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Faust in der Tasche - Ortho-bio-med.ch

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zaenmagaz<strong>in</strong>Orig<strong>in</strong>aliaArt vom Körper trennen, elim<strong>in</strong>ieren o<strong>der</strong> beseitigen können(§13). In diesem Paragraphen nennt Hahnemann die e<strong>in</strong>zige Ausnahme,„… Krankheiten, die <strong>der</strong> manuellen Chirurgie anheimfallen“.Diese These verlangt e<strong>in</strong>e große Vorstellungskraft und warüber lange Jahre nur s<strong>ch</strong>wer na<strong>ch</strong>vollziehbar. Erst die Erkenntnisse<strong>der</strong> neueren Physik, Quantentheorie und Wellen<strong>ch</strong>arakter <strong>der</strong>Teil<strong>ch</strong>en (hervorragend dargestellt <strong>in</strong> Ausführungen und Vorträgenvon Prof. Ulri<strong>ch</strong> Warnke, Saarbrücken), s<strong>in</strong>d geeignet, verständnistheoretis<strong>ch</strong>den Vors<strong>ch</strong>lägen von Samuel Hahnemann zufolgen. Was dur<strong>ch</strong> Weiterentwicklung <strong>in</strong> <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Mediz<strong>in</strong>mit bildgebenden Verfahren, laboranalytis<strong>ch</strong> o<strong>der</strong> immunologis<strong>ch</strong>diagnostiziert wird, erkennt immer „nur“ na<strong>ch</strong> außen dr<strong>in</strong>gendeKrankheitszei<strong>ch</strong>en, also Symptom und nie die eigentli<strong>ch</strong>e„Verstimmung <strong>der</strong> Lebenskraft“.Auf dem Weg aus <strong>der</strong> KrankheitDie Dynamik e<strong>in</strong>er Krankheit, die Verstimmung <strong>der</strong> Lebenskraft,deutet auf e<strong>in</strong>en modularen Prozess h<strong>in</strong>. Der kranke, das heißtdysregulierte (verstimmte) Organismus bedient si<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Symptomeals Zei<strong>ch</strong>en. Mit ihnen versu<strong>ch</strong>t er das Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>twie<strong>der</strong> herzustellen. Die Instabilität und die <strong>in</strong>tegrierte We<strong>ch</strong>selbeziehungenwerden dur<strong>ch</strong> die Metapher <strong>der</strong> Waage und desMobile sehr e<strong>in</strong>drucksvoll bes<strong>ch</strong>rieben. Die Kunst des Therapeutenliegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wahrnehmung und A<strong>ch</strong>tsamkeit diesen Symptomengegenüber. Die Individualität des Patienten drückt si<strong>ch</strong> <strong>in</strong>se<strong>in</strong>er Spra<strong>ch</strong>e und Ausdrucksweise unmissverständli<strong>ch</strong> aus, „<strong>in</strong>se<strong>in</strong>en nämli<strong>ch</strong>en Worten“ (§ 84).§§ 84Der Kranke klagt den Vorgang se<strong>in</strong>er Bes<strong>ch</strong>werden; die Angehörigen erzählense<strong>in</strong>e Klagen, se<strong>in</strong> Benehmen, und was sie an ihm wahrgenommen; <strong>der</strong>Arzt sieht, hört und bemerkt dur<strong>ch</strong> die übrigen S<strong>in</strong>ne, was verän<strong>der</strong>t undungewöhnli<strong>ch</strong> an demselben ist. Er s<strong>ch</strong>reibt alles genau mit den nämli<strong>ch</strong>enAusdrücken auf, <strong>der</strong>en <strong>der</strong> Kranke und die Angehörigen si<strong>ch</strong> bedienen. Womögli<strong>ch</strong> läßt er sie stills<strong>ch</strong>weigend ausreden, und wenn sie ni<strong>ch</strong>t auf Nebend<strong>in</strong>geabs<strong>ch</strong>weifen, ohne Unterbre<strong>ch</strong>ung.Kommt es ni<strong>ch</strong>t zur Bewältigung <strong>der</strong> Krankheit, erleben wir e<strong>in</strong>eChronifizierung des Ges<strong>ch</strong>ehens. Dann ist <strong>der</strong> Berei<strong>ch</strong> e<strong>in</strong>er Lokalerkrankungübers<strong>ch</strong>ritten worden h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em systemis<strong>ch</strong>en,den ganzen Organismus dur<strong>ch</strong>setzten Krankheitsprozess. SamuelHahnemann gelang es dur<strong>ch</strong> die Bes<strong>ch</strong>reibung <strong>der</strong> <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>enKrankheiten diese Dynamik zu erkennen und daraus se<strong>in</strong>e therapeutis<strong>ch</strong>enS<strong>ch</strong>lüsse zu ziehen. Zitat:… wir haben es … bei allen <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>en Krankheitsfällen ni<strong>ch</strong>t alle<strong>in</strong> mit<strong>der</strong> eben vor Augen liegenden Krankheitsers<strong>ch</strong>e<strong>in</strong>ung zu tun, sie ni<strong>ch</strong>tfür e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> si<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>lossene Krankheit anzusehen und zu heilen, … son<strong>der</strong>nimmer nur mit e<strong>in</strong>em abgeson<strong>der</strong>ten Teile e<strong>in</strong>es tiefer liegenden Ur-Übelszu tun. [3]Na<strong>ch</strong> dem homöopathis<strong>ch</strong>en Verständnis von Krankheit undGesundheit, heilt ni<strong>ch</strong>t <strong>der</strong> Therapeut o<strong>der</strong> die verordnetenMedikamente (o<strong>der</strong> homöopathis<strong>ch</strong>e Arzneien), son<strong>der</strong>n immernur die Lebenskraft des Organismus. Der ärztli<strong>ch</strong>e Rat undBeistand kann nur den äußeren Anstoß geben für diese Reaktion.Das Sti<strong>ch</strong>wort „Selbstheilung“ hat e<strong>in</strong>e ganz zentrale Rolleim Gesundheitsverständnis von Samuel Hahnemann. So wie si<strong>ch</strong><strong>in</strong> je<strong>der</strong> Regulations<strong>med</strong>iz<strong>in</strong> die „Selbstheilung“ als zentrale Vorausetzungfür die Bee<strong>in</strong>flussung <strong>der</strong> Lebenskraft und s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong>die Gesundheit e<strong>in</strong>es Individuums erweist. Wer si<strong>ch</strong> mit <strong>der</strong>Wandlung von Pathogenes zur Solutogenese befasst, kommt andiesem Lebenspr<strong>in</strong>zip ni<strong>ch</strong>t vorbei. In dem Mens<strong>ch</strong>enbild, wel<strong>ch</strong>esSamuel Hahnemann auf Grund se<strong>in</strong>er humanistis<strong>ch</strong>en Ausbildungund umfangrei<strong>ch</strong>en Literaturstudien erworben hat, s<strong>in</strong>dsehr forts<strong>ch</strong>rittli<strong>ch</strong>e Gedanken über Mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>keit und Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tevere<strong>in</strong>igt. So erkennt er primär e<strong>in</strong>en „vernünftigenGeist“ und e<strong>in</strong>en „höheren Zweck unseres Dase<strong>in</strong>s“ an. Es gibt <strong>in</strong>se<strong>in</strong>en Werken zahlrei<strong>ch</strong>e H<strong>in</strong>weise, dass er e<strong>in</strong>en S<strong>ch</strong>öpfer unddessen S<strong>ch</strong>öpfung a<strong>ch</strong>tet und im religiösen S<strong>in</strong>ne verehrt. DieSpra<strong>ch</strong>e Hahnemanns im Organon ist für unsere Ohren gewöhnungsbedürftig,aber es steck sehr viel Kraft und Bedeutung <strong>in</strong>diesen Worten.§ 9Im gesunden Zustande des Mens<strong>ch</strong>en waltet die geistartige,als Dynamis den materiellen Körper (Organism)belebende Lebenskraft (Autokratie) unums<strong>ch</strong>ränkt undhält alle se<strong>in</strong>e Theile <strong>in</strong> bewun<strong>der</strong>nswürdig harmonis<strong>ch</strong>emLebensgange <strong>in</strong> Gefühlen und Thätigkeiten, so daß unser<strong>in</strong>wohnende, vernünftige Geist si<strong>ch</strong> dieses lebendigen, gesundenWerkzeugs frei zu dem höhern Zwecke unsers Dase<strong>in</strong>s bedienen kann.SpannungsverhältnisPathogenes – SolutogeneseDer Mens<strong>ch</strong> ist mehr als die Summe se<strong>in</strong>er analytis<strong>ch</strong>en Bestandteile,weil er e<strong>in</strong>en Geist und e<strong>in</strong>e Seele besitz, die ihn zue<strong>in</strong>em unverwe<strong>ch</strong>selbaren Individuum auszei<strong>ch</strong>nen. Diese Individualitätwird <strong>in</strong> <strong>der</strong> ganzheitli<strong>ch</strong>en und mens<strong>ch</strong>enwürdigenBetra<strong>ch</strong>tung deutli<strong>ch</strong>. Damit alles im E<strong>in</strong>klang funktioniert undsi<strong>ch</strong> immer wie<strong>der</strong> selber ausbalanciert, bedarf es e<strong>in</strong>es prozesshaftenF<strong>in</strong>dens und Entwickeln. Wir kennen alle das Spri<strong>ch</strong>wort:„Der Mens<strong>ch</strong> wä<strong>ch</strong>st mit se<strong>in</strong>en Aufgaben“ und tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>brau<strong>ch</strong>en wir Aufgaben, Herausfor<strong>der</strong>ungen, an denen wir unsmessen lassen. Solange Reize den physiologis<strong>ch</strong>en Bogen ni<strong>ch</strong>tüberspannen, dienen sie immer zur Stärkung und zur Organisation<strong>der</strong> Vitalität. Psy<strong>ch</strong>e und Soma s<strong>in</strong>d unzertrennli<strong>ch</strong>, aberunters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong> <strong>in</strong> ihrer Komb<strong>in</strong>ation und Lokalisation. Hahnemannlegt großen Wert darauf, diese beiden Berei<strong>ch</strong>e ni<strong>ch</strong>t vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu isolieren. Hier f<strong>in</strong>den wir die Grundlage für e<strong>in</strong>eganzheitli<strong>ch</strong>e Betra<strong>ch</strong>tung, dass heißt den Mens<strong>ch</strong>en <strong>in</strong> se<strong>in</strong>erIndividualität und allen se<strong>in</strong>en Lebensäußerung zu erfassen. E<strong>in</strong>eAufglie<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> Fa<strong>ch</strong>arztberei<strong>ch</strong>e, glei<strong>ch</strong>sam S<strong>ch</strong>ubladen undTeilaspekte, s<strong>in</strong>d die Gefährdung <strong>der</strong> Therapie und vers<strong>ch</strong>enkendie Mögli<strong>ch</strong>keiten zur Regulation des sensiblen Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>tes<strong>der</strong> Gesundheit. Gerade die Erkenntnis vom E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Psy<strong>ch</strong>eauf die Entstehung körperli<strong>ch</strong>er Bes<strong>ch</strong>werden stellt e<strong>in</strong>e hohe<strong>med</strong>iz<strong>in</strong>is<strong>ch</strong>e Qualität dar. Es gilt als Verdienst Hahnemanns, dass<strong>in</strong> <strong>der</strong> zeitgenössis<strong>ch</strong>en Mediz<strong>in</strong> langsam die Grundlagen fürPsy<strong>ch</strong>ologie und Psy<strong>ch</strong>otherapie, lange vor Freud u.a., gelegtwurden. Se<strong>in</strong>e visionäre E<strong>in</strong>s<strong>ch</strong>ätzung von psy<strong>ch</strong>iatris<strong>ch</strong>en Erkrankungenund die Anleitung, wie damit umgegangen werdensollte, konnten erst viele Jahrzehnte später <strong>in</strong> <strong>der</strong> anerkanntenMediz<strong>in</strong> realisiert werden.16 2/2011

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