Faust in der Tasche - Ortho-Bio-Med Centro di cura Specialistico

2/2011
Editorial
Faust in der Tasche
„Der Geist der Medizin ist leicht zu fassen”, bekanntermaßen
versucht Mephisto den Faust in dessen
Studierzimmer mit diesem berühmten Satz für
unsere Disziplin zu begeistern – als dies nicht
recht gelingen will, geht er sogar soweit, dem von
vorösterlichen Depressionen Geplagten die Gynäkologie
schmackhaft zu machen, wobei J. von
Goethe (auch aus moderner psychosomatischer
Sicht) erstaunliche theoretische Erkenntnisse attestiert
werden dürfen.
Nun: einige der Leserinnen und Leser werden
noch wissen, wie das Unterfangen ausgeht:
Faust entscheidet sich anders. Zum Glück für
Deutschlands literarische Kultur – man stelle sich
vor: „Dr. heinrich Faust, Arzt für Allgemeinmedizin
bzw. Gynäkologie, Sprechzeiten von 8 – 18
Uhr, außer Mittwochnachmittag, Alle Kassen“ –
welch´ unrühmliches Ende. Statt „Brudersphären
Wettgesang“: eine „Beratung“ bei der KV, anstelle
der „Walpurgisnacht“ eine Vorladung bei der Prüfungskommission
oder bestenfalls eine gesponserte
Fortbildung über Statine und Antidiabetika,
das Hexeneinmaleins würde (passenderweise) zu
einer Statistik über die Wirkung des 28. AT-Kanal-
Blockers verkümmern, Martha schwertlein käme
als Sprechstunden-Drachen davon und Gretchen
würde in Anbetracht der Einkommenssituation
(„heinrich mir graut vor Deinem Quartalseinkommen“)
sowieso einen schweizerischen Zahnarzt
bevorzugen, oder gleich einen Banker der mittleren
Führungsetage.
Scherz beiseite: Wie sich – einmal mehr – bei
dem höchst erfolgreichen und stimmungsvollen
120. Kongress des ZAEN gezeigt hat, ist erfolgreiche,
patientenorientierte Medizin ein kompliziertes
Unterfangen, da sie sich eben nicht auf das
Handeln am Modell (wie es die kartesianische
Denkweise vorschreibt) beschränkt , sondern stets
auf der (faustischen) Suche nach den (meist zahlreichen)
Gründen für das Kranksein befindet. Wie
viele neue Anregungen sind auch diesmal wieder
gekommen und wie viele wichtige Gedanken zur
Fortschreibung und Verbesserung einer individuellen
Medizin sind den 800 Kolleginnen und Kollegen
erneut in Freudenstadt vorgestellt worden! Es
war der Jubiläumskongress des ZAEN im Grunde
ein einziger Anlass zur Freude.
Erlauben Sie mir dennoch an dieser Stelle
ein paar Gedanken: Medizin ist immer Teil des
gesamtgesellschaftlichen Geschehens – somit
auch die von uns angestrebte integrative, komplementäre
Medizin; gerade wir sind – vor dem
Hintergrund der tragischen Ereignisse der letzten
Wochen in Japan – gefordert über unser Tun und
die Folgen desselben zu reflektieren – im Großen,
wie im Kleinen. Mehr denn je sollten wir, Ärztinnen
und Ärzte für Naturheilverfahren, auf die Verbreitung
unseres Gedankengutes hinwirken – und Ihr
Vorstand, liebe Kolleginnen und Kollegen, tut dies
so gut er kann; aber: Inwiefern unser wichtiger Beitrag
zu einer nachhaltigen und der Volksgesundheit
verpflichteten, regulativen Basismedizin vor
allem von der immer dominanter werdenden Politik
angenommen werden wird, bleibt abzuwarten
– auch gerade nach den jüngsten Wahlen, die den
Trend hin zu solchen Parteien zeigen, welche zwar
viel von Individualität reden, aber sehr gerne diktieren,
was das denn sei.
Sie und ich, wir wissen, wie wichtig die Notwendigkeit
eines Wandels ökonomischer, ökologischer
und medizinischer „Paradigmen“ wären
– und der Umstand, dass wir dies wissen, ist vielleicht
einer der Gründe, warum wir immer wieder
Kampagnen gegen unseren Verband und die
von ihm vertretenen Methoden erleben – aber
vielleicht auch dafür, dass wir so bemerkenswert
wenig Hilfe von ach (!) so fortschrittlichen Kräften
erhalten, welche jedem Borkenkäfer ein höheres
Lebensrecht einräumen als dem menschlichen
Leben… ?
Seien wir uns über eines klar: ALLE derzeit
(lauter oder leiser) tonangebenden Parteien und
ihre Heloten sehen uns, aber vor allem unsere Patienten,
als Teil eines Konsumprozesses, von dem
jene, die wie auch immer politisch Gefärbten, profitieren
wollen. Da die komplementäre und regulative
Medizin aber (im Sinne des hippokrates, des
paracelus und des hahneMann) die GESUNDHEIT
und GESUNDERHALTUNG der Menschen im Sinne
haben, also: das Handeln am lebendigen Individuum,
sind wir nicht immer wirklich wohl gelitten.
So werden immer noch – unwidersprochen – von
„Koryphäen“ (so genannten „Kollegen“) homöopathisch
tätige Ärzte als „Esoteriker“ verhöhnt, Akupunkteure
als „Mystiker“ – wie erst jüngst in einer
Ausgabe der „Medical Tribune“ zu lesen war.
Diese Dinge kommen nicht von ungefähr,
sind politisch gewollt oder zumindest gedeckt
und sollten uns so manche „Gretchenfrage“ nach
den politischen Heilsbringern und „Ver-Sprechern“
stellen lassen; letztendlich (und das sei nach unserer
Mitgliederversammlung auch so manchem
Kollegen in den eigenen Reihen gesagt) gilt ein
Wort des Amerikaners BenjaMin Franklin: „An Worten
kann man den Verstand eines Mannes erkennen,
an seinen Handlungen aber seinen eigentlichen
Willen.“
Ihr
Dr.med. Olaf W. Kuhnke
Präsident des ZAEN
zaenmagazin
1

zaenmagazin
20
Chronisches Müdigkeitssyndrom
und Burnout
Organon der Heilkunst
20
14
EAV-Basiswerte an 4 Messpunkten
Editorial
Inhalt
Faust in der Tasche 1
ZaEN
Hartmut HEiNE
Beitrag zur Problematik statistischer Untersuchungsmethoden
in der Medizin 4
Zur diskussioN
Wolfram kErstEN
Chronisches Müdigkeitssyndrom und Burnout 5
origiNalia
rolaNd scHulE
Wer heilt, hat recht! – aber WER heilt denn WEN? 14
rEimar BaNis
Angst als psychoenergetische Blockade 18
gaBriElE scHNEidEr, PEtEr roslEr
Blastocystis – ein häufiger, wenig bekannter,
fakultativ darmpathogener Einzeller 20
claus scHultE-uEBBiNg
Mamma-Elastographie und Hochfrequenz-
Ultraschall-CT 25
olaf kuHNkE
Fibromyalgie – ein vielschichtiges Krankheitsbild 31
kliNikPortrait
Habichtswald-Klinik Kassel 38
Praxis
JürgEN HEiNEs
Regulationsmedizin und Arzt-Patienten-Beziehung 40
moNika PirlEt-gottWald
Wie viel Eiweiß braucht der Mensch?
Welches Eiweiß braucht der Mensch? 44
2 2/2011

2/2011
Inhalt
HEiNZ scHilcHEr Neue Serie „Heilkräuter“
Blutwurz und Gänsefingerkraut 46
armiN klümPEr
Aspekte zur Realität der Knorpelregeneration 48
HaNs HEyEr
Standortbestimmung des Standesberufes
Ärztin / Arzt 51
koNgrEssBEricHtE
60 Jahre Zentralverband der Ärzte für Naturheil-
verfahren und Regulationsmedizin 53
Homöopathie ;„Zwischen Krankheit und Arznei
darf kein Widerspruch bestehen“ 56
Die Aussteller und Kongresssplitter 58
Kongress Freudenstadt im Spiegel der Presse 60
Ein Stimmungsbericht von Regina Willems 61
Wege der Naturheilverfahren und
Heilklima-Wanderwege 62
ZaEN
Das Phyto-Kompetenzteam: Mitteilung an den
ZAEN und wissenschaftliche Fachverbände 63
Die ZAEN Plus GmbH 64
Ärztetag für Medizin ohne Nebenwirkungen 65
Risiken und Nebenwirkungen Ihrer Arzt-Haftpflicht
für praktizierte Naturheilverfahren 66
„Bio-Physikalische Therapie“ im ZAEN 67
BücHEr
Heinz Schilcher: Leitfaden Phytotherapie 69
Brigitte Hajeck-Lang: Handbuch Diäten 70
Stefan Weinschenk: Handbuch Neuraltherapie 70
Einzlkind: Harold 71
Leserbriefe, Impressum 68
Kongresse, Kurse, Veranstaltungen 72
25
zaenmagazin
Hochfrequenz-Sonografie und
Farb-Elastographie
60 Jahre ZAEN !
31
Fibromyalgie
Empfang zur Festveranstaltung
53
3

zaenmagazin
Beitrag zur Problematik statistischer
Untersuchungsmethoden in der Medizin
Hartmut Heine
Der Verfasser hielt anlässlich des 119. Kongresses des ZAEN in
Freudenstadt einen vielbeachteten Vortrag über „Erklären und
Verstehen in der Medizin“, in welchem er versuchte, den „Goldstandard“
klinischer Studien, basierend auf statistischen Signifikanztests
(p-Werte) als äußerst fragwürdig zu entlarven.
Die Argumentation hat kürzlich durch einen kritischen Artikel in
dem führenden Wissenschaftsjournal „Science“ eine nachdrückliche
Bestätigung gefunden (3). Eine von Psychologen der Cornell
University (USA) durchgeführte Studie zu parapsychologischen
Fähigkeiten des Menschen (sog. „Bem paper“), die demnächst
im führenden „Journal of Personality and Social Psychology“ (JPSP)
publiziert wird, hat vorab in den USA zu einer heftigen Diskus sion
über den „Goldstandard“ geführt. GreG Miller hat die Diskussion
in „Science“ zusammengefasst (3). Dabei wird auf schwere Fehler
in der Medizinstatistik hingewiesen, die ganz allgemein bei
klinischen Studien gemacht werden und welche auch Gegenstand
der Ausführungen heines beim 119. Kongress waren. Mit
„statistisch signifikant“ wird nämlich die Wahrscheinlichkeit dafür
bezeichnet, dass zur Nullhypothese kein Unterschied besteht
(man nimmt also das Gegenteil zur Arbeitshypothese an). Signifikant
heißt aber schon ein Wert, wenn die Wahrscheinlichkeit für
einen Unterschied einem gewissen Wahrscheinlichkeitsniveau,
abhängig von der Stichprobengröße, entspricht. Dieses wurde
willkürlich mit 5 % festgelegt und als p-Wert (probabilitas) bezeichnet.
Statistisch signifikant ist dann ein Unterschied mit p<
0,05. Man darf sich, wie heine betont, nicht verwirren lassen, wie
dies in klinischen Studien die Regel ist: p

2/2011
Zur Diskussion
zaenmagazin
Chronisches Müdigkeitssyndrom
und Burnout
Nur die zusätzliche Berücksichtigung der Molekularbiologie
ermöglicht eine effektive Prävention und
verantwortliche Therapie
Wolfram Kersten
Einstufung, Diagnostik und Therapie dieser beiden, ohnehin schwer fassbaren Erkrankungen ist von unzureichender
Diagnostik, mangelnder Kenntnis molekularbiologischer Abläufe und fehlender Auseinandersetzung mit den
molekularbiologischen Folgen chronischer Stressbelastungen und Überforderungen gekennzeichnet . Wo die
Standarddiagnostik versagt , kann vermeintlich nur noch der Psychiater helfen. Eingefahrene Denkmuster,
mangelndes Interesse , sowie ökonomische und machtpolitische Faktoren verhindern die schon längst mögliche,
differenzierte Diagnostik und gezielte, eben ganzheitliche Therapie. Es ist Zeit, andere Wege zu beschreiten.
Oberste Maxime: PROFIT –
die Unmenschlichkeit der
Leistungsgesellschaft
Die teilweise explosive Zunahme Chronischer Zivilisationserkrankungen
ist Fakt. Eine Ursachendiskussion wird nicht geführt
bzw. gezielt unterlassen. Eine Verdopplung der Diabetikerzahlen
innerhalb von 10 Jahren, eine weitere Zunahme von Herzkreislauf-
und Gefäßerkrankungen, die prognostische Vervierfachung
der Alzheimer-Syndrome, die Verdopplung der Parkinsonsyndrome
und die dramatische Zunahme von Krebserkrankungen, die
im Jahre 2050 Todesursache Nr. 1 in den leistungs- und profitorientieren
Industrienationen sein werden, sollten schon längst Anlass
zum Nachdenken über die eigentlichen Hintergründe dieser
Entwicklung sein.
In einer globalisierten Welt mit erhöhtem Konkurrenzdruck
[55, 56], der zunehmenden Technisierung der Arbeit, Digitalisierung
der Information und stets steigenden Anforderungen bei
gleichzeitig völlig unzureichender Beachtung ökologischer Faktoren,
einer nur an Verkaufszahlen orientierten Lebensmittelindustrie,
einer nur auf Wahlerfolge ausgerichteten Politikerklasse
und einer angesichts dieser globalen Herausforderung weitgehend
versagenden, primär ökonomisch orientierten Medizin und
Forschung, ist diese Entwicklung alles andere als erstaunlich. Da-
Autor
Dr. med. Wolfram Kersten
Panzerleite 82
96049 Bamberg
Tel.: 0951 / 297 4791
Fax: 0951 / 302 7317
praxis.dr.kersten@t-online.de
www.dr-kersten.com
rum verwundert es nicht, dass auch die Anzahl der sogenannten
Burnout-Syndrome und der differenzialdiagnostisch teilweise
schwer abzugrenzenden, chronischen Erschöpfungssyndrome
(CFS) ebenfalls zunimmt und Anlass zu breiter Diskussion und
Berichterstattung in den Medien der letzten Monate war.
Man schätzt in der Bundesrepublik etwa 1,5 Millionen Erkrankte
mit chronischem Müdigkeitssyndrom, in den USA sind es
etwa 7-11 Millionen. Das Burnout-Syndrom betreffen inzwischen
10 % jener Menschen, die in den typisch helfenden Berufen, in
denen es bevorzugt auftritt, tätig sind. 20-30 % von ihnen werden
als gefährdet betrachtet. Vor dem Hintergrund der Finanzkrise,
zunehmender wirtschaftlicher Existenzängste und steigender
Arbeitslosigkeit findet sich das Burnout-Syndrom aber immer
mehr auch bei Selbstständigen, beruflich engagierten Müttern
und all jenen, die eine perfektionistische Persönlichkeitsstruktur
aufweisen.
Der Psychologe Frank h. Berndt hat in seiner kleinen Broschüre
„30-Minuten gegen Burnout“ [5] sowohl die Risikogruppen
unter den Führungskräften, die unter dem Zwang zum
Erfolg enormen wirtschaftlichen Druck, hoher Rivalität und der
Abhängigkeit von kompetenten Mitarbeitern stehen, diskutiert,
wie auch die Notwendigkeit zu hohem Engagement bei gleichzeitig
mangelnden Ressourcen, chronischer Überforderung und
unzureichenden Erfolgsaussichten in sozialen Berufen, hervorgehoben.
Die dramatische Zunahme stressbedingter Erkrankungen
hat die Klinikmanager und Wissenschaftler joachiM Galuska, tho-
Mas loew und johannes voGler zu einem „Burnout-Alarm“, abgedruckt
im Focus 23/2010, Seite 142–144, veranlasst, dem sich 16
weitere leitende Ärzte Psychosomatischer Kliniken angeschlossen
haben. Sie zeigen die katastrophalen ökonomischen Schäden
dieser Entwicklung auf und fordern mit Fug und Recht eine
breite gesellschaftliche Diskussion dieser „erschreckenden“ Entwicklung.
Sie weisen darauf hin, dass bei 32 % aller Männer und
44 % aller Frauen der „Seeleninfarkt“ Grund für vorzeitigen Ruhestand
ist. Folgerichtig klagen sie die hauptsächlich „materielle
5

zaenmagazin
und an äußeren Werten“ orientierte Zielsetzung der Gesellschaft
an , deren Missachtung des Subjektiven, der inneren Werte und
der Sinnverbundenheit sie hervorheben.
Unter www.psychosoziale-lage.de haben sie eine Initiative
zur Diskussion dieser essentiellen Themen gestartet. Ihre Forderung,
den Mensch nicht mehr nur als „Patient“ anzusehen, sondern
sein „Menschsein an sich in den Vordergrund zu rücken“,
kann nur unterstützt werden, ist aber angesichts der gesundheitspolitischen
„Reformen“, die in einer gezielten Vernichtung
der Freien Ärzteschaft gipfeln, deren Hintergrund rein ökonomische,
aber auch machtpolitische Überlegungen sind, leider als
fast illusionär zu bezeichnen.
Üblicherweise werden Patienten mit sogenanntem Burnout-Syndrom,
dass genauso wie CFS diagnostisch nicht eindeutig
festgelegt und charakterisiert werden kann, mangels
unzureichender Kenntnisse der molekularbiologischen Folgen
chronischer Stressbelastungen jeglicher Art zum Psychiater oder
Psychotherapeuten überwiesen, dort, wie üblich, mit symptomorientierten
Psychopharmaka versorgt oder in Psychosomatische
Kliniken geschickt.
Es wird nicht bestritten, dass geistig-seelische Faktoren ein
nicht unwesentlicher Faktor bei der Entwicklung dieser Erkrankungen,
die aber stets eine multifaktorielle Genese haben, sein
können.
Genetische, soziokulturelle, allgemeingesellschaftliche und
inzwischen auch globale Faktoren – die Reaktion auf die Fukushima-Katastrophe
macht dies überdeutlich – müssen mit einkalkuliert
werden.
Orthodox operierende Mediziner haben große Probleme in
der Einstufung dieser beiden Erkrankungsformen, sprechen mit
Recht von der nötigen Ausschlussdiagnostik und erkennen viel
zu wenig an, dass mit einer üblichen 3-Minuten Anamnese und
dem sogenannten Standardlabor so gut wie nichts zu klären ist.
Gerade eine ausführliche Anamnese, für die 1 Stunde kaum
ausreichend ist, eine gründliche körperliche und technische Untersuchung
(Sonographie, EKG, Belastungs-EKG, Heart Rate Variability,
u.v.m.) und vor allem eine weit tiefergehende komplexe
Labordiagnostik sind es, die uns einen tieferen Zugang und ein
eigentliches Verständnis dieser komplexen und so individuell
ausgeprägten Krankheitssymptomatik ermöglichen. Dabei sind
sowohl Neurotransmitter [42], die neuroendokrine Achse [31, 32,
33, 84], Oxidativer [37, 47] und Nitrosativer Stress, Katecholamine
[46, 49, 50, 70], der Mineralstoff- und Spurenelementhaushalt,
der Fettsäurestatus [26], Aminosäurestatus, die Proinflammato
rischen Cytokine [41, 44, 51] und vieles mehr deswegen von
Bedeutung, weil die molekularbiologischen Vorgänge auf eine
Weise vernetzt sind, die bisher viel zu wenig bekannt ist [1 (S.
27-48)]. Vor allem die Tatsache der Entwicklung sogenannter
„biochemischer Teufelskreise“ macht es aus meiner Sicht zwingend
erforderlich, den bisher nur einseitig psychosomatischen
Blickwinkel in Diagnostik und Therapie zu verlassen, bzw. durch
ganzheitliche Betrachtung der Krankheitsentwicklung und des
betroffenen Menschen zu ersetzen bzw. zu ergänzen.
Wenn wir, was wissenschaftlich belegt ist, uns bewusst machen,
dass jede Form von stressorischer Belastung, die das individuell
verträgliche Maß übersteigt, sich unmittelbar durch Neuroendokrine
und in der Folge sehr komplexe Molekularbiologische
Vorgänge auf zellulärer Ebene markieren lässt und dort auch
zum Teil bleibende Funktionsstörungen und zelluläre Schäden
Zur Diskussion
hinterlässt, dann kann gerade wegen der deletären Folgen einer
solchen Haltung, das bisher übliche Procedere im Umgang mit
Menschen, die an Burnout-Syndrom oder CF-Syndrom erkrankt
sind, nicht mehr hingenommen werden.
Beide Erkrankungen scheinen zunächst völlig unterschiedliche
Auslösefaktoren und Ursachen aufzuweisen, sind aber
in ihrer Ausprägung mit der im Vordergrund stehenden Erschöpfung
und Ermüdung sehr ähnlich und manchmal kaum
auseinander zu halten. Völlig zu Unrecht wird das chronische
Müdigkeitssyndrom, nach Ausschluss einer andersartigen System
erkrankung, als psychosomatisches Syndrom hingestellt,
denn es gibt inzwischen eine Vielzahl von Arbeiten, die belegen,
dass im Vordergrund der Entwicklung solcher Multisystemerkrankungen
eine schwere mitochondriale Dysfunktion, wiederum
durch unterschiedliche Kausalfaktoren ausgelöst, steht.
Überraschenderweise finden sich aber auch beim Burnout-
Syndrom, einer Erkrankung, die in der Konsequenz von absoluter
und relativer Überforderung des Einzelnen, vor dem Hintergrund
spezifischer Persönlichkeitsmerkmale zu verstehen ist, nahezu
identische, molekularbiologische Pathomechanismen.
Auslöser von CFS
Virale, bakterielle und parasitäre Infektionen (80 %) [25]
Physische Traumata, besonders im Bereich des Halses
(Schleudertrauma) und Kopfes [128].
Schwere psychische Traumatisierungen (Golf War Syndrome)
[64, 1 (S. 149-171), 84]
Toxische Belastung mit diversen Umweltgiften und Chemikalien
(Insektizide, Pestizide, Lösemittel, Schwermetalle ,
Farbstoffe und Konservierungsmittel etc.) [1, 105]
Chronische Überforderung kombiniert mit sek. Immuninsuffizienz
[74]
Dabei finden sich sehr häufig serologische Hinweise auf durchgemachte
oder auch persistierende EBV-Virusinfektionen oder
Infektionen mit Coxsackievirus, HHV-Virus, Varizella-Zoster-Virus
und immer häufiger auch eine Chronische Borreliose, die sich
bei zweifelhafter Serologie – die Problematik dieser schwierigen
Diagnostik ist bekannt – auch dunkelfeldmikroskopisch verifizieren
lässt.
Bei jedem dieser Patienten muss nach HWS- oder Kopftraumata
gefahndet werden, die in der Folge zu einer instabilen HWS
mit globalen körperlichen Folgesymptomen führen können. Hier
ist eine gezielte Diagnostik mittels Röntgenaufnahmen nach
sandBerG, einem Upright-MRT, sowie Neurootologischen und
Augenärztlichen Provokationstesten sehr wichtig [128].
Die Untersuchung von genetischen Enzympolymorphismen,
Umweltgiften, Schwermetallbelastungen etc. muss genauso
berücksichtigt werden, wie die anamnestische Hinterfragung
frühkindlicher Infektanfälligkeit, Lernschwierigkeiten, Konzentrationsstörungen
etc., die auf eine vererbte Form der mitchondrialen
Cytopathie hinweisen können.
Immer deutlicher wird, dass es letztlich eine kombinative
Form beider Erkrankungen gibt, die ihr Fundament in chronischen
stressorischen Belastungen hat, auf die sich dann ein
Virusinfekt bei schon gestörter Immunität aufpflanzt, der dann
„Auslöser“ der eigentlichen klinischen Symptomatik ist.
6 2/2011

2/2011
Zur Diskussion
Auslöser des Burnout-Syndroms
Hohe Arbeitsbelastung – Disstress,
fehlendes oder wenig positives Feedback,
ständige Konfrontation mit Problemen z.B. durch Kunden,
Klienten, Schüler, etc.,
keine klare Abgrenzung zwischen Beruf und Privatleben,
zu hohe oder unklare Erwartungen und Zielvorgaben,
mangelhafte Arbeitsorganisation, Strukturen und Rahmenbedingungen,
schlechte Teamarbeit, Konflikte, Kompetenzgerangel,
Überforderung durch zu komplexe oder sich ständig ändernde
Aufgaben,
geringer Verdienst und der darin gesendete Botschaft: „Deine
Arbeit ist nicht viel wert!“,
drohender Arbeitsplatzverlust und vieles mehr (Frank h.
Berndt: „30-Minuten gegen Burnout“, Gabalverlag 2008).
Die Liste weiterer Stressoren ist schier unendlich:
Hitze, Kälte, Nässe, Vibration, Lärm,
Höhe, Sauerstoffmangel, Rauch, Gase,
Zu starkes Licht, Dunkelheit, unbekannte Gegend,
Infekte,
Umweltgifte, Schwermetalle, Elektrosmog, Strahlenbelastung,
Hunger, Durst, Armut,
Unterernährung, Müdigkeit,
Zu viel oder zu wenig Bewegung,
Drogen, Alkohol, schwere organische Systemerkrankungen.
genauso berücksichtig werden, wie ein zu viel oder zu wenig an
Information, nicht kontrollierbare psychosoziale Belastungen,
Zeitdruck, Ausgeliefert sein, Unberechenbarkeit der Umgebung,
Bedrohungen, Angst, Trauer, Verluste, Diskriminierung, Frustration,
Schuldgefühle, Ablehnung u.v.m.
Besonders der Hang zum Perfektionismus, ständigem Erfolgsdruck,
Selbstvorwürfen bei Fehlern, Verzicht auf Delegation,
hohe Kritikempfindlichkeit, ständige Überforderung durch
überhöhte eigene Ansprüche und der Verzicht auf Entspannung
und Genuss können mitentscheidend für die Entwicklung eines
Burnout-Syndrom sein.
Es wird dabei nicht übersehen, dass es gesunde Formen
eines überschaubaren und zu bewältigenden Stresses (Eustress
versus Disstress ) gibt, der eher positiv zu bewerten ist und eher
gesundheitsfördernd, denn – schädigend ist. Das Sympaticoadrenerge
System kann sowohl durch Regulation des Herzkreislaufsystems,
als auch des Energiestoffwechsels die körperliche
und geistige Leistungsfähigkeit erhöhen und bei daraus resultierender
erfolgreicher Bewältigung mit Zufriedenheit und gesteigertem
Selbstwertgefühl belohnen.
Während das Chronische Müdigkeitssyndrom relativ abrupt
beginnen kann, ist der Zusammenbruch bei Burnout-Erkrankung
die Konsequenz einer langjährigen Entwicklung und könnte bei
aufmerksamer Beobachtung und frühzeitiger Diagnostik schon
lange vor dem tatsächlichen „Ausgebranntsein“ nicht nur anamnestisch
und klinisch erkannt werden.
7

zaenmagazin
Die körperlichen Symptome
sind bei beiden Erkrankungen in ihrer stets individuellen, sehr
wechselnden Ausprägung nahezu identisch :
Gedächtnis und Konzentrationsstörungen [52, 81, 102, 133]
Müdigkeit , frühzeitige Erschöpfung , Belastungsunfähigkeit
Chronische Schmerzen (50 % in Form von Fibromyalgie!)
[1, 36]
Ängstlichkeit, Panikattacken, Stressintoleranz [77]
Störung der Immunfunktion [7]
Depression
Schlafstörungen, „wie gerädert aufwachen“
Niedriger Blutdruck (bei Burnout anfänglich eher Bluthochdruck)
Irritationen des Magen-Darm-Traktes, Reizdarm
Nahrungsmittelunverträglichkeiten
Unterzuckerzustände
Störungen des Hormonhaushaltes und der Nervenbotenstoffe
etc. [71, 74]
Da es sich beim Burnout-Syndrom aber um eine persönlichkeitsbezogene
Erkrankung handelt, bei der sowohl die Einwirkungen
der Außen- und die der Innenwelt – die relevante
Stressoren sind – der Patienten von zentraler Bedeutung sind,
kommen hier noch charakteristische emotionale, intellektuelle
und soziale Symptome hinzu. Bei genauem Hinsehen und gezieltem
Nachfragen, findet man diese aber nicht selten auch bei
Patienten mit CFS.
Nach jahrelanger Entwicklung kommt es beim sog. Burnout
zu einem Zustand totaler körperlicher, emotionaler und
geistiger Erschöpfung und verringerter Leistungsfähigkeit, nicht
selten verbunden mit Rückzug und Isolation. Das klassische
Burnout-Syndrom betrifft besonders auch jene, die mit ihrem
perfektionistischen Anspruch berufliche Karriere, Familie, Kinder
und Haushalt auf einen Nenner bringen wollen. Wie auch bei
Nitrosativer Stress macht Mitochondrien zu „Radikal-Kanonen“
Zur Diskussion
CFS kommt es deswegen zu durchaus verständlichen zusätzlich
erschwerenden familiären Belastungen. Der jahrelange, oft verzweifelte
Kampf führt bei unzureichender Diagnostik und Therapie
nicht selten zur völligen Erwerbslosigkeit.
Veränderungen auf zellulärer
Ebene
Obwohl diese beiden Erkrankungen immer individuell ausgeprägt
sind und deshalb in ihrer Symptomatik und ihrem Erscheinungsbild
unterschiedlich erscheinen können, hat vor allem der
ungarisch-kanadische Arzt und Forscher Dr. hans selye, der Vater
der Stressforschung, schon in den dreißiger Jahren des letzten
Jahrhunderts aufgezeigt, dass der Organismus auf die unterschiedlichsten
Formen von Belastung oder Anforderungen in
einer nahezu stets gleichförmigen Art und Weise reagiert [2, 3,
4]. Natürlich gibt es spezifische Varianten, denn es macht einen
Unterschied, ob ich einen schweren Virusinfekt durchgemacht
habe, oder unter beruflichem Dauerstress stehe.
Im Endeffekt aber sind es auf zellulärer Ebene die nahezu
gleichen Reaktionen, die letztendlich so genannte Multisystemerkrankungen
auslösen und am Leben erhalten.
Bei Chronischem Müdigkeitssyndrom und Burnout-Syndrom
finden sich dabei folgende charakteristische Veränderungen:
Oxidativer und Nitrosativer Stress mit Störungen der Mitochondrienfunktion
[114, 119, 121, 126, 130, 133]
Chronischer Mangel an Stresshormonen und wichtigen Nervenbotenstoffen
[84, 89, 90, 96]
Störung des Kohlenhydratstoffwechsels mit sek. ATP Mangel
[58],
Abwehrschwäche mit gehäuften Sekundärerkrankungen
Neigung zu Allergien, Nahrungsmittelunverträglichkeiten,
Autoimmunerkrankungen und vielem mehr!!
8 2/2011

2/2011
Zur Diskussion
Molekularer Stress und seine
Folgen
Unter chronischem, Nitrosativem Stress versteht man die vermehrte
Bildung von iNO (induzierbarem Stickoxid) und seinem
oxidativen, weit aggressiveren Abbauprodukt Peroxinitrit.
Der dabei entstehende, biochemische Circulus vitiosus , Prof.
Martin l. pall nannte ihn den NO/ONOO-Zyklus, der komplexe,
zellschädigende Reaktionen zur Folge hat, kann durch verschiedene,
nur kurz einwirkende Stressoren ausgelöst werden. Selbst
dann, wenn diese Auslöser längst abgebaut sind, bleibt dieser
„biochemische Teufelskreis“ bestehen und erklärt damit die Tatsache
chronisch verlaufender Erkrankungen, wie z.B. das Chronische
Müdigkeitssyndrom (CFS), die Fibromyalgie (FM), das MCS-
Syndrom und viele andere mehr.
Unabhängig davon gibt es physiologische Formen des NO
mit sehr wichtigen Funktionen :
Neuronales NO (nNO) wichtiger Neurotransmitter
Endotheliales NO (eNO) Transmitter für Gefäßerweiterung
Induzierbares NO (iNO) Immunregulator
Mitochondriales NO (mNO) Stoffwechselregulator für Synthese,
Proliferation u. Apoptose
zaenmagazin
Auslöser für Nitrosativen Stress
Gesichert sind :
Virale, bakterielle und parasitäre Infektionen
Physische Traumata, besonders im Bereich des Halses
(Schleudertrauma) und Kopfes.
Schwere psychische Traumatisierungen
Toxische Belastung mit diversen Umweltgiften und Chemikalien
(Insektizide, Pestizide, Lösemittel, toxische Schwermetalle
etc.)
Verstärkende Faktoren
Starke geistige und körperliche Belastung
Bakterielle und Virale Infekte
Psychostress !
Nitratreiche Ernährung (Geräucherte Nahrungsmittel, mit
Kunstdünger belastete Nahrungsmittel )
Medikamente (Antibiotika, Statine, Nitrate, Potenzmittel,
Arginin, Herzmittel wie Enalapril etc.)
Instabilität der HWS
KH-reiche Ernährung
Elektromagnetische Felder (Mobilfunk, Handy etc.)
Homöopathie - die Therapie, die anspricht
Homöopathie
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www.staufen-pharma.de
E-Mail: info@staufen-pharma.de
Handverschüttelte Homöopathika mit langer Tradition
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Eigener, zertifizierter
ökologischer Pflanzenanbau
9

zaenmagazin
Die Entstehung von so genannten
„Biochemischen Teufelskreisen“
Blockade wichtiger Enzyme in den Mitochondrien (Citratzyklus,
Atmungskette), die für die Produktion der Zellenergie
(ATP) verantwortlich sind. (FeS-haltige und Fe-haltige Enzyme,
Aconitase, Succinat-Dehydrogenase).
Vermehrte intrazelluläre Säurebildung (Laktazidose Typ II)
mit weiterer Inaktivierung verschiedener Enzyme und besonders
der sog. Translokator-Proteine, die ATP aus den
Mitochondrien in die Zelle und von dort als ADP in die
Mitochondrien zurücktransportieren. Die Lähmung dieser
Transporteiweiße durch chemische Toxine, Umweltgifte und
übermäßige Laktat-Produktion (Salz der Milchsäure) führt zu
schwer wiegendem Energiemangel.
Zwang zur Aktivierung der aeroben Glykolyse (Vergärung
von Zucker), einem Art „Notstromaggregat“, das allerdings
nur 1/16 der üblichen ATP-Menge liefern kann!!
Vermehrter Oxidativer Stress (Bildung von Sauerstoffradikalen)
mit sekundären Schäden der Zellkern-DNA, mitochondrialen
DNA, und anderen Zellbestandteilen und einem deutlich
erhöhten Risiko, eine Krebserkrankung zu entwickeln
Cholesterinerhöhung durch Hemmung eines den Cholesterinstoffwechsel
in der Leber regulierenden Enzyms (Hepatische
7 α-Hydroxylase).
Aktivierung des Immunsystems (proinflammatorische Zytokine)
mit sekundären, aseptischen Entzündungen im Bereich
der Gelenke, Muskeln, Sehnen und Bänder und der
Entwicklung von Autoimmunerkrankungen.
Aktivierung diverser Rezeptoren des Zentralnervensystems
(NMDA- und Vanilloid-Rezeptoren) mit sekundären neurologischen,
psychischen und vegetativen Symptomen.
Abbau von und dadurch Mangel an diversen Vitaminen (Vitamin
C, B1, B2, B5, B6, B12, Vitamin E, Vitamin D, Folsäure)
Mineralien und Spurenelementen (Selen, Magnesium, Zink).
Hemmung der Synthese von physiologischem, neuronalen
und endothelialen NO und Anstieg des asymmetrischen Dimethylarginins,
damit erhöhtes Gefäßerkrankungs- und Hypertonierisiko,
sowie Störung zentralnervöser Funktionen.
Peroxinitrit nitrolisiert aromatische Aminosäuren und oxidiert
SH-Gruppen. Es wirkt hochgradig neurotoxisch durch
irreversible Hemmung der Mitochondrienfunktion!
Störungen des Katecholamin-, Melanin-, Serotonin-, Tyrosin-,
Tryptophan- und Phenylalaninstoffwechsels mit folgender
Minderung der Leistungsfähigkeit, Schlafstörungen, und depressiven
Verstimmungen.
All diese verschiedenen biochemischen Prozesse sind miteinander
vernetzt und verstärken sich gegenseitig. So stimuliert das
besonders schädliche Peroxinitrit jene Enzyme (Nitritoxidsynthasen),
die wiederum zu einer vermehrten Bildung von Nitritoxid
führen, jenem Stickstoffradikal, aus dem Peroxinitrit durch Reaktion
mit dem Superoxidradikal gebildet wird. Dies erklärt die
Aufrechterhaltung eines chronisch fortbestehenden, „biochemischen
Teufelskreises“, der in nahezu allen Zellen des Körpers
aktiviert werden kann.
Es ist wichtig zu verstehen, dass ein derartiger „biochemischer
Teufelskreis“, durch welchen Auslöser auch immer auf den
Zur Diskussion
Weg gebracht, in der Regel ohne therapeutische Maßnahmen
nicht zu stoppen ist und auf lange Zeit immer mehr zunehmende
Schäden durch den immer größer werdenden Ausfall
von Mitochondrialen Enzymen auslöst. (Atmungskettenenzymkomplexe
I-V, ADP/ATP-Translokatorproteine etc. [133]) So wird
verständlich, dass der Nitrosative Stress eines jungen Menschen
innerhalb von Jahren seine Leistungsfähigkeit bis hin zur kompletten
Erwerbsunfähigkeit mindern kann, wird diese Stoffwechselanomalie
nicht frühzeitig diagnostiziert und entsprechend
behandelt.
Labor-Diagnostik
Minimal-Programm zum Ausschluss des Nitrosativen und
Oxidativen Stresses:
Will man mit einem Minimalprogramm Nitrosativen oder Oxidativen
Stress ausschließen, dann sollten die folgenden 12 Laborparameter
untersucht werden:
– Lipidperoxide – Nitrotyrosin
– Nitrophenyl-Essigsäure – Citrullin
– Methylmalonsäure – Laktat
– Pyruvat – Carnitin
– Coenzym Q 10 – Ox. LDL-Cholesterin
– ATP-Spiegel – Hydroperoxide
Im Erkrankungsfalle und natürlich bei allen Formen mit ernster
klinischer Symptomatik sollten weiterhin die Mikronährstoffe (Vitamine,
Mineralstoffe, Spurenelemente), das Glutathionsystem,
Cystein, Thiole, Neurotransmitter wie Adrenalin, Noradrenalin,
Serotonin, Melatonin ,GABA und Cortisol, evtl. Glutamat, der
Hormonstatus (Testosteron, Östradiol etc.), der Fettsäurestatus,
Aminosäurestatus , die Säuren des Citronensäurezyklus und gegebenenfalls
der Zelluläre Immunstatus untersucht werden.
Hervorragende diagnostische Ergebnisse zur Beurteilung
der Mitochondrienfunktion liefert besonders auch das Englische
Labor Acumen mit dem sog. ATP-Profiletest, bei dem die
Störung der ADP/ATP-Konversion, die differenzierte Blockade
der ADP/ATP-Translokatorproteine, die zellfreie DNA im Blutplasma,
sowie toxische DNA-Adducts und die dabei betroffenen
Gene bestimmt werden. Hinzukommt die Bestimmung der
mitochondrialen Membranspannung und eventueller toxischer
Mem bran-adducts. Auch das intrazelluläre Niacin und das intrazelluläre
Kalzium werden bestimmt. Cardiolipin-Studien und
Cytochrom C – Oxidase – Komplex Untersuchungen werden
auf Wunsch durchgeführt. Differenzierter ist die mitochondriale
Diagnostik europaweit nicht durchführbar. (Acumen, Dr. john
Mclaren-howard, PO Box 129, Tiverton, Devon EX16 OAJ. e-mail:
acumenlab@hotmail.co.uk)
Sehr wichtig ist die genaue Analyse der neuroendokrinen
Achse mit exakter Messung des Cortisoltagesprofiles (im Speichel!),
der Katecholamine im 24 Stundenurin, des Serotonins
und Melatonins und gegebenenfalls der Hypophysären und
Hypothalamischen Funktion. Gerade das abgeflachte Corisoltagesprofil
– nach anfänglicher Erhöhung – und erniedrigte Werte
für Adrenalin, weniger für Noradrenalin, zeigen eine potentiell
drohende Dekompensation an.
Die wissenschaftliche Literatur liefert eine Summe von Belegen
für gravierende Stoffwechselveränderungen bei Burnout-
10 2/2011

2/2011
Zur Diskussion
Patienten. Anfänglich erhöhte Speichelcortisolspiegel [42, 53, 79],
eine Verminderung des Neurotrophins sBDNF (Brain-Derived-
Neurotrophic-Faktor) [54], der für die Funktion der Zellen im
Hippocampus, im Frontalhirn und der Großhirnrinde von Bedeutung
ist, eine Erhöhung der SOD-Aktivität (Superoxiddismutase)
als Hinweis für vermehrten Oxidativen Stress [57], erhöhte Cytokinspiegel
als Hinweis auf eine systemische Inflammation [41,
44, 51], weiterhin fanden sich Störungen der Immunfunktion [7],
der Gerinnung und der Fibrinolyse, und bei chronischem Stress
oxidativ bedingte Atrophien des Hippocampus [52], alles Faktoren,
die in der üblichen Differenzialdiagnostik und vor allem der
zwingend erforderlichen Therapie unzureichend oder gar nicht
berücksichtigt werden.
Von zentraler Bedeutung ist die Erkenntnis, dass ständig wiederholte
Adrenalinauschüttungen, übermittelt durch cycl. AMP,
den Ca-Influx in Mitochondrien verstärken, der zwar zunächst die
ATP-Produktion anhebt, bei Überschreiten einer Toleranzschwelle
aber cytotoxisch wirkt und zu einer vermehrten Peroxinitritbildung
mit sek. irreversibler Schädigung der Atmungsketten-
Enzymkomplexe [45] bis hin zur Zellapoptose führen kann. Nach
langjähriger Überforderung kommt es zu Nebennierenatrophien
[34] mit konsekutiver Nebenniereninsuffizienz [79, 89, 96].
So wird deutlich, dass sich jede Form persistierender, geistigseelischer
Überlastung oder Traumatisierung auf zellulärer Ebene
niederschlägt, teilweise mit langfristigen Konsequenzen, die bei
konsequenter Diagnostik verhindert werden könnten.
Therapie
Wie schon eingangs erwähnt, kann nur eine ganzheitlich orientierte,
ausreichend tiefgehende Therapie die Geist, Seele und
Körper im gleichem Maße berücksichtig, erfolgreich sein. Selbstverständlich
benötigen typische Burnout-Patienten zunächst
eine Herausnahme aus dem krankmachenden Milieu, soweit
möglich, und benötigen aktive Hilfe und Unterstützung bei der
Bewusstmachung all der Prozesse, die über viele Jahre hinweg
diesen Zusammenbruch ausgelöst und gefördert haben.
Im Bewusstsein der Tatsache, dass persönlichkeitsbedingte
Strukturen oft zwanghaft fixiert sind und es gerade bei den mitunter
in ihrer Effizienz wenig erfolgversprechenden, analytischen
INNOVATION FROM SWITZERLAND
Hinweis gemäß § 3 Heilmittelwerbegesetz: Bei der Behandlungsmethode der Psychosomatischen Energetik handelt es sich um ein Verfahren
der alternativen Medizin, das wissenschaftlich noch nicht anerkannt ist.
zaenmagazin
Verfahren Jahre dauern kann, bis es, und das ja nur in wenigen
Fällen, zu wesentlichen Besserungen des Befindens kommt, ist
es zwingend erforderlich, sich von Anfang an die Molekularbiologischen
Veränderungen in der Konsequenz solcher Persönlichkeitsstrukturen,
die letztlich in chronischem Disstress enden,
anzusehen und therapeutisch miteinzubeziehen.
Wer die zugrunde liegenden molekularbiologischen Pathomechanismen
aber nicht kennt, kann in der Therapie gravierende
Fehler machen. Dies betrifft nicht nur eine z.B. kohlen hydratreiche
Ernährung, die die mitochondriale Dysfunktion noch
wesentlichen verschärfen kann, sondern auch den Glauben,
sportliche Betätigung und körperliche Aktivierung sei in allen
Fällen indiziert und hilfreich. Eine Vielzahl von Patienten, die ich
behandele, sind an Psychosomatischen Kliniken in körperlicher
Aktivierungs- und Trainingsprozesse gedrängt worden, die ihre
klinische Symptomatik in fataler Weise verschlechtert und ihre
körperliche Leistungsfähigkeit erheblich reduziert haben. In
Unkenntnis dieser mitochondrialen Prozesse wurde dies nicht
selten als „Widerstand“ gegen die Therapie als solche fehlgedeutet.
Wenn wir also Oxidativen und Nitrosativem Stress gesichert
haben, wie sie in der Regel sowohl bei chronischem Müdigkeitssyndrom
als auch Burnout-Syndrom vorliegen, dann müssen
beide einer konsequenten Therapie zugeführt werden, eben gerade
deshalb, wie die Einwirkung von Peroxinitrit zu irrevisiblen
Schäden an den Mitochondrien, die maternal (von Müttern auf
Ihre Kinder) vererbt werden, führen kann und der NO/ONOO-
Zyklus der Motor für die Entwicklung unterschiedlichster Chronischer
Zivilisationserkrankungen ist [58, 115, 135].
Basierend auf der Auswertung von 1478 wissenschaftlichen
Arbeiten hat Prof. pal pacher [58] die Bedeutung des Nitrosativen
Stresses bei der Entwicklung von Herz- und Gefäßerkrankungen,
dem zirkulatorischen Schock, lokalen Entzündungen bei der
Entwicklung von Krebserkrankungen, Schlaganfällen, neurodegenerativen
Erkrankungen und besonders auch des Diabetes
mellitus sehr deutlich aufgezeigt.
Da das Wissen um diese Zusammenhänge noch nicht verbreitet
ist, werden die notwendigen Untersuchungen in der
Regel nicht durchgeführt und den Patienten werden symptomorientierte
Medikamente verschrieben, die nicht selten den biochemischen
Teufelskreis noch intensivieren.
IN DIE TIEFE GEHEN. BLOCKADEN SUCHEN. LEBENSENERGIE SPÜREN.
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11

zaenmagazin
In Unkenntnis der Forschungs-Ergebnisse über den geschilderten
Biochemischen Teufelskreis oder NO/ONOO-Zyklus, werden
Patienten psychiatrisiert oder mit Verlegenheitsdiagnosen
wie „Somatoforme Störung“ unverrichteter Dinge wieder nach
Hause geschickt.
Die Therapie sollte zunächst alle Faktoren, die zu einer Steigerung
des NO/ONOO-Zyklus führen, vermeiden bzw. ausschalten.
Dazu gehören:
Nitrit- oder Nitrathaltige Nahrungsmittel (Blatt- und Wurzelgemüse
im Winter, Eisbergsalat und Feldsalat, als Spitzenreiter!)
Verunreinigungen in Salzen
Geräucherte Nahrungsmittel (NM)
Tabak- und Tabakrauch
Mit Stickstoffdünger belastete NM – stattdessen NM aus biologisch
kontrolliertem Anbau!
Unverträgliche NM
Glutamat und Aspartat als Nahrungsmittelzusätze!
Kohlenhydratreiche Ernährung (max. 20 % KH, dafür 50-60 %
Fett und 20-30 % Proteine als sog. LOGI-Kost wird empfohlen!
[127]) – „Logi-Guide“ nach Dr. nikolai worM, ISBN-978-3-
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Kosmetika
Trockenmilch
Medikamente wie: Antibiotika (Tetrazykline, Erythromycin,
Amoxicillin, Trimethoprim), Statine, Zytostatika, Platinhaltige
Medikamente, Langzeitnitrate, Arginin, Potenzmittel, Cyclosporin,
Antihypertonica wie Enalapril und viele mehr!
Extremer Psychostress
Körperliche Belastungen – (Jogging oder Fitness-Center
sind kontraindiziert!)
Chron. Herde (Zähne!) sollten unbedingt saniert, Chemikalienbelastungen
(Sick-Buildingsyndrom) ausgeschaltet werden.
Langfristige entgiftende Maßnahmen können den Nitrosativen
und Oxidativen Stress entscheidend reduzieren!
Der Ausgleich von häufig vorzufindenden Mangelzuständen
an Mineralien, Spurenelementen, Vitaminen, Fettsäuren oder
Aminosäuren (Kalium, Magnesium, Kalzium, Vitamin B1, B2, B3,
B5, B6, C, E, D, A – Zink, Selen, Kupfer, Mangan, Omega-3-Fettsäuren,
Cystein, Carnitin, Coenzym Q 10, Tryptophan und besonders
Glutathion) sollte parallel zu einer gezielten Anwendung von
Substanzen, die den NO/ONOO-Zyklus inaktivieren können, eingeleitet
werden.
Das therapeutische Procedere hängt von der Intensität der
klinischen Symptomatik ab. Stellt man Nitrosativen Stress, der
nach meiner Auffassung aus präventiven Gründen bei jeder
Untersuchung ausgeschlossen werden sollte, bei einem relativ
asymptomatischen Patienten fest, so wird man ihm die Einnahme
von hochdosiertem Vitamin B 12, in Form von Methylcobalamin
B12 sublingual, sowie das reichliche Trinken von grünem
Tee und die Anwendung von Curcumin, gemixt mit schwarzem
Pfeffer und Olivenöl, das relativ günstig in der Apotheke oder in
ASIA-Läden zu erhalten ist, empfehlen. So kann der Nitrosative
Stress in seinem Niveau so stark vermindert werden, dass die
oben geschilderten Langzeitschäden nicht zwingend eintreten
müssen. Aber auch in diesen Fällen sind entsprechende Laborkontrollen
etwa drei Monate nach Einleitung einer Therapie unbedingt
zu empfehlen.
Zur Diskussion
Man sollte sich bewusst sein, dass die oben genannten
Verstärkungsfaktoren, so zum Beispiel ein einfacher Infekt, aber
auch jede Form von intensiver, geistig seelischer Belastung (Psychostress)
den Nitrosativen Stress ganz massiv verstärken können.
Bei Virusinfekten stellt man eine bis zu 30-fache Verstärkung
der krankhaft vermehrten Bildung von Stickoxid und Peroxinitrit
fest. Bei meinen Patienten habe ich immer wieder erlebt, wie
stark seelische Belastungen diesen biochemischen Teufelskreis
beschleunigen können.
Liegt schon eine typische Multisystemerkrankung vor, ist
die Anwendung diverser Antioxidantien, Pflanzenstoffe und die
Ergänzung von in der Regel schweren Mangelzuständen von
Mineralien, Spurenelementen, Vitaminen, und Hormonen erforderlich.
Dazu kann bei den schwerst Betroffenen anfänglich eine
Infusionstherapie erforderlich werden, da es darum geht, den
Nitrosativen Stress so schnell wie möglich so zu reduzieren, damit
weitere mitochondriale, nicht mehr korrigierbare Schäden
vermieden werden.
Danach ist die Langzeit-Einnahme von hoch dosiertem Vitamin
B 12, Alpha-Liponsäure, Cystein, Vitamin B1, B2, B3 und
B5, Vitamin C, Vitamin E, A und D, von Curcumin, Resveratrol,
Glutathion, Zink, Selen, Magnesium, Taurin, Melatonin, Omega-3-
Fettsäuren und anderen Pflanzenstoffen und Antioxidantien, die
fähig sind, diesen biochemischen Teufelskreis zu stoppen und zu
reduzieren, erforderlich.
Der Amerikanische Arzt und Forscher F. teitelBauM, MD,
konnte bereits 2002 in einer randomisierten, placebo-kontrolliertem
Doppelblindstudie die Wirksamkeit dieser Therapie bei
Chronischem Müdigkeitssyndrom und Fibromyalgie beweisen.
Es fällt auf, dass ein Großteil so behandelter Patienten, abhängig
vom Schweregrad ihrer Erkrankung, schon sehr bald eine
deutliche Besserung ihrer körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit,
einen Rückgang ihrer Muskel- und Gelenkschmerzen,
eine verminderte Infektanfälligkeit und eine deutliche Verbesserung
ihrer Stimmung registrieren. Etwa nach 3-4 Monaten, allerdings
individuell sehr unterschiedlich, lässt sich eine deutliche
Verminderung des Nitrosativen Stresses auch im Blut und Urin
nachweisen.
Die Limitierung therapeutischer Erfolge ist davon abhängig,
wie groß der Anteil von Mitochondrien ist, die irreversibel
geschädigt sind. Dies lässt sich zu Beginn der Therapie nicht
vorhersagen, da sowohl die mitochondrialen Enzymkomplexe
durch Stickoxid als auch die Translokatorproteine durch chem.
Toxine und durch Säure (Erhöhte Milchsäureproktion!) reversibel
blockiert werden können.
Sind die mitochondrialen Schäden schon fortgeschritten,
kann eine intermittierende Hypoxietherapie (IHT) eine Regeneration
defekter Mitochondrien einleiten, da es unter gezieltem
Wechsel von Hypoxie und Hyperoxie durch EDV-gesteuerte
Inhalation nach russischen Forschungsergebnissen zur Beseitigung
defekter Mitochondrien kommt und der Anteil noch effektiv
arbeitender Mitochondrien , die sich ja im 5-10-Tagesrhythmus
teilen, zunimmt und damit auch die energetische Leistung
der Zelle. (lei Xi, tatiana v. sereBrovskaya „Intermittent Hypoxia:
From Molecular Mechanism to Clinical Apllications“, Nova Science
Publishers, Inc. New York 2009, ISBN: 978-1-60876-127-2)
Patienten mit Burnout-Syndrom oder dessen Vorboten wird
dringend empfohlen, sich mit den persönlichkeitsbezogenen
12 2/2011

2/2011
Zur Diskussion
Aspekten ihrer Erkrankung intensiv auseinanderzusetzen und sobald
wie möglich therapeutische Hilfe von erfahrenen Burnout-
Therapeuten in Anspruch zu nehmen.
Sehr hilfreich ist das äußerst informative und leicht zu lesende
kleine Buch des Psychologen Frank. h. Berndt „30 min gegen
Burnout“, erschienen im GABAL-Verlag, das ich jedem aus der
betroffenen Berufsgruppe, der sich gefährdet fühlt oder unter
extremen Druck steht, wärmstens ans Herz lege.
Zusammenfassend
Wir stehen vor dem Dilemma, dass die Forschungsergebnisse
über die Konsequenzen chronischer Stressbelastungen und besonders
die über die Konsequenzen des Nitrosativen und Oxidativen
Stresses bisher viel zu wenig bekannt sind und auch ganz
gezielt, und dies nicht nur aus Kostengründen, „übersehen“ und
nicht eingesetzt werden. Die gravierenden Folgen der pathologischen
Vermehrung von induzierbarem Stickoxid und Peroxinitrit
– es haben sich inzwischen 80.000 wissenschaftliche Arbeiten zu
dieser Thematik angesammelt – so wie die daraus resultierende,
individuell sehr unterschiedliche klinische Symptomatik werden
bei in der Regel unauffälligem Standardlabor nicht untersucht
und die Symptome mangels Kenntnis dieser Pathophysiologie
als „psychosomatisch“ gedeutet, die Patienten werden zum Psychiater
überwiesen und bei Erfolglosigkeit der überdurchschnittlich
häufig verschriebenen Beruhigungsmittel und Antidepressiva,
in psychosomatische Kliniken eingewiesen.
Selbst dann, wenn gravierende Probleme auf der Ebene der
Persönlichkeitsstruktur, des beruflichen oder familiären Umfeldes
etc. vorliegen, ist die hier in der Regel praktizierte Diagnostik als
völlig unzureichend anzusehen, woraus dann auch eine unzureichende
und in der Mehrzahl der Fälle erfolglose Therapie, wie
oben schon aufgeführt, resultiert.
Der Weg nach vorn –
Die Überwindung der Krise
Der ZAEN jenseits der üblichen
Begrenzungen
Jubiläum in Freudenstadt
121. ZAEN-Kongress
14. bis 18.9.2011
zaenmagazin
Es gibt hinreichende wissenschaftliche Grundlagenarbeiten,
die die Bedeutung des Nitrosativen und Oxidativen Stresses
für die Entwicklung des Chronischen Müdigkeitssyndroms und
auch des Burnout-Syndroms untermauern.
Richtig diagnostiziert kann sowohl präventiv als auch therapeutisch
mit Erfolg durch Anwendung natürlicher Substanzen
und damit weitgehend nebenwirkungsfrei eingegriffen werden.
Bei schon bestehender Erkrankung durch Nitrosativen Stress
kann die weitere Progredienz durch diese therapeutischen Maßnahmen
gestoppt werden und teilweise sogar eine Rückentwicklung
hin zum Gesunden in Gang gebracht werden.
Man muss leider konstatieren, dass unser Gesundheitswesen
die herausragenden Möglichkeiten Chronischer Zivilisationserkrankungen
an der Wurzel anzupacken und durch entsprechende
präventive Maßnahmen zu verhindern, so gut wie
nicht nutzt. Hier ist der Einzelne aufgerufen, sich zu informieren
und durch eine Änderung seines Lebensstils, seiner Ernährung
und durch die leider in westlichen Zivilisationen nach meiner
Auffassung zwingend erforderliche zusätzliche Einnahme von
Antioxidantien seine Gesundheit zu erhalten, beziehungsweise
wieder zu verbessern.
Es ist deshalb eine vordergründige Aufgabe, die Betroffenen
wie auch die Ärzteschaft auf allen möglichen Ebenen über diese
Zusammenhänge zu informieren und jeden Einzelnen dazu
aufzurufen, sich gegen eine solche „Gesundheitspolitik“, die der
Bevölkerung diese so wichtigen und hilfreichen Möglichkeiten in
der Prävention und Therapie vorenthält, zu wehren. Dies betrifft
nicht nur das Chronische Müdigkeitssyndrom oder das Burnout-
Syndrom, sondern letztlich nahezu alle Chronischen Zivilisa tionskrankheiten.
Die umfangreiche Literatur beim Autor.
6 0
Jahre
13

zaenmagazin
Wer heilt, hat recht! – aber
WER heilt denn WEN?
roland scHule
Zusammenfassung
Begriffe wie „Krankheit“ und „Gesundheit“ werden
unterschiedlich interpretiert, abhängig von welchem
medizinischen Standpunkt man ausgeht. Für die Regulationsmedizin
oder Komplementär-Medizin steht
die „Selbstheilung“ ganz im Centrum und ist geradezu
fundamentale Voraussetzung für die Erklärung von
Gesundheit und Heilung. Stellvertretend für alle regulationsmedizinischen
Systeme wird im folgenden Artikel
am Beispiel der Lehre der Homöopathie aufgezeigt, wie
und unter welchen Prämissen „Heilung“ erreicht werden
kann. Unter Hinweis auf das 200. Erscheinungsjahr des
bedeutenden Grundlagenwerkes „Organon der Heilkunde“,
1. Auflage, von Dr. saMuel hahneMann, werden
Zitate in Beziehung zu aktuellen Standpunkten herangezogen.
Von vielen Wissenschaftlern wird S. hahne-
Mann in klinisch-ethischen und auch psychologischen
Erkenntnissen als seiner Zeit weit voraus eingeschätzt.
Die intensive Beschäftigung mit seinen Werken, auch
mit dem frühen Standartbuch „Organon der Heilkunde“,
bringt einige Überraschungen in diesem Zusammenhang
zu Tage. Deutlich wird diese Aktualität bei der
gesteigerten Wahrnehmung für Krankheitszeichen, bei
den individuellen Aspekten von Krankheiten und ganz
besonders in dem wünschenswerten Arzt-Patienten-
Verhältnis.
Schlüsselwörter: Krankheit und Gesundheit, Heilung,
Selbstheilung, Symptome als Krankheitszeichen, Wahrnehmung
für Krankheitsäußerungen des Patienten,
Individualität der Krankheit, Unterscheidung akuter
und chronischer Krankheiten, Grundlagenwerke der
Homöopathie, Wirkungserklärung durch quantenphysikalische
Erkenntnisse
Autor
Dr.med.dent. Roland Schule
Ganzhornstraße 98
74172 Neckarsulm
Tel. 0 71 32 / 18 707
rolandschule@t-online.de
Einleitung
Originalia
Mit dem etwas saloppen Satz „Wer heilt, hat Recht“ wird gerade
in der Komplementär-Medizin und in Naturheilverfahren der
Anspruch geltend gemacht, einen Beitrag zur Genesung eines
Kranken geleistet zu haben. Dabei wird unterstellt, dass der Weg
von der Krankheit zur Genesung nicht bekannt sein mag, der
wahre Hintergrund des Heilungsprozesses nicht endgültig klar
sei, oder bei Anwendung mehrerer Verfahren eines schon geholfen
haben mag. Der Kranke selber kann mit diesem Satz am
besten zu Recht kommen. Für ihn zählt letztlich nur das Ergebnis.
Aber medizinische Therapeuten wollen Klarheit über Heilungswege
und müssen retrospektiv ihr Handeln begutachten und
einer Evaluation unterziehen. Die viel zitierte „evidence based
medicine“ verlangt ihren Tribut. Dieses Sprichwort ist streng genommen
ein „Armutszeugnis“ für die Medizin, wenn der Weg zur
Gesundheit im Unklaren bleibt. Aber kann man bei der Frage
nach dem Wesen von Krankheit und Gesundheit noch etwas
Neues erwarten, Erkenntnisse, die bisher noch nicht beschrieben
wurden? Nein, möchte man antworten, es ist doch alles schon
gesagt. Und dennoch sind immer wieder Ärzte auf der Suche
nach neuen Gesichtspunkten und Erklärungsmodellen. Dabei ist
die Wahrnehmung auf unterschiedliche Quellen gerichtet. Welchen
Theorien glaube ich und welche finden nicht meine ungeteilte
Aufmerksamkeit?
Krankheit und Gesundheit
Betrachten wir zunächst den Begriff der Krankheit, wie es leider
in der „Schulmedizin“ Usus ist, obwohl der Begriff der „Gesundheit“
eigentlich Priorität hätte. Aber bleiben wir in diesem Denkmuster
und arbeiten zielgerichtet auf die Heilung zu.
Jede Abweichung vom symptomlosen Zustand wird als
Krankheit bezeichnet. Damit lassen sich die Vorgänge bei akuten
Erkrankungen auf einen kleinen Nenner bringen, bei chronischen,
„subakuten“ Verläufen gilt dies schon nicht mehr. In der
„Schulmedizin“ ist der Begriff der chronischen Erkrankung an einen
Fortbestand der Beschwerden über 6 Wochen gebunden.
Darüber hinaus gilt nach einer Definition der WHO die Abwesenheit
von Krankheitszeichen nicht gleichzeitig als Gesundheit. Sie
ist vielmehr ein Zustand „des vollständigen körperlichen, geistigen
und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit
oder Gebrechen.“ [1] Lapidar ausgedrückt ist das Fehlen von Symptomen
ein gesunder Zustand.
14 2/2011

2/2011
Originalia
Homöopathische Sichtweise
In der Komplementär-Medizin, insbesondere in der Homöopathie,
gilt ein anderer Krankheitsbegriff und demzufolge auch
eine andere Definition für Gesundheit. Ausführliche Schilderung
und Beschreibung dieser Zusammenhänge finden wir heute in
dem Standartwerk für Homöopathie „Organon der Heilkunst“, 6.
Auflage. Dr. saMuel hahneMann, ein berühmter und viel diskutierte
Arzt aus Sachsen, stellt in diesem frühen Werk seiner Heilmethode
die Grundsätze vor. Die erste Auflage erschien 1810 in
der Verlagsbuchhandlung von christoph arnold in Dresden und
war fortan eine Grundlage zum Erlernen der Homöopathie. Im
Zuge seiner persönlichen Entwicklung innerhalb dieser Regulationsmedizin
ist auch das Organon weiter gewachsen und hat
eine Vervollkommnung erfahren.
Im Jahr 2010 wurde deshalb in mehreren interessanten und
eindrücklichen Veranstaltungen das 200. Jubiläum dieses Werkes
gefeiert. Auch aus diesem Grund wird sich der vorliegende Beitrag
mit der Thematik und Erklärungsmodellen aus dem Inhalt
des „Organon“ beschäftigen. Ich zitiere im Folgenden aus „Organon
der Heilkunst“, 6. Auflage, §§. [2]
Was ist Krankheit?
Nach hahneManns Sprachgebrauch deuten wir „Krankheitsäußerungen“
als Symptomen, die der Körper produziert, um sich mit
der Krankheit auseinander zu setzen. Quasi als Aufschrei, weil der
Organismus mit der Dysbalance, der verstimmten Lebenskraft,
konfrontiert wird. Besitzt der Körper genug Energie, „vis vitalis“,
dann wird er alleine mit der Bewältigung der Verstimmung fertig.
Das Erzeugen von Symptomen setzt also eine Vitalität des
Organismus voraus. Sobald die Symptome verschwinden, ist die
ursprüngliche Ordnung, die Balance, wieder hergestellt. Es tritt
im Idealfall die vollständige Heilung ein. Wo keine Vitalität mehr
ist, kann auch keine Heilung entstehen. Dann bewegen wir uns
an den Grenzen der Homöopathie.
§ 11
Wenn der Mensch erkrankt, so ist ursprünglich nur diese geistartige, in seinem
Organism überall anwesende, selbstthätige Lebenskraft (Lebensprincip)
durch den, dem Leben feindlichen, dynamischen *Einfluß eines krankmachenden
Agens verstimmt; nur das zu einer solchen Innormalität verstimmte
Lebensprincip, kann dem Organism die widrigen Empfindungen verleihen
zaenmagazin
und ihn so zu regelwidrigen Thätigkeiten bestimmen, die wir Krankheit
nennen, denn dieses, an sich unsichtbare und bloß an seinen Wirkungen im
Organism erkennbare Kraftwesen, giebt seine krankhafte Verstimmung nur
durch Aeußerung von Krankheit in Gefühlen und Thätigkeiten, (die einzige,
den Sinnen des Beobachters und Heilkünstlers zugekehrte Seite des Organisms),
das ist, durch Krankheits-Symptomen zu erkennen und kann sie nicht
anders zu erkennen geben.
§ 12
Einzig die krankhaft gestimmte Lebenskraft bringt die
Krankheiten hervor, so daß die, unsern Sinnen wahrnehmbare
Krankheits-Aeußerung zugleich alle innere Veränderung,
das ist, die ganze krankhafte Verstimmung der innern
Dynamis ausdrückt und die ganze Krankheit zu Tage legt.
Hinwiederum bedingt aber auch das Verschwinden aller
Krankheits-Aeußerungen, das ist, aller vom gesunden Lebens-
Vorgange abweichenden, merkbaren Veränderungen mittels
Heilung, eben so gewiß die Wiederherstellung der Integrität des
Lebens-Princips und setzt folglich die Wiederkehr der
Gesundheit des ganzen Organism nothwendig voraus.
Krankheit ist also ein „regelwidrige Tätigkeit des Organismus“,
funktio laesa, wie wir aus der Entzündungslehre der Histo-
Pathologie wissen. Der Auslöser für die Störung kommt durch
einen äußeren Einfluss, Zufall oder Ereignis. Betroffen ist immer
die dem Körper „innewohnende Lebenskraft“ Dynamis genannt.
(§12). hahneMann erkennt ein Lebensprinzip als Grundlage aller
Lebensäußerungen – Wachstum, Bewegung und Fortpflanzung
– an, das von einem übergeordneten Schöpfer herrührt. Versiegt
diese Quelle des Lebens, tritt der Tod ein. Leben geschieht „ganz
der unendlichen Güte des allweisen Lebenserhalters der Menschen
gemäß“ (§14).
Krankheit ist also ein Zustand der Störung und Irritation der
inneren Ordnung, eines Lebensrhythmus oder ausgewogenem,
bilanziertem Systems. Sie ist Teil der Lebensäußerung, Ausdruck
der Verstimmung, und nichts Eigenständiges oder Neues, was
sich isoliert im Organismus einnistet. „Einzig die krankhaft verstimmte
Lebenskraft bringt die Krankheit hervor“ (§12). Diese
Sichtweise ist fundamental für jede regulationsmedizinische Methode,
weil sich gleichzeitig damit auch der Heilungsweg präsentiert.
Doch bleiben wir zunächst noch bei dem Krankheitsbegriff
hahneManns.
Wenn sich Krankheit als Teilaspekt der gestörten Lebenskraft
erweist, ist sie der gleichen immateriellen Welt zuzuordnen wie
die „ vis vitalis“ auch. Was der erkrankte Mensch oder der therapeutische
Beobachter von außen wahrnehmen kann, ist eine
Ansammlung von Krankheitszeichen, die wir Symptome nennen.
§ 10
Der materielle Organism, ohne Lebenskraft gedacht,
ist keiner Empfindung, keiner Thätigkeit, keiner Selbsterhaltung fähig;
nur das immaterielle, den materiellen Organism im
gesunden und kranken Zustande belebende Wesen
verleiht ihm alle Empfindung und
bewirkt seine Lebensverrichtungen.
Die „Krankheit“ ist daher kein fassbarer, materieller Komplex, den
wir werde erkennbar machen können, noch durch irgendwelche
15

zaenmagazin
Art vom Körper trennen, eliminieren oder beseitigen können
(§13). In diesem Paragraphen nennt hahneMann die einzige Ausnahme,
„… Krankheiten, die der manuellen Chirurgie anheimfallen“.
Diese These verlangt eine große Vorstellungskraft und war
über lange Jahre nur schwer nachvollziehbar. Erst die Erkenntnisse
der neueren Physik, Quantentheorie und Wellencharakter der
Teilchen (hervorragend dargestellt in Ausführungen und Vorträgen
von Prof. ulrich warnke, Saarbrücken), sind geeignet, verständnistheoretisch
den Vorschlägen von saMuel hahneMann zu
folgen. Was durch Weiterentwicklung in der modernen Medizin
mit bildgebenden Verfahren, laboranalytisch oder immunologisch
diagnostiziert wird, erkennt immer „nur“ nach außen dringende
Krankheitszeichen, also Symptom und nie die eigentliche
„Verstimmung der Lebenskraft“.
Auf dem Weg aus der Krankheit
Die Dynamik einer Krankheit, die Verstimmung der Lebenskraft,
deutet auf einen modularen Prozess hin. Der kranke, das heißt
dysregulierte (verstimmte) Organismus bedient sich der Symptome
als Zeichen. Mit ihnen versucht er das Gleichgewicht
wieder herzustellen. Die Instabilität und die integrierte Wechselbeziehungen
werden durch die Metapher der Waage und des
Mobile sehr eindrucksvoll beschrieben. Die Kunst des Therapeuten
liegt in der Wahrnehmung und Achtsamkeit diesen Symptomen
gegenüber. Die Individualität des Patienten drückt sich in
seiner Sprache und Ausdrucksweise unmissverständlich aus, „in
seinen nämlichen Worten“ (§ 84).
§§ 84
Der Kranke klagt den Vorgang seiner Beschwerden; die Angehörigen erzählen
seine Klagen, sein Benehmen, und was sie an ihm wahrgenommen; der
Arzt sieht, hört und bemerkt durch die übrigen Sinne, was verändert und
ungewöhnlich an demselben ist. Er schreibt alles genau mit den nämlichen
Ausdrücken auf, deren der Kranke und die Angehörigen sich bedienen. Wo
möglich läßt er sie stillschweigend ausreden, und wenn sie nicht auf Nebendinge
abschweifen, ohne Unterbrechung.
Kommt es nicht zur Bewältigung der Krankheit, erleben wir eine
Chronifizierung des Geschehens. Dann ist der Bereich einer Lokalerkrankung
überschritten worden hin zu einem systemischen,
den ganzen Organismus durchsetzten Krankheitsprozess. saMuel
hahneMann gelang es durch die Beschreibung der chronischen
Krankheiten diese Dynamik zu erkennen und daraus seine therapeutischen
Schlüsse zu ziehen. Zitat:
… wir haben es … bei allen chronischen Krankheitsfällen nicht allein mit
der eben vor Augen liegenden Krankheitserscheinung zu tun, sie nicht
für eine in sich geschlossene Krankheit anzusehen und zu heilen, … sondern
immer nur mit einem abgesonderten Teile eines tiefer liegenden Ur-Übels
zu tun. [3]
Nach dem homöopathischen Verständnis von Krankheit und
Gesundheit, heilt nicht der Therapeut oder die verordneten
Medikamente (oder homöopathische Arzneien), sondern immer
nur die Lebenskraft des Organismus. Der ärztliche Rat und
Beistand kann nur den äußeren Anstoß geben für diese Reaktion.
Das Stichwort „Selbstheilung“ hat eine ganz zentrale Rolle
Originalia
im Gesundheitsverständnis von saMuel hahneMann. So wie sich
in jeder Regulationsmedizin die „Selbstheilung“ als zentrale Vorausetzung
für die Beeinflussung der Lebenskraft und schließlich
die Gesundheit eines Individuums erweist. Wer sich mit der
Wandlung von Pathogenes zur Solutogenese befasst, kommt an
diesem Lebensprinzip nicht vorbei. In dem Menschenbild, welches
saMuel hahneMann auf Grund seiner humanistischen Ausbildung
und umfangreichen Literaturstudien erworben hat, sind
sehr fortschrittliche Gedanken über Menschlichkeit und Menschenrechte
vereinigt. So erkennt er primär einen „vernünftigen
Geist“ und einen „höheren Zweck unseres Daseins“ an. Es gibt in
seinen Werken zahlreiche Hinweise, dass er einen Schöpfer und
dessen Schöpfung achtet und im religiösen Sinne verehrt. Die
Sprache hahneManns im Organon ist für unsere Ohren gewöhnungsbedürftig,
aber es steck sehr viel Kraft und Bedeutung in
diesen Worten.
§ 9
Im gesunden Zustande des Menschen waltet die geistartige,
als Dynamis den materiellen Körper (Organism)
belebende Lebenskraft (Autokratie) unumschränkt und
hält alle seine Theile in bewundernswürdig harmonischem
Lebensgange in Gefühlen und Thätigkeiten, so daß unser
inwohnende, vernünftige Geist sich dieses lebendigen, gesunden
Werkzeugs frei zu dem höhern Zwecke unsers Daseins bedienen kann.
Spannungsverhältnis
Pathogenes – Solutogenese
Der Mensch ist mehr als die Summe seiner analytischen Bestandteile,
weil er einen Geist und eine Seele besitz, die ihn zu
einem unverwechselbaren Individuum auszeichnen. Diese Individualität
wird in der ganzheitlichen und menschenwürdigen
Betrachtung deutlich. Damit alles im Einklang funktioniert und
sich immer wieder selber ausbalanciert, bedarf es eines prozesshaften
Findens und Entwickeln. Wir kennen alle das Sprichwort:
„Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben“ und tatsächlich
brauchen wir Aufgaben, Herausforderungen, an denen wir uns
messen lassen. Solange Reize den physiologischen Bogen nicht
überspannen, dienen sie immer zur Stärkung und zur Organisation
der Vitalität. Psyche und Soma sind unzertrennlich, aber
unterschiedlich in ihrer Kombination und Lokalisation. hahne-
Mann legt großen Wert darauf, diese beiden Bereiche nicht von
einander zu isolieren. Hier finden wir die Grundlage für eine
ganzheitliche Betrachtung, dass heißt den Menschen in seiner
Individualität und allen seinen Lebensäußerung zu erfassen. Eine
Aufgliederung in Facharztbereiche, gleichsam Schubladen und
Teilaspekte, sind die Gefährdung der Therapie und verschenken
die Möglichkeiten zur Regulation des sensiblen Gleichgewichtes
der Gesundheit. Gerade die Erkenntnis vom Einfluss der Psyche
auf die Entstehung körperlicher Beschwerden stellt eine hohe
medizinische Qualität dar. Es gilt als Verdienst hahneManns, dass
in der zeitgenössischen Medizin langsam die Grundlagen für
Psychologie und Psychotherapie, lange vor Freud u.a., gelegt
wurden. Seine visionäre Einschätzung von psychiatrischen Erkrankungen
und die Anleitung, wie damit umgegangen werden
sollte, konnten erst viele Jahrzehnte später in der anerkannten
Medizin realisiert werden.
16 2/2011

2/2011
Originalia
§ 213
Man wird daher nie naturgemäß, das ist nie homöopathisch heilen,
wenn man nicht bei jedem, selbst acutem Krankheitsfalle,
zugleich mit auf das Symptom der Geistes- und Gemüths-
Veränderungen siehet und nicht zur Hülfe eine solche Krankheits-Potenz
unter den Heilmitteln auswählt, welche nächst der Aehnlichkeit
ihrer andern Symptome mit denen der Krankheit, auch einen
ähnlichen Gemüths- oder Geistes-Zustand für sich
zu erzeugen fähig ist.
Die Annahme „Ich bin krank“ und die Einsicht „Ich will gesund
werden“ sind Motivation für den Patienten, sich selbst zu reflektieren
oder um fremde Hilfe nachzufragen. Für beide Fälle
ist diese Grundhaltung erforderlich. Nur so kann eine mögliche
Heilung eingeleitet werden. Der Patient befindet sich in einem
„verstimmten Zustand“, seine Lebenskraft ist geschwächt oder
verändert. Diese Veränderungen machen sich oft im Geist-Gemüt-Zustand
bemerkbar und weisen auf eine Dysbalance hin.
Neben allen klinischen und lokalen Zeichen sind diese psychisch-emotionalen
Effekte sehr individuell geprägt und haben
eine hohe Aussagekraft. Es ist Aufgabe des unvoreingenommenen
Arztes sie zu erkennen und ohne Urteil an zu nehmen. Darin
verbirgt sich oft der Schlüssel zu dem Leiden, das uns der Patient
präsentiert.
§ 211
Dieß geht so weit, daß bei homöopathischer Wahl eines Heilmittels,
der Gemüthszustand des Kranken oft am meisten den Ausschlag giebt,
als Zeichen von bestimmter Eigenheit, welches dem genau
beobachtenden Arzte unter allen am wenigsten verborgen bleiben kann.
Die Kompetenz und Professionalität des Therapeuten wird vom
hilfesuchenden Patienten eingefordert. Auf einer vertrauensvollen
Ebene sich zu begegnen und nicht bevormundet oder
gemaßregelt zu werden, ist ein berechtigtes Anliegen aller Notleidenden.
Das Wissen um medizinische, anatomische, histologische
und pathologische Zusammenhänge befähigen den
leidenschaftlichen Arzt über die Versorgung und Behandlung
von Kranken hinaus, bereits dem Gesunden eine Hilfestellung zu
bieten. Was sich in der zahnärztlichen Prophylaxe seit drei Jahrzehnten
positiv entwickelt hat, lässt sich in der Homöopathie auf
einer höheren Qualität für die gesamte Gesundheitsförderung
in Anspruch nehmen. In einfachen, wirkungsvollen Worten beschreibt
saMuel hahneMann vor 200 Jahren den Kern einer echten
Prophylaxe.
§4
Er [der Arzt] ist zugleich ein Gesundheit-Erhalter,
wenn er die Gesundheit störenden und
Krankheit erzeugenden und erhaltenden Dinge kennt
und sie von den gesunden Menschen zu entfernen weiß.
Schlussbetrachtung
Nicht durch das Gegenteilige, sondern immer mit dem Gleichartigen
finden wir in der Homöopathie die passende und therapeutische
Antwort auf die Hilferufe der verstimmten Lebensenergie.
Mit der Umwandlung des Arzneimittels über Verdünnung und
zaenmagazin
Potenzierung erzeugen wir eine Stimulans der Krankheitszeichen.
Durch das Erreichen eines anderen Energieniveaus wird
der Zugang in das Regulationssystem geöffnet. Die vom Körper
erzeugte Krankheit ist ein Mittel zu Selbstheilung. Ist hierfür die
Energie zu schwach, kann durch eine Kunstkrankheit, wie sie das
Arzneimittel erzeugt, die nötige und hilfreiche Information als
Input angeboten werden. Wie in einer Vektorgleichung stehen
sich diese beiden energetischen Krankheitsformen nicht diametral
gegenüber, sonder sind „gleichsinnig“ in der selben Richtung
wirksam. Ein schönes Bild zum Verständnis dieses Vorganges
kann aus der Physik entliehen werden. In der Wellenmodulation
überlagern sich gleichgerichtete Wellen und heben sich dadurch
auf. So verschwinden auch die Symptome, wenn die Krankheit
von der Lebensenergie überwunden worden ist. Aus dem folgenden
Zitat lässt sich das „Simile-Prinzip“ herleiten.
§ 26
Dieß beruht auf jenem zwar hie und da geahneten, aber bisher
nicht anerkannten, aller wahren Heilung von jeher zum Grunde
liegenden homöopathischen Naturgesetze:
Eine schwächere dynamische Affection wird im lebenden
Organism von einer stärkern dauerhaft ausgelöscht, wenn diese
(der Art nach von ihr abweichend) jener
sehr ähnlich in ihrer Aeußerung ist.
Das Bild der Waage oder im dreidimensionalen Raum das Bild
vom Mobile, zeigt uns immer, dass wir auf der Suche nach Balance,
nach Ausgeglichenheit der Lebenskraft sind. Nichts anderes
drücken wir mit dem Begriff „Regulation“ aus. Jeder lebendige
Organismus ist bestrebt mit den einwirkenden Stoffen, Reizen
und Emotionen so zu bilanziert, dass deren Effekt, die Reaktion
und die ausgehenden Signale im Gleichklang sind. Irritationen
werden durch entsprechende Reaktionen ausgeglichen und so
kompensiert. Je besser dies dem Körper gelingt, umso besser ist
sein Heilungsvermögen. Analog hierzu ist die Gabe der homöopathischen
Arznei möglichst klein gehalten durch Verreibung
und Potenzierung. Materiell sind viele Ausgangsubstanzen hoch
toxisch oder zumindest schädlich für den Menschen. Durch die
homöopathische Aufbereitung wird die Ursubstanz auf ein anderes
Energieniveau gebracht und kann hier den Organismus
wirksam, aber unschädlich ansprechen. Die Therapeuten geben
Hilfestellung und Leitlinien vor für die einsetzende Heilung. Das
Therapeutikum ist nur das Stimulum, um die Kräfte frei entfalten
zu lassen. Nicht der Arzt oder seine Methoden heilen, sondern
die dem Patienten innewohnende Selbstheilungskraft bewerkstelligt
die Gesundung. Dabei muss der angebotene Input
gleichsinnig mit der symptomatischen Störung verlaufen:
Similia similibus currentur
§ 1
Des Arztes höchster und einziger Beruf ist,
kranke Menschen gesund zu machen,
was man Heilen nennt.
saMuel hahneMann, „Organon der rationellen Heilkunde“
[1] Verfassung der Weltgesundheitsorganisation, New York, 22. Juli 1946
[2] Hahnemann, S.: Organon der Heilkunst. Verlag Dr. Willmar Schwabe, Leipzig,
1921
[3] Hahnemann, S.: Die chronischen Krankheiten, Bd 1, S. 6. Karl F. Haug Verlag,
Heidelberg 2001
17

zaenmagazin
Angst als psychoenergetische Blockade
reimar Banis
Zusammenfassung
Ein homöopathisches Komplexmittel namens Anxiovita®,
das zur Behandlung von Angsterkrankungen
dient, hat sich im energiemedizinischen Medikamententest
auch als zuverlässiges Diagnostikum
erwiesen, um zuverlässig eine Angsterkrankung zu
erkennen. Die langjährige Praxiserfahrung zahlreicher
Kollegen hat gezeigt, dass viele therapieresistente,
chronisch und psychosomatisch Kranke auf Anxiovita®
ansprechen, bei denen man eine Angsterkrankung
normalerweise sonst nicht vermutet hätte.
Fragt man daraufhin beim Patient genauer nach,
entdeckt man oft eine verborgene Angsterkrankung,
die etwa mit übergroßen Sorgen und quälenden Befürchtungen
einhergeht, aber auch mit anderen relativ
unbewussten, sonst schwer zu verbalisierenden
Ängsten. Eine aufgrund des Testverdachts begonnene
spezifisch angstlösende Therapie erweist sich
danach oft als effektiv und als anhaltend wirksam, so
dass man vermuten kann, dass damit eine ursächliche
Therapie durchgeführt worden ist. Anxiovita®
erweist sich zusammenfassend als nützlich, um sonst
unerkannte Angsterkrankungen aufzudecken, die
oft nur mit unspezifischen Beschwerden wie Unruhe,
Anspannung, Schmerz, kindlichen Verhaltensstörungen
und dergleichen einhergehen, um sie anschließend
kausal zu behandeln.
Schlüsselwörter: Angst, versteckte Angsterkrankung,
Medikamententest, Anxiovita®, Psychosomatische
Energetik
Autor
Dr. med. Reimar Banis
Zum Scheidberg 9
66798 Wallerfangen
Tel. 0 68 37 / 90 19 99
drbanis@hotmail.com
www.rubimed.com
Originalia
In der allgemeinärztlichen Sprechstunde sind Angsterkrankungen
ein häufiges Thema. Fachleute nehmen an, dass jeder Zwanzigste
im Lauf seines Lebens mit Angsterkrankungen zu tun hat.
Es handelt sich dabei um krankhafte Zustände, die bei einer
gründlichen Befragung meist gut zu erkennen sind. Dazu gehören
Prüfungsängste, Panikattacken, Sozialangst und Klaustrophobie,
die mit klar erkennbarer Angst einhergehen. Wesentlich
schwerer zu diagnostizieren sind generalisierte Angststörungen,
die sich hinter unklaren Beschwerden wie allgemeiner Unruhe,
Anspannung, Erschöpfung und Unbehagen (Schmerzen) verstecken.
Angesichts der grossen Gruppe von Patienten, die mit solchen
unspezifischen Beschwerden Hilfe suchen, hat man es mit
einem Graubereich zu tun. Bekanntlich können psychiatrische
Krankheiten wie Depres sionen dahinter stecken, ebenso wie
psychosomatische und rein somatische Krankheiten. Die Differentialdiagnose
gestaltet sich daher oft schwierig und einfache
Hilfen zur richtigen Diagnosefindung erscheinen umso wichtiger.
Eine solche Hilfe möchte ich nachfolgend vorstellen, die sich
in der allgemeinärztlichen Praxis bewährt hat und aus einem einfachen
Medikamententest besteht. Oft genügen danach gezielte
Fragen, um eine verborgene Angsterkrankung aufzudecken.
Eine daraus abgeleitete Therapie, sofern sie gut anschlägt, bietet
darüber hinaus erfahrungsgemäss den endgültigen Beweis, dass
man diagnostisch das Richtige erkannt hat.
Diagnose der Angst
aus psychoenergetischer Sicht
In meiner Praxis benutze ich ein energetisches Diagnoseverfahren,
die Psychosomatische Energetik (PSE). Angsterkrankungen
sind hierbei durch bestimmte Charakteristika definiert:
1. Meist zeigen sich niedrige Vital- und/oder Emotionalwerte
(unter 40-50 %, normal ist 100 %);
2. Typische Konflikte mit den Themen Angst, Unruhe und
Anspannung sprechen an (häufig die Emotionalmittel
Nr. 15, 16, 18, 5-7, 21-24);
3. Anxiovita® als Spezifikum für Angsterkrankungen
spricht an;
4. im Medikamententest bringt Anxiovita® die Vital- und
Emotionalwerte auf normale Werte von 100 %.
Der oben geschilderte Test spricht zuverlässig bei den üblichen
Angsterkrankungen an. Therapeuten, die den Medikamententest
beherrschen, aber andere Testmethoden als die PSE anwenden,
können aus dem einfachen Ansprechen der Testampulle Anxiovita®
ebenfalls auf eine mögliche Angsterkrankung schließen (im
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2/2011
Originalia
Basistestsatz der PSE). Eine Therapie ex iuvantibus mit dem guten
therapeutischen Ansprechen auf angstlösende Medikamente
wie das gut wirksame pflanzliche Kava-Kava (leider nicht mehr
als Urtinktur erhältlich), Anxiovita®, Buspiron, Phosetamin® und
dergleichen sowie eine begleitende verhaltenstherapeutische
Unterweisung (Sport, Entspannung, Lebensführung) und ggf.
eine Kurzpsychotherapie erweisen sich oft als sehr hilfreich und
geben die beste Bestätigung, dass man sich diagnostisch auf
dem richtigen Weg befindet.
Über einen typischen Fall, bei dem die Angsterkrankung
hinter unspezifischen Allgemeinbeschwerden verborgen war,
möchte ich nachfolgend berichten:
Frau S., eine alleinlebende 48-jährige Sekretärin, leidet seit Jahren
an chronischer Erschöpfung mit vegetativen Beschwerden
in Form von Reizdarm und Schwindel. Psychopharmaka will
sie nicht nehmen und helfen angeblich auch nicht richtig, eine
Kur in einer psychosomatischen Klinik habe keine Besserung
gebracht. Bei der psychoenergetischen Testung finden sich
niedrige Vitalwerte von 30 % und Emotionalwerte von 20 %,
das sechste Chakra spricht an mit dem Konflikt „Unruhe“,
Anxiovita® testet positiv. Angesprochen auf versteckte Ängste
und Sorgen berichtet sie von der übermächtigen Angst, den
Arbeitsplatz zu verlieren. Sie kann oft allgemein schlecht
abschalten und steht ständig unter Spannung. Nach viermonatiger
Therapie mit den homöopathischen Komplexmitteln
Chavita 6, Emvita 22 und Anxiovita® fühlt sie sich wesentlich
besser, hat mehr Vitalität, unternimmt jetzt abends etwas
von sich aus, weil sie nicht mehr so erschöpft aus dem Büro
kommt. Laut ihren Kollegen kann sie sich besser durchsetzen,
hat jetzt keine Ängste mehr um ihren Arbeitsplatz.
Kinder mit Aufmerksamkeitsstörungen (ADS), Lernstörungen
und schwachem Selbstbewusstsein leiden oft ebenfalls an einer
Angsterkrankung, wie der nachfolgende Fall zeigt:
Die zwölfjährige Sara wirkt deutlich jünger als es ihrem Alter
entspricht. Laut der Mutter besteht seit dem 2.Schuljahr eine
Rechtschreibschwäche, sie könne sich nicht konzentrieren und
verdreht Wörter, klagt oft über Kopfweh. Auffällig ist eine übergroße
Schüchternheit in der Öffentlichkeit, während sie sich
zuhause ganz normal verhält. Eine Therapie bei der Schulpsychologin
hat leider nichts gebracht. Im psychoenergetischen
Test fallen sehr niedrige Emotionalwerte von 30 % auf. Der
Konflikt „hastig“ im fünften Chakra spricht an, dazu Anxiovita®.
Beim Gespräch äussert Sara, große Angst vor Prüfungen
zu haben, was vorher nicht bekannt war. Die Mutter hört
das zum ersten Mal und zeigt sich verwundert. Verordnung
von Chavita 5, Emvita 18 und Anxiovita®. Bei der Kontrolluntersuchung
ein halbes Jahr später berichtet die Mutter, Sara
sei deutlich selbstbewusster, die Noten seien besser und das
Kopfweh nicht mehr aufgetreten.
Fazit
zaenmagazin
Die psychoenergetische Testung führt vor Augen, dass Angsterkrankungen
in der Praxis wesentlich häufiger vorkommen als
allgemein bekannt ist. Insbesondere bei Problempatienten mit
schwer therapierbaren Störungen wie chronisch-vegetativer Erschöpfung
und Schmerzzuständen findet sich oft eine versteckte
Angsterkrankung. Das Gleiche gilt für Kinder und Jugendliche
mit Lern- und Verhaltensstörungen. Insbesondere bei Schulkindern
schwächt Angst das Selbstbewusstsein und die Fähigkeit,
längere Zeit geistig konzentriert und in seiner Mitte zu sein.
Angst hat bei allen Altersklassen einen großen vegetativen Störeffekt,
erschöpft und erhöht dazu die Schmerzschwelle. Angst
wirkt psychoenergetisch lähmend und erschöpft auf Dauer, so
dass es als ein großer Energieräuber wirkt. Die Testung mit Anxiovita®
führt oft auf die richtige Spur. Eine anschließende medikamentöse
angstlösende Therapie zusammen mit Hinweisen zur
Lebensführung sowie eine psychische Exploration und seelische
Stabilisierung im Sinne einer Kurz-Psychotherapie zeigen dann
oft, dass der richtige Weg eingeschlagen wurde. Häufig handelt
es sich um einen anhaltenden therapeutischen Erfolg, der auf
zeitsparende und einfache Weise oft eine lange Patientenkarriere
als unerkannter Angstpatient verhindert und eine Kaskade an
Folgeschäden verhindert.
Literatur
Banis, Reimar: Lehrbuch der Psychosomatischen Energetik. VAK Verlag Kirchzarten
2003
Holschuh-Lorang, B: Praxisstudie Psychosomatische Energetik. Schweizerische
Zeitschrift für Ganzheitsmedizin Nr. 7/8, November 2006
19

zaenmagazin
Originalia
Blastocystis – ein häufiger, wenig bekannter,
fakultativ darmpathogener Einzeller
GaBriele scHneider, Peter rosler
Zusammenfassung
Blastocystis ist ein fakultativ darmpathogener Einzeller,
der weltweit im Intestinaltrakt von Mensch
und Tier vorkommt. Die Biologie des Keimes in Darm
und Umwelt ist nur teilweise bekannt. Die Infektion
des Menschen erfolgt fäkal-oral über kontaminiertes
Wasser, begünstigt durch schlechte Hygienebedingungen,
häufig nach Reiseanamnese. Die Prävalenz
kann in Gebieten oder Bevölkerungsgruppen mit
mangelnder Hygiene bis zu 70 % erreichen; in Europa
betragen die Nachweisraten meist um 15 %. Blastocystis
ssp. wurde bei Vitatest 2010 bei 1298 ambulanten
Patienten mit chronischen Magen-Darm-Beschwerden
in 12,6 % (n=164) der parasitologischen
Stuhluntersuchungen nachgewiesen. Nur bei ein
bis zwei Drittel der Infizierten treten Symptome auf.
Klinisch werden vorrangig chronisch-rezidivierende
Durchfälle, Bauchschmerzen, Müdigkeit und Meteorismus
beobachtet. Außerhalb von Entwicklungsländern
wird Blastocystis besonders häufig bei Patienten
mit Reizdarm-Syndrom gefunden. Die Therapie wird
bei Erregernachweis im Stuhl und persistierenden
Symptomen, nach Ausschluss anderer Ursachen,
empfohlen. Bisher bewährt hat sich die Behandlung
mit Tinidazol, Metronidazol oder Paromomycin. Insuffiziente
Diagnostik, Therapie, Reinfektionen unklarer
Herkunft sowie Fragen zur individuellen Therapiebedürftigkeit
erschweren gegenwärtig den Umgang
mit dieser parasitären Infektion.
Schlüsselwörter: Blastocystis, Parasiten, Protozoen,
Diagnostik, Therapie, Enteritis
Autor
Dr. Gabriele Schneider
Vitatest Drs. Rosler GbR
Am Weißen Haus 10
97772 Wildflecken
Tel.: 0 97 45 / 91 91 17
Fax: 0 97 45 / 91 91 91
E-Mail: schneider@vitatest.de
Bei parasitologischen Stuhluntersuchungen im Fachlabor Vitatest
ist Blastocystis ssp. der am häufigsten mikroskopisch nachgewiesene
Erreger. Im Jahr 2010 wurde bei 1298 parasitologischen
Stuhluntersuchungen in 164 Proben (12,6%) Blastocystis
ssp. nachgewiesen (siehe Tabelle 1). Die Stuhlproben stammen
zum überwiegenden Teil von ambulanten Patienten mit chronischen
Magen-Darm-Beschwerden.
Rückfragen der Therapeuten nach Befundübermittlung verdeutlichten,
dass über Blastocystis ssp. in gängigen Fachbüchern
kaum Angaben zu finden sind und dass Pathogenität und Therapiebedürftigkeit
kontrovers diskutiert werden. Diese Informationslücken
sowie Erkenntnisse der letzten Jahre sind Anlass, den
gegenwärtigen Stand des Wissens zusammenzutragen.
Tab. 1: Ergebnisse parasitologischer Stuhldiagnostik Vitatest 2010
Monat Untersuchungen
Anzahl n
Parasiten nachgewiesen
(inkl. Blastocystis)
Blastocystis ssp.
nachgewiesen
n % n %
Januar 79 19 24,1 17 21,5
Februar 100 18 18,0 18 18,0
März 112 14 12,5 14 12,5
April 76 12 15,8 10 13,2
Mai 77 10 13,0 9 11,7
Juni 114 21 18,4 17 14,9
Juli 114 18 15,8 16 14,0
August 87 15 17,2 12 13,8
Sept. 132 27 20,0 22 16,7
Oktober 133 15 11,3 12 9,0
Nov. 128 9 7,0 8 6,3
Dez. 146 11 7,5 9 6,2
gesamt 1298 189 14,6 164 12,6
Vorkommen und Taxonomie
Blastocystis kommt weltweit bei Mensch und Tier (z.B. Affe,
Schwein, Huhn, Hund, Katze, Nager, Reptilien, Fisch, Schabe) vor.
In vielen Arbeiten wird der Keim als Protozoe, Flagellat, Amoebe,
Hefe oder Sporozoon (fehl-?)klassifiziert. Seit 1996 ordnen
phylogenetische Analysen der ribosomalen RNS Blastocystis
taxonomisch der heterogenen Gruppe der „Stramenopile“ zu
(113). Andere Stramenopiles sind Braunalgen, Kieselalgen sowie
die Erreger von „Mehltau“ oder „Plötzlichem Eichensterben“. Die
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2/2011
Originalia
Stellung von Blastocystis innerhalb der Stramenopiles ist noch
unklar. Blastocystis ist der erste humanpathogene Stramenopile.
Blastocysten besitzen Mitochondrien bzw. „mitochondrion-like
organelles“ mit tubulären Cristae, deren Funktion wegen ihres
anaeroben Stoffwechsels unklar ist. Der Nachweis verschiedener
NADH- Dehydrogenasen sowie das Fehlen von Cytochrom- und
ATPase-Untereinheiten deuten andere Stoffwechselwege in den
Mitochondrien an (138). Elektronenmikroskopische Aufnahmen
zeigen, dass die Zellwand von einer fibrillären Schicht umgeben
ist (160,164); hier wird sekundäre Rückbildung von Geißeln und
Wimpern vermutet (113).
Zahlreiche Versuche wurden unternommen, Blastocystis
durch Protein-Profile (9, 44, 24, 71, 76), Zytochemie (68, 142,
151, 153), Genanalytik (9, 12, 19, 21, 49, 50, 89, 151), Serologie (9,
24, 173) und/oder Elektronen-Mikroskopie der Zell- und Oberflächen-Strukturen
(16, 21, 22, 152, 159, 163, 165) zu charakterisieren.
Dabei gelang es, Blastocysten in verschiedenen Medien
zu kultivieren (23, 34, 114, 120, 122, 129, 132, 133, 134, 140, 168,
171). Alle Untersucher kamen zu dem Ergebnis, dass es sich um
eine polytypische Spezies handelt, die eventuell in Subspezies
unterteilt werden sollte. Die meisten Studien konnten keinen
Zusammenhang zwischen Typen bzw. Formen und Pathogenität
finden.
Noch vor einigen Jahren glaubte man, dass eine Art den
Menschen und andere Arten Tiere infizieren würden. Man nannte
deshalb die den Menschen infizierenden Blastocysten Blastocystis
hominis und benannte andere Arten nach dem Vorkommen
bei Tieren z.B. Blastocystis ratti der Ratte. Genanalysen zeigen,
dass Blastocystis hominis als einheitliche Art nicht existiert und
dass 9 Subtypen den Menschen infizieren können, eingeschlossen
die Art, die man früher als Blastocystis ratti bezeichnete. Deshalb
wurde 2007 vorgeschlagen den Terminus Blastocystis ssp.
Anstelle der bisherigen Bezeichnung zu verwenden (176, 177).
Morphologie
Von Blastocystis sind vier morphologisch unterschiedliche Formen
beschrieben: die vakuoläre, granuläre, amöboide und cystische
Form. Vakuoläre Form ist die häufigste Form in Kulturen und
wird oft zur Identifikation genutzt. Die Größe variiert zwischen
2-200 μm. Typisch ist eine große zentrale Vakuole umgeben von
einem dünnen Cytoplasma-Saum. Die granuläre Form ähnelt der
vakuolären, enthält jedoch in der Vakuole und/oder im Cytoplasma
Granula. Zystische Formen sind rund oder ovoid, verschieden
groß (6-7 μm, z.T. 4-10 μm, vereinzelt 2-18 μm), haben eine relativ
dicke Wand (oft mit Granula im Inneren), enthalten 1-4 Zellkerne
und z.T. bis 6 verschieden große Vakuolen (84, 126). Amöboide
Formen von Blastocysten sind unbeweglich und stark adhäsiv.
Eine Studie (133) berichtet, dass amöboide Formen nur in Kulturen
symptomatischer Individuen gebildet werden, während
asymatomatische Individuen nur vakuoläre Formen bilden.
zaenmagazin
Abb. 1: 4 bekannte Formen von Blastocystis ssp. (wikipedia/Blastocystis/12/2010)
Epidemiologie
Die meisten Autoren postulieren den fäkal-oralen Infektionsweg
bzw. haben ihn experimentell bestätigt (72, 85, 92, 93, 96,
120). Für das Vorliegen einer Zoonose sprechen morphologische
und molekularbiologische Ähnlichkeiten von bei Tier und
Mensch gefundenen Blastozysten (107, 153) sowie ein hoher
Durchseuchungsgrad bei Viehhändlern (63, 104, 106). Menschzu-Mensch-Übertragung
von Blastocystis ist bisher kaum beschrieben
(62). Lediglich bei Intensivpatienten und deren Pflegern
wird auf Grund von Genotypisierungen auf die Möglichkeit
dieses Übertragungsweges hingewiesen (172). Als Hauptinfektionsquelle
wird kontaminiertes (Quell-) Wasser beschrieben
(92, 93, 96). Blastocystis-Zysten überleben in Wasser 19 Tage (84)
und werden durch Chlorierung von Trinkwasser nicht abgetötet
(62, 169), während extreme Kälte bzw. Wärme und gebräuchliche
Desinfektionsmittel zum raschen Absterben führen (84).
Als infektionsbegünstigend sind, auch im Zusammenhang mit
Reiseanamnese (96, 99), schlechte Wasserhygiene und Mängel
im Klärschlamm- und Abfallbeseitigungssystem zu sehen (7, 14,
91). In schlechten Hygienebedingungen sowie dem fäkal-oralen
Infektionsweg liegt vermutlich auch die Hauptursache für den,
bei Blastocystis häufig beobachteten, Nachweis zusammen mit
anderen darmpathogenen Erregern (1, 3, 4, 7).
Man vermutet, dass nach oraler Aufnahme der Zystenform
im Körper ein Zyklus abläuft, bei dem die verschiedenen morphologischen
Formen gebildet werden. Der Erreger kolonisiert
im Colon und verursacht lokale Entzündung, die sich in Darmbiopsien
oft als Mukosaödeme mit lympho-plasmazellulären Infiltraten
zeigen (109). Mit den Faeces werden dann wiederum Zystenformen
ausgeschieden, die auf faecal-oralem Weg Mensch
oder Tier infizieren können.
21

zaenmagazin
Abb. 2: Vermuteter Lebenszyklus von Blastocystis nach [130]
In diesem angenommenen Lebenszyklus werden avakuoläre
und multivakuoläre Formen nicht erwähnt (130), während
andere Untersucher sie einbeziehen (123). Man nimmt z.T. an,
dass vakuoläre Formen nur in Kulturen vorkommen (120). Diese
unterschiedlichen Vermutungen zeigen die gegenwärtigen
grundlegenden Wissenslücken zur Biologie von Blastocystis.
Kenntnis der Biologie ist jedoch nötig, um bessere diagnostische
Methoden zu entwickeln und um Aussagen zu Phänotyp, Genotyp
bzw. Pathogenität zu machen (120). Im Tierversuch zeigten
Ratten nach oraler Gabe von vakuolisierten Zysten keine Infektion
(129). Mäuse infizierten sich nach oraler Aufnahme von fäkalen
Zysten, während die intracaecale Gabe von Zysten aus Invitro-Kulturen
nicht zur Infektion führte. Die Infektion verlief für
Tab. 2: Andere Stuhlparameter in Blastocystis positiven Proben (n= 164)
Ergebnisse Labor Vitatest 2010
Parameter Anzahl Normwerte verminderte Werte erhöhte Werte
Untersuchungen
Anzahl Anteil % Anzahl Anteil % Anzahl Anteil %
sekretorisches IgA
gesamt
37 4 11 30 81 3 8
sekretorisches IgA1 54 12 22 42 78 0 0
sekretorisches IgA2 54 30 56 12 22 12 22
Defensin 68 24 36 17 25 27 40
Histamin 93 47 50 46 50
Serotonin 38 11 29 9 32 18 47
Calprotectin 38 35 92 3 8
CRP 32 14 44 18 56
Anti- Gliadin IgA 50 13 26 37 74
Pankr. Elastase1 96 60 61 38 40
M2PK 16 10 63 6 37
enterales IgE 19 16 84 3 16
enterales IgG 19 17 90 2 10
Originalia
Mäuse selbst limitiernd. Im Caecum fand man vakuoläre und granuläre
Formen, im Colon nur die Zysten-Form. Die Histologie von
Caecum und Colon zeigte intensiv-entzündliche Zellinfiltrate,
ödematisierte Lamina propria und Schleimhautläsionen (85). Endoskopisch-
histologische Untersuchungen der Colonschleimhaut
von natürlich infizierten Patienten mit gastrointestinalen
Symptomen ergaben keine Hinweise auf Entzündungsvorgänge,
die Darmpermeabilität war jedoch signifikant herabgesetzt
(175). Über die Invasivität der Blastocystis-Infektionen gibt es
unterschiedliche Berichte: (52, 85, 175) berichten über nicht-invasiven
Verlauf, während (73) und (2) beim Menschen und (178)
beim Tier invasive Verläufe beobachteten. Auf Zellkulturen sind
zytopathogene Effekte nachweisbar (9, 143). Die Infektion löst
die Bildung spezifischer Antikörper, besonders der IgG-Fraktion,
aus (9, 24, 173). Blastocystis provoziert in menschlichen Colonzellen
die Bildung von Interleukin 8, dass bei rheumatoider Arthritis
ein Rolle spielt (179). Blastocystis setzt die Sekretion von
sIgA ins Darmlumen herab (180) und induziert die Apoptose
von Darmzellen (113). Verminderte sIgA-Werte in Verbindung
mit Blastocystis-Infektio nen konnten auch wir nachweisen. Bei
91 der 164 Blastocysten-positiven Stuhlproben bestimmten wir
parallel sIgA (37x) bzw. sIgA1 und sIgA2 (54x). In 81 % (sIgA), 78 %
(sIgA1) bzw. 22 % (sIgA2) der Proben war das sekretorische Immunglobulin
A vermindert und in 11 %, 22 % bzw. 56 % normwertig
(vgl. Tabelle 2).
Untersuchungen zur Infektion mit Entamoeba histolytica
zeigten erhöhte Serotonin-Werte im Serum Infizierter (181). Auf
Grund der Ähnlichkeit von Symptomen einer Blastocystis-Infektion
mit der Rolle von Serotonin im Körper wird angenommen,
dass bei Blastocystis ähnliche Mechanismen wie bei Entamoeba
histolytica vorhanden seien könnten (181). Unsere Untersuchungen
von Serotonin in 38 der 164 Blastocysten-positiven Stuhlproben
zeigten in 18 Proben (47 %) einen erhöhten Serotonin-
Wert (vgl. Tabelle 2).
Gemäß unseren Befunden zeichnet sich ab, dass Blastocys-
22 2/2011

2/2011
Originalia
tis-Infektionen außerdem überproportional häufig mit erhöhten
CRP-Werten (Entzündung), verminderter Pankreaselastase (Pathogenese?)
und erhöhtem Anti-Gliadin-IgA vergesellschaftet
sind. Der Parameter Anti-Gliadin-IgA im Stuhl hat nach unserer
Erfahrung keine gute Spezifität für Gluten-Enteropathie (Zöliakie,
Sprue), sondern kann bei Darmentzündungen unterschiedlicher
Genese erhöht sein. Ob Beziehungen zwischen Blastocystis-
Infektionen und Gluten-Enteropathien bzw. -Unverträglichkeit
bestehen, wurde weitergehend nicht untersucht.
Zur Prävalenz in verschiedenen Bevölkerungsgruppen und
geografischen Regionen gibt es weltweit zahlreiche Mitteilungen.
Einige Autoren berichten über höhere Nachweisraten bei
Immunsupprimierten im Vergleich zu Immunkompetenten,
andere bestätigen diese Unterschiede nicht. So schwanken beispielsweise
die Angaben zur Prävalenzrate bei HIV-Infizierten
von 0,5 % in Brasilien (27) und 2,4 % in den USA (78) bis zu 38 %
in Norddeutschland (1) und 51,8 % in Argentinien (79). Am sinnvollsten
lassen sich u.E. die in der Literatur angegebenen unterschiedlichen
Prävalenzraten mit dem Hygieneniveau, insbesondere
der Wasserhygiene und der Hygiene bei Tierkontakten, der
jeweiligen Regionen und Bevölkerungsgruppen erklären. So waren
in Japan 0,5 % Japaner und 7,4 % Nicht-Japaner mit Blastocystis
infiziert (52); hospitalisierte Kinder in Malaysia und Singapore
zu 4 % (116, 80); hospitalisierte Kinder in der Stadt Pittsburg (USA)
zu 3 % (96) und in Kanada zu 13 % (59). Dem gegenüber stehen
Infektionshäufigkeiten von 36 % (Nepal, 113), 41 % (Viehhändler
Malaysia, 104), 60 % (ländliche Regionen Indonesiens, 101) oder
43 % (Kinder in Argentinien, 14), 42 % (Krankenhaus Venezuela,
31), 38 % (Farmbewohner Brasilien, 63), 64 % (Schulkinder ländliche
Region Chile, 91) bis zu 71 % (Vorschulkinder Venezuela,
33). Blastocysten sind in Entwicklungsländern häufiger als in Industrieländern
nachweisbar, verlaufen jedoch in Industieländern
öfter symptomatisch (137, 182, 136).
In Europa werden meist Nachweisraten um 15 % genannt
(Italien, 20; Frankreich, 57; Spanien, 77; Deutschland, 56). Die
meisten Befunde der letztgenannten Ländern stammen von
Patienten mit Diarrhoe, Reiserückkehrern und Patienten mit
unspezifischen, meist chronischen Gastrointestinalbeschwerden.
Unsere Untersuchungen bestätigen die in der Literatur beschriebenen
Prävalenzen. In den Jahren 1999/2000 wiesen wir
Blastocystis ssp. in 11,5 %, 2010 in 12,6 % der untersuchten Stuhl-
zaenmagazin
Proben nach. Coinfektionen mit anderen Parasiten fanden wir zu
5 % (8x). Coinfektionen mit enteropathogenen Bakterien, Viren
bzw. Helicobacter wurden vereinzelt gefunden, geringe Untersuchungszahlen
lassen jedoch keine statistischen Aussagen zu.
Nachweis
Tab. 3: Zusammenfassung der beschriebenen Formen verschiedener Blastocystis-Formen [nach (123)]
Form Größe (μm) Herkunft Zentral-Vakuole Äußere Hülle Anzahl der
Zellkerne
vakuolär 2-

zaenmagazin
vereinzelt 2-18 µm) groß, enthalten 1-4 Zellkerne und z.T. bis 6
verschieden große Vakuolen (84, 126).
Da Blastocystis-Zysten mit dem Stuhl unregelmäßig ausgeschieden
werden (140, eigene Untersuchungen), empfehlen wir,
3 Stuhlproben innerhalb von 8-12 Tagen zu untersuchen.
Pathogenität
Bis zur Mitte der 1990er Jahre wurde Blastocystis meist als nicht
pathogen angesehen. In neueren Veröffentlichungen wird
Blastocystis von den meisten Autoren als darmpathogen beschrieben
(189, 190). Nicht bei allen Infizierten treten klinische
Symptome auf. In Deutschland wird geschätzt, dass bei 1-2 Dritteln
der Infizierten Symptome auftreten (62). Besonders häufig
werden Assoziationen zu Auslandsreisen festgestellt (57, 124,
52). Dabei wird Blastocystis bei ca. 11 % deutscher Reiserückkehrer
als alleiniger Erreger der Reisediarrhoe gefunden (56). Als
Inkuba tionszeit werden 3- 10 Tage, z.T. Wochen oder Monate angegeben
(18). In einem Krankenhaus in den USA traten bei mit
Blastocystis infizierten Kindern in 85 % der Fälle gastrointestinale
Symptome auf (96). Es wird eine ausbruchartige Erkrankung
bei Vorschulkindern beschrieben (92). Patienten mit Reizdarm-
Syndrom sind signifikant häufiger mit Blastocysten infiziert als
Gesunde (146, 54, 191,192). Auch über Koinzidenzen von Blastocystis-Infektionen
und entzündlichen Darmerkrankungen wird
berichtet (193, 194, 195).
Klinik
Die klinischen Symptome sind verschieden stark ausgeprägt und
meist unspezifisch. Einige Autoren nehmen die überwiegend
asymptomatische Besiedlung des Darmes an (7, 8, 57, 113) oder
beobachteten das Auftreten klinischer Symptome in Verbindung
mit Immunschwäche (28), vorangegangenen Tropenreisen (29)
oder schneller Proliferation des Parasiten (57). Die Mehrzahl
der Autoren beschreibt das Auftreten von Symptomen neben
asymptomatischen oder subklinischen Verlaufsformen und sieht
Blastocystis als fakultativ darmpathogen an. Am häufigsten
tritt Diarrhoe verschiedener Verlaufformen auf (5, 15, 18, 20, 31,
32, 35, 38, 45, 66, 67, 71, 72, 77, 78, 87, 92, 93, 170). Meist werden
chronisch-rezidivierende Durchfälle z.T. im Wechsel mit Obstipation
beschrieben. Vorrangig im Zusammenhang mit Reiseanamnese,
bei Kindern oder bei Immunsuppression treten auch akute
wässrige Diarrhöen auf (5, 67, 77, 96). Begleitsymptome sind i.d.R.
unspezifische Bauchschmerzen, Müdigkeit, Appetitlosigkeit und
Meteorismus. Diese Angaben zur Klinik decken sich weitestgehend
mit den Vorberichten unserer Therapeuten. Daneben kommen
vereinzelt schwerere Verlaufsformen vor. Genannt werden:
hämorrhagische Enteritis (2, 20, 43, 148), rektale Blutungen (5),
Urtikaria (6), Peritonitis (10), Darmverschluß (51), reaktive Arthritis
(65) und Generalisierung mit Pneumonie und Arthritis (74).
Therapie
Originalia
Die Therapiebedürftigkeit einer Blastocystis-Infektion wird wegen
oft asymptomatischem Verlauf, selbstlimitierender Diarrhoen
und selbstlimitierender Darminfektionen (nach unseren
Ergebnissen selten!) kontrovers diskutiert. Nach unseren Erfahrungen,
die mit den Angaben aus der Literatur übereinstimmen,
sollten Patienten mit Nachweis von Blastocystis im Stuhl
und persistierenden Symptomen, nach Ausschluss anderer
Ursachen, therapiert werden (1, 75).
Zur Therapie werden beschrieben:
Imidazole: Tinidazol z.B. „Simplotan“ (62, eigene Erfahrungen),
Ketaconazol (11), Metronidazol z.B. „Arilin“, „Clont“, „Flagyl“
(5, 62, 65, 74, 170, eigene Erfahrungen,11) oder Nitroimidazol
(57),
Jodoquinol („Yodoxin“) (11),
Sulfonamide, (Co-Trimoxazol z.B. „Bactrim“ (62, 97, 110),
Furazolidon („Furoxone“, „Nifolidon“) (11),
Paromomycin z.B. „Humatin“, „Gabbroral“ (6, 43, eigene Erfahrungen)
oder
andere Antibiotika bzw. Antibiotika-Kombinationen (z.B. Rifaximin,
3; Nitazoxanid, Ciprofloxacin+ Metronidazol, Doxicyclin+
Paromomycin, Rifaximid+ Nitazoxanid) (3, 11) empfohlen.
Metronidazol ist das am häufigsten beschriebene Therapeutikum.
Bei Einsatz von Metronidazol ist mit ca. 30 % Therapieversagern
zu rechnen (62). Metronidazol-Resistenz wurde durch
In-vitro-Versuche (167) bestätigt und es wurden Unterschiede in
der geografischen Verteilung ermittelt (48). Tinidazol wirkt ähnlich
wie Metronidazol, ist aber oft besser verträglich (57, eigene
Erfahrungen). Besser wirksam, gemessen an weniger Therapieversagern
und Rezidiven, ist Paramomycin (6, 43, eigene Erfahrungen).
Im Rahmen der Traditionellen Chinesischen Medizin gibt es
einen Hinweis auf die 10- bzw. 50-fach höhere Wirksamkeit im
Vergleich zu Metronidazol bei Rohextrakten aus Coptis chinensis
bzw. Brucea javanica (147), ohne dass uns klinische Erfahrungen
bekannt sind. Auch die Anwendung folgender 13 Pflanzenextrakte
nacheinander für jeweils 4-5 Tage wird beschrieben: Schwarze
Walnuss (300 mg), Wermut (500 mg), Nelken (300 mg), Oregano-
Öl (5 Tropfen), Bitterholz (Quassi amara, 200 mg), Enzian (100
mg), Coptis Chinensis Extrakt (10:1, 100 mg), Forsythia suspense
Extrakt (20:1, 50 mg), Lonicera japonica Extrakt (7:1, 150 mg),
Knoblauch Extrakt (Allicin 13 mg/g; 200 mg), Echtes Myrrhen-
Pulver (200 mg), Echinacea angustifolia (4 % phenolics, 250 mg)
sowie Citrus Bioflavonoid Komplex 40 % (200 mg) ergänzt mit
Zink-Citrat (10 mg), Vitamin A (10 000 IE) und Vitamin C (500 mg)
(111).
Wir empfehlen „Paracid“ (Vitasan, 3x2 Kapseln täglich über 7
Tage), welches 7 Pflanzenextrakte und Propolis enthält.
Die Literaturliste kann bei den Autoren angefordert werden.
24 2/2011

2/2011
Originalia
zaenmagazin
Mamma-Elastographie und Hochfrequenz-
Ultraschall-CT
Zwei strahlenfreie komplementäre Verfahren
claus scHulte-ueBBinG
Zusammenfassung
Die Mamma-Elastographie ist als Ergänzung und
Weiterentwicklung des Hochfrequenz-Mamma-
Ultra schalls ein modernes standardisiertes Komplementär-Verfahren,
das sich inzwischen in der
ergänzenden Differentialdiagnose von benignen
und malignen Herden bewährt hat: Cysten, Fibroadenome,
Lipome, Intraduktale Karzinome, Lobuläre
Karzinome etc.
Vor allem bei sehr dichtem Brustdrüsengewebe (ACR
Grad 3 und Grad 4), wo der Mammographie-Befund
oft nur eingeschränkt beurteilbar ist, sowie bei allen
(potentiell) pathologischen Hochfrequenz-Mamma-
Sonographie-Befunden, vor allem BIRADS III, IV und V,
hat sich die Elastographie neben dem 3D-Hoch-
frequenz-Ultraschall-CT bewährt.
Gerade bei auffälligen Herden kann der Elastographie-Befund
in Größe und Struktur vom Hochfrequenz-Mamma-Sonographie-Befund
abweichen. Im
Falle von Malignomen, die operiert werden müssen,
zeigt die Histologie häufig, dass die Größe des Herdes
in der Elastographie erstaunlich gut der postoperativ
ermittelten Größe entspricht.
Die Elastographie kann keinesfalls die gemäß S-3-
Leitlinien standardisierten Diagnostik-Verfahren ersetzen,
sondern diese lediglich sinnvoll ergänzen.
Schlüsselwörter: Elastographie, Mamma-Elastographie,
Brustkrebs, Brustkrebs-Früherkennung, Ultraschall-CT,
Infrarot-Radiographie, Mammagraphie,
Mamma-Diagnostik, strahlenfrei
Autor
Praxis Prof. Dr. Schulte-Uebbing
Gynäkologie, Endokrinologie, Onkologie, Immunologie,
Toxikologie, Ultraschall CT, Privatlabor
Weinstr. 7 A
D–80333 München
Tel.: 089 / 29 96 55, Fax: 089 /29 96 72
E-Mail: dr-schulte-uebbing@t-online.de
Einführung
Für die Diagnostik und Therapie von Brustkrebs gibt es internationale
Standards mit Leitlinien, nach denen wir uns richten. Die
Brustkrebs-Früherkennung hat sich in den letzten Jahrzehnten,
auch Dank der Mammographie-Reihenuntersuchungen, verbessert.
Dennoch sind sich alle Expert(inn)en einig, dass die Ergebnisse
noch verbessert werden können, u.a. auch durch entsprechende
komplementäre Verfahren.
Technische Diagnoseverfahren
Wir empfehlen – Leit linien-gemäß – das Mammographie-Screening
zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr, alle 2 Jahre. Die Evaluierung
erfolgt nach BIRADS (I, II, III, IV, V) von zwei unabhängige
Ärzt(inn)e(n). Die (Röntgen-) Mammographie hat zur Brustkrebs-
Frühdiagnose nach wie vor den wichtigsten Stellenwert.
Gerade bei jungen Frauen und bei Frauen mit sehr dichter
Brust stößt die Mammographie leider oft an ihre Grenzen. Daher
setzen wir neben der Mammographie auch ein Hochfreqenz-
Ultraschall-CT, die Infrarot-Mamma-Radiographie „Mammovision“
und neuerdings auch die sogenannte „Mamma-Elastographie“
ein.
Mammographie,
Infrarot-Thermographie,
3D-Ultraschall
25

zaenmagazin
Die Mamma-Elastographie
Was ist Mamma-Elastographie?
Die Mamma-Elastographie ist eine Ergänzung und Weiterentwicklung
des Hochfrequenz-Mamma-Ultraschalls, wie er bei uns
schon seit vielen Jahren standardmäßig in der Mamma-Diagnostik
eingesetzt wird. Mittels der Mamma-Elastographie entsteht
ein sogenanntes „Mamma-Elastogramm“, das dann Rückschlüsse
auf die Beschaffenheit von auffälligen Mamma-Befunden und
-Herden zulässt.
Die Mamma-Elastographie geht ursprünglich auf die manuelle
Palpation der Mamma durch die Hand des Untersuchers
zurück. Sie wurde schon Anfang der 1990er-Jahre entwickelt,
mehrfach verbessert und mittlerweile so optimiert, dass wir sie
jetzt auch klinisch eingesetzen können, vor allem in der Differenzialdiagnose
von auffälligen Mamma-Befunden und -Herden.
Prinzip der Hochfrequenz-Mamma-Elastographie
Analog zur manuellen Palpation nutzt die Elastographie die Tatsache,
dass Tumorgewebe häufig fester, derber, unelastischer
oder (partiell) inhomogen unelastischer ist als gesundes Gewebe
ist. Die Kompressions-Eigenschaften sind gegenüber dem umgebenden
Gewebe verändert.
Mittels der Elastographie können die visko-elastischen Eigenschaften
des Gewebes sichtbar gemacht werden. Der Untersucher
übt während der Ultraschalluntersuchung von außen mit
dem Ultraschallkopf einen geringen Druck auf das Organ aus.
Die Elastographie kann Unterschiede der Elastizität im Gewebe
sichtbar machen.
Eine spezielle Software wertet kleinste Verschiebungen
zwischen den einzelnen Bildern aus
Die Dehnung wird „ortsaufgelöst“ angezeigt
Bereiche, die stärker gedehnt werden, sind weicher
Festere Bereiche lassen sich nicht bzw. weniger komprimieren
Das Elastogramm zeigt Unterschiede in der Elastizität
Malignome sind häufiger fester, derber, unelastischer
oder (partiell) inhomogen unelastischer als gesundes
Gewebe
So kann es möglich sein, ggf. besser gutartige von
bösartigen Tumoren zu unterscheiden
Hochfrequenz-Mamma-Elastographie:
Beispiele
Wir finden meistens, dass die Befunde der Mamma-Hochfrequenz-Sonographie
mit den Mamma-Elastographie-Befunden
übereinstimmen. Finden wir Abweichungen in den Ergebnissen,
ist dies für uns diagnostisch von Bedeutung. Wir wollen dies an
einigen Beispielen zeigen. (Elastic QA Phantom, GC Technology,
84172 Buch)
Originalia
Links: Hochfrequenz-Sonographie: Homogener runder Tumor,
echo neutral, ohne dorsale Schallverstärkung oder -auslöschung
Rechts: Elastographie (schwarzweiß): Weitgehend Homogenität,
Größe im Vergleich zur Hochfrequenz-Sonographie nahezu identisch,
dorsal homogener „Schallmantel“. Beurteilung: unverdächtig
Links: Hochfrequenz-Sonographie: (Befund wie oben)
Rechts: Farb-Elastographie: Wie im Schwarzweiß-Befund: Weitgehend
Homogenität, Größe nahezu identisch, dorsal nicht ganz homogener
„Schallmantel“. Beurteilung: nicht sicher homogen
26 2/2011

Originalia
Links: Hochfrequenz-Sonographie: Relativ homogener runder
Herd, relativ echoneutral, ohne dorsale Schallverstärkung oder
-auslöschung
Rechts: Farb-Elastographie: Außen nicht ganz homogener Herd, innen
eher inhomogen, dorsal homogener „Schallmantel“. Beurteilung:
innen nicht sicher homogen
Hauptvorteile der Hochfrequenz-Mamma-Elastographie
2/2011
Keine Strahlenbelastung
Erhöhte Aussagekraft der Mamma-Ultraschall-Untersuchung
Die Elastographie erhöht die Sicherheit, Dignität und
Gewebetyp eher vorauszusagen.
Durch eine unauffällige Elastographie können ggf.
unnötige Mamma-Biopsien vermieden werden.
Damit kann die Elastographie dazu beitragen, dass
die Patientin weniger psychisch und körperlich belastet
wird.
Indikationen
Bei uns liegt die Anwendung der Elastographie in der ergänzenden
Differentialdiagnose benigner und maligner Herde, z.B. von
Cysten, Fibroadenomen, Lipomen und Karzinomen.
Bei BIRADS III, IV und V machen wir oft neben unserem
Ultraschall-CT ein Elastogramm, ggf. auch ein MRT mit Gadolinium.
Mutmaßlich maligne Befunde klären wir üblicherweise mit
Stanzbiopsie ab.
Auch bei sehr dichtem Brustdrüsengewebe (ACR Grad 3 und
Grad 4), wo der Mammographie-Befund oft nur eingeschränkt
beurteilbar ist, machen wir oft zusätzlich ein 3D-Hochfrequenz-
Ultraschall-CT und die Elastographie.
ACR Grad 3 bedeutet das Vorhandensein eines weitgehend
dichten Drüsenkörpers mit sogenanntem fibroglandulärem Gewebe
von mehr als 50 % und weniger als 75 %. ACR Grad 4 bedeutet
das Vorhandensein eines sehr dichten Drüsenkörpers mit
fibroglandulärem Gewebe von mehr als 75 % Anteil.
Kasuistiken
zaenmagazin
In dieser Arbeit sollen die Möglichkeiten und Grenzen der Elastographie
anhand von zwei Kasuistiken vorgestellt werden. Einmal
handelt es sich um eine einfache Zyste, in den anderen zwei Fällen
um Mamma-Karzinome.
Beispiel: Mamma-Cyste
59-jährige Patientin mit fraglich palpablem Befund, links oben
innen 11.00 – 12.00, 3- 4 cm cranial der Mammille.
Ultraschall
Dichte nicht hoch, Architektur homogen, Form rund bis oval,
Achse nicht vertikal, Rand scharf, deutliche Begrenzung, echoarm,
keine dorsale Schallauslöschung: Cyste (BIRADS II).
Elastogramm
Im Elastogramm zeigt sich ein weiches, nicht derbes Gewebe,
das im Vergleich mit der Umgebung gleiche Kompressions-Eigenschaften
aufweist: Keine auffälligen visko-elastischen Eigenschaften.
Links: Hochfrequenz-Mamma-Ultraschall-Befund
Rechts: Elastographie-Befund
Diagnose: Mamma-Zyste, BIRADS II, Kontrolle in einem Jahr
Zwei Beispiele für Mamma-
Karzinome
Beispiel 1:
59-jährige Patientin mit fraglich palpablem Befund rechte Mamma,
innen, bei 3.00, 6-7 cm medial der Mammille.
27

zaenmagazin
zaenmagazin
Hochfrequenz-Mamma-Ultraschall
Dichte sehr hoch, Architektur inhomogen, Form polymorph,
Achse vertikal, Rand unscharf. Keine deutliche Begrenzung,
echoarm, dorsale Schallauslöschung: Verdacht auf ein Malignom
(BIRADS V)
Links: Hochfrequenz-Mamma-Ultraschall-Computer-Tomographie
und dazugehöriger Mammographiebefund
Rechts: Infrarot-Mamma-Radiographie „Mammovision®“: „Hot spider“
Infrarot-Thermographie
In der Infrarot-Thermographie ergeben sich sog. „Persistierende
Inhomogenitäten“ sowie diverse Gefäßanomalien, insbesondere
ein sogenannter „Hot Spider“ und ein sogenannter „Hot Spike“.
Hochfrequenz-Mamma-Elastogramm
Im Hochfrequenz-Mamma-Elastogramm zeigt sich ein festes,
derbes Gewebe, das im Vergleich zur Umgebung ganz andere
Kompressions-Eigenschaften aufweist. Mittels der Elastographie
werden diese visko-elastischen Eigenschaften des malignen Gewebes
plastisch sichtbar gemacht.
Links: Hochfrequenz-Mamma-Ultraschall: Architektur inhomogen,
Form polymorph, Achse vertikal, Rand unscharf. Keine deutliche
Begrenzung, echoarm, dorsale Schallabschwächung: Verdacht auf
ein Malignom, BIRADS V
Rechts: Farb-Elastographie: Festes, derbes Gewebe, suspekte Kompressions-Eigenschaften
stellen sich plastisch dar.
Originalia
Elastogramm: festes, derbes Gewebe, andere Kompressions-
Eigenschaften.
Typische visko-elastische Eigenschaften des malignen Gewebes
werden plastisch sichtbar: Kleinste Verschiebungen
zwischen den einzelnen Bildern werden hochgerechnet, Dehnungen
„ortsaufgelöst“ angezeigt. Stärker gedehnte Bereiche
werden weicher dargestellt, festere Bereiche, die sich nicht oder
weniger komprimieren lassen, werden härter dargestellt.
Hochfrequenz-Mamma-Ultraschall-CT
Im Hochfrequenz-Mamma-Ultraschall-CT zeigt sich in allen
Schichten ein inhomogener polymorpher Herd, mit unscharfem
Rand, ohne deutliche Begrenzung, echoarm, mit dorsaler Schallabschwächung:
Verdacht auf ein Malignom (BIRADS V)
Hochfrequenz-Mamma-Ultraschall CT: Architektur inhomogen,
Form polymorph, Achse vertikal, Rand unscharf. Keine deutliche
Begrenzung, echoarm, dorsale Schallabschwächung: Verdacht auf
ein Malignom, BIRADS V
Biopsie
Biopsie: invasiv duktales Karzinom.
28 2/2011
OP
Postoperatives Resultat: pT1 (1,3 cm) pN0/ SN (0/1), GII, ER ++,
PR ++ , HER 2neu (+).
Anmerkung: In der Hochfrequenz-Mamma-Sonographie war
die tatsächliche Größe nicht ganz sicher darstellbar. In der Elastographie
stellte sich der Herd genauer dar.
Bei malignen Befunden entspricht die mittels Elastographie
gemessene Größe häufig der postoperativ ermittelten
Größe.

2/2011
Originalia
Beispiel 2:
39-jährige Patientin mit Mamma secernans rechts seit drei Wochen,
fraglich palpabler Befund rechte Mamma zentral (retromammillär)
bis 1 cm lateral, bei 9.00 bis 10.00
Ultraschall
Sonographisch retromammillär rechts: Dichte höher, Architektur
eher inhomogen, Form Tendenz zur Polymorphie, Achse horizontal
= vertikal, Rand eher unscharf, keine deutliche Begrenzung,
echoarm, dorsale Schallabschwächung. BIRADS IV
Elastographie (schwarzweiß)
Schwarzweiß-Elastographie: Festes, derbes Gewebe, das im
Vergleich zur Umgebung andere Kompressions-Eigenschaften
aufweist. Die Schwarzweiß-Elastographie macht diese typischen
und charakteristischen visko-elastischen Eigenschaften des malignen
Gewebes plastisch sichtbar.
Links: Hochfrequenz-Mamma-Ultraschall: Architektur inhomogen,
Form polymorph, Achse vertikal, Rand unscharf. Keine deutliche
Begrenzung, echoarm, dorsale Schallabschwächung: Verdacht auf
ein Malignom, BIRADS V
Rechts: Elastographie (Schwarzweiß): Festes, derbes Gewebe, suspekte
Kompressions-Eigenschaften stellen sich plastisch dar.
Schwarzweiß-Hochfreqenz-Mamma-Elastographie: Das Gewebe
zeigt visko-elastische Eigenschaften, die typisch sind für
ein Malignom: Einzelne feste Bereiche, die sich nicht komprimieren
lassen, werden deutlich härter dargestellt.
Elastographie (farbig)
Farb-Elastographie: Das feste, derbe Gewebe, das andere Kompressions-Eigenschaften
aufweist, kommt noch plastischer heraus.
Die visko-elastischen Eigenschaften des malignen Gewebes
kommen schärfer und konturreicher heraus. In diesem Beispiel
ist der Herd etwas größer, als im Hochfrequenz- Mamma-Ultraschall.
Biopsie
Biopsie: invasiv duktales Karzinom.
OP
zaenmagazin
Links: Hochfrequenz-Mamma-Ultraschall: Architektur inhomogen,
Form polymorph, Achse vertikal, Rand unscharf. Keine deutliche
Begrenzung, echoarm, dorsale Schallabschwächung: Verdacht auf
ein Malignom, BIRADS V
Rechts: Farb-Elastographie: Das feste, derbe Gewebe mit suspekten
Kompressions-Eigenschaften kommt sehr plastisch heraus. Im
Vergleich zum Schwarzweiß-Elastographie-Befund sind die Umrisse
des Herdes deutlicher. Der Herd zeigt sich etwas größer als im
Hochfrequenz-Mamma-Ultraschall-Befund: BIRADS V
Postoperatives Resultat: pT1 (1,6 cm) pN0/ SN (0/1), GIII, ER ++,
PR ++ , HER 2neu negativ
Anmerkung: In der Elastographie war der Herd etwas größer
als in der Hochfrequenz-Sonographie. Die mittels Elastographie
ermittelte Größe bestätigte sich postoperativ: Die Maße des Herdes
in der Hochfrequenz-Mamma-Sonographie waren zu klein
gewesen.
29

zaenmagazin
Einflussfaktoren
Wir haben festgestellt, dass es eine Reihe von Einflussfaktoren
gibt, welche die Hochrequenz-Mamma-Sonographie und auch
die Elastographie beeinflussen können, u.a. diverse hormonelle
und psychosomatische Einflüsse (Stress, Konflikte), aber auch
Ernährungs-Gewohnheiten, körperliche Aktivitäten und andere
Faktoren. Sämtliche die Elastographie beeinflussende Faktoren
werden wir demnächst in einer eigenen Publikation darstellen.
Zusammenfassung
Die in diesem Artikel vorgestellte Elastographie ist wie auch die
Infrarot-Thermographie ein modernes standardisiertes Komplementär-Verfahren.
Bei uns liegt die Anwendung der Elastographie in der ergänzenden
Differentialdiagnose von benignen und malignen Herden:
Cysten
Fibroadenome
Lipome
Intraduktale Karzinome
Lobuläre Karzinome etc.
Originalia
Bei sehr dichtem Brustdrüsengewebe (ACR Grad 3 und Grad
4), wo der Mammographie-Befund oft nur eingeschränkt beurteilbar
ist, sowie bei allen (potentiell) pathologischen Hochfrequenz-Mamma-Sonographie-Befunden,
vor allem BIRADS III, IV
und V, hat sich die Elastographie neben dem 3D-Hochfrequenz-
Ultraschall-CT bewährt.
Gerade bei auffälligen Herden kann der Elastographie-Befund
in Größe und Struktur vom Hochfrequenz-Mamma-Sonographie-Befund
abweichen. Im Falle von Malignomen, die operiert
werden müssen, zeigt die Histologie häufig, dass die Größe
des Herdes in der Elastographie der postoperativ ermittelten
Größe entspricht.
Abschließend muss betont werden, dass die vorgestellten
komplementären Verfahren, insbesondere die Elastographie
keinesfalls die gemäß S-3-Leitlinien standardisierten Diagnostik-
Verfahren ersetzen, sondern diese lediglich sehr sinnvoll ergänzen
können. Wir werden weiter berichten.
Literatur: Beim Verfasser
Die hier vorgestellten Befunde wurden mit Hochfrequenz-Mamma-Sonographie-
und Hochfrequenz-Mamma-Elastographie-
Sonden der Fa. Sonoace (ACCUVIX V 20 Prestige) erhoben.
Vorträge und Seminare auf DVD von Kongressen der Naturheilverfahren
Homöopathie
Elektroakupunktur
Biologische Krebsmedizin
Ernährungsmedizin
Phytotherapie
ZÄN Kongresse 2002 bis 2010
zu bestellen im Internetkatalog: www.avrecord.de
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30 2/2011

2/2011
Originalia
Fibromyalgie –
ein vielschichtiges Krankheitsbild
Eine Übersicht über Behandlungsmöglichkeiten
in der regulationsmedizinischen Praxis
olaf KuHnKe
Zusammenfassung
Untersuchungen an 23 Fibromyalgiepatientinnen,
welche in einem Zeitraum von 2 Jahren behandelt
wurden, zeigen den positiven Effekt eines komplexen
Therapieansatzes. Durch die Anwendung klassischer
Naturheilverfahren und moderner regulativer
Therapieformen ist eine deutliche Minderung von
Beschwerden, teilweise völlige Rehabilitation und
Minderung der durch konventionelle Medikamente
verursachten Kosten und Nebenwirkungen erreichbar.
Der bislang herrschende therapeutische Nihilismus
bzw. eine rein psychosomatische Etikettierung
der Betroffenen sind bei entsprechendem standardisierten
und konsequenten Vorgehen keinesfalls
gerechtfertigt.
Schlüsselwörter: Fibromyalgie, Muskulo-skelettäre
Schmerzen, Extrazelluläre Matrix, Naturheilverfahren,
Schmerztherapie
Autor
Dr. med. Olaf. W. Kuhnke
San Antoni 137
Ch-6535 Roveredo / GR
info@ortho-bio-med.ch
zaenmagazin
Die Fibromyalgie ist ein an Häufigkeit offenbar zunehmendes,
komplexes und schwer durchschaubares Krankheitsbild. In
Deutschland und anderen „westlichen“ Ländern soll ca. 1-2 %
der Bevölkerung an dieser Krankheit leiden, welche meist von
Beschwerden wie steifen Gliedern am Morgen und Schwellungsgefühlen
an den Händen, Füßen und im Gesicht, aber auch
Schlafstörungen, Müdigkeit, Konzentrationsproblemen, Ängstlichkeit
und Depressivität begleitet wird. Da das Beschwerdebild
immer mit mehreren komplexen Symptomen einhergeht, wird
beim Vorliegen des „Faser-Muskel-Schmerz“-Geschehens vom
Fibromyalgie-Syndrom (FMS) gesprochen.
Häufige Nebensymptome
Kalte Hände und Füße / „Kreislaufstörungen” (>50 %)
Psychische Phänomene (ca. 75 %)
Blasen- /Darmbeschwerden („colon irritabile“) (40-50 %)
Chronische Müdigkeit (50 %)
Zähneknirschen
Verschlechterung durch feucht-kalte Witterung
Die offizielle Wissenschaft kennt keine eindeutige Ätiologie,
es ist lediglich anerkannt, dass es eine familiäre Häufung gibt,
dass Umstellungsphasen (z.B. das Klimakterium) eine Rolle spielen
und dass chronische Fehlstellungen des Bewegungsapparates
sowie Immobilität förderlich wirken. 90 % der Betroffenen
sollen Frauen sein; der Verfasser hat in eigener Praxis in 20 Jahren
allerdings keinen einzigen Mann erlebt, auf welchen die folgenden
Diagnosekriterien zugetroffen hätten:
– Großflächige chronische Schmerzen von mindestens 3 Monaten
an Muskeln und Sehnen in 3 unterschiedlichen Regionen
des Körpers,
– 11 von 18 definierten Punkten (z.B.: Nacken, Trapeziusoberkanten,
Parascapularregion, Glutäalbereich oder Epicondylen)
müssen betroffen sein
– Nicht-Vorliegen typischer rheumatischer Phänomene (Entzündungsparameter)
Die Patientinnen haben meist eine lange Leidensgeschichte von
durchschnittlich sieben Jahren hinter sich, bevor die „richtige“
(Ausschluss-) Diagnose gestellt wird.
Die etablierte Medizin beurteilt – trotz Anerkennung des oft
hohen Leidensdruckes der Patientinnen, welche sich zumeist in
der Verordnung von Antidepressiva niederschlägt – die Fibromyalgie
als „gutartig“, da selbst, wenn die Fibromyalgie jahrelang
besteht, Muskeln, Gelenke und Bänder nicht geschädigt werden,
31

zaenmagazin
wie z.B. bei einer rheumatoiden Arthritis. Die Patienten sind zwar
chronisch leidend, aber haben keine kürzere durchschnittliche
Lebenserwartung als Gesunde.
In der „schulgerechten“ Literatur wird außerdem auf folgende
Gesichtspunkte verwiesen:
– Eine Prognose ist nur schwer zu stellen, eine kurative Zielsetzung
ist meist nicht angestrebt.
– Die Betroffenen können zumeist lediglich lernen, mit den
Beschwerden besser zu leben.
– Je länger der Krankheitsverlauf, desto geringer wird i.A. der
erzielbare Erfolg sein.
– Je länger die Krankheitsgeschichte, desto umfangreicher
müssen die therapeutischen (v.a. medikamentösen) Therapien
sein, um einen Erfolg zu haben.
Konventionelle Therapieansätze
Diese umfassen einerseits Empfehlungen zum Ausdauertraining
und zur physikalische Therapie; in Anbetracht der oft reduzierten
Beweglichkeit der Patienten ist Ersteres schwer durchführbar, das
Zweite wegen der unsinnigen Beschränkungen der Verordenbarkeit
in der Kassenarztpraxis lediglich Wunschdenken. Schwerpunkt
der (palliativen) Therapie ist daher die Behandlung mit
Medikamenten (Myorelaxantien, Antirheumatika, Antidepressiva)
und auch Verhaltenstherapie.
Grundlage des regulativen
Vorgehens
Das Fibromyalgie-Syndrom ist ein Paradebeispiel für die Bedeutung
des Grundsystems in der Ätiopathogenese der chronischen
Krankheit – wie auch in der Behandlung derselben.
Das Grundsystem, als Schnittstelle aller wirklich regulativen
Verfahren, ist definiert als
Funktionseinheit von Zelle und umgebenden Milieu,
welch letzteres beinhaltet:
Die Grundsubstanz (extrazelluläre Matrix)
Die Endstrombahn der Gefässe (Kapillaren)
Das periphere vegetative Nervensystem
(pischinGer /heine)
Das gesunde extrazelluläre Gewebe ist hinsichtlich seiner
Konsistenz als „Kolloid“ zu bezeichnen, also in einem Zustande
vorliegend, welcher „leimartig“ und somit zwischen den beiden
Phasen „fest“(„Gel“) und „flüssig“ („Sol“) befindlich. Alterung des
Gewebes („inflammaging“) und chronische Krankheit gehen mit
einer Vermehrung der GEL-Phase einher, wobei die bereits bei
Gesunden nachweisbare Tendenz zu regelmäßig ablaufenden
Entzündungsreaktionen, verstärkt ist. Diese Entzündungsreaktionen
sind primär physiologisch sinnvoll, da sie dem raschen Ab-
und Umbau von Geweben dienen (beteiligt sind hier v.a. TNFalpha,
und verschiedene Interleukine). Klinisch manifestiert sich
– aus dem Gesagten leicht ableitbar – ein chronisches Krankheitsgeschehen
als Verhärtung / Gelosierung des Gewebes,
zunächst auf segmentaler Ebene, im längeren Krankheitsverlauf
auch generalisierend.
Originalia
Besonderheiten in der Anamnese
Da für die oben skizzierte „herkömmliche“ Therapie die Anamnese
keine wesentliche Rolle spielt, werden wichtige Fingerzeige
(„yellow flags“) oft übersehen und die Chance für eine verbesserte
Versorgung der Patienten regelmäßig vergeben. Als wesentlich
für die Entwicklung des FMS haben sich bei eigenen Beobachtungen
erwiesen:
HWS-„Schleudertrauma” (kuklinski)
Beckentrauma incl. gynäkol. OPs (sectio, Hysterektomie
mit u. ohne Ovarektomie u.a.)
Steißbeintraumen (von ähnlicher Bedeutung wie das
HWS-Trauma!)
Rezidiv. Anginen, zahnärztliche Eingriffe
Frühes Einsetzen des Klimakteriums
Psychische Traumatisierung, „Dauerstress“ Beziehungs-
Trennungsproblematiken
Zur obigen Tabelle seien noch folgende Ausführungen erlaubt:
a. Auch die Einnahme von Cholesterinsenkern (Statinen) sollte
in diesem Zusammenhang aufhorchen lassen; einerseits,
weil Cholesterin als Vorstufe der Sexualhormone sich oft (in
regulativer Absicht) mit der Perimenopause erhöht und damit
nichts Unphysiologisches ist; andererseits, weil Statine
selber erhebliche Muskelschmerzen und -schwund verursachen
können.
b. Mentaler, beruflicher, schmerzbedingter etc. „Dauerstress“
führen zunächst zur Minderung der Bildung der Sexualhormone,
da die Produktion von körpereigenen Nebennierensteroiden
verstärkt, der Stoffwechselweg z.B. von Cholesterin
über Pregnenolon (u.a.) hin zu Progesteron, DHEA, Testosteron
und Oestrogenen blockiert wird.
c. Angeregt durch die Untersuchungen kuklinskis, welcher
die Auslösung von massivem oxidativem Stress durch HWS-
Traumen zweifelsfrei und mit bestechender Klarheit nachweisen
konnte, beschäftigte sich der Autor dieser Zeilen mit
der Frage des Einflusses von Beckentraumen bei FMS und
fand diesen Zusammenhang (s.u.) in vielen Fällen eindrücklich
bestätigt.
d. Herde und Störfelder beeinflussen die extrazelluläre Matrix
auf vielfältige Weise negativ, Summations- bzw. Potenzierungseffekte
mit anderen Regulationsproblemen sind häufig
(z.B.: Tonsillenfoci und Darmdysbiose); wie seit den Untersuchungen
rickers (1924) bekannt, führt der Sympathicus
– Dauerreiz (Herdwirkung) zu Durchblutungsstörungen;
ferner bekannt ist, dass es auch zur Histamin-Ausschüttung
hierdurch kommen kann. Schmerz-Botenstoffe führen langfristig
zu neurogenen Entzündungsprozessen auch im ZNS,
zur Schmerz-Engrammierung („Schmerzgedächtnis“) und
- generalisierung.
32 2/2011

2/2011
Originalia
Die regulationsmedizinische
Untersuchung
Sie muss nach dem oben Gesagten zwangsläufig wesentlich
mehr Faktoren mit berücksichtigen als der übliche „klinische
Check“.
Selbstverständlich ist die Untersuchung des muskulo-skelettären
Systems unumgänglich, allerdings gilt es hier auf subtile
Zeichen zu achten, wie:
– Fehlstellung des Temporo-Mandibular-Gelenkes („Mundspatelversuch“)
– BWS-(Hyper)Kyphose? LWS-(Hyper) Lordose (oft Ausdruck
einer Darmdysbiose)? Skoliose?
– Iliosakrale Blockaden (Beinlängendifferenz)
– Gelosenbildung im subkutanen Gewebe („Daumenstrich“,
Kiblerfalte)
– Tonsillen, Tonsillennarben
– Wurzelbehandelte, impaktierte, retinierte Zähne (zahnärztl.
Diagnostik meist erforderlich)
Bei den eigenen Untersuchungen zur FMS spielte die oft zitierte
„Amalgamproblematik“ keine entscheidende Rolle.
Basislabor:
Blutbild, BSG, CRP, CK, LDH, Alkalische und Saure Phosphatase,
Schilddrüsenparameter, LH, FSH, Östrogen, Progesteron (am Besten
in der dritten Woche des Zyklus bei noch menstruierenden
Frauen), Elektrolyte, Cholesterin, Kupfer, Zink (Vollblut)
Erweiterte Diagnostik:
Homocystein, Interleukin 2, Cortisol-Tagesprofil (Speichel), Säure-Basen-Messungen.
Dunkelfeldmikroskopie:
Hier ergeben sich überwiegend (aber nicht immer) Hinweise auf
Mikrozirkulationsstörungen, die sich als sog. „Geldrollen“ zeigen.
Bei starkem oxidativen Stress können aber auch (parallel zu
den „Geldrollen“) Phänomene schnell eintretender Membranschwäche
und des raschen Zellzerfalls beobachtet werden.
Weiterhin zeigte sich vor Beginn der Behandlungen regelmäßig
eine sehr deutliche Verminderung der Leukozytenaktivität
(Beweglichkeit und TRAP-Bildung).
zaenmagazin
Dunkelfeldbild bei oxidativem Stress, nur wenige Minuten nach
der Entnahme des Tropfes: rasche Membranschrumpfung
Messung der antioxidativen Reserve und der freien
Radikale:
Mit Hilfe z.B. des „FRAS 4“ Gerätes lassen sich in wenigen Minuten
auch in der Praxis durch Kapillarblut die entsprechenden
Parameter erfassen. In allen Fällen (23/23) , welche der Autor beobachten
konnte, lag eine teils hochgradige Reduktion der antioxidativen
Kapazität und in den allermeisten Fällen (18/23) eine
Erhöhung des Spiegels der freien Radikale vor.
Bestimmung des Säure-Basen-Haushaltes:
Es findet sich (z.B. bei Anwendung der Titrationsanalyse des
Venenblutes) in den meisten Fällen eine pathologische Alkalose
des Blutes, überwiegend metabolischen Ursprunges. In der
extra zellulären Matrix herrscht dann die Situation einer Azidose
vor, welche mit der erhöhten Entzündungsbereitschaft (s.o.) korreliert
und durch entzündliche Prozesse noch gefördert wird.
Da Muskelgewebe außer mechanosensiblen Nocizeptoren
auch chemosensible enthält, erklärt sich das Entstehen der
Schmerzkrankheit.
Regulationsmedizinisch-
therapeutisches Vorgehen
Das FMS ist zunächst eine Domäne der klassischen Naturheilverfahren,
da diese in unterschiedlicher Weise und Intensität an der
Wiederherstellung der Selbstregulation der extrazellulären Matrix
beteiligt sind.
Ordnungstherapie
Diese muss am Anfang der Bemühungen stehen. In den klassischen
Begriff von der „diaita“ (griech: „Lebensführung“) sind viele
Aspekte der modernen Chronobiologie eingeflossen. Es ergeben
sich Überschneidungen mit den Lehrgebäuden der östlichen
Medizinsysteme (z.B. der Akupunktur).
Die meist durcheinander geratene Tag-Nacht-Rhythmik
muss in Hinblick auf die Hypophysenfunktion (z.B.: verminderte
STH-Produktion bei ungenügendem Schlaf und späten Mahlzeiten)
normalisiert, der Patient hierüber aufgeklärt werden.
33

zaenmagazin
Aus einem Vortrag des Verfassers, Dublin, 2009 „Treating Chronic
Pain“
Zusammenhang zwischen Hypophyse und Entzündungregulation.
Plus-Zeichen: Förderung
Minus-Zeichen: Hemmung
Die Ernährungstherapie nimmt hier eine hilfreiche Rolle
innerhalb der Ordnungsmaßnahmen ein. Die Gewebsazidose als
Folge einer unpassenden Ernährung kann nur durch eine entsprechende
Veränderung der Gewohnheiten, nicht allein durch
alkalisierende Pulver vermindert werden.
Ursachen der Azidose:
– Gleichzeitige hohe Zucker
und Fettzufuhr
� Milchsäure
– Mehr als 50 gr. reinen
tierischen Eiweißes /Tag
– Hohe NaCl-Zufuhr
– Basenverlust (Kaffee,
Schwarztee)
– Sauerstoffmangel
– „Stress“
– Medikamente (Schmerzmittel!)
– Bewegungsmangel
Folgen der Azidose:
– Hemmung der ATP-
Bildung der Zelle
– Hemmung des Glykogenabbaues
– Hemmung von Enzymfunktionen
– Verminderte Antikörperbildung
– Verminderte rheologische
Eigenschaften des
Blutes (durch die kompensatorische
Alkalose!)
– Verlust von Mineralien
(� Osteoporose,
Arthrose…)
Hinzu kommen natürlich weitere ernährungsassoziierte Aspekte,
wie die Zufuhr von Vitaminen und Faserstoffen; kurze Fastenphasen
können zudem nützlich sein, es ist in jedem Fall die
Trinkmenge anzupassen, da der chronisch kranke Mensch zumeist
auch an einem latenten Flüssigkeitsmangel leidet und das
Durstgefühl mit den Jahren ohnehin abnimmt und etliche Medikamente
(Antidepressiva!) die Dehydratation noch verstärken.
Beklagenswert ist, dass alle „Grundbausteine“ der Nahrung (Proteine,
Kohlenhydrate und Fette) in meist übermäßiger und wenig
naturbelassener Form zugeführt werden; so wird geschätzt,
dass der „moderne Mensch“ 5- bis 6-mal mehr allein an Proteinen
zuführt im Vergleich zu den Vorfahren vor 100 Jahren; die
Originalia
von wendt beschriebene Speicherung überschüssig zugeführter
Proteine z.B. in den Basalmembranen und im Intersti tium kann
somit ein wesentlicher Schrittmacher der chronischen Schmerzkrankheit
sein.
Dehnungsübungen (zur Selbsttherapie) gehören ebenfalls
zu den salutohygienischen Maßnahmen und sollen dem Patienten
unbedingt gezeigt werden.
Klassische Massagen sind zweifelsfrei indiziert, sie unterstützen
die Rückbildung von Gelosen, haben einen vegetativ
ausgleichenden („Beta-Blockerartigen“) Effekt, der bei der chronischen
Stresssituation der Patienten hilfreich ist.
Ausleitende Verfahren
Diese finden beim FMS ein erstklassiges Einsatzgebiet:
Schwitzen und Fiebertherapie
Die Haut kann über 700 verschiedene Substanzen ausscheiden,
bei der Minderung der Azidosebelastung ist die Ausfuhr von
Chlorid, Laktat und Sulfat besonders wichtig; dies geschieht
durch Anregung der Schweißbildung, welche zwar idealer Weise
durch körperliche Bewegung erfolgen sollte – dies ist aber wegen
der schmerzbedingten Einschränkungen nicht immer zufriedenstellend
zu erreichen.
Es eignen sich darüber hinaus
Schweißtreibende Tees (Lindenblüten, Holunderblüten
Ansteigende Teil- und Ganzbäder (Rosmarin, Fichtennadel)
Sauna (Infrarotsauna besser verträglich)
Ganzkörperhyperthermie („Milde“ Form bis zu einer
Körperkerntemperatur von ca. 38 Grad C.
Besonders Sauna und Ganzkörperhyperthermie (z.B. mittels
indirekter IR-Licht-Bestrahlung n. heckel) sind hinsichtlich der
Effekte auf Hypophyse und Schmerzzustände des Bewegungsapparates
bekannt und untersucht worden.
Schröpfen
Dieses seit ältesten Zeiten bekannte, einfach durchzuführende
Verfahren kann entweder in „klassischer“ Weise mit den Schröpfgläsern,
oder neuerdings mit elektrischen Saugapparaturen
durchgeführt werden. Es kommt beim chronisch kranken Menschen
fast ausschließlich das unblutige Schröpfen zur Anwendung.
Die Wirkweise (aBele, Matejka) erfolgt einerseits durch die
34 2/2011

2/2011
Originalia
lokale Dehnung des Gewebes mit verstärkter lokaler Durchblutung
und Durchlymphung, wodurch es zur Besserung der durch
Azidose bedingten Mikrozirkulationsstörung kommt; ferner werden
über kuti-viszerale Reflexe auch Entspannungsreaktionen
der tieferliegenden Muskulatur erreicht.
Mit Hilfe der modernen elektrischen Geräte kann eine großflächige
Schröpfmassage erfolgen, welche wesentlich feiner dosierbar
ist, als dies mit den traditionellen Gläsern der Fall ist.
Baunscheidtieren
Diese dosierte „Stichelung“ der Haut stellt eine etwas intensivierte
Form der Ausleitung dar und wurde früher mit Hilfe des sog.
„Baunscheidt-Öls“ zur Erzeugung von Lymphpusteln benutzt;
dieser starke Reiz wird heute nicht mehr angewandt, das das ursprüngliche
Öl wegen des Verdachtes auf Kanzerogenität nicht
mehr erhältlich ist. Eine milde Variante, welche u.a. etwas Histaminhydrochlorid
(anstelle des früher üblichen Krotonöles) enthält,
erzeugt für nur etwa 20-30 Minuten kleinste Lymphpusteln
und ein leichtes Wärmegefühl..
Typischer Aspekt eines baunscheidtierten Areals
Cantharidenpflaster
Diese spielen bei der Behandlung des FMS nur eine untergeordnete
Rolle, da sie sich überwiegend für lokal begrenzte Prozesse
eignen; in Einzelfällen kann – bei circumskripten, anderweitig
therapieresistenten Schmerzen – ein Cantharidenpflaster doch
noch weiterhelfen.
Eine durch Cantharidenpflaster erzeugte Blase (ca. 12 Stunden
nach Anlegen des „Pflasters“) wird eröffnet.
Hormontherapie
Bereits hippokrates beschreibt den Wert von „Emmenagoga“,
d.h. menstruationsfördernden Mitteln bei Schmerzzuständen
des weiblichen Bewegungsapparates; wie bereits oben erwähnt
gehören Hysterektomie und Klimakterium mit konsekutivem
zaenmagazin
Ausbleiben der Regel zu den Wegbereitern des FMS. In eigener
Praxis erweist sich die Balancierung des hormonellen Systems
mittels der Phytohypophysone® der Fa. Steierl und bio-identischer
Hormone als ausgesprochen hilfreich – auch zur Aufhellung
der Stimmung und zur Unterstützung des oft nötigen
Körperfettabbaues. Diese Form der Behandlung setzt allerdings
entsprechende Erfahrung und Laborkontrollen voraus: Bioidentische
Hormone verändern – im Gegensatz zu synthetischen Hormonen
oder „SERMS“ – den Hormon-Blutlevel.
Neuraltherapie nach HuNEkE
Hierbei wird ein Heilreiz (z.B. mittels eines Lokalanästhetikums
wie Procain) von Organismus beantwortet. Dieser Heilreiz wirkt
in erster Linie über das Vegetativum und über das System der
Grundregulation. Einzelne Wirkcharakteristika des Procain kommen
dabei gerade beim FMS der Lösung des Problems sehr entgegen:
Wirkungen des Procain:
Gefässerweiternd
Muskelentspannend
Schmerzstillend
Entzündungshemmend
Sympathikolytisch
Antiallergisch, da membranstabilisierend
u.v.a.
Die Anwendung erfolgt wie üblich in Form der „dosierten
Eskalation“:
– Lokal symptomorientiert (z.B. Triggerpoint-Infiltrationen)
– Segmental
– Ganglionär
– An (vermuteten oder nachgewiesenen) Störfeldern
– Sonderformen:
� die Injektion in die Schilddrüse
� die Injektion in den canalis sacralis
Während die beiden erstgenannten Anwendungen rasch einsehbar
sind, erscheint die Therapie z.B. am Ganglion stellatum
auf den ersten Blick erklärungsbedürftig, wird aber verständlich
bei Berücksichtigung der Forschungen kuklinskis; dieser fand
eine 10-fach höhere Inzidenz von FMS nach HWS-Traumen, wobei
folgende Laborparameter regelmässig pathologisch vorzufinden
waren:
Erhöht:
– NO/NO2-Konzentration in der Ausatmungsluft
– Citrullin , Kryptopyrrol im Urin
– Saure Phosphatase, Lactat, Pyruvat im Blut
Erniedrigt:
– Kalium, Magnesium, Zink
– ATP-Produktion
– Carnitin
Vom breiten vegetativen Einfluss, welchen das Ggl. stellatum
auf die jeweils ipsilaterale Hirnhälfte, aber auch den Thorax, den
Arm und die HWS hat, kann die positive Wirkung des Eingriffes
abgeleitet werden. Oft kann – im Verein mit der Injektion an /
35

zaenmagazin
in die Schilddrüse – eine rasche Minderung von Schmerzsymptomen
im Bereich von Kopf, Nacken und oberen Extremitäten
erreicht werden, welche mit der lokalen Injektion oder anderen
örtlichen Behandlungsmaßnahmen nicht zu erzielen ist.
Bei der Injektion an die Schilddrüse ist das Auftreten von
plötzlichem Weinen bei mehreren Autoren beschrieben, bei
FMS-Patientinnen scheint das Phänomen häufiger der Fall zu
sein.
Von großem Wert ist die Injektion in den Sakralkanal: Diese
Injektion ist wesentlich einfacher und für die Patientinnen auch
weniger „spektakulär“ und besser tolerabel, als jene an den „Frankenhäuser
plexus“, welche retropubisch durchgeführt wird. Vor
allem ist diese Form der Applikation auch bei beleibten Patientinnen
relativ einfach durchzuführen. Hier konnten in einigen
Fällen(s.u.) nach Einbringung von 8-10 ml Procain1% Wirkungen
mit Sofortcharakter („Sekundenphänomene“) erzielt werden, in
allen Fällen war eine caudale, stumpfe Wirbelsäulentraumatisierung
zu eruieren gewesen.
Orthomolekulare Therapie
Diese ist aufgrund der oben zitierten Untersuchungen von
kuklinski ebenfalls unabdingbar; H. kreMer und R. Meyer weisen
in ihren Vorträgen und Schriften auf den erwiesenen Nutzen und
die Bedeutung bestimmter orthomolekularer Mischungen (oral
und in Infusionsform) für die Regenerierung der intrazellulären
ATP-Gewinnung hin. Substanzen, welche hierbei empfohlen
werden sind v.a.: Vitamine B12, C und E, die Mineralien / Spurenelemente
Kalium, Magnesium, Selen und Zink sowie auch Aminosäuren
wie Carnitin und Taurin.
Sonstige
Vom Grundgedanken her dürften andere Therapien, welche die
Mikrozirkulation und den Sauerstoffmetabolismus fördern ebenfalls
nützlich sein, allerdings liegen hierzu derzeit noch keine ausreichenden
Berichte und Studien vor; in diese Gruppe gehören:
biophysikalische Signaltherapien („BEMER-Therapie“), UVB- und
Ozontherapie. Es steht zu hoffen, dass hier entsprechende Beobachtungen
erfolgen und publiziert werden.
Eigene Beobachtungen
Zwischen November 2009 und Dezember 2010 wurden über
50 Patientinnen, welche mit der Diagnose eines Fibromyalgie-
Syndroms in die Praxis des Autors kamen, behandelt.
In die vorliegende Auswertung gingen davon 23 ein, auf
welche die eingangs genannten Kriterien ganz zweifelsfrei zutrafen.
Das Durchschnittsalter der Patientinnen betrug 51 Jahre
mit einer Spannbreite von 32 bis 67 Jahre, die Krankheitsdauer
war im Schnitt mit 5,5 Jahren zu ermitteln, hier war die kürzeste
Dauer vom Beginn der Beschwerden bis zum Beginn der geschilderten
Therapie 1.5 Jahre, die längste knapp 20 Jahre.
Die diagnostische Vorgehensweise war in allen Fällen die
oben geschilderte:
Originalia
– Anamnese und eingehender körperlicher Befund
– Laboruntersuchungen
– Antioxidative Reserve/oxidativer Stress
– Dunkelfeldmikroskopie
– Bestimmung des Säure-Basen-Haushalts
– In Einzelfällen, bei begründetem Verdacht: Herddiagnostik
mit Thermografie und/oder Elektroakupunktur nach voll
Die Therapie erfolgte in ebenfalls allen Fällen nach folgendem
Grundschema:
– Massagen und Dehnungen
– Ausleitenden Therapien (im Schnitt 5mal/Patient)
� Schröpfen/Schröpfmassage
� Schwitzen (Hyperthermiedecke für ca. 2.5 Stunden bei
oraler Flüssigkeitszufuhr)
– Hormontherapie bei nachgewiesenem Mangel
– Neuraltherapie nach huneke
– Infusionstherapie mit orthomolekularen Substanzen
Interessanterweise ergab sich bei der Verlaufsbeobachtung
durchschnittlich eine relativ lange therapieresistente Zeit von ca.
2 bis 2,5 Monaten (von einigen Ausnahmen abgesehen), nach
dieser Zeit aber eine erfreuliche und überraschend schnelle Besserung.
Bei 2 Patientinnen war bereits nach drei Wochen (und speziell
nach den Injektionen in den Sakralkanal) keine Behandlungsnotwendigkeit
mehr gegeben, sie sind als praktische geheilt zu
betrachten!
Die Ergebnisse in der Übersicht (n=23)
Schmerzempfindung vor Therapie
(visuelle Analogskala von 1-10): Durchschnitt 7,6
Schmerzempfindung nach Therapie: Durchschnitt 3.0
Häufigkeit (Durchschnitt) der Therapien (pro Patient)
– Massagen/Dehnungen: 6
– Ausleitende Therapien: 5,5
– Neuraltherapie (Stellatum, canalis sacralis, Foci,
lokale Punkte) 5 Sitzungen
– Infusionstherapie 7
Anm: Bei der Neuraltherapie wurden in einer Sitzung meist mehrere verschiedene
Orte behandelt (z.B: Triggerpunkte, Tonsillennarben und canalis
sacralis)
Hinsichtlich der zuvor bestehenden Medikation mit Myorelaxantien/Schmerzmitteln
konnte folgende (bleibende) Veränderung
beobachtet werden (Nachbeobachtung: mehrere Monate)
Vollständiges Absetzen der Dauermedikation: 6/23
Gelegentl. (1-2x/Woche) Gebrauch von Schmerzmitteln: 10/23
Regelmäßig, aber verminderter Gebrauch von Schmerzmitteln:
6/23
Keine Wirkung, unveränderter Zustand 1/23
Störfelder mit offensichtlichem Bezug zum Krankheitsbild 9/23
Hierbei waren ausschließlich Tonsillen (6 mal) und wurzelbehandelte
Zähne ( 3 mal) beteiligt)
Vor Beginn der Therapie verwendeten 17 Patientinnen
Antidepressiva.
Nach der Therapie taten dies noch 8 Patientinnen.
36 2/2011

2/2011
Originalia
Nebenwirkungen wurden unter der Behandlung beobachtet
wie folgt:
12 x „Schwindel“, „Rausch“, nach Procainanwendung
(bei ca . 115 Anwendungen)
4 x verzögerte Erholung (Hypotonie) nach der Hyperthermie
Kasuistik
Frau G.-B., E.: Jahrgang 1951
Seit 3 Jahren „Fibromyalgie-Syndrom“ mit Schmerzen an
HWS, oberen Extremitäten, LWS, unteren Extremitäten,
nächtliches Erwachen. Labor und internist. Voruntersuchungen
„ohne path. Befund“, bis auf leicht erhöhten Ges.-
Cholesterinwert.
Medikamente: Serotonin-reuptake-Hemmer, Schlafmittel,
Diclofenac, Codein-Paracetamol-Kombinationspräparat.
Weitere Vorgeschichte:
– 1970 Tonsillektomie, danach einige Wochen starke
Gelenkschmerzen.
– Menopause 1999, in der Folgezeit immer häufigeres
Auftreten von diffusen muskulären Schmerzen.
– 1 Jahr vor dem Auftreten der jetzigen, starken
Schmerzen (VAS 8-9): Wurzelbehandlung im re. Unterkiefer.
– „Partnerschaftsprobleme“
Regulationsmedizinische Untersuchungen:
– Freie Radikale deutlich erhöht, antioxidat. Kapazität
mäßig vermindert
– Dunkelfeld: rasch schrumpfende und zerfallende
Erythrozyten
– Thermografie: Regulationspathologie: Kopflymphe,
plexus solaris.
– Elektroakupunktur n. voll: Regulationsstörungen fast
nur auf der rechten Körperseite
Therapie:
– 8 x Massagen und Muskeldehnungen
– Schröpfen und Hyperthermiedecke je 5 x
– Neuraltherapie: re. Unterkiefer, Tonsillennarben je 4 x,
canalis sacralis 3 x
– Bio-identische Hormone oral
– 10 x Infusion mit o.g. Zusätzen
Verlauf:
Beginn im Dezember 2008, erst nach 2 Monaten Eintritt
einer Besserung, mühsamer Verlauf, wegen ängstlicher
Grundhaltung der Patientin, zeitweiliger Ablehnung von
Therapien usw.
Sehr deutliche Besserung nach 4 Monaten: Finger
„plötzlich“ sehr gut beweglich. Schlaf noch schlecht, Besserung
des Ehelebens!.
Juni 2009 leichter Rückfall mit Schwellung der Weichteile
am linken Oberarm, wandernde Schmerzen „überall“
während der nächsten 2 Monate. Ab September: Schmerzen
nahezu vollständig verschwunden (VAS 1-2), leichte
Verschlechterung bei Weglassen der Hormone.
Schlussfolgerung
zaenmagazin
Bei einer Klientel, welche bereits „ausbehandelt“ war und somit
eine Negativauslese darstellte, war es mit Hilfe einer grundlegenden
Diagnostik und einem zwar „polypragmatischen“ aber doch
im Umfang beschränkten Therapieansatz, eindrucksvolle Veränderungen
und nachhaltige Veränderungen zu erzielen. Bewusst
wurde i.R. dieser Untersuchungen auf zusätzliche Interventionen
z.B. psychotherapeutischer Art verzichtet, die meisten Patientinnen
hatten überdies schon teils langfristige derartige Therapieangebote
wahrgenommen.
Die angewendeten Behandlungsmethoden der Regulationsmedizin
sind auch bei chronischen Krankheitsbildern wie FMS
erfolgversprechend. Die Länge des Krankheitsverlaufes spielt
zwar eine wichtige, aber keine entscheidende Rolle: die Patientin
(63 J.) mit der längsten Krankheitsdauer wies einen Rückgang
des Schmerzscores (Visuelle Analogskala VAS) von 9 auf 2 auf
und kann nunmehr weitestgehend ohne Schmerz- und Schlafmedikation
leben.
Nur die Berücksichtigung der Gegebenheiten der extrazellulären
Matrix und die konsequente Unterstützung durch teils substitutive
(orthomolekulare Therapie), teils vegetativ stimulative /
ausleitende (Schröpfen, Schwitzen, Neuraltherapie) Maßnahmen
kann den entscheidenden Durchbruch aus dem circulus vitiosus
„Schmerz – Depression – Bewegungseinschränkung – chronische
Medikation“ bringen.
Literatur
Abele, J.: Propädeutik der Humoraltherapie, Haug-Verlag, Heidelberg 1992
Aschner, B.: Technik der Konstitutionstherapie, 7. Aufl., Haug-Verlag, Heidelberg
1995
Barop, H.: Lehrbuch und Atlas der Neuraltherapie nach Huneke, Hippokrates-
Verlag, Stuttgart 1996
Burgerstein, L.: Burgersteins Handbuch Nährstoffe, 10. Aufl., Haug-Verlag, Stuttgart
2002
Graf, K.: Ganzheitliche Zahnmedizin, Sonntag-Verlag, Stuttgart 2000
Huneke, F.: Das Sekundenphänomen in der Neuraltherapie, 6. Aufl., Haug-Verlag,
Heidelberg 1989
Heine, H.: Lehrbuch der biologischen Medizin, 3. Aufl., Hippokrates-Verlag, Stuttgart
2006
Heine, H. und E.: Befindensstörungen – Chronische Krankheiten – Altern, Edition
COMED, Comed Verlagsgesellschaft, Hochheim 2009
Kremer, H. und Meyer, R.: Vortragsskripten und Fachinformation „Wirkungsweise
und Anwendung der neuen, optimierten Protokolllösungen“, Skripten im
Selbstverlag 2010
Kuhnke, O. und Heine, H.: Die Bedeutung er NETs-Bildung physiologisch lytischer
Granulozyten zur Beurteilung von Regulationskrankheiten, COMED 12, 2010,
S. 52-54
Kuhnke, O.: Skriptum zum Seminar Dunkelfeldmikroskopie im Rahmen des
ZAEN-Kongresses, Freudenstadt, Herbst 2010
Kuklinski, B.: Das HWS-Trauma, Aurum-Verlag, Bielefeld 2006
Lang, F.: Pathophysologie, Pathobiochemie, F. Enke-Verlag, Stuttgart 1979
Laser, T.: Fibromyalgie, 3. Aufl., Thieme-Verlag, Stuttgart 2004
Pischinger, A.: Das System der Grundregulation, Haug-Verlag, Heidelberg, 9. überarbeitete
Aufl. 1998
Rimkus, V.: Die Rimkus-Methode für die Frau, Verlagshaus Mainz, 2006
Van Limburg-Stirum, J.: Moderne Säure-Basen-Medizin, Hippokrates-Verlag, Stuttgart,
1. Aufl. 2008
37

zaenmagazin
5
Die Habichtswald-Klinik liegt am Rande von Kassel Bad Wilhelmshöhe
mit Blick über die Stadt, unmittelbar am größten Bergpark
Europas mit einem seltenen alten und beeindruckenden Baumbestand,
Schloss Wilhelmshöhe und der Herkules-Statue, dem
Wahrzeichen von Kassel. Der sich anschließende Habichtswald
bietet 330 km Wanderwege.
Die Klinik verbindet wissenschaftliche und komplementäre
Medizin zu einer Ganzheitsmedizin. Der Einzelne erfährt eine integrative
Betrachtung von Körper, Seele und Geist mit Anwendung
von moderner wissenschaftlicher Schulmedizin, bewährten
Naturheilverfahren und der Erfahrungsheilkunde. Es werden
die Interaktionen der verschiedensten Therapieverfahren berücksichtigt,
um eine individuelle und wohldosierte Zusammenstellung
einzelner Therapien zu gewährleisten. Nicht das „Je
mehr, desto besser“ an therapeutischen Maßnahmen führt zum
Ziel, sondern die Förderung der Selbstheilungsprozesse in einem
heilsamen Umfeld.
Die praktizierte Philosophie der Fachrichtungen Innere
Medizin, Psychosomatik und Onkologie ist eine Synthese von
moderner „Schulmedizin“, Naturheilverfahren und Komplementärmedizin.
In der privaten AYURVEDA-Klinik gibt es eine einzigartige
Verbindung dieser ältesten Gesundheitslehre der Welt mit
der modernen naturwissenschaftlichen Medizin. Es werden hier
nicht Krankheiten, sondern kranke Menschen behandelt.
Die hoch qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bilden
ein Netzwerk und arbeiten im interdisziplinären Team, das
Serie Klinikportraits
Habichtswald-Klinik Kassel
Habichtswald-Klinik Kassel
Klinik für Ganzheitsmedizin und Naturheilkunde
den Patienten ganzheitlich in liebevoller Atmosphäre betreut.
Die Behandlung wird im ausführlichen ärztlichen Gespräch am
Anreisetag individuell mit dem Patienten abgestimmt.
Die Klinik verfügt über das gesamte diagnostische und therapeutische
Repertoire, welches durch ein Klinikverbundsystem
mit erstklassigem wissenschaftlichem Niveau garantiert wird.
Eine der vornehmsten Aufgaben ist es, die künstliche Trennung
zwischen Schulmedizin und Alternativmedizin zum Wohle des
Patienten zu überwinden.
Methoden der klassischen und traditionellen Naturheilverfahren
wie Wasser- und Thermotherapie, Pflanzenheilkunde,
Bewegungstherapie, Heilfasten, Ernährungstherapie, Homöopathie
und Akupunktur sind eine individuelle Ergänzung zu der
schulmedizinischen Basisbehandlung.
Dem hohen Stellenwert einer gesunden und bewussten Ernährung
wird Rechnung getragen mit:
– vollwertiger Ernährung, die alle Lebensmittelgruppen beinhaltet,
– ovolacto-vegetabiler Kost,
– Vitalkost, basierend auf den Grundlagen der Makrobiotik (bis
auf die Verwendung von Fisch, Ei, Schafs- und Ziegenkäse
zucker- und kuhmilcheiweißfreie vegetarische Kost, frei von
synthetischen Zusatzstoffen, angereichert mit hochwertigen
fernöstlichen Lebensmitteln),
– ayurvedischer Kost (vegetarische Ernährungsform der traditionellen
ayurvedischen Medizin) gegen Aufpreis,
38 2/2011

2/2011
Serie Klinikportraits
– Informationsveranstaltungen und Kochkurse in der Lehrküche
zu allen genannten Kostformen,
– individueller Ernährungsberatung und Kostzusammenstellung
für den Klinikaufenthalt und für eine nachhaltige Umsetzung
zu Hause.
Die Physiotherapie vermittelt praxisnahe Krankengymnastik, die
auch zu Hause helfen soll, Kraft und Ausdauer zu steigern und
für genügend Entspannung zu sorgen. Spezielle Techniken zielen
auf das Zusammenspiel von Nerven, Muskeln und Atmung.
Die Behandlungen erfolgen sowohl in Einzeltherapien als auch
in Gruppen (Wirbelsäulen-, Beckenboden-, Atemgymnastik,
Rückenschule, Bewegungsbäder, Ergometertraining, Walking).
Großer Wert wird auf eine richtige Körperhaltung gelegt. Funktionseinschränkungen
von Geweben im Körper wird mit Kraniosakraltherapie
entgegengewirkt und somit werden die Selbstheilungskräfte
aktiviert.
Mit der Einweihung des geistig-spirituellen Zentrums wurde
architektonisch wie auch inhaltlich ein „Raum“ geschaffen, der
zur Stille, Besinnung, inneren Einkehr, religio, das heißt zur Bindung
an unsere eigene innere Mitte, einlädt. Hier können durch
überkonfessionelle Meditationen, sakralem Tanz, Mantrensingen
und seelsorgerliche Gespräche Selbstheilungsprozesse mit angeregt
und unterstützt werden.
Die Innere Abteilung behandelt
Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus, metabolisches
Syndrom, Gicht
Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinsuffizienz, Hypertonie,
Koronare Herzkrankheit, Herzrhythmusstörungen
Wirbelsäulenerkrankungen, Osteoporose
Arthrosen, Arthritis
Rheumatische Erkrankungen
Magen-Darm-Erkrankungen wie Gastritis, Reizdarm, Colitis
ulcerosa, Morbus Crohn
Atemwegserkrankungen wie chronische Sinusitis und Bronchitis,
Asthma
Hauterkrankungen wie Psoriasis, Akne
Psycho-physische Erschöpfung
Burnout-Syndrom
Infektneigung
Die psychosomatische Abteilung behandelt
Ängste
Depressionen
Krisen im Zusammenhang mit schweren Krankheiten,
schweren beruflichen und privaten Konflikten, nicht verarbeiteten
Unfällen und Gewalterlebnissen (posttraumatische
Belastungsstörungen, Anpassungsstörungen)
schwere Erschöpfungszustände (Burnout)
psychosomatische Störungen wie Herz-, Magen-Darm-Beschwerden,
Kopf- und Rückenschmerzen sowie andere allein
körperlich nicht erklärliche oder seelisch mit beeinflusste
Schmerzzustände
Tinnitus und andere Erkrankungen des Ohres und Gleichgewichtsorgans
wie Hörsturz, Hyperakusis, Morbus Menière
Sexual- und Beziehungsstörungen
Essstörungen wie Adipositas, Bulimie und Anorexie
leichtere Abhängigkeitserkrankungen
Die onkologische Abteilung behandelt sämtliche onkologischen
Erkrankungen und bietet an:
zaenmagazin
diagnostische Verfahren (z. B. Labordiagnostik, bildgebende
Verfahren, kardiopulmonale Diagnostik)
Chemo- und Immuntherapie
Therapie mit modernen Substanzen wie Antikörpern, Antiangiogenese,
small molecules
Hormontherapie
Schmerztherapie
Palliativtherapie
Ernährungstherapie, auch mit intravenöser und Sondenernährung
psychoonkologische Begleitung
Behandlung der Fatigue
Ergotherapie mit Schwerpunkt Polyneuropathie, Gedächtnis-
und Konzentrationsstörungen nach Chemotherapie
allgemein-internistische Therapie von Begleiterkrankungen
umfassende Behandlung tumorbedingter Beschwerden
Aufklärung zu komplementären Therapiemethoden
Akupunktur
Stomatherapie
Brustprothetikberatung
Hilfsmittelerprobung
Sozialdienst
Gesundheitsförderung erfolgt durch
zahlreiche Vorträge über die unterschiedlichsten psychologischen
und medizinischen Themen
ein spezielles Raucherentwöhnungstraining, das Entspannungs-,
Suggestionstechniken und Akupunktur beinhaltet
Sport, Walking, Fahrradergometertraining
fünf Mal in der Woche je vier Stunden kostenloser Besuch
der Kurhessen-Therme, zu der es einen direkten Zugang
gibt, um dort im Sole-Thermalbad zu schwimmen und die
große Saunalandschaft zu besuchen
Entspannungsverfahren (z.B. PMR, Yoga, Tai Chi, AT, Meditationen)
Physikalische Therapie (z.B. Dauerduschen, Schielefußbäder,
Moorpackungen)
Physiotherapie (z.B. Einzel- und Gruppengymnastik, Bewegungsbad,
Nordic Walking, medizinische Trainingstherapie)
verschiedene Ernährungsformen (z.B. Heilfasten nach
Buchin Ger, Vollwertkost, Makrobiotik, gegen Aufpreis Ayurveda-Kost)
ggf. Neuraltherapie, Akupunktur, Homöopathie, Phytotherapie,
orthomolekulare Therapie
Die Klinik ist nach DIN-EN ISO 9001 und den Qulitätsgrundsätzen
der DEGEMED zertifiziert, von allen gesetzlichen Krankenversicherungen
in Deutschland nach § 111 als Rehabilitationsklinik
sowie von den privaten Krankenkassen und Beihilfen als
gemischte Anstalt anerkannt. Die Kostenübernahme muss vor
Anreise bei dem jeweiligen Kostenträger beantragt werden.
Info
Kontakt Habichtswald-Klinik
Wigandstr. 1
34131 Kassel
Tel.: +49 (0)561 / 31 08-0
Fax: +49 (0)561 / 31 08-858
Internet: www.habichtswaldklinik.de
39

zaenmagazin
Regulationsmedizin und
Arzt-Patienten-Beziehung
– Teil I –
Einführung
„Was ist das Schwierigste von allem?
Mit den Augen zu sehen,
was vor den Augen uns liegt.“
Goethe
Ursprünglich hatte ich vorgehabt, den Kontext darzustellen, in
dem Regulationsmedizin stattfindet. Je länger ich mich allerdings
mit der desolaten Situation der zeitgenössischen Medizin
befasste, um so deutlicher wurde mir, dass die immer wieder
aufflackernde und meist im Vordergrund der öffentlichen Diskussionen
stehende Wissenschaftlichkeitsfrage von den eigentlichen,
dahinter stehenden Problemen ablenkt.
Diese beruhen n.m.M. zum größten Teil darauf, dass wir alle
–Kranke wie Therapeuten – Opfer eines parasitären Prozesses
sind, den ich mit BierMann ‚medizinisch-industrieller Komplex’
nenne. Aus ihm erklären sich ‚Apparatemedizin’, ‚Computerisierung’,
‚Datenfriedhof’, ‚Dehumanisierung’, ‚diagnostisches Primat’,
‚diagnostischer Overkill’, ‚Entwertung der sprechenden Medizin’,
‚Gentechnik’, ‚Kostenexplosion’, ‚Kommunikationsprobleme’, ‚Spezialisierung’,
‚Verbürokratisierung’ u.v.a.m.
Die Entwicklung des ‚medizinisch-industriellen Komplexes’
erfolgte schleichend wie die einer primär-chronischen Krankheit
oder eines Malignoms. Sie entging unserer Aufmerksamkeit, obwohl
sie vor aller Augen lag.
Wer die zum Teil abstrusen Vorgänge in der zeitgenössischen
medizinischen Szene wirklich verstehen will, sollte sich
mit ‚Die Gesundheitsfalle’ von BierMann, mit ‚Der Mensch im Fortschritt
der Medizin’ von Böcher oder mit ‚Die Fortschrittsfalle’ von
dörner o.Ä. auseinandersetzen.
Statt mich aber an den Strukturproblemen der zeitgenössischen
Medizin abzuarbeiten – hierzu gibt es inzwischen genügend
Literatur – , wende ich mich den Strukturen selbst zu.
Hier greife ich zwei Themen auf, die sich unmittelbar – oder
mittelbar – auf Ihre Arbeit auswirken:
1. Die Arzt-Patienten-Beziehung und
2. ihre Gestaltung.
In den vorangegangenen Mitteilungen war es um die biologischen
Aspekte der Arzt-Patienten-Beziehung. gegangen. Mit der
vorliegenden Mitteilungen betreten wir die psychosoziale Ebene.
Damit wagen Sie sich auf ein Terrain vor, das – obwohl wir
theoretisch schon viel darüber wissen – nach Kräften diskriminiert
wird. Sie betreten vermintes Gelände!
Basale Regeln der Kommunikation …
Die Arzt-Patienten-Beziehung können wir nur verstehen, wenn
wir einige Grundregeln der Kommunikationstheorie kennen.
Diese alle auszuführen, fehlt hier der Platz. Nur soviel: Kommu-
Praxis / Serie
nikation hat einen inhaltlichen und einen Beziehungsaspekt. Der
erste bezieht sich auf die Vermittlung von Fakten. Dies ist der Aspekt,
der in der konventionellen Medizin handlungsleitend ist.
Wie wir aber im Alltag schon beobachten können, wird die Wirkung
einer Botschaft vom Beziehungsaspekt bestimmt.
Wie sich eine Fehlgewichtung von kognitivem Inhalt und
emotionalem Kontext einer Information – vom pragmatischen
Aspekt ganz zu schweigen – im medizinischen Alltag auswirkt,
lässt sich am Scheitern der Früherkennungs- und Präventivprogramme
demonstrieren.
Nicht umsonst beruht das salutogenetische Konzept auf
den drei Säulen von Verstehbarkeit, Bedeutungserkennung bzw.
-gebung und Handhabbarkeit.
… und Arzt-Patienten-Beziehung
Im Wesentlichen stütze ich mich bei der Darstellung der A-P-
Beziehung auf das Autorenteam um tress, Düsseldorf – nicht
zuletzt deswegen, weil ich dort wesentliche Schritte in Richtung
‚psychosomatische Grundversorgung’ getan habe.
Bei der Darstellung aus diesem komplexen Bereich beschränke
ich mich auf typische arzt-seitige Aspekte und ebenso
charakteristische Aspekte der patienten-seitigen Mit- oder Fehlgestaltung
der Arzt-Patienten-Beziehung. Einzelheiten folgen in
den beiden folgenden Mitteilungen.
Allgemein gilt im Hinblick auf die Bedeutung des Interaktionsaspekts
zwischen ÄrztInnen und PatientInnnen festzuhalten,
dass ungeeignete oder unangepasste Reaktionen auf belastende
Lebensereignisse die häufigsten Leidenszustände in allen
industrialisierten Ländern und zivilisierten Gesellschaften sind.
Hierbei sind Frauen – unabhängig vom sozialen Status – überrepräsentiert.
Kranke Menschen geben aber eingeschliffene Reaktions-
und gewohnte Verhaltensweisen nicht an der Garderobe
ab, wenn sie Ihre Praxis betreten, sondern sie verhalten sich dort
zunächst einmal genau so wie in ihrem Alltag – also krankhaltend.
Diese Gesetzmäßigkeit ist für mich die zentrale Botschaft der
Coping-Forschung.
Problempatienten – gern, …
Während wir die Schwierigkeiten, die PatientInnen in die Arzt-
Patienten-Beziehung einbringen, ohne weiteres akzeptieren und
mit Schlagwörtern wie ‚Non-Compliance’, ‚ProblempatientInnen’,
‚Unheilbarkeit’ o.Ä. zu belegen bereit sind, fällt es uns erfahrungsgemäß
sehr viel schwerer zu akzeptieren, dass auch wir als BehandlerInnen
ein nicht unwesentliches Scherflein zum Gelingen
oder Scheitern einer heilsamen Beziehung beitragen.
… aber Problemmediziner – Was soll denn das?
Gerade für konventionelle MedizinerInnen, die immer noch der
Vorstellung von Objektivität anhängen, ist es erfahrungsgemäß
sehr schwer, sich auch nur vorzustellen, dass von ihrer Seite Elemente
zur A-P-Beziehung beigesteuert werden, die ihre PatientInnen
krank halten.
Man braucht sich nur zu vergegenwärtigen, wie unterschiedliche
Beziehungsaspekte – auch dissonante –, die gleichzeitig
zum Ausdruck gebracht werden, auf kranke Menschen wirken.
40 2/2011

2/2011
Praxis / Serie
Abb. 1a: einfachstes Modell einer Beziehung
Wenn Sie einem Kranken beispielsweise etwas betont
freundlich mitteilen möchten, gleichzeitig aber Ihren Ärger,
bspw. über die Nicht-Befolgung eines gegebenen Rates, die
Nicht-Einstellbarkeit des Blutdrucks oder eines Blutzuckers o.Ä.
nicht verbergen können, bekommen Kranke eine doppelte
Botschaft. Einerseits hören sie freundliche Mitteilungen, andererseits
bemerken sie verärgerte Untertöne. „Diese Form von
widersprüchlichen Mitteilungen ist von ausschlaggebender Bedeutung
für das Misslingen einer Behandlung“ (tress). Welche
Psychodynamik hinter dieser Metakommunikation steht, und
wie Sie diese frustrierende Falle umgehen, wird uns noch ausführlich
beschäftigen.
Ihre Gestaltung der Arzt-Patienten-Beziehung sollte wenigstens
insofern gesundheitsfördernd sein, als Sie nicht in diese Falle
tappen und weniger auf das achten, was Sie sagen, als darauf,
wie Sie es sagen.
Wie hat nietzsche ganz richtig erkannt: „Hör’ nicht auf die
Worte, schau aufs Maul!“
Kranke Menschen sind gerade, was Zwischentöne angeht,
äußerst sensibel. Meine Erfahrung ist, dass Menschen nicht krank
werden, weil sie unsensibel sind, sondern weil sie gerade übersensibel
waren, als der Keim zu ihrer Krankheit gelegt wurde. Die
einen Gesunden oft verblüffend zur Schau getragene Gleichgültigkeit
von Schwerkranken ist eine Reaktionsbildung. Ein emotionaler
Panzer schützt. Dass er auch hindert, wird von den Betroffenen
i.A. übersehen.
So verstehe ich die Formel vom ‚Problemlöser, der zum Problem
wird’.
Ein zyklisches Modell der Arzt-Patienten-Beziehung
Man spricht von einem ‚maladaptiven Zirkel’, wenn die Art der
Beziehung den Kranken die Anpassung an allfällige Anforderungen
aus der ökologischen und psychosozialen Um- und Mitwelt
erschwert oder sogar verunmöglicht wird. Dieses Muster bringen
kranke Menschen in die Arzt-Patienten-Beziehungen ein. Es
ist ein wesentlicher Faktor der Chronifizierung.
Kommunikative oder psychosoziale Kompetenz auf Behandlerseite
sollte den ‚adaptiven Zirkel’ der A-P-Beziehung
zum Modell für die Alltagsbeziehung Ihrer Patientinnen werden
Abb. 1b: Beispiel eines maladaptiven Zirkels
zaenmagazin
lassen, so dass chronisch Kranken die Anpassung an allfällige Belastungen
erleichtert oder ermöglicht wird.
Der eine oder der andere Zirkel lässt sich aus dem einfachen
Situationskreis-Modell entwickeln. Man spricht auch von einem
‚Merk-Wirk-Kreis’ (Abb. 1a).
ÄrztInnen (be)merken etwas an ihren PatientInnen, wirken
ihren Möglichkeiten entsprechend auf diese zurück. Sie bewirken
also etwas, was seinerseits die PatientInnen (be)merken, die
sich ihrerseits entsprechend ihren Möglichkeiten verhalten und
wieder etwas bei ihren BehandlerInnen bewirken. Der erste Kreis
ist geschlossen.
In der Abb. 1b finden Sie die Entwicklung des ‚Merk-Wirk-
Kreises’ zur ‚maladaptiven Spirale’, verdeutlicht an einem alltäglichen
Beispiel:
Eine Patientin oder ein Patient kommen mit diffusen körperlichen
Störungen und/oder uncharakteristischen Befindlichkeitsstörungen
zu Ihnen. Im Regelfall ist sie oder er schon mehrere Male
durch untersucht worden. Es wurde nie etwas ‚Organisches’ gefunden.
Konnte es auch nicht: Sie/er hat nichts ‚Organisches’!
Das diese negativer Ausfall der Diagnostik allein schon durch
die Methodik der konventionellen Medizin vorprogrammiert ist,
ist fortgeschrittenen KomplementärmedizinerInnen klar.
Für Einsteiger sei aber nochmals herausgestellt: Wenn man
mit einem großmaschigen Netz fischt, gehen einem die kleinen
Fische dadurch. Aus ‚kleinen Fischen’ werden unter Umständen
aber auch einmal große. Im Sinne einer echten Früherkennung
wäre es also sinnvoll und angebracht, ein engmaschigeres Netz
zu benutzen. Ein solches habe ich Ihnen in den vorangegangenen
Mitteilungen anhand komplementärer Indikatoruntersuchungen
vorgestellt.
Der weiteren Verbreitung von Indikatoruntersuchungen in
der konventionellen Medizin steht aber etwas entgegen, das
die Sozialmedizinerin BlohMke das ‚Denken in Endzuständen’ genannt
haben: Funktionelle Störungen fallen durch den Raster der
konventionellen Diagnostik. Erst im Stadium der Organmanifestation,
später in dem der Progredienz, des Rezidivs, der Exacerbation
oder der Komplikation, werden sie für die an Substraten
(Bild oder Laborbefund) sich orientierenden Kliniker sicht- und
diagnostisch fassbar (Abb. 2a).
41

zaenmagazin
Abb. 2a: nosologisches Verlaufsdiagramm
Wie fatal sich dies auswirkt und wie viel kostbare Zeit verstreicht,
wird deutlich, wenn man realisiert, dass
eine erhebliche Minderung der Abwehrkraft, gemessen als
Immunität gegen eine definierte Menge von Antigenen,
schon bei funktionellen Syndromen nachweisbar ist.
Dies wurde von perGer systematisch untersucht und beschrieben
(Abb. 2b).
Allgemein bekannt geworden ist die Abwehrminderung
beim chronischen Müdigkeitssyndrom.
Bei chronischen Krankheiten liegt die Abwehrkraft bei etwa
zehn Prozent.
Bei Malignomkranken tendiert sie gegen null.
Burn out- und Fatigue-Syndrome haben demnach auch eine
biologische Seite!
Ein weiteres Argument für die Einführung von Indikatoruntersuchungen
in die Praxis liegt
im Symptomwechsel (Abb. 2 a).
Funktionell Kranke wechseln die im Vordergrund stehende Symptomatik,
während die dahinter stehend Regulationsstörung
die gleiche bleibt. Da die Störungen sich noch nicht ‚organisiert’
haben – was eigentlich das Gute an ihnen ist –, erscheinen sie
einmal hier, ein anderes Mal dort. Das ist zunächst verwirrend.
Die spezialistische Betrachtungsweise, die immer nur ein
Organ oder ein System im Blick hat und die Nachbargebiete ausblendet,
schloss fälschlicherweise aus dem Verschwinden der
Störung aus dem jeweiligen Blickfeld auf ihre Spontanremission.
Dies war „eine wissenschaftliche Falschmeldung“ (tress). Verlaufsbeobachtungen
hätten gezeigt, dass aus einem Herzneurotiker
ein Alkoholiker geworden war, eine Kopfschmerzpatientin
erschien plötzlich depressiv, an die Stelle einer krankhaltenden
Partnerschaftskonstellation war eine Autoimmunkrankheit des
Darms getreten, aus einer Mobbing- war eine Herzproblematik
geworden, ein labiler Bluthochdruck war in eine Angina pectoris
oder sogar einen Herzinfarkt oder in ein dementielles Syndrom
oder gar einen Schlaganfall umgewandelt worden, chronisch
depressive Menschen entwickelten gehäuft Krebs usw.
Besonders fatal finde ich den iatrogen verursachten Symptomwechsel,
den ich als FraMinGhaM- oder pahor-Effekt in der
Mitteilung 3/2010 beschrieben habe.
Abb. 2b: Nosologie und Immunität
Praxis / Serie
Ein Schlüsselerlebnis in dieser Hinsicht hatte ich mit einem
Patienten, der innerhalb eines halben Jahres nacheinander mit einem
Cervikalsyndrom, linksseitigen Brustbeschwerden, die er für ein
Herzproblem hielt, einer Gastritis und einer Prostatitis in der Praxis
erschien.
Hinter der bunten Palette an somatoformen Syndromen stand
ein ungelöster Konflikt an der Arbeitsstelle – ausgelöst durch einen
neuen Vorgesetzten. Der Dauerstress hatte zu Potenzstörungen und
Schwierigkeiten mit seiner Frau geführt.
Die vegetative Funktionsdiagnostik bot noch keinen Hinweis für
einen Durchschlag der Störungen ins Organische: Der Stress-Index (s.
Mitteilung 1/2010) war zwar auf +8 erhöht, lag aber noch im Bereich
der funktionellen Störung.
Mit Hilfe der Einübung des Autogenen Trainings und durch ein
Coaching in Hinblick auf seine Arbeitssituation wurden sowohl die
Ehe- wie die Arbeitsprobleme gelöst.
Die gesamte Symptomatik verschwand. Der Stress-Index sank
auf +2.
Es ist leicht vorstellbar, wie der Verlauf ausgesehen hätte,
wenn der Patient in die Mühlen der Spezialmedizin geraten
wäre. Nach dem Orthopäden hätte sich der Kardiologe, dann
der Gastroenterologe und der Urologe an ihm versucht. Der
‚ medizinisch-industrielle Komplex’ hätte viel Futter bekommen.
Die Regulationssituation hätte sich aber nicht gebessert.
Kehren wir zur Abb. 1b zurück! Würden die Untersucher
sagen: „Wir finden aus den und den Gründen nichts!“, wäre das
durchaus in Ordnung. Meist wird den PatientInnen aber gesagt:
„Sie haben nichts!“ Zu der Verunsicherung durch die Befindlichkeitsstörung
und das Empfinden des Nachlassens der Energie
kommt eine weitere Destabilisierung.
Die Entmystifizierung der Droge Arzt
Im Regelfall wird PatientInnnen mit somatoformen Störungen
ein oft beliebiges Medikament verordnet, das manchmal wirkt
und manchmal nicht. Seine Wirkung hängt – wie wir inzwischen
wissen – davon ab, wie es verordnet wird. Damit sind wir im weiten
Feld der Placebotherapie, auf die noch einzugehen sein wird.
Nur soviel hier schon einmal: Die ‚Droge Arzt’ ist eine ‚Zweikomponententablette’.
Nach den bisherigen Erkenntnissen der
42 2/2011

2/2011
Praxis / Serie
Abb. 3a: ganzheitliche A-P-Beziehung
Forschung besteht der Placeboeffekt aus Suggestionen und aus
Konditionierungen.
Sofort einsetzende, i.A. aber vorübergehende Wirkungen
sind auf den suggestiven Effekt einer Intervention oder Verordnung
zurückzuführen.
Verzögert einsetzende, dafür aber nachhaltigere Wirkungen
beruhen auf Konditionierungen.
Damit wird der Bogen zu den Heilbedingungen zurückgeschlagen,
von denen ebenfalls in der Mitteilung 3/2010 die Rede
war: Neben anderen fanden sich unter ihnen ja Rituale. Deren
Wirkung führt zu Konditionierungen und dadurch zu bleibenden
Verhaltensänderungen.
Das zyklische Modell der Arzt-Patienten-Beziehung gibt
auch dem, was gern blumig als ‚Ganzheitsmedizin’ bezeichnet
wird, eine rationale und selbst einem medizinischen Laien nachvollziehbare
Basis. In der Rückkopplung der Interaktion verändern
sich Arzt und Patient.
Wie in einem Spiegelkabinett nehmen Arzt und kranker
Mensch sich in ihrer körperlichen, seelischen und geistigen Ganzheit
in der aktuellen Situation immer wieder neu wahr (Abb. 3a).
Aus dieser unmittelbaren Rückkopplung ergibt sich aber nicht
nur eine veränderte gegenseitige Wahrnehmung, sondern wird
die Kommunikation den individuellen Bedürfnissen der kranken
Menschen angepasst.
Leib, Seele und Geist werden integriert, was man Heilung
nennt.
Der durch die Zwischenschaltung von apparativer Diagnostik
aufgeblähte Zirkel zwischen MedizinerInnen und ihre
KlientInnen wird im Merk-Wirk-Kreis der psychosomatischen
Medizin sozusagen kurzgeschlossen (Abb. 3b). Dies wirkt der viel
beklagten und letztlich krankhaltenden Entfremdung von Arzt
und Patient entgegen.
Abb. 3b: aufgeblähte und zentrierte A-P-Beziehung
Fazit
zaenmagazin
Ein zyklisches Modell von der Arzt-Patienten-Beziehung wirkt der
Aufblähung durch Spezial-Diagnostik und -Therapie entgegen.
Es überführt die
monologische konventionelle Befundmitteilung und passive
Behandlung in eine
dialogische Erörterung der Befunde und Erarbeitung eines
gemeinsamen Behandlungsziels.
Dies wirkt der Chronifizierung von Störungen und damit der
Entwicklung einer Patientenkarriere entgegen.
Ausblick
In der nächsten Mitteilung werden die patientenseitigen den
medizinerseitigen Beiträge zur Komplizierung der Arzt-Patienten-Beziehung
gegenübergestellt. Ersteres lässt sich unter dem
Begriff Coping zusammenfassen, letzteres unter dem Begriff
Kompetenz.
Dem ‚roten Faden der Regulationsmedizin’ folgend kommen
wir dabei auf die aus den Konstitutionen A und B sich ergebenden
unterschiedlichen Reaktions- und Verhaltensweisen zurück.
Autor
Dr. Jürgen Heines
18 Ave. de l´Abbé Guichard
17340 Châtelaillon-Plage, Frankreich
dr.heines@wanadoo.fr
43

zaenmagazin
Wie viel Eiweiß braucht der Mensch?
Welches Eiweiß braucht der Mensch?
Die Substanz unseres Körpers wird ständig auf- und wieder
abgebaut. Ein Teil der Stoffe wird zerlegt und aus dem Körper
ausgeschieden Mit der Nahrung müssen diese wieder zugeführt
werden: Das betrifft vor allem das Nahrungseiweiß.
Der Energiegewinnung dienen Kohlenhydrate und Fette in
unserer Nahrung: 75 kg ATP – in etwa das eigene Körpergewicht!
Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente sorgen für den reibungslosen
Ablauf aller Umbau und Verbrennungsprozesse.
Über den Bedarf der täglich benötigten Eiweißzufuhr wird
sehr kontrovers diskutiert: Zwischen 0,6 und 1,5 – 2 g liegen die
Empfehlungen. Lebensweise und Ideologien beeinflussen die
Auswahl der Eiweißquellen: tierisch – pflanzlich? Die folgenden
Ausführungen sollen einen kurzen Einblick geben in die komplexen
Zusammenhänge.
Proteine – Funktionsträger jedes Zell- und Organsystems
Der wesentliche Teil unserer Körpersubstanz besteht aus Proteinen.
Sie sind die Funktionsträger der Zellen und Organe. An ihre
Funktionsqualität knüpft sich die Qualität jedes Zell- und Organsystems.
Da sind Strukturproteine zum Aufbau von Gewebe, z.B.
Kollagen, Kreatinin. Dann Funktionsproteine: Transportproteine,
kontraktile Proteine in Muskelzellen, Enzyme, Hormone, Immunproteine.
Auch Signalstoffe wie Neurotransmitter (Adrenalin,
Noradrenalin) sind Proteine.
Alle diese Proteine unterliegen einem ständigen Wechsel
(Protein-Turnover): Tagtäglich werden etwa 500 Billiarden Proteinmoleküle
pro Sekunde aus dem zellulären Aminosäurepool synthetisiert
und wieder in Aminosäuren zerlegt! In wenigen Tagen
sind in den Zellen alle Eiweißkörper erneuert. Dieser rasante Turnover
in allen (!) Zellen ermöglicht eine schnelle und optimale
Anpassung an die rasch wechselnden Aufgaben, die dem Organismus
und seinen Funktionssystemen gestellt werden.
Die Aktivitätsregulierung einzelner oder mehrerer
Proteingruppen
Die Aktivität des intrazellulären Proteinturnovers wird geregelt
über
1. Steuerung der Proteinsynthese: Transkriptionsproteine blockieren
die Ablesung des Gens oder geben den RNA-Polymerasen
den Weg zur Ablesung frei.
2. Steuerung über den Proteinabbau: Beschleunigter Abbau
durch das Ubiquitin-Proteasom-System, wenn Proteine
nicht mehr in der bisherigen Menge benötigt werden.
3. Steuerung der proteinmolekularen Aktivität durch «reversible
Phosphorylierung». Dadurch wird die räumliche Konfiguration
der Proteinmoleküle, auch der regulatorischen Zentren
verändert. Die Aktivität der Proteine wird erhöht oder
verringert, wenn nötig sehr feinstufig.
Einflüsse aus dem Stoffwechsel – aus der interzellulären
Matrix
Sauerstoffradikale und toxische Substanzen beschädigen Proteine
und Peptidketten. Stoffe, die mit der Nahrung oder mit der
Atemluft aufgenommen werden (Zigaretten, Alkohol, Nahrungszusätze)
oder im Gastrointestinaltrakt entstanden sind (Gärungs-
Praxis / Serie
alkohole, biogene Amine, Fäulnsgifte wie Kadaverin etc), sie binden
an Proteine und verändern die für ihre Funktion so wichtige
räumliche Konfiguration.
Entzündungsmediatoren und Hormone greifen ebenfalls regulierend
in den Proteinstoffwechsel ein: So hemmen Cortisol,
Il-6, TNFα die Proteinsynthese und fördern den Abbau.
Die Folge: Die Aktivitäten der Proteine «lahmen» auf allen
Ebenen. Die Proteinsynthese liefert Proteinmoleküle, die nicht
mehr zu funktionstüchtigen Tertiärstrukturen aufgefaltet werden
können. Lädierte Proteinmoleküle werden nicht mehr als beschädigt
erkannt, werden nicht mehr abgebaut und rezyklisiert,
sondern bleiben funktionslos in der Zelle oder auch in der extrazellulären
Matrix liegen.
Physiologische Belastung
Andererseits führt jede physiologisch-adäquate Beanspruchung,
jede Steigerung von Zell- und Organfunktionen – von Herz, von
Muskel, von Gehirn – zu einer Erhöhung der lokalen Durchblutung,
zu einer Erhöhung der Sauerstoffaufnahme. Die Mitochondrien,
die Kraftwerke der Zelle, produzieren mehr ATP. Die
Proteinaktivität ist gesteigert; der Proteinumsatz, der Aufbau und
Abbau von Proteinen ist erhöht. Gealterte, beschädigte, destruierte
Proteine werden schneller eliminiert. Vermehrt gebildete
junge, funktionstüchtige Proteine werden ausgelesen. Dadurch
wird der Leistungszustand der Zelle verbessert. Das gilt auch im
therapeutischen Einsatz: Physiotherapie, BEMER-Therapie, Bewegungstherapie.
Angebot an Aminosäuren
Von größter Bedeutung ist das ausreichende Angebot aller benötigten
Aminosäuren. Der Proteinaufbau im menschlichen Organismus
erfolgt aus 20 L-Aminosäuren (α-Aminocarbonsäuren)
(AS). Acht dieser AS müssen täglich mit der Nahrung zugeführt
werden, da sie im Körper nicht synthetisiert werden können, wir
bezeichnen sie als essentielle Aminosäuren. Sie stellen den für
den Aufbau limitierenden Faktor dar. Die sog. nicht essentiellen
AS können aus Kohlenhydraten und Stickstoffverbindungen synthetisiert
werden, andere Aminosäuren (z.B. Glutamin, Cystein,
Glutaminsäuren) sind unentbehrlich, wenn z.B. die Aktivität der
synthetisierenden Enzyme nicht ausreicht.
Im ausgeglichenen Turnover werden etwa 3,0-3,5 g/kg Körpergewicht/Tag
umgesetzt: 10-15 % dieser Aminosäuren werden
abgebaut und aus den Zellen ausgeschleust. Beim diesem
Abbau entsteht toxisches Amoniak, dieses wird in der Leber zu
Harnstoff konjugiert und über die Niere ausgeschieden. Die ausgeschleusten
Aminosäuren müssen aus der Nahrung wieder ersetzt
werden.
Essentielle AS Bedingt essentielle AS Nicht-essentielle AS
Leucin Tyrosin Alanin
Valin Arginin Serin
Methionin Prolin Asparaginsäure
Phenylalanin Cystein Asparagin
Threonin Glycin (im Wachstum) Glutaminsäure
Lysin
Isoleucin
Tryptophan
Histidin (beim Säugling) Glutamin
44 2/2011

2/2011
Praxis / Serie
Da keine Stickstoffspeicher vorhanden sind, ist der Organismus
auf eine konstante ausgeglichene Eiweißzufuhr angewiesen.
Für Hungerzeiten verfügt der Körper über begrenzte Aminosäurepools:
Etwa 150 g freie Aminosäuren stehen pro Tag zur
Verfügung: 70 – 80 % in der Skelettmuskulatur ein geringerer
Teil im Plasma. Bei niedriger Eiweißzufuhr (z.B. beim Fasten oder
einer Eiweißmangelernährung) werden diese mobilisiert und
zum Erhalt der physiologischen Grundfunktionen verwendet (Es
kommt zum Muskelabbau).
Verdauung und Absorption von Nahrungseiweiß
Aufgenommenes Nahrungseiweiß muss durch Denaturierung
und Spaltung der Peptidbindungen in Aminosäuren zerlegt werden,
damit diese von den Mukosazellen im Dünndarm absorbiert
werden können. (Für die Bedeutung der Mundverdauung
verweise ich auf meinen Artikel im zaenmagazin 03/2011).
Im Magen werden die Proteine durch die Salzsäure denaturiert
und Peptidketten durch Pepsin (Aktivierung des Pepsinogens
durch sauren pH) gespalten.
Der proximale Dünndarm ist der Hauptverdauungsort
für die Nahrungseiweiße. Hier spalten die Pankreasenzyme die
Polypeptide in niedermolekulare Peptide und einzelne Aminosäuren.
In der Bürstensaummembran enthaltene Dipeptidasen
und Aminopeptidasen vervollständigen das.
Die Absorption der Aminosäuren erfolgt im Jejunum durch
spezifische Transportsysteme in die Mukosazellen.
Verdauungsstörungen, Medikamenteneinnahme und falsches
Essverhalten beeinflussen in besonderer Weise die Eiweißverdauung:
Ein Zuwenig an Magensäure (z.B. bei einer
atrophischen Gastritis, der chronische Einsatz von Protonenpumpenhemmern
(PPI)), hastiges Essen aber auch zu große
Eiweißportionen führen zu einer mangelhaften Zerlegung und
damit zu einem vermehrten Anteil unverdauter, nicht resorbierbarer
hochmolekularer Eiweiße im Dünndarm. Durch bakterielle
Prozesse entstehen toxische Fäulnisprodukte: z.B. Kadaverin und
biogene Amine: Histamin, Tryptamin und Phenyaethylamin. Diese
werden aufgenommen, schädigen die Darmschleimhaut, das
intestinale Immun- und Nervensystem: Es kommt zur Intestinalen
Intoxikation.
Die aromatischen essentiellen Aminosäuren Tryptophan
und Phenylalanin werden zu Indol, Skatol abgebaut und ausgeschieden
und stehen zum Proteinsynthese nicht mehr zur Verfügung.
Dies betrifft im Besonderen den Aufbau der Neurotransmitter
Serotonin (Melatonin) und Dopamin.
Biologische Wertigkeit
Qualitätskriterien für Nahrungseiweiß ist die Aminosäurenzusammensetzung
und die Verdaubarkeit/Absorption.
Sie ist abhängig von der Kauleistung des Patienten, der Enzymleistung,
der Integrität der Darmschleimhaut und der Zubereitung
der Nahrung (Ich verweise auf meinen Artikel im zaenmagazin
2/2011.).
Schwer verdauliche
Nahrungseiweiße
Leichter verdauliche
Nahrungseiweiße
Nuss- / Mandeleiweiß Weich gekochtes Ei
Hart gebratenes, zähes Fleisch Fisch (gekocht oder zart angebraten)
Fetthaltiges Fleisch Geflügelfleisch
Autorin
Dr. med. Monika Pirlet-Gottwald
prakt. Ärztin
Paganinistraße 98
81247 München
zaenmagazin
Die Biologische Wertigkeit ist ein Qualitätsparameter für
die Proteinsynthese aus dem Nahrungseiweiß. Der wichtigste
Parameter ist die Nettostickstoffverwertung. Er gibt an, wie viel
Körperprotein aus einer bestimmten Menge an Nahrungsprotein
synthetisiert wird, also dem anabolen Stoffwechselweg
folgt: Anabole Verstoffwechselung. Je höher dieser Wert ist,
desto niedriger ist die Menge an Stickstoffabbauprodukten. Sie
ist abhängig von der Zusammensetzung der Aminosäure. Limitierend
ist die in niedrigster Konzentration vorliegende (essentielle)
Aminosäure („limitierende AS“).
Die Kombination der Lebensmittel steigert die Wertigkeit
deutlich: Das Aminosäuremuster wird vervollständigt.
Nahrungsmittel Anabole Verstoffwechselung
Hühnerei 48 %
Fleisch 32 %
Fisch 32 %
Kasein (Milch) 18 %
Soja 17 %
Weizen 13 %
64 % Kartoffeln + 63 % Vollei 78 %
75 % Milch + 25 % Weizen 70 %
Eiweißzufuhr: So viel wie nötig – so wenig wie möglich!
Durch ein über den Tag verteiltes breites abwechslungsreiches
Angebot aus allen Eiweißquellen kann die Eiweißzufuhr und
damit der Anfall an Stickstoffverbindungen möglichst niedrig
gehalten werden. Das heißt in etwa: täglich ein Ei, ca. 80–120 g
Fleisch oder Fisch, Kartoffeln, eine Milchspeise – in leichtverdaulicher
Zubereitung.
Die Zufuhr sollte auf kleine Mahlzeiten verteilt werden, das
sättigt besser und führt zu einer kontinuierlichen Eiweißversorgung.
Je kränker das Verdauungssystem, desto kleiner die Einzelportionen.
(vgl. zaenmagazin 2/2011).
Vorraussetzung für die vollständige Resorption ist die Esskultur:
Kauen, Schmecken, Genießen. Nur so können das zugeführte
Nahrungseiweiß aufgespalten und aufgenommen werden.
Im Wachstum, bei Umbauprozessen, bei der Gewichtsreduktion,
beim Metabolischen Syndrom kann die zugeführte Eiweißmenge
vorrübergehend auf 1-1,5 g/kg Körpergewicht angehoben
werden. Mit zunehmender Gesundung, im Alter und
bei allen entzündlichen Erkrankungen sollte allerdings der Amoniak-
und Stickstoffanfall möglichst niedrig gehalten werden
(Purinbildung): also wenig, aber hochwertiges Eiweiß! Entzündungsprozesse
kommen so schneller zur Ruhe, der Stoffwechsel
ökonomisiert sich.
Bei ausgeprägten Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder
Allergien, bei katabolen Prozessen, bei Lebererkrankungen und
bei alten und onkologischen Patienten kann eine Ergänzung
bzw. ein Ersatz des Nahrungseiweiß’ durch reine Aminosäurepräparate
mit höchster anabolen Qualität sinnvoll sein.
45

zaenmagazin
6 Blutwurz
Blutwurz (Tormentillwurzel) und Gänsefingerkraut
Zwei wissenschaftlich anerkannte pflanzliche Arzneimittel
zur Therapie akuter, unspezifischer Durchfallerkrankungen
Die traditionelle Kräuterheilkunde verwendet rund 12 mehr oder
weniger gut wirksame Heilkräuter bei unspezifischen, d.h. nicht
durch pathogene Keime (wie Salmonellen etc.) ausgelöste
Durchfallerkrankungen. Gemeint ist in erster Linie die sog.
„Sommerdiarrhoe“. Die Sachverständigenkommission E beim
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM)
empfiehlt neben reichlichem Trinken von ungesüßtem Brombeerblätter-,
Erdbeerblätter- Himbeerblätter- oder Schwarztee,
die Einnahme von Zubereitungen aus Blutwurz und Gänsefingerkraut.
Blutwurz (Tormentillwurzelstock) von Potentilla erecta
L. Räuschel wendet man in Form der alkoholisch-wässriger Tinktur,
der Teeabkochung oder des getrockneten Pflanzenpulvers
an. Gänsefingerkraut (Potentilla anserina L.) wird in Form von
Frischpflanzenpresssäften und Teeabkochungen angewendet.
Blutwurz (Tormentillwurzelstock)
neben der afrikanischen Uzarawurzel, das stärkste pflanzliche
Anti-Durchfallmittel (Antidiarrhoicum):
Von Mai bis Oktober finden wir im Allgäu überall längs der Wanderwege
die hübschen kleinen Blüten der Blutwurz. Auffällig ist
dabei, dass die Blüten nur vier Kronblätter (Blütenblätter) besitzen,
während die übrigen Potentilla-Arten, z.B. das Gänsefingerkraut
oder das Kriechende Fingerkraut (Potentilla reptans L.) fünf
gelbe Kronblätter aufweisen. Arzneilich verwendet wird der ganze
Blutwurz-Wurzelstock, der schräg im Boden liegt und unregelmäßig
knollig verdickt ist. Wird beim Ausgraben der Wurzelstock
verletzt, so färbt sich nach kurzer Zeit die Schnittstelle blutrot. Bei
der chemischen Umwandlung der sogenannten kondensierten
Praxis / Serie
Gerbstoffe (Catechingerbstoffe) bildet sich nach der Einwirkung
von Luftsauerstoff das sogenannte„Tormentillrot“, welches für
den Namen „Blutwurz“ verantwortlich ist. Hinzu kommt, dass
eine alkoholisch-wässrige Blutwurztinktur aufgrund des hohen
Gehaltes an Gerbstoffen (15–20 %) tatsächlich auch blutstillend
wirkt.
Gerbstoffe haben bekanntlich zusammenziehende (adstringierende)
Eigenschaften und können damit oberflächliche
Blutungen stoppen. Neben der blutstillenden Wirksamkeit ist
auch eine entzündungshemmende Wirkung, beispielsweise
bei leichteren Schleimhautentzündungen im Mund und Rachenraum
eindeutig nachgewiesen.
Die schließlich experimentell nachgewiesene keimhemmende
Wirkung reicht allerdings nicht aus, um infektiöse Darmerkrankungen
wie z.B. Ruhr oder Paratyphus erfolgreich behandeln
zu können.
Vor der Entwicklung wirksamer Chemotherapeutika gegen
die Ruhr etc. waren die Zubereitungen aus dem Tormentillwurzelstock
(Blutwurz) die Arzneimittel der ersten Wahl. Volkstümliche
Bezeichnungen „Ruhrkraut“ oder „Ruhrwurz“ sind daher
nicht grundsätzlich falsch. Es muss aber mit allem Nachdruck
darauf hingewiesen werden, dass die volkstümlichen Bezeichnungen
nicht zu einer falschen Therapiestrategie verleiten
dürfen.
Innerhalb der Blutwurz-Zubereitungen besitzt die Pulverdroge,
2–4 g, aufgeschwemmt in Rotwein oder in einem
Schwarztee-Aufguss, die stärkste Wirksamkeit bei akuten und
subakuten Durchfallerkrankungen sowie bei Magen-Darm-Katarrh
bzw. bei Entzündungen des Dick- und Dünndarmes. Der
Grund hierfür liegt in der Tatsache, dass bei der Magen- und
Darmpassage die pharmakologisch aktiven Gerbstoffe (Catechine
und Ellagitannine) langsam, d.h. verzögert aus dem
Wurzelpulver freigesetzt werden und so nach und nach bis in
den Bereich des entzündeten Dickdarmes gelangen. Außerdem
kommen auf diese Weise die keim- und entzündungshemmenden
Wirkungen über eine längere Zeit zum Tragen. Die Effekte
sind in etwa vergleichbar mit den sogenannten retardierten
Arzneistoffformulierungen (Retard-Arzneimitteln) und somit
eine höchst moderne Arzneimittelverabreichung.
In einem sehr bekannten und beliebten „Kräuterschnaps“
zur Förderung einer besseren Verdauung ist der alkoholischwässrige
Auszug aus der Blutwurz der Hauptbestandteil. Zur
Herstellung dieses Kräuterschnapses wird die Blutwurz- Pflanze
(Potentilla erecta L.) angebaut und nicht wild gesammelt.
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Heinz Schilcher
46 2/2011

2/2011
Praxis / Serie
7 Gänsefingerkraut
In der Wirksamkeit an dritter Stelle, nach der Blutwurz und Uzara-Wurzel,
steht das Gänsefingerkraut. Das „Heilkraut“ gehört
der gleichen Pflanzengattung an wie die Blutwurz, besitzt aber
größere gelbe Blüten mit fünf Kronblättern, und die gefiederten
Blätter sind, im Unterschied zu den Blutwurz-Blättern, auf
der Blattunterseite silbrig-weiß behaart. Die Pflanze, Potentilla
anserina L., wächst fast überall im Allgäu, blüht von Mai bis Ende
August und liebt ganz besonders feuchten, stickstoffreichen,
lehmig-tonigen Boden, kommt aber auch auf steinigem Untergrund
vor. Der Gerbstoffgehalt, (überwiegend handelt es sich
um Ellagitannine), ist mit 5–10 % zwar deutlich niedriger als der
des Blutwurz-Wurzelstockes, es genügt aber, dass die pharmakologischen
Effekte der Gerbstoffe zum Tragen kommen.
Die 24 Sachverständigen beim Bundesinstitut für Arzneimittel
haben sich nicht nur mit den jüngeren experimentellen
und klinischen Studien, sondern ganz besonders mit der traditionellen
volksmedizinischen Anwendungen des Gänsefingerkrautes
sehr sorgfältig beschäftigt. Die Kommission, der auch
zwei Heilpraktiker angehören, attestiert den Gänsefingerkraut-
Zubereitungen in Form von Teeaufgüssen und -abkochungen
sowie als Frischpflanzenpresssaft zusammenziehende (adstringierende),
entzündungshemmende und entkrampfende
(spasmolytische) Effekte. Besonders die am isolierten Uterus des
Meerschweinchens nachgewiesene krampflösende Wirkung
rechtfertigt die im Allgäu übliche Bezeichnung „Krampfkraut“.
Aus den pharmakologischen Effekten ergeben sich folgende
Anwendungsgebiete für das Gänsefingerkraut:
1. als Antidiarrhoikum bei akuten, unspezifischen Durchfallerkrankungen,
besonders geeignet bei Kindern
2. zur Linderung schmerzhafter Beschwerden während der
Menstruation
3. zur Linderung bzw. Beseitigung leichter Entzündungen der
Mund- und Rachenschleimhaut
Die Verwendung von Gänsefingerkraut, insbesondere als Milchabkochung,
bei Verdacht einer Blutvergiftung ist unverantwortlich
(siehe dazu Infokasten). Bei der Verunreinigung von
Bei Durchfällen, die länger als 4 Tage dauern, oder wenn sich
Blut im Stuhl befindet, ist unbedingt ein Arzt zu konsultieren.
Auf Reisen in Ländern, in denen durch Lebensmittel verursachte
Darminfektionen häufiger vorkommen, sollte man im
Reisegepäck z.B. neben Loperamid, auch ein Gläschen mit
etwa 100 g pulverisiertem Tormentillwurzelstock (Tormentillae
rhizoma pulvis = Blutwurz-Pulver) aus der Apotheke oder
aus der eigenen Sammlung mit sich führen.
Bei Verdacht einer Blutvergiftung ist aufgrund der hohen
Todesrate von über 50 % bei zu spät begonnener Antibiotika-Therapie,
von einer Verzögerung ärztlicher Maßnahmen,
etwa durch die Einnahme von Gänsefingerkraut,
gekocht in Milch, dringend zu warnen!
zaenmagazin
Wunden mit Erde von Gärten und Feldern müssen Personen,
deren Tetanusimpfung nicht während der letzten 10 Jahre aufgefrischt
wurde, damit rechnen, dass die Toxine von Clostridium
tetani und eine Reihe weiterer pathogener Keime zu einer Blutvergiftung
(Sepsis) führen können. Es ist sicherlich nicht falsch,
die Wunden mit einer 20%igen Abkochung von Gänsefingerkraut
zu reinigen, weil durch die Gerbstoffwirkung möglicherweise
die Infektionsverursacher nicht in den Körper eindringen
können.
Sind die Erreger der Blutvergiftung aber in den Blutkreislauf
eingedrungen, darf mit einer wirkungsvollen Antibiotika-
Behandlung unter keinen Umständen gewartet werden (siehe
Infokasten). Keine plausible Begründung gibt es für die Empfehlung,
frisches, in Milch gekochtes Gänsefingerkraut zu trinken
oder für Umschläge zu verwenden. Die einzigen pharmakologisch
bedeutsamen Inhaltsstoffe, die Gerbstoffe, werden durch
die Milchproteine gebunden und damit inaktiviert(!). Die
Bindung der Gerbstoffe an die Milchproteine ist uns durch die
Zu gabe von Milch zu starkem schwarzem Tee, wie in England
üblich, bekannt.
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Heinz Schilcher
Eine Blutvergiftung (Sepsis) , zu erkennen an hohem Fieber,
Schüttelfrost, Verwirrtheit, häufig grau-blasser Hautfarbe, rotem
Streifen von der Wunde aus, erfordert sofort das Anlegen
einer Blutkultur in einer Klinik oder ärztlichen Praxis, um dem
verursachenden Keim schnell und gezielt entgegen wirken
zu können.
Eine Verzögerung der antibiotischen Therapiemaßnahme
kann tödlich sein!
Bei dem Vorhandensein eines roten Streifens muss es sich
allerdings nicht zwingend um eine bereits eingetretene akute
Blutvergiftung handeln, sondern es kann auch eine Entzündung
der Lymphbahnen vorliegen. Nach Abklingen dieser
Entzündung und wenn sich die infektiösen Keime nicht
weiter verbreitet haben, verschwindet der rote Streifen auch
ohne die Einnahme von Gänsefingerkrautzubereitungen.
47

zaenmagazin
Aspekte zur Realität der
Knorpelregeneration
In weiten Kreisen der Schulmedizin ist der „Glaube” fest verankert,
dass hyaliner Gelenkknorpel unfähig zur Regeneration sei.
Abgesehen davon, dass sich in den letzten 30 Jahren nur noch
wenige Wissenschaftler mit dem langzeitigen Stoffwechsel
und mehrjähriger Vitalitätsforschung des hyalinen Knorpels beschäftigt
haben, zeigt eine jüngere Umfrage in einer deutschen
Zeitschrift (Fokus 2006) zum Thema Kniegelenk eine Auflistung
kompetenter Mediziner zu diesem Thema in der Bundesrepublik.
65 kompetente Orthopäden werden aufgelistet (wer diese
Auflistung vorgenommen hat, ist nicht bekannt). Davon greifen
– nach eigenen Angaben – 58 bei vorliegenden Erkrankungen
des Kniegelenkes zuerst zum Skalpell; nur 2 Mediziner geben als
Interessengebiet intraartikuläre Injektionen an (jäGeMann, Müller-wohlFahrt).
Zur Knorpel-Knochen-Transplantation bekennen
sich 4 Orthopäden (laprek, schäFerhoFF, Fitsek, und iMhoFF).
leonhard gibt Knorpelzelltransplantationen an.
Fazit: von 65 Kompetenzärzten für das Kniegelenk geben
nur 2 Ärzte als Interessengebiet intraartikuläre Injektionen mit
chondroprotektiven Substanzen als Spezialgebiet an. 5 geben
Knorpel- und Knorpel-Knochen-Transplantationen an. Keiner
erwähnt auch nur die Möglichkeit der Entzündungsbestrahlung
unter Röntgentiefentherapiebedingungen.
Die so wichtige Therapie mit intraartikulären Injektionen erscheint
dürftig, von präoperativer konservativer Behandlung ist
nicht die Rede.
Somit ist es auch kein Wunder, wenn der Biochemiker donike
in der angesehenen Zeitschrift „Leistungssport” unter dem Titel
„Substitution aus biochemischer Sicht“ schreiben darf: „NeyChon
ist ein Präparat, das Organlysate aus tierischem Gewebe enthält.
Die Wirkung soll darin bestehen, dass sich Organ zu Organ findet.
Man könnte diesen Organfetischismus in Anlehnung an den
Aberglauben der Kannibalen bezeichnen, die das Herz des Gegners
verspeisten, um dessen Stärke zu übernehmen …
Die Fragwürdigkeit des Einsatzes ähnlicher Präparate hat das
Bundesgesundheitsamt (BGA) dazu bewogen, die Zulassung für
alle zelltherapeutischen Fertigarzneimittel zu widerrufen. Diese
Entscheidung beruht auf dem Bekanntwerden allergischer Reaktionen
auf das Fremdeiweiß bis hin zu tödlichem Ausgang auf
der einen Seite und der Nicht-Belegbarkeit der deklarierten Wirkungen
auf der anderen Seite.”
Erschreckend sind die massiv sachlich falschen Angaben.
Der Respekt vor dem Verstorbenen verbietet mir die Wortwahl
zu kritisieren, die schlicht als hanebüchen zu bezeichnen ist.
Dass hierzu kein Mediziner, Orthopäde, empört reagiert hat,
spricht für sich. Vielleicht wollte auch niemand sich mit der Lächerlichkeit
der Diktion abgeben. Das wäre dann noch verzeihlich.
Natürlich erhebt sich die Frage, warum ein so negatives
Spiegelbild vieler kompetenter Orthopäden entstehen konnte.
Liegt es am Auswahlverfahren für die Zeitschrift? Oder fehlt dem
hyalinen Gelenkknorpel ein ständiges Konsortium, sprich Lobby?
Kaum zu glauben, wie allein ein Rückblick auf die Forschertätigkeit
– speziell auf dem Gebiet der Chondropathia patellae – allein
in den letzten Jahrzehnten zeigt.
Praxis
Knorpelschäden in der Kniescheibenrückfläche waren und
sind für die Praxis und Klinik – nicht nur der Orthopädie – wegen
ihrer Häufigkeit von größtem Interesse. Entsprechend unterschiedlicher
Forschungsergebnisse in der Ätiologie, und nicht
ganz geklärter Pathogenese kommt es zu ebenso unterschiedlichen
Therapiemethoden und Empfehlungen.
Die funktionelle Morphologie des Femoropatellargelenkes
der Patella sowie des Halteapparates sind in der Zeit von 1940
- 1990 (holland, 1974, MieGel u. radin, 1975; townsend + rose +
radin + pauX, 1977; Maquet, 1976, 1980; Brade + tillMann, 1980,
Blauth + schleicher, 1981) so eingehend beschreiben worden,
dass der Wissensstand um die Anatomie als abgeschlossen gelten
kann.
Auch die biomechanische Beanspruchung des patellaren
Gelenkes darf weitgehend als erklärt gelten (kiesselBach, 1954,
townsend + pauX + rose + MieGel + radin, 1975, 1977, Maquet,
1976; Brade, tillMann, 1980; Blauth + schleicher, 1981, jäGer +
plitz, 1979, 1983; GoyMann, 1980, schMidt + raMsin + plitz, 1980;
schiller + Gördes, 1983, hehne, 1983.
hehne gelang es, mit der Druckmessfolie Kraftflächen, Anpresskräfte,
Druck- und Druckverteilungen im Femoropatellargelenk
zu ermitteln. Wichtig erscheint der Nachweis, dass im
Femoropatellargelenk bei jeder Beugestellung und auch hohen
Lasten nur kleine Knorpelareale beansprucht werden. schiller
+ Gördes gelang es, mit einer Kompensationsmessvorrichtung
von schMid + raMsin + plitz an frischen Kniegelenkspräparaten
die retropatellare Druckverteilung beim normalen und artefiziell
veränderten Gelenkknorpel nachzuweisen.
Der exakte Nachweis der retropatellaren Druckverteilung
war ein wichtiger Beitrag zur funktionellen Anatomie und der
daraus resultierenden Operationsindikationen.
Die Druckbelastungszonen wandern mit zunehmender Beugung
des Kniegelenkes vom unteren zum oberen Patellarband
bei zunehmender Kontaktfläche und Zunahme des Anpressdruckes.
Bei Knorpelschäden (in welcher Form auch immer) verändert
sich dieses systemische Bild mit reduzierter Konsequenz zur
operativen Indikation, um geschädigte Knorpelareale zu entlasten
(Bandi, 1976; Maquet, 1976, schMidt + raMsin; plitz, Gördes,
jäGer, 1980; Gördes + kaiser + schMidt + raMsin, schiller, 1981,
schiller + Gördes, 1983. Die Autoren verwiesen auch auf andere
Fakten wie Knorpeldicke, Knorpelhärte und unterschiedliche
Druckresorption. pauwels deutet die subchondrale Sklerosierung
des Gelenkknorpels als Reaktion auf die Druckbelastung + Flächendruckverteilung.
In allen späteren Publikationen wird diese
subchondrale Sklerosierung als Vorstufe lokaler Knorpelschädigung
angesehen. Nie fand sich eine Erwähnung, ob die Gewebereaktion
nicht ein Schutzverhalten sein könnte für besonders
belastete Knorpelzonen. Die Frage bleibt offen.
Während die Ätiologie weder biochemisch noch radiologisch
bei diversen Patellatypen erklärt werden konnte, erweitert
Mau (1980) unser Wissen zur Entstehung der Chondropathie und
femoropatellaren Arthrose. Er verweist als mögliche Ursachen
auf die Enzyme, Ernährungsstörungen und hormonelle Erkrankungen
und stellt ein Schema der Ätiologie der Chondropathia
pattellae vor, unterteilt in symptomtische und konstitutionelle
Ursachen. Sicher in der Literatur ein willkommenes Novum.
Morscher + pFeiFFer, 1970; Bandi und waGner, 1974; sowie
cotta + puhl, 1976, erläutern die Pathophysiologie des Knorpelschadens
und die traumatische Auslösung.
48 2/2011

2/2011
Praxis
wiBerG, 1941; andersen + BauMGartl + GreMMel, 1961; Ficat,
1970, + Bandi, 1977; deBrunner, 1985; und hepp, 1982, 83, verweisen
auf die Dysplasie der Patella als wesentlicher Faktor der Knorpelschädigung
der Patellarückseite und zeigen gleichzeitig die
röntgenologischen Kriterien dazu auf. rütt, 1979 und hacken-
Broch, 1983, beschäftigen sich mit der Patellaluxation, verursacht
durch Patelladysplasie unter Auflistung der Kriterien für die Beurteilung
des retropatellaren Knorpelschadens (Röntgenbefunde,
klinische Befunde und subjektives Befinden).
Die im vorliegenden Rahmen beschriebenen operativen
Methoden sind überwiegend nicht befriedigend. Gekeler+ wir-
Bitzky + kurtz, 1963, widmen ihre Aufmerksamkeit der Bindegewebsschwäche,
die schließlich zu Zügelungsstörungen – über
eine hypermobile Patella – zu dysplastischen Veränderungen des
Femoropatellargelenkes führen, und welche Schlussfolgerungen
für die klinische Beurteilung sich daraus für entlastende und stabilisierende
Operationsmaßnahmen ergeben.
rütt, 1976; Ficat + hunGerFord, 1977; Blauth + Mann, 1977,
BeiGhton + GrahaMe + Bird, 1983.
janssen, 1980, 1981 und 1982 beschreibt als Ursache des
retropatellaren Knorpelschadens Beinachsenfehlstellungen
und daraus resultierende Zusammenhänge. weh + eickhoFF,
1983, gehen davon aus, dass ein Großteil der spontanen Patellaschmerzen
extraartikuläre Ursachen hat und verweisen auf die
neurogene Komponente beim periartikulären Schmerzsyndrom,
ausgelöst durch neurogenen retropatellaren Knorpelschaden.
Die möglichen Innervationsstörungen werden in einer übersichtlichen
Tabelle zusammengefasst.
wessinGhaGe, 1971, 1976; sowie zacher, hoh, 1983; befassen
sich mit der chronischen Polyarthritis als Ursache der Knorpelveränderungen
im femoropatellaren Gleitlager und dokumentieren
den phasenhaften Ablauf der Destruktion in einer einleuchtenden
Tabelle. In der destruktiven Phase kommt es zu Knorpelerosionen.
Alle kompetenten und renommierten Orthopäden
befassen sich – nicht erst seit Bandi – unter dem Begriff der
Chondropathia patellae als Arthropathie mit der Ursachenforschung
der retropatellären Knorpeldestruktion. Dabei ist es zu
hochinteressanten Erkenntnissen zur Entstehung und Entwicklung
der Chondropathie patellae gekommen, doch nahezu jedwede
daraus resultierende Therapie beinhaltet schließlich operatives
Vorgehen, deren Ergebnisse recht unterschiedlich sind.
Auf die Einzelheiten der unterschiedlichen Operationstechniken
(Menisektomie etc.), Retinaculum-Spaltung, Patellaosteotomie,
frontale Hemipatellektomie, Tuberositasverlagerung, Patella reizosteotomie,
Abrasio patellae, arthroskopisches Patellashaving,
Interpositionsplastik, Patellektomie, endoprothetischer Gelenkersatz
etc. soll hier nicht näher eingegangen werden.
Völlig fehlt im Rahmen der aufgezeichneten Diskussion hinsichtlich
der möglichen spontanen oder eingeleiteten Knorpelregeneration
– anderer überzeugender Therapiemaßnahmen
– Hinweise auf die mögliche Therapie mit der Röntgenentzündungsbestrahlung
und intraartikulären Injektionen mit chondroprotektiven
Substanzen.
In keinem anderen Bereich reagieren die Menschen, die breite
Öffentlichkeit, sensibler als im Umgang mit Strahlen. Neben
der natürlichen Strahlenbelastung von ca. 2,4 mSv/Jahr besteht
der Hauptanteil der künstlichen Strahlenbelastung der Bevölkerung
durch die radiologische Diagnostik. Seit der Entdeckung
der Röntgenstrahlen durch C. W. röntGen haben zahlreiche tech-
zaenmagazin
nische Verbesserungen an den Röntgengeräten zu einer deutlichen
Reduzierung der Strahlendosis geführt. Auf Einzelheiten
der Röntgenverordnung sei auf die Publikation von G. stanzel
(2002) „Strahlenschutz in der Medizin” im Handbuch Sporttraumatologie,
A. klüMper, verwiesen.
Es ist überflüssig, darauf hinzuweisen, dass die Inhalte der
Röntgenverordnung sowohl den Radiologen als auch den für
den Umgang mit Röntgenstrahlen zur Diagnostik und Therapie
zugelassenen Nichtradiologen zu besonderer Sorgfalt verpflichten.
Bei der konventionellen Entzündungsbestrahlung werden
Spannungen erreicht mit einem Vielfachen der in der Diagnostik
verwendeten Röhren. Insgesamt ist dadurch die Angst vor Röntgenstrahlen
seitens der Patienten unbegründet.
Bereits 1890 wurden positive Effekte der ionisierenden
Strahlen bei Entzündungen und Eiterungen sowie eine schmerzlindernde
Wirkung beobachtet. Bereits 1925 beschrieb stauniG
bei 400 bestrahlten Arthrosen sehr gute klinische Ergebnisse.
Danach erscheinen in schneller Folge zahlreiche Publikationen,
die über ähnlich gute Ergebnisse berichten. 1932 veröffentlichte
pannewitz eine kritische Auswertung seiner bisherigen Ergebnisse
bei 1500 eigenen bestrahlten Fällen. Er versuchte darüber
hinaus eine optimale Dosierung zu ermitteln und die Indikation
zur Bestrahlung zu präzisieren. Damit war der Grundstein zur Methode
der Strahlentherapie bei der Behandlung degenerativer
Veränderungen des Bewegungsapparates gelegt. Dabei hat sich
entgegen der Vielzahl synonymer Begriffe (z. B. Schmerzbestrahlung
etc.) für ein und dieselbe Therapiemethode die Bezeichnung
Entzündungsbestrahlung durchgesetzt. Das erscheint
auch sinnvoll, da die Strahlentherapie über physikalische, chemische
und biologische Wirkmechanismen in den degenerativen
Prozess eingreift.
Die Pathomechanismen umfassen chronische Gelenkbeschwerden.
Die belastungsbedingte Dekompensation vormals
kompensierten chondralen Schädigung eines großen Gelenkes
(aktivierte Arthrose) nimmt bei Orthopäden, Traumatologen,
Sportmedizinern und Allgemeinmedizinern im praktischen Bereich
einen erheblichen Stellenwert ein.
Das gilt ebenso für die möglichen morphologischen Veränderungen
des Sehnengewebes (Epicondylopathie, Achillodynie,
subacromiales Engpass-Syndrom und begleitende Bursitiden.
Die akute Entzündung stellt die Summe der morphologischen
und biochemischen Reaktionen auf gewebeschädigende Reize
dar. Einzelheiten zu diesem Thema sind bei B. siMMelBauer 1996
nachzulesen.
Nach phasenweisen morphologischen Veränderungen
bleibt bei lokalen Gewebsdefekten faserreiches Bindegewebe
als Narbe zurück. GediGk + helpap.
Die chronische Entzündung entsteht schleichend durch
unzureichende Adaption des Gewebes in der Folge der Überlastung.
Aufgrund der bisher vorliegenden Ergebnisse strahlenbiologischer
Grundlagenforschung lassen sich drei Wirkungstheorien
aufstellen.
Die elektrochemische Theorie ergibt bei der Applikation
von 0,3 Gy aufwärts eine Veränderung der Wasserstoffionen
Konzentration + zellulär fermentive Theorie hinsichtlich einer
Azidose. Mit den Röntgenstrahlen lässt sich direkt nach der Bestrahlung
eine pH-Verschiebung hervorrufen, wobei eine lang
anhaltende Spät-Alkalose folgt.
49

zaenmagazin
Bei der zellulär-fermentativen Theorie kommt es durch
die lokale Bestrahlung zu einem rascheren Auswandern der Leukozyten
in das bestrahlte Gebiet. tannenBerG + Bayer.
Danach erfolgt ein gesteigerter Leukozytenzerfall mit Freisetzung
der proteolytischen Enzyme (Trypsin, Aminosäuren und
Gesamteiweiß), (zollinGer, 1960) und Zunahme der Phagozyten,
hoFFMann, 1970.
Nach der neuro-regulatorischen Theorie greifen die Entzündungsbestrahlungen
am Gefäß-Nervensystem an. Strahleninduzierte
Überträgersubstanzen (Histaminsubstanzen) werden
postuliert. neuMayer + thurnherr, 1952; reichel, 1970. Eine nachhaltige
Perfusionssteigerung in der bestrahlten Gewebsregion
wurde nachgewiesen. tannenBerG + Bayer, 1933.
Die durch klinische Empirie gestützte Hypothese von der
anti inflammatorischen Wirkung der Entzündungsbestrahlung,
konnte im tierexperimentellen Modellversuch quantifiziert werden.
Noch wichtiger erscheint der Hinweis, dass in bestrahlten
Gelenkregionen Knorpel- und Knochen-Veränderungen im Vergleich
zu nichtbestrahlten Kontrollgruppen signifikant reduziert
waren. Positive Effekte der Entzündungsbestrahlung auf das Resorptionsverhalten
aus artefiziell gesetzten Entzündungsarealen
konnte pape, 1967 nachweisen. tannenBerG + Bayer, 1933, wiesen
beschleunigtes Heilverhalten artefiziell gesetzter Hautwunden
als Bestrahlungseffekt nach. Die experimentellen Ergebnisse
und Analysen sowie Synthesen ergeben ein eindrucksvolles Bild
hinsichtlich der nachhaltigen inflammatorischen Entzündungsbestrahlung
. Ob es auch zu einer Zell- und Matrix-Restitutio ad
integrum kommt, ist nicht völlig geklärt. Vielleicht bedarf es dazu
der intraartikulären Injektion Knorpeldegeneration hemmender
oder chondroprotektiver Stoffe.
Hinsichtlich technischer Zurüstung, Dosierung, Risiken, systemischer
Anwendung, Gonadendosis und der Gegenüberstellung
der Risiken alternativer Behandlungsmaßnahmen sei auf
die Publikation von siMMelBauer, 1996, verwiesen.
Hinsichtlich lokaler und systemischer Risiken zur Induktion
von malignen Tumoren bleibt bis heute eindeutig festzustellen,
dass es bei verantwortungsvoller Handhabung der Entzündungsbestrahlung
keine malignen Tumoren nachgewiesen
werden konnten, auch gegenüber einzelner gegenseitiger Behauptungen
von donike sind gegenstandslos.
Trotz des rasanten Wissenzuwachs pathomorphologischer
Korrelate schmerzhafter Gelenkaffektionen (Sonographie, Computertomographie,
Kernspintomographie und direkte Betrachtungsmöglichkeit
durch die Arthroskopie) gibt es wenig objektive
Parameter zur Beurteilung der Behandlungsresultate. Deshalb
werden die Untersuchungen durch das Kriterium Schmerz ausgewertet
(+++ = beschwerdefrei, ++ = wesentlich gebessert, +
= gebessert, 0 = unbeeinflusst oder verschlechtert). Das führt
sicher nicht zu einer Mindereinschätzung der strahlen-therapeutisch
erzielbaren Ergebnisse. V. pannewitz, 1970, wertete im
Rahmen einer Literatursammelstudie 6952 Bestrahlungsfälle aus.
Die ermittelten Durchschnittswerte ergaben: Beschwerdefreiheit
22 %, Therapieversager 17 %. Ergebnisse, die sich sehen lassen
können.
Ähnlich hohe Zahlen weist die sporttraumatologische
Spezialambulanz unter Leitung von A. klüMper auf. Hier war
die Strahlentherapie seit 1965 fester Bestandteil des therapeutischen
Gesamtkonzeptes (1965 – 2000). In dieser Zeit wurden
über 200 Kniegelenke bestrahlt (Inauguraldissertation, klüMper-
Praxis
Moss, 1990). Tabellen über die Ergebnisse der Entzündungsbestrahlung
verschiedener Autoren finden sich bei siMMelBauer
mit unterschiedlichen Ergebniszahlen, jedoch zu 82 % mit Beschwerdefreiheit,
deutlicher Besserung und einer Versagensquote
von lediglich 18 %. V. pannewitz, 1970; hartweG et al., 1973;
nüsslin + hassenstein, 1976; hassenstein et al. 1979; lindner +
Freis lederer, 1982; hoenle, 1985; Gärtner et al 1988; kaMMerer et
al., 1990. Übereinstimmung besteht darin, dass die Therapieerfolge
der Entzündungsbestrahlung nicht direkt nach Abschluss
der Behandlung beurteilt werden sollten. Nach hess, 1987, ist
erst 24 Tage nach Abschluss der Bestrahlung mit einem spürbaren
Behandlungserfolg zu rechnen. Der wesentliche Vorteil der
Entzündungsbestrahlung im Vergleich zu anderen konservativen
Therapiemaßnahmen ist ihre lang andauernde Wirkung bis
zu mehreren Jahren. lindner, 1982, konnte bei seinen Patienten
noch nach mehr als fünf Jahren bei über der Hälfte der bestrahlten
Patienten gute bis sehr gute Therapieergebnisse nachweisen.
In wieweit in vivo eine strahleninduzierte Beeinflussung der
Matrixsynthese oder des Mitoseverhaltens der bradytrophen
Chondrozyten erfolgt, ist nicht hinreichend geklärt, obwohl hess
und Glinz bei Kontrollarthroskopien knorpelige Defektheilungen
von 5-DM-Größe mit hyalinem Knorpel beobachten konnten.
Die Entzündungsbestrahlung kam durch klüMper, 1996,
auch bei der Osteochondrosis dissecans zum Einsatz mit klinisch
wie röntgenologisch positiven Ergebnissen.
Hinsichtlich der Indikationsstellung bieten sich an:
1. Akut inflammatorische Prozesse, bei denen der begründete
Verdacht besteht, dass bei Wiederaufnahme des Belastungsmusters
die akute Entzündung in eine chronische Form
übergeht. Entzündliche Veränderungen an und um die Patella.
2. Posttraumatische Gewebsalterationen, bei denen eine beschleunigte
Heilung gewünscht wird.
3. Chronisch degenerative bzw. chronisch proliferative Entzündungsreaktionen
(Chondropathia patellae).
4. Chronische Synovialitis auf nicht arthrotischer Basis.
5. Aktivierte Arthrosen (Femoropatellargelenk)
6. Symptomenkomplex der chronisch therapieresistenten
Weichteil-, Knorpel- und Knochenveränderungen.
Die Teile 2 und 3 erscheinen in den folgenden Heften.
Prof. Dr. med. Armin Klümper
vormals Sporttraumatologische Spezialambulanz
Medizinische Fakultät der Universität Freiburg.
Als Emeritus lebend in Freiburg und Südafrika
50 2/2011

2/2011
Praxis
Standortbestimmung des
Standesberufes Ärztin/Arzt
Standesberuf – zeigt drei Merkmale:
1. Die Mitglieder eines Standesberufes schaffen ihr Wissen
selbst.
2. Die Mitglieder entscheiden selbst über die Anwendung ihres
Wissens.
3. Sie können auch selbstständig darüber verfügen, welche
Entlohnung sie für ihre fachliche Tätigkeit erhalten.
Über Jahrhunderte galten diese Merkmale eines Standesberufes
für Ärzte. Heute sind diese Merkmale nur noch in Ansätzen
vorhanden. Anders sieht es zum Beispiel im Standesberuf der
Rechtsanwälte und Architekten aus.
In früheren Jahrzehnten wurden Nobelpreise häufig an Ärzte
verliehen, viele Hilfsmittel oder diagnostische Methoden tragen
noch die Namen ihrer ärztlichen Entdecker.
Heute sieht die Welt der Medizin ganz anders auf. Wir Ärzte haben
immer noch ein sehr großes Wissen, da wir entsprechend
lange (Studium, 12 Semester mindestens, ohne Promotion) lernen
müssen, vom Physikum bis zum 3. Staatsexamen. Für dieses
sehr kostspielige und langdauernde Studium sowie die Zeit
der Assistenz in Krankenhaus und Praxis („Lehrjahre sind keine
Herrenjahre“) wurden und werden wir schlecht entlohnt. Dafür
durften früher die Ärzte sich während ihrer Praxiszeit später „eine
gol dene Nase verdienen“, wie ich meine zu Recht – was heute
durch die gesellschaftliche Neiddiskussion in Abrede gestellt
wird und praktisch, auch politisch schon umgesetzt ist, sichtbar
daran, dass Assistentenstellen nicht mehr besetzt werden können,
Ärzte in die Pharmaindustrie abwandern oder ins Ausland,
zum Beispiel Skandinavien, England, Emirate gehen und wir in
absehbarer Zeit keine Praxisärzte mehr haben, sodass die Landbevölkerung
in medizinische Versorgungszentren fahren und
versorgt werden muss. Diesem ganzen Dilemma kann man sich
nur entziehen, wenn man auf die ganze standespolitische Pseudo-Politik
verzichtet.
Heute beziehen die Ärzte ihr Wissen aus der molekularbiologischen
Forschung. Auch die Gentechnik verspricht viel
Innovation, vor allem Gesundheit, intelligente Kinder etc. Letztendlich
bestimmt die Industrie unseren medizin-pharmazeutischen-technischen
Wissensstand.
Die naturwissenschaftliche Medizin
Gehen wir doch einmal zeitlich zurück zu den Sozialgesetzen Bis-
Marcks. Als Reichskanzler erkannte er, dass man nur mit einem
möglichst gesunden Volk Krieg führen kann, je größer die Volksgesundheit,
desto größer die Zahl der gesunden Rekruten. Also
setzte man alles in die Wege, um mit naturwissenschaft lichen
Mitteln Formen des Erfolges zu erzielen. Hierbei spielten vor allem
die Chemie, die Physik und auch die Biologie eine entscheidende
Rolle.
Nach der Entdeckung der Pockenimpfung und der Durchführung,
konnte schon einmal ein Schreckgespenst in Schach
gehalten werden, auch andere schreckliche Krankheiten wurden
immer seltener.
zaenmagazin
Also nutzte man diese naturwissenschaftlichen Fächer (Physik,
Chemie). Auch andere Disziplinen wie Anatomie, Morphologie,
Pathologie, Physiologie hatten gewaltige Datenberge über
den menschlichen Körper gesammelt, welche entsprechend der
Disziplinen geordnet werden mussten.
virchows Gedanke, dass sich alle physiologischen und pathologischen
Grund-Prozesse in der Zelle abspielen, wurden
somit von den entsprechenden Disziplinen untermauert. Chemische,
physikalische Reaktionen etc. beschreiben die Aspekte
des zellulären Lebens. Leider kann man mit Chemie und Physik
alleine nicht das Leben beschreiben, lediglich Teilaspekte.
Heute gibt es viele Disziplinen, welche die Funktion eines
Organismus auf anderer Ebene beschreiben, zum Beispiel die
Homöopathie oder die Akupunktur etc. Das heißt vor einer morphologischen
Veränderung (Zellularpathologie) findet eine funktionelle
Störung statt (zum Beispiel der Schmerz), welcher durch
funktionelle Verfahren beeinflusst werden kann.
Leider basiert unsere ärztliche Ausbildung auf rein morphologischen,
chemischen und physikalischen Prozessen; das was
unser Leben bedingt, nämlich die funktionellen Prozesse, werden
außer Acht gelassen.
Aber auf Druck der Bevölkerung, werden auch schon Leistungen
der Homöopathie und Akupunktur von den RVO-Kassen
bezuschusst.
Trotzdem ist unsere Medizinerausbildung sehr einseitig, da
funktionelle Aspekte nicht oder nur kaum berücksichtigt werden.
Diejenigen, welche das Wissen generieren, wollen ihr Wissen
auch verkaufen zu einem entsprechenden Preis.
Also werden Medikamente ohne Rezept online bestellt und
verkauft, das heißt auch der Apotheker wird genau wie der Mediziner
(Arzt) außen vorgelassen, da Industrie-Technik und Pharma-
Technik den Arzt und Apotheker
a. als Mitverdiener (Teilhaber) bezahlen müssen und
b. den Mitwisser (Wissen ist Macht = Geld) als Kontrollinstanz
(Rezept)
akzeptieren müssen.
Als Folge wird der Gesundheitsmarkt von den Gesetzen der
Marktwirtschaft regiert (Politik und Marktwirtschaft), das heißt
Ethik und Moral bleiben auf der Strecke, Entscheidungen unterliegen
marktwirtschaftlich Größen, deswegen spricht man ja im
Gesundheitswesen nicht vom Menschen, sondern von Fallpauschalen,
auch im politisch linken Lager (Herr Prof. lauterBach,
Fernsehsendung Frau illner). Patienten finden sich also im Griff
fachfremder übergeordneter Interessen.
Natürlich kann man der Industrie keine Vorwürfe machen,
jeder muss schauen, wo er bleibt. Deswegen stellt die Industrie
auch keinen Impfstoff gegen Aids her – da die Behandlung eines
Aids- oder HIV-Kranken viel höhere Gewinne verspricht, das
heißt, die Renditekriterien sind viel besser.
Ein weiteres Beispiel soll diese einfache Ausführung unterlegen.
Zahlenmäßig kleine, unspezifische Leiden wecken nicht
das Interesse der Industrie – das Wissen steht seit Jahren still.
Dem Arzt werden auch enge Grenzen gesetzt in Therapie und
Behandlung, nur wenig Medikamente stehen zur Verfügung.
Anders sieht es aus, wenn viele Patienten mit dem gleichen
Problem kommen, zum Beispiel Diabetes mellitus, Hypertonie,
Migräne etc. Hier ist die Palette unerschöpflich, da die Therapie
hohe Renditen abwirft.
51

zaenmagazin
Insgesamt wird die ärztliche Deprofessionalisierung durch
zwei Faktoren forciert:
1. durch die Krankenkassen, welche den finanziellen Rahmen
definieren, was erlaubt ist und
2. durch die Politik, welche den gesetzlichen Rahmen für die
Krankenkassen liefern.
Das Resümee des Gesagten ist – inzwischen ist aus Krankheit
eine Ware geworden, an der alle verdienen wollen und können.
Gesundheit ist für die Politik wieder das geworden, was sie vor
dem 18. Jahrhundert war: Selbstzweck!
Vormedizinische Heilkunde
Primär wurde die Heilkunde auf ganz pragmatische Weise bestimmt,
zum Beispiel die Versorgung einer Wunde. Oft waren die
Ärzte im Altertum nicht nur Heiler, sondern auch Priester. Erst
später trennte man ganz bewusst diese beiden Tätigkeiten aus
gesellschaftlichen und politischen Gründen, genau wie napoleon,
Staat und Kirche.
Krankheiten und Seuchen wurden früher oft als göttliche
Strafe für Fehlverhalten gedeutet – erst später wurden die genauen
Ursachen dargelegt, zum Beispiel seMMelweis – Kindbettfieber,
koch – Tuberkulose, Morb. Bang – Fehlgeburt, um nur
wenige Beispiele zu nennen.
Heilkunde vom Altertum bis zur Neuzeit
Eine Heilkunde konnte früher jeder erlernen, auch damals gab
es das Kräuterweiblein etc. Seit hippokrates wurde der Heilkunde
eine Philosophie an die Seite gestellt. Die allgemeine Botschaft
Assistenzärztin für naturheilkundliche Klinik für
Ganzheitsmedizin in der Südwestpfalz gesucht!
Wir behandeln auch Kassenpatienten nach ganzheitlichen
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Praxis
dieser Grundlage ist die Gesetzlichkeit aller Naturvorgänge. Man
muss in die Naturgesetze eingeweiht werden, um diese annähernd
zu verstehen, zu erkennen und zu akzeptieren (Eid des
hippokrates).
Auch einen Gott sieht man nicht einfach so – irgendwann
musste uns jemand von Gott erzählen, dass wir wussten oder
glaubten, dass es ihn oder die Götter gibt. Das heißt von Generation
zu Generation musste dies weitererzählt oder weitergetragen
werden. Deswegen hat unsere Gesellschaft unter anderem
Priester.
Was die Priester in der Religion sind, das sind die Wissenschaftler
in der Vermittlung des Wissens um die Naturgesetze.
Die Wissenschaftler sind die Priester ihrer Weltanschauung. Sie
teilen den Menschen, welche nicht selbst in die Wissenschaft
eindringen können, mit, welche Anforderungen die Naturgesetze
stellen und wie man diesen Anforderungen nachkommt, um
den Inhalt dieses Wissens, in Anspruch nehmen zu können.
In der Medizin sind die Ärzte die Priester. Sie haben Fähigkeiten,
die über Leben oder Tod, Gesundheit oder Siechtum entscheiden
können.
Im früheren Europa war dies auch schon im Altertum zu
sehen, zum Beispiel jesus christus, wurde als Heiland bezeichnet.
Auch theophrastus BoMBastus von hohenheiM, genannt paracelsus
(1493 – 1541) oder die Äbtissin hildeGard von BinGen (1098
– 1179) fanden Anhänger, da sich die Menschen eine gewisse
Freiheit von seelischem und körperlichem Leid versprachen.
Der Staat betrachtete sich nur in Ansätzen als für die Gesundheit
seiner Bürger verantwortlich. Gesundheit war weitgehend
Selbstzweck und ist dies wieder geworden.
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52 2/2011

2/2011
Kongress
120. ZAEN Kongress, Frühjahr 2011
60 Jahre Zentralverband der
Ärzte für Naturheilverfahren
und Regulationsmedizin
In Erwartung der Festveranstaltung: Claudia Scaramella, Dr. Olaf
Kuhnke, Staatssekretär Dieter Hillebrand, OB Julian Osswald mit
Gattin, Prof. Heine mit Gattin und Prof. Schilcher und Gattin (v.l.n.r.)
Jubiläumsveranstaltungen haben immer etwas besonders Feierliches
an sich. So auch dieser Frühjahrskongress des Zentralverbandes
der Ärzte für Naturheilverfahren und Regulationsmedizin
in Freudenstadt, auf dem das 60. Bestehen des Zentralverbandes
gefeiert wurde. 60 Jahre ZAEN, d.h. zugleich 120 Fort- und Weiterbildungskongresse
mit jeweils über 200 aktiven Referenten
und – in Spitzenzeiten – bis zu 1500 Teilnehmern! Dieses Engagement,
diese Ausdauer und diese Hingabe an eine durchaus
nicht überall auf Anerkennung stoßende „Form der Medizin“
wurden von allen Rednern des Festabends am 2. April 2011 –
von jedem auf eine ganz besondere Weise – hervorgehoben
und gewürdigt.
Der Oberbürgermeister der Stadt Freudenstadt, julian osswald,
richtete gleich zu Anfang sehr herzliche und persönliche
Worte des Dankes an den Präsidenten des ZAEN, Dr. O. kuhnke.
„Freudenstadt und der ZAEN passen sehr gut zusammen“, so
osswald. Trotz des Strukturwandels, den Freudenstadt in den
letzten Jahren durchgemacht hat bzw. durchmachen musste,
um als Tourismus- und Kongressstadt nicht hinter den Erwartun-
Dr. Kuhnke und OB Osswald in
blendender Laune während der
Pressekonferenz
Ehepaar Osswald
zaenmagazin
gen einer anspruchsvoller werdenden Klientel zurückzubleiben,
ist die Verbindung zwischen der Stadt und dem Ärzteverband
immer sehr persönlich und eng geblieben.
Ehepaar Osswald rahmen Fliege und Staatssekretär Hillebrand ein
Der Staatssekretär in Ministerium für Arbeit und Sozialordnung,
Familien und Senioren, dieter hilleBrand, gab seiner besonderen
Freude Ausdruck, dass er bereits zum zweiten Mal Gast
und Festredner auf einem ZAEN-Kongress sein dürfe und könne.
In seinen Augen kommt dem ZAEN – als Ärzteverband – die
besondere Aufgabe zu, eine Brücke zu schlagen zwischen der
so genannten Schulmedizin und der Naturheilkunde. Der ZAEN
kann „mit Stolz zurück und mit Optimismus in die Zukunft blicken,“
betonte der Staatssekretär. Denn: Immer mehr Menschen
wenden sich ganz offensichtlich von der hoch technisierten Medizin
ab, auf der Suche nach einer verständnisvollen, den Menschen
im Vordergrund sehenden Medizin.
Als weiterer Redner wies Dr. Frank Bahr darauf hin, dass in
diesem Jahr auch die Ohrakupunktur nach paul noGier 60jähriges
Jubiläum feiern kann. noGier hat sich der Entwicklung einer
speziellen Diagnostik gewidmet, einer Bahn brechenden Diagnostik,
die den Ärzten der verschiedenen Fachrichtungen die
Möglichkeit bietet, Störherde und -felder leichter aufzuspüren
und dann – mit Hilfe der jeweiligen Methoden – auszuschalten.
Der Festredner Dr. Gleditsch
Ein besonderer Höhepunkt dieses Festabends war die Rede
von Dr. jochen Gleditsch (Die vollständige Rede können Sie als
CD erwerben. Siehe Coupon.). Gleditsch erinnerte sich mit einem
Lächeln daran, dass früher manche Ärzte mit Sandalen zum
Kongress nach Freudenstadt kamen. Denn, so Gleditsch, Natur-
53

zaenmagazin
heilarzt zu sein, hieß damals (wie heute), ein Bekenntnis zu etwas
Unkonventionellem in der Medizin abzugeben. Nicht selten
wurden die Naturheilärzte in den 70er Jahren deshalb sogar als
„Spinner“ abgetan. Um so mehr war es wichtig, auf Kongressen
wie dem in Freudenstadt, Gleichgesinnte zu treffen und neue
Kraft für den Alltag zu schöpfen. Darüber hinaus bot der ZAEN-
Kongress viele Möglichkeiten, sich umzuschauen, Anregungen
zu bekommen, auch aus anderen Sparten. Und nicht zu vergessen
die Pausengespräche mit Kollegen, „das alles hat Freudenstadt
so besonders reich gemacht!“, hob Gleditsch hervor.
Der Festredner Dr. Gleditsch im entspannten Gespräch mit Ehepaar
Heine nach dem Vortrag
Die abschließende Festrede wurde von dem bekannten
Fernsehmoderator und Pastor jürGen FlieGe gehalten. Sein Credo:
der Mensch braucht heute – mehr denn je – eine spirituelle
Dimension. Als Königswege zu Glück und Selbstbefreiung beschrieb
er das Fasten und das Pilgern. Der Fastende leistet sich
gewissermaßen eine künstliche Krankheit. Indem er bewusst
leidet, hat er eine „Gottesbegegnung“. Demgegenüber heißt
Pilgern „schutzlos sein“, d.h. nach weltlichen Maßstäben „schutzlos“,
um den Schutz des
großen Einen zu erfahren.
Dabei sei es wichtig, diese
Herausforderungen – sei
es die selbst gewählte oder
eine ungewollte Krankheit
– wirklich an sich heran zu
lassen, ihr zuzustimmen,
denn „Gott lässt sich nicht
bestechen“, betonte FlieGe.
Anders als bei vielen Jubiläen
bestand auf dem 120.
ZAEN-Kongress nie die Gefahr,
in einen sentimentalen
„Früher-war- alles-besser“ zu
verfallen; sowohl die anregenden
und sehr aktuellen
Referate, als auch die heite-
Der den Abend beschließende
Festredner Jürgen Fliege
re Stimmung ließen keinen
Platz für Schwermut und
Trübsinn.
Kongress
Fortschritte in der Komplementärmedizin
Zum Beispiel auf der Tagesthemenkonferenz „Von der Klassik zur
Moderne – der sinnvolle Fortschritt in der Komplementärmedizin“
konnten sich die Teilnehmer ein Bild von der bemerkenswerten
Entwicklung der Naturheilkunde über die Jahrtausende machen.
A.-M. Beer hob auf seinem Streifzug durch die Geschichte
der Naturheilverfahren hervor, dass die frühen Vertreter der Naturheilkunde
oftmals Laien waren, die sich mutig gegen eine ihnen
meist feindlich gesonnene Ärztewelt durchsetzen mussten.
Obwohl manchem Naturheilverfahren immer noch etwas
„Altertümliches“ anhaften mag, zeigt sich nach Aussage von Prof.
U. J. winter bei genauerem Hinsehen in aller Regel, dass die Verfahren
der klassischen Naturheilkunde sehr wohl mit den modernen
Verfahren mithalten können. Als Beispiel nannte er die Ordnungstherapie,
die sich auf die gleichen Grundprinzipien stützt
wie das moderne Stressmanagement.
Drs. Beer, Kuhnke und Adler
Es würde den Rahmen dieses Berichtes sprengen, auf alle
Vorträge detailliert einzugehen, aber eines sollte an dieser Stelle
noch hervorgehoben werden: Alle Referenten in Freudenstadt
verbindet ein besonderes hohes Maß an Fachkompetenz auf der
einen und einer langjährigen Erfahrung aus der Praxis auf der anderen
Seite. Es geht bei allen Veranstaltungen um die „Symbiose
von Lehre und Praxis“ wie Dr. M. adler bei der Veranstaltung des
Kompetenzteams Phytotherapie es sehr treffend nannte. (Siehe
dazu auch S. 63.)
Ehepaar Schilcher im Gespräch mit D. Hillebrand und Prof. Heine
54 2/2011

2/2011
Kongress
Phytotherapie für die tägliche ärztliche Praxis
und für die Klinik
Als erster Redner ließ es sich Prof. H. schilcher nicht nehmen, auf
die lange Tradition der Phytotherapie im ZAEN hinzuweisen. Mit
berechtigtem Stolz wies schilcher darauf hin, dass der große Kur-
Dass Phytotherapie jung hält zeigt Prof. Schilcher nicht ohne Stolz:
Erneut Weltmeister im Slalom
saal bei den Phytotherapie-Veranstaltungen in früheren Jahren
bis auf den letzten Platz belegt war. Sehr bedeutende Persönlichkeit
aus Forschung und Praxis fanden ihren Weg nach Freudenstadt,
um hier vor einem begeisterten Publikum zu sprechen.
Heute hat die Phytotherapie scheinbar einen anderen Stellenwert
in der Medizin: die Allgäuer Kräuterhexen wüssten besser
Bescheid über Heilpflanzen als die meisten Ärzte. Das müsse sich
wieder ändern, so schilcher.
Dem Vorstand,
besonders ihrem
Präsidenten
Dr. Kuhnke,
applaudierten
und dankten die
Anwesenden der
AußerordentlichenMitgliederversammlung
für die geleistete
Arbeit.
zaenmagazin
Die Referenten und Mitglieder des Kompetenzteams präsentierten
den Zuhörer ein breites Spektrum an modernen Studien
und Praxisanwendungen, die den Wert und die Bedeutung
der Phytotherapie in altem/neuem Glanz erstrahlen ließ und
Anlass zu zahlreichen interessierten Fragen und Diskussion gab.
Mitgliederversammlung
Auch auf der gut besuchten Mitgliederversammlung wurde angeregt
diskutiert. Der Präsident des ZAEN, Dr. O. kuhnke, berichtet
über die Arbeit im Vorstand sowie über neue Perspektiven der
Zusammenarbeit, z.B. mit dem Hausärzteverband Lüneburg, ab
2012 mit dem Hausärzteverband Baden-Württemberg, mit dem
Hartmannbund, mit der Hufelandgesellschaft, mit dem Ärztetag
für Medizin ohne Nebenwirkungen, mit der Gesellschaft für Psychoonkologie,
mit der Gesellschaft für Elektro-Tumor-Therapie
und mit dem Tumornet.
Durch den Kontakt zur neuen „Steinbeis-Universität“ (Berlin,
Stuttgart, Bingen) wird der ZAEN jetzt auch in der universitären
Lehre vertreten sein. Die in Gründung befindliche Institution
wird einen Studiengang zum „Master of Integrative Medicine“
nur für Ärzte ab Herbst 2011 anbieten. Der ZAEN wird dort mit
Dozenten vertreten sein. kuhnke wies des Weiteren darauf hin,
dass in Freudenstadt ab dem Herbstkongress die Kursreihe Pallia
tivmedizin eingeführt werden soll. JMW
Neben vielen anderen Geehrten
durften OB J. Osswald (l.o.), Dr.
Th. Henrici (l.) und der Layouter
des zaenmagazins S. Oestreich
eine Ehrenurkunde entgegennehmen
55

zaenmagazin
„Zwischen Krankheit und
Arznei darf kein Widerspruch
bestehen“ (Clemens von Bönninghausen)
Homöopathie auf dem 120. ZAEN-Kongress
Im evangelischen Gemeindezentrum „Ringhof“ fanden unter der
Leitung von anne sparenBorG-nolte und stephan heinrich nolte
die bewährten 40-stündigen Homöopathiekurse A, B, C, D sowie
ein F-Kurs nach dem Curriculum des Deutschen Zentralvereines
Homöopathischer Ärzte und der seit vielen Jahren immer beliebtere
Expertenkurs (G-Kurs) statt. Über 100 Ärzte und einige
Zahnärzte kamen zu den Kursen und einzeln buchbaren Tagesseminaren.
Vorgeschaltet waren wie gewohnt bereits am Dienstag
die Repertorisationskurse, für Anfänger von roland schule,
für Fortgeschrittene unter dem Thema „Repertorisation und
Wertung miasmatischer Zeichen“ von anne sparenBorG-nolte.
anton rohrer aus Österreich leitete den Expertenkurs „Strategien
der Fallanalyse“ und führte am Mittwoch in die Fallanalyse nach
BönninGhausen, am Donnerstag nach kent ein, während am Freitag
anne sparenBorG-nolte die Fallanalyse unter miasmatischen
Gesichtspunkten vorstellte.
Während des offiziellen Empfanges des Kongresses bei einem
Glas Sekt im Foyer des Ringhofes begrüßte der Präsident des
ZAEN, Dr. olaF kuhnke, am Mittwoch die Teilnehmer und erläuterte
die zukünftigen Ziele und Strategien des ZAEN, die durch
die angestiegenen Teilnehmerzahlen bereits Früchte tragen. Dr.
stephan heinrich nolte dankte im Namen des Dozententeams für
die Anerkennung des Arbeitskreises, für den großzügigen Standort
„Ringhof“ und stellte die Arbeit der Dozenten des Arbeitskreises
Homöopathie im ZAEN vor. Am anschließenden Filmabend
Auch die Kursleiter (erste Reihe) verfolgen das Sonder-
seminar zur Polaritätsanalyse von Dr. Frei im voll besetzten
Kienbergsaal II.
wurde ein bekannter Klassiker gezeigt, der ein Dreiecksverhältnis
unter den schwierigen äußeren Umständen von Flucht, Verfolgung
und Emigration aufzeigte (Casablanca). Der didaktische
Wert der gemeinsamen Betrachtung eines Filmes liegt in der
Tatsache, dass die Wahrnehmung der Protagonisten auf dem
persönlichen biographischen und psychischen Hintergrund der
Kongress
Betrachter zu teils unterschiedlichen, teils gemeinsamen Wahrnehmungen
führt, die in der anschließenden Diskussion mit homöopathischen
Arzneimittelbildern verglichen werden.
Am Donnerstagabend sprachen anne sparenBorG-nolte und
stephan heinrich nolte im Kongresszentrum über „Homöopathie,
alles Gute für Ihr Kind“, und stellten ihr gleichnamiges Buch
vor. Dieser Elternratgeber ist auch für den homöopathisch interessierten
Arzt, der sich mit Kindern beschäftigt, lesenswert.
Homöopathie ist mehr ist als nur die Gabe von Globuli, nämlich
eine „Kurart“, die die Persönlichkeit und die Lebensumstände des
Kindes berücksichtigt und durch die Beeinflussung der Lebenskraft
die Hilfe zur Selbstheilung zum Ziel hat. Neben differenzier-
Homöopathie: Alles Gute für Ihr Kind. Frau Dr. Sparenborg-Nolte
und Dr. Nolte stellen ihr Konzept und ihr
Buch vor.
ten und lebendigen Arzneimittelbildern finden sich aus eigener
reicher Erfahrung eine Fülle von praktischen Hinweisen und direkt
umsetzbaren Therapievorschlägen.
Am Freitagabend setzte Michael hadulla im Teezimmer nach
einer launigen Einführung unter Einbeziehung der treuen Zuhörerschaft
seine Betrachtungen zur Homerschen Odyssee fort.
Diesmal waren es die den Arzneien Natrium muriaticum, Platina
und Sulphur zugeordneten Protagonisten achilles, helena und
odysseus, die kenntnisreich und philosophisch angemerkt, vorgetragen
und durch die entsprechenden Arzneimittelbilder in
eigenen Schaubildern, vorgestellt von tiMo pFeil, untermalt wurden.
Der besondere Gast zum Generalthema „Strategien der Fallanalyse“
war am Samstag Dr. heiner Frei, homöopathisch tätiger Kinderarzt
aus Laupen bei Bern, der das von ihm entwickelte System
der Polaritätsanalyse als einen effizienten Weg zur richtigen Arznei
vorstellte. heiner Frei, zur Zeit einer der gesuchtesten homöopathischen
Lehrer im deutschsprachigen Raum, hat mit seinen
nach den Regeln der wissenschaftlichen Medizin durchgeführten
Studien zur homöopathischen Behandlung von Kindern
mit AD(H)S einen eindeutigen Wirkungsnachweis der Klassischen
Homöopathie erbracht und wurde dafür mit dem MaXtiedeMann-Preis
für herausragende wissenschaftliche ärztliche
Leistungen zur Förderung der klassischen Homöopathie ausgezeichnet.
Das von ihm in Theorie sowie anhand von Fallbeispielen
praktisch erläuterte System beruht unter anderem auf den
56 2/2011

2/2011
Kongress
Kontraindikationen BönninGhausens, mit denen sich bestimmte
polare Arzneimittel von vornherein ausgrenzen lassen, wenn sie
den Patientensymptomen gegenüber widersprechende Charakteristika
aufweisen. So wird die Auswahl der Arznei erheblich
eingegrenzt. Ein geeignetes und gut wirkendes Mittel hat die
höchste Polaritätsdifferenz, keine Kontraindikationen und deckt
alle Modalitäten ab. Frei konnte überzeugend darlegen, dass mit
dieser Methode homöopathische Behandlungen auch in einer
Nach einem langen Tag: Das Homöopathie-Team (von links:
Frau Wagner, Kursassistentin, Dres. Nolte, Stahl, Tauer, Figgen,
Schule, Rohrer, Strauß, Sparenborg-Nolte) mit Dr. Heiner Frei
und Gattin im „Adler“
allgemeinen Sprechstunde effektiv und zuverlässig durchführbar
sind, wie er durch zahlreiche, in Schweizer Akribie durchgeführte
Studien aus seiner Praxis belegen konnte. Diese neue und doch
alte Methode, die sich auf klassische Homöopathie beruft, zeigt,
dass andere, nicht homöopathisch-klassische Methoden zur Mittelwahl
bei einer über 80 % erfolgreichen Verschreibung nicht
notwendig sind.
Auf der parallelen Jubiläumssitzung zum 60. Geburtstag des
ZAEN konnte stephan heinrich nolte für den Arbeitskreis der Frage
nach dem Unterschied von Wirkung und Wirksamkeit in der
Medizin am Beispiel der Homöopathie nachgehen, und zeigen,
dass Wirkung und Nutzen im Sinne von Wirksamkeit nicht das
gleiche sind und sich der Arzt vom Mediziner durch Berücksichtigung
der individuellen Lebenssituation statt dem „Managen von
Krankheiten“ in DMP-Programmen unterscheidet.
Begleitet von Sonnenschein und frühlingshaftem Wetter endeten
die Kurse am Sonntag nach einem morgendlichen Theorie-Block
mit der Vorstellung der Resultate der in den Kursen im
Herbst 2010 durchgeführten Arzneimittelselbsterfahrung von
Thuja und dem Sammeln der Ergebnisse der diesmalig geprüften
Arznei, Tuberculinum bovinum. Erneut bestätigten die guten
bis sehr guten Kurskritiken in der Schlussrunde sowie in den Evaluationen
die Angemessenheit von Inhalten und Organisation
sowie des ganzen Kongressrahmens.
Auch auf dem 121. ZAEN-Kongress im Herbst 2011 werden die
vierzigstündigen Kurse A-B-C-D, E und G im „Ringhof“ stattfinden.
Der Expertenkurs (G-Kurs) hat zum Thema: „Störungen der Liebe,
Beziehung, Sexualität: Kann die Homöopathie helfen?“ anton
rohrer und anne sparenBorG werden die auch als Einzelseminare
buchbaren Tagesveranstaltungen bestreiten, als auswärtiger
Gast wird Maria schäFGen, Berlin, am Samstag, den 17.9., über
zaenmagazin
„Homöopathie bei sexuellen Störungen“ referieren. Sie hat sich
durch das gleichnamige Buch und ihre Veröffentlichungen auf
dem Gebiet einen Namen gemacht und sich dem schwierigen
Thema tabulos angenähert. Dabei wird der bedeutsame psychische
Anteil bei sexuellen Störungen sowie deren körper liche Aspekte
einbezogen und die Rolle der Homöopathie auch in den
zahlreichen Fällen, in denen andere therapeutische Ansätze versagen,
darlegt werden.
Am Dienstag, den 14.9.11 wird erneut ein den Kursen vorgeschalteter
Repertorisationskurs für Anfänger angeboten (roland
schule), der bereits auch vor dem A-Kurs absolviert werden kann.
Für Fortgeschrittenere wird unter der Thematik „Repertorisation
der Erkrankungen der Unterleibs- und Genitalorgane einschließlich
der Pilzinfektionen und Fluor genitalis“ von anne sparenBorGnolte
und zum Abschluss am Sonntag von anton rohrer der
Repertorisationskurs für akute und chronische Krankheiten angeboten.
Diese Zusatzveranstaltungen können für die im Rahmen
der Ausbildung notwendigen Supervisionstunden genutzt
werden, ein besonderes Angebot der Freudenstädter Homöopathie
im ZAEN. Die klassische Homöopathie hat beim ZAEN eine
feste Tradition und kann ausweislich ihrer Teilnehmerzahlen den
Platz durch neue Impulsen und konkrete Fälle aus der Praxis stets
behaupten.
Dr. Anne Sparenborg-Nolte
Dr. Stephan Heinrich Nolte
Alter Kirchhainer Weg 5
35039 Marburg
06421 162266
anne@sparenborg.com
Buchempfehlung !
Neben dem genannten Buch „Homöopathie – Alles Gute
für Ihr Kind“ von anne sparenBorG-nolte und stephan
heinrich nolte im ObersteBrink-Verlag wird anne sparenBorG-nolte
ihre langjährige Beschäftigung mit den
Miasmen in ihrem Buch: „Miasmen in der Fallanalyse“ im
Haug Verlag Stuttgart herausbringen, in dem die Aktualität
der Miasmenlehre und deren Umsetzung kompetent
und praktisch anhand zahlreicher Fallbeispiele erläutert
wird. Ferner ist bereits die Übersetzung des Buches „Homöopathie
– Energiemedizin“: Medizin mit Zukunft von
GeorGe vithoulkas als Einführung in das homöopathische
Denken und Handeln im Peter Irl Verlag, übersetzt von
stephan heinrich nolte, angekündigt.
Anne Sparenborg-Nolte
Stephan Heinrich Nolte
HomöopatHie –
alles Gute für iHr Kind
Hardcover, 309 S., farb. Fotos
Oberstebrink-Verlag, € 24,90
ISBN: 978-3-934333-17-8
57

zaenmagazin
VITALpartner hypo-A >> vitOrgan
laVita
hhp TimeWaver
Auf dem Kongress
Bionorica biovis >> BEMER
Kastner Weber & Weber >> Cell-Immun
Kongress
58 2/2011

2/2011
Kongress
BMT Braun Retterspitz
Auf dem Kongress
zaenmagazin
Dr. Neumeyer GmbH Interessierte Besucher !
Frau Grözinger zeigt den Weg Auf in die Kurspause
Herr Kolkhorst gibt Tipps Akupunkturbedarf Blum GmbH
59

zaenmagazin Kongress
Neckar-Chronik
vom 26. März 2011
Der
Kongress
im Spiegel
der Presse
Schwarzwälder Boten
vom 26. März 2011
60 2/2011

2/2011
Kongress
Ein Stimmungsbericht unseres Mitglieds Regina Willems
Die Energie ist tatsächlich der Stoff, aus dem alle Elementarteilchen,
alle Atome und daher überhaupt alle Dinge gemacht sind,
und gleichzeitig ist die Energie auch das Bewegende. werner heisenBerG
Der 120. ZAEN-Kongress
in Freudenstadt
Professionell und dabei menschlich, so feierte Europas größter
und ältester Ärzteverband für Naturheilverfahren und Regulationsmedizin
e.V. vom 30.3. bis 3.4.2011 bei schönstem Sonnenschein
– ganz ohne Schnee – im Schwarzwald seinen Jubiläumskongress.
Neu Hinzugekommene sowie „alte Hasen“ fanden sich nicht
nur zu den mit Fort- und Weiterbildungspunkten der Baden
Württembergischen Landesärztekammer anerkannten Vortrags-,
Kurs- und Workshopangeboten in Freudenstadt ein. Wie bei
Familienfesten üblich, gab es auch ein Rahmenprogramm – früh
morgens und nach getaner Arbeit. So gab es u.a. folgende Angebote:
Energetisiernde Verjüngungsübungen, Nordic Walking,
Tango-Tanzkurs und natürlich die Get-together-Party.
Unserem Präsidenten ist es zusammen mit deb VorstandskollegInnen,
der Geschäftsstelle und ZAEN Plus GmbH gelungen,
den BesucherInnen zu erfreuen: neben Sektempfängen waren
ausgewählte Bläserklänge
der Stadtkapelle
Freudenstadt, liebevoll
kommentiert, zu hören.
Der König von Bempflingen
alias Bernd kohlhepp
bezog das interessierte
Publikum in seine geistreichen
Späße mit ein.
Klassische Pianoklänge
vom Feinsten (u.a. Franz
liszt an dessen 200. Geburstag)
erklangen am
Flügel unten im Kurtheater,
dargebracht vom Kollegen Dr. heil, sehr einfühlsam, sehr
musikalisch, eine wunderbare Möglichkeit des Genusses und
des Stillewerdens in sich selbst.
Eine große, zeitgenössische Forscherpersönlichkeit wie paul
noGier wurde eindrücklich durch Herrn Prof. Bahr aufgezeigt.
Festredner Dr. jochen Gleditsch, der uns in seiner unverwechselbaren,
demütigen Art an all die Vorreiter unserer komplementären
Zunft, beispielsweise Menhardt, pietschMann, nordenströM,
coda, pischinGer, um nur einige zu nennen, erinnerte.
Auf deren Schultern dürfen wir heute stehen.
Gleditsch schlug einen großen Bogen von der Heilkunst der
Antike bis zu den Auswirkungen der schon 100 jährigen Quantenphysik,
um die Zivilisationsseuche zu verstehen, ihr zu begegnen.
Seine Botschaft an uns: Beflügeln, ermutigen, sich der Frage
nach dem Idealbild des Menschen annehmen: sinan aus dem
Althochdeutschen meint: Woher? Wohin?
Was sind wir wirklich? Den wichtigen 4. Bereich der Spiritualität
gilt es auszubilden. volkMar Glaser, der in Freudenstadt
zaenmagazin
praktizierte und die Psychotonik auf den Weg brachte, könnte
uns auch heute weiterhelfen. Es kommt darauf an, WIE wir im
Leben stehen. An den Abbildungen der Urgebärden zeigen sich
Lösungsansätze, um unsere Lebensprobleme angehen zu können
(Beziehungen etc).
Der Weg von der Reparatur zum Heilen, ein Weg des Menschen
zu sich selbst (BachMann 1950), bleibt Herausforderung.
Von den prägenden Begegnungen mit der herausragenden Forscherin
Frau Dr. elisaBeth küBler-ross, mit der er freundschaftlich
verbunden war, erzählte uns der große Meister: Kinder ad finem
erwachen in die spirituelle Dimension. Das Fragen erübrigt sich.
Von der Vierheit zur Fünfheit.
An die 5 Entien des paracelsus hat uns unser großer Lehrer
der Akupunktur erinnert, wobei er weise meinte: das 5., Ens dei ,
sollte nicht von uns hinterfragt werden.
Maßhalten – ein jegliches Zuviel bringt uns eben aus der
dringend notwendigen Balance.
Er weist auf das Buch „Evolution der Liebe“ von Gerald hüther
hin: Wir brauchen ALLE BEGEISTERUNG! Das aktiviert Synapsen
und Wachstum in den Gehirnen, schon beim Kind; dies wäre also
auch in den Bildungseinrichtungen sinnvoll. Mit paracelsus gesagt:
die größte Arznei ist die LIEBE.
Hier beim ZAEN in angenehmer Atmosphäre lässt es sich
getreu dem paracelsus-Zitat „Der Arzt muss beständig lernen,
damit er nicht vermodere wie die Schulgelehrten“ gut fort- und
weiterbilden. Sich schon bei der Anreise etwas Zeit nehmen,
das kann ja ein Ziel sein für die nächsten ZAEN-Kongresse. Der
Trend geht auch in der Wirtschaft in Richtung einer Anti-Burn-
Out-Strategie.
Ruhig – abseits der großen, attraktiven Einkaufsbedarfserweckungszentren,
– persönlich, die Vorstandsmitglieder erkundigen
sich nach dem Befinden und den Wünschen der Mitglieder
und Teilnehmer, – versorgt, die Kongressbesucher werden in den
Pausen mit heißen und kalten Getränken, Obst oder Cerealien
nach Gusto gestärkt (all inclusive), – informativ, die vielseitigen
Aussteller ranken sich um die Kongressräume im Kurhaus, zum
Teil kann man den Chef eines Unternehmens unbürokratisch vor
Ort selbst sprechen; sie alle fühlten sich wohl, war zu hören. Es
ist umtriebig, aber nicht lärmig. Gesellig – sich zusammensetzen
oder ein paar Schritte der Besinnung im schönen Kurgarten unternehmen
– Wohlfühlen ist möglich.
Die Buchhandlung lädt zum Schmökern ein, die anwesenden
Autoren haben hier meist ihre Buchlisten abgeliefert, so dass
die Bücher sofort mitzunehmen sind oder sogar kostenfrei zugesandt
werden.
Danke an Herrn Dr. olaF w. kuhnke, der als perfekter Konferencier
unterhaltsam, menschlich, kultiviert und gebildet durchs
61

zaenmagazin
Programm führte – neben all den Unterrichts- und Organisationsverpflichtungen.
Danke, dass der Vorstand nach der desolaten Situation vor
einigen Jahren unseren ZAEN durch diszipliniertes, uneigennütziges,
verantwortliches und vorbildliches Vorgehen zu einem
sehr gut arbeitenden, wachsenden und in eine bessere Zukunft
aufbrechenden Verband geführt hat.
Jeder, der selbst einmal Veranstaltungen plante, gestaltete
und durchführte, kann einigermaßen ermessen, was diese Herausforderung
in Freudenstadt bedeutet.
Alle anderen müssen glauben, dass es immenser Anstrengungen
bedarf, bis eine Veranstaltung so rund und zufriedenstellend
und selbstverständlich (!) wie hier für die Nutznießer
abläuft. Auch dafür DANK an alle, die ihre Zeit, ihr Geld, ihre Kraft,
Wissenschaftlichkeit, Wissen, Weisheit, Organisationstalent und
Kreativität für uns eingesetzt haben.
Liebe KollegInnen! Notieren Sie sich wieder die Kongresstermine
Ihres ZAEN: im Herbst: 14.9. bis 18.9.2011, im März 2012:
21.3. bis 25.3.2012 und Herbst 2012: 19.3. bis 23.9.2012, im Jahre
2013: 27.2. bis 3.3.2013 und 18.9. bis 22.9.2013; und tragen Sie
mit Ihrem Kommen, Ihrer Teilnahme, Ihres Einbringens, Ihrer
wertvollen eigenen Erkenntnisse zum Zusammenwachsen einer
wertvollen ZAEN-Gemeinschaft bei. Jeder(r) ist dabei wichtig.
Wir sind kein Sportverein, den man mal eben (passiv) durch seine
Mitgliedschaft unterstützt. Hier geht es ums Mitmachen, Mitdabei-sein,
Dazwischensein – lateinisch: interesse.
In den 80er Jahren saßen die Älteren unter uns noch auf den
Treppen aller großen Häuser in Freudenstadt, um den „Alten“ zu-
Der ZAEN und Freudenstadt –
Wege der Naturheilverfahren
und Heilklima-Wanderwege
Neben den bekannten, breit gefächerten und gut ausgeschilderten
Wanderwegen rund um Freudenstadt haben Gäste und Einheimische
auch die Möglichkeit, die sieben speziell angelegten
Heilklima-Wanderwege mit einer gesamten Länge von 81 km zu
erlaufen und erkunden.
Bewegung ist gesund! Das wissen auch die Ärzte der Naturheilverfahren.
Bewegung unterstützt nicht nur den Genesungsprozess,
sondern auch sportlich Untrainierte jeder Altersgruppe,
Übergewichtige und Senioren können mit dem Heilklima-Wandern
und den Methoden der Naturheilverfahren gezielt damit
Kongress
zuhören, sie zu treffen, zu sprechen, von ihrer Erfahrung zu partizipieren.
Aus dem Meer aller Möglichkeiten, was Herr Dr. warnke
schon so viele Jahre erläutert, wird sich eine wesentliche neue
Richtung – von der Reparatur zur Heilung – erschaffen.
Der Fernseh-Pfarrer Jürgen FlieGe sang mit der ZAEN-Gemeinde
das, wie er sagte, „Arztlied“. Es ist die bemerkenswerte 7.
und letzte Strophe des Volksliedes „Der Mond ist aufgegangen“:
„so legt euch denn ihr Brüder, in Gottes Namen nieder; kalt ist
der Abendhauch. Verschon uns Gott! mit Strafen, lass uns ruhig
schlafen und unseren kranken Nachbarn auch!“
Für die Sterbebegleitung, in der manchmal nach Worten
gesucht wird, gab FlieGe das kurze, aber essentielle Gebet, das
Herzberührung herstellt, mit: „Herr, sieh mich an! Schau auf mich!
Wir brauchen alle eine Gottesbegegnung. Zum Abschluss
des Festabends kam es folgerichtig zu einer gesegneten Stille,
die unser Präsident nutzte, um allen einen Segen zuzurufen, eine
Qualität, die schon in den 80er Jahren unser Kollege Herr Dr.
nawrocki aus Frankfurt/M. forderte, die ihn dazu bewegte, uns
alle zu ermutigen, „Priesterärzte“ zu werden. Jetzt ist es soweit.
Danke für den neuen Mut, der tut gut.
In diesem Sinne wünsche ich dem ZAEN wachsenden Zuspruch,
allen Mitwirkenden die Zuversicht, dass sich die ständig
ändernden Bedingungen unseres Lebensgefüges sich nicht im
Machterhalt erschöpfen, sondern sich durch die quantenphysikalische
Erkenntnis, dass wir alle mit allem verbunden sind,
erweitern werden. Es macht SEHR VIEL aus, WAS wir LIEBEVOLL
betrachten. DAS nämlich wird wachsen. Nutzen wir die ubiquitär
vorhandene Energie zu einem guten, menschlichen Weg.
beginnen, ihre Kondition wieder aufzubauen, den Sport für sich
zu entdecken und die körpereigenen Abwehrkräfte zu mobilisieren.
Das Institut für Balneologie und Klimatologie der Universität
München hat diese Wege vermessen und ein Gutachten erstellt,
damit körperliche Ausdauerleistungsfähigkeit und das Herz-,
Kreislauf-, Muskel- und Atemwegssystem positiv beeinflusst werden
können.
Die klimatischen Bedingungen in Freudenstadt, Wege mit
unterschiedlichen Steigungen und Höhenlagen, abseits von befahrenen
Straßen, in einer Umgebung mit höchster Luftreinheit,
sind die besten Voraussetzungen für verschiedene Therapie- und
Gesundheitsstufen. Auf naturbelassenen Wegen kann jeder nach
eigenen Bedürfnissen Gesundheit und die Kondition aufbauen.
Schöne Aussichtspunkte laden zum Pausieren und Relaxen ein.
Wenn Sie den nächsten Kongress besuchen, folgen Sie doch
einfach den Wegen und leben die Glaubenssätze der Naturheilverfahren
in vollen Zügen.
Die sieben Heilklima-Wanderwege beginnen und enden am
Parkplatz Teuchelwald. Der kürzeste Rundweg ist auf einer Strecke
von 8,3 km und der längste auf 24 km ausgeschildert. Die
neuen Wegweiser wurden extra für diese Wege konzipiert und
Angaben wie Streckenart, Streckennummer, Schwierigkeitsgrad
und Restkilometer weisen dem Heilklima-Wanderer den richtigen
Weg. Übrigens für alle Laufinteressierten:
Alle weiteren Informationen sind direkt bei der Freudenstadt
Tourismus, Tel.: 07441 / 864-711 zu erhalten.
62 2/2011

2/2011
ZAEN
zaenmagazin
Mitteilung an den ZAEN und wissenschaftliche Fachverbände
Kompetenz-Team Phytotherapie: Dr. Martin adler (Siegen), PD Dr. andré-Michael Beer (Hattingen), Prof. Dr. dieter loew (Wiesbaden),
Prof. Dr. heinz schilcher (Immenstadt), Prof. Dr. Michael keusGen (Marburg), Dr. Berthold MusselMann (Wiesloch), MarGret weniG-
Mann (Denzlingen), Dr. detMar joBst (Bonn) (v.l.n.r.)
Am 26.02.2011 hat in Hattingen-Blankenstein unter der Leitung
von Herrn Privatdozent Dr. A.-M. Beer und Herrn Dr. adler die
konstituierende Sitzung des „Kompetenzteam Phytotherapie“
im Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren und Regulationsmedizin
(ZAEN) stattgefunden.
Einvernehmlich sind folgende Ziele und Aufgaben beschlossen
worden:
Er werden vor allem die ärztlichen Belange der Phytotherapie
im Mittelpunkt stehen. Aus diesem Grund besteht das
Kompetenzteam zum großen Teil aus wissenschaftlich arbeitenden,
aber auch gleichzeitig praktisch tätigen Ärzten,
und auch aus Pharmakologen und Apotheker/Apothekerinnen.
Das Wissen des Kompetenzteams wird genutzt, um alte
therapeutische Strategien neu zu überarbeiten und nach
modernen Gesichtspunkten der Wissenschaft zu präsentieren.
Spendenaufruf für Japan !!!
Gerade wir als Ärzte müssen noch mehr Verständnis für die kummervolle
Situation haben und zeigen, dass wir, wenngleich nicht persönlich, doch
mit unseren bescheidenen Mitteln helfen wollen und können.
Machen Sie mit, helfen Sie unseren Mitmenschen in Japan und spenden
Sie auf das Konto des ZAEN.
Das Konto bleibt weiterhin geöffnet.
Es werden Kontakte zur Pharmaindustrie und der Politik
neu geknüpft, um die Bedeutung der Phytotherapie in Forschung
und Lehre, aber ganz besonders in der täglichen,
ärztlichen Praxis hervorzuheben.
Ein weiterer Schwerpunkt wird die ärztliche Ausbildung auf
dem Gebiet der Phytotherapie sein.
Das Kompetenzteam hat weiterhin beschlossen, regelmäßige
phytotherapeutische Fachvorträge im Rahmen von
ZAEN-Veranstaltungen durchzuführen.
Das Kompetenz-Team freut sich auf die künftige Kooperation mit
Ihnen!
Mit freundlichen Grüßen
Dr. med. Martin adler PD Dr. med. A.-M. Beer, M. Sc.
Dr. med. olaF kuhnke
– Präsident des ZAEN –
Kto Nr. 000 408 39 70 BLZ 600 906 09
Dt. Apotheker- und Ärztebank Stuttgart
Stichwort: JAPANHILFE
Eine Bescheinigung wird Ihnen auf Wunsch zugestellt.
Bitte helfen auch Sie – Ich danke Ihnen.
Ihr Dr. Olaf W. Kuhnke
(Präsident des ZAEN e.V.)
63

zaenmagazin
Die ZAEN Plus GmbH
Die ZAEN Plus GmbH ist als „Wirtschaftseinheit“ der „ökonomische
Arm“ des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren
und Regulationsmedizin e.V. Unter einer Wirtschaftseinheit
versteht man eine in sich geschlossene und somit nach außen
abgegrenzte Organisation, die an einem arbeitsteiligen Prozess
beteiligt ist. Diese Organisation liegt in der Form einer GmbH
(Gesellschaft mit beschränkter Haftung) vor. Die Gesellschaft mit
beschränkter Haftung ist eine Kapitalgesellschaft mit eigener juristischer
Persönlichkeit. Daher wird sie durch einen Geschäftsführer
oder – wie in unserem Fall – von einer Geschäftsführerin
vertreten. Eine Gesellschaft kann von natürlichen oder juristischen
Personen gegründet werden, die dann die Gesellschafter
der GmbH sind. Gesellschafter der ZAEN Plus GmbH ist der ZAEN
e.V. Sitz der Firma ist Freudenstadt.
Die neue Geschäftsführerin der
ZAEN Plus GmbH, ConstanCe
noltinG
Aufgaben der ZAEN Plus GmbH
Geschäftsführerin seit einiger
Zeit bin ich – constance
noltinG. Ich habe ein abgeschlossenesBetriebwirtschaftsstudium
absolviert
und praktische Erfahrungen
im In- und Ausland erwerben
können. Seit Kurzem
habe ich von Dr. Belles
die Geschäftsführung der
GmbH übernommen. Mir
zur Seite steht inGrid GriGas,
die für die operativen Tätigkeiten
der „ZAEN-plus“ in der
Geschäftsstelle zuständig ist.
Gegenstand der ZAEN Plus GmbH ist, das Vereinsziel des ZAEN
zu unterstützen, nämlich die Förderung und Verbreitung von
Naturheilverfahren in der Diagnose und Therapie. Hierzu stehen
der GmbH mehrere Möglichkeiten offen. Eine davon, diesem
Ziel näher zu kommen, ist Ihnen gut bekannt: Die Veranstaltung
von Kongressen, also die Organisation von wissenschaftlichen
Veranstaltungen, die schwerpunktmäßig die Weiterbildung und
Fortbildung der Ärzte und Ärztinnen in den Themen der Naturheilverfahren
und der Regulationsmedizin vorantreiben.
Ein weiterer Gegenstand der ZAEN Plus GmbH sind Kooperationen
mit anderen Gesellschaften und Vereinen, die Naturheilmethoden
und naturheilkundliche Zwecke verfolgen, wobei auch
hier dazu gehört, Veranstaltungen für diese Organisationen und
Vereine, die diesem Zweck dienen, durchzuführen.
Ein großer Teil der Arbeit der ZAEN Plus GmbH ist die Organisation
der Fachausstellungen, die einen Teil des Kongresslebens
ausmachen. Zu diesen Fachausstellungen gehören Unternehmen
der naturheilkundlichen pharmazeutischen Industrie und
Apparatemedizin, sowie Nahrungsmittelhersteller, Kurkliniken
und Kurbetriebe. Die Fachausstellungen begleiten die jeweiligen
Kongresse und bieten den Teilnehmern und Ausstellern die Gelegenheit
zu intensiven, persönlichen Gesprächen.
ZAEN
Wer schon einmal in Freudenstadt einen Kongress besucht hat,
weiß, dass die Ausstellung der Industrie während der Kongresse
jederzeit besucht werden kann – und vor allen Dingen: auch
nicht zu übersehen ist, füllt sie doch das gesamte Kongressgebäude.
Ich habe nun meinen ersten Kongress erlebt und mich haben
einige Dinge sehr positiv überrascht. Erfreulicherweise ist festzustellen,
dass sich mit den Jahren sehr enge Bindungen zwischen
den Ausstellern und den Teilnehmern gebildet haben, die zum
Teil über eine reine Geschäftsbeziehung hinausgehen und aus
denen sogar die ein oder andere freundschaftliche Verbindung
entstanden ist. Hier zeigt sich, wie eng die „Industrie“ mit den
Kunden zusammen leben kann und wie sehr ein harmonisches
Miteinander zu einem Win-Win-Geschäft auf beiden Seiten führt.
Ich durfte das eine oder andere Gespräch verfolgen, in denen
es um Methoden und Inhalte ging, die bereits erfolgreich angewendet
werden, von denen begeisterte Ärzte mit begeisterten
Ausstellern sprachen. Als Kauffrau hört man dieses natürlich
besonders gern, zeigt sich doch, dass sich dort die Nachfrage
und das Angebot so treffen, dass jeder davon Nutzen hat. Es ist
schön zu sehen, dass die Aussteller in guten wie in schlechteren
Zeiten an der Seite des ZAEN waren und so mit Ihrer Treue für
Stabilität gesorgt haben. Es gibt Aussteller, die seit Jahrzehnten
an den Kongressen teilnehmen und im Frühjahr sowie im Herbst
die Gelegenheit zur Kundenpflege, für den direkten Kontakt oder
einfach nur zum Gedankenaustausch nutzen. Und es gibt neue
Aussteller, die nach diesem Kongress ihre Rückkehr zu allen weiteren
Kongressen fest gebucht haben, sowie es auch viele neue,
junge Teilnehmer gibt, die ebenso die nächsten Kongresse einplanen.
Auch das erfreut, denn es zeigt, dass sich der ZAEN in
seiner Entwicklung auf dem richtigen Weg befindet.
Präsenz auch im Internet
Bisher hatte die ZAEN Plus keine eigene Darstellungsplattform.
Dieses wird sich in Zukunft ändern, denn die ZAEN Plus bekommt
eine eigene Internetpräsenz, die den Mitgliedern des Verbandes
in Zukunft die Möglichkeit gibt, sich über die wirtschaftlichen
Aktivitäten zu informieren. Darüber hinaus wird die ZAEN Plus
auf der Internetseite über Kooperationen und Aussteller der jeweiligen
Kongresse berichten. Sie finden die Seite in Zukunft unter
www.zaenplus.org.
Und, da wir gerade bei den neuen Medien sind: Schauen Sie
doch einfach mal in unsere Gruppe bei XING (www.xing.com/
net/pria09c3dx/zaen/). Auch hier werden immer wieder interessante
Informationen eingestellt. Die Mitglieder sind herzlich
eingeladen, dort mitzumachen und über Themen der Naturheilverfahren
zu diskutieren.
Ich freue mich auf eine spannende Aufgabe und denke, dass die
ZAEN Plus GmbH mit ihren wirtschaftlichen Möglichkeiten weiter
dazu beitragen wird, die Entwicklung der Naturheilverfahren
und der Regulationsmedizin zu unterstützen.
Constance Nolting
64 2/2011

2/2011
ZAEN
Der Verein „Ärztetag für Medizin
ohne Nebenwirkungen“
stellt sich vor
Am 16. Februar 1990 wurde der Verein von Dr. Frank Bahr und
gleich gesinnten Ärztinnen und Ärzten in München gegründet.
Laut § 1 (2) der Vereinssatzung ist der Zweck des Vereins die Förderung
von Wissenschaft, Forschung und Fortbildung auf dem
Gebiet der Medizin unter Vermeidung
von Nebenwirkungen. Und nach § 1
(3) ist es das Ziel des Vereins, Ärzte/innen
in dieser Medizin ohne Nebenwirkungen
auszubilden. Unser Verein ist
als gemeinnützig anerkannt und im
Vereinsregister München eingetragen.
Der Ärztetag für Medizin ohne Nebenwirkungen
hat sich immer als Schwesterverein
zur „Deutschen Akademie für
Akupunktur e.V.“ (DAA e.V.) verstanden
und es war eine Art Aufgabenteilung
in der Art abgesprochen, dass die DAA
im Wesentlichen Ärzte/innen in der Akupunktur unterrichtet
und der Ärztetag für MoN die Ausbildung übernimmt in den Bereichen
Naturheilverfahren und Homöopathie für die jeweiligen
Zusatzbezeichnungen und außerdem für Spezialthemen der Regulationsmedizin
von der Ernährung, Entgiftung, Übersäuerung
bis hin zu diagnostischen Verfahren, wie der Kinesiologie.
Schon damals bestand eine inhaltliche Nähe zum ZAEN, allerdings
war im ZAEN durch die starke Stellung der DÄGfA in der
Akupunktur eine Kooperation mit dem Ärztetag für MoN zu diesem
Zeitpunkt nicht erwünscht. Nachdem die DÄGfA die Kooperation
mit dem ZAEN vor einiger Zeit aufgekündigt hatte, wurden
sozusagen „die Karten neu gemischt“ und es ergab sich von
beiden Seiten, also sowohl vom ZAEN als auch vom Ärztetag für
MoN die Einsicht, dass bei den heutigen generellen Anfeindungen
gegenüber natürlichen Heilverfahren zwei Vereine mit sehr
ähnlicher Zielsetzung kooperieren sollten mit dem späteren Ziel
der Fusion.
Vor allem in den letzten Monaten gab es immer mehr geradezu
bösartige Angriffe gegen die Homöopathie: Gegner dieses
wertvollen Heilverfahrens schluckten bei laufenden Fernsehkameras
vor Apotheken mengenweise homöopathische Globuli,
um der Öffentlichkeit zu demonstrieren, dass diese Mittel völlig
wirkungslos sind. Dabei wird von der Gruppe der Ablehner völlig
verkannt, dass es sehr wohl eine „amaterielle“ Therapie gibt,
die auf Schwingungsphänomenen basiert. Jeder Jüngling kennt
starke hormonelle Wirkungen bei der zunächst ja auch amateriellen
„Liebe auf den ersten Blick“. Sicher muss noch viel getan
werden, um die Schwingungsphänomene der Homöopathie
besser zu erforschen und genau deswegen sollten die „Gutwilligen“
ihre Kräfte bündeln.
Leider gibt es auch in verschiedenen Ärztekammern Nicht-Gutwillige,
die mit dem Argument, die Homöopathiewirkungen wä-
zaenmagazin
ren nicht evidenzbasiert, Fortbildungspunkte verweigern wollen
und sich dabei auf die Richtlinien der Bundesärztekammer berufen,
dass nur noch für evidenzbasierte Medizin Fortbildungspunkte
vergeben werden sollen. Hardliner wollen sogar die Zusatzbezeichnung
Homöopathie abschaffen!
Gerade in der Homöopathie wäre also ein enges Zusammenrücken
der beteiligten Gesellschaften notwendig! Diesbezüglich
werden bereits Gespräche geführt, dabei wird auch Verbindendes
betont, es gilt doch der alte Lehrsatz von hahneMann für
alle: „Macht‘s nach, aber macht‘s genau nach“. Im Kern machen
also ALLE Homöopathiegesellschaften das Gleiche und es sollte
niemanden stören, wenn bei unklaren Fällen NACH erfolgter
Repertorisation bewährte Verfahren, wie die Anwendung des
Nogier-Reflexes, bei der Mittelfindung zum Einsatz kommen.
Übrigens ist dieses Verfahren bei französischen Homöopathen
völlig selbstverständlich und wird gar nicht mehr diskutiert.
Seit dem letzten Jahr widmet sich unser Verein vermehrt der Behandlung
des Übels unserer Zeit, dem Burnout-Syndrom, da gerade
dafür natürliche Heilverfahren ganz besonders wichtig sind,
um eine Weiterentwicklung zu einer Depression zu vermeiden.
Und auch die oft stressbedingte Übersäuerung wird in unseren
Seminaren intensiv besprochen. Die Themen gehen uns also
nicht aus und auch dies ist ein wichtiges Argument für eine vertiefte
Kooperation unseres „Ärztetags für Medizin ohne Nebenwirkungen“
mit dem ZAEN.
Mit freundlichen Grüßen an alle ZAEN-Mitglieder
Ihr F. Bahr
Ärztetag für Medizin ohne Nebenwirkungen e. V.
1. Vorsitzender
www.selbstheilung-aktuell.de
www.burnout-ist-heilbar.de
www.antiaging-aktuell.de
www.entgiftung-aktuell.de
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zaenmagazin
Risiken und Nebenwirkungen
Ihrer Arzt-Haftpflicht für praktizierte
Naturheilverfahren
Der ZAEN bietet seinen Mitgliedern einen neuen Verbandstarif
zur Berufshaftpflicht mit einzigartigen Bedingungen und Top-
Beiträgen. Hintergrund ist nicht nur die aktuelle Kündigungswelle
in der Berufshaftpflicht bei niedergelassenen Ärzten im Bereich
der Berufshaftpflicht mit rund 65.000 gekündigten Verträgen.
Es gibt noch weitaus schwer wiegendere Gründe, jetzt seinen
Vertrag zu überprüfen. In der wohl weitaus überwiegenden
Zahl der bestehenden Verträgen sind Naturheiverfahren nämlich
nicht ausdrücklich mitversichert, weil sie, so der häufig gleichlautende
Text in den dortigen Versicherungsbedingungen, „medizinisch
nicht anerkannt“ sind. Teils sind diese auch namentlich
ausgeschlossen, wie Elektroakupunktur mit Moxibustion, EAV
nach voll und neuerdings im Standardangebot eines großen
Anbieters sogar die gesamte TCM einschließlich der Akupunktur!
Im Schadenfall kann es dabei verständlicherweise erhebliche
Differenzen zwischen Patient, Arzt und Versicherung geben,
wie in allen Fällen, bei denen die Bedingungen der Versicherer
nicht eindeutig sind. Aus der aktuellen Erfahrung haben nur
eine geringe Anzahl der ZAEN-Ärzte die von Ihnen praktizierten
Therapierichtungen der Naturheilverfahren bisher ausdrücklich
mitversichern lassen, wie die Neuraltherapie – dann allerdings
zu teils drastischen Beitragszuschlägen. Die Folge: Entweder sind
zahlreiche Naturheilverfahren nur unzureichend mitversichert
oder nur gegen hohe Beitragszuschläge mitversichert.
Zusammen mit dem Finanz- und Versicherungsmakler
Ärzte-Wirtschafts-Zentrum Düsseldorf ist es nun gelungen, für
ZAEN-Mitglieder einen Verbandstarif einzuführen, der die Natur-
ZAEN
heilverfahren eindeutig konkretisiert – von Akupunktur über
Biologische Zahnmedizin, EAV, Neuraltherapie, Orthomolekulare
Medizin, Phytotherapie, TCM bis zum Vegatest. Die Therapierichtungen
des ZAEN-Katalogs und des Hufelandverzeichnisses
bilden dabei die Bestandteile des Konzepts und bieten dem Behandler
erheblich größere Transparenz und Sicherheit bei möglichen
Schadenfällen als bisher.
Und dies zu Top-Beiträgen: Bei einer Deckungssumme von
5 Millionen Euro für Personen-/Sachschäden beträgt der Jahresbeitrag
für ambulant tätige Fachärzte für Allgemeinmedizin
bzw. Innere Medizin bzw. Praktische Ärzte 374,85 Euro einschließlich
Versicherungssteuer bei zuletzt fünf schadenfreien
Niederlassungsjahren. Für Fachärzte HNO (mit intraartik. Injektio
nen/Gelenkpunktionen) beträgt der Jahresbeitrag 677,41
Euro, ohne intraartik. Injektionen/Gelenkpunktionen ergibt sich
ein Jahresbeitrag von 396,87 Euro. Alle Angebote beinhalten
stets das Verbandskonzept mit über 90 einzeln deklarierten Therapierichtungen
der Naturheilverfahren. Weitere Rabatte wg. Gemeinschaftspraxis
und Neu-Niederlassung sind möglich. Andere
Fachrichtungen erhalten die Konditionen gerne auf Anfrage,
dies ist wegen der Vielzahl hier nicht möglich.
Fragen beantwortet Ihnen gerne der Finanz- und Versicherungsmakler
Ärzte-Wirtschafts-Zentrum Düsseldorf
Info
Kontakt Ärzte-Wirtschafts-Zentrum Düsseldorf
Himmelgeister Str. 129
40225 Düsseldorf
Tel.: 0211 / 17 93 30 38
Fax: 0211 / 17 93 30 39
team@aerzte-wirtschafts-zentrum.de
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66 2/2011

2/2011
ZAEN
ARBEITSKREIS
BIO–PHYSIKALISCHE THERAPIE
Symposium und Workshop des
Arbeitskreises zur physikalischen
Gefäβtherapie BEMER –
ein Höhepunkt des Jubiläumskongresses
2011
Mit fast 80 Teilnehmern waren Symposium und Workshop des
Arbeitskreises „Bio-Physikalische Therapie“ auch auf dem 120.
Kongress des ZAEN wieder ein Höhepunkt. Mit groβem Interesse
wurden vor Allem die Vorträge von Dr. rainer klopp vom Institut
für Mikrozirkulation, von Prof. Dr. toMas sosna aus der Thomayer
Augenklinik der Karlsuniversität in Prag, von Prof. Dr. zieMssen von
der Techn. Universität Dresden und von Chefarzt Dr. lucas weisskopF
aus der Rennbahnklinik in Basel verfolgt.
Dr. klopp demonstrierte mit sensationellen neuen Filmaufnahmen,
die unter Einsatz der Intravitalmikroskopie in Zusammenarbeit
mit dem Max-Delbrück-Centrum für molekulare Medizin
der Charité angefertigt wurden, die neuen Erkenntnisse
zur Einwirkung der physikalischen Gefäβtherapie BEMER auf die
ATP-Produktion in den Mitochondrien menschlicher Trachea-
Epithelzellen und Prof. Dr. sosna sprach über den erfolgreichen
Einsatz der Therapie bei diabetischem Makulaödem. Prof. Dr.
zieMssen stellte die ausgezeichneten Ergebnisse einer 3-jährigen
Langzeitbeobachtung an Patienten mit „Fatigue“ bei Multipler
Sklerose vor und Chefarzt Dr. weisskopF berichtete über die Erfolge
beim komplementären Einsatz der Therapie in der postoperativen
Heilung nach komplikationsbehafteten Achillessehnenoperationen
in seiner Klinik.
Im Workshop am Nachmittag wurden praxisrelevante
Fragen zur diagnostischen Verfahren in Zusammenhang mit
Mikrozirkulationsstörungen diskutiert, auβerdem fand ein lebhafter
Erfahrungsaustausch beim Einsatz der physikalischen
Gefäβtherapie BEMER in unterschiedlichen Indikationen im täglichen
Praxis alltag statt. Einige Teilnehmer, die bereits über langjährige
Erfahrungen mit der Therapie verfügen, stellten besonders
bemerkenswerte Fälle aus ihrer Praxis vor. Weiterhin waren
eine korrekte Abrechnung der Selbstzahler-Geräteleistung sowie
die Erstattung der Leistung durch verschiedene Krankenkassen
Thema von Vorträgen von Dr. med. wolFGanG GreBe, dem Vorsitzenden
des Arbeitskreises für Gebührenordnungsfragen im BDI
und Dr. med. sieGFried schMotz-leyrer, einem erfahrenen Praktiker
mit groβer Erfahrung in Abrechnungsfragen. Den Abschluss
der von den Teilnehmern sehr positiv bewerteten Veranstaltung
bildeten Dunkelfeldmikroskopie-Untersuchungen, die vom Präsidenten
des ZAEN, Herrn Dr. med. olaF kuhnke, bei Teilnehmern
vor und direkt nach einer Behandlung mit der physikalischen
Gefäβtherapie BEMER durchgeführt wurden und deutlich die
Verbesserungen in der Physiologie der Erythrozyten durch die
Behandlung zeigten.
zaenmagazin
Auf dem nächsten Kongress im Herbst wird der Arbeitskreis wieder
einen Workshop zur physikalischen Gefäβtherapie BEMER
durchführen und damit dem immer gröβer werdenden Interesse
der Kollegen an dieser komplementären Behandlung in der
Praxis- und Heimanwendung Rechnung tragen.
Dr. med. Wolfgang Bohn
Leiter des Arbeitskreises Bio-Physikalische Therapie
Angebot nach dem 120. Jubiläumskongress
Liebe Mitglieder des ZAEN,
für die Zeit von Juni bis November 2011 bietet der Arbeitskreis
den Mitgliedern des ZAEN wegen des groβen Interesses regionale
Fortbildungsveranstaltungen für Ärzte (Fortbildungspunkte
durch die jeweiligen Landesärztekammern) in
einigen zentralen Orten in Deutschland an.
Thema: „Physikalische Gefäßtherapie als komplementäre
Basistherapie zur Wirksamkeitsunterstützung jeder medizinischen
Behandlung und zur Prophylaxe“
Die Vorträge sind kostenfrei, alle Kollegen sind herzlich willkommen.
Über eine Rückantwort und Interessensbekundung
freuen wir uns.
Rückantwort – bitte ausfüllen und faxen bis 15.05.2011
Arbeitskreis Biophysikalische Therapie im Z.Ä.N. e.V.
Promenadeplatz 1
72250 Freudenstadt.
Fax Nr. +49 (0)7441 9185822
Ich habe Interesse an einer Teilnahme mit ( ) Personen
in der Region ___________________________________
__
am Mittwoch Nachmittag/ Abend
am Wochenende
Ich habe Interesse an der physikalischen Gefäßtherapie
BEMER.
Bitte senden Sie mir Detailinformationen.
Bitte rufen Sie mich zurück.
Unterschrift
Praxisstempel / Tel / Fax / Mail
67

zaenmagazin
Erhebliche Nahrungsmittelallergie gegen
multiple Nahrungsmittel bei normaler DAO
und sehr stark erhöhtem IGE (358, bei Norm
unter 100).
Die 52-jährige mittelmeerstämmige Patientin leidet
sehr unter der Nahrungsmittelallergie. Die Diaminoxidase
ist im Normbereich, sie hat ständig
Beschwerden durch die Unverträglichkeit multipler
Lebensmittel. Die Dauereinnahme von Antihistaminika
bringt keine hinreichende Besserung
und Kortikoid auf Dauer möchte die Patientin
nicht einnehmen. Eine Akupunktur zur Dämpfung
der aktuellen allergischen Reaktionen haben wir
durchgeführt. Der Erfolg bleibt abzuwarten, bei
der starken IGE-Erhöhung habe ich aber starke
Zweifel an einer durchschlagenden oder anhaltenden
Wirkung. Was kann ich mit der Patientin auf
naturheilkundlicher Ebene sonst unternehmen?
Dr. med. G. riehl
Facharzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren,
Akupunktur; Gemeinschaftspraxis
Rathausstr. 11 , 57234 Wilnsdorf
E-Mail: praxis@dr-riehl-neef.de
An das Deutsche Ärzteblatt, Redaktion
Ottostraße 12, 50859 Köln
Betr.: Artikel „Folgen von Reaktorunfällen –
Fakten und Vermutungen“,
Heft 13, 1. April 2011
Plutonium 239: Schaut auf die Namen, sie sagen
Euch alles. Das brachte mir schon mein verehrter
Lehrer Willibald GaWlik bei. Der hatte es von sOkrates
und sOkrates hatte es von kratylOs: Plutonium
hergeleitet von Pluto (lat.) – Hades (griech.)
– Herr der Unterwelt. Plutonium, das momentan
in großen Mengen in die Umwelt gelangt, mit einer
abstrus langen Halbwertszeit von 24.000 Jahren,
eine hochtoxische Substanz, die sich u.a. im
Knochenmark, in der Leber und in den Knochen
ablagert und sogar als „hot partikel“ direkt in die
Lunge gelangt.
Bei den alten Griechen galt PlutO als Aides
= Unsichtbar, und so überrascht es auch nicht,
dass man in dem oben genannten Artikel von
diesem apokalyptischen Spaltprodukt rein gar
nichts findet.
IMPRESSUM
Das zaenmagazin ist die Verbandszeitschrift
des Zentralverbandes
der Ärzte für Naturheilverfahren
und Regulationsmedizin e.V.
Herausgeber:
ZAEN-plus GmbH, 72250 Freudenstadt
Constance Nolting, Velbert
nolting@zaen.org
Chefredaktion:
Dipl.-Biol. Jens Meyer-Wegener, Kleinweil
jens-meyer-wegener@t-online.de
Layout/Grafik:
daedalus design Stefan Oestreich
Tel.: 089 / 83 83 24
stefan-oestreich@t-online.de
Marketing/Anzeigen:
daedalus design Stefan Oestreich
zur Zeit Preisliste Nr. 2/2010
Erscheinungsweise:
6 x jährlich
Auch von der Einwirkung des hochgefährlichen
Strontiums auf den Knochenstoffwechsel
liest man in dem oben genannten Artikel
nichts, wie im Übrigen über keines der weiteren
Radionuklide, dem ganzen „Zoo“ der radioaktiven
Spaltprodukte. Und schon gar nichts liest
man über die chronischen Verharmlosungen der
IAEO, die bekanntlich seit 1959 die sogenannte
friedliche Nutzung der Atomenergie propagiert
und – nota bene – sogar berechtigt ist, der WHO
kritische Untersuchungsergebnisse vorzuenthalten,
was sie auch regelmäßig und in krimineller
Weise tut! (Siehe hierzu die Radiosendung in
SWR 2 vom 05.04.2011).
Stattdessen bringen die Verfasser das Bild einer
freundlichen Kinderärztin, die erzählt, dass
sie keine Kausalitäten herzustellen versucht, sondern
eher krebskranken Kindern direkt helfen
möchte. Das zeigt doch, wie weit wir Ärzte uns
davon entfernt haben, „Ross und Reiter“ zu benennen
und den hypokratischen Eid als „Schützer
des Lebens“ vergessen!
Oben genannter Artikel ist beschönigend,
politisch weichgespült und völlig ungenügend.
Mit dem griechischen Philosophen heraklit
könnte man sagen: „Sie fassen es nicht, auch
wenn sie davon gehört haben, und so sind
sie wie Taube.“
Dr. Michael M. Hadulla
Heiliggeiststraße 9, 69117 Heidelberg
Leserbrief zum Artikel „Psychosomatische Energetik,
Orakel aus dem Blut und Quantenphilosophie“
von Dr. G.-M. OstendOrf, Wiesbaden
Herr Dr. OstendOrf nimmt das Programm zum
120. Kongresses des Zentralverbandes der Ärzte
für Naturheilverfahren und Regulationsmedizin
(ZAEN) vom 30.03. – 03.04.2011 „unter die
Lupe“. Er trifft hier unsere Meinung vollständig,
wenn er schreibt, „nun sind die echten, klassischen
Naturheilverfahren sicherlich sinnvoll und
effektiv, gerade im Rahmen der Behandlung und
Gesundheitserziehung bei Patienten mit den häufigen
Zivilisationskrankheiten“.
Herrn Dr. OstendOrf ist entgangen, dass auf
diesem Kongress erstmals wieder ein eigener
Vormittag zur Phytotherapie stattfindet. Dies
ist möglich, da kürzlich das „Kompetenzteam
Phytotherapie“ im ZAEN unter unserem Vorsitz
Druck:
Reintjes Graphischer Betrieb
Hoffmannallee 107-109, 47533 Kleve
www.reintjes-kleve.de
Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzelnen
Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich
geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen
Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne
Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen,
Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung
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Namentlich gezeichnete Veröffentlichungen geben
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der Verlag das ausschließliche Verwertungsrecht.
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kann warenzeichenrechtlich geschützt
sein, auch wenn bei ihrer Verwendung in dieser
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und Applikationsformen erfolgen außerhalb
der Verantwortung der Redaktion und des
Verlages. Derartige Angaben sind vom jeweiligen
Anwender im Einzelfall auf ihre Richtigkeit zu überprüfen.
ZAEN
ins Leben gerufen wurde, die die alte Tradition
des sog. „Phytotages“ wieder aufleben lässt.
Bei der Phytotherapie – als Bestandteil der klassischen
Naturheilverfahren – handelt es sich um
eine wissenschaftlichen Kriterien entsprechende
Heilmethode.
Problematisch hingegen sieht er Dr. OstendOrf
die anderen „alternative“ bzw. „komplementäre“
Verfahren. Mir ist die Problematik der
„alternativen und komplementäremedizinischen
Verfahren“ sehr wohl bekannt und es dürfte bekannt
sein, dass ich mich selbst wissenschaftlich
vor allem mit den klassischen Naturheilverfahren
beschäftige. Es ist aber dennoch Folgendes anzumerken:
Kongresse dienen auch der Weiterentwicklung
des Fachgebietes und ermöglichen
neue Ansätze gesichert betrachten zu können.
Dadurch findet auch ein Lernprozess statt und
gibt neuen Erkenntnisgewinn. So hat sich durch
diese Kongresse beispielsweise das chinesische
Therapieverfahren „Akupunktur“ in Europa weiter
entwickelt. Ein weiteres Beispiel entstammt
der Phytotherapie. In der Kommission E wurden
in den neunziger Jahren einige Pflanzen und
Pflanzenbestandteile, die in der Medizin seit längerem
Verwendung finden, aufgrund Mangel an
wissenschaftlichem Material mit einer Null- bzw.
Negativmonographie belegt. Hierzu gehörten
seinerzeit die Erdbeerblätter. Mittlerweile gibt
es hierzu neues aussagekräftiges wissenschaftliches
Erkenntnismaterial. Es hätte also auch ein
Seminar mit dem Thema „Erdbeeren in der Heilkunst“
anstößig wirken können. Es wäre geradezu
fahrlässig gegenüber dem Patienten, diese
Erkenntnisse und Mittel nicht einzusetzen und
auf Kongressen nicht zu diskutieren. Individuelle
Erfahrungen müssen systematisiert werden:
Dazu dienen neben Studien auch Kongresse.
Übertragen auf dem Bereich der konventionellen
Medizin würde das bedeuten, dass es bis
heute beispielsweise keine bildgebenden Verfahren
geben würde und auch wir wesentliche Entwicklungen
im pharmakologische-pharmazeutischen
Bereich nicht anwenden könnten.
Bis 1996 wurden auf den ZAEN-Kongressen
diese „alternativen“ und „komplementärmedizi
nischen“ Verfahren unter der Rubrik „zur Diskussion
vorgestellt“ angeboten. Meiner Meinung
nach wäre dies ein ebenso simples wie
effektives Vorgehen und sollte vom ZAEN wieder
aufgenommen werden.
PD Dr. med. A.-M. beer, 45527 Hattingen
Verlag:
ZAEN-plus GmbH, Am Promenadenplatz 1
72250 Freudenstadt
Tel.: 07441 / 950 86 01
Fax: 07441 / 950 86 02
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Präsident:
Dr. med. Olaf Kuhnke, Roveredo/GR (Schweiz)
Vizepräsident:
Dr. med. Holger Huneke, Düsseldorf
Bankverbindung:
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Filiale Stuttgart 000 408 39 70
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BIC (Swift Code): DAAEDEDD
© ZAEN-plus, Freudenstadt 2011
68 2/2011

2/2011
Bücher
Heinz Schilcher,
Susanne Kammerer,
Tankred Wegener
Leitfaden Phytotherapie
4. Auflage, Urban und Fischer
Verlag Elsevier, München 2010
geb., 1232 Seiten, 245 farb. Abb.
€ 82,95
ISBN 978-3-437-553 43-1
Es ist wieder mehr als ein Nachschlagewerk…
Der neue vorliegende Leitfaden Phytotherapie, erschienen nun
in der vierten Auflage, ist ein kompaktes und handliches Nachschlagewerk,
das sich an den täglichen Bedürfnissen der ärztlichen
Arbeit in der Praxis, aber auch in der Apotheke orientiert.
schilcher ist es auch diesmal wieder gelungen, dass neben der
Praxis auch ganz zentral die wissenschaftlichen Fakten der Phytotherapie
im Auge behalten und ausführlich diskutiert werden.
Besonders wichtig ist der Abschnitt Spezielle Phytopharmakologie,
der die Bedeutung eines Lehrbuches erreicht. Die Prägnanz
und Genauigkeit sind einzigartig – und somit erhält der
Leser ein wohl einzigartiges Lehrbuch innerhalb der EU, welches
die arzneimittelrechtliche Situation treffend beschreibt.
Die von der Kommission E für die Therapie infrage kommenden
Drogen werden im Leitfaden nach Wertigkeit und Reihenfolge
sehr differenziert dargestellt. Auf diese Weise ermöglicht das
Buch dem Leser, das unterschiedliche pharmakologische Profil
einer Pflanze schnell zu erkennen. Tabellen erleichtern den Überblick.
Bei 250 im Detail beschriebenen Pflanzenprofilen ist es den
Autoren auch diesmal wieder gelungen, die vorhandenen alten
Monographien der Kommission E auf den modernsten Standard
zu heben und sie haben auf diese Weise das politisch versäumte
– die Phytotherapie in Europa zu aktualisieren – nachgeholt.
Durch eine entsprechende Schreibweise kann leicht differenziert
werden, was der alte Stand der Kommission E ist und was der
aktuellen und somit neuen Situation gerecht wird.
Interessant ist, dass die Autoren neben den mehrfach beschriebenen
Wirkungen auch Informationen zu Wirkmechanismen
vorstellen: Damit wird auch für den Anfänger in der Phytotherapie
die Pflanze so plastisch dargestellt, dass die Anwendung
in der täglichen Praxis nicht mehr schwer fällt.
In 13 Indikationskapiteln, mit praxisorientierter nosologischer
Unterteilung, können sowohl der Arzt als auch der Apotheker
rasch überprüfen, ob es für ein spezifisches Fertigarzneimittel
eine entsprechende produktbezogene, klinischen Studie gibt:
Das Werk umfasst 920 ausgewählte Präparate mit Hinweisen
auf deren Erstattungsfähigkeit. Diese Präparate werden in 720
klinischen Studien kommentiert und auf deren praktische Wertigkeit
hin untersucht. Für die tägliche Praxis sind gerade diese
Informationen sehr hilfreich, da bei entsprechenden Nachfragen
durch die Krankenkassen wichtige Argumentationshilfen geboten
werden.
Die Kapitel des speziellen Indikationsteiles sind so strukturiert,
dass ein komplettes Organsystem nach klinischen und
pharmakologischen Gesichtspunkten abgehandelt wird. Dabei
zaenmagazin
werden neben kurzen Textformen, die zum Teil stichpunktartig
gestaltet sind, auch übersichtliche Tabellen verwendet. Diese ermöglichen
eine schnelle Orientierung und sind besonders in der
Praxis oder am Krankenbett sinnvoll. Die beschriebenen Indikationen
– orientiert an der universitären Lehrbuchmeinung – werden
präzise abgehandelt. Die Therapie immer kurz und prägnant
dargestellt.
Für den „Neuling in der Phytotherapie“ fällt auf diese Art und
Weise die Orientierung leichter und damit ist auch die Verschreibungspraxis
erfolgreicher und sicherer.
Dies wird unterstützt durch zahlreiche individuelle Rezepturen
für die tägliche Praxis, die helfen, neue Wege in der naturheilkundlichen
Therapie am Patienten zu gehen. Sie sind auf dem
neuesten pharmazeutischen Stand und geben darüber hinaus
Auskunft, wo zum Beispiel in welchem Arzneibuch der betreffende
Rohstoff zu finden ist oder wie der betreffende Rohstoff in
dem zurzeit gültigen Arzneibuch bezeichnet ist.
Beispiel: Bei Alkaloidextrakten dürfen nur normierte, d.h. eingestellte
Extrakte verwendet werden. Solche Feinheiten werden
nur in diesem Buch mit lehrhaftem Charakter vorgestellt und darüber
hinaus auch präzise erklärt.
In dieser Neuauflage wird aufgezeigt, wo Literaturquellen zu
finden sind und wo der Anwender anhand bestimmter Orginalpublikationen
sein wissenschaftliches Interesse stillen kann. Das
Glossar und das Präparateverzeichnis mit einem Index von 2760
Stichwörtern sind einzigartig!
Neu aufgenommen wurden für diese Auflage die wichtigsten
pflanzlichen Rohstoffe, die zur Herstellung von Nahrungsergänzungsmitteln
notwendig sind.
Auch für die Forensik der Phytotherapie ist in dem Kapitel
Neben- und Wechselwirkungen sowie Möglichkeiten der Allergiebildung
durch Phytopharmaka ausreichend gesorgt, so dass
aus eigenen Erfahrungen im täglichen Umgang mit diesem
Standardwerk auf weitere Nachschlagewerke, wie z.B. die Rote
Liste, verzichtet werden kann. Der Leitfaden Phytotherapie zeigt
alle notwendigen Informationen für gesetzlichen Formalitäten
der Phytotherapie, Indikationen, Dosierung, Toxikologie, Interaktionen
und Nebenwirkungen auf.
Der Leitfaden Phytotherapie ist so strukturiert, dass jeder Leser
mit und ohne Kenntnis der Phytotherapie schnell und zuverlässig
alle notwendigen Informationen erhält. Diese Neuauflage
ist darüber hinaus mit einem individuellen Informationsservice
versehen, der halbjährlich die neuesten wichtigen Informationen
via Internet für die tägliche Phytotherapie garantiert(www.
elsevier.de/978-3-437-55343-1).
Auch diese Neuauflage von schilchers Leitfaden Phytotherapie
sollte in keiner Arztpraxis und in keiner Apotheke fehlen.
Für die Ärzte mit der Zusatzbezeichnung Naturheilverfahren ist dieser
Leitfaden „ein absolutes Muss auf dem Praxisschreibtisch“.
Martin Adler
69

zaenmagazin
Ernährungsmedizin
Dr. Brigitte Hajeck-Lang
Handbuch Diäten
Adipositas und 40 weitere Krankheitsbilder
individuell behandeln
2010, 336 S., 65 farb. Abb., kartoniert
44,95 €
Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH
ISBN: 978-3-437-57580-8
Warum noch ein weiteres Buch zum Thema Ernährungsmedizin?
Die zunächst naheliegende Antwort ist, dass Krankheiten, die u.a.
durch falsche Ernährung bedingt sind, heute zu einer zentralen
Herausforderung für unser Gesundheitssystem geworden sind.
Der Kinder- und Jugendlichen-Gesundheitssurvey des Robert-
Koch-Instituts und die Nationale Verzehrsstudie II (2005 – 2008)
haben erst vor Kurzem wieder gezeigt, dass es mit der Ernährung
unserer Bevölkerung nicht zum Besten steht. Weit mehr als die
Hälfte der erwachsenen Bundesbürger ist übergewichtig oder
adipös. Dazu kommennoch fast zwei Millionen übergewichtige
Kinder und Jugendliche. Diese Untersuchungen ergaben ferner,
dass der Fettkonsum immer noch zu hoch ist, der Konsum
zuckerhaltiger Getränke weiter zugenommen hat und andererseits
zu wenig Vollkornprodukte, Obst und Gemüse verzehrt
werden. Da der Leidensdruck adipöser Menschen oft sehr hoch
ist, gibt es außerhalb der Medizin ein riesigesAngebot an Diäten,
Schlankheitsmittel, Ratgebern und anderen Produkten von meist
Handbuch der Neuraltherapie
Stefan Weinschenk (Hrsg.)
Handbuch Neuraltherapie
Diagnostik und Therapie mit Lokalanästhetika
Pappband, 103 s/w Abb., 213 farb. Abb.,
1120 Seiten, € 129,00
Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH
ISBN 978-3-437-58210-3
„Das vorliegende Werk ist ein Vielmännerbuch…“ war noch in
der Studienzeit des Unterzeichners ein Ausspruch, welcher im
Auditorium von pflichtschuldigem Raunen und Schmunzeln gefolgt
wurde. Schien es doch ein schriftliches Eingeständnis des
Herausgebers solcher (Mach)werke, dass er selber das Fach nicht
zu überblicken verstand. Nicht selten fügte sich der – in süffisantem
Tone vorgetragenen – Feststellung noch eine Beurteilung
an wie : „Immerhin sind an einigen Stellen recht gute Bilder vorhanden“;
für die Studenten hieß dies: „Finger weg von diesem
Buch, der Prof. will sein eigenes unters Volk bringen.“
Nun: Gott sei Dank, die Zeiten haben sich geändert – und
wer geglaubt hatte, dass in der Neuraltherapie nach huneke das
Bücher
fragwürdiger Qualität und Wirksamkeit. Selbst für Ernährungsexperten
wird es zunehmend schwierig, den Überblick zu behalten
und die berühmte „Spreu“ vom „Weizen“ zu trennen. Gerade
darin liegt die Stärke dieses Buches. Die Autorin, Frau Dr. BriGitte
hajeck-lanG, ist seit 20 Jahren als Ernährungsmedizinerin in Aachen
tätig und hat sich in der Fortbildung auf diesem Gebiet besonders
profiliert.
In ihrem Buch hat sie in einzigartiger Weise Informationen
über unterschiedlichste Diäten und Ernährungskonzepte zusammengetragen
und didaktisch hervorragend geordnet, sodass
sich der Leser ein gutes Bild von den wichtigsten ernähungsmedizinischen
Therapieangeboten verschaffen kann. Dabei geht
es nicht nur um das Thema Adipositas, sondern auch um viele
andere Krankheiten, bei deren Entstehung und Therapie die Ernährung
eine wichtige Rolle spielt.
Die Darstellung der Themen besticht darüber hinaus durch
ihre Praxisnähe, ist dabei aber stets evidenzbasiert, wie auch
durch die sorgfältigen Literaturhinweise deutlich wird. Einzigartig
sind dabei die praxisbetonten Arbeitsmodelle und Schritt-für-
Schritt-Anleitungen, die praktischerweise aus dem Netz „heruntergeladen“
werden können und für jeden Therapeuten äußert
nützlich sein dürften. Damit unterscheidet sich dieses Werk in
vielfältiger Weise wohltuend von vielen oft zu theorielastigen
Fachbüchern und kann deshalb gerade für praktisch tätige Ernährungsfachkräfte
und Ernährungsmediziner eine wertvolle
Hilfe sein. Ich kann dieses Buch nur empfehlen und wünsche ihm
eine hoheVerbreitung.
Prof. Dr. HanS Hauner
Else Kröner-Fresenius-Zentrum für Ernährungsmedizin
der Technischen Universität München
letzte Wort gesprochen, die ultimative Injektionstechnik gefunden
worden sei, der sieht sich seit dem Erscheinen des „Handbuches
Neuraltherapie“ bitter getäuscht. Dr. steFan weinschenk,
dem Herausgeber, ist in vieljähriger und sicher mühsamer Fleißarbeit
die Herausgabe eines außergewöhnlichen Standardwerkes
gelungen, das sich mit Sicherheit in Kürze neben den etablierten
Büchern einreihen wird.
Ein „Taschenbuch“ ist das Vielmänner- und Vielfrauenbuch
nicht – mit seinen 1106 Seiten. Vielmehr ein Lehr-, Lern- und
Nachschlagebuch, das in tiefgreifender Weise die Grundlagen
erläutert. In beispielhafter, exakter Weise werden die extrazelluläre
Matrix, deren Regulation, die Physiologie und Anatomie
des unwillkürlichen Nervensystems und die Pharmakologie der
wesentlichen verwendeten Substanzen erläutert. Intensiver und
zugleich kompakter als in allen dem Rezensenten bekannten
Büchern erfolgen Darstellungen, Überlegungen und Untersuchungen
selbst von Themen, welche bisher wenig erläutert
wurden, wie: Plazeboeffekt, Heilungshindernisse, Arzt-Patienten-
Interaktionen, Psychologische Einflussfaktoren, Notfallmedizinische
Maßnahmen, Nogier-Reflex und Vieles mehr.
Die einzelnen Techniken selbst, von der oberflächlichen
Quaddel- und Segment-Therapie bis hin zu den „tiefen“ Injektionen
enthalten selbst für den Fortgeschrittenen überraschend
viel Neues – hier kommt der Vorzug des „Vielmännerbuches“ erneut
zum Tragen, da erfahrene Spezialisten und Spezialistinnen
70 2/2011

2/2011
Bücher
unterschiedlicher Sparten Techniken darstellen, welche bislang
noch wenig bekannt waren und offenbar erst in der jahrzehntelangen
Praxis entwickelt wurden; zu nennen wären hier beispielhaft
die Darstellung und Bedeutung der Injektionen an die kleinen
Okzipitalmuskeln oder spezielle Behandlungstechniken im
Urogenitalbereich; und wer meint, dass er alle Möglichkeiten im
Bereich der Therapie muskulo-skelettärer Beschwerden bereits
kennen und therapieren könnte, der sei auf das umfangreiche
diesbezügliche „Orthopädie-“kapitel des Buches verwiesen.
Bilder gibt es auch in diesem Kompaktwerk: zahlreiche klare
schwarz-weiße Skizzen und Fotografien erläutern die Texte. Zweifelsfrei
kann das „Handbuch“ – speziell für den Anfänger – den traditionellen
Atlas mit großformatigen Bildern nicht ersetzen, aber
es ist bei der Besprechung der diversen Anwendungsformen/techniken
immer klar, was, wann, wo neural therapeutisch zu geschehen
hat.
„Ich bin schon so lange glücklich,
dass es mich depressiv macht.“
Einzlkind
Harold (Roman)
222 S., flex. Einband, Edition Tiamat, € 16,--
ISBN 978-3-89320-142-6
Wenn Sie „Harold“ schließlich gelesen haben, werden Sie so
schnell kein anderes „komisches“ Buch mehr wollen – es kann
kaum besser werden. hans MaGnus enzensBerGer findet (wohl
ein wenig verdattert): „Das ist ja ziemlich wunderbar. Ich meine
Harold.“
harold war bis vor kurzem Wurstverkäufer und hat ein etwas
seltsames Hobby: Er bringt sich gerne um. Dennoch ist er
zum Zeitpunkt der Geschehnisse 49 Jahre alt und lebt einigermaßen
auskömmlich in einem kleinen Gebäude in London. Dass
ihn gelegentlich Naturgewalten wie die Käseverkäuferin carol,
Mrs. cardiGan oder eine Damen-Bridgerunde als Spielball nutzen,
hält er bis zum nächsten Suizid locker aus.
Dann kommt allerdings denise BenthaM an seine Tür, jung,
hübsch, Pferdeschwanz. Sie wohnt erst seit zwei Wochen in der
Gegend, muss verreisen und weiß nicht recht, wohin mit ihrem
schulpflichtigen Sohn. „Melvin“, sagt sie, „ist wirklich ein lieber
Junge.“ und lässt ihn bei harold.
Melvin sagt: „Ich bin ein Savant. Ein Genie. Ich habe ein fotografisches
Gedächtnis. Im Gegensatz zu den meisten Savants bin
ich aber kein Autist. Ich kann alleine Bus fahren und bin der Kontemplation
fähig.“ Melvin ist etwa zehn, hat 1238 Bücher gelesen,
kennt alle Beethoven-Sonaten auswendig, hat dreimal hintereinander
die Schul-Schachmeisterschaft gewonnen, 4,5 Dioptrien
zaenmagazin
Beinahe selbstverständlich ist es für weinschenk, dass er so
wesentliche Gebiete wie jenes der Zahnheilkunde mit einbezieht
– und was wäre die „NTH“ ohne ausführliche Besprechung
des „Störfeldes“, dem ausführliche Aufmerksamkeit gewidmet
wird; von der manuellen Diagnostik bis zum Einsatz moderner
bildgebender (Cavitat, MRT) oder komplementärer Verfahren
(EAV) wird dem Leser die gesamte Palette der Möglichkeiten dargebracht.
Außergewöhnlich und erfreulich ist gerade Letzteres
für ein Buch, welches ja ganz gewiss auch in Kreisen der Hochschulmedizin
Interesse und Leser finden soll.
Keine leichte Lektüre – immerhin wiegt das Opus 1,4 Kilogramm
– aber eine lohnende. Jeder, der Freude an der Ganzheitsmedizin
und an der Neuraltherapie nach den Gebrüdern
huneke hat und diese als integratives Element zwischen „konventioneller“
und „komplementärer“ Medizin versteht, wird von dem
vorliegenden Buch begeistert sein. O. Kuhnke
plus auf dem linken und 5,5 auf dem rechten Auge. Seine Hobbys
sind ihm nicht bekannt. Melvin will die siebentägige Abwesenheit
seiner Mutter nutzen, um seinen Vater zu finden. Der soll
irgendwo in England (oder in Irland?) leben, und harold soll der
Reisebegleiter sein.
Mal abgesehen davon, dass dieser Roman schon bis hierher
mehr exzellente, aberwitzige Ideen und Dialoge vorführt als
hundert andere Bücher bis zum Schluss, beginnt nun eine eher
unvorstellbare Reise. Die Beiden treffen huMphrey BoGart, jonny
danGer, das rosarote Badeschaf, Miss pink FlaMinGo und lernen
jakoB isaaksteins Kostümverleih kennen. Melvin durchblickt trotz
seines gefühlten IQ von 300 die Gesetzte von Pferderennen
nicht, verliert gegen einen debilen Tankstellenbesitzer im Schach
(Blitzschach) und verliebt sich in Gwineth aus dem französischen
Café in Irland, vergisst sie aber wieder. harold stürzt in ziemlicher
Höhe aus dem Fenster, hängt sich zwei-, dreimal auf und liegt
zwischendurch tot in einer Badewanne, derweil ihm Melvin seinen
Schulaufsatz über die Vor- und Nachteile von Demokratien
vorliest. Den Vater finden sie allerdings nicht. Zumal es der kerzengerade
Geschäftsmann jereMiah al-kasiM (mit Bodyguard ali)
ebenso wenig ist wie jerry, der Homosexuelle. Na ja, und auch
nicht der „böse Mann“ jereMiah newsoM, den es schon gar nicht
mehr gibt (Whisky und Straßenbäume …).
Warum ich das alles erzähle? Weil ich möchte, dass Sie Ihre
geringe Freizeit nicht mit fragwürdigen oder gar schlechten Büchern
verbringen, sondern dieses lesen. –
Vielleicht ist ja der Eindruck entstanden, dass harold – sagen
wir – unbedarft ist. Das ist er nicht! Er kann in aller Stille auf einer
Parkbank sitzen, bis die Vögel ihn vergessen haben. Er kann einundvierzig
Luftballons aufpusten, bevor er in Ohnmacht fällt. Er
kann länger aus seinem Fenster schauen als es Tageszeiten gibt.
Er kann drei Liter Tee trinken, ohne „auf Toilette“ zu müssen. Er
kann stundenlang in Maisfeldern wandern, ohne jemandem zu
begegnen. Er kann vier Minuten auf einem Bein stehen, ohne
umzufallen.
Was er nicht kann (jedenfalls nicht so gut), ist Auto fahren. Er
überfährt die Queen. W. Kolkhorst
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zaenmagazin
IGNH
Internationale Medizinische
Gesellschaft für Neural-
therapie nach Huneke –
Regulationstherapie e.V.
Geschäftsstelle
Ansprechpartner
Öffnungszeiten
Am Promenadenplatz 1
72250 Freudenstadt
Bettina Fischer
Mo – Do 9:00 – 16:00
Fr 9:00 – 13:00
Telefon 0 74 41 – 91 858 0
Fax 0 74 41 – 91 858 22
E-Mail info@zaen.org
Website www.ignh.de
Weiterbildung Naturheilverfahren
6.–13.9.
Überlingen
14. – 18.9.
Freudenstadt
14. – 18.9.
Freudenstadt
14. – 18.9.
Freudenstadt
14. – 18.9.
Freudenstadt
Kurse Neuraltherapie nach Huneke 2011 / 2012
121. ZAEN-Kongresses vom 14. – 18.9.2011 in Freudenstadt
Freitag, 16.9. Kurs I
Samstag, 17.9. Kurs II
Sonntag, 18.9. Kurs III
Freitag, 16.9. Kurs IX
Samstag, 17.9. Kurs V
Sonntag, 18.9. Kurs X
Medizinische Woche vom 28.10. – 2.11.2011 in Baden-Baden
(Anmeldung/Infos: medwoche@medizinverlage.de oder Tel. 0711 / 893 13 63)
Freitag, 28.10. Kurs I
Samstag, 29.10. Kurs II
Sonntag, 30.10. Kurs III
Freitag, 28.10. Kurs IV
Samstag, 29.10. Kurs VII
Sonntag, 30.10. Kurs VI
20. Bad Meinberger Woche, 16. – 19.11.2011 in Horn-Bad Meinberg
122. ZAEN-Kongresses vom 21. – 25.3.2012 in Freudenstadt
Donnerstag, 22.3. Kurs I
Freitag, 23.3. Kurs II
Samstag, 24.3. Kurs III
Sonntag, 25.3. Neuraltherapeutische Vorträge
+ zusätzliche Aufbaukurse (Donnerstag – Samstag)
Termine
Neuraltherapie-Kongresses in Barcelona
17. – 19. Mai 2012 in Sitges David Vinjes, Katja Puente de la Vega
Internationaler Kongresses in Istanbul
14. – 16. Juni 2012
Weiterbildungswoche IV
Balneo – Klima – Massage – Therapie
mit Selbsterfahrung Heilfasten nach Buchinger
Weiterbildungswoche I
Immunmodulation – Ausleitung – Heilungshindernisse
Weiterbildungswoche II
Ernährung – Verdauung – Stoffwechsel
Weiterbildungswoche III
Bewegung – Entspannung – Physikalische Maßnahmen
Fallseminare – Block 1 und 2
EAV-Arbeitskreis Hamburg
Ort Praxis Dr.med.dent. Thomas Heinrici
Neuer Wall 61; 20354 Hamburg
Tel.: 040 / 34 68 88 ; Fax: 040 / 35 27 10
Zeit 15:00 – 18:00 Uhr
Termine 2011 11.05.; 22.06.; 24.08.; 21.09.; 19.10.; 23.11.
Ernährungsmedizin
Curriculum Ernährungsmedizin – Teil 1
1. – 5.6. (in München)
29.6. – 3.7. (in Wiesbaden)
Curriculum Ernährungsmedizin – Teil 2
6. – 10.7. (in Wiesbaden)
3. – 7.8. (in München)
14. – 18.9. (in Freudenstadt)
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