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Faust in der Tasche - Ortho-Bio-Med Centro di cura Specialistico

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zaenmagaz<strong>in</strong><br />

6 Blutwurz<br />

Blutwurz (Tormentillwurzel) und Gänsef<strong>in</strong>gerkraut<br />

Zwei wissenschaftlich anerkannte pflanzliche Arzneimittel<br />

zur Therapie akuter, unspezifischer Durchfallerkrankungen<br />

Die tra<strong>di</strong>tionelle Kräuterheilkunde verwendet rund 12 mehr o<strong>der</strong><br />

weniger gut wirksame Heilkräuter bei unspezifischen, d.h. nicht<br />

durch pathogene Keime (wie Salmonellen etc.) ausgelöste<br />

Durchfallerkrankungen. Geme<strong>in</strong>t ist <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie <strong>di</strong>e sog.<br />

„Sommer<strong>di</strong>arrhoe“. Die Sachverstän<strong>di</strong>genkommission E beim<br />

Bundes<strong>in</strong>stitut für Arzneimittel und <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong>produkte (BfArM)<br />

empfiehlt neben reichlichem Tr<strong>in</strong>ken von ungesüßtem Brombeerblätter-,<br />

Erdbeerblätter- Himbeerblätter- o<strong>der</strong> Schwarztee,<br />

<strong>di</strong>e E<strong>in</strong>nahme von Zubereitungen aus Blutwurz und Gänsef<strong>in</strong>gerkraut.<br />

Blutwurz (Tormentillwurzelstock) von Potentilla erecta<br />

L. Räuschel wendet man <strong>in</strong> Form <strong>der</strong> alkoholisch-wässriger T<strong>in</strong>ktur,<br />

<strong>der</strong> Teeabkochung o<strong>der</strong> des getrockneten Pflanzenpulvers<br />

an. Gänsef<strong>in</strong>gerkraut (Potentilla anser<strong>in</strong>a L.) wird <strong>in</strong> Form von<br />

Frischpflanzenpresssäften und Teeabkochungen angewendet.<br />

Blutwurz (Tormentillwurzelstock)<br />

neben <strong>der</strong> afrikanischen Uzarawurzel, das stärkste pflanzliche<br />

Anti-Durchfallmittel (Anti<strong>di</strong>arrhoicum):<br />

Von Mai bis Oktober f<strong>in</strong>den wir im Allgäu überall längs <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>wege<br />

<strong>di</strong>e hübschen kle<strong>in</strong>en Blüten <strong>der</strong> Blutwurz. Auffällig ist<br />

dabei, dass <strong>di</strong>e Blüten nur vier Kronblätter (Blütenblätter) besitzen,<br />

während <strong>di</strong>e übrigen Potentilla-Arten, z.B. das Gänsef<strong>in</strong>gerkraut<br />

o<strong>der</strong> das Kriechende F<strong>in</strong>gerkraut (Potentilla reptans L.) fünf<br />

gelbe Kronblätter aufweisen. Arzneilich verwendet wird <strong>der</strong> ganze<br />

Blutwurz-Wurzelstock, <strong>der</strong> schräg im Boden liegt und unregelmäßig<br />

knollig ver<strong>di</strong>ckt ist. Wird beim Ausgraben <strong>der</strong> Wurzelstock<br />

verletzt, so färbt sich nach kurzer Zeit <strong>di</strong>e Schnittstelle blutrot. Bei<br />

<strong>der</strong> chemischen Umwandlung <strong>der</strong> sogenannten kondensierten<br />

Praxis / Serie<br />

Gerbstoffe (Catech<strong>in</strong>gerbstoffe) bildet sich nach <strong>der</strong> E<strong>in</strong>wirkung<br />

von Luftsauerstoff das sogenannte„Tormentillrot“, welches für<br />

den Namen „Blutwurz“ verantwortlich ist. H<strong>in</strong>zu kommt, dass<br />

e<strong>in</strong>e alkoholisch-wässrige Blutwurzt<strong>in</strong>ktur aufgrund des hohen<br />

Gehaltes an Gerbstoffen (15–20 %) tatsächlich auch blutstillend<br />

wirkt.<br />

Gerbstoffe haben bekanntlich zusammenziehende (adstr<strong>in</strong>gierende)<br />

Eigenschaften und können damit oberflächliche<br />

Blutungen stoppen. Neben <strong>der</strong> blutstillenden Wirksamkeit ist<br />

auch e<strong>in</strong>e entzündungshemmende Wirkung, beispielsweise<br />

bei leichteren Schleimhautentzündungen im Mund und Rachenraum<br />

e<strong>in</strong>deutig nachgewiesen.<br />

Die schließlich experimentell nachgewiesene keimhemmende<br />

Wirkung reicht allerd<strong>in</strong>gs nicht aus, um <strong>in</strong>fektiöse Darmerkrankungen<br />

wie z.B. Ruhr o<strong>der</strong> Paratyphus erfolgreich behandeln<br />

zu können.<br />

Vor <strong>der</strong> Entwicklung wirksamer Chemotherapeutika gegen<br />

<strong>di</strong>e Ruhr etc. waren <strong>di</strong>e Zubereitungen aus dem Tormentillwurzelstock<br />

(Blutwurz) <strong>di</strong>e Arzneimittel <strong>der</strong> ersten Wahl. Volkstümliche<br />

Bezeichnungen „Ruhrkraut“ o<strong>der</strong> „Ruhrwurz“ s<strong>in</strong>d daher<br />

nicht grundsätzlich falsch. Es muss aber mit allem Nachdruck<br />

darauf h<strong>in</strong>gewiesen werden, dass <strong>di</strong>e volkstümlichen Bezeichnungen<br />

nicht zu e<strong>in</strong>er falschen Therapiestrategie verleiten<br />

dürfen.<br />

Innerhalb <strong>der</strong> Blutwurz-Zubereitungen besitzt <strong>di</strong>e Pulverdroge,<br />

2–4 g, aufgeschwemmt <strong>in</strong> Rotwe<strong>in</strong> o<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Schwarztee-Aufguss, <strong>di</strong>e stärkste Wirksamkeit bei akuten und<br />

subakuten Durchfallerkrankungen sowie bei Magen-Darm-Katarrh<br />

bzw. bei Entzündungen des Dick- und Dünndarmes. Der<br />

Grund hierfür liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tatsache, dass bei <strong>der</strong> Magen- und<br />

Darmpassage <strong>di</strong>e pharmakologisch aktiven Gerbstoffe (Catech<strong>in</strong>e<br />

und Ellagitann<strong>in</strong>e) langsam, d.h. verzögert aus dem<br />

Wurzelpulver freigesetzt werden und so nach und nach bis <strong>in</strong><br />

den Bereich des entzündeten Dickdarmes gelangen. Außerdem<br />

kommen auf <strong>di</strong>ese Weise <strong>di</strong>e keim- und entzündungshemmenden<br />

Wirkungen über e<strong>in</strong>e längere Zeit zum Tragen. Die Effekte<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> etwa vergleichbar mit den sogenannten retar<strong>di</strong>erten<br />

Arzneistoffformulierungen (Retard-Arzneimitteln) und somit<br />

e<strong>in</strong>e höchst mo<strong>der</strong>ne Arzneimittelverabreichung.<br />

In e<strong>in</strong>em sehr bekannten und beliebten „Kräuterschnaps“<br />

zur För<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>er besseren Verdauung ist <strong>der</strong> alkoholischwässrige<br />

Auszug aus <strong>der</strong> Blutwurz <strong>der</strong> Hauptbestandteil. Zur<br />

Herstellung <strong>di</strong>eses Kräuterschnapses wird <strong>di</strong>e Blutwurz- Pflanze<br />

(Potentilla erecta L.) angebaut und nicht wild gesammelt.<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. He<strong>in</strong>z Schilcher<br />

46 2/2011

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