br />

Format, auch nicht als PDF-Datei.<br />

Auf keinen Fall euren Text in<br />

eine eMail kopieren, sondern<br />

immer als Anhang <strong>ver</strong>senden.<br />

Schön wäre es, wenn ihr aussagekräftige<br />

Dateinamen wählt<br />

(nicht »Artikel <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong>«, sondern<br />

z.B. »Demo in Hanno<strong>ver</strong>«).<br />

Bitte nur eine, <strong>und</strong> zwar <strong>di</strong>e<br />

druckfertige Version <strong>ver</strong>schicken!<br />

Sämtliche Korrekturdurchgänge<br />

<strong>und</strong> Absprachen zwischen mehreren<br />

AutorInnen o.ä. müssen im<br />

Vorfeld abgeschlossen sein!<br />

Denkt bitte daran, dass den LeserInnen<br />

euer Thema neu ist <strong>und</strong><br />

sie kein Vorwissen haben können,<br />

sowie an eine prägnante Hauptüberschrift,<br />

eine nachvollziehbare<br />

Gliederung, kurze, klare Sätze,<br />

Zwischenüberschriften usw.<br />

Eine Seite des <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong>es fasst<br />

max. 4.300 Zeichen, dann gibt es<br />

aber keinen Platz für Fotos, Abbildungen<br />

o.ä. Besser wäre eine<br />

Zeichenanzahl pro Seite von<br />

2.500 bis 3.500 (inkl. Leerzeichen).<br />

Bitte Abbildungen nicht in Word<br />

importieren, sondern als separate<br />

Grafikdatei schicken.<br />

Zu scannende Vorlagen<br />

Dias, Negative, Papierabzüge/<br />

-ausdrucke sind möglich (Vorlage<br />

nicht größer als DIN A4). Bitte<br />

glänzendes Fotopapier wählen,<br />

auf keinen Fall <strong>di</strong>e für Passfotos so<br />

beliebte »Riffeloberfläche«.<br />

Papierabzüge bitte nicht von der<br />

Rückseite bestempeln oder mit<br />

wasserlöslichen Stiften beschreiben.<br />

Das gibt hässliche Flecken<br />

auf den darunter liegenden Fotos.<br />

Computerausdrucke bitte auf<br />

weißes Papier. Bei Tintenstrahldruckern<br />

sicherstellen, dass <strong>di</strong>e Farbe<br />

nicht <strong>ver</strong>läuft.<br />

Digitalkamera-Fotos<br />

Fotos von Billigkameras mit zu<br />

geringer Auflösung eignen sich<br />

nicht für den Offsetdruck. Empfehlung:<br />

mind. 2 Megapixel.<br />

Ihr solltet immer <strong>di</strong>e geringste<br />

JPG-Komprimierung wählen.<br />

Mit unkomprimierten TIF-Dateien<br />

haben wir keine Probleme, sie<br />

dürften aber zum Vermailen zu<br />

groß werden.<br />

Wir möchten <strong>di</strong>e unbearbeiteten<br />

Originaldateien.<br />

Auch hier bitte aussagekräftige<br />

Dateinamen!<br />

Scans<br />

Die Auflösung bei Fotos sollte<br />

300 dpi betragen (bezogen auf <strong>di</strong>e<br />

gedruckte Größe). Wenn Vorlagen<br />

nur Schwarz <strong>und</strong> Weiß sind, bitte<br />

mit 600 dpi als »Strich« oder »Bitmap«<br />

scannen. Auch hier gilt das<br />

zur Komprimierung sowie zu den<br />

Dateinamen Gesagte <strong>und</strong>: Bildbearbeitung<br />

bitte nur von Profis,<br />

ansonsten möchten wir <strong>di</strong>e unbearbeiteten<br />

Originaldateien.<br />

Dateien aus dem Internet<br />

haben fast immer eine viel zu<br />

geringe Auflösung für den Druck.<br />

Excel, Powerpoint, Corel <strong>und</strong><br />

andere Programme<br />

Bitte im Original-Dateiformat<br />

des Programms abspeichern <strong>und</strong><br />

immer einen Ausdruck schicken<br />

oder faxen, damit wir wissen,<br />

was ihr darstellen wolltet.<br />

Paragrafen ...<br />

Zeitungsartikel, Fotos, Abbildungen<br />

aus anderen Druckerzeugnissen<br />

unterliegen dem Urheberrecht<br />

<strong>und</strong> dürfen gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

nicht <strong>ver</strong>öffentlicht werden.<br />

Ihr solltet sicherstellen, dass ihr<br />

<strong>di</strong>e Nutzungsrechte besitzt. Die<br />

Kosten bei Verletzung des Urheberrechts<br />

könnten durchaus vierstellig<br />

werden!<br />

Auf Fotos erkennbare Personen<br />

müssen einer Veröffentlichung<br />

zugestimmt haben.<br />

Für Verstöße haftet ihr! Wir<br />

gehen davon aus, dass uns überlassenes<br />

Material auch <strong>ver</strong>wendet<br />

werden darf.<br />

Texte bitte an:<br />

Joachim Lüddecke<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Landesbezirk Niedersachsen-<br />

Bremen, Fachbereich 3<br />

Goseriede 10, 30159 Hanno<strong>ver</strong><br />

Tel. 0511 / 12 400 - 250<br />

Fax 0511 / 12 400 - 154<br />

joachim.lueddecke@<strong>ver</strong><strong>di</strong>.de<br />

Fotos, Abbildungen (Scanvorlagen<br />

<strong>und</strong> Dateien) bitte an:<br />

Rainer Bobsin / freeStyle grafik<br />

Windthorststr. 3-4<br />

30167 Hanno<strong>ver</strong><br />

Tel. 0511 / 71 009 77<br />

Fax 0511 / 701 18 54<br />

Daten (Leonardo) 0511 / 169 72 63<br />

rb@unidruck.de<br />

4 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003


<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong><br />

<strong>Krankenhäuser</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heit, Soziale Dienste Vereinte<br />

Wohlfahrt <strong>und</strong> Kirchen Dienstleistungsgewerkschaft<br />

Nr. 19 / Febr. 2003<br />

Sehr geehrte Damen <strong>und</strong> Herren,<br />

soeben habe ich Ihren Artikel<br />

über den Bereitschafts<strong>di</strong>enst der<br />

Ärztinnen ... gelesen <strong>und</strong> kann<br />

mich Ihrer Auffassung nur anschließen.<br />

Was mich jedoch etwas <strong>ver</strong>w<strong>und</strong>ert<br />

ist, dass darin nicht auch das<br />

Pflegepersonal Erwähnung findet.<br />

Denn auch <strong>di</strong>eser Personenkreis<br />

arbeitet im Bereitschafts<strong>di</strong>enst <strong>und</strong><br />

das bedeutet ebenso 24 St<strong>und</strong>en<br />

Dienst <strong>und</strong> <strong>di</strong>es je nach Personallage<br />

auch 2-3 mal im Monat. Hinzu<br />

kommen 3-4 Bereitschaften<br />

unter der Woche. Die Bereitschaftszeit<br />

wird ebenso wie bei<br />

den Ärzten nicht als Arbeitszeit<br />

anerkannt.<br />

Dies bringt mich nun zu meiner<br />

Frage: Wenn das EU-Gericht zu<br />

Gunsten der Ärzte entscheidet<br />

<strong>und</strong> durch den B<strong>und</strong> umgesetzt<br />

wird, wie wirkt sich <strong>di</strong>es bei den<br />

Bereitschaften der Pflegekräfte<br />

aus? Könnten Sie mich bitte<br />

darüber Informieren?<br />

Mit fre<strong>und</strong>lich Grüßen<br />

Thomas Gou<strong>ver</strong>noy, Waiblingen<br />

Briefe an <strong>di</strong>e Redaktion<br />

Eine Bitte vorweg:<br />

Liebe Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen,<br />

der <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> wird<br />

immer mehr »publik« – <strong>und</strong> das ist<br />

gut so! Somit bekommen wir auch<br />

mehr »Fan-Post«, Anfragen häufen<br />

sich. Einige davon können von<br />

Hanno<strong>ver</strong> gleich erle<strong>di</strong>gt werden,<br />

das mache ich gern.<br />

�<br />

Nicht möglich ist <strong>di</strong>e Beantwortung<br />

von arbeits-, mitbestimmungs-<br />

<strong>und</strong> tarifrechtlichen<br />

Anfragen. Diese <strong>ver</strong>mittele ich<br />

zum zustän<strong>di</strong>gen <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Landesbezirk,<br />

was oft beim ersten Anlauf<br />

recht schwierig ist, wenn <strong>di</strong>e An-<br />

Lieber Kollege Gou<strong>ver</strong>noy,<br />

vielen Dank für <strong>di</strong>e Übersendung<br />

Deiner Anfrage.<br />

Leider ist <strong>di</strong>e Berichterstattung<br />

zur Anwendung des EuGH-Urteils<br />

in der öffentlichen Meinung in der<br />

Tat sehr stark auf <strong>di</strong>e Berufsgruppe<br />

der Ärzte/innen fokussiert.<br />

Dennoch bedeutet es, dass <strong>di</strong>e<br />

Beschäftigten in der Pflege ebenso<br />

durch das Urteil des EuGH zum<br />

Bereitschafts<strong>di</strong>enst tangiert sind.<br />

In allen Bereichen der <strong>Krankenhäuser</strong>,<br />

wo der Bereitschafts<strong>di</strong>enst<br />

in Form von persönlicher Anwesenheit<br />

abgeleistet wird, ist <strong>di</strong>e<br />

tatsächliche Zeit des Bereitschafts<strong>di</strong>enstes<br />

als Arbeitszeit zu werten.<br />

Dies betrifft in vielen <strong>Krankenhäuser</strong>n<br />

auch <strong>di</strong>e Bereiche der<br />

Haustechnik, Pforte <strong>und</strong> natürlich<br />

<strong>di</strong>e Beschäftigten in der Pflege.<br />

In der Umsetzung des Urteils<br />

sind <strong>di</strong>e Dienstpläne <strong>und</strong> geltenden<br />

Betriebs- <strong>und</strong> Dienst<strong>ver</strong>einba-<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 5<br />

LeserInnenbriefe<br />

fragen per eMail kommen <strong>und</strong><br />

keine Postadresse mitführen.<br />

�<br />

Also, richtet eure Fragen<br />

bitte <strong>di</strong>rekt an <strong>di</strong>e KollegInnen<br />

des für euch zustän<strong>di</strong>gen<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Landesbezirks, <strong>di</strong>e-<br />

LeserInnenbriefe bitte an:<br />

se <strong>ver</strong>mitteln dann an <strong>di</strong>e<br />

Joachim Lüddecke<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Bezirke oder klären<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Landesbezirk<br />

<strong>di</strong>e Sache gleich selbst.<br />

Niedersachsen-Bremen<br />

�<br />

Die Kontakt- Goseriede 10, 30159 Hanno<strong>ver</strong><br />

adressen findet ihr Tel. 0511 / 12 400 - 250<br />

Fax 0511 / 12 400 - 154<br />

in der Rubrik »Wir<br />

joachim.lueddecke@<strong>ver</strong><strong>di</strong>.de<br />

in <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>«.<br />

Bei Anfragen per eMail bitte<br />

Mit besten Grüßen<br />

Absender nicht <strong>ver</strong>gessen,<br />

Joachim Lüddecke<br />

damit wir gleich <strong>di</strong>e zustän<strong>di</strong>gen<br />

Ansprechpersonen bei<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> <strong>ver</strong>mitteln können.<br />

rungen unter den Vorgaben der<br />

Europäischen Richtlinie neu zu gestalten.<br />

Für weitere Rückfragen stehe ich<br />

<strong>di</strong>r gerne zur Verfügung.<br />

Viele Grüße von<br />

Dirk Völpel-Haus<br />

Impressum<br />

Das Redaktionsteam behält<br />

sich vor, Zuschriften gekürzt<br />

zu <strong>ver</strong>öffentlichen.<br />

Der <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> ist eine Veröffentlichung<br />

der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>,<br />

ein Kooperationsprojekt aller 13 <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Landesbezirke<br />

sowie des <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-B<strong>und</strong>esvorstandes, Fachbereich 3, Ressort 9<br />

V.i.S.d.P. Joachim Lüddecke, <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Landesbezirk<br />

Niedersachsen-Bremen, Goseriede 10, 30159 Hanno<strong>ver</strong>,<br />

Tel. 0511 / 12 400 - 250, Fax 12 400 - 154,<br />

eMail joachim.lueddecke@<strong>ver</strong><strong>di</strong>.de<br />

Namentlich gekennzeichnete Artikel geben<br />

nicht in jedem Fall <strong>di</strong>e Meinung der Redaktion wieder.<br />

Preis: nach dem Selbstkostendeckungsprinzip,<br />

im <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Mitgliedsbeitrag enthalten<br />

Auflage: 23.600<br />

Titelfoto: Norbert Feulner, Erlangen<br />

Verteileränderungen: bitte an Rainer Bobsin/freeStyle grafik<br />

Gestaltung: Rainer Bobsin/freeStyle grafik, Windthorststr. 3-4,<br />

30167 Hanno<strong>ver</strong>, Tel. 0511 / 71 009 77, Fax 0511 / 701 18 54,<br />

Daten (Leonardo) 0511 / 169 72 63, eMail rb@unidruck.de<br />

RAINER<br />

Druck: BWH Druck & Kommunikation<br />

Buchdruckwerkstätten Hanno<strong>ver</strong> GmbH FOTO:<br />

BOBSIN / FREESTYLE


<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politik<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politik:<br />

einmischen <strong>und</strong> gestalten!<br />

Die politische Großwetterlage ist<br />

alles andere als günstig für uns in<br />

den Gewerkschaften <strong>und</strong> unsere<br />

Werte. Der B<strong>und</strong>eskanzler hat in<br />

seiner Regierungserklärung vom<br />

14.3.2003 <strong>di</strong>e Finanzierung des<br />

Krankengeldes einseitig durch <strong>di</strong>e<br />

Versicherten angeregt.<br />

Die Rürup-Kommission legt noch<br />

im April ihren Bericht zur Kranken<strong>ver</strong>sicherung<br />

vor. Der Kommissionsvorsitzende<br />

will nach wie vor<br />

ein Kopfpauschalenmodell, mit<br />

dem <strong>di</strong>e solidarische <strong>und</strong> paritätische<br />

Finanzierung aufgekün<strong>di</strong>gt<br />

wird.<br />

Von der CDU/CSU, <strong>di</strong>e im B<strong>und</strong>esrat<br />

<strong>di</strong>e Mehrheit stellt <strong>und</strong><br />

deren Zustimmung zur <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>reform<br />

benötigt wird, liegen<br />

Kopfpauschalen nach Schweizer Vorbild?<br />

THOMAS LANGREDER, HANNOVER<br />

Vorschläge zum Ausschluss der<br />

Zahnbehandlung <strong>und</strong> von Unfällen<br />

im Haushalt <strong>und</strong> in der Freizeit aus<br />

dem Leistungskatalog der GKV<br />

vor. Wer zum Arzt geht, soll Eintrittsgeld<br />

bezahlen.<br />

Gerade in einer solchen Situation<br />

dürfen wir unseren Kopf nicht<br />

in den Sand stecken <strong>und</strong> unsere<br />

Erfolge klein reden. 2002 hat<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> eine weithin beachtete Positionsbestimmung<br />

zur <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politik<br />

vorgenommen. Die nun<br />

sichtbar werdenden Kernpunkte<br />

der Gesetzgebung des B<strong>und</strong>esministeriums<br />

für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />

Soziales zur Reform des <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesens<br />

beinhalten wichtige<br />

Vorhaben, <strong>di</strong>e auch von <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> begrüßt<br />

<strong>und</strong> getragen werden. Der<br />

Entwurf orientiert sich an mehr<br />

Qualität <strong>und</strong> Effizienz. Die integrierte<br />

Versorgung, ein B<strong>und</strong>esinstitut<br />

zur Qualitätssicherung <strong>und</strong><br />

<strong>di</strong>e <strong>ver</strong>tragliche Berücksichtigung<br />

von Qualitätsaspekten sollen<br />

durchgesetzt werden.<br />

Das aber passt wenig zu den<br />

Diskussionen in der Rürup-Kommission.<br />

Die wöchentlich neuen<br />

Vorschläge, wie Kopfpauschalen<br />

<strong>und</strong> Leistungsausgrenzung <strong>ver</strong>folgen<br />

fast allesamt das Ziel, das <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen<br />

in den ökonomischen<br />

Verwertungsprozess zu<br />

stellen. Marktra<strong>di</strong>kale Strategien<br />

werden zum Allheilmittel stilisiert.<br />

Mit einem <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen für<br />

<strong>di</strong>e Menschen hat das nichts mehr<br />

zu tun. <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> wird eine solche<br />

Zerstörung von Solidarität überall<br />

bekämpfen.<br />

Gerade 2003 wird es gewerkschaftliche<br />

Aufgabe in der <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politik<br />

sein, <strong>di</strong>e Strukturgesetzgebung<br />

aufmerksam zu<br />

<strong>ver</strong>folgen, an unseren Zielen zu<br />

messen <strong>und</strong> <strong>di</strong>e tragenden Prinzipien<br />

des Sozialstaates zu <strong>ver</strong>tei<strong>di</strong>gen.<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> will:<br />

■ <strong>di</strong>e paritätische <strong>und</strong> solidarische<br />

Finanzierung weiter entwickeln,<br />

■ eine hochwertige <strong>und</strong> flächendeckende<br />

me<strong>di</strong>zinische Versorgung<br />

der Bevölkerung auch künftig möglich<br />

machen <strong>und</strong> <strong>ver</strong>bessern <strong>und</strong><br />

■ <strong>di</strong>e wirtschaftliche Trägfähigkeit<br />

des <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesens so<br />

weiter entwickeln, dass humane<br />

<strong>und</strong> zukunftsorientierte Arbeitsplätze<br />

<strong>und</strong> Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />

für <strong>di</strong>e Beschäftigten entstehen.<br />

Das setzt einen Wandlungsprozess<br />

im Denken <strong>und</strong> Handeln in<br />

Politik <strong>und</strong> Gesellschaft voraus,<br />

den wir politisch gestalten müssen.<br />

Reformteile wie <strong>di</strong>e Fallpauschalen<br />

sind auf dem Weg – ob uns<br />

das gefällt oder nicht. Wir müssen<br />

auf jeden Fall jetzt dafür sorgen,<br />

dass <strong>di</strong>ese Fallpauschalen re<strong>ver</strong>sibel<br />

werden. Sie dürfen nicht nur<br />

<strong>di</strong>e Realität von heute, sondern<br />

müssen auch <strong>di</strong>e geforderte Qualität<br />

von morgen abbilden.<br />

Seit den 70er Jahren sind wir in<br />

den Gewerkschaften dafür eingetreten,<br />

dass <strong>di</strong>e starre Trennung<br />

der Sektoren der stationären <strong>und</strong><br />

der ambulanten Versorgung aufgehoben<br />

wird. Diese Trennung hat<br />

nie dem Wohl der Patientinnen<br />

<strong>und</strong> Patienten ge<strong>di</strong>ent, sondern<br />

nur denjenigen, <strong>di</strong>e an <strong>di</strong>esem System<br />

<strong>ver</strong><strong>di</strong>enen. Denn im <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen<br />

geht es um viel Geld:<br />

140 Mrd. Euro jährlich. Etwa ein<br />

Drittel <strong>di</strong>eses Betrages fließt in <strong>di</strong>e<br />

stationäre <strong>und</strong> <strong>di</strong>e Hälfte in <strong>di</strong>e<br />

ambulante Versorgung. Die Dimen-<br />

sion <strong>di</strong>eser Summe lässt massive<br />

Verteilungskämpfe <strong>ver</strong>muten.<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> hat <strong>di</strong>e Interessen der Mitglieder<br />

zu <strong>ver</strong>treten. Wo immer sie<br />

ihren Arbeitsplatz haben. In <strong>ver</strong>.<strong>di</strong><br />

gibt es ein breites Spektrum von<br />

Mitgliederinteressen, <strong>di</strong>e fast ein<br />

Spiegelbild der Gesellschaft mit<br />

6 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003


dem nötigen Diskurs <strong>und</strong> Konsens<br />

bilden.<br />

Rücksichten auf politische Tageslagen<br />

<strong>und</strong> Koalitionsbefindlichkeiten,<br />

wie immer sie im Farbenspektrum<br />

der politischen Parteien <strong>ver</strong>ortet<br />

sind, haben wir nicht zu nehmen.<br />

Das ist nicht unsere Sache.<br />

Wir haben vielmehr zu prüfen,<br />

ob das was wir tun unseren Mitgliedern<br />

nützt. Maßstab sind Arbeitsentgelte<br />

<strong>und</strong> Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />

sowie <strong>di</strong>e betriebliche<br />

Beschäftigungsentwicklung. Das<br />

ist <strong>di</strong>e eine Seite unserer Legitimationsbasis.<br />

Die zweite Seite ist <strong>di</strong>e Mitgestaltung<br />

an den Entwicklungsbe<strong>di</strong>ngungen<br />

der Branche <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen.<br />

Wenn <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> weiterhin<br />

durchsetzungsstark Mitglieder <strong>ver</strong>treten<br />

will, müssen wir auf <strong>di</strong>e<br />

Rahmenbe<strong>di</strong>ngungen unseres Handelns<br />

Einfluss nehmen. Kaum ein<br />

Bereich ist so abhängig von politischen<br />

<strong>und</strong> wirtschaftlichen Entscheidungen<br />

wie das <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen.<br />

Deshalb ist politischer<br />

Einfluss auf allen Ebenen wichtig.<br />

Wir brauchen innovative Konzepte<br />

in der <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong><strong>ver</strong>sorgung.<br />

Sie müssen sozial akzeptabel<br />

sein, zu unserer Tariflandschaft<br />

passen, einer positiven Beschäftigungsentwicklung<br />

<strong>di</strong>enen, Kostenbewusstsein<br />

fördern <strong>und</strong> <strong>di</strong>e<br />

Versorgung der Patienten <strong>und</strong><br />

Patientinnen qualitativ <strong>ver</strong>bessern.<br />

All das gehört zusammen.<br />

Die Gesamtoperation – <strong>di</strong>e<br />

Strukturen des <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesens<br />

zu <strong>ver</strong>ändern – steht unter einem<br />

enormen Druck, der an <strong>di</strong>e Wurzeln<br />

des Sozialstaates geht. Im<br />

Februar wurden von Seiten des<br />

Ministeriums für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />

Soziales <strong>di</strong>e ersten Eckpunkte<br />

einer Reform auf den Tisch gelegt.<br />

Wir erwarten den Gesetzentwurf<br />

bereits Anfang Mai. In der Debatte<br />

sind bereits jetzt Aussagen zur<br />

Qualität der me<strong>di</strong>zinischen Versorgung,<br />

zur Steuerung des Systems,<br />

zur Reform des Sicherstellungsauftrags,<br />

zu Patientenrechten <strong>und</strong> zur<br />

Arzneimittel<strong>ver</strong>sorgung.<br />

Doch auch <strong>di</strong>e abenteuerlichen<br />

Finanzierungsvorschläge der<br />

Rürup-Kommission sollen noch in<br />

den Gesetzentwurf eingearbeitet<br />

werden.<br />

Auch wir wollen, dass nicht alles<br />

beim alten bleibt. <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> will eine<br />

Strukturreform des <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesens<br />

entlang der Kriterien von<br />

Qualität <strong>und</strong> Effizienz. Wir haben<br />

unsere Vorschläge mit der Berliner<br />

Erklärung des Gewerkschaftsrates<br />

präsentiert. <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> will Reformen,<br />

<strong>di</strong>e in der Lage sind, <strong>di</strong>e Solidarität<br />

im <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen zu stärken<br />

<strong>und</strong> weiter zu entwickeln. Die paritätische<br />

Finanzierung muss erhalten<br />

<strong>und</strong> dynamisch angepasst werden.<br />

Was mit uns keinesfalls geht ist<br />

<strong>di</strong>e Abschaffung der paritätischen<br />

<strong>und</strong> solidarischen Finanzierung<br />

<strong>und</strong> <strong>di</strong>e Ausgliederung zentraler<br />

Bestandteile der sozialen Sicherung<br />

der Menschen aus dem Leistungskatalog<br />

der GKV. Wir sagen<br />

ein klares Nein zur Ausgliederung<br />

von Krankengeld oder Unfällen<br />

aus dem Leistungskatalog der GKV.<br />

Beides muss <strong>und</strong> kann im Sozial-<br />

staat paritätisch finanziert werden.<br />

Wir brauchen in der Tat eine<br />

mutige Reform. Die darf sich aber<br />

nicht gegen <strong>di</strong>e Schwachen – <strong>di</strong>e<br />

Patienten, Versicherte, Arbeitnehmer<br />

– richten. Mut ist vielmehr bei<br />

der Auseinandersetzung mit den<br />

mächtigen Lobby-Gruppen im <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen<br />

gefragt. Eine Reform<br />

muss schließlich gegen Pharmaindustrie,<br />

Standes<strong>ver</strong>tretungen<br />

<strong>und</strong> Arbeitgeber<strong>ver</strong>bände durchgesetzt<br />

werden. Eine solche Reform<br />

wird von <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> unterstützt.<br />

Mit unseren Aktivitäten im Rahmen<br />

der <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>kampagne<br />

wollen wir ein deutliches Zeichen<br />

für unser solidarisches <strong>und</strong> paritätisch<br />

finanziertes <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen<br />

setzen. Wir werben für eine<br />

Strukturreform zur Sicherung der<br />

Finanzierung, der Verbesserung<br />

der Leistungen im Rahmen der<br />

Prävention <strong>und</strong> dem Ausbau einer<br />

integrierten <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong><strong>ver</strong>sorgung.<br />

Wir machen klar, dass dafür<br />

qualifizierte Arbeitsplätze bei Kassen<br />

<strong>und</strong> Leistungserbringern erhalten<br />

<strong>und</strong> geschaffen werden müssen.<br />

Mit unseren Forderungen ist<br />

<strong>di</strong>es realisierbar ohne Einschnitte<br />

bei Leistungen <strong>und</strong> Zuzahlungen<br />

<strong>und</strong> ohne Beitragssatzsteigerungen.<br />

■<br />

Beate Eggert<br />

Eckpunkte des Entwurfs für ein <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>systemmodernisierungsgesetz<br />

des BMGS<br />

1. Qualität wird <strong>ver</strong>bessert durch ein nationales Zentrum für<br />

Qualität in der Me<strong>di</strong>zin <strong>und</strong> <strong>ver</strong>pflichtende Fortbildung<br />

2. Es soll einen gemeinsamen Sicherstellungsauftrag von<br />

Krankenkassen <strong>und</strong> Kassenärztlichen Vereinigungen<br />

geben. Bei Fachärzten sollen Einzel<strong>ver</strong>träge Kollektiv<strong>ver</strong>träge<br />

zunächst ergänzen, später ersetzen. Die <strong>Krankenhäuser</strong><br />

werden für ambulante spezialärztliche Leistungen<br />

generell geöffnet - in unter<strong>ver</strong>sorgten Gebieten für<br />

alle Leistungen. Die Einrichtung von Polikliniken, Gruppenpraxen<br />

<strong>und</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>zentren wird ermöglicht.<br />

3. Bei der Arzneimittel<strong>ver</strong>sorgung werden Versandapotheken<br />

<strong>und</strong> der Besitz mehrerer Apotheken ermöglicht. Die<br />

Preisgestaltung wird liberalisiert. Bei der Zulassung soll<br />

auch <strong>di</strong>e Kosten/Nutzen-Relation berücksichtigt werden<br />

(4. Hürde).<br />

4. Fusionen von Krankenkassen (derzeit fast 400) werden erleichtert<br />

<strong>und</strong> Kassenärztliche Vereinigungen werden reformiert.<br />

Das Einstimmigkeitsprinzip in den B<strong>und</strong>esausschüssen,<br />

das bisher Veränderungen blockierte wird ersetzt.<br />

Vorstandsgehälter werden <strong>ver</strong>öffentlicht.<br />

5. Die ärztliche Vergütung wird <strong>ver</strong>ändert. Fachärzte erhalten<br />

Fallpauschalen. Bei Hausärzten sind Kopfpauschalen<br />

vorgesehen.<br />

6. Versicherte sollen einen Bonus erhalten, wenn sie an<br />

Präventionsprogrammen teilnehmen <strong>und</strong> den Hausarzt als<br />

Lotsen nutzen.<br />

7. Das System soll insgesamt transparenter werden durch für<br />

Patienten <strong>ver</strong>ständliche Leitlinien, Transparenz von Entscheidungsprozessen<br />

in Instituten <strong>und</strong> Gremien, Einführung<br />

einer Patientenquittung <strong>und</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>karte.<br />

8. Patientenrechte sollen durch Beteiligung an Entscheidungen<br />

<strong>und</strong> <strong>ver</strong>besserter Beratung gestärkt werden.<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 7<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politik


<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politik<br />

Menschen für <strong>di</strong>e Arbeit in<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>berufen begeistern<br />

Frank Bsirske anlässlich des<br />

Frühlingsempfangs der DKG<br />

Am 18.3.2003 fand in Berlin der<br />

Frühlingsempfang der Deutschen<br />

Krankenhausgesellschaft statt.<br />

Unter dem Thema »<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>reform<br />

2003 – Arbeitsplatz Krankenhaus«<br />

hat Frank Bsirske,<br />

Vorsitzender der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft<br />

Stellung zur<br />

Reform des <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesens,<br />

zu Fragen der Arbeitszeit <strong>und</strong> zum<br />

Tarifgeschehen genommen. Wir<br />

dokumentieren Auszüge aus der<br />

Rede.<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>reform<br />

Die <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>reform 2003 findet<br />

unter deutlich <strong>ver</strong>änderten<br />

Rahmenbe<strong>di</strong>ngungen statt. Die<br />

Rede des B<strong>und</strong>eskanzlers ist eindeutig.<br />

Er will aus der Parität <strong>und</strong><br />

aus der Sachleistung aussteigen.<br />

Zuzahlungen für Kranke sollen erweitert<br />

werden. Damit besteht <strong>di</strong>e<br />

Gefahr, das <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen in<br />

den ökonomischen Verwertungsprozess<br />

einzugliedern <strong>und</strong> <strong>di</strong>e <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong><strong>ver</strong>sorgung<br />

auf dem<br />

Markt auszuhandeln. Um so aufmerksamer<br />

muss <strong>ver</strong>folgt werden,<br />

welchen Zielen <strong>di</strong>e <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>reform<br />

nahe kommt <strong>und</strong> ob sie geeignet<br />

ist, <strong>di</strong>e Ausgestaltung des<br />

sozialen Sicherungsniveaus in <strong>di</strong>e<br />

Zukunft hin zu wahren.<br />

In welche <strong>ver</strong>kehrte Welt ist <strong>di</strong>e<br />

rot-grüne Regierung geraten?<br />

Ohne <strong>di</strong>e Ursachen der Einnahmeeinbrüche<br />

in der GKV – vor allem<br />

<strong>di</strong>e Verschiebebahnhöfe <strong>und</strong> <strong>di</strong>e<br />

nicht steuerkompensierten Leistungen<br />

– zu betrachten, werden<br />

<strong>di</strong>e »Meistbieter« im Sozialabbau<br />

gefeiert. Parität <strong>und</strong> Solidarität in<br />

der Finanzierung werden in großen<br />

Schritten preisgegeben. Für<br />

uns ist völlig unstrittig: Wenn <strong>di</strong>e<br />

Parität fällt, entfällt das tragende<br />

<strong>und</strong> un<strong>ver</strong>äußerliche Element für<br />

eine strukturelle Modernisierung<br />

des <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesens.<br />

Moderne <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politik<br />

muss vor allem eines leisten. Sie<br />

muss integrieren, sie grenzt nicht<br />

aus, weder Leistungen noch<br />

Krankheitsursachen. Sie gründet<br />

auf dem modernen Selbst<strong>ver</strong>waltungs-<br />

<strong>und</strong> solidarischen beitragsfinanzierten<br />

GKV-Prinzip. Dieses<br />

wird auch von großen Teilen der<br />

CDU hochgehalten. Was den<br />

Wertekonsens in der Gesellschaft<br />

angeht, so ist er gefestigter als<br />

manche Marktf<strong>und</strong>amentalisten<br />

glauben.<br />

Umsetzung der<br />

Arbeitszeitrichtlinie 93/104 EG<br />

Durch <strong>di</strong>e Vorgaben der Arbeitszeitrichtlinie<br />

93/104 EG ist <strong>di</strong>e wöchentliche<br />

Höchstarbeitszeit auf<br />

48 St<strong>und</strong>en beschränkt. Damit<br />

sind <strong>di</strong>e in den deutschen <strong>Krankenhäuser</strong>n<br />

geleisteten Bereitschafts<strong>di</strong>enste<br />

als Arbeitszeit zu<br />

werten. So muss auch <strong>di</strong>e BAG-<br />

Entscheidung <strong>ver</strong>standen werden.<br />

Alle bisherigen Versuche, den Arbeitszeitbegriff<br />

national unterschiedlich<br />

auszulegen, sind damit<br />

gescheitert. Europa hat auch sein<br />

Gutes. Doch <strong>di</strong>e B<strong>und</strong>esregierung<br />

handelt nicht danach.<br />

Aller<strong>di</strong>ngs, <strong>di</strong>e Gewerbeaufsichtsämter<br />

akzeptieren <strong>di</strong>e EuGH-<br />

Rechtsprechung nunmehr. Für<br />

öffentlich-rechtliche Arbeitgeber<br />

gilt der BAG-Beschluss unmittelbar.<br />

Es sind damit schon vor der<br />

Änderung des Arbeitszeitgesetzes<br />

EU-konforme Arbeitszeitmodelle<br />

umzusetzen.<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> erwartet von den Verantwortlichen<br />

in den <strong>Krankenhäuser</strong>n,<br />

dass <strong>di</strong>e Struktur- <strong>und</strong><br />

Prozessprobleme angegangen werden,<br />

indem<br />

■ <strong>di</strong>e tra<strong>di</strong>erten Arbeitsabläufe<br />

<strong>und</strong> Organisationsstrukturen auf<br />

den Prüfstand kommen,<br />

■ Personal eingestellt <strong>und</strong><br />

familien- <strong>und</strong> kindergerechte<br />

Arbeitszeiten angeboten werden,<br />

■ in den <strong>Krankenhäuser</strong>n <strong>di</strong>e<br />

hohe Überst<strong>und</strong>enzahl <strong>und</strong><br />

Arbeitsbelastung reduziert wird<br />

<strong>und</strong><br />

■ Ruhe- <strong>und</strong> Pausenzeiten eingehalten<br />

werden.<br />

Denn von der Schaffung attrakti<strong>ver</strong><br />

<strong>und</strong> gendergerechter Arbeitszeiten<br />

hängt es auch ab, ob es gelingen<br />

kann, <strong>di</strong>e Menschen für <strong>di</strong>e<br />

Arbeit in <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>berufen zu<br />

begeistern.<br />

Integrierte Versorgung<br />

Neben der paritätischen Finanzierung<br />

setzt <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> auf <strong>di</strong>e Umsetzung<br />

der integrierten Versorgung.<br />

Die <strong>Krankenhäuser</strong> nehmen darin<br />

eine bedeutende Rolle ein. Von<br />

ihnen können <strong>di</strong>e entscheidenden<br />

Impulse ausgehen sektorenübergreifende<br />

Versorgungsstrukturen<br />

zu implementieren.<br />

Dennoch ist es auch unerlässlich,<br />

<strong>di</strong>e Rolle der <strong>Krankenhäuser</strong> in Teilen<br />

neu zu bestimmen. Unserer<br />

Vorstellung nach wäre es zu eng<br />

gedacht, wenn nur ärztliche Leistungen<br />

intersektoral <strong>ver</strong>knüpft<br />

werden. Die hohe Bedeutung der<br />

Pflege <strong>und</strong> von anderen, den<br />

me<strong>di</strong>zinischen Prozess unterstützenden<br />

ges<strong>und</strong>heitsberuflichen<br />

Leistungen sieht <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> als entscheidend<br />

dafür an, ob <strong>di</strong>e sektorenübergreifendeIntegrations<strong>ver</strong>sorgung<br />

gelingen kann. Aus der<br />

klassischen Krankenhausbedarfsplanung<br />

sollte eine sektorenübergreifendeVersorgungsstruktur<strong>und</strong><br />

Kapazitätssteuerung werden.<br />

<strong>Krankenhäuser</strong> müssen <strong>di</strong>e Möglichkeit<br />

bekommen, Institutsambulanzen<br />

zu führen. Vor- <strong>und</strong> nach-<br />

8 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003


FREESTYLE<br />

stationäre oder auch stationsersetzende<br />

Behandlungen sollten ein<br />

Selbst<strong>ver</strong>ständnis der Zukunft sein.<br />

Arbeitsplatz Krankenhaus<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> kennt schon lange <strong>di</strong>e negative<br />

Seite der Externalisierung,<br />

<strong>di</strong>e sich in den <strong>Krankenhäuser</strong>n<br />

abspielt. Wir kennen auch <strong>di</strong>e Privatisierungsschübe<br />

bei Krankenhausträgerschaften<br />

der Kommunen.<br />

Was das für <strong>di</strong>e Gültigkeit<br />

des Flächentarif<strong>ver</strong>trages bedeutet,<br />

muss ich an <strong>di</strong>eser Stelle nicht<br />

ausführen.<br />

Niemand soll sagen, <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />

der <strong>Krankenhäuser</strong> seien<br />

nicht flexibel. Die Beschäftigung<br />

ist gesunken, <strong>di</strong>e Leistungs<strong>ver</strong><strong>di</strong>chtung<br />

wurde gesteigert <strong>und</strong> Morbi<strong>di</strong>täten<br />

gerade älterer Menschen<br />

stellen enorme Herausforderungen<br />

für <strong>di</strong>e Qualität, <strong>di</strong>e Qualifikation<br />

<strong>und</strong> <strong>di</strong>e sozialen Kompetenzen der<br />

im Krankenhaus Beschäftigten dar.<br />

Wenn auch den <strong>Krankenhäuser</strong>n<br />

im internationalen Vergleich ein<br />

gutes Zeugnis ausgestellt wird,<br />

sind Qualitäts- <strong>und</strong> Effizienzsteigerungen<br />

eine kontinuierliche Aufgabe<br />

bei der sich <strong>di</strong>e Arbeit in den<br />

<strong>Krankenhäuser</strong>n noch mehr <strong>ver</strong><strong>di</strong>chtet.<br />

Umso bedeutender wird, dass<br />

<strong>di</strong>ese Arbeit sozial gesichert <strong>und</strong><br />

attraktiv gehalten wird <strong>und</strong> umso<br />

wichtiger ist es für uns, dass <strong>di</strong>e<br />

tarif<strong>ver</strong>traglichen Lohnentwicklungen<br />

auch in den DRGs ihren<br />

Niederschlag finden. ■<br />

Dr. Margret Steffen<br />

GKV schließt mit unerwartet<br />

hohem Defizit ab<br />

Mit einem Defizit von 2,964<br />

Milliarden Euro schloss <strong>di</strong>e gesetzliche<br />

Kranken<strong>ver</strong>sicherung im Jahr<br />

2002 ab.<br />

Das B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitsministerium<br />

war im Herbst <strong>ver</strong>gangenen<br />

Jahres noch von einem deutlich<br />

niedrigeren Fehlbetrag ausgegan-<br />

gen. Als Kostentreiber erwies<br />

sich vor allem <strong>di</strong>e Arzneimittel<strong>ver</strong>sorgung.<br />

Ungeachtet aller Sparmaßnahmen<br />

legte <strong>di</strong>eser Bereich zwischen<br />

Januar <strong>und</strong> Dezember um 4,8 Prozent<br />

zu. ■<br />

AOK Blickpunkt, März 2003<br />

GKV-Finanzentwicklung im ersten Halbjahr 2002 *<br />

GKV AOK BKK IKK EAR EAN<br />

Ärztliche Behandlung<br />

Behandlung durch<br />

2,0 2,2 4,6 -0,6 1,9 1,0<br />

Zahnärzte (ohne Zahnersatz) 0,9 -0,1 3,0 1,7 2,1 0,3<br />

Zahnersatz -3,5 -2,6 -3,7 -1,0 -0,5 -3,9<br />

Arzneimittel<br />

Summe Heil-<br />

4,8 5,3 1,3 7,9 7,3 6,3<br />

<strong>und</strong> Hilfsmittel 8,0 6,4 7,4 8,4 6,6 12,1<br />

Krankenhausbehandlung 3,1 2,6 1,0 3,5 4,4 5,8<br />

Krankengeld -2,0 -3,4 2,0 -3,1 -4,7 -1,8<br />

Fahrkosten<br />

Vorsorge-u.<br />

7,1 7,5 4,7 6,5 4,1 9,6<br />

Rehabilitationsmaßnahmen<br />

Soziale Dienste/<br />

-0,2 -0,2 -2,8 2,8 -5,2 1,4<br />

Prävention 6,0 8,2 18,7 4,8 6,3 0,7<br />

Häusliche Krankenpflege 4,1 4,7 -4,0 7,7 -1,3 9,0<br />

Sterbegeld<br />

Ausgaben für Leistungen<br />

-0,2 0,4 -8,0 -1,0 0,4 4,5<br />

insgesamt 3,0 2,8 2,4 3,0 2,7 4,1<br />

Netto-Verwaltungskosten<br />

Beitragspflichtige Einnahmen<br />

4,5 5,6 7,3 6,1 2,1 4,3<br />

(AKV-Mitglieder u. Rentner) 0,5 0,4 0,5 -0,3 -0,2 -0,4<br />

* Veränderungsraten je Mitglied einschließlich Rentner (v.H.)<br />

AOK = Allgemeine Ortskrankenkassen, BKK = Betriebskrankenkassen,<br />

IKK= Innungskrankenkassen, EAR = Arbeiter-Ersatzkassen,<br />

EAN = Angestellten-Ersatzkassen Quelle: GKV Statistik BMG, Vordruck KV 45<br />

Tabaksteuer <strong>ver</strong>meidet Tote<br />

Die Bedrohung der Ges<strong>und</strong>heit<br />

durch das Rauchen ist beispiellos<br />

Der Weltbankbericht zum Tabakkonsum<br />

liegt jetzt auch in<br />

einer deutschen Übersetzung<br />

vor<br />

Täglich sterben in Deutschland<br />

300 bis 350 Menschen an tabakbe<strong>di</strong>ngten<br />

Krankheiten. Die Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation<br />

<strong>und</strong> <strong>di</strong>e<br />

Weltbank sprechen inzwischen<br />

von einer Epidemie. Als ein »Meilenstein«<br />

in der Zusammenfassung<br />

von Forschungsergebnissen zur<br />

Tabakepidemie wurde der Bericht<br />

der Weltbank »Curbing the Epidemic«<br />

von 1999 bezeichnet. Am<br />

1. April 2003 hat nun das Deut-<br />

sche Krebsforschungszentrum <strong>di</strong>e<br />

deutsche Fassung unter dem Titel<br />

»Der Tabakepidemie Einhalt gebieten«<br />

vorgestellt. Der Bericht<br />

schlägt zur Eindämmung des Tabakkonsums<br />

zum Beispiel Tabaksteuererhöhungen,<br />

Bekämpfung<br />

des Tabakschmuggels, ein umfassendes<br />

Werbe<strong>ver</strong>bot, Schaffung<br />

einer rauchfreien Umwelt <strong>und</strong><br />

Aufklärungskampagnen vor.<br />

Rauchen tötet weltweit bereits<br />

jeden zehnten Erwachsenen. Bis<br />

2030, vielleicht auch etwas eher,<br />

wird es jeder sechste sein oder<br />

10 Millionen Tote pro Jahr.<br />

Rauchen tötet mehr Menschen als<br />

jede andere einzelne Ursache.<br />

Während <strong>di</strong>ese Epidemie chroni-<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 9<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politik<br />

scher Krankheit <strong>und</strong> vorzeitigen<br />

Todes noch bis vor kurzem hauptsächlich<br />

<strong>di</strong>e reichen Länder betraf,<br />

<strong>ver</strong>lagert sie sich jetzt rapide in<br />

<strong>di</strong>e Entwicklungsländer. Bis 2020<br />

werden sieben von zehn Menschen,<br />

<strong>di</strong>e durch das Rauchen umkommen,<br />

aus Niedrig- <strong>und</strong> Mitteleinkommensländern<br />

stammen.<br />

Die ungekürzte Version ist unter:<br />

www.fr-aktuell.de/doku runterzuladen.<br />

Der komplette Bericht kann kostenlos<br />

bestellt werden bei: Deutsches<br />

Krebsforschungszentrum,<br />

WHO-Kollaborationszentrum für<br />

Tabakkontrolle, Im Neuenheimer<br />

Feld 280, 69120 Heidelberg<br />

(who-cc@dkfz.de)


Für eine mutige <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>e Reform<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politik<br />

HANSEN KOMMUNIKATION, KÖLN<br />

Aktionswoche in der<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>kampagne!<br />

Für Patientinnen <strong>und</strong> Patienten –<br />

gegen Pharmaindustrie, Standes<strong>ver</strong>tretungen<br />

<strong>und</strong> Arbeitgeber<strong>ver</strong>bände<br />

muss <strong>di</strong>e Strukturreform im<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen durchgesetzt<br />

werden. Dafür wird sich <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> in<br />

der <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>kampagne engagieren.<br />

Starke Lobbygruppen der Wirtschaft<br />

wollen statt einer »ges<strong>und</strong>en<br />

Reform« drastische Einschränkungen<br />

der Kassenleistungen.<br />

Billig soll es sein. Die Lohnnebenkosten<br />

sollen gesenkt werden –<br />

auch wenn dadurch <strong>di</strong>e Qualität<br />

der Versorgung <strong>und</strong> <strong>di</strong>e Arbeitsplätze<br />

bei den gesetzlichen Krankenkassen<br />

<strong>und</strong> den Leistungs-<br />

Mutige Reformen:<br />

Damit ihr geld nicht<br />

auf dem müll landet.<br />

Es gibt viel zu viele Arzneimittel. Dabei brauchen wir<br />

weniger als zehn Prozent <strong>di</strong>eser zum großen Teil<br />

identischen Me<strong>di</strong>kamente <strong>ver</strong>schiedener Hersteller.<br />

Und es werden zu viele <strong>und</strong> zu große Mengen<br />

von Me<strong>di</strong>kamenten <strong>ver</strong>schrieben. Sie landen<br />

deswegen bald auf dem Müll. Rausgeworfenes<br />

gutes Geld: Von Ihrem Kranken<strong>ver</strong>sicherungsbeitrag.<br />

Die Positivliste schafft <strong>di</strong>e notwen<strong>di</strong>ge<br />

Transparenz. Sie gibt<br />

Orientierung <strong>und</strong> Sicherheit.<br />

Und sie hilft sparen, weil sie <strong>di</strong>e<br />

kostengünstigen unter den<br />

notwen<strong>di</strong>gen Me<strong>di</strong>kamenten<br />

nennt. Und sie ist ein guter Lotse<br />

durch <strong>di</strong>e überflüssige Vielfalt<br />

für den Arzt oder Apotheker.<br />

erbringern im <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen<br />

massiv gefährdet werden. Bisher<br />

wird <strong>di</strong>esen Wirtschaftsinteressen<br />

von der B<strong>und</strong>esregierung nicht<br />

entschieden entgegengetreten<br />

– im Gegenteil! Die Regierungserklärung<br />

des B<strong>und</strong>eskanzlers<br />

<strong>und</strong> <strong>di</strong>e Diskussionen in der<br />

Rürup-Kommission sind nicht<br />

ermutigend. Anfang Mai ist der<br />

Gesetzentwurf über <strong>di</strong>e »Modernisierung«<br />

des <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesens<br />

zu erwarten.<br />

Die <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>kampagne<br />

ist aktueller denn je. »Mehr bewegen<br />

– für eine mutige Reform«<br />

– dafür haben wir gute Gründe. In<br />

der Zeit vom 12. bis 17. Mai 2003<br />

führt <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> eine Aktionswoche<br />

durch. Diese <strong>di</strong>ent der Mobilisie-<br />

Vorbeugung<br />

Transparenz<br />

Vernetzung<br />

Qualität<br />

Effizienz<br />

Solidarität<br />

Sicherheit<br />

rung für unsere Forderungen zur<br />

Strukturreform des <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesens.<br />

Sie ist erforderlich, um<br />

einen ra<strong>di</strong>kalen Umbau des <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>systems<br />

gegen <strong>di</strong>e Interessen<br />

der Arbeitnehmerinnen <strong>und</strong><br />

Arbeitnehmer zu <strong>ver</strong>hindern. <strong>ver</strong>.<strong>di</strong><br />

will das solidarisch <strong>und</strong> paritätisch<br />

finanzierte <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen <strong>ver</strong>bessern<br />

<strong>und</strong> zukunftsfest machen.<br />

Gemeinsam mit dem DGB ruft<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> auf zu einem b<strong>und</strong>esweiten<br />

»Netzwerk Ges<strong>und</strong>heit«. Sozial<strong>ver</strong>bände,Patientenorganisationen,<br />

Verbraucherschutz, Wohlfahrts<strong>ver</strong>bände<br />

<strong>und</strong> kirchliche<br />

Organisationen wollen gemeinsam<br />

<strong>di</strong>e Reform in <strong>di</strong>e richtige Richtung<br />

bewegen. Dieses Netzwerk ist<br />

bunt <strong>und</strong> vielfältig <strong>und</strong> signali-<br />

Unsere Kernforderung:<br />

Qualität<br />

<strong>und</strong> Effizienz<br />

Ges<strong>und</strong>heit muss den Menschen <strong>di</strong>enen. Professionalität<br />

<strong>und</strong> Qualität der <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>förderung<br />

<strong>und</strong> Kranken<strong>ver</strong>sorgung müssen gesichert sein.<br />

Von mehr Zusammenarbeit zwischen <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>berufen<br />

<strong>und</strong> -einrichtungen muss der Patient<br />

profitieren. Dazu kommen Wissen <strong>und</strong> Erfahrung.<br />

Für alle Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger muss <strong>di</strong>e hohe<br />

Qualität der me<strong>di</strong>zinischen Versorgung gelten.<br />

Und zwar für jede Leistung.<br />

Sieben Gute Gründe<br />

Für eine<br />

Ges<strong>und</strong>e Reform<br />

■ Vorsorge durch <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>beratung<br />

<strong>und</strong> Präventionsprogramme<br />

■ <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>förderung in allen Lebens-<br />

<strong>und</strong> Arbeitsbereichen<br />

■ Mitbestimmungsrecht der Patienten<br />

■ geschlechterspezifische Forschung<br />

<strong>und</strong> Berichterstattung<br />

■ bessere Informationsmöglichkeiten<br />

für den Patienten<br />

■ Einführung der <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>karte<br />

<strong>und</strong> der Patientenquittung<br />

■ Einführung der Positivliste für Me<strong>di</strong>kamente<br />

■ Vorrang für integrierte Versorgung,<br />

Vorbeugung <strong>und</strong> Behandlung<br />

■ Öffnung der <strong>Krankenhäuser</strong><br />

für <strong>di</strong>e ambulante Versorgung<br />

■ Zusammenarbeit aller <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>berufe<br />

<strong>und</strong> -<strong>di</strong>enstleister<br />

■ Einführung qualitätsgeprüfter<br />

Behandlungsleitlinien für chronisch Kranke<br />

Gruppenegoistisches Handeln dagegen scha<br />

Versorgungsmängel. Wir haben Über-, Unte<br />

Fehl<strong>ver</strong>sorgung. Mittelmaß <strong>und</strong> schlechte Q<br />

werden wirtschaftlich belohnt.<br />

Wir brauchen eine strikte Orientierung am B<br />

des Patienten <strong>und</strong> flächendeckend gute auf<br />

der abgestimmte Leistungen. Das ist nicht n<br />

besser, sondern auch billiger. Leitlinien, regelm<br />

Fortbildung <strong>und</strong> Qualitätskriterien sind für P<br />

im <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen un<strong>ver</strong>zichtbar.<br />

Bedürfnisse der Menschen, humane <strong>und</strong> so<br />

me<strong>di</strong>zinische Notwen<strong>di</strong>gkeiten sind in einer<br />

len Kranken<strong>ver</strong>sorgung unab<strong>di</strong>ngbar. Krank<br />

insbesondere Schwerkranke – müssen vor b<br />

Marktmacht in der Gesellschaft geschützt w<br />

■ <strong>ver</strong>bindliche Kriterien zur Qualität<br />

der Patienten<strong>ver</strong>sorgung<br />

■ gute Ausbildungen <strong>und</strong> Arbeitsbe<strong>di</strong>ngun<br />

■ Entlastung der Krankenkassen<br />

von staatlichen Aufgaben<br />

■ Hausarzt als Lotse<br />

■ Solidarprinzip<br />

■ paritätische Finanzierung<br />

10 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> – Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft e.V. · Potsdamer Platz 10 · 10785 Berlin, Verantwortlich: Beate Eggert<br />

Konzept/Gestaltung: Hansen Kommunikation, Köln · Druck: apm AG Eppelheim, Niederlassung Frankfurt a.M. · W-1620-41-0303


fft<br />

r- <strong>und</strong><br />

ualität<br />

edarf<br />

einanur<br />

äßige<br />

rofis<br />

ziale<br />

soziae<br />

–<br />

linder<br />

erden.<br />

gen<br />

siert, dass <strong>di</strong>e Patienteninteressen<br />

in den Mittelpunkt des <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesens<br />

gehören. Es sollen<br />

regionale Bündnisse ins Leben gerufen<br />

werden.<br />

Die Aktionswoche selbst soll zu<br />

vielfältigen Veranstaltungen, Gesprächen<br />

<strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit<br />

im B<strong>und</strong>esgebiet genutzt werden.<br />

Ihren Höhepunkt findet sie mit<br />

einer Demonstration am Samstag,<br />

dem 17. Mai in Berlin vor der<br />

Siegessäule.<br />

Die Demonstration geht alle<br />

Fachbereiche in <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> an. Ges<strong>und</strong>heit<br />

als gesellschaftliche <strong>und</strong><br />

soziale Aufgabe ist das Thema.<br />

Dabei geht es um das Leistungsangebot<br />

für alle Versicherten <strong>und</strong><br />

auch darum, wie hoch das Netto-<br />

Viele reden von einer<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>reform, aber<br />

denken dabei nur an <strong>di</strong>e<br />

Sicherung ihrer eigenen<br />

Interessen. Das ist keine<br />

Reform, sondern le<strong>di</strong>glich<br />

<strong>di</strong>e Um<strong>ver</strong>teilung der<br />

Kosten zum Nachteil der<br />

Versicherten.<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> hat ein zukunftsfähiges<br />

Konzept entwickelt.<br />

Darin schlagen wir konkrete,<br />

strukturelle <strong>und</strong><br />

finanzielle Veränderungen<br />

der <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong><strong>ver</strong>sorgung<br />

vor. <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> geht es vor allem<br />

um das Patientenwohl <strong>und</strong><br />

soziale Gerechtigkeit.<br />

Die Vorschläge wenden<br />

sich gegen <strong>di</strong>e stän<strong>di</strong>ge<br />

Verunsicherung durch zu<br />

viele <strong>und</strong> sich widersprechende<br />

Aussagen. Denn<br />

<strong>di</strong>e Menschen haben ein<br />

Recht auf Klarheit <strong>und</strong><br />

Sicherheit.<br />

Gute Gründe<br />

für eine Ges<strong>und</strong>e Reform<br />

ür <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> bedeutet <strong>di</strong>e<br />

F<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>reform nicht<br />

<strong>di</strong>e Abwälzung der Finanz<strong>und</strong><br />

Strukturprobleme auf<br />

<strong>di</strong>e Versicherten. Eine<br />

zukunftsfähige Reform kann<br />

nur auf dem F<strong>und</strong>ament<br />

eines gerechten Finanzierungskonzepts<br />

erreicht werden.<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> fordert daher<br />

■ 15 bis 20 Mrd. Euro<br />

durch Strukturreformen<br />

einzusparen<br />

■ <strong>ver</strong>sicherungsfremde<br />

Leistungen nicht länger<br />

von den Kassen, bzw. den<br />

Versicherten bezahlen zu<br />

lassen <strong>und</strong> damit 20 Mrd.<br />

Euro einzusparen<br />

einkommen der Arbeitnehmer <strong>und</strong><br />

Arbeitnehmerinnen am Monatsende<br />

ist. <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> will keine Zwei-<br />

Klassen-Me<strong>di</strong>zin. Es geht aber<br />

auch um <strong>di</strong>e Situation der Beschäftigten<br />

im <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen,<br />

in den <strong>Krankenhäuser</strong>n <strong>und</strong> bei<br />

den Versorgerkassen. Auch deshalb<br />

wird gerade aus <strong>di</strong>esen Fachbereichen<br />

eine besonders große<br />

Beteiligung erwartet. Sie muss<br />

deutlich über der des Vorjahres<br />

liegen.<br />

Die Aktionswoche <strong>und</strong> Demonstration<br />

<strong>di</strong>enen als Auftakt für<br />

weitere Aktivitäten der Gewerkschaften<br />

gegen den Sozialabbau<br />

<strong>und</strong> für einen zukunftssicheren<br />

Sozialstaat auf dem Gr<strong>und</strong>wert<br />

der Solidarität. Sie fließt als ein<br />

Eine Durchsetzung <strong>di</strong>eser<br />

Sparmaßnahmen ist längst<br />

überfällig. Sie würde für den<br />

Versicherten eine Reduzierung<br />

des Krankenkassenbeitrags<br />

um mindestens 4 Prozent bei<br />

gleichem Leistungsumfang<br />

bedeuten.<br />

Mutige<br />

Reformen:<br />

Damit ihre<br />

Ges<strong>und</strong>heit<br />

wieder im<br />

mittelpunkt<br />

steht.<br />

www.<strong>ver</strong><strong>di</strong>.de/stark_im_wandel<br />

Teil in <strong>di</strong>e <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Dachkampagne<br />

»Stark im Wandel« ein, bei der es<br />

um Bewahrung gewerkschaftlichen<br />

Werte <strong>und</strong> Gestaltung der<br />

Politik gleichermaßen geht.<br />

Mit der Lage unserer Aktionswoche<br />

können wir zu Beginn des<br />

parlamentarischen Verfahrens unsere<br />

Vorstellungen in <strong>di</strong>e Öffentlichkeit<br />

tragen. Alle Bezirke <strong>und</strong><br />

Fachbereiche sind aufgerufen in<br />

der Folgezeit <strong>di</strong>e Sprechst<strong>und</strong>en<br />

oder Veranstaltungen ihrer Abgeordneten<br />

in B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Land zu<br />

nutzen, um ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong><br />

sozialpolitische Themen anzusprechen<br />

<strong>und</strong> klare Positionen einzufordern.<br />

Dabei setzen wir auch <strong>di</strong>e<br />

Erklärungen der Abgeordneten<br />

vor der B<strong>und</strong>estagswahl 2002 ein.<br />

Wir wollen wissen, wie <strong>di</strong>e Zusagen<br />

vor der Wahl in der aktuellen<br />

Politik umgesetzt werden.<br />

Im Newsletter der <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>kampagne<br />

werden wir regelmäßig<br />

über <strong>di</strong>e Planungen <strong>und</strong> besonders<br />

kreative Aktionen in den Bezirken<br />

informieren. Ebenso wird im<br />

Internet zur Aktionswoche berichtet<br />

<strong>und</strong> aktuell zum Stand der<br />

Demonstration am 17. Mai informiert.<br />

■<br />

Arnold Rekittke<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 11<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politik


<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politik<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politik:<br />

Die 12 <strong>di</strong>cksten Lügen<br />

„Hohe Bettenberge<br />

müssen abgebaut <strong>und</strong><br />

lange Liegezeiten <strong>ver</strong>kürzt<br />

werden, sonst können wir uns<br />

unsere <strong>Krankenhäuser</strong> bald<br />

nicht mehr leisten!”<br />

Internationale Vergleichsuntersuchungen<br />

haben gezeigt: <strong>di</strong>e Leistungen<br />

der deutschen <strong>Krankenhäuser</strong><br />

sind bei hoher Qualität sehr wirtschaftlich.<br />

Das Gerede von Bettenbergen<br />

<strong>und</strong> zu langen Liegezeiten ist<br />

daher aus der Luft gegriffen <strong>und</strong> soll<br />

den Weg bereiten für <strong>di</strong>e Fallpauschalen<br />

– ein neues Finanzierungssystem<br />

der <strong>Krankenhäuser</strong>, das <strong>di</strong>e<br />

Kosten eher aufblähen <strong>und</strong> <strong>di</strong>e<br />

Qualität drücken wird.<br />

Der Krankenhausbereich, heißt es,<br />

sei der teuerste Bereich im <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen.<br />

Wenn man richtig sparen<br />

Patient Krankenhaus?!<br />

Diagnosen<br />

Personalabbau, Verkürzung der<br />

Verweildauer, weitere Zunahme<br />

der Patientenzahlen, Reduzierung<br />

der Betten, keine Personalbemessung,<br />

mangelhafte Qualitätssicherung,<br />

Tarifflucht, Outsourcing <strong>und</strong>,<br />

<strong>und</strong>, <strong>und</strong> ...<br />

Anamnese<br />

Die deutschen <strong>Krankenhäuser</strong><br />

stehen als chronisch kranker Patient<br />

in vielen Fällen vor einem betriebswirtschaftlichen<br />

Kollaps.<br />

Negative Begleiterscheinungen<br />

für <strong>di</strong>e Beschäftigten sind zusätzliche<br />

Belastungen, weniger Lohn<br />

<strong>und</strong> düstere Aussichten für <strong>di</strong>e Zukunft.<br />

Bis auf <strong>di</strong>e Berufsgruppe der<br />

Ärzte/innen wurden bereits alle<br />

anderen Berufsgruppen in den<br />

<strong>Krankenhäuser</strong>n erheblich reduziert.<br />

10.<br />

Die Wahrheit sieht anders aus!<br />

wolle, dann hier. Tatsächlich sind es<br />

32,4% der gesamten <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>ausgaben,<br />

<strong>di</strong>e für <strong>di</strong>e stationäre Versorgung<br />

ausgegeben werden. Dem stehen<br />

46,5% Ausgaben für ambulante<br />

Behandlung (Ärzte, Zahnärzte, Zahnersatz,<br />

Me<strong>di</strong>kamente, Heil- <strong>und</strong> Hilfsmittel)<br />

gegenüber. Außerdem steht das<br />

Krankenhaus am Ende der Versorgungskette,<br />

wo <strong>di</strong>e schwersten<br />

Erkrankungen behandelt werden.<br />

Die hoch spezialisierten Geräte <strong>und</strong><br />

das Know-how der Fachärzte in den<br />

Kliniken könnten aller<strong>di</strong>ngs oft besser<br />

genutzt (<strong>und</strong> damit <strong>di</strong>e Kosten gesenkt<br />

Gute Noten für deutsche <strong>Krankenhäuser</strong><br />

Krankenhauskosten je Fall 1999 in Euro<br />

10.000<br />

9.200<br />

9.000<br />

8.000 7.799<br />

7.000<br />

6.940<br />

6.578<br />

6.000<br />

5.000<br />

5.315 5.260<br />

4.317<br />

4.000<br />

3.000<br />

2.000<br />

1.000<br />

3.508 3.434<br />

3.049<br />

2.655 2.600<br />

0 USA CH NL L IRL E UK F D A GR FIN<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt 2002<br />

werden), wenn <strong>di</strong>e <strong>Krankenhäuser</strong><br />

rechtzeitiger eingeschaltet würden <strong>und</strong><br />

PatientInnen auch ambulant behandeln<br />

könnten. Statt <strong>di</strong>e Potentiale der<br />

<strong>Krankenhäuser</strong> effektiv zu nutzen, wird<br />

an allen Ecken <strong>und</strong> Enden kurzsichtig<br />

gespart. Insbesondere <strong>di</strong>e öffentlichen<br />

<strong>Krankenhäuser</strong>n werden so systematisch<br />

heruntergewirtschaftet. Allein in<br />

Baden-Württemberg gibt es einen<br />

Investitionsstau im Krankenhausbereich<br />

von mehr als 1,5 Milliarden Euro, der<br />

mit den 150 Millionen Euro, <strong>di</strong>e das<br />

Land pro Jahr zur Verfügung stellt,<br />

wohl nie abgebaut werden kann.<br />

Die Krankenhaus<strong>ver</strong>sorgung ist ein<br />

zentraler Bestandteil unseres <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesens.<br />

Dass hier immer noch<br />

gute Arbeit zu günstigen Preisen geleistet<br />

wird, <strong>ver</strong>danken wir vor allem<br />

den dort Beschäftigten. Auf ihrem Rücken<br />

werden immer weitere Einsparungen<br />

<strong>und</strong> Mittelkürzungen ausgetragen.<br />

Seit 1993 wurden in den <strong>Krankenhäuser</strong>n<br />

über 60.000 Stellen abgebaut.<br />

Die Zahl der <strong>Krankenhäuser</strong> ging in <strong>di</strong>esem<br />

Zeitraum um 205 zurück, <strong>di</strong>e Zahl<br />

der Betten um 126.325. Die Zahl der<br />

Patienten bzw. der Fälle dagegen stieg<br />

um 2,7 Mio., <strong>di</strong>e Verweildauer sank von<br />

15,2 auf 10,1 Tage.<br />

Ein Bettenabbau, der zulasten der<br />

großen Kliniken geht, <strong>ver</strong>schlechtert<br />

Mehr bewegen.<br />

für eine<br />

ges<strong>und</strong>e Reform i<br />

Als PDF-Dateien runterzuladen von: www.<strong>ver</strong><strong>di</strong>.de/<br />

baden-wuerttemberg/lbz/meinungen/<strong>di</strong>e_12_<strong>di</strong>cksten_luegen<br />

Insbesondere im Bereich des<br />

Pflege<strong>di</strong>enstes wurde <strong>di</strong>e Anzahl<br />

der Beschäftigten im Zeitraum von<br />

1995 bis 2000 von 306.362 auf<br />

293.449 um 4,2% abgebaut.<br />

Die Anzahl, der in den <strong>Krankenhäuser</strong>n<br />

behandelten Fälle stieg im<br />

gleichen Zeitraum um 10% an.<br />

Gleichzeitig wurde <strong>di</strong>e Anzahl der<br />

Krankenhausbetten um 8,12% abgebaut.<br />

Therapievorschläge<br />

Bitte überweisen sie <strong>di</strong>e <strong>ver</strong>antwortlichen<br />

Politiker/innen im Rahmen<br />

einer psycho-sozialen <strong>und</strong><br />

me<strong>di</strong>zinischen Selbsterfahrung in<br />

ein Krankenhaus ihrer Wahl.<br />

Die Politiker/innen werden sehr<br />

schnell feststellen, dass sich <strong>di</strong>e<br />

durchschnittliche Verweildauer<br />

ebenfalls von 11,4 Tagen in 1995<br />

auf 9,6 Tage im Jahr 2000 <strong>ver</strong>ringert<br />

hat.<br />

»Lüge Nr. 10« im Rahmen unserer<br />

monatlichen Flugblattreihe<br />

über <strong>di</strong>e <strong>di</strong>cksten Lügen in der ges<strong>und</strong>heitspolitischen<br />

Diskussion ist<br />

erschienen. Wegen der guten Resonanz<br />

<strong>di</strong>eser Reihe wollen wir<br />

Entlassungsbericht<br />

Akuter Personalmangel bei<br />

gleichzeitiger Zunahme der Arbeitsbelastungen;<br />

eine erfolg<strong>ver</strong>sprechende<br />

Therapie <strong>und</strong> kurzfristige<br />

Ges<strong>und</strong>ung ist unter <strong>di</strong>esen<br />

Be<strong>di</strong>ngungen leider nicht möglich.<br />

Empfehlungen<br />

■ Weitergehende fachärztliche<br />

Untersuchung der gesetzlichen<br />

Rahmenbe<strong>di</strong>ngungen<br />

■ Strikte Beibehaltung der<br />

paritätischen Finanzierung<br />

■ Verzahnung stationärer <strong>und</strong><br />

ambulanter Strukturen durch<br />

Schaffung einer integrierten<br />

Versorgung<br />

■ Schließung der Verschiebebahnhöfe<br />

in der gesetzlichen<br />

Kranken<strong>ver</strong>sicherung<br />

■ Keine staatlich <strong>ver</strong>ordnete<br />

»Nullr<strong>und</strong>e« für <strong>di</strong>e <strong>Krankenhäuser</strong><br />

■ Qualitative <strong>und</strong> hochwertige<br />

Versorgung der Patienten<br />

Ihre Fachgruppe <strong>Krankenhäuser</strong><br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> B<strong>und</strong>es<strong>ver</strong>waltung<br />

Die 12 <strong>di</strong>cksten Lügen<br />

im <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen<br />

Fachgruppe <strong>Krankenhäuser</strong><br />

nach Erscheinen der 12. Lüge alle<br />

zusammen als kleine Broschüre<br />

anbieten. ■<br />

Werner Sauerborn, <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> Baden-<br />

Württemberg<br />

12 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003<br />

DIRK VÖLPEL-HAUS


Ges<strong>und</strong>heit ist das höchste Gut – auch für<br />

<strong>di</strong>e Beschäftigten in <strong>Krankenhäuser</strong>n!<br />

Arbeits- <strong>und</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>schutz<br />

sind Pflicht. Überall. Seit h<strong>und</strong>ert<br />

Jahren. Selbst in <strong>Krankenhäuser</strong>n.<br />

Aber wie sieht es in der Wirklichkeit<br />

damit aus?<br />

Es gibt <strong>Krankenhäuser</strong>, <strong>di</strong>e erle<strong>di</strong>gen<br />

nur ihre Pflicht. Eine Sicherheitsfachkraft<br />

wird engagiert <strong>und</strong><br />

kontrolliert <strong>di</strong>e technische Sicherheit.<br />

Eine Arbeitsme<strong>di</strong>zinerin kümmert<br />

sich st<strong>und</strong>enweise hauptsächlich<br />

um Einstellungsuntersuchungen<br />

statt um Arbeits- <strong>und</strong><br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>schutz der MitarbeiterInnen.<br />

Doch es gibt auch gute Beispiele.<br />

In <strong>di</strong>esen ist es gelungen,<br />

ein umfassendes betriebliches Arbeits-<br />

<strong>und</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>förderungssystem<br />

zu etablieren.<br />

Denn <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>förderung hat<br />

sich zum tra<strong>di</strong>tionellen Begriff des<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>schutzes hinzu gesellt<br />

<strong>und</strong> ist somit fester Bestandteil im<br />

tra<strong>di</strong>tionellen Begriff des <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>schutzes<br />

geworden. Und das<br />

bedeutet, dass nicht nur nach<br />

Stolperstellen <strong>und</strong> wackeligen<br />

Trittleitern gesucht, sondern dass<br />

eine ges<strong>und</strong>heitsfördernde Arbeitsumgebung<br />

angestrebt wird.<br />

Ottawa-Charta<br />

Die Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation<br />

(WHO) hat im Rahmen einer internationalen<br />

Konferenz bereits am<br />

21. November 1986 eine Charta<br />

(also sozusagen ein <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>-<br />

»Gr<strong>und</strong>gesetz«) beschlossen. Darin<br />

heißt es u.a.:<br />

»<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>förderung zielt auf<br />

einen Prozess, allen Menschen ein<br />

höheres Maß an Selbstbestimmung<br />

über ihre Ges<strong>und</strong>heit zu ermöglichen<br />

<strong>und</strong> sie damit zur Stärkung<br />

ihrer Ges<strong>und</strong>heit zu befähigen.<br />

Um ein umfassendes körperliches,<br />

seelisches <strong>und</strong> soziales Wohlbefinden<br />

zu erlangen, ist es notwen<strong>di</strong>g,<br />

dass sowohl einzelne als auch<br />

Gruppen ihre Bedürfnisse befrie<strong>di</strong>gen,<br />

ihre Wünsche <strong>und</strong> Hoffnungen<br />

wahrnehmen <strong>und</strong> <strong>ver</strong>wirklichen<br />

<strong>und</strong> so ihre Umwelt<br />

meistern bzw. sie <strong>ver</strong>ändern können<br />

...«<br />

Nur schöne Worte?<br />

Bereits 1988 hat das WHO-Projekt<br />

»Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Krankenhaus«<br />

u.a. in der Krankenanstalt<br />

der Stadt Wien Aufsehen erregt.<br />

Viele Projekte sind gefolgt. Ganz<br />

aktuell ein Modellprojekt der VereintenDienstleistungsgewerkschaft<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> (z.B. in Kooperation<br />

mit dem Klinikum Lippe-Lemgo;<br />

1.594 Betten an drei Standorten;<br />

2.970 MitarbeiterInnen). Modellhaft<br />

wurde der Nachweis erbracht,<br />

dass über den Ansatz »Was hält<br />

ArbeitnehmerInnen im Betrieb ges<strong>und</strong>?«<br />

mittels Organisations- <strong>und</strong><br />

Personalentwicklung <strong>di</strong>e Ges<strong>und</strong>heit<br />

von Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern<br />

entscheidend <strong>und</strong> positiv<br />

beeinflusst werden kann.<br />

Die Beschäftigten beteiligen<br />

<strong>und</strong> ernst nehmen!<br />

In Arbeitsgruppen, den so genannten<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>zirkeln, können<br />

Ansprüche formuliert <strong>und</strong><br />

konkrete Belastungen vorgetragen<br />

werden. Und es wirkt! Zwar können<br />

keine W<strong>und</strong>er erwartet werden,<br />

aber es gibt im Arbeitsalltag<br />

viele Kleinigkeiten <strong>di</strong>e nerven <strong>und</strong><br />

stören. Diese können häufig abgestellt<br />

werden. Der Erfolgsfaktor<br />

ist, dass <strong>di</strong>e Beschäftigten mit<br />

ihren Empfindungen <strong>und</strong> Erfahrungen<br />

ernst genommen werden.<br />

Wichtig sind ebenso <strong>di</strong>e Angebote<br />

zur Beratung, <strong>di</strong>e heute auch<br />

Stress durch Überlastung <strong>und</strong> Fälle<br />

von Mobbing am Arbeitsplatz mit<br />

einbeziehen müssen. Bei allem<br />

muss aber ein Zusammenhang<br />

deutlich bleiben: Der beste Ge-<br />

s<strong>und</strong>heitszirkel nützt nichts in Abteilungen,<br />

<strong>di</strong>e personell unterbesetzt<br />

sind! Hier helfen nur mehr<br />

Stellen oder weniger Arbeit.<br />

Heute ist unbestritten, dass Umwelt<br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit zusammenhängen.<br />

Auch in der Arbeitswelt.<br />

Daher ist im modernen Arbeits<strong>und</strong><br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>schutz nicht nur<br />

<strong>di</strong>e <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>förderung, sondern<br />

auch der aktive Umweltschutz<br />

integriert. Also, nicht mehr<br />

nur ein Arbeitsschutzausschuss,<br />

wie ihn <strong>di</strong>e h<strong>und</strong>ertjährige Reichs<strong>ver</strong>sicherungsordnung<br />

(jetzt Sozialgesetzbuch<br />

VII) fordert, sondern<br />

ein betrieblicher Ausschuss für Arbeitssicherheit,<br />

Umweltschutz <strong>und</strong><br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>förderung (AUG-Ausschuss)<br />

ist heute angesagt.<br />

Daran werden wir <strong>di</strong>e Dienststellen<br />

der Verwaltung, <strong>di</strong>e <strong>Krankenhäuser</strong><br />

<strong>und</strong> das Klinikum in der<br />

Region Hanno<strong>ver</strong> messen. ■<br />

Friedo Weh<br />

An Ges<strong>und</strong>heit darf nicht<br />

gespart werden!<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 13<br />

BETTINA HARBORTH, HANNOVER<br />

KARL-OTTO RÄCKE, HANNOVER<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politik<br />

aus: <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>skop,<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Betriebszeitung<br />

für <strong>di</strong>e<br />

Beschäftigten der<br />

<strong>Krankenhäuser</strong> <strong>und</strong><br />

Pflegeheime der<br />

Region Hanno<strong>ver</strong>,<br />

Nr. 7 / März 2003,<br />

Seite 6


<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politik<br />

Arbeitszeitgipfel<br />

Neue Arbeitszeitmodelle sollen<br />

Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen im<br />

Krankenhaus <strong>ver</strong>bessern<br />

Die Verbesserung der Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />

in deutschen <strong>Krankenhäuser</strong>n<br />

war Thema des zweiten<br />

Arbeitszeitgipfels, der am<br />

26. März 2003 auf Einladung<br />

von B<strong>und</strong>essozialministerin Ulla<br />

Schmidt in Berlin stattfand.<br />

Die Teilnehmer – <strong>di</strong>e Deutsche<br />

Krankenhausgesellschaft, <strong>di</strong>e Spitzen<strong>ver</strong>bände<br />

der Krankenkassen,<br />

der Deutsche Pflegerat, <strong>di</strong>e Gewerkschaft<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>, der Marburger<br />

B<strong>und</strong> <strong>und</strong> <strong>di</strong>e Vereinigung der<br />

kommunalen Arbeitgeber<strong>ver</strong>ände<br />

– einigten sich auf eine gemeinsame<br />

Erklärung.<br />

Die B<strong>und</strong>esregierung hat bereits<br />

im Vorfeld der anstehenden<br />

Rechtsentscheidungen <strong>di</strong>e Rah-<br />

Nicht nur waschen <strong>und</strong> kämmen<br />

Vorbeugung muss auch in der<br />

Pflege <strong>ver</strong>ankert werden – viel<br />

Leid <strong>ver</strong>meidbar<br />

Faustgroße Druckgeschwüre am<br />

<strong>ver</strong>längerten Rücken stellte <strong>di</strong>e Altenpflegerin<br />

an ihrem neuen Patienten<br />

fest. Und damit war klar:<br />

Diese W<strong>und</strong>en müssen täglich intensiv<br />

behandelt werden. Dass sie<br />

sich jemals wieder schließen, war<br />

unwahrscheinlich. Auch mühsam<br />

nachzuvollziehen, wodurch sich<br />

der 86-jährige Rollstuhlfahrer solche<br />

Druckgeschwüren zugezogen<br />

hatte: Mangelnde Pflege im<br />

Krankenhaus oder in der Einrichtung,<br />

in der er untergebracht<br />

war? Rötungen, <strong>di</strong>e nicht behandelt<br />

wurden, Klagen über Schmerzen,<br />

denen nicht nachgegangen<br />

wurde?<br />

menbe<strong>di</strong>ngungen für eine Verbesserung<br />

der Arbeitszeiten <strong>und</strong> der<br />

Arbeitsorganisation geschaffen.<br />

Hierbei spielt <strong>di</strong>e Nutzung moderner<br />

Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnologien<br />

eine wichtige<br />

Rolle. Durch das Fallpauschalengesetz<br />

wird im Rahmen eines für <strong>di</strong>e<br />

Jahre 2003 <strong>und</strong> 2004 geltenden<br />

Zwei-Jahres-Programms den <strong>Krankenhäuser</strong>n<br />

insgesamt 200 Millionen<br />

Euro zur Verfügung gestellt,<br />

um neue Arbeitszeitmodelle zu<br />

fördern.<br />

Mit dem zur Verfügung gestellten<br />

Geld können bis zu 10.000<br />

neue Stellen finanziert werden.<br />

Bereits über 300 <strong>Krankenhäuser</strong><br />

nutzen <strong>di</strong>ese Möglichkeit. Das<br />

B<strong>und</strong>essozialministerium prüft, ob<br />

im Jahr 2004 Mittel aus den bereitgestellten<br />

100 Millionen Euro<br />

Zwischen 8 <strong>und</strong> 50 Prozent der<br />

Frauen <strong>und</strong> Männer in Altenpflege-Einrichtungen<br />

leiden unter<br />

Dekubitus, also Druckgeschwüren<br />

oder W<strong>und</strong>liegen, schätzen Experten<br />

der Stiftung Pflege in Düsseldorf.<br />

Die Schmerzen, <strong>di</strong>e <strong>di</strong>e Geschwüre<br />

<strong>ver</strong>ursachen, wären<br />

<strong>ver</strong>meidbar, <strong>di</strong>e Kosten für <strong>di</strong>e<br />

Behandlung könnten gespart werden.<br />

Würden <strong>di</strong>e Patienten öfter<br />

umgelagert <strong>und</strong> zur Bewegung<br />

animiert – so würden solche Geschwüre<br />

gar nicht entstehen.<br />

Pflege muss <strong>ver</strong>bessert werden<br />

Auf 3,1 Milliarden Euro beziffern<br />

Fachleute der Stiftung Pflege <strong>di</strong>e<br />

Kosten, <strong>di</strong>e Jahr um Jahr für <strong>di</strong>e<br />

Behandlung der Druckgeschwüre<br />

anfallen, wie intensive W<strong>und</strong>be-<br />

auch dann ausgezahlt werden<br />

können, wenn das Krankenhaus<br />

nicht Mittel in der Höhe der erhaltenen<br />

Förderung einspart. Dies<br />

wurde auf dem Arbeitszeitgipfel<br />

<strong>ver</strong>einbart. Außerdem sollen vorhandene<br />

Arbeitszeitmodelle bewertet<br />

werden. Darüber hinaus<br />

wurde unter anderem <strong>ver</strong>einbart,<br />

dass alles dafür getan wird, <strong>di</strong>e<br />

Arzt-im-Praktikum-Phase schon<br />

zum Wintersemester 2004/2005<br />

abzuschaffen.<br />

Der erste Arbeitszeitgipfel<br />

war am 4. März 2002 zusammengekommen.<br />

■<br />

Presse- <strong>und</strong> Informationsamt<br />

der B<strong>und</strong>esregierung<br />

InternetPost@b<strong>und</strong>esregierung.de<br />

www.b<strong>und</strong>esregierung.de<br />

handlung, teures Verbandmaterial.<br />

Eine stattliche Summe – vor allem<br />

in Anbetracht der drohenden Defizite<br />

der Pflege<strong>ver</strong>sicherung. Einige<br />

Politiker <strong>und</strong> Sozialökonomen wollen<br />

<strong>di</strong>eser Defizite wegen den<br />

jüngsten Spross der deutschen Sozial<strong>ver</strong>sicherung<br />

wieder abschaffen.<br />

Doch damit wäre an der Situation<br />

der Pflege<strong>ver</strong>sicherung nichts<br />

geändert, argumentiert <strong>di</strong>e Stiftung<br />

Pflege in Düsseldorf. Die<br />

Pflege an sich müsse <strong>ver</strong>bessert<br />

werden, der Vorbeugung einen<br />

weit größeren Stellenwert eingeräumt<br />

werden. Das <strong>ver</strong>hindere<br />

Leid <strong>und</strong> lohne sich unterm<br />

Strich auch finanziell, ist sich <strong>di</strong>e<br />

Pflegewissenschaftlerin Angelika<br />

Zegelin-Abt von der Uni<strong>ver</strong>sität<br />

Witten-Herdecke sicher. Die Pflege-<br />

14 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003


expertin sitzt auch im Fachbeirat<br />

der Stiftung Pflege. Ähnlich wie<br />

Zegelin-Abt sieht es auch der<br />

Sozial<strong>ver</strong>band Deutschland (SoVD).<br />

Für den Vizepräsidenten des Verbandes,<br />

Sven Picker, muss <strong>di</strong>e<br />

Pflegepolitik neu bestimmt werden:<br />

»Wir befürworten strukturelle<br />

Reformen, <strong>di</strong>e auf Prävention<br />

<strong>und</strong> Kompetenzerhaltung abzielen«,<br />

betont er.<br />

Personal oft nicht gut genug<br />

ausgebildet<br />

Prävention wird in der Pflege<br />

nach wie vor klein geschrieben.<br />

Zegelin-Abt macht unterschiedliche<br />

Gründe dafür <strong>ver</strong>antwortlich:<br />

Teilweise sei das Personal nicht<br />

entsprechend ausgebildet, teilweise<br />

fehlt schlicht <strong>di</strong>e Zeit.<br />

Für letzteres sind auch <strong>di</strong>e Pflegestandards<br />

<strong>ver</strong>antwortlich, <strong>di</strong>e <strong>di</strong>e<br />

Pflegekassen setzen. Die Pflege<strong>ver</strong>sicherung<br />

will eine Mindest<strong>ver</strong>sorgung<br />

garantieren, keine<br />

R<strong>und</strong>um-Pflege.<br />

Die Folge: Die Pflege hat vor<br />

allem <strong>di</strong>e Versorgung des Körpers<br />

zum Ziel. Vorbeugung aber muss<br />

umfassend ansetzen. Eine solche<br />

Pflege, <strong>di</strong>e Bewegung ebenso einbezieht<br />

wie Sinn-Finden <strong>und</strong> Zuwendung,<br />

sei aber zum Billigtarif<br />

nicht zu haben, betont Zegelin-<br />

Abt. Denn <strong>di</strong>es sei eine in<strong>di</strong>viduelle,<br />

auf den Pflegebedürftigen<br />

abgestimmte Dienstleistung –<br />

eben eine sehr personalintensive<br />

Dienstleistung.<br />

Aber personalintensiv ist <strong>di</strong>e<br />

Dienstleistung schon heute. Aller<strong>di</strong>ngs<br />

setzt sie erst dann ein, wenn<br />

<strong>di</strong>e Leiden bereits ausgebrochen<br />

sind wie beim Dekubitus. Oder<br />

Beispiel Hüftoperationen: Schätzungen<br />

von Experten zufolge<br />

wären viele Stürze von älteren<br />

Menschen <strong>und</strong> als Folge davon<br />

<strong>di</strong>e Hüftoperationen überflüssig<br />

– wenn eine intensi<strong>ver</strong>e Sturzprävention<br />

<strong>di</strong>e Regel <strong>und</strong> nicht <strong>di</strong>e<br />

Ausnahme wäre. Oder wenn bei<br />

den Angehörigen, den Hausärzten<br />

oder dem Pflegepersonal öfter der<br />

Zusammenhang zwischen Me<strong>di</strong>kamentencocktails<br />

<strong>und</strong> Schwindel<br />

bekannt wäre. Nebenwirkungen<br />

von Psychopharmaka zum Beispiel<br />

sind oft nicht nur Apathie, sondern<br />

auch ein unsicherer Gang.<br />

Stürze sind <strong>di</strong>e Folge.<br />

Bettlägrigkeit <strong>ver</strong>meiden<br />

Beispiel Ernährung: Viele alte<br />

Menschen sind abgemagert <strong>und</strong><br />

sie trinken zuwenig. Wer aber zu<br />

wenig trinkt, ist anfällig für Lungenentzündungen,<br />

hat Probleme<br />

mit der Haut, was wiederum<br />

Druckgeschwüre begünstigt.<br />

Doch statt <strong>di</strong>e Frauen <strong>und</strong> Männer<br />

jede St<strong>und</strong>e zum Trinken zu<br />

animieren, werde in vielen Einrichtungen<br />

reichlich schnell künstlich<br />

ernährt, weiß Zegelin-Abt – zur<br />

Erleichterung des Pflegealltags.<br />

Für viele ältere Menschen ist aber<br />

genau das <strong>di</strong>e Horrorvorstellung<br />

schlechthin: abhängig von Pflegepersonal<br />

zu sein, sich kaum noch<br />

bewegen zu können <strong>und</strong> Nahrungsaufnahme<br />

<strong>und</strong> Verdauung<br />

über Schläuche zu erle<strong>di</strong>gen, <strong>ver</strong>kabelt<br />

zu sein.<br />

Pflege statt Schläuchen, müsse<br />

<strong>di</strong>e Losung heißen. Konzepte, <strong>di</strong>e<br />

Selbststän<strong>di</strong>gkeit der alten Leute<br />

zu erhalten <strong>und</strong> Bettlägrigkeit zu<br />

<strong>ver</strong>meiden, gibt es längst. Doch<br />

nur in wenigen Einrichtungen werden<br />

sie konsequent umgesetzt,<br />

wissen Pflegeexperten.<br />

Pflege-Standards müssen<br />

definiert werden<br />

Wie könnte eine Pflege aussehen,<br />

<strong>di</strong>e <strong>di</strong>e Würde wahrt <strong>und</strong><br />

<strong>di</strong>e nicht nur physisch betreut,<br />

sondern <strong>di</strong>e Pflegebedürftigen<br />

auch psychisch wahrnimmt? Es<br />

müsse definiert werden, was Qualität<br />

in der Pflege ausmacht, betont<br />

Zegelin-Abt. Solche Standards<br />

fehlten bisher.<br />

Klar scheint aber auch, dass <strong>di</strong>e<br />

Pflege-Profis nicht für alle Aspekte<br />

des Lebens <strong>und</strong> des Alterns zustän<strong>di</strong>g<br />

sein können. Zegelin-Abt<br />

kann sich einen Versorgungsmix<br />

vorstellen: Gut ausgebildete Profis<br />

<strong>ver</strong>abreichen nicht nur <strong>di</strong>e Me<strong>di</strong>kamente,<br />

sondern achten darauf,<br />

dass <strong>di</strong>e noch zu definierenden<br />

Pflege-Standards eingehalten werden.<br />

Sie unterstützen damit auch<br />

pflegende Angehörige.<br />

Gebraucht werde aber auch bürgerschaftliches<br />

Engagement – zum<br />

Sprechen, zum Spazierengehen,<br />

damit <strong>di</strong>e alten Leute integriert<br />

bleiben in <strong>di</strong>e Gesellschaft. ■<br />

Jana Bender<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 15<br />

FREESTYLE<br />

RENATE STIEBITZ, POTSDAM<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politik


Tarifpolitik<br />

Das Recht der Arbeitszeit<br />

Als der Europäische Gerichtshof<br />

mit seiner Entscheidung vom<br />

3.10.2000 (AuR 2000, 465-468)<br />

Bereitschafts<strong>di</strong>enst der Arbeitszeit<br />

zuordnete, sorgte das für Furore,<br />

hatten doch BAG <strong>und</strong> BVerwG<br />

stets <strong>di</strong>e Gegenansicht <strong>ver</strong>treten,<br />

der Bereitschafts<strong>di</strong>enst gehöre zur<br />

Ruhezeit (§ 5 Abs. 1 ArbZG, früher<br />

§ 12 AZO), <strong>und</strong> nur <strong>di</strong>e Zeiten tatsächlicher<br />

Inanspruchnahme seien<br />

Arbeitszeit.<br />

Jetzt sorgt eine Entscheidung<br />

des 1. Senats des B<strong>und</strong>esarbeitsgerichts<br />

für Aufregung (Beschl.<br />

v. 18.2.2003 1 ABR 02/02), sie<br />

schaffte es sogar bis in <strong>di</strong>e Tagesschau,<br />

obgleich sie bislang le<strong>di</strong>glich<br />

als Pressemitteilung Nr. 15/03,<br />

also nur als karge Zusammenfassung<br />

vorliegt <strong>und</strong> obwohl sie, soweit<br />

<strong>di</strong>es vorläufig ersichtlich ist,<br />

nur eine Bestätigung der bisherigen<br />

Rechtsprechung auch des<br />

EuGH enthält.<br />

Tatsächlich erzeugen <strong>di</strong>ese Urteile<br />

besondere Aufmerksamkeit,<br />

weil mächtige wirtschaftliche<br />

Interessen berührt werden, wenn<br />

Bereitschafts<strong>di</strong>enst Arbeitszeit ist<br />

– <strong>und</strong> <strong>di</strong>es hat das BAG jetzt ausdrücklich<br />

bestätigt – kann er nicht<br />

mehr in der Ruhezeit, also zwischen<br />

zwei regulären Dienstschichten<br />

liegen, sondern nur<br />

noch außerhalb.<br />

Damit sind <strong>di</strong>e gängigen Dienstplangestaltungen<br />

nirgendwo mehr<br />

haltbar, Neuregelungen müssen<br />

geschaffen werden <strong>und</strong> evtl. muss<br />

es auch zu Neueinstellungen kommen,<br />

was angesichts der Massenarbeitslosigkeit<br />

ein begrüßenswerter<br />

Nebeneffekt wäre. Die<br />

Arbeitgeber <strong>und</strong> ihre Verbände<br />

<strong>ver</strong>suchen, <strong>di</strong>esen Prozess möglichst<br />

zu stoppen oder zumindest<br />

zu <strong>ver</strong>langsamen. Wir erleben also<br />

gewissermaßen Nachhutgefechte<br />

mit justiziellen Mitteln.<br />

Bis 1994 war das nationale Arbeitszeitrecht<br />

geprägt durch <strong>di</strong>e<br />

AZO aus dem Jahre 1938 sowie<br />

<strong>di</strong>e KrAZO aus dem Jahre 1924;<br />

insbesondere letztere enthielt für<br />

den Geltungsbereich <strong>Krankenhäuser</strong><br />

le<strong>di</strong>glich ru<strong>di</strong>mentäre Sollvorschriften,<br />

<strong>di</strong>e eine schrankenlose<br />

Ausweitung der Arbeitszeit <strong>und</strong><br />

von Ruf- <strong>und</strong> Bereitschafts<strong>di</strong>ensten<br />

gestattete. Seit dem 6.6.1994 sind<br />

AZO <strong>und</strong> KrAZO mit dem Inkrafttreten<br />

des Arbeitszeitgesetzes<br />

(ArbZG) abgelöst worden; <strong>di</strong>es ist<br />

eine Vorgabe der RL 93/104/EG<br />

vom 23.11.1993 des Rates der EU.<br />

Maßgeblich geprägt war <strong>und</strong> ist<br />

das Recht der Arbeitszeit außerdem<br />

durch Tarif<strong>ver</strong>träge, hier besonders<br />

durch den BAT <strong>und</strong> seine<br />

Satelliten. Dies gilt besonders für<br />

<strong>di</strong>e arbeitszeitrechtlichen Begriffe<br />

Arbeitsbereitschaft, Bereitschafts<strong>di</strong>enst,<br />

Rufbereitschaft sowie Arbeitszeit<br />

<strong>und</strong> Ruhezeit.<br />

Es sind demnach folgende<br />

Definitionen zu beachten:<br />

Arbeitsbereitschaft ist <strong>di</strong>e Zeit,<br />

während der sich der Arbeitnehmer<br />

in der regelmäßigen Arbeitszeit<br />

an seinem Arbeitsplatz aufhält,<br />

um bei Bedarf tätig zu<br />

werden. Sie ist daher nur bei<br />

Tätigkeiten möglich, <strong>di</strong>e dadurch<br />

geprägt sind, dass in sie typischerweise<br />

Arbeitsunterbrechungen fallen.<br />

Nach Auffassung des BAG ist<br />

davon üblicherweise z.B. bei Hausmeistertätigkeiten<br />

auszugehen.<br />

§ 15 Abs. 2 BAT regelt im Einzelnen,<br />

wie <strong>di</strong>e Arbeitszeit durch<br />

Arbeitsbereitschaft <strong>ver</strong>längert werden<br />

kann.<br />

Um <strong>di</strong>ese Form der Arbeitszeit<br />

wird momentan nicht gestritten,<br />

sie ist nicht Streitgegenstand der<br />

in Rede stehenden Urteile.<br />

Zu beachten ist aller<strong>di</strong>ngs, dass<br />

durch Arbeitsbereitschaft ausge-<br />

dehnte Arbeitszeiten – jedenfalls<br />

im Öffentlichen Dienst <strong>und</strong> seinen<br />

Satelliten – <strong>di</strong>e Höchstgrenze von<br />

48 St<strong>und</strong>en nicht überschreiten<br />

dürfen (Art. 6 Nr. 2 RL), wobei<br />

ein Bezugszeitraum von höchstens<br />

4 Monaten zu beachten ist<br />

(Art. 16 Nr. 2 RL).<br />

Bereitschafts<strong>di</strong>enst umfasst<br />

nach § 15 Abs. 6a BAT <strong>di</strong>e Verpflichtung,<br />

sich außerhalb der regelmäßigen<br />

Arbeitszeit auf entsprechende<br />

Anweisung an einer<br />

vom Arbeitgeber bestimmten<br />

Stelle, meistens der Arbeitsstelle,<br />

aufzuhalten, um bei Bedarf zu arbeiten,<br />

wobei erfahrungsgemäß<br />

<strong>di</strong>e Zeit ohne Arbeitsleistung überwiegt,<br />

also mehr als 50% eines<br />

Bereitschafts<strong>di</strong>enstes betragen<br />

muss. Die Bezahlung des Bereitschafts<strong>di</strong>enstes<br />

sowie der aus ihm<br />

heraus erbrachten Arbeitsleistung<br />

sind gesondert tariflich geregelt<br />

(SR 2c BAT).<br />

Diese Form des Bereitschafts<strong>di</strong>enstes<br />

ist Gegenstand der Entscheidung<br />

des EuGH <strong>und</strong> mittelbar<br />

auch des angesprochenen Urteils<br />

des BAG.<br />

Üblicherweise wird <strong>di</strong>eser Bereitschafts<strong>di</strong>enst<br />

in der Zeit zwischen<br />

dem Ende einer regulären Dienst-<br />

schicht <strong>und</strong> dem Beginn der nächsten<br />

angeordnet. In <strong>di</strong>esen Zeitraum<br />

fällt jedoch auch <strong>di</strong>e Ruhezeit<br />

(§ 5 Abs. 1 ArbZG, Art. 3 RL),<br />

<strong>di</strong>e mindestens 11 St<strong>und</strong>en beträgt<br />

<strong>und</strong> an sich von jeglicher<br />

Arbeitsleistung frei ist. BAG <strong>und</strong><br />

BVerwG haben <strong>di</strong>esen Widerspruch<br />

vor der Entscheidung des<br />

EuGH stets umstandslos ausgeblendet,<br />

in dem der Bereitschafts<strong>di</strong>enst<br />

in <strong>di</strong>e Ruhezeit gelegt <strong>und</strong><br />

le<strong>di</strong>glich <strong>di</strong>e tatsächliche Inanspruchnahme<br />

als Arbeitszeit gewertet<br />

wurde. Der nationale<br />

Gesetzgeber hat <strong>di</strong>ese Rechtsprechung<br />

dann in § 5 Abs. 3 ArbZG<br />

16 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003


aufgenommen <strong>und</strong> eine Verkürzung<br />

der Ruhezeit durch tatsächliche<br />

Inanspruchnahme aus dem<br />

Bereitschafts<strong>di</strong>enst für zulässig erklärt.<br />

Mit der Entscheidung des EuGH<br />

ist nun seit dem Oktober 2000<br />

klargestellt, dass <strong>di</strong>ese Verfahrensweise<br />

unhaltbar ist, da Bereitschafts<strong>di</strong>enst<br />

als Arbeitszeit gewertet<br />

wird <strong>und</strong> folglich nicht in<br />

der Ruhezeit liegen kann.<br />

Rufbereitschaft (§ 15 Abs. 6b<br />

BAT) als schwächere Form des Bereitschafts<strong>di</strong>enstes<br />

beschreibt <strong>di</strong>e<br />

Verpflichtung des Arbeitnehmers,<br />

sich außerhalb der regelmäßigen<br />

Arbeitszeit an einer dem Arbeitgeber<br />

anzuzeigenden Stelle aufzuhalten<br />

oder z.B. über Handy<br />

erreichbar zu sein, um auf Abruf<br />

<strong>di</strong>e Arbeitsstelle aufzusuchen <strong>und</strong><br />

<strong>di</strong>e Arbeit aufzunehmen, wobei<br />

erfahrungsgemäß le<strong>di</strong>glich ausnahmsweise<br />

Arbeit anfallen darf.<br />

Rufbereitschaft <strong>und</strong> <strong>di</strong>e aus ihr geleistete<br />

tatsächliche Arbeit werden<br />

nach eigenen Tarifvorschriften bezahlt.<br />

Diese Form der Rufbereitschaft<br />

ist z.Z. nicht Gegenstand der juristischen<br />

Auseinandersetzung.<br />

Der mit der Entscheidung des<br />

EuGH neu entflammte Streit, dem<br />

das BAG unlängst mit seinem Beschluss<br />

vom 18.2.2003 einen weiteren<br />

Mosaikstein hinzugefügt<br />

hat, bezieht sich mithin primär auf<br />

<strong>di</strong>e Definition der Begriffe Arbeitszeit,<br />

Bereitschafts<strong>di</strong>enst sowie Ruhezeit<br />

<strong>und</strong> auf <strong>di</strong>e Frage, welche<br />

Rechtsquellen, nämlich <strong>di</strong>e Richtlinie<br />

93/104/EG, das ArbZG oder<br />

der Tarif<strong>ver</strong>trag vorrangig anzuwenden<br />

sind.<br />

Aus gegenwärtiger Sicht kann<br />

man insoweit folgendes in<br />

unserem Sinne feststellen:<br />

1. Der EuGH ist nach einer Entscheidung<br />

des B<strong>und</strong>es<strong>ver</strong>fassungsgerichtes<br />

vom 9.1.2001 gesetzlicher<br />

Richter gem. Artikel 101 GG<br />

(AuR 2001, 105). Seine Urteile<br />

sind damit für <strong>di</strong>e Rechtsanwendung<br />

einschließlich der Rechtsprechung<br />

durch <strong>di</strong>e nationalen Gerichte<br />

<strong>ver</strong>bindlich.<br />

2. Mit seiner Entscheidung vom<br />

3.10.2000 (AuR 2000, 465-468)<br />

hat der EuGH ausgesprochen, dass<br />

Bereitschafts<strong>di</strong>enst als Arbeitszeit<br />

zu werten ist. Der EuGH hat <strong>di</strong>eser<br />

Entscheidung durch Beschluss vom<br />

3.7.2001 (RS. C-241/99-CIG) für<br />

me<strong>di</strong>zinisches Pflegepersonal bestätigt.<br />

3. Der EuGH bezieht sich dabei<br />

auf <strong>di</strong>e Definition des Begriffs Arbeitszeit<br />

in Art. 2 Nr. 1 RL. Danach<br />

ist Arbeitszeit jede Zeitspanne,<br />

während der ein Arbeitnehmer (...)<br />

arbeitet, dem Arbeitgeber zur Verfügung<br />

steht <strong>und</strong> seine Tätigkeit<br />

ausübt oder Aufgaben wahrnimmt.<br />

Der EuGH hat festgestellt, dass<br />

Bereitschafts<strong>di</strong>enst <strong>di</strong>ese Merkmale<br />

erfüllt <strong>und</strong> ihn demgemäß als<br />

Arbeitszeit gewertet.<br />

Diese Auslegung der Richtlinie<br />

ist für <strong>di</strong>e nationalen Gerichte bindend<br />

(BVerfG in AuR 2001, 105;<br />

BAG = NZA 1996, 998 ff; vom<br />

5.3.1996 1 AZR 590/92 A).<br />

4. Das BAG hat <strong>di</strong>es in der<br />

jüngsten Entscheidung vom 18.2.<br />

2003 (1 ABR 17/02) bestätigt <strong>und</strong><br />

führt lt. Pressemitteilung Nr. 15/03<br />

aus: »Die Entscheidung (des<br />

EuGH) ist deshalb auf andere Berufsgruppen<br />

<strong>und</strong> alle Mitgliedsstaaten<br />

übertragbar, ohne dass es<br />

einer erneuten Anrufung des<br />

EuGH bedürfte«. Bereitschafts<strong>di</strong>enst<br />

ist folglich Arbeitszeit.<br />

5. Das LAG Niedersachsen hat<br />

im Anschluss an <strong>di</strong>e Entscheidung<br />

des EuGH geurteilt, Arbeitszeit sei<br />

bei richtlinienkonformer Auslegung<br />

des § 2 ArbZG <strong>di</strong>e Zeit, in<br />

der sich der Arbeitnehmer an der<br />

Arbeitsstelle aufhält (LAG Niedersachsen<br />

vom 17.5.2002 10 TaBV<br />

22/02 - 1 ABR 28/02), sodass Bereitschafts<strong>di</strong>enst<br />

mit von der Arbeitszeit<br />

erfasst wird.<br />

6. Vor dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>di</strong>eser<br />

Rechtsprechung ist nach den Gesetzen<br />

der Logik ausgeschlossen,<br />

dass Bereitschafts<strong>di</strong>enst in der<br />

Ruhezeit nach Art. 3 RL bzw. § 5<br />

Abs. 1 ArbZG liegen kann. Denn<br />

Arbeitszeit <strong>und</strong> Ruhezeit schließen<br />

einander aus. Die eine kann nur<br />

beginnen, wenn <strong>di</strong>e andere geendet<br />

hat.<br />

7. Da <strong>di</strong>e Entscheidungen des<br />

EuGH unmittelbar Recht setzen,<br />

kann sich jeder auf <strong>di</strong>e somit <strong>ver</strong>bindliche<br />

Auslegung zum Thema<br />

Arbeitszeit <strong>und</strong> Bereitschafts<strong>di</strong>enst<br />

berufen, gleich, ob im Öffentlichen<br />

Dienst oder einem Satelliten<br />

oder bei einem privaten Arbeitgeber<br />

beschäftigt. Anders als <strong>di</strong>e als<br />

Sek<strong>und</strong>ärrecht geltenden Richtlinien<br />

des GemR beanspruchen Entscheidungen<br />

des EuGH unmittelbare<br />

<strong>und</strong> zwingende Wirkung in<br />

jedem Mitgliedsstaat.<br />

8. Das BAG hat darüber hinaus<br />

wiederholt <strong>di</strong>e Verpflichtung der<br />

nationalen Gerichte festgestellt,<br />

dass innerstaatliche Recht richtlinienkonform<br />

auszulegen, unter<br />

Beachtung aller<strong>di</strong>ngs des vom nationalen<br />

Gesetzgeber gelassenen<br />

Spielraums, da der ggf. erkennbare<br />

Wille des nationalen Gesetzgebers<br />

nicht in sein Gegenteil <strong>ver</strong>kehrt<br />

werden dürfe (BAG = NZA<br />

1996, 989 ff; vom 5.3.1996 1 AZR<br />

590/92 A).<br />

Das BAG hat in <strong>di</strong>esem Zusammenhang<br />

außerdem festgestellt,<br />

dass staatliche Stellen in ihrer<br />

Eigenschaft als Arbeitgeber,<br />

einschließlich der von ihnen be-<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 17<br />

Tarifpolitik


Tarifpolitik<br />

herrschten Einrichtungen <strong>und</strong><br />

Dienstleistungsunternehmen,<br />

gleich in welcher Rechtsform sie<br />

auftreten, unmittelbar an <strong>di</strong>e<br />

Richtlinien des GemR geb<strong>und</strong>en<br />

sind. Die dort beschäftigten ArbeitnehmerInnen<br />

können sich zur<br />

Begründung von Rechtsansprüchen<br />

somit unmittelbar auf <strong>di</strong>e<br />

Richtlinien berufen; für <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />

bei privaten Arbeitgebern<br />

wird <strong>di</strong>e Rechtsposition<br />

nach gegenwärtigem Meinungsstand<br />

insoweit z.Z. noch schlechter<br />

beurteilt (ErfK-Wißmann 20<br />

Vorb z. EG).<br />

9. Da sich <strong>di</strong>e Beschäftigten im<br />

Öffentlichen Dienst <strong>und</strong> den von<br />

ihm beherrschten Einrichtungen<br />

also zusätzlich auf <strong>di</strong>e RL 93/104/<br />

EG zur Begründung von Ansprüchen<br />

unmittelbar berufen können,<br />

erscheint es angebracht, im hier<br />

gegebenen Kontext besonders<br />

Art. 6 Nr. 2 RL als Anspruchsgr<strong>und</strong>lage<br />

heranzuziehen. Danach<br />

Nach Redaktionsschluss erreichte uns noch ein<br />

Artikel vom Kollegen Erik Wagner-Fallasch aus<br />

Hamburg, der selbst als Betriebsratsvorsitzender<br />

des Asklepios Westklinikum Hamburg eine der<br />

streitenden Parteien <strong>und</strong> in Erfurt am 18.2.2003<br />

beim BAG zugegen war.<br />

Eine Reihe seiner Aussagen wurden schon<br />

durch den Artikel des Kollegen Ohnesorg abgedeckt,<br />

daher zitieren wir hier nur in Auszügen.<br />

(...) Was folgt für uns daraus?<br />

Zunächst hat das BAG den Konflikt<br />

auf <strong>di</strong>e betriebliche Ebene zurück<br />

<strong>ver</strong>lagert: Macht europarechtskonforme<br />

Dienstpläne, wenn<br />

ihr das unbe<strong>di</strong>ngt wollt! Euer<br />

BAT <strong>und</strong> das Personal-, Betriebs<strong>ver</strong>fassungs-<br />

<strong>und</strong> Mitarbeit<strong>ver</strong><strong>ver</strong>-<br />

ist eine wöchentliche Höchstarbeitszeit<br />

von 48 St<strong>und</strong>en in<br />

einem Bezugszeitraum von höchstens<br />

4 Monaten (Art. 16 Nr. 2 RL)<br />

zu beachten. In <strong>di</strong>ese wöchentliche<br />

Höchstarbeitszeit sind alle<br />

Arbeitszeitformen einzurechnen,<br />

nicht nur der Bereitschafts<strong>di</strong>enst,<br />

auch <strong>di</strong>e tatsächliche Inanspruchnahme<br />

aus der Rufbereitschaft,<br />

Überst<strong>und</strong>en usw.<br />

10. Soweit Tarif<strong>ver</strong>träge wie der<br />

BAT eine längere Wochenarbeitszeit<br />

als 48 St<strong>und</strong>en als zulässig ansehen,<br />

wird sich <strong>di</strong>e Rechtsfrage<br />

stellen, ob das tarifliche Arbeitszeitvolumen<br />

im Rahmen der geltungserhaltenden<br />

Reduktion auf<br />

<strong>di</strong>e Höchstgrenze der Richtlinie zurückzuführen<br />

ist. Eine Entscheidung<br />

insoweit wird den Gerichten<br />

überlassen bleiben, sofern nicht<br />

<strong>di</strong>e Tarifparteien ihrerseits das Tarifrecht<br />

entsprechend richtlinienkonform<br />

mo<strong>di</strong>fizieren.<br />

Was folgt für uns daraus?<br />

tretungsrecht <strong>und</strong> selbst das<br />

Arbeitszeitgesetz (ArbZG) geben<br />

das her!<br />

Wie das?<br />

Für alle Personalräte (sie alle<br />

haben öffentlich-staatliche Arbeitgeber!)<br />

ist der Fall glasklar.<br />

Die inkriminierten Bestimmungen<br />

des ArbZG <strong>und</strong> des BAT gelten<br />

nicht mehr, so sie Bereitschafts<strong>di</strong>enste<br />

der Ruhezeit zurechnen<br />

<strong>und</strong> eine Kürzung der Ruhezeiten<br />

unter 10 St<strong>und</strong>en in <strong>Krankenhäuser</strong>n<br />

zulassen. Also: keine Bereitschafts<strong>di</strong>enste<br />

der üblichen Provenienz<br />

mehr im Anschluss an einen<br />

Regel<strong>di</strong>enst. Aus, basta, Punkt.<br />

11. Das Mitbestimmungsrecht zu<br />

den Modalitäten der Arbeitszeit<br />

(Beginn <strong>und</strong> Ende der Arbeitszeit<br />

sowie Verteilung der Arbeitszeit<br />

auf <strong>di</strong>e Wochentage einschließlich<br />

der Einführung des Bereitschafts<strong>di</strong>enstes<br />

<strong>und</strong> seiner Ausgestaltung)<br />

ist anerkannt. Das Mitbestimmungsrecht<br />

ist als Initiativrecht<br />

ausgestaltet. Mithin können Betriebs-,<br />

Personalräte <strong>und</strong> Mitarbeiter<strong>ver</strong>tretungen<br />

jederzeit tätig<br />

werden, um ggf. über einen<br />

Spruch der Einigungsstelle eine<br />

Gestaltung der Arbeitszeit <strong>und</strong> des<br />

Bereitschafts<strong>di</strong>enstes zu erreichen,<br />

<strong>di</strong>e z.B. berücksichtigt, dass Bereitschafts<strong>di</strong>enst<br />

nicht in der Ruhezeit<br />

liegt <strong>und</strong> insgesamt eine<br />

richtlinienkonforme Gestaltung<br />

der Arbeitszeitregimes in den Blick<br />

nimmt. ■<br />

Norbert Ohnesorg, Justiziar<br />

<strong>und</strong> Leiter der Rechtsabteilung,<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Landesbezirk Niedersachsen-<br />

Bremen<br />

Im Bereich privater <strong>und</strong> freigemeinnütziger<br />

Arbeitgeber erlauben<br />

zwar wortgleiche Tarif<strong>ver</strong>träge<br />

zum BAT (§ 15, Abs 6a) <strong>und</strong><br />

das ArbZG (§§ 5, Abs. 3 <strong>und</strong> 7,<br />

Abs. 2, Nr. 1) <strong>di</strong>e Anordnung von<br />

Bereitschafts<strong>di</strong>ensten außerhalb<br />

der regelmäßigen Arbeitszeit <strong>und</strong><br />

<strong>di</strong>e Kürzung der Ruhezeit auf mindestens<br />

5,5 St<strong>und</strong>en. Aber es gilt<br />

uneingeschränkt § 3 des Arbeitszeitgesetzes:<br />

Die Höchstarbeitszeit<br />

beträgt 10 St<strong>und</strong>en täglich. Hierzu<br />

gibt es im Arbeitszeitgesetz keine<br />

Ausnahmebestimmung! Auch im<br />

BAT findet sich hierzu nichts anderes,<br />

es sei denn, es wird Arbeitsbereitschaft<br />

angeordnet.<br />

18 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003


Ein Bereitschafts<strong>di</strong>enst der<br />

Stufe D (es wird erwartungsgemäß<br />

mit einer Arbeitsaufnahme von<br />

40-49% der Bereitschafts<strong>di</strong>enstzeit<br />

gerechnet) kann z.B. nach<br />

einem Regel<strong>di</strong>enst von 8 St<strong>und</strong>en<br />

nur noch in einem Umfang von<br />

4 St<strong>und</strong>en angeordnet werden. Ein<br />

Bereitschafts<strong>di</strong>enst der Stufe C<br />

kann dementsprechend nur noch<br />

höchstens 5 St<strong>und</strong>en dauern.<br />

Demzufolge können Dienstpläne<br />

auf nur vier Kriterien abgeklopft<br />

werden:<br />

1. Wird <strong>di</strong>e tägliche Höchstarbeitszeit<br />

von 10 St<strong>und</strong>en (unter<br />

Einbeziehung der zu erwartenden<br />

oder auch tatsächlichen Heranziehung<br />

zur Arbeit in einem sich anschließenden<br />

Bereitschafts<strong>di</strong>enst)<br />

eingehalten?<br />

2. Wird <strong>di</strong>e wöchentliche<br />

Höchstarbeitszeit von 48 St<strong>und</strong>en<br />

eingehalten?<br />

3. Wird <strong>di</strong>e tägliche Mindestruhezeit<br />

von 11 St<strong>und</strong>en (bei privaten<br />

Arbeitgebern im Fall eines<br />

sich an einen Regel<strong>di</strong>enst anschließenden<br />

Bereitschafts<strong>di</strong>enstes von<br />

5,5 St<strong>und</strong>en) unterschritten?<br />

4. Wird <strong>di</strong>e wöchentliche Mindestruhezeit<br />

von einmal 35 St<strong>und</strong>en<br />

innerhalb eines 7-Tage-Zeitraumes<br />

unterschritten?<br />

Werden <strong>di</strong>ese Kriterien nicht erreicht,<br />

ist ein Dienstplan abzulehnen.<br />

In der Tat ist es nicht einfach,<br />

einen Dienstplan in der bisher üblichen<br />

Art aufzustellen, ohne dass<br />

er eines oder mehrere <strong>di</strong>eser Kriterien<br />

<strong>ver</strong>letzt. So kann z.B. bei<br />

einer regelmäßigen 5-Tage-Woche<br />

mit einem 7,7-St<strong>und</strong>en-Tag am<br />

Wochenende kein 24-St<strong>und</strong>en-<br />

Bereitschafts<strong>di</strong>enst oder ein nächtlicher12-St<strong>und</strong>en-Bereitschafts<strong>di</strong>enst<br />

der Stufe A oder B angeordnet<br />

werden. Die Mindestruhezeit<br />

von 35 St<strong>und</strong>en in einem<br />

Sieben-Tage-Zeitraum wäre nicht<br />

mehr herstellbar. Es ist also in<br />

einem solchen Fall ein zusätzlicher<br />

Ruhetag zu gewähren.<br />

Es kann also sofort gehandelt<br />

werden!<br />

Wer jetzt noch auf den Gesetzgeber<br />

oder <strong>di</strong>e Regierung wartet<br />

(<strong>di</strong>e lassen sich Zeit <strong>und</strong> haben offenbar<br />

keine Eile) oder auf eine<br />

Änderung der tariflichen Bestimmungen<br />

(<strong>di</strong>e Arbeitgeberseite ist<br />

aus ihrem Blockade-Betonbunker<br />

noch nicht herausgekrochen), wird<br />

den Zielsetzungen des Arbeitsschutzes<br />

nicht gerecht. Personal-,<br />

Betriebsräte <strong>und</strong> Mitarbeiter<strong>ver</strong>tretungen<br />

können ab sofort handeln<br />

<strong>und</strong> Veränderungen in ihren Betrieben<br />

erzwingen. Die Arbeitgeber<br />

werden <strong>di</strong>e üblichen Jammergesänge<br />

anstimmen. Es ist kaum<br />

zu glauben, aber es mangelt ihnen<br />

immer noch am Geld. Aber was<br />

hilft`s? Die haben <strong>und</strong> hatten<br />

noch nie Geld für ihre Beschäftigten.<br />

Wenn es nach ihnen allein<br />

ginge, würde sich nie etwas zu<br />

Gunsten der Beschäftigten ändern.<br />

Der Einstieg in den Ausstieg aus<br />

den Bereitschafts<strong>di</strong>ensten ist aber<br />

heute trotzdem schon vielerorts im<br />

Gange <strong>und</strong> muss unter Veränderung<br />

der Betriebsabläufe weiter<br />

organisiert werden. Es <strong>ver</strong>steht<br />

sich von selbst, dass Veränderungen<br />

nur durch Neueinstellungen<br />

herbei geführt werden können.<br />

Was ist aber mit den<br />

Einkommens<strong>ver</strong>lusten für <strong>di</strong>e<br />

Bereitschafts<strong>di</strong>enst-Leistenden?<br />

Für <strong>di</strong>ejenigen, <strong>di</strong>e unbe<strong>di</strong>ngt<br />

weiterhin über <strong>di</strong>e 38,5- (im Fall<br />

BAT-Ost: 40)-St<strong>und</strong>enwoche hinaus<br />

noch Bereitschafts<strong>di</strong>enste im<br />

Umfang von durchschnittlich maximal<br />

9,5 (8) St<strong>und</strong>en pro Woche<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 19<br />

Tarifpolitik<br />

leisten wollen, werden sich <strong>di</strong>e Einkommens<strong>ver</strong>luste<br />

in Grenzen halten. Für Ärzte<br />

ergäbe sich auf <strong>di</strong>ese Weise immerhin<br />

noch ein Zu<strong>ver</strong><strong>di</strong>enst von knapp 1.000 €<br />

pro Monat. Bedenklich daran ist aber,<br />

dass über <strong>di</strong>esen Weg <strong>di</strong>e 48-St<strong>und</strong>enwoche<br />

durch <strong>di</strong>e Hintertür eingeführt wird,<br />

um nicht nur bei <strong>di</strong>eser Berufsgruppe den<br />

gewohnten Lebensstandard zu sichern.<br />

Insbesondere für ältere Arbeitnehmer<br />

sind Bereitschafts<strong>di</strong>enste in der bislang<br />

üblichen Art nach einem Regel<strong>di</strong>enst aber<br />

eine unzumutbare Belastung. Sie könne<br />

sich jetzt mit Fug <strong>und</strong> Recht von <strong>di</strong>eser<br />

Form der Maloche abwenden <strong>und</strong> nicht<br />

mehr zu Arbeitseinsätzen gezwungen<br />

werden, <strong>di</strong>e ihre Ges<strong>und</strong>heit ruinieren.<br />

In seinen Schlussanträgen vom<br />

8.4.2003 hat der Generalanwalt beim<br />

EuGH, Herr Colomer, im Jäger-Verfahren<br />

(C-151/02), in dem über <strong>di</strong>e Vorabanfrage<br />

des Landesarbeitsgerichtes Schleswig-<br />

Holstein entschieden wird, <strong>di</strong>e SIMAP-<br />

Entscheidung des EuGH bestätigt <strong>und</strong><br />

explizit auch <strong>di</strong>e Teile des Bereitschafts<strong>di</strong>enstes<br />

der Arbeitszeit zugerechnet, in<br />

denen ein Krankenhausarzt im Bereitschafts<strong>di</strong>enst<br />

schläft (das haben <strong>di</strong>e Kieler<br />

LAG-Richter/innen wirklich wissen wollen).<br />

Nun hat der EuGH selbst noch nicht<br />

entschieden. In 95% der Fälle hat er sich<br />

den Schlussanträgen der Generalanwälte<br />

angeschlossen. Wenn <strong>di</strong>e Termin-Planung<br />

stimmt, dann wird der EuGH noch vor der<br />

Sommerpause sein Urteil fällen. Nichts<br />

deutet bislang darauf hin, dass er seine<br />

Position zu den Bereitschafts<strong>di</strong>ensten revi<strong>di</strong>eren<br />

wird. Die Tage der Bereitschafts<strong>di</strong>enste<br />

sind gezählt!<br />

Gegen <strong>di</strong>e Untätigkeit der B<strong>und</strong>esregierung<br />

wurde von uns aus eine Beschwerde<br />

an <strong>di</strong>e EU-Kommission wegen Verletzung<br />

des Gemeinschaftsrechtes in Deutschland<br />

mit der Aufforderung gerichtet, ein<br />

Verfahren gegen <strong>di</strong>e B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland in <strong>di</strong>e Wege zu leiten, um sie<br />

zur europarechtskonformen Änderung<br />

des Arbeitszeitgesetzes zu zwingen. ■<br />

Erik Wagner-Fallasch<br />

wagner-fallasch@web.de


Tarifpolitik<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Resolution zum Bereitschafts<strong>di</strong>enst<br />

Resolution der Teilnehmer/<br />

innen der Tages<strong>ver</strong>anstaltung<br />

am 9. April 2003 in Fulda zum<br />

EuGH-Urteil zum Bereitschafts<strong>di</strong>enst<br />

(SIMAP):<br />

Hinweis<br />

Weitere Einschätzungen <strong>und</strong><br />

konkrete Handlungsschritte<br />

zur Umsetzung der Rechtsprechung<br />

des BAG <strong>und</strong> des EuGH<br />

zum Thema »Bereitschafts<strong>di</strong>enst<br />

als Arbeitszeit« in der<br />

nächsten Ausgabe.<br />

Dirk Völpel-Haus<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-ÄrztInnen <strong>di</strong>skutieren<br />

Bereitschafts<strong>di</strong>enstregelungen<br />

In ihrer jüngsten Sitzung hat sich<br />

<strong>di</strong>e B<strong>und</strong>esfachkommission Ärztinnen<br />

<strong>und</strong> Ärzte am 4./5. April 2003<br />

in Mosbach u.a. mit den Auswirkungen<br />

des BAG-Urteils vom<br />

18.2.2003 <strong>und</strong> den Umsetzungsproblemen<br />

bei Bereitschafts<strong>di</strong>enstregelungen<br />

befasst.<br />

Es wurden Eckpunkte <strong>di</strong>skutiert,<br />

<strong>di</strong>e eine Orientierung für eine gewerkschaftliche<br />

Position bei der<br />

Umsetzung der Rechtsprechung<br />

zum Bereitschafts<strong>di</strong>enst darstellen<br />

können (vgl. hierzu den Beitrag<br />

von Erik Wagner-Fallasch in <strong>di</strong>eser<br />

Ausgabe). Die Fachkommission ist<br />

sich einig, dass schon jetzt auf be-<br />

»Die Teilnehmer/innen fordern<br />

<strong>di</strong>e B<strong>und</strong>esregierung un<strong>ver</strong>züglich<br />

auf, <strong>di</strong>e notwen<strong>di</strong>gen Änderungen<br />

des Arbeitszeitgesetzes zur Umsetzung<br />

des Urteils des Europäischen<br />

Gerichtshofs zum Bereitschafts<strong>di</strong>enst<br />

(SIMAP-Urteil) vorzunehmen.<br />

Denn nach dem Beschluss des<br />

B<strong>und</strong>esarbeitsgerichts vom 18. Februar<br />

2003 steht fest, dass Bereitschafts<strong>di</strong>enst<br />

in Auslegung der Arbeitszeitrichtlinie<br />

als Arbeitszeit zu<br />

bewerten ist.<br />

trieblicher Ebene gehandelt werden<br />

kann <strong>und</strong> muss, um geltendes<br />

Recht einzuhalten. Hier stehen<br />

den Betriebs- <strong>und</strong> Personalräten<br />

Mitbestimmungsrechte zur Verfügung,<br />

<strong>di</strong>e Arbeitszeit- <strong>und</strong> Dienstplanregelungen<br />

mit zu gestalten.<br />

Einigkeit besteht aber auch darüber,<br />

dass <strong>di</strong>e neu zu treffenden<br />

Regelungen tarif<strong>ver</strong>traglich flankiert<br />

werden müssen. Da ist <strong>ver</strong>.<strong>di</strong><br />

als <strong>di</strong>e gestaltende Kraft sowohl<br />

im Geltungsbereich des BAT als<br />

auch bei Wohlfahrts<strong>ver</strong>bänden<br />

<strong>und</strong> im privaten <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen<br />

gefragt. Da Arbeitszeit- <strong>und</strong><br />

Dienstplangestaltung kein berufs-<br />

Es besteht kein Gr<strong>und</strong> für eine<br />

weitere zeitliche Verzögerung<br />

einer längst überfälligen Gesetzesänderung.«<br />

An der Veranstaltung haben weit<br />

über 200 Personal- <strong>und</strong> Betriebsräte<br />

teilgenommen.<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> hat sich für <strong>di</strong>e sofortige<br />

Umsetzung der Rechtsprechung<br />

des EuGH zum Bereitschafts<strong>di</strong>enst<br />

ausgesprochen. ■<br />

Dirk Völpel-Haus<br />

spezifisches Problem des ärztlichen<br />

Dienstes darstellen, ist <strong>di</strong>e<br />

Zusammenarbeit mit der Fachgruppe<br />

<strong>Krankenhäuser</strong>, den Kolleginnen<br />

<strong>und</strong> Kollegen bei Feuerwehr<br />

<strong>und</strong> Rettungs<strong>di</strong>enst sowie<br />

mit den für <strong>di</strong>e Tarifarbeit <strong>ver</strong>antwortlichen<br />

Gremien gefragt.<br />

Die Fachkommission hat beschlossen,<br />

eine zweitägige Arbeitstagung<br />

im 2. Halbjahr 2003<br />

durchzuführen, <strong>di</strong>e ausschließlich<br />

<strong>di</strong>esem Thema gewidmet sein<br />

wird. ■<br />

Gerd Dielmann<br />

20 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003<br />

DIRK VÖLPEL-HAUS


<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> kritisiert Ausstiegspläne<br />

der Länder aus Tarifgemeinschaft<br />

Heftig kritisiert hat <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> <strong>di</strong>e<br />

Pläne einiger B<strong>und</strong>esländer, allen<br />

voran Bayern, <strong>di</strong>e Tarifgemeinschaft<br />

der Länder für den öffentlichen<br />

Dienst zu <strong>ver</strong>lassen.<br />

»Der bayerische Ministerpräsident<br />

lässt aus parteipolitischen Erwägungen<br />

seinen eigenen Finanzminister<br />

im Regen stehen«, sagte<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-B<strong>und</strong>esvorstandsmitglied<br />

Kurt Martin.<br />

Er erinnerte daran, dass Kurt<br />

Faltlhauser als Verhandlungsführer<br />

der Länder in der zurückliegenden<br />

Tarifr<strong>und</strong>e an einem »<strong>ver</strong>nünftigen<br />

Abschluss« maßgeblich mitgewirkt<br />

habe.<br />

Martin <strong>ver</strong>wies darauf, dass je<br />

nach B<strong>und</strong>esland unterschiedliche<br />

Arbeits- <strong>und</strong> Einkommensbe<strong>di</strong>n-<br />

gungen im öffentlichen Dienst zu<br />

einem Unterbietungswettbewerb<br />

führen würden. Als Folge unausweichlich<br />

sei eine Abwanderung<br />

qualifizierter Arbeitnehmerinnen<br />

<strong>und</strong> Arbeitnehmer in <strong>di</strong>e Länder,<br />

<strong>di</strong>e <strong>di</strong>e besseren Gehälter zahlten.<br />

Dies habe beispielsweise der Mangel<br />

an Lehrkräften in Thüringen<br />

gezeigt, von wo viele ins benachbarte<br />

Hessen gegangen seien, weil<br />

sie dort besser <strong>ver</strong><strong>di</strong>enten.<br />

Daneben sieht der Gewerkschafter<br />

in den Austrittsplänen aus der<br />

Tarifgemeinschaft den Versuch,<br />

sich der Aufgabe zu entziehen,<br />

das Tarifrecht im öffentlichen<br />

Dienst zukunftsfähig zu gestalten.<br />

»Statt stän<strong>di</strong>g mit Tarifflucht zu<br />

drohen, sollten sich <strong>di</strong>e öffent-<br />

Impressionen aus Düsseldorf<br />

lichen Arbeitgeber lieber mit uns<br />

an einen Tisch setzen, um hier<br />

zügig voran zu kommen«, so<br />

Martin.<br />

Die Zusage, Verhandlungen zur<br />

Modernisierung des Tarifsystems<br />

im öffentlichen Dienst aufzunehmen,<br />

sei Teil des Tarifabschlusses<br />

im Januar gewesen. ■<br />

Harald Reutter<br />

Kurzinfo zum<br />

(schlechten) Schluss:<br />

Der Ministerrat Baden-Württemberg<br />

hat am 8. April 2003 den<br />

Austritt aus der TdL beschlossen. ■<br />

Thomas Schwarz<br />

Mehr als 8.000 Kolleginnen<br />

<strong>und</strong> Kollegen demonstrierten am<br />

5. April 2003 in Düsseldorf für<br />

<strong>di</strong>e Übertragung des Tarifergebnisses<br />

ÖD auf <strong>di</strong>e Beamtinnen <strong>und</strong><br />

Beamten. ■<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 21<br />

HANS-JOACHIM REIMANN, BREMEN<br />

Tarifpolitik


Tarifpolitik<br />

FREESTYLE<br />

Katholische <strong>Krankenhäuser</strong><br />

wollen eigenes Tarifsystem<br />

Die Träger der katholischen<br />

<strong>Krankenhäuser</strong> Deutschlands<br />

haben sich für einen eigenen Spartentarif<br />

im kirchlichen Vergütungssystem<br />

(AVR) ausgesprochen.<br />

Die Träger der katholischen<br />

<strong>Krankenhäuser</strong> fordern, dass für<br />

<strong>di</strong>e katholischen <strong>Krankenhäuser</strong><br />

eine eigene »Kirchliche Ordnung<br />

<strong>di</strong>enstlicher Angelegenheiten«<br />

(Krankenhaus-KODA) entwickelt<br />

wird, eine von der Deutschen Bi-<br />

Arbeiten für’n Appel <strong>und</strong> ‘n Ei<br />

Diakonische Arbeitgeber<br />

planen massive<br />

Vergütungsabsenkung<br />

Im Bereich Kirche <strong>und</strong> Diakonie<br />

befindet sich <strong>di</strong>e »Tarifr<strong>und</strong>e«<br />

2003 im Nachklang zum öffentlichen<br />

Dienst nun auf dem ersten<br />

Höhepunkt. Für <strong>di</strong>e Diakonie der<br />

EKD lehnen <strong>di</strong>e Arbeitgeber <strong>di</strong>e<br />

Übernahme des Tarifabschlusses<br />

des öffentlichen Dienstes ab <strong>und</strong><br />

fordern eine Absenkung der Ver-<br />

Aktueller denn je:<br />

Warnstreik am 17.1.2002 in Himmelkron (Bayern)<br />

NORBERT FEULNER, ERLANGEN<br />

schofkonferenz genehmigte Rahmen-KODA<br />

für katholische <strong>Krankenhäuser</strong><br />

in den Diözesen durch<br />

den jeweiligen Bischof in Kraft gesetzt<br />

wird <strong>und</strong> dass eine eigene<br />

»Arbeitsrechtliche Kommission<br />

<strong>Krankenhäuser</strong>« eingerichtet wird.<br />

Hierbei steht vor allem im Vordergr<strong>und</strong>,<br />

dass <strong>di</strong>e katholischen <strong>Krankenhäuser</strong><br />

mit 515 stationären<br />

Einrichtungen, in denen insgesamt<br />

191.000 Mitarbeiter <strong>und</strong> Mitarbei-<br />

gütungen um 3,3% (in Worten:<br />

minus drei-komma-drei Prozent)<br />

für das laufende Jahr.<br />

Kurz zur Erinnerung: Im Bereich<br />

Kirche, Diakonie <strong>und</strong> Caritas erfolgt<br />

<strong>di</strong>e Festsetzung der Vergütungen<br />

nicht durch Tarif<strong>ver</strong>träge,<br />

da sich <strong>di</strong>e Arbeitgeber auf ihren<br />

angeblich besonderen Status der<br />

»Dienstgemeinschaft« berufen<br />

<strong>und</strong> sich mit wenigen Ausnahmen<br />

(Nordelbien <strong>und</strong> Berlin-Brandenburg)<br />

dem Abschluss von Tarif<strong>ver</strong>trägen<br />

widersetzen. Die Arbeitsrechtssetzung<br />

erfolgt über den<br />

sog. »Dritten Weg«, in von Arbeitnehmern<br />

<strong>und</strong> Arbeitgebern paritätisch<br />

besetzten »Arbeitsrechtlichen<br />

Kommissionen« (ARK) unter<br />

dem Diktat der Friedenspflicht <strong>und</strong><br />

Zwangsschlichtung. Von <strong>di</strong>eser<br />

Regelung betroffen sind in der Republik<br />

nicht ein paar Wenige, sondern<br />

mehr als 1 Million Kolleginnen<br />

<strong>und</strong> Kollegen, 180.000 für <strong>di</strong>e<br />

Anwender der Arbeits<strong>ver</strong>tragsrichtlinien<br />

(AVR) Diakonisches<br />

Werk der EKD sowie 420.000 Beschäftigte<br />

in der Diakonie der <strong>ver</strong>schiedenen<br />

Landeskirchen (siehe<br />

terinnen von insgesamt 495.000<br />

Caritasmitarbeitern beschäftigt<br />

sind, innerhalb der Caritas den<br />

Bereich mit der größten Personal<strong>ver</strong>antwortung<br />

darstellen. In katholischen<br />

<strong>Krankenhäuser</strong>n sind<br />

r<strong>und</strong> 40 Prozent aller Caritasmitarbeiter<br />

<strong>und</strong> -mitarbeiterinnen<br />

beschäftigt. ■<br />

Presse-Information Deutscher<br />

Caritas<strong>ver</strong>band e.V., Generalsekretariat<br />

auch <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> Nr. 19, Feb. 2003,<br />

S. 36-38).<br />

Am 26./27. März 2003 tagte <strong>di</strong>e<br />

ARK des Diakonischen Werkes der<br />

EKD in Kassel, nachdem ein paar<br />

Tage vorher der unten stehende<br />

Vorschlag der Arbeitgeber bekannt<br />

gemacht wurde. Dieser Vorschlag<br />

treibt vielen Diakonie-Kolleg/Innen<br />

nicht nur <strong>di</strong>e Tränen in <strong>di</strong>e Augen<br />

sondern <strong>di</strong>e Zornesröte ins Gesicht,<br />

denkt man doch, es sei alles<br />

nur ein schlechter Scherz.<br />

Der Vorschlag in der Übersicht<br />

■ Erhöhung der wöchentlichen<br />

Arbeitszeit von 38,5 auf 40 St<strong>und</strong>en,<br />

mit einem Korridor zur betrieblichen<br />

Aushandlung über<br />

Dienst<strong>ver</strong>einbarung zwischen<br />

38,5 <strong>und</strong> 42 St<strong>und</strong>en.<br />

■ Anhebung der Vergütungen<br />

am 1. Okt. 2003 um 2,4%<br />

■ Weitere Anhebung jeweils<br />

zum 1. Jan. 2004 <strong>und</strong> 2005 um<br />

1%. Die Auszahlung wird jedoch<br />

abhängig gemacht von der erfolgreichen<br />

Einigung zu einer Neuregelung<br />

der AVR, sozusagen dem<br />

»<strong>di</strong>akonischen BAT«, bzw. soll in<br />

22 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003


einen dann noch einzurichtenden<br />

Tariffond eingespeist werden.<br />

■ Angleichung Ost zum 1. Jan.<br />

2004, auch hier unter Einräumung<br />

eines betrieblich aushandelbaren<br />

Korridors von 85 bis 105%<br />

■ Keine Einmalzahlung 2003<br />

(siehe Öffentlicher Dienst)<br />

■ Während der Verhandlungen<br />

wurde dann überraschend von Arbeitgeberseite<br />

noch der Vorschlag<br />

zur Absenkung des Weihnachtsgeldes<br />

auf 750 € pauschal für alle<br />

Beschäftigten unterbreitet mit der<br />

Möglichkeit der Erhöhung je nach<br />

Wirtschaftslage des Betriebes.<br />

Dieser Vorschlag bedeutet<br />

in der Konsequenz<br />

MINUS 3,3% für <strong>di</strong>e Beschäftigten.<br />

Wegen der hier gar nicht berücksichtigten<br />

Einmalzahlung im<br />

ÖD <strong>und</strong> des abgesenkten Weihnachtsgeldes,<br />

wäre <strong>di</strong>e endgültige<br />

Abkoppelung nicht nur perfekt,<br />

sondern es würde sich bei der Entwicklung<br />

der Vergütungen eine<br />

<strong>ver</strong>hängnisvolle Schere auftun zwischen<br />

Absenkungen in der Diakonie<br />

<strong>und</strong>, wenn auch bescheidenen<br />

Erhöhungen im Öffentlichen<br />

Dienst. Die <strong>di</strong>akonischen Arbeitgeber<br />

<strong>ver</strong>suchen, sich Wettbewerbsvorteile<br />

auf dem Rücken ihrer Beschäftigten<br />

zu <strong>ver</strong>schaffen <strong>und</strong><br />

begründen <strong>di</strong>es mit dem angeblichen<br />

Argument, dass <strong>di</strong>e Personalkosten<br />

in ihren Einrichtungen<br />

erheblich höher liegen würden, als<br />

<strong>di</strong>es bei den öffentlichen Arbeitgebern<br />

der Fall wäre. Dass <strong>di</strong>ese<br />

Argumentation sehr kurz gegriffen<br />

ist, zeigen <strong>di</strong>e weitgehenden<br />

Übernahmen des Tarifabschlusses<br />

ÖD für <strong>di</strong>e Landeskirchen Rheinland,<br />

Westfalen <strong>und</strong> Lippe <strong>und</strong> der<br />

Landeskirche Württemberg. Die<br />

<strong>di</strong>akonischen Werke dort unterliegen<br />

nicht anderen Marktbe<strong>di</strong>n-<br />

gungen als <strong>di</strong>es bei der EKD der<br />

Fall ist. Die von der Arbeitnehmerseite<br />

angebotene Notlagenregelung<br />

für Betriebe in wirtschaftlichen<br />

Schwierigkeiten wird von<br />

Seiten der Arbeitgeber blockiert.<br />

Fachtagung<br />

Am 26. März, zeitlich <strong>und</strong> örtlich<br />

parallel zur ARK, <strong>ver</strong>anstaltete<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> eine Fachtagung zum Thema<br />

»Neugestaltung des Tarifrechts<br />

<strong>und</strong> Auswirkungen auf <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />

im Bereich von Kirchen,<br />

Diakonie <strong>und</strong> Caritas« in<br />

Kassel. Den Teilnehmer/Innen<br />

wurde während der Tagung der<br />

Vorschlag der Arbeitgeber für <strong>di</strong>e<br />

Sitzung der ARK mitgeteilt. Somit<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> – Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft e. V. · Potsdamer Platz 10, 10785 Berlin · Ressort 9<br />

V.i.S.d.P.: Günter Busch, Bearbeitung: Renate Richter · Gesamtherstellung: Hauer+Ege GmbH, Stuttgart · W-1944-11-0403<br />

lag es nah, dass man <strong>ver</strong>suchte,<br />

der ARK während der Mittagspause<br />

einen Besuch abzustatten,<br />

um der Forderung nach Übernahme<br />

des Tarifabschlusses unmittelbar<br />

<strong>und</strong> <strong>di</strong>rekten Nachdruck<br />

der Beschäftigten in der Diakonie<br />

in Kassel-Wilhelmshöhe am 14. Mai 2003,<br />

Beginn 14 Uhr Goethestr./Huttenstr.<br />

Abschlussk<strong>und</strong>gebung 15 Uhr vor dem<br />

Hotel Chassalla, Wilhelmshöher Allee 99<br />

Weg mit der Arbeitgeberforderung<br />

nach Arbeitszeiterhöhung<br />

<strong>und</strong> Lohnsenkung<br />

Übernahme des Tarifabschlusses<br />

öffentlicher Dienst<br />

Aufnahme von Tarif<strong>ver</strong>handlungen:<br />

für Einheitlichkeit <strong>und</strong><br />

Verlässlichkeit<br />

Am 14./15.5.2003 tagt <strong>di</strong>e Arbeitsrechtliche<br />

Kommission des Diakonischen Werkes der EKD<br />

wieder in Kassel.<br />

Während im öffentlichen Dienst <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />

seit 1.1. 2003 ihre Lohnerhöhungen bekommen,<br />

gehen <strong>di</strong>e 180.000 Kolleginnen <strong>und</strong><br />

Kollegen, für <strong>di</strong>e <strong>di</strong>e Beschlüsse der Arbeitsrechtlichen<br />

Kommission <strong>di</strong>rekt gelten, bisher leer<br />

aus, ebenso wie alle anderen, für <strong>di</strong>e sie Signalwirkung<br />

haben.<br />

Die Arbeitnehmerseite fordert <strong>di</strong>e Übernahme<br />

des Tarifabschlusses öffentlicher Dienst.<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 23<br />

ANNETTE KLAUSING, HANNOVER<br />

Aufruf zur<br />

Demonstration<br />

<strong>und</strong><br />

K<strong>und</strong>gebung<br />

Tarifpolitik<br />

HAUER+EGE GMBH, STUTTGART


Tarifpolitik<br />

zu <strong>ver</strong>leihen. Im Vorfeld <strong>di</strong>eser<br />

Aktion hatte der Verband der<br />

Diakonischen Dienstgeber (VdDD)<br />

in einem R<strong>und</strong>schreiben an seine<br />

Mitglieder Hinweise <strong>ver</strong>schickt,<br />

wie mit einer zu erwartenden Aktion<br />

umzugehen sei. Hier nur zwei<br />

kurze Auszüge:<br />

»Es sind deshalb bereits Vorkehrungen<br />

getroffen worden, <strong>di</strong>e Teilnehmer<br />

an einer eventuellen Störaktion<br />

zu identifizieren, um bei<br />

<strong>di</strong>esen entsprechende arbeitsrechtliche<br />

Konsequenzen ziehen<br />

zu können.«<br />

ANNETTE KLAUSING, HANNOVER (3)<br />

»Mit der für Kassel von <strong>ver</strong>.<strong>di</strong><br />

geplanten Aktion bezweckt ist<br />

eine externe Beeinflussung der<br />

ARK ...«<br />

Der Besuch der ARK im dortigen<br />

Tagungshotel fand aus Rücksichtnahme<br />

auf den Hotelbetrieb <strong>und</strong><br />

bei Frühlingswetter vor der Tür<br />

statt <strong>und</strong> tatsächlich gab es einige,<br />

<strong>und</strong> besonders einen eifrigen<br />

Vertreter aus dem Arbeitgeber-<br />

Lager, der wie wild mit seiner schicken<br />

Digital-Kamera alles fotografierte,<br />

was <strong>di</strong>e Linse bot. Wir<br />

werden sehen was mit <strong>di</strong>esen<br />

Fotos passiert bzw. ob sie demnächst<br />

entsprechend <strong>ver</strong>wendet<br />

werden.<br />

So ein Verhalten der Arbeitgeber<br />

ist unerträglich, zumal es dem von<br />

ihnen selbst postulierten Konstrukt<br />

der Dienstgemeinschaft im<br />

Bereich von Diakonie <strong>und</strong> Kirche<br />

unseres Erachtens widerspricht.<br />

Dieses Prinzip beinhaltet auch,<br />

dass Interessenunterschiede ausgehandelt<br />

werden, aber Aktionen<br />

des Protestes nicht mit halbgeheim<strong>di</strong>enstlichen<br />

Mitteln beobachtet<br />

<strong>und</strong> dann noch sanktioniert<br />

werden. Auch <strong>di</strong>e kirchlichen <strong>und</strong><br />

<strong>di</strong>akonischen Arbeitgeber müssen<br />

sich nunmal daran gewöhnen,<br />

dass man sie besucht <strong>und</strong> <strong>di</strong>e bei<br />

Kirche <strong>und</strong> Diakonie angestellten<br />

Kolleg/Innen ihre Interessen gemeinsam<br />

mit <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> durchzusetzen<br />

bereit sind.<br />

Die Konsequenz<br />

Die ARK <strong>ver</strong>handelt weiter am<br />

14. <strong>und</strong> 15. Mai in Kassel, <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />

der Diakonie werden<br />

auch kommen. <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> ruft schon<br />

heute auf zu einer kraftvollen<br />

Demonstration am 14. Mai <strong>und</strong><br />

entsprechenden Aktionen. ■<br />

Andreas Quadt<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Tarifexperte Tobias Schümann bei seinem Vortrag auf der Fachtagung<br />

(oben). Besuch der ARK, am Mikro: Michael Heinrich, Sprecher der B<strong>und</strong>eskonferenz<br />

der AG MAVen (unten).<br />

24 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003


ANNETTE KLAUSING (2), THOMAS LANGREDER<br />

Wohlfahrts<strong>ver</strong>bände<br />

Beschäftigte der Wohlfahrts<strong>ver</strong>bände<br />

fordern <strong>di</strong>e Übernahme<br />

des Tarifabschlusses des<br />

öffentlichen Dienstes<br />

Unter dem b<strong>und</strong>esweiten Motto<br />

»einklinken statt abkoppeln« fordern<br />

<strong>di</strong>e Beschäftigten wohlfahrts<strong>ver</strong>bandlicher<br />

Einrichtungen <strong>di</strong>e<br />

Arbeitgeber zur uneingeschränkten<br />

Übernahme des Tarifabschlusses<br />

des öffentlichen Dienstes auf.<br />

Allein in Hanno<strong>ver</strong> unterstützen<br />

1.600 Mitarbeiter in <strong>Krankenhäuser</strong>n,<br />

Einrichtungen der Behindertenhilfe,<br />

Altenpflege <strong>und</strong> Jugendhilfe<br />

mit einer Unterschriftensammlung<br />

<strong>di</strong>ese Forderung im <strong>di</strong>akonischen<br />

Bereich.<br />

»Unsere Forderung nach uneingeschränkter<br />

Übernahme des Tarifkompromisses<br />

gilt auch für <strong>di</strong>e<br />

Richtigstellung<br />

In unserer letzten Ausgabe hatten<br />

wir auf den Seiten 30 <strong>und</strong> 31<br />

unter der Überschrift »Deutsches<br />

Rotes Kreuz <strong>ver</strong>lässt Landestarifgemeinschaft«<br />

darüber berichtet,<br />

dass der Landes<strong>ver</strong>band des Deutschen<br />

Roten Kreuzes Niedersachsen<br />

<strong>und</strong> zahlreiche DRK-Kreis<strong>ver</strong>bände<br />

zum 31.3.2003 <strong>di</strong>e<br />

Landestarifgemeinschaft Nieder-<br />

Beschäftigten der Wohlfahrts<strong>ver</strong>bände<br />

<strong>und</strong> privaten Anbieter im<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>bereich. Nur so kann<br />

sichergestellt werden, dass nicht<br />

weite Teile der Beschäftigten im<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen von der allgemeinen<br />

Einkommensentwicklung<br />

abgekoppelt werden,« sagte<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Landesfachbereichsleiter<br />

Joachim Lüddecke auf der Konferenz<br />

»Wohlfahrt im<br />

Wandel – <strong>und</strong> wo<br />

bleiben wir?« am<br />

20. März in Hanno<strong>ver</strong>.<br />

Eine Sanierung<br />

der Sozialsysteme<br />

dürfe nicht zu Lasten<br />

<strong>und</strong> auf dem<br />

Rücken der in den<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>- <strong>und</strong> Sozialeinrichtungen<br />

Beschäftigten erfolgen.<br />

»Insbesondere das Einkommen<br />

der unteren Lohn<strong>und</strong><br />

Gehaltsgruppen ist inzwischen<br />

ein echter Skandal. Drei<br />

Viertel der etwa vier Millionen<br />

Arbeitsplätze der Branche sind<br />

Frauenarbeitsplätze«, so Lüddecke.<br />

Die Entstehung eines<br />

Niedriglohnsektors wolle <strong>ver</strong>.<strong>di</strong><br />

<strong>ver</strong>hindern. Wettbewerb sollte<br />

über <strong>di</strong>e Qualität, nicht jedoch<br />

sachsen des DRK <strong>ver</strong>lassen werden.<br />

Dabei ist u.a. auch ein Foto<br />

des »DRK-Krankenhauses Seepark«<br />

abgedruckt worden.<br />

Die Trägerin <strong>di</strong>eser Einrichtung<br />

ist eine Stiftung des privaten<br />

Rechts <strong>und</strong> wendet einzel<strong>ver</strong>traglich<br />

den BAT bzw. MTArb an.<br />

Mit dem Foto konnte der Eindruck<br />

erweckt werden, dass un-<br />

über geringere Entlohnung<br />

der Beschäftigten<br />

erfolgen.<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> will <strong>di</strong>e Neugestaltung<br />

des B<strong>und</strong>es-<br />

Angestellten-Tarif<strong>ver</strong>trages<br />

(BAT) nutzen,<br />

neben den <strong>Krankenhäuser</strong>n<br />

auch <strong>di</strong>e übrigen<br />

Einrichtungen des <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>-<br />

<strong>und</strong> <strong>Sozialwesen</strong>s<br />

der Branche in<br />

einer neuen Sparte zusammenzufassen.<br />

Damit wird<br />

es möglich, in <strong>di</strong>esem Bereich<br />

eine neue Wettbewerbsordnung<br />

zu schaffen <strong>und</strong> <strong>di</strong>e<br />

Arbeits- <strong>und</strong> Entlohnungsbe<strong>di</strong>ngungen<br />

der Beschäftigten<br />

der Wohlfahrts<strong>ver</strong>bände, der<br />

privaten Anbieter, der Kirche <strong>und</strong><br />

Diakonie wie auch in den öffentlichen<br />

Dienst Einrichtungen der<br />

Branche neu <strong>und</strong> gemeinsam zu<br />

regeln. ■<br />

Ulf Birch, Pressesprecher<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Landesbezirk Niedersachsen-<br />

Bremen<br />

sere Ausführungen auch auf das<br />

DRK-Krankenhaus Seepark gelten<br />

würden.<br />

Das ist nicht der Fall, <strong>und</strong> es war<br />

auch nicht Absicht von <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> <strong>di</strong>esen<br />

Eindruck zu erwecken, was<br />

wir hiermit richtigstellen. ■<br />

Joachim Lüddecke<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 25<br />

Tarifpolitik


Tarifpolitik<br />

Konflikt bei Berliner Klinikgruppe<br />

Dr. Marx wächst b<strong>und</strong>esweit!<br />

Mahnwachen wegen<br />

mangelnder Lohnerhöhung<br />

– nun auch Protest in der<br />

Schwarzwaldklinik, Me<strong>di</strong>anklinik<br />

<strong>und</strong> Klinik Sinnighofen in<br />

Südbaden!<br />

R<strong>und</strong> 120 Beschäftigte der Kliniken<br />

Sinnighofen <strong>und</strong> Schwarzwaldklink<br />

in Bad Krozingen <strong>und</strong><br />

der Me<strong>di</strong>anklinik in Freiburg,<br />

alle zum Berliner Klinik<strong>ver</strong>b<strong>und</strong><br />

Dr. Marx gehörig, protestierten<br />

wegen ausstehender Tariferhöhungen.<br />

Seitdem stehen sie jeden Tag<br />

Mahnwache vor ihrer Klinik. Zum<br />

Protest rief <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> bisher befristest<br />

auf. Damit schwappte der Protest<br />

von Pflegekräften, Servicepersonal<br />

<strong>und</strong> me<strong>di</strong>zinischen Fachkräften in<br />

der Konzernklinikgruppe Dr. Marx<br />

jetzt auch in den äußersten Südwesten<br />

der Republik über.<br />

Dabei gibt es bereits Verhandlungsergebnisse<br />

an den Standorten<br />

in Freiburg in der Klinik für<br />

Tumorbiologie (siehe rechts) <strong>und</strong><br />

in der Quellenhof AG in Oeynhausen.<br />

Dort wurde nach heftigen<br />

Protesten der Belegschaften ein<br />

Ergebnis erzielt.<br />

In Bad Krozingen wollen <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />

zusammen mit <strong>ver</strong>.<strong>di</strong><br />

Druck machen, um den Arbeitgeber<br />

Dr. Marx auch hier wieder an<br />

den Verhandlungstisch zu bewegen.<br />

Ziel sind Tarif<strong>ver</strong>handlungen<br />

über Lohn <strong>und</strong> Gehalt. Für <strong>di</strong>e drei<br />

Kliniken in Südbaden wurden <strong>di</strong>e<br />

Verhandlungen von Herrn Ditgrim<br />

Reene von der Arbeitgeberseite<br />

nach zwei R<strong>und</strong>en Ende Februar<br />

abgebrochen. <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> kün<strong>di</strong>gte weitere<br />

Aktionen bis hin zu Streiks in<br />

Südbaden an, bis der Arbeitgeber<br />

ein faires Angebot vorlege. ■<br />

Reiner Geis<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Bezirk Südbaden<br />

Die Konzerngruppe Dr. Marx,<br />

mit Sitz in Berlin, hat b<strong>und</strong>esweit 34 Kliniken <strong>und</strong> ca. 5.000 Beschäftigte.<br />

Der Klinikkonzern weigerte sich Ende 2002, einen <strong>ver</strong>bindlichen<br />

Lohn- <strong>und</strong> Gehaltsabschluss für alle Kliniken wie bisher gemeinsam<br />

abzuschließen. Daher <strong>ver</strong>handelt <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> jetzt an allen Klinikstandorten<br />

über <strong>di</strong>e jährlichen Gehaltssteigerungen. Dies hat das Klima in den<br />

Verhandlungen <strong>ver</strong>schlechtert. Die Gehaltstarife sind bereits zum<br />

30.9.2002 ausgelaufen. Seitdem müssen sich <strong>di</strong>e Beschäftigten mit<br />

einer Null-R<strong>und</strong>e zufrieden geben.<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> strebt eine Lohn- <strong>und</strong> Gehaltserhöhung auf dem Niveau des<br />

Öffentlichen Dienstes an, um gleiche Be<strong>di</strong>ngungen für private <strong>und</strong><br />

öffentlich-rechtliche Kliniken zu gewährleisten. Im Öffentlichen Dienst<br />

wurde in einem Stufenplan 2,4% <strong>di</strong>eses Jahr <strong>und</strong> 2% für das nächste<br />

Jahr <strong>ver</strong>einbart. In Einzelabschlüssen von Marx-Kliniken, wie in der<br />

Tumorbiologie in Freiburg, wurde <strong>di</strong>eses Ziel bereits erreicht (siehe<br />

unten). ■<br />

Tarifeinigung<br />

am späten Abend<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> erzielt Tarifergebnis<br />

nach Protest in der Klinik für<br />

Tumorbiologie Freiburg!<br />

So konnten in zwei Steigerungen<br />

nominal 3,5% für r<strong>und</strong> 2 Jahre<br />

Laufzeit <strong>ver</strong>einbart werden.<br />

Zuvor waren r<strong>und</strong> 70 Beschäftigte<br />

der Klinik für Tumorbiologie<br />

Freiburg während den Tarif<strong>ver</strong>handlungen<br />

in einen befristeten<br />

Protest vor dem Klinikgebäude getreten.<br />

Die Protestaktion hatte einen<br />

positiven Einfluss auf <strong>di</strong>e schwierigen<br />

Tarif<strong>ver</strong>handlungen. Die Verhandlungen,<br />

<strong>di</strong>e Ende 2002 begonnen<br />

hatten, konnten endlich<br />

zu einem positiven Abschluss gebracht<br />

werden. Es liegt nun ein Ergebnis<br />

auf dem Tisch, das effektiv<br />

nahezu dem Tarifergebnis des öffentlichen<br />

Dienstes entspricht. So<br />

werden in einem zwei Stufenplan<br />

<strong>di</strong>e Vergütungen ab 1.4.2003 um<br />

2,0% <strong>und</strong> ab 1.3.2004 um 1,5%<br />

erhöht. Zudem wird <strong>di</strong>e Entgeltumwandlung<br />

zum Zwecke der Altersvorsorge<br />

für alle Beschäftigten<br />

ermöglicht.<br />

In der Konzerngruppe Dr. Marx,<br />

<strong>di</strong>e in <strong>di</strong>eser Tarifr<strong>und</strong>e zum ersten<br />

mal für alle Klinikstandorte getrennt<br />

<strong>ver</strong>handelt, konnte in <strong>di</strong>eser<br />

Verhandlung eines der besten<br />

Tarifergebnisse b<strong>und</strong>esweit für<br />

<strong>di</strong>esen Konzern erzielt werden.<br />

Nun müssen auch Ergebnisse für<br />

<strong>di</strong>e weiteren Standorte in Bad<br />

Krozingen <strong>und</strong> Freiburg erkämpft<br />

werden. ■<br />

Ulrike Glogger<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Bezirk Südbaden<br />

26 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003


Asklepios sucht <strong>di</strong>e Konfrontation<br />

mit Beschäftigten <strong>und</strong> <strong>ver</strong>.<strong>di</strong><br />

Die Nullr<strong>und</strong>e im Krankenhaus<br />

sollen <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />

zahlen!<br />

»Die Gewerkschaften <strong>ver</strong>breiten<br />

gern das Ammenmärchen, <strong>di</strong>e<br />

privaten zahlten schlechter ...«,<br />

empört sich Elmar Willebrandt,<br />

Geschäftsführer der Asklepios-<br />

Kliniken GmbH, im Interview mit<br />

der Zeitschrift »führen & wirtschaften«<br />

(Nr. 1/2003, S. 9). Und<br />

selbst<strong>ver</strong>ständlich durchschaut er<br />

auch <strong>di</strong>e niederen Beweggründe<br />

»der Gewerkschaften«. Denn »der<br />

wahre Gr<strong>und</strong> der massiven Gegnerschaft<br />

ist <strong>di</strong>e Angst vor einem<br />

massiven Mitgliederschw<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

damit vor dem Verlust von Macht<br />

<strong>und</strong> Einfluss, denn erfahrungsgemäß<br />

nimmt der Organisationsgrad<br />

der Mitarbeiter nach einigen<br />

Jahren der Zugehörigkeit zu<br />

einem privaten Unternehmen ab.«<br />

Ein privates Klinikunternehmen –<br />

<strong>ver</strong>mutlich soll sich <strong>di</strong>e Aussage<br />

auf <strong>di</strong>e Unternehmen der Asklepios-Gruppe<br />

beziehen – böte nämlich<br />

seinen Mitarbeitern durchaus<br />

»faire Entlohnung«, »Eigen<strong>ver</strong>antwortung,<br />

Karrieremöglichkeiten<br />

<strong>und</strong> Aufstiegschancen«, stelle<br />

einen »attraktiven <strong>und</strong> sicheren<br />

Arbeitsplatz« zur Verfügung, <strong>und</strong><br />

könne somit »faire Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />

auch außerhalb von Gewerkschaftsaktivitäten<br />

<strong>ver</strong>nünftig<br />

gestalten«.<br />

Soweit der O-Ton aus Königstein.<br />

Praktische Erfahrungen mit<br />

der »<strong>ver</strong>nünftigen Gestaltung ihrer<br />

Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen außerhalb<br />

von Gewerkschaftsaktivitäten«<br />

können nach den Angaben auf der<br />

Internetseite des Konzerns z.Zt.<br />

bereits r<strong>und</strong> 20.000 Beschäftigte<br />

machen, <strong>di</strong>e einen Umsatz von insgesamt<br />

1 Mrd. € erwirtschaften.<br />

War aller<strong>di</strong>ngs <strong>di</strong>e bisherige Vorgehensweise<br />

des Konzerns in den<br />

von Asklepios übernommenen Ein-<br />

FREESTYLE<br />

richtungen davon gekennzeichnet,<br />

dass zur Vermeidung von betrieblichen<br />

Konflikten <strong>di</strong>e Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />

der zum Zeitpunkt der<br />

Übernahme bereits beschäftigten<br />

»Alt«arbeitnehmerInnen unangetastet<br />

blieben <strong>und</strong> nur Neueingestellte<br />

<strong>di</strong>e Segnungen der »fairen<br />

Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen« außerhalb<br />

von störenden Gewerkschaftsaktivitäten<br />

in Anspruch nehmen durften,<br />

scheint sich jetzt ein Strategiewechsel<br />

anzudeuten. So sollen<br />

in <strong>di</strong>esem Jahr in Hessen u.a. in<br />

den Asklepios-Kliniken in Wiesbaden,<br />

Langen, Seligenstadt <strong>und</strong> Bad<br />

Wildungen auch »Alt«fälle <strong>di</strong>e<br />

BAT-Steigerungen von 2,4% nicht<br />

mehr erhalten.<br />

Möglicherweise werden <strong>di</strong>e<br />

Asklepios-Belegschaften jetzt von<br />

ihrem Arbeitgeber zur Kasse gebeten<br />

für ein Unternehmenswachstum<br />

in den letzten Jahren von<br />

durchschnittlich 30% pro Jahr,<br />

das auch mit wirtschaftlich riskanten<br />

Klinikübernahmen erzielt<br />

wurde.<br />

Nachdem zumindest in den anderen<br />

großen privaten deutschen<br />

Klinikketten inzwischen <strong>di</strong>e Erkenntnis<br />

wächst, dass ein »fairer«<br />

Interessenausgleich zwischen<br />

Unternehmen <strong>und</strong> Arbeitnehmern<br />

weder durch Lohndumping noch<br />

durch tarif<strong>ver</strong>trags- <strong>und</strong> gewerkschaftsfreie<br />

Zonen in <strong>Krankenhäuser</strong>n<br />

erreicht werden kann, sind<br />

anstehende Klinikübernahmen<br />

durch Asklepios für <strong>di</strong>e betroffenen<br />

ArbeitnehmerInnen durchaus<br />

noch wesentlich kritischer zu betrachten.<br />

In Kliniken, <strong>di</strong>e bereits<br />

zum Konzern gehören, wird ein<br />

Konflikt um Tarif<strong>ver</strong>träge auf BAT-<br />

Niveau sowohl immer notwen<strong>di</strong>ger<br />

als auch wahrscheinlicher. ■<br />

Georg Schulze-Ziehaus<br />

Asklepios ist z.B. auch Gesellschafter der International Neuroscience Institute<br />

GmbH (INI) in Hanno<strong>ver</strong> (neben Prof. Samii, der Siemens AG <strong>und</strong> einem<br />

Bankenkonsortium unter Führung der NordLB)<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 27<br />

Tarifpolitik


Tarifpolitik<br />

Zeitarbeit wird in den Kliniken<br />

in Zukunft immer wichtiger<br />

Die Vermittler erweitern ihr<br />

Angebot für <strong>di</strong>e <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>branche<br />

– Arbeitnehmer<br />

akzeptieren kurzfristige<br />

Verträge<br />

Aufgr<strong>und</strong> der vielen Engpässe<br />

wird es Zeit, dass sich Zeitarbeitsfirmen<br />

um den Markt für den <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>-<br />

<strong>und</strong> Pflegebereich noch<br />

ausgiebiger kümmern. Der Deutsche<br />

Berufs<strong>ver</strong>band für Pflegeberufe<br />

beklagt seit langem einen<br />

gravierenden Mangel an qualifizierten<br />

Krankenschwestern.<br />

Obwohl <strong>di</strong>e Probleme auf absehbare<br />

Zeit kaum befrie<strong>di</strong>gend lösbar<br />

sein dürften, hilft eine bessere<br />

Organisation schon weiter. So<br />

haben mittlerweile auch große<br />

Zeitarbeitsfirmen wie Manpower<br />

oder Randstad mit 250 Niederlassungen<br />

in 180 deutschen Städten<br />

<strong>di</strong>e Vermittlung von Intensiv-<br />

Schwestern, MTA oder Arzthelferinnen<br />

ins Programm genommen.<br />

Daneben stehen Fachkräfte für <strong>di</strong>e<br />

Pharma- <strong>und</strong> Biotech-Industrie zur<br />

Verfügung.<br />

Auf der Me<strong>di</strong>ca gab es 2002<br />

erstmals einen eigenen Bereich,<br />

der der Karriereplanung <strong>und</strong> Personalrekrutierung<br />

gewidmet war.<br />

Verstärkt auf <strong>di</strong>e Vermittlung von<br />

Arbeitskräften für den <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>-<br />

<strong>und</strong> Pflegebereich setzen<br />

auch große Unternehmen wie Ve<strong>di</strong>or<br />

mit 2.000 Filialen in 27 Ländern<br />

oder der weltweite Branchenführer<br />

Adecco aus der Schweiz –<br />

mit 730.000 Mitarbeitern für praktisch<br />

alle Wirtschaftszweige. In<br />

den USA hat ANM Healthcare<br />

6.500 Pflegekräfte unter Vertrag<br />

<strong>und</strong> macht damit einen Umsatz<br />

von mehr als 500 Millionen US-<br />

Dollar jährlich.<br />

Das Hauptgeschäft der europäischen<br />

Konzerne liegt aber noch in<br />

der Vermittlung von Arbeitskräften<br />

für Industrie <strong>und</strong> Verwaltung mit<br />

kaufmännisch <strong>und</strong> technisch geprägten<br />

Berufen. Im Wesentlichen<br />

gilt <strong>di</strong>es auch für <strong>di</strong>e mit ihrem<br />

Börsengang in Deutschland bekannt<br />

gewordenen Gesellschaften<br />

Allbecon, Amadeus <strong>und</strong> DIS.<br />

Indessen bauen <strong>di</strong>e Unternehmen<br />

den lukrativen me<strong>di</strong>zinischen<br />

Komplex strategisch gezielt aus.<br />

Interessant wird <strong>di</strong>e Vermittlung<br />

me<strong>di</strong>zinischer Fachkräfte durch <strong>di</strong>e<br />

zunehmende Privatisierung am<br />

deutschen Krankenhausmarkt.<br />

Mehr Gewicht für <strong>di</strong>e <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>berufe<br />

bringen jedoch <strong>di</strong>e<br />

spezialisierten Vermittler auf <strong>di</strong>e<br />

Waage. Hiervon gibt es viele kleinere,<br />

regional tätige Firmen. Andere<br />

sind b<strong>und</strong>esweit tätig <strong>und</strong><br />

Mitglied im B<strong>und</strong>es<strong>ver</strong>bands für<br />

Zeitarbeit in Bonn (BZA). Dazu gehören<br />

zum Beispiel <strong>di</strong>e Firmen<br />

Me<strong>di</strong>al mit Sitz in München,<br />

Me<strong>di</strong>job (Hamburg), Med-Kontor<br />

(Hamburg, München, Stuttgart,<br />

Ulm) sowie DoMed in Dortm<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> Assist Intermed in Landscheid.<br />

Einige sind schon 20 Jahre im<br />

Geschäft, so etwa der größte selbstän<strong>di</strong>ge<br />

Anbieter Me<strong>di</strong>rent.<br />

Das me<strong>di</strong>zinische Personalmanagement<br />

umfasst unter anderem<br />

Urlaubs- <strong>und</strong> Krankheits<strong>ver</strong>tretungen,<br />

Personalstellung bei erhöhtem<br />

Arbeitsvolumen – für jeweils<br />

wenige Tage oder Wochen bis zu<br />

mehreren Monaten. Med-Kontor<br />

beispielsweise bietet »in<strong>di</strong>viduelle<br />

Personallösungen für <strong>Krankenhäuser</strong>,<br />

Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime, Arzt<strong>und</strong><br />

Zahnarztpraxen sowie Dialysezentren«.<br />

Die <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>branche wächst<br />

praktisch unabhängig von der<br />

Konjunktur. Der Arbeitskräftemangel<br />

hat sich zuletzt <strong>ver</strong>schärft.<br />

Zudem soll der Arbeitsmarkt<br />

flexibler werden, indem <strong>di</strong>e staatliche<br />

Bürokratie weniger Einfluss<br />

nimmt. Arbeitnehmer akzeptieren<br />

häufiger kurzfristig wechselnde<br />

Arbeits<strong>ver</strong>hältnisse. In den Niederlanden<br />

sind es bereits fünf Prozent,<br />

<strong>di</strong>e sich über <strong>di</strong>e Zeitarbeitsfirmen<br />

regelmäßig einen Job<br />

besorgen – in Deutschland ist es<br />

erst ein Prozent.<br />

Daneben <strong>di</strong>ent Zeitarbeit dazu,<br />

<strong>di</strong>e Suchprozesse der Betriebe zur<br />

Auswahl von geeignetem Personal<br />

zu optimieren. Oder anders gesagt:<br />

Zuerst für längere Zeit ausleihen<br />

<strong>und</strong> später fest einstellen.<br />

Laut BZA bekommen 30 Prozent<br />

der <strong>ver</strong>mittelten Arbeitskräfte von<br />

dem Unternehmen, in dem sie vorübergehend<br />

tätig sind, später<br />

einen unbefristeten Vertrag angeboten.<br />

Generell floriert das Geschäft<br />

der Zeitarbeitsfirmen, wenn <strong>di</strong>e<br />

Wirtschaft anspringt. Dann benötigen<br />

Unternehmen rasch zusätzliche<br />

Arbeitskräfte. Die letzte<br />

Boomphase der Zeitarbeitsbranche<br />

datiert aus den Jahren 1996 bis<br />

2000. In <strong>di</strong>esem Zeitraum gab es<br />

ein jährliches Wachstum von 15<br />

Prozent – sowohl beim Umsatz als<br />

auch bei der Zahl der <strong>ver</strong>mittelten<br />

Arbeitskräfte, erklärt der B<strong>und</strong>es<strong>ver</strong>band<br />

Zeitarbeit.<br />

Von 1990 bis zum Jahr 2000<br />

stieg <strong>di</strong>e Zahl der Mitarbeiter in<br />

Zeitarbeits<strong>ver</strong>hältnissen von<br />

291.000 auf 785.000. ■<br />

Me<strong>di</strong>ca aktuell, 22.11.2002<br />

28 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003


Flexi-Tarif ist Praxis<br />

WSI-Untersuchung zeigt<br />

beachtliche Vielfalt im<br />

Tarifgeschäft<br />

Die Regierungserklärung des<br />

B<strong>und</strong>eskanzlers bildete <strong>di</strong>e Spitze<br />

der seit Wochen andauernden Kritik<br />

am Flächentarif<strong>ver</strong>trag. Zwar<br />

wolle er <strong>di</strong>esen nicht abschaffen,<br />

sagte Gerhard Schröder. Doch leider<br />

seien <strong>di</strong>e Tarif<strong>ver</strong>träge häufig<br />

»nicht flexibel genug«. Er erwarte<br />

deshalb, dass sich <strong>di</strong>e Tarifparteien<br />

auf betriebliche Bündnisse einigten,<br />

wie das in vielen Branchen<br />

bereits der Fall sei. Geschehe <strong>di</strong>es<br />

nicht, werde der Gesetzgeber handeln.<br />

In einem hat der Kanzler Recht:<br />

Betriebliche »Bündnisse für Arbeit«<br />

sind wahrlich nichts Neues.<br />

Drei Tage vor der Kanzlerrede<br />

hatte der Deutsche Gewerkschaftsb<strong>und</strong><br />

(DGB) Vorwürfe der<br />

Opposition <strong>und</strong> der Wirtschaft<br />

zurückgewiesen, <strong>di</strong>e derzeitigen<br />

Flächentarif<strong>ver</strong>träge seien zu starr<br />

– <strong>und</strong> <strong>ver</strong>wies auf einen seit<br />

15 Jahren andauernden Trend zur<br />

Verbetrieblichung der Tarifpolitik.<br />

Als »Gespenster<strong>di</strong>skussion«<br />

hatte DGB-Vorstand Heinz Putzhammer<br />

<strong>di</strong>e Mär vom »unflexiblen<br />

Tarif<strong>ver</strong>trag« bezeichnet. Der sei<br />

viel flexibler als sein Ruf: Es gebe<br />

eine Vielzahl von Flächentarif<strong>ver</strong>trägen,<br />

<strong>di</strong>e »Bündnisse für Arbeit«<br />

auf betrieblicher Ebene erlaubten.<br />

Damit seien Belegschaften <strong>und</strong><br />

Unternehmen in der Lage, auf<br />

wirtschaftliche Schwierigkeiten zu<br />

reagieren. Wer trotzdem das Tarif<strong>ver</strong>tragsgesetz<br />

oder das Betriebs<strong>ver</strong>fassungsgesetz<br />

ändern wolle,<br />

der habe »entweder keine Ahnung,<br />

oder es geht ihm um <strong>di</strong>e<br />

faktische Abschaffung der Tarifautonomie«,<br />

sagte Putzhammer.<br />

Einer Untersuchung des Wirtschafts-<br />

<strong>und</strong> Sozialwissenschaftlichen<br />

Instituts (WSI) der Hans-<br />

Böckler-Stiftung zufolge nutzen<br />

bereits heute 35 Prozent der Betriebe<br />

<strong>und</strong> 22 Prozent der öffentlichen<br />

Dienststellen tarifliche Öffnungsklauseln.<br />

Diese beziehen<br />

sich auf <strong>di</strong>e Bereiche Arbeitszeit,<br />

Lohn, Gehalt <strong>und</strong> auf weitere Vergütungen<br />

wie etwa Urlaubszeit. In<br />

knapp 30 Prozent der Betriebe<br />

<strong>und</strong> knapp einem Viertel der<br />

Dienststellen gibt es zudem Vereinbarungen<br />

zur Arbeitsplatz- <strong>und</strong><br />

Standortsicherung. »Was als Ausnahmefall<br />

begonnen hat, ist zum<br />

Standar<strong>di</strong>nstrument betrieblicher<br />

Regulierung geworden«, sagt WSI-<br />

Tarifexperte Reinhard Bispinck. Die<br />

zunehmende »Verbetrieblichung<br />

der Tarifpolitik« werde von den<br />

befragten Betriebs- <strong>und</strong> Personalräten<br />

»eher skeptisch« beurteilt.<br />

80 Prozent der befragten Betriebsräte<br />

<strong>und</strong> 68 Prozent der Personal-<br />

Von je 100 Betrieben* nutzen …<br />

<strong>ver</strong>setzte Arbeitszeiten<br />

Samstagsarbeit<br />

Überst<strong>und</strong>en<br />

Arbeitszeitkonten<br />

Schichtarbeit<br />

Sonntagsarbeit<br />

Kombination Vollzeit/Teilzeit<br />

Gleitzeit<br />

Bereitschafts<strong>di</strong>enste<br />

freie Tage**<br />

räte beurteilten den Trend zur<br />

Dezentralisierung <strong>und</strong> Verbetrieblichung<br />

der Tarifpolitik von »zwiespältig«<br />

bis »generell problematisch«.<br />

Unterstützt werden <strong>di</strong>e Gewerkschaften<br />

in ihrem Kampf um den<br />

Erhalt der Tarifautonomie sogar<br />

aus un<strong>ver</strong>muteter Ecke: »Das so<br />

genannte Tarifkartell exisitiert nur<br />

in der Phantasie der Modernisierungspropheten«,<br />

hatte Arbeitgeberführer<br />

Dieter H<strong>und</strong>t noch im<br />

April 2000 in der Konrad-Adenauer-Stiftung<br />

<strong>ver</strong>kündet. H<strong>und</strong>t:<br />

»Die Forderung nach Abschaffung<br />

des Tarifvorbehalts hätte nicht <strong>di</strong>e<br />

Modernisierung der Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />

zur Folge, sondern le<strong>di</strong>glich<br />

den ›Häuserkampf‹ in den Betrieben.«<br />

■<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-news 06/2003, 29. März<br />

www.<strong>ver</strong><strong>di</strong>-news.de<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 29<br />

50<br />

45<br />

34<br />

26<br />

22<br />

18<br />

16<br />

14<br />

* nur Betriebe, <strong>di</strong>e bestimmte Arbeitszeitformen<br />

zur Entkoppelung von Arbeits<strong>und</strong><br />

Betriebszeiten nutzen<br />

7<br />

5<br />

** aus tariflicher Arbeitszeit<strong>ver</strong>kürzung<br />

Mehrfachnennungen, Stand 2001<br />

Quelle: <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-news<br />

Tarifpolitik


Zu viel Ausbildung <strong>und</strong> zu teuer?<br />

Berufliche Bildung<br />

Ausbildungsplatzabbau an<br />

<strong>Krankenhäuser</strong>n führt in den<br />

nächsten Pflegenotstand<br />

Unbeschadet des vielerorts beklagten<br />

Fachkräftemangels beim<br />

Pflegepersonal <strong>und</strong> der unstreitig<br />

guten Berufsperspektiven geht der<br />

Ausbildungsplatzabbau insbesondere<br />

an den Krankenpflegeschulen<br />

ungehemmt weiter. Gab es im<br />

Jahre 1997 an Schulen des <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesens<br />

noch 59.164<br />

Auszubildende in der Ausbildung<br />

zur Krankenschwester/zum Krankenpfleger,<br />

so waren es vier Jahre<br />

später nur noch 52.205. Knapp<br />

7.000 Ausbildungsplätze wurden<br />

abgebaut bzw. nicht besetzt. Das<br />

entspricht einem Rückgang von<br />

mehr als 11,5%.<br />

Ähnliche Entwicklungen gab es<br />

in der Kinderkrankenpflege. In der<br />

Krankenpflegehilfe war der Ausbildungsplatzabbau<br />

wesentlich dramatischer.<br />

So ist etwa <strong>di</strong>e Zahl der<br />

Schulen für Krankenpflegehilfe in<br />

der Zeit von 1992 bis 2000 von<br />

370 auf 93 gefallen. Die Zahl der<br />

Auszubildenden in der Krankenpflegehilfe<br />

hat sich im gleichen<br />

Zeitraum von 4.542 auf 1.785<br />

mehr als halbiert (vgl. Berufsbildungsberichte<br />

1994 <strong>und</strong> 2001). Im<br />

Jahr 2000 waren es nur noch<br />

1.714 Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler<br />

(Berufsbildungsbericht 2002). In<br />

den letzten Jahren kam es hier jedoch<br />

zu einer Trendumkehr zu Lasten<br />

qualifizierter Ausbildung.<br />

Der blindwütige Ausbildungsplatzabbau<br />

durch <strong>di</strong>e Krankenhausträger<br />

ist angesichts der nach<br />

wie vor gesicherten Refinanzierung<br />

der Ausbildungskosten über<br />

<strong>di</strong>e Pflegesätze nur schwer nachvollziehbar.<br />

Im Hinblick auf den<br />

Ausbau niedrig qualifizierender<br />

Ausbildungsgänge zum/zur Krankenpflegehelfer/-in<br />

befinden sie<br />

sich nicht auf der Höhe der Zeit.<br />

Nach dem Urteil des B<strong>und</strong>es<strong>ver</strong>fassungsgerichts<br />

zum Altenpflegegesetz,<br />

wonach dem B<strong>und</strong> <strong>di</strong>e Regelungskompetenz<br />

für eine<br />

Altenpflegehilfeausbildung als<br />

»Heilberuf« abgesprochen wird,<br />

ist absehbar, dass im neuen Krankenpflegegesetz<br />

eine Krankenpflegehilfeausbildung<br />

nicht mehr vorgesehen<br />

sein wird. Das wird <strong>di</strong>e<br />

Krankenhausträger nicht hindern,<br />

auch weiterhin Helfer/-innen einzusetzen.<br />

Die Berufsperspektiven<br />

ihrer Beschäftigten interessieren<br />

sie nicht sonderlich. Vorausschauende<br />

Personalentwicklung wird<br />

vom Management in Festreden<br />

zwar gerne im M<strong>und</strong>e geführt, in<br />

der Praxis aber kaum realisiert.<br />

Wenn <strong>di</strong>e Entwicklung so weiter<br />

geht, wird <strong>di</strong>e heute vielfach bestehende<br />

Überlastung des Personals<br />

durch Unterbesetzung zum<br />

Personalnotstand, bei dem auch<br />

vorhandene Stellen nicht mehr<br />

qualifiziert besetzt werden können.<br />

Das ist regional <strong>und</strong> bezogen<br />

auf einzelne Abteilungen bereits<br />

Entwicklung der Ausbildungsplatzzahlen an Krankenpflegeschulen 1997 – 2001<br />

heute der Fall. Die Krankenhausträger<br />

haben <strong>di</strong>es selbst zu <strong>ver</strong>antworten.<br />

Die vielfach für den Ausbildungsplatzabbau<br />

ins Feld geführten<br />

Kostenargumente halten einer<br />

kritischen Überprüfung nicht<br />

stand, wie im Folgenden dargestellt<br />

wird.<br />

Neue Finanzierung<br />

der Ausbildung<br />

Die Finanzierung der Ausbildung<br />

an Schulen des <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesens<br />

erfolgt im Unterschied zu anderen<br />

Berufausbildungen ausschließlich<br />

über <strong>di</strong>e Entgelte der<br />

<strong>Krankenhäuser</strong>. Während im dualen<br />

System der Betrieb für <strong>di</strong>e Kosten<br />

der praktischen Ausbildung,<br />

Ausbilder/innen, Ausbildungs<strong>ver</strong>gütung,<br />

Ausbildungsmittel usw.<br />

aufkommt <strong>und</strong> der Staat <strong>di</strong>e Kosten<br />

für <strong>di</strong>e theoretische Ausbildung<br />

an Berufsschulen trägt, liegt<br />

<strong>di</strong>e Finanzierung der Ausbildung<br />

im <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen, soweit sie<br />

an <strong>Krankenhäuser</strong>n stattfindet, in<br />

einer Hand. Die <strong>Krankenhäuser</strong><br />

sind zugleich auch Träger der Ausbildungsstätten<br />

<strong>und</strong> alle Kosten<br />

werden über <strong>di</strong>e Einnahmen der<br />

<strong>Krankenhäuser</strong>, also letztlich über<br />

<strong>di</strong>e Kranken<strong>ver</strong>sicherungen bezahlt.<br />

Nur bei den Investitionskosten<br />

sind <strong>di</strong>e Länder noch beteiligt.<br />

Zwar gab es in der Vergangenheit<br />

immer wieder mal Diskussionen<br />

Ausbildungsberufe 1997* 1998* 1999* 2000* 2001*<br />

Krankenpfleger/-schwester 59.164 57.839 55.169 53.504 52.205<br />

Kinderkrankenpfleger/-schwester 7.204 6.993 6.772 6.415 6.464<br />

Krankenpflegehelfer/in 2.041 1.972 1.785 1.714 1.934<br />

* ohne Hessen, Sachsen <strong>und</strong> Thüringen<br />

Quelle: Berufsbildungsberichte 1999, 2000, 2001, 2002 <strong>und</strong> Statistisches B<strong>und</strong>esamt<br />

30 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003


darüber, <strong>di</strong>e Kosten für den schulischen<br />

Teil der Ausbildung auf <strong>di</strong>e<br />

Länder zu übertragen. Der Deutsche<br />

Pflegerat (DPR), ein Zusammenschluss<br />

<strong>di</strong><strong>ver</strong>ser pflegerischer<br />

Berufs<strong>ver</strong>bände hatte sich am R<strong>und</strong>en<br />

Tisch im BMG hierfür stark<br />

gemacht <strong>und</strong> <strong>di</strong>eses Anliegen auch<br />

ins aktuelle Gesetzgebungs<strong>ver</strong>fahren<br />

zum Krankenpflegegesetz eingebracht.<br />

Ohne eine gr<strong>und</strong>legende<br />

Strukturreform der Ausbildung<br />

<strong>und</strong> ihre Integration in das System<br />

der beruflichen Bildung ist eine<br />

solche Forderung jedoch fahrlässig,<br />

wenn nicht sogar gefährlich.<br />

Ein solches Anliegen hat kaum<br />

Chancen im B<strong>und</strong>esrat akzeptiert<br />

zu werden, ohne dass an anderer<br />

Stelle ein Ausgleich erfolgt.<br />

Solange <strong>di</strong>e Schulen mit <strong>Krankenhäuser</strong>n<br />

»notwen<strong>di</strong>gerweise<br />

<strong>ver</strong>b<strong>und</strong>en« sind, erscheint <strong>di</strong>ese<br />

Finanzierung auch plausibel. Zumindest<br />

bereitet sie in der Regel<br />

keine Probleme, weil der Anteil<br />

der Ausbildungskosten an den Gesamtausgaben<br />

der Krankenkassen<br />

für <strong>Krankenhäuser</strong> relativ gering<br />

ist <strong>und</strong> <strong>di</strong>e Krankenkassen bisher<br />

nicht dadurch aufgefallen sind, an<br />

<strong>di</strong>eser Stelle sparen zu wollen. Der<br />

in den letzten Jahren vorgenommene<br />

Ausbildungsplatzabbau ist<br />

auch weniger den Krankenkassen<br />

anzulasten, denn <strong>di</strong>e Ausbildungskosten<br />

wurden vollstän<strong>di</strong>g über<br />

<strong>di</strong>e Pflegesätze refinanziert. Verantwortlich<br />

für den Rückgang der<br />

Ausbildungsplatzzahlen sind in erster<br />

Linie <strong>di</strong>e Krankenhausträger<br />

<strong>und</strong> ihre Verwaltungen, <strong>di</strong>e innerhalb<br />

ihrer Budgets Umschichtungen<br />

zu Lasten der Ausbildung vornehmen<br />

aber gleichzeitig über<br />

Fachkräftemangel klagen.<br />

Aller<strong>di</strong>ngs unterliegen <strong>di</strong>e Erhöhungen<br />

der Ausbildungs<strong>ver</strong>gütungen<br />

den gleichen Problemen wie<br />

<strong>di</strong>e Vergütungserhöhungen ins-<br />

gesamt. Nach § 71 Sozialgesetzbuch<br />

V – Gr<strong>und</strong>satz der Beitragsstabilität<br />

– sollen Beitragssatzsteigerungen<br />

<strong>ver</strong>mieden werden<br />

<strong>und</strong> <strong>di</strong>e Vergütungen der Leistungserbringer<br />

(z.B. <strong>Krankenhäuser</strong>)<br />

insgesamt dürfen in der Regel<br />

nicht höher steigen als <strong>di</strong>e Einnahmen<br />

der Krankenkassen. Die Vergütungs<strong>ver</strong>einbarungen<br />

sind gekoppelt<br />

an <strong>di</strong>e durchschnittlichen<br />

Veränderungsraten der beitragspflichtigen<br />

Einnahmen aller Mitglieder<br />

der Krankenkassen. Diese<br />

Veränderungsraten sind keineswegs<br />

immer identisch mit den von<br />

den Gewerkschaften in den <strong>ver</strong>schiedenen<br />

Tarifbereichen erkämpften<br />

Vergütungserhöhungen.<br />

Mit der Umstellung der Krankenhausfinanzierung<br />

auf <strong>di</strong>agnosebezogene<br />

Fallpauschalen (Diagnosis<br />

Related Groups - DRG), <strong>di</strong>e mit<br />

dem Fallpauschalengesetz vom<br />

23. April 2002 beschlossen wurde,<br />

wird auch <strong>di</strong>e Ausbildungsfinanzierung<br />

neu gestaltet. Geradezu<br />

revolutionär ist <strong>di</strong>e künftige Finanzierung<br />

aus einem Ausbildungsfonds,<br />

in den alle <strong>Krankenhäuser</strong>,<br />

gleichgültig, ob sie selber ausbilden<br />

oder nicht, einen speziell für<br />

<strong>di</strong>e Ausbildungskosten erhobenen<br />

Zuschlag einzahlen müssen. Der<br />

Zuschlag wird ab 1. Januar 2004<br />

erhoben. Allen vorgeschobenen<br />

Argumenten von Wettbewerbsnachteilen<br />

der ausbildenden <strong>Krankenhäuser</strong><br />

<strong>und</strong> ihrer hohen Ausbildungskosten<br />

wird damit der<br />

Boden entzogen.<br />

Mit dem derzeit in der parlamentarischen<br />

Beratung befindlichenFallpauschalenänderungsgesetz<br />

(FPÄndG) soll auf Betreiben<br />

der Krankenhausträger <strong>di</strong>e Bildung<br />

der Ausbildungsfonds um ein Jahr<br />

auf das Jahr 2005 <strong>ver</strong>schoben<br />

werden. Die Begründung ist kurios.<br />

Wegen der hohen Arbeitsbe-<br />

lastungen bei der Ermittlung der<br />

Daten für <strong>di</strong>e Einführung der <strong>di</strong>agnosebezogenen<br />

Fallpauschalen<br />

sehen sich <strong>di</strong>e <strong>Krankenhäuser</strong><br />

nicht in der Lage, <strong>di</strong>e erforderlichen<br />

Daten für <strong>di</strong>e Kosten der<br />

Ausbildung zur Verfügung zu stellen.<br />

Es liegt der Verdacht nahe,<br />

dass <strong>di</strong>e <strong>Krankenhäuser</strong> gar nicht<br />

wissen, was ihre Ausbildungsgänge<br />

kosten. Zwar glauben sie zu<br />

wissen, dass Ausbildung zu teuer<br />

ist, was sie tatsächlich kostet, ist<br />

aber nicht bekannt. Diese Einschätzung<br />

deckt sich mit den Er-<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 31<br />

GERD DIELMANN<br />

Berufliche Bildung


Berufliche Bildung<br />

fahrungen vieler Schulleitungen Dazu müssen <strong>di</strong>e durchschnitt-<br />

<strong>und</strong> betrieblicher Interessen<strong>ver</strong>trelichen Kosten je Ausbildungsplatz<br />

tungen, <strong>di</strong>e <strong>ver</strong>geblich <strong>ver</strong>suchen <strong>und</strong> <strong>di</strong>e Mehrkosten der Ausbil-<br />

genaue Daten über <strong>di</strong>e Ausbildungs<strong>ver</strong>gütung ermittelt werden.<br />

dungskosten zu erhalten.<br />

Krankenpflegeschulen mit qualita-<br />

Das Gejammer über zu hohe tiv guter Ausstattung <strong>und</strong> hohen<br />

Ausbildungskosten wurde von der Sach- <strong>und</strong> Personalkosten könnten<br />

Deutschen Krankenhausgesell- also über dem Durchschnitt liegen<br />

schaft (DKG) auch im Rahmen der <strong>und</strong> damit in Refinanzierungspro-<br />

Anhörungen <strong>und</strong> Stellungnahmen bleme geraten. Zudem führt <strong>di</strong>e<br />

zum Krankenpflegegesetz ange- Orientierung am Durchschnitt tenstimmt,<br />

nur Daten vorlegen köndenziell zu einer Senkung der Kosnen<br />

sie nicht. Dies ist insofern ten. Das ist besonders gefährlich<br />

fatal als <strong>di</strong>e Daten als Gr<strong>und</strong>lage für <strong>di</strong>e Qualität der Ausbildung,<br />

für <strong>di</strong>e Ausstattung der Ausbil- weil einheitliche Qualitätsstandungsfonds<br />

<strong>di</strong>enen sollen.<br />

dards für <strong>di</strong>e Schulen <strong>und</strong> <strong>di</strong>e<br />

Denn den Finanzierungsbedarf praktische Ausbildung weithin<br />

für Ausbildungsplätze <strong>und</strong> Ausbil- nicht existieren. Immerhin soll mit<br />

dungs<strong>ver</strong>gütungen ermitteln <strong>di</strong>e dem FPÄndG eine regionale Diffe-<br />

Vertragsparteien, <strong>Krankenhäuser</strong> renzierung der Zuschläge für <strong>di</strong>e<br />

<strong>und</strong> Krankenkassen <strong>und</strong> legen <strong>di</strong>e Ausbildungsfinanzierung ermög-<br />

Höhe des Ausbildungszuschlags licht werden, um unterschiedliche<br />

fest. Der Ausgleichsfonds wird von Vorgaben für <strong>di</strong>e Ausbildung in<br />

der jeweiligen Landeskranken- den einzelnen B<strong>und</strong>esländern behausgesellschaft<br />

<strong>ver</strong>waltet, <strong>di</strong>e rücksichtigen zu können.<br />

auch <strong>di</strong>e pauschalen Beträge zur Angesichts der <strong>ver</strong>breiteten Un-<br />

Finanzierung der Ausbildung an kenntnis der <strong>Krankenhäuser</strong> über<br />

<strong>di</strong>e <strong>Krankenhäuser</strong> auszahlt. Die ihre tatsächlichen Ausbildungskos-<br />

Mittel sind zweckgeb<strong>und</strong>en zu ten wird es im Jahre 2003 <strong>und</strong> in<br />

<strong>ver</strong>wenden. Der Krankenhausträ- den folgenden Jahren ganz entger<br />

darf also das Geld nicht für scheidend darauf ankommen, <strong>di</strong>e<br />

andere Zwecke ausgeben.<br />

Ausbildungskosten möglichst um-<br />

Die Ermittlung der pauschalen fassend <strong>und</strong> exakt zu ermitteln,<br />

Zuschläge orientiert sich an den damit <strong>di</strong>e Zuschläge den tatsäch-<br />

Fallzahlen des Krankenhauses. lichen Kosten möglichst nahe<br />

kommen. Hier sind<br />

Krankenhaus<strong>ver</strong>waltung,<br />

Schulleitung<br />

<strong>und</strong> betriebliche<br />

Interessen<strong>ver</strong>tretung<br />

gleichermaßen gefordert,<br />

zu einer<br />

korrekten Ermittlung<br />

der Kosten beizutragen.<br />

Problematisch ist<br />

<strong>di</strong>e fortbestehenden<br />

Anrechung der Aus-<br />

Jetzt wird es darauf ankommen, für den Erhalt <strong>und</strong> Ausbau hochzubildenden auf <strong>di</strong>e<br />

wertiger Ausbildungsstrukturen auch im <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen einzutreten. Stellenpläne. Zwar<br />

RENATE STIEBITZ, POTSDAM<br />

soll der Anrechnungsschlüssel von<br />

7:1 (d.h. sieben Auszubildende<br />

sollen eine Vollzeitstelle einer qualifizierten<br />

Pflegekraft ersetzen) auf<br />

9,5:1 <strong>ver</strong>bessert werden, das gesamte<br />

Verfahren entspricht aber<br />

nicht den Anforderungen an eine<br />

qualitativ hochwertige Ausbildung,<br />

<strong>di</strong>e eher zusätzliches Personal<br />

erfordert <strong>und</strong> nicht Ausbildung<br />

als Arbeitsleistung zu betrachten<br />

hat. Im Zuge der Novellierung des<br />

Krankenpflegegesetzes tritt <strong>ver</strong>.<strong>di</strong><br />

für <strong>di</strong>e Streichung der Anrechnungsregelung<br />

ein <strong>und</strong> fordert für<br />

<strong>di</strong>e praktische Ausbildung berufspädagogisch<br />

qualifizierte Ausbilderinnen<br />

<strong>und</strong> Ausbilder in einer<br />

angemessenen Zahl.<br />

Mit der neuen Ausbildungsfinanzierung<br />

im Zuge der Umstellung<br />

auf das DRG-System kommt den<br />

Partnern der so genannten Selbst<strong>ver</strong>waltung,<br />

den Krankenkassen<br />

<strong>und</strong> <strong>Krankenhäuser</strong>n, eine besondere<br />

Verantwortung für <strong>di</strong>e Zukunft<br />

der <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>berufe zu.<br />

Angesichts der ökonomischen<br />

Zwänge <strong>und</strong> Wettbewerbsbe<strong>di</strong>ngungen,<br />

in denen sich Krankenkassen<br />

<strong>und</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> bewegen<br />

müssen, besteht <strong>di</strong>e<br />

Gefahr, dass Ausbildungsgesichtspunkte<br />

unter <strong>di</strong>e Räder kommen.<br />

Wir hätten <strong>di</strong>e Verantwortung lieber<br />

bei den Ländern gesehen, <strong>di</strong>e<br />

auch für <strong>di</strong>e Sicherung einer angemessenen<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong><strong>ver</strong>sorgung<br />

zustän<strong>di</strong>g sind.<br />

Jetzt wird es darauf ankommen,<br />

auf betrieblicher <strong>und</strong> politischer<br />

Ebene für den Erhalt <strong>und</strong> Ausbau<br />

hochwertiger Ausbildungsstrukturen<br />

auch im <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen<br />

einzutreten. ■<br />

Gerd Dielmann<br />

32 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003


Attac-Mitglieder <strong>ver</strong>schicken<br />

50.000 PACE-Fahnen<br />

»Frieden von allen Balkonen«<br />

In Italien flattert sie mittlerweile<br />

von 2,5 Millionen Balkonen, <strong>und</strong><br />

auch in Deutschland ist sie immer<br />

häufiger im Straßenbild <strong>und</strong> bei<br />

Demonstrationen gegen den Krieg<br />

zu sehen: Die Regenbogenfahne<br />

mit dem Aufdruck »PACE«, dem<br />

italienischen Wort für Frieden.<br />

Eine Ulmer Initiative, <strong>di</strong>e von<br />

zwei Attac-Mitgliedern ins Leben<br />

gerufen wurde, hat innerhalb von<br />

sechs Wochen 50.000 Fahnen <strong>ver</strong>schickt.<br />

Ursprünglich wollten Markus<br />

Schwarz <strong>und</strong> Elke Grözinger nur<br />

einige Flaggen für ihre Ulmer<br />

Attac-Gruppe bestellen. Als sie<br />

endlich eine Quelle in Italien gef<strong>und</strong>en<br />

hatten, kauften sie dann<br />

gleich 200 Stück <strong>und</strong> boten sie im<br />

Internet an – <strong>und</strong> fanden kurz darauf<br />

1.500 Bestellungen vor. Seitdem<br />

werden <strong>di</strong>e Ulmer über ihre<br />

Internet-Seite www.friedensfahnen.de<br />

von Anfragen überrollt:<br />

Gerade haben sie <strong>di</strong>e 50.000.<br />

Fahne <strong>ver</strong>schickt, 200 Verkaufsstellen<br />

in Deutschland werden<br />

mittlerweile beliefert. »Inzwischen<br />

arbeiten wir mit vier bis sechs Leuten<br />

daran, Fahnen zu <strong>ver</strong>schicken«,<br />

berichtet Schwarz, der<br />

dringend neue Räume für den Versand<br />

sucht. Auch Friedensfre<strong>und</strong>e<br />

in Österreich, Ungarn, Russland<br />

<strong>und</strong> <strong>di</strong>e USA sind schon beliefert<br />

worden.<br />

Unterstützung kommt von anderen<br />

Initiativen, darunter <strong>di</strong>e Europäische<br />

Friedensaktion <strong>und</strong> <strong>di</strong>e<br />

Internationalen Ärzte zu Verhütung<br />

des Atomkrieges (IPPNW).<br />

Mit ihrer Arbeit wollen <strong>di</strong>e AktivistInnen<br />

dazu beitragen, <strong>di</strong>e Ablehnung<br />

des Krieges öffentlich deutlich<br />

zu machen – getreu dem<br />

italienischen Motto »Frieden von<br />

allen Balkonen«. »Wir sehen <strong>di</strong>es<br />

als aktive Friedensarbeit, als unseren<br />

Beitrag, eine neue, friedliche<br />

Welt zu gestalten«, sagt Markus<br />

www.<strong>ver</strong><strong>di</strong>.de/krieg_<strong>und</strong>_frieden<br />

Schwarz. Zudem soll mit der Aktion<br />

den Menschen im Irak konkret<br />

geholfen werden: Der Überschuss<br />

aus dem Verkauf nach<br />

Abzug der Kosten fließt zu 100<br />

Prozent an <strong>di</strong>e »IPPNW-Kinderhilfe<br />

Irak«. ■<br />

Malte Kreutzfeldt, Pressesprecher<br />

Attac Deutschland<br />

Weitere Informationen:<br />

■ www.friedensfahnen.de<br />

■ Reinhold Thiel (IPPNW),<br />

Tel. 07346-8407<br />

Im Hinblick auf <strong>di</strong>e tagespolitische<br />

Aktualität hier nur<br />

ein kurzer Hinweis auf <strong>di</strong>e <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-<br />

Internetseite. ■<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 33<br />

FREESTYLE<br />

Internationales


Internationales<br />

Internationale Fachtagung Altenpflege<br />

Bürokratie bremst Mobilität<br />

Auf Einladung von Eures Interalp<br />

(Zusammenschluss von Verbänden<br />

zur Förderung <strong>und</strong> Unterstützung<br />

von Arbeitnehmern <strong>und</strong> Arbeitgebern<br />

in den Grenzregionen Bayern,<br />

Österreich, Italien, Schweiz)<br />

hat sich der <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Bezirk Allgäu<br />

<strong>und</strong> Landkreise Weilheim-Schongau<br />

<strong>und</strong> Garmisch-Partenkirchen<br />

an einer zweitägigen Fachkonferenz<br />

am 20./21.3.2003 in Mils bei<br />

Hall in Tirol beteiligt.<br />

Themen <strong>di</strong>eser Fachkonferenz<br />

waren insbesondere <strong>di</strong>e Ausbildung<br />

in der Altenpflege in den<br />

Grenzregionen Südtirol, Bayern,<br />

Österreich <strong>und</strong> der Schweiz. Frau<br />

Magister Brigitte Hanemann präsentierte<br />

den von ihrem Institut<br />

erschaffenen Berufsbildungsatlas<br />

<strong>und</strong> wies auf den European Jobguide<br />

hin, der über <strong>di</strong>e grenzüberschreitende<br />

Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung,<br />

<strong>di</strong>e Anerkennung von<br />

Berufsbildern <strong>und</strong> Arbeitsmöglichkeiten<br />

informiert (www.europeanjobjuide.org).<br />

Namhafte regionale Experten<br />

berichteten über <strong>di</strong>e jeweilige<br />

Rechtslage zur Ausbildung. Im<br />

Anschluss daran präsentierten Vorsitzende<br />

von Fach<strong>ver</strong>bänden <strong>und</strong><br />

Altenpflegeschulen <strong>di</strong>e Problemstellungen<br />

in der Praxis.<br />

Dominik Schirmer vom<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Landesbezirk Bayern<br />

berichtete über das<br />

ab nunmehr 1.8.2003<br />

geltende b<strong>und</strong>eseinheitliche<br />

Altenpflegegesetz.<br />

Dabei stellte sich heraus,<br />

dass – ähnlich wie<br />

in Bayern zurzeit noch –<br />

jedes Land spezifische<br />

FRANZ FUCHS<br />

Regelungen <strong>und</strong> Berufsbilder für<br />

das Personal in der Altenpflege<br />

aufweist. Während Bayern AltenpflegehelferInnen<br />

<strong>und</strong> Altenpflegefachkräfte<br />

ausbildet, gibt es in<br />

der Schweiz Betagtenhelfer mit<br />

unterschiedlichen Diplomen <strong>und</strong><br />

Tätigkeiten. In Österreich nennen<br />

sie sich Altenfachbetreuer <strong>und</strong> in<br />

Italien Sozialbetreuer.<br />

Möchte ein Altenfachbetreuer<br />

aus Bregenz in Lindau eine Tätigkeit<br />

in einem Altenheim aufnehmen,<br />

stellen sich ihm aufgr<strong>und</strong><br />

des nicht einheitlichen Berufsbildes<br />

<strong>und</strong> der Ausbildung große bürokratische<br />

Hürden zur Anerkennung<br />

der Ausbildung <strong>und</strong> bremsen<br />

<strong>di</strong>e Bereitschaft zum Wechsel in<br />

ein anderes Land. Wechselt dagegen<br />

eine Krankenschwester das<br />

Land ergeben sich keine Probleme,<br />

weil <strong>di</strong>e Ausbildung in der Krankenpflege<br />

international anerkannt<br />

ist.<br />

Bei der Diskussionsr<strong>und</strong>e mit<br />

<strong>ver</strong>antwortlichen <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politikern<br />

aus Österreich (Landesrätin<br />

Dr. Greti Schmid), Südtirol (Ressortleiter<br />

der Landesregierung<br />

Dr. Günther Andergassen), Bayern<br />

(MdL Inge Hecht) <strong>und</strong> Graubünden<br />

(Großrat Kanton Graubünden<br />

Dr. Vincent Augustin) waren sich<br />

alle einig, dass – genau so wie in<br />

der Krankenpflege – es dringend<br />

erforderlich <strong>und</strong> begrüßenswert<br />

sei, ein einheitliches Berufsbild für<br />

<strong>di</strong>e Altenpflege zu schaffen. Inge<br />

Hecht bemängelte im Hinblick auf<br />

das nun ab 1.8.2003<br />

b<strong>und</strong>esweit geltende<br />

Altenpflegegesetz <strong>di</strong>e<br />

oftmals zu langen<br />

Entscheidungs- <strong>und</strong><br />

Umsetzungswege in<br />

Deutschland <strong>und</strong> den<br />

jeweiligen Ländern.<br />

International referierte Dr. Ute<br />

Borngräber, Direktorin der Uni<strong>ver</strong>sität<br />

Kassandra in Barcelona, über<br />

das Projekt einer europaweiten<br />

Ausbildung in der Altenpflege. Sie<br />

bestätigte <strong>di</strong>e unterschiedlichen<br />

Berufsbilder in der Altenpflege<br />

<strong>und</strong> kritisierte das neue deutsche<br />

Altenpflegegesetz dahingehend,<br />

dass es nicht in den Kontext<br />

Europa passt <strong>und</strong> fragte, warum<br />

es in der Altenpflege nicht möglich<br />

sei, so wie in der Krankenpflege,<br />

einheitliche Richtlinien zu<br />

schaffen. Sie sieht aufgr<strong>und</strong> der<br />

demographischen Entwicklung<br />

<strong>und</strong> der guten <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>vorsorge-<br />

<strong>und</strong> -<strong>ver</strong>sorgung künftig<br />

eine große »Altenwanderung«<br />

voraus, <strong>di</strong>e einen schnellen Handlungsbedarf<br />

zur Vereinheitlichung<br />

<strong>und</strong> Anerkennung der Ausbildung<br />

in der Altenpflege bedarf.<br />

Diese Meinung unterstützten<br />

<strong>und</strong> bekräftigten zum Schluss der<br />

Tagung sämtliche Teilnehmer,<br />

zumal in allen Ländern <strong>di</strong>e gleichen<br />

Probleme, wie z.B. Personalmangel<br />

<strong>und</strong> der stetig steigende<br />

Kostendruck herrschen. Zusammen<br />

mit dem Projektleiter Franz Fuchs<br />

von der Gewerkschaft Öffentlicher<br />

Dienst in Tirol werden in den kommenden<br />

Monaten Arbeitsgruppen<br />

Lösungsvorschläge zur Schaffung<br />

einer international einheitlichen<br />

Altenpflegeausbildung zum Wohl<br />

der immer mehr werdenden alten<br />

Menschen erarbeiten. ■<br />

Jutta Aumüller, <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> Allgäu<br />

34 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003


Forensik: Unerwünschtes Wachstum<br />

Entwicklungsprobleme der<br />

forensischen Psychiatrie<br />

Man stelle sich vor: Ein Dienstleistungsbereich<br />

<strong>ver</strong>zeichnet wachsende<br />

Nachfrage <strong>und</strong> keiner freut<br />

sich; nicht einmal <strong>di</strong>ejenigen,<br />

denen es das tägliche Brot sichert.<br />

Zu <strong>di</strong>esen seltenen Phänomenen<br />

gehört der Maßregelvollzug. Eine<br />

stetig steigende Nachfrage korrespon<strong>di</strong>ert<br />

mit zunehmenden Widerständen<br />

beim Aus- bzw. Aufbau<br />

von Versorgungskapazitäten. Es<br />

scheint so, dass keiner sich der<br />

Menschen annehmen will, <strong>di</strong>e allgemein<br />

als schuldbeladen, gefährlich<br />

gelten <strong>und</strong> <strong>di</strong>e zudem häufig<br />

sozial deklassiert erscheinen. Ihre<br />

Krankheit <strong>und</strong> in deren Folge ihre<br />

mitunter erheblichen Straftaten<br />

legen ihnen ein kaum zu überbietendes<br />

Stigma auf. Forensische<br />

Psychiatrie ist ein Stück Niemandsland<br />

geblieben, das man in der<br />

Regel nur durch neue Schreckensmeldungen<br />

zur Kenntnis nimmt.<br />

Maßregelvollzug ist<br />

Krankenbehandlung<br />

Der Maßregelvollzug hat <strong>di</strong>e<br />

Aufgabe der Sicherung <strong>und</strong> Behandlung<br />

von straffällig gewordenen<br />

psychisch Kranken. Obwohl<br />

gewaltsame Sexualdelikte <strong>di</strong>e öffentliche<br />

Aufmerksamkeit auf sich<br />

ziehen, machen sie nicht <strong>di</strong>e<br />

Mehrheit der Straftaten aus. Vielmehr<br />

ist bei den PatientInnen eine<br />

große Bandbreite von Vergehen<br />

wie auch von psychischen Krankheitsbildern<br />

anzutreffen. Stellt<br />

man <strong>di</strong>e Rechtmäßigkeit der<br />

Diagnosestellung nicht in Frage,<br />

dann gebührt <strong>di</strong>esen Kranken ein<br />

angemessenes Angebot der Unterbringung<br />

<strong>und</strong> Behandlung. Maßregelvollzug<br />

ist eben Krankenbehandlung.<br />

Menschen sind nicht<br />

berechenbar<br />

Sie sind nun mal – zum Glück –<br />

keine Maschinen. Unser alltägliches<br />

Miteinander ist von Ritualen<br />

<strong>und</strong> Regeln bestimmt, <strong>di</strong>e zumindest<br />

ein gewisses Maß an Sicherheit<br />

gewährleisten sollen, <strong>und</strong><br />

dennoch werden wir immer wieder<br />

durch Unerwartetes positiv oder<br />

negativ überrascht. Psychische<br />

Erkrankungen potenzieren <strong>di</strong>e Unberechenbarkeit,<br />

<strong>ver</strong>unsichern,<br />

machen Angst. Wenn Kranke<br />

straffällig geworden sind, dann<br />

fällt es der öffentlichen Meinung<br />

zusätzlich schwer, ihnen trotz Therapie<br />

das für ein Zusammenleben<br />

notwen<strong>di</strong>ge Vertrauen entgegen<br />

zu bringen. Vielmehr <strong>ver</strong>langt man<br />

eine 100%-Garantie, dass kein<br />

Fehl<strong>ver</strong>halten mehr eintreten wird.<br />

– Würde man <strong>di</strong>esen nicht erfüllbaren<br />

Maßstab auf Norm<strong>ver</strong>stöße<br />

insgesamt anwenden, dann wären<br />

statt Wiedereingliederungs<strong>ver</strong>suchen<br />

nur drakonische lebenslange<br />

Sanktionen denkbar. Für eine Gesellschaft<br />

ist es von gr<strong>und</strong>sätzlicher<br />

Bedeutung, wie in ihr der<br />

Umgang mit abweichendem (deviantem)<br />

Verhalten geregelt ist.<br />

Ausbau mit angezogener<br />

Handbremse<br />

Das Misstrauen gilt beiden:<br />

den Kranken <strong>und</strong> den sie behandelnden<br />

Einrichtungen. Eine Öffentlichkeit,<br />

<strong>di</strong>e sich gerne von<br />

me<strong>di</strong>alem Horror <strong>und</strong> von Gewaltdarstellungen<br />

unterhalten lässt,<br />

scheint im Umgang mit kranken<br />

Rechtsbrechern nur Null-Toleranz<br />

zu kennen. Trotz allerorten beklagten<br />

Überbelegungen <strong>und</strong><br />

damit einer Gefährdung der Aufgabenstellung<br />

des Maßregelvollzugs<br />

wird b<strong>und</strong>esweit Widerstand<br />

gegen <strong>di</strong>e Eröffnung neuer Standorte<br />

mobilisiert. Raumenge, Perso-<br />

nalknappheit, mangelndes Therapieangebot<br />

sind aber Gefährdungspotenziale,<br />

<strong>di</strong>e es gerade im<br />

Namen der Sicherheit auszuschalten<br />

gilt.<br />

Respekt vor dem Menschen ist<br />

von elementarer Bedeutung<br />

Eher Sensationslust <strong>und</strong> Un<strong>ver</strong>ständnis<br />

als Ansehen <strong>und</strong> Unterstützung<br />

werden auch denjenigen<br />

entgegengebracht, <strong>di</strong>e an der täglichen<br />

Betreuung im Maßregelvollzug<br />

beteiligt sind. Dabei wird <strong>ver</strong>kannt,<br />

dass <strong>di</strong>ese Arbeit sich kaum<br />

von derjenigen in anderen Krankenhausbereichen<br />

unterscheidet<br />

<strong>und</strong> im Vergleich weniger Zwi-<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 35<br />

MICHAEL KRÖMKER<br />

FREESTYLE<br />

Deutschland<br />

Niedersächsisches Landeskrankenhaus Osnabrück<br />

April 2003<br />

Informationen<br />

Wehnen<br />

Osnabrück<br />

Lüneburg<br />

Brauel<br />

Wunstorf<br />

Landeskrankenhäuser<br />

Ges<strong>und</strong>heit, Soziale Dienste<br />

Wohlfahrt <strong>und</strong> Kirchen<br />

Vereinte<br />

Dienstleistungsgewerkschaft<br />

Königslutter<br />

Hildesheim<br />

Moringen<br />

Göttingen<br />

Tiefenbrunn<br />

Niedersachsen-Bremen<br />

aus: Informationen<br />

Landeskrankenhäuser,<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-<br />

Zeitung für <strong>di</strong>e<br />

Beschäftigten der<br />

niedersächsischen<br />

Landeskrankenhäuser,<br />

April 2003,<br />

Seite 12


Deutschland<br />

ELLEN LEHMANN, LKH WEHNEN<br />

schenfälle <strong>ver</strong>zeichnet als manch<br />

eine andere Fachrichtung. Um der<br />

kontraproduktiven Verklärung des<br />

Maßregelvollzuges entgegen zu<br />

wirken, muss man betonen, dass<br />

<strong>di</strong>e hier gestellten Ansprüche an<br />

<strong>di</strong>e MitarbeiterInnen sich nicht von<br />

denen unterscheiden, <strong>di</strong>e woanders<br />

ebenfalls gelten. Respekt vor<br />

dem Menschen, Verantwortungsbewusstsein<br />

<strong>und</strong> Fachkompetenz<br />

sind hier wie dort für eine erfolgreiche<br />

Arbeit Gr<strong>und</strong>voraussetzung.<br />

Niedersächsisches Landeskrankenhaus Wehnen<br />

Fehlende Akzeptanz<br />

– fehlendes Personal<br />

Umso bedauerlicher ist es, dass<br />

der Maßregelvollzug innerhalb der<br />

ihn beherbergenden Landeskrankenhäuser<br />

auf teilweise erhebliche<br />

Akzeptanzprobleme stößt. Da mag<br />

zum einen <strong>di</strong>e fehlende Öffentlichkeitsarbeit<br />

der Einrichtungen<br />

selbst mitwirken, <strong>di</strong>e sich eher <strong>ver</strong>steckt<br />

halten als aufklären. Zum<br />

anderen konkurriert <strong>di</strong>e Forensik<br />

mit anderen Funktionsbereichen,<br />

<strong>di</strong>e ihre eigenen Interessen vom<br />

wachsenden Maßregelvollzug gefährdet<br />

sehen. Leider spiegeln sich<br />

<strong>di</strong>e Vorbehalte in mancherorts bestehendenRekrutierungsproblemen<br />

von Fachpersonal. Un<strong>ver</strong>ständlicherweise<br />

unternehmen <strong>di</strong>e<br />

Ausbildungsstätten, insbesondere<br />

<strong>di</strong>e Krankenpflegeschulen, mitunter<br />

nichts oder kaum etwas in<br />

Richtung Vorurteilsabbau <strong>und</strong> Aufklärung.<br />

So kommt es vor, dass <strong>di</strong>e<br />

Auszubildenden nicht einmal ein<br />

Gr<strong>und</strong>wissen um <strong>di</strong>e Forensische<br />

Psychiatrie ihres eigenen LKH <strong>ver</strong>mittelt<br />

bekommen. Wie kann man<br />

von solchen Absolventen eine ge-<br />

zielte <strong>und</strong> gut überlegte Bewerbung<br />

für einen Arbeitseinsatz im<br />

Maßregelvollzug erwarten? Wie<br />

sollen sie auf externe Fragen zur<br />

Forensik ihres LKH angemessen<br />

antworten können?<br />

Ein Beispiel: LKH Wehnen<br />

Auch der Funktionsbereich<br />

Forensische Psychiatrie des LKH<br />

Wehnen hat steigende PatientInnenzahlen<br />

zu <strong>ver</strong>zeichnen. Wir<br />

hoffen auf eine politische Entscheidung<br />

zugunsten eines<br />

Neubaus, um den räumlichen Anforderungen<br />

einer modernen<br />

Krankenbehandlung forensischer<br />

PatientInnen besser gerecht werden<br />

zu können. Der stattfindende<br />

Wandel ist von einem intensiven<br />

multiprofessionellen Austausch<br />

<strong>und</strong> viel Kooperationserfordernissen<br />

geprägt, was angesichts knapper<br />

Ressourcen unumgänglich ist.<br />

Glücklicherweise gibt es bei der<br />

Besetzung freier Stellen bisher keinerlei<br />

Probleme. Ein besonderer<br />

Dank gilt der <strong>di</strong>rekten Nachbarschaft<br />

<strong>und</strong> der Bevölkerung der<br />

umliegenden Ortschaften, <strong>di</strong>e unsere<br />

sichere <strong>und</strong> <strong>ver</strong>trauensvolle<br />

Arbeitsweise unterstützen. ■<br />

Franz Bartetzki, Soziologe,<br />

Pflege<strong>di</strong>enstleiter Forensische<br />

Psychiatrie, LKH Wehnen<br />

36 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003


DRK Sachsen-Anhalt:<br />

Sieg der Vernunft in Sicht<br />

Die Tage der Unsicherheit scheinen<br />

gezählt, Arbeit im DRK bekommt<br />

wieder eine <strong>ver</strong>lässliche<br />

Basis:<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> <strong>und</strong> <strong>di</strong>e DRK-Landestarifgemeinschaft<br />

Sachsen-Anhalt<br />

nahmen am 13. März 2003 Tarif<strong>ver</strong>handlungen<br />

auf. Das Verhandlungsklima<br />

ist konstruktiv, denn<br />

den Erfolg wollen alle – weil gute<br />

Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen Qualität <strong>und</strong><br />

Zukunft des DRK im Lande sichern.<br />

Nachdem zahlreiche sachsenanhaltinische<br />

DRK-Kreis<strong>ver</strong>bände<br />

aus der B<strong>und</strong>estarifgemeinschaft<br />

ausgetreten sind, gilt dort der<br />

DRK-Tarif<strong>ver</strong>trag nur noch in der<br />

Nachwirkung. Lange schon suchte<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> Sachsen-Anhalt nach Lösungsmöglichkeiten,<br />

<strong>di</strong>e zumindest<br />

für Sachsen-Anhalt wieder<br />

einheitliche Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />

für das DRK festschreiben. Nachdem<br />

<strong>di</strong>e <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-B<strong>und</strong>esebene lange<br />

<strong>di</strong>e Möglichkeit landeseigener<br />

Tarif<strong>ver</strong>träge nicht zuließ, gab es<br />

Ende 2002 endlich grünes Licht<br />

dafür. Beim DRK-Landes<strong>ver</strong>band<br />

fand <strong>di</strong>ese Position Zustimmung.<br />

Es wurde von Arbeitgeberseite ein<br />

Manteltarif<strong>ver</strong>tragsentwurf vorgelegt,<br />

der nun Gr<strong>und</strong>lage der Verhandlungen<br />

ist.<br />

»Manchmal siegt eben doch <strong>di</strong>e<br />

Vernunft!« sagte ein <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Tarifkommissionsmitglied<br />

nach dem<br />

ersten Verhandlungstermin am<br />

13. März 2003.<br />

»Vernunft« bedeutet in <strong>di</strong>esem<br />

Zusammenhang, dass nicht der<br />

niedrigste Lohn oder <strong>di</strong>e schlechtesten<br />

Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen den<br />

Wettbewerb zwischen den einzelnen<br />

Dienstanbietern im <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen<br />

bestimmen sollen, sondern<br />

<strong>di</strong>e Qualität.<br />

RENATE STIEBITZ, POTSDAM<br />

»Un<strong>ver</strong>nünftig« sind folglich all<br />

jene, <strong>di</strong>e glauben, dass Dumpingtarif<strong>ver</strong>träge<br />

eine Zukunft hätten.<br />

Diese erzeugen nur eine Abwärtsspirale<br />

in den Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen,<br />

was der Zukunft unseres Landes<br />

<strong>und</strong> auch des DRK eher<br />

abträglich ist.<br />

Zum Verhandlungsstand<br />

Unterschiedliche Positionen gibt<br />

es z.B. bei den Arbeitszeitregelungen,<br />

bei Urlaub <strong>und</strong> Zusatzurlaub.<br />

Einigkeit besteht darin, dass<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich Arbeitsleistung auch<br />

<strong>ver</strong>gütet werden soll. Folgerichtig<br />

soll der Begriff der Arbeitsbereitschaft<br />

künftig nicht mehr tarifiert<br />

werden. Für den Rettungs<strong>di</strong>enst<br />

soll es dazu Sonderregelungen<br />

geben. Auch Zulagen <strong>und</strong> Sonderzuwendungen<br />

soll es weiter<br />

geben. Beim Weihnachtsgeld ist<br />

z.B. <strong>di</strong>e Zahlung von 70% des<br />

Novembergehalts im Gespräch.<br />

Und so geht’s weiter<br />

Der nächste Verhandlungstermin<br />

ist der 1. April 2003.<br />

Danach gibt es eine Verstän<strong>di</strong>gung<br />

mit der Tarifkommission <strong>und</strong><br />

bei Zustimmung kann dann der<br />

Vergütungstarif <strong>ver</strong>handelt werden.<br />

»Alles in allem sind wir optimistisch,<br />

dass es zügig zu einem für<br />

alle Seiten tragbaren Tarif<strong>ver</strong>trag<br />

für das DRK in Sachsen-Anhalt<br />

kommen wird«, Meint <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Verhandlungsführer<br />

Ralf Birkenfeld.<br />

»Unser Ziel ist es, <strong>di</strong>esen Tarif<strong>ver</strong>trag<br />

dann für alle DRK-Kreis<strong>ver</strong>bände<br />

zur Geltung zu bringen.« ■<br />

Jens Berek<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 37<br />

Aus den<br />

Landesbezirken


Aus den<br />

Landesbezirken<br />

Der schier endlose Kampf der<br />

SALUS-Beschäftigten in Sachsen-Anhalt<br />

»salus = Wohlbefinden = Wohlergehen<br />

= Gruß« – So steht es im<br />

Lateinwörterbuch.<br />

Ganz so wohl ist den ca. 1.500<br />

Beschäftigten <strong>di</strong>eser landeseigenen<br />

Gesellschaft nicht zumute,<br />

denn noch besteht sie aus zwei<br />

Fachkrankenhäusern, zwei Maßregelvollzügen,<br />

mehreren Heimbereichen,<br />

einem Kinder- <strong>und</strong><br />

Jugendheim, einem integrativen<br />

Bereich sowie Sozialstationen <strong>und</strong><br />

Servicebereichen.<br />

Aber <strong>di</strong>eses gut funktionierende<br />

<strong>und</strong> wirtschaftlich solide arbeitende<br />

soziale Netzwerk soll nach<br />

dem Willen der sachsen-anhaltinischen<br />

Landesregierung zerschlagen<br />

<strong>und</strong> <strong>ver</strong>kauft werden.<br />

In Zeiten knapper Kassen denkt<br />

<strong>di</strong>ese Landesregierung nicht wirklich<br />

über gut funktionierende<br />

soziale Betreuungsangebote nach,<br />

sondern hat nur noch das Eurozeichen<br />

den Augen: 50 Millionen<br />

Euro soll der Verkauf der Landeskasse<br />

bringen – absolut abwegig,<br />

meinen Experten, denn: Erstens ist<br />

<strong>di</strong>e Summe an sich illusorisch <strong>und</strong><br />

zweitens würde das Geld nicht in<br />

der Landeskasse, sondern bei der<br />

SALUS selber landen, denn als<br />

gGmbH darf sie natürlich keine<br />

Gewinne machen. Dass scheint<br />

FDP-Finanzminister Paquè nicht<br />

weiter zu interessieren. Getreu<br />

den Losungen seiner Partei ist Privatisierung<br />

für ihn das Allheilmittel<br />

der Wirtschaft – koste es, was<br />

es wolle!<br />

Und kosten wird es wirklich,<br />

meint Gesamtbetriebsratsvorsitzende<br />

Dagmar Lau<strong>di</strong>en: »Durch<br />

<strong>di</strong>e Zerschlagung würden wichtige<br />

Synergieeffekte wegfallen. Am<br />

Ende würde z.B. der Maßregelvollzug<br />

für das Land sogar deutlich<br />

teurer werden, denn wichtige Aufgabenfelder<br />

werden derzeit durch<br />

das Fachkrankenhaus <strong>und</strong> <strong>di</strong>e<br />

SALUS-Service erle<strong>di</strong>gt. Das wäre<br />

selbstän<strong>di</strong>g durch den Maßregelvollzug<br />

nur mit zusätzlichem<br />

Personal leistbar.« Und solche<br />

negativen Effekte würde <strong>di</strong>e Zerschlagung<br />

reihenweise nach sich<br />

ziehen.<br />

Diese Argumente sowie natürlich<br />

<strong>di</strong>e Sorge um ihren einheitlichen<br />

Tarif<strong>ver</strong>trag trieben <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />

aller SALUS-Bereiche sowie mit<br />

ihnen solidarisch viele Bürgerinnen<br />

<strong>und</strong> Bürger im November letzten<br />

Jahres auf <strong>di</strong>e Straße. Nach intensi<strong>ver</strong><br />

Vorbereitung durch <strong>ver</strong>.<strong>di</strong><br />

<strong>und</strong> ihre Vertrauensleute kamen<br />

mehr als 2.000 Menschen zusammen,<br />

um trotz klirrender Kälte für<br />

den Erhalt der SALUS zu demonstrieren.<br />

Eine beeindruckende Demonstration,<br />

<strong>di</strong>e das Gefühl von gemeinsamer<br />

Stärke wieder wach werden<br />

ließ! Bisher leider ohne endgültigen<br />

Erfolg: Die Landesregierung<br />

hält weiter an ihren Beschlüssen<br />

fest.<br />

Inzwischen prüft sie, wie der<br />

Maßregelvollzug herausgelöst<br />

werden kann, natürlich mit dem<br />

Ziel, danach <strong>di</strong>e Landeskrankenhäuser<br />

zu <strong>ver</strong>kaufen.<br />

Betriebsräte <strong>und</strong> Vertrauensleute<br />

sind fassungslos ob der Ignoranz<br />

ihrer Regierung. Sie <strong>und</strong> <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />

wollen gemeinsam mit<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> weiter kämpfen. Wenn <strong>di</strong>e<br />

finanziellen Argumente nicht zählen,<br />

dann müssen <strong>di</strong>e Argumente<br />

des gewerkschaftlichen Kampfes<br />

es eben tun.<br />

Die Vertrauensleute aller Bereiche<br />

beraten in den nächsten Tagen<br />

ihre Maßnahmen. Viel Zeit bleibt<br />

ihnen nicht, denn bis zum Sommer<br />

soll <strong>di</strong>e fertige Beschlussvorlage<br />

der Landesregierung stehen. ■<br />

Jens Berek<br />

38 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003


Hessen:<br />

Stellungnahme zum IGES-Gutachten<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> hat <strong>di</strong>e Entwicklung der<br />

psychiatrischen Versorgung in<br />

Hessen in den <strong>ver</strong>gangen<br />

Jahren konstruktiv <strong>und</strong> kritisch<br />

begleitet.<br />

Wir stellen fest, dass Hessen im<br />

b<strong>und</strong>esweiten Durchschnitt bei der<br />

psychiatrischen Versorgung seiner<br />

Bevölkerung einen guten Standard<br />

vorzuweisen hat. Dies ist unter<br />

anderem darauf zurückzuführen,<br />

dass <strong>di</strong>e Beschäftigten aller Berufsgruppen<br />

<strong>di</strong>e Psychiatriereform<br />

in Hessen hin zur gemeindepsychiatrischen<br />

Versorgung aktiv mitgetragen<br />

haben.<br />

Die bisherigen Reformschritte<br />

wurden immer mit den Beschäftigten<br />

<strong>und</strong> ihren Interessen<strong>ver</strong>tretungen<br />

<strong>und</strong> nicht gegen sie durchgeführt.<br />

Das vorliegende Gutachten<br />

hat nun erstmals für Hessen ausführliche<br />

Daten in den 21 Bereichen<br />

der psychiatrischen Versorgung<br />

erhoben <strong>und</strong> ausgewertet.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>di</strong>eser Daten kann nun<br />

eine Zielplanung bis zum Jahr<br />

2007 in den Bereichen:<br />

■ Ambulante Versorgung<br />

■ Stationäre <strong>und</strong> teilstationäre<br />

Angebote<br />

■ Rehabilitation, Wohnen,<br />

Beschäftigung<br />

erarbeitet werden.<br />

An <strong>di</strong>eser Zielplanung <strong>und</strong> deren<br />

Umsetzung durch das Land Hessen,<br />

den LWV Hessen sowie der<br />

weiteren kommunalen Träger der<br />

psychiatrischen Versorgung<br />

möchte sich <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> als Interessen<strong>ver</strong>band<br />

aller Beschäftigten aktiv<br />

beteiligen.<br />

Von höchster Priorität<br />

ist für uns als Gewerkschaft der<br />

Erhalt <strong>und</strong> der Ausbau der bisherigen<br />

guten qualitativen Versorgung<br />

im gemeindepsychiatrischen Verb<strong>und</strong><br />

in Hessen.<br />

Die psychiatrische Versorgung<br />

der Bevölkerung ist für uns eine<br />

wichtige öffentliche landes- <strong>und</strong><br />

kommunale Aufgabe der Daseins-<br />

fürsorge. Dieser Versorgungsauftrag<br />

erfordert von den Leistungserbringern<br />

hohe Qualität,<br />

»Know-how« <strong>und</strong> <strong>di</strong>e Engagement.<br />

Wir wenden uns daher<br />

gegen jegliche Versuche, <strong>di</strong>e psychiatrische<br />

Versorgung, wenn<br />

auch nur in Teilbereichen, zu privatisieren.<br />

Um das hohe qualitative Niveau<br />

der psychiatrischen Versorgung zu<br />

halten bzw. zu <strong>ver</strong>bessern <strong>und</strong> um<br />

weiterhin qualifiziertes Personal in<br />

ausreichender Zahl für <strong>di</strong>e Aufgaben<br />

in der Psychiatrie zu gewinnen,<br />

ist es unab<strong>di</strong>ngbar das Tarifniveau<br />

des Öffentlichen Dienstes<br />

<strong>und</strong> <strong>di</strong>e Flächentarif<strong>ver</strong>träge des<br />

BAT <strong>und</strong> HLT zu erhalten. Für qualitative<br />

gute Arbeit erwarten <strong>di</strong>e<br />

Beschäftigten eine ausreichende<br />

tarifliche Entlohnung.<br />

In den <strong>ver</strong>gangenen Jahren sind<br />

durch <strong>di</strong>e jeweiligen B<strong>und</strong>esregierungen<br />

<strong>di</strong>e Budgets in den psychiatrischen<br />

<strong>Krankenhäuser</strong>n <strong>und</strong> Betreuungsbereichen<br />

»gedeckelt«<br />

worden bzw. dürfen wegen der<br />

Beitragssatzstabilität (§ 71(3)<br />

SGB V, § 6 BPflV) nur um <strong>di</strong>e Steigerungsrate<br />

der Gr<strong>und</strong>lohnsummensteigerung<br />

des jeweiligen Jahres<br />

ansteigen.<br />

Dies führt dazu, dass in den <strong>ver</strong>gangen<br />

Jahren erhebliche Rationalisierungen<br />

bei den Personalkosten<br />

vorgenommen wurden, mit der<br />

Folge, dass <strong>di</strong>e personelle Besetzung<br />

auf ein Minimum reduziert<br />

wurde. Die Anforderungen der<br />

PsychPV können bei vielen Trägern<br />

nicht mehr eingehalten werden.<br />

Wir fordern deshalb <strong>di</strong>e Hessische<br />

Landesregierung auf, mit der<br />

Gewerkschaft <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> <strong>und</strong> den Trägern<br />

der psychiatrischen Versorgung<br />

dafür Sorge zu tragen, dass<br />

<strong>di</strong>e ausgehandelten Tarif<strong>ver</strong>träge<br />

auch durch <strong>di</strong>e Kostenträger refinanziert<br />

werden.<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 39<br />

Aus den<br />

Landesbezirken


Aus den<br />

Landesbezirken<br />

Wir bitten <strong>di</strong>e Hessische Landesregierung<br />

eine B<strong>und</strong>esratsinitiative<br />

zu ergreifen, <strong>di</strong>e dazu führt, dass<br />

der § 6 (3) BPflV entsprechend geändert<br />

wird.<br />

Unser Vorschlag dazu lautet:<br />

Ȇbersteigen <strong>di</strong>e BAT Steigerungen<br />

<strong>di</strong>e Veränderungsrate, werden<br />

sie dort zu 100% ausgeglichen,<br />

wo der BAT angewendet wird!«<br />

In <strong>di</strong>esem Zusammenhang<br />

schlägt <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> vor, <strong>di</strong>e seit 1990<br />

gültige <strong>und</strong> bis heute nicht <strong>ver</strong>änderte<br />

PsychPV fortzuschreiben <strong>und</strong><br />

den heutigen Gegebenheiten anzupassen:<br />

Die Gutachter gehen davon aus,<br />

dass <strong>di</strong>e Krankenhaushäufigkeit<br />

bis zum Jahr 2007 in Hessen jedes<br />

Jahr um 2,9% steigt, welches<br />

einer Krankenhaushäufigkeit von<br />

1.118 Fällen je 100.000 Einwohner<br />

entspricht. Damit steigt <strong>di</strong>e<br />

Gesamtfallzahl von ca. 44.900 Fällen<br />

im Jahr 1999 auf ca. 55.400<br />

im Jahr 2007.<br />

Gleichzeitig wird eine weitere<br />

Verringerung der Verweildauer auf<br />

22 Tage angestrebt, <strong>di</strong>es entspricht<br />

einer Absenkung von<br />

22,8% gegenüber 1999.<br />

Die PsychPV ging 1990 von längeren<br />

Verweildauern <strong>und</strong> geringeren<br />

Fallzahlen aus.<br />

Seit 1990 hat <strong>di</strong>e Belastung der<br />

Beschäftigten enorm zugenommen,<br />

da in immer kürzerer Zeit<br />

mehr Patienten von weniger Personal<br />

zu behandeln sind.<br />

Deshalb muss <strong>di</strong>e Personalbemessung<br />

des Entgeltsystems den<br />

heutigen Gegebenheiten angepasst<br />

werden.<br />

Wir <strong>ver</strong>weisen auf den Aufsatz<br />

von Peter Kruckenberg: Zielorientierte<br />

Behandlung <strong>und</strong> ressourcenschonende<br />

Steuerung – Zum Potenzial<br />

von Steuerungsstandards<br />

auf der Gr<strong>und</strong>lage der PsychPV, in<br />

Mit <strong>und</strong> ohne Bett. Personenzen-<br />

trierte Krankenhausbehandlung im<br />

Gemeindepsychiatrischen Verb<strong>und</strong>,<br />

Psychiatrie-Verlag gGmbH,<br />

Bonn 2002.<br />

Kruckenberg schlägt folgende<br />

Veränderungen in der Personalbemessung<br />

vor:<br />

1. Flexibilisierung der ambulanten<br />

Behandlung in der Institutsambulanz<br />

mit der Orientierung am<br />

bayerischen Vergütungssystem.<br />

2. Flexibilisierung der teilstationären<br />

<strong>und</strong> vollstationären Behandlung<br />

durch Einführung einer<br />

gesondert <strong>ver</strong>güteten Aufnahmephase<br />

bei deutlicher Abstufung<br />

der Personalbemessung zwischen<br />

Aufnahmephase, Regelbehandlung<br />

<strong>und</strong> rehabilitati<strong>ver</strong> Behandlung.<br />

3. Zeitliche Begrenzung der Zahl<br />

der Behandlungstage für <strong>di</strong>e Aufnahmephase<br />

<strong>und</strong> <strong>di</strong>e Regelbehandlungsphase<br />

in einem längeren<br />

Zeitraum (ca. ein Jahr).<br />

4. Verknüpfung der Entgeltsysteme<br />

für <strong>di</strong>e psychiatrische<br />

Krankenhausbehandlung mit einer<br />

regionalen bedarfsgesteuerten<br />

Budgetsteuerung.<br />

5. Umsetzung in Erprobungsmodellen,<br />

Beginn mit kostenneutraler<br />

Umstellung.<br />

Aus Sicht von <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> ist der geplante<br />

Abbau stationärer Betten<br />

<strong>und</strong> der damit <strong>ver</strong>b<strong>und</strong>ene Aufbau<br />

teilstationärer Plätze <strong>und</strong> ambulanter<br />

Behandlungsangebote in<br />

einem langsamen Prozess zu vollziehen,<br />

der nicht dazu führen<br />

darf, dass therapeutische Stellen<br />

abgebaut werden. Die geplanten<br />

Umstrukturierungen sind zusammen<br />

mit den regionalen Akteuren<br />

umzusetzen.<br />

In den Landkreisen Hessens, <strong>di</strong>e<br />

bisher keine eigene psychiatrische<br />

Versorgung haben, empfehlen wir,<br />

ihre Planungen mit dem LWV Hessen<br />

abzustimmen, der bisher <strong>di</strong>e<br />

psychiatrische Versorgung garan-<br />

tiert hat. Der LWV hat ein hohes<br />

Niveau psychiatrischer Behandlungskompetenz<br />

<strong>und</strong> kann erfolgreiches<br />

Zusammenarbeiten mit<br />

unterschiedlichen kommunalen<br />

Trägern vorweisen.<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> fordert <strong>di</strong>e Hessische Landesregierung<br />

auf, das längst überfällige<br />

Hessische Psych KG endlich<br />

dem Hessischen Landtag zur Beratung<br />

vorzulegen. Hessen ist eines<br />

der wenigen B<strong>und</strong>esländer, welches<br />

noch ein nicht den heutigen<br />

Anforderungen entsprechendes<br />

Freiheitsentzugsgesetz hat. Die<br />

Landesregierung sollte dafür Sorge<br />

tragen, dass baldmöglichst ein<br />

neues modernes Gesetz vorgelegt<br />

wird, welches <strong>di</strong>e heutige Versorgung<br />

psychisch kranker Menschen<br />

fortschreibt <strong>und</strong> <strong>ver</strong>bessert.<br />

Zu einzelnen Teilbereichen<br />

der psychiatrischen Versorgung<br />

möchten wir im Folgenden noch<br />

gesondert Stellung nehmen:<br />

a) Wohn- <strong>und</strong> Pflegeheime/<br />

Betreutes Wohnen/<br />

komplementärer Bereich<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich begrüßen wir den<br />

Ausbau der Plätze für Betreutes<br />

Wohnen, der den psychisch kranken<br />

Menschen in noch größerem<br />

Maße <strong>di</strong>e Möglichkeit bietet, in<br />

ein annähernd normales Lebensumfeld<br />

zurückzukehren.<br />

Wir betrachten aller<strong>di</strong>ngs kritisch<br />

den dafür im Gegenzug vorgesehenen<br />

Abbau von Wohnheimplätzen<br />

für Menschen mit<br />

seelischer Behinderung. Bei der<br />

Untersuchung wurden le<strong>di</strong>glich <strong>di</strong>e<br />

bestehenden Wohnheimplätze erfasst.<br />

Die Gutachter gehen davon<br />

aus, dass der bisherige Bestand an<br />

Plätzen den Bedarf deckt.<br />

Bei einer Befragung der Wohnheime<br />

vor Ort wäre festzustellen,<br />

dass <strong>di</strong>e meisten Einrichtungen<br />

40 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003


voll belegt sind <strong>und</strong> zusätzlich<br />

eine Warteliste mit Wohnheimplatzbewerbern<br />

führen. Es muss<br />

also davon ausgegangen werden,<br />

dass <strong>di</strong>e Kapazität der Wohnheime<br />

schon jetzt nicht ausreichend ist,<br />

um den derzeitigen Bedarf zu decken.<br />

Bei der zurzeit zu beobachtenden<br />

Zunahme psychischer Erkrankungen<br />

ist auch in Zukunft<br />

ein noch höherer Bedarf von entsprechenden<br />

Betreuungsplätzen zu<br />

erwarten.<br />

Es erscheint uns hier eine zusätzliche<br />

qualitative Untersuchung<br />

zu der Frage notwen<strong>di</strong>g, inwiefern<br />

der Abbau des vorhandenen<br />

Wohnheimangebotes durch Betreutes<br />

Wohnen substituierbar ist.<br />

Motivation für <strong>di</strong>ese Veränderung<br />

sollte <strong>di</strong>e Verbesserung der Lebensqualität<br />

der Betroffenen <strong>und</strong><br />

nicht mögliche Einsparungen bei<br />

den Kostenträgern sein.<br />

Für den gesamten komplementären<br />

Bereich gilt, dass eine gute<br />

personelle Ausstattung mit qualifiziertem<br />

Personal notwen<strong>di</strong>g ist,<br />

um adäquate <strong>und</strong> hochwertige<br />

Hilfe für <strong>di</strong>e Betroffenen zu leisten.<br />

Insbesondere für den Bereich<br />

der Wohnheime erscheint uns eine<br />

Festlegung der Personalbemessung<br />

erforderlich, <strong>di</strong>e hinsichtlich des<br />

Betreuungsschlüssels <strong>und</strong> der Qualifizierung<br />

des Personals über der<br />

der Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime liegt.<br />

Ansonsten scheint uns das Ziel der<br />

Deinstitutionalisierung <strong>und</strong> Gemeindeintegration<br />

nicht im gewünschten<br />

Maße umsetzbar. Für<br />

<strong>di</strong>e Förderung der Bewohner in<br />

den Einrichtungen, <strong>di</strong>e über <strong>di</strong>e<br />

bloße Pflege hinausgeht, ist eine<br />

entsprechende Ausbildung der<br />

Mitarbeiter von gr<strong>und</strong>sätzlicher<br />

Bedeutung. Mit dem Qualifizierungsniveau<br />

der Mitarbeiter steigt<br />

<strong>und</strong> fällt auch <strong>di</strong>e Qualität der inhaltlichen<br />

Arbeit.<br />

Wir bedauern, dass zwischen<br />

den Gutachtenteilen Psychiatrie<br />

<strong>und</strong> Maßregelvollzug keine ausreichende<br />

Verknüpfung stattgef<strong>und</strong>en<br />

hat. Insbesondere hinsichtlich<br />

der Nachsorge für forensische Patienten<br />

findet eine Erhebung bzw.<br />

eine Berechnung des Bedarfes<br />

nicht statt. Es bleibt zu hoffen,<br />

dass <strong>di</strong>e im Gutachten erwähnte<br />

Stu<strong>di</strong>e der Justus-Liebig-Uni<strong>ver</strong>sität<br />

Gießen darauf näher eingeht.<br />

Zudem zeigt sich speziell bei den<br />

Patienten aus dem Maßregelvollzug<br />

<strong>di</strong>e Regionalisierung als problematisch,<br />

wenn sie so <strong>ver</strong>standen<br />

wird, dass ausschließlich<br />

Patienten aus der eigenen Region<br />

(Landkreis, kreisfreie Stadt) Aufnahme<br />

in einer Nachsorgeeinrichtung<br />

finden. Aus forensischen<br />

Gründen ist aber oft eine Entlassung<br />

in eine andere als <strong>di</strong>e Herkunftsregion<br />

erforderlich. Regionalisierung<br />

darf hier nicht zur<br />

Ausgrenzung führen.<br />

b) Ambulanter <strong>und</strong><br />

teilstationärer Bereich<br />

Durch <strong>di</strong>e Verringerung der Verweildauer<br />

<strong>und</strong> durch den Anstieg<br />

der stationär behandelten Fälle<br />

mit einer mittleren jährlichen Steigerungsrate<br />

von 2,9% werden in<br />

Zukunft mehr Patienten durch Institutsambulanzen<br />

<strong>ver</strong>sorgt werden<br />

müssen.<br />

Für Institutsambulanzen gibt es<br />

bisher keine Personalanhaltszahlen<br />

oder eine eigene ambulante<br />

Psychiatrie-Personal<strong>ver</strong>ordnung.<br />

Durch <strong>di</strong>e bisherige Vergütung der<br />

in den Institutsambulanzen behandelten<br />

Fälle über niedrige Fallpauschalen<br />

sind <strong>di</strong>e Krankenhausträger<br />

nicht in der Lage, das dort<br />

erforderliche Personal zur Verfügung<br />

zu stellen.<br />

Durch Einführung einer Einzelleistungs<strong>ver</strong>gütung<br />

entsprechend<br />

dem bayerischen Vergütungssystem<br />

könnten sich <strong>di</strong>e Institutsambulanzen<br />

bedarfsgerechter entwickeln,<br />

da in<strong>di</strong>viduell notwen<strong>di</strong>ge<br />

Behandlungen durch Psychiater,<br />

Psychologen, Sozialarbeiter, Fachkrankenpfleger<br />

oder Ergotherapeuten<br />

dem in<strong>di</strong>viduellen Hilfebedarf<br />

der Patienten entsprechend<br />

eingesetzt werden könnten. Der<br />

<strong>ver</strong>stärkte Einsatz ambulanter Therapieformen<br />

würde mit einem dem<br />

Bedarf entsprechenden Vergütungssystem<br />

wesentlich besser gefördert<br />

als durch <strong>di</strong>e bisherigen<br />

Pauschalen.<br />

Die Vergütungssätze der bayerischen<br />

Institutsambulanzen sind in<br />

2002 der Lohn- <strong>und</strong> Gehaltsentwicklung<br />

angepasst worden, während<br />

<strong>di</strong>e hessischen Fallpauschalen<br />

seit Jahren nicht erhöht wurden.<br />

Durch den Ausbau der teilstationären<br />

Behandlungsplätze zu Lasten<br />

der Betten im stationären Bereich<br />

werden in Zukunft mehr<br />

Patienten <strong>di</strong>rekt in teilstationäre<br />

Behandlung aufgenommen werden.<br />

Die Psychiatrie-Personal<strong>ver</strong>ordnung<br />

für tagesklinische<br />

Behandlung ist für <strong>di</strong>ese Patientengruppe<br />

nicht ausgelegt <strong>und</strong><br />

müsste entsprechend angepasst<br />

werden.<br />

c) Kinder- <strong>und</strong><br />

Jugendpsychiatrie (KJP)<br />

Wir stellen fest, dass weiterhin<br />

auch im Bereich der KJPs eine Kürzung<br />

der Verweildauer bis auf<br />

40 Tage im Jahr 2007 im stationären<br />

Bereich erwartet wird. Diese<br />

Verweildauerreduzierung bedeutet<br />

für <strong>di</strong>e Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter,<br />

dass künftig Kinder <strong>und</strong><br />

Jugendliche in viel kürzerer Zeit<br />

als bisher behandelt werden müssen<br />

<strong>und</strong> dadurch <strong>di</strong>e Belastung<br />

des Personals deutlich zunehmen<br />

wird.<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 41<br />

Aus den<br />

Landesbezirken


Aus den<br />

Landesbezirken<br />

Nach Berichten unserer Mitglieder<br />

in KJPs liegt <strong>di</strong>e Arbeitsbelastung<br />

schon jetzt oft an der in<strong>di</strong>viduellen<br />

Belastungsgrenze des<br />

Personals. Qualitätseinbußen <strong>und</strong><br />

»burn-out-Syndrom« unter den<br />

Beschäftigten sind <strong>di</strong>e Folge. Wir<br />

befürchten, dass eine weitere Verweildauer<strong>ver</strong>kürzung<br />

zum derzeitigen<br />

Status in vielen Fällen einen<br />

»Drehtüreffekt« bewirken wird,<br />

indem ein Fall mehrmals innerhalb<br />

kurzer Zeit stationär aufgenommen<br />

werden muss. Eine solche<br />

Entwicklung wäre eine Verschlechterung<br />

der derzeitigen Situation.<br />

Der weitere Ausbau von 27 teilstationären<br />

Plätzen wird unsererseits<br />

begrüßt. Wir können aber<br />

nicht <strong>di</strong>e von den Gutachtern vorgeschlagene<br />

Kapazität eines Bettenabbaues<br />

im stationären Bereich<br />

in der Größenordnung von 21 Betten<br />

nachzuvollziehen. Bereits jetzt<br />

bestehen Wartezeiten für eine stationäre<br />

Aufnahme in der KJP von<br />

bis zu sechs Monaten. Ebenso beobachten<br />

wir in den letzten Jahren<br />

einen kontinuierlichen Anstieg der<br />

Notaufnahmen, was u.E. auf einen<br />

erhöhten stationären Behandlungsbedarf<br />

hinweist.<br />

Auch unter Berücksichtigung der<br />

im Gutachten prognostizierten<br />

Fallzahlsteigerung von r<strong>und</strong> 1.000<br />

Fällen halten wir einen Abbau von<br />

stationären Behandlungkapazitäten<br />

für kontrain<strong>di</strong>ziert, sofern wir<br />

nicht einschneidende Einbußen in<br />

der Behandlungsqualität akzeptieren<br />

wollen.<br />

Zusammenfassung<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> begleitet <strong>di</strong>e Entwicklung<br />

der psychiatrischen Versorgung<br />

konstruktiv <strong>und</strong> kritisch. Leitlinie<br />

der zukünftigen Entwicklung ist<br />

für uns der Erhalt des qualitativ<br />

guten Niveaus der psychiatrischen<br />

Versorgung in Hessen.<br />

Kürzere Verweildauern bedeuten<br />

eine Intensitätssteigerung in der<br />

stationären Behandlung. Die bisherige<br />

Personalbemessung nach<br />

der PsychPV ist daher entsprechend<br />

den gestiegenen Anforderungen<br />

fortzuentwickeln.<br />

Im Bereich der Wohnheime bezweifeln<br />

wir <strong>di</strong>e von den Gutachtern<br />

gesehen Kapazitäten für<br />

einen Abbau von Wohnheimplätzen<br />

für Menschen mit seelischer<br />

Behinderung. Die Personalbemessung<br />

in komplementären Einrichtungen<br />

muss deutlich über den<br />

üblichen Betreuungsschlüsseln von<br />

Alten- <strong>und</strong> Pflegeheimen liegen,<br />

wenn das Ziel einer Deinstitutionalisierung<br />

erreicht werden soll.<br />

Gleiches gilt für das Qualifikationsniveau<br />

des dort eingesetzten<br />

Personals.<br />

Im Bereich der Nachsorge für<br />

forensiche Patienten halten wir<br />

eine landesweite Planung <strong>und</strong><br />

Steuerung für therapeutisch sinnvoller<br />

als ein regionales Konzept.<br />

Ein weiterer Ausbau der Institutsambulanzen<br />

wird von uns<br />

unterstützt. Wir halten es aller<strong>di</strong>ngs<br />

für dringend erforderlich,<br />

<strong>ver</strong>bindliche Personalschlüssel für<br />

den Ambulanzbereich festzulegen<br />

<strong>und</strong> das Vergütungssystem bedarfsgerecht<br />

in Richtung einer<br />

Einzelleistungs<strong>ver</strong>gütung entsprechend<br />

dem bayerischen Vergütungssystem<br />

weiter zu entwickeln.<br />

Auch im Bereich der Kinder- <strong>und</strong><br />

Jugendpsychiatrie sehen wir keine<br />

Möglichkeit, im stationären Bereich<br />

Kapazitäten abzubauen.<br />

Hier erfordert <strong>di</strong>e Verkürzung der<br />

Verweildauer ebenfalls <strong>di</strong>e Weiterentwicklung<br />

der Personalbedarfszahlen,<br />

um den bisherigen therapeutischen<br />

Qualitätsstandard zu<br />

erhalten.<br />

Hessen braucht dringend ein<br />

modernes PsychKG; das derzeitige<br />

Gesetz genügt nicht mehr den Anforderungen<br />

einer zeitgemäßen<br />

psychiatrischen Versorgung.<br />

Die Qualität der Leistungen ist<br />

u.E. untrennbar <strong>ver</strong>b<strong>und</strong>en mit der<br />

Qualität der Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />

<strong>und</strong> deren ausreichender Refinanzierung<br />

durch <strong>di</strong>e Kostenträger.<br />

Wir halten es daher für dringend<br />

erforderlich, <strong>di</strong>e Koppelung der<br />

Budgetsteigerungsrate in den<br />

<strong>Krankenhäuser</strong>n in § 6 der BPflV<br />

aufzuheben, um nicht länger darüber<br />

hinausgehende Tariflohnsteigerungen<br />

des Personals durch<br />

immer weiteren Stellenabbau <strong>und</strong><br />

damit zwangsläufig auch Qualitätseinbußen<br />

kompensieren zu<br />

müssen. ■<br />

Cornelia Hasler, Christina Hoeck,<br />

Manfred Huberti, Roland Montag,<br />

Dr. Lothar Reisig, Manfred Rompf,<br />

Georg Schulze-Ziehaus, Holger<br />

Willhardt, <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Landesbezirk<br />

Hessen<br />

42 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003


Bayern: Arbeitskreis <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen<br />

Der Arbeitskreis <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen (AK GesWes)<br />

der <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Jugend im Fachbereich 3 Bayern<br />

Hallo Leute!<br />

Wir sind ein ehrenamtliches Gre-<br />

mium der Fachbereichs-3-Jugend<br />

in Bayern, welches auf Landesbezirksebene<br />

angesiedelt ist.<br />

Neben berufspolitischen Fragestellungen<br />

befassen wir uns inhaltlich<br />

mit den unterschiedlichsten<br />

Themenfeldern aus dem <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen.<br />

Zu den Arbeitsschwerpunkten<br />

in <strong>di</strong>esem Jahr gehören<br />

<strong>di</strong>e Reform der Krankenpflegeausbildung.<br />

Da wir auch über unseren<br />

Tellerrand hinausblicken<br />

wollen, werden wir uns auch mit<br />

der Rolle von Gewerkschaften <strong>und</strong><br />

anderen Interessensgruppen beschäftigen.<br />

Derzeit sind wir etwa 10 Aktive<br />

im AK GesWes. Die Aktiven sind<br />

überwiegend Beschäftigte kommunaler<br />

<strong>Krankenhäuser</strong> <strong>und</strong> StudentInnen,<br />

<strong>di</strong>e Pflegepädagogik oder<br />

-management auf dem zweiten<br />

Bildungsweg stu<strong>di</strong>eren.<br />

Es finden drei bis vier jährliche<br />

Treffen (am Wochenende) statt<br />

<strong>und</strong> wir <strong>ver</strong>anstalten etwa drei<br />

Seminare im Jahr. Über Kontakte<br />

zu anderen Arbeitskreisen der<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> Jugend im FB 3 wären wir<br />

natürlich sehr erfreut. ■<br />

Josef Fehlandt<br />

Beispiel Seminarangebot<br />

■ Reform der Krankenpflegeausbildung<br />

– DRGs <strong>und</strong> Ausbildung<br />

16.10. – 19.10.2003<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Bildungsstätte, Brannenburg<br />

Treffen des Arbeitskreises<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen<br />

■ Zum Thema »Tarifpolitik,<br />

Gewerkschaften, Interessen<strong>ver</strong>tretung«<br />

4.7. – 6.7.2003<br />

Burg, in Nürnberg<br />

Na, interessiert ..., dann<br />

einfach bei mir melden<br />

Josef Fehlandt<br />

Jugendsekretär im Landesfachbereich<br />

3 in Bayern<br />

Schwanthaler Str. 64<br />

80336 München<br />

Tel. 089 / 5 99 77 – 1032<br />

Fax 089 / 5 99 77 – 1039<br />

josef.fehlandt@<strong>ver</strong><strong>di</strong>.de<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 43<br />

DOMINIK SCHIRMER (2)<br />

Aus den<br />

Landesbezirken


Bayern:<br />

Kirchenbeschäftigte demonstrieren …<br />

Aus den<br />

Landesbezirken<br />

… für Tarifübernahme <strong>und</strong><br />

gegen den Krieg in Irak<br />

Beschäftigte der evangelischen<br />

Kirche, der Diakonie <strong>und</strong> der Caritas<br />

in Bayern forderten bei einer<br />

Protestk<strong>und</strong>gebung in Nürnberg<br />

<strong>di</strong>e zeit- <strong>und</strong> inhaltsgleiche Übernahme<br />

des Tarifabschlusses ÖD für<br />

ihren Bereich. Die ca. 400 Teilnehmer/innen<br />

<strong>ver</strong>traten ihr Anliegen<br />

stell<strong>ver</strong>tretend für etwa 100.000<br />

Mitarbeiter/innen. Die Veranstaltung<br />

stand unter dem Motto<br />

»Jetzt sind wir dran«.<br />

Der völkerrechtswidrige Angriff<br />

auf den Irak durch <strong>di</strong>e Bush/Blair-<br />

Regierungen ließ <strong>di</strong>e DemonstrantInnen<br />

am ersten Tag der kriegerischen<br />

Auseinandersetzung Anteil<br />

nehmen am Leid der betroffenen<br />

Menschen in <strong>di</strong>eser Region.<br />

NORBERT FEULNER, ERLANGEN (10)<br />

Die Ansage kirchlicher Arbeitgeber<br />

ist klar <strong>und</strong> eindeutig: eine<br />

Anpassung der Gehälter an das<br />

Vergütungsniveau der Beschäftigten<br />

im ÖD wird abgelehnt. Eine<br />

Ausnahme macht le<strong>di</strong>glich <strong>di</strong>e katholische<br />

Kirche in Bayern, <strong>di</strong>e<br />

automatisch übernimmt. Kirchliche<br />

Arbeitgeber fordern bereits seit<br />

vielen Jahren eine Abkehr vom<br />

BAT. Im Schatten der aktuellen<br />

»Tarifr<strong>und</strong>e« <strong>ver</strong>suchen sie zudem,<br />

drastische Verschlechterungen<br />

durchzusetzen: Festlegung der 40-<br />

St<strong>und</strong>en-Woche, betriebliche Öffnungsklauseln<br />

zur Ausdehnung<br />

der wöchentlichen Arbeitszeit auf<br />

bis zu 42 St<strong>und</strong>en/Woche, keine<br />

Einmalzahlungen, Verschiebung<br />

der Vergütungserhöhung 2003 auf<br />

den 1.10. <strong>und</strong> eine weitere 1-prozentige<br />

Erhöhung der Vergütung<br />

soll mit einer strukturellen Reform<br />

der Arbeits<strong>ver</strong>tragsrichtlinien<br />

(AVR) <strong>ver</strong>knüpft werden.<br />

Die Empörung <strong>und</strong> Wut unter<br />

den Beschäftigten ist groß. »Es ist<br />

eben nicht so, wie manche kirchliche<br />

Arbeitgeber glauben, dass ihre<br />

Beschäftigten nur in <strong>di</strong>e Arbeit<br />

gehen, weil sie damit ihre kirchliche<br />

Nähe beweisen wollen«,<br />

stellte Josef Falbisoner (Landesbezirksleiter<br />

von <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> Bayern)<br />

unter viel Beifall zutreffend fest.<br />

»Die Verschlechterungen der letzten<br />

Jahre – vor allem im Bereich<br />

der Diakonie – macht es für <strong>di</strong>e<br />

Beschäftigten immer schwieriger,<br />

ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.«<br />

Falbisoner ging in seiner Rede<br />

auch auf <strong>di</strong>e Ursachen der Finanzprobleme<br />

ein <strong>und</strong> zog den Schluss,<br />

dass es nicht sein könne, dass <strong>di</strong>e<br />

<strong>ver</strong>sammelten Demonstranten<br />

»mehr Steuern zahlen, als so manches<br />

DAX notierte Unternehmen«.<br />

Dr. Herbert Deppisch (Sprecher<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> Fachgruppenvorstand Kirche,<br />

Diakonie <strong>und</strong> Caritas) wies in<br />

seinem Redebeitrag auf das Ziel<br />

von <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> hin, weitere Tarif<strong>ver</strong>träge<br />

im Bereich der Kirchen abzuschließen.<br />

Denn in der aktuellen<br />

Auseinandersetzung sieht Deppisch<br />

»erst den Auftakt zu einer<br />

weiteren Verweigerungshaltung«<br />

kirchlicher Arbeitgeber. Deshalb<br />

habe der kircheneigene 3. Weg<br />

44 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003<br />

KIRCHEN<br />

2003<br />

Der Öffentliche Dienst hat es geschafft<br />

– jetzt sind wir dran!<br />

Demonstration der Kirchenbeschäftigten<br />

am 20. März 2003 in Nürnberg<br />

Der Tarifabschluss für den<br />

■ Wollen sich nicht gerade Und was wollen<br />

Öffentlichen Dienst ist geschafft. <strong>di</strong>e Kirchen <strong>und</strong> ihre Wohlfahrts- <strong>di</strong>e übrig Gebliebenen?<br />

Er <strong>ver</strong>bessert <strong>di</strong>e Einkommen für <strong>ver</strong>bände immer als professionelle Verfasste Kirche: in Bayern<br />

<strong>di</strong>e dort Beschäftigten neben Ein- Dienstleister präsentieren?<br />

muss in der gemeinsamen Arbeitsmalzahlungen<br />

in <strong>di</strong>esem Jahr um ■ Passt es da, wenn sie dem rechtlichen Kommission mit der<br />

2,4% <strong>und</strong> 2004 um 2 x 1,0%. Öffentlichen Dienst bei den Ein- Diakonie eine Entscheidung ge-<br />

Wenn man <strong>di</strong>e Kompensationen kommen hinterher hinken – wie troffen werden. Verlautbarungen<br />

<strong>und</strong> <strong>di</strong>e lange Laufzeit des Tarif- <strong>di</strong>es bei der Diakonie schon länger von Arbeitgeberseite gibt es bis<strong>ver</strong>trages<br />

gegenrechnet, ergibt der Fall ist?<br />

her nicht.<br />

sich für <strong>di</strong>e Arbeitgeber eine Kos- ■ Und wo werden sich denn <strong>di</strong>e Diakonie: Die Arbeitgeber<br />

tensteigerung von 1,97% in 2003 in Zukunft immer rarer werdenden haben eine Übernahme des Tarif-<br />

<strong>und</strong> 0,9% in 2004.*<br />

Berufsanfänger in den Sozial- <strong>und</strong> abschlusses Öffentlicher Dienst<br />

Über viele Jahre hinweg erfolgte <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>berufen ihre Stellen abgelehnt. Das Wort »Nullr<strong>und</strong>e«<br />

bei den Wohlfahrts<strong>ver</strong>bänden <strong>und</strong> suchen? Etwa dort wo sie weniger geistert durch <strong>di</strong>e Einrichtungen<br />

Kirchen <strong>di</strong>e volle Übernahme <strong>di</strong>e- <strong>ver</strong><strong>di</strong>enen?<br />

<strong>und</strong> durch <strong>di</strong>e Presse.<br />

ses Tarifabschlusses; entweder<br />

Caritas: Die Arbeitgeber wollen<br />

durch Tarif<strong>ver</strong>handlungen (wie Das Bayerische Rote Kreuz (BRK) eine Verschiebung der Tarif-<br />

beim Bayerischen Roten Kreuz) hat Mitte Februar <strong>di</strong>e Tariferhöhungen<br />

auf 1.10.2003 (statt<br />

oder durch Beschluss in Arbeitserhöhungen des Öffentlichen 1.1.2003) <strong>und</strong> eine Erhöhung der<br />

rechtlichen Kommissionen (wie Dienstes übernommen. Die Arbei- Wochenarbeitszeit auf 40 Stun-<br />

bei Kirchen, Diakonie <strong>und</strong> Caritas). terwohlfahrt wird sie bis 1.1.2005 den.<br />

Denn <strong>di</strong>e Arbeit war <strong>und</strong> ist <strong>ver</strong>- realisieren. Auch <strong>di</strong>e <strong>ver</strong>fasste<br />

gleichbar mit dem Öffentlichen katholische Kirche in Bayern hat Begründet wird <strong>di</strong>es alles mit<br />

Dienst – in den Verwaltungen wie eine Übernahme beschlossen. der schlechten Finanzlage. Aber<br />

in den Einrichtungen des Sozial- Wohlgemerkt: Die Leistungen kann denn der Druck auf <strong>di</strong>e<br />

<strong>und</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesens. Ver- des BRK, der AWO <strong>und</strong> der<br />

Träger im Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>gleichbare<br />

Einkommen <strong>und</strong> Ar- kath. Kirche, z.B. in der Altenhilfe heitswesen ausschließlich dadurch<br />

beitsbe<strong>di</strong>ngungen sind <strong>di</strong>e logi- oder in Kindergärten, werden<br />

<strong>ver</strong>mindert werden, dass<br />

sche Folge.<br />

genauso finanziert wie<br />

<strong>di</strong>e Beschäftigten dort<br />

Ein Abschied von <strong>di</strong>eser Ver- bei Caritas oder<br />

keine Lohnerhöhungen<br />

gleichbarkeit, worüber gerade<br />

bei den Kirchen laut nachgedacht<br />

wird, wäre ein schwerer Image-<br />

Diakonie.<br />

bekommen? �<br />

schaden.<br />

Ges<strong>und</strong>heit, Soziale Dienste Vereinte<br />

* laut: Kommunaler<br />

Arbeitgeber<strong>ver</strong>band Bayern<br />

Wohlfahrt <strong>und</strong> Kirchen Dienstleistungsgewerkschaft<br />

Bayern<br />

FREESTYLE


ausge<strong>di</strong>ent, der le<strong>di</strong>glich eine<br />

»Veranstaltung für Schönwetterzeiten«<br />

ist.<br />

Die Gutgläubigkeit der Beschäftigten,<br />

dass der liebe Gott <strong>und</strong> der<br />

öffentlichen Dienst das mit der<br />

Vergütungserhöhung schon richten<br />

werde, sollte eigentlich vorbei<br />

sein, so Bärbel Kalb (Sprecherin<br />

der Arbeitsgemeinschaft ev. Mitarbeiter<strong>ver</strong>tretungen<br />

in Bayern,<br />

AG-MAV). Ihr Appell geht an <strong>di</strong>e<br />

Beschäftigten, sich zu organisieren:<br />

»Jetzt seid Ihr dran!«<br />

Dr. Siegfried Ecker (Kath. Betriebsseelsorge)<br />

ging in seinem<br />

Beitrag auf <strong>di</strong>e Folgen von Neoliberalismus<br />

<strong>und</strong> negati<strong>ver</strong> Globalisierung<br />

ein. Ecker gab der<br />

Hoffnung Ausdruck, dass <strong>di</strong>e<br />

Widerstandskraft von Kirchen<br />

<strong>und</strong> Gewerkschaften sich auch<br />

»in Zukunft gegen Menschen<strong>ver</strong>achtung«<br />

stellen wird <strong>und</strong> appellierte<br />

im Zusammenhang mit dem<br />

»bald wieder <strong>ver</strong>gessenen Sozialwort<br />

der beiden Kirchen« an <strong>di</strong>e<br />

gemeinsame Interessenslage der<br />

beiden Großorganisationen.<br />

Die stell<strong>ver</strong>tretende Landesvorsitzende<br />

der GEW, Gudrun Lehmann,<br />

stellte <strong>di</strong>e Frage nach den<br />

Konsequenzen von Dumping-Löhnen<br />

bei kirchlichen Arbeitgebern:<br />

»Wo werden qualifizierte Fach-<br />

kräfte dann arbeiten wollen?«<br />

Noch dazu, wenn es bei der Arbeitszeit<br />

zu einer Angleichung von<br />

West nach Ost komme. Gefahr<br />

drohe vor allem auch, so Lehmann,<br />

durch das neue<br />

Finanzierungsmodell im Bereich<br />

der Kindertagesstätten. In der<br />

Folge seien zunehmend befristete<br />

Arbeits<strong>ver</strong>träge <strong>und</strong> erzwungene<br />

Teilzeitarbeit zu befürchten.<br />

Zum Abschluss der Veranstaltung<br />

war das von K<strong>und</strong>gebungsleiterin<br />

Irene Gölz (Fachbereichssekretärin<br />

im <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> Landesbezirk)<br />

anlässlich des Kriegsbeginns in<br />

Irak vorgetragene Ge<strong>di</strong>cht »Sag<br />

nein« von Wolfgang Borchert<br />

durchaus in doppelter Hinsicht zu<br />

<strong>ver</strong>stehen. ■<br />

Norbert Feulner<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 45<br />

JÜRGEN RAITHEL, HIMMELKRON<br />

Aus den<br />

Landesbezirken


Aus den<br />

Landesbezirken<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> auf der Messe<br />

Altenpflege + HealthCare<br />

Zum ersten Mal fanden in Nürnberg<br />

<strong>di</strong>e bisher getrennt ausgerichteten<br />

Messen Altenpflege <strong>und</strong><br />

HealthCare gleichzeitig statt.<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> war eine der 800 Ausstellerinnen<br />

aus 15 Ländern auf <strong>di</strong>eser<br />

Fachmesse für Pflege, Therapie,<br />

Betreuung, Patienten<strong>ver</strong>sorgung<br />

<strong>und</strong> Klinikmanagement. 38.000<br />

Besucher/innen wurden zwischen<br />

dem 25. <strong>und</strong> 27. März gezählt.<br />

»Pflege im Dialog« lautete das<br />

Motto des Fachkongresses Altenpflege<br />

mit dem 2. Deutschen Pflegetag,<br />

der parallel zur Fachmesse<br />

stattfand. Thema der Auftakt<strong>ver</strong>anstaltung<br />

des Pflegetages:<br />

»Pflege im Spannungsfeld zwischen<br />

Ethik <strong>und</strong> Ökonomie – <strong>di</strong>e<br />

Konsequenzen für <strong>di</strong>e Praxis«.<br />

R<strong>und</strong> 2.000 Teilnehmer/innen informierten<br />

sich in den insgesamt<br />

76 Vorträgen zu Themen aus<br />

Pflegepraxis, Betriebsorganisation<br />

<strong>und</strong> Management für den stationären<br />

<strong>und</strong> ambulanten Bereich.<br />

IRENE GÖLZ<br />

R<strong>und</strong> 400 Teilnehmer, überwiegend<br />

aus dem Klinik-Management,<br />

waren auf dem zweiten Kongress<br />

HealthUpdate, bei dem Zukunftsstrategien<br />

für den Klinik-Markt im<br />

Mittelpunkt standen. Darunter<br />

fand sich eine Open-Space Konferenz<br />

mit dem Titel »Zwischen Nullr<strong>und</strong>e,<br />

BAT <strong>und</strong> Kostensteigerungen<br />

– Kliniken suchen Auswege<br />

aus dem Budget-Dilemma« <strong>und</strong><br />

Vorträge zum Thema »Zwischen<br />

Wirtschaftlichkeit, AZG <strong>und</strong> EuGH-<br />

Urteil. Arbeitszeitmodelle für das<br />

Krankenhaus der Zukunft« sowie<br />

»Alternativen gesucht! Die zusätzliche<br />

Alters<strong>ver</strong>sorgung im <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen<br />

muss wieder bezahlbar<br />

werden« (z.B. durch eigene Beitragsgruppe<br />

für Kliniken in der<br />

VBL).<br />

Unser kleiner, aber feiner Messestand<br />

an der »Hauptstraße« der<br />

Halle 1, war ausgesprochen gut<br />

besucht.<br />

Viele Mitglieder freuten sich<br />

über <strong>di</strong>e Anwesenheit »ihrer«<br />

Gewerkschaft (<strong>und</strong> wir uns über<br />

sie!) <strong>und</strong> nutzten <strong>di</strong>e Gelegenheit<br />

zur Information, Beratung, aber<br />

auch zu der ein oder anderen<br />

kritischen Rückmeldung.<br />

Andere – überwiegend aus dem<br />

Bereich der Altenpflege – deckten<br />

sich mit Informationen <strong>und</strong> Material<br />

ein, wobei insbesondere Informationen<br />

zur Ausbildung <strong>und</strong> <strong>di</strong>e<br />

»gewerkschaftliche Betätigungsrecht<br />

in kirchlichen Einrichtungen«<br />

reißenden Absatz fanden. Auch<br />

der »<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong>«<br />

war ausgesprochen begehrt.<br />

Die nächste Altenpflege-Messe<br />

findet vom 17. bis 19. Februar<br />

2004 in Hanno<strong>ver</strong> statt. ■<br />

Irene Gölz<br />

46 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003


Krankenhaus-JAVen:<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Betreuung erwünscht<br />

Seit Juni 2002 arbeitet Matthias<br />

Hoffmann als Jugendsekretär in<br />

den Bezirken Lüneburger Heide,<br />

Mittelweser <strong>und</strong> Elbe-Weser. Ein<br />

Schwerpunkt seiner Arbeit ist <strong>di</strong>e<br />

Betreuung von Jugend- <strong>und</strong> Auszubildenden<strong>ver</strong>tretungen<br />

(JAV). In<br />

allen drei Bezirken besteht jetzt<br />

eine intensive Betreuung der vierzehn<br />

Krankenhaus-JAVen. Zur JAV-<br />

Betreuung gehören Gespräche<br />

über Arbeitsplanung, Zusammenarbeit<br />

mit den Personal- <strong>und</strong> Be-<br />

triebsräten <strong>und</strong> immer wieder <strong>di</strong>e<br />

Frage nach Verbesserung der theoretischen<br />

wie praktischen Krankenpflegeausbildung.<br />

In vier der<br />

sechs Häuser der Lüneburger<br />

Heide fanden bisher Jugend- <strong>und</strong><br />

Auszubildenden<strong>ver</strong>sammlungen<br />

statt, in denen über <strong>di</strong>e Situation<br />

der Ausbildung <strong>und</strong> über Angebote<br />

von <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> im <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen<br />

<strong>di</strong>skutiert wurde.<br />

In den drei Bezirken gab es jetzt<br />

für alle Krankenhaus-JAVen <strong>di</strong>e<br />

Möglichkeit an einer <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-JAV-Tagung<br />

teilzunehmen. In Dör<strong>ver</strong>den-<br />

Barme waren vier <strong>und</strong> in Lüneburg<br />

zwei Häuser dabei, um sich über<br />

ihre Arbeit auszutauschen <strong>und</strong> gemeinsam<br />

Probleme zu lösen. Diese<br />

neue Form der guten Zusammenarbeit<br />

von Krankenhaus-JAVen<br />

wird in weiteren Tagungen fortgesetzt.<br />

■<br />

Matthias Hoffmann<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 47<br />

Vor Ort<br />

Vielen Dank für<br />

<strong>di</strong>e Nachdruckgenehmigung<br />

an<br />

Volker Mai, Redaktion<br />

Lüneburger<br />

Wochenblätter<br />

Am Sande 20<br />

21335 Lüneburg


Vor Ort<br />

Insgesamt positiv<br />

Computergestützte Dienstplanung<br />

in der Paracelsus-Klinik Osnabrück – 1. Teil<br />

»Ich empfinde das insgesamt positiv«,<br />

Axel Denker, Betriebsratsvorsitzender<br />

der Paracelsus-Klinik<br />

in Osnabrück <strong>und</strong> <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Mitglied,<br />

äußert sein momentanes Gefühl<br />

zum Projekt »SP-Expert« 1 . Udo<br />

Muhle, ebenfalls <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Mitglied,<br />

stell<strong>ver</strong>tretender Vorsitzender des<br />

Betriebsrates <strong>und</strong> gleichzeitig<br />

einer der beiden Projektbetreuer in<br />

der Klinik, stimmt ihm zu.<br />

Sie sind bereit, <strong>di</strong>e letzten Monate<br />

Revue passieren zu lassen<br />

<strong>und</strong> über <strong>di</strong>e Einführung eines der<br />

avanciertesten Dienstplanungsprogramme<br />

in ihrem Haus zu berichten.<br />

Das Interview führte Karl-<br />

Hermann Böker im Januar 2003.<br />

Udo Muhle (links) <strong>und</strong> Axel Denker (rechts)<br />

Kontakt zum Betriebsrat der Paracelsus-<br />

Klinik Osnabrück unter Telefon 0541 /<br />

966-3900, Fax -3901.<br />

Der Autor:<br />

Karl-Hermann Böker, freier Journalist <strong>und</strong><br />

Berater, Meisenstraße 96, 33607 Bielefeld<br />

khb@boeker-beratung.de<br />

www.boeker-beratung.de<br />

Tel. 0521 / 2997229, Fax 0521 / 2997228<br />

Der Echtbetrieb wird am 1. Februar<br />

2003 in den fünf Pilotbereichen<br />

beginnen. »Der Zeitplan sah<br />

vor, dass wir bereits am 1. Dezember<br />

des <strong>ver</strong>gangenen Jahres starten«,<br />

erwähnt Udo Muhle leicht<br />

genervt, »doch <strong>di</strong>e umfangreichen<br />

Vorarbeiten <strong>und</strong> notwen<strong>di</strong>gen Klärungen<br />

ließen das nicht zu.« Geklärt<br />

werden musste vor allem <strong>di</strong>e<br />

Auslegung des Tarif<strong>ver</strong>trags. Beispiel:<br />

Mehrarbeitszuschläge.<br />

Axel Denker erläutert: »In <strong>di</strong>eser<br />

Frage lagen wir mit dem Arbeitgeber<br />

sehr weit auseinander. Wir<br />

haben einen Tarif<strong>ver</strong>trag2 , der<br />

einen Ausgleichszeitraum von<br />

8 Wochen vorsieht. Der Arbeitgeber<br />

ist der Meinung, dass <strong>di</strong>e<br />

Zuschläge erst fällig werden, wenn<br />

<strong>di</strong>e Mehrarbeit nicht in <strong>di</strong>esem<br />

Zeitraum ausgeglichen werden<br />

konnte. Einige Kollegen sind da<br />

anderer Ansicht <strong>und</strong> <strong>ver</strong>langen<br />

einen Zuschlag, sobald ihr tatsächlicher<br />

Einsatz von der Sollplanung<br />

abweicht <strong>und</strong> länger als der ursprüngliche<br />

Dienst gewesen ist.<br />

Auf den Stationen wird es unterschiedlich<br />

gehandhabt.«<br />

Im Rahmen des Customizing3 müssen <strong>di</strong>ese <strong>und</strong> viele andere<br />

Fragen so beantwortet werden,<br />

dass <strong>di</strong>e Lösung als eindeutige<br />

Regel4 definiert werden kann.<br />

Anhand <strong>di</strong>eser <strong>und</strong> vieler anderer<br />

Regeln wird das Programm gesteuert.<br />

Nichts ist vorgegeben, in<br />

jeder Klinik müssen <strong>di</strong>e Regeln<br />

spezifisch gef<strong>und</strong>en werden. Dieses<br />

führt innerhalb des Hauses zu<br />

einer Vereinheitlichung der Dienstplanung<br />

<strong>und</strong> -abrechnung.<br />

Bis es aber soweit ist, haben<br />

Klinikleitung <strong>und</strong> Betriebsrat auch<br />

einiges von dem zu <strong>ver</strong>handeln,<br />

was bislang als unbewältigte Kon-<br />

flikte zwischen den Betriebsparteien<br />

stand. Und das geht nicht<br />

immer so schnell, wie es der Zeitplan<br />

vorsieht.<br />

»Anfang September 2002 hatten<br />

wir <strong>di</strong>e erste Schulung in Erlangen.<br />

Danach kam ein Berater des Softwareherstellers<br />

zu uns <strong>und</strong> hat<br />

aufgelistet, welche Daten für das<br />

Customizing benötigt werden. Es<br />

war einfach nicht zu schaffen,<br />

weil <strong>di</strong>e Daten meist in unterschiedlichster<br />

Form vorlagen <strong>und</strong><br />

erst einmal passend gemacht werden<br />

mussten, weil sie fehlten oder<br />

weil es eben noch keine eindeutige<br />

Regelung gab. Deswegen<br />

wurde der Beginn des Echtbetriebs<br />

um 3 Monate <strong>ver</strong>schoben.« Udo<br />

Muhle beschreibt <strong>di</strong>eses aus seiner<br />

Sicht als Datenmodellbetreuer, wie<br />

seine Aufgabe offiziell benannt<br />

ist. Zusammen mit einem weiteren<br />

Mitarbeiter der Klinik ist er dafür<br />

zustän<strong>di</strong>g, das Customizing zu<br />

tätigen.<br />

»Wie kommt es, dass ein Betriebsratsmitglied<br />

– <strong>und</strong> dazu noch<br />

ein Freigestellter – <strong>di</strong>ese Aufgabe<br />

übernimmt?«<br />

Axel Denker <strong>und</strong> Udo Muhle erinnern<br />

sich gern daran, denn es ist<br />

so gelaufen, wie sie es als Betriebsrat<br />

geplant hatten. Für ihre<br />

Darstellung müssen sie aber weit<br />

in <strong>di</strong>e Vergangenheit zurück greifen.<br />

»Das Dienstplanprogramm<br />

wurde schon vor mehreren Jahren<br />

zusammen mit einem Krankenhaus-Informationssystem<br />

(KIS) als<br />

Paketlösung für <strong>di</strong>e gesamte<br />

Paracelsus-Gruppe5 eingekauft.<br />

Gewollt hat es keiner, aber irgendwie<br />

war es in dem Gesamtangebot<br />

enthalten. Weil man mit der Einführung<br />

des KIS genug Probleme<br />

hatte, blieb <strong>di</strong>ese Software bis<br />

September 2001 unbeachtet. Der<br />

erste Anlauf zur Installation von<br />

48 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003


SP-Expert scheiterte, weil <strong>di</strong>e Verwaltungs-<br />

<strong>und</strong> <strong>di</strong>e Pflege<strong>di</strong>enstleitung<br />

der Meinung waren, dass<br />

man das Programm innerhalb von<br />

wenigen Minuten – CD-Rom einlesen<br />

<strong>und</strong> los geht’s – in Betrieb<br />

nehmen könne. Axel Denker meint<br />

dazu: »Das geht nicht in zehn<br />

Minuten, das geht ziemlich schief.<br />

Die neue Klinikleitung hat da<br />

einen ganz anderen Ansatz.«<br />

Beide Funktionen bekleiden<br />

heute neue Personen, mit denen<br />

im September 2002 das Projekt<br />

zur Einführung der Dienstplanungs-Software<br />

gestartet wurde.<br />

Schon frühzeitig war ein Kollege<br />

aus dem Pflege<strong>di</strong>enst durch <strong>di</strong>e<br />

Klinikleitung zum System-Administrator<br />

benannt worden. »Der Betriebsrat<br />

hat aber immer wieder<br />

darauf hingewiesen, wie wichtig<br />

eine qualifizierte Stell<strong>ver</strong>tretung<br />

für den System-Administrator ist<br />

<strong>und</strong> darauf gedrängt, eine weitere<br />

halbe Stelle auszuschreiben. Dieser<br />

Forderung wurde schließlich<br />

nachgegeben <strong>und</strong> Udo Muhle<br />

konnte sich erfolgreich darauf bewerben«,<br />

freut sich Axel Denker,<br />

als er <strong>di</strong>eses erzählt. Als Stell<strong>ver</strong>treter<br />

des System-Administrators<br />

mit dem nötigen Insiderwissen ist<br />

Udo Muhle der geeignete Mann:<br />

Er ist seit zwanzig Jahren als<br />

Anästhesiepfleger in der Paracelsus-Klinik<br />

tätig, kennt unterschiedlichste<br />

Arbeitsbereiche <strong>und</strong><br />

ist seit einigen Jahren im Betriebsrat,<br />

kennt sich also auch mit Gesetzen,<br />

Verordnungen <strong>und</strong> Tarifen<br />

sehr gut aus.<br />

Die Arbeit im Projekt kostet Udo<br />

Muhle etwa <strong>di</strong>e Hälfte seiner Freistellung,<br />

manchmal sogar mehr.<br />

»Die Software ist optimal anpassbar,<br />

aber viel zu komplex«, beschreibt<br />

er eine der Ursachen für<br />

<strong>di</strong>e viele Zeit, <strong>di</strong>e beide Datenmodellbetreuer<br />

benötigen. Und er<br />

beklagt sich über <strong>di</strong>e Ausbildung<br />

beim Anbieter <strong>und</strong> über dessen<br />

Schulungsunterlagen. »Wir müssen<br />

sehr viel ausprobieren, weil<br />

das in den Unterlagen nicht immer<br />

so steht, wie man es dann im Programm<br />

vorfindet. Und wenn der<br />

Berater vom Softwarehersteller bei<br />

uns ist, geht alles viel zu schnell.<br />

Deswegen habe ich neben den<br />

Daten der beiden geplanten Pilotstationen<br />

drei weitere Abteilungen<br />

in das System eingepflegt – nur,<br />

um zu lernen <strong>und</strong> Erfahrungen zu<br />

sammeln. Man war ja am Anfang<br />

auch heiß darauf. Aber jetzt müssen,<br />

durch <strong>di</strong>e <strong>ver</strong>zögerte Einführung<br />

<strong>ver</strong>ursacht, immer alle fünf<br />

Bereiche weiter gepflegt werden,<br />

was für <strong>di</strong>e Pilotphase zu viel ist.<br />

Den Fehler sollten andere nicht<br />

machen!« warnt Udo Muhle eindringlich.<br />

Für ihn ist es zudem nicht immer<br />

leicht, Datenmodellierer <strong>und</strong> Betriebsratsmitglied<br />

in einer Person<br />

zu sein: »Nicht immer <strong>ver</strong>tragen<br />

sich <strong>di</strong>e Rollen, da man bei der<br />

Datenmodellierung tief in <strong>di</strong>e Materie<br />

eindringen muss. Der Blick<br />

des Betriebsrates <strong>und</strong> der pragmatische<br />

Blick des System-Administrators<br />

können dabei schnell auf<br />

Kollision gehen, zumal der System-Administrator<br />

immer der Weisung<br />

des Arbeitgebers unterliegt.«<br />

Da ist es gut, dass das Projekt<br />

von einer Arbeitsgruppe begleitet<br />

wird, in der zwei andere Betriebsratsmitglieder<br />

<strong>ver</strong>treten sind.<br />

Neben den beiden Administratoren<br />

ist auch <strong>di</strong>e Verwaltungsleitung,<br />

<strong>di</strong>e Pflege<strong>di</strong>enstleitung, <strong>di</strong>e<br />

Lohnbuchhaltung <strong>und</strong> <strong>di</strong>e Netzwerkbetreuung<br />

in der Arbeitsgruppe<br />

<strong>ver</strong>treten. Diese tagt bei<br />

Bedarf, wenn Konflikte gelöst<br />

werden müssen.<br />

Axel Denker: »So wie es jetzt ist,<br />

ist es <strong>di</strong>e Idealbesetzung. Ich habe<br />

das damals in dem Seminar6 erkannt,<br />

wie wichtig <strong>di</strong>e Customizing-Phase<br />

bei <strong>di</strong>eser Software ist<br />

<strong>und</strong> dass der Betriebsrat dort ganz<br />

früh <strong>und</strong> intensiv einsteigen<br />

muss.«<br />

Der Betriebsrat <strong>ver</strong>zichtet zwar<br />

formal auf den Teil der ihm zustehenden<br />

Freistellung, hat aber<br />

durch <strong>di</strong>ese Konstellation den entscheidenden<br />

Einfluss auf <strong>di</strong>eses<br />

wichtige Projekt. Udo Muhle bestätigt:<br />

»Der System-Administrator<br />

wusste nicht, dass <strong>di</strong>e Mehrarbeitszuschläge<br />

ein ungelöstes<br />

Problem waren. Und wenn beim<br />

Customizing etwas nicht als Problem<br />

erkannt wird, dann werden<br />

Standard-Werte <strong>und</strong> -Regeln im<br />

Programm hinterlegt, <strong>di</strong>e große<br />

Fehler <strong>ver</strong>ursachen können. Reine<br />

EDV-Fachleute haben dafür kein<br />

Gefühl.«<br />

»Gibt es bei den Paracelsus-<br />

Kliniken Betriebs<strong>ver</strong>einbarungen<br />

zur Informationstechnik (IT)?«<br />

»Die vorhandene IT-Rahmen-<br />

Betriebs<strong>ver</strong>einbarung <strong>und</strong> <strong>di</strong>e<br />

frühzeitig vom Gesamt-Betriebsrat<br />

für alle Paracelsus-Kliniken abgeschlosseneSP-Expert-Rahmen-Betriebs<strong>ver</strong>einbarung<br />

hat uns dabei<br />

sehr geholfen.« Axel Denker ist<br />

stolz auf <strong>di</strong>e Vereinbarungen, <strong>di</strong>e<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 49<br />

FREESTYLE<br />

Vor Ort


Vor Ort<br />

sich in <strong>di</strong>eser Situation als überaus<br />

hilfreich erweisen. Nicht nur <strong>di</strong>e<br />

Einrichtung der Arbeitsgruppe mit<br />

Beteiligung von zwei Betriebsratsmitgliedern<br />

ist durch <strong>di</strong>e Vereinbarungen<br />

geregelt, sondern auch<br />

<strong>di</strong>e Pflicht zur Präsentation neuer<br />

Software für <strong>di</strong>e Betriebsräte.<br />

In der ersten Präsentation des<br />

Dienstplanprogramms hat der<br />

Gesamtbetriebsrat erkannt, was<br />

da kommen wird. »Wenn wir im<br />

Unternehmen etwas bewegen<br />

wollen, dann brauchen wir genau<br />

<strong>di</strong>eses Programm«, drückt Axel<br />

Denker seine damals gewonnene<br />

Erkenntnis aus. Deswegen wollte<br />

man in Osnabrück auch eine der<br />

ersten Kliniken sein, <strong>di</strong>e das Programm<br />

einführt. Davon musste <strong>di</strong>e<br />

Klinikleitung aber erst einmal<br />

überzeugt werden. In Betriebs<strong>ver</strong>sammlungen<br />

<strong>und</strong> seinem Info-Blatt<br />

hat der Betriebsrat <strong>di</strong>e Mitarbeiter<br />

informiert <strong>und</strong> <strong>ver</strong>sucht, <strong>di</strong>e Wichtigkeit<br />

des Projekts darzustellen.<br />

»Was haben <strong>di</strong>e Mitarbeiter an<br />

Vorteilen zu erwarten?«<br />

Axel Denker ist sich sicher, dass<br />

Planungsfehler, <strong>di</strong>e sich teilweise<br />

durch langjährige Routine eingeschlichen<br />

haben, aufgedeckt <strong>und</strong><br />

beseitigt werden. Umplanungen<br />

werden viel schneller im Ergebnis<br />

darzustellen sein, Ersatzkräfte<br />

können schneller eingeplant werden.<br />

»Die Klärungen, <strong>di</strong>e während<br />

des Customizing vorgenommen<br />

wurden, u.a. zu Zulagen, Feiertagen,<br />

Urlaubs<strong>ver</strong>rechnungen etc.<br />

sind nicht zum Vorteil aller Mitarbeiter«,<br />

gibt er zu bedenken.<br />

»Durch <strong>di</strong>e Vereinheitlichung<br />

können persönliche Vorteile Einzelner<br />

<strong>ver</strong>loren gehen. Aber insgesamt<br />

wird es gerechter als vorher<br />

<strong>und</strong> das werden <strong>di</strong>e Mitarbeiter<br />

einsehen <strong>und</strong> akzeptieren.« Bis<br />

heute wissen <strong>di</strong>e meisten Mit-<br />

arbeiter jedoch noch nicht, was da<br />

auf sie zu kommt. »Wir wollen alle<br />

Veränderungen in einem Katalog<br />

zusammenfassen <strong>und</strong> dann gemeinsam<br />

mit der Klinikleitung auf<br />

einer Betriebs<strong>ver</strong>sammlung vorstellen.«<br />

Axel Denker <strong>und</strong> Udo<br />

Muhle sind sich sicher, dass das<br />

besser ist als »scheibchenweise«<br />

zu informieren.<br />

Zum Abschluss des Gesprächs<br />

kommen wir noch einmal auf <strong>di</strong>e<br />

Ziele des Betriebsrates zu sprechen,<br />

<strong>di</strong>e bei <strong>di</strong>esem Projekt <strong>di</strong>e<br />

Leitlinien bilden. »Wir sind eine<br />

private Klinik <strong>und</strong> kein städtisches<br />

Krankenhaus«, bemerkt Axel Denker<br />

<strong>und</strong> will damit ausdrücken,<br />

dass der effektive Mitarbeitereinsatz<br />

eine überlebenswichtige Rolle<br />

spielt.<br />

»Die DRGs werden kommen. Wir<br />

werden nur mit den unbe<strong>di</strong>ngt<br />

notwen<strong>di</strong>gen Besetzungen auf den<br />

Stationen arbeiten müssen <strong>und</strong><br />

den Einsatz der Kolleginnen <strong>und</strong><br />

Kollegen stärker an deren Qualifikationen<br />

ausrichten. Die Mitarbeiter<br />

in den <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>einrichtungen<br />

werden auch weiter<br />

<strong>ver</strong>suchen, den Bedürfnissen der<br />

Patienten gerecht zu werden. Die<br />

Einsatzplanung der vorhandenen<br />

Personal-Ressourcen wird vorausschauender<br />

<strong>und</strong> langfristiger sein<br />

müssen. SP-Expert scheint hierbei<br />

das Werkzeug zu sein, das <strong>di</strong>e Anforderungen<br />

an ein modernes<br />

Dienstplanprogramm optimal realisieren<br />

kann. Schon vorab wird<br />

man aufzeigen können, ob mit<br />

dem vorhandenen Personal das<br />

Geforderte zu schaffen sein wird.<br />

Diese Informationen wird der Betriebsrat<br />

ebenso wie <strong>di</strong>e Klinikleitung<br />

nutzen.« Unter anderem zu<br />

dem Zweck wird der Betriebsrat<br />

einen zweiten PC in seinem Büro<br />

bekommen, auf dem das Dienst-<br />

planprogramm läuft. Axel Denker:<br />

»Gestaltendes Arbeiten der Betriebsräte<br />

bedarf moderner Werkzeuge!«<br />

Nach den ersten Monaten der<br />

Pilotphase wird <strong>di</strong>eses Interview<br />

fortgesetzt werden. Dann wird<br />

man erste Auswirkungen erkennen<br />

<strong>und</strong> <strong>di</strong>e Frage beantworten können,<br />

ob sich der insgesamt positive<br />

Eindruck bestätigt. ■<br />

Karl-Hermann Böker<br />

Anmerkungen<br />

1 SP-Expert ist der Name einer Software<br />

für <strong>di</strong>e Personaleinsatzplanung von der<br />

Astrum GmbH, Erlangen. Weitere Informationen<br />

findet man im Internet unter<br />

www.sp-expert.de.<br />

2 <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Verbandstarif<strong>ver</strong>trag der Privaten<br />

Krankenanstalten von 1989, zurzeit in<br />

Nachwirkung <strong>und</strong> Neu<strong>ver</strong>handlung.<br />

3 Customizing bezeichnet eine zeitliche<br />

Phase, in der <strong>di</strong>e Software auf <strong>di</strong>e Belange<br />

des Anwenders zugeschnitten<br />

wird. Alle spezifischen Daten, <strong>di</strong>e das<br />

Unternehmen, den Tarif, <strong>di</strong>e Mitarbeiter,<br />

Schichtmodelle etc. beschreiben, müssen<br />

in <strong>di</strong>eser Zeit eingegeben werden,<br />

damit <strong>di</strong>e Software <strong>di</strong>e Verhältnisse im<br />

Unternehmen korrekt abbildet <strong>und</strong> beispielsweise<br />

eine tarifkonforme Abrechnung<br />

der Dienste ermöglicht.<br />

4 Regeln sind überwiegend Wenn-Dann-<br />

Be<strong>di</strong>ngungen, <strong>di</strong>e bei der Ausführung<br />

des Programms stän<strong>di</strong>g im Hintergr<strong>und</strong><br />

bestimmte Zustände <strong>und</strong> Be<strong>di</strong>ngungen<br />

abfragen (»Wenn ...«) <strong>und</strong> in Abhängigkeit<br />

davon bestimmte Aktionen auslösen<br />

(»Dann ...«).<br />

5 Die Paracelsus-Kliniken-Deutschland<br />

GmbH sind einer der größten privaten<br />

Klinikträger. In Deutschland werden<br />

derzeit 16 Akutkrankenhäuser <strong>und</strong><br />

12 Reha-Kliniken betrieben. Nähere<br />

Informationen im Internet unter<br />

www.paracelsus-kliniken.de.<br />

6 »Computergestützte Dienstplanung im<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen«, Seminar der Böker-<br />

Beratung, Bielefeld, in dem u.a. <strong>di</strong>e<br />

Rolle des Betriebsrates bei der Einführung<br />

von SP-Expert <strong>und</strong> anderer Dienstplansoftware<br />

thematisiert wird.<br />

Weitere Informationen im Internet unter<br />

www.boeker-beratung.de.<br />

50 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003


Krankenhaus<br />

des Landkreises Peine <strong>ver</strong>kauft!<br />

Celler Übernahme<br />

findet überall Beifall<br />

Nun ist es vollbracht. Nach über<br />

zwei Jahren Diskussionen, Demonstrationen<br />

<strong>und</strong> vielfältiger Aktionen<br />

hat das Allgemeine Krankenhaus<br />

Celle (Stiftung Bürgerlichen<br />

Rechts) am 1. April 2003 <strong>di</strong>e Peiner<br />

Klinik übernommen.<br />

Der Kreistag in Peine hat einstimmig<br />

am 26. März dem Verkauf<br />

zugestimmt. Damit geht eine<br />

54 Jahre alte Trägerschaft für <strong>di</strong>e<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong><strong>ver</strong>sorgung durch den<br />

Landkreis Peine zu Ende. Alle Parteien<br />

lobten den Schritt des Verkaufes.<br />

Dass <strong>di</strong>e Politik aber auch<br />

Schuld an der schlechten finanziellen<br />

Krankenhausausstattung hat,<br />

wurde nicht erwähnt. In den letzten<br />

10 Jahren hat der Träger, keine<br />

nennenswerte Unterstützung für<br />

<strong>di</strong>e Peiner Klinik geleistet.<br />

In <strong>di</strong>eser Zeitung wurde schon<br />

mehrfach über den Fortschritt der<br />

Verkaufs<strong>ver</strong>handlungen berichtet.<br />

Im Kauf<strong>ver</strong>trag sind <strong>di</strong>e auch <strong>di</strong>e<br />

Rahmenbe<strong>di</strong>ngungen für <strong>di</strong>e Übernahme<br />

der 850 Beschäftigten<br />

geregelt.<br />

Die neue Gesellschaft »Klinikum<br />

Peine gGmbH« wird Mitglied im<br />

kommunalen Arbeitgeber<strong>ver</strong>band<br />

<strong>und</strong> wird mit der VBL einen Beitritts<strong>ver</strong>trag<br />

unterzeichnen. Damit<br />

sind <strong>di</strong>e wesentlichen Punkte der<br />

gewerkschaftlichen Positionen zur<br />

Personalüberleitung erfüllt worden.<br />

Aber auch weitere Punkte konnten<br />

durch eine hervorragende Kooperation<br />

des Krankenhauspersonalrates,<br />

des Gesamtpersonalrates<br />

des Landkreises Peine <strong>und</strong> unserer<br />

Gewerkschaft <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> geregelt werden.<br />

So wird <strong>di</strong>e neue Gesellschaft<br />

für 7 Jahre auf betriebsbe<strong>di</strong>ngte<br />

Kün<strong>di</strong>gungen <strong>ver</strong>zichten, es wurde<br />

ein Mitbestimmungsrecht des Betriebsrates<br />

bei Änderungskün<strong>di</strong>-<br />

gungen eingeräumt <strong>und</strong> <strong>di</strong>e Einrichtung<br />

eines Wirtschaftsausschusses<br />

möglich gemacht.<br />

Die <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Mitglieder im Peiner<br />

Krankenhaus zeigen sich zufrieden<br />

mit dem Gesamtergebnis. Auch<br />

Axel Reichinger (Gewerkschaftssekretär<br />

FB 3 Braunschweig-Umland)<br />

lobt das Verhandlungsergebnis<br />

<strong>und</strong> <strong>di</strong>e Verfahrensabläufe.<br />

»<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> war in den Diskussionsprozess<br />

komplett eingeb<strong>und</strong>en. In<br />

vielen Gesprächen mit der Landkreisführung<br />

<strong>und</strong> den Politikern<br />

konnten wir unsere Position deutlich<br />

machen. Hauptanteil am<br />

Ergebnis haben aber <strong>di</strong>e Personalräte<br />

<strong>und</strong> <strong>di</strong>e Beschäftigten.« ■<br />

Axel Burgdorf<br />

Nach über zwei Jahren Diskussionen, Demonstrationen <strong>und</strong><br />

vielfältigen Aktionen ...<br />

... hat das Allgemeine Krankenhaus Celle (Foto) <strong>di</strong>e Peiner Klinik<br />

übernommen.<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 51<br />

Vor Ort<br />

FRIEDERIKE VATER, HANNOVER AXEL BURGDORF


Vor Ort<br />

Entwicklung der Krankenhauslandschaft<br />

in Süd-Niedersachsen<br />

Nachholbedarf<br />

Der <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Fachbereich 3 lud zu<br />

einer Fachtagung nach Göttingen<br />

ein, um Zukunftsmodelle für <strong>di</strong>e<br />

Entwicklung der Krankenhauslandschaft<br />

in Süd-Niedersachen zu<br />

überlegen.<br />

Die Rahmenbe<strong>di</strong>ngungungen für<br />

<strong>di</strong>e Refinanzierung der <strong>Krankenhäuser</strong><br />

in Süd-Niedersachsen<br />

<strong>ver</strong>ändern sich dramatisch. <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>ökonomen<br />

haben <strong>di</strong>e<br />

Entwicklung am Markt erforscht<br />

<strong>und</strong> sind sich einig, dass <strong>Krankenhäuser</strong><br />

mit einer Bettenzahl von<br />

unter 200 mittelfristig kaum noch<br />

eine Chance haben, sich allein auf<br />

dem <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>markt zu behaupten.<br />

In der südniedersächsischen<br />

Region sind <strong>di</strong>e kleinen, öf-<br />

These 1: Nur <strong>Krankenhäuser</strong> in einem strategisch klar positionierten<br />

Verb<strong>und</strong> werden langfristig im Wettbewerb bestehen.<br />

1.200<br />

1.000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

In der Zukunft kommt es zu einer massiven Fusionswelle.<br />

1.043<br />

Anzahl stationärer Einrichtungen<br />

863 810<br />

843<br />

845<br />

790<br />

780<br />

690<br />

321<br />

373<br />

390<br />

450<br />

Öffentliche KH<br />

Freigemeinn. KH<br />

Private KH<br />

725 700<br />

550 600<br />

500<br />

400<br />

Quelle: Arthur Andersen, Krankenhaus 2015 –<br />

Wege aus dem Paragrahendschungel<br />

1990 1995 2000 2005 2010 2015<br />

Wenige Krankenhaus-Verbünde werden den Markt beherrschen.<br />

These Heute wird entschieden, ob <strong>di</strong>e öffentlichen 9: <strong>Krankenhäuser</strong> Das dabei sind! <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>unternehmen der Zukunft muß entscheiden, ob<br />

es als K<strong>und</strong>e <strong>und</strong>/oder Betreiber von Disease- <strong>und</strong> Case-Management 4<br />

agiert.<br />

Überweisung<br />

Aufnahme<br />

GUNTER GRIMM<br />

Hausarzt<br />

/ Pflege /<br />

Soziale Leist...<br />

Kernprozess im KH heute<br />

Diagnose Bef<strong>und</strong> Therapie Überleitung<br />

Facharzt<br />

Diagnose-<br />

Zentrum<br />

Patient<br />

Krankenhaus<br />

Rehabilit -<br />

ationseinrichtung<br />

Rehabilitation<br />

Kernprozess im <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>zentrum von morgen<br />

Apotheke<br />

Entlassung<br />

Häusl .<br />

Pflege<br />

fentlich-rechtlichen <strong>Krankenhäuser</strong><br />

besonders betroffen, da <strong>di</strong>ese <strong>di</strong>e<br />

Entwicklung hin zu Krankenhaus<strong>ver</strong>b<strong>und</strong>systemen<br />

nicht ernsthaft<br />

betrieben haben.<br />

Die politischen Entscheider <strong>di</strong>eser<br />

Region sind aus unterschiedlichen<br />

Gründen nicht in der Lage<br />

ihre Krankenhausstandorte zu <strong>ver</strong>bünden.<br />

Dieses Nicht-Entscheiden-Können<br />

oder -Wollen führt eher zur<br />

Stärkung der Großkrankenhäuser<br />

<strong>und</strong> zu einer Ausdünnung von<br />

Krankenhausleistungen in der<br />

Fläche.<br />

Letztlich muss <strong>di</strong>e Bevölkerung<br />

darunter leiden <strong>und</strong> eine gemeindenahe<br />

Versorgung mit <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong><strong>di</strong>enstleistungen<br />

bleibt nur<br />

den Zentren vorbehalten. <strong>ver</strong>.<strong>di</strong><br />

fordert <strong>di</strong>e politischen Entscheidungsträger<br />

auf, den Weg der<br />

Kirchturmspolitik zu <strong>ver</strong>lassen <strong>und</strong><br />

endlich <strong>di</strong>e öffentlichen <strong>Krankenhäuser</strong><br />

auf dem Krankenhausmarkt<br />

in Süd-Niedersachsen so zu positionieren,<br />

dass Zukunft für <strong>di</strong>ese<br />

möglich wird.<br />

Bleiben <strong>di</strong>e öffentlich-rechtlich<br />

organisierten <strong>Krankenhäuser</strong> in<br />

einer Konkurrensituation, so können<br />

sie <strong>di</strong>e notwen<strong>di</strong>ge Arbeitsteilung<br />

zwischen den <strong>Krankenhäuser</strong>n<br />

nicht organisieren.<br />

Dass <strong>di</strong>eser Weg hin zu einem<br />

Verb<strong>und</strong>system schwierig, aber<br />

nicht unmöglich ist, beweisen erfolgreicheKrankenhaus<strong>ver</strong>b<strong>und</strong>systeme<br />

in Kassel, Hamburg <strong>und</strong><br />

Bremen.<br />

Die Teilnehmer <strong>di</strong>eser Veranstaltung<br />

fordern <strong>di</strong>e politischen Entscheider<br />

auf, hier mehr Mut zu beweisen<br />

<strong>und</strong> eine gemeindenahe<br />

Versorgung mit Krankenhausleistungen<br />

in hoher Qualität auch zukünftig<br />

in der südniedersächsischen<br />

Region sicherzustellen. ■<br />

Gunter Grimm<br />

52 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003


Zentrum für Psychiatrie Bad Schussenried Vor Ort<br />

Mahnminuten für den Frieden<br />

Am Freitag, den 14. März 2003,<br />

trafen sich Beschäftigte des Zentrums<br />

für Psychiatrie (ZfP) Bad<br />

Schussenried, um an dem Tag, an<br />

dem im UN-Sicherheitsrat in New<br />

York über Krieg oder Frieden im<br />

Nahen Osten beraten wurde, 10<br />

Minuten lang gemeinsam den Frieden<br />

anzumahnen <strong>und</strong> gegen einen<br />

möglichen Krieg im Irak zu protestieren.<br />

Der Europäische Gewerkschaftsb<strong>und</strong><br />

hatte alle Arbeitnehmerinnen<br />

<strong>und</strong> Arbeitnehmer<br />

Europas dazu aufgerufen, an <strong>di</strong>esem<br />

Tag 10 Minuten vor Zwölf mit<br />

betrieblichen Aktionen Zeichen für<br />

den Frieden zu setzen. Durch <strong>di</strong>e<br />

spontane Beteiligung der slowenischen<br />

Gewerkschafter an den<br />

Mahnminuten, war <strong>di</strong>eser europaweite<br />

Charakter der Veranstaltung<br />

vor Ort unmittelbar <strong>und</strong> leben<strong>di</strong>g<br />

spürbar. ■<br />

231 Widersprüche<br />

notariell beurk<strong>und</strong>et<br />

Ende Januar konnte der Personalrat<br />

des ZfP Bad Schussenried es<br />

sich notariell beurk<strong>und</strong>en lassen,<br />

dass 231 Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen<br />

Widerspruch gegen eine mögliche<br />

Übertragung ihrer Arbeits<strong>ver</strong>hältnisse<br />

auf eine zukünftige<br />

GmbH eingelegt haben. Mittlerweile<br />

liegen in Bad Schussenried<br />

insgesamt 247 Widersprüche der<br />

Beschäftigten vor. Das ist ein sehr<br />

hoher Vertrauensbeweis für <strong>di</strong>e<br />

Beschäftigten<strong>ver</strong>tretung <strong>und</strong> ein<br />

deutliches Signal an <strong>di</strong>e Verantwortlichen,<br />

dass <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />

unter den derzeitigen Be<strong>di</strong>ngungen<br />

nicht bereit sind, in einer GmbH<br />

zu arbeiten. Das Ziel, mindestens<br />

300 Widersprüche zu sammeln,<br />

rückt damit in greifbare Nähe.<br />

Wieder aufgewärmt<br />

Walter Döring, FDP-Landesvorsitzender<br />

<strong>und</strong> Wirtschaftsminister in<br />

Baden-Württemberg, hat wieder<br />

einen möglichen Verkauf der ZfP<br />

<strong>und</strong> der Unikliniken in <strong>di</strong>e Diskussion<br />

gebracht. Er ist davon überzeugt,<br />

dass es ohne privates Kapital<br />

zu einem Investitionsstau von<br />

r<strong>und</strong> zwei Milliarden Euro in den<br />

Einrichtungen kommen würde.<br />

Land <strong>und</strong> Private sollten nach seinen<br />

Vorstellungen eine Aktiengesellschaft<br />

gründen. Er sei <strong>di</strong>esbezüglich<br />

mit sechs privaten<br />

Krankenhausgesellschaften im Gespräch.<br />

Das Vorhaben werde jetzt<br />

durch Experten eingehend geprüft<br />

<strong>und</strong> für den 21. Mai sei eine öffentliche<br />

Anhörung in Stuttgart<br />

geplant. Dies äußerte Döring auf<br />

einer Diskussions<strong>ver</strong>anstaltung im<br />

März in Ravensburg. Besonders ärgerlich<br />

ist dabei, dass von Dr. Noll,<br />

dem ges<strong>und</strong>heitspolitischen Sprecher<br />

der FDP-Landtagsfraktion,<br />

mehrfach betont wurde, dass ein<br />

Verkauf der ZfP von der FDP<br />

im Lande nicht mehr betrieben<br />

werde.<br />

Kommentar<br />

Aus meiner Sicht sind aus <strong>di</strong>esem<br />

Vorgang mindestens folgende<br />

Konsequenzen zu ziehen:<br />

■ auf Aussagen/Zusagen von<br />

Politikern nur begrenzt <strong>ver</strong>trauen;<br />

■ sofort in <strong>di</strong>e Gewerkschaft<br />

eintreten, da in Zukunft das einzig<br />

Verlässliche nur das sein wird, was<br />

wir auch selber durchzusetzen in<br />

der Lage sind; nur <strong>di</strong>es macht uns<br />

unabhängig von den Entscheidungen<br />

der Politiker über mögliche<br />

zukünftige Rechtsformen des Betriebes;<br />

■ den Widerspruch gegen <strong>di</strong>e<br />

Übertragung der Arbeits<strong>ver</strong>hältnisse<br />

auf eine GmbH sofort unterschreiben<br />

<strong>und</strong> beim PR abgeben,<br />

da <strong>di</strong>es derzeit unser wirksamstes<br />

Mittel ist, auf <strong>di</strong>e Pläne der Regierung<br />

wirksam Einfluss zu nehmen;<br />

■ auf allen Ebenen gemeinsam<br />

für eine Verbesserung der Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />

kämpfen, z.B. freiwillig<br />

keine zusätzlichen Arbeiten<br />

mehr übernehmen, denn was<br />

haben wir von der öffentlichen<br />

Rechtsform, wenn wir auch in ihr<br />

bereits wie Zitronen ausgepresst<br />

werden. ■<br />

Herbert Wilzek, Personalrat <strong>und</strong><br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Vertrauensmann am ZfP Bad<br />

Schussenried<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 53


Vor Ort<br />

Herz- <strong>und</strong> Kreislaufzentrum<br />

Rotenburg an der Fulda<br />

Rückblick<br />

Am 1. Dezember 2001 wurde<br />

das Insolvenz<strong>ver</strong>fahren für das<br />

Herz- <strong>und</strong> Kreislaufzentrum (HKZ)<br />

Rotenburg an der Fulda u.a.<br />

wegen Rückforderungen der Krankenkassen<br />

aus Budgetüberschreitungen<br />

in Höhe von ca. 220 Mio.<br />

DM eröffnet.<br />

Zum Herz- <strong>und</strong> Kreislaufzentrum<br />

gehören das Kar<strong>di</strong>ologische Fachkrankenhaus,<br />

<strong>di</strong>e Klinik für Herz<strong>und</strong><br />

Gefäßchirurgie, <strong>di</strong>e Rehabilitations-<br />

<strong>und</strong> AHB Klinik <strong>und</strong> <strong>di</strong>e<br />

Rodenberg-Klinik.<br />

Diese Kliniken wurden bis zu Eröffnung<br />

des Insolvenz<strong>ver</strong>fahrens<br />

als rechtlich eigenstän<strong>di</strong>ge GmbHs<br />

geführt <strong>und</strong> betrieben. Deren Fortführung<br />

konnte während des laufenden<br />

Insolvenz<strong>ver</strong>fahrens mit<br />

Zusagen zum Erhalt der Versorgungsaufträge<br />

<strong>und</strong> damit der genehmigten<br />

Budgets durch <strong>di</strong>e<br />

Krankenkassen <strong>und</strong> des Hessischen<br />

Sozialministeriums im Rahmen<br />

eines Fortführungs- <strong>und</strong> Sanierungskonzeptes<br />

der Insolvenz<strong>ver</strong>waltung<br />

gewährleistet werden.<br />

So konnte <strong>di</strong>e Versorgung der<br />

Patientinnen <strong>und</strong> Patienten <strong>und</strong><br />

damit <strong>di</strong>e Arbeitsplätze gesichert<br />

werden. Personalabbaumaßnahmen<br />

wurden notwen<strong>di</strong>g, da das<br />

vorhandene Personal dem genehmigten<br />

Budget angepasst werden<br />

musste. Ein Sozialplan wurde ausgehandelt.<br />

Die ca. 165 betroffenen<br />

Beschäftigten erhielten <strong>di</strong>e<br />

Möglichkeit sich in einer Qualifizierungsgesellschaft<br />

fortzubilden.<br />

Dieses Angebot nahmen über 90%<br />

an. Von den einst 804 Beschäftigten<br />

in den Kliniken sind es derzeit<br />

noch 591.<br />

Seit der Eröffnung des Insolvenz<strong>ver</strong>fahrens<br />

gab es mehre Angebote<br />

zum Kauf der Klinken.<br />

Darunter auch ein kommunales<br />

Kaufangebot mit regionalem Kon-<br />

zept. Versuche <strong>di</strong>e Kliniken an private<br />

Konzerne zu <strong>ver</strong>kaufen (u.a.<br />

Asklepios), sind aus unterschiedlichen<br />

Gründen gescheitert.<br />

Ausblick<br />

Während einer Klausurtagung im<br />

Januar 2003 wurden <strong>di</strong>e Weichen<br />

für <strong>di</strong>e Fortführung der Kliniken<br />

unter der Leitung der Insolvenz<strong>ver</strong>waltung<br />

<strong>und</strong> der Moderation<br />

des hessischen Sozialministeriums<br />

gesichert.<br />

Gr<strong>und</strong>lage <strong>di</strong>eses Konzeptes ist<br />

<strong>di</strong>e Bildung einer Betreibergesellschaft<br />

unter Beteiligung der Landkreise<br />

Kassel <strong>und</strong> Hersfeld Rotenburg,<br />

der beiden Chefärzte <strong>und</strong><br />

der Pergola KG.<br />

Die Pergola KG ist <strong>di</strong>e bisherige<br />

»Besitzgesellschaft«, <strong>di</strong>e bis zur<br />

Annahme der Insolvenzpläne<br />

durch <strong>di</strong>e Gläubigerausschüsse,<br />

<strong>di</strong>e Gläubiger<strong>ver</strong>sammlungen <strong>und</strong><br />

des Insolvenzgerichtes durch <strong>di</strong>e<br />

Insolvenz<strong>ver</strong>waltung <strong>ver</strong>treten<br />

wird.<br />

Das Konzept beinhaltet<br />

■ <strong>di</strong>e Zusage einer Landesbürgschaft<br />

bis zu 6 Mio. €<br />

■ <strong>di</strong>e Behandlung von Patienten<br />

in der Neurologie <strong>und</strong> neurologische<br />

Rehabilitation<br />

■ eine Abstimmung der Leistungsangebote<br />

zwischen den beteiligten<br />

Klinikbetreibern<br />

■ <strong>di</strong>e Sicherung der bestehenden<br />

Arbeitsplätze.<br />

Mit <strong>di</strong>eser Lösung geht für <strong>di</strong>e<br />

Beschäftigten im HKZ eine lange<br />

Zeit der Unsicherheit – nach vielen<br />

erlebten Enttäuschungen – dem<br />

Ende entgegen. Dieses Konzept<br />

eignet sich <strong>di</strong>e me<strong>di</strong>zinische Versorgung<br />

in der Region <strong>und</strong> <strong>di</strong>e Arbeitsplätze<br />

langfristig zu sichern.<br />

Als starke Interessen<strong>ver</strong>tretung<br />

der Beschäftigten<br />

ist <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> in dem Reorganisationsprozess<br />

aufgetreten. Allein<br />

innerhalb des letzten Jahres stieg<br />

<strong>di</strong>e Zahl der <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Mitglieder im<br />

HKZ nochmals um 15%.<br />

Das HKZ war vor der Reorganisation<br />

außerordentliches <strong>und</strong> damit<br />

nicht tarifgeb<strong>und</strong>enes Mitglied des<br />

Arbeitgeber<strong>ver</strong>bandes Privatkrankenanstalten.<br />

In <strong>di</strong>esem Jahr wird es ein<br />

wichtiges Ziel sein, <strong>di</strong>e Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />

der Beschäftigten<br />

auf BAT-Niveau eigenstän<strong>di</strong>g tarif<strong>ver</strong>traglich<br />

zu regeln. Die dazu<br />

erforderliche gewerkschaftliche<br />

Stärke <strong>und</strong> Erfahrung ist im HKZ<br />

inzwischen erreicht.<br />

Erste Gespräche zur Übernahme<br />

des Tarifergebnisses des Öffentlichen<br />

Dienstes sind für den<br />

23. April 2003 <strong>ver</strong>einbart.<br />

Das neue HKZ unter kommunaler<br />

Beteiligung ist aus unserer Sicht<br />

eine zukunftsweisende Lösung.<br />

Der erste Schritt in Richtung regionale<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong><strong>ver</strong>sorgung ist<br />

damit erfolgt. Ob vorhandene Kapazitäten<br />

besser genutzt werden,<br />

Leistungen gebündelt <strong>und</strong> eine<br />

Abstimmung vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />

der Veränderungen im Krankenhausbereich<br />

gelingt <strong>und</strong> damit das<br />

Konzept umgesetzt werden kann,<br />

berichten wir in einer der nächsten<br />

Ausgaben.<br />

Letzte Meldung<br />

Die Kreistage haben der Beteiligung<br />

in Höhe von 5% zugestimmt.<br />

Damit scheint Stufe 2 erreicht!<br />

■<br />

Angelika Kappe<br />

54 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003


ANGELIKA KAPPE<br />

AOK-MEDIENDIENST (2)<br />

STRUKTUR DER NEUEN BETREIBERGESELLSCHAFT<br />

HKZ-Klinik-Beteibergesellschaft mbH & Co KG<br />

• Stammkapital<strong>ver</strong>teilung Stufe 1 (Start)<br />

• 90 % aus Insolvenzmasse Pergola KG<br />

(bisherige Besitzgesellschaft der Kliniken)<br />

• 10 % durch Chefärzte<br />

• Stammkapital<strong>ver</strong>teilung Stufe 2<br />

• 80 % Vertreter der Pergola KG<br />

• 10% Chefärzte<br />

• 10 % Kommunen<br />

Stammkapital<strong>ver</strong>teilung Stufe 3 (Ziel)<br />

• 45% Pergola KG<br />

• 45% Kommunen<br />

• 10% Chefärzte<br />

Komplementär<br />

HKZ-Verwaltungs-GmbH<br />

• Keine Einlage <strong>und</strong> keine<br />

Beteiligung an Betreibergesellschaft<br />

• Stammkapital 25.000<br />

Gesellschaftszweck: Vertretung<br />

der Betreibergesellschaft<br />

Hess. Sozialministerium<br />

benennt für erste 3 Jahre<br />

den neutralen Vorsitzenden<br />

Besetzung 1. Stufe:<br />

• 1 Vertr. Chefärzte<br />

• 2 Vertr. Pergola<br />

• 1 neutr. Vorsitz.<br />

• 2 MA-Verteter<br />

(beratend / ohne<br />

Stimmrecht)<br />

Beteiligung<br />

von 5%<br />

Beteiligung<br />

von 5%<br />

Beirat<br />

(Aufgabe: Überwachung der Komplementärin)<br />

Klinikum Kassel<br />

Weitere Beteiligungsoption von Klinikum KS<br />

<strong>und</strong> KKH Bad Hersfeld von insgesamt<br />

weiteren 35% (Gesellschaftsanteil<strong>ver</strong>teilung<br />

erfolgt zwischen beiden kommunalen<br />

Gesellschaftern)<br />

Besetzung 2. Stufe<br />

• 1 Vertr. Chefärzte<br />

• 1 Vertr. Pergola<br />

• 1 Vertr. komm.<br />

Gesellschaft<br />

• 1 neutr. Vorsitz<br />

• 2 MA-Verteter<br />

(beratend / ohne<br />

Stimmrecht)<br />

Kreiskrankenhaus<br />

GmbH<br />

Bad Hersfeld<br />

Besetzung 3. Stufe<br />

Nach Ausübung einer<br />

weiteren Option durch einen<br />

der beiden kommunalen<br />

Gesellschafter:<br />

• 1 Vertr. Chefärzte<br />

• 2 Vertr. Pergola<br />

• 2 Vertr. komm. Gesellsch.<br />

• 1 neutr. Vorsitz<br />

• 2 MA-Verteter (beratend /<br />

ohne Stimmrecht)<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 55<br />

Vor Ort


Vor Ort<br />

Altenkirchen: Bürger kämpfen gegen<br />

Privatisierung ihrer <strong>Krankenhäuser</strong><br />

Im Juni 2003 entscheiden <strong>di</strong>e<br />

Menschen im rheinlandpfälzischen<br />

Landkreis Altenkirchen<br />

über Zukunft der<br />

Kliniken – <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> pocht auf<br />

tragfähiges Zukunftsmodell,<br />

das Interessen von Beschäftigten<br />

<strong>und</strong> Patienten gerecht wird<br />

www.buerger-fuer-krankenhaeuser.de<br />

Siehe auch <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> 18 / Nov. 2002, S. 51<br />

Im Juni fällt <strong>di</strong>e Entscheidung.<br />

Denn für Juni ist der Bürgerentscheid<br />

angesetzt. Dann bestimmen<br />

<strong>di</strong>e BürgerInnen des rheinlandpfälzischen<br />

Landkreises Altenkirchen,<br />

wie es mit den beiden<br />

<strong>Krankenhäuser</strong>n des Kreises<br />

weitergeht: Ob als private Kliniken<br />

oder – <strong>und</strong> dafür machen sich <strong>di</strong>e<br />

Beschäftigten <strong>und</strong> <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> stark –<br />

weiter unter dem Dach des Kreises.<br />

Eine Privatisierung der beiden<br />

Kliniken stellt kein tragfähiges Zukunftsmodell<br />

für <strong>Krankenhäuser</strong><br />

dar, argumentieren sie. Die Interessen<br />

der Patienten <strong>und</strong> der Beschäftigten<br />

würden dabei mit<br />

Füßen getreten.<br />

Befürchtet wird, dass bei einer<br />

Privatisierung nicht mehr <strong>di</strong>e me<strong>di</strong>zinische<br />

Versorgung der Bürger<br />

im Mittelpunkt steht, sondern <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong><strong>di</strong>enste,<br />

<strong>di</strong>e den größten<br />

Profit <strong>ver</strong>sprechen – ob <strong>di</strong>e Menschen<br />

im Landkreis <strong>di</strong>ese Dienste<br />

brauchen oder nicht.<br />

Doch es geht nicht nur um privat<br />

oder kommunal. Eine gehörige<br />

Portion Mauschelei innerhalb des<br />

bürgerlichen Lagers würzt nach<br />

Ansicht von <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> den Hickhack<br />

um <strong>di</strong>e beiden <strong>Krankenhäuser</strong> des<br />

Kreises.<br />

Dass es überhaupt zu einer Abstimmung<br />

der Bürger kommt, ist<br />

dem Bürgerbegehren zu <strong>ver</strong>danken,<br />

das <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> <strong>und</strong> <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />

initiierten. 12.000 Unterschriften<br />

waren nötig, fast 25.000<br />

kamen zusammen. Die Initiatoren<br />

haben Gr<strong>und</strong> zur Hoffnung, dass<br />

der geplante Verkauf der Kliniken<br />

nicht nur den Beschäftigten, sondern<br />

auch den Bürgern ein Schauder<br />

über den Rücken laufen lässt<br />

<strong>und</strong> sie sich deshalb dafür einsetzen,<br />

dass beide Häuser weiter in<br />

kommunaler Regie bleiben.<br />

Verkettung unglücklicher<br />

Umstände<br />

Seit fast einem Jahrzehnt kommen<br />

<strong>di</strong>e beiden Kliniken mit ihren<br />

insgesamt 530 Betten <strong>und</strong> 1.200<br />

Beschäftigten nicht zur Ruhe:<br />

Erst engagierte der Landkreis<br />

den falschen Chefarzt für das<br />

Haus in Altenkirchen. Der Mann<br />

hatte zwar prof<strong>und</strong>e wissenschaftliche<br />

Kenntnisse <strong>und</strong> einen Professorentitel,<br />

was viele Politiker des<br />

Kreises beeindruckte. Doch durch<br />

eine zweifelhafte Fersehberichterstattung<br />

wurde der Mann zum<br />

»Operateur mit der ungeschickten<br />

Hand«. Nach nicht einmal drei<br />

Tagen musste er das Haus wieder<br />

<strong>ver</strong>lassen. Die Folge: Die Abteilung<br />

war ein halbes Jahr nicht besetzt<br />

<strong>und</strong> das Krankenhaus hatte einen<br />

Einbruch bei den Erlösen in Millionenhöhe.<br />

Nach der Professorenepisode engagierte<br />

der Landkreis einen Verwaltungs<strong>di</strong>rektor<br />

für <strong>di</strong>e beiden<br />

Kliniken, der sich vor allem durch<br />

Parteiqualifikation <strong>und</strong> geringes<br />

Geschick bei den Verhandlungen<br />

mit den Kostenträgern auszeichnete.<br />

»Es war eine Verkettung unglücklicher<br />

Umstände«, beschreiben<br />

Beobachter <strong>di</strong>e Situation in<br />

der 90er Jahren.<br />

Seit 1997 Gezerre um<br />

Rechtsform<br />

Doch kaum hatte sich <strong>di</strong>e Klinik<br />

mühsam von <strong>di</strong>esen Schlappen erholt,<br />

begann das Gezerre um <strong>di</strong>e<br />

Rechtsform: Bis 1997 waren <strong>di</strong>e<br />

Kliniken Eigenbetriebe des Landkreises<br />

Altenkirchen. Zum Januar<br />

1998 wurden <strong>di</strong>e beiden <strong>Krankenhäuser</strong><br />

in eine kommunale Gesellschaft<br />

umgewandelt, wobei der<br />

Landkreis einziger Gesellschafter<br />

blieb, aller<strong>di</strong>ngs wurde das Management<br />

dem b<strong>und</strong>esweit größten<br />

privaten Klinikbetreiber, der<br />

56 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003


Sana-Kliniken GmbH, übergeben.<br />

Die Geschäftsführung durch <strong>di</strong>esen<br />

Krankenhauskonzern endete<br />

mit einem Desaster: Denn <strong>di</strong>e Geschäftsführer<br />

wechselten stän<strong>di</strong>g.<br />

Seit Herbst <strong>ver</strong>gangenen Jahres<br />

liebäugelt der Kreis mit dem Verkauf<br />

der beiden Häuser – <strong>und</strong><br />

konnte für seine Pläne auch <strong>di</strong>e<br />

Mehrheit der Kreisräte gewinnen.<br />

Von den ursprünglich 16 Kaufinteressenten<br />

blieben zunächst<br />

sechs Bewerber übrig. Aber<br />

schnell wurde klar: Die CDU im<br />

Kreistag bevorzugt einen Kaufinteressenten<br />

– das Evangelische<br />

Stift in Siegen.<br />

Angeblich hohe Investitionen<br />

schockieren Kreisräte<br />

Dass sich <strong>di</strong>e bürgerliche Mehrheit<br />

der Kreisräte zum Verkauf<br />

entschloss, hat einen einfachen<br />

Gr<strong>und</strong>: In den beiden Kliniken stehen<br />

Investitionen an. Über deren<br />

Höhe gehen aller<strong>di</strong>ngs <strong>di</strong>e Meinungen<br />

auseinander. Die Privatisierungsbefürworter<br />

gehen von<br />

viel zu hohen Kosten aus, ist sich<br />

Lothar Slezak vom <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Bezirk<br />

Koblenz sicher.<br />

Drei <strong>ver</strong>schiedene Szenarien sind<br />

im Gespräch, <strong>di</strong>e von angeblich<br />

notwen<strong>di</strong>gen Investitionssummen<br />

zwischen 17 <strong>und</strong> 36 Millionen<br />

Euro ausgehen. Dabei haben <strong>di</strong>e<br />

Millionenbeträge nichts mit der<br />

Realität zu tun. Denn <strong>di</strong>e SANA<br />

ließ <strong>di</strong>e Ärzte der Kliniken auflisten,<br />

was ihrer Ansicht nach an<br />

Investitionen notwen<strong>di</strong>g wäre. Beobachtern<br />

zufolge lieferten <strong>di</strong>e<br />

Me<strong>di</strong>ziner eine ausführliche<br />

Wunschliste ab, deren Inhalt weit<br />

über notwen<strong>di</strong>ge Investitionen<br />

hinausgeht.<br />

Auch <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> <strong>und</strong> <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />

bestreiten nicht, dass in <strong>di</strong>e<br />

beiden Kliniken Geld gesteckt<br />

werden muss – in <strong>di</strong>e Heizungen<br />

zum Beispiel oder <strong>di</strong>e Bettentrakte.<br />

»Alte Zöpfe müssen abgeschnitten<br />

werden«, heißt es unisono.<br />

Und das bedeutet: Die<br />

Beschäftigten sind sehr wohl bereit,<br />

bestehende Strukturen zu ändern.<br />

Die Kliniken müssen noch<br />

mehr auf Qualität in der Behandlung<br />

<strong>und</strong> Pflege setzen, sich möglicherweise<br />

spezialisieren <strong>und</strong> mit<br />

anderen Kliniken jenseits der<br />

Kreisgrenzen kooperieren.<br />

Kliniken sollen neue<br />

Dienstleistungen anbieten<br />

Und das ist noch nicht alles.<br />

Nachgedacht wird über neue<br />

Dienstleistungen der <strong>Krankenhäuser</strong>:<br />

So könnte <strong>di</strong>e Krankenhausküchen<br />

auch umliegende Altenheime<br />

mit Mahlzeiten <strong>ver</strong>sorgen; oder<br />

das technische Personal auch me<strong>di</strong>zinische<br />

Geräte in Praxen oder<br />

sonstigen Einrichtungen warten.<br />

Ein alternatives Gutachten, das<br />

vom Institut für betriebswirtschaftliche<br />

<strong>und</strong> arbeitsorientierte<br />

Beratung in Bremen erstellt wurde,<br />

gibt den Gewerkschaft <strong>und</strong> den<br />

Beschäftigten Recht. Das Fazit des<br />

Gutachtens: Die Häuser haben<br />

nicht zu viel Personal, sie sind kein<br />

Sanierungsfall – obwohl in den Betriebsabläufen<br />

einiges <strong>ver</strong>bessert<br />

werden müsste, denn derzeit<br />

bremsten sie Synergieeffekte.<br />

Trotz der Gutachten, trotz des<br />

Engagements der Beschäftigten<br />

gehen <strong>di</strong>e Vorbereitungen für den<br />

Verkauf der beiden <strong>Krankenhäuser</strong><br />

weiter. Der Landkreis wolle für<br />

den Fall gerüstet sein, dass der<br />

Bürgerentscheid scheitert <strong>und</strong><br />

nicht genügend Wahlberechtigte<br />

des Kreises sich gegen eine Privatisierung<br />

aussprechen. Laut<br />

Das Elisabeth-Krankenhaus in Kirchen<br />

Gemeindeordnung braucht der<br />

Bürgerentschied 37.000 Ja-Stimmen,<br />

um den Verkauf zu <strong>ver</strong>hindern.<br />

Die Chancen, dass <strong>di</strong>e<br />

Gegner der Privatisierung am<br />

Ende jubeln, stehen somit nicht<br />

schlecht. Denn schließlich sprachen<br />

sich doch schon per Unterschriftenliste<br />

24.000 Bürger <strong>und</strong><br />

BürgerInnen gegen den Verkauf<br />

aus. ■<br />

Jana Bender<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 57<br />

LEMMI<br />

Vor Ort


Uni<strong>ver</strong>sitätsklinik Tübingen<br />

Vor Ort<br />

U.D.O. statt E.R.I.K.A.<br />

Service-GmbH gegründet<br />

Trotz über 2.000 Protestunterschriften<br />

wurde zum Jahresbeginn<br />

<strong>di</strong>e neue Service-GmbH U.D.O.<br />

(Uni<strong>ver</strong>sitäts-Dienstleistungs-<br />

Organisation) gegründet. Der Personalrat<br />

<strong>und</strong> <strong>di</strong>e betroffenen Beschäftigten<br />

hätten E.R.I.K.A. (Eigenreinigung-im-Klinikum-für-alle)<br />

den Vorzug gegeben, weil damit<br />

eine halbwegs angemessene Bezahlung<br />

über <strong>di</strong>e Tarif<strong>ver</strong>träge des<br />

Öffentlichen Dienstes für <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />

im Reinigungsbereich<br />

sichergestellt worden wäre. Unsere<br />

Aktivitäten haben nicht ausgereicht,<br />

<strong>di</strong>eses Ziel zu realisieren.<br />

Aber wir werden an <strong>di</strong>esem Thema<br />

dranbleiben, weil wir nicht einsehen<br />

können, dass ausgerechnet<br />

bei den untersten Lohngruppen<br />

mit dem Sparen begonnen werden<br />

muss.<br />

Im Zuge <strong>di</strong>eser Neugründung<br />

von U.D.O. wurden jetzt r<strong>und</strong> 300<br />

Beschäftigte der Firma Zehnacker<br />

in <strong>di</strong>e neue Service-GmbH übergeleitet.<br />

Formal bleibt damit alles<br />

beim Alten. Es gelten <strong>di</strong>e gleichen<br />

Arbeits<strong>ver</strong>träge <strong>und</strong> es bleibt <strong>di</strong>e<br />

aus: Info Personalrat Uni<strong>ver</strong>sitätsklinik Tübingen 1/03<br />

Kontakt: Johann Graf, Personalratsvorsitzender<br />

personalrat@med.uni-tuebingen.de<br />

www.me<strong>di</strong>zin.uni-tuebingen.de/~persrat/index.html<br />

schlechte Bezahlung. Eine ganze<br />

Reihe der Betroffenen hat sich in<br />

den letzten Wochen beim Personalrat<br />

des Klinikums gemeldet in<br />

der Annahme, durch <strong>di</strong>e Überleitung<br />

seien wir jetzt auch für sie<br />

zustän<strong>di</strong>g. Formal ist das nicht so,<br />

denn U.D.O. ist eine eigenstän<strong>di</strong>ge<br />

Firma <strong>und</strong> <strong>di</strong>e Interessen<strong>ver</strong>tretung<br />

muss über einen noch zu wählenden<br />

Betriebsrat stattfinden. Unsere<br />

solidarische Unterstützung<br />

wollen wir den KollegInnen von<br />

U.D.O. aber gerne zukommen lassen,<br />

schließlich ist <strong>di</strong>e gegenseitige<br />

Unterstützung auch das einzige,<br />

was ArbeitnehmerInnen zu<br />

Gebote steht. Trotzdem <strong>di</strong>e Reinigung<br />

jetzt unter der Mehrheitsbeteiligung<br />

des Klinikums läuft, hat<br />

sich offensichtlich, was den Ton<br />

<strong>und</strong> <strong>di</strong>e Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen für<br />

<strong>di</strong>e Beschäftigten betrifft, noch<br />

nichts geändert. Unklare Arbeitszeiten<br />

zum Nachteil der Reinigungskräfte,<br />

der unfre<strong>und</strong>liche<br />

Ton einiger Vorgesetzter, Androhung<br />

von Kün<strong>di</strong>gungen <strong>und</strong> ähnliches<br />

mehr waren der Anlass für<br />

den Kontakt mit dem Personalrat.<br />

Um den Beschwerden <strong>und</strong> Sorgen<br />

der Beschäftigten von U.D.O.<br />

einen angemessenen Raum zu<br />

geben, wollen wir deshalb gemeinsam<br />

mit <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> alle Betroffenen<br />

zu einem gemeinsamen Treffen<br />

im April einladen. Bei <strong>di</strong>esem<br />

Treffen wird auch der zustän<strong>di</strong>ge<br />

Gewerkschaftssekretär Klaus Biener<br />

anwesend sein. Alle Fragen<br />

<strong>und</strong> Beschwerden im Rahmen des<br />

Arbeits<strong>ver</strong>hältnisses mit U.D.O.<br />

können dort vorgebracht <strong>und</strong> besprochen<br />

werden.<br />

Da der größte Teil der Beschäftigten<br />

von U.D.O. auslän<strong>di</strong>sche<br />

KollegInnen sind <strong>und</strong> oft <strong>di</strong>e deutsche<br />

Sprache nur sehr eingeschränkt<br />

beherrschen, möchten<br />

wir <strong>di</strong>e KollegInnen am Klinikum<br />

bitten, <strong>di</strong>e U.D.O.-Beschäftigten<br />

auf <strong>di</strong>esen Termin hinzuweisen,<br />

ihnen zu erklären, um was es geht<br />

<strong>und</strong> wo <strong>di</strong>ese Veranstaltung stattfindet.<br />

Es wäre schön, wenn es<br />

uns gelingt, möglichst viele der<br />

KollegInnen von U.D.O. zu <strong>di</strong>esem<br />

Treffen zu mobilisieren. ■<br />

Übergabe der gelben Zitrone<br />

zum Frauentag 2003<br />

Wir, <strong>di</strong>e Frauen<strong>ver</strong>tretung <strong>und</strong><br />

Personalrätinnen des Uni<strong>ver</strong>sitätsklinikums<br />

Tübingen, möchten zum<br />

Internationalen Frauentag 2003<br />

den Mitgliedern des Klinikumsvorstands<br />

jeweils eine gelbe Zitrone<br />

überreichen.<br />

Der Anlass dafür ist <strong>di</strong>e Gründung<br />

der Service-GmbH U.D.O. Da<br />

<strong>di</strong>ese Dienstleistungs-GmbH den<br />

Reinigungs<strong>di</strong>enst organisiert, sind<br />

nur Frauen betroffen. Wir können<br />

nicht einsehen, dass ausgerechnet<br />

bei den untersten Lohngruppen<br />

mit dem Sparen begonnen werden<br />

muss. Die finanziellen Einsparungen<br />

des Klinikums bezahlen <strong>di</strong>e<br />

Kolleginnen durch niedere Löhne,<br />

schlechtere Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen,<br />

Arbeitshetze, befristete Arbeits<strong>ver</strong>träge,<br />

fehlende soziale Absi-<br />

58 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003


GÖTZ HENDRICKS, HANNOVER (2)<br />

cherung <strong>und</strong> keine betrieblichen<br />

Interessen<strong>ver</strong>tretungen.<br />

Eine Lohn<strong>di</strong>skriminierung <strong>und</strong><br />

Ungleichbehandlung <strong>di</strong>eser Frauen<br />

liegt vor <strong>und</strong> es kommt zu einer<br />

Spaltung der Beschäftigten. Obwohl<br />

2000 KollegInnen, davon allein<br />

500 am Frauentag 2002, sich<br />

mit ihrer Unterschrift gegen <strong>di</strong>e<br />

Gründung von U.D.O. ausgesprochen<br />

haben <strong>und</strong> E.R.I.K.A. ganz<br />

klar den Vorzug gaben, hat der<br />

Klinikumsvorstand zum Jahresbeginn<br />

<strong>di</strong>e neue Service-GmbH<br />

gegründet.<br />

Deshalb haben wir Personalrätinnen<br />

<strong>und</strong> Frauen<strong>ver</strong>tretung, nach<br />

eingehender Prüfung den Entschluss<br />

gefasst, <strong>di</strong>e gelbe Zitrone<br />

an <strong>di</strong>e Mitglieder des Klinikumsvorstands<br />

zu übergeben. ■<br />

Fragebogenaktion <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>vorsorge<br />

am Arbeitsplatz<br />

Im Herbst wurde am Uniklinikum<br />

eine Fragebogenaktion zur <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>vorsorge<br />

am Arbeitsplatz<br />

vom Personalrat durchgeführt. Ungefähr<br />

1.600 Fragebögen kamen<br />

zurück. Auf den stattgef<strong>und</strong>enen<br />

Personal<strong>ver</strong>sammlungen im Herbst<br />

2002 konnte schon für einige Bereiche<br />

<strong>di</strong>e Auswertung erörtert<br />

werden. Jetzt liegen alle bereichsbezogenen<br />

Ergebnisse vor <strong>und</strong><br />

können mit der Gesamtauswertung<br />

<strong>ver</strong>glichen werden. Es werden<br />

nun in den einzelnen Abteilungen<br />

Gespräche mit den<br />

Verantwortlichen, Ärztlicher Direktor,<br />

PDL, SL, Controller <strong>und</strong> Perso-<br />

nalrat geführt werden. Für <strong>di</strong>ese<br />

Gespräche <strong>di</strong>ent <strong>di</strong>e Auswertung<br />

als Einstieg in das Thema. Inhaltlich<br />

wird eine Bestandsaufnahme<br />

gemacht, bei der Probleme <strong>und</strong> Erfahrungen<br />

in den Bereichen festgehalten<br />

werden. Auch wird eine<br />

gemeinsame Beurteilung der Umfrageergebnisse<br />

<strong>di</strong>skutiert. Aus der<br />

Gesamtauswertung möchten wir<br />

anhand der Fragen einige Ergebnisbeispiele<br />

aufzeigen:<br />

■ 90% der Beschäftigten empfinden<br />

ihre Arbeit als interessant,<br />

■ immerhin sind 82% mit ihrer<br />

Arbeit zufrieden,<br />

■ Arbeitsabläufe können bei<br />

ihrer Tätigkeit 55% der Beschäftigten<br />

beeinflussen, 45% nicht,<br />

■ mit den räumlichen Gegebenheiten<br />

an ihrem Arbeitsplatz sind<br />

52% nicht zufrieden (<strong>di</strong>e räumlichen<br />

Be<strong>di</strong>ngungen sind ein generelles<br />

Problem),<br />

■ <strong>di</strong>e zu erle<strong>di</strong>gende Arbeitsmenge<br />

wird von über einem Drittel<br />

als nicht angemessen empf<strong>und</strong>en,<br />

■ fast 2/3 der MitarbeiterInnen<br />

können ihre Arbeit nicht ohne<br />

Zeitdruck erle<strong>di</strong>gen,<br />

■ ein Drittel findet, dass ihr/e<br />

Vorgesetzte/r nicht für angemessene<br />

Information aller Mitarbeiter<br />

sorgt,<br />

■ <strong>di</strong>e Berufsgruppen übergreifende<br />

Zusammenarbeit finden<br />

über 30% problematisch,<br />

■ aber 3/4 der Beschäftigten<br />

empfinden das Betriebsklima in<br />

ihrer Abteilung angenehm,<br />

■ nur 66% meinen, dass Anregungen<br />

<strong>und</strong> Ideen von Mitarbeitern<br />

in ihrer Abteilung willkommen<br />

sind,<br />

■ <strong>und</strong> 55% fühlen sich nicht<br />

ausreichend über Arbeitsschutzbestimmungen<br />

<strong>und</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>vorsorgemaßnahmen<br />

am Arbeitsplatz<br />

informiert.<br />

Die abteilungsbezogenen Ergebnisse<br />

weichen natürlich von <strong>di</strong>esem<br />

Durchschnitt der Gesamtauswertung<br />

ab. Wichtig ist, dass der<br />

Arbeitgeber das Thema <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>vorsorge<br />

am Arbeitsplatz in<br />

seiner Verantwortung sieht. Die<br />

Fragebogenaktion <strong>di</strong>ente dazu<br />

einen Überblick zu bekommen,<br />

wie es in den einzelne Bereichen<br />

aussieht, wo <strong>di</strong>e Brennpunkte<br />

sind.<br />

Es werden natürlich nicht nur<br />

Gespräche stattfinden, sondern es<br />

wird sich auch eine Arbeitgruppe<br />

zum Projekt <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>förderung<br />

gründen. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe<br />

werden aus folgenden<br />

Bereichen kommen: BÄD (Sachgebiet<br />

Arbeits- <strong>und</strong> Umweltschutz),<br />

psychosoziale Beratungsstelle,<br />

Frauen<strong>ver</strong>tretung, Verwaltung <strong>und</strong><br />

Personalrat. Unterstützung werden<br />

wir auch von der AOK erhalten,<br />

für <strong>di</strong>e <strong>di</strong>e <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>prävention<br />

natürlich ein wichtiges Thema ist.<br />

Der Klinikumsvorstand hat zugesagt,<br />

dass <strong>di</strong>e entsprechenden<br />

Stellen am Klinikum mitwirken<br />

werden.<br />

Wir hoffen sehr, dass es bald<br />

konkrete Vorschläge <strong>und</strong> Angebote<br />

zur <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>förderung<br />

am Klinikum geben wird.<br />

An <strong>di</strong>eser Stelle möchte sich der<br />

Personalrat bei allen, <strong>di</strong>e sich an<br />

der Fragebogenaktion beteiligt<br />

haben, bedanken. ■<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 59<br />

Vor Ort


Wir in <strong>ver</strong>.<strong>di</strong><br />

Landesbezirksfachbereiche 3<br />

eMail<br />

Alle <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>anerInnen<br />

sind unter<br />

vorname.nachname@<strong>ver</strong><strong>di</strong>.de<br />

zu erreichen.<br />

Schleswig-Holstein/Mecklenburg-Vorpommern<br />

Hansestr. 14, 23558 Lübeck<br />

Fax 0451 / 8100 - 777<br />

Karin Friedrich Tel. 0451 / 8100 - 801<br />

Helga Strübing Tel. 0451 / 8100 - 835<br />

Doris Broughton Tel. 0451 / 8100 - 714<br />

Elfi Falk Tel. 0451 / 8100 - 703<br />

Wolfgang Hooke Tel. 0451 / 8100 - 805<br />

Hamburg<br />

Besenbinderhof 60, 20097 Hamburg<br />

Angelika Detsch Tel. 040 / 2858 - 133, Fax -856<br />

Hannelore Brabant Tel. 040 / 2858 - 134, Fax -856<br />

Norbert Proske Tel. 040 / 2858 - 126, Fax -861<br />

Hilke Stein Tel. 040 / 2858 - 146, Fax -853<br />

Hei<strong>di</strong> Kunz Tel. 040 / 2858 - 147, Fax -853<br />

Christiane Harland-Kerschek Tel. 040 / 2858 - 143, Fax -853<br />

Karin Frey Tel. 040 / 2858 - 143, Fax -853<br />

Jens Waubke Tel. 040 / 2858 - 137, Fax -856<br />

Sigrid Ebel Tel. 040 / 2858 - 136, Fax -856<br />

Niedersachsen-Bremen<br />

Goseriede 10, 30159 Hanno<strong>ver</strong><br />

Fax 0511 / 12 400 - 154<br />

Joachim Lüddecke Tel. 0511 / 12 400 - 250<br />

Conny Heydrich Tel. 0511 / 12 400 - 251<br />

Cristina Rehmert Tel. 0511 / 12 400 - 252<br />

Elke Nobel Tel. 0511 / 12 400 - 253<br />

Silvia Ganza Tel. 0511 / 12 400 - 254<br />

Projekt Kirchen<br />

Annette Klausing Tel. 0511 / 12 400 - 256<br />

Andreas Quadt Tel. 0511 / 12 400 - 257<br />

Büro Bremen<br />

Bahnhofsplatz 22-28, 28195 Bremen<br />

Fax 0421 / 3301 - 392<br />

Ralf Krüger Tel. 0421 / 3301 - 330<br />

Diana Sternagel Tel. 0421 / 3301 - 331<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Nachtweide 82, 39124 Magdeburg<br />

Fax 0391 / 28 88 99 - 80<br />

Ralf Birkenfeld Tel. 0391 / 28 88 99 - 05<br />

Jana Lorenz Tel. 0391 / 28 88 99 - 42<br />

Berlin/Brandenburg<br />

Koepenickerstr. 55, 10179 Berlin<br />

Fax 030 / 86312 - 924<br />

Cornelia Zarncke Tel. 030 / 86312 - 255<br />

Sylvi Krause Tel. 030 / 86312 - 256<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Karlstraße 123-127, 40210 Düsseldorf<br />

Fax 0211 / 61824 - 463<br />

Sylvia Bühler Tel. 0211 / 61824 - 290<br />

Norbert Badziong Tel. 0211 / 61824 - 298<br />

Hannelise Feldkamp Tel. 0211 / 61824 - 292<br />

Cornelia Froschauer Tel. 0211 / 61824 - 293<br />

Renate Langer Tel. 0211 / 61824 - 296<br />

Vera Marquard Tel. 0211 / 61824 - 291<br />

Renate Stoffels Tel. 0211 / 61824 - 294<br />

Bernd Tenbensel Tel. 0211 / 61824 - 297<br />

Ju<strong>di</strong>th Weber-Rösch Tel. 0211 / 61824 - 295<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Moselstr. 35, 55118 Mainz<br />

Fax 06131 / 9726 - 177<br />

Andrea Hess Tel. 06131 / 9726 - 140<br />

Susanne Herrmann Tel. 06131 / 9726 - 272<br />

Hessen<br />

Postfach 20 02 55, 60606 Frankfurt/M.<br />

Fax 069 / 6695 - 1298<br />

Werner Freischläger Tel. 069 / 6695 - 1320<br />

Georg Schulze-Ziehaus Tel. 069 / 6695 - 1322<br />

Monika Kern Tel. 069 / 6695 - 1321<br />

Thüringen<br />

Schillerstr. 44, 99096 Erfurt<br />

Fax 0361 / 34043 - 51<br />

Frank Näckel Tel. 0361 / 34043 - 47<br />

Marisa Noßmann Tel. 0361 / 34043 - 38<br />

Sachsen<br />

Schützenplatz 14, 01067 Dresden<br />

Fax 0351 / 8633 - 560<br />

Gisela Mende Tel. 0351 / 8633 - 505<br />

Ingrid Besser Tel. 0351 / 8633 - 506<br />

Bayern<br />

Schwanthaler Str. 64, 80336 München<br />

Fax 089 / 59977 - 1039<br />

Dominik Schirmer Tel. 089 / 59977 - 1030<br />

Hanne Küßner Tel. 089 / 59977 - 1035<br />

Irene Gölz Tel. 089 / 59977 - 1031<br />

Hei<strong>di</strong> Dittrich Tel. 089 / 59977 - 1076<br />

Josef Fehlandt Tel. 089 / 59977 - 1032<br />

Projekt Kirchen<br />

Norbert Feulner, Friedrichstr. 7, 91054 Erlangen<br />

Tel. 09131 / 2 20 32, Fax 09131 / 20 61 27<br />

Baden-Württemberg<br />

Königstr. 10 a, 70173 Stuttgart<br />

Fax 0711 / 88788 - 8<br />

Thomas Schwarz Tel. 0711 / 88788 - 0300<br />

Barbara Lohse Tel. 0711 / 88788 - 0301<br />

Peter-Michael Herold Tel. 0711 / 88788 - 0310<br />

Saar<br />

St. Johanner Str. 49, 66111 Saarbrücken<br />

Fax 0681 / 98849 - 109<br />

Thomas Müller Tel. 0681 / 98849 - 130<br />

Melanie Schmidt-Raber Tel. 0681 / 98849 - 131<br />

Natalie Decker Tel. 0681 / 98849 - 135<br />

60 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003


<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-B<strong>und</strong>es<strong>ver</strong>waltung, Ressort 9, Fachbereich 3<br />

Potsdamer Platz 10 • 10785 Berlin • Tel. 030 / 69 56 – Durchwahl<br />

Rubrik Wir in <strong>ver</strong>.<strong>di</strong><br />

Fax Ressortleitung – 32 50 • Fax Abteilungen <strong>und</strong> Fachgruppen – 34 00 <strong>und</strong> – 34 20<br />

Durchwahl<br />

Ressortleitung<br />

Beate Eggert, B<strong>und</strong>esfachbereichsleiterin 1500<br />

Gabi Feld-Fritz, pers. Referentin d. Ressortleitung 1502<br />

Thomas Huber, Kommunikation + Öffentlichkeitsarbeit 1527<br />

Ute Preuninger, Kommunikation + Öffentlichkeitsarbeit 1804<br />

Rosi Hölz, Verwaltungsangestellte 1803<br />

Bereich <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politik<br />

Herbert Weisbrod-Frey, Bereichsleiter 1810<br />

Dr. Margret Steffen 1811<br />

Arnold Rekittke, <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>kampagne 1834<br />

Janine Gößinger, Projektassistentin 1813<br />

Koor<strong>di</strong>nation Fachbereich 3<br />

Günter Busch 1840<br />

Bereich Tarifkoor<strong>di</strong>nation/Konzernbetreuung<br />

Ralf Thole 1821<br />

Kirsten Grünberg, Verwaltungsangestellte 1823<br />

Am 9./10. April 2003 traf sich<br />

<strong>di</strong>e B<strong>und</strong>esfachkommission<br />

Psychologische Psychotherapeutinnen/-psychotherapeuten<br />

<strong>und</strong> Kinder-<br />

<strong>und</strong> Jugendlichenpsychotherapeutinnen/-psychotherapeuten<br />

(FK PP/KJP) der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft<br />

(<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>) zu<br />

ihrer konstituierenden Sitzung in<br />

Berlin.<br />

Thematische Schwerpunkte<br />

waren <strong>di</strong>e Berufssituation der nach<br />

dem Psychotherapeutengesetz geregelten<br />

Berufe sowie Fragen der<br />

Qualifizierung. Hier besteht dringender<br />

Handlungsbedarf bei der<br />

Herstellung <strong>und</strong> Sicherung der<br />

Gleichwertigkeit psychotherapeutischer<br />

Arbeit im Verhältnis zum<br />

ärztlichen Dienst. Diese Gleichwertigkeit<br />

soll sich auch in der<br />

tariflichen Eingruppierung der<br />

psychotherapeutisch tätigen Berufe<br />

niederschlagen. Die Fachkommission<br />

hat entsprechende Positionen<br />

bekräftigt <strong>und</strong> wird sich für<br />

eine tarif<strong>ver</strong>tragliche Umsetzung<br />

der <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> einsetzen.<br />

Zur Erarbeitung einer <strong>di</strong>fferenzierten<br />

Position zur Reform<br />

der Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung hat<br />

<strong>di</strong>e Fachkommission hat <strong>di</strong>e<br />

Bildung einer Arbeitsgruppe beschlossen.<br />

Weitere Tagungsthemen waren<br />

<strong>di</strong>e aktuelle <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>politik,<br />

<strong>di</strong>e Kammerarbeit <strong>und</strong> <strong>di</strong>e Tarifpolitik.<br />

Zum Sprecher der Fachkommission<br />

wurde Wolfgang Niens aus<br />

Niedersachsen, zu seiner Stell<strong>ver</strong>treterin<br />

Veronika Mähler-Dienstuhl<br />

aus NRW gewählt. ■<br />

Gerd Dielmann<br />

Durchwahl<br />

Fachgruppe Berufe<br />

Gerd Dielmann, Fachgruppenleiter 1830<br />

Dr. Ellen Bögemann-Großheim 1831<br />

Anke Schmitt 1832<br />

Fachgruppe Kirchen<br />

Günter Busch, Fachgruppenleiter 1840<br />

Renate Richter 1842<br />

Clau<strong>di</strong>a Gallin, Verwaltungsangestellte 1843<br />

Fachgruppe <strong>Krankenhäuser</strong><br />

Dirk Völpel-Haus, Fachgruppenleiter 1850<br />

Jürgen Dietz 1851<br />

Kerstin Motz, Verwaltungsangestellte 1852<br />

Fachgruppe Wohlfahrt, Fachgruppe Rettungs<strong>di</strong>enste<br />

Jürgen Wörner, Fachgruppenleiter 1870<br />

Marion Leonhardt 1871<br />

Sabrina Stein, Verwaltungsangestellte 1872<br />

Fachgruppe Psychiatrische Einrichtungen<br />

Enriqueta Fobbe, Fachgruppenleiterin 1880<br />

Fachgruppe Reha<br />

in Vertretung: Dirk Völpel-Haus 1850<br />

Fachgruppe Einrichtungen der Pflege<br />

in Vertretung: Jürgen Wörner 1870<br />

Fachkommission PsychotherapeutInnen<br />

gegründet<br />

Kontakt:<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> B<strong>und</strong>es<strong>ver</strong>waltung<br />

Fachbereich 3<br />

Fachgruppe <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>berufe<br />

Potsdamer Platz 10<br />

10785 Berlin<br />

gerd.<strong>di</strong>elmann@<strong>ver</strong><strong>di</strong>.de<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 61<br />

GERD DIELMANN


Bildungsangebote,<br />

Seminare<br />

Die B<strong>und</strong>esfachgruppe Psychiatrie<br />

stellt sich vor<br />

Auf der obersten Organisationsebene<br />

von <strong>ver</strong>.<strong>di</strong> (B<strong>und</strong>esebene)<br />

sind Fachgruppen (FG) eingerichtet<br />

worden, <strong>di</strong>e innerhalb des<br />

Fachbereichs <strong>di</strong>e unterschiedlichen<br />

Branchen gliedern <strong>und</strong> abbilden.<br />

Dazu gehört auch <strong>di</strong>e Fachgruppe<br />

Psychiatrie. Sie setzt sich aus<br />

gewählten Vertreterinnen <strong>und</strong><br />

Vertretern der einzelnen Landesbezirke<br />

zusammen. Die Leitung<br />

der FG Psychiatrie hat Enriqueta<br />

Fobbe. Sie ist hauptamtliche<br />

Sekretärin in der <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-B<strong>und</strong>es<strong>ver</strong>waltung<br />

in Berlin.<br />

Die Mitglieder der Fachgruppen<br />

entwickeln insbesondere fachspezifische<br />

<strong>und</strong> berufsbezogene<br />

Positionen <strong>und</strong> Aktivitäten. Die<br />

Seminare FB 3 Jugend<br />

16.6. – 20.6. Naumburg<br />

Einführung in <strong>di</strong>e Arbeit<br />

der JAV – BetrVG*<br />

Seminar vom Bereich Jugend<br />

20.6. – 22.6. Flecken Zechlin<br />

Schreibwerkstatt<br />

im <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen<br />

Wolltest Du schon immer<br />

etwas über Deine Ausbildung<br />

im <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen schreiben?<br />

Über Deine Tätigkeit als<br />

Jugend- <strong>und</strong> Auszubildenden<strong>ver</strong>trerterIn<br />

berichten? Gedanken<br />

Ausdruck <strong>ver</strong>leihen?<br />

Artikel in Deiner örtlichen<br />

oder betrieblichen JAV-Zeitung<br />

schreiben?<br />

An <strong>di</strong>esem Wochenende<br />

kannst Du Dir hierfür mit<br />

professioneller Hilfe Zeit <strong>und</strong><br />

Raum nehmen. Bei <strong>di</strong>esem<br />

Seminar sollen Schreibhemmungen<br />

überw<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

Hilfestellungen erarbeitet<br />

werden, wie frau/man seine<br />

Artikel strukturiert erarbeitet.<br />

Kooperation mit den anderen<br />

B<strong>und</strong>esfachguppen <strong>und</strong> Landesfachbereichen<br />

ist dabei un<strong>ver</strong>zichtbar.<br />

Die aktuellen Arbeitsschwerpunkte:<br />

■ Positionierung zu den Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />

im Maßregelvollzug<br />

(MRV) unter Berücksichtigung<br />

des Qualifikationsbedarfes<br />

der Beschäftigten<br />

■ Entwicklung von Kriterien zur<br />

Personalbemessung im MRV<br />

■ Kritische Begleitung der aktuellen<br />

Entwicklung im Hinblick auf<br />

Rechtsformwechsel <strong>und</strong> Privatisierungsbestrebungen<br />

in den<br />

Ländern<br />

6.7. – 11.7. Flecken Zechlin<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen,<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>ökonomie<br />

& Globalisierung<br />

WTO, IWF, WB, GATT, GATS,<br />

TRIPS – Du hast bestimmt<br />

schon von <strong>di</strong>esen Abkürzungen<br />

gehört. In <strong>di</strong>esem Seminar<br />

wollen wir genauer hinschauen<br />

auf das was <strong>di</strong>ese<br />

Institutionen machen bzw.<br />

welchen Einfluss bestimmte<br />

internationale Verträge auf<br />

unsere Wirtschaft <strong>und</strong> speziell<br />

auf unser <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen<br />

haben. Wie <strong>ver</strong>ändert sich<br />

unser Arbeitsumfeld hierdurch.<br />

Und wie können wir<br />

Einfluss nehmen.<br />

13.7. – 18.7. Naumburg<br />

Kapitalismus konkret<br />

– Einführung in <strong>di</strong>e<br />

Wirtschaftspolitik*<br />

Seminar vom Bereich Jugend<br />

14.7. – 18.7. Naumburg<br />

Einführung in <strong>di</strong>e Arbeit<br />

der JAV – BetrVG*<br />

Seminar vom Bereich Jugend<br />

29.8. – 6.9. Großbritannien<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen<br />

in Großbritannien<br />

Wie das Leben, <strong>di</strong>e Arbeit <strong>und</strong><br />

<strong>di</strong>e Ausbildung in Großbritannien<br />

ist, kann man sich von<br />

hier aus nur schwer vorstellen.<br />

Man muss es sich schon einmal<br />

selbst angesehen <strong>und</strong> mit<br />

den Leuten geredet haben, um<br />

sich ein Bild davon machen zu<br />

können. Unser »Augenmerk«<br />

in Großbritannien wird insbesondere<br />

auf das <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>system,<br />

auf <strong>di</strong>e Interessen<strong>ver</strong>tretung<br />

<strong>und</strong> auf das<br />

Bildungssystem inkl. Aus-,<br />

Weiter- <strong>und</strong> Fortbildung im<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen liegen.<br />

Unser Bildungsangebot »vor<br />

Ort« richtet sich vor allem an<br />

Auszubildende, JAVlerInnen<br />

<strong>und</strong> jungen Pflegekräfte.<br />

22.9. – 26.9. Naumburg<br />

Einführung in <strong>di</strong>e Arbeit<br />

der JAV – BetrVG*<br />

Seminar vom Bereich Jugend<br />

29.9. – 2.10. Naumburg<br />

Arbeitsrecht<br />

für Auszubildende*<br />

Seminar vom Bereich Jugend<br />

5.10. – 10.10. Oberursel<br />

Ausbildungsreform <strong>und</strong><br />

Qualität?! – Ausbildung<br />

checken <strong>und</strong> <strong>ver</strong>bessern<br />

Wie steht es mit der Ausbildung<br />

in der Krankenpflege?<br />

Wie kann sie <strong>ver</strong>bessert werden?<br />

Diese zentralen Fragen<br />

werden im Mittelpunkt des<br />

Seminars stehen. Um das zu<br />

bewerkstelligen, wird ein<br />

Gr<strong>und</strong>wissen über <strong>di</strong>e (gesetzlichen)<br />

Möglichkeiten <strong>und</strong> <strong>di</strong>e<br />

Novellierung(sbestrebungen)<br />

<strong>ver</strong>mittelt <strong>und</strong> erarbeitet<br />

■ Auseinandersetzung mit der<br />

besonderen Situation von<br />

MigrantInnen<br />

■ Analyse <strong>und</strong> Aufbereitung<br />

der Informationen zur »Heimenquete«<br />

■ Auswirkung der Einführung der<br />

DRGs auf <strong>di</strong>e psychiatrischen<br />

Einrichtungen<br />

■ Seminargestaltung<br />

B<strong>und</strong>esseminare<br />

»Aktuelles für Psychiatrische Einrichtungen«<br />

vom 7. – 12. September<br />

2003<br />

»Forensische Psychiatrie« vom<br />

16. – 21. November 2003 ■<br />

Petra Bode<br />

werden. Aber auch ein Erfahrungsaustausch<br />

über Probleme<br />

sowie über Lösungswege soll<br />

dabei helfen, Veränderungen<br />

zu beginnen <strong>und</strong>/oder weiterzuführen.<br />

3.11. – 7.11. Naumburg<br />

Einführung in <strong>di</strong>e Arbeit<br />

der JAV – BetrVG*<br />

Seminar vom Bereich Jugend<br />

5.12. – 7.12. Naumburg<br />

»Wie es wird, hängt von<br />

uns ab!« – Gewerkschaften<br />

wozu?<br />

Auf <strong>di</strong>esem Seminar wollen<br />

wir uns mit dem gesellschaftlichen<br />

Stellenwert von Gewerkschaft,<br />

<strong>di</strong>e Aufgaben,<br />

Ziele <strong>und</strong> Handlungsfelder der<br />

Gewerkschaft auseinandersetzen.<br />

Die Entstehungsgeschichte<br />

<strong>und</strong> Historie <strong>di</strong>eser<br />

Institution im <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen<br />

wird hierbei ein<br />

Schwerpunkt sein. Eine spannende<br />

Zeitreise von der Vergangenheit<br />

bis in <strong>di</strong>e Zukunft.<br />

Dieses Seminar richtet sich an<br />

Jugendliche, Auszubildende<br />

<strong>und</strong> Auszubildenden<strong>ver</strong>tretungen<br />

im <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen.<br />

* Bei Interesse an den gekennzeichneten<br />

Seminaren solltet ihr Euch an<br />

silke.mader@<strong>ver</strong><strong>di</strong>.de wenden.<br />

Sonst richtet Eure Anfragen/Anmeldungen<br />

an: anke.schmitt@<strong>ver</strong><strong>di</strong>.de<br />

Tel. 030 / 69 56 - 18 32<br />

62 <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003


Literatur- <strong>und</strong> Internettipps<br />

Ingeborg Löser-Priester<br />

Privatisierung öffentlicher<br />

<strong>Krankenhäuser</strong> <strong>und</strong><br />

Partizipation der Beschäftigten<br />

Eine Fallstu<strong>di</strong>e zur Modernisierung<br />

des öffentlichen Dienstes<br />

Mabuse Wissenschaft 58, Frankfurt/M.,<br />

444 Seiten, 32 Euro, ISBN<br />

3-933050-67-7<br />

Krankenhausbetriebe in öffentlich-rechtlicher<br />

Trägerschaft geraten<br />

aufgr<strong>und</strong> der prekären Haushaltslage<br />

der öffentlichen Hand<br />

sowie <strong>ver</strong>änderter gesetzlicher<br />

Rahmenbe<strong>di</strong>ngungen zunehmend<br />

unter Privatisierungsdruck. Die<br />

Stu<strong>di</strong>e untersucht, wie Gewerkschaften,<br />

betriebliche Arbeitnehmer-Interessen<strong>ver</strong>treter,Management<br />

<strong>und</strong> Beschäftigte auf <strong>di</strong>e<br />

»Ausgründung« von Krankerhäusern<br />

in eine private Rechtsform<br />

reagieren <strong>und</strong> welche tarif- <strong>und</strong><br />

betriebspolitischen Strategien <strong>und</strong><br />

Instrumente in <strong>di</strong>esem Veränderungsprozess<br />

greifen. Dabei<br />

stehen <strong>di</strong>e Möglichkeiten <strong>und</strong><br />

Grenzen der Umsetzung demokratischer<br />

Partizipation im Krankenhaus<br />

im Mittelpunkt.<br />

Die betriebliche Fallstu<strong>di</strong>e liefert<br />

vielfältige Anregungen zur Umsetzung<br />

einer beteiligungsorientier-<br />

ten Modernisierungspolitik im<br />

Krankenhaussektor.<br />

Ingeborg Löser-Priester, geb.<br />

1959, Krankenschwester, Soziologin,<br />

Lehrerin für Pflegeberufe. ■<br />

Forte 03<br />

Die <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Informationen für Jugendliche<br />

<strong>und</strong> Auszubildende im<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen erscheinen<br />

etwa zeitgleich mit dem <strong>Info<strong>di</strong>enst</strong><br />

<strong>Krankenhäuser</strong>. Erhältlich in den<br />

<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Bezirken oder über<br />

anke.schmitt@<strong>ver</strong><strong>di</strong>.de. ■<br />

https://spenden.web.de/unicef/special/?mc=999999<br />

Beim Googeln entdeckt:<br />

FORTE 03<br />

Info für Jugendliche <strong>und</strong> Auszubildende im <strong>Ges<strong>und</strong>heits</strong>wesen<br />

Nummer 2<br />

Ges<strong>und</strong>heit, Soziale Dienste<br />

Wohlfahrt <strong>und</strong> Kirchen<br />

Vereinte<br />

Dienstleistungsgewerkschaft<br />

<strong>Info<strong>di</strong>enst</strong> <strong>Krankenhäuser</strong> Nr. 20 ■ April 2003 63<br />

JUGEND<br />

Literatur- <strong>und</strong><br />

Internettipps<br />

FREESTYLE


Zum Schluss<br />

Abendzeitung Nürnberg v. 31. Januar 2003<br />

NORBERT FEULNER, ERLANGEN (4)<br />

Nordbayerische Nachrichten v. 31. Januar 2003<br />

Danke für <strong>di</strong>e Nachdruckgenehmigungen

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