Faust in der Tasche - Ortho-Bio-Med Centro di cura Specialistico
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2/2011<br />
E<strong>di</strong>torial<br />
<strong>Faust</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Tasche</strong><br />
„Der Geist <strong>der</strong> <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong> ist leicht zu fassen”, bekanntermaßen<br />
versucht Mephisto den <strong>Faust</strong> <strong>in</strong> dessen<br />
Stu<strong>di</strong>erzimmer mit <strong>di</strong>esem berühmten Satz für<br />
unsere Diszipl<strong>in</strong> zu begeistern – als <strong>di</strong>es nicht<br />
recht gel<strong>in</strong>gen will, geht er sogar soweit, dem von<br />
vorösterlichen Depressionen Geplagten <strong>di</strong>e Gynäkologie<br />
schmackhaft zu machen, wobei J. von<br />
Goethe (auch aus mo<strong>der</strong>ner psychosomatischer<br />
Sicht) erstaunliche theoretische Erkenntnisse attestiert<br />
werden dürfen.<br />
Nun: e<strong>in</strong>ige <strong>der</strong> Leser<strong>in</strong>nen und Leser werden<br />
noch wissen, wie das Unterfangen ausgeht:<br />
<strong>Faust</strong> entscheidet sich an<strong>der</strong>s. Zum Glück für<br />
Deutschlands literarische Kultur – man stelle sich<br />
vor: „Dr. he<strong>in</strong>rich <strong>Faust</strong>, Arzt für Allgeme<strong>in</strong>me<strong>di</strong>z<strong>in</strong><br />
bzw. Gynäkologie, Sprechzeiten von 8 – 18<br />
Uhr, außer Mittwochnachmittag, Alle Kassen“ –<br />
welch´ unrühmliches Ende. Statt „Bru<strong>der</strong>sphären<br />
Wettgesang“: e<strong>in</strong>e „Beratung“ bei <strong>der</strong> KV, anstelle<br />
<strong>der</strong> „Walpurgisnacht“ e<strong>in</strong>e Vorladung bei <strong>der</strong> Prüfungskommission<br />
o<strong>der</strong> bestenfalls e<strong>in</strong>e gesponserte<br />
Fortbildung über Stat<strong>in</strong>e und Anti<strong>di</strong>abetika,<br />
das Hexene<strong>in</strong>male<strong>in</strong>s würde (passen<strong>der</strong>weise) zu<br />
e<strong>in</strong>er Statistik über <strong>di</strong>e Wirkung des 28. AT-Kanal-<br />
Blockers verkümmern, Martha schwertle<strong>in</strong> käme<br />
als Sprechstunden-Drachen davon und Gretchen<br />
würde <strong>in</strong> Anbetracht <strong>der</strong> E<strong>in</strong>kommenssituation<br />
(„he<strong>in</strong>rich mir graut vor De<strong>in</strong>em Quartalse<strong>in</strong>kommen“)<br />
sowieso e<strong>in</strong>en schweizerischen Zahnarzt<br />
bevorzugen, o<strong>der</strong> gleich e<strong>in</strong>en Banker <strong>der</strong> mittleren<br />
Führungsetage.<br />
Scherz beiseite: Wie sich – e<strong>in</strong>mal mehr – bei<br />
dem höchst erfolgreichen und stimmungsvollen<br />
120. Kongress des ZAEN gezeigt hat, ist erfolgreiche,<br />
patientenorientierte <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong> e<strong>in</strong> kompliziertes<br />
Unterfangen, da sie sich eben nicht auf das<br />
Handeln am Modell (wie es <strong>di</strong>e kartesianische<br />
Denkweise vorschreibt) beschränkt , son<strong>der</strong>n stets<br />
auf <strong>der</strong> (faustischen) Suche nach den (meist zahlreichen)<br />
Gründen für das Krankse<strong>in</strong> bef<strong>in</strong>det. Wie<br />
viele neue Anregungen s<strong>in</strong>d auch <strong>di</strong>esmal wie<strong>der</strong><br />
gekommen und wie viele wichtige Gedanken zur<br />
Fortschreibung und Verbesserung e<strong>in</strong>er <strong>in</strong><strong>di</strong>viduellen<br />
<strong>Med</strong>iz<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d den 800 Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen<br />
erneut <strong>in</strong> Freudenstadt vorgestellt worden! Es<br />
war <strong>der</strong> Jubiläumskongress des ZAEN im Grunde<br />
e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger Anlass zur Freude.<br />
Erlauben Sie mir dennoch an <strong>di</strong>eser Stelle<br />
e<strong>in</strong> paar Gedanken: <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong> ist immer Teil des<br />
gesamtgesellschaftlichen Geschehens – somit<br />
auch <strong>di</strong>e von uns angestrebte <strong>in</strong>tegrative, komplementäre<br />
<strong>Med</strong>iz<strong>in</strong>; gerade wir s<strong>in</strong>d – vor dem<br />
H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> tragischen Ereignisse <strong>der</strong> letzten<br />
Wochen <strong>in</strong> Japan – gefor<strong>der</strong>t über unser Tun und<br />
<strong>di</strong>e Folgen desselben zu reflektieren – im Großen,<br />
wie im Kle<strong>in</strong>en. Mehr denn je sollten wir, Ärzt<strong>in</strong>nen<br />
und Ärzte für Naturheilverfahren, auf <strong>di</strong>e Verbreitung<br />
unseres Gedankengutes h<strong>in</strong>wirken – und Ihr<br />
Vorstand, liebe Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen, tut <strong>di</strong>es<br />
so gut er kann; aber: Inwiefern unser wichtiger Beitrag<br />
zu e<strong>in</strong>er nachhaltigen und <strong>der</strong> Volksgesundheit<br />
verpflichteten, regulativen Basisme<strong>di</strong>z<strong>in</strong> vor<br />
allem von <strong>der</strong> immer dom<strong>in</strong>anter werdenden Politik<br />
angenommen werden wird, bleibt abzuwarten<br />
– auch gerade nach den jüngsten Wahlen, <strong>di</strong>e den<br />
Trend h<strong>in</strong> zu solchen Parteien zeigen, welche zwar<br />
viel von In<strong>di</strong>vidualität reden, aber sehr gerne <strong>di</strong>ktieren,<br />
was das denn sei.<br />
Sie und ich, wir wissen, wie wichtig <strong>di</strong>e Notwen<strong>di</strong>gkeit<br />
e<strong>in</strong>es Wandels ökonomischer, ökologischer<br />
und me<strong>di</strong>z<strong>in</strong>ischer „Para<strong>di</strong>gmen“ wären<br />
– und <strong>der</strong> Umstand, dass wir <strong>di</strong>es wissen, ist vielleicht<br />
e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Gründe, warum wir immer wie<strong>der</strong><br />
Kampagnen gegen unseren Verband und <strong>di</strong>e<br />
von ihm vertretenen Methoden erleben – aber<br />
vielleicht auch dafür, dass wir so bemerkenswert<br />
wenig Hilfe von ach (!) so fortschrittlichen Kräften<br />
erhalten, welche jedem Borkenkäfer e<strong>in</strong> höheres<br />
Lebensrecht e<strong>in</strong>räumen als dem menschlichen<br />
Leben… ?<br />
Seien wir uns über e<strong>in</strong>es klar: ALLE <strong>der</strong>zeit<br />
(lauter o<strong>der</strong> leiser) tonangebenden Parteien und<br />
ihre Heloten sehen uns, aber vor allem unsere Patienten,<br />
als Teil e<strong>in</strong>es Konsumprozesses, von dem<br />
jene, <strong>di</strong>e wie auch immer politisch Gefärbten, profitieren<br />
wollen. Da <strong>di</strong>e komplementäre und regulative<br />
<strong>Med</strong>iz<strong>in</strong> aber (im S<strong>in</strong>ne des hippokrates, des<br />
paracelus und des hahneMann) <strong>di</strong>e GESUNDHEIT<br />
und GESUNDERHALTUNG <strong>der</strong> Menschen im S<strong>in</strong>ne<br />
haben, also: das Handeln am leben<strong>di</strong>gen In<strong>di</strong>viduum,<br />
s<strong>in</strong>d wir nicht immer wirklich wohl gelitten.<br />
So werden immer noch – unwi<strong>der</strong>sprochen – von<br />
„Koryphäen“ (so genannten „Kollegen“) homöopathisch<br />
tätige Ärzte als „Esoteriker“ verhöhnt, Akupunkteure<br />
als „Mystiker“ – wie erst jüngst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Ausgabe <strong>der</strong> „<strong>Med</strong>ical Tribune“ zu lesen war.<br />
Diese D<strong>in</strong>ge kommen nicht von ungefähr,<br />
s<strong>in</strong>d politisch gewollt o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest gedeckt<br />
und sollten uns so manche „Gretchenfrage“ nach<br />
den politischen Heilsbr<strong>in</strong>gern und „Ver-Sprechern“<br />
stellen lassen; letztendlich (und das sei nach unserer<br />
Mitglie<strong>der</strong>versammlung auch so manchem<br />
Kollegen <strong>in</strong> den eigenen Reihen gesagt) gilt e<strong>in</strong><br />
Wort des Amerikaners BenjaM<strong>in</strong> Frankl<strong>in</strong>: „An Worten<br />
kann man den Verstand e<strong>in</strong>es Mannes erkennen,<br />
an se<strong>in</strong>en Handlungen aber se<strong>in</strong>en eigentlichen<br />
Willen.“<br />
Ihr<br />
Dr.med. Olaf W. Kuhnke<br />
Präsident des ZAEN<br />
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
1
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
20<br />
Chronisches Mü<strong>di</strong>gkeitssyndrom<br />
und Burnout<br />
Organon <strong>der</strong> Heilkunst<br />
20<br />
14<br />
EAV-Basiswerte an 4 Messpunkten<br />
E<strong>di</strong>torial<br />
Inhalt<br />
<strong>Faust</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Tasche</strong> 1<br />
ZaEN<br />
Hartmut HEiNE<br />
Beitrag zur Problematik statistischer Untersuchungsmethoden<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong> 4<br />
Zur <strong>di</strong>skussioN<br />
Wolfram kErstEN<br />
Chronisches Mü<strong>di</strong>gkeitssyndrom und Burnout 5<br />
origiNalia<br />
rolaNd scHulE<br />
Wer heilt, hat recht! – aber WER heilt denn WEN? 14<br />
rEimar BaNis<br />
Angst als psychoenergetische Blockade 18<br />
gaBriElE scHNEidEr, PEtEr roslEr<br />
Blastocystis – e<strong>in</strong> häufiger, wenig bekannter,<br />
fakultativ darmpathogener E<strong>in</strong>zeller 20<br />
claus scHultE-uEBBiNg<br />
Mamma-Elastographie und Hochfrequenz-<br />
Ultraschall-CT 25<br />
olaf kuHNkE<br />
Fibromyalgie – e<strong>in</strong> vielschichtiges Krankheitsbild 31<br />
kliNikPortrait<br />
Habichtswald-Kl<strong>in</strong>ik Kassel 38<br />
Praxis<br />
JürgEN HEiNEs<br />
Regulationsme<strong>di</strong>z<strong>in</strong> und Arzt-Patienten-Beziehung 40<br />
moNika PirlEt-gottWald<br />
Wie viel Eiweiß braucht <strong>der</strong> Mensch?<br />
Welches Eiweiß braucht <strong>der</strong> Mensch? 44<br />
2 2/2011
2/2011<br />
Inhalt<br />
HEiNZ scHilcHEr Neue Serie „Heilkräuter“<br />
Blutwurz und Gänsef<strong>in</strong>gerkraut 46<br />
armiN klümPEr<br />
Aspekte zur Realität <strong>der</strong> Knorpelregeneration 48<br />
HaNs HEyEr<br />
Standortbestimmung des Standesberufes<br />
Ärzt<strong>in</strong> / Arzt 51<br />
koNgrEssBEricHtE<br />
60 Jahre Zentralverband <strong>der</strong> Ärzte für Naturheil-<br />
verfahren und Regulationsme<strong>di</strong>z<strong>in</strong> 53<br />
Homöopathie ;„Zwischen Krankheit und Arznei<br />
darf ke<strong>in</strong> Wi<strong>der</strong>spruch bestehen“ 56<br />
Die Aussteller und Kongresssplitter 58<br />
Kongress Freudenstadt im Spiegel <strong>der</strong> Presse 60<br />
E<strong>in</strong> Stimmungsbericht von Reg<strong>in</strong>a Willems 61<br />
Wege <strong>der</strong> Naturheilverfahren und<br />
Heilklima-Wan<strong>der</strong>wege 62<br />
ZaEN<br />
Das Phyto-Kompetenzteam: Mitteilung an den<br />
ZAEN und wissenschaftliche Fachverbände 63<br />
Die ZAEN Plus GmbH 64<br />
Ärztetag für <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong> ohne Nebenwirkungen 65<br />
Risiken und Nebenwirkungen Ihrer Arzt-Haftpflicht<br />
für praktizierte Naturheilverfahren 66<br />
„<strong>Bio</strong>-Physikalische Therapie“ im ZAEN 67<br />
BücHEr<br />
He<strong>in</strong>z Schilcher: Leitfaden Phytotherapie 69<br />
Brigitte Hajeck-Lang: Handbuch Diäten 70<br />
Stefan We<strong>in</strong>schenk: Handbuch Neuraltherapie 70<br />
E<strong>in</strong>zlk<strong>in</strong>d: Harold 71<br />
Leserbriefe, Impressum 68<br />
Kongresse, Kurse, Veranstaltungen 72<br />
25<br />
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Hochfrequenz-Sonografie und<br />
Farb-Elastographie<br />
60 Jahre ZAEN !<br />
31<br />
Fibromyalgie<br />
Empfang zur Festveranstaltung<br />
53<br />
3
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Beitrag zur Problematik statistischer<br />
Untersuchungsmethoden <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong><br />
Hartmut He<strong>in</strong>e<br />
Der Verfasser hielt anlässlich des 119. Kongresses des ZAEN <strong>in</strong><br />
Freudenstadt e<strong>in</strong>en vielbeachteten Vortrag über „Erklären und<br />
Verstehen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong>“, <strong>in</strong> welchem er versuchte, den „Goldstandard“<br />
kl<strong>in</strong>ischer Stu<strong>di</strong>en, basierend auf statistischen Signifikanztests<br />
(p-Werte) als äußerst fragwür<strong>di</strong>g zu entlarven.<br />
Die Argumentation hat kürzlich durch e<strong>in</strong>en kritischen Artikel <strong>in</strong><br />
dem führenden Wissenschaftsjournal „Science“ e<strong>in</strong>e nachdrückliche<br />
Bestätigung gefunden (3). E<strong>in</strong>e von Psychologen <strong>der</strong> Cornell<br />
University (USA) durchgeführte Stu<strong>di</strong>e zu parapsychologischen<br />
Fähigkeiten des Menschen (sog. „Bem paper“), <strong>di</strong>e demnächst<br />
im führenden „Journal of Personality and Social Psychology“ (JPSP)<br />
publiziert wird, hat vorab <strong>in</strong> den USA zu e<strong>in</strong>er heftigen Diskus sion<br />
über den „Goldstandard“ geführt. GreG Miller hat <strong>di</strong>e Diskussion<br />
<strong>in</strong> „Science“ zusammengefasst (3). Dabei wird auf schwere Fehler<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong>statistik h<strong>in</strong>gewiesen, <strong>di</strong>e ganz allgeme<strong>in</strong> bei<br />
kl<strong>in</strong>ischen Stu<strong>di</strong>en gemacht werden und welche auch Gegenstand<br />
<strong>der</strong> Ausführungen he<strong>in</strong>es beim 119. Kongress waren. Mit<br />
„statistisch signifikant“ wird nämlich <strong>di</strong>e Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit dafür<br />
bezeichnet, dass zur Nullhypothese ke<strong>in</strong> Unterschied besteht<br />
(man nimmt also das Gegenteil zur Arbeitshypothese an). Signifikant<br />
heißt aber schon e<strong>in</strong> Wert, wenn <strong>di</strong>e Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit für<br />
e<strong>in</strong>en Unterschied e<strong>in</strong>em gewissen Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitsniveau,<br />
abhängig von <strong>der</strong> Stichprobengröße, entspricht. Dieses wurde<br />
willkürlich mit 5 % festgelegt und als p-Wert (probabilitas) bezeichnet.<br />
Statistisch signifikant ist dann e<strong>in</strong> Unterschied mit p<<br />
0,05. Man darf sich, wie he<strong>in</strong>e betont, nicht verwirren lassen, wie<br />
<strong>di</strong>es <strong>in</strong> kl<strong>in</strong>ischen Stu<strong>di</strong>en <strong>di</strong>e Regel ist: p
2/2011<br />
Zur Diskussion<br />
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Chronisches Mü<strong>di</strong>gkeitssyndrom<br />
und Burnout<br />
Nur <strong>di</strong>e zusätzliche Berücksichtigung <strong>der</strong> Molekularbiologie<br />
ermöglicht e<strong>in</strong>e effektive Prävention und<br />
verantwortliche Therapie<br />
Wolfram Kersten<br />
E<strong>in</strong>stufung, Diagnostik und Therapie <strong>di</strong>eser beiden, ohneh<strong>in</strong> schwer fassbaren Erkrankungen ist von unzureichen<strong>der</strong><br />
Diagnostik, mangeln<strong>der</strong> Kenntnis molekularbiologischer Abläufe und fehlen<strong>der</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit den<br />
molekularbiologischen Folgen chronischer Stressbelastungen und Überfor<strong>der</strong>ungen gekennzeichnet . Wo <strong>di</strong>e<br />
Standard<strong>di</strong>agnostik versagt , kann verme<strong>in</strong>tlich nur noch <strong>der</strong> Psychiater helfen. E<strong>in</strong>gefahrene Denkmuster,<br />
mangelndes Interesse , sowie ökonomische und machtpolitische Faktoren verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>di</strong>e schon längst mögliche,<br />
<strong>di</strong>fferenzierte Diagnostik und gezielte, eben ganzheitliche Therapie. Es ist Zeit, an<strong>der</strong>e Wege zu beschreiten.<br />
Oberste Maxime: PROFIT –<br />
<strong>di</strong>e Unmenschlichkeit <strong>der</strong><br />
Leistungsgesellschaft<br />
Die teilweise explosive Zunahme Chronischer Zivilisationserkrankungen<br />
ist Fakt. E<strong>in</strong>e Ursachen<strong>di</strong>skussion wird nicht geführt<br />
bzw. gezielt unterlassen. E<strong>in</strong>e Verdopplung <strong>der</strong> Diabetikerzahlen<br />
<strong>in</strong>nerhalb von 10 Jahren, e<strong>in</strong>e weitere Zunahme von Herzkreislauf-<br />
und Gefäßerkrankungen, <strong>di</strong>e prognostische Vervierfachung<br />
<strong>der</strong> Alzheimer-Syndrome, <strong>di</strong>e Verdopplung <strong>der</strong> Park<strong>in</strong>sonsyndrome<br />
und <strong>di</strong>e dramatische Zunahme von Krebserkrankungen, <strong>di</strong>e<br />
im Jahre 2050 Todesursache Nr. 1 <strong>in</strong> den leistungs- und profitorientieren<br />
Industrienationen se<strong>in</strong> werden, sollten schon längst Anlass<br />
zum Nachdenken über <strong>di</strong>e eigentlichen H<strong>in</strong>tergründe <strong>di</strong>eser<br />
Entwicklung se<strong>in</strong>.<br />
In e<strong>in</strong>er globalisierten Welt mit erhöhtem Konkurrenzdruck<br />
[55, 56], <strong>der</strong> zunehmenden Technisierung <strong>der</strong> Arbeit, Digitalisierung<br />
<strong>der</strong> Information und stets steigenden Anfor<strong>der</strong>ungen bei<br />
gleichzeitig völlig unzureichen<strong>der</strong> Beachtung ökologischer Faktoren,<br />
e<strong>in</strong>er nur an Verkaufszahlen orientierten Lebensmittel<strong>in</strong>dustrie,<br />
e<strong>in</strong>er nur auf Wahlerfolge ausgerichteten Politikerklasse<br />
und e<strong>in</strong>er angesichts <strong>di</strong>eser globalen Herausfor<strong>der</strong>ung weitgehend<br />
versagenden, primär ökonomisch orientierten <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong> und<br />
Forschung, ist <strong>di</strong>ese Entwicklung alles an<strong>der</strong>e als erstaunlich. Da-<br />
Autor<br />
Dr. med. Wolfram Kersten<br />
Panzerleite 82<br />
96049 Bamberg<br />
Tel.: 0951 / 297 4791<br />
Fax: 0951 / 302 7317<br />
praxis.dr.kersten@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />
www.dr-kersten.com<br />
rum verwun<strong>der</strong>t es nicht, dass auch <strong>di</strong>e Anzahl <strong>der</strong> sogenannten<br />
Burnout-Syndrome und <strong>der</strong> <strong>di</strong>fferenzial<strong>di</strong>agnostisch teilweise<br />
schwer abzugrenzenden, chronischen Erschöpfungssyndrome<br />
(CFS) ebenfalls zunimmt und Anlass zu breiter Diskussion und<br />
Berichterstattung <strong>in</strong> den <strong>Med</strong>ien <strong>der</strong> letzten Monate war.<br />
Man schätzt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik etwa 1,5 Millionen Erkrankte<br />
mit chronischem Mü<strong>di</strong>gkeitssyndrom, <strong>in</strong> den USA s<strong>in</strong>d es<br />
etwa 7-11 Millionen. Das Burnout-Syndrom betreffen <strong>in</strong>zwischen<br />
10 % jener Menschen, <strong>di</strong>e <strong>in</strong> den typisch helfenden Berufen, <strong>in</strong><br />
denen es bevorzugt auftritt, tätig s<strong>in</strong>d. 20-30 % von ihnen werden<br />
als gefährdet betrachtet. Vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzkrise,<br />
zunehmen<strong>der</strong> wirtschaftlicher Existenzängste und steigen<strong>der</strong><br />
Arbeitslosigkeit f<strong>in</strong>det sich das Burnout-Syndrom aber immer<br />
mehr auch bei Selbststän<strong>di</strong>gen, beruflich engagierten Müttern<br />
und all jenen, <strong>di</strong>e e<strong>in</strong>e perfektionistische Persönlichkeitsstruktur<br />
aufweisen.<br />
Der Psychologe Frank h. Berndt hat <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Broschüre<br />
„30-M<strong>in</strong>uten gegen Burnout“ [5] sowohl <strong>di</strong>e Risikogruppen<br />
unter den Führungskräften, <strong>di</strong>e unter dem Zwang zum<br />
Erfolg enormen wirtschaftlichen Druck, hoher Rivalität und <strong>der</strong><br />
Abhängigkeit von kompetenten Mitarbeitern stehen, <strong>di</strong>skutiert,<br />
wie auch <strong>di</strong>e Notwen<strong>di</strong>gkeit zu hohem Engagement bei gleichzeitig<br />
mangelnden Ressourcen, chronischer Überfor<strong>der</strong>ung und<br />
unzureichenden Erfolgsaussichten <strong>in</strong> sozialen Berufen, hervorgehoben.<br />
Die dramatische Zunahme stressbed<strong>in</strong>gter Erkrankungen<br />
hat <strong>di</strong>e Kl<strong>in</strong>ikmanager und Wissenschaftler joachiM Galuska, tho-<br />
Mas loew und johannes voGler zu e<strong>in</strong>em „Burnout-Alarm“, abgedruckt<br />
im Focus 23/2010, Seite 142–144, veranlasst, dem sich 16<br />
weitere leitende Ärzte Psychosomatischer Kl<strong>in</strong>iken angeschlossen<br />
haben. Sie zeigen <strong>di</strong>e katastrophalen ökonomischen Schäden<br />
<strong>di</strong>eser Entwicklung auf und for<strong>der</strong>n mit Fug und Recht e<strong>in</strong>e<br />
breite gesellschaftliche Diskussion <strong>di</strong>eser „erschreckenden“ Entwicklung.<br />
Sie weisen darauf h<strong>in</strong>, dass bei 32 % aller Männer und<br />
44 % aller Frauen <strong>der</strong> „Seelen<strong>in</strong>farkt“ Grund für vorzeitigen Ruhestand<br />
ist. Folgerichtig klagen sie <strong>di</strong>e hauptsächlich „materielle<br />
5
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
und an äußeren Werten“ orientierte Zielsetzung <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
an , <strong>der</strong>en Missachtung des Subjektiven, <strong>der</strong> <strong>in</strong>neren Werte und<br />
<strong>der</strong> S<strong>in</strong>nverbundenheit sie hervorheben.<br />
Unter www.psychosoziale-lage.de haben sie e<strong>in</strong>e Initiative<br />
zur Diskussion <strong>di</strong>eser essentiellen Themen gestartet. Ihre For<strong>der</strong>ung,<br />
den Mensch nicht mehr nur als „Patient“ anzusehen, son<strong>der</strong>n<br />
se<strong>in</strong> „Menschse<strong>in</strong> an sich <strong>in</strong> den Vor<strong>der</strong>grund zu rücken“,<br />
kann nur unterstützt werden, ist aber angesichts <strong>der</strong> gesundheitspolitischen<br />
„Reformen“, <strong>di</strong>e <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er gezielten Vernichtung<br />
<strong>der</strong> Freien Ärzteschaft gipfeln, <strong>der</strong>en H<strong>in</strong>tergrund re<strong>in</strong> ökonomische,<br />
aber auch machtpolitische Überlegungen s<strong>in</strong>d, lei<strong>der</strong> als<br />
fast illusionär zu bezeichnen.<br />
Üblicherweise werden Patienten mit sogenanntem Burnout-Syndrom,<br />
dass genauso wie CFS <strong>di</strong>agnostisch nicht e<strong>in</strong>deutig<br />
festgelegt und charakterisiert werden kann, mangels<br />
unzureichen<strong>der</strong> Kenntnisse <strong>der</strong> molekularbiologischen Folgen<br />
chronischer Stressbelastungen jeglicher Art zum Psychiater o<strong>der</strong><br />
Psychotherapeuten überwiesen, dort, wie üblich, mit symptomorientierten<br />
Psychopharmaka versorgt o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Psychosomatische<br />
Kl<strong>in</strong>iken geschickt.<br />
Es wird nicht bestritten, dass geistig-seelische Faktoren e<strong>in</strong><br />
nicht unwesentlicher Faktor bei <strong>der</strong> Entwicklung <strong>di</strong>eser Erkrankungen,<br />
<strong>di</strong>e aber stets e<strong>in</strong>e multifaktorielle Genese haben, se<strong>in</strong><br />
können.<br />
Genetische, soziokulturelle, allgeme<strong>in</strong>gesellschaftliche und<br />
<strong>in</strong>zwischen auch globale Faktoren – <strong>di</strong>e Reaktion auf <strong>di</strong>e Fukushima-Katastrophe<br />
macht <strong>di</strong>es überdeutlich – müssen mit e<strong>in</strong>kalkuliert<br />
werden.<br />
<strong>Ortho</strong>dox operierende <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong>er haben große Probleme <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> E<strong>in</strong>stufung <strong>di</strong>eser beiden Erkrankungsformen, sprechen mit<br />
Recht von <strong>der</strong> nötigen Ausschluss<strong>di</strong>agnostik und erkennen viel<br />
zu wenig an, dass mit e<strong>in</strong>er üblichen 3-M<strong>in</strong>uten Anamnese und<br />
dem sogenannten Standardlabor so gut wie nichts zu klären ist.<br />
Gerade e<strong>in</strong>e ausführliche Anamnese, für <strong>di</strong>e 1 Stunde kaum<br />
ausreichend ist, e<strong>in</strong>e gründliche körperliche und technische Untersuchung<br />
(Sonographie, EKG, Belastungs-EKG, Heart Rate Variability,<br />
u.v.m.) und vor allem e<strong>in</strong>e weit tiefergehende komplexe<br />
Labor<strong>di</strong>agnostik s<strong>in</strong>d es, <strong>di</strong>e uns e<strong>in</strong>en tieferen Zugang und e<strong>in</strong><br />
eigentliches Verständnis <strong>di</strong>eser komplexen und so <strong>in</strong><strong>di</strong>viduell<br />
ausgeprägten Krankheitssymptomatik ermöglichen. Dabei s<strong>in</strong>d<br />
sowohl Neurotransmitter [42], <strong>di</strong>e neuroendokr<strong>in</strong>e Achse [31, 32,<br />
33, 84], Oxidativer [37, 47] und Nitrosativer Stress, Katecholam<strong>in</strong>e<br />
[46, 49, 50, 70], <strong>der</strong> M<strong>in</strong>eralstoff- und Spurenelementhaushalt,<br />
<strong>der</strong> Fettsäurestatus [26], Am<strong>in</strong>osäurestatus, <strong>di</strong>e Pro<strong>in</strong>flammato<br />
rischen Cytok<strong>in</strong>e [41, 44, 51] und vieles mehr deswegen von<br />
Bedeutung, weil <strong>di</strong>e molekularbiologischen Vorgänge auf e<strong>in</strong>e<br />
Weise vernetzt s<strong>in</strong>d, <strong>di</strong>e bisher viel zu wenig bekannt ist [1 (S.<br />
27-48)]. Vor allem <strong>di</strong>e Tatsache <strong>der</strong> Entwicklung sogenannter<br />
„biochemischer Teufelskreise“ macht es aus me<strong>in</strong>er Sicht zw<strong>in</strong>gend<br />
erfor<strong>der</strong>lich, den bisher nur e<strong>in</strong>seitig psychosomatischen<br />
Blickw<strong>in</strong>kel <strong>in</strong> Diagnostik und Therapie zu verlassen, bzw. durch<br />
ganzheitliche Betrachtung <strong>der</strong> Krankheitsentwicklung und des<br />
betroffenen Menschen zu ersetzen bzw. zu ergänzen.<br />
Wenn wir, was wissenschaftlich belegt ist, uns bewusst machen,<br />
dass jede Form von stressorischer Belastung, <strong>di</strong>e das <strong>in</strong><strong>di</strong>viduell<br />
verträgliche Maß übersteigt, sich unmittelbar durch Neuroendokr<strong>in</strong>e<br />
und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge sehr komplexe Molekularbiologische<br />
Vorgänge auf zellulärer Ebene markieren lässt und dort auch<br />
zum Teil bleibende Funktionsstörungen und zelluläre Schäden<br />
Zur Diskussion<br />
h<strong>in</strong>terlässt, dann kann gerade wegen <strong>der</strong> deletären Folgen e<strong>in</strong>er<br />
solchen Haltung, das bisher übliche Proce<strong>der</strong>e im Umgang mit<br />
Menschen, <strong>di</strong>e an Burnout-Syndrom o<strong>der</strong> CF-Syndrom erkrankt<br />
s<strong>in</strong>d, nicht mehr h<strong>in</strong>genommen werden.<br />
Beide Erkrankungen sche<strong>in</strong>en zunächst völlig unterschiedliche<br />
Auslösefaktoren und Ursachen aufzuweisen, s<strong>in</strong>d aber<br />
<strong>in</strong> ihrer Ausprägung mit <strong>der</strong> im Vor<strong>der</strong>grund stehenden Erschöpfung<br />
und Ermüdung sehr ähnlich und manchmal kaum<br />
ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu halten. Völlig zu Unrecht wird das chronische<br />
Mü<strong>di</strong>gkeitssyndrom, nach Ausschluss e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>sartigen System<br />
erkrankung, als psychosomatisches Syndrom h<strong>in</strong>gestellt,<br />
denn es gibt <strong>in</strong>zwischen e<strong>in</strong>e Vielzahl von Arbeiten, <strong>di</strong>e belegen,<br />
dass im Vor<strong>der</strong>grund <strong>der</strong> Entwicklung solcher Multisystemerkrankungen<br />
e<strong>in</strong>e schwere mitochondriale Dysfunktion, wie<strong>der</strong>um<br />
durch unterschiedliche Kausalfaktoren ausgelöst, steht.<br />
Überraschen<strong>der</strong>weise f<strong>in</strong>den sich aber auch beim Burnout-<br />
Syndrom, e<strong>in</strong>er Erkrankung, <strong>di</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> Konsequenz von absoluter<br />
und relativer Überfor<strong>der</strong>ung des E<strong>in</strong>zelnen, vor dem H<strong>in</strong>tergrund<br />
spezifischer Persönlichkeitsmerkmale zu verstehen ist, nahezu<br />
identische, molekularbiologische Pathomechanismen.<br />
Auslöser von CFS<br />
Virale, bakterielle und parasitäre Infektionen (80 %) [25]<br />
Physische Traumata, beson<strong>der</strong>s im Bereich des Halses<br />
(Schleu<strong>der</strong>trauma) und Kopfes [128].<br />
Schwere psychische Traumatisierungen (Golf War Syndrome)<br />
[64, 1 (S. 149-171), 84]<br />
Toxische Belastung mit <strong>di</strong>versen Umweltgiften und Chemikalien<br />
(Insektizide, Pestizide, Lösemittel, Schwermetalle ,<br />
Farbstoffe und Konservierungsmittel etc.) [1, 105]<br />
Chronische Überfor<strong>der</strong>ung komb<strong>in</strong>iert mit sek. Immun<strong>in</strong>suffizienz<br />
[74]<br />
Dabei f<strong>in</strong>den sich sehr häufig serologische H<strong>in</strong>weise auf durchgemachte<br />
o<strong>der</strong> auch persistierende EBV-Virus<strong>in</strong>fektionen o<strong>der</strong><br />
Infektionen mit Coxsackievirus, HHV-Virus, Varizella-Zoster-Virus<br />
und immer häufiger auch e<strong>in</strong>e Chronische Borreliose, <strong>di</strong>e sich<br />
bei zweifelhafter Serologie – <strong>di</strong>e Problematik <strong>di</strong>eser schwierigen<br />
Diagnostik ist bekannt – auch dunkelfeldmikroskopisch verifizieren<br />
lässt.<br />
Bei jedem <strong>di</strong>eser Patienten muss nach HWS- o<strong>der</strong> Kopftraumata<br />
gefahndet werden, <strong>di</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge zu e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>stabilen HWS<br />
mit globalen körperlichen Folgesymptomen führen können. Hier<br />
ist e<strong>in</strong>e gezielte Diagnostik mittels Röntgenaufnahmen nach<br />
sandBerG, e<strong>in</strong>em Upright-MRT, sowie Neurootologischen und<br />
Augenärztlichen Provokationstesten sehr wichtig [128].<br />
Die Untersuchung von genetischen Enzympolymorphismen,<br />
Umweltgiften, Schwermetallbelastungen etc. muss genauso<br />
berücksichtigt werden, wie <strong>di</strong>e anamnestische H<strong>in</strong>terfragung<br />
frühk<strong>in</strong>dlicher Infektanfälligkeit, Lernschwierigkeiten, Konzentrationsstörungen<br />
etc., <strong>di</strong>e auf e<strong>in</strong>e vererbte Form <strong>der</strong> mitchondrialen<br />
Cytopathie h<strong>in</strong>weisen können.<br />
Immer deutlicher wird, dass es letztlich e<strong>in</strong>e komb<strong>in</strong>ative<br />
Form bei<strong>der</strong> Erkrankungen gibt, <strong>di</strong>e ihr Fundament <strong>in</strong> chronischen<br />
stressorischen Belastungen hat, auf <strong>di</strong>e sich dann e<strong>in</strong><br />
Virus<strong>in</strong>fekt bei schon gestörter Immunität aufpflanzt, <strong>der</strong> dann<br />
„Auslöser“ <strong>der</strong> eigentlichen kl<strong>in</strong>ischen Symptomatik ist.<br />
6 2/2011
2/2011<br />
Zur Diskussion<br />
Auslöser des Burnout-Syndroms<br />
Hohe Arbeitsbelastung – Disstress,<br />
fehlendes o<strong>der</strong> wenig positives Feedback,<br />
stän<strong>di</strong>ge Konfrontation mit Problemen z.B. durch Kunden,<br />
Klienten, Schüler, etc.,<br />
ke<strong>in</strong>e klare Abgrenzung zwischen Beruf und Privatleben,<br />
zu hohe o<strong>der</strong> unklare Erwartungen und Zielvorgaben,<br />
mangelhafte Arbeitsorganisation, Strukturen und Rahmenbed<strong>in</strong>gungen,<br />
schlechte Teamarbeit, Konflikte, Kompetenzgerangel,<br />
Überfor<strong>der</strong>ung durch zu komplexe o<strong>der</strong> sich stän<strong>di</strong>g än<strong>der</strong>nde<br />
Aufgaben,<br />
ger<strong>in</strong>ger Ver<strong>di</strong>enst und <strong>der</strong> dar<strong>in</strong> gesendete Botschaft: „De<strong>in</strong>e<br />
Arbeit ist nicht viel wert!“,<br />
drohen<strong>der</strong> Arbeitsplatzverlust und vieles mehr (Frank h.<br />
Berndt: „30-M<strong>in</strong>uten gegen Burnout“, Gabalverlag 2008).<br />
Die Liste weiterer Stressoren ist schier unendlich:<br />
Hitze, Kälte, Nässe, Vibration, Lärm,<br />
Höhe, Sauerstoffmangel, Rauch, Gase,<br />
Zu starkes Licht, Dunkelheit, unbekannte Gegend,<br />
Infekte,<br />
Umweltgifte, Schwermetalle, Elektrosmog, Strahlenbelastung,<br />
Hunger, Durst, Armut,<br />
Unterernährung, Mü<strong>di</strong>gkeit,<br />
Zu viel o<strong>der</strong> zu wenig Bewegung,<br />
Drogen, Alkohol, schwere organische Systemerkrankungen.<br />
genauso berücksichtig werden, wie e<strong>in</strong> zu viel o<strong>der</strong> zu wenig an<br />
Information, nicht kontrollierbare psychosoziale Belastungen,<br />
Zeitdruck, Ausgeliefert se<strong>in</strong>, Unberechenbarkeit <strong>der</strong> Umgebung,<br />
Bedrohungen, Angst, Trauer, Verluste, Diskrim<strong>in</strong>ierung, Frustration,<br />
Schuldgefühle, Ablehnung u.v.m.<br />
Beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Hang zum Perfektionismus, stän<strong>di</strong>gem Erfolgsdruck,<br />
Selbstvorwürfen bei Fehlern, Verzicht auf Delegation,<br />
hohe Kritikempf<strong>in</strong>dlichkeit, stän<strong>di</strong>ge Überfor<strong>der</strong>ung durch<br />
überhöhte eigene Ansprüche und <strong>der</strong> Verzicht auf Entspannung<br />
und Genuss können mitentscheidend für <strong>di</strong>e Entwicklung e<strong>in</strong>es<br />
Burnout-Syndrom se<strong>in</strong>.<br />
Es wird dabei nicht übersehen, dass es gesunde Formen<br />
e<strong>in</strong>es überschaubaren und zu bewältigenden Stresses (Eustress<br />
versus Disstress ) gibt, <strong>der</strong> eher positiv zu bewerten ist und eher<br />
gesundheitsför<strong>der</strong>nd, denn – schä<strong>di</strong>gend ist. Das Sympaticoadrenerge<br />
System kann sowohl durch Regulation des Herzkreislaufsystems,<br />
als auch des Energiestoffwechsels <strong>di</strong>e körperliche<br />
und geistige Leistungsfähigkeit erhöhen und bei daraus resultieren<strong>der</strong><br />
erfolgreicher Bewältigung mit Zufriedenheit und gesteigertem<br />
Selbstwertgefühl belohnen.<br />
Während das Chronische Mü<strong>di</strong>gkeitssyndrom relativ abrupt<br />
beg<strong>in</strong>nen kann, ist <strong>der</strong> Zusammenbruch bei Burnout-Erkrankung<br />
<strong>di</strong>e Konsequenz e<strong>in</strong>er langjährigen Entwicklung und könnte bei<br />
aufmerksamer Beobachtung und frühzeitiger Diagnostik schon<br />
lange vor dem tatsächlichen „Ausgebranntse<strong>in</strong>“ nicht nur anamnestisch<br />
und kl<strong>in</strong>isch erkannt werden.<br />
7
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Die körperlichen Symptome<br />
s<strong>in</strong>d bei beiden Erkrankungen <strong>in</strong> ihrer stets <strong>in</strong><strong>di</strong>viduellen, sehr<br />
wechselnden Ausprägung nahezu identisch :<br />
Gedächtnis und Konzentrationsstörungen [52, 81, 102, 133]<br />
Mü<strong>di</strong>gkeit , frühzeitige Erschöpfung , Belastungsunfähigkeit<br />
Chronische Schmerzen (50 % <strong>in</strong> Form von Fibromyalgie!)<br />
[1, 36]<br />
Ängstlichkeit, Panikattacken, Stress<strong>in</strong>toleranz [77]<br />
Störung <strong>der</strong> Immunfunktion [7]<br />
Depression<br />
Schlafstörungen, „wie gerä<strong>der</strong>t aufwachen“<br />
Niedriger Blutdruck (bei Burnout anfänglich eher Bluthochdruck)<br />
Irritationen des Magen-Darm-Traktes, Reizdarm<br />
Nahrungsmittelunverträglichkeiten<br />
Unterzuckerzustände<br />
Störungen des Hormonhaushaltes und <strong>der</strong> Nervenbotenstoffe<br />
etc. [71, 74]<br />
Da es sich beim Burnout-Syndrom aber um e<strong>in</strong>e persönlichkeitsbezogene<br />
Erkrankung handelt, bei <strong>der</strong> sowohl <strong>di</strong>e E<strong>in</strong>wirkungen<br />
<strong>der</strong> Außen- und <strong>di</strong>e <strong>der</strong> Innenwelt – <strong>di</strong>e relevante<br />
Stressoren s<strong>in</strong>d – <strong>der</strong> Patienten von zentraler Bedeutung s<strong>in</strong>d,<br />
kommen hier noch charakteristische emotionale, <strong>in</strong>tellektuelle<br />
und soziale Symptome h<strong>in</strong>zu. Bei genauem H<strong>in</strong>sehen und gezieltem<br />
Nachfragen, f<strong>in</strong>det man <strong>di</strong>ese aber nicht selten auch bei<br />
Patienten mit CFS.<br />
Nach jahrelanger Entwicklung kommt es beim sog. Burnout<br />
zu e<strong>in</strong>em Zustand totaler körperlicher, emotionaler und<br />
geistiger Erschöpfung und verr<strong>in</strong>gerter Leistungsfähigkeit, nicht<br />
selten verbunden mit Rückzug und Isolation. Das klassische<br />
Burnout-Syndrom betrifft beson<strong>der</strong>s auch jene, <strong>di</strong>e mit ihrem<br />
perfektionistischen Anspruch berufliche Karriere, Familie, K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
und Haushalt auf e<strong>in</strong>en Nenner br<strong>in</strong>gen wollen. Wie auch bei<br />
Nitrosativer Stress macht Mitochondrien zu „Ra<strong>di</strong>kal-Kanonen“<br />
Zur Diskussion<br />
CFS kommt es deswegen zu durchaus verständlichen zusätzlich<br />
erschwerenden familiären Belastungen. Der jahrelange, oft verzweifelte<br />
Kampf führt bei unzureichen<strong>der</strong> Diagnostik und Therapie<br />
nicht selten zur völligen Erwerbslosigkeit.<br />
Verän<strong>der</strong>ungen auf zellulärer<br />
Ebene<br />
Obwohl <strong>di</strong>ese beiden Erkrankungen immer <strong>in</strong><strong>di</strong>viduell ausgeprägt<br />
s<strong>in</strong>d und deshalb <strong>in</strong> ihrer Symptomatik und ihrem Ersche<strong>in</strong>ungsbild<br />
unterschiedlich ersche<strong>in</strong>en können, hat vor allem <strong>der</strong><br />
ungarisch-kana<strong>di</strong>sche Arzt und Forscher Dr. hans selye, <strong>der</strong> Vater<br />
<strong>der</strong> Stressforschung, schon <strong>in</strong> den dreißiger Jahren des letzten<br />
Jahrhun<strong>der</strong>ts aufgezeigt, dass <strong>der</strong> Organismus auf <strong>di</strong>e unterschiedlichsten<br />
Formen von Belastung o<strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er nahezu stets gleichförmigen Art und Weise reagiert [2, 3,<br />
4]. Natürlich gibt es spezifische Varianten, denn es macht e<strong>in</strong>en<br />
Unterschied, ob ich e<strong>in</strong>en schweren Virus<strong>in</strong>fekt durchgemacht<br />
habe, o<strong>der</strong> unter beruflichem Dauerstress stehe.<br />
Im Endeffekt aber s<strong>in</strong>d es auf zellulärer Ebene <strong>di</strong>e nahezu<br />
gleichen Reaktionen, <strong>di</strong>e letztendlich so genannte Multisystemerkrankungen<br />
auslösen und am Leben erhalten.<br />
Bei Chronischem Mü<strong>di</strong>gkeitssyndrom und Burnout-Syndrom<br />
f<strong>in</strong>den sich dabei folgende charakteristische Verän<strong>der</strong>ungen:<br />
Oxidativer und Nitrosativer Stress mit Störungen <strong>der</strong> Mitochondrienfunktion<br />
[114, 119, 121, 126, 130, 133]<br />
Chronischer Mangel an Stresshormonen und wichtigen Nervenbotenstoffen<br />
[84, 89, 90, 96]<br />
Störung des Kohlenhydratstoffwechsels mit sek. ATP Mangel<br />
[58],<br />
Abwehrschwäche mit gehäuften Sekundärerkrankungen<br />
Neigung zu Allergien, Nahrungsmittelunverträglichkeiten,<br />
Autoimmunerkrankungen und vielem mehr!!<br />
8 2/2011
2/2011<br />
Zur Diskussion<br />
Molekularer Stress und se<strong>in</strong>e<br />
Folgen<br />
Unter chronischem, Nitrosativem Stress versteht man <strong>di</strong>e vermehrte<br />
Bildung von iNO (<strong>in</strong>duzierbarem Stickoxid) und se<strong>in</strong>em<br />
oxidativen, weit aggressiveren Abbauprodukt Perox<strong>in</strong>itrit.<br />
Der dabei entstehende, biochemische Circulus vitiosus , Prof.<br />
Mart<strong>in</strong> l. pall nannte ihn den NO/ONOO-Zyklus, <strong>der</strong> komplexe,<br />
zellschä<strong>di</strong>gende Reaktionen zur Folge hat, kann durch verschiedene,<br />
nur kurz e<strong>in</strong>wirkende Stressoren ausgelöst werden. Selbst<br />
dann, wenn <strong>di</strong>ese Auslöser längst abgebaut s<strong>in</strong>d, bleibt <strong>di</strong>eser<br />
„biochemische Teufelskreis“ bestehen und erklärt damit <strong>di</strong>e Tatsache<br />
chronisch verlaufen<strong>der</strong> Erkrankungen, wie z.B. das Chronische<br />
Mü<strong>di</strong>gkeitssyndrom (CFS), <strong>di</strong>e Fibromyalgie (FM), das MCS-<br />
Syndrom und viele an<strong>der</strong>e mehr.<br />
Unabhängig davon gibt es physiologische Formen des NO<br />
mit sehr wichtigen Funktionen :<br />
Neuronales NO (nNO) wichtiger Neurotransmitter<br />
Endotheliales NO (eNO) Transmitter für Gefäßerweiterung<br />
Induzierbares NO (iNO) Immunregulator<br />
Mitochondriales NO (mNO) Stoffwechselregulator für Synthese,<br />
Proliferation u. Apoptose<br />
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Auslöser für Nitrosativen Stress<br />
Gesichert s<strong>in</strong>d :<br />
Virale, bakterielle und parasitäre Infektionen<br />
Physische Traumata, beson<strong>der</strong>s im Bereich des Halses<br />
(Schleu<strong>der</strong>trauma) und Kopfes.<br />
Schwere psychische Traumatisierungen<br />
Toxische Belastung mit <strong>di</strong>versen Umweltgiften und Chemikalien<br />
(Insektizide, Pestizide, Lösemittel, toxische Schwermetalle<br />
etc.)<br />
Verstärkende Faktoren<br />
Starke geistige und körperliche Belastung<br />
Bakterielle und Virale Infekte<br />
Psychostress !<br />
Nitratreiche Ernährung (Geräucherte Nahrungsmittel, mit<br />
Kunstdünger belastete Nahrungsmittel )<br />
<strong>Med</strong>ikamente (Antibiotika, Stat<strong>in</strong>e, Nitrate, Potenzmittel,<br />
Arg<strong>in</strong><strong>in</strong>, Herzmittel wie Enalapril etc.)<br />
Instabilität <strong>der</strong> HWS<br />
KH-reiche Ernährung<br />
Elektromagnetische Fel<strong>der</strong> (Mobilfunk, Handy etc.)<br />
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9
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Die Entstehung von so genannten<br />
„<strong>Bio</strong>chemischen Teufelskreisen“<br />
Blockade wichtiger Enzyme <strong>in</strong> den Mitochondrien (Citratzyklus,<br />
Atmungskette), <strong>di</strong>e für <strong>di</strong>e Produktion <strong>der</strong> Zellenergie<br />
(ATP) verantwortlich s<strong>in</strong>d. (FeS-haltige und Fe-haltige Enzyme,<br />
Aconitase, Succ<strong>in</strong>at-Dehydrogenase).<br />
Vermehrte <strong>in</strong>trazelluläre Säurebildung (Laktazidose Typ II)<br />
mit weiterer Inaktivierung verschiedener Enzyme und beson<strong>der</strong>s<br />
<strong>der</strong> sog. Translokator-Prote<strong>in</strong>e, <strong>di</strong>e ATP aus den<br />
Mitochondrien <strong>in</strong> <strong>di</strong>e Zelle und von dort als ADP <strong>in</strong> <strong>di</strong>e<br />
Mitochondrien zurücktransportieren. Die Lähmung <strong>di</strong>eser<br />
Transporteiweiße durch chemische Tox<strong>in</strong>e, Umweltgifte und<br />
übermäßige Laktat-Produktion (Salz <strong>der</strong> Milchsäure) führt zu<br />
schwer wiegendem Energiemangel.<br />
Zwang zur Aktivierung <strong>der</strong> aeroben Glykolyse (Vergärung<br />
von Zucker), e<strong>in</strong>em Art „Notstromaggregat“, das allerd<strong>in</strong>gs<br />
nur 1/16 <strong>der</strong> üblichen ATP-Menge liefern kann!!<br />
Vermehrter Oxidativer Stress (Bildung von Sauerstoffra<strong>di</strong>kalen)<br />
mit sekundären Schäden <strong>der</strong> Zellkern-DNA, mitochondrialen<br />
DNA, und an<strong>der</strong>en Zellbestandteilen und e<strong>in</strong>em deutlich<br />
erhöhten Risiko, e<strong>in</strong>e Krebserkrankung zu entwickeln<br />
Cholester<strong>in</strong>erhöhung durch Hemmung e<strong>in</strong>es den Cholester<strong>in</strong>stoffwechsel<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Leber regulierenden Enzyms (Hepatische<br />
7 α-Hydroxylase).<br />
Aktivierung des Immunsystems (pro<strong>in</strong>flammatorische Zytok<strong>in</strong>e)<br />
mit sekundären, aseptischen Entzündungen im Bereich<br />
<strong>der</strong> Gelenke, Muskeln, Sehnen und Bän<strong>der</strong> und <strong>der</strong><br />
Entwicklung von Autoimmunerkrankungen.<br />
Aktivierung <strong>di</strong>verser Rezeptoren des Zentralnervensystems<br />
(NMDA- und Vanilloid-Rezeptoren) mit sekundären neurologischen,<br />
psychischen und vegetativen Symptomen.<br />
Abbau von und dadurch Mangel an <strong>di</strong>versen Vitam<strong>in</strong>en (Vitam<strong>in</strong><br />
C, B1, B2, B5, B6, B12, Vitam<strong>in</strong> E, Vitam<strong>in</strong> D, Folsäure)<br />
M<strong>in</strong>eralien und Spurenelementen (Selen, Magnesium, Z<strong>in</strong>k).<br />
Hemmung <strong>der</strong> Synthese von physiologischem, neuronalen<br />
und endothelialen NO und Anstieg des asymmetrischen Dimethylarg<strong>in</strong><strong>in</strong>s,<br />
damit erhöhtes Gefäßerkrankungs- und Hypertonierisiko,<br />
sowie Störung zentralnervöser Funktionen.<br />
Perox<strong>in</strong>itrit nitrolisiert aromatische Am<strong>in</strong>osäuren und oxi<strong>di</strong>ert<br />
SH-Gruppen. Es wirkt hochgra<strong>di</strong>g neurotoxisch durch<br />
irreversible Hemmung <strong>der</strong> Mitochondrienfunktion!<br />
Störungen des Katecholam<strong>in</strong>-, Melan<strong>in</strong>-, Seroton<strong>in</strong>-, Tyros<strong>in</strong>-,<br />
Tryptophan- und Phenylalan<strong>in</strong>stoffwechsels mit folgen<strong>der</strong><br />
M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Leistungsfähigkeit, Schlafstörungen, und depressiven<br />
Verstimmungen.<br />
All <strong>di</strong>ese verschiedenen biochemischen Prozesse s<strong>in</strong>d mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
vernetzt und verstärken sich gegenseitig. So stimuliert das<br />
beson<strong>der</strong>s schädliche Perox<strong>in</strong>itrit jene Enzyme (Nitritoxidsynthasen),<br />
<strong>di</strong>e wie<strong>der</strong>um zu e<strong>in</strong>er vermehrten Bildung von Nitritoxid<br />
führen, jenem Stickstoffra<strong>di</strong>kal, aus dem Perox<strong>in</strong>itrit durch Reaktion<br />
mit dem Superoxidra<strong>di</strong>kal gebildet wird. Dies erklärt <strong>di</strong>e<br />
Aufrechterhaltung e<strong>in</strong>es chronisch fortbestehenden, „biochemischen<br />
Teufelskreises“, <strong>der</strong> <strong>in</strong> nahezu allen Zellen des Körpers<br />
aktiviert werden kann.<br />
Es ist wichtig zu verstehen, dass e<strong>in</strong> <strong>der</strong>artiger „biochemischer<br />
Teufelskreis“, durch welchen Auslöser auch immer auf den<br />
Zur Diskussion<br />
Weg gebracht, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel ohne therapeutische Maßnahmen<br />
nicht zu stoppen ist und auf lange Zeit immer mehr zunehmende<br />
Schäden durch den immer größer werdenden Ausfall<br />
von Mitochondrialen Enzymen auslöst. (Atmungskettenenzymkomplexe<br />
I-V, ADP/ATP-Translokatorprote<strong>in</strong>e etc. [133]) So wird<br />
verständlich, dass <strong>der</strong> Nitrosative Stress e<strong>in</strong>es jungen Menschen<br />
<strong>in</strong>nerhalb von Jahren se<strong>in</strong>e Leistungsfähigkeit bis h<strong>in</strong> zur kompletten<br />
Erwerbsunfähigkeit m<strong>in</strong><strong>der</strong>n kann, wird <strong>di</strong>ese Stoffwechselanomalie<br />
nicht frühzeitig <strong>di</strong>agnostiziert und entsprechend<br />
behandelt.<br />
Labor-Diagnostik<br />
M<strong>in</strong>imal-Programm zum Ausschluss des Nitrosativen und<br />
Oxidativen Stresses:<br />
Will man mit e<strong>in</strong>em M<strong>in</strong>imalprogramm Nitrosativen o<strong>der</strong> Oxidativen<br />
Stress ausschließen, dann sollten <strong>di</strong>e folgenden 12 Laborparameter<br />
untersucht werden:<br />
– Lipidperoxide – Nitrotyros<strong>in</strong><br />
– Nitrophenyl-Essigsäure – Citrull<strong>in</strong><br />
– Methylmalonsäure – Laktat<br />
– Pyruvat – Carnit<strong>in</strong><br />
– Coenzym Q 10 – Ox. LDL-Cholester<strong>in</strong><br />
– ATP-Spiegel – Hydroperoxide<br />
Im Erkrankungsfalle und natürlich bei allen Formen mit ernster<br />
kl<strong>in</strong>ischer Symptomatik sollten weiterh<strong>in</strong> <strong>di</strong>e Mikronährstoffe (Vitam<strong>in</strong>e,<br />
M<strong>in</strong>eralstoffe, Spurenelemente), das Glutathionsystem,<br />
Cyste<strong>in</strong>, Thiole, Neurotransmitter wie Adrenal<strong>in</strong>, Noradrenal<strong>in</strong>,<br />
Seroton<strong>in</strong>, Melaton<strong>in</strong> ,GABA und Cortisol, evtl. Glutamat, <strong>der</strong><br />
Hormonstatus (Testosteron, Östra<strong>di</strong>ol etc.), <strong>der</strong> Fettsäurestatus,<br />
Am<strong>in</strong>osäurestatus , <strong>di</strong>e Säuren des Citronensäurezyklus und gegebenenfalls<br />
<strong>der</strong> Zelluläre Immunstatus untersucht werden.<br />
Hervorragende <strong>di</strong>agnostische Ergebnisse zur Beurteilung<br />
<strong>der</strong> Mitochondrienfunktion liefert beson<strong>der</strong>s auch das Englische<br />
Labor Acumen mit dem sog. ATP-Profiletest, bei dem <strong>di</strong>e<br />
Störung <strong>der</strong> ADP/ATP-Konversion, <strong>di</strong>e <strong>di</strong>fferenzierte Blockade<br />
<strong>der</strong> ADP/ATP-Translokatorprote<strong>in</strong>e, <strong>di</strong>e zellfreie DNA im Blutplasma,<br />
sowie toxische DNA-Adducts und <strong>di</strong>e dabei betroffenen<br />
Gene bestimmt werden. H<strong>in</strong>zukommt <strong>di</strong>e Bestimmung <strong>der</strong><br />
mitochondrialen Membranspannung und eventueller toxischer<br />
Mem bran-adducts. Auch das <strong>in</strong>trazelluläre Niac<strong>in</strong> und das <strong>in</strong>trazelluläre<br />
Kalzium werden bestimmt. Car<strong>di</strong>olip<strong>in</strong>-Stu<strong>di</strong>en und<br />
Cytochrom C – Oxidase – Komplex Untersuchungen werden<br />
auf Wunsch durchgeführt. Differenzierter ist <strong>di</strong>e mitochondriale<br />
Diagnostik europaweit nicht durchführbar. (Acumen, Dr. john<br />
Mclaren-howard, PO Box 129, Tiverton, Devon EX16 OAJ. e-mail:<br />
acumenlab@hotmail.co.uk)<br />
Sehr wichtig ist <strong>di</strong>e genaue Analyse <strong>der</strong> neuroendokr<strong>in</strong>en<br />
Achse mit exakter Messung des Cortisoltagesprofiles (im Speichel!),<br />
<strong>der</strong> Katecholam<strong>in</strong>e im 24 Stundenur<strong>in</strong>, des Seroton<strong>in</strong>s<br />
und Melaton<strong>in</strong>s und gegebenenfalls <strong>der</strong> Hypophysären und<br />
Hypothalamischen Funktion. Gerade das abgeflachte Corisoltagesprofil<br />
– nach anfänglicher Erhöhung – und erniedrigte Werte<br />
für Adrenal<strong>in</strong>, weniger für Noradrenal<strong>in</strong>, zeigen e<strong>in</strong>e potentiell<br />
drohende Dekompensation an.<br />
Die wissenschaftliche Literatur liefert e<strong>in</strong>e Summe von Belegen<br />
für gravierende Stoffwechselverän<strong>der</strong>ungen bei Burnout-<br />
10 2/2011
2/2011<br />
Zur Diskussion<br />
Patienten. Anfänglich erhöhte Speichelcortisolspiegel [42, 53, 79],<br />
e<strong>in</strong>e Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung des Neurotroph<strong>in</strong>s sBDNF (Bra<strong>in</strong>-Derived-<br />
Neurotrophic-Faktor) [54], <strong>der</strong> für <strong>di</strong>e Funktion <strong>der</strong> Zellen im<br />
Hippocampus, im Frontalhirn und <strong>der</strong> Großhirnr<strong>in</strong>de von Bedeutung<br />
ist, e<strong>in</strong>e Erhöhung <strong>der</strong> SOD-Aktivität (Superoxid<strong>di</strong>smutase)<br />
als H<strong>in</strong>weis für vermehrten Oxidativen Stress [57], erhöhte Cytok<strong>in</strong>spiegel<br />
als H<strong>in</strong>weis auf e<strong>in</strong>e systemische Inflammation [41,<br />
44, 51], weiterh<strong>in</strong> fanden sich Störungen <strong>der</strong> Immunfunktion [7],<br />
<strong>der</strong> Ger<strong>in</strong>nung und <strong>der</strong> Fibr<strong>in</strong>olyse, und bei chronischem Stress<br />
oxidativ bed<strong>in</strong>gte Atrophien des Hippocampus [52], alles Faktoren,<br />
<strong>di</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> üblichen Differenzial<strong>di</strong>agnostik und vor allem <strong>der</strong><br />
zw<strong>in</strong>gend erfor<strong>der</strong>lichen Therapie unzureichend o<strong>der</strong> gar nicht<br />
berücksichtigt werden.<br />
Von zentraler Bedeutung ist <strong>di</strong>e Erkenntnis, dass stän<strong>di</strong>g wie<strong>der</strong>holte<br />
Adrenal<strong>in</strong>auschüttungen, übermittelt durch cycl. AMP,<br />
den Ca-Influx <strong>in</strong> Mitochondrien verstärken, <strong>der</strong> zwar zunächst <strong>di</strong>e<br />
ATP-Produktion anhebt, bei Überschreiten e<strong>in</strong>er Toleranzschwelle<br />
aber cytotoxisch wirkt und zu e<strong>in</strong>er vermehrten Perox<strong>in</strong>itritbildung<br />
mit sek. irreversibler Schä<strong>di</strong>gung <strong>der</strong> Atmungsketten-<br />
Enzymkomplexe [45] bis h<strong>in</strong> zur Zellapoptose führen kann. Nach<br />
langjähriger Überfor<strong>der</strong>ung kommt es zu Nebennierenatrophien<br />
[34] mit konsekutiver Nebennieren<strong>in</strong>suffizienz [79, 89, 96].<br />
So wird deutlich, dass sich jede Form persistieren<strong>der</strong>, geistigseelischer<br />
Überlastung o<strong>der</strong> Traumatisierung auf zellulärer Ebene<br />
nie<strong>der</strong>schlägt, teilweise mit langfristigen Konsequenzen, <strong>di</strong>e bei<br />
konsequenter Diagnostik verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden könnten.<br />
Therapie<br />
Wie schon e<strong>in</strong>gangs erwähnt, kann nur e<strong>in</strong>e ganzheitlich orientierte,<br />
ausreichend tiefgehende Therapie <strong>di</strong>e Geist, Seele und<br />
Körper im gleichem Maße berücksichtig, erfolgreich se<strong>in</strong>. Selbstverständlich<br />
benötigen typische Burnout-Patienten zunächst<br />
e<strong>in</strong>e Herausnahme aus dem krankmachenden Milieu, soweit<br />
möglich, und benötigen aktive Hilfe und Unterstützung bei <strong>der</strong><br />
Bewusstmachung all <strong>der</strong> Prozesse, <strong>di</strong>e über viele Jahre h<strong>in</strong>weg<br />
<strong>di</strong>esen Zusammenbruch ausgelöst und geför<strong>der</strong>t haben.<br />
Im Bewusstse<strong>in</strong> <strong>der</strong> Tatsache, dass persönlichkeitsbed<strong>in</strong>gte<br />
Strukturen oft zwanghaft fixiert s<strong>in</strong>d und es gerade bei den mitunter<br />
<strong>in</strong> ihrer Effizienz wenig erfolgversprechenden, analytischen<br />
INNOVATION FROM SWITZERLAND<br />
H<strong>in</strong>weis gemäß § 3 Heilmittelwerbegesetz: Bei <strong>der</strong> Behandlungsmethode <strong>der</strong> Psychosomatischen Energetik handelt es sich um e<strong>in</strong> Verfahren<br />
<strong>der</strong> alternativen <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong>, das wissenschaftlich noch nicht anerkannt ist.<br />
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Verfahren Jahre dauern kann, bis es, und das ja nur <strong>in</strong> wenigen<br />
Fällen, zu wesentlichen Besserungen des Bef<strong>in</strong>dens kommt, ist<br />
es zw<strong>in</strong>gend erfor<strong>der</strong>lich, sich von Anfang an <strong>di</strong>e Molekularbiologischen<br />
Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Konsequenz solcher Persönlichkeitsstrukturen,<br />
<strong>di</strong>e letztlich <strong>in</strong> chronischem Disstress enden,<br />
anzusehen und therapeutisch mite<strong>in</strong>zubeziehen.<br />
Wer <strong>di</strong>e zugrunde liegenden molekularbiologischen Pathomechanismen<br />
aber nicht kennt, kann <strong>in</strong> <strong>der</strong> Therapie gravierende<br />
Fehler machen. Dies betrifft nicht nur e<strong>in</strong>e z.B. kohlen hydratreiche<br />
Ernährung, <strong>di</strong>e <strong>di</strong>e mitochondriale Dysfunktion noch<br />
wesentlichen verschärfen kann, son<strong>der</strong>n auch den Glauben,<br />
sportliche Betätigung und körperliche Aktivierung sei <strong>in</strong> allen<br />
Fällen <strong>in</strong><strong>di</strong>ziert und hilfreich. E<strong>in</strong>e Vielzahl von Patienten, <strong>di</strong>e ich<br />
behandele, s<strong>in</strong>d an Psychosomatischen Kl<strong>in</strong>iken <strong>in</strong> körperlicher<br />
Aktivierungs- und Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsprozesse gedrängt worden, <strong>di</strong>e ihre<br />
kl<strong>in</strong>ische Symptomatik <strong>in</strong> fataler Weise verschlechtert und ihre<br />
körperliche Leistungsfähigkeit erheblich reduziert haben. In<br />
Unkenntnis <strong>di</strong>eser mitochondrialen Prozesse wurde <strong>di</strong>es nicht<br />
selten als „Wi<strong>der</strong>stand“ gegen <strong>di</strong>e Therapie als solche fehlgedeutet.<br />
Wenn wir also Oxidativen und Nitrosativem Stress gesichert<br />
haben, wie sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel sowohl bei chronischem Mü<strong>di</strong>gkeitssyndrom<br />
als auch Burnout-Syndrom vorliegen, dann müssen<br />
beide e<strong>in</strong>er konsequenten Therapie zugeführt werden, eben gerade<br />
deshalb, wie <strong>di</strong>e E<strong>in</strong>wirkung von Perox<strong>in</strong>itrit zu irrevisiblen<br />
Schäden an den Mitochondrien, <strong>di</strong>e maternal (von Müttern auf<br />
Ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong>) vererbt werden, führen kann und <strong>der</strong> NO/ONOO-<br />
Zyklus <strong>der</strong> Motor für <strong>di</strong>e Entwicklung unterschiedlichster Chronischer<br />
Zivilisationserkrankungen ist [58, 115, 135].<br />
Basierend auf <strong>der</strong> Auswertung von 1478 wissenschaftlichen<br />
Arbeiten hat Prof. pal pacher [58] <strong>di</strong>e Bedeutung des Nitrosativen<br />
Stresses bei <strong>der</strong> Entwicklung von Herz- und Gefäßerkrankungen,<br />
dem zirkulatorischen Schock, lokalen Entzündungen bei <strong>der</strong><br />
Entwicklung von Krebserkrankungen, Schlaganfällen, neurodegenerativen<br />
Erkrankungen und beson<strong>der</strong>s auch des Diabetes<br />
mellitus sehr deutlich aufgezeigt.<br />
Da das Wissen um <strong>di</strong>ese Zusammenhänge noch nicht verbreitet<br />
ist, werden <strong>di</strong>e notwen<strong>di</strong>gen Untersuchungen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Regel nicht durchgeführt und den Patienten werden symptomorientierte<br />
<strong>Med</strong>ikamente verschrieben, <strong>di</strong>e nicht selten den biochemischen<br />
Teufelskreis noch <strong>in</strong>tensivieren.<br />
IN DIE TIEFE GEHEN. BLOCKADEN SUCHEN. LEBENSENERGIE SPÜREN.<br />
� Die Basismethode <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Komplementärme<strong>di</strong>z<strong>in</strong>:<br />
Ganzheitlich für Körper und Seele.<br />
� Verb<strong>in</strong>det mo<strong>der</strong>ne Erkenntnisse <strong>der</strong> Psychoneuroimmunologie<br />
mit antiker <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong> und Yoga-Philosophie.<br />
� Testen <strong>der</strong> vier fe<strong>in</strong>stoffl ichen Energie-Ebenen („energetischer Blutdruck“).<br />
� Emotionale Blockaden suchen und mit 28 Komplex-Homöopathika<br />
schonend behandeln.<br />
� Selbstheilkräfte anregen und Lebensfreude wecken.<br />
Grossmatt 3<br />
CH-6052 Hergiswil<br />
Fon 0041 - 41 - 630 0888<br />
Fax 0041 - 41 - 630 0887<br />
<strong>in</strong>fo@rubimed.com<br />
www.rubimed.com<br />
11
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
In Unkenntnis <strong>der</strong> Forschungs-Ergebnisse über den geschil<strong>der</strong>ten<br />
<strong>Bio</strong>chemischen Teufelskreis o<strong>der</strong> NO/ONOO-Zyklus, werden<br />
Patienten psychiatrisiert o<strong>der</strong> mit Verlegenheits<strong>di</strong>agnosen<br />
wie „Somatoforme Störung“ unverrichteter D<strong>in</strong>ge wie<strong>der</strong> nach<br />
Hause geschickt.<br />
Die Therapie sollte zunächst alle Faktoren, <strong>di</strong>e zu e<strong>in</strong>er Steigerung<br />
des NO/ONOO-Zyklus führen, vermeiden bzw. ausschalten.<br />
Dazu gehören:<br />
Nitrit- o<strong>der</strong> Nitrathaltige Nahrungsmittel (Blatt- und Wurzelgemüse<br />
im W<strong>in</strong>ter, Eisbergsalat und Feldsalat, als Spitzenreiter!)<br />
Verunre<strong>in</strong>igungen <strong>in</strong> Salzen<br />
Geräucherte Nahrungsmittel (NM)<br />
Tabak- und Tabakrauch<br />
Mit Stickstoffdünger belastete NM – stattdessen NM aus biologisch<br />
kontrolliertem Anbau!<br />
Unverträgliche NM<br />
Glutamat und Aspartat als Nahrungsmittelzusätze!<br />
Kohlenhydratreiche Ernährung (max. 20 % KH, dafür 50-60 %<br />
Fett und 20-30 % Prote<strong>in</strong>e als sog. LOGI-Kost wird empfohlen!<br />
[127]) – „Logi-Guide“ nach Dr. nikolai worM, ISBN-978-3-<br />
927372-28-3<br />
Kosmetika<br />
Trockenmilch<br />
<strong>Med</strong>ikamente wie: Antibiotika (Tetrazykl<strong>in</strong>e, Erythromyc<strong>in</strong>,<br />
Amoxicill<strong>in</strong>, Trimethoprim), Stat<strong>in</strong>e, Zytostatika, Plat<strong>in</strong>haltige<br />
<strong>Med</strong>ikamente, Langzeitnitrate, Arg<strong>in</strong><strong>in</strong>, Potenzmittel, Cyclospor<strong>in</strong>,<br />
Antihypertonica wie Enalapril und viele mehr!<br />
Extremer Psychostress<br />
Körperliche Belastungen – (Jogg<strong>in</strong>g o<strong>der</strong> Fitness-Center<br />
s<strong>in</strong>d kontra<strong>in</strong><strong>di</strong>ziert!)<br />
Chron. Herde (Zähne!) sollten unbed<strong>in</strong>gt saniert, Chemikalienbelastungen<br />
(Sick-Build<strong>in</strong>gsyndrom) ausgeschaltet werden.<br />
Langfristige entgiftende Maßnahmen können den Nitrosativen<br />
und Oxidativen Stress entscheidend reduzieren!<br />
Der Ausgleich von häufig vorzuf<strong>in</strong>denden Mangelzuständen<br />
an M<strong>in</strong>eralien, Spurenelementen, Vitam<strong>in</strong>en, Fettsäuren o<strong>der</strong><br />
Am<strong>in</strong>osäuren (Kalium, Magnesium, Kalzium, Vitam<strong>in</strong> B1, B2, B3,<br />
B5, B6, C, E, D, A – Z<strong>in</strong>k, Selen, Kupfer, Mangan, Omega-3-Fettsäuren,<br />
Cyste<strong>in</strong>, Carnit<strong>in</strong>, Coenzym Q 10, Tryptophan und beson<strong>der</strong>s<br />
Glutathion) sollte parallel zu e<strong>in</strong>er gezielten Anwendung von<br />
Substanzen, <strong>di</strong>e den NO/ONOO-Zyklus <strong>in</strong>aktivieren können, e<strong>in</strong>geleitet<br />
werden.<br />
Das therapeutische Proce<strong>der</strong>e hängt von <strong>der</strong> Intensität <strong>der</strong><br />
kl<strong>in</strong>ischen Symptomatik ab. Stellt man Nitrosativen Stress, <strong>der</strong><br />
nach me<strong>in</strong>er Auffassung aus präventiven Gründen bei je<strong>der</strong><br />
Untersuchung ausgeschlossen werden sollte, bei e<strong>in</strong>em relativ<br />
asymptomatischen Patienten fest, so wird man ihm <strong>di</strong>e E<strong>in</strong>nahme<br />
von hochdosiertem Vitam<strong>in</strong> B 12, <strong>in</strong> Form von Methylcobalam<strong>in</strong><br />
B12 subl<strong>in</strong>gual, sowie das reichliche Tr<strong>in</strong>ken von grünem<br />
Tee und <strong>di</strong>e Anwendung von Curcum<strong>in</strong>, gemixt mit schwarzem<br />
Pfeffer und Olivenöl, das relativ günstig <strong>in</strong> <strong>der</strong> Apotheke o<strong>der</strong> <strong>in</strong><br />
ASIA-Läden zu erhalten ist, empfehlen. So kann <strong>der</strong> Nitrosative<br />
Stress <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Niveau so stark verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden, dass <strong>di</strong>e<br />
oben geschil<strong>der</strong>ten Langzeitschäden nicht zw<strong>in</strong>gend e<strong>in</strong>treten<br />
müssen. Aber auch <strong>in</strong> <strong>di</strong>esen Fällen s<strong>in</strong>d entsprechende Laborkontrollen<br />
etwa drei Monate nach E<strong>in</strong>leitung e<strong>in</strong>er Therapie unbed<strong>in</strong>gt<br />
zu empfehlen.<br />
Zur Diskussion<br />
Man sollte sich bewusst se<strong>in</strong>, dass <strong>di</strong>e oben genannten<br />
Verstärkungsfaktoren, so zum Beispiel e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>facher Infekt, aber<br />
auch jede Form von <strong>in</strong>tensiver, geistig seelischer Belastung (Psychostress)<br />
den Nitrosativen Stress ganz massiv verstärken können.<br />
Bei Virus<strong>in</strong>fekten stellt man e<strong>in</strong>e bis zu 30-fache Verstärkung<br />
<strong>der</strong> krankhaft vermehrten Bildung von Stickoxid und Perox<strong>in</strong>itrit<br />
fest. Bei me<strong>in</strong>en Patienten habe ich immer wie<strong>der</strong> erlebt, wie<br />
stark seelische Belastungen <strong>di</strong>esen biochemischen Teufelskreis<br />
beschleunigen können.<br />
Liegt schon e<strong>in</strong>e typische Multisystemerkrankung vor, ist<br />
<strong>di</strong>e Anwendung <strong>di</strong>verser Antioxidantien, Pflanzenstoffe und <strong>di</strong>e<br />
Ergänzung von <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel schweren Mangelzuständen von<br />
M<strong>in</strong>eralien, Spurenelementen, Vitam<strong>in</strong>en, und Hormonen erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Dazu kann bei den schwerst Betroffenen anfänglich e<strong>in</strong>e<br />
Infusionstherapie erfor<strong>der</strong>lich werden, da es darum geht, den<br />
Nitrosativen Stress so schnell wie möglich so zu reduzieren, damit<br />
weitere mitochondriale, nicht mehr korrigierbare Schäden<br />
vermieden werden.<br />
Danach ist <strong>di</strong>e Langzeit-E<strong>in</strong>nahme von hoch dosiertem Vitam<strong>in</strong><br />
B 12, Alpha-Liponsäure, Cyste<strong>in</strong>, Vitam<strong>in</strong> B1, B2, B3 und<br />
B5, Vitam<strong>in</strong> C, Vitam<strong>in</strong> E, A und D, von Curcum<strong>in</strong>, Resveratrol,<br />
Glutathion, Z<strong>in</strong>k, Selen, Magnesium, Taur<strong>in</strong>, Melaton<strong>in</strong>, Omega-3-<br />
Fettsäuren und an<strong>der</strong>en Pflanzenstoffen und Antioxidantien, <strong>di</strong>e<br />
fähig s<strong>in</strong>d, <strong>di</strong>esen biochemischen Teufelskreis zu stoppen und zu<br />
reduzieren, erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Der Amerikanische Arzt und Forscher F. teitelBauM, MD,<br />
konnte bereits 2002 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er randomisierten, placebo-kontrolliertem<br />
Doppelbl<strong>in</strong>dstu<strong>di</strong>e <strong>di</strong>e Wirksamkeit <strong>di</strong>eser Therapie bei<br />
Chronischem Mü<strong>di</strong>gkeitssyndrom und Fibromyalgie beweisen.<br />
Es fällt auf, dass e<strong>in</strong> Großteil so behandelter Patienten, abhängig<br />
vom Schweregrad ihrer Erkrankung, schon sehr bald e<strong>in</strong>e<br />
deutliche Besserung ihrer körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit,<br />
e<strong>in</strong>en Rückgang ihrer Muskel- und Gelenkschmerzen,<br />
e<strong>in</strong>e verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te Infektanfälligkeit und e<strong>in</strong>e deutliche Verbesserung<br />
ihrer Stimmung registrieren. Etwa nach 3-4 Monaten, allerd<strong>in</strong>gs<br />
<strong>in</strong><strong>di</strong>viduell sehr unterschiedlich, lässt sich e<strong>in</strong>e deutliche<br />
Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung des Nitrosativen Stresses auch im Blut und Ur<strong>in</strong><br />
nachweisen.<br />
Die Limitierung therapeutischer Erfolge ist davon abhängig,<br />
wie groß <strong>der</strong> Anteil von Mitochondrien ist, <strong>di</strong>e irreversibel<br />
geschä<strong>di</strong>gt s<strong>in</strong>d. Dies lässt sich zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Therapie nicht<br />
vorhersagen, da sowohl <strong>di</strong>e mitochondrialen Enzymkomplexe<br />
durch Stickoxid als auch <strong>di</strong>e Translokatorprote<strong>in</strong>e durch chem.<br />
Tox<strong>in</strong>e und durch Säure (Erhöhte Milchsäureproktion!) reversibel<br />
blockiert werden können.<br />
S<strong>in</strong>d <strong>di</strong>e mitochondrialen Schäden schon fortgeschritten,<br />
kann e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>termittierende Hypoxietherapie (IHT) e<strong>in</strong>e Regeneration<br />
defekter Mitochondrien e<strong>in</strong>leiten, da es unter gezieltem<br />
Wechsel von Hypoxie und Hyperoxie durch EDV-gesteuerte<br />
Inhalation nach russischen Forschungsergebnissen zur Beseitigung<br />
defekter Mitochondrien kommt und <strong>der</strong> Anteil noch effektiv<br />
arbeiten<strong>der</strong> Mitochondrien , <strong>di</strong>e sich ja im 5-10-Tagesrhythmus<br />
teilen, zunimmt und damit auch <strong>di</strong>e energetische Leistung<br />
<strong>der</strong> Zelle. (lei Xi, tatiana v. sereBrovskaya „Intermittent Hypoxia:<br />
From Molecular Mechanism to Cl<strong>in</strong>ical Apllications“, Nova Science<br />
Publishers, Inc. New York 2009, ISBN: 978-1-60876-127-2)<br />
Patienten mit Burnout-Syndrom o<strong>der</strong> dessen Vorboten wird<br />
dr<strong>in</strong>gend empfohlen, sich mit den persönlichkeitsbezogenen<br />
12 2/2011
2/2011<br />
Zur Diskussion<br />
Aspekten ihrer Erkrankung <strong>in</strong>tensiv ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>zusetzen und sobald<br />
wie möglich therapeutische Hilfe von erfahrenen Burnout-<br />
Therapeuten <strong>in</strong> Anspruch zu nehmen.<br />
Sehr hilfreich ist das äußerst <strong>in</strong>formative und leicht zu lesende<br />
kle<strong>in</strong>e Buch des Psychologen Frank. h. Berndt „30 m<strong>in</strong> gegen<br />
Burnout“, erschienen im GABAL-Verlag, das ich jedem aus <strong>der</strong><br />
betroffenen Berufsgruppe, <strong>der</strong> sich gefährdet fühlt o<strong>der</strong> unter<br />
extremen Druck steht, wärmstens ans Herz lege.<br />
Zusammenfassend<br />
Wir stehen vor dem Dilemma, dass <strong>di</strong>e Forschungsergebnisse<br />
über <strong>di</strong>e Konsequenzen chronischer Stressbelastungen und beson<strong>der</strong>s<br />
<strong>di</strong>e über <strong>di</strong>e Konsequenzen des Nitrosativen und Oxidativen<br />
Stresses bisher viel zu wenig bekannt s<strong>in</strong>d und auch ganz<br />
gezielt, und <strong>di</strong>es nicht nur aus Kostengründen, „übersehen“ und<br />
nicht e<strong>in</strong>gesetzt werden. Die gravierenden Folgen <strong>der</strong> pathologischen<br />
Vermehrung von <strong>in</strong>duzierbarem Stickoxid und Perox<strong>in</strong>itrit<br />
– es haben sich <strong>in</strong>zwischen 80.000 wissenschaftliche Arbeiten zu<br />
<strong>di</strong>eser Thematik angesammelt – so wie <strong>di</strong>e daraus resultierende,<br />
<strong>in</strong><strong>di</strong>viduell sehr unterschiedliche kl<strong>in</strong>ische Symptomatik werden<br />
bei <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel unauffälligem Standardlabor nicht untersucht<br />
und <strong>di</strong>e Symptome mangels Kenntnis <strong>di</strong>eser Pathophysiologie<br />
als „psychosomatisch“ gedeutet, <strong>di</strong>e Patienten werden zum Psychiater<br />
überwiesen und bei Erfolglosigkeit <strong>der</strong> überdurchschnittlich<br />
häufig verschriebenen Beruhigungsmittel und Antidepressiva,<br />
<strong>in</strong> psychosomatische Kl<strong>in</strong>iken e<strong>in</strong>gewiesen.<br />
Selbst dann, wenn gravierende Probleme auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong><br />
Persönlichkeitsstruktur, des beruflichen o<strong>der</strong> familiären Umfeldes<br />
etc. vorliegen, ist <strong>di</strong>e hier <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel praktizierte Diagnostik als<br />
völlig unzureichend anzusehen, woraus dann auch e<strong>in</strong>e unzureichende<br />
und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> Fälle erfolglose Therapie, wie<br />
oben schon aufgeführt, resultiert.<br />
Der Weg nach vorn –<br />
Die Überw<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Krise<br />
Der ZAEN jenseits <strong>der</strong> üblichen<br />
Begrenzungen<br />
Jubiläum <strong>in</strong> Freudenstadt<br />
121. ZAEN-Kongress<br />
14. bis 18.9.2011<br />
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Es gibt h<strong>in</strong>reichende wissenschaftliche Grundlagenarbeiten,<br />
<strong>di</strong>e <strong>di</strong>e Bedeutung des Nitrosativen und Oxidativen Stresses<br />
für <strong>di</strong>e Entwicklung des Chronischen Mü<strong>di</strong>gkeitssyndroms und<br />
auch des Burnout-Syndroms untermauern.<br />
Richtig <strong>di</strong>agnostiziert kann sowohl präventiv als auch therapeutisch<br />
mit Erfolg durch Anwendung natürlicher Substanzen<br />
und damit weitgehend nebenwirkungsfrei e<strong>in</strong>gegriffen werden.<br />
Bei schon bestehen<strong>der</strong> Erkrankung durch Nitrosativen Stress<br />
kann <strong>di</strong>e weitere Progre<strong>di</strong>enz durch <strong>di</strong>ese therapeutischen Maßnahmen<br />
gestoppt werden und teilweise sogar e<strong>in</strong>e Rückentwicklung<br />
h<strong>in</strong> zum Gesunden <strong>in</strong> Gang gebracht werden.<br />
Man muss lei<strong>der</strong> konstatieren, dass unser Gesundheitswesen<br />
<strong>di</strong>e herausragenden Möglichkeiten Chronischer Zivilisationserkrankungen<br />
an <strong>der</strong> Wurzel anzupacken und durch entsprechende<br />
präventive Maßnahmen zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, so gut wie<br />
nicht nutzt. Hier ist <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelne aufgerufen, sich zu <strong>in</strong>formieren<br />
und durch e<strong>in</strong>e Än<strong>der</strong>ung se<strong>in</strong>es Lebensstils, se<strong>in</strong>er Ernährung<br />
und durch <strong>di</strong>e lei<strong>der</strong> <strong>in</strong> westlichen Zivilisationen nach me<strong>in</strong>er<br />
Auffassung zw<strong>in</strong>gend erfor<strong>der</strong>liche zusätzliche E<strong>in</strong>nahme von<br />
Antioxidantien se<strong>in</strong>e Gesundheit zu erhalten, beziehungsweise<br />
wie<strong>der</strong> zu verbessern.<br />
Es ist deshalb e<strong>in</strong>e vor<strong>der</strong>grün<strong>di</strong>ge Aufgabe, <strong>di</strong>e Betroffenen<br />
wie auch <strong>di</strong>e Ärzteschaft auf allen möglichen Ebenen über <strong>di</strong>ese<br />
Zusammenhänge zu <strong>in</strong>formieren und jeden E<strong>in</strong>zelnen dazu<br />
aufzurufen, sich gegen e<strong>in</strong>e solche „Gesundheitspolitik“, <strong>di</strong>e <strong>der</strong><br />
Bevölkerung <strong>di</strong>ese so wichtigen und hilfreichen Möglichkeiten <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Prävention und Therapie vorenthält, zu wehren. Dies betrifft<br />
nicht nur das Chronische Mü<strong>di</strong>gkeitssyndrom o<strong>der</strong> das Burnout-<br />
Syndrom, son<strong>der</strong>n letztlich nahezu alle Chronischen Zivilisa tionskrankheiten.<br />
Die umfangreiche Literatur beim Autor.<br />
6 0<br />
Jahre<br />
13
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Wer heilt, hat recht! – aber<br />
WER heilt denn WEN?<br />
roland scHule<br />
Zusammenfassung<br />
Begriffe wie „Krankheit“ und „Gesundheit“ werden<br />
unterschiedlich <strong>in</strong>terpretiert, abhängig von welchem<br />
me<strong>di</strong>z<strong>in</strong>ischen Standpunkt man ausgeht. Für <strong>di</strong>e Regulationsme<strong>di</strong>z<strong>in</strong><br />
o<strong>der</strong> Komplementär-<strong>Med</strong>iz<strong>in</strong> steht<br />
<strong>di</strong>e „Selbstheilung“ ganz im Centrum und ist geradezu<br />
fundamentale Voraussetzung für <strong>di</strong>e Erklärung von<br />
Gesundheit und Heilung. Stellvertretend für alle regulationsme<strong>di</strong>z<strong>in</strong>ischen<br />
Systeme wird im folgenden Artikel<br />
am Beispiel <strong>der</strong> Lehre <strong>der</strong> Homöopathie aufgezeigt, wie<br />
und unter welchen Prämissen „Heilung“ erreicht werden<br />
kann. Unter H<strong>in</strong>weis auf das 200. Ersche<strong>in</strong>ungsjahr des<br />
bedeutenden Grundlagenwerkes „Organon <strong>der</strong> Heilkunde“,<br />
1. Auflage, von Dr. saMuel hahneMann, werden<br />
Zitate <strong>in</strong> Beziehung zu aktuellen Standpunkten herangezogen.<br />
Von vielen Wissenschaftlern wird S. hahne-<br />
Mann <strong>in</strong> kl<strong>in</strong>isch-ethischen und auch psychologischen<br />
Erkenntnissen als se<strong>in</strong>er Zeit weit voraus e<strong>in</strong>geschätzt.<br />
Die <strong>in</strong>tensive Beschäftigung mit se<strong>in</strong>en Werken, auch<br />
mit dem frühen Standartbuch „Organon <strong>der</strong> Heilkunde“,<br />
br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>ige Überraschungen <strong>in</strong> <strong>di</strong>esem Zusammenhang<br />
zu Tage. Deutlich wird <strong>di</strong>ese Aktualität bei <strong>der</strong><br />
gesteigerten Wahrnehmung für Krankheitszeichen, bei<br />
den <strong>in</strong><strong>di</strong>viduellen Aspekten von Krankheiten und ganz<br />
beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> dem wünschenswerten Arzt-Patienten-<br />
Verhältnis.<br />
Schlüsselwörter: Krankheit und Gesundheit, Heilung,<br />
Selbstheilung, Symptome als Krankheitszeichen, Wahrnehmung<br />
für Krankheitsäußerungen des Patienten,<br />
In<strong>di</strong>vidualität <strong>der</strong> Krankheit, Unterscheidung akuter<br />
und chronischer Krankheiten, Grundlagenwerke <strong>der</strong><br />
Homöopathie, Wirkungserklärung durch quantenphysikalische<br />
Erkenntnisse<br />
Autor<br />
Dr.med.dent. Roland Schule<br />
Ganzhornstraße 98<br />
74172 Neckarsulm<br />
Tel. 0 71 32 / 18 707<br />
rolandschule@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />
E<strong>in</strong>leitung<br />
Orig<strong>in</strong>alia<br />
Mit dem etwas saloppen Satz „Wer heilt, hat Recht“ wird gerade<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Komplementär-<strong>Med</strong>iz<strong>in</strong> und <strong>in</strong> Naturheilverfahren <strong>der</strong><br />
Anspruch geltend gemacht, e<strong>in</strong>en Beitrag zur Genesung e<strong>in</strong>es<br />
Kranken geleistet zu haben. Dabei wird unterstellt, dass <strong>der</strong> Weg<br />
von <strong>der</strong> Krankheit zur Genesung nicht bekannt se<strong>in</strong> mag, <strong>der</strong><br />
wahre H<strong>in</strong>tergrund des Heilungsprozesses nicht endgültig klar<br />
sei, o<strong>der</strong> bei Anwendung mehrerer Verfahren e<strong>in</strong>es schon geholfen<br />
haben mag. Der Kranke selber kann mit <strong>di</strong>esem Satz am<br />
besten zu Recht kommen. Für ihn zählt letztlich nur das Ergebnis.<br />
Aber me<strong>di</strong>z<strong>in</strong>ische Therapeuten wollen Klarheit über Heilungswege<br />
und müssen retrospektiv ihr Handeln begutachten und<br />
e<strong>in</strong>er Evaluation unterziehen. Die viel zitierte „evidence based<br />
me<strong>di</strong>c<strong>in</strong>e“ verlangt ihren Tribut. Dieses Sprichwort ist streng genommen<br />
e<strong>in</strong> „Armutszeugnis“ für <strong>di</strong>e <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong>, wenn <strong>der</strong> Weg zur<br />
Gesundheit im Unklaren bleibt. Aber kann man bei <strong>der</strong> Frage<br />
nach dem Wesen von Krankheit und Gesundheit noch etwas<br />
Neues erwarten, Erkenntnisse, <strong>di</strong>e bisher noch nicht beschrieben<br />
wurden? Ne<strong>in</strong>, möchte man antworten, es ist doch alles schon<br />
gesagt. Und dennoch s<strong>in</strong>d immer wie<strong>der</strong> Ärzte auf <strong>der</strong> Suche<br />
nach neuen Gesichtspunkten und Erklärungsmodellen. Dabei ist<br />
<strong>di</strong>e Wahrnehmung auf unterschiedliche Quellen gerichtet. Welchen<br />
Theorien glaube ich und welche f<strong>in</strong>den nicht me<strong>in</strong>e ungeteilte<br />
Aufmerksamkeit?<br />
Krankheit und Gesundheit<br />
Betrachten wir zunächst den Begriff <strong>der</strong> Krankheit, wie es lei<strong>der</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> „Schulme<strong>di</strong>z<strong>in</strong>“ Usus ist, obwohl <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> „Gesundheit“<br />
eigentlich Priorität hätte. Aber bleiben wir <strong>in</strong> <strong>di</strong>esem Denkmuster<br />
und arbeiten zielgerichtet auf <strong>di</strong>e Heilung zu.<br />
Jede Abweichung vom symptomlosen Zustand wird als<br />
Krankheit bezeichnet. Damit lassen sich <strong>di</strong>e Vorgänge bei akuten<br />
Erkrankungen auf e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Nenner br<strong>in</strong>gen, bei chronischen,<br />
„subakuten“ Verläufen gilt <strong>di</strong>es schon nicht mehr. In <strong>der</strong><br />
„Schulme<strong>di</strong>z<strong>in</strong>“ ist <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> chronischen Erkrankung an e<strong>in</strong>en<br />
Fortbestand <strong>der</strong> Beschwerden über 6 Wochen gebunden.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus gilt nach e<strong>in</strong>er Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> WHO <strong>di</strong>e Abwesenheit<br />
von Krankheitszeichen nicht gleichzeitig als Gesundheit. Sie<br />
ist vielmehr e<strong>in</strong> Zustand „des vollstän<strong>di</strong>gen körperlichen, geistigen<br />
und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit<br />
o<strong>der</strong> Gebrechen.“ [1] Lapidar ausgedrückt ist das Fehlen von Symptomen<br />
e<strong>in</strong> gesun<strong>der</strong> Zustand.<br />
14 2/2011
2/2011<br />
Orig<strong>in</strong>alia<br />
Homöopathische Sichtweise<br />
In <strong>der</strong> Komplementär-<strong>Med</strong>iz<strong>in</strong>, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> Homöopathie,<br />
gilt e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er Krankheitsbegriff und demzufolge auch<br />
e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Def<strong>in</strong>ition für Gesundheit. Ausführliche Schil<strong>der</strong>ung<br />
und Beschreibung <strong>di</strong>eser Zusammenhänge f<strong>in</strong>den wir heute <strong>in</strong><br />
dem Standartwerk für Homöopathie „Organon <strong>der</strong> Heilkunst“, 6.<br />
Auflage. Dr. saMuel hahneMann, e<strong>in</strong> berühmter und viel <strong>di</strong>skutierte<br />
Arzt aus Sachsen, stellt <strong>in</strong> <strong>di</strong>esem frühen Werk se<strong>in</strong>er Heilmethode<br />
<strong>di</strong>e Grundsätze vor. Die erste Auflage erschien 1810 <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Verlagsbuchhandlung von christoph arnold <strong>in</strong> Dresden und<br />
war fortan e<strong>in</strong>e Grundlage zum Erlernen <strong>der</strong> Homöopathie. Im<br />
Zuge se<strong>in</strong>er persönlichen Entwicklung <strong>in</strong>nerhalb <strong>di</strong>eser Regulationsme<strong>di</strong>z<strong>in</strong><br />
ist auch das Organon weiter gewachsen und hat<br />
e<strong>in</strong>e Vervollkommnung erfahren.<br />
Im Jahr 2010 wurde deshalb <strong>in</strong> mehreren <strong>in</strong>teressanten und<br />
e<strong>in</strong>drücklichen Veranstaltungen das 200. Jubiläum <strong>di</strong>eses Werkes<br />
gefeiert. Auch aus <strong>di</strong>esem Grund wird sich <strong>der</strong> vorliegende Beitrag<br />
mit <strong>der</strong> Thematik und Erklärungsmodellen aus dem Inhalt<br />
des „Organon“ beschäftigen. Ich zitiere im Folgenden aus „Organon<br />
<strong>der</strong> Heilkunst“, 6. Auflage, §§. [2]<br />
Was ist Krankheit?<br />
Nach hahneManns Sprachgebrauch deuten wir „Krankheitsäußerungen“<br />
als Symptomen, <strong>di</strong>e <strong>der</strong> Körper produziert, um sich mit<br />
<strong>der</strong> Krankheit ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu setzen. Quasi als Aufschrei, weil <strong>der</strong><br />
Organismus mit <strong>der</strong> Dysbalance, <strong>der</strong> verstimmten Lebenskraft,<br />
konfrontiert wird. Besitzt <strong>der</strong> Körper genug Energie, „vis vitalis“,<br />
dann wird er alle<strong>in</strong>e mit <strong>der</strong> Bewältigung <strong>der</strong> Verstimmung fertig.<br />
Das Erzeugen von Symptomen setzt also e<strong>in</strong>e Vitalität des<br />
Organismus voraus. Sobald <strong>di</strong>e Symptome verschw<strong>in</strong>den, ist <strong>di</strong>e<br />
ursprüngliche Ordnung, <strong>di</strong>e Balance, wie<strong>der</strong> hergestellt. Es tritt<br />
im Idealfall <strong>di</strong>e vollstän<strong>di</strong>ge Heilung e<strong>in</strong>. Wo ke<strong>in</strong>e Vitalität mehr<br />
ist, kann auch ke<strong>in</strong>e Heilung entstehen. Dann bewegen wir uns<br />
an den Grenzen <strong>der</strong> Homöopathie.<br />
§ 11<br />
Wenn <strong>der</strong> Mensch erkrankt, so ist ursprünglich nur <strong>di</strong>ese geistartige, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />
Organism überall anwesende, selbstthätige Lebenskraft (Lebenspr<strong>in</strong>cip)<br />
durch den, dem Leben fe<strong>in</strong>dlichen, dynamischen *E<strong>in</strong>fluß e<strong>in</strong>es krankmachenden<br />
Agens verstimmt; nur das zu e<strong>in</strong>er solchen Innormalität verstimmte<br />
Lebenspr<strong>in</strong>cip, kann dem Organism <strong>di</strong>e widrigen Empf<strong>in</strong>dungen verleihen<br />
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
und ihn so zu regelwidrigen Thätigkeiten bestimmen, <strong>di</strong>e wir Krankheit<br />
nennen, denn <strong>di</strong>eses, an sich unsichtbare und bloß an se<strong>in</strong>en Wirkungen im<br />
Organism erkennbare Kraftwesen, giebt se<strong>in</strong>e krankhafte Verstimmung nur<br />
durch Aeußerung von Krankheit <strong>in</strong> Gefühlen und Thätigkeiten, (<strong>di</strong>e e<strong>in</strong>zige,<br />
den S<strong>in</strong>nen des Beobachters und Heilkünstlers zugekehrte Seite des Organisms),<br />
das ist, durch Krankheits-Symptomen zu erkennen und kann sie nicht<br />
an<strong>der</strong>s zu erkennen geben.<br />
§ 12<br />
E<strong>in</strong>zig <strong>di</strong>e krankhaft gestimmte Lebenskraft br<strong>in</strong>gt <strong>di</strong>e<br />
Krankheiten hervor, so daß <strong>di</strong>e, unsern S<strong>in</strong>nen wahrnehmbare<br />
Krankheits-Aeußerung zugleich alle <strong>in</strong>nere Verän<strong>der</strong>ung,<br />
das ist, <strong>di</strong>e ganze krankhafte Verstimmung <strong>der</strong> <strong>in</strong>nern<br />
Dynamis ausdrückt und <strong>di</strong>e ganze Krankheit zu Tage legt.<br />
H<strong>in</strong>wie<strong>der</strong>um bed<strong>in</strong>gt aber auch das Verschw<strong>in</strong>den aller<br />
Krankheits-Aeußerungen, das ist, aller vom gesunden Lebens-<br />
Vorgange abweichenden, merkbaren Verän<strong>der</strong>ungen mittels<br />
Heilung, eben so gewiß <strong>di</strong>e Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> Integrität des<br />
Lebens-Pr<strong>in</strong>cips und setzt folglich <strong>di</strong>e Wie<strong>der</strong>kehr <strong>der</strong><br />
Gesundheit des ganzen Organism nothwen<strong>di</strong>g voraus.<br />
Krankheit ist also e<strong>in</strong> „regelwidrige Tätigkeit des Organismus“,<br />
funktio laesa, wie wir aus <strong>der</strong> Entzündungslehre <strong>der</strong> Histo-<br />
Pathologie wissen. Der Auslöser für <strong>di</strong>e Störung kommt durch<br />
e<strong>in</strong>en äußeren E<strong>in</strong>fluss, Zufall o<strong>der</strong> Ereignis. Betroffen ist immer<br />
<strong>di</strong>e dem Körper „<strong>in</strong>newohnende Lebenskraft“ Dynamis genannt.<br />
(§12). hahneMann erkennt e<strong>in</strong> Lebenspr<strong>in</strong>zip als Grundlage aller<br />
Lebensäußerungen – Wachstum, Bewegung und Fortpflanzung<br />
– an, das von e<strong>in</strong>em übergeordneten Schöpfer herrührt. Versiegt<br />
<strong>di</strong>ese Quelle des Lebens, tritt <strong>der</strong> Tod e<strong>in</strong>. Leben geschieht „ganz<br />
<strong>der</strong> unendlichen Güte des allweisen Lebenserhalters <strong>der</strong> Menschen<br />
gemäß“ (§14).<br />
Krankheit ist also e<strong>in</strong> Zustand <strong>der</strong> Störung und Irritation <strong>der</strong><br />
<strong>in</strong>neren Ordnung, e<strong>in</strong>es Lebensrhythmus o<strong>der</strong> ausgewogenem,<br />
bilanziertem Systems. Sie ist Teil <strong>der</strong> Lebensäußerung, Ausdruck<br />
<strong>der</strong> Verstimmung, und nichts Eigenstän<strong>di</strong>ges o<strong>der</strong> Neues, was<br />
sich isoliert im Organismus e<strong>in</strong>nistet. „E<strong>in</strong>zig <strong>di</strong>e krankhaft verstimmte<br />
Lebenskraft br<strong>in</strong>gt <strong>di</strong>e Krankheit hervor“ (§12). Diese<br />
Sichtweise ist fundamental für jede regulationsme<strong>di</strong>z<strong>in</strong>ische Methode,<br />
weil sich gleichzeitig damit auch <strong>der</strong> Heilungsweg präsentiert.<br />
Doch bleiben wir zunächst noch bei dem Krankheitsbegriff<br />
hahneManns.<br />
Wenn sich Krankheit als Teilaspekt <strong>der</strong> gestörten Lebenskraft<br />
erweist, ist sie <strong>der</strong> gleichen immateriellen Welt zuzuordnen wie<br />
<strong>di</strong>e „ vis vitalis“ auch. Was <strong>der</strong> erkrankte Mensch o<strong>der</strong> <strong>der</strong> therapeutische<br />
Beobachter von außen wahrnehmen kann, ist e<strong>in</strong>e<br />
Ansammlung von Krankheitszeichen, <strong>di</strong>e wir Symptome nennen.<br />
§ 10<br />
Der materielle Organism, ohne Lebenskraft gedacht,<br />
ist ke<strong>in</strong>er Empf<strong>in</strong>dung, ke<strong>in</strong>er Thätigkeit, ke<strong>in</strong>er Selbsterhaltung fähig;<br />
nur das immaterielle, den materiellen Organism im<br />
gesunden und kranken Zustande belebende Wesen<br />
verleiht ihm alle Empf<strong>in</strong>dung und<br />
bewirkt se<strong>in</strong>e Lebensverrichtungen.<br />
Die „Krankheit“ ist daher ke<strong>in</strong> fassbarer, materieller Komplex, den<br />
wir werde erkennbar machen können, noch durch irgendwelche<br />
15
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Art vom Körper trennen, elim<strong>in</strong>ieren o<strong>der</strong> beseitigen können<br />
(§13). In <strong>di</strong>esem Paragraphen nennt hahneMann <strong>di</strong>e e<strong>in</strong>zige Ausnahme,<br />
„… Krankheiten, <strong>di</strong>e <strong>der</strong> manuellen Chirurgie anheimfallen“.<br />
Diese These verlangt e<strong>in</strong>e große Vorstellungskraft und war<br />
über lange Jahre nur schwer nachvollziehbar. Erst <strong>di</strong>e Erkenntnisse<br />
<strong>der</strong> neueren Physik, Quantentheorie und Wellencharakter <strong>der</strong><br />
Teilchen (hervorragend dargestellt <strong>in</strong> Ausführungen und Vorträgen<br />
von Prof. ulrich warnke, Saarbrücken), s<strong>in</strong>d geeignet, verständnistheoretisch<br />
den Vorschlägen von saMuel hahneMann zu<br />
folgen. Was durch Weiterentwicklung <strong>in</strong> <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong><br />
mit bildgebenden Verfahren, laboranalytisch o<strong>der</strong> immunologisch<br />
<strong>di</strong>agnostiziert wird, erkennt immer „nur“ nach außen dr<strong>in</strong>gende<br />
Krankheitszeichen, also Symptom und nie <strong>di</strong>e eigentliche<br />
„Verstimmung <strong>der</strong> Lebenskraft“.<br />
Auf dem Weg aus <strong>der</strong> Krankheit<br />
Die Dynamik e<strong>in</strong>er Krankheit, <strong>di</strong>e Verstimmung <strong>der</strong> Lebenskraft,<br />
deutet auf e<strong>in</strong>en modularen Prozess h<strong>in</strong>. Der kranke, das heißt<br />
dysregulierte (verstimmte) Organismus be<strong>di</strong>ent sich <strong>der</strong> Symptome<br />
als Zeichen. Mit ihnen versucht er das Gleichgewicht<br />
wie<strong>der</strong> herzustellen. Die Instabilität und <strong>di</strong>e <strong>in</strong>tegrierte Wechselbeziehungen<br />
werden durch <strong>di</strong>e Metapher <strong>der</strong> Waage und des<br />
Mobile sehr e<strong>in</strong>drucksvoll beschrieben. Die Kunst des Therapeuten<br />
liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wahrnehmung und Achtsamkeit <strong>di</strong>esen Symptomen<br />
gegenüber. Die In<strong>di</strong>vidualität des Patienten drückt sich <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>er Sprache und Ausdrucksweise unmissverständlich aus, „<strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>en nämlichen Worten“ (§ 84).<br />
§§ 84<br />
Der Kranke klagt den Vorgang se<strong>in</strong>er Beschwerden; <strong>di</strong>e Angehörigen erzählen<br />
se<strong>in</strong>e Klagen, se<strong>in</strong> Benehmen, und was sie an ihm wahrgenommen; <strong>der</strong><br />
Arzt sieht, hört und bemerkt durch <strong>di</strong>e übrigen S<strong>in</strong>ne, was verän<strong>der</strong>t und<br />
ungewöhnlich an demselben ist. Er schreibt alles genau mit den nämlichen<br />
Ausdrücken auf, <strong>der</strong>en <strong>der</strong> Kranke und <strong>di</strong>e Angehörigen sich be<strong>di</strong>enen. Wo<br />
möglich läßt er sie stillschweigend ausreden, und wenn sie nicht auf Nebend<strong>in</strong>ge<br />
abschweifen, ohne Unterbrechung.<br />
Kommt es nicht zur Bewältigung <strong>der</strong> Krankheit, erleben wir e<strong>in</strong>e<br />
Chronifizierung des Geschehens. Dann ist <strong>der</strong> Bereich e<strong>in</strong>er Lokalerkrankung<br />
überschritten worden h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em systemischen,<br />
den ganzen Organismus durchsetzten Krankheitsprozess. saMuel<br />
hahneMann gelang es durch <strong>di</strong>e Beschreibung <strong>der</strong> chronischen<br />
Krankheiten <strong>di</strong>ese Dynamik zu erkennen und daraus se<strong>in</strong>e therapeutischen<br />
Schlüsse zu ziehen. Zitat:<br />
… wir haben es … bei allen chronischen Krankheitsfällen nicht alle<strong>in</strong> mit<br />
<strong>der</strong> eben vor Augen liegenden Krankheitsersche<strong>in</strong>ung zu tun, sie nicht<br />
für e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> sich geschlossene Krankheit anzusehen und zu heilen, … son<strong>der</strong>n<br />
immer nur mit e<strong>in</strong>em abgeson<strong>der</strong>ten Teile e<strong>in</strong>es tiefer liegenden Ur-Übels<br />
zu tun. [3]<br />
Nach dem homöopathischen Verständnis von Krankheit und<br />
Gesundheit, heilt nicht <strong>der</strong> Therapeut o<strong>der</strong> <strong>di</strong>e verordneten<br />
<strong>Med</strong>ikamente (o<strong>der</strong> homöopathische Arzneien), son<strong>der</strong>n immer<br />
nur <strong>di</strong>e Lebenskraft des Organismus. Der ärztliche Rat und<br />
Beistand kann nur den äußeren Anstoß geben für <strong>di</strong>ese Reaktion.<br />
Das Stichwort „Selbstheilung“ hat e<strong>in</strong>e ganz zentrale Rolle<br />
Orig<strong>in</strong>alia<br />
im Gesundheitsverständnis von saMuel hahneMann. So wie sich<br />
<strong>in</strong> je<strong>der</strong> Regulationsme<strong>di</strong>z<strong>in</strong> <strong>di</strong>e „Selbstheilung“ als zentrale Vorausetzung<br />
für <strong>di</strong>e Bee<strong>in</strong>flussung <strong>der</strong> Lebenskraft und schließlich<br />
<strong>di</strong>e Gesundheit e<strong>in</strong>es In<strong>di</strong>viduums erweist. Wer sich mit <strong>der</strong><br />
Wandlung von Pathogenes zur Solutogenese befasst, kommt an<br />
<strong>di</strong>esem Lebenspr<strong>in</strong>zip nicht vorbei. In dem Menschenbild, welches<br />
saMuel hahneMann auf Grund se<strong>in</strong>er humanistischen Ausbildung<br />
und umfangreichen Literaturstu<strong>di</strong>en erworben hat, s<strong>in</strong>d<br />
sehr fortschrittliche Gedanken über Menschlichkeit und Menschenrechte<br />
vere<strong>in</strong>igt. So erkennt er primär e<strong>in</strong>en „vernünftigen<br />
Geist“ und e<strong>in</strong>en „höheren Zweck unseres Dase<strong>in</strong>s“ an. Es gibt <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>en Werken zahlreiche H<strong>in</strong>weise, dass er e<strong>in</strong>en Schöpfer und<br />
dessen Schöpfung achtet und im religiösen S<strong>in</strong>ne verehrt. Die<br />
Sprache hahneManns im Organon ist für unsere Ohren gewöhnungsbedürftig,<br />
aber es steck sehr viel Kraft und Bedeutung <strong>in</strong><br />
<strong>di</strong>esen Worten.<br />
§ 9<br />
Im gesunden Zustande des Menschen waltet <strong>di</strong>e geistartige,<br />
als Dynamis den materiellen Körper (Organism)<br />
belebende Lebenskraft (Autokratie) unumschränkt und<br />
hält alle se<strong>in</strong>e Theile <strong>in</strong> bewun<strong>der</strong>nswür<strong>di</strong>g harmonischem<br />
Lebensgange <strong>in</strong> Gefühlen und Thätigkeiten, so daß unser<br />
<strong>in</strong>wohnende, vernünftige Geist sich <strong>di</strong>eses leben<strong>di</strong>gen, gesunden<br />
Werkzeugs frei zu dem höhern Zwecke unsers Dase<strong>in</strong>s be<strong>di</strong>enen kann.<br />
Spannungsverhältnis<br />
Pathogenes – Solutogenese<br />
Der Mensch ist mehr als <strong>di</strong>e Summe se<strong>in</strong>er analytischen Bestandteile,<br />
weil er e<strong>in</strong>en Geist und e<strong>in</strong>e Seele besitz, <strong>di</strong>e ihn zu<br />
e<strong>in</strong>em unverwechselbaren In<strong>di</strong>viduum auszeichnen. Diese In<strong>di</strong>vidualität<br />
wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> ganzheitlichen und menschenwür<strong>di</strong>gen<br />
Betrachtung deutlich. Damit alles im E<strong>in</strong>klang funktioniert und<br />
sich immer wie<strong>der</strong> selber ausbalanciert, bedarf es e<strong>in</strong>es prozesshaften<br />
F<strong>in</strong>dens und Entwickeln. Wir kennen alle das Sprichwort:<br />
„Der Mensch wächst mit se<strong>in</strong>en Aufgaben“ und tatsächlich<br />
brauchen wir Aufgaben, Herausfor<strong>der</strong>ungen, an denen wir uns<br />
messen lassen. Solange Reize den physiologischen Bogen nicht<br />
überspannen, <strong>di</strong>enen sie immer zur Stärkung und zur Organisation<br />
<strong>der</strong> Vitalität. Psyche und Soma s<strong>in</strong>d unzertrennlich, aber<br />
unterschiedlich <strong>in</strong> ihrer Komb<strong>in</strong>ation und Lokalisation. hahne-<br />
Mann legt großen Wert darauf, <strong>di</strong>ese beiden Bereiche nicht von<br />
e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu isolieren. Hier f<strong>in</strong>den wir <strong>di</strong>e Grundlage für e<strong>in</strong>e<br />
ganzheitliche Betrachtung, dass heißt den Menschen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
In<strong>di</strong>vidualität und allen se<strong>in</strong>en Lebensäußerung zu erfassen. E<strong>in</strong>e<br />
Aufglie<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> Facharztbereiche, gleichsam Schubladen und<br />
Teilaspekte, s<strong>in</strong>d <strong>di</strong>e Gefährdung <strong>der</strong> Therapie und verschenken<br />
<strong>di</strong>e Möglichkeiten zur Regulation des sensiblen Gleichgewichtes<br />
<strong>der</strong> Gesundheit. Gerade <strong>di</strong>e Erkenntnis vom E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Psyche<br />
auf <strong>di</strong>e Entstehung körperlicher Beschwerden stellt e<strong>in</strong>e hohe<br />
me<strong>di</strong>z<strong>in</strong>ische Qualität dar. Es gilt als Ver<strong>di</strong>enst hahneManns, dass<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> zeitgenössischen <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong> langsam <strong>di</strong>e Grundlagen für<br />
Psychologie und Psychotherapie, lange vor Freud u.a., gelegt<br />
wurden. Se<strong>in</strong>e visionäre E<strong>in</strong>schätzung von psychiatrischen Erkrankungen<br />
und <strong>di</strong>e Anleitung, wie damit umgegangen werden<br />
sollte, konnten erst viele Jahrzehnte später <strong>in</strong> <strong>der</strong> anerkannten<br />
<strong>Med</strong>iz<strong>in</strong> realisiert werden.<br />
16 2/2011
2/2011<br />
Orig<strong>in</strong>alia<br />
§ 213<br />
Man wird daher nie naturgemäß, das ist nie homöopathisch heilen,<br />
wenn man nicht bei jedem, selbst acutem Krankheitsfalle,<br />
zugleich mit auf das Symptom <strong>der</strong> Geistes- und Gemüths-<br />
Verän<strong>der</strong>ungen siehet und nicht zur Hülfe e<strong>in</strong>e solche Krankheits-Potenz<br />
unter den Heilmitteln auswählt, welche nächst <strong>der</strong> Aehnlichkeit<br />
ihrer an<strong>der</strong>n Symptome mit denen <strong>der</strong> Krankheit, auch e<strong>in</strong>en<br />
ähnlichen Gemüths- o<strong>der</strong> Geistes-Zustand für sich<br />
zu erzeugen fähig ist.<br />
Die Annahme „Ich b<strong>in</strong> krank“ und <strong>di</strong>e E<strong>in</strong>sicht „Ich will gesund<br />
werden“ s<strong>in</strong>d Motivation für den Patienten, sich selbst zu reflektieren<br />
o<strong>der</strong> um fremde Hilfe nachzufragen. Für beide Fälle<br />
ist <strong>di</strong>ese Grundhaltung erfor<strong>der</strong>lich. Nur so kann e<strong>in</strong>e mögliche<br />
Heilung e<strong>in</strong>geleitet werden. Der Patient bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
„verstimmten Zustand“, se<strong>in</strong>e Lebenskraft ist geschwächt o<strong>der</strong><br />
verän<strong>der</strong>t. Diese Verän<strong>der</strong>ungen machen sich oft im Geist-Gemüt-Zustand<br />
bemerkbar und weisen auf e<strong>in</strong>e Dysbalance h<strong>in</strong>.<br />
Neben allen kl<strong>in</strong>ischen und lokalen Zeichen s<strong>in</strong>d <strong>di</strong>ese psychisch-emotionalen<br />
Effekte sehr <strong>in</strong><strong>di</strong>viduell geprägt und haben<br />
e<strong>in</strong>e hohe Aussagekraft. Es ist Aufgabe des unvore<strong>in</strong>genommenen<br />
Arztes sie zu erkennen und ohne Urteil an zu nehmen. Dar<strong>in</strong><br />
verbirgt sich oft <strong>der</strong> Schlüssel zu dem Leiden, das uns <strong>der</strong> Patient<br />
präsentiert.<br />
§ 211<br />
Dieß geht so weit, daß bei homöopathischer Wahl e<strong>in</strong>es Heilmittels,<br />
<strong>der</strong> Gemüthszustand des Kranken oft am meisten den Ausschlag giebt,<br />
als Zeichen von bestimmter Eigenheit, welches dem genau<br />
beobachtenden Arzte unter allen am wenigsten verborgen bleiben kann.<br />
Die Kompetenz und Professionalität des Therapeuten wird vom<br />
hilfesuchenden Patienten e<strong>in</strong>gefor<strong>der</strong>t. Auf e<strong>in</strong>er vertrauensvollen<br />
Ebene sich zu begegnen und nicht bevormundet o<strong>der</strong><br />
gemaßregelt zu werden, ist e<strong>in</strong> berechtigtes Anliegen aller Notleidenden.<br />
Das Wissen um me<strong>di</strong>z<strong>in</strong>ische, anatomische, histologische<br />
und pathologische Zusammenhänge befähigen den<br />
leidenschaftlichen Arzt über <strong>di</strong>e Versorgung und Behandlung<br />
von Kranken h<strong>in</strong>aus, bereits dem Gesunden e<strong>in</strong>e Hilfestellung zu<br />
bieten. Was sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> zahnärztlichen Prophylaxe seit drei Jahrzehnten<br />
positiv entwickelt hat, lässt sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Homöopathie auf<br />
e<strong>in</strong>er höheren Qualität für <strong>di</strong>e gesamte Gesundheitsför<strong>der</strong>ung<br />
<strong>in</strong> Anspruch nehmen. In e<strong>in</strong>fachen, wirkungsvollen Worten beschreibt<br />
saMuel hahneMann vor 200 Jahren den Kern e<strong>in</strong>er echten<br />
Prophylaxe.<br />
§4<br />
Er [<strong>der</strong> Arzt] ist zugleich e<strong>in</strong> Gesundheit-Erhalter,<br />
wenn er <strong>di</strong>e Gesundheit störenden und<br />
Krankheit erzeugenden und erhaltenden D<strong>in</strong>ge kennt<br />
und sie von den gesunden Menschen zu entfernen weiß.<br />
Schlussbetrachtung<br />
Nicht durch das Gegenteilige, son<strong>der</strong>n immer mit dem Gleichartigen<br />
f<strong>in</strong>den wir <strong>in</strong> <strong>der</strong> Homöopathie <strong>di</strong>e passende und therapeutische<br />
Antwort auf <strong>di</strong>e Hilferufe <strong>der</strong> verstimmten Lebensenergie.<br />
Mit <strong>der</strong> Umwandlung des Arzneimittels über Verdünnung und<br />
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Potenzierung erzeugen wir e<strong>in</strong>e Stimulans <strong>der</strong> Krankheitszeichen.<br />
Durch das Erreichen e<strong>in</strong>es an<strong>der</strong>en Energieniveaus wird<br />
<strong>der</strong> Zugang <strong>in</strong> das Regulationssystem geöffnet. Die vom Körper<br />
erzeugte Krankheit ist e<strong>in</strong> Mittel zu Selbstheilung. Ist hierfür <strong>di</strong>e<br />
Energie zu schwach, kann durch e<strong>in</strong>e Kunstkrankheit, wie sie das<br />
Arzneimittel erzeugt, <strong>di</strong>e nötige und hilfreiche Information als<br />
Input angeboten werden. Wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Vektorgleichung stehen<br />
sich <strong>di</strong>ese beiden energetischen Krankheitsformen nicht <strong>di</strong>ametral<br />
gegenüber, son<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d „gleichs<strong>in</strong>nig“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> selben Richtung<br />
wirksam. E<strong>in</strong> schönes Bild zum Verständnis <strong>di</strong>eses Vorganges<br />
kann aus <strong>der</strong> Physik entliehen werden. In <strong>der</strong> Wellenmodulation<br />
überlagern sich gleichgerichtete Wellen und heben sich dadurch<br />
auf. So verschw<strong>in</strong>den auch <strong>di</strong>e Symptome, wenn <strong>di</strong>e Krankheit<br />
von <strong>der</strong> Lebensenergie überwunden worden ist. Aus dem folgenden<br />
Zitat lässt sich das „Simile-Pr<strong>in</strong>zip“ herleiten.<br />
§ 26<br />
Dieß beruht auf jenem zwar hie und da geahneten, aber bisher<br />
nicht anerkannten, aller wahren Heilung von jeher zum Grunde<br />
liegenden homöopathischen Naturgesetze:<br />
E<strong>in</strong>e schwächere dynamische Affection wird im lebenden<br />
Organism von e<strong>in</strong>er stärkern dauerhaft ausgelöscht, wenn <strong>di</strong>ese<br />
(<strong>der</strong> Art nach von ihr abweichend) jener<br />
sehr ähnlich <strong>in</strong> ihrer Aeußerung ist.<br />
Das Bild <strong>der</strong> Waage o<strong>der</strong> im drei<strong>di</strong>mensionalen Raum das Bild<br />
vom Mobile, zeigt uns immer, dass wir auf <strong>der</strong> Suche nach Balance,<br />
nach Ausgeglichenheit <strong>der</strong> Lebenskraft s<strong>in</strong>d. Nichts an<strong>der</strong>es<br />
drücken wir mit dem Begriff „Regulation“ aus. Je<strong>der</strong> leben<strong>di</strong>ge<br />
Organismus ist bestrebt mit den e<strong>in</strong>wirkenden Stoffen, Reizen<br />
und Emotionen so zu bilanziert, dass <strong>der</strong>en Effekt, <strong>di</strong>e Reaktion<br />
und <strong>di</strong>e ausgehenden Signale im Gleichklang s<strong>in</strong>d. Irritationen<br />
werden durch entsprechende Reaktionen ausgeglichen und so<br />
kompensiert. Je besser <strong>di</strong>es dem Körper gel<strong>in</strong>gt, umso besser ist<br />
se<strong>in</strong> Heilungsvermögen. Analog hierzu ist <strong>di</strong>e Gabe <strong>der</strong> homöopathischen<br />
Arznei möglichst kle<strong>in</strong> gehalten durch Verreibung<br />
und Potenzierung. Materiell s<strong>in</strong>d viele Ausgangsubstanzen hoch<br />
toxisch o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest schädlich für den Menschen. Durch <strong>di</strong>e<br />
homöopathische Aufbereitung wird <strong>di</strong>e Ursubstanz auf e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es<br />
Energieniveau gebracht und kann hier den Organismus<br />
wirksam, aber unschädlich ansprechen. Die Therapeuten geben<br />
Hilfestellung und Leitl<strong>in</strong>ien vor für <strong>di</strong>e e<strong>in</strong>setzende Heilung. Das<br />
Therapeutikum ist nur das Stimulum, um <strong>di</strong>e Kräfte frei entfalten<br />
zu lassen. Nicht <strong>der</strong> Arzt o<strong>der</strong> se<strong>in</strong>e Methoden heilen, son<strong>der</strong>n<br />
<strong>di</strong>e dem Patienten <strong>in</strong>newohnende Selbstheilungskraft bewerkstelligt<br />
<strong>di</strong>e Gesundung. Dabei muss <strong>der</strong> angebotene Input<br />
gleichs<strong>in</strong>nig mit <strong>der</strong> symptomatischen Störung verlaufen:<br />
Similia similibus currentur<br />
§ 1<br />
Des Arztes höchster und e<strong>in</strong>ziger Beruf ist,<br />
kranke Menschen gesund zu machen,<br />
was man Heilen nennt.<br />
saMuel hahneMann, „Organon <strong>der</strong> rationellen Heilkunde“<br />
[1] Verfassung <strong>der</strong> Weltgesundheitsorganisation, New York, 22. Juli 1946<br />
[2] Hahnemann, S.: Organon <strong>der</strong> Heilkunst. Verlag Dr. Willmar Schwabe, Leipzig,<br />
1921<br />
[3] Hahnemann, S.: Die chronischen Krankheiten, Bd 1, S. 6. Karl F. Haug Verlag,<br />
Heidelberg 2001<br />
17
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Angst als psychoenergetische Blockade<br />
reimar Banis<br />
Zusammenfassung<br />
E<strong>in</strong> homöopathisches Komplexmittel namens Anxiovita®,<br />
das zur Behandlung von Angsterkrankungen<br />
<strong>di</strong>ent, hat sich im energieme<strong>di</strong>z<strong>in</strong>ischen <strong>Med</strong>ikamententest<br />
auch als zuverlässiges Diagnostikum<br />
erwiesen, um zuverlässig e<strong>in</strong>e Angsterkrankung zu<br />
erkennen. Die langjährige Praxiserfahrung zahlreicher<br />
Kollegen hat gezeigt, dass viele therapieresistente,<br />
chronisch und psychosomatisch Kranke auf Anxiovita®<br />
ansprechen, bei denen man e<strong>in</strong>e Angsterkrankung<br />
normalerweise sonst nicht vermutet hätte.<br />
Fragt man daraufh<strong>in</strong> beim Patient genauer nach,<br />
entdeckt man oft e<strong>in</strong>e verborgene Angsterkrankung,<br />
<strong>di</strong>e etwa mit übergroßen Sorgen und quälenden Befürchtungen<br />
e<strong>in</strong>hergeht, aber auch mit an<strong>der</strong>en relativ<br />
unbewussten, sonst schwer zu verbalisierenden<br />
Ängsten. E<strong>in</strong>e aufgrund des Testverdachts begonnene<br />
spezifisch angstlösende Therapie erweist sich<br />
danach oft als effektiv und als anhaltend wirksam, so<br />
dass man vermuten kann, dass damit e<strong>in</strong>e ursächliche<br />
Therapie durchgeführt worden ist. Anxiovita®<br />
erweist sich zusammenfassend als nützlich, um sonst<br />
unerkannte Angsterkrankungen aufzudecken, <strong>di</strong>e<br />
oft nur mit unspezifischen Beschwerden wie Unruhe,<br />
Anspannung, Schmerz, k<strong>in</strong>dlichen Verhaltensstörungen<br />
und <strong>der</strong>gleichen e<strong>in</strong>hergehen, um sie anschließend<br />
kausal zu behandeln.<br />
Schlüsselwörter: Angst, versteckte Angsterkrankung,<br />
<strong>Med</strong>ikamententest, Anxiovita®, Psychosomatische<br />
Energetik<br />
Autor<br />
Dr. med. Reimar Banis<br />
Zum Scheidberg 9<br />
66798 Wallerfangen<br />
Tel. 0 68 37 / 90 19 99<br />
drbanis@hotmail.com<br />
www.rubimed.com<br />
Orig<strong>in</strong>alia<br />
In <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>ärztlichen Sprechstunde s<strong>in</strong>d Angsterkrankungen<br />
e<strong>in</strong> häufiges Thema. Fachleute nehmen an, dass je<strong>der</strong> Zwanzigste<br />
im Lauf se<strong>in</strong>es Lebens mit Angsterkrankungen zu tun hat.<br />
Es handelt sich dabei um krankhafte Zustände, <strong>di</strong>e bei e<strong>in</strong>er<br />
gründlichen Befragung meist gut zu erkennen s<strong>in</strong>d. Dazu gehören<br />
Prüfungsängste, Panikattacken, Sozialangst und Klaustrophobie,<br />
<strong>di</strong>e mit klar erkennbarer Angst e<strong>in</strong>hergehen. Wesentlich<br />
schwerer zu <strong>di</strong>agnostizieren s<strong>in</strong>d generalisierte Angststörungen,<br />
<strong>di</strong>e sich h<strong>in</strong>ter unklaren Beschwerden wie allgeme<strong>in</strong>er Unruhe,<br />
Anspannung, Erschöpfung und Unbehagen (Schmerzen) verstecken.<br />
Angesichts <strong>der</strong> grossen Gruppe von Patienten, <strong>di</strong>e mit solchen<br />
unspezifischen Beschwerden Hilfe suchen, hat man es mit<br />
e<strong>in</strong>em Graubereich zu tun. Bekanntlich können psychiatrische<br />
Krankheiten wie Depres sionen dah<strong>in</strong>ter stecken, ebenso wie<br />
psychosomatische und re<strong>in</strong> somatische Krankheiten. Die Differential<strong>di</strong>agnose<br />
gestaltet sich daher oft schwierig und e<strong>in</strong>fache<br />
Hilfen zur richtigen Diagnosef<strong>in</strong>dung ersche<strong>in</strong>en umso wichtiger.<br />
E<strong>in</strong>e solche Hilfe möchte ich nachfolgend vorstellen, <strong>di</strong>e sich<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>ärztlichen Praxis bewährt hat und aus e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>fachen<br />
<strong>Med</strong>ikamententest besteht. Oft genügen danach gezielte<br />
Fragen, um e<strong>in</strong>e verborgene Angsterkrankung aufzudecken.<br />
E<strong>in</strong>e daraus abgeleitete Therapie, sofern sie gut anschlägt, bietet<br />
darüber h<strong>in</strong>aus erfahrungsgemäss den endgültigen Beweis, dass<br />
man <strong>di</strong>agnostisch das Richtige erkannt hat.<br />
Diagnose <strong>der</strong> Angst<br />
aus psychoenergetischer Sicht<br />
In me<strong>in</strong>er Praxis benutze ich e<strong>in</strong> energetisches Diagnoseverfahren,<br />
<strong>di</strong>e Psychosomatische Energetik (PSE). Angsterkrankungen<br />
s<strong>in</strong>d hierbei durch bestimmte Charakteristika def<strong>in</strong>iert:<br />
1. Meist zeigen sich niedrige Vital- und/o<strong>der</strong> Emotionalwerte<br />
(unter 40-50 %, normal ist 100 %);<br />
2. Typische Konflikte mit den Themen Angst, Unruhe und<br />
Anspannung sprechen an (häufig <strong>di</strong>e Emotionalmittel<br />
Nr. 15, 16, 18, 5-7, 21-24);<br />
3. Anxiovita® als Spezifikum für Angsterkrankungen<br />
spricht an;<br />
4. im <strong>Med</strong>ikamententest br<strong>in</strong>gt Anxiovita® <strong>di</strong>e Vital- und<br />
Emotionalwerte auf normale Werte von 100 %.<br />
Der oben geschil<strong>der</strong>te Test spricht zuverlässig bei den üblichen<br />
Angsterkrankungen an. Therapeuten, <strong>di</strong>e den <strong>Med</strong>ikamententest<br />
beherrschen, aber an<strong>der</strong>e Testmethoden als <strong>di</strong>e PSE anwenden,<br />
können aus dem e<strong>in</strong>fachen Ansprechen <strong>der</strong> Testampulle Anxiovita®<br />
ebenfalls auf e<strong>in</strong>e mögliche Angsterkrankung schließen (im<br />
18 2/2011
2/2011<br />
Orig<strong>in</strong>alia<br />
Basistestsatz <strong>der</strong> PSE). E<strong>in</strong>e Therapie ex iuvantibus mit dem guten<br />
therapeutischen Ansprechen auf angstlösende <strong>Med</strong>ikamente<br />
wie das gut wirksame pflanzliche Kava-Kava (lei<strong>der</strong> nicht mehr<br />
als Urt<strong>in</strong>ktur erhältlich), Anxiovita®, Buspiron, Phosetam<strong>in</strong>® und<br />
<strong>der</strong>gleichen sowie e<strong>in</strong>e begleitende verhaltenstherapeutische<br />
Unterweisung (Sport, Entspannung, Lebensführung) und ggf.<br />
e<strong>in</strong>e Kurzpsychotherapie erweisen sich oft als sehr hilfreich und<br />
geben <strong>di</strong>e beste Bestätigung, dass man sich <strong>di</strong>agnostisch auf<br />
dem richtigen Weg bef<strong>in</strong>det.<br />
Über e<strong>in</strong>en typischen Fall, bei dem <strong>di</strong>e Angsterkrankung<br />
h<strong>in</strong>ter unspezifischen Allgeme<strong>in</strong>beschwerden verborgen war,<br />
möchte ich nachfolgend berichten:<br />
Frau S., e<strong>in</strong>e alle<strong>in</strong>lebende 48-jährige Sekretär<strong>in</strong>, leidet seit Jahren<br />
an chronischer Erschöpfung mit vegetativen Beschwerden<br />
<strong>in</strong> Form von Reizdarm und Schw<strong>in</strong>del. Psychopharmaka will<br />
sie nicht nehmen und helfen angeblich auch nicht richtig, e<strong>in</strong>e<br />
Kur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er psychosomatischen Kl<strong>in</strong>ik habe ke<strong>in</strong>e Besserung<br />
gebracht. Bei <strong>der</strong> psychoenergetischen Testung f<strong>in</strong>den sich<br />
niedrige Vitalwerte von 30 % und Emotionalwerte von 20 %,<br />
das sechste Chakra spricht an mit dem Konflikt „Unruhe“,<br />
Anxiovita® testet positiv. Angesprochen auf versteckte Ängste<br />
und Sorgen berichtet sie von <strong>der</strong> übermächtigen Angst, den<br />
Arbeitsplatz zu verlieren. Sie kann oft allgeme<strong>in</strong> schlecht<br />
abschalten und steht stän<strong>di</strong>g unter Spannung. Nach viermonatiger<br />
Therapie mit den homöopathischen Komplexmitteln<br />
Chavita 6, Emvita 22 und Anxiovita® fühlt sie sich wesentlich<br />
besser, hat mehr Vitalität, unternimmt jetzt abends etwas<br />
von sich aus, weil sie nicht mehr so erschöpft aus dem Büro<br />
kommt. Laut ihren Kollegen kann sie sich besser durchsetzen,<br />
hat jetzt ke<strong>in</strong>e Ängste mehr um ihren Arbeitsplatz.<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit Aufmerksamkeitsstörungen (ADS), Lernstörungen<br />
und schwachem Selbstbewusstse<strong>in</strong> leiden oft ebenfalls an e<strong>in</strong>er<br />
Angsterkrankung, wie <strong>der</strong> nachfolgende Fall zeigt:<br />
Die zwölfjährige Sara wirkt deutlich jünger als es ihrem Alter<br />
entspricht. Laut <strong>der</strong> Mutter besteht seit dem 2.Schuljahr e<strong>in</strong>e<br />
Rechtschreibschwäche, sie könne sich nicht konzentrieren und<br />
verdreht Wörter, klagt oft über Kopfweh. Auffällig ist e<strong>in</strong>e übergroße<br />
Schüchternheit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit, während sie sich<br />
zuhause ganz normal verhält. E<strong>in</strong>e Therapie bei <strong>der</strong> Schulpsycholog<strong>in</strong><br />
hat lei<strong>der</strong> nichts gebracht. Im psychoenergetischen<br />
Test fallen sehr niedrige Emotionalwerte von 30 % auf. Der<br />
Konflikt „hastig“ im fünften Chakra spricht an, dazu Anxiovita®.<br />
Beim Gespräch äussert Sara, große Angst vor Prüfungen<br />
zu haben, was vorher nicht bekannt war. Die Mutter hört<br />
das zum ersten Mal und zeigt sich verwun<strong>der</strong>t. Verordnung<br />
von Chavita 5, Emvita 18 und Anxiovita®. Bei <strong>der</strong> Kontrolluntersuchung<br />
e<strong>in</strong> halbes Jahr später berichtet <strong>di</strong>e Mutter, Sara<br />
sei deutlich selbstbewusster, <strong>di</strong>e Noten seien besser und das<br />
Kopfweh nicht mehr aufgetreten.<br />
Fazit<br />
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Die psychoenergetische Testung führt vor Augen, dass Angsterkrankungen<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis wesentlich häufiger vorkommen als<br />
allgeme<strong>in</strong> bekannt ist. Insbeson<strong>der</strong>e bei Problempatienten mit<br />
schwer therapierbaren Störungen wie chronisch-vegetativer Erschöpfung<br />
und Schmerzzuständen f<strong>in</strong>det sich oft e<strong>in</strong>e versteckte<br />
Angsterkrankung. Das Gleiche gilt für K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche<br />
mit Lern- und Verhaltensstörungen. Insbeson<strong>der</strong>e bei Schulk<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />
schwächt Angst das Selbstbewusstse<strong>in</strong> und <strong>di</strong>e Fähigkeit,<br />
längere Zeit geistig konzentriert und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Mitte zu se<strong>in</strong>.<br />
Angst hat bei allen Altersklassen e<strong>in</strong>en großen vegetativen Störeffekt,<br />
erschöpft und erhöht dazu <strong>di</strong>e Schmerzschwelle. Angst<br />
wirkt psychoenergetisch lähmend und erschöpft auf Dauer, so<br />
dass es als e<strong>in</strong> großer Energieräuber wirkt. Die Testung mit Anxiovita®<br />
führt oft auf <strong>di</strong>e richtige Spur. E<strong>in</strong>e anschließende me<strong>di</strong>kamentöse<br />
angstlösende Therapie zusammen mit H<strong>in</strong>weisen zur<br />
Lebensführung sowie e<strong>in</strong>e psychische Exploration und seelische<br />
Stabilisierung im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Kurz-Psychotherapie zeigen dann<br />
oft, dass <strong>der</strong> richtige Weg e<strong>in</strong>geschlagen wurde. Häufig handelt<br />
es sich um e<strong>in</strong>en anhaltenden therapeutischen Erfolg, <strong>der</strong> auf<br />
zeitsparende und e<strong>in</strong>fache Weise oft e<strong>in</strong>e lange Patientenkarriere<br />
als unerkannter Angstpatient verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t und e<strong>in</strong>e Kaskade an<br />
Folgeschäden verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t.<br />
Literatur<br />
Banis, Reimar: Lehrbuch <strong>der</strong> Psychosomatischen Energetik. VAK Verlag Kirchzarten<br />
2003<br />
Holschuh-Lorang, B: Praxisstu<strong>di</strong>e Psychosomatische Energetik. Schweizerische<br />
Zeitschrift für Ganzheitsme<strong>di</strong>z<strong>in</strong> Nr. 7/8, November 2006<br />
19
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Orig<strong>in</strong>alia<br />
Blastocystis – e<strong>in</strong> häufiger, wenig bekannter,<br />
fakultativ darmpathogener E<strong>in</strong>zeller<br />
GaBriele scHnei<strong>der</strong>, Peter rosler<br />
Zusammenfassung<br />
Blastocystis ist e<strong>in</strong> fakultativ darmpathogener E<strong>in</strong>zeller,<br />
<strong>der</strong> weltweit im Intest<strong>in</strong>altrakt von Mensch<br />
und Tier vorkommt. Die <strong>Bio</strong>logie des Keimes <strong>in</strong> Darm<br />
und Umwelt ist nur teilweise bekannt. Die Infektion<br />
des Menschen erfolgt fäkal-oral über kontam<strong>in</strong>iertes<br />
Wasser, begünstigt durch schlechte Hygienebed<strong>in</strong>gungen,<br />
häufig nach Reiseanamnese. Die Prävalenz<br />
kann <strong>in</strong> Gebieten o<strong>der</strong> Bevölkerungsgruppen mit<br />
mangeln<strong>der</strong> Hygiene bis zu 70 % erreichen; <strong>in</strong> Europa<br />
betragen <strong>di</strong>e Nachweisraten meist um 15 %. Blastocystis<br />
ssp. wurde bei Vitatest 2010 bei 1298 ambulanten<br />
Patienten mit chronischen Magen-Darm-Beschwerden<br />
<strong>in</strong> 12,6 % (n=164) <strong>der</strong> parasitologischen<br />
Stuhluntersuchungen nachgewiesen. Nur bei e<strong>in</strong><br />
bis zwei Drittel <strong>der</strong> Infizierten treten Symptome auf.<br />
Kl<strong>in</strong>isch werden vorrangig chronisch-rezi<strong>di</strong>vierende<br />
Durchfälle, Bauchschmerzen, Mü<strong>di</strong>gkeit und Meteorismus<br />
beobachtet. Außerhalb von Entwicklungslän<strong>der</strong>n<br />
wird Blastocystis beson<strong>der</strong>s häufig bei Patienten<br />
mit Reizdarm-Syndrom gefunden. Die Therapie wird<br />
bei Erregernachweis im Stuhl und persistierenden<br />
Symptomen, nach Ausschluss an<strong>der</strong>er Ursachen,<br />
empfohlen. Bisher bewährt hat sich <strong>di</strong>e Behandlung<br />
mit T<strong>in</strong>idazol, Metronidazol o<strong>der</strong> Paromomyc<strong>in</strong>. Insuffiziente<br />
Diagnostik, Therapie, Re<strong>in</strong>fektionen unklarer<br />
Herkunft sowie Fragen zur <strong>in</strong><strong>di</strong>viduellen Therapiebedürftigkeit<br />
erschweren gegenwärtig den Umgang<br />
mit <strong>di</strong>eser parasitären Infektion.<br />
Schlüsselwörter: Blastocystis, Parasiten, Protozoen,<br />
Diagnostik, Therapie, Enteritis<br />
Autor<br />
Dr. Gabriele Schnei<strong>der</strong><br />
Vitatest Drs. Rosler GbR<br />
Am Weißen Haus 10<br />
97772 Wildflecken<br />
Tel.: 0 97 45 / 91 91 17<br />
Fax: 0 97 45 / 91 91 91<br />
E-Mail: schnei<strong>der</strong>@vitatest.de<br />
Bei parasitologischen Stuhluntersuchungen im Fachlabor Vitatest<br />
ist Blastocystis ssp. <strong>der</strong> am häufigsten mikroskopisch nachgewiesene<br />
Erreger. Im Jahr 2010 wurde bei 1298 parasitologischen<br />
Stuhluntersuchungen <strong>in</strong> 164 Proben (12,6%) Blastocystis<br />
ssp. nachgewiesen (siehe Tabelle 1). Die Stuhlproben stammen<br />
zum überwiegenden Teil von ambulanten Patienten mit chronischen<br />
Magen-Darm-Beschwerden.<br />
Rückfragen <strong>der</strong> Therapeuten nach Befundübermittlung verdeutlichten,<br />
dass über Blastocystis ssp. <strong>in</strong> gängigen Fachbüchern<br />
kaum Angaben zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d und dass Pathogenität und Therapiebedürftigkeit<br />
kontrovers <strong>di</strong>skutiert werden. Diese Informationslücken<br />
sowie Erkenntnisse <strong>der</strong> letzten Jahre s<strong>in</strong>d Anlass, den<br />
gegenwärtigen Stand des Wissens zusammenzutragen.<br />
Tab. 1: Ergebnisse parasitologischer Stuhl<strong>di</strong>agnostik Vitatest 2010<br />
Monat Untersuchungen<br />
Anzahl n<br />
Parasiten nachgewiesen<br />
(<strong>in</strong>kl. Blastocystis)<br />
Blastocystis ssp.<br />
nachgewiesen<br />
n % n %<br />
Januar 79 19 24,1 17 21,5<br />
Februar 100 18 18,0 18 18,0<br />
März 112 14 12,5 14 12,5<br />
April 76 12 15,8 10 13,2<br />
Mai 77 10 13,0 9 11,7<br />
Juni 114 21 18,4 17 14,9<br />
Juli 114 18 15,8 16 14,0<br />
August 87 15 17,2 12 13,8<br />
Sept. 132 27 20,0 22 16,7<br />
Oktober 133 15 11,3 12 9,0<br />
Nov. 128 9 7,0 8 6,3<br />
Dez. 146 11 7,5 9 6,2<br />
gesamt 1298 189 14,6 164 12,6<br />
Vorkommen und Taxonomie<br />
Blastocystis kommt weltweit bei Mensch und Tier (z.B. Affe,<br />
Schwe<strong>in</strong>, Huhn, Hund, Katze, Nager, Reptilien, Fisch, Schabe) vor.<br />
In vielen Arbeiten wird <strong>der</strong> Keim als Protozoe, Flagellat, Amoebe,<br />
Hefe o<strong>der</strong> Sporozoon (fehl-?)klassifiziert. Seit 1996 ordnen<br />
phylogenetische Analysen <strong>der</strong> ribosomalen RNS Blastocystis<br />
taxonomisch <strong>der</strong> heterogenen Gruppe <strong>der</strong> „Stramenopile“ zu<br />
(113). An<strong>der</strong>e Stramenopiles s<strong>in</strong>d Braunalgen, Kieselalgen sowie<br />
<strong>di</strong>e Erreger von „Mehltau“ o<strong>der</strong> „Plötzlichem Eichensterben“. Die<br />
20 2/2011
2/2011<br />
Orig<strong>in</strong>alia<br />
Stellung von Blastocystis <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Stramenopiles ist noch<br />
unklar. Blastocystis ist <strong>der</strong> erste humanpathogene Stramenopile.<br />
Blastocysten besitzen Mitochondrien bzw. „mitochondrion-like<br />
organelles“ mit tubulären Cristae, <strong>der</strong>en Funktion wegen ihres<br />
anaeroben Stoffwechsels unklar ist. Der Nachweis verschiedener<br />
NADH- Dehydrogenasen sowie das Fehlen von Cytochrom- und<br />
ATPase-Untere<strong>in</strong>heiten deuten an<strong>der</strong>e Stoffwechselwege <strong>in</strong> den<br />
Mitochondrien an (138). Elektronenmikroskopische Aufnahmen<br />
zeigen, dass <strong>di</strong>e Zellwand von e<strong>in</strong>er fibrillären Schicht umgeben<br />
ist (160,164); hier wird sekundäre Rückbildung von Geißeln und<br />
Wimpern vermutet (113).<br />
Zahlreiche Versuche wurden unternommen, Blastocystis<br />
durch Prote<strong>in</strong>-Profile (9, 44, 24, 71, 76), Zytochemie (68, 142,<br />
151, 153), Genanalytik (9, 12, 19, 21, 49, 50, 89, 151), Serologie (9,<br />
24, 173) und/o<strong>der</strong> Elektronen-Mikroskopie <strong>der</strong> Zell- und Oberflächen-Strukturen<br />
(16, 21, 22, 152, 159, 163, 165) zu charakterisieren.<br />
Dabei gelang es, Blastocysten <strong>in</strong> verschiedenen <strong>Med</strong>ien<br />
zu kultivieren (23, 34, 114, 120, 122, 129, 132, 133, 134, 140, 168,<br />
171). Alle Untersucher kamen zu dem Ergebnis, dass es sich um<br />
e<strong>in</strong>e polytypische Spezies handelt, <strong>di</strong>e eventuell <strong>in</strong> Subspezies<br />
unterteilt werden sollte. Die meisten Stu<strong>di</strong>en konnten ke<strong>in</strong>en<br />
Zusammenhang zwischen Typen bzw. Formen und Pathogenität<br />
f<strong>in</strong>den.<br />
Noch vor e<strong>in</strong>igen Jahren glaubte man, dass e<strong>in</strong>e Art den<br />
Menschen und an<strong>der</strong>e Arten Tiere <strong>in</strong>fizieren würden. Man nannte<br />
deshalb <strong>di</strong>e den Menschen <strong>in</strong>fizierenden Blastocysten Blastocystis<br />
hom<strong>in</strong>is und benannte an<strong>der</strong>e Arten nach dem Vorkommen<br />
bei Tieren z.B. Blastocystis ratti <strong>der</strong> Ratte. Genanalysen zeigen,<br />
dass Blastocystis hom<strong>in</strong>is als e<strong>in</strong>heitliche Art nicht existiert und<br />
dass 9 Subtypen den Menschen <strong>in</strong>fizieren können, e<strong>in</strong>geschlossen<br />
<strong>di</strong>e Art, <strong>di</strong>e man früher als Blastocystis ratti bezeichnete. Deshalb<br />
wurde 2007 vorgeschlagen den Term<strong>in</strong>us Blastocystis ssp.<br />
Anstelle <strong>der</strong> bisherigen Bezeichnung zu verwenden (176, 177).<br />
Morphologie<br />
Von Blastocystis s<strong>in</strong>d vier morphologisch unterschiedliche Formen<br />
beschrieben: <strong>di</strong>e vakuoläre, granuläre, amöboide und cystische<br />
Form. Vakuoläre Form ist <strong>di</strong>e häufigste Form <strong>in</strong> Kulturen und<br />
wird oft zur Identifikation genutzt. Die Größe variiert zwischen<br />
2-200 μm. Typisch ist e<strong>in</strong>e große zentrale Vakuole umgeben von<br />
e<strong>in</strong>em dünnen Cytoplasma-Saum. Die granuläre Form ähnelt <strong>der</strong><br />
vakuolären, enthält jedoch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vakuole und/o<strong>der</strong> im Cytoplasma<br />
Granula. Zystische Formen s<strong>in</strong>d rund o<strong>der</strong> ovoid, verschieden<br />
groß (6-7 μm, z.T. 4-10 μm, vere<strong>in</strong>zelt 2-18 μm), haben e<strong>in</strong>e relativ<br />
<strong>di</strong>cke Wand (oft mit Granula im Inneren), enthalten 1-4 Zellkerne<br />
und z.T. bis 6 verschieden große Vakuolen (84, 126). Amöboide<br />
Formen von Blastocysten s<strong>in</strong>d unbeweglich und stark adhäsiv.<br />
E<strong>in</strong>e Stu<strong>di</strong>e (133) berichtet, dass amöboide Formen nur <strong>in</strong> Kulturen<br />
symptomatischer In<strong>di</strong>viduen gebildet werden, während<br />
asymatomatische In<strong>di</strong>viduen nur vakuoläre Formen bilden.<br />
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Abb. 1: 4 bekannte Formen von Blastocystis ssp. (wikipe<strong>di</strong>a/Blastocystis/12/2010)<br />
Epidemiologie<br />
Die meisten Autoren postulieren den fäkal-oralen Infektionsweg<br />
bzw. haben ihn experimentell bestätigt (72, 85, 92, 93, 96,<br />
120). Für das Vorliegen e<strong>in</strong>er Zoonose sprechen morphologische<br />
und molekularbiologische Ähnlichkeiten von bei Tier und<br />
Mensch gefundenen Blastozysten (107, 153) sowie e<strong>in</strong> hoher<br />
Durchseuchungsgrad bei Viehhändlern (63, 104, 106). Menschzu-Mensch-Übertragung<br />
von Blastocystis ist bisher kaum beschrieben<br />
(62). Le<strong>di</strong>glich bei Intensivpatienten und <strong>der</strong>en Pflegern<br />
wird auf Grund von Genotypisierungen auf <strong>di</strong>e Möglichkeit<br />
<strong>di</strong>eses Übertragungsweges h<strong>in</strong>gewiesen (172). Als Haupt<strong>in</strong>fektionsquelle<br />
wird kontam<strong>in</strong>iertes (Quell-) Wasser beschrieben<br />
(92, 93, 96). Blastocystis-Zysten überleben <strong>in</strong> Wasser 19 Tage (84)<br />
und werden durch Chlorierung von Tr<strong>in</strong>kwasser nicht abgetötet<br />
(62, 169), während extreme Kälte bzw. Wärme und gebräuchliche<br />
Des<strong>in</strong>fektionsmittel zum raschen Absterben führen (84).<br />
Als <strong>in</strong>fektionsbegünstigend s<strong>in</strong>d, auch im Zusammenhang mit<br />
Reiseanamnese (96, 99), schlechte Wasserhygiene und Mängel<br />
im Klärschlamm- und Abfallbeseitigungssystem zu sehen (7, 14,<br />
91). In schlechten Hygienebed<strong>in</strong>gungen sowie dem fäkal-oralen<br />
Infektionsweg liegt vermutlich auch <strong>di</strong>e Hauptursache für den,<br />
bei Blastocystis häufig beobachteten, Nachweis zusammen mit<br />
an<strong>der</strong>en darmpathogenen Erregern (1, 3, 4, 7).<br />
Man vermutet, dass nach oraler Aufnahme <strong>der</strong> Zystenform<br />
im Körper e<strong>in</strong> Zyklus abläuft, bei dem <strong>di</strong>e verschiedenen morphologischen<br />
Formen gebildet werden. Der Erreger kolonisiert<br />
im Colon und verursacht lokale Entzündung, <strong>di</strong>e sich <strong>in</strong> Darmbiopsien<br />
oft als Mukosaödeme mit lympho-plasmazellulären Infiltraten<br />
zeigen (109). Mit den Faeces werden dann wie<strong>der</strong>um Zystenformen<br />
ausgeschieden, <strong>di</strong>e auf faecal-oralem Weg Mensch<br />
o<strong>der</strong> Tier <strong>in</strong>fizieren können.<br />
21
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Abb. 2: Vermuteter Lebenszyklus von Blastocystis nach [130]<br />
In <strong>di</strong>esem angenommenen Lebenszyklus werden avakuoläre<br />
und multivakuoläre Formen nicht erwähnt (130), während<br />
an<strong>der</strong>e Untersucher sie e<strong>in</strong>beziehen (123). Man nimmt z.T. an,<br />
dass vakuoläre Formen nur <strong>in</strong> Kulturen vorkommen (120). Diese<br />
unterschiedlichen Vermutungen zeigen <strong>di</strong>e gegenwärtigen<br />
grundlegenden Wissenslücken zur <strong>Bio</strong>logie von Blastocystis.<br />
Kenntnis <strong>der</strong> <strong>Bio</strong>logie ist jedoch nötig, um bessere <strong>di</strong>agnostische<br />
Methoden zu entwickeln und um Aussagen zu Phänotyp, Genotyp<br />
bzw. Pathogenität zu machen (120). Im Tierversuch zeigten<br />
Ratten nach oraler Gabe von vakuolisierten Zysten ke<strong>in</strong>e Infektion<br />
(129). Mäuse <strong>in</strong>fizierten sich nach oraler Aufnahme von fäkalen<br />
Zysten, während <strong>di</strong>e <strong>in</strong>tracaecale Gabe von Zysten aus Invitro-Kulturen<br />
nicht zur Infektion führte. Die Infektion verlief für<br />
Tab. 2: An<strong>der</strong>e Stuhlparameter <strong>in</strong> Blastocystis positiven Proben (n= 164)<br />
Ergebnisse Labor Vitatest 2010<br />
Parameter Anzahl Normwerte verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te Werte erhöhte Werte<br />
Untersuchungen<br />
Anzahl Anteil % Anzahl Anteil % Anzahl Anteil %<br />
sekretorisches IgA<br />
gesamt<br />
37 4 11 30 81 3 8<br />
sekretorisches IgA1 54 12 22 42 78 0 0<br />
sekretorisches IgA2 54 30 56 12 22 12 22<br />
Defens<strong>in</strong> 68 24 36 17 25 27 40<br />
Histam<strong>in</strong> 93 47 50 46 50<br />
Seroton<strong>in</strong> 38 11 29 9 32 18 47<br />
Calprotect<strong>in</strong> 38 35 92 3 8<br />
CRP 32 14 44 18 56<br />
Anti- Gliad<strong>in</strong> IgA 50 13 26 37 74<br />
Pankr. Elastase1 96 60 61 38 40<br />
M2PK 16 10 63 6 37<br />
enterales IgE 19 16 84 3 16<br />
enterales IgG 19 17 90 2 10<br />
Orig<strong>in</strong>alia<br />
Mäuse selbst limitiernd. Im Caecum fand man vakuoläre und granuläre<br />
Formen, im Colon nur <strong>di</strong>e Zysten-Form. Die Histologie von<br />
Caecum und Colon zeigte <strong>in</strong>tensiv-entzündliche Zell<strong>in</strong>filtrate,<br />
ödematisierte Lam<strong>in</strong>a propria und Schleimhautläsionen (85). Endoskopisch-<br />
histologische Untersuchungen <strong>der</strong> Colonschleimhaut<br />
von natürlich <strong>in</strong>fizierten Patienten mit gastro<strong>in</strong>test<strong>in</strong>alen<br />
Symptomen ergaben ke<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>weise auf Entzündungsvorgänge,<br />
<strong>di</strong>e Darmpermeabilität war jedoch signifikant herabgesetzt<br />
(175). Über <strong>di</strong>e Invasivität <strong>der</strong> Blastocystis-Infektionen gibt es<br />
unterschiedliche Berichte: (52, 85, 175) berichten über nicht-<strong>in</strong>vasiven<br />
Verlauf, während (73) und (2) beim Menschen und (178)<br />
beim Tier <strong>in</strong>vasive Verläufe beobachteten. Auf Zellkulturen s<strong>in</strong>d<br />
zytopathogene Effekte nachweisbar (9, 143). Die Infektion löst<br />
<strong>di</strong>e Bildung spezifischer Antikörper, beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> IgG-Fraktion,<br />
aus (9, 24, 173). Blastocystis provoziert <strong>in</strong> menschlichen Colonzellen<br />
<strong>di</strong>e Bildung von Interleuk<strong>in</strong> 8, dass bei rheumatoi<strong>der</strong> Arthritis<br />
e<strong>in</strong> Rolle spielt (179). Blastocystis setzt <strong>di</strong>e Sekretion von<br />
sIgA <strong>in</strong>s Darmlumen herab (180) und <strong>in</strong>duziert <strong>di</strong>e Apoptose<br />
von Darmzellen (113). Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te sIgA-Werte <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />
mit Blastocystis-Infektio nen konnten auch wir nachweisen. Bei<br />
91 <strong>der</strong> 164 Blastocysten-positiven Stuhlproben bestimmten wir<br />
parallel sIgA (37x) bzw. sIgA1 und sIgA2 (54x). In 81 % (sIgA), 78 %<br />
(sIgA1) bzw. 22 % (sIgA2) <strong>der</strong> Proben war das sekretorische Immunglobul<strong>in</strong><br />
A verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t und <strong>in</strong> 11 %, 22 % bzw. 56 % normwertig<br />
(vgl. Tabelle 2).<br />
Untersuchungen zur Infektion mit Entamoeba histolytica<br />
zeigten erhöhte Seroton<strong>in</strong>-Werte im Serum Infizierter (181). Auf<br />
Grund <strong>der</strong> Ähnlichkeit von Symptomen e<strong>in</strong>er Blastocystis-Infektion<br />
mit <strong>der</strong> Rolle von Seroton<strong>in</strong> im Körper wird angenommen,<br />
dass bei Blastocystis ähnliche Mechanismen wie bei Entamoeba<br />
histolytica vorhanden seien könnten (181). Unsere Untersuchungen<br />
von Seroton<strong>in</strong> <strong>in</strong> 38 <strong>der</strong> 164 Blastocysten-positiven Stuhlproben<br />
zeigten <strong>in</strong> 18 Proben (47 %) e<strong>in</strong>en erhöhten Seroton<strong>in</strong>-<br />
Wert (vgl. Tabelle 2).<br />
Gemäß unseren Befunden zeichnet sich ab, dass Blastocys-<br />
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2/2011<br />
Orig<strong>in</strong>alia<br />
tis-Infektionen außerdem überproportional häufig mit erhöhten<br />
CRP-Werten (Entzündung), verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ter Pankreaselastase (Pathogenese?)<br />
und erhöhtem Anti-Gliad<strong>in</strong>-IgA vergesellschaftet<br />
s<strong>in</strong>d. Der Parameter Anti-Gliad<strong>in</strong>-IgA im Stuhl hat nach unserer<br />
Erfahrung ke<strong>in</strong>e gute Spezifität für Gluten-Enteropathie (Zöliakie,<br />
Sprue), son<strong>der</strong>n kann bei Darmentzündungen unterschiedlicher<br />
Genese erhöht se<strong>in</strong>. Ob Beziehungen zwischen Blastocystis-<br />
Infektionen und Gluten-Enteropathien bzw. -Unverträglichkeit<br />
bestehen, wurde weitergehend nicht untersucht.<br />
Zur Prävalenz <strong>in</strong> verschiedenen Bevölkerungsgruppen und<br />
geografischen Regionen gibt es weltweit zahlreiche Mitteilungen.<br />
E<strong>in</strong>ige Autoren berichten über höhere Nachweisraten bei<br />
Immunsupprimierten im Vergleich zu Immunkompetenten,<br />
an<strong>der</strong>e bestätigen <strong>di</strong>ese Unterschiede nicht. So schwanken beispielsweise<br />
<strong>di</strong>e Angaben zur Prävalenzrate bei HIV-Infizierten<br />
von 0,5 % <strong>in</strong> Brasilien (27) und 2,4 % <strong>in</strong> den USA (78) bis zu 38 %<br />
<strong>in</strong> Norddeutschland (1) und 51,8 % <strong>in</strong> Argent<strong>in</strong>ien (79). Am s<strong>in</strong>nvollsten<br />
lassen sich u.E. <strong>di</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur angegebenen unterschiedlichen<br />
Prävalenzraten mit dem Hygieneniveau, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
<strong>der</strong> Wasserhygiene und <strong>der</strong> Hygiene bei Tierkontakten, <strong>der</strong><br />
jeweiligen Regionen und Bevölkerungsgruppen erklären. So waren<br />
<strong>in</strong> Japan 0,5 % Japaner und 7,4 % Nicht-Japaner mit Blastocystis<br />
<strong>in</strong>fiziert (52); hospitalisierte K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> Malaysia und S<strong>in</strong>gapore<br />
zu 4 % (116, 80); hospitalisierte K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt Pittsburg (USA)<br />
zu 3 % (96) und <strong>in</strong> Kanada zu 13 % (59). Dem gegenüber stehen<br />
Infektionshäufigkeiten von 36 % (Nepal, 113), 41 % (Viehhändler<br />
Malaysia, 104), 60 % (ländliche Regionen Indonesiens, 101) o<strong>der</strong><br />
43 % (K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> Argent<strong>in</strong>ien, 14), 42 % (Krankenhaus Venezuela,<br />
31), 38 % (Farmbewohner Brasilien, 63), 64 % (Schulk<strong>in</strong><strong>der</strong> ländliche<br />
Region Chile, 91) bis zu 71 % (Vorschulk<strong>in</strong><strong>der</strong> Venezuela,<br />
33). Blastocysten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Entwicklungslän<strong>der</strong>n häufiger als <strong>in</strong> Industrielän<strong>der</strong>n<br />
nachweisbar, verlaufen jedoch <strong>in</strong> Industielän<strong>der</strong>n<br />
öfter symptomatisch (137, 182, 136).<br />
In Europa werden meist Nachweisraten um 15 % genannt<br />
(Italien, 20; Frankreich, 57; Spanien, 77; Deutschland, 56). Die<br />
meisten Befunde <strong>der</strong> letztgenannten Län<strong>der</strong>n stammen von<br />
Patienten mit Diarrhoe, Reiserückkehrern und Patienten mit<br />
unspezifischen, meist chronischen Gastro<strong>in</strong>test<strong>in</strong>albeschwerden.<br />
Unsere Untersuchungen bestätigen <strong>di</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur beschriebenen<br />
Prävalenzen. In den Jahren 1999/2000 wiesen wir<br />
Blastocystis ssp. <strong>in</strong> 11,5 %, 2010 <strong>in</strong> 12,6 % <strong>der</strong> untersuchten Stuhl-<br />
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Proben nach. Co<strong>in</strong>fektionen mit an<strong>der</strong>en Parasiten fanden wir zu<br />
5 % (8x). Co<strong>in</strong>fektionen mit enteropathogenen Bakterien, Viren<br />
bzw. Helicobacter wurden vere<strong>in</strong>zelt gefunden, ger<strong>in</strong>ge Untersuchungszahlen<br />
lassen jedoch ke<strong>in</strong>e statistischen Aussagen zu.<br />
Nachweis<br />
Tab. 3: Zusammenfassung <strong>der</strong> beschriebenen Formen verschiedener Blastocystis-Formen [nach (123)]<br />
Form Größe (μm) Herkunft Zentral-Vakuole Äußere Hülle Anzahl <strong>der</strong><br />
Zellkerne<br />
vakuolär 2-
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
vere<strong>in</strong>zelt 2-18 µm) groß, enthalten 1-4 Zellkerne und z.T. bis 6<br />
verschieden große Vakuolen (84, 126).<br />
Da Blastocystis-Zysten mit dem Stuhl unregelmäßig ausgeschieden<br />
werden (140, eigene Untersuchungen), empfehlen wir,<br />
3 Stuhlproben <strong>in</strong>nerhalb von 8-12 Tagen zu untersuchen.<br />
Pathogenität<br />
Bis zur Mitte <strong>der</strong> 1990er Jahre wurde Blastocystis meist als nicht<br />
pathogen angesehen. In neueren Veröffentlichungen wird<br />
Blastocystis von den meisten Autoren als darmpathogen beschrieben<br />
(189, 190). Nicht bei allen Infizierten treten kl<strong>in</strong>ische<br />
Symptome auf. In Deutschland wird geschätzt, dass bei 1-2 Dritteln<br />
<strong>der</strong> Infizierten Symptome auftreten (62). Beson<strong>der</strong>s häufig<br />
werden Assoziationen zu Auslandsreisen festgestellt (57, 124,<br />
52). Dabei wird Blastocystis bei ca. 11 % deutscher Reiserückkehrer<br />
als alle<strong>in</strong>iger Erreger <strong>der</strong> Reise<strong>di</strong>arrhoe gefunden (56). Als<br />
Inkuba tionszeit werden 3- 10 Tage, z.T. Wochen o<strong>der</strong> Monate angegeben<br />
(18). In e<strong>in</strong>em Krankenhaus <strong>in</strong> den USA traten bei mit<br />
Blastocystis <strong>in</strong>fizierten K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> 85 % <strong>der</strong> Fälle gastro<strong>in</strong>test<strong>in</strong>ale<br />
Symptome auf (96). Es wird e<strong>in</strong>e ausbruchartige Erkrankung<br />
bei Vorschulk<strong>in</strong><strong>der</strong>n beschrieben (92). Patienten mit Reizdarm-<br />
Syndrom s<strong>in</strong>d signifikant häufiger mit Blastocysten <strong>in</strong>fiziert als<br />
Gesunde (146, 54, 191,192). Auch über Ko<strong>in</strong>zidenzen von Blastocystis-Infektionen<br />
und entzündlichen Darmerkrankungen wird<br />
berichtet (193, 194, 195).<br />
Kl<strong>in</strong>ik<br />
Die kl<strong>in</strong>ischen Symptome s<strong>in</strong>d verschieden stark ausgeprägt und<br />
meist unspezifisch. E<strong>in</strong>ige Autoren nehmen <strong>di</strong>e überwiegend<br />
asymptomatische Besiedlung des Darmes an (7, 8, 57, 113) o<strong>der</strong><br />
beobachteten das Auftreten kl<strong>in</strong>ischer Symptome <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />
mit Immunschwäche (28), vorangegangenen Tropenreisen (29)<br />
o<strong>der</strong> schneller Proliferation des Parasiten (57). Die Mehrzahl<br />
<strong>der</strong> Autoren beschreibt das Auftreten von Symptomen neben<br />
asymptomatischen o<strong>der</strong> subkl<strong>in</strong>ischen Verlaufsformen und sieht<br />
Blastocystis als fakultativ darmpathogen an. Am häufigsten<br />
tritt Diarrhoe verschiedener Verlaufformen auf (5, 15, 18, 20, 31,<br />
32, 35, 38, 45, 66, 67, 71, 72, 77, 78, 87, 92, 93, 170). Meist werden<br />
chronisch-rezi<strong>di</strong>vierende Durchfälle z.T. im Wechsel mit Obstipation<br />
beschrieben. Vorrangig im Zusammenhang mit Reiseanamnese,<br />
bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n o<strong>der</strong> bei Immunsuppression treten auch akute<br />
wässrige Diarrhöen auf (5, 67, 77, 96). Begleitsymptome s<strong>in</strong>d i.d.R.<br />
unspezifische Bauchschmerzen, Mü<strong>di</strong>gkeit, Appetitlosigkeit und<br />
Meteorismus. Diese Angaben zur Kl<strong>in</strong>ik decken sich weitestgehend<br />
mit den Vorberichten unserer Therapeuten. Daneben kommen<br />
vere<strong>in</strong>zelt schwerere Verlaufsformen vor. Genannt werden:<br />
hämorrhagische Enteritis (2, 20, 43, 148), rektale Blutungen (5),<br />
Urtikaria (6), Peritonitis (10), Darmverschluß (51), reaktive Arthritis<br />
(65) und Generalisierung mit Pneumonie und Arthritis (74).<br />
Therapie<br />
Orig<strong>in</strong>alia<br />
Die Therapiebedürftigkeit e<strong>in</strong>er Blastocystis-Infektion wird wegen<br />
oft asymptomatischem Verlauf, selbstlimitieren<strong>der</strong> Diarrhoen<br />
und selbstlimitieren<strong>der</strong> Darm<strong>in</strong>fektionen (nach unseren<br />
Ergebnissen selten!) kontrovers <strong>di</strong>skutiert. Nach unseren Erfahrungen,<br />
<strong>di</strong>e mit den Angaben aus <strong>der</strong> Literatur übere<strong>in</strong>stimmen,<br />
sollten Patienten mit Nachweis von Blastocystis im Stuhl<br />
und persistierenden Symptomen, nach Ausschluss an<strong>der</strong>er<br />
Ursachen, therapiert werden (1, 75).<br />
Zur Therapie werden beschrieben:<br />
Imidazole: T<strong>in</strong>idazol z.B. „Simplotan“ (62, eigene Erfahrungen),<br />
Ketaconazol (11), Metronidazol z.B. „Aril<strong>in</strong>“, „Clont“, „Flagyl“<br />
(5, 62, 65, 74, 170, eigene Erfahrungen,11) o<strong>der</strong> Nitroimidazol<br />
(57),<br />
Jodoqu<strong>in</strong>ol („Yodox<strong>in</strong>“) (11),<br />
Sulfonamide, (Co-Trimoxazol z.B. „Bactrim“ (62, 97, 110),<br />
Furazolidon („Furoxone“, „Nifolidon“) (11),<br />
Paromomyc<strong>in</strong> z.B. „Humat<strong>in</strong>“, „Gabbroral“ (6, 43, eigene Erfahrungen)<br />
o<strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>e Antibiotika bzw. Antibiotika-Komb<strong>in</strong>ationen (z.B. Rifaxim<strong>in</strong>,<br />
3; Nitazoxanid, Ciprofloxac<strong>in</strong>+ Metronidazol, Doxicycl<strong>in</strong>+<br />
Paromomyc<strong>in</strong>, Rifaximid+ Nitazoxanid) (3, 11) empfohlen.<br />
Metronidazol ist das am häufigsten beschriebene Therapeutikum.<br />
Bei E<strong>in</strong>satz von Metronidazol ist mit ca. 30 % Therapieversagern<br />
zu rechnen (62). Metronidazol-Resistenz wurde durch<br />
In-vitro-Versuche (167) bestätigt und es wurden Unterschiede <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> geografischen Verteilung ermittelt (48). T<strong>in</strong>idazol wirkt ähnlich<br />
wie Metronidazol, ist aber oft besser verträglich (57, eigene<br />
Erfahrungen). Besser wirksam, gemessen an weniger Therapieversagern<br />
und Rezi<strong>di</strong>ven, ist Paramomyc<strong>in</strong> (6, 43, eigene Erfahrungen).<br />
Im Rahmen <strong>der</strong> Tra<strong>di</strong>tionellen Ch<strong>in</strong>esischen <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong> gibt es<br />
e<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>weis auf <strong>di</strong>e 10- bzw. 50-fach höhere Wirksamkeit im<br />
Vergleich zu Metronidazol bei Rohextrakten aus Coptis ch<strong>in</strong>ensis<br />
bzw. Brucea javanica (147), ohne dass uns kl<strong>in</strong>ische Erfahrungen<br />
bekannt s<strong>in</strong>d. Auch <strong>di</strong>e Anwendung folgen<strong>der</strong> 13 Pflanzenextrakte<br />
nache<strong>in</strong>an<strong>der</strong> für jeweils 4-5 Tage wird beschrieben: Schwarze<br />
Walnuss (300 mg), Wermut (500 mg), Nelken (300 mg), Oregano-<br />
Öl (5 Tropfen), Bitterholz (Quassi amara, 200 mg), Enzian (100<br />
mg), Coptis Ch<strong>in</strong>ensis Extrakt (10:1, 100 mg), Forsythia suspense<br />
Extrakt (20:1, 50 mg), Lonicera japonica Extrakt (7:1, 150 mg),<br />
Knoblauch Extrakt (Allic<strong>in</strong> 13 mg/g; 200 mg), Echtes Myrrhen-<br />
Pulver (200 mg), Ech<strong>in</strong>acea angustifolia (4 % phenolics, 250 mg)<br />
sowie Citrus <strong>Bio</strong>flavonoid Komplex 40 % (200 mg) ergänzt mit<br />
Z<strong>in</strong>k-Citrat (10 mg), Vitam<strong>in</strong> A (10 000 IE) und Vitam<strong>in</strong> C (500 mg)<br />
(111).<br />
Wir empfehlen „Paracid“ (Vitasan, 3x2 Kapseln täglich über 7<br />
Tage), welches 7 Pflanzenextrakte und Propolis enthält.<br />
Die Literaturliste kann bei den Autoren angefor<strong>der</strong>t werden.<br />
24 2/2011
2/2011<br />
Orig<strong>in</strong>alia<br />
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Mamma-Elastographie und Hochfrequenz-<br />
Ultraschall-CT<br />
Zwei strahlenfreie komplementäre Verfahren<br />
claus scHulte-ueBB<strong>in</strong>G<br />
Zusammenfassung<br />
Die Mamma-Elastographie ist als Ergänzung und<br />
Weiterentwicklung des Hochfrequenz-Mamma-<br />
Ultra schalls e<strong>in</strong> mo<strong>der</strong>nes standar<strong>di</strong>siertes Komplementär-Verfahren,<br />
das sich <strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
ergänzenden Differential<strong>di</strong>agnose von benignen<br />
und malignen Herden bewährt hat: Cysten, Fibroadenome,<br />
Lipome, Intraduktale Karz<strong>in</strong>ome, Lobuläre<br />
Karz<strong>in</strong>ome etc.<br />
Vor allem bei sehr <strong>di</strong>chtem Brustdrüsengewebe (ACR<br />
Grad 3 und Grad 4), wo <strong>der</strong> Mammographie-Befund<br />
oft nur e<strong>in</strong>geschränkt beurteilbar ist, sowie bei allen<br />
(potentiell) pathologischen Hochfrequenz-Mamma-<br />
Sonographie-Befunden, vor allem BIRADS III, IV und V,<br />
hat sich <strong>di</strong>e Elastographie neben dem 3D-Hoch-<br />
frequenz-Ultraschall-CT bewährt.<br />
Gerade bei auffälligen Herden kann <strong>der</strong> Elastographie-Befund<br />
<strong>in</strong> Größe und Struktur vom Hochfrequenz-Mamma-Sonographie-Befund<br />
abweichen. Im<br />
Falle von Malignomen, <strong>di</strong>e operiert werden müssen,<br />
zeigt <strong>di</strong>e Histologie häufig, dass <strong>di</strong>e Größe des Herdes<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Elastographie erstaunlich gut <strong>der</strong> postoperativ<br />
ermittelten Größe entspricht.<br />
Die Elastographie kann ke<strong>in</strong>esfalls <strong>di</strong>e gemäß S-3-<br />
Leitl<strong>in</strong>ien standar<strong>di</strong>sierten Diagnostik-Verfahren ersetzen,<br />
son<strong>der</strong>n <strong>di</strong>ese le<strong>di</strong>glich s<strong>in</strong>nvoll ergänzen.<br />
Schlüsselwörter: Elastographie, Mamma-Elastographie,<br />
Brustkrebs, Brustkrebs-Früherkennung, Ultraschall-CT,<br />
Infrarot-Ra<strong>di</strong>ographie, Mammagraphie,<br />
Mamma-Diagnostik, strahlenfrei<br />
Autor<br />
Praxis Prof. Dr. Schulte-Uebb<strong>in</strong>g<br />
Gynäkologie, Endokr<strong>in</strong>ologie, Onkologie, Immunologie,<br />
Toxikologie, Ultraschall CT, Privatlabor<br />
We<strong>in</strong>str. 7 A<br />
D–80333 München<br />
Tel.: 089 / 29 96 55, Fax: 089 /29 96 72<br />
E-Mail: dr-schulte-uebb<strong>in</strong>g@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />
E<strong>in</strong>führung<br />
Für <strong>di</strong>e Diagnostik und Therapie von Brustkrebs gibt es <strong>in</strong>ternationale<br />
Standards mit Leitl<strong>in</strong>ien, nach denen wir uns richten. Die<br />
Brustkrebs-Früherkennung hat sich <strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten,<br />
auch Dank <strong>der</strong> Mammographie-Reihenuntersuchungen, verbessert.<br />
Dennoch s<strong>in</strong>d sich alle Expert(<strong>in</strong>n)en e<strong>in</strong>ig, dass <strong>di</strong>e Ergebnisse<br />
noch verbessert werden können, u.a. auch durch entsprechende<br />
komplementäre Verfahren.<br />
Technische Diagnoseverfahren<br />
Wir empfehlen – Leit l<strong>in</strong>ien-gemäß – das Mammographie-Screen<strong>in</strong>g<br />
zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr, alle 2 Jahre. Die Evaluierung<br />
erfolgt nach BIRADS (I, II, III, IV, V) von zwei unabhängige<br />
Ärzt(<strong>in</strong>n)e(n). Die (Röntgen-) Mammographie hat zur Brustkrebs-<br />
Früh<strong>di</strong>agnose nach wie vor den wichtigsten Stellenwert.<br />
Gerade bei jungen Frauen und bei Frauen mit sehr <strong>di</strong>chter<br />
Brust stößt <strong>di</strong>e Mammographie lei<strong>der</strong> oft an ihre Grenzen. Daher<br />
setzen wir neben <strong>der</strong> Mammographie auch e<strong>in</strong> Hochfreqenz-<br />
Ultraschall-CT, <strong>di</strong>e Infrarot-Mamma-Ra<strong>di</strong>ographie „Mammovision“<br />
und neuerd<strong>in</strong>gs auch <strong>di</strong>e sogenannte „Mamma-Elastographie“<br />
e<strong>in</strong>.<br />
Mammographie,<br />
Infrarot-Thermographie,<br />
3D-Ultraschall<br />
25
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Die Mamma-Elastographie<br />
Was ist Mamma-Elastographie?<br />
Die Mamma-Elastographie ist e<strong>in</strong>e Ergänzung und Weiterentwicklung<br />
des Hochfrequenz-Mamma-Ultraschalls, wie er bei uns<br />
schon seit vielen Jahren standardmäßig <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mamma-Diagnostik<br />
e<strong>in</strong>gesetzt wird. Mittels <strong>der</strong> Mamma-Elastographie entsteht<br />
e<strong>in</strong> sogenanntes „Mamma-Elastogramm“, das dann Rückschlüsse<br />
auf <strong>di</strong>e Beschaffenheit von auffälligen Mamma-Befunden und<br />
-Herden zulässt.<br />
Die Mamma-Elastographie geht ursprünglich auf <strong>di</strong>e manuelle<br />
Palpation <strong>der</strong> Mamma durch <strong>di</strong>e Hand des Untersuchers<br />
zurück. Sie wurde schon Anfang <strong>der</strong> 1990er-Jahre entwickelt,<br />
mehrfach verbessert und mittlerweile so optimiert, dass wir sie<br />
jetzt auch kl<strong>in</strong>isch e<strong>in</strong>gesetzen können, vor allem <strong>in</strong> <strong>der</strong> Differenzial<strong>di</strong>agnose<br />
von auffälligen Mamma-Befunden und -Herden.<br />
Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Hochfrequenz-Mamma-Elastographie<br />
Analog zur manuellen Palpation nutzt <strong>di</strong>e Elastographie <strong>di</strong>e Tatsache,<br />
dass Tumorgewebe häufig fester, <strong>der</strong>ber, unelastischer<br />
o<strong>der</strong> (partiell) <strong>in</strong>homogen unelastischer ist als gesundes Gewebe<br />
ist. Die Kompressions-Eigenschaften s<strong>in</strong>d gegenüber dem umgebenden<br />
Gewebe verän<strong>der</strong>t.<br />
Mittels <strong>der</strong> Elastographie können <strong>di</strong>e visko-elastischen Eigenschaften<br />
des Gewebes sichtbar gemacht werden. Der Untersucher<br />
übt während <strong>der</strong> Ultraschalluntersuchung von außen mit<br />
dem Ultraschallkopf e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>gen Druck auf das Organ aus.<br />
Die Elastographie kann Unterschiede <strong>der</strong> Elastizität im Gewebe<br />
sichtbar machen.<br />
E<strong>in</strong>e spezielle Software wertet kle<strong>in</strong>ste Verschiebungen<br />
zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Bil<strong>der</strong>n aus<br />
Die Dehnung wird „ortsaufgelöst“ angezeigt<br />
Bereiche, <strong>di</strong>e stärker gedehnt werden, s<strong>in</strong>d weicher<br />
Festere Bereiche lassen sich nicht bzw. weniger komprimieren<br />
Das Elastogramm zeigt Unterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong> Elastizität<br />
Malignome s<strong>in</strong>d häufiger fester, <strong>der</strong>ber, unelastischer<br />
o<strong>der</strong> (partiell) <strong>in</strong>homogen unelastischer als gesundes<br />
Gewebe<br />
So kann es möglich se<strong>in</strong>, ggf. besser gutartige von<br />
bösartigen Tumoren zu unterscheiden<br />
Hochfrequenz-Mamma-Elastographie:<br />
Beispiele<br />
Wir f<strong>in</strong>den meistens, dass <strong>di</strong>e Befunde <strong>der</strong> Mamma-Hochfrequenz-Sonographie<br />
mit den Mamma-Elastographie-Befunden<br />
übere<strong>in</strong>stimmen. F<strong>in</strong>den wir Abweichungen <strong>in</strong> den Ergebnissen,<br />
ist <strong>di</strong>es für uns <strong>di</strong>agnostisch von Bedeutung. Wir wollen <strong>di</strong>es an<br />
e<strong>in</strong>igen Beispielen zeigen. (Elastic QA Phantom, GC Technology,<br />
84172 Buch)<br />
Orig<strong>in</strong>alia<br />
L<strong>in</strong>ks: Hochfrequenz-Sonographie: Homogener run<strong>der</strong> Tumor,<br />
echo neutral, ohne dorsale Schallverstärkung o<strong>der</strong> -auslöschung<br />
Rechts: Elastographie (schwarzweiß): Weitgehend Homogenität,<br />
Größe im Vergleich zur Hochfrequenz-Sonographie nahezu identisch,<br />
dorsal homogener „Schallmantel“. Beurteilung: unverdächtig<br />
L<strong>in</strong>ks: Hochfrequenz-Sonographie: (Befund wie oben)<br />
Rechts: Farb-Elastographie: Wie im Schwarzweiß-Befund: Weitgehend<br />
Homogenität, Größe nahezu identisch, dorsal nicht ganz homogener<br />
„Schallmantel“. Beurteilung: nicht sicher homogen<br />
26 2/2011
Orig<strong>in</strong>alia<br />
L<strong>in</strong>ks: Hochfrequenz-Sonographie: Relativ homogener run<strong>der</strong><br />
Herd, relativ echoneutral, ohne dorsale Schallverstärkung o<strong>der</strong><br />
-auslöschung<br />
Rechts: Farb-Elastographie: Außen nicht ganz homogener Herd, <strong>in</strong>nen<br />
eher <strong>in</strong>homogen, dorsal homogener „Schallmantel“. Beurteilung:<br />
<strong>in</strong>nen nicht sicher homogen<br />
Hauptvorteile <strong>der</strong> Hochfrequenz-Mamma-Elastographie<br />
2/2011<br />
Ke<strong>in</strong>e Strahlenbelastung<br />
Erhöhte Aussagekraft <strong>der</strong> Mamma-Ultraschall-Untersuchung<br />
Die Elastographie erhöht <strong>di</strong>e Sicherheit, Dignität und<br />
Gewebetyp eher vorauszusagen.<br />
Durch e<strong>in</strong>e unauffällige Elastographie können ggf.<br />
unnötige Mamma-<strong>Bio</strong>psien vermieden werden.<br />
Damit kann <strong>di</strong>e Elastographie dazu beitragen, dass<br />
<strong>di</strong>e Patient<strong>in</strong> weniger psychisch und körperlich belastet<br />
wird.<br />
In<strong>di</strong>kationen<br />
Bei uns liegt <strong>di</strong>e Anwendung <strong>der</strong> Elastographie <strong>in</strong> <strong>der</strong> ergänzenden<br />
Differential<strong>di</strong>agnose benigner und maligner Herde, z.B. von<br />
Cysten, Fibroadenomen, Lipomen und Karz<strong>in</strong>omen.<br />
Bei BIRADS III, IV und V machen wir oft neben unserem<br />
Ultraschall-CT e<strong>in</strong> Elastogramm, ggf. auch e<strong>in</strong> MRT mit Gadol<strong>in</strong>ium.<br />
Mutmaßlich maligne Befunde klären wir üblicherweise mit<br />
Stanzbiopsie ab.<br />
Auch bei sehr <strong>di</strong>chtem Brustdrüsengewebe (ACR Grad 3 und<br />
Grad 4), wo <strong>der</strong> Mammographie-Befund oft nur e<strong>in</strong>geschränkt<br />
beurteilbar ist, machen wir oft zusätzlich e<strong>in</strong> 3D-Hochfrequenz-<br />
Ultraschall-CT und <strong>di</strong>e Elastographie.<br />
ACR Grad 3 bedeutet das Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es weitgehend<br />
<strong>di</strong>chten Drüsenkörpers mit sogenanntem fibroglandulärem Gewebe<br />
von mehr als 50 % und weniger als 75 %. ACR Grad 4 bedeutet<br />
das Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es sehr <strong>di</strong>chten Drüsenkörpers mit<br />
fibroglandulärem Gewebe von mehr als 75 % Anteil.<br />
Kasuistiken<br />
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
In <strong>di</strong>eser Arbeit sollen <strong>di</strong>e Möglichkeiten und Grenzen <strong>der</strong> Elastographie<br />
anhand von zwei Kasuistiken vorgestellt werden. E<strong>in</strong>mal<br />
handelt es sich um e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Zyste, <strong>in</strong> den an<strong>der</strong>en zwei Fällen<br />
um Mamma-Karz<strong>in</strong>ome.<br />
Beispiel: Mamma-Cyste<br />
59-jährige Patient<strong>in</strong> mit fraglich palpablem Befund, l<strong>in</strong>ks oben<br />
<strong>in</strong>nen 11.00 – 12.00, 3- 4 cm cranial <strong>der</strong> Mammille.<br />
Ultraschall<br />
Dichte nicht hoch, Architektur homogen, Form rund bis oval,<br />
Achse nicht vertikal, Rand scharf, deutliche Begrenzung, echoarm,<br />
ke<strong>in</strong>e dorsale Schallauslöschung: Cyste (BIRADS II).<br />
Elastogramm<br />
Im Elastogramm zeigt sich e<strong>in</strong> weiches, nicht <strong>der</strong>bes Gewebe,<br />
das im Vergleich mit <strong>der</strong> Umgebung gleiche Kompressions-Eigenschaften<br />
aufweist: Ke<strong>in</strong>e auffälligen visko-elastischen Eigenschaften.<br />
L<strong>in</strong>ks: Hochfrequenz-Mamma-Ultraschall-Befund<br />
Rechts: Elastographie-Befund<br />
Diagnose: Mamma-Zyste, BIRADS II, Kontrolle <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Jahr<br />
Zwei Beispiele für Mamma-<br />
Karz<strong>in</strong>ome<br />
Beispiel 1:<br />
59-jährige Patient<strong>in</strong> mit fraglich palpablem Befund rechte Mamma,<br />
<strong>in</strong>nen, bei 3.00, 6-7 cm me<strong>di</strong>al <strong>der</strong> Mammille.<br />
27
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Hochfrequenz-Mamma-Ultraschall<br />
Dichte sehr hoch, Architektur <strong>in</strong>homogen, Form polymorph,<br />
Achse vertikal, Rand unscharf. Ke<strong>in</strong>e deutliche Begrenzung,<br />
echoarm, dorsale Schallauslöschung: Verdacht auf e<strong>in</strong> Malignom<br />
(BIRADS V)<br />
L<strong>in</strong>ks: Hochfrequenz-Mamma-Ultraschall-Computer-Tomographie<br />
und dazugehöriger Mammographiebefund<br />
Rechts: Infrarot-Mamma-Ra<strong>di</strong>ographie „Mammovision®“: „Hot spi<strong>der</strong>“<br />
Infrarot-Thermographie<br />
In <strong>der</strong> Infrarot-Thermographie ergeben sich sog. „Persistierende<br />
Inhomogenitäten“ sowie <strong>di</strong>verse Gefäßanomalien, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
e<strong>in</strong> sogenannter „Hot Spi<strong>der</strong>“ und e<strong>in</strong> sogenannter „Hot Spike“.<br />
Hochfrequenz-Mamma-Elastogramm<br />
Im Hochfrequenz-Mamma-Elastogramm zeigt sich e<strong>in</strong> festes,<br />
<strong>der</strong>bes Gewebe, das im Vergleich zur Umgebung ganz an<strong>der</strong>e<br />
Kompressions-Eigenschaften aufweist. Mittels <strong>der</strong> Elastographie<br />
werden <strong>di</strong>ese visko-elastischen Eigenschaften des malignen Gewebes<br />
plastisch sichtbar gemacht.<br />
L<strong>in</strong>ks: Hochfrequenz-Mamma-Ultraschall: Architektur <strong>in</strong>homogen,<br />
Form polymorph, Achse vertikal, Rand unscharf. Ke<strong>in</strong>e deutliche<br />
Begrenzung, echoarm, dorsale Schallabschwächung: Verdacht auf<br />
e<strong>in</strong> Malignom, BIRADS V<br />
Rechts: Farb-Elastographie: Festes, <strong>der</strong>bes Gewebe, suspekte Kompressions-Eigenschaften<br />
stellen sich plastisch dar.<br />
Orig<strong>in</strong>alia<br />
Elastogramm: festes, <strong>der</strong>bes Gewebe, an<strong>der</strong>e Kompressions-<br />
Eigenschaften.<br />
Typische visko-elastische Eigenschaften des malignen Gewebes<br />
werden plastisch sichtbar: Kle<strong>in</strong>ste Verschiebungen<br />
zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Bil<strong>der</strong>n werden hochgerechnet, Dehnungen<br />
„ortsaufgelöst“ angezeigt. Stärker gedehnte Bereiche<br />
werden weicher dargestellt, festere Bereiche, <strong>di</strong>e sich nicht o<strong>der</strong><br />
weniger komprimieren lassen, werden härter dargestellt.<br />
Hochfrequenz-Mamma-Ultraschall-CT<br />
Im Hochfrequenz-Mamma-Ultraschall-CT zeigt sich <strong>in</strong> allen<br />
Schichten e<strong>in</strong> <strong>in</strong>homogener polymorpher Herd, mit unscharfem<br />
Rand, ohne deutliche Begrenzung, echoarm, mit dorsaler Schallabschwächung:<br />
Verdacht auf e<strong>in</strong> Malignom (BIRADS V)<br />
Hochfrequenz-Mamma-Ultraschall CT: Architektur <strong>in</strong>homogen,<br />
Form polymorph, Achse vertikal, Rand unscharf. Ke<strong>in</strong>e deutliche<br />
Begrenzung, echoarm, dorsale Schallabschwächung: Verdacht auf<br />
e<strong>in</strong> Malignom, BIRADS V<br />
<strong>Bio</strong>psie<br />
<strong>Bio</strong>psie: <strong>in</strong>vasiv duktales Karz<strong>in</strong>om.<br />
28 2/2011<br />
OP<br />
Postoperatives Resultat: pT1 (1,3 cm) pN0/ SN (0/1), GII, ER ++,<br />
PR ++ , HER 2neu (+).<br />
Anmerkung: In <strong>der</strong> Hochfrequenz-Mamma-Sonographie war<br />
<strong>di</strong>e tatsächliche Größe nicht ganz sicher darstellbar. In <strong>der</strong> Elastographie<br />
stellte sich <strong>der</strong> Herd genauer dar.<br />
Bei malignen Befunden entspricht <strong>di</strong>e mittels Elastographie<br />
gemessene Größe häufig <strong>der</strong> postoperativ ermittelten<br />
Größe.
2/2011<br />
Orig<strong>in</strong>alia<br />
Beispiel 2:<br />
39-jährige Patient<strong>in</strong> mit Mamma secernans rechts seit drei Wochen,<br />
fraglich palpabler Befund rechte Mamma zentral (retromammillär)<br />
bis 1 cm lateral, bei 9.00 bis 10.00<br />
Ultraschall<br />
Sonographisch retromammillär rechts: Dichte höher, Architektur<br />
eher <strong>in</strong>homogen, Form Tendenz zur Polymorphie, Achse horizontal<br />
= vertikal, Rand eher unscharf, ke<strong>in</strong>e deutliche Begrenzung,<br />
echoarm, dorsale Schallabschwächung. BIRADS IV<br />
Elastographie (schwarzweiß)<br />
Schwarzweiß-Elastographie: Festes, <strong>der</strong>bes Gewebe, das im<br />
Vergleich zur Umgebung an<strong>der</strong>e Kompressions-Eigenschaften<br />
aufweist. Die Schwarzweiß-Elastographie macht <strong>di</strong>ese typischen<br />
und charakteristischen visko-elastischen Eigenschaften des malignen<br />
Gewebes plastisch sichtbar.<br />
L<strong>in</strong>ks: Hochfrequenz-Mamma-Ultraschall: Architektur <strong>in</strong>homogen,<br />
Form polymorph, Achse vertikal, Rand unscharf. Ke<strong>in</strong>e deutliche<br />
Begrenzung, echoarm, dorsale Schallabschwächung: Verdacht auf<br />
e<strong>in</strong> Malignom, BIRADS V<br />
Rechts: Elastographie (Schwarzweiß): Festes, <strong>der</strong>bes Gewebe, suspekte<br />
Kompressions-Eigenschaften stellen sich plastisch dar.<br />
Schwarzweiß-Hochfreqenz-Mamma-Elastographie: Das Gewebe<br />
zeigt visko-elastische Eigenschaften, <strong>di</strong>e typisch s<strong>in</strong>d für<br />
e<strong>in</strong> Malignom: E<strong>in</strong>zelne feste Bereiche, <strong>di</strong>e sich nicht komprimieren<br />
lassen, werden deutlich härter dargestellt.<br />
Elastographie (farbig)<br />
Farb-Elastographie: Das feste, <strong>der</strong>be Gewebe, das an<strong>der</strong>e Kompressions-Eigenschaften<br />
aufweist, kommt noch plastischer heraus.<br />
Die visko-elastischen Eigenschaften des malignen Gewebes<br />
kommen schärfer und konturreicher heraus. In <strong>di</strong>esem Beispiel<br />
ist <strong>der</strong> Herd etwas größer, als im Hochfrequenz- Mamma-Ultraschall.<br />
<strong>Bio</strong>psie<br />
<strong>Bio</strong>psie: <strong>in</strong>vasiv duktales Karz<strong>in</strong>om.<br />
OP<br />
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
L<strong>in</strong>ks: Hochfrequenz-Mamma-Ultraschall: Architektur <strong>in</strong>homogen,<br />
Form polymorph, Achse vertikal, Rand unscharf. Ke<strong>in</strong>e deutliche<br />
Begrenzung, echoarm, dorsale Schallabschwächung: Verdacht auf<br />
e<strong>in</strong> Malignom, BIRADS V<br />
Rechts: Farb-Elastographie: Das feste, <strong>der</strong>be Gewebe mit suspekten<br />
Kompressions-Eigenschaften kommt sehr plastisch heraus. Im<br />
Vergleich zum Schwarzweiß-Elastographie-Befund s<strong>in</strong>d <strong>di</strong>e Umrisse<br />
des Herdes deutlicher. Der Herd zeigt sich etwas größer als im<br />
Hochfrequenz-Mamma-Ultraschall-Befund: BIRADS V<br />
Postoperatives Resultat: pT1 (1,6 cm) pN0/ SN (0/1), GIII, ER ++,<br />
PR ++ , HER 2neu negativ<br />
Anmerkung: In <strong>der</strong> Elastographie war <strong>der</strong> Herd etwas größer<br />
als <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hochfrequenz-Sonographie. Die mittels Elastographie<br />
ermittelte Größe bestätigte sich postoperativ: Die Maße des Herdes<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Hochfrequenz-Mamma-Sonographie waren zu kle<strong>in</strong><br />
gewesen.<br />
29
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
E<strong>in</strong>flussfaktoren<br />
Wir haben festgestellt, dass es e<strong>in</strong>e Reihe von E<strong>in</strong>flussfaktoren<br />
gibt, welche <strong>di</strong>e Hochrequenz-Mamma-Sonographie und auch<br />
<strong>di</strong>e Elastographie bee<strong>in</strong>flussen können, u.a. <strong>di</strong>verse hormonelle<br />
und psychosomatische E<strong>in</strong>flüsse (Stress, Konflikte), aber auch<br />
Ernährungs-Gewohnheiten, körperliche Aktivitäten und an<strong>der</strong>e<br />
Faktoren. Sämtliche <strong>di</strong>e Elastographie bee<strong>in</strong>flussende Faktoren<br />
werden wir demnächst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er eigenen Publikation darstellen.<br />
Zusammenfassung<br />
Die <strong>in</strong> <strong>di</strong>esem Artikel vorgestellte Elastographie ist wie auch <strong>di</strong>e<br />
Infrarot-Thermographie e<strong>in</strong> mo<strong>der</strong>nes standar<strong>di</strong>siertes Komplementär-Verfahren.<br />
Bei uns liegt <strong>di</strong>e Anwendung <strong>der</strong> Elastographie <strong>in</strong> <strong>der</strong> ergänzenden<br />
Differential<strong>di</strong>agnose von benignen und malignen Herden:<br />
Cysten<br />
Fibroadenome<br />
Lipome<br />
Intraduktale Karz<strong>in</strong>ome<br />
Lobuläre Karz<strong>in</strong>ome etc.<br />
Orig<strong>in</strong>alia<br />
Bei sehr <strong>di</strong>chtem Brustdrüsengewebe (ACR Grad 3 und Grad<br />
4), wo <strong>der</strong> Mammographie-Befund oft nur e<strong>in</strong>geschränkt beurteilbar<br />
ist, sowie bei allen (potentiell) pathologischen Hochfrequenz-Mamma-Sonographie-Befunden,<br />
vor allem BIRADS III, IV<br />
und V, hat sich <strong>di</strong>e Elastographie neben dem 3D-Hochfrequenz-<br />
Ultraschall-CT bewährt.<br />
Gerade bei auffälligen Herden kann <strong>der</strong> Elastographie-Befund<br />
<strong>in</strong> Größe und Struktur vom Hochfrequenz-Mamma-Sonographie-Befund<br />
abweichen. Im Falle von Malignomen, <strong>di</strong>e operiert<br />
werden müssen, zeigt <strong>di</strong>e Histologie häufig, dass <strong>di</strong>e Größe<br />
des Herdes <strong>in</strong> <strong>der</strong> Elastographie <strong>der</strong> postoperativ ermittelten<br />
Größe entspricht.<br />
Abschließend muss betont werden, dass <strong>di</strong>e vorgestellten<br />
komplementären Verfahren, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>di</strong>e Elastographie<br />
ke<strong>in</strong>esfalls <strong>di</strong>e gemäß S-3-Leitl<strong>in</strong>ien standar<strong>di</strong>sierten Diagnostik-<br />
Verfahren ersetzen, son<strong>der</strong>n <strong>di</strong>ese le<strong>di</strong>glich sehr s<strong>in</strong>nvoll ergänzen<br />
können. Wir werden weiter berichten.<br />
Literatur: Beim Verfasser<br />
Die hier vorgestellten Befunde wurden mit Hochfrequenz-Mamma-Sonographie-<br />
und Hochfrequenz-Mamma-Elastographie-<br />
Sonden <strong>der</strong> Fa. Sonoace (ACCUVIX V 20 Prestige) erhoben.<br />
Vorträge und Sem<strong>in</strong>are auf DVD von Kongressen <strong>der</strong> Naturheilverfahren<br />
Homöopathie<br />
Elektroakupunktur<br />
<strong>Bio</strong>logische Krebsme<strong>di</strong>z<strong>in</strong><br />
Ernährungsme<strong>di</strong>z<strong>in</strong><br />
Phytotherapie<br />
ZÄN Kongresse 2002 bis 2010<br />
zu bestellen im Internetkatalog: www.avrecord.de<br />
AVRecord, Dorfstrasse 12, 23730 Roge, Tel. 04561 50422, mail: <strong>in</strong>fo@avrecord.de<br />
30 2/2011
2/2011<br />
Orig<strong>in</strong>alia<br />
Fibromyalgie –<br />
e<strong>in</strong> vielschichtiges Krankheitsbild<br />
E<strong>in</strong>e Übersicht über Behandlungsmöglichkeiten<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> regulationsme<strong>di</strong>z<strong>in</strong>ischen Praxis<br />
olaf KuHnKe<br />
Zusammenfassung<br />
Untersuchungen an 23 Fibromyalgiepatient<strong>in</strong>nen,<br />
welche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zeitraum von 2 Jahren behandelt<br />
wurden, zeigen den positiven Effekt e<strong>in</strong>es komplexen<br />
Therapieansatzes. Durch <strong>di</strong>e Anwendung klassischer<br />
Naturheilverfahren und mo<strong>der</strong>ner regulativer<br />
Therapieformen ist e<strong>in</strong>e deutliche M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung von<br />
Beschwerden, teilweise völlige Rehabilitation und<br />
M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> durch konventionelle <strong>Med</strong>ikamente<br />
verursachten Kosten und Nebenwirkungen erreichbar.<br />
Der bislang herrschende therapeutische Nihilismus<br />
bzw. e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong> psychosomatische Etikettierung<br />
<strong>der</strong> Betroffenen s<strong>in</strong>d bei entsprechendem standar<strong>di</strong>sierten<br />
und konsequenten Vorgehen ke<strong>in</strong>esfalls<br />
gerechtfertigt.<br />
Schlüsselwörter: Fibromyalgie, Muskulo-skelettäre<br />
Schmerzen, Extrazelluläre Matrix, Naturheilverfahren,<br />
Schmerztherapie<br />
Autor<br />
Dr. med. Olaf. W. Kuhnke<br />
San Antoni 137<br />
Ch-6535 Roveredo / GR<br />
<strong>in</strong>fo@ortho-bio-med.ch<br />
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Die Fibromyalgie ist e<strong>in</strong> an Häufigkeit offenbar zunehmendes,<br />
komplexes und schwer durchschaubares Krankheitsbild. In<br />
Deutschland und an<strong>der</strong>en „westlichen“ Län<strong>der</strong>n soll ca. 1-2 %<br />
<strong>der</strong> Bevölkerung an <strong>di</strong>eser Krankheit leiden, welche meist von<br />
Beschwerden wie steifen Glie<strong>der</strong>n am Morgen und Schwellungsgefühlen<br />
an den Händen, Füßen und im Gesicht, aber auch<br />
Schlafstörungen, Mü<strong>di</strong>gkeit, Konzentrationsproblemen, Ängstlichkeit<br />
und Depressivität begleitet wird. Da das Beschwerdebild<br />
immer mit mehreren komplexen Symptomen e<strong>in</strong>hergeht, wird<br />
beim Vorliegen des „Faser-Muskel-Schmerz“-Geschehens vom<br />
Fibromyalgie-Syndrom (FMS) gesprochen.<br />
Häufige Nebensymptome<br />
Kalte Hände und Füße / „Kreislaufstörungen” (>50 %)<br />
Psychische Phänomene (ca. 75 %)<br />
Blasen- /Darmbeschwerden („colon irritabile“) (40-50 %)<br />
Chronische Mü<strong>di</strong>gkeit (50 %)<br />
Zähneknirschen<br />
Verschlechterung durch feucht-kalte Witterung<br />
Die offizielle Wissenschaft kennt ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Ätiologie,<br />
es ist le<strong>di</strong>glich anerkannt, dass es e<strong>in</strong>e familiäre Häufung gibt,<br />
dass Umstellungsphasen (z.B. das Klimakterium) e<strong>in</strong>e Rolle spielen<br />
und dass chronische Fehlstellungen des Bewegungsapparates<br />
sowie Immobilität för<strong>der</strong>lich wirken. 90 % <strong>der</strong> Betroffenen<br />
sollen Frauen se<strong>in</strong>; <strong>der</strong> Verfasser hat <strong>in</strong> eigener Praxis <strong>in</strong> 20 Jahren<br />
allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen Mann erlebt, auf welchen <strong>di</strong>e folgenden<br />
Diagnosekriterien zugetroffen hätten:<br />
– Großflächige chronische Schmerzen von m<strong>in</strong>destens 3 Monaten<br />
an Muskeln und Sehnen <strong>in</strong> 3 unterschiedlichen Regionen<br />
des Körpers,<br />
– 11 von 18 def<strong>in</strong>ierten Punkten (z.B.: Nacken, Trapeziusoberkanten,<br />
Parascapularregion, Glutäalbereich o<strong>der</strong> Epicondylen)<br />
müssen betroffen se<strong>in</strong><br />
– Nicht-Vorliegen typischer rheumatischer Phänomene (Entzündungsparameter)<br />
Die Patient<strong>in</strong>nen haben meist e<strong>in</strong>e lange Leidensgeschichte von<br />
durchschnittlich sieben Jahren h<strong>in</strong>ter sich, bevor <strong>di</strong>e „richtige“<br />
(Ausschluss-) Diagnose gestellt wird.<br />
Die etablierte <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong> beurteilt – trotz Anerkennung des oft<br />
hohen Leidensdruckes <strong>der</strong> Patient<strong>in</strong>nen, welche sich zumeist <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Verordnung von Antidepressiva nie<strong>der</strong>schlägt – <strong>di</strong>e Fibromyalgie<br />
als „gutartig“, da selbst, wenn <strong>di</strong>e Fibromyalgie jahrelang<br />
besteht, Muskeln, Gelenke und Bän<strong>der</strong> nicht geschä<strong>di</strong>gt werden,<br />
31
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
wie z.B. bei e<strong>in</strong>er rheumatoiden Arthritis. Die Patienten s<strong>in</strong>d zwar<br />
chronisch leidend, aber haben ke<strong>in</strong>e kürzere durchschnittliche<br />
Lebenserwartung als Gesunde.<br />
In <strong>der</strong> „schulgerechten“ Literatur wird außerdem auf folgende<br />
Gesichtspunkte verwiesen:<br />
– E<strong>in</strong>e Prognose ist nur schwer zu stellen, e<strong>in</strong>e kurative Zielsetzung<br />
ist meist nicht angestrebt.<br />
– Die Betroffenen können zumeist le<strong>di</strong>glich lernen, mit den<br />
Beschwerden besser zu leben.<br />
– Je länger <strong>der</strong> Krankheitsverlauf, desto ger<strong>in</strong>ger wird i.A. <strong>der</strong><br />
erzielbare Erfolg se<strong>in</strong>.<br />
– Je länger <strong>di</strong>e Krankheitsgeschichte, desto umfangreicher<br />
müssen <strong>di</strong>e therapeutischen (v.a. me<strong>di</strong>kamentösen) Therapien<br />
se<strong>in</strong>, um e<strong>in</strong>en Erfolg zu haben.<br />
Konventionelle Therapieansätze<br />
Diese umfassen e<strong>in</strong>erseits Empfehlungen zum Ausdauertra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
und zur physikalische Therapie; <strong>in</strong> Anbetracht <strong>der</strong> oft reduzierten<br />
Beweglichkeit <strong>der</strong> Patienten ist Ersteres schwer durchführbar, das<br />
Zweite wegen <strong>der</strong> uns<strong>in</strong>nigen Beschränkungen <strong>der</strong> Verordenbarkeit<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Kassenarztpraxis le<strong>di</strong>glich Wunschdenken. Schwerpunkt<br />
<strong>der</strong> (palliativen) Therapie ist daher <strong>di</strong>e Behandlung mit<br />
<strong>Med</strong>ikamenten (Myorelaxantien, Antirheumatika, Antidepressiva)<br />
und auch Verhaltenstherapie.<br />
Grundlage des regulativen<br />
Vorgehens<br />
Das Fibromyalgie-Syndrom ist e<strong>in</strong> Paradebeispiel für <strong>di</strong>e Bedeutung<br />
des Grundsystems <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ätiopathogenese <strong>der</strong> chronischen<br />
Krankheit – wie auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong>selben.<br />
Das Grundsystem, als Schnittstelle aller wirklich regulativen<br />
Verfahren, ist def<strong>in</strong>iert als<br />
Funktionse<strong>in</strong>heit von Zelle und umgebenden Milieu,<br />
welch letzteres be<strong>in</strong>haltet:<br />
Die Grundsubstanz (extrazelluläre Matrix)<br />
Die Endstrombahn <strong>der</strong> Gefässe (Kapillaren)<br />
Das periphere vegetative Nervensystem<br />
(pisch<strong>in</strong>Ger /he<strong>in</strong>e)<br />
Das gesunde extrazelluläre Gewebe ist h<strong>in</strong>sichtlich se<strong>in</strong>er<br />
Konsistenz als „Kolloid“ zu bezeichnen, also <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zustande<br />
vorliegend, welcher „leimartig“ und somit zwischen den beiden<br />
Phasen „fest“(„Gel“) und „flüssig“ („Sol“) bef<strong>in</strong>dlich. Alterung des<br />
Gewebes („<strong>in</strong>flammag<strong>in</strong>g“) und chronische Krankheit gehen mit<br />
e<strong>in</strong>er Vermehrung <strong>der</strong> GEL-Phase e<strong>in</strong>her, wobei <strong>di</strong>e bereits bei<br />
Gesunden nachweisbare Tendenz zu regelmäßig ablaufenden<br />
Entzündungsreaktionen, verstärkt ist. Diese Entzündungsreaktionen<br />
s<strong>in</strong>d primär physiologisch s<strong>in</strong>nvoll, da sie dem raschen Ab-<br />
und Umbau von Geweben <strong>di</strong>enen (beteiligt s<strong>in</strong>d hier v.a. TNFalpha,<br />
und verschiedene Interleuk<strong>in</strong>e). Kl<strong>in</strong>isch manifestiert sich<br />
– aus dem Gesagten leicht ableitbar – e<strong>in</strong> chronisches Krankheitsgeschehen<br />
als Verhärtung / Gelosierung des Gewebes,<br />
zunächst auf segmentaler Ebene, im längeren Krankheitsverlauf<br />
auch generalisierend.<br />
Orig<strong>in</strong>alia<br />
Beson<strong>der</strong>heiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anamnese<br />
Da für <strong>di</strong>e oben skizzierte „herkömmliche“ Therapie <strong>di</strong>e Anamnese<br />
ke<strong>in</strong>e wesentliche Rolle spielt, werden wichtige F<strong>in</strong>gerzeige<br />
(„yellow flags“) oft übersehen und <strong>di</strong>e Chance für e<strong>in</strong>e verbesserte<br />
Versorgung <strong>der</strong> Patienten regelmäßig vergeben. Als wesentlich<br />
für <strong>di</strong>e Entwicklung des FMS haben sich bei eigenen Beobachtungen<br />
erwiesen:<br />
HWS-„Schleu<strong>der</strong>trauma” (kukl<strong>in</strong>ski)<br />
Beckentrauma <strong>in</strong>cl. gynäkol. OPs (sectio, Hysterektomie<br />
mit u. ohne Ovarektomie u.a.)<br />
Steißbe<strong>in</strong>traumen (von ähnlicher Bedeutung wie das<br />
HWS-Trauma!)<br />
Rezi<strong>di</strong>v. Ang<strong>in</strong>en, zahnärztliche E<strong>in</strong>griffe<br />
Frühes E<strong>in</strong>setzen des Klimakteriums<br />
Psychische Traumatisierung, „Dauerstress“ Beziehungs-<br />
Trennungsproblematiken<br />
Zur obigen Tabelle seien noch folgende Ausführungen erlaubt:<br />
a. Auch <strong>di</strong>e E<strong>in</strong>nahme von Cholester<strong>in</strong>senkern (Stat<strong>in</strong>en) sollte<br />
<strong>in</strong> <strong>di</strong>esem Zusammenhang aufhorchen lassen; e<strong>in</strong>erseits,<br />
weil Cholester<strong>in</strong> als Vorstufe <strong>der</strong> Sexualhormone sich oft (<strong>in</strong><br />
regulativer Absicht) mit <strong>der</strong> Perimenopause erhöht und damit<br />
nichts Unphysiologisches ist; an<strong>der</strong>erseits, weil Stat<strong>in</strong>e<br />
selber erhebliche Muskelschmerzen und -schwund verursachen<br />
können.<br />
b. Mentaler, beruflicher, schmerzbed<strong>in</strong>gter etc. „Dauerstress“<br />
führen zunächst zur M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bildung <strong>der</strong> Sexualhormone,<br />
da <strong>di</strong>e Produktion von körpereigenen Nebennierensteroiden<br />
verstärkt, <strong>der</strong> Stoffwechselweg z.B. von Cholester<strong>in</strong><br />
über Pregnenolon (u.a.) h<strong>in</strong> zu Progesteron, DHEA, Testosteron<br />
und Oestrogenen blockiert wird.<br />
c. Angeregt durch <strong>di</strong>e Untersuchungen kukl<strong>in</strong>skis, welcher<br />
<strong>di</strong>e Auslösung von massivem oxidativem Stress durch HWS-<br />
Traumen zweifelsfrei und mit bestechen<strong>der</strong> Klarheit nachweisen<br />
konnte, beschäftigte sich <strong>der</strong> Autor <strong>di</strong>eser Zeilen mit<br />
<strong>der</strong> Frage des E<strong>in</strong>flusses von Beckentraumen bei FMS und<br />
fand <strong>di</strong>esen Zusammenhang (s.u.) <strong>in</strong> vielen Fällen e<strong>in</strong>drücklich<br />
bestätigt.<br />
d. Herde und Störfel<strong>der</strong> bee<strong>in</strong>flussen <strong>di</strong>e extrazelluläre Matrix<br />
auf vielfältige Weise negativ, Summations- bzw. Potenzierungseffekte<br />
mit an<strong>der</strong>en Regulationsproblemen s<strong>in</strong>d häufig<br />
(z.B.: Tonsillenfoci und Darmdysbiose); wie seit den Untersuchungen<br />
rickers (1924) bekannt, führt <strong>der</strong> Sympathicus<br />
– Dauerreiz (Herdwirkung) zu Durchblutungsstörungen;<br />
ferner bekannt ist, dass es auch zur Histam<strong>in</strong>-Ausschüttung<br />
hierdurch kommen kann. Schmerz-Botenstoffe führen langfristig<br />
zu neurogenen Entzündungsprozessen auch im ZNS,<br />
zur Schmerz-Engrammierung („Schmerzgedächtnis“) und<br />
- generalisierung.<br />
32 2/2011
2/2011<br />
Orig<strong>in</strong>alia<br />
Die regulationsme<strong>di</strong>z<strong>in</strong>ische<br />
Untersuchung<br />
Sie muss nach dem oben Gesagten zwangsläufig wesentlich<br />
mehr Faktoren mit berücksichtigen als <strong>der</strong> übliche „kl<strong>in</strong>ische<br />
Check“.<br />
Selbstverständlich ist <strong>di</strong>e Untersuchung des muskulo-skelettären<br />
Systems unumgänglich, allerd<strong>in</strong>gs gilt es hier auf subtile<br />
Zeichen zu achten, wie:<br />
– Fehlstellung des Temporo-Man<strong>di</strong>bular-Gelenkes („Mundspatelversuch“)<br />
– BWS-(Hyper)Kyphose? LWS-(Hyper) Lordose (oft Ausdruck<br />
e<strong>in</strong>er Darmdysbiose)? Skoliose?<br />
– Iliosakrale Blockaden (Be<strong>in</strong>längen<strong>di</strong>fferenz)<br />
– Gelosenbildung im subkutanen Gewebe („Daumenstrich“,<br />
Kiblerfalte)<br />
– Tonsillen, Tonsillennarben<br />
– Wurzelbehandelte, impaktierte, ret<strong>in</strong>ierte Zähne (zahnärztl.<br />
Diagnostik meist erfor<strong>der</strong>lich)<br />
Bei den eigenen Untersuchungen zur FMS spielte <strong>di</strong>e oft zitierte<br />
„Amalgamproblematik“ ke<strong>in</strong>e entscheidende Rolle.<br />
Basislabor:<br />
Blutbild, BSG, CRP, CK, LDH, Alkalische und Saure Phosphatase,<br />
Schilddrüsenparameter, LH, FSH, Östrogen, Progesteron (am Besten<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> dritten Woche des Zyklus bei noch menstruierenden<br />
Frauen), Elektrolyte, Cholester<strong>in</strong>, Kupfer, Z<strong>in</strong>k (Vollblut)<br />
Erweiterte Diagnostik:<br />
Homocyste<strong>in</strong>, Interleuk<strong>in</strong> 2, Cortisol-Tagesprofil (Speichel), Säure-Basen-Messungen.<br />
Dunkelfeldmikroskopie:<br />
Hier ergeben sich überwiegend (aber nicht immer) H<strong>in</strong>weise auf<br />
Mikrozirkulationsstörungen, <strong>di</strong>e sich als sog. „Geldrollen“ zeigen.<br />
Bei starkem oxidativen Stress können aber auch (parallel zu<br />
den „Geldrollen“) Phänomene schnell e<strong>in</strong>treten<strong>der</strong> Membranschwäche<br />
und des raschen Zellzerfalls beobachtet werden.<br />
Weiterh<strong>in</strong> zeigte sich vor Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Behandlungen regelmäßig<br />
e<strong>in</strong>e sehr deutliche Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Leukozytenaktivität<br />
(Beweglichkeit und TRAP-Bildung).<br />
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Dunkelfeldbild bei oxidativem Stress, nur wenige M<strong>in</strong>uten nach<br />
<strong>der</strong> Entnahme des Tropfes: rasche Membranschrumpfung<br />
Messung <strong>der</strong> antioxidativen Reserve und <strong>der</strong> freien<br />
Ra<strong>di</strong>kale:<br />
Mit Hilfe z.B. des „FRAS 4“ Gerätes lassen sich <strong>in</strong> wenigen M<strong>in</strong>uten<br />
auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis durch Kapillarblut <strong>di</strong>e entsprechenden<br />
Parameter erfassen. In allen Fällen (23/23) , welche <strong>der</strong> Autor beobachten<br />
konnte, lag e<strong>in</strong>e teils hochgra<strong>di</strong>ge Reduktion <strong>der</strong> antioxidativen<br />
Kapazität und <strong>in</strong> den allermeisten Fällen (18/23) e<strong>in</strong>e<br />
Erhöhung des Spiegels <strong>der</strong> freien Ra<strong>di</strong>kale vor.<br />
Bestimmung des Säure-Basen-Haushaltes:<br />
Es f<strong>in</strong>det sich (z.B. bei Anwendung <strong>der</strong> Titrationsanalyse des<br />
Venenblutes) <strong>in</strong> den meisten Fällen e<strong>in</strong>e pathologische Alkalose<br />
des Blutes, überwiegend metabolischen Ursprunges. In <strong>der</strong><br />
extra zellulären Matrix herrscht dann <strong>di</strong>e Situation e<strong>in</strong>er Azidose<br />
vor, welche mit <strong>der</strong> erhöhten Entzündungsbereitschaft (s.o.) korreliert<br />
und durch entzündliche Prozesse noch geför<strong>der</strong>t wird.<br />
Da Muskelgewebe außer mechanosensiblen Nocizeptoren<br />
auch chemosensible enthält, erklärt sich das Entstehen <strong>der</strong><br />
Schmerzkrankheit.<br />
Regulationsme<strong>di</strong>z<strong>in</strong>isch-<br />
therapeutisches Vorgehen<br />
Das FMS ist zunächst e<strong>in</strong>e Domäne <strong>der</strong> klassischen Naturheilverfahren,<br />
da <strong>di</strong>ese <strong>in</strong> unterschiedlicher Weise und Intensität an <strong>der</strong><br />
Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> Selbstregulation <strong>der</strong> extrazellulären Matrix<br />
beteiligt s<strong>in</strong>d.<br />
Ordnungstherapie<br />
Diese muss am Anfang <strong>der</strong> Bemühungen stehen. In den klassischen<br />
Begriff von <strong>der</strong> „<strong>di</strong>aita“ (griech: „Lebensführung“) s<strong>in</strong>d viele<br />
Aspekte <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Chronobiologie e<strong>in</strong>geflossen. Es ergeben<br />
sich Überschneidungen mit den Lehrgebäuden <strong>der</strong> östlichen<br />
<strong>Med</strong>iz<strong>in</strong>systeme (z.B. <strong>der</strong> Akupunktur).<br />
Die meist durche<strong>in</strong>an<strong>der</strong> geratene Tag-Nacht-Rhythmik<br />
muss <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf <strong>di</strong>e Hypophysenfunktion (z.B.: verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te<br />
STH-Produktion bei ungenügendem Schlaf und späten Mahlzeiten)<br />
normalisiert, <strong>der</strong> Patient hierüber aufgeklärt werden.<br />
33
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Aus e<strong>in</strong>em Vortrag des Verfassers, Dubl<strong>in</strong>, 2009 „Treat<strong>in</strong>g Chronic<br />
Pa<strong>in</strong>“<br />
Zusammenhang zwischen Hypophyse und Entzündungregulation.<br />
Plus-Zeichen: För<strong>der</strong>ung<br />
M<strong>in</strong>us-Zeichen: Hemmung<br />
Die Ernährungstherapie nimmt hier e<strong>in</strong>e hilfreiche Rolle<br />
<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Ordnungsmaßnahmen e<strong>in</strong>. Die Gewebsazidose als<br />
Folge e<strong>in</strong>er unpassenden Ernährung kann nur durch e<strong>in</strong>e entsprechende<br />
Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gewohnheiten, nicht alle<strong>in</strong> durch<br />
alkalisierende Pulver verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden.<br />
Ursachen <strong>der</strong> Azidose:<br />
– Gleichzeitige hohe Zucker<br />
und Fettzufuhr<br />
� Milchsäure<br />
– Mehr als 50 gr. re<strong>in</strong>en<br />
tierischen Eiweißes /Tag<br />
– Hohe NaCl-Zufuhr<br />
– Basenverlust (Kaffee,<br />
Schwarztee)<br />
– Sauerstoffmangel<br />
– „Stress“<br />
– <strong>Med</strong>ikamente (Schmerzmittel!)<br />
– Bewegungsmangel<br />
Folgen <strong>der</strong> Azidose:<br />
– Hemmung <strong>der</strong> ATP-<br />
Bildung <strong>der</strong> Zelle<br />
– Hemmung des Glykogenabbaues<br />
– Hemmung von Enzymfunktionen<br />
– Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te Antikörperbildung<br />
– Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te rheologische<br />
Eigenschaften des<br />
Blutes (durch <strong>di</strong>e kompensatorische<br />
Alkalose!)<br />
– Verlust von M<strong>in</strong>eralien<br />
(� Osteoporose,<br />
Arthrose…)<br />
H<strong>in</strong>zu kommen natürlich weitere ernährungsassoziierte Aspekte,<br />
wie <strong>di</strong>e Zufuhr von Vitam<strong>in</strong>en und Faserstoffen; kurze Fastenphasen<br />
können zudem nützlich se<strong>in</strong>, es ist <strong>in</strong> jedem Fall <strong>di</strong>e<br />
Tr<strong>in</strong>kmenge anzupassen, da <strong>der</strong> chronisch kranke Mensch zumeist<br />
auch an e<strong>in</strong>em latenten Flüssigkeitsmangel leidet und das<br />
Durstgefühl mit den Jahren ohneh<strong>in</strong> abnimmt und etliche <strong>Med</strong>ikamente<br />
(Antidepressiva!) <strong>di</strong>e Dehydratation noch verstärken.<br />
Beklagenswert ist, dass alle „Grundbauste<strong>in</strong>e“ <strong>der</strong> Nahrung (Prote<strong>in</strong>e,<br />
Kohlenhydrate und Fette) <strong>in</strong> meist übermäßiger und wenig<br />
naturbelassener Form zugeführt werden; so wird geschätzt,<br />
dass <strong>der</strong> „mo<strong>der</strong>ne Mensch“ 5- bis 6-mal mehr alle<strong>in</strong> an Prote<strong>in</strong>en<br />
zuführt im Vergleich zu den Vorfahren vor 100 Jahren; <strong>di</strong>e<br />
Orig<strong>in</strong>alia<br />
von wendt beschriebene Speicherung überschüssig zugeführter<br />
Prote<strong>in</strong>e z.B. <strong>in</strong> den Basalmembranen und im Intersti tium kann<br />
somit e<strong>in</strong> wesentlicher Schrittmacher <strong>der</strong> chronischen Schmerzkrankheit<br />
se<strong>in</strong>.<br />
Dehnungsübungen (zur Selbsttherapie) gehören ebenfalls<br />
zu den salutohygienischen Maßnahmen und sollen dem Patienten<br />
unbed<strong>in</strong>gt gezeigt werden.<br />
Klassische Massagen s<strong>in</strong>d zweifelsfrei <strong>in</strong><strong>di</strong>ziert, sie unterstützen<br />
<strong>di</strong>e Rückbildung von Gelosen, haben e<strong>in</strong>en vegetativ<br />
ausgleichenden („Beta-Blockerartigen“) Effekt, <strong>der</strong> bei <strong>der</strong> chronischen<br />
Stresssituation <strong>der</strong> Patienten hilfreich ist.<br />
Ausleitende Verfahren<br />
Diese f<strong>in</strong>den beim FMS e<strong>in</strong> erstklassiges E<strong>in</strong>satzgebiet:<br />
Schwitzen und Fiebertherapie<br />
Die Haut kann über 700 verschiedene Substanzen ausscheiden,<br />
bei <strong>der</strong> M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Azidosebelastung ist <strong>di</strong>e Ausfuhr von<br />
Chlorid, Laktat und Sulfat beson<strong>der</strong>s wichtig; <strong>di</strong>es geschieht<br />
durch Anregung <strong>der</strong> Schweißbildung, welche zwar idealer Weise<br />
durch körperliche Bewegung erfolgen sollte – <strong>di</strong>es ist aber wegen<br />
<strong>der</strong> schmerzbed<strong>in</strong>gten E<strong>in</strong>schränkungen nicht immer zufriedenstellend<br />
zu erreichen.<br />
Es eignen sich darüber h<strong>in</strong>aus<br />
Schweißtreibende Tees (L<strong>in</strong>denblüten, Holun<strong>der</strong>blüten<br />
Ansteigende Teil- und Ganzbä<strong>der</strong> (Rosmar<strong>in</strong>, Fichtennadel)<br />
Sauna (Infrarotsauna besser verträglich)<br />
Ganzkörperhyperthermie („Milde“ Form bis zu e<strong>in</strong>er<br />
Körperkerntemperatur von ca. 38 Grad C.<br />
Beson<strong>der</strong>s Sauna und Ganzkörperhyperthermie (z.B. mittels<br />
<strong>in</strong><strong>di</strong>rekter IR-Licht-Bestrahlung n. heckel) s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong><br />
Effekte auf Hypophyse und Schmerzzustände des Bewegungsapparates<br />
bekannt und untersucht worden.<br />
Schröpfen<br />
Dieses seit ältesten Zeiten bekannte, e<strong>in</strong>fach durchzuführende<br />
Verfahren kann entwe<strong>der</strong> <strong>in</strong> „klassischer“ Weise mit den Schröpfgläsern,<br />
o<strong>der</strong> neuerd<strong>in</strong>gs mit elektrischen Saugapparaturen<br />
durchgeführt werden. Es kommt beim chronisch kranken Menschen<br />
fast ausschließlich das unblutige Schröpfen zur Anwendung.<br />
Die Wirkweise (aBele, Matejka) erfolgt e<strong>in</strong>erseits durch <strong>di</strong>e<br />
34 2/2011
2/2011<br />
Orig<strong>in</strong>alia<br />
lokale Dehnung des Gewebes mit verstärkter lokaler Durchblutung<br />
und Durchlymphung, wodurch es zur Besserung <strong>der</strong> durch<br />
Azidose bed<strong>in</strong>gten Mikrozirkulationsstörung kommt; ferner werden<br />
über kuti-viszerale Reflexe auch Entspannungsreaktionen<br />
<strong>der</strong> tieferliegenden Muskulatur erreicht.<br />
Mit Hilfe <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen elektrischen Geräte kann e<strong>in</strong>e großflächige<br />
Schröpfmassage erfolgen, welche wesentlich fe<strong>in</strong>er dosierbar<br />
ist, als <strong>di</strong>es mit den tra<strong>di</strong>tionellen Gläsern <strong>der</strong> Fall ist.<br />
Baunscheidtieren<br />
Diese dosierte „Stichelung“ <strong>der</strong> Haut stellt e<strong>in</strong>e etwas <strong>in</strong>tensivierte<br />
Form <strong>der</strong> Ausleitung dar und wurde früher mit Hilfe des sog.<br />
„Baunscheidt-Öls“ zur Erzeugung von Lymphpusteln benutzt;<br />
<strong>di</strong>eser starke Reiz wird heute nicht mehr angewandt, das das ursprüngliche<br />
Öl wegen des Verdachtes auf Kanzerogenität nicht<br />
mehr erhältlich ist. E<strong>in</strong>e milde Variante, welche u.a. etwas Histam<strong>in</strong>hydrochlorid<br />
(anstelle des früher üblichen Krotonöles) enthält,<br />
erzeugt für nur etwa 20-30 M<strong>in</strong>uten kle<strong>in</strong>ste Lymphpusteln<br />
und e<strong>in</strong> leichtes Wärmegefühl..<br />
Typischer Aspekt e<strong>in</strong>es baunscheidtierten Areals<br />
Cantharidenpflaster<br />
Diese spielen bei <strong>der</strong> Behandlung des FMS nur e<strong>in</strong>e untergeordnete<br />
Rolle, da sie sich überwiegend für lokal begrenzte Prozesse<br />
eignen; <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen kann – bei circumskripten, an<strong>der</strong>weitig<br />
therapieresistenten Schmerzen – e<strong>in</strong> Cantharidenpflaster doch<br />
noch weiterhelfen.<br />
E<strong>in</strong>e durch Cantharidenpflaster erzeugte Blase (ca. 12 Stunden<br />
nach Anlegen des „Pflasters“) wird eröffnet.<br />
Hormontherapie<br />
Bereits hippokrates beschreibt den Wert von „Emmenagoga“,<br />
d.h. menstruationsför<strong>der</strong>nden Mitteln bei Schmerzzuständen<br />
des weiblichen Bewegungsapparates; wie bereits oben erwähnt<br />
gehören Hysterektomie und Klimakterium mit konsekutivem<br />
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Ausbleiben <strong>der</strong> Regel zu den Wegbereitern des FMS. In eigener<br />
Praxis erweist sich <strong>di</strong>e Balancierung des hormonellen Systems<br />
mittels <strong>der</strong> Phytohypophysone® <strong>der</strong> Fa. Steierl und bio-identischer<br />
Hormone als ausgesprochen hilfreich – auch zur Aufhellung<br />
<strong>der</strong> Stimmung und zur Unterstützung des oft nötigen<br />
Körperfettabbaues. Diese Form <strong>der</strong> Behandlung setzt allerd<strong>in</strong>gs<br />
entsprechende Erfahrung und Laborkontrollen voraus: <strong>Bio</strong>identische<br />
Hormone verän<strong>der</strong>n – im Gegensatz zu synthetischen Hormonen<br />
o<strong>der</strong> „SERMS“ – den Hormon-Blutlevel.<br />
Neuraltherapie nach HuNEkE<br />
Hierbei wird e<strong>in</strong> Heilreiz (z.B. mittels e<strong>in</strong>es Lokalanästhetikums<br />
wie Proca<strong>in</strong>) von Organismus beantwortet. Dieser Heilreiz wirkt<br />
<strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie über das Vegetativum und über das System <strong>der</strong><br />
Grundregulation. E<strong>in</strong>zelne Wirkcharakteristika des Proca<strong>in</strong> kommen<br />
dabei gerade beim FMS <strong>der</strong> Lösung des Problems sehr entgegen:<br />
Wirkungen des Proca<strong>in</strong>:<br />
Gefässerweiternd<br />
Muskelentspannend<br />
Schmerzstillend<br />
Entzündungshemmend<br />
Sympathikolytisch<br />
Antiallergisch, da membranstabilisierend<br />
u.v.a.<br />
Die Anwendung erfolgt wie üblich <strong>in</strong> Form <strong>der</strong> „dosierten<br />
Eskalation“:<br />
– Lokal symptomorientiert (z.B. Triggerpo<strong>in</strong>t-Infiltrationen)<br />
– Segmental<br />
– Ganglionär<br />
– An (vermuteten o<strong>der</strong> nachgewiesenen) Störfel<strong>der</strong>n<br />
– Son<strong>der</strong>formen:<br />
� <strong>di</strong>e Injektion <strong>in</strong> <strong>di</strong>e Schilddrüse<br />
� <strong>di</strong>e Injektion <strong>in</strong> den canalis sacralis<br />
Während <strong>di</strong>e beiden erstgenannten Anwendungen rasch e<strong>in</strong>sehbar<br />
s<strong>in</strong>d, ersche<strong>in</strong>t <strong>di</strong>e Therapie z.B. am Ganglion stellatum<br />
auf den ersten Blick erklärungsbedürftig, wird aber verständlich<br />
bei Berücksichtigung <strong>der</strong> Forschungen kukl<strong>in</strong>skis; <strong>di</strong>eser fand<br />
e<strong>in</strong>e 10-fach höhere Inzidenz von FMS nach HWS-Traumen, wobei<br />
folgende Laborparameter regelmässig pathologisch vorzuf<strong>in</strong>den<br />
waren:<br />
Erhöht:<br />
– NO/NO2-Konzentration <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausatmungsluft<br />
– Citrull<strong>in</strong> , Kryptopyrrol im Ur<strong>in</strong><br />
– Saure Phosphatase, Lactat, Pyruvat im Blut<br />
Erniedrigt:<br />
– Kalium, Magnesium, Z<strong>in</strong>k<br />
– ATP-Produktion<br />
– Carnit<strong>in</strong><br />
Vom breiten vegetativen E<strong>in</strong>fluss, welchen das Ggl. stellatum<br />
auf <strong>di</strong>e jeweils ipsilaterale Hirnhälfte, aber auch den Thorax, den<br />
Arm und <strong>di</strong>e HWS hat, kann <strong>di</strong>e positive Wirkung des E<strong>in</strong>griffes<br />
abgeleitet werden. Oft kann – im Vere<strong>in</strong> mit <strong>der</strong> Injektion an /<br />
35
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>di</strong>e Schilddrüse – e<strong>in</strong>e rasche M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung von Schmerzsymptomen<br />
im Bereich von Kopf, Nacken und oberen Extremitäten<br />
erreicht werden, welche mit <strong>der</strong> lokalen Injektion o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
örtlichen Behandlungsmaßnahmen nicht zu erzielen ist.<br />
Bei <strong>der</strong> Injektion an <strong>di</strong>e Schilddrüse ist das Auftreten von<br />
plötzlichem We<strong>in</strong>en bei mehreren Autoren beschrieben, bei<br />
FMS-Patient<strong>in</strong>nen sche<strong>in</strong>t das Phänomen häufiger <strong>der</strong> Fall zu<br />
se<strong>in</strong>.<br />
Von großem Wert ist <strong>di</strong>e Injektion <strong>in</strong> den Sakralkanal: Diese<br />
Injektion ist wesentlich e<strong>in</strong>facher und für <strong>di</strong>e Patient<strong>in</strong>nen auch<br />
weniger „spektakulär“ und besser tolerabel, als jene an den „Frankenhäuser<br />
plexus“, welche retropubisch durchgeführt wird. Vor<br />
allem ist <strong>di</strong>ese Form <strong>der</strong> Applikation auch bei beleibten Patient<strong>in</strong>nen<br />
relativ e<strong>in</strong>fach durchzuführen. Hier konnten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen<br />
Fällen(s.u.) nach E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gung von 8-10 ml Proca<strong>in</strong>1% Wirkungen<br />
mit Sofortcharakter („Sekundenphänomene“) erzielt werden, <strong>in</strong><br />
allen Fällen war e<strong>in</strong>e caudale, stumpfe Wirbelsäulentraumatisierung<br />
zu eruieren gewesen.<br />
<strong>Ortho</strong>molekulare Therapie<br />
Diese ist aufgrund <strong>der</strong> oben zitierten Untersuchungen von<br />
kukl<strong>in</strong>ski ebenfalls unabd<strong>in</strong>gbar; H. kreMer und R. Meyer weisen<br />
<strong>in</strong> ihren Vorträgen und Schriften auf den erwiesenen Nutzen und<br />
<strong>di</strong>e Bedeutung bestimmter orthomolekularer Mischungen (oral<br />
und <strong>in</strong> Infusionsform) für <strong>di</strong>e Regenerierung <strong>der</strong> <strong>in</strong>trazellulären<br />
ATP-Gew<strong>in</strong>nung h<strong>in</strong>. Substanzen, welche hierbei empfohlen<br />
werden s<strong>in</strong>d v.a.: Vitam<strong>in</strong>e B12, C und E, <strong>di</strong>e M<strong>in</strong>eralien / Spurenelemente<br />
Kalium, Magnesium, Selen und Z<strong>in</strong>k sowie auch Am<strong>in</strong>osäuren<br />
wie Carnit<strong>in</strong> und Taur<strong>in</strong>.<br />
Sonstige<br />
Vom Grundgedanken her dürften an<strong>der</strong>e Therapien, welche <strong>di</strong>e<br />
Mikrozirkulation und den Sauerstoffmetabolismus för<strong>der</strong>n ebenfalls<br />
nützlich se<strong>in</strong>, allerd<strong>in</strong>gs liegen hierzu <strong>der</strong>zeit noch ke<strong>in</strong>e ausreichenden<br />
Berichte und Stu<strong>di</strong>en vor; <strong>in</strong> <strong>di</strong>ese Gruppe gehören:<br />
biophysikalische Signaltherapien („BEMER-Therapie“), UVB- und<br />
Ozontherapie. Es steht zu hoffen, dass hier entsprechende Beobachtungen<br />
erfolgen und publiziert werden.<br />
Eigene Beobachtungen<br />
Zwischen November 2009 und Dezember 2010 wurden über<br />
50 Patient<strong>in</strong>nen, welche mit <strong>der</strong> Diagnose e<strong>in</strong>es Fibromyalgie-<br />
Syndroms <strong>in</strong> <strong>di</strong>e Praxis des Autors kamen, behandelt.<br />
In <strong>di</strong>e vorliegende Auswertung g<strong>in</strong>gen davon 23 e<strong>in</strong>, auf<br />
welche <strong>di</strong>e e<strong>in</strong>gangs genannten Kriterien ganz zweifelsfrei zutrafen.<br />
Das Durchschnittsalter <strong>der</strong> Patient<strong>in</strong>nen betrug 51 Jahre<br />
mit e<strong>in</strong>er Spannbreite von 32 bis 67 Jahre, <strong>di</strong>e Krankheitsdauer<br />
war im Schnitt mit 5,5 Jahren zu ermitteln, hier war <strong>di</strong>e kürzeste<br />
Dauer vom Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Beschwerden bis zum Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> geschil<strong>der</strong>ten<br />
Therapie 1.5 Jahre, <strong>di</strong>e längste knapp 20 Jahre.<br />
Die <strong>di</strong>agnostische Vorgehensweise war <strong>in</strong> allen Fällen <strong>di</strong>e<br />
oben geschil<strong>der</strong>te:<br />
Orig<strong>in</strong>alia<br />
– Anamnese und e<strong>in</strong>gehen<strong>der</strong> körperlicher Befund<br />
– Laboruntersuchungen<br />
– Antioxidative Reserve/oxidativer Stress<br />
– Dunkelfeldmikroskopie<br />
– Bestimmung des Säure-Basen-Haushalts<br />
– In E<strong>in</strong>zelfällen, bei begründetem Verdacht: Herd<strong>di</strong>agnostik<br />
mit Thermografie und/o<strong>der</strong> Elektroakupunktur nach voll<br />
Die Therapie erfolgte <strong>in</strong> ebenfalls allen Fällen nach folgendem<br />
Grundschema:<br />
– Massagen und Dehnungen<br />
– Ausleitenden Therapien (im Schnitt 5mal/Patient)<br />
� Schröpfen/Schröpfmassage<br />
� Schwitzen (Hyperthermiedecke für ca. 2.5 Stunden bei<br />
oraler Flüssigkeitszufuhr)<br />
– Hormontherapie bei nachgewiesenem Mangel<br />
– Neuraltherapie nach huneke<br />
– Infusionstherapie mit orthomolekularen Substanzen<br />
Interessanterweise ergab sich bei <strong>der</strong> Verlaufsbeobachtung<br />
durchschnittlich e<strong>in</strong>e relativ lange therapieresistente Zeit von ca.<br />
2 bis 2,5 Monaten (von e<strong>in</strong>igen Ausnahmen abgesehen), nach<br />
<strong>di</strong>eser Zeit aber e<strong>in</strong>e erfreuliche und überraschend schnelle Besserung.<br />
Bei 2 Patient<strong>in</strong>nen war bereits nach drei Wochen (und speziell<br />
nach den Injektionen <strong>in</strong> den Sakralkanal) ke<strong>in</strong>e Behandlungsnotwen<strong>di</strong>gkeit<br />
mehr gegeben, sie s<strong>in</strong>d als praktische geheilt zu<br />
betrachten!<br />
Die Ergebnisse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Übersicht (n=23)<br />
Schmerzempf<strong>in</strong>dung vor Therapie<br />
(visuelle Analogskala von 1-10): Durchschnitt 7,6<br />
Schmerzempf<strong>in</strong>dung nach Therapie: Durchschnitt 3.0<br />
Häufigkeit (Durchschnitt) <strong>der</strong> Therapien (pro Patient)<br />
– Massagen/Dehnungen: 6<br />
– Ausleitende Therapien: 5,5<br />
– Neuraltherapie (Stellatum, canalis sacralis, Foci,<br />
lokale Punkte) 5 Sitzungen<br />
– Infusionstherapie 7<br />
Anm: Bei <strong>der</strong> Neuraltherapie wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Sitzung meist mehrere verschiedene<br />
Orte behandelt (z.B: Triggerpunkte, Tonsillennarben und canalis<br />
sacralis)<br />
H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> zuvor bestehenden <strong>Med</strong>ikation mit Myorelaxantien/Schmerzmitteln<br />
konnte folgende (bleibende) Verän<strong>der</strong>ung<br />
beobachtet werden (Nachbeobachtung: mehrere Monate)<br />
Vollstän<strong>di</strong>ges Absetzen <strong>der</strong> Dauerme<strong>di</strong>kation: 6/23<br />
Gelegentl. (1-2x/Woche) Gebrauch von Schmerzmitteln: 10/23<br />
Regelmäßig, aber verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ter Gebrauch von Schmerzmitteln:<br />
6/23<br />
Ke<strong>in</strong>e Wirkung, unverän<strong>der</strong>ter Zustand 1/23<br />
Störfel<strong>der</strong> mit offensichtlichem Bezug zum Krankheitsbild 9/23<br />
Hierbei waren ausschließlich Tonsillen (6 mal) und wurzelbehandelte<br />
Zähne ( 3 mal) beteiligt)<br />
Vor Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Therapie verwendeten 17 Patient<strong>in</strong>nen<br />
Antidepressiva.<br />
Nach <strong>der</strong> Therapie taten <strong>di</strong>es noch 8 Patient<strong>in</strong>nen.<br />
36 2/2011
2/2011<br />
Orig<strong>in</strong>alia<br />
Nebenwirkungen wurden unter <strong>der</strong> Behandlung beobachtet<br />
wie folgt:<br />
12 x „Schw<strong>in</strong>del“, „Rausch“, nach Proca<strong>in</strong>anwendung<br />
(bei ca . 115 Anwendungen)<br />
4 x verzögerte Erholung (Hypotonie) nach <strong>der</strong> Hyperthermie<br />
Kasuistik<br />
Frau G.-B., E.: Jahrgang 1951<br />
Seit 3 Jahren „Fibromyalgie-Syndrom“ mit Schmerzen an<br />
HWS, oberen Extremitäten, LWS, unteren Extremitäten,<br />
nächtliches Erwachen. Labor und <strong>in</strong>ternist. Voruntersuchungen<br />
„ohne path. Befund“, bis auf leicht erhöhten Ges.-<br />
Cholester<strong>in</strong>wert.<br />
<strong>Med</strong>ikamente: Seroton<strong>in</strong>-reuptake-Hemmer, Schlafmittel,<br />
Diclofenac, Code<strong>in</strong>-Paracetamol-Komb<strong>in</strong>ationspräparat.<br />
Weitere Vorgeschichte:<br />
– 1970 Tonsillektomie, danach e<strong>in</strong>ige Wochen starke<br />
Gelenkschmerzen.<br />
– Menopause 1999, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folgezeit immer häufigeres<br />
Auftreten von <strong>di</strong>ffusen muskulären Schmerzen.<br />
– 1 Jahr vor dem Auftreten <strong>der</strong> jetzigen, starken<br />
Schmerzen (VAS 8-9): Wurzelbehandlung im re. Unterkiefer.<br />
– „Partnerschaftsprobleme“<br />
Regulationsme<strong>di</strong>z<strong>in</strong>ische Untersuchungen:<br />
– Freie Ra<strong>di</strong>kale deutlich erhöht, antioxidat. Kapazität<br />
mäßig verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t<br />
– Dunkelfeld: rasch schrumpfende und zerfallende<br />
Erythrozyten<br />
– Thermografie: Regulationspathologie: Kopflymphe,<br />
plexus solaris.<br />
– Elektroakupunktur n. voll: Regulationsstörungen fast<br />
nur auf <strong>der</strong> rechten Körperseite<br />
Therapie:<br />
– 8 x Massagen und Muskeldehnungen<br />
– Schröpfen und Hyperthermiedecke je 5 x<br />
– Neuraltherapie: re. Unterkiefer, Tonsillennarben je 4 x,<br />
canalis sacralis 3 x<br />
– <strong>Bio</strong>-identische Hormone oral<br />
– 10 x Infusion mit o.g. Zusätzen<br />
Verlauf:<br />
Beg<strong>in</strong>n im Dezember 2008, erst nach 2 Monaten E<strong>in</strong>tritt<br />
e<strong>in</strong>er Besserung, mühsamer Verlauf, wegen ängstlicher<br />
Grundhaltung <strong>der</strong> Patient<strong>in</strong>, zeitweiliger Ablehnung von<br />
Therapien usw.<br />
Sehr deutliche Besserung nach 4 Monaten: F<strong>in</strong>ger<br />
„plötzlich“ sehr gut beweglich. Schlaf noch schlecht, Besserung<br />
des Ehelebens!.<br />
Juni 2009 leichter Rückfall mit Schwellung <strong>der</strong> Weichteile<br />
am l<strong>in</strong>ken Oberarm, wan<strong>der</strong>nde Schmerzen „überall“<br />
während <strong>der</strong> nächsten 2 Monate. Ab September: Schmerzen<br />
nahezu vollstän<strong>di</strong>g verschwunden (VAS 1-2), leichte<br />
Verschlechterung bei Weglassen <strong>der</strong> Hormone.<br />
Schlussfolgerung<br />
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Bei e<strong>in</strong>er Klientel, welche bereits „ausbehandelt“ war und somit<br />
e<strong>in</strong>e Negativauslese darstellte, war es mit Hilfe e<strong>in</strong>er grundlegenden<br />
Diagnostik und e<strong>in</strong>em zwar „polypragmatischen“ aber doch<br />
im Umfang beschränkten Therapieansatz, e<strong>in</strong>drucksvolle Verän<strong>der</strong>ungen<br />
und nachhaltige Verän<strong>der</strong>ungen zu erzielen. Bewusst<br />
wurde i.R. <strong>di</strong>eser Untersuchungen auf zusätzliche Interventionen<br />
z.B. psychotherapeutischer Art verzichtet, <strong>di</strong>e meisten Patient<strong>in</strong>nen<br />
hatten über<strong>di</strong>es schon teils langfristige <strong>der</strong>artige Therapieangebote<br />
wahrgenommen.<br />
Die angewendeten Behandlungsmethoden <strong>der</strong> Regulationsme<strong>di</strong>z<strong>in</strong><br />
s<strong>in</strong>d auch bei chronischen Krankheitsbil<strong>der</strong>n wie FMS<br />
erfolgversprechend. Die Länge des Krankheitsverlaufes spielt<br />
zwar e<strong>in</strong>e wichtige, aber ke<strong>in</strong>e entscheidende Rolle: <strong>di</strong>e Patient<strong>in</strong><br />
(63 J.) mit <strong>der</strong> längsten Krankheitsdauer wies e<strong>in</strong>en Rückgang<br />
des Schmerzscores (Visuelle Analogskala VAS) von 9 auf 2 auf<br />
und kann nunmehr weitestgehend ohne Schmerz- und Schlafme<strong>di</strong>kation<br />
leben.<br />
Nur <strong>di</strong>e Berücksichtigung <strong>der</strong> Gegebenheiten <strong>der</strong> extrazellulären<br />
Matrix und <strong>di</strong>e konsequente Unterstützung durch teils substitutive<br />
(orthomolekulare Therapie), teils vegetativ stimulative /<br />
ausleitende (Schröpfen, Schwitzen, Neuraltherapie) Maßnahmen<br />
kann den entscheidenden Durchbruch aus dem circulus vitiosus<br />
„Schmerz – Depression – Bewegungse<strong>in</strong>schränkung – chronische<br />
<strong>Med</strong>ikation“ br<strong>in</strong>gen.<br />
Literatur<br />
Abele, J.: Propädeutik <strong>der</strong> Humoraltherapie, Haug-Verlag, Heidelberg 1992<br />
Aschner, B.: Technik <strong>der</strong> Konstitutionstherapie, 7. Aufl., Haug-Verlag, Heidelberg<br />
1995<br />
Barop, H.: Lehrbuch und Atlas <strong>der</strong> Neuraltherapie nach Huneke, Hippokrates-<br />
Verlag, Stuttgart 1996<br />
Burgerste<strong>in</strong>, L.: Burgerste<strong>in</strong>s Handbuch Nährstoffe, 10. Aufl., Haug-Verlag, Stuttgart<br />
2002<br />
Graf, K.: Ganzheitliche Zahnme<strong>di</strong>z<strong>in</strong>, Sonntag-Verlag, Stuttgart 2000<br />
Huneke, F.: Das Sekundenphänomen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Neuraltherapie, 6. Aufl., Haug-Verlag,<br />
Heidelberg 1989<br />
He<strong>in</strong>e, H.: Lehrbuch <strong>der</strong> biologischen <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong>, 3. Aufl., Hippokrates-Verlag, Stuttgart<br />
2006<br />
He<strong>in</strong>e, H. und E.: Bef<strong>in</strong>densstörungen – Chronische Krankheiten – Altern, E<strong>di</strong>tion<br />
COMED, Comed Verlagsgesellschaft, Hochheim 2009<br />
Kremer, H. und Meyer, R.: Vortragsskripten und Fach<strong>in</strong>formation „Wirkungsweise<br />
und Anwendung <strong>der</strong> neuen, optimierten Protokolllösungen“, Skripten im<br />
Selbstverlag 2010<br />
Kuhnke, O. und He<strong>in</strong>e, H.: Die Bedeutung er NETs-Bildung physiologisch lytischer<br />
Granulozyten zur Beurteilung von Regulationskrankheiten, COMED 12, 2010,<br />
S. 52-54<br />
Kuhnke, O.: Skriptum zum Sem<strong>in</strong>ar Dunkelfeldmikroskopie im Rahmen des<br />
ZAEN-Kongresses, Freudenstadt, Herbst 2010<br />
Kukl<strong>in</strong>ski, B.: Das HWS-Trauma, Aurum-Verlag, Bielefeld 2006<br />
Lang, F.: Pathophysologie, Pathobiochemie, F. Enke-Verlag, Stuttgart 1979<br />
Laser, T.: Fibromyalgie, 3. Aufl., Thieme-Verlag, Stuttgart 2004<br />
Pisch<strong>in</strong>ger, A.: Das System <strong>der</strong> Grundregulation, Haug-Verlag, Heidelberg, 9. überarbeitete<br />
Aufl. 1998<br />
Rimkus, V.: Die Rimkus-Methode für <strong>di</strong>e Frau, Verlagshaus Ma<strong>in</strong>z, 2006<br />
Van Limburg-Stirum, J.: Mo<strong>der</strong>ne Säure-Basen-<strong>Med</strong>iz<strong>in</strong>, Hippokrates-Verlag, Stuttgart,<br />
1. Aufl. 2008<br />
37
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
5<br />
Die Habichtswald-Kl<strong>in</strong>ik liegt am Rande von Kassel Bad Wilhelmshöhe<br />
mit Blick über <strong>di</strong>e Stadt, unmittelbar am größten Bergpark<br />
Europas mit e<strong>in</strong>em seltenen alten und bee<strong>in</strong>druckenden Baumbestand,<br />
Schloss Wilhelmshöhe und <strong>der</strong> Herkules-Statue, dem<br />
Wahrzeichen von Kassel. Der sich anschließende Habichtswald<br />
bietet 330 km Wan<strong>der</strong>wege.<br />
Die Kl<strong>in</strong>ik verb<strong>in</strong>det wissenschaftliche und komplementäre<br />
<strong>Med</strong>iz<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er Ganzheitsme<strong>di</strong>z<strong>in</strong>. Der E<strong>in</strong>zelne erfährt e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrative<br />
Betrachtung von Körper, Seele und Geist mit Anwendung<br />
von mo<strong>der</strong>ner wissenschaftlicher Schulme<strong>di</strong>z<strong>in</strong>, bewährten<br />
Naturheilverfahren und <strong>der</strong> Erfahrungsheilkunde. Es werden<br />
<strong>di</strong>e Interaktionen <strong>der</strong> verschiedensten Therapieverfahren berücksichtigt,<br />
um e<strong>in</strong>e <strong>in</strong><strong>di</strong>viduelle und wohldosierte Zusammenstellung<br />
e<strong>in</strong>zelner Therapien zu gewährleisten. Nicht das „Je<br />
mehr, desto besser“ an therapeutischen Maßnahmen führt zum<br />
Ziel, son<strong>der</strong>n <strong>di</strong>e För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Selbstheilungsprozesse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
heilsamen Umfeld.<br />
Die praktizierte Philosophie <strong>der</strong> Fachrichtungen Innere<br />
<strong>Med</strong>iz<strong>in</strong>, Psychosomatik und Onkologie ist e<strong>in</strong>e Synthese von<br />
mo<strong>der</strong>ner „Schulme<strong>di</strong>z<strong>in</strong>“, Naturheilverfahren und Komplementärme<strong>di</strong>z<strong>in</strong>.<br />
In <strong>der</strong> privaten AYURVEDA-Kl<strong>in</strong>ik gibt es e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zigartige<br />
Verb<strong>in</strong>dung <strong>di</strong>eser ältesten Gesundheitslehre <strong>der</strong> Welt mit<br />
<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen naturwissenschaftlichen <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong>. Es werden hier<br />
nicht Krankheiten, son<strong>der</strong>n kranke Menschen behandelt.<br />
Die hoch qualifizierten Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter bilden<br />
e<strong>in</strong> Netzwerk und arbeiten im <strong>in</strong>ter<strong>di</strong>szipl<strong>in</strong>ären Team, das<br />
Serie Kl<strong>in</strong>ikportraits<br />
Habichtswald-Kl<strong>in</strong>ik Kassel<br />
Habichtswald-Kl<strong>in</strong>ik Kassel<br />
Kl<strong>in</strong>ik für Ganzheitsme<strong>di</strong>z<strong>in</strong> und Naturheilkunde<br />
den Patienten ganzheitlich <strong>in</strong> liebevoller Atmosphäre betreut.<br />
Die Behandlung wird im ausführlichen ärztlichen Gespräch am<br />
Anreisetag <strong>in</strong><strong>di</strong>viduell mit dem Patienten abgestimmt.<br />
Die Kl<strong>in</strong>ik verfügt über das gesamte <strong>di</strong>agnostische und therapeutische<br />
Repertoire, welches durch e<strong>in</strong> Kl<strong>in</strong>ikverbundsystem<br />
mit erstklassigem wissenschaftlichem Niveau garantiert wird.<br />
E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> vornehmsten Aufgaben ist es, <strong>di</strong>e künstliche Trennung<br />
zwischen Schulme<strong>di</strong>z<strong>in</strong> und Alternativme<strong>di</strong>z<strong>in</strong> zum Wohle des<br />
Patienten zu überw<strong>in</strong>den.<br />
Methoden <strong>der</strong> klassischen und tra<strong>di</strong>tionellen Naturheilverfahren<br />
wie Wasser- und Thermotherapie, Pflanzenheilkunde,<br />
Bewegungstherapie, Heilfasten, Ernährungstherapie, Homöopathie<br />
und Akupunktur s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e <strong>in</strong><strong>di</strong>viduelle Ergänzung zu <strong>der</strong><br />
schulme<strong>di</strong>z<strong>in</strong>ischen Basisbehandlung.<br />
Dem hohen Stellenwert e<strong>in</strong>er gesunden und bewussten Ernährung<br />
wird Rechnung getragen mit:<br />
– vollwertiger Ernährung, <strong>di</strong>e alle Lebensmittelgruppen be<strong>in</strong>haltet,<br />
– ovolacto-vegetabiler Kost,<br />
– Vitalkost, basierend auf den Grundlagen <strong>der</strong> Makrobiotik (bis<br />
auf <strong>di</strong>e Verwendung von Fisch, Ei, Schafs- und Ziegenkäse<br />
zucker- und kuhmilcheiweißfreie vegetarische Kost, frei von<br />
synthetischen Zusatzstoffen, angereichert mit hochwertigen<br />
fernöstlichen Lebensmitteln),<br />
– ayurve<strong>di</strong>scher Kost (vegetarische Ernährungsform <strong>der</strong> tra<strong>di</strong>tionellen<br />
ayurve<strong>di</strong>schen <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong>) gegen Aufpreis,<br />
38 2/2011
2/2011<br />
Serie Kl<strong>in</strong>ikportraits<br />
– Informationsveranstaltungen und Kochkurse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lehrküche<br />
zu allen genannten Kostformen,<br />
– <strong>in</strong><strong>di</strong>vidueller Ernährungsberatung und Kostzusammenstellung<br />
für den Kl<strong>in</strong>ikaufenthalt und für e<strong>in</strong>e nachhaltige Umsetzung<br />
zu Hause.<br />
Die Physiotherapie vermittelt praxisnahe Krankengymnastik, <strong>di</strong>e<br />
auch zu Hause helfen soll, Kraft und Ausdauer zu steigern und<br />
für genügend Entspannung zu sorgen. Spezielle Techniken zielen<br />
auf das Zusammenspiel von Nerven, Muskeln und Atmung.<br />
Die Behandlungen erfolgen sowohl <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zeltherapien als auch<br />
<strong>in</strong> Gruppen (Wirbelsäulen-, Beckenboden-, Atemgymnastik,<br />
Rückenschule, Bewegungsbä<strong>der</strong>, Ergometertra<strong>in</strong><strong>in</strong>g, Walk<strong>in</strong>g).<br />
Großer Wert wird auf e<strong>in</strong>e richtige Körperhaltung gelegt. Funktionse<strong>in</strong>schränkungen<br />
von Geweben im Körper wird mit Kraniosakraltherapie<br />
entgegengewirkt und somit werden <strong>di</strong>e Selbstheilungskräfte<br />
aktiviert.<br />
Mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>weihung des geistig-spirituellen Zentrums wurde<br />
architektonisch wie auch <strong>in</strong>haltlich e<strong>in</strong> „Raum“ geschaffen, <strong>der</strong><br />
zur Stille, Bes<strong>in</strong>nung, <strong>in</strong>neren E<strong>in</strong>kehr, religio, das heißt zur B<strong>in</strong>dung<br />
an unsere eigene <strong>in</strong>nere Mitte, e<strong>in</strong>lädt. Hier können durch<br />
überkonfessionelle <strong>Med</strong>itationen, sakralem Tanz, Mantrens<strong>in</strong>gen<br />
und seelsorgerliche Gespräche Selbstheilungsprozesse mit angeregt<br />
und unterstützt werden.<br />
Die Innere Abteilung behandelt<br />
Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus, metabolisches<br />
Syndrom, Gicht<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herz<strong>in</strong>suffizienz, Hypertonie,<br />
Koronare Herzkrankheit, Herzrhythmusstörungen<br />
Wirbelsäulenerkrankungen, Osteoporose<br />
Arthrosen, Arthritis<br />
Rheumatische Erkrankungen<br />
Magen-Darm-Erkrankungen wie Gastritis, Reizdarm, Colitis<br />
ulcerosa, Morbus Crohn<br />
Atemwegserkrankungen wie chronische S<strong>in</strong>usitis und Bronchitis,<br />
Asthma<br />
Hauterkrankungen wie Psoriasis, Akne<br />
Psycho-physische Erschöpfung<br />
Burnout-Syndrom<br />
Infektneigung<br />
Die psychosomatische Abteilung behandelt<br />
Ängste<br />
Depressionen<br />
Krisen im Zusammenhang mit schweren Krankheiten,<br />
schweren beruflichen und privaten Konflikten, nicht verarbeiteten<br />
Unfällen und Gewalterlebnissen (posttraumatische<br />
Belastungsstörungen, Anpassungsstörungen)<br />
schwere Erschöpfungszustände (Burnout)<br />
psychosomatische Störungen wie Herz-, Magen-Darm-Beschwerden,<br />
Kopf- und Rückenschmerzen sowie an<strong>der</strong>e alle<strong>in</strong><br />
körperlich nicht erklärliche o<strong>der</strong> seelisch mit bee<strong>in</strong>flusste<br />
Schmerzzustände<br />
T<strong>in</strong>nitus und an<strong>der</strong>e Erkrankungen des Ohres und Gleichgewichtsorgans<br />
wie Hörsturz, Hyperakusis, Morbus Menière<br />
Sexual- und Beziehungsstörungen<br />
Essstörungen wie A<strong>di</strong>positas, Bulimie und Anorexie<br />
leichtere Abhängigkeitserkrankungen<br />
Die onkologische Abteilung behandelt sämtliche onkologischen<br />
Erkrankungen und bietet an:<br />
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
<strong>di</strong>agnostische Verfahren (z. B. Labor<strong>di</strong>agnostik, bildgebende<br />
Verfahren, kar<strong>di</strong>opulmonale Diagnostik)<br />
Chemo- und Immuntherapie<br />
Therapie mit mo<strong>der</strong>nen Substanzen wie Antikörpern, Antiangiogenese,<br />
small molecules<br />
Hormontherapie<br />
Schmerztherapie<br />
Palliativtherapie<br />
Ernährungstherapie, auch mit <strong>in</strong>travenöser und Sondenernährung<br />
psychoonkologische Begleitung<br />
Behandlung <strong>der</strong> Fatigue<br />
Ergotherapie mit Schwerpunkt Polyneuropathie, Gedächtnis-<br />
und Konzentrationsstörungen nach Chemotherapie<br />
allgeme<strong>in</strong>-<strong>in</strong>ternistische Therapie von Begleiterkrankungen<br />
umfassende Behandlung tumorbed<strong>in</strong>gter Beschwerden<br />
Aufklärung zu komplementären Therapiemethoden<br />
Akupunktur<br />
Stomatherapie<br />
Brustprothetikberatung<br />
Hilfsmittelerprobung<br />
Sozial<strong>di</strong>enst<br />
Gesundheitsför<strong>der</strong>ung erfolgt durch<br />
zahlreiche Vorträge über <strong>di</strong>e unterschiedlichsten psychologischen<br />
und me<strong>di</strong>z<strong>in</strong>ischen Themen<br />
e<strong>in</strong> spezielles Raucherentwöhnungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g, das Entspannungs-,<br />
Suggestionstechniken und Akupunktur be<strong>in</strong>haltet<br />
Sport, Walk<strong>in</strong>g, Fahrra<strong>der</strong>gometertra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
fünf Mal <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche je vier Stunden kostenloser Besuch<br />
<strong>der</strong> Kurhessen-Therme, zu <strong>der</strong> es e<strong>in</strong>en <strong>di</strong>rekten Zugang<br />
gibt, um dort im Sole-Thermalbad zu schwimmen und <strong>di</strong>e<br />
große Saunalandschaft zu besuchen<br />
Entspannungsverfahren (z.B. PMR, Yoga, Tai Chi, AT, <strong>Med</strong>itationen)<br />
Physikalische Therapie (z.B. Dauerduschen, Schielefußbä<strong>der</strong>,<br />
Moorpackungen)<br />
Physiotherapie (z.B. E<strong>in</strong>zel- und Gruppengymnastik, Bewegungsbad,<br />
Nor<strong>di</strong>c Walk<strong>in</strong>g, me<strong>di</strong>z<strong>in</strong>ische Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gstherapie)<br />
verschiedene Ernährungsformen (z.B. Heilfasten nach<br />
Buch<strong>in</strong> Ger, Vollwertkost, Makrobiotik, gegen Aufpreis Ayurveda-Kost)<br />
ggf. Neuraltherapie, Akupunktur, Homöopathie, Phytotherapie,<br />
orthomolekulare Therapie<br />
Die Kl<strong>in</strong>ik ist nach DIN-EN ISO 9001 und den Qulitätsgrundsätzen<br />
<strong>der</strong> DEGEMED zertifiziert, von allen gesetzlichen Krankenversicherungen<br />
<strong>in</strong> Deutschland nach § 111 als Rehabilitationskl<strong>in</strong>ik<br />
sowie von den privaten Krankenkassen und Beihilfen als<br />
gemischte Anstalt anerkannt. Die Kostenübernahme muss vor<br />
Anreise bei dem jeweiligen Kostenträger beantragt werden.<br />
Info<br />
Kontakt Habichtswald-Kl<strong>in</strong>ik<br />
Wigandstr. 1<br />
34131 Kassel<br />
Tel.: +49 (0)561 / 31 08-0<br />
Fax: +49 (0)561 / 31 08-858<br />
Internet: www.habichtswaldkl<strong>in</strong>ik.de<br />
39
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Regulationsme<strong>di</strong>z<strong>in</strong> und<br />
Arzt-Patienten-Beziehung<br />
– Teil I –<br />
E<strong>in</strong>führung<br />
„Was ist das Schwierigste von allem?<br />
Mit den Augen zu sehen,<br />
was vor den Augen uns liegt.“<br />
Goethe<br />
Ursprünglich hatte ich vorgehabt, den Kontext darzustellen, <strong>in</strong><br />
dem Regulationsme<strong>di</strong>z<strong>in</strong> stattf<strong>in</strong>det. Je länger ich mich allerd<strong>in</strong>gs<br />
mit <strong>der</strong> desolaten Situation <strong>der</strong> zeitgenössischen <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong><br />
befasste, um so deutlicher wurde mir, dass <strong>di</strong>e immer wie<strong>der</strong><br />
aufflackernde und meist im Vor<strong>der</strong>grund <strong>der</strong> öffentlichen Diskussionen<br />
stehende Wissenschaftlichkeitsfrage von den eigentlichen,<br />
dah<strong>in</strong>ter stehenden Problemen ablenkt.<br />
Diese beruhen n.m.M. zum größten Teil darauf, dass wir alle<br />
–Kranke wie Therapeuten – Opfer e<strong>in</strong>es parasitären Prozesses<br />
s<strong>in</strong>d, den ich mit BierMann ‚me<strong>di</strong>z<strong>in</strong>isch-<strong>in</strong>dustrieller Komplex’<br />
nenne. Aus ihm erklären sich ‚Apparateme<strong>di</strong>z<strong>in</strong>’, ‚Computerisierung’,<br />
‚Datenfriedhof’, ‚Dehumanisierung’, ‚<strong>di</strong>agnostisches Primat’,<br />
‚<strong>di</strong>agnostischer Overkill’, ‚Entwertung <strong>der</strong> sprechenden <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong>’,<br />
‚Gentechnik’, ‚Kostenexplosion’, ‚Kommunikationsprobleme’, ‚Spezialisierung’,<br />
‚Verbürokratisierung’ u.v.a.m.<br />
Die Entwicklung des ‚me<strong>di</strong>z<strong>in</strong>isch-<strong>in</strong>dustriellen Komplexes’<br />
erfolgte schleichend wie <strong>di</strong>e e<strong>in</strong>er primär-chronischen Krankheit<br />
o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es Malignoms. Sie entg<strong>in</strong>g unserer Aufmerksamkeit, obwohl<br />
sie vor aller Augen lag.<br />
Wer <strong>di</strong>e zum Teil abstrusen Vorgänge <strong>in</strong> <strong>der</strong> zeitgenössischen<br />
me<strong>di</strong>z<strong>in</strong>ischen Szene wirklich verstehen will, sollte sich<br />
mit ‚Die Gesundheitsfalle’ von BierMann, mit ‚Der Mensch im Fortschritt<br />
<strong>der</strong> <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong>’ von Böcher o<strong>der</strong> mit ‚Die Fortschrittsfalle’ von<br />
dörner o.Ä. ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen.<br />
Statt mich aber an den Strukturproblemen <strong>der</strong> zeitgenössischen<br />
<strong>Med</strong>iz<strong>in</strong> abzuarbeiten – hierzu gibt es <strong>in</strong>zwischen genügend<br />
Literatur – , wende ich mich den Strukturen selbst zu.<br />
Hier greife ich zwei Themen auf, <strong>di</strong>e sich unmittelbar – o<strong>der</strong><br />
mittelbar – auf Ihre Arbeit auswirken:<br />
1. Die Arzt-Patienten-Beziehung und<br />
2. ihre Gestaltung.<br />
In den vorangegangenen Mitteilungen war es um <strong>di</strong>e biologischen<br />
Aspekte <strong>der</strong> Arzt-Patienten-Beziehung. gegangen. Mit <strong>der</strong><br />
vorliegenden Mitteilungen betreten wir <strong>di</strong>e psychosoziale Ebene.<br />
Damit wagen Sie sich auf e<strong>in</strong> Terra<strong>in</strong> vor, das – obwohl wir<br />
theoretisch schon viel darüber wissen – nach Kräften <strong>di</strong>skrim<strong>in</strong>iert<br />
wird. Sie betreten verm<strong>in</strong>tes Gelände!<br />
Basale Regeln <strong>der</strong> Kommunikation …<br />
Die Arzt-Patienten-Beziehung können wir nur verstehen, wenn<br />
wir e<strong>in</strong>ige Grundregeln <strong>der</strong> Kommunikationstheorie kennen.<br />
Diese alle auszuführen, fehlt hier <strong>der</strong> Platz. Nur soviel: Kommu-<br />
Praxis / Serie<br />
nikation hat e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>haltlichen und e<strong>in</strong>en Beziehungsaspekt. Der<br />
erste bezieht sich auf <strong>di</strong>e Vermittlung von Fakten. Dies ist <strong>der</strong> Aspekt,<br />
<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> konventionellen <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong> handlungsleitend ist.<br />
Wie wir aber im Alltag schon beobachten können, wird <strong>di</strong>e Wirkung<br />
e<strong>in</strong>er Botschaft vom Beziehungsaspekt bestimmt.<br />
Wie sich e<strong>in</strong>e Fehlgewichtung von kognitivem Inhalt und<br />
emotionalem Kontext e<strong>in</strong>er Information – vom pragmatischen<br />
Aspekt ganz zu schweigen – im me<strong>di</strong>z<strong>in</strong>ischen Alltag auswirkt,<br />
lässt sich am Scheitern <strong>der</strong> Früherkennungs- und Präventivprogramme<br />
demonstrieren.<br />
Nicht umsonst beruht das salutogenetische Konzept auf<br />
den drei Säulen von Verstehbarkeit, Bedeutungserkennung bzw.<br />
-gebung und Handhabbarkeit.<br />
… und Arzt-Patienten-Beziehung<br />
Im Wesentlichen stütze ich mich bei <strong>der</strong> Darstellung <strong>der</strong> A-P-<br />
Beziehung auf das Autorenteam um tress, Düsseldorf – nicht<br />
zuletzt deswegen, weil ich dort wesentliche Schritte <strong>in</strong> Richtung<br />
‚psychosomatische Grundversorgung’ getan habe.<br />
Bei <strong>der</strong> Darstellung aus <strong>di</strong>esem komplexen Bereich beschränke<br />
ich mich auf typische arzt-seitige Aspekte und ebenso<br />
charakteristische Aspekte <strong>der</strong> patienten-seitigen Mit- o<strong>der</strong> Fehlgestaltung<br />
<strong>der</strong> Arzt-Patienten-Beziehung. E<strong>in</strong>zelheiten folgen <strong>in</strong><br />
den beiden folgenden Mitteilungen.<br />
Allgeme<strong>in</strong> gilt im H<strong>in</strong>blick auf <strong>di</strong>e Bedeutung des Interaktionsaspekts<br />
zwischen ÄrztInnen und PatientInnnen festzuhalten,<br />
dass ungeeignete o<strong>der</strong> unangepasste Reaktionen auf belastende<br />
Lebensereignisse <strong>di</strong>e häufigsten Leidenszustände <strong>in</strong> allen<br />
<strong>in</strong>dustrialisierten Län<strong>der</strong>n und zivilisierten Gesellschaften s<strong>in</strong>d.<br />
Hierbei s<strong>in</strong>d Frauen – unabhängig vom sozialen Status – überrepräsentiert.<br />
Kranke Menschen geben aber e<strong>in</strong>geschliffene Reaktions-<br />
und gewohnte Verhaltensweisen nicht an <strong>der</strong> Gar<strong>der</strong>obe<br />
ab, wenn sie Ihre Praxis betreten, son<strong>der</strong>n sie verhalten sich dort<br />
zunächst e<strong>in</strong>mal genau so wie <strong>in</strong> ihrem Alltag – also krankhaltend.<br />
Diese Gesetzmäßigkeit ist für mich <strong>di</strong>e zentrale Botschaft <strong>der</strong><br />
Cop<strong>in</strong>g-Forschung.<br />
Problempatienten – gern, …<br />
Während wir <strong>di</strong>e Schwierigkeiten, <strong>di</strong>e PatientInnen <strong>in</strong> <strong>di</strong>e Arzt-<br />
Patienten-Beziehung e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen, ohne weiteres akzeptieren und<br />
mit Schlagwörtern wie ‚Non-Compliance’, ‚ProblempatientInnen’,<br />
‚Unheilbarkeit’ o.Ä. zu belegen bereit s<strong>in</strong>d, fällt es uns erfahrungsgemäß<br />
sehr viel schwerer zu akzeptieren, dass auch wir als BehandlerInnen<br />
e<strong>in</strong> nicht unwesentliches Scherfle<strong>in</strong> zum Gel<strong>in</strong>gen<br />
o<strong>der</strong> Scheitern e<strong>in</strong>er heilsamen Beziehung beitragen.<br />
… aber Problemme<strong>di</strong>z<strong>in</strong>er – Was soll denn das?<br />
Gerade für konventionelle <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong>erInnen, <strong>di</strong>e immer noch <strong>der</strong><br />
Vorstellung von Objektivität anhängen, ist es erfahrungsgemäß<br />
sehr schwer, sich auch nur vorzustellen, dass von ihrer Seite Elemente<br />
zur A-P-Beziehung beigesteuert werden, <strong>di</strong>e ihre PatientInnen<br />
krank halten.<br />
Man braucht sich nur zu vergegenwärtigen, wie unterschiedliche<br />
Beziehungsaspekte – auch <strong>di</strong>ssonante –, <strong>di</strong>e gleichzeitig<br />
zum Ausdruck gebracht werden, auf kranke Menschen wirken.<br />
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2/2011<br />
Praxis / Serie<br />
Abb. 1a: e<strong>in</strong>fachstes Modell e<strong>in</strong>er Beziehung<br />
Wenn Sie e<strong>in</strong>em Kranken beispielsweise etwas betont<br />
freundlich mitteilen möchten, gleichzeitig aber Ihren Ärger,<br />
bspw. über <strong>di</strong>e Nicht-Befolgung e<strong>in</strong>es gegebenen Rates, <strong>di</strong>e<br />
Nicht-E<strong>in</strong>stellbarkeit des Blutdrucks o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es Blutzuckers o.Ä.<br />
nicht verbergen können, bekommen Kranke e<strong>in</strong>e doppelte<br />
Botschaft. E<strong>in</strong>erseits hören sie freundliche Mitteilungen, an<strong>der</strong>erseits<br />
bemerken sie verärgerte Untertöne. „Diese Form von<br />
wi<strong>der</strong>sprüchlichen Mitteilungen ist von ausschlaggeben<strong>der</strong> Bedeutung<br />
für das Missl<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>er Behandlung“ (tress). Welche<br />
Psychodynamik h<strong>in</strong>ter <strong>di</strong>eser Metakommunikation steht, und<br />
wie Sie <strong>di</strong>ese frustrierende Falle umgehen, wird uns noch ausführlich<br />
beschäftigen.<br />
Ihre Gestaltung <strong>der</strong> Arzt-Patienten-Beziehung sollte wenigstens<br />
<strong>in</strong>sofern gesundheitsför<strong>der</strong>nd se<strong>in</strong>, als Sie nicht <strong>in</strong> <strong>di</strong>ese Falle<br />
tappen und weniger auf das achten, was Sie sagen, als darauf,<br />
wie Sie es sagen.<br />
Wie hat nietzsche ganz richtig erkannt: „Hör’ nicht auf <strong>di</strong>e<br />
Worte, schau aufs Maul!“<br />
Kranke Menschen s<strong>in</strong>d gerade, was Zwischentöne angeht,<br />
äußerst sensibel. Me<strong>in</strong>e Erfahrung ist, dass Menschen nicht krank<br />
werden, weil sie unsensibel s<strong>in</strong>d, son<strong>der</strong>n weil sie gerade übersensibel<br />
waren, als <strong>der</strong> Keim zu ihrer Krankheit gelegt wurde. Die<br />
e<strong>in</strong>en Gesunden oft verblüffend zur Schau getragene Gleichgültigkeit<br />
von Schwerkranken ist e<strong>in</strong>e Reaktionsbildung. E<strong>in</strong> emotionaler<br />
Panzer schützt. Dass er auch h<strong>in</strong><strong>der</strong>t, wird von den Betroffenen<br />
i.A. übersehen.<br />
So verstehe ich <strong>di</strong>e Formel vom ‚Problemlöser, <strong>der</strong> zum Problem<br />
wird’.<br />
E<strong>in</strong> zyklisches Modell <strong>der</strong> Arzt-Patienten-Beziehung<br />
Man spricht von e<strong>in</strong>em ‚maladaptiven Zirkel’, wenn <strong>di</strong>e Art <strong>der</strong><br />
Beziehung den Kranken <strong>di</strong>e Anpassung an allfällige Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
aus <strong>der</strong> ökologischen und psychosozialen Um- und Mitwelt<br />
erschwert o<strong>der</strong> sogar verunmöglicht wird. Dieses Muster br<strong>in</strong>gen<br />
kranke Menschen <strong>in</strong> <strong>di</strong>e Arzt-Patienten-Beziehungen e<strong>in</strong>. Es<br />
ist e<strong>in</strong> wesentlicher Faktor <strong>der</strong> Chronifizierung.<br />
Kommunikative o<strong>der</strong> psychosoziale Kompetenz auf Behandlerseite<br />
sollte den ‚adaptiven Zirkel’ <strong>der</strong> A-P-Beziehung<br />
zum Modell für <strong>di</strong>e Alltagsbeziehung Ihrer Patient<strong>in</strong>nen werden<br />
Abb. 1b: Beispiel e<strong>in</strong>es maladaptiven Zirkels<br />
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
lassen, so dass chronisch Kranken <strong>di</strong>e Anpassung an allfällige Belastungen<br />
erleichtert o<strong>der</strong> ermöglicht wird.<br />
Der e<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Zirkel lässt sich aus dem e<strong>in</strong>fachen<br />
Situationskreis-Modell entwickeln. Man spricht auch von e<strong>in</strong>em<br />
‚Merk-Wirk-Kreis’ (Abb. 1a).<br />
ÄrztInnen (be)merken etwas an ihren PatientInnen, wirken<br />
ihren Möglichkeiten entsprechend auf <strong>di</strong>ese zurück. Sie bewirken<br />
also etwas, was se<strong>in</strong>erseits <strong>di</strong>e PatientInnen (be)merken, <strong>di</strong>e<br />
sich ihrerseits entsprechend ihren Möglichkeiten verhalten und<br />
wie<strong>der</strong> etwas bei ihren BehandlerInnen bewirken. Der erste Kreis<br />
ist geschlossen.<br />
In <strong>der</strong> Abb. 1b f<strong>in</strong>den Sie <strong>di</strong>e Entwicklung des ‚Merk-Wirk-<br />
Kreises’ zur ‚maladaptiven Spirale’, verdeutlicht an e<strong>in</strong>em alltäglichen<br />
Beispiel:<br />
E<strong>in</strong>e Patient<strong>in</strong> o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Patient kommen mit <strong>di</strong>ffusen körperlichen<br />
Störungen und/o<strong>der</strong> uncharakteristischen Bef<strong>in</strong>dlichkeitsstörungen<br />
zu Ihnen. Im Regelfall ist sie o<strong>der</strong> er schon mehrere Male<br />
durch untersucht worden. Es wurde nie etwas ‚Organisches’ gefunden.<br />
Konnte es auch nicht: Sie/er hat nichts ‚Organisches’!<br />
Das <strong>di</strong>ese negativer Ausfall <strong>der</strong> Diagnostik alle<strong>in</strong> schon durch<br />
<strong>di</strong>e Metho<strong>di</strong>k <strong>der</strong> konventionellen <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong> vorprogrammiert ist,<br />
ist fortgeschrittenen Komplementärme<strong>di</strong>z<strong>in</strong>erInnen klar.<br />
Für E<strong>in</strong>steiger sei aber nochmals herausgestellt: Wenn man<br />
mit e<strong>in</strong>em großmaschigen Netz fischt, gehen e<strong>in</strong>em <strong>di</strong>e kle<strong>in</strong>en<br />
Fische dadurch. Aus ‚kle<strong>in</strong>en Fischen’ werden unter Umständen<br />
aber auch e<strong>in</strong>mal große. Im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er echten Früherkennung<br />
wäre es also s<strong>in</strong>nvoll und angebracht, e<strong>in</strong> engmaschigeres Netz<br />
zu benutzen. E<strong>in</strong> solches habe ich Ihnen <strong>in</strong> den vorangegangenen<br />
Mitteilungen anhand komplementärer In<strong>di</strong>katoruntersuchungen<br />
vorgestellt.<br />
Der weiteren Verbreitung von In<strong>di</strong>katoruntersuchungen <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> konventionellen <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong> steht aber etwas entgegen, das<br />
<strong>di</strong>e Sozialme<strong>di</strong>z<strong>in</strong>er<strong>in</strong> BlohMke das ‚Denken <strong>in</strong> Endzuständen’ genannt<br />
haben: Funktionelle Störungen fallen durch den Raster <strong>der</strong><br />
konventionellen Diagnostik. Erst im Sta<strong>di</strong>um <strong>der</strong> Organmanifestation,<br />
später <strong>in</strong> dem <strong>der</strong> Progre<strong>di</strong>enz, des Rezi<strong>di</strong>vs, <strong>der</strong> Exacerbation<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Komplikation, werden sie für <strong>di</strong>e an Substraten<br />
(Bild o<strong>der</strong> Laborbefund) sich orientierenden Kl<strong>in</strong>iker sicht- und<br />
<strong>di</strong>agnostisch fassbar (Abb. 2a).<br />
41
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Abb. 2a: nosologisches Verlaufs<strong>di</strong>agramm<br />
Wie fatal sich <strong>di</strong>es auswirkt und wie viel kostbare Zeit verstreicht,<br />
wird deutlich, wenn man realisiert, dass<br />
e<strong>in</strong>e erhebliche M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Abwehrkraft, gemessen als<br />
Immunität gegen e<strong>in</strong>e def<strong>in</strong>ierte Menge von Antigenen,<br />
schon bei funktionellen Syndromen nachweisbar ist.<br />
Dies wurde von perGer systematisch untersucht und beschrieben<br />
(Abb. 2b).<br />
Allgeme<strong>in</strong> bekannt geworden ist <strong>di</strong>e Abwehrm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
beim chronischen Mü<strong>di</strong>gkeitssyndrom.<br />
Bei chronischen Krankheiten liegt <strong>di</strong>e Abwehrkraft bei etwa<br />
zehn Prozent.<br />
Bei Malignomkranken ten<strong>di</strong>ert sie gegen null.<br />
Burn out- und Fatigue-Syndrome haben demnach auch e<strong>in</strong>e<br />
biologische Seite!<br />
E<strong>in</strong> weiteres Argument für <strong>di</strong>e E<strong>in</strong>führung von In<strong>di</strong>katoruntersuchungen<br />
<strong>in</strong> <strong>di</strong>e Praxis liegt<br />
im Symptomwechsel (Abb. 2 a).<br />
Funktionell Kranke wechseln <strong>di</strong>e im Vor<strong>der</strong>grund stehende Symptomatik,<br />
während <strong>di</strong>e dah<strong>in</strong>ter stehend Regulationsstörung<br />
<strong>di</strong>e gleiche bleibt. Da <strong>di</strong>e Störungen sich noch nicht ‚organisiert’<br />
haben – was eigentlich das Gute an ihnen ist –, ersche<strong>in</strong>en sie<br />
e<strong>in</strong>mal hier, e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es Mal dort. Das ist zunächst verwirrend.<br />
Die spezialistische Betrachtungsweise, <strong>di</strong>e immer nur e<strong>in</strong><br />
Organ o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> System im Blick hat und <strong>di</strong>e Nachbargebiete ausblendet,<br />
schloss fälschlicherweise aus dem Verschw<strong>in</strong>den <strong>der</strong><br />
Störung aus dem jeweiligen Blickfeld auf ihre Spontanremission.<br />
Dies war „e<strong>in</strong>e wissenschaftliche Falschmeldung“ (tress). Verlaufsbeobachtungen<br />
hätten gezeigt, dass aus e<strong>in</strong>em Herzneurotiker<br />
e<strong>in</strong> Alkoholiker geworden war, e<strong>in</strong>e Kopfschmerzpatient<strong>in</strong><br />
erschien plötzlich depressiv, an <strong>di</strong>e Stelle e<strong>in</strong>er krankhaltenden<br />
Partnerschaftskonstellation war e<strong>in</strong>e Autoimmunkrankheit des<br />
Darms getreten, aus e<strong>in</strong>er Mobb<strong>in</strong>g- war e<strong>in</strong>e Herzproblematik<br />
geworden, e<strong>in</strong> labiler Bluthochdruck war <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Ang<strong>in</strong>a pectoris<br />
o<strong>der</strong> sogar e<strong>in</strong>en Herz<strong>in</strong>farkt o<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong> dementielles Syndrom<br />
o<strong>der</strong> gar e<strong>in</strong>en Schlaganfall umgewandelt worden, chronisch<br />
depressive Menschen entwickelten gehäuft Krebs usw.<br />
Beson<strong>der</strong>s fatal f<strong>in</strong>de ich den iatrogen verursachten Symptomwechsel,<br />
den ich als FraM<strong>in</strong>GhaM- o<strong>der</strong> pahor-Effekt <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Mitteilung 3/2010 beschrieben habe.<br />
Abb. 2b: Nosologie und Immunität<br />
Praxis / Serie<br />
E<strong>in</strong> Schlüsselerlebnis <strong>in</strong> <strong>di</strong>eser H<strong>in</strong>sicht hatte ich mit e<strong>in</strong>em<br />
Patienten, <strong>der</strong> <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es halben Jahres nache<strong>in</strong>an<strong>der</strong> mit e<strong>in</strong>em<br />
Cervikalsyndrom, l<strong>in</strong>ksseitigen Brustbeschwerden, <strong>di</strong>e er für e<strong>in</strong><br />
Herzproblem hielt, e<strong>in</strong>er Gastritis und e<strong>in</strong>er Prostatitis <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis<br />
erschien.<br />
H<strong>in</strong>ter <strong>der</strong> bunten Palette an somatoformen Syndromen stand<br />
e<strong>in</strong> ungelöster Konflikt an <strong>der</strong> Arbeitsstelle – ausgelöst durch e<strong>in</strong>en<br />
neuen Vorgesetzten. Der Dauerstress hatte zu Potenzstörungen und<br />
Schwierigkeiten mit se<strong>in</strong>er Frau geführt.<br />
Die vegetative Funktions<strong>di</strong>agnostik bot noch ke<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>weis für<br />
e<strong>in</strong>en Durchschlag <strong>der</strong> Störungen <strong>in</strong>s Organische: Der Stress-Index (s.<br />
Mitteilung 1/2010) war zwar auf +8 erhöht, lag aber noch im Bereich<br />
<strong>der</strong> funktionellen Störung.<br />
Mit Hilfe <strong>der</strong> E<strong>in</strong>übung des Autogenen Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs und durch e<strong>in</strong><br />
Coach<strong>in</strong>g <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf se<strong>in</strong>e Arbeitssituation wurden sowohl <strong>di</strong>e<br />
Ehe- wie <strong>di</strong>e Arbeitsprobleme gelöst.<br />
Die gesamte Symptomatik verschwand. Der Stress-Index sank<br />
auf +2.<br />
Es ist leicht vorstellbar, wie <strong>der</strong> Verlauf ausgesehen hätte,<br />
wenn <strong>der</strong> Patient <strong>in</strong> <strong>di</strong>e Mühlen <strong>der</strong> Spezialme<strong>di</strong>z<strong>in</strong> geraten<br />
wäre. Nach dem <strong>Ortho</strong>päden hätte sich <strong>der</strong> Kar<strong>di</strong>ologe, dann<br />
<strong>der</strong> Gastroenterologe und <strong>der</strong> Urologe an ihm versucht. Der<br />
‚ me<strong>di</strong>z<strong>in</strong>isch-<strong>in</strong>dustrielle Komplex’ hätte viel Futter bekommen.<br />
Die Regulationssituation hätte sich aber nicht gebessert.<br />
Kehren wir zur Abb. 1b zurück! Würden <strong>di</strong>e Untersucher<br />
sagen: „Wir f<strong>in</strong>den aus den und den Gründen nichts!“, wäre das<br />
durchaus <strong>in</strong> Ordnung. Meist wird den PatientInnen aber gesagt:<br />
„Sie haben nichts!“ Zu <strong>der</strong> Verunsicherung durch <strong>di</strong>e Bef<strong>in</strong>dlichkeitsstörung<br />
und das Empf<strong>in</strong>den des Nachlassens <strong>der</strong> Energie<br />
kommt e<strong>in</strong>e weitere Destabilisierung.<br />
Die Entmystifizierung <strong>der</strong> Droge Arzt<br />
Im Regelfall wird PatientInnnen mit somatoformen Störungen<br />
e<strong>in</strong> oft beliebiges <strong>Med</strong>ikament verordnet, das manchmal wirkt<br />
und manchmal nicht. Se<strong>in</strong>e Wirkung hängt – wie wir <strong>in</strong>zwischen<br />
wissen – davon ab, wie es verordnet wird. Damit s<strong>in</strong>d wir im weiten<br />
Feld <strong>der</strong> Placebotherapie, auf <strong>di</strong>e noch e<strong>in</strong>zugehen se<strong>in</strong> wird.<br />
Nur soviel hier schon e<strong>in</strong>mal: Die ‚Droge Arzt’ ist e<strong>in</strong>e ‚Zweikomponententablette’.<br />
Nach den bisherigen Erkenntnissen <strong>der</strong><br />
42 2/2011
2/2011<br />
Praxis / Serie<br />
Abb. 3a: ganzheitliche A-P-Beziehung<br />
Forschung besteht <strong>der</strong> Placeboeffekt aus Suggestionen und aus<br />
Kon<strong>di</strong>tionierungen.<br />
Sofort e<strong>in</strong>setzende, i.A. aber vorübergehende Wirkungen<br />
s<strong>in</strong>d auf den suggestiven Effekt e<strong>in</strong>er Intervention o<strong>der</strong> Verordnung<br />
zurückzuführen.<br />
Verzögert e<strong>in</strong>setzende, dafür aber nachhaltigere Wirkungen<br />
beruhen auf Kon<strong>di</strong>tionierungen.<br />
Damit wird <strong>der</strong> Bogen zu den Heilbed<strong>in</strong>gungen zurückgeschlagen,<br />
von denen ebenfalls <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitteilung 3/2010 <strong>di</strong>e Rede<br />
war: Neben an<strong>der</strong>en fanden sich unter ihnen ja Rituale. Deren<br />
Wirkung führt zu Kon<strong>di</strong>tionierungen und dadurch zu bleibenden<br />
Verhaltensän<strong>der</strong>ungen.<br />
Das zyklische Modell <strong>der</strong> Arzt-Patienten-Beziehung gibt<br />
auch dem, was gern blumig als ‚Ganzheitsme<strong>di</strong>z<strong>in</strong>’ bezeichnet<br />
wird, e<strong>in</strong>e rationale und selbst e<strong>in</strong>em me<strong>di</strong>z<strong>in</strong>ischen Laien nachvollziehbare<br />
Basis. In <strong>der</strong> Rückkopplung <strong>der</strong> Interaktion verän<strong>der</strong>n<br />
sich Arzt und Patient.<br />
Wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Spiegelkab<strong>in</strong>ett nehmen Arzt und kranker<br />
Mensch sich <strong>in</strong> ihrer körperlichen, seelischen und geistigen Ganzheit<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> aktuellen Situation immer wie<strong>der</strong> neu wahr (Abb. 3a).<br />
Aus <strong>di</strong>eser unmittelbaren Rückkopplung ergibt sich aber nicht<br />
nur e<strong>in</strong>e verän<strong>der</strong>te gegenseitige Wahrnehmung, son<strong>der</strong>n wird<br />
<strong>di</strong>e Kommunikation den <strong>in</strong><strong>di</strong>viduellen Bedürfnissen <strong>der</strong> kranken<br />
Menschen angepasst.<br />
Leib, Seele und Geist werden <strong>in</strong>tegriert, was man Heilung<br />
nennt.<br />
Der durch <strong>di</strong>e Zwischenschaltung von apparativer Diagnostik<br />
aufgeblähte Zirkel zwischen <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong>erInnen und ihre<br />
KlientInnen wird im Merk-Wirk-Kreis <strong>der</strong> psychosomatischen<br />
<strong>Med</strong>iz<strong>in</strong> sozusagen kurzgeschlossen (Abb. 3b). Dies wirkt <strong>der</strong> viel<br />
beklagten und letztlich krankhaltenden Entfremdung von Arzt<br />
und Patient entgegen.<br />
Abb. 3b: aufgeblähte und zentrierte A-P-Beziehung<br />
Fazit<br />
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
E<strong>in</strong> zyklisches Modell von <strong>der</strong> Arzt-Patienten-Beziehung wirkt <strong>der</strong><br />
Aufblähung durch Spezial-Diagnostik und -Therapie entgegen.<br />
Es überführt <strong>di</strong>e<br />
monologische konventionelle Befundmitteilung und passive<br />
Behandlung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
<strong>di</strong>alogische Erörterung <strong>der</strong> Befunde und Erarbeitung e<strong>in</strong>es<br />
geme<strong>in</strong>samen Behandlungsziels.<br />
Dies wirkt <strong>der</strong> Chronifizierung von Störungen und damit <strong>der</strong><br />
Entwicklung e<strong>in</strong>er Patientenkarriere entgegen.<br />
Ausblick<br />
In <strong>der</strong> nächsten Mitteilung werden <strong>di</strong>e patientenseitigen den<br />
me<strong>di</strong>z<strong>in</strong>erseitigen Beiträge zur Komplizierung <strong>der</strong> Arzt-Patienten-Beziehung<br />
gegenübergestellt. Ersteres lässt sich unter dem<br />
Begriff Cop<strong>in</strong>g zusammenfassen, letzteres unter dem Begriff<br />
Kompetenz.<br />
Dem ‚roten Faden <strong>der</strong> Regulationsme<strong>di</strong>z<strong>in</strong>’ folgend kommen<br />
wir dabei auf <strong>di</strong>e aus den Konstitutionen A und B sich ergebenden<br />
unterschiedlichen Reaktions- und Verhaltensweisen zurück.<br />
Autor<br />
Dr. Jürgen He<strong>in</strong>es<br />
18 Ave. de l´Abbé Guichard<br />
17340 Châtelaillon-Plage, Frankreich<br />
dr.he<strong>in</strong>es@wanadoo.fr<br />
43
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Wie viel Eiweiß braucht <strong>der</strong> Mensch?<br />
Welches Eiweiß braucht <strong>der</strong> Mensch?<br />
Die Substanz unseres Körpers wird stän<strong>di</strong>g auf- und wie<strong>der</strong><br />
abgebaut. E<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Stoffe wird zerlegt und aus dem Körper<br />
ausgeschieden Mit <strong>der</strong> Nahrung müssen <strong>di</strong>ese wie<strong>der</strong> zugeführt<br />
werden: Das betrifft vor allem das Nahrungseiweiß.<br />
Der Energiegew<strong>in</strong>nung <strong>di</strong>enen Kohlenhydrate und Fette <strong>in</strong><br />
unserer Nahrung: 75 kg ATP – <strong>in</strong> etwa das eigene Körpergewicht!<br />
Vitam<strong>in</strong>e, M<strong>in</strong>eralstoffe und Spurenelemente sorgen für den reibungslosen<br />
Ablauf aller Umbau und Verbrennungsprozesse.<br />
Über den Bedarf <strong>der</strong> täglich benötigten Eiweißzufuhr wird<br />
sehr kontrovers <strong>di</strong>skutiert: Zwischen 0,6 und 1,5 – 2 g liegen <strong>di</strong>e<br />
Empfehlungen. Lebensweise und Ideologien bee<strong>in</strong>flussen <strong>di</strong>e<br />
Auswahl <strong>der</strong> Eiweißquellen: tierisch – pflanzlich? Die folgenden<br />
Ausführungen sollen e<strong>in</strong>en kurzen E<strong>in</strong>blick geben <strong>in</strong> <strong>di</strong>e komplexen<br />
Zusammenhänge.<br />
Prote<strong>in</strong>e – Funktionsträger jedes Zell- und Organsystems<br />
Der wesentliche Teil unserer Körpersubstanz besteht aus Prote<strong>in</strong>en.<br />
Sie s<strong>in</strong>d <strong>di</strong>e Funktionsträger <strong>der</strong> Zellen und Organe. An ihre<br />
Funktionsqualität knüpft sich <strong>di</strong>e Qualität jedes Zell- und Organsystems.<br />
Da s<strong>in</strong>d Strukturprote<strong>in</strong>e zum Aufbau von Gewebe, z.B.<br />
Kollagen, Kreat<strong>in</strong><strong>in</strong>. Dann Funktionsprote<strong>in</strong>e: Transportprote<strong>in</strong>e,<br />
kontraktile Prote<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Muskelzellen, Enzyme, Hormone, Immunprote<strong>in</strong>e.<br />
Auch Signalstoffe wie Neurotransmitter (Adrenal<strong>in</strong>,<br />
Noradrenal<strong>in</strong>) s<strong>in</strong>d Prote<strong>in</strong>e.<br />
Alle <strong>di</strong>ese Prote<strong>in</strong>e unterliegen e<strong>in</strong>em stän<strong>di</strong>gen Wechsel<br />
(Prote<strong>in</strong>-Turnover): Tagtäglich werden etwa 500 Billiarden Prote<strong>in</strong>moleküle<br />
pro Sekunde aus dem zellulären Am<strong>in</strong>osäurepool synthetisiert<br />
und wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> Am<strong>in</strong>osäuren zerlegt! In wenigen Tagen<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Zellen alle Eiweißkörper erneuert. Dieser rasante Turnover<br />
<strong>in</strong> allen (!) Zellen ermöglicht e<strong>in</strong>e schnelle und optimale<br />
Anpassung an <strong>di</strong>e rasch wechselnden Aufgaben, <strong>di</strong>e dem Organismus<br />
und se<strong>in</strong>en Funktionssystemen gestellt werden.<br />
Die Aktivitätsregulierung e<strong>in</strong>zelner o<strong>der</strong> mehrerer<br />
Prote<strong>in</strong>gruppen<br />
Die Aktivität des <strong>in</strong>trazellulären Prote<strong>in</strong>turnovers wird geregelt<br />
über<br />
1. Steuerung <strong>der</strong> Prote<strong>in</strong>synthese: Transkriptionsprote<strong>in</strong>e blockieren<br />
<strong>di</strong>e Ablesung des Gens o<strong>der</strong> geben den RNA-Polymerasen<br />
den Weg zur Ablesung frei.<br />
2. Steuerung über den Prote<strong>in</strong>abbau: Beschleunigter Abbau<br />
durch das Ubiquit<strong>in</strong>-Proteasom-System, wenn Prote<strong>in</strong>e<br />
nicht mehr <strong>in</strong> <strong>der</strong> bisherigen Menge benötigt werden.<br />
3. Steuerung <strong>der</strong> prote<strong>in</strong>molekularen Aktivität durch «reversible<br />
Phosphorylierung». Dadurch wird <strong>di</strong>e räumliche Konfiguration<br />
<strong>der</strong> Prote<strong>in</strong>moleküle, auch <strong>der</strong> regulatorischen Zentren<br />
verän<strong>der</strong>t. Die Aktivität <strong>der</strong> Prote<strong>in</strong>e wird erhöht o<strong>der</strong><br />
verr<strong>in</strong>gert, wenn nötig sehr fe<strong>in</strong>stufig.<br />
E<strong>in</strong>flüsse aus dem Stoffwechsel – aus <strong>der</strong> <strong>in</strong>terzellulären<br />
Matrix<br />
Sauerstoffra<strong>di</strong>kale und toxische Substanzen beschä<strong>di</strong>gen Prote<strong>in</strong>e<br />
und Peptidketten. Stoffe, <strong>di</strong>e mit <strong>der</strong> Nahrung o<strong>der</strong> mit <strong>der</strong><br />
Atemluft aufgenommen werden (Zigaretten, Alkohol, Nahrungszusätze)<br />
o<strong>der</strong> im Gastro<strong>in</strong>test<strong>in</strong>altrakt entstanden s<strong>in</strong>d (Gärungs-<br />
Praxis / Serie<br />
alkohole, biogene Am<strong>in</strong>e, Fäulnsgifte wie Kadaver<strong>in</strong> etc), sie b<strong>in</strong>den<br />
an Prote<strong>in</strong>e und verän<strong>der</strong>n <strong>di</strong>e für ihre Funktion so wichtige<br />
räumliche Konfiguration.<br />
Entzündungsme<strong>di</strong>atoren und Hormone greifen ebenfalls regulierend<br />
<strong>in</strong> den Prote<strong>in</strong>stoffwechsel e<strong>in</strong>: So hemmen Cortisol,<br />
Il-6, TNFα <strong>di</strong>e Prote<strong>in</strong>synthese und för<strong>der</strong>n den Abbau.<br />
Die Folge: Die Aktivitäten <strong>der</strong> Prote<strong>in</strong>e «lahmen» auf allen<br />
Ebenen. Die Prote<strong>in</strong>synthese liefert Prote<strong>in</strong>moleküle, <strong>di</strong>e nicht<br />
mehr zu funktionstüchtigen Tertiärstrukturen aufgefaltet werden<br />
können. Lä<strong>di</strong>erte Prote<strong>in</strong>moleküle werden nicht mehr als beschä<strong>di</strong>gt<br />
erkannt, werden nicht mehr abgebaut und rezyklisiert,<br />
son<strong>der</strong>n bleiben funktionslos <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zelle o<strong>der</strong> auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> extrazellulären<br />
Matrix liegen.<br />
Physiologische Belastung<br />
An<strong>der</strong>erseits führt jede physiologisch-adäquate Beanspruchung,<br />
jede Steigerung von Zell- und Organfunktionen – von Herz, von<br />
Muskel, von Gehirn – zu e<strong>in</strong>er Erhöhung <strong>der</strong> lokalen Durchblutung,<br />
zu e<strong>in</strong>er Erhöhung <strong>der</strong> Sauerstoffaufnahme. Die Mitochondrien,<br />
<strong>di</strong>e Kraftwerke <strong>der</strong> Zelle, produzieren mehr ATP. Die<br />
Prote<strong>in</strong>aktivität ist gesteigert; <strong>der</strong> Prote<strong>in</strong>umsatz, <strong>der</strong> Aufbau und<br />
Abbau von Prote<strong>in</strong>en ist erhöht. Gealterte, beschä<strong>di</strong>gte, destruierte<br />
Prote<strong>in</strong>e werden schneller elim<strong>in</strong>iert. Vermehrt gebildete<br />
junge, funktionstüchtige Prote<strong>in</strong>e werden ausgelesen. Dadurch<br />
wird <strong>der</strong> Leistungszustand <strong>der</strong> Zelle verbessert. Das gilt auch im<br />
therapeutischen E<strong>in</strong>satz: Physiotherapie, BEMER-Therapie, Bewegungstherapie.<br />
Angebot an Am<strong>in</strong>osäuren<br />
Von größter Bedeutung ist das ausreichende Angebot aller benötigten<br />
Am<strong>in</strong>osäuren. Der Prote<strong>in</strong>aufbau im menschlichen Organismus<br />
erfolgt aus 20 L-Am<strong>in</strong>osäuren (α-Am<strong>in</strong>ocarbonsäuren)<br />
(AS). Acht <strong>di</strong>eser AS müssen täglich mit <strong>der</strong> Nahrung zugeführt<br />
werden, da sie im Körper nicht synthetisiert werden können, wir<br />
bezeichnen sie als essentielle Am<strong>in</strong>osäuren. Sie stellen den für<br />
den Aufbau limitierenden Faktor dar. Die sog. nicht essentiellen<br />
AS können aus Kohlenhydraten und Stickstoffverb<strong>in</strong>dungen synthetisiert<br />
werden, an<strong>der</strong>e Am<strong>in</strong>osäuren (z.B. Glutam<strong>in</strong>, Cyste<strong>in</strong>,<br />
Glutam<strong>in</strong>säuren) s<strong>in</strong>d unentbehrlich, wenn z.B. <strong>di</strong>e Aktivität <strong>der</strong><br />
synthetisierenden Enzyme nicht ausreicht.<br />
Im ausgeglichenen Turnover werden etwa 3,0-3,5 g/kg Körpergewicht/Tag<br />
umgesetzt: 10-15 % <strong>di</strong>eser Am<strong>in</strong>osäuren werden<br />
abgebaut und aus den Zellen ausgeschleust. Beim <strong>di</strong>esem<br />
Abbau entsteht toxisches Amoniak, <strong>di</strong>eses wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Leber zu<br />
Harnstoff konjugiert und über <strong>di</strong>e Niere ausgeschieden. Die ausgeschleusten<br />
Am<strong>in</strong>osäuren müssen aus <strong>der</strong> Nahrung wie<strong>der</strong> ersetzt<br />
werden.<br />
Essentielle AS Bed<strong>in</strong>gt essentielle AS Nicht-essentielle AS<br />
Leuc<strong>in</strong> Tyros<strong>in</strong> Alan<strong>in</strong><br />
Val<strong>in</strong> Arg<strong>in</strong><strong>in</strong> Ser<strong>in</strong><br />
Methion<strong>in</strong> Prol<strong>in</strong> Asparag<strong>in</strong>säure<br />
Phenylalan<strong>in</strong> Cyste<strong>in</strong> Asparag<strong>in</strong><br />
Threon<strong>in</strong> Glyc<strong>in</strong> (im Wachstum) Glutam<strong>in</strong>säure<br />
Lys<strong>in</strong><br />
Isoleuc<strong>in</strong><br />
Tryptophan<br />
Histid<strong>in</strong> (beim Säugl<strong>in</strong>g) Glutam<strong>in</strong><br />
44 2/2011
2/2011<br />
Praxis / Serie<br />
Da ke<strong>in</strong>e Stickstoffspeicher vorhanden s<strong>in</strong>d, ist <strong>der</strong> Organismus<br />
auf e<strong>in</strong>e konstante ausgeglichene Eiweißzufuhr angewiesen.<br />
Für Hungerzeiten verfügt <strong>der</strong> Körper über begrenzte Am<strong>in</strong>osäurepools:<br />
Etwa 150 g freie Am<strong>in</strong>osäuren stehen pro Tag zur<br />
Verfügung: 70 – 80 % <strong>in</strong> <strong>der</strong> Skelettmuskulatur e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerer<br />
Teil im Plasma. Bei niedriger Eiweißzufuhr (z.B. beim Fasten o<strong>der</strong><br />
e<strong>in</strong>er Eiweißmangelernährung) werden <strong>di</strong>ese mobilisiert und<br />
zum Erhalt <strong>der</strong> physiologischen Grundfunktionen verwendet (Es<br />
kommt zum Muskelabbau).<br />
Verdauung und Absorption von Nahrungseiweiß<br />
Aufgenommenes Nahrungseiweiß muss durch Denaturierung<br />
und Spaltung <strong>der</strong> Peptidb<strong>in</strong>dungen <strong>in</strong> Am<strong>in</strong>osäuren zerlegt werden,<br />
damit <strong>di</strong>ese von den Mukosazellen im Dünndarm absorbiert<br />
werden können. (Für <strong>di</strong>e Bedeutung <strong>der</strong> Mundverdauung<br />
verweise ich auf me<strong>in</strong>en Artikel im zaenmagaz<strong>in</strong> 03/2011).<br />
Im Magen werden <strong>di</strong>e Prote<strong>in</strong>e durch <strong>di</strong>e Salzsäure denaturiert<br />
und Peptidketten durch Peps<strong>in</strong> (Aktivierung des Peps<strong>in</strong>ogens<br />
durch sauren pH) gespalten.<br />
Der proximale Dünndarm ist <strong>der</strong> Hauptverdauungsort<br />
für <strong>di</strong>e Nahrungseiweiße. Hier spalten <strong>di</strong>e Pankreasenzyme <strong>di</strong>e<br />
Polypeptide <strong>in</strong> nie<strong>der</strong>molekulare Peptide und e<strong>in</strong>zelne Am<strong>in</strong>osäuren.<br />
In <strong>der</strong> Bürstensaummembran enthaltene Dipeptidasen<br />
und Am<strong>in</strong>opeptidasen vervollstän<strong>di</strong>gen das.<br />
Die Absorption <strong>der</strong> Am<strong>in</strong>osäuren erfolgt im Jejunum durch<br />
spezifische Transportsysteme <strong>in</strong> <strong>di</strong>e Mukosazellen.<br />
Verdauungsstörungen, <strong>Med</strong>ikamentene<strong>in</strong>nahme und falsches<br />
Essverhalten bee<strong>in</strong>flussen <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er Weise <strong>di</strong>e Eiweißverdauung:<br />
E<strong>in</strong> Zuwenig an Magensäure (z.B. bei e<strong>in</strong>er<br />
atrophischen Gastritis, <strong>der</strong> chronische E<strong>in</strong>satz von Protonenpumpenhemmern<br />
(PPI)), hastiges Essen aber auch zu große<br />
Eiweißportionen führen zu e<strong>in</strong>er mangelhaften Zerlegung und<br />
damit zu e<strong>in</strong>em vermehrten Anteil unverdauter, nicht resorbierbarer<br />
hochmolekularer Eiweiße im Dünndarm. Durch bakterielle<br />
Prozesse entstehen toxische Fäulnisprodukte: z.B. Kadaver<strong>in</strong> und<br />
biogene Am<strong>in</strong>e: Histam<strong>in</strong>, Tryptam<strong>in</strong> und Phenyaethylam<strong>in</strong>. Diese<br />
werden aufgenommen, schä<strong>di</strong>gen <strong>di</strong>e Darmschleimhaut, das<br />
<strong>in</strong>test<strong>in</strong>ale Immun- und Nervensystem: Es kommt zur Intest<strong>in</strong>alen<br />
Intoxikation.<br />
Die aromatischen essentiellen Am<strong>in</strong>osäuren Tryptophan<br />
und Phenylalan<strong>in</strong> werden zu Indol, Skatol abgebaut und ausgeschieden<br />
und stehen zum Prote<strong>in</strong>synthese nicht mehr zur Verfügung.<br />
Dies betrifft im Beson<strong>der</strong>en den Aufbau <strong>der</strong> Neurotransmitter<br />
Seroton<strong>in</strong> (Melaton<strong>in</strong>) und Dopam<strong>in</strong>.<br />
<strong>Bio</strong>logische Wertigkeit<br />
Qualitätskriterien für Nahrungseiweiß ist <strong>di</strong>e Am<strong>in</strong>osäurenzusammensetzung<br />
und <strong>di</strong>e Verdaubarkeit/Absorption.<br />
Sie ist abhängig von <strong>der</strong> Kauleistung des Patienten, <strong>der</strong> Enzymleistung,<br />
<strong>der</strong> Integrität <strong>der</strong> Darmschleimhaut und <strong>der</strong> Zubereitung<br />
<strong>der</strong> Nahrung (Ich verweise auf me<strong>in</strong>en Artikel im zaenmagaz<strong>in</strong><br />
2/2011.).<br />
Schwer verdauliche<br />
Nahrungseiweiße<br />
Leichter verdauliche<br />
Nahrungseiweiße<br />
Nuss- / Mandeleiweiß Weich gekochtes Ei<br />
Hart gebratenes, zähes Fleisch Fisch (gekocht o<strong>der</strong> zart angebraten)<br />
Fetthaltiges Fleisch Geflügelfleisch<br />
Autor<strong>in</strong><br />
Dr. med. Monika Pirlet-Gottwald<br />
prakt. Ärzt<strong>in</strong><br />
Pagan<strong>in</strong>istraße 98<br />
81247 München<br />
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Die <strong>Bio</strong>logische Wertigkeit ist e<strong>in</strong> Qualitätsparameter für<br />
<strong>di</strong>e Prote<strong>in</strong>synthese aus dem Nahrungseiweiß. Der wichtigste<br />
Parameter ist <strong>di</strong>e Nettostickstoffverwertung. Er gibt an, wie viel<br />
Körperprote<strong>in</strong> aus e<strong>in</strong>er bestimmten Menge an Nahrungsprote<strong>in</strong><br />
synthetisiert wird, also dem anabolen Stoffwechselweg<br />
folgt: Anabole Verstoffwechselung. Je höher <strong>di</strong>eser Wert ist,<br />
desto niedriger ist <strong>di</strong>e Menge an Stickstoffabbauprodukten. Sie<br />
ist abhängig von <strong>der</strong> Zusammensetzung <strong>der</strong> Am<strong>in</strong>osäure. Limitierend<br />
ist <strong>di</strong>e <strong>in</strong> niedrigster Konzentration vorliegende (essentielle)<br />
Am<strong>in</strong>osäure („limitierende AS“).<br />
Die Komb<strong>in</strong>ation <strong>der</strong> Lebensmittel steigert <strong>di</strong>e Wertigkeit<br />
deutlich: Das Am<strong>in</strong>osäuremuster wird vervollstän<strong>di</strong>gt.<br />
Nahrungsmittel Anabole Verstoffwechselung<br />
Hühnerei 48 %<br />
Fleisch 32 %<br />
Fisch 32 %<br />
Kase<strong>in</strong> (Milch) 18 %<br />
Soja 17 %<br />
Weizen 13 %<br />
64 % Kartoffeln + 63 % Vollei 78 %<br />
75 % Milch + 25 % Weizen 70 %<br />
Eiweißzufuhr: So viel wie nötig – so wenig wie möglich!<br />
Durch e<strong>in</strong> über den Tag verteiltes breites abwechslungsreiches<br />
Angebot aus allen Eiweißquellen kann <strong>di</strong>e Eiweißzufuhr und<br />
damit <strong>der</strong> Anfall an Stickstoffverb<strong>in</strong>dungen möglichst niedrig<br />
gehalten werden. Das heißt <strong>in</strong> etwa: täglich e<strong>in</strong> Ei, ca. 80–120 g<br />
Fleisch o<strong>der</strong> Fisch, Kartoffeln, e<strong>in</strong>e Milchspeise – <strong>in</strong> leichtverdaulicher<br />
Zubereitung.<br />
Die Zufuhr sollte auf kle<strong>in</strong>e Mahlzeiten verteilt werden, das<br />
sättigt besser und führt zu e<strong>in</strong>er kont<strong>in</strong>uierlichen Eiweißversorgung.<br />
Je kränker das Verdauungssystem, desto kle<strong>in</strong>er <strong>di</strong>e E<strong>in</strong>zelportionen.<br />
(vgl. zaenmagaz<strong>in</strong> 2/2011).<br />
Vorraussetzung für <strong>di</strong>e vollstän<strong>di</strong>ge Resorption ist <strong>di</strong>e Esskultur:<br />
Kauen, Schmecken, Genießen. Nur so können das zugeführte<br />
Nahrungseiweiß aufgespalten und aufgenommen werden.<br />
Im Wachstum, bei Umbauprozessen, bei <strong>der</strong> Gewichtsreduktion,<br />
beim Metabolischen Syndrom kann <strong>di</strong>e zugeführte Eiweißmenge<br />
vorrübergehend auf 1-1,5 g/kg Körpergewicht angehoben<br />
werden. Mit zunehmen<strong>der</strong> Gesundung, im Alter und<br />
bei allen entzündlichen Erkrankungen sollte allerd<strong>in</strong>gs <strong>der</strong> Amoniak-<br />
und Stickstoffanfall möglichst niedrig gehalten werden<br />
(Pur<strong>in</strong>bildung): also wenig, aber hochwertiges Eiweiß! Entzündungsprozesse<br />
kommen so schneller zur Ruhe, <strong>der</strong> Stoffwechsel<br />
ökonomisiert sich.<br />
Bei ausgeprägten Nahrungsmittelunverträglichkeiten o<strong>der</strong><br />
Allergien, bei katabolen Prozessen, bei Lebererkrankungen und<br />
bei alten und onkologischen Patienten kann e<strong>in</strong>e Ergänzung<br />
bzw. e<strong>in</strong> Ersatz des Nahrungseiweiß’ durch re<strong>in</strong>e Am<strong>in</strong>osäurepräparate<br />
mit höchster anabolen Qualität s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>.<br />
45
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
6 Blutwurz<br />
Blutwurz (Tormentillwurzel) und Gänsef<strong>in</strong>gerkraut<br />
Zwei wissenschaftlich anerkannte pflanzliche Arzneimittel<br />
zur Therapie akuter, unspezifischer Durchfallerkrankungen<br />
Die tra<strong>di</strong>tionelle Kräuterheilkunde verwendet rund 12 mehr o<strong>der</strong><br />
weniger gut wirksame Heilkräuter bei unspezifischen, d.h. nicht<br />
durch pathogene Keime (wie Salmonellen etc.) ausgelöste<br />
Durchfallerkrankungen. Geme<strong>in</strong>t ist <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie <strong>di</strong>e sog.<br />
„Sommer<strong>di</strong>arrhoe“. Die Sachverstän<strong>di</strong>genkommission E beim<br />
Bundes<strong>in</strong>stitut für Arzneimittel und <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong>produkte (BfArM)<br />
empfiehlt neben reichlichem Tr<strong>in</strong>ken von ungesüßtem Brombeerblätter-,<br />
Erdbeerblätter- Himbeerblätter- o<strong>der</strong> Schwarztee,<br />
<strong>di</strong>e E<strong>in</strong>nahme von Zubereitungen aus Blutwurz und Gänsef<strong>in</strong>gerkraut.<br />
Blutwurz (Tormentillwurzelstock) von Potentilla erecta<br />
L. Räuschel wendet man <strong>in</strong> Form <strong>der</strong> alkoholisch-wässriger T<strong>in</strong>ktur,<br />
<strong>der</strong> Teeabkochung o<strong>der</strong> des getrockneten Pflanzenpulvers<br />
an. Gänsef<strong>in</strong>gerkraut (Potentilla anser<strong>in</strong>a L.) wird <strong>in</strong> Form von<br />
Frischpflanzenpresssäften und Teeabkochungen angewendet.<br />
Blutwurz (Tormentillwurzelstock)<br />
neben <strong>der</strong> afrikanischen Uzarawurzel, das stärkste pflanzliche<br />
Anti-Durchfallmittel (Anti<strong>di</strong>arrhoicum):<br />
Von Mai bis Oktober f<strong>in</strong>den wir im Allgäu überall längs <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>wege<br />
<strong>di</strong>e hübschen kle<strong>in</strong>en Blüten <strong>der</strong> Blutwurz. Auffällig ist<br />
dabei, dass <strong>di</strong>e Blüten nur vier Kronblätter (Blütenblätter) besitzen,<br />
während <strong>di</strong>e übrigen Potentilla-Arten, z.B. das Gänsef<strong>in</strong>gerkraut<br />
o<strong>der</strong> das Kriechende F<strong>in</strong>gerkraut (Potentilla reptans L.) fünf<br />
gelbe Kronblätter aufweisen. Arzneilich verwendet wird <strong>der</strong> ganze<br />
Blutwurz-Wurzelstock, <strong>der</strong> schräg im Boden liegt und unregelmäßig<br />
knollig ver<strong>di</strong>ckt ist. Wird beim Ausgraben <strong>der</strong> Wurzelstock<br />
verletzt, so färbt sich nach kurzer Zeit <strong>di</strong>e Schnittstelle blutrot. Bei<br />
<strong>der</strong> chemischen Umwandlung <strong>der</strong> sogenannten kondensierten<br />
Praxis / Serie<br />
Gerbstoffe (Catech<strong>in</strong>gerbstoffe) bildet sich nach <strong>der</strong> E<strong>in</strong>wirkung<br />
von Luftsauerstoff das sogenannte„Tormentillrot“, welches für<br />
den Namen „Blutwurz“ verantwortlich ist. H<strong>in</strong>zu kommt, dass<br />
e<strong>in</strong>e alkoholisch-wässrige Blutwurzt<strong>in</strong>ktur aufgrund des hohen<br />
Gehaltes an Gerbstoffen (15–20 %) tatsächlich auch blutstillend<br />
wirkt.<br />
Gerbstoffe haben bekanntlich zusammenziehende (adstr<strong>in</strong>gierende)<br />
Eigenschaften und können damit oberflächliche<br />
Blutungen stoppen. Neben <strong>der</strong> blutstillenden Wirksamkeit ist<br />
auch e<strong>in</strong>e entzündungshemmende Wirkung, beispielsweise<br />
bei leichteren Schleimhautentzündungen im Mund und Rachenraum<br />
e<strong>in</strong>deutig nachgewiesen.<br />
Die schließlich experimentell nachgewiesene keimhemmende<br />
Wirkung reicht allerd<strong>in</strong>gs nicht aus, um <strong>in</strong>fektiöse Darmerkrankungen<br />
wie z.B. Ruhr o<strong>der</strong> Paratyphus erfolgreich behandeln<br />
zu können.<br />
Vor <strong>der</strong> Entwicklung wirksamer Chemotherapeutika gegen<br />
<strong>di</strong>e Ruhr etc. waren <strong>di</strong>e Zubereitungen aus dem Tormentillwurzelstock<br />
(Blutwurz) <strong>di</strong>e Arzneimittel <strong>der</strong> ersten Wahl. Volkstümliche<br />
Bezeichnungen „Ruhrkraut“ o<strong>der</strong> „Ruhrwurz“ s<strong>in</strong>d daher<br />
nicht grundsätzlich falsch. Es muss aber mit allem Nachdruck<br />
darauf h<strong>in</strong>gewiesen werden, dass <strong>di</strong>e volkstümlichen Bezeichnungen<br />
nicht zu e<strong>in</strong>er falschen Therapiestrategie verleiten<br />
dürfen.<br />
Innerhalb <strong>der</strong> Blutwurz-Zubereitungen besitzt <strong>di</strong>e Pulverdroge,<br />
2–4 g, aufgeschwemmt <strong>in</strong> Rotwe<strong>in</strong> o<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Schwarztee-Aufguss, <strong>di</strong>e stärkste Wirksamkeit bei akuten und<br />
subakuten Durchfallerkrankungen sowie bei Magen-Darm-Katarrh<br />
bzw. bei Entzündungen des Dick- und Dünndarmes. Der<br />
Grund hierfür liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tatsache, dass bei <strong>der</strong> Magen- und<br />
Darmpassage <strong>di</strong>e pharmakologisch aktiven Gerbstoffe (Catech<strong>in</strong>e<br />
und Ellagitann<strong>in</strong>e) langsam, d.h. verzögert aus dem<br />
Wurzelpulver freigesetzt werden und so nach und nach bis <strong>in</strong><br />
den Bereich des entzündeten Dickdarmes gelangen. Außerdem<br />
kommen auf <strong>di</strong>ese Weise <strong>di</strong>e keim- und entzündungshemmenden<br />
Wirkungen über e<strong>in</strong>e längere Zeit zum Tragen. Die Effekte<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> etwa vergleichbar mit den sogenannten retar<strong>di</strong>erten<br />
Arzneistoffformulierungen (Retard-Arzneimitteln) und somit<br />
e<strong>in</strong>e höchst mo<strong>der</strong>ne Arzneimittelverabreichung.<br />
In e<strong>in</strong>em sehr bekannten und beliebten „Kräuterschnaps“<br />
zur För<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>er besseren Verdauung ist <strong>der</strong> alkoholischwässrige<br />
Auszug aus <strong>der</strong> Blutwurz <strong>der</strong> Hauptbestandteil. Zur<br />
Herstellung <strong>di</strong>eses Kräuterschnapses wird <strong>di</strong>e Blutwurz- Pflanze<br />
(Potentilla erecta L.) angebaut und nicht wild gesammelt.<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. He<strong>in</strong>z Schilcher<br />
46 2/2011
2/2011<br />
Praxis / Serie<br />
7 Gänsef<strong>in</strong>gerkraut<br />
In <strong>der</strong> Wirksamkeit an dritter Stelle, nach <strong>der</strong> Blutwurz und Uzara-Wurzel,<br />
steht das Gänsef<strong>in</strong>gerkraut. Das „Heilkraut“ gehört<br />
<strong>der</strong> gleichen Pflanzengattung an wie <strong>di</strong>e Blutwurz, besitzt aber<br />
größere gelbe Blüten mit fünf Kronblättern, und <strong>di</strong>e gefie<strong>der</strong>ten<br />
Blätter s<strong>in</strong>d, im Unterschied zu den Blutwurz-Blättern, auf<br />
<strong>der</strong> Blattunterseite silbrig-weiß behaart. Die Pflanze, Potentilla<br />
anser<strong>in</strong>a L., wächst fast überall im Allgäu, blüht von Mai bis Ende<br />
August und liebt ganz beson<strong>der</strong>s feuchten, stickstoffreichen,<br />
lehmig-tonigen Boden, kommt aber auch auf ste<strong>in</strong>igem Untergrund<br />
vor. Der Gerbstoffgehalt, (überwiegend handelt es sich<br />
um Ellagitann<strong>in</strong>e), ist mit 5–10 % zwar deutlich niedriger als <strong>der</strong><br />
des Blutwurz-Wurzelstockes, es genügt aber, dass <strong>di</strong>e pharmakologischen<br />
Effekte <strong>der</strong> Gerbstoffe zum Tragen kommen.<br />
Die 24 Sachverstän<strong>di</strong>gen beim Bundes<strong>in</strong>stitut für Arzneimittel<br />
haben sich nicht nur mit den jüngeren experimentellen<br />
und kl<strong>in</strong>ischen Stu<strong>di</strong>en, son<strong>der</strong>n ganz beson<strong>der</strong>s mit <strong>der</strong> tra<strong>di</strong>tionellen<br />
volksme<strong>di</strong>z<strong>in</strong>ischen Anwendungen des Gänsef<strong>in</strong>gerkrautes<br />
sehr sorgfältig beschäftigt. Die Kommission, <strong>der</strong> auch<br />
zwei Heilpraktiker angehören, attestiert den Gänsef<strong>in</strong>gerkraut-<br />
Zubereitungen <strong>in</strong> Form von Teeaufgüssen und -abkochungen<br />
sowie als Frischpflanzenpresssaft zusammenziehende (adstr<strong>in</strong>gierende),<br />
entzündungshemmende und entkrampfende<br />
(spasmolytische) Effekte. Beson<strong>der</strong>s <strong>di</strong>e am isolierten Uterus des<br />
Meerschwe<strong>in</strong>chens nachgewiesene krampflösende Wirkung<br />
rechtfertigt <strong>di</strong>e im Allgäu übliche Bezeichnung „Krampfkraut“.<br />
Aus den pharmakologischen Effekten ergeben sich folgende<br />
Anwendungsgebiete für das Gänsef<strong>in</strong>gerkraut:<br />
1. als Anti<strong>di</strong>arrhoikum bei akuten, unspezifischen Durchfallerkrankungen,<br />
beson<strong>der</strong>s geeignet bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />
2. zur L<strong>in</strong><strong>der</strong>ung schmerzhafter Beschwerden während <strong>der</strong><br />
Menstruation<br />
3. zur L<strong>in</strong><strong>der</strong>ung bzw. Beseitigung leichter Entzündungen <strong>der</strong><br />
Mund- und Rachenschleimhaut<br />
Die Verwendung von Gänsef<strong>in</strong>gerkraut, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e als Milchabkochung,<br />
bei Verdacht e<strong>in</strong>er Blutvergiftung ist unverantwortlich<br />
(siehe dazu Infokasten). Bei <strong>der</strong> Verunre<strong>in</strong>igung von<br />
Bei Durchfällen, <strong>di</strong>e länger als 4 Tage dauern, o<strong>der</strong> wenn sich<br />
Blut im Stuhl bef<strong>in</strong>det, ist unbed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong> Arzt zu konsultieren.<br />
Auf Reisen <strong>in</strong> Län<strong>der</strong>n, <strong>in</strong> denen durch Lebensmittel verursachte<br />
Darm<strong>in</strong>fektionen häufiger vorkommen, sollte man im<br />
Reisegepäck z.B. neben Loperamid, auch e<strong>in</strong> Gläschen mit<br />
etwa 100 g pulverisiertem Tormentillwurzelstock (Tormentillae<br />
rhizoma pulvis = Blutwurz-Pulver) aus <strong>der</strong> Apotheke o<strong>der</strong><br />
aus <strong>der</strong> eigenen Sammlung mit sich führen.<br />
Bei Verdacht e<strong>in</strong>er Blutvergiftung ist aufgrund <strong>der</strong> hohen<br />
Todesrate von über 50 % bei zu spät begonnener Antibiotika-Therapie,<br />
von e<strong>in</strong>er Verzögerung ärztlicher Maßnahmen,<br />
etwa durch <strong>di</strong>e E<strong>in</strong>nahme von Gänsef<strong>in</strong>gerkraut,<br />
gekocht <strong>in</strong> Milch, dr<strong>in</strong>gend zu warnen!<br />
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Wunden mit Erde von Gärten und Fel<strong>der</strong>n müssen Personen,<br />
<strong>der</strong>en Tetanusimpfung nicht während <strong>der</strong> letzten 10 Jahre aufgefrischt<br />
wurde, damit rechnen, dass <strong>di</strong>e Tox<strong>in</strong>e von Clostri<strong>di</strong>um<br />
tetani und e<strong>in</strong>e Reihe weiterer pathogener Keime zu e<strong>in</strong>er Blutvergiftung<br />
(Sepsis) führen können. Es ist sicherlich nicht falsch,<br />
<strong>di</strong>e Wunden mit e<strong>in</strong>er 20%igen Abkochung von Gänsef<strong>in</strong>gerkraut<br />
zu re<strong>in</strong>igen, weil durch <strong>di</strong>e Gerbstoffwirkung möglicherweise<br />
<strong>di</strong>e Infektionsverursacher nicht <strong>in</strong> den Körper e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen<br />
können.<br />
S<strong>in</strong>d <strong>di</strong>e Erreger <strong>der</strong> Blutvergiftung aber <strong>in</strong> den Blutkreislauf<br />
e<strong>in</strong>gedrungen, darf mit e<strong>in</strong>er wirkungsvollen Antibiotika-<br />
Behandlung unter ke<strong>in</strong>en Umständen gewartet werden (siehe<br />
Infokasten). Ke<strong>in</strong>e plausible Begründung gibt es für <strong>di</strong>e Empfehlung,<br />
frisches, <strong>in</strong> Milch gekochtes Gänsef<strong>in</strong>gerkraut zu tr<strong>in</strong>ken<br />
o<strong>der</strong> für Umschläge zu verwenden. Die e<strong>in</strong>zigen pharmakologisch<br />
bedeutsamen Inhaltsstoffe, <strong>di</strong>e Gerbstoffe, werden durch<br />
<strong>di</strong>e Milchprote<strong>in</strong>e gebunden und damit <strong>in</strong>aktiviert(!). Die<br />
B<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Gerbstoffe an <strong>di</strong>e Milchprote<strong>in</strong>e ist uns durch <strong>di</strong>e<br />
Zu gabe von Milch zu starkem schwarzem Tee, wie <strong>in</strong> England<br />
üblich, bekannt.<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. He<strong>in</strong>z Schilcher<br />
E<strong>in</strong>e Blutvergiftung (Sepsis) , zu erkennen an hohem Fieber,<br />
Schüttelfrost, Verwirrtheit, häufig grau-blasser Hautfarbe, rotem<br />
Streifen von <strong>der</strong> Wunde aus, erfor<strong>der</strong>t sofort das Anlegen<br />
e<strong>in</strong>er Blutkultur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kl<strong>in</strong>ik o<strong>der</strong> ärztlichen Praxis, um dem<br />
verursachenden Keim schnell und gezielt entgegen wirken<br />
zu können.<br />
E<strong>in</strong>e Verzögerung <strong>der</strong> antibiotischen Therapiemaßnahme<br />
kann tödlich se<strong>in</strong>!<br />
Bei dem Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es roten Streifens muss es sich<br />
allerd<strong>in</strong>gs nicht zw<strong>in</strong>gend um e<strong>in</strong>e bereits e<strong>in</strong>getretene akute<br />
Blutvergiftung handeln, son<strong>der</strong>n es kann auch e<strong>in</strong>e Entzündung<br />
<strong>der</strong> Lymphbahnen vorliegen. Nach Abkl<strong>in</strong>gen <strong>di</strong>eser<br />
Entzündung und wenn sich <strong>di</strong>e <strong>in</strong>fektiösen Keime nicht<br />
weiter verbreitet haben, verschw<strong>in</strong>det <strong>der</strong> rote Streifen auch<br />
ohne <strong>di</strong>e E<strong>in</strong>nahme von Gänsef<strong>in</strong>gerkrautzubereitungen.<br />
47
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Aspekte zur Realität <strong>der</strong><br />
Knorpelregeneration<br />
In weiten Kreisen <strong>der</strong> Schulme<strong>di</strong>z<strong>in</strong> ist <strong>der</strong> „Glaube” fest verankert,<br />
dass hyal<strong>in</strong>er Gelenkknorpel unfähig zur Regeneration sei.<br />
Abgesehen davon, dass sich <strong>in</strong> den letzten 30 Jahren nur noch<br />
wenige Wissenschaftler mit dem langzeitigen Stoffwechsel<br />
und mehrjähriger Vitalitätsforschung des hyal<strong>in</strong>en Knorpels beschäftigt<br />
haben, zeigt e<strong>in</strong>e jüngere Umfrage <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er deutschen<br />
Zeitschrift (Fokus 2006) zum Thema Kniegelenk e<strong>in</strong>e Auflistung<br />
kompetenter <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong>er zu <strong>di</strong>esem Thema <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik.<br />
65 kompetente <strong>Ortho</strong>päden werden aufgelistet (wer <strong>di</strong>ese<br />
Auflistung vorgenommen hat, ist nicht bekannt). Davon greifen<br />
– nach eigenen Angaben – 58 bei vorliegenden Erkrankungen<br />
des Kniegelenkes zuerst zum Skalpell; nur 2 <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong>er geben als<br />
Interessengebiet <strong>in</strong>traartikuläre Injektionen an (jäGeMann, Müller-wohlFahrt).<br />
Zur Knorpel-Knochen-Transplantation bekennen<br />
sich 4 <strong>Ortho</strong>päden (laprek, schäFerhoFF, Fitsek, und iMhoFF).<br />
leonhard gibt Knorpelzelltransplantationen an.<br />
Fazit: von 65 Kompetenzärzten für das Kniegelenk geben<br />
nur 2 Ärzte als Interessengebiet <strong>in</strong>traartikuläre Injektionen mit<br />
chondroprotektiven Substanzen als Spezialgebiet an. 5 geben<br />
Knorpel- und Knorpel-Knochen-Transplantationen an. Ke<strong>in</strong>er<br />
erwähnt auch nur <strong>di</strong>e Möglichkeit <strong>der</strong> Entzündungsbestrahlung<br />
unter Röntgentiefentherapiebed<strong>in</strong>gungen.<br />
Die so wichtige Therapie mit <strong>in</strong>traartikulären Injektionen ersche<strong>in</strong>t<br />
dürftig, von präoperativer konservativer Behandlung ist<br />
nicht <strong>di</strong>e Rede.<br />
Somit ist es auch ke<strong>in</strong> Wun<strong>der</strong>, wenn <strong>der</strong> <strong>Bio</strong>chemiker donike<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> angesehenen Zeitschrift „Leistungssport” unter dem Titel<br />
„Substitution aus biochemischer Sicht“ schreiben darf: „NeyChon<br />
ist e<strong>in</strong> Präparat, das Organlysate aus tierischem Gewebe enthält.<br />
Die Wirkung soll dar<strong>in</strong> bestehen, dass sich Organ zu Organ f<strong>in</strong>det.<br />
Man könnte <strong>di</strong>esen Organfetischismus <strong>in</strong> Anlehnung an den<br />
Aberglauben <strong>der</strong> Kannibalen bezeichnen, <strong>di</strong>e das Herz des Gegners<br />
verspeisten, um dessen Stärke zu übernehmen …<br />
Die Fragwür<strong>di</strong>gkeit des E<strong>in</strong>satzes ähnlicher Präparate hat das<br />
Bundesgesundheitsamt (BGA) dazu bewogen, <strong>di</strong>e Zulassung für<br />
alle zelltherapeutischen Fertigarzneimittel zu wi<strong>der</strong>rufen. Diese<br />
Entscheidung beruht auf dem Bekanntwerden allergischer Reaktionen<br />
auf das Fremdeiweiß bis h<strong>in</strong> zu tödlichem Ausgang auf<br />
<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Seite und <strong>der</strong> Nicht-Belegbarkeit <strong>der</strong> deklarierten Wirkungen<br />
auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite.”<br />
Erschreckend s<strong>in</strong>d <strong>di</strong>e massiv sachlich falschen Angaben.<br />
Der Respekt vor dem Verstorbenen verbietet mir <strong>di</strong>e Wortwahl<br />
zu kritisieren, <strong>di</strong>e schlicht als hanebüchen zu bezeichnen ist.<br />
Dass hierzu ke<strong>in</strong> <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong>er, <strong>Ortho</strong>päde, empört reagiert hat,<br />
spricht für sich. Vielleicht wollte auch niemand sich mit <strong>der</strong> Lächerlichkeit<br />
<strong>der</strong> Diktion abgeben. Das wäre dann noch verzeihlich.<br />
Natürlich erhebt sich <strong>di</strong>e Frage, warum e<strong>in</strong> so negatives<br />
Spiegelbild vieler kompetenter <strong>Ortho</strong>päden entstehen konnte.<br />
Liegt es am Auswahlverfahren für <strong>di</strong>e Zeitschrift? O<strong>der</strong> fehlt dem<br />
hyal<strong>in</strong>en Gelenkknorpel e<strong>in</strong> stän<strong>di</strong>ges Konsortium, sprich Lobby?<br />
Kaum zu glauben, wie alle<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Rückblick auf <strong>di</strong>e Forschertätigkeit<br />
– speziell auf dem Gebiet <strong>der</strong> Chondropathia patellae – alle<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten zeigt.<br />
Praxis<br />
Knorpelschäden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kniescheibenrückfläche waren und<br />
s<strong>in</strong>d für <strong>di</strong>e Praxis und Kl<strong>in</strong>ik – nicht nur <strong>der</strong> <strong>Ortho</strong>pä<strong>di</strong>e – wegen<br />
ihrer Häufigkeit von größtem Interesse. Entsprechend unterschiedlicher<br />
Forschungsergebnisse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ätiologie, und nicht<br />
ganz geklärter Pathogenese kommt es zu ebenso unterschiedlichen<br />
Therapiemethoden und Empfehlungen.<br />
Die funktionelle Morphologie des Femoropatellargelenkes<br />
<strong>der</strong> Patella sowie des Halteapparates s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit von 1940<br />
- 1990 (holland, 1974, MieGel u. rad<strong>in</strong>, 1975; townsend + rose +<br />
rad<strong>in</strong> + pauX, 1977; Maquet, 1976, 1980; Brade + tillMann, 1980,<br />
Blauth + schleicher, 1981) so e<strong>in</strong>gehend beschreiben worden,<br />
dass <strong>der</strong> Wissensstand um <strong>di</strong>e Anatomie als abgeschlossen gelten<br />
kann.<br />
Auch <strong>di</strong>e biomechanische Beanspruchung des patellaren<br />
Gelenkes darf weitgehend als erklärt gelten (kiesselBach, 1954,<br />
townsend + pauX + rose + MieGel + rad<strong>in</strong>, 1975, 1977, Maquet,<br />
1976; Brade, tillMann, 1980; Blauth + schleicher, 1981, jäGer +<br />
plitz, 1979, 1983; GoyMann, 1980, schMidt + raMs<strong>in</strong> + plitz, 1980;<br />
schiller + Gördes, 1983, hehne, 1983.<br />
hehne gelang es, mit <strong>der</strong> Druckmessfolie Kraftflächen, Anpresskräfte,<br />
Druck- und Druckverteilungen im Femoropatellargelenk<br />
zu ermitteln. Wichtig ersche<strong>in</strong>t <strong>der</strong> Nachweis, dass im<br />
Femoropatellargelenk bei je<strong>der</strong> Beugestellung und auch hohen<br />
Lasten nur kle<strong>in</strong>e Knorpelareale beansprucht werden. schiller<br />
+ Gördes gelang es, mit e<strong>in</strong>er Kompensationsmessvorrichtung<br />
von schMid + raMs<strong>in</strong> + plitz an frischen Kniegelenkspräparaten<br />
<strong>di</strong>e retropatellare Druckverteilung beim normalen und artefiziell<br />
verän<strong>der</strong>ten Gelenkknorpel nachzuweisen.<br />
Der exakte Nachweis <strong>der</strong> retropatellaren Druckverteilung<br />
war e<strong>in</strong> wichtiger Beitrag zur funktionellen Anatomie und <strong>der</strong><br />
daraus resultierenden Operations<strong>in</strong><strong>di</strong>kationen.<br />
Die Druckbelastungszonen wan<strong>der</strong>n mit zunehmen<strong>der</strong> Beugung<br />
des Kniegelenkes vom unteren zum oberen Patellarband<br />
bei zunehmen<strong>der</strong> Kontaktfläche und Zunahme des Anpressdruckes.<br />
Bei Knorpelschäden (<strong>in</strong> welcher Form auch immer) verän<strong>der</strong>t<br />
sich <strong>di</strong>eses systemische Bild mit reduzierter Konsequenz zur<br />
operativen In<strong>di</strong>kation, um geschä<strong>di</strong>gte Knorpelareale zu entlasten<br />
(Ban<strong>di</strong>, 1976; Maquet, 1976, schMidt + raMs<strong>in</strong>; plitz, Gördes,<br />
jäGer, 1980; Gördes + kaiser + schMidt + raMs<strong>in</strong>, schiller, 1981,<br />
schiller + Gördes, 1983. Die Autoren verwiesen auch auf an<strong>der</strong>e<br />
Fakten wie Knorpel<strong>di</strong>cke, Knorpelhärte und unterschiedliche<br />
Druckresorption. pauwels deutet <strong>di</strong>e subchondrale Sklerosierung<br />
des Gelenkknorpels als Reaktion auf <strong>di</strong>e Druckbelastung + Flächendruckverteilung.<br />
In allen späteren Publikationen wird <strong>di</strong>ese<br />
subchondrale Sklerosierung als Vorstufe lokaler Knorpelschä<strong>di</strong>gung<br />
angesehen. Nie fand sich e<strong>in</strong>e Erwähnung, ob <strong>di</strong>e Gewebereaktion<br />
nicht e<strong>in</strong> Schutzverhalten se<strong>in</strong> könnte für beson<strong>der</strong>s<br />
belastete Knorpelzonen. Die Frage bleibt offen.<br />
Während <strong>di</strong>e Ätiologie we<strong>der</strong> biochemisch noch ra<strong>di</strong>ologisch<br />
bei <strong>di</strong>versen Patellatypen erklärt werden konnte, erweitert<br />
Mau (1980) unser Wissen zur Entstehung <strong>der</strong> Chondropathie und<br />
femoropatellaren Arthrose. Er verweist als mögliche Ursachen<br />
auf <strong>di</strong>e Enzyme, Ernährungsstörungen und hormonelle Erkrankungen<br />
und stellt e<strong>in</strong> Schema <strong>der</strong> Ätiologie <strong>der</strong> Chondropathia<br />
pattellae vor, unterteilt <strong>in</strong> symptomtische und konstitutionelle<br />
Ursachen. Sicher <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur e<strong>in</strong> willkommenes Novum.<br />
Morscher + pFeiFFer, 1970; Ban<strong>di</strong> und waGner, 1974; sowie<br />
cotta + puhl, 1976, erläutern <strong>di</strong>e Pathophysiologie des Knorpelschadens<br />
und <strong>di</strong>e traumatische Auslösung.<br />
48 2/2011
2/2011<br />
Praxis<br />
wiBerG, 1941; an<strong>der</strong>sen + BauMGartl + GreMMel, 1961; Ficat,<br />
1970, + Ban<strong>di</strong>, 1977; deBrunner, 1985; und hepp, 1982, 83, verweisen<br />
auf <strong>di</strong>e Dysplasie <strong>der</strong> Patella als wesentlicher Faktor <strong>der</strong> Knorpelschä<strong>di</strong>gung<br />
<strong>der</strong> Patellarückseite und zeigen gleichzeitig <strong>di</strong>e<br />
röntgenologischen Kriterien dazu auf. rütt, 1979 und hacken-<br />
Broch, 1983, beschäftigen sich mit <strong>der</strong> Patellaluxation, verursacht<br />
durch Patelladysplasie unter Auflistung <strong>der</strong> Kriterien für <strong>di</strong>e Beurteilung<br />
des retropatellaren Knorpelschadens (Röntgenbefunde,<br />
kl<strong>in</strong>ische Befunde und subjektives Bef<strong>in</strong>den).<br />
Die im vorliegenden Rahmen beschriebenen operativen<br />
Methoden s<strong>in</strong>d überwiegend nicht befrie<strong>di</strong>gend. Gekeler+ wir-<br />
Bitzky + kurtz, 1963, widmen ihre Aufmerksamkeit <strong>der</strong> B<strong>in</strong>degewebsschwäche,<br />
<strong>di</strong>e schließlich zu Zügelungsstörungen – über<br />
e<strong>in</strong>e hypermobile Patella – zu dysplastischen Verän<strong>der</strong>ungen des<br />
Femoropatellargelenkes führen, und welche Schlussfolgerungen<br />
für <strong>di</strong>e kl<strong>in</strong>ische Beurteilung sich daraus für entlastende und stabilisierende<br />
Operationsmaßnahmen ergeben.<br />
rütt, 1976; Ficat + hunGerFord, 1977; Blauth + Mann, 1977,<br />
BeiGhton + GrahaMe + Bird, 1983.<br />
janssen, 1980, 1981 und 1982 beschreibt als Ursache des<br />
retropatellaren Knorpelschadens Be<strong>in</strong>achsenfehlstellungen<br />
und daraus resultierende Zusammenhänge. weh + eickhoFF,<br />
1983, gehen davon aus, dass e<strong>in</strong> Großteil <strong>der</strong> spontanen Patellaschmerzen<br />
extraartikuläre Ursachen hat und verweisen auf <strong>di</strong>e<br />
neurogene Komponente beim periartikulären Schmerzsyndrom,<br />
ausgelöst durch neurogenen retropatellaren Knorpelschaden.<br />
Die möglichen Innervationsstörungen werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er übersichtlichen<br />
Tabelle zusammengefasst.<br />
wess<strong>in</strong>GhaGe, 1971, 1976; sowie zacher, hoh, 1983; befassen<br />
sich mit <strong>der</strong> chronischen Polyarthritis als Ursache <strong>der</strong> Knorpelverän<strong>der</strong>ungen<br />
im femoropatellaren Gleitlager und dokumentieren<br />
den phasenhaften Ablauf <strong>der</strong> Destruktion <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>leuchtenden<br />
Tabelle. In <strong>der</strong> destruktiven Phase kommt es zu Knorpelerosionen.<br />
Alle kompetenten und renommierten <strong>Ortho</strong>päden<br />
befassen sich – nicht erst seit Ban<strong>di</strong> – unter dem Begriff <strong>der</strong><br />
Chondropathia patellae als Arthropathie mit <strong>der</strong> Ursachenforschung<br />
<strong>der</strong> retropatellären Knorpeldestruktion. Dabei ist es zu<br />
hoch<strong>in</strong>teressanten Erkenntnissen zur Entstehung und Entwicklung<br />
<strong>der</strong> Chondropathie patellae gekommen, doch nahezu jedwede<br />
daraus resultierende Therapie be<strong>in</strong>haltet schließlich operatives<br />
Vorgehen, <strong>der</strong>en Ergebnisse recht unterschiedlich s<strong>in</strong>d.<br />
Auf <strong>di</strong>e E<strong>in</strong>zelheiten <strong>der</strong> unterschiedlichen Operationstechniken<br />
(Menisektomie etc.), Ret<strong>in</strong>aculum-Spaltung, Patellaosteotomie,<br />
frontale Hemipatellektomie, Tuberositasverlagerung, Patella reizosteotomie,<br />
Abrasio patellae, arthroskopisches Patellashav<strong>in</strong>g,<br />
Interpositionsplastik, Patellektomie, endoprothetischer Gelenkersatz<br />
etc. soll hier nicht näher e<strong>in</strong>gegangen werden.<br />
Völlig fehlt im Rahmen <strong>der</strong> aufgezeichneten Diskussion h<strong>in</strong>sichtlich<br />
<strong>der</strong> möglichen spontanen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>geleiteten Knorpelregeneration<br />
– an<strong>der</strong>er überzeugen<strong>der</strong> Therapiemaßnahmen<br />
– H<strong>in</strong>weise auf <strong>di</strong>e mögliche Therapie mit <strong>der</strong> Röntgenentzündungsbestrahlung<br />
und <strong>in</strong>traartikulären Injektionen mit chondroprotektiven<br />
Substanzen.<br />
In ke<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Bereich reagieren <strong>di</strong>e Menschen, <strong>di</strong>e breite<br />
Öffentlichkeit, sensibler als im Umgang mit Strahlen. Neben<br />
<strong>der</strong> natürlichen Strahlenbelastung von ca. 2,4 mSv/Jahr besteht<br />
<strong>der</strong> Hauptanteil <strong>der</strong> künstlichen Strahlenbelastung <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
durch <strong>di</strong>e ra<strong>di</strong>ologische Diagnostik. Seit <strong>der</strong> Entdeckung<br />
<strong>der</strong> Röntgenstrahlen durch C. W. röntGen haben zahlreiche tech-<br />
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
nische Verbesserungen an den Röntgengeräten zu e<strong>in</strong>er deutlichen<br />
Reduzierung <strong>der</strong> Strahlendosis geführt. Auf E<strong>in</strong>zelheiten<br />
<strong>der</strong> Röntgenverordnung sei auf <strong>di</strong>e Publikation von G. stanzel<br />
(2002) „Strahlenschutz <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong>” im Handbuch Sporttraumatologie,<br />
A. klüMper, verwiesen.<br />
Es ist überflüssig, darauf h<strong>in</strong>zuweisen, dass <strong>di</strong>e Inhalte <strong>der</strong><br />
Röntgenverordnung sowohl den Ra<strong>di</strong>ologen als auch den für<br />
den Umgang mit Röntgenstrahlen zur Diagnostik und Therapie<br />
zugelassenen Nichtra<strong>di</strong>ologen zu beson<strong>der</strong>er Sorgfalt verpflichten.<br />
Bei <strong>der</strong> konventionellen Entzündungsbestrahlung werden<br />
Spannungen erreicht mit e<strong>in</strong>em Vielfachen <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Diagnostik<br />
verwendeten Röhren. Insgesamt ist dadurch <strong>di</strong>e Angst vor Röntgenstrahlen<br />
seitens <strong>der</strong> Patienten unbegründet.<br />
Bereits 1890 wurden positive Effekte <strong>der</strong> ionisierenden<br />
Strahlen bei Entzündungen und Eiterungen sowie e<strong>in</strong>e schmerzl<strong>in</strong><strong>der</strong>nde<br />
Wirkung beobachtet. Bereits 1925 beschrieb stauniG<br />
bei 400 bestrahlten Arthrosen sehr gute kl<strong>in</strong>ische Ergebnisse.<br />
Danach ersche<strong>in</strong>en <strong>in</strong> schneller Folge zahlreiche Publikationen,<br />
<strong>di</strong>e über ähnlich gute Ergebnisse berichten. 1932 veröffentlichte<br />
pannewitz e<strong>in</strong>e kritische Auswertung se<strong>in</strong>er bisherigen Ergebnisse<br />
bei 1500 eigenen bestrahlten Fällen. Er versuchte darüber<br />
h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>e optimale Dosierung zu ermitteln und <strong>di</strong>e In<strong>di</strong>kation<br />
zur Bestrahlung zu präzisieren. Damit war <strong>der</strong> Grundste<strong>in</strong> zur Methode<br />
<strong>der</strong> Strahlentherapie bei <strong>der</strong> Behandlung degenerativer<br />
Verän<strong>der</strong>ungen des Bewegungsapparates gelegt. Dabei hat sich<br />
entgegen <strong>der</strong> Vielzahl synonymer Begriffe (z. B. Schmerzbestrahlung<br />
etc.) für e<strong>in</strong> und <strong>di</strong>eselbe Therapiemethode <strong>di</strong>e Bezeichnung<br />
Entzündungsbestrahlung durchgesetzt. Das ersche<strong>in</strong>t<br />
auch s<strong>in</strong>nvoll, da <strong>di</strong>e Strahlentherapie über physikalische, chemische<br />
und biologische Wirkmechanismen <strong>in</strong> den degenerativen<br />
Prozess e<strong>in</strong>greift.<br />
Die Pathomechanismen umfassen chronische Gelenkbeschwerden.<br />
Die belastungsbed<strong>in</strong>gte Dekompensation vormals<br />
kompensierten chondralen Schä<strong>di</strong>gung e<strong>in</strong>es großen Gelenkes<br />
(aktivierte Arthrose) nimmt bei <strong>Ortho</strong>päden, Traumatologen,<br />
Sportme<strong>di</strong>z<strong>in</strong>ern und Allgeme<strong>in</strong>me<strong>di</strong>z<strong>in</strong>ern im praktischen Bereich<br />
e<strong>in</strong>en erheblichen Stellenwert e<strong>in</strong>.<br />
Das gilt ebenso für <strong>di</strong>e möglichen morphologischen Verän<strong>der</strong>ungen<br />
des Sehnengewebes (Epicondylopathie, Achillodynie,<br />
subacromiales Engpass-Syndrom und begleitende Bursitiden.<br />
Die akute Entzündung stellt <strong>di</strong>e Summe <strong>der</strong> morphologischen<br />
und biochemischen Reaktionen auf gewebeschä<strong>di</strong>gende Reize<br />
dar. E<strong>in</strong>zelheiten zu <strong>di</strong>esem Thema s<strong>in</strong>d bei B. siMMelBauer 1996<br />
nachzulesen.<br />
Nach phasenweisen morphologischen Verän<strong>der</strong>ungen<br />
bleibt bei lokalen Gewebsdefekten faserreiches B<strong>in</strong>degewebe<br />
als Narbe zurück. Ge<strong>di</strong>Gk + helpap.<br />
Die chronische Entzündung entsteht schleichend durch<br />
unzureichende Adaption des Gewebes <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge <strong>der</strong> Überlastung.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> bisher vorliegenden Ergebnisse strahlenbiologischer<br />
Grundlagenforschung lassen sich drei Wirkungstheorien<br />
aufstellen.<br />
Die elektrochemische Theorie ergibt bei <strong>der</strong> Applikation<br />
von 0,3 Gy aufwärts e<strong>in</strong>e Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Wasserstoffionen<br />
Konzentration + zellulär fermentive Theorie h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>er<br />
Azidose. Mit den Röntgenstrahlen lässt sich <strong>di</strong>rekt nach <strong>der</strong> Bestrahlung<br />
e<strong>in</strong>e pH-Verschiebung hervorrufen, wobei e<strong>in</strong>e lang<br />
anhaltende Spät-Alkalose folgt.<br />
49
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Bei <strong>der</strong> zellulär-fermentativen Theorie kommt es durch<br />
<strong>di</strong>e lokale Bestrahlung zu e<strong>in</strong>em rascheren Auswan<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Leukozyten<br />
<strong>in</strong> das bestrahlte Gebiet. tannenBerG + Bayer.<br />
Danach erfolgt e<strong>in</strong> gesteigerter Leukozytenzerfall mit Freisetzung<br />
<strong>der</strong> proteolytischen Enzyme (Tryps<strong>in</strong>, Am<strong>in</strong>osäuren und<br />
Gesamteiweiß), (zoll<strong>in</strong>Ger, 1960) und Zunahme <strong>der</strong> Phagozyten,<br />
hoFFMann, 1970.<br />
Nach <strong>der</strong> neuro-regulatorischen Theorie greifen <strong>di</strong>e Entzündungsbestrahlungen<br />
am Gefäß-Nervensystem an. Strahlen<strong>in</strong>duzierte<br />
Überträgersubstanzen (Histam<strong>in</strong>substanzen) werden<br />
postuliert. neuMayer + thurnherr, 1952; reichel, 1970. E<strong>in</strong>e nachhaltige<br />
Perfusionssteigerung <strong>in</strong> <strong>der</strong> bestrahlten Gewebsregion<br />
wurde nachgewiesen. tannenBerG + Bayer, 1933.<br />
Die durch kl<strong>in</strong>ische Empirie gestützte Hypothese von <strong>der</strong><br />
anti <strong>in</strong>flammatorischen Wirkung <strong>der</strong> Entzündungsbestrahlung,<br />
konnte im tierexperimentellen Modellversuch quantifiziert werden.<br />
Noch wichtiger ersche<strong>in</strong>t <strong>der</strong> H<strong>in</strong>weis, dass <strong>in</strong> bestrahlten<br />
Gelenkregionen Knorpel- und Knochen-Verän<strong>der</strong>ungen im Vergleich<br />
zu nichtbestrahlten Kontrollgruppen signifikant reduziert<br />
waren. Positive Effekte <strong>der</strong> Entzündungsbestrahlung auf das Resorptionsverhalten<br />
aus artefiziell gesetzten Entzündungsarealen<br />
konnte pape, 1967 nachweisen. tannenBerG + Bayer, 1933, wiesen<br />
beschleunigtes Heilverhalten artefiziell gesetzter Hautwunden<br />
als Bestrahlungseffekt nach. Die experimentellen Ergebnisse<br />
und Analysen sowie Synthesen ergeben e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>drucksvolles Bild<br />
h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> nachhaltigen <strong>in</strong>flammatorischen Entzündungsbestrahlung<br />
. Ob es auch zu e<strong>in</strong>er Zell- und Matrix-Restitutio ad<br />
<strong>in</strong>tegrum kommt, ist nicht völlig geklärt. Vielleicht bedarf es dazu<br />
<strong>der</strong> <strong>in</strong>traartikulären Injektion Knorpeldegeneration hemmen<strong>der</strong><br />
o<strong>der</strong> chondroprotektiver Stoffe.<br />
H<strong>in</strong>sichtlich technischer Zurüstung, Dosierung, Risiken, systemischer<br />
Anwendung, Gonadendosis und <strong>der</strong> Gegenüberstellung<br />
<strong>der</strong> Risiken alternativer Behandlungsmaßnahmen sei auf<br />
<strong>di</strong>e Publikation von siMMelBauer, 1996, verwiesen.<br />
H<strong>in</strong>sichtlich lokaler und systemischer Risiken zur Induktion<br />
von malignen Tumoren bleibt bis heute e<strong>in</strong>deutig festzustellen,<br />
dass es bei verantwortungsvoller Handhabung <strong>der</strong> Entzündungsbestrahlung<br />
ke<strong>in</strong>e malignen Tumoren nachgewiesen<br />
werden konnten, auch gegenüber e<strong>in</strong>zelner gegenseitiger Behauptungen<br />
von donike s<strong>in</strong>d gegenstandslos.<br />
Trotz des rasanten Wissenzuwachs pathomorphologischer<br />
Korrelate schmerzhafter Gelenkaffektionen (Sonographie, Computertomographie,<br />
Kernsp<strong>in</strong>tomographie und <strong>di</strong>rekte Betrachtungsmöglichkeit<br />
durch <strong>di</strong>e Arthroskopie) gibt es wenig objektive<br />
Parameter zur Beurteilung <strong>der</strong> Behandlungsresultate. Deshalb<br />
werden <strong>di</strong>e Untersuchungen durch das Kriterium Schmerz ausgewertet<br />
(+++ = beschwerdefrei, ++ = wesentlich gebessert, +<br />
= gebessert, 0 = unbee<strong>in</strong>flusst o<strong>der</strong> verschlechtert). Das führt<br />
sicher nicht zu e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong><strong>der</strong>e<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> strahlen-therapeutisch<br />
erzielbaren Ergebnisse. V. pannewitz, 1970, wertete im<br />
Rahmen e<strong>in</strong>er Literatursammelstu<strong>di</strong>e 6952 Bestrahlungsfälle aus.<br />
Die ermittelten Durchschnittswerte ergaben: Beschwerdefreiheit<br />
22 %, Therapieversager 17 %. Ergebnisse, <strong>di</strong>e sich sehen lassen<br />
können.<br />
Ähnlich hohe Zahlen weist <strong>di</strong>e sporttraumatologische<br />
Spezialambulanz unter Leitung von A. klüMper auf. Hier war<br />
<strong>di</strong>e Strahlentherapie seit 1965 fester Bestandteil des therapeutischen<br />
Gesamtkonzeptes (1965 – 2000). In <strong>di</strong>eser Zeit wurden<br />
über 200 Kniegelenke bestrahlt (Inaugural<strong>di</strong>ssertation, klüMper-<br />
Praxis<br />
Moss, 1990). Tabellen über <strong>di</strong>e Ergebnisse <strong>der</strong> Entzündungsbestrahlung<br />
verschiedener Autoren f<strong>in</strong>den sich bei siMMelBauer<br />
mit unterschiedlichen Ergebniszahlen, jedoch zu 82 % mit Beschwerdefreiheit,<br />
deutlicher Besserung und e<strong>in</strong>er Versagensquote<br />
von le<strong>di</strong>glich 18 %. V. pannewitz, 1970; hartweG et al., 1973;<br />
nüssl<strong>in</strong> + hassenste<strong>in</strong>, 1976; hassenste<strong>in</strong> et al. 1979; l<strong>in</strong>dner +<br />
Freis le<strong>der</strong>er, 1982; hoenle, 1985; Gärtner et al 1988; kaMMerer et<br />
al., 1990. Übere<strong>in</strong>stimmung besteht dar<strong>in</strong>, dass <strong>di</strong>e Therapieerfolge<br />
<strong>der</strong> Entzündungsbestrahlung nicht <strong>di</strong>rekt nach Abschluss<br />
<strong>der</strong> Behandlung beurteilt werden sollten. Nach hess, 1987, ist<br />
erst 24 Tage nach Abschluss <strong>der</strong> Bestrahlung mit e<strong>in</strong>em spürbaren<br />
Behandlungserfolg zu rechnen. Der wesentliche Vorteil <strong>der</strong><br />
Entzündungsbestrahlung im Vergleich zu an<strong>der</strong>en konservativen<br />
Therapiemaßnahmen ist ihre lang andauernde Wirkung bis<br />
zu mehreren Jahren. l<strong>in</strong>dner, 1982, konnte bei se<strong>in</strong>en Patienten<br />
noch nach mehr als fünf Jahren bei über <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> bestrahlten<br />
Patienten gute bis sehr gute Therapieergebnisse nachweisen.<br />
In wieweit <strong>in</strong> vivo e<strong>in</strong>e strahlen<strong>in</strong>duzierte Bee<strong>in</strong>flussung <strong>der</strong><br />
Matrixsynthese o<strong>der</strong> des Mitoseverhaltens <strong>der</strong> bradytrophen<br />
Chondrozyten erfolgt, ist nicht h<strong>in</strong>reichend geklärt, obwohl hess<br />
und Gl<strong>in</strong>z bei Kontrollarthroskopien knorpelige Defektheilungen<br />
von 5-DM-Größe mit hyal<strong>in</strong>em Knorpel beobachten konnten.<br />
Die Entzündungsbestrahlung kam durch klüMper, 1996,<br />
auch bei <strong>der</strong> Osteochondrosis <strong>di</strong>ssecans zum E<strong>in</strong>satz mit kl<strong>in</strong>isch<br />
wie röntgenologisch positiven Ergebnissen.<br />
H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> In<strong>di</strong>kationsstellung bieten sich an:<br />
1. Akut <strong>in</strong>flammatorische Prozesse, bei denen <strong>der</strong> begründete<br />
Verdacht besteht, dass bei Wie<strong>der</strong>aufnahme des Belastungsmusters<br />
<strong>di</strong>e akute Entzündung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e chronische Form<br />
übergeht. Entzündliche Verän<strong>der</strong>ungen an und um <strong>di</strong>e Patella.<br />
2. Posttraumatische Gewebsalterationen, bei denen e<strong>in</strong>e beschleunigte<br />
Heilung gewünscht wird.<br />
3. Chronisch degenerative bzw. chronisch proliferative Entzündungsreaktionen<br />
(Chondropathia patellae).<br />
4. Chronische Synovialitis auf nicht arthrotischer Basis.<br />
5. Aktivierte Arthrosen (Femoropatellargelenk)<br />
6. Symptomenkomplex <strong>der</strong> chronisch therapieresistenten<br />
Weichteil-, Knorpel- und Knochenverän<strong>der</strong>ungen.<br />
Die Teile 2 und 3 ersche<strong>in</strong>en <strong>in</strong> den folgenden Heften.<br />
Prof. Dr. med. Arm<strong>in</strong> Klümper<br />
vormals Sporttraumatologische Spezialambulanz<br />
<strong>Med</strong>iz<strong>in</strong>ische Fakultät <strong>der</strong> Universität Freiburg.<br />
Als Emeritus lebend <strong>in</strong> Freiburg und Südafrika<br />
50 2/2011
2/2011<br />
Praxis<br />
Standortbestimmung des<br />
Standesberufes Ärzt<strong>in</strong>/Arzt<br />
Standesberuf – zeigt drei Merkmale:<br />
1. Die Mitglie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es Standesberufes schaffen ihr Wissen<br />
selbst.<br />
2. Die Mitglie<strong>der</strong> entscheiden selbst über <strong>di</strong>e Anwendung ihres<br />
Wissens.<br />
3. Sie können auch selbststän<strong>di</strong>g darüber verfügen, welche<br />
Entlohnung sie für ihre fachliche Tätigkeit erhalten.<br />
Über Jahrhun<strong>der</strong>te galten <strong>di</strong>ese Merkmale e<strong>in</strong>es Standesberufes<br />
für Ärzte. Heute s<strong>in</strong>d <strong>di</strong>ese Merkmale nur noch <strong>in</strong> Ansätzen<br />
vorhanden. An<strong>der</strong>s sieht es zum Beispiel im Standesberuf <strong>der</strong><br />
Rechtsanwälte und Architekten aus.<br />
In früheren Jahrzehnten wurden Nobelpreise häufig an Ärzte<br />
verliehen, viele Hilfsmittel o<strong>der</strong> <strong>di</strong>agnostische Methoden tragen<br />
noch <strong>di</strong>e Namen ihrer ärztlichen Entdecker.<br />
Heute sieht <strong>di</strong>e Welt <strong>der</strong> <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong> ganz an<strong>der</strong>s auf. Wir Ärzte haben<br />
immer noch e<strong>in</strong> sehr großes Wissen, da wir entsprechend<br />
lange (Stu<strong>di</strong>um, 12 Semester m<strong>in</strong>destens, ohne Promotion) lernen<br />
müssen, vom Physikum bis zum 3. Staatsexamen. Für <strong>di</strong>eses<br />
sehr kostspielige und langdauernde Stu<strong>di</strong>um sowie <strong>di</strong>e Zeit<br />
<strong>der</strong> Assistenz <strong>in</strong> Krankenhaus und Praxis („Lehrjahre s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e<br />
Herrenjahre“) wurden und werden wir schlecht entlohnt. Dafür<br />
durften früher <strong>di</strong>e Ärzte sich während ihrer Praxiszeit später „e<strong>in</strong>e<br />
gol dene Nase ver<strong>di</strong>enen“, wie ich me<strong>in</strong>e zu Recht – was heute<br />
durch <strong>di</strong>e gesellschaftliche Neid<strong>di</strong>skussion <strong>in</strong> Abrede gestellt<br />
wird und praktisch, auch politisch schon umgesetzt ist, sichtbar<br />
daran, dass Assistentenstellen nicht mehr besetzt werden können,<br />
Ärzte <strong>in</strong> <strong>di</strong>e Pharma<strong>in</strong>dustrie abwan<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> <strong>in</strong>s Ausland,<br />
zum Beispiel Skand<strong>in</strong>avien, England, Emirate gehen und wir <strong>in</strong><br />
absehbarer Zeit ke<strong>in</strong>e Praxisärzte mehr haben, sodass <strong>di</strong>e Landbevölkerung<br />
<strong>in</strong> me<strong>di</strong>z<strong>in</strong>ische Versorgungszentren fahren und<br />
versorgt werden muss. Diesem ganzen Dilemma kann man sich<br />
nur entziehen, wenn man auf <strong>di</strong>e ganze standespolitische Pseudo-Politik<br />
verzichtet.<br />
Heute beziehen <strong>di</strong>e Ärzte ihr Wissen aus <strong>der</strong> molekularbiologischen<br />
Forschung. Auch <strong>di</strong>e Gentechnik verspricht viel<br />
Innovation, vor allem Gesundheit, <strong>in</strong>telligente K<strong>in</strong><strong>der</strong> etc. Letztendlich<br />
bestimmt <strong>di</strong>e Industrie unseren me<strong>di</strong>z<strong>in</strong>-pharmazeutischen-technischen<br />
Wissensstand.<br />
Die naturwissenschaftliche <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong><br />
Gehen wir doch e<strong>in</strong>mal zeitlich zurück zu den Sozialgesetzen Bis-<br />
Marcks. Als Reichskanzler erkannte er, dass man nur mit e<strong>in</strong>em<br />
möglichst gesunden Volk Krieg führen kann, je größer <strong>di</strong>e Volksgesundheit,<br />
desto größer <strong>di</strong>e Zahl <strong>der</strong> gesunden Rekruten. Also<br />
setzte man alles <strong>in</strong> <strong>di</strong>e Wege, um mit naturwissenschaft lichen<br />
Mitteln Formen des Erfolges zu erzielen. Hierbei spielten vor allem<br />
<strong>di</strong>e Chemie, <strong>di</strong>e Physik und auch <strong>di</strong>e <strong>Bio</strong>logie e<strong>in</strong>e entscheidende<br />
Rolle.<br />
Nach <strong>der</strong> Entdeckung <strong>der</strong> Pockenimpfung und <strong>der</strong> Durchführung,<br />
konnte schon e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> Schreckgespenst <strong>in</strong> Schach<br />
gehalten werden, auch an<strong>der</strong>e schreckliche Krankheiten wurden<br />
immer seltener.<br />
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Also nutzte man <strong>di</strong>ese naturwissenschaftlichen Fächer (Physik,<br />
Chemie). Auch an<strong>der</strong>e Diszipl<strong>in</strong>en wie Anatomie, Morphologie,<br />
Pathologie, Physiologie hatten gewaltige Datenberge über<br />
den menschlichen Körper gesammelt, welche entsprechend <strong>der</strong><br />
Diszipl<strong>in</strong>en geordnet werden mussten.<br />
virchows Gedanke, dass sich alle physiologischen und pathologischen<br />
Grund-Prozesse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zelle abspielen, wurden<br />
somit von den entsprechenden Diszipl<strong>in</strong>en untermauert. Chemische,<br />
physikalische Reaktionen etc. beschreiben <strong>di</strong>e Aspekte<br />
des zellulären Lebens. Lei<strong>der</strong> kann man mit Chemie und Physik<br />
alle<strong>in</strong>e nicht das Leben beschreiben, le<strong>di</strong>glich Teilaspekte.<br />
Heute gibt es viele Diszipl<strong>in</strong>en, welche <strong>di</strong>e Funktion e<strong>in</strong>es<br />
Organismus auf an<strong>der</strong>er Ebene beschreiben, zum Beispiel <strong>di</strong>e<br />
Homöopathie o<strong>der</strong> <strong>di</strong>e Akupunktur etc. Das heißt vor e<strong>in</strong>er morphologischen<br />
Verän<strong>der</strong>ung (Zellularpathologie) f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e funktionelle<br />
Störung statt (zum Beispiel <strong>der</strong> Schmerz), welcher durch<br />
funktionelle Verfahren bee<strong>in</strong>flusst werden kann.<br />
Lei<strong>der</strong> basiert unsere ärztliche Ausbildung auf re<strong>in</strong> morphologischen,<br />
chemischen und physikalischen Prozessen; das was<br />
unser Leben bed<strong>in</strong>gt, nämlich <strong>di</strong>e funktionellen Prozesse, werden<br />
außer Acht gelassen.<br />
Aber auf Druck <strong>der</strong> Bevölkerung, werden auch schon Leistungen<br />
<strong>der</strong> Homöopathie und Akupunktur von den RVO-Kassen<br />
bezuschusst.<br />
Trotzdem ist unsere <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong>erausbildung sehr e<strong>in</strong>seitig, da<br />
funktionelle Aspekte nicht o<strong>der</strong> nur kaum berücksichtigt werden.<br />
Diejenigen, welche das Wissen generieren, wollen ihr Wissen<br />
auch verkaufen zu e<strong>in</strong>em entsprechenden Preis.<br />
Also werden <strong>Med</strong>ikamente ohne Rezept onl<strong>in</strong>e bestellt und<br />
verkauft, das heißt auch <strong>der</strong> Apotheker wird genau wie <strong>der</strong> <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong>er<br />
(Arzt) außen vorgelassen, da Industrie-Technik und Pharma-<br />
Technik den Arzt und Apotheker<br />
a. als Mitver<strong>di</strong>ener (Teilhaber) bezahlen müssen und<br />
b. den Mitwisser (Wissen ist Macht = Geld) als Kontroll<strong>in</strong>stanz<br />
(Rezept)<br />
akzeptieren müssen.<br />
Als Folge wird <strong>der</strong> Gesundheitsmarkt von den Gesetzen <strong>der</strong><br />
Marktwirtschaft regiert (Politik und Marktwirtschaft), das heißt<br />
Ethik und Moral bleiben auf <strong>der</strong> Strecke, Entscheidungen unterliegen<br />
marktwirtschaftlich Größen, deswegen spricht man ja im<br />
Gesundheitswesen nicht vom Menschen, son<strong>der</strong>n von Fallpauschalen,<br />
auch im politisch l<strong>in</strong>ken Lager (Herr Prof. lauterBach,<br />
Fernsehsendung Frau illner). Patienten f<strong>in</strong>den sich also im Griff<br />
fachfrem<strong>der</strong> übergeordneter Interessen.<br />
Natürlich kann man <strong>der</strong> Industrie ke<strong>in</strong>e Vorwürfe machen,<br />
je<strong>der</strong> muss schauen, wo er bleibt. Deswegen stellt <strong>di</strong>e Industrie<br />
auch ke<strong>in</strong>en Impfstoff gegen Aids her – da <strong>di</strong>e Behandlung e<strong>in</strong>es<br />
Aids- o<strong>der</strong> HIV-Kranken viel höhere Gew<strong>in</strong>ne verspricht, das<br />
heißt, <strong>di</strong>e Ren<strong>di</strong>tekriterien s<strong>in</strong>d viel besser.<br />
E<strong>in</strong> weiteres Beispiel soll <strong>di</strong>ese e<strong>in</strong>fache Ausführung unterlegen.<br />
Zahlenmäßig kle<strong>in</strong>e, unspezifische Leiden wecken nicht<br />
das Interesse <strong>der</strong> Industrie – das Wissen steht seit Jahren still.<br />
Dem Arzt werden auch enge Grenzen gesetzt <strong>in</strong> Therapie und<br />
Behandlung, nur wenig <strong>Med</strong>ikamente stehen zur Verfügung.<br />
An<strong>der</strong>s sieht es aus, wenn viele Patienten mit dem gleichen<br />
Problem kommen, zum Beispiel Diabetes mellitus, Hypertonie,<br />
Migräne etc. Hier ist <strong>di</strong>e Palette unerschöpflich, da <strong>di</strong>e Therapie<br />
hohe Ren<strong>di</strong>ten abwirft.<br />
51
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Insgesamt wird <strong>di</strong>e ärztliche Deprofessionalisierung durch<br />
zwei Faktoren forciert:<br />
1. durch <strong>di</strong>e Krankenkassen, welche den f<strong>in</strong>anziellen Rahmen<br />
def<strong>in</strong>ieren, was erlaubt ist und<br />
2. durch <strong>di</strong>e Politik, welche den gesetzlichen Rahmen für <strong>di</strong>e<br />
Krankenkassen liefern.<br />
Das Resümee des Gesagten ist – <strong>in</strong>zwischen ist aus Krankheit<br />
e<strong>in</strong>e Ware geworden, an <strong>der</strong> alle ver<strong>di</strong>enen wollen und können.<br />
Gesundheit ist für <strong>di</strong>e Politik wie<strong>der</strong> das geworden, was sie vor<br />
dem 18. Jahrhun<strong>der</strong>t war: Selbstzweck!<br />
Vorme<strong>di</strong>z<strong>in</strong>ische Heilkunde<br />
Primär wurde <strong>di</strong>e Heilkunde auf ganz pragmatische Weise bestimmt,<br />
zum Beispiel <strong>di</strong>e Versorgung e<strong>in</strong>er Wunde. Oft waren <strong>di</strong>e<br />
Ärzte im Altertum nicht nur Heiler, son<strong>der</strong>n auch Priester. Erst<br />
später trennte man ganz bewusst <strong>di</strong>ese beiden Tätigkeiten aus<br />
gesellschaftlichen und politischen Gründen, genau wie napoleon,<br />
Staat und Kirche.<br />
Krankheiten und Seuchen wurden früher oft als göttliche<br />
Strafe für Fehlverhalten gedeutet – erst später wurden <strong>di</strong>e genauen<br />
Ursachen dargelegt, zum Beispiel seMMelweis – K<strong>in</strong>dbettfieber,<br />
koch – Tuberkulose, Morb. Bang – Fehlgeburt, um nur<br />
wenige Beispiele zu nennen.<br />
Heilkunde vom Altertum bis zur Neuzeit<br />
E<strong>in</strong>e Heilkunde konnte früher je<strong>der</strong> erlernen, auch damals gab<br />
es das Kräuterweible<strong>in</strong> etc. Seit hippokrates wurde <strong>der</strong> Heilkunde<br />
e<strong>in</strong>e Philosophie an <strong>di</strong>e Seite gestellt. Die allgeme<strong>in</strong>e Botschaft<br />
Assistenzärzt<strong>in</strong> für naturheilkundliche Kl<strong>in</strong>ik für<br />
Ganzheitsme<strong>di</strong>z<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Südwestpfalz gesucht!<br />
Wir behandeln auch Kassenpatienten nach ganzheitlichen<br />
Kriterien, Schwerpunkt biologische Tumorbehandlung. Ke<strong>in</strong>e<br />
Vorkenntnisse erfor<strong>der</strong>lich, alles Nötige kann bei uns erlernt<br />
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Praxis<br />
<strong>di</strong>eser Grundlage ist <strong>di</strong>e Gesetzlichkeit aller Naturvorgänge. Man<br />
muss <strong>in</strong> <strong>di</strong>e Naturgesetze e<strong>in</strong>geweiht werden, um <strong>di</strong>ese annähernd<br />
zu verstehen, zu erkennen und zu akzeptieren (Eid des<br />
hippokrates).<br />
Auch e<strong>in</strong>en Gott sieht man nicht e<strong>in</strong>fach so – irgendwann<br />
musste uns jemand von Gott erzählen, dass wir wussten o<strong>der</strong><br />
glaubten, dass es ihn o<strong>der</strong> <strong>di</strong>e Götter gibt. Das heißt von Generation<br />
zu Generation musste <strong>di</strong>es weitererzählt o<strong>der</strong> weitergetragen<br />
werden. Deswegen hat unsere Gesellschaft unter an<strong>der</strong>em<br />
Priester.<br />
Was <strong>di</strong>e Priester <strong>in</strong> <strong>der</strong> Religion s<strong>in</strong>d, das s<strong>in</strong>d <strong>di</strong>e Wissenschaftler<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Vermittlung des Wissens um <strong>di</strong>e Naturgesetze.<br />
Die Wissenschaftler s<strong>in</strong>d <strong>di</strong>e Priester ihrer Weltanschauung. Sie<br />
teilen den Menschen, welche nicht selbst <strong>in</strong> <strong>di</strong>e Wissenschaft<br />
e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen können, mit, welche Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>di</strong>e Naturgesetze<br />
stellen und wie man <strong>di</strong>esen Anfor<strong>der</strong>ungen nachkommt, um<br />
den Inhalt <strong>di</strong>eses Wissens, <strong>in</strong> Anspruch nehmen zu können.<br />
In <strong>der</strong> <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d <strong>di</strong>e Ärzte <strong>di</strong>e Priester. Sie haben Fähigkeiten,<br />
<strong>di</strong>e über Leben o<strong>der</strong> Tod, Gesundheit o<strong>der</strong> Siechtum entscheiden<br />
können.<br />
Im früheren Europa war <strong>di</strong>es auch schon im Altertum zu<br />
sehen, zum Beispiel jesus christus, wurde als Heiland bezeichnet.<br />
Auch theophrastus BoMBastus von hohenheiM, genannt paracelsus<br />
(1493 – 1541) o<strong>der</strong> <strong>di</strong>e Äbtiss<strong>in</strong> hildeGard von B<strong>in</strong>Gen (1098<br />
– 1179) fanden Anhänger, da sich <strong>di</strong>e Menschen e<strong>in</strong>e gewisse<br />
Freiheit von seelischem und körperlichem Leid versprachen.<br />
Der Staat betrachtete sich nur <strong>in</strong> Ansätzen als für <strong>di</strong>e Gesundheit<br />
se<strong>in</strong>er Bürger verantwortlich. Gesundheit war weitgehend<br />
Selbstzweck und ist <strong>di</strong>es wie<strong>der</strong> geworden.<br />
Dr. med. Hans Heyer<br />
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52 2/2011
2/2011<br />
Kongress<br />
120. ZAEN Kongress, Frühjahr 2011<br />
60 Jahre Zentralverband <strong>der</strong><br />
Ärzte für Naturheilverfahren<br />
und Regulationsme<strong>di</strong>z<strong>in</strong><br />
In Erwartung <strong>der</strong> Festveranstaltung: Clau<strong>di</strong>a Scaramella, Dr. Olaf<br />
Kuhnke, Staatssekretär Dieter Hillebrand, OB Julian Osswald mit<br />
Gatt<strong>in</strong>, Prof. He<strong>in</strong>e mit Gatt<strong>in</strong> und Prof. Schilcher und Gatt<strong>in</strong> (v.l.n.r.)<br />
Jubiläumsveranstaltungen haben immer etwas beson<strong>der</strong>s Feierliches<br />
an sich. So auch <strong>di</strong>eser Frühjahrskongress des Zentralverbandes<br />
<strong>der</strong> Ärzte für Naturheilverfahren und Regulationsme<strong>di</strong>z<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> Freudenstadt, auf dem das 60. Bestehen des Zentralverbandes<br />
gefeiert wurde. 60 Jahre ZAEN, d.h. zugleich 120 Fort- und Weiterbildungskongresse<br />
mit jeweils über 200 aktiven Referenten<br />
und – <strong>in</strong> Spitzenzeiten – bis zu 1500 Teilnehmern! Dieses Engagement,<br />
<strong>di</strong>ese Ausdauer und <strong>di</strong>ese H<strong>in</strong>gabe an e<strong>in</strong>e durchaus<br />
nicht überall auf Anerkennung stoßende „Form <strong>der</strong> <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong>“<br />
wurden von allen Rednern des Festabends am 2. April 2011 –<br />
von jedem auf e<strong>in</strong>e ganz beson<strong>der</strong>e Weise – hervorgehoben<br />
und gewür<strong>di</strong>gt.<br />
Der Oberbürgermeister <strong>der</strong> Stadt Freudenstadt, julian osswald,<br />
richtete gleich zu Anfang sehr herzliche und persönliche<br />
Worte des Dankes an den Präsidenten des ZAEN, Dr. O. kuhnke.<br />
„Freudenstadt und <strong>der</strong> ZAEN passen sehr gut zusammen“, so<br />
osswald. Trotz des Strukturwandels, den Freudenstadt <strong>in</strong> den<br />
letzten Jahren durchgemacht hat bzw. durchmachen musste,<br />
um als Tourismus- und Kongressstadt nicht h<strong>in</strong>ter den Erwartun-<br />
Dr. Kuhnke und OB Osswald <strong>in</strong><br />
blenden<strong>der</strong> Laune während <strong>der</strong><br />
Pressekonferenz<br />
Ehepaar Osswald<br />
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
gen e<strong>in</strong>er anspruchsvoller werdenden Klientel zurückzubleiben,<br />
ist <strong>di</strong>e Verb<strong>in</strong>dung zwischen <strong>der</strong> Stadt und dem Ärzteverband<br />
immer sehr persönlich und eng geblieben.<br />
Ehepaar Osswald rahmen Fliege und Staatssekretär Hillebrand e<strong>in</strong><br />
Der Staatssekretär <strong>in</strong> M<strong>in</strong>isterium für Arbeit und Sozialordnung,<br />
Familien und Senioren, <strong>di</strong>eter hilleBrand, gab se<strong>in</strong>er beson<strong>der</strong>en<br />
Freude Ausdruck, dass er bereits zum zweiten Mal Gast<br />
und Festredner auf e<strong>in</strong>em ZAEN-Kongress se<strong>in</strong> dürfe und könne.<br />
In se<strong>in</strong>en Augen kommt dem ZAEN – als Ärzteverband – <strong>di</strong>e<br />
beson<strong>der</strong>e Aufgabe zu, e<strong>in</strong>e Brücke zu schlagen zwischen <strong>der</strong><br />
so genannten Schulme<strong>di</strong>z<strong>in</strong> und <strong>der</strong> Naturheilkunde. Der ZAEN<br />
kann „mit Stolz zurück und mit Optimismus <strong>in</strong> <strong>di</strong>e Zukunft blicken,“<br />
betonte <strong>der</strong> Staatssekretär. Denn: Immer mehr Menschen<br />
wenden sich ganz offensichtlich von <strong>der</strong> hoch technisierten <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong><br />
ab, auf <strong>der</strong> Suche nach e<strong>in</strong>er verständnisvollen, den Menschen<br />
im Vor<strong>der</strong>grund sehenden <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong>.<br />
Als weiterer Redner wies Dr. Frank Bahr darauf h<strong>in</strong>, dass <strong>in</strong><br />
<strong>di</strong>esem Jahr auch <strong>di</strong>e Ohrakupunktur nach paul noGier 60jähriges<br />
Jubiläum feiern kann. noGier hat sich <strong>der</strong> Entwicklung e<strong>in</strong>er<br />
speziellen Diagnostik gewidmet, e<strong>in</strong>er Bahn brechenden Diagnostik,<br />
<strong>di</strong>e den Ärzten <strong>der</strong> verschiedenen Fachrichtungen <strong>di</strong>e<br />
Möglichkeit bietet, Störherde und -fel<strong>der</strong> leichter aufzuspüren<br />
und dann – mit Hilfe <strong>der</strong> jeweiligen Methoden – auszuschalten.<br />
Der Festredner Dr. Gle<strong>di</strong>tsch<br />
E<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er Höhepunkt <strong>di</strong>eses Festabends war <strong>di</strong>e Rede<br />
von Dr. jochen Gle<strong>di</strong>tsch (Die vollstän<strong>di</strong>ge Rede können Sie als<br />
CD erwerben. Siehe Coupon.). Gle<strong>di</strong>tsch er<strong>in</strong>nerte sich mit e<strong>in</strong>em<br />
Lächeln daran, dass früher manche Ärzte mit Sandalen zum<br />
Kongress nach Freudenstadt kamen. Denn, so Gle<strong>di</strong>tsch, Natur-<br />
53
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
heilarzt zu se<strong>in</strong>, hieß damals (wie heute), e<strong>in</strong> Bekenntnis zu etwas<br />
Unkonventionellem <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong> abzugeben. Nicht selten<br />
wurden <strong>di</strong>e Naturheilärzte <strong>in</strong> den 70er Jahren deshalb sogar als<br />
„Sp<strong>in</strong>ner“ abgetan. Um so mehr war es wichtig, auf Kongressen<br />
wie dem <strong>in</strong> Freudenstadt, Gleichges<strong>in</strong>nte zu treffen und neue<br />
Kraft für den Alltag zu schöpfen. Darüber h<strong>in</strong>aus bot <strong>der</strong> ZAEN-<br />
Kongress viele Möglichkeiten, sich umzuschauen, Anregungen<br />
zu bekommen, auch aus an<strong>der</strong>en Sparten. Und nicht zu vergessen<br />
<strong>di</strong>e Pausengespräche mit Kollegen, „das alles hat Freudenstadt<br />
so beson<strong>der</strong>s reich gemacht!“, hob Gle<strong>di</strong>tsch hervor.<br />
Der Festredner Dr. Gle<strong>di</strong>tsch im entspannten Gespräch mit Ehepaar<br />
He<strong>in</strong>e nach dem Vortrag<br />
Die abschließende Festrede wurde von dem bekannten<br />
Fernsehmo<strong>der</strong>ator und Pastor jürGen FlieGe gehalten. Se<strong>in</strong> Credo:<br />
<strong>der</strong> Mensch braucht heute – mehr denn je – e<strong>in</strong>e spirituelle<br />
Dimension. Als Königswege zu Glück und Selbstbefreiung beschrieb<br />
er das Fasten und das Pilgern. Der Fastende leistet sich<br />
gewissermaßen e<strong>in</strong>e künstliche Krankheit. Indem er bewusst<br />
leidet, hat er e<strong>in</strong>e „Gottesbegegnung“. Demgegenüber heißt<br />
Pilgern „schutzlos se<strong>in</strong>“, d.h. nach weltlichen Maßstäben „schutzlos“,<br />
um den Schutz des<br />
großen E<strong>in</strong>en zu erfahren.<br />
Dabei sei es wichtig, <strong>di</strong>ese<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen – sei<br />
es <strong>di</strong>e selbst gewählte o<strong>der</strong><br />
e<strong>in</strong>e ungewollte Krankheit<br />
– wirklich an sich heran zu<br />
lassen, ihr zuzustimmen,<br />
denn „Gott lässt sich nicht<br />
bestechen“, betonte FlieGe.<br />
An<strong>der</strong>s als bei vielen Jubiläen<br />
bestand auf dem 120.<br />
ZAEN-Kongress nie <strong>di</strong>e Gefahr,<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en sentimentalen<br />
„Früher-war- alles-besser“ zu<br />
verfallen; sowohl <strong>di</strong>e anregenden<br />
und sehr aktuellen<br />
Referate, als auch <strong>di</strong>e heite-<br />
Der den Abend beschließende<br />
Festredner Jürgen Fliege<br />
re Stimmung ließen ke<strong>in</strong>en<br />
Platz für Schwermut und<br />
Trübs<strong>in</strong>n.<br />
Kongress<br />
Fortschritte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Komplementärme<strong>di</strong>z<strong>in</strong><br />
Zum Beispiel auf <strong>der</strong> Tagesthemenkonferenz „Von <strong>der</strong> Klassik zur<br />
Mo<strong>der</strong>ne – <strong>der</strong> s<strong>in</strong>nvolle Fortschritt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Komplementärme<strong>di</strong>z<strong>in</strong>“<br />
konnten sich <strong>di</strong>e Teilnehmer e<strong>in</strong> Bild von <strong>der</strong> bemerkenswerten<br />
Entwicklung <strong>der</strong> Naturheilkunde über <strong>di</strong>e Jahrtausende machen.<br />
A.-M. Beer hob auf se<strong>in</strong>em Streifzug durch <strong>di</strong>e Geschichte<br />
<strong>der</strong> Naturheilverfahren hervor, dass <strong>di</strong>e frühen Vertreter <strong>der</strong> Naturheilkunde<br />
oftmals Laien waren, <strong>di</strong>e sich mutig gegen e<strong>in</strong>e ihnen<br />
meist fe<strong>in</strong>dlich gesonnene Ärztewelt durchsetzen mussten.<br />
Obwohl manchem Naturheilverfahren immer noch etwas<br />
„Altertümliches“ anhaften mag, zeigt sich nach Aussage von Prof.<br />
U. J. w<strong>in</strong>ter bei genauerem H<strong>in</strong>sehen <strong>in</strong> aller Regel, dass <strong>di</strong>e Verfahren<br />
<strong>der</strong> klassischen Naturheilkunde sehr wohl mit den mo<strong>der</strong>nen<br />
Verfahren mithalten können. Als Beispiel nannte er <strong>di</strong>e Ordnungstherapie,<br />
<strong>di</strong>e sich auf <strong>di</strong>e gleichen Grundpr<strong>in</strong>zipien stützt<br />
wie das mo<strong>der</strong>ne Stressmanagement.<br />
Drs. Beer, Kuhnke und Adler<br />
Es würde den Rahmen <strong>di</strong>eses Berichtes sprengen, auf alle<br />
Vorträge detailliert e<strong>in</strong>zugehen, aber e<strong>in</strong>es sollte an <strong>di</strong>eser Stelle<br />
noch hervorgehoben werden: Alle Referenten <strong>in</strong> Freudenstadt<br />
verb<strong>in</strong>det e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es hohes Maß an Fachkompetenz auf <strong>der</strong><br />
e<strong>in</strong>en und e<strong>in</strong>er langjährigen Erfahrung aus <strong>der</strong> Praxis auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Seite. Es geht bei allen Veranstaltungen um <strong>di</strong>e „Symbiose<br />
von Lehre und Praxis“ wie Dr. M. adler bei <strong>der</strong> Veranstaltung des<br />
Kompetenzteams Phytotherapie es sehr treffend nannte. (Siehe<br />
dazu auch S. 63.)<br />
Ehepaar Schilcher im Gespräch mit D. Hillebrand und Prof. He<strong>in</strong>e<br />
54 2/2011
2/2011<br />
Kongress<br />
Phytotherapie für <strong>di</strong>e tägliche ärztliche Praxis<br />
und für <strong>di</strong>e Kl<strong>in</strong>ik<br />
Als erster Redner ließ es sich Prof. H. schilcher nicht nehmen, auf<br />
<strong>di</strong>e lange Tra<strong>di</strong>tion <strong>der</strong> Phytotherapie im ZAEN h<strong>in</strong>zuweisen. Mit<br />
berechtigtem Stolz wies schilcher darauf h<strong>in</strong>, dass <strong>der</strong> große Kur-<br />
Dass Phytotherapie jung hält zeigt Prof. Schilcher nicht ohne Stolz:<br />
Erneut Weltmeister im Slalom<br />
saal bei den Phytotherapie-Veranstaltungen <strong>in</strong> früheren Jahren<br />
bis auf den letzten Platz belegt war. Sehr bedeutende Persönlichkeit<br />
aus Forschung und Praxis fanden ihren Weg nach Freudenstadt,<br />
um hier vor e<strong>in</strong>em begeisterten Publikum zu sprechen.<br />
Heute hat <strong>di</strong>e Phytotherapie sche<strong>in</strong>bar e<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en Stellenwert<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong>: <strong>di</strong>e Allgäuer Kräuterhexen wüssten besser<br />
Bescheid über Heilpflanzen als <strong>di</strong>e meisten Ärzte. Das müsse sich<br />
wie<strong>der</strong> än<strong>der</strong>n, so schilcher.<br />
Dem Vorstand,<br />
beson<strong>der</strong>s ihrem<br />
Präsidenten<br />
Dr. Kuhnke,<br />
applau<strong>di</strong>erten<br />
und dankten <strong>di</strong>e<br />
Anwesenden <strong>der</strong><br />
AußerordentlichenMitglie<strong>der</strong>versammlung<br />
für <strong>di</strong>e geleistete<br />
Arbeit.<br />
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Die Referenten und Mitglie<strong>der</strong> des Kompetenzteams präsentierten<br />
den Zuhörer e<strong>in</strong> breites Spektrum an mo<strong>der</strong>nen Stu<strong>di</strong>en<br />
und Praxisanwendungen, <strong>di</strong>e den Wert und <strong>di</strong>e Bedeutung<br />
<strong>der</strong> Phytotherapie <strong>in</strong> altem/neuem Glanz erstrahlen ließ und<br />
Anlass zu zahlreichen <strong>in</strong>teressierten Fragen und Diskussion gab.<br />
Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />
Auch auf <strong>der</strong> gut besuchten Mitglie<strong>der</strong>versammlung wurde angeregt<br />
<strong>di</strong>skutiert. Der Präsident des ZAEN, Dr. O. kuhnke, berichtet<br />
über <strong>di</strong>e Arbeit im Vorstand sowie über neue Perspektiven <strong>der</strong><br />
Zusammenarbeit, z.B. mit dem Hausärzteverband Lüneburg, ab<br />
2012 mit dem Hausärzteverband Baden-Württemberg, mit dem<br />
Hartmannbund, mit <strong>der</strong> Hufelandgesellschaft, mit dem Ärztetag<br />
für <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong> ohne Nebenwirkungen, mit <strong>der</strong> Gesellschaft für Psychoonkologie,<br />
mit <strong>der</strong> Gesellschaft für Elektro-Tumor-Therapie<br />
und mit dem Tumornet.<br />
Durch den Kontakt zur neuen „Ste<strong>in</strong>beis-Universität“ (Berl<strong>in</strong>,<br />
Stuttgart, B<strong>in</strong>gen) wird <strong>der</strong> ZAEN jetzt auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> universitären<br />
Lehre vertreten se<strong>in</strong>. Die <strong>in</strong> Gründung bef<strong>in</strong>dliche Institution<br />
wird e<strong>in</strong>en Stu<strong>di</strong>engang zum „Master of Integrative <strong>Med</strong>ic<strong>in</strong>e“<br />
nur für Ärzte ab Herbst 2011 anbieten. Der ZAEN wird dort mit<br />
Dozenten vertreten se<strong>in</strong>. kuhnke wies des Weiteren darauf h<strong>in</strong>,<br />
dass <strong>in</strong> Freudenstadt ab dem Herbstkongress <strong>di</strong>e Kursreihe Pallia<br />
tivme<strong>di</strong>z<strong>in</strong> e<strong>in</strong>geführt werden soll. JMW<br />
Neben vielen an<strong>der</strong>en Geehrten<br />
durften OB J. Osswald (l.o.), Dr.<br />
Th. Henrici (l.) und <strong>der</strong> Layouter<br />
des zaenmagaz<strong>in</strong>s S. Oestreich<br />
e<strong>in</strong>e Ehrenurkunde entgegennehmen<br />
55
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
„Zwischen Krankheit und<br />
Arznei darf ke<strong>in</strong> Wi<strong>der</strong>spruch<br />
bestehen“ (Clemens von Bönn<strong>in</strong>ghausen)<br />
Homöopathie auf dem 120. ZAEN-Kongress<br />
Im evangelischen Geme<strong>in</strong>dezentrum „R<strong>in</strong>ghof“ fanden unter <strong>der</strong><br />
Leitung von anne sparenBorG-nolte und stephan he<strong>in</strong>rich nolte<br />
<strong>di</strong>e bewährten 40-stün<strong>di</strong>gen Homöopathiekurse A, B, C, D sowie<br />
e<strong>in</strong> F-Kurs nach dem Curriculum des Deutschen Zentralvere<strong>in</strong>es<br />
Homöopathischer Ärzte und <strong>der</strong> seit vielen Jahren immer beliebtere<br />
Expertenkurs (G-Kurs) statt. Über 100 Ärzte und e<strong>in</strong>ige<br />
Zahnärzte kamen zu den Kursen und e<strong>in</strong>zeln buchbaren Tagessem<strong>in</strong>aren.<br />
Vorgeschaltet waren wie gewohnt bereits am Dienstag<br />
<strong>di</strong>e Repertorisationskurse, für Anfänger von roland schule,<br />
für Fortgeschrittene unter dem Thema „Repertorisation und<br />
Wertung miasmatischer Zeichen“ von anne sparenBorG-nolte.<br />
anton rohrer aus Österreich leitete den Expertenkurs „Strategien<br />
<strong>der</strong> Fallanalyse“ und führte am Mittwoch <strong>in</strong> <strong>di</strong>e Fallanalyse nach<br />
Bönn<strong>in</strong>Ghausen, am Donnerstag nach kent e<strong>in</strong>, während am Freitag<br />
anne sparenBorG-nolte <strong>di</strong>e Fallanalyse unter miasmatischen<br />
Gesichtspunkten vorstellte.<br />
Während des offiziellen Empfanges des Kongresses bei e<strong>in</strong>em<br />
Glas Sekt im Foyer des R<strong>in</strong>ghofes begrüßte <strong>der</strong> Präsident des<br />
ZAEN, Dr. olaF kuhnke, am Mittwoch <strong>di</strong>e Teilnehmer und erläuterte<br />
<strong>di</strong>e zukünftigen Ziele und Strategien des ZAEN, <strong>di</strong>e durch<br />
<strong>di</strong>e angestiegenen Teilnehmerzahlen bereits Früchte tragen. Dr.<br />
stephan he<strong>in</strong>rich nolte dankte im Namen des Dozententeams für<br />
<strong>di</strong>e Anerkennung des Arbeitskreises, für den großzügigen Standort<br />
„R<strong>in</strong>ghof“ und stellte <strong>di</strong>e Arbeit <strong>der</strong> Dozenten des Arbeitskreises<br />
Homöopathie im ZAEN vor. Am anschließenden Filmabend<br />
Auch <strong>di</strong>e Kursleiter (erste Reihe) verfolgen das Son<strong>der</strong>-<br />
sem<strong>in</strong>ar zur Polaritätsanalyse von Dr. Frei im voll besetzten<br />
Kienbergsaal II.<br />
wurde e<strong>in</strong> bekannter Klassiker gezeigt, <strong>der</strong> e<strong>in</strong> Dreiecksverhältnis<br />
unter den schwierigen äußeren Umständen von Flucht, Verfolgung<br />
und Emigration aufzeigte (Casablanca). Der <strong>di</strong>daktische<br />
Wert <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>samen Betrachtung e<strong>in</strong>es Filmes liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Tatsache, dass <strong>di</strong>e Wahrnehmung <strong>der</strong> Protagonisten auf dem<br />
persönlichen biographischen und psychischen H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong><br />
Kongress<br />
Betrachter zu teils unterschiedlichen, teils geme<strong>in</strong>samen Wahrnehmungen<br />
führt, <strong>di</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> anschließenden Diskussion mit homöopathischen<br />
Arzneimittelbil<strong>der</strong>n verglichen werden.<br />
Am Donnerstagabend sprachen anne sparenBorG-nolte und<br />
stephan he<strong>in</strong>rich nolte im Kongresszentrum über „Homöopathie,<br />
alles Gute für Ihr K<strong>in</strong>d“, und stellten ihr gleichnamiges Buch<br />
vor. Dieser Elternratgeber ist auch für den homöopathisch <strong>in</strong>teressierten<br />
Arzt, <strong>der</strong> sich mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n beschäftigt, lesenswert.<br />
Homöopathie ist mehr ist als nur <strong>di</strong>e Gabe von Globuli, nämlich<br />
e<strong>in</strong>e „Kurart“, <strong>di</strong>e <strong>di</strong>e Persönlichkeit und <strong>di</strong>e Lebensumstände des<br />
K<strong>in</strong>des berücksichtigt und durch <strong>di</strong>e Bee<strong>in</strong>flussung <strong>der</strong> Lebenskraft<br />
<strong>di</strong>e Hilfe zur Selbstheilung zum Ziel hat. Neben <strong>di</strong>fferenzier-<br />
Homöopathie: Alles Gute für Ihr K<strong>in</strong>d. Frau Dr. Sparenborg-Nolte<br />
und Dr. Nolte stellen ihr Konzept und ihr<br />
Buch vor.<br />
ten und leben<strong>di</strong>gen Arzneimittelbil<strong>der</strong>n f<strong>in</strong>den sich aus eigener<br />
reicher Erfahrung e<strong>in</strong>e Fülle von praktischen H<strong>in</strong>weisen und <strong>di</strong>rekt<br />
umsetzbaren Therapievorschlägen.<br />
Am Freitagabend setzte Michael hadulla im Teezimmer nach<br />
e<strong>in</strong>er launigen E<strong>in</strong>führung unter E<strong>in</strong>beziehung <strong>der</strong> treuen Zuhörerschaft<br />
se<strong>in</strong>e Betrachtungen zur Homerschen Odyssee fort.<br />
Diesmal waren es <strong>di</strong>e den Arzneien Natrium muriaticum, Plat<strong>in</strong>a<br />
und Sulphur zugeordneten Protagonisten achilles, helena und<br />
odysseus, <strong>di</strong>e kenntnisreich und philosophisch angemerkt, vorgetragen<br />
und durch <strong>di</strong>e entsprechenden Arzneimittelbil<strong>der</strong> <strong>in</strong><br />
eigenen Schaubil<strong>der</strong>n, vorgestellt von tiMo pFeil, untermalt wurden.<br />
Der beson<strong>der</strong>e Gast zum Generalthema „Strategien <strong>der</strong> Fallanalyse“<br />
war am Samstag Dr. he<strong>in</strong>er Frei, homöopathisch tätiger K<strong>in</strong><strong>der</strong>arzt<br />
aus Laupen bei Bern, <strong>der</strong> das von ihm entwickelte System<br />
<strong>der</strong> Polaritätsanalyse als e<strong>in</strong>en effizienten Weg zur richtigen Arznei<br />
vorstellte. he<strong>in</strong>er Frei, zur Zeit e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> gesuchtesten homöopathischen<br />
Lehrer im deutschsprachigen Raum, hat mit se<strong>in</strong>en<br />
nach den Regeln <strong>der</strong> wissenschaftlichen <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong> durchgeführten<br />
Stu<strong>di</strong>en zur homöopathischen Behandlung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />
mit AD(H)S e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>deutigen Wirkungsnachweis <strong>der</strong> Klassischen<br />
Homöopathie erbracht und wurde dafür mit dem MaXtiedeMann-Preis<br />
für herausragende wissenschaftliche ärztliche<br />
Leistungen zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> klassischen Homöopathie ausgezeichnet.<br />
Das von ihm <strong>in</strong> Theorie sowie anhand von Fallbeispielen<br />
praktisch erläuterte System beruht unter an<strong>der</strong>em auf den<br />
56 2/2011
2/2011<br />
Kongress<br />
Kontra<strong>in</strong><strong>di</strong>kationen Bönn<strong>in</strong>Ghausens, mit denen sich bestimmte<br />
polare Arzneimittel von vornhere<strong>in</strong> ausgrenzen lassen, wenn sie<br />
den Patientensymptomen gegenüber wi<strong>der</strong>sprechende Charakteristika<br />
aufweisen. So wird <strong>di</strong>e Auswahl <strong>der</strong> Arznei erheblich<br />
e<strong>in</strong>gegrenzt. E<strong>in</strong> geeignetes und gut wirkendes Mittel hat <strong>di</strong>e<br />
höchste Polaritäts<strong>di</strong>fferenz, ke<strong>in</strong>e Kontra<strong>in</strong><strong>di</strong>kationen und deckt<br />
alle Modalitäten ab. Frei konnte überzeugend darlegen, dass mit<br />
<strong>di</strong>eser Methode homöopathische Behandlungen auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Nach e<strong>in</strong>em langen Tag: Das Homöopathie-Team (von l<strong>in</strong>ks:<br />
Frau Wagner, Kursassistent<strong>in</strong>, Dres. Nolte, Stahl, Tauer, Figgen,<br />
Schule, Rohrer, Strauß, Sparenborg-Nolte) mit Dr. He<strong>in</strong>er Frei<br />
und Gatt<strong>in</strong> im „Adler“<br />
allgeme<strong>in</strong>en Sprechstunde effektiv und zuverlässig durchführbar<br />
s<strong>in</strong>d, wie er durch zahlreiche, <strong>in</strong> Schweizer Akribie durchgeführte<br />
Stu<strong>di</strong>en aus se<strong>in</strong>er Praxis belegen konnte. Diese neue und doch<br />
alte Methode, <strong>di</strong>e sich auf klassische Homöopathie beruft, zeigt,<br />
dass an<strong>der</strong>e, nicht homöopathisch-klassische Methoden zur Mittelwahl<br />
bei e<strong>in</strong>er über 80 % erfolgreichen Verschreibung nicht<br />
notwen<strong>di</strong>g s<strong>in</strong>d.<br />
Auf <strong>der</strong> parallelen Jubiläumssitzung zum 60. Geburtstag des<br />
ZAEN konnte stephan he<strong>in</strong>rich nolte für den Arbeitskreis <strong>der</strong> Frage<br />
nach dem Unterschied von Wirkung und Wirksamkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Med</strong>iz<strong>in</strong> am Beispiel <strong>der</strong> Homöopathie nachgehen, und zeigen,<br />
dass Wirkung und Nutzen im S<strong>in</strong>ne von Wirksamkeit nicht das<br />
gleiche s<strong>in</strong>d und sich <strong>der</strong> Arzt vom <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong>er durch Berücksichtigung<br />
<strong>der</strong> <strong>in</strong><strong>di</strong>viduellen Lebenssituation statt dem „Managen von<br />
Krankheiten“ <strong>in</strong> DMP-Programmen unterscheidet.<br />
Begleitet von Sonnensche<strong>in</strong> und frühl<strong>in</strong>gshaftem Wetter endeten<br />
<strong>di</strong>e Kurse am Sonntag nach e<strong>in</strong>em morgendlichen Theorie-Block<br />
mit <strong>der</strong> Vorstellung <strong>der</strong> Resultate <strong>der</strong> <strong>in</strong> den Kursen im<br />
Herbst 2010 durchgeführten Arzneimittelselbsterfahrung von<br />
Thuja und dem Sammeln <strong>der</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> <strong>di</strong>esmalig geprüften<br />
Arznei, Tubercul<strong>in</strong>um bov<strong>in</strong>um. Erneut bestätigten <strong>di</strong>e guten<br />
bis sehr guten Kurskritiken <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schlussrunde sowie <strong>in</strong> den Evaluationen<br />
<strong>di</strong>e Angemessenheit von Inhalten und Organisation<br />
sowie des ganzen Kongressrahmens.<br />
Auch auf dem 121. ZAEN-Kongress im Herbst 2011 werden <strong>di</strong>e<br />
vierzigstün<strong>di</strong>gen Kurse A-B-C-D, E und G im „R<strong>in</strong>ghof“ stattf<strong>in</strong>den.<br />
Der Expertenkurs (G-Kurs) hat zum Thema: „Störungen <strong>der</strong> Liebe,<br />
Beziehung, Sexualität: Kann <strong>di</strong>e Homöopathie helfen?“ anton<br />
rohrer und anne sparenBorG werden <strong>di</strong>e auch als E<strong>in</strong>zelsem<strong>in</strong>are<br />
buchbaren Tagesveranstaltungen bestreiten, als auswärtiger<br />
Gast wird Maria schäFGen, Berl<strong>in</strong>, am Samstag, den 17.9., über<br />
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
„Homöopathie bei sexuellen Störungen“ referieren. Sie hat sich<br />
durch das gleichnamige Buch und ihre Veröffentlichungen auf<br />
dem Gebiet e<strong>in</strong>en Namen gemacht und sich dem schwierigen<br />
Thema tabulos angenähert. Dabei wird <strong>der</strong> bedeutsame psychische<br />
Anteil bei sexuellen Störungen sowie <strong>der</strong>en körper liche Aspekte<br />
e<strong>in</strong>bezogen und <strong>di</strong>e Rolle <strong>der</strong> Homöopathie auch <strong>in</strong> den<br />
zahlreichen Fällen, <strong>in</strong> denen an<strong>der</strong>e therapeutische Ansätze versagen,<br />
darlegt werden.<br />
Am Dienstag, den 14.9.11 wird erneut e<strong>in</strong> den Kursen vorgeschalteter<br />
Repertorisationskurs für Anfänger angeboten (roland<br />
schule), <strong>der</strong> bereits auch vor dem A-Kurs absolviert werden kann.<br />
Für Fortgeschrittenere wird unter <strong>der</strong> Thematik „Repertorisation<br />
<strong>der</strong> Erkrankungen <strong>der</strong> Unterleibs- und Genitalorgane e<strong>in</strong>schließlich<br />
<strong>der</strong> Pilz<strong>in</strong>fektionen und Fluor genitalis“ von anne sparenBorGnolte<br />
und zum Abschluss am Sonntag von anton rohrer <strong>der</strong><br />
Repertorisationskurs für akute und chronische Krankheiten angeboten.<br />
Diese Zusatzveranstaltungen können für <strong>di</strong>e im Rahmen<br />
<strong>der</strong> Ausbildung notwen<strong>di</strong>gen Supervisionstunden genutzt<br />
werden, e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es Angebot <strong>der</strong> Freudenstädter Homöopathie<br />
im ZAEN. Die klassische Homöopathie hat beim ZAEN e<strong>in</strong>e<br />
feste Tra<strong>di</strong>tion und kann ausweislich ihrer Teilnehmerzahlen den<br />
Platz durch neue Impulsen und konkrete Fälle aus <strong>der</strong> Praxis stets<br />
behaupten.<br />
Dr. Anne Sparenborg-Nolte<br />
Dr. Stephan He<strong>in</strong>rich Nolte<br />
Alter Kirchha<strong>in</strong>er Weg 5<br />
35039 Marburg<br />
06421 162266<br />
anne@sparenborg.com<br />
Buchempfehlung !<br />
Neben dem genannten Buch „Homöopathie – Alles Gute<br />
für Ihr K<strong>in</strong>d“ von anne sparenBorG-nolte und stephan<br />
he<strong>in</strong>rich nolte im ObersteBr<strong>in</strong>k-Verlag wird anne sparenBorG-nolte<br />
ihre langjährige Beschäftigung mit den<br />
Miasmen <strong>in</strong> ihrem Buch: „Miasmen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fallanalyse“ im<br />
Haug Verlag Stuttgart herausbr<strong>in</strong>gen, <strong>in</strong> dem <strong>di</strong>e Aktualität<br />
<strong>der</strong> Miasmenlehre und <strong>der</strong>en Umsetzung kompetent<br />
und praktisch anhand zahlreicher Fallbeispiele erläutert<br />
wird. Ferner ist bereits <strong>di</strong>e Übersetzung des Buches „Homöopathie<br />
– Energieme<strong>di</strong>z<strong>in</strong>“: <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong> mit Zukunft von<br />
GeorGe vithoulkas als E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> das homöopathische<br />
Denken und Handeln im Peter Irl Verlag, übersetzt von<br />
stephan he<strong>in</strong>rich nolte, angekün<strong>di</strong>gt.<br />
Anne Sparenborg-Nolte<br />
Stephan He<strong>in</strong>rich Nolte<br />
HomöopatHie –<br />
alles Gute für iHr K<strong>in</strong>d<br />
Hardcover, 309 S., farb. Fotos<br />
Oberstebr<strong>in</strong>k-Verlag, € 24,90<br />
ISBN: 978-3-934333-17-8<br />
57
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
VITALpartner hypo-A >> vitOrgan<br />
laVita<br />
hhp TimeWaver<br />
Auf dem Kongress<br />
<strong>Bio</strong>norica biovis >> BEMER<br />
Kastner Weber & Weber >> Cell-Immun<br />
Kongress<br />
58 2/2011
2/2011<br />
Kongress<br />
BMT Braun Retterspitz<br />
Auf dem Kongress<br />
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Dr. Neumeyer GmbH Interessierte Besucher !<br />
Frau Gröz<strong>in</strong>ger zeigt den Weg Auf <strong>in</strong> <strong>di</strong>e Kurspause<br />
Herr Kolkhorst gibt Tipps Akupunkturbedarf Blum GmbH<br />
59
zaenmagaz<strong>in</strong> Kongress<br />
Neckar-Chronik<br />
vom 26. März 2011<br />
Der<br />
Kongress<br />
im Spiegel<br />
<strong>der</strong> Presse<br />
Schwarzwäl<strong>der</strong> Boten<br />
vom 26. März 2011<br />
60 2/2011
2/2011<br />
Kongress<br />
E<strong>in</strong> Stimmungsbericht unseres Mitglieds Reg<strong>in</strong>a Willems<br />
Die Energie ist tatsächlich <strong>der</strong> Stoff, aus dem alle Elementarteilchen,<br />
alle Atome und daher überhaupt alle D<strong>in</strong>ge gemacht s<strong>in</strong>d,<br />
und gleichzeitig ist <strong>di</strong>e Energie auch das Bewegende. werner heisenBerG<br />
Der 120. ZAEN-Kongress<br />
<strong>in</strong> Freudenstadt<br />
Professionell und dabei menschlich, so feierte Europas größter<br />
und ältester Ärzteverband für Naturheilverfahren und Regulationsme<strong>di</strong>z<strong>in</strong><br />
e.V. vom 30.3. bis 3.4.2011 bei schönstem Sonnensche<strong>in</strong><br />
– ganz ohne Schnee – im Schwarzwald se<strong>in</strong>en Jubiläumskongress.<br />
Neu H<strong>in</strong>zugekommene sowie „alte Hasen“ fanden sich nicht<br />
nur zu den mit Fort- und Weiterbildungspunkten <strong>der</strong> Baden<br />
Württembergischen Landesärztekammer anerkannten Vortrags-,<br />
Kurs- und Workshopangeboten <strong>in</strong> Freudenstadt e<strong>in</strong>. Wie bei<br />
Familienfesten üblich, gab es auch e<strong>in</strong> Rahmenprogramm – früh<br />
morgens und nach getaner Arbeit. So gab es u.a. folgende Angebote:<br />
Energetisiernde Verjüngungsübungen, Nor<strong>di</strong>c Walk<strong>in</strong>g,<br />
Tango-Tanzkurs und natürlich <strong>di</strong>e Get-together-Party.<br />
Unserem Präsidenten ist es zusammen mit deb VorstandskollegInnen,<br />
<strong>der</strong> Geschäftsstelle und ZAEN Plus GmbH gelungen,<br />
den BesucherInnen zu erfreuen: neben Sektempfängen waren<br />
ausgewählte Bläserklänge<br />
<strong>der</strong> Stadtkapelle<br />
Freudenstadt, liebevoll<br />
kommentiert, zu hören.<br />
Der König von Bempfl<strong>in</strong>gen<br />
alias Bernd kohlhepp<br />
bezog das <strong>in</strong>teressierte<br />
Publikum <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e geistreichen<br />
Späße mit e<strong>in</strong>.<br />
Klassische Pianoklänge<br />
vom Fe<strong>in</strong>sten (u.a. Franz<br />
liszt an dessen 200. Geburstag)<br />
erklangen am<br />
Flügel unten im Kurtheater,<br />
dargebracht vom Kollegen Dr. heil, sehr e<strong>in</strong>fühlsam, sehr<br />
musikalisch, e<strong>in</strong>e wun<strong>der</strong>bare Möglichkeit des Genusses und<br />
des Stillewerdens <strong>in</strong> sich selbst.<br />
E<strong>in</strong>e große, zeitgenössische Forscherpersönlichkeit wie paul<br />
noGier wurde e<strong>in</strong>drücklich durch Herrn Prof. Bahr aufgezeigt.<br />
Festredner Dr. jochen Gle<strong>di</strong>tsch, <strong>der</strong> uns <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er unverwechselbaren,<br />
demütigen Art an all <strong>di</strong>e Vorreiter unserer komplementären<br />
Zunft, beispielsweise Menhardt, pietschMann, nordenströM,<br />
coda, pisch<strong>in</strong>Ger, um nur e<strong>in</strong>ige zu nennen, er<strong>in</strong>nerte.<br />
Auf <strong>der</strong>en Schultern dürfen wir heute stehen.<br />
Gle<strong>di</strong>tsch schlug e<strong>in</strong>en großen Bogen von <strong>der</strong> Heilkunst <strong>der</strong><br />
Antike bis zu den Auswirkungen <strong>der</strong> schon 100 jährigen Quantenphysik,<br />
um <strong>di</strong>e Zivilisationsseuche zu verstehen, ihr zu begegnen.<br />
Se<strong>in</strong>e Botschaft an uns: Beflügeln, ermutigen, sich <strong>der</strong> Frage<br />
nach dem Idealbild des Menschen annehmen: s<strong>in</strong>an aus dem<br />
Althochdeutschen me<strong>in</strong>t: Woher? Woh<strong>in</strong>?<br />
Was s<strong>in</strong>d wir wirklich? Den wichtigen 4. Bereich <strong>der</strong> Spiritualität<br />
gilt es auszubilden. volkMar Glaser, <strong>der</strong> <strong>in</strong> Freudenstadt<br />
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
praktizierte und <strong>di</strong>e Psychotonik auf den Weg brachte, könnte<br />
uns auch heute weiterhelfen. Es kommt darauf an, WIE wir im<br />
Leben stehen. An den Abbildungen <strong>der</strong> Urgebärden zeigen sich<br />
Lösungsansätze, um unsere Lebensprobleme angehen zu können<br />
(Beziehungen etc).<br />
Der Weg von <strong>der</strong> Reparatur zum Heilen, e<strong>in</strong> Weg des Menschen<br />
zu sich selbst (BachMann 1950), bleibt Herausfor<strong>der</strong>ung.<br />
Von den prägenden Begegnungen mit <strong>der</strong> herausragenden Forscher<strong>in</strong><br />
Frau Dr. elisaBeth küBler-ross, mit <strong>der</strong> er freundschaftlich<br />
verbunden war, erzählte uns <strong>der</strong> große Meister: K<strong>in</strong><strong>der</strong> ad f<strong>in</strong>em<br />
erwachen <strong>in</strong> <strong>di</strong>e spirituelle Dimension. Das Fragen erübrigt sich.<br />
Von <strong>der</strong> Vierheit zur Fünfheit.<br />
An <strong>di</strong>e 5 Entien des paracelsus hat uns unser großer Lehrer<br />
<strong>der</strong> Akupunktur er<strong>in</strong>nert, wobei er weise me<strong>in</strong>te: das 5., Ens dei ,<br />
sollte nicht von uns h<strong>in</strong>terfragt werden.<br />
Maßhalten – e<strong>in</strong> jegliches Zuviel br<strong>in</strong>gt uns eben aus <strong>der</strong><br />
dr<strong>in</strong>gend notwen<strong>di</strong>gen Balance.<br />
Er weist auf das Buch „Evolution <strong>der</strong> Liebe“ von Gerald hüther<br />
h<strong>in</strong>: Wir brauchen ALLE BEGEISTERUNG! Das aktiviert Synapsen<br />
und Wachstum <strong>in</strong> den Gehirnen, schon beim K<strong>in</strong>d; <strong>di</strong>es wäre also<br />
auch <strong>in</strong> den Bildungse<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>nvoll. Mit paracelsus gesagt:<br />
<strong>di</strong>e größte Arznei ist <strong>di</strong>e LIEBE.<br />
Hier beim ZAEN <strong>in</strong> angenehmer Atmosphäre lässt es sich<br />
getreu dem paracelsus-Zitat „Der Arzt muss bestän<strong>di</strong>g lernen,<br />
damit er nicht vermo<strong>der</strong>e wie <strong>di</strong>e Schulgelehrten“ gut fort- und<br />
weiterbilden. Sich schon bei <strong>der</strong> Anreise etwas Zeit nehmen,<br />
das kann ja e<strong>in</strong> Ziel se<strong>in</strong> für <strong>di</strong>e nächsten ZAEN-Kongresse. Der<br />
Trend geht auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wirtschaft <strong>in</strong> Richtung e<strong>in</strong>er Anti-Burn-<br />
Out-Strategie.<br />
Ruhig – abseits <strong>der</strong> großen, attraktiven E<strong>in</strong>kaufsbedarfserweckungszentren,<br />
– persönlich, <strong>di</strong>e Vorstandsmitglie<strong>der</strong> erkun<strong>di</strong>gen<br />
sich nach dem Bef<strong>in</strong>den und den Wünschen <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong><br />
und Teilnehmer, – versorgt, <strong>di</strong>e Kongressbesucher werden <strong>in</strong> den<br />
Pausen mit heißen und kalten Getränken, Obst o<strong>der</strong> Cerealien<br />
nach Gusto gestärkt (all <strong>in</strong>clusive), – <strong>in</strong>formativ, <strong>di</strong>e vielseitigen<br />
Aussteller ranken sich um <strong>di</strong>e Kongressräume im Kurhaus, zum<br />
Teil kann man den Chef e<strong>in</strong>es Unternehmens unbürokratisch vor<br />
Ort selbst sprechen; sie alle fühlten sich wohl, war zu hören. Es<br />
ist umtriebig, aber nicht lärmig. Gesellig – sich zusammensetzen<br />
o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> paar Schritte <strong>der</strong> Bes<strong>in</strong>nung im schönen Kurgarten unternehmen<br />
– Wohlfühlen ist möglich.<br />
Die Buchhandlung lädt zum Schmökern e<strong>in</strong>, <strong>di</strong>e anwesenden<br />
Autoren haben hier meist ihre Buchlisten abgeliefert, so dass<br />
<strong>di</strong>e Bücher sofort mitzunehmen s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> sogar kostenfrei zugesandt<br />
werden.<br />
Danke an Herrn Dr. olaF w. kuhnke, <strong>der</strong> als perfekter Konferencier<br />
unterhaltsam, menschlich, kultiviert und gebildet durchs<br />
61
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Programm führte – neben all den Unterrichts- und Organisationsverpflichtungen.<br />
Danke, dass <strong>der</strong> Vorstand nach <strong>der</strong> desolaten Situation vor<br />
e<strong>in</strong>igen Jahren unseren ZAEN durch <strong>di</strong>szipl<strong>in</strong>iertes, uneigennütziges,<br />
verantwortliches und vorbildliches Vorgehen zu e<strong>in</strong>em<br />
sehr gut arbeitenden, wachsenden und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e bessere Zukunft<br />
aufbrechenden Verband geführt hat.<br />
Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> selbst e<strong>in</strong>mal Veranstaltungen plante, gestaltete<br />
und durchführte, kann e<strong>in</strong>igermaßen ermessen, was <strong>di</strong>ese Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
<strong>in</strong> Freudenstadt bedeutet.<br />
Alle an<strong>der</strong>en müssen glauben, dass es immenser Anstrengungen<br />
bedarf, bis e<strong>in</strong>e Veranstaltung so rund und zufriedenstellend<br />
und selbstverständlich (!) wie hier für <strong>di</strong>e Nutznießer<br />
abläuft. Auch dafür DANK an alle, <strong>di</strong>e ihre Zeit, ihr Geld, ihre Kraft,<br />
Wissenschaftlichkeit, Wissen, Weisheit, Organisationstalent und<br />
Kreativität für uns e<strong>in</strong>gesetzt haben.<br />
Liebe KollegInnen! Notieren Sie sich wie<strong>der</strong> <strong>di</strong>e Kongressterm<strong>in</strong>e<br />
Ihres ZAEN: im Herbst: 14.9. bis 18.9.2011, im März 2012:<br />
21.3. bis 25.3.2012 und Herbst 2012: 19.3. bis 23.9.2012, im Jahre<br />
2013: 27.2. bis 3.3.2013 und 18.9. bis 22.9.2013; und tragen Sie<br />
mit Ihrem Kommen, Ihrer Teilnahme, Ihres E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gens, Ihrer<br />
wertvollen eigenen Erkenntnisse zum Zusammenwachsen e<strong>in</strong>er<br />
wertvollen ZAEN-Geme<strong>in</strong>schaft bei. Je<strong>der</strong>(r) ist dabei wichtig.<br />
Wir s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong> Sportvere<strong>in</strong>, den man mal eben (passiv) durch se<strong>in</strong>e<br />
Mitgliedschaft unterstützt. Hier geht es ums Mitmachen, Mitdabei-se<strong>in</strong>,<br />
Dazwischense<strong>in</strong> – late<strong>in</strong>isch: <strong>in</strong>teresse.<br />
In den 80er Jahren saßen <strong>di</strong>e Älteren unter uns noch auf den<br />
Treppen aller großen Häuser <strong>in</strong> Freudenstadt, um den „Alten“ zu-<br />
Der ZAEN und Freudenstadt –<br />
Wege <strong>der</strong> Naturheilverfahren<br />
und Heilklima-Wan<strong>der</strong>wege<br />
Neben den bekannten, breit gefächerten und gut ausgeschil<strong>der</strong>ten<br />
Wan<strong>der</strong>wegen rund um Freudenstadt haben Gäste und E<strong>in</strong>heimische<br />
auch <strong>di</strong>e Möglichkeit, <strong>di</strong>e sieben speziell angelegten<br />
Heilklima-Wan<strong>der</strong>wege mit e<strong>in</strong>er gesamten Länge von 81 km zu<br />
erlaufen und erkunden.<br />
Bewegung ist gesund! Das wissen auch <strong>di</strong>e Ärzte <strong>der</strong> Naturheilverfahren.<br />
Bewegung unterstützt nicht nur den Genesungsprozess,<br />
son<strong>der</strong>n auch sportlich Untra<strong>in</strong>ierte je<strong>der</strong> Altersgruppe,<br />
Übergewichtige und Senioren können mit dem Heilklima-Wan<strong>der</strong>n<br />
und den Methoden <strong>der</strong> Naturheilverfahren gezielt damit<br />
Kongress<br />
zuhören, sie zu treffen, zu sprechen, von ihrer Erfahrung zu partizipieren.<br />
Aus dem Meer aller Möglichkeiten, was Herr Dr. warnke<br />
schon so viele Jahre erläutert, wird sich e<strong>in</strong>e wesentliche neue<br />
Richtung – von <strong>der</strong> Reparatur zur Heilung – erschaffen.<br />
Der Fernseh-Pfarrer Jürgen FlieGe sang mit <strong>der</strong> ZAEN-Geme<strong>in</strong>de<br />
das, wie er sagte, „Arztlied“. Es ist <strong>di</strong>e bemerkenswerte 7.<br />
und letzte Strophe des Volksliedes „Der Mond ist aufgegangen“:<br />
„so legt euch denn ihr Brü<strong>der</strong>, <strong>in</strong> Gottes Namen nie<strong>der</strong>; kalt ist<br />
<strong>der</strong> Abendhauch. Verschon uns Gott! mit Strafen, lass uns ruhig<br />
schlafen und unseren kranken Nachbarn auch!“<br />
Für <strong>di</strong>e Sterbebegleitung, <strong>in</strong> <strong>der</strong> manchmal nach Worten<br />
gesucht wird, gab FlieGe das kurze, aber essentielle Gebet, das<br />
Herzberührung herstellt, mit: „Herr, sieh mich an! Schau auf mich!<br />
Wir brauchen alle e<strong>in</strong>e Gottesbegegnung. Zum Abschluss<br />
des Festabends kam es folgerichtig zu e<strong>in</strong>er gesegneten Stille,<br />
<strong>di</strong>e unser Präsident nutzte, um allen e<strong>in</strong>en Segen zuzurufen, e<strong>in</strong>e<br />
Qualität, <strong>di</strong>e schon <strong>in</strong> den 80er Jahren unser Kollege Herr Dr.<br />
nawrocki aus Frankfurt/M. for<strong>der</strong>te, <strong>di</strong>e ihn dazu bewegte, uns<br />
alle zu ermutigen, „Priesterärzte“ zu werden. Jetzt ist es soweit.<br />
Danke für den neuen Mut, <strong>der</strong> tut gut.<br />
In <strong>di</strong>esem S<strong>in</strong>ne wünsche ich dem ZAEN wachsenden Zuspruch,<br />
allen Mitwirkenden <strong>di</strong>e Zuversicht, dass sich <strong>di</strong>e stän<strong>di</strong>g<br />
än<strong>der</strong>nden Bed<strong>in</strong>gungen unseres Lebensgefüges sich nicht im<br />
Machterhalt erschöpfen, son<strong>der</strong>n sich durch <strong>di</strong>e quantenphysikalische<br />
Erkenntnis, dass wir alle mit allem verbunden s<strong>in</strong>d,<br />
erweitern werden. Es macht SEHR VIEL aus, WAS wir LIEBEVOLL<br />
betrachten. DAS nämlich wird wachsen. Nutzen wir <strong>di</strong>e ubiquitär<br />
vorhandene Energie zu e<strong>in</strong>em guten, menschlichen Weg.<br />
beg<strong>in</strong>nen, ihre Kon<strong>di</strong>tion wie<strong>der</strong> aufzubauen, den Sport für sich<br />
zu entdecken und <strong>di</strong>e körpereigenen Abwehrkräfte zu mobilisieren.<br />
Das Institut für Balneologie und Klimatologie <strong>der</strong> Universität<br />
München hat <strong>di</strong>ese Wege vermessen und e<strong>in</strong> Gutachten erstellt,<br />
damit körperliche Ausdauerleistungsfähigkeit und das Herz-,<br />
Kreislauf-, Muskel- und Atemwegssystem positiv bee<strong>in</strong>flusst werden<br />
können.<br />
Die klimatischen Bed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> Freudenstadt, Wege mit<br />
unterschiedlichen Steigungen und Höhenlagen, abseits von befahrenen<br />
Straßen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Umgebung mit höchster Luftre<strong>in</strong>heit,<br />
s<strong>in</strong>d <strong>di</strong>e besten Voraussetzungen für verschiedene Therapie- und<br />
Gesundheitsstufen. Auf naturbelassenen Wegen kann je<strong>der</strong> nach<br />
eigenen Bedürfnissen Gesundheit und <strong>di</strong>e Kon<strong>di</strong>tion aufbauen.<br />
Schöne Aussichtspunkte laden zum Pausieren und Relaxen e<strong>in</strong>.<br />
Wenn Sie den nächsten Kongress besuchen, folgen Sie doch<br />
e<strong>in</strong>fach den Wegen und leben <strong>di</strong>e Glaubenssätze <strong>der</strong> Naturheilverfahren<br />
<strong>in</strong> vollen Zügen.<br />
Die sieben Heilklima-Wan<strong>der</strong>wege beg<strong>in</strong>nen und enden am<br />
Parkplatz Teuchelwald. Der kürzeste Rundweg ist auf e<strong>in</strong>er Strecke<br />
von 8,3 km und <strong>der</strong> längste auf 24 km ausgeschil<strong>der</strong>t. Die<br />
neuen Wegweiser wurden extra für <strong>di</strong>ese Wege konzipiert und<br />
Angaben wie Streckenart, Streckennummer, Schwierigkeitsgrad<br />
und Restkilometer weisen dem Heilklima-Wan<strong>der</strong>er den richtigen<br />
Weg. Übrigens für alle Lauf<strong>in</strong>teressierten:<br />
Alle weiteren Informationen s<strong>in</strong>d <strong>di</strong>rekt bei <strong>der</strong> Freudenstadt<br />
Tourismus, Tel.: 07441 / 864-711 zu erhalten.<br />
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2/2011<br />
ZAEN<br />
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Mitteilung an den ZAEN und wissenschaftliche Fachverbände<br />
Kompetenz-Team Phytotherapie: Dr. Mart<strong>in</strong> adler (Siegen), PD Dr. andré-Michael Beer (Hatt<strong>in</strong>gen), Prof. Dr. <strong>di</strong>eter loew (Wiesbaden),<br />
Prof. Dr. he<strong>in</strong>z schilcher (Immenstadt), Prof. Dr. Michael keusGen (Marburg), Dr. Berthold MusselMann (Wiesloch), MarGret weniG-<br />
Mann (Denzl<strong>in</strong>gen), Dr. detMar joBst (Bonn) (v.l.n.r.)<br />
Am 26.02.2011 hat <strong>in</strong> Hatt<strong>in</strong>gen-Blankenste<strong>in</strong> unter <strong>der</strong> Leitung<br />
von Herrn Privatdozent Dr. A.-M. Beer und Herrn Dr. adler <strong>di</strong>e<br />
konstituierende Sitzung des „Kompetenzteam Phytotherapie“<br />
im Zentralverband <strong>der</strong> Ärzte für Naturheilverfahren und Regulationsme<strong>di</strong>z<strong>in</strong><br />
(ZAEN) stattgefunden.<br />
E<strong>in</strong>vernehmlich s<strong>in</strong>d folgende Ziele und Aufgaben beschlossen<br />
worden:<br />
Er werden vor allem <strong>di</strong>e ärztlichen Belange <strong>der</strong> Phytotherapie<br />
im Mittelpunkt stehen. Aus <strong>di</strong>esem Grund besteht das<br />
Kompetenzteam zum großen Teil aus wissenschaftlich arbeitenden,<br />
aber auch gleichzeitig praktisch tätigen Ärzten,<br />
und auch aus Pharmakologen und Apotheker/Apotheker<strong>in</strong>nen.<br />
Das Wissen des Kompetenzteams wird genutzt, um alte<br />
therapeutische Strategien neu zu überarbeiten und nach<br />
mo<strong>der</strong>nen Gesichtspunkten <strong>der</strong> Wissenschaft zu präsentieren.<br />
Spendenaufruf für Japan !!!<br />
Gerade wir als Ärzte müssen noch mehr Verständnis für <strong>di</strong>e kummervolle<br />
Situation haben und zeigen, dass wir, wenngleich nicht persönlich, doch<br />
mit unseren bescheidenen Mitteln helfen wollen und können.<br />
Machen Sie mit, helfen Sie unseren Mitmenschen <strong>in</strong> Japan und spenden<br />
Sie auf das Konto des ZAEN.<br />
Das Konto bleibt weiterh<strong>in</strong> geöffnet.<br />
Es werden Kontakte zur Pharma<strong>in</strong>dustrie und <strong>der</strong> Politik<br />
neu geknüpft, um <strong>di</strong>e Bedeutung <strong>der</strong> Phytotherapie <strong>in</strong> Forschung<br />
und Lehre, aber ganz beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> <strong>der</strong> täglichen,<br />
ärztlichen Praxis hervorzuheben.<br />
E<strong>in</strong> weiterer Schwerpunkt wird <strong>di</strong>e ärztliche Ausbildung auf<br />
dem Gebiet <strong>der</strong> Phytotherapie se<strong>in</strong>.<br />
Das Kompetenzteam hat weiterh<strong>in</strong> beschlossen, regelmäßige<br />
phytotherapeutische Fachvorträge im Rahmen von<br />
ZAEN-Veranstaltungen durchzuführen.<br />
Das Kompetenz-Team freut sich auf <strong>di</strong>e künftige Kooperation mit<br />
Ihnen!<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Dr. med. Mart<strong>in</strong> adler PD Dr. med. A.-M. Beer, M. Sc.<br />
Dr. med. olaF kuhnke<br />
– Präsident des ZAEN –<br />
Kto Nr. 000 408 39 70 BLZ 600 906 09<br />
Dt. Apotheker- und Ärztebank Stuttgart<br />
Stichwort: JAPANHILFE<br />
E<strong>in</strong>e Besche<strong>in</strong>igung wird Ihnen auf Wunsch zugestellt.<br />
Bitte helfen auch Sie – Ich danke Ihnen.<br />
Ihr Dr. Olaf W. Kuhnke<br />
(Präsident des ZAEN e.V.)<br />
63
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Die ZAEN Plus GmbH<br />
Die ZAEN Plus GmbH ist als „Wirtschaftse<strong>in</strong>heit“ <strong>der</strong> „ökonomische<br />
Arm“ des Zentralverbandes <strong>der</strong> Ärzte für Naturheilverfahren<br />
und Regulationsme<strong>di</strong>z<strong>in</strong> e.V. Unter e<strong>in</strong>er Wirtschaftse<strong>in</strong>heit<br />
versteht man e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> sich geschlossene und somit nach außen<br />
abgegrenzte Organisation, <strong>di</strong>e an e<strong>in</strong>em arbeitsteiligen Prozess<br />
beteiligt ist. Diese Organisation liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Form e<strong>in</strong>er GmbH<br />
(Gesellschaft mit beschränkter Haftung) vor. Die Gesellschaft mit<br />
beschränkter Haftung ist e<strong>in</strong>e Kapitalgesellschaft mit eigener juristischer<br />
Persönlichkeit. Daher wird sie durch e<strong>in</strong>en Geschäftsführer<br />
o<strong>der</strong> – wie <strong>in</strong> unserem Fall – von e<strong>in</strong>er Geschäftsführer<strong>in</strong><br />
vertreten. E<strong>in</strong>e Gesellschaft kann von natürlichen o<strong>der</strong> juristischen<br />
Personen gegründet werden, <strong>di</strong>e dann <strong>di</strong>e Gesellschafter<br />
<strong>der</strong> GmbH s<strong>in</strong>d. Gesellschafter <strong>der</strong> ZAEN Plus GmbH ist <strong>der</strong> ZAEN<br />
e.V. Sitz <strong>der</strong> Firma ist Freudenstadt.<br />
Die neue Geschäftsführer<strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
ZAEN Plus GmbH, ConstanCe<br />
nolt<strong>in</strong>G<br />
Aufgaben <strong>der</strong> ZAEN Plus GmbH<br />
Geschäftsführer<strong>in</strong> seit e<strong>in</strong>iger<br />
Zeit b<strong>in</strong> ich – constance<br />
nolt<strong>in</strong>G. Ich habe e<strong>in</strong> abgeschlossenesBetriebwirtschaftsstu<strong>di</strong>um<br />
absolviert<br />
und praktische Erfahrungen<br />
im In- und Ausland erwerben<br />
können. Seit Kurzem<br />
habe ich von Dr. Belles<br />
<strong>di</strong>e Geschäftsführung <strong>der</strong><br />
GmbH übernommen. Mir<br />
zur Seite steht <strong>in</strong>Grid GriGas,<br />
<strong>di</strong>e für <strong>di</strong>e operativen Tätigkeiten<br />
<strong>der</strong> „ZAEN-plus“ <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Geschäftsstelle zustän<strong>di</strong>g ist.<br />
Gegenstand <strong>der</strong> ZAEN Plus GmbH ist, das Vere<strong>in</strong>sziel des ZAEN<br />
zu unterstützen, nämlich <strong>di</strong>e För<strong>der</strong>ung und Verbreitung von<br />
Naturheilverfahren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Diagnose und Therapie. Hierzu stehen<br />
<strong>der</strong> GmbH mehrere Möglichkeiten offen. E<strong>in</strong>e davon, <strong>di</strong>esem<br />
Ziel näher zu kommen, ist Ihnen gut bekannt: Die Veranstaltung<br />
von Kongressen, also <strong>di</strong>e Organisation von wissenschaftlichen<br />
Veranstaltungen, <strong>di</strong>e schwerpunktmäßig <strong>di</strong>e Weiterbildung und<br />
Fortbildung <strong>der</strong> Ärzte und Ärzt<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> den Themen <strong>der</strong> Naturheilverfahren<br />
und <strong>der</strong> Regulationsme<strong>di</strong>z<strong>in</strong> vorantreiben.<br />
E<strong>in</strong> weiterer Gegenstand <strong>der</strong> ZAEN Plus GmbH s<strong>in</strong>d Kooperationen<br />
mit an<strong>der</strong>en Gesellschaften und Vere<strong>in</strong>en, <strong>di</strong>e Naturheilmethoden<br />
und naturheilkundliche Zwecke verfolgen, wobei auch<br />
hier dazu gehört, Veranstaltungen für <strong>di</strong>ese Organisationen und<br />
Vere<strong>in</strong>e, <strong>di</strong>e <strong>di</strong>esem Zweck <strong>di</strong>enen, durchzuführen.<br />
E<strong>in</strong> großer Teil <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> ZAEN Plus GmbH ist <strong>di</strong>e Organisation<br />
<strong>der</strong> Fachausstellungen, <strong>di</strong>e e<strong>in</strong>en Teil des Kongresslebens<br />
ausmachen. Zu <strong>di</strong>esen Fachausstellungen gehören Unternehmen<br />
<strong>der</strong> naturheilkundlichen pharmazeutischen Industrie und<br />
Apparateme<strong>di</strong>z<strong>in</strong>, sowie Nahrungsmittelhersteller, Kurkl<strong>in</strong>iken<br />
und Kurbetriebe. Die Fachausstellungen begleiten <strong>di</strong>e jeweiligen<br />
Kongresse und bieten den Teilnehmern und Ausstellern <strong>di</strong>e Gelegenheit<br />
zu <strong>in</strong>tensiven, persönlichen Gesprächen.<br />
ZAEN<br />
Wer schon e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> Freudenstadt e<strong>in</strong>en Kongress besucht hat,<br />
weiß, dass <strong>di</strong>e Ausstellung <strong>der</strong> Industrie während <strong>der</strong> Kongresse<br />
je<strong>der</strong>zeit besucht werden kann – und vor allen D<strong>in</strong>gen: auch<br />
nicht zu übersehen ist, füllt sie doch das gesamte Kongressgebäude.<br />
Ich habe nun me<strong>in</strong>en ersten Kongress erlebt und mich haben<br />
e<strong>in</strong>ige D<strong>in</strong>ge sehr positiv überrascht. Erfreulicherweise ist festzustellen,<br />
dass sich mit den Jahren sehr enge B<strong>in</strong>dungen zwischen<br />
den Ausstellern und den Teilnehmern gebildet haben, <strong>di</strong>e zum<br />
Teil über e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Geschäftsbeziehung h<strong>in</strong>ausgehen und aus<br />
denen sogar <strong>di</strong>e e<strong>in</strong> o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e freundschaftliche Verb<strong>in</strong>dung<br />
entstanden ist. Hier zeigt sich, wie eng <strong>di</strong>e „Industrie“ mit den<br />
Kunden zusammen leben kann und wie sehr e<strong>in</strong> harmonisches<br />
Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu e<strong>in</strong>em W<strong>in</strong>-W<strong>in</strong>-Geschäft auf beiden Seiten führt.<br />
Ich durfte das e<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Gespräch verfolgen, <strong>in</strong> denen<br />
es um Methoden und Inhalte g<strong>in</strong>g, <strong>di</strong>e bereits erfolgreich angewendet<br />
werden, von denen begeisterte Ärzte mit begeisterten<br />
Ausstellern sprachen. Als Kauffrau hört man <strong>di</strong>eses natürlich<br />
beson<strong>der</strong>s gern, zeigt sich doch, dass sich dort <strong>di</strong>e Nachfrage<br />
und das Angebot so treffen, dass je<strong>der</strong> davon Nutzen hat. Es ist<br />
schön zu sehen, dass <strong>di</strong>e Aussteller <strong>in</strong> guten wie <strong>in</strong> schlechteren<br />
Zeiten an <strong>der</strong> Seite des ZAEN waren und so mit Ihrer Treue für<br />
Stabilität gesorgt haben. Es gibt Aussteller, <strong>di</strong>e seit Jahrzehnten<br />
an den Kongressen teilnehmen und im Frühjahr sowie im Herbst<br />
<strong>di</strong>e Gelegenheit zur Kundenpflege, für den <strong>di</strong>rekten Kontakt o<strong>der</strong><br />
e<strong>in</strong>fach nur zum Gedankenaustausch nutzen. Und es gibt neue<br />
Aussteller, <strong>di</strong>e nach <strong>di</strong>esem Kongress ihre Rückkehr zu allen weiteren<br />
Kongressen fest gebucht haben, sowie es auch viele neue,<br />
junge Teilnehmer gibt, <strong>di</strong>e ebenso <strong>di</strong>e nächsten Kongresse e<strong>in</strong>planen.<br />
Auch das erfreut, denn es zeigt, dass sich <strong>der</strong> ZAEN <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>er Entwicklung auf dem richtigen Weg bef<strong>in</strong>det.<br />
Präsenz auch im Internet<br />
Bisher hatte <strong>di</strong>e ZAEN Plus ke<strong>in</strong>e eigene Darstellungsplattform.<br />
Dieses wird sich <strong>in</strong> Zukunft än<strong>der</strong>n, denn <strong>di</strong>e ZAEN Plus bekommt<br />
e<strong>in</strong>e eigene Internetpräsenz, <strong>di</strong>e den Mitglie<strong>der</strong>n des Verbandes<br />
<strong>in</strong> Zukunft <strong>di</strong>e Möglichkeit gibt, sich über <strong>di</strong>e wirtschaftlichen<br />
Aktivitäten zu <strong>in</strong>formieren. Darüber h<strong>in</strong>aus wird <strong>di</strong>e ZAEN Plus<br />
auf <strong>der</strong> Internetseite über Kooperationen und Aussteller <strong>der</strong> jeweiligen<br />
Kongresse berichten. Sie f<strong>in</strong>den <strong>di</strong>e Seite <strong>in</strong> Zukunft unter<br />
www.zaenplus.org.<br />
Und, da wir gerade bei den neuen <strong>Med</strong>ien s<strong>in</strong>d: Schauen Sie<br />
doch e<strong>in</strong>fach mal <strong>in</strong> unsere Gruppe bei XING (www.x<strong>in</strong>g.com/<br />
net/pria09c3dx/zaen/). Auch hier werden immer wie<strong>der</strong> <strong>in</strong>teressante<br />
Informationen e<strong>in</strong>gestellt. Die Mitglie<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d herzlich<br />
e<strong>in</strong>geladen, dort mitzumachen und über Themen <strong>der</strong> Naturheilverfahren<br />
zu <strong>di</strong>skutieren.<br />
Ich freue mich auf e<strong>in</strong>e spannende Aufgabe und denke, dass <strong>di</strong>e<br />
ZAEN Plus GmbH mit ihren wirtschaftlichen Möglichkeiten weiter<br />
dazu beitragen wird, <strong>di</strong>e Entwicklung <strong>der</strong> Naturheilverfahren<br />
und <strong>der</strong> Regulationsme<strong>di</strong>z<strong>in</strong> zu unterstützen.<br />
Constance Nolt<strong>in</strong>g<br />
64 2/2011
2/2011<br />
ZAEN<br />
Der Vere<strong>in</strong> „Ärztetag für <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong><br />
ohne Nebenwirkungen“<br />
stellt sich vor<br />
Am 16. Februar 1990 wurde <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong> von Dr. Frank Bahr und<br />
gleich ges<strong>in</strong>nten Ärzt<strong>in</strong>nen und Ärzten <strong>in</strong> München gegründet.<br />
Laut § 1 (2) <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ssatzung ist <strong>der</strong> Zweck des Vere<strong>in</strong>s <strong>di</strong>e För<strong>der</strong>ung<br />
von Wissenschaft, Forschung und Fortbildung auf dem<br />
Gebiet <strong>der</strong> <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong> unter Vermeidung<br />
von Nebenwirkungen. Und nach § 1<br />
(3) ist es das Ziel des Vere<strong>in</strong>s, Ärzte/<strong>in</strong>nen<br />
<strong>in</strong> <strong>di</strong>eser <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong> ohne Nebenwirkungen<br />
auszubilden. Unser Vere<strong>in</strong> ist<br />
als geme<strong>in</strong>nützig anerkannt und im<br />
Vere<strong>in</strong>sregister München e<strong>in</strong>getragen.<br />
Der Ärztetag für <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong> ohne Nebenwirkungen<br />
hat sich immer als Schwestervere<strong>in</strong><br />
zur „Deutschen Akademie für<br />
Akupunktur e.V.“ (DAA e.V.) verstanden<br />
und es war e<strong>in</strong>e Art Aufgabenteilung<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Art abgesprochen, dass <strong>di</strong>e DAA<br />
im Wesentlichen Ärzte/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Akupunktur unterrichtet<br />
und <strong>der</strong> Ärztetag für MoN <strong>di</strong>e Ausbildung übernimmt <strong>in</strong> den Bereichen<br />
Naturheilverfahren und Homöopathie für <strong>di</strong>e jeweiligen<br />
Zusatzbezeichnungen und außerdem für Spezialthemen <strong>der</strong> Regulationsme<strong>di</strong>z<strong>in</strong><br />
von <strong>der</strong> Ernährung, Entgiftung, Übersäuerung<br />
bis h<strong>in</strong> zu <strong>di</strong>agnostischen Verfahren, wie <strong>der</strong> K<strong>in</strong>esiologie.<br />
Schon damals bestand e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>haltliche Nähe zum ZAEN, allerd<strong>in</strong>gs<br />
war im ZAEN durch <strong>di</strong>e starke Stellung <strong>der</strong> DÄGfA <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Akupunktur e<strong>in</strong>e Kooperation mit dem Ärztetag für MoN zu <strong>di</strong>esem<br />
Zeitpunkt nicht erwünscht. Nachdem <strong>di</strong>e DÄGfA <strong>di</strong>e Kooperation<br />
mit dem ZAEN vor e<strong>in</strong>iger Zeit aufgekün<strong>di</strong>gt hatte, wurden<br />
sozusagen „<strong>di</strong>e Karten neu gemischt“ und es ergab sich von<br />
beiden Seiten, also sowohl vom ZAEN als auch vom Ärztetag für<br />
MoN <strong>di</strong>e E<strong>in</strong>sicht, dass bei den heutigen generellen Anfe<strong>in</strong>dungen<br />
gegenüber natürlichen Heilverfahren zwei Vere<strong>in</strong>e mit sehr<br />
ähnlicher Zielsetzung kooperieren sollten mit dem späteren Ziel<br />
<strong>der</strong> Fusion.<br />
Vor allem <strong>in</strong> den letzten Monaten gab es immer mehr geradezu<br />
bösartige Angriffe gegen <strong>di</strong>e Homöopathie: Gegner <strong>di</strong>eses<br />
wertvollen Heilverfahrens schluckten bei laufenden Fernsehkameras<br />
vor Apotheken mengenweise homöopathische Globuli,<br />
um <strong>der</strong> Öffentlichkeit zu demonstrieren, dass <strong>di</strong>ese Mittel völlig<br />
wirkungslos s<strong>in</strong>d. Dabei wird von <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Ablehner völlig<br />
verkannt, dass es sehr wohl e<strong>in</strong>e „amaterielle“ Therapie gibt,<br />
<strong>di</strong>e auf Schw<strong>in</strong>gungsphänomenen basiert. Je<strong>der</strong> Jüngl<strong>in</strong>g kennt<br />
starke hormonelle Wirkungen bei <strong>der</strong> zunächst ja auch amateriellen<br />
„Liebe auf den ersten Blick“. Sicher muss noch viel getan<br />
werden, um <strong>di</strong>e Schw<strong>in</strong>gungsphänomene <strong>der</strong> Homöopathie<br />
besser zu erforschen und genau deswegen sollten <strong>di</strong>e „Gutwilligen“<br />
ihre Kräfte bündeln.<br />
Lei<strong>der</strong> gibt es auch <strong>in</strong> verschiedenen Ärztekammern Nicht-Gutwillige,<br />
<strong>di</strong>e mit dem Argument, <strong>di</strong>e Homöopathiewirkungen wä-<br />
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
ren nicht evidenzbasiert, Fortbildungspunkte verweigern wollen<br />
und sich dabei auf <strong>di</strong>e Richtl<strong>in</strong>ien <strong>der</strong> Bundesärztekammer berufen,<br />
dass nur noch für evidenzbasierte <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong> Fortbildungspunkte<br />
vergeben werden sollen. Hardl<strong>in</strong>er wollen sogar <strong>di</strong>e Zusatzbezeichnung<br />
Homöopathie abschaffen!<br />
Gerade <strong>in</strong> <strong>der</strong> Homöopathie wäre also e<strong>in</strong> enges Zusammenrücken<br />
<strong>der</strong> beteiligten Gesellschaften notwen<strong>di</strong>g! Diesbezüglich<br />
werden bereits Gespräche geführt, dabei wird auch Verb<strong>in</strong>dendes<br />
betont, es gilt doch <strong>der</strong> alte Lehrsatz von hahneMann für<br />
alle: „Macht‘s nach, aber macht‘s genau nach“. Im Kern machen<br />
also ALLE Homöopathiegesellschaften das Gleiche und es sollte<br />
niemanden stören, wenn bei unklaren Fällen NACH erfolgter<br />
Repertorisation bewährte Verfahren, wie <strong>di</strong>e Anwendung des<br />
Nogier-Reflexes, bei <strong>der</strong> Mittelf<strong>in</strong>dung zum E<strong>in</strong>satz kommen.<br />
Übrigens ist <strong>di</strong>eses Verfahren bei französischen Homöopathen<br />
völlig selbstverständlich und wird gar nicht mehr <strong>di</strong>skutiert.<br />
Seit dem letzten Jahr widmet sich unser Vere<strong>in</strong> vermehrt <strong>der</strong> Behandlung<br />
des Übels unserer Zeit, dem Burnout-Syndrom, da gerade<br />
dafür natürliche Heilverfahren ganz beson<strong>der</strong>s wichtig s<strong>in</strong>d,<br />
um e<strong>in</strong>e Weiterentwicklung zu e<strong>in</strong>er Depression zu vermeiden.<br />
Und auch <strong>di</strong>e oft stressbed<strong>in</strong>gte Übersäuerung wird <strong>in</strong> unseren<br />
Sem<strong>in</strong>aren <strong>in</strong>tensiv besprochen. Die Themen gehen uns also<br />
nicht aus und auch <strong>di</strong>es ist e<strong>in</strong> wichtiges Argument für e<strong>in</strong>e vertiefte<br />
Kooperation unseres „Ärztetags für <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong> ohne Nebenwirkungen“<br />
mit dem ZAEN.<br />
Mit freundlichen Grüßen an alle ZAEN-Mitglie<strong>der</strong><br />
Ihr F. Bahr<br />
Ärztetag für <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong> ohne Nebenwirkungen e. V.<br />
1. Vorsitzen<strong>der</strong><br />
www.selbstheilung-aktuell.de<br />
www.burnout-ist-heilbar.de<br />
www.antiag<strong>in</strong>g-aktuell.de<br />
www.entgiftung-aktuell.de<br />
65
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Risiken und Nebenwirkungen<br />
Ihrer Arzt-Haftpflicht für praktizierte<br />
Naturheilverfahren<br />
Der ZAEN bietet se<strong>in</strong>en Mitglie<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>en neuen Verbandstarif<br />
zur Berufshaftpflicht mit e<strong>in</strong>zigartigen Bed<strong>in</strong>gungen und Top-<br />
Beiträgen. H<strong>in</strong>tergrund ist nicht nur <strong>di</strong>e aktuelle Kün<strong>di</strong>gungswelle<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufshaftpflicht bei nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzten im Bereich<br />
<strong>der</strong> Berufshaftpflicht mit rund 65.000 gekün<strong>di</strong>gten Verträgen.<br />
Es gibt noch weitaus schwer wiegen<strong>der</strong>e Gründe, jetzt se<strong>in</strong>en<br />
Vertrag zu überprüfen. In <strong>der</strong> wohl weitaus überwiegenden<br />
Zahl <strong>der</strong> bestehenden Verträgen s<strong>in</strong>d Naturheiverfahren nämlich<br />
nicht ausdrücklich mitversichert, weil sie, so <strong>der</strong> häufig gleichlautende<br />
Text <strong>in</strong> den dortigen Versicherungsbed<strong>in</strong>gungen, „me<strong>di</strong>z<strong>in</strong>isch<br />
nicht anerkannt“ s<strong>in</strong>d. Teils s<strong>in</strong>d <strong>di</strong>ese auch namentlich<br />
ausgeschlossen, wie Elektroakupunktur mit Moxibustion, EAV<br />
nach voll und neuerd<strong>in</strong>gs im Standardangebot e<strong>in</strong>es großen<br />
Anbieters sogar <strong>di</strong>e gesamte TCM e<strong>in</strong>schließlich <strong>der</strong> Akupunktur!<br />
Im Schadenfall kann es dabei verständlicherweise erhebliche<br />
Differenzen zwischen Patient, Arzt und Versicherung geben,<br />
wie <strong>in</strong> allen Fällen, bei denen <strong>di</strong>e Bed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> Versicherer<br />
nicht e<strong>in</strong>deutig s<strong>in</strong>d. Aus <strong>der</strong> aktuellen Erfahrung haben nur<br />
e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Anzahl <strong>der</strong> ZAEN-Ärzte <strong>di</strong>e von Ihnen praktizierten<br />
Therapierichtungen <strong>der</strong> Naturheilverfahren bisher ausdrücklich<br />
mitversichern lassen, wie <strong>di</strong>e Neuraltherapie – dann allerd<strong>in</strong>gs<br />
zu teils drastischen Beitragszuschlägen. Die Folge: Entwe<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d<br />
zahlreiche Naturheilverfahren nur unzureichend mitversichert<br />
o<strong>der</strong> nur gegen hohe Beitragszuschläge mitversichert.<br />
Zusammen mit dem F<strong>in</strong>anz- und Versicherungsmakler<br />
Ärzte-Wirtschafts-Zentrum Düsseldorf ist es nun gelungen, für<br />
ZAEN-Mitglie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Verbandstarif e<strong>in</strong>zuführen, <strong>der</strong> <strong>di</strong>e Natur-<br />
ZAEN<br />
heilverfahren e<strong>in</strong>deutig konkretisiert – von Akupunktur über<br />
<strong>Bio</strong>logische Zahnme<strong>di</strong>z<strong>in</strong>, EAV, Neuraltherapie, <strong>Ortho</strong>molekulare<br />
<strong>Med</strong>iz<strong>in</strong>, Phytotherapie, TCM bis zum Vegatest. Die Therapierichtungen<br />
des ZAEN-Katalogs und des Hufelandverzeichnisses<br />
bilden dabei <strong>di</strong>e Bestandteile des Konzepts und bieten dem Behandler<br />
erheblich größere Transparenz und Sicherheit bei möglichen<br />
Schadenfällen als bisher.<br />
Und <strong>di</strong>es zu Top-Beiträgen: Bei e<strong>in</strong>er Deckungssumme von<br />
5 Millionen Euro für Personen-/Sachschäden beträgt <strong>der</strong> Jahresbeitrag<br />
für ambulant tätige Fachärzte für Allgeme<strong>in</strong>me<strong>di</strong>z<strong>in</strong><br />
bzw. Innere <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong> bzw. Praktische Ärzte 374,85 Euro e<strong>in</strong>schließlich<br />
Versicherungssteuer bei zuletzt fünf schadenfreien<br />
Nie<strong>der</strong>lassungsjahren. Für Fachärzte HNO (mit <strong>in</strong>traartik. Injektio<br />
nen/Gelenkpunktionen) beträgt <strong>der</strong> Jahresbeitrag 677,41<br />
Euro, ohne <strong>in</strong>traartik. Injektionen/Gelenkpunktionen ergibt sich<br />
e<strong>in</strong> Jahresbeitrag von 396,87 Euro. Alle Angebote be<strong>in</strong>halten<br />
stets das Verbandskonzept mit über 90 e<strong>in</strong>zeln deklarierten Therapierichtungen<br />
<strong>der</strong> Naturheilverfahren. Weitere Rabatte wg. Geme<strong>in</strong>schaftspraxis<br />
und Neu-Nie<strong>der</strong>lassung s<strong>in</strong>d möglich. An<strong>der</strong>e<br />
Fachrichtungen erhalten <strong>di</strong>e Kon<strong>di</strong>tionen gerne auf Anfrage,<br />
<strong>di</strong>es ist wegen <strong>der</strong> Vielzahl hier nicht möglich.<br />
Fragen beantwortet Ihnen gerne <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anz- und Versicherungsmakler<br />
Ärzte-Wirtschafts-Zentrum Düsseldorf<br />
Info<br />
Kontakt Ärzte-Wirtschafts-Zentrum Düsseldorf<br />
Himmelgeister Str. 129<br />
40225 Düsseldorf<br />
Tel.: 0211 / 17 93 30 38<br />
Fax: 0211 / 17 93 30 39<br />
team@aerzte-wirtschafts-zentrum.de<br />
aerzte-wirtschafts-zentrum.de<br />
Fax an Ärzte-Wirtschafts-Zentrum Düsseldorf E<strong>in</strong>fach kopieren – senden an: 0211 / 17 93 30 39<br />
Ja, Ich <strong>in</strong>teressiere mich unverb<strong>in</strong>dlich für <strong>di</strong>e e<strong>in</strong>zigartige Berufshaftpflicht<br />
ZAEN-Konzept Naturheilverfahren mit über 90 deklarierten Therapierichtungen und mit Topp-Beiträgen.<br />
Informieren Sie mich über das Son<strong>der</strong>konzept mit über 90 versicherten Naturheilverfahren.<br />
Persönliches Angebot – Fachrichtung ________________________ Nie<strong>der</strong>gelassen, seit ____________<br />
ambulant ohne OP amb. mit OP Gem.-Praxis Schadenfrei <strong>in</strong> den letzten 5 Jahren<br />
Stempel o<strong>der</strong> Titel /Name _________________________________________________<br />
Adresse _____________________________________________________________________________________________<br />
E-Mail ____________________________________________________<br />
Fax ____________________________________________________<br />
66 2/2011
2/2011<br />
ZAEN<br />
ARBEITSKREIS<br />
BIO–PHYSIKALISCHE THERAPIE<br />
Symposium und Workshop des<br />
Arbeitskreises zur physikalischen<br />
Gefäβtherapie BEMER –<br />
e<strong>in</strong> Höhepunkt des Jubiläumskongresses<br />
2011<br />
Mit fast 80 Teilnehmern waren Symposium und Workshop des<br />
Arbeitskreises „<strong>Bio</strong>-Physikalische Therapie“ auch auf dem 120.<br />
Kongress des ZAEN wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Höhepunkt. Mit groβem Interesse<br />
wurden vor Allem <strong>di</strong>e Vorträge von Dr. ra<strong>in</strong>er klopp vom Institut<br />
für Mikrozirkulation, von Prof. Dr. toMas sosna aus <strong>der</strong> Thomayer<br />
Augenkl<strong>in</strong>ik <strong>der</strong> Karlsuniversität <strong>in</strong> Prag, von Prof. Dr. zieMssen von<br />
<strong>der</strong> Techn. Universität Dresden und von Chefarzt Dr. lucas weisskopF<br />
aus <strong>der</strong> Rennbahnkl<strong>in</strong>ik <strong>in</strong> Basel verfolgt.<br />
Dr. klopp demonstrierte mit sensationellen neuen Filmaufnahmen,<br />
<strong>di</strong>e unter E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> Intravitalmikroskopie <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />
mit dem Max-Delbrück-Centrum für molekulare <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Charité angefertigt wurden, <strong>di</strong>e neuen Erkenntnisse<br />
zur E<strong>in</strong>wirkung <strong>der</strong> physikalischen Gefäβtherapie BEMER auf <strong>di</strong>e<br />
ATP-Produktion <strong>in</strong> den Mitochondrien menschlicher Trachea-<br />
Epithelzellen und Prof. Dr. sosna sprach über den erfolgreichen<br />
E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> Therapie bei <strong>di</strong>abetischem Makulaödem. Prof. Dr.<br />
zieMssen stellte <strong>di</strong>e ausgezeichneten Ergebnisse e<strong>in</strong>er 3-jährigen<br />
Langzeitbeobachtung an Patienten mit „Fatigue“ bei Multipler<br />
Sklerose vor und Chefarzt Dr. weisskopF berichtete über <strong>di</strong>e Erfolge<br />
beim komplementären E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> Therapie <strong>in</strong> <strong>der</strong> postoperativen<br />
Heilung nach komplikationsbehafteten Achillessehnenoperationen<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Kl<strong>in</strong>ik.<br />
Im Workshop am Nachmittag wurden praxisrelevante<br />
Fragen zur <strong>di</strong>agnostischen Verfahren <strong>in</strong> Zusammenhang mit<br />
Mikrozirkulationsstörungen <strong>di</strong>skutiert, auβerdem fand e<strong>in</strong> lebhafter<br />
Erfahrungsaustausch beim E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> physikalischen<br />
Gefäβtherapie BEMER <strong>in</strong> unterschiedlichen In<strong>di</strong>kationen im täglichen<br />
Praxis alltag statt. E<strong>in</strong>ige Teilnehmer, <strong>di</strong>e bereits über langjährige<br />
Erfahrungen mit <strong>der</strong> Therapie verfügen, stellten beson<strong>der</strong>s<br />
bemerkenswerte Fälle aus ihrer Praxis vor. Weiterh<strong>in</strong> waren<br />
e<strong>in</strong>e korrekte Abrechnung <strong>der</strong> Selbstzahler-Geräteleistung sowie<br />
<strong>di</strong>e Erstattung <strong>der</strong> Leistung durch verschiedene Krankenkassen<br />
Thema von Vorträgen von Dr. med. wolFGanG GreBe, dem Vorsitzenden<br />
des Arbeitskreises für Gebührenordnungsfragen im BDI<br />
und Dr. med. sieGFried schMotz-leyrer, e<strong>in</strong>em erfahrenen Praktiker<br />
mit groβer Erfahrung <strong>in</strong> Abrechnungsfragen. Den Abschluss<br />
<strong>der</strong> von den Teilnehmern sehr positiv bewerteten Veranstaltung<br />
bildeten Dunkelfeldmikroskopie-Untersuchungen, <strong>di</strong>e vom Präsidenten<br />
des ZAEN, Herrn Dr. med. olaF kuhnke, bei Teilnehmern<br />
vor und <strong>di</strong>rekt nach e<strong>in</strong>er Behandlung mit <strong>der</strong> physikalischen<br />
Gefäβtherapie BEMER durchgeführt wurden und deutlich <strong>di</strong>e<br />
Verbesserungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Physiologie <strong>der</strong> Erythrozyten durch <strong>di</strong>e<br />
Behandlung zeigten.<br />
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Auf dem nächsten Kongress im Herbst wird <strong>der</strong> Arbeitskreis wie<strong>der</strong><br />
e<strong>in</strong>en Workshop zur physikalischen Gefäβtherapie BEMER<br />
durchführen und damit dem immer gröβer werdenden Interesse<br />
<strong>der</strong> Kollegen an <strong>di</strong>eser komplementären Behandlung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Praxis- und Heimanwendung Rechnung tragen.<br />
Dr. med. Wolfgang Bohn<br />
Leiter des Arbeitskreises <strong>Bio</strong>-Physikalische Therapie<br />
Angebot nach dem 120. Jubiläumskongress<br />
Liebe Mitglie<strong>der</strong> des ZAEN,<br />
für <strong>di</strong>e Zeit von Juni bis November 2011 bietet <strong>der</strong> Arbeitskreis<br />
den Mitglie<strong>der</strong>n des ZAEN wegen des groβen Interesses regionale<br />
Fortbildungsveranstaltungen für Ärzte (Fortbildungspunkte<br />
durch <strong>di</strong>e jeweiligen Landesärztekammern) <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>igen zentralen Orten <strong>in</strong> Deutschland an.<br />
Thema: „Physikalische Gefäßtherapie als komplementäre<br />
Basistherapie zur Wirksamkeitsunterstützung je<strong>der</strong> me<strong>di</strong>z<strong>in</strong>ischen<br />
Behandlung und zur Prophylaxe“<br />
Die Vorträge s<strong>in</strong>d kostenfrei, alle Kollegen s<strong>in</strong>d herzlich willkommen.<br />
Über e<strong>in</strong>e Rückantwort und Interessensbekundung<br />
freuen wir uns.<br />
Rückantwort – bitte ausfüllen und faxen bis 15.05.2011<br />
Arbeitskreis <strong>Bio</strong>physikalische Therapie im Z.Ä.N. e.V.<br />
Promenadeplatz 1<br />
72250 Freudenstadt.<br />
Fax Nr. +49 (0)7441 9185822<br />
Ich habe Interesse an e<strong>in</strong>er Teilnahme mit ( ) Personen<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Region ___________________________________<br />
__<br />
am Mittwoch Nachmittag/ Abend<br />
am Wochenende<br />
Ich habe Interesse an <strong>der</strong> physikalischen Gefäßtherapie<br />
BEMER.<br />
Bitte senden Sie mir Detail<strong>in</strong>formationen.<br />
Bitte rufen Sie mich zurück.<br />
Unterschrift<br />
Praxisstempel / Tel / Fax / Mail<br />
67
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Erhebliche Nahrungsmittelallergie gegen<br />
multiple Nahrungsmittel bei normaler DAO<br />
und sehr stark erhöhtem IGE (358, bei Norm<br />
unter 100).<br />
Die 52-jährige mittelmeerstämmige Patient<strong>in</strong> leidet<br />
sehr unter <strong>der</strong> Nahrungsmittelallergie. Die Diam<strong>in</strong>oxidase<br />
ist im Normbereich, sie hat stän<strong>di</strong>g<br />
Beschwerden durch <strong>di</strong>e Unverträglichkeit multipler<br />
Lebensmittel. Die Dauere<strong>in</strong>nahme von Antihistam<strong>in</strong>ika<br />
br<strong>in</strong>gt ke<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>reichende Besserung<br />
und Kortikoid auf Dauer möchte <strong>di</strong>e Patient<strong>in</strong><br />
nicht e<strong>in</strong>nehmen. E<strong>in</strong>e Akupunktur zur Dämpfung<br />
<strong>der</strong> aktuellen allergischen Reaktionen haben wir<br />
durchgeführt. Der Erfolg bleibt abzuwarten, bei<br />
<strong>der</strong> starken IGE-Erhöhung habe ich aber starke<br />
Zweifel an e<strong>in</strong>er durchschlagenden o<strong>der</strong> anhaltenden<br />
Wirkung. Was kann ich mit <strong>der</strong> Patient<strong>in</strong> auf<br />
naturheilkundlicher Ebene sonst unternehmen?<br />
Dr. med. G. riehl<br />
Facharzt für Allgeme<strong>in</strong>me<strong>di</strong>z<strong>in</strong>, Naturheilverfahren,<br />
Akupunktur; Geme<strong>in</strong>schaftspraxis<br />
Rathausstr. 11 , 57234 Wilnsdorf<br />
E-Mail: praxis@dr-riehl-neef.de<br />
An das Deutsche Ärzteblatt, Redaktion<br />
Ottostraße 12, 50859 Köln<br />
Betr.: Artikel „Folgen von Reaktorunfällen –<br />
Fakten und Vermutungen“,<br />
Heft 13, 1. April 2011<br />
Plutonium 239: Schaut auf <strong>di</strong>e Namen, sie sagen<br />
Euch alles. Das brachte mir schon me<strong>in</strong> verehrter<br />
Lehrer Willibald GaWlik bei. Der hatte es von sOkrates<br />
und sOkrates hatte es von kratylOs: Plutonium<br />
hergeleitet von Pluto (lat.) – Hades (griech.)<br />
– Herr <strong>der</strong> Unterwelt. Plutonium, das momentan<br />
<strong>in</strong> großen Mengen <strong>in</strong> <strong>di</strong>e Umwelt gelangt, mit e<strong>in</strong>er<br />
abstrus langen Halbwertszeit von 24.000 Jahren,<br />
e<strong>in</strong>e hochtoxische Substanz, <strong>di</strong>e sich u.a. im<br />
Knochenmark, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Leber und <strong>in</strong> den Knochen<br />
ablagert und sogar als „hot partikel“ <strong>di</strong>rekt <strong>in</strong> <strong>di</strong>e<br />
Lunge gelangt.<br />
Bei den alten Griechen galt PlutO als Aides<br />
= Unsichtbar, und so überrascht es auch nicht,<br />
dass man <strong>in</strong> dem oben genannten Artikel von<br />
<strong>di</strong>esem apokalyptischen Spaltprodukt re<strong>in</strong> gar<br />
nichts f<strong>in</strong>det.<br />
IMPRESSUM<br />
Das zaenmagaz<strong>in</strong> ist <strong>di</strong>e Verbandszeitschrift<br />
des Zentralverbandes<br />
<strong>der</strong> Ärzte für Naturheilverfahren<br />
und Regulationsme<strong>di</strong>z<strong>in</strong> e.V.<br />
Herausgeber:<br />
ZAEN-plus GmbH, 72250 Freudenstadt<br />
Constance Nolt<strong>in</strong>g, Velbert<br />
nolt<strong>in</strong>g@zaen.org<br />
Chefredaktion:<br />
Dipl.-<strong>Bio</strong>l. Jens Meyer-Wegener, Kle<strong>in</strong>weil<br />
jens-meyer-wegener@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />
Layout/Grafik:<br />
daedalus design Stefan Oestreich<br />
Tel.: 089 / 83 83 24<br />
stefan-oestreich@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />
Market<strong>in</strong>g/Anzeigen:<br />
daedalus design Stefan Oestreich<br />
zur Zeit Preisliste Nr. 2/2010<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsweise:<br />
6 x jährlich<br />
Auch von <strong>der</strong> E<strong>in</strong>wirkung des hochgefährlichen<br />
Strontiums auf den Knochenstoffwechsel<br />
liest man <strong>in</strong> dem oben genannten Artikel<br />
nichts, wie im Übrigen über ke<strong>in</strong>es <strong>der</strong> weiteren<br />
Ra<strong>di</strong>onuklide, dem ganzen „Zoo“ <strong>der</strong> ra<strong>di</strong>oaktiven<br />
Spaltprodukte. Und schon gar nichts liest<br />
man über <strong>di</strong>e chronischen Verharmlosungen <strong>der</strong><br />
IAEO, <strong>di</strong>e bekanntlich seit 1959 <strong>di</strong>e sogenannte<br />
friedliche Nutzung <strong>der</strong> Atomenergie propagiert<br />
und – nota bene – sogar berechtigt ist, <strong>der</strong> WHO<br />
kritische Untersuchungsergebnisse vorzuenthalten,<br />
was sie auch regelmäßig und <strong>in</strong> krim<strong>in</strong>eller<br />
Weise tut! (Siehe hierzu <strong>di</strong>e Ra<strong>di</strong>osendung <strong>in</strong><br />
SWR 2 vom 05.04.2011).<br />
Stattdessen br<strong>in</strong>gen <strong>di</strong>e Verfasser das Bild e<strong>in</strong>er<br />
freundlichen K<strong>in</strong><strong>der</strong>ärzt<strong>in</strong>, <strong>di</strong>e erzählt, dass<br />
sie ke<strong>in</strong>e Kausalitäten herzustellen versucht, son<strong>der</strong>n<br />
eher krebskranken K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>di</strong>rekt helfen<br />
möchte. Das zeigt doch, wie weit wir Ärzte uns<br />
davon entfernt haben, „Ross und Reiter“ zu benennen<br />
und den hypokratischen Eid als „Schützer<br />
des Lebens“ vergessen!<br />
Oben genannter Artikel ist beschönigend,<br />
politisch weichgespült und völlig ungenügend.<br />
Mit dem griechischen Philosophen heraklit<br />
könnte man sagen: „Sie fassen es nicht, auch<br />
wenn sie davon gehört haben, und so s<strong>in</strong>d<br />
sie wie Taube.“<br />
Dr. Michael M. Hadulla<br />
Heiliggeiststraße 9, 69117 Heidelberg<br />
Leserbrief zum Artikel „Psychosomatische Energetik,<br />
Orakel aus dem Blut und Quantenphilosophie“<br />
von Dr. G.-M. OstendOrf, Wiesbaden<br />
Herr Dr. OstendOrf nimmt das Programm zum<br />
120. Kongresses des Zentralverbandes <strong>der</strong> Ärzte<br />
für Naturheilverfahren und Regulationsme<strong>di</strong>z<strong>in</strong><br />
(ZAEN) vom 30.03. – 03.04.2011 „unter <strong>di</strong>e<br />
Lupe“. Er trifft hier unsere Me<strong>in</strong>ung vollstän<strong>di</strong>g,<br />
wenn er schreibt, „nun s<strong>in</strong>d <strong>di</strong>e echten, klassischen<br />
Naturheilverfahren sicherlich s<strong>in</strong>nvoll und<br />
effektiv, gerade im Rahmen <strong>der</strong> Behandlung und<br />
Gesundheitserziehung bei Patienten mit den häufigen<br />
Zivilisationskrankheiten“.<br />
Herrn Dr. OstendOrf ist entgangen, dass auf<br />
<strong>di</strong>esem Kongress erstmals wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong> eigener<br />
Vormittag zur Phytotherapie stattf<strong>in</strong>det. Dies<br />
ist möglich, da kürzlich das „Kompetenzteam<br />
Phytotherapie“ im ZAEN unter unserem Vorsitz<br />
Druck:<br />
Re<strong>in</strong>tjes Graphischer Betrieb<br />
Hoffmannallee 107-109, 47533 Kleve<br />
www.re<strong>in</strong>tjes-kleve.de<br />
Die Zeitschrift und alle <strong>in</strong> ihr enthaltenen e<strong>in</strong>zelnen<br />
Beiträge und Abbildungen s<strong>in</strong>d urheberrechtlich<br />
geschützt. Jede Verwertung außerhalb <strong>der</strong> engen<br />
Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne<br />
Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar.<br />
Das gilt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für Vervielfältigungen,<br />
Übersetzungen, Mikroverfilmungen und <strong>di</strong>e E<strong>in</strong>speicherung<br />
und Verarbeitung <strong>in</strong> elektronischen<br />
Systemen.<br />
Namentlich gezeichnete Veröffentlichungen geben<br />
<strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie <strong>di</strong>e Auffassung des Autors wie<strong>der</strong>.<br />
Mit <strong>der</strong> Annahme des Manuskriptes erwirbt<br />
<strong>der</strong> Verlag das ausschließliche Verwertungsrecht.<br />
Für unverlangt e<strong>in</strong>gesandte Manuskripte, Besprechungsexemplare<br />
usw. übernehmen Verlag und<br />
Redaktion ke<strong>in</strong>e Haftung.<br />
Handelsnamen und Dosierungen: E<strong>in</strong>e Markenbezeichnung<br />
kann warenzeichenrechtlich geschützt<br />
se<strong>in</strong>, auch wenn bei ihrer Verwendung <strong>in</strong> <strong>di</strong>eser<br />
Zeitschrift das Zeichen ® o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er H<strong>in</strong>weis<br />
auf etwa bestehende Schutzrechte fehlen<br />
sollte. Die Angaben über Dosierungensanweisungen<br />
und Applikationsformen erfolgen außerhalb<br />
<strong>der</strong> Verantwortung <strong>der</strong> Redaktion und des<br />
Verlages. Derartige Angaben s<strong>in</strong>d vom jeweiligen<br />
Anwen<strong>der</strong> im E<strong>in</strong>zelfall auf ihre Richtigkeit zu überprüfen.<br />
ZAEN<br />
<strong>in</strong>s Leben gerufen wurde, <strong>di</strong>e <strong>di</strong>e alte Tra<strong>di</strong>tion<br />
des sog. „Phytotages“ wie<strong>der</strong> aufleben lässt.<br />
Bei <strong>der</strong> Phytotherapie – als Bestandteil <strong>der</strong> klassischen<br />
Naturheilverfahren – handelt es sich um<br />
e<strong>in</strong>e wissenschaftlichen Kriterien entsprechende<br />
Heilmethode.<br />
Problematisch h<strong>in</strong>gegen sieht er Dr. OstendOrf<br />
<strong>di</strong>e an<strong>der</strong>en „alternative“ bzw. „komplementäre“<br />
Verfahren. Mir ist <strong>di</strong>e Problematik <strong>der</strong><br />
„alternativen und komplementäreme<strong>di</strong>z<strong>in</strong>ischen<br />
Verfahren“ sehr wohl bekannt und es dürfte bekannt<br />
se<strong>in</strong>, dass ich mich selbst wissenschaftlich<br />
vor allem mit den klassischen Naturheilverfahren<br />
beschäftige. Es ist aber dennoch Folgendes anzumerken:<br />
Kongresse <strong>di</strong>enen auch <strong>der</strong> Weiterentwicklung<br />
des Fachgebietes und ermöglichen<br />
neue Ansätze gesichert betrachten zu können.<br />
Dadurch f<strong>in</strong>det auch e<strong>in</strong> Lernprozess statt und<br />
gibt neuen Erkenntnisgew<strong>in</strong>n. So hat sich durch<br />
<strong>di</strong>ese Kongresse beispielsweise das ch<strong>in</strong>esische<br />
Therapieverfahren „Akupunktur“ <strong>in</strong> Europa weiter<br />
entwickelt. E<strong>in</strong> weiteres Beispiel entstammt<br />
<strong>der</strong> Phytotherapie. In <strong>der</strong> Kommission E wurden<br />
<strong>in</strong> den neunziger Jahren e<strong>in</strong>ige Pflanzen und<br />
Pflanzenbestandteile, <strong>di</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong> seit längerem<br />
Verwendung f<strong>in</strong>den, aufgrund Mangel an<br />
wissenschaftlichem Material mit e<strong>in</strong>er Null- bzw.<br />
Negativmonographie belegt. Hierzu gehörten<br />
se<strong>in</strong>erzeit <strong>di</strong>e Erdbeerblätter. Mittlerweile gibt<br />
es hierzu neues aussagekräftiges wissenschaftliches<br />
Erkenntnismaterial. Es hätte also auch e<strong>in</strong><br />
Sem<strong>in</strong>ar mit dem Thema „Erdbeeren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Heilkunst“<br />
anstößig wirken können. Es wäre geradezu<br />
fahrlässig gegenüber dem Patienten, <strong>di</strong>ese<br />
Erkenntnisse und Mittel nicht e<strong>in</strong>zusetzen und<br />
auf Kongressen nicht zu <strong>di</strong>skutieren. In<strong>di</strong>viduelle<br />
Erfahrungen müssen systematisiert werden:<br />
Dazu <strong>di</strong>enen neben Stu<strong>di</strong>en auch Kongresse.<br />
Übertragen auf dem Bereich <strong>der</strong> konventionellen<br />
<strong>Med</strong>iz<strong>in</strong> würde das bedeuten, dass es bis<br />
heute beispielsweise ke<strong>in</strong>e bildgebenden Verfahren<br />
geben würde und auch wir wesentliche Entwicklungen<br />
im pharmakologische-pharmazeutischen<br />
Bereich nicht anwenden könnten.<br />
Bis 1996 wurden auf den ZAEN-Kongressen<br />
<strong>di</strong>ese „alternativen“ und „komplementärme<strong>di</strong>zi<br />
nischen“ Verfahren unter <strong>der</strong> Rubrik „zur Diskussion<br />
vorgestellt“ angeboten. Me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung<br />
nach wäre <strong>di</strong>es e<strong>in</strong> ebenso simples wie<br />
effektives Vorgehen und sollte vom ZAEN wie<strong>der</strong><br />
aufgenommen werden.<br />
PD Dr. med. A.-M. beer, 45527 Hatt<strong>in</strong>gen<br />
Verlag:<br />
ZAEN-plus GmbH, Am Promenadenplatz 1<br />
72250 Freudenstadt<br />
Tel.: 07441 / 950 86 01<br />
Fax: 07441 / 950 86 02<br />
www.zaen.org<br />
<strong>in</strong>fo@zaen.org<br />
Präsident:<br />
Dr. med. Olaf Kuhnke, Roveredo/GR (Schweiz)<br />
Vizepräsident:<br />
Dr. med. Holger Huneke, Düsseldorf<br />
Bankverb<strong>in</strong>dung:<br />
Deutsche Apotheker- und Ärztebank eG<br />
Filiale Stuttgart 000 408 39 70<br />
BLZ 600 906 09<br />
IBAN: DE 80 3006 0601 0004 0839 70<br />
BIC (Swift Code): DAAEDEDD<br />
© ZAEN-plus, Freudenstadt 2011<br />
68 2/2011
2/2011<br />
Bücher<br />
He<strong>in</strong>z Schilcher,<br />
Susanne Kammerer,<br />
Tankred Wegener<br />
Leitfaden Phytotherapie<br />
4. Auflage, Urban und Fischer<br />
Verlag Elsevier, München 2010<br />
geb., 1232 Seiten, 245 farb. Abb.<br />
€ 82,95<br />
ISBN 978-3-437-553 43-1<br />
Es ist wie<strong>der</strong> mehr als e<strong>in</strong> Nachschlagewerk…<br />
Der neue vorliegende Leitfaden Phytotherapie, erschienen nun<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> vierten Auflage, ist e<strong>in</strong> kompaktes und handliches Nachschlagewerk,<br />
das sich an den täglichen Bedürfnissen <strong>der</strong> ärztlichen<br />
Arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis, aber auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Apotheke orientiert.<br />
schilcher ist es auch <strong>di</strong>esmal wie<strong>der</strong> gelungen, dass neben <strong>der</strong><br />
Praxis auch ganz zentral <strong>di</strong>e wissenschaftlichen Fakten <strong>der</strong> Phytotherapie<br />
im Auge behalten und ausführlich <strong>di</strong>skutiert werden.<br />
Beson<strong>der</strong>s wichtig ist <strong>der</strong> Abschnitt Spezielle Phytopharmakologie,<br />
<strong>der</strong> <strong>di</strong>e Bedeutung e<strong>in</strong>es Lehrbuches erreicht. Die Prägnanz<br />
und Genauigkeit s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>zigartig – und somit erhält <strong>der</strong><br />
Leser e<strong>in</strong> wohl e<strong>in</strong>zigartiges Lehrbuch <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> EU, welches<br />
<strong>di</strong>e arzneimittelrechtliche Situation treffend beschreibt.<br />
Die von <strong>der</strong> Kommission E für <strong>di</strong>e Therapie <strong>in</strong>frage kommenden<br />
Drogen werden im Leitfaden nach Wertigkeit und Reihenfolge<br />
sehr <strong>di</strong>fferenziert dargestellt. Auf <strong>di</strong>ese Weise ermöglicht das<br />
Buch dem Leser, das unterschiedliche pharmakologische Profil<br />
e<strong>in</strong>er Pflanze schnell zu erkennen. Tabellen erleichtern den Überblick.<br />
Bei 250 im Detail beschriebenen Pflanzenprofilen ist es den<br />
Autoren auch <strong>di</strong>esmal wie<strong>der</strong> gelungen, <strong>di</strong>e vorhandenen alten<br />
Monographien <strong>der</strong> Kommission E auf den mo<strong>der</strong>nsten Standard<br />
zu heben und sie haben auf <strong>di</strong>ese Weise das politisch versäumte<br />
– <strong>di</strong>e Phytotherapie <strong>in</strong> Europa zu aktualisieren – nachgeholt.<br />
Durch e<strong>in</strong>e entsprechende Schreibweise kann leicht <strong>di</strong>fferenziert<br />
werden, was <strong>der</strong> alte Stand <strong>der</strong> Kommission E ist und was <strong>der</strong><br />
aktuellen und somit neuen Situation gerecht wird.<br />
Interessant ist, dass <strong>di</strong>e Autoren neben den mehrfach beschriebenen<br />
Wirkungen auch Informationen zu Wirkmechanismen<br />
vorstellen: Damit wird auch für den Anfänger <strong>in</strong> <strong>der</strong> Phytotherapie<br />
<strong>di</strong>e Pflanze so plastisch dargestellt, dass <strong>di</strong>e Anwendung<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> täglichen Praxis nicht mehr schwer fällt.<br />
In 13 In<strong>di</strong>kationskapiteln, mit praxisorientierter nosologischer<br />
Unterteilung, können sowohl <strong>der</strong> Arzt als auch <strong>der</strong> Apotheker<br />
rasch überprüfen, ob es für e<strong>in</strong> spezifisches Fertigarzneimittel<br />
e<strong>in</strong>e entsprechende produktbezogene, kl<strong>in</strong>ischen Stu<strong>di</strong>e gibt:<br />
Das Werk umfasst 920 ausgewählte Präparate mit H<strong>in</strong>weisen<br />
auf <strong>der</strong>en Erstattungsfähigkeit. Diese Präparate werden <strong>in</strong> 720<br />
kl<strong>in</strong>ischen Stu<strong>di</strong>en kommentiert und auf <strong>der</strong>en praktische Wertigkeit<br />
h<strong>in</strong> untersucht. Für <strong>di</strong>e tägliche Praxis s<strong>in</strong>d gerade <strong>di</strong>ese<br />
Informationen sehr hilfreich, da bei entsprechenden Nachfragen<br />
durch <strong>di</strong>e Krankenkassen wichtige Argumentationshilfen geboten<br />
werden.<br />
Die Kapitel des speziellen In<strong>di</strong>kationsteiles s<strong>in</strong>d so strukturiert,<br />
dass e<strong>in</strong> komplettes Organsystem nach kl<strong>in</strong>ischen und<br />
pharmakologischen Gesichtspunkten abgehandelt wird. Dabei<br />
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
werden neben kurzen Textformen, <strong>di</strong>e zum Teil stichpunktartig<br />
gestaltet s<strong>in</strong>d, auch übersichtliche Tabellen verwendet. Diese ermöglichen<br />
e<strong>in</strong>e schnelle Orientierung und s<strong>in</strong>d beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Praxis o<strong>der</strong> am Krankenbett s<strong>in</strong>nvoll. Die beschriebenen In<strong>di</strong>kationen<br />
– orientiert an <strong>der</strong> universitären Lehrbuchme<strong>in</strong>ung – werden<br />
präzise abgehandelt. Die Therapie immer kurz und prägnant<br />
dargestellt.<br />
Für den „Neul<strong>in</strong>g <strong>in</strong> <strong>der</strong> Phytotherapie“ fällt auf <strong>di</strong>ese Art und<br />
Weise <strong>di</strong>e Orientierung leichter und damit ist auch <strong>di</strong>e Verschreibungspraxis<br />
erfolgreicher und sicherer.<br />
Dies wird unterstützt durch zahlreiche <strong>in</strong><strong>di</strong>viduelle Rezepturen<br />
für <strong>di</strong>e tägliche Praxis, <strong>di</strong>e helfen, neue Wege <strong>in</strong> <strong>der</strong> naturheilkundlichen<br />
Therapie am Patienten zu gehen. Sie s<strong>in</strong>d auf dem<br />
neuesten pharmazeutischen Stand und geben darüber h<strong>in</strong>aus<br />
Auskunft, wo zum Beispiel <strong>in</strong> welchem Arzneibuch <strong>der</strong> betreffende<br />
Rohstoff zu f<strong>in</strong>den ist o<strong>der</strong> wie <strong>der</strong> betreffende Rohstoff <strong>in</strong><br />
dem zurzeit gültigen Arzneibuch bezeichnet ist.<br />
Beispiel: Bei Alkaloidextrakten dürfen nur normierte, d.h. e<strong>in</strong>gestellte<br />
Extrakte verwendet werden. Solche Fe<strong>in</strong>heiten werden<br />
nur <strong>in</strong> <strong>di</strong>esem Buch mit lehrhaftem Charakter vorgestellt und darüber<br />
h<strong>in</strong>aus auch präzise erklärt.<br />
In <strong>di</strong>eser Neuauflage wird aufgezeigt, wo Literaturquellen zu<br />
f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d und wo <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong> anhand bestimmter Org<strong>in</strong>alpublikationen<br />
se<strong>in</strong> wissenschaftliches Interesse stillen kann. Das<br />
Glossar und das Präparateverzeichnis mit e<strong>in</strong>em Index von 2760<br />
Stichwörtern s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>zigartig!<br />
Neu aufgenommen wurden für <strong>di</strong>ese Auflage <strong>di</strong>e wichtigsten<br />
pflanzlichen Rohstoffe, <strong>di</strong>e zur Herstellung von Nahrungsergänzungsmitteln<br />
notwen<strong>di</strong>g s<strong>in</strong>d.<br />
Auch für <strong>di</strong>e Forensik <strong>der</strong> Phytotherapie ist <strong>in</strong> dem Kapitel<br />
Neben- und Wechselwirkungen sowie Möglichkeiten <strong>der</strong> Allergiebildung<br />
durch Phytopharmaka ausreichend gesorgt, so dass<br />
aus eigenen Erfahrungen im täglichen Umgang mit <strong>di</strong>esem<br />
Standardwerk auf weitere Nachschlagewerke, wie z.B. <strong>di</strong>e Rote<br />
Liste, verzichtet werden kann. Der Leitfaden Phytotherapie zeigt<br />
alle notwen<strong>di</strong>gen Informationen für gesetzlichen Formalitäten<br />
<strong>der</strong> Phytotherapie, In<strong>di</strong>kationen, Dosierung, Toxikologie, Interaktionen<br />
und Nebenwirkungen auf.<br />
Der Leitfaden Phytotherapie ist so strukturiert, dass je<strong>der</strong> Leser<br />
mit und ohne Kenntnis <strong>der</strong> Phytotherapie schnell und zuverlässig<br />
alle notwen<strong>di</strong>gen Informationen erhält. Diese Neuauflage<br />
ist darüber h<strong>in</strong>aus mit e<strong>in</strong>em <strong>in</strong><strong>di</strong>viduellen Informationsservice<br />
versehen, <strong>der</strong> halbjährlich <strong>di</strong>e neuesten wichtigen Informationen<br />
via Internet für <strong>di</strong>e tägliche Phytotherapie garantiert(www.<br />
elsevier.de/978-3-437-55343-1).<br />
Auch <strong>di</strong>ese Neuauflage von schilchers Leitfaden Phytotherapie<br />
sollte <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Arztpraxis und <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Apotheke fehlen.<br />
Für <strong>di</strong>e Ärzte mit <strong>der</strong> Zusatzbezeichnung Naturheilverfahren ist <strong>di</strong>eser<br />
Leitfaden „e<strong>in</strong> absolutes Muss auf dem Praxisschreibtisch“.<br />
Mart<strong>in</strong> Adler<br />
69
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Ernährungsme<strong>di</strong>z<strong>in</strong><br />
Dr. Brigitte Hajeck-Lang<br />
Handbuch Diäten<br />
A<strong>di</strong>positas und 40 weitere Krankheitsbil<strong>der</strong><br />
<strong>in</strong><strong>di</strong>viduell behandeln<br />
2010, 336 S., 65 farb. Abb., kartoniert<br />
44,95 €<br />
Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH<br />
ISBN: 978-3-437-57580-8<br />
Warum noch e<strong>in</strong> weiteres Buch zum Thema Ernährungsme<strong>di</strong>z<strong>in</strong>?<br />
Die zunächst naheliegende Antwort ist, dass Krankheiten, <strong>di</strong>e u.a.<br />
durch falsche Ernährung bed<strong>in</strong>gt s<strong>in</strong>d, heute zu e<strong>in</strong>er zentralen<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung für unser Gesundheitssystem geworden s<strong>in</strong>d.<br />
Der K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendlichen-Gesundheitssurvey des Robert-<br />
Koch-Instituts und <strong>di</strong>e Nationale Verzehrsstu<strong>di</strong>e II (2005 – 2008)<br />
haben erst vor Kurzem wie<strong>der</strong> gezeigt, dass es mit <strong>der</strong> Ernährung<br />
unserer Bevölkerung nicht zum Besten steht. Weit mehr als <strong>di</strong>e<br />
Hälfte <strong>der</strong> erwachsenen Bundesbürger ist übergewichtig o<strong>der</strong><br />
a<strong>di</strong>pös. Dazu kommennoch fast zwei Millionen übergewichtige<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche. Diese Untersuchungen ergaben ferner,<br />
dass <strong>der</strong> Fettkonsum immer noch zu hoch ist, <strong>der</strong> Konsum<br />
zuckerhaltiger Getränke weiter zugenommen hat und an<strong>der</strong>erseits<br />
zu wenig Vollkornprodukte, Obst und Gemüse verzehrt<br />
werden. Da <strong>der</strong> Leidensdruck a<strong>di</strong>pöser Menschen oft sehr hoch<br />
ist, gibt es außerhalb <strong>der</strong> <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong> e<strong>in</strong> riesigesAngebot an Diäten,<br />
Schlankheitsmittel, Ratgebern und an<strong>der</strong>en Produkten von meist<br />
Handbuch <strong>der</strong> Neuraltherapie<br />
Stefan We<strong>in</strong>schenk (Hrsg.)<br />
Handbuch Neuraltherapie<br />
Diagnostik und Therapie mit Lokalanästhetika<br />
Pappband, 103 s/w Abb., 213 farb. Abb.,<br />
1120 Seiten, € 129,00<br />
Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH<br />
ISBN 978-3-437-58210-3<br />
„Das vorliegende Werk ist e<strong>in</strong> Vielmännerbuch…“ war noch <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Stu<strong>di</strong>enzeit des Unterzeichners e<strong>in</strong> Ausspruch, welcher im<br />
Au<strong>di</strong>torium von pflichtschul<strong>di</strong>gem Raunen und Schmunzeln gefolgt<br />
wurde. Schien es doch e<strong>in</strong> schriftliches E<strong>in</strong>geständnis des<br />
Herausgebers solcher (Mach)werke, dass er selber das Fach nicht<br />
zu überblicken verstand. Nicht selten fügte sich <strong>der</strong> – <strong>in</strong> süffisantem<br />
Tone vorgetragenen – Feststellung noch e<strong>in</strong>e Beurteilung<br />
an wie : „Immerh<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d an e<strong>in</strong>igen Stellen recht gute Bil<strong>der</strong> vorhanden“;<br />
für <strong>di</strong>e Studenten hieß <strong>di</strong>es: „F<strong>in</strong>ger weg von <strong>di</strong>esem<br />
Buch, <strong>der</strong> Prof. will se<strong>in</strong> eigenes unters Volk br<strong>in</strong>gen.“<br />
Nun: Gott sei Dank, <strong>di</strong>e Zeiten haben sich geän<strong>der</strong>t – und<br />
wer geglaubt hatte, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> Neuraltherapie nach huneke das<br />
Bücher<br />
fragwür<strong>di</strong>ger Qualität und Wirksamkeit. Selbst für Ernährungsexperten<br />
wird es zunehmend schwierig, den Überblick zu behalten<br />
und <strong>di</strong>e berühmte „Spreu“ vom „Weizen“ zu trennen. Gerade<br />
dar<strong>in</strong> liegt <strong>di</strong>e Stärke <strong>di</strong>eses Buches. Die Autor<strong>in</strong>, Frau Dr. BriGitte<br />
hajeck-lanG, ist seit 20 Jahren als Ernährungsme<strong>di</strong>z<strong>in</strong>er<strong>in</strong> <strong>in</strong> Aachen<br />
tätig und hat sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fortbildung auf <strong>di</strong>esem Gebiet beson<strong>der</strong>s<br />
profiliert.<br />
In ihrem Buch hat sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zigartiger Weise Informationen<br />
über unterschiedlichste Diäten und Ernährungskonzepte zusammengetragen<br />
und <strong>di</strong>daktisch hervorragend geordnet, sodass<br />
sich <strong>der</strong> Leser e<strong>in</strong> gutes Bild von den wichtigsten ernähungsme<strong>di</strong>z<strong>in</strong>ischen<br />
Therapieangeboten verschaffen kann. Dabei geht<br />
es nicht nur um das Thema A<strong>di</strong>positas, son<strong>der</strong>n auch um viele<br />
an<strong>der</strong>e Krankheiten, bei <strong>der</strong>en Entstehung und Therapie <strong>di</strong>e Ernährung<br />
e<strong>in</strong>e wichtige Rolle spielt.<br />
Die Darstellung <strong>der</strong> Themen besticht darüber h<strong>in</strong>aus durch<br />
ihre Praxisnähe, ist dabei aber stets evidenzbasiert, wie auch<br />
durch <strong>di</strong>e sorgfältigen Literaturh<strong>in</strong>weise deutlich wird. E<strong>in</strong>zigartig<br />
s<strong>in</strong>d dabei <strong>di</strong>e praxisbetonten Arbeitsmodelle und Schritt-für-<br />
Schritt-Anleitungen, <strong>di</strong>e praktischerweise aus dem Netz „heruntergeladen“<br />
werden können und für jeden Therapeuten äußert<br />
nützlich se<strong>in</strong> dürften. Damit unterscheidet sich <strong>di</strong>eses Werk <strong>in</strong><br />
vielfältiger Weise wohltuend von vielen oft zu theorielastigen<br />
Fachbüchern und kann deshalb gerade für praktisch tätige Ernährungsfachkräfte<br />
und Ernährungsme<strong>di</strong>z<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>e wertvolle<br />
Hilfe se<strong>in</strong>. Ich kann <strong>di</strong>eses Buch nur empfehlen und wünsche ihm<br />
e<strong>in</strong>e hoheVerbreitung.<br />
Prof. Dr. HanS Hauner<br />
Else Kröner-Fresenius-Zentrum für Ernährungsme<strong>di</strong>z<strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Technischen Universität München<br />
letzte Wort gesprochen, <strong>di</strong>e ultimative Injektionstechnik gefunden<br />
worden sei, <strong>der</strong> sieht sich seit dem Ersche<strong>in</strong>en des „Handbuches<br />
Neuraltherapie“ bitter getäuscht. Dr. steFan we<strong>in</strong>schenk,<br />
dem Herausgeber, ist <strong>in</strong> vieljähriger und sicher mühsamer Fleißarbeit<br />
<strong>di</strong>e Herausgabe e<strong>in</strong>es außergewöhnlichen Standardwerkes<br />
gelungen, das sich mit Sicherheit <strong>in</strong> Kürze neben den etablierten<br />
Büchern e<strong>in</strong>reihen wird.<br />
E<strong>in</strong> „<strong>Tasche</strong>nbuch“ ist das Vielmänner- und Vielfrauenbuch<br />
nicht – mit se<strong>in</strong>en 1106 Seiten. Vielmehr e<strong>in</strong> Lehr-, Lern- und<br />
Nachschlagebuch, das <strong>in</strong> tiefgreifen<strong>der</strong> Weise <strong>di</strong>e Grundlagen<br />
erläutert. In beispielhafter, exakter Weise werden <strong>di</strong>e extrazelluläre<br />
Matrix, <strong>der</strong>en Regulation, <strong>di</strong>e Physiologie und Anatomie<br />
des unwillkürlichen Nervensystems und <strong>di</strong>e Pharmakologie <strong>der</strong><br />
wesentlichen verwendeten Substanzen erläutert. Intensiver und<br />
zugleich kompakter als <strong>in</strong> allen dem Rezensenten bekannten<br />
Büchern erfolgen Darstellungen, Überlegungen und Untersuchungen<br />
selbst von Themen, welche bisher wenig erläutert<br />
wurden, wie: Plazeboeffekt, Heilungsh<strong>in</strong><strong>der</strong>nisse, Arzt-Patienten-<br />
Interaktionen, Psychologische E<strong>in</strong>flussfaktoren, Notfallme<strong>di</strong>z<strong>in</strong>ische<br />
Maßnahmen, Nogier-Reflex und Vieles mehr.<br />
Die e<strong>in</strong>zelnen Techniken selbst, von <strong>der</strong> oberflächlichen<br />
Quaddel- und Segment-Therapie bis h<strong>in</strong> zu den „tiefen“ Injektionen<br />
enthalten selbst für den Fortgeschrittenen überraschend<br />
viel Neues – hier kommt <strong>der</strong> Vorzug des „Vielmännerbuches“ erneut<br />
zum Tragen, da erfahrene Spezialisten und Spezialist<strong>in</strong>nen<br />
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Bücher<br />
unterschiedlicher Sparten Techniken darstellen, welche bislang<br />
noch wenig bekannt waren und offenbar erst <strong>in</strong> <strong>der</strong> jahrzehntelangen<br />
Praxis entwickelt wurden; zu nennen wären hier beispielhaft<br />
<strong>di</strong>e Darstellung und Bedeutung <strong>der</strong> Injektionen an <strong>di</strong>e kle<strong>in</strong>en<br />
Okzipitalmuskeln o<strong>der</strong> spezielle Behandlungstechniken im<br />
Urogenitalbereich; und wer me<strong>in</strong>t, dass er alle Möglichkeiten im<br />
Bereich <strong>der</strong> Therapie muskulo-skelettärer Beschwerden bereits<br />
kennen und therapieren könnte, <strong>der</strong> sei auf das umfangreiche<br />
<strong>di</strong>esbezügliche „<strong>Ortho</strong>pä<strong>di</strong>e-“kapitel des Buches verwiesen.<br />
Bil<strong>der</strong> gibt es auch <strong>in</strong> <strong>di</strong>esem Kompaktwerk: zahlreiche klare<br />
schwarz-weiße Skizzen und Fotografien erläutern <strong>di</strong>e Texte. Zweifelsfrei<br />
kann das „Handbuch“ – speziell für den Anfänger – den tra<strong>di</strong>tionellen<br />
Atlas mit großformatigen Bil<strong>der</strong>n nicht ersetzen, aber<br />
es ist bei <strong>der</strong> Besprechung <strong>der</strong> <strong>di</strong>versen Anwendungsformen/techniken<br />
immer klar, was, wann, wo neural therapeutisch zu geschehen<br />
hat.<br />
„Ich b<strong>in</strong> schon so lange glücklich,<br />
dass es mich depressiv macht.“<br />
E<strong>in</strong>zlk<strong>in</strong>d<br />
Harold (Roman)<br />
222 S., flex. E<strong>in</strong>band, E<strong>di</strong>tion Tiamat, € 16,--<br />
ISBN 978-3-89320-142-6<br />
Wenn Sie „Harold“ schließlich gelesen haben, werden Sie so<br />
schnell ke<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es „komisches“ Buch mehr wollen – es kann<br />
kaum besser werden. hans MaGnus enzensBerGer f<strong>in</strong>det (wohl<br />
e<strong>in</strong> wenig verdattert): „Das ist ja ziemlich wun<strong>der</strong>bar. Ich me<strong>in</strong>e<br />
Harold.“<br />
harold war bis vor kurzem Wurstverkäufer und hat e<strong>in</strong> etwas<br />
seltsames Hobby: Er br<strong>in</strong>gt sich gerne um. Dennoch ist er<br />
zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Geschehnisse 49 Jahre alt und lebt e<strong>in</strong>igermaßen<br />
auskömmlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Gebäude <strong>in</strong> London. Dass<br />
ihn gelegentlich Naturgewalten wie <strong>di</strong>e Käseverkäufer<strong>in</strong> carol,<br />
Mrs. car<strong>di</strong>Gan o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Damen-Bridgerunde als Spielball nutzen,<br />
hält er bis zum nächsten Suizid locker aus.<br />
Dann kommt allerd<strong>in</strong>gs denise BenthaM an se<strong>in</strong>e Tür, jung,<br />
hübsch, Pferdeschwanz. Sie wohnt erst seit zwei Wochen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Gegend, muss verreisen und weiß nicht recht, woh<strong>in</strong> mit ihrem<br />
schulpflichtigen Sohn. „Melv<strong>in</strong>“, sagt sie, „ist wirklich e<strong>in</strong> lieber<br />
Junge.“ und lässt ihn bei harold.<br />
Melv<strong>in</strong> sagt: „Ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Savant. E<strong>in</strong> Genie. Ich habe e<strong>in</strong> fotografisches<br />
Gedächtnis. Im Gegensatz zu den meisten Savants b<strong>in</strong><br />
ich aber ke<strong>in</strong> Autist. Ich kann alle<strong>in</strong>e Bus fahren und b<strong>in</strong> <strong>der</strong> Kontemplation<br />
fähig.“ Melv<strong>in</strong> ist etwa zehn, hat 1238 Bücher gelesen,<br />
kennt alle Beethoven-Sonaten auswen<strong>di</strong>g, hat dreimal h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
<strong>di</strong>e Schul-Schachmeisterschaft gewonnen, 4,5 Dioptrien<br />
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Be<strong>in</strong>ahe selbstverständlich ist es für we<strong>in</strong>schenk, dass er so<br />
wesentliche Gebiete wie jenes <strong>der</strong> Zahnheilkunde mit e<strong>in</strong>bezieht<br />
– und was wäre <strong>di</strong>e „NTH“ ohne ausführliche Besprechung<br />
des „Störfeldes“, dem ausführliche Aufmerksamkeit gewidmet<br />
wird; von <strong>der</strong> manuellen Diagnostik bis zum E<strong>in</strong>satz mo<strong>der</strong>ner<br />
bildgeben<strong>der</strong> (Cavitat, MRT) o<strong>der</strong> komplementärer Verfahren<br />
(EAV) wird dem Leser <strong>di</strong>e gesamte Palette <strong>der</strong> Möglichkeiten dargebracht.<br />
Außergewöhnlich und erfreulich ist gerade Letzteres<br />
für e<strong>in</strong> Buch, welches ja ganz gewiss auch <strong>in</strong> Kreisen <strong>der</strong> Hochschulme<strong>di</strong>z<strong>in</strong><br />
Interesse und Leser f<strong>in</strong>den soll.<br />
Ke<strong>in</strong>e leichte Lektüre – immerh<strong>in</strong> wiegt das Opus 1,4 Kilogramm<br />
– aber e<strong>in</strong>e lohnende. Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> Freude an <strong>der</strong> Ganzheitsme<strong>di</strong>z<strong>in</strong><br />
und an <strong>der</strong> Neuraltherapie nach den Gebrü<strong>der</strong>n<br />
huneke hat und <strong>di</strong>ese als <strong>in</strong>tegratives Element zwischen „konventioneller“<br />
und „komplementärer“ <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong> versteht, wird von dem<br />
vorliegenden Buch begeistert se<strong>in</strong>. O. Kuhnke<br />
plus auf dem l<strong>in</strong>ken und 5,5 auf dem rechten Auge. Se<strong>in</strong>e Hobbys<br />
s<strong>in</strong>d ihm nicht bekannt. Melv<strong>in</strong> will <strong>di</strong>e siebentägige Abwesenheit<br />
se<strong>in</strong>er Mutter nutzen, um se<strong>in</strong>en Vater zu f<strong>in</strong>den. Der soll<br />
irgendwo <strong>in</strong> England (o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Irland?) leben, und harold soll <strong>der</strong><br />
Reisebegleiter se<strong>in</strong>.<br />
Mal abgesehen davon, dass <strong>di</strong>eser Roman schon bis hierher<br />
mehr exzellente, aberwitzige Ideen und Dialoge vorführt als<br />
hun<strong>der</strong>t an<strong>der</strong>e Bücher bis zum Schluss, beg<strong>in</strong>nt nun e<strong>in</strong>e eher<br />
unvorstellbare Reise. Die Beiden treffen huMphrey BoGart, jonny<br />
danGer, das rosarote Badeschaf, Miss p<strong>in</strong>k FlaM<strong>in</strong>Go und lernen<br />
jakoB isaakste<strong>in</strong>s Kostümverleih kennen. Melv<strong>in</strong> durchblickt trotz<br />
se<strong>in</strong>es gefühlten IQ von 300 <strong>di</strong>e Gesetzte von Pfer<strong>der</strong>ennen<br />
nicht, verliert gegen e<strong>in</strong>en debilen Tankstellenbesitzer im Schach<br />
(Blitzschach) und verliebt sich <strong>in</strong> Gw<strong>in</strong>eth aus dem französischen<br />
Café <strong>in</strong> Irland, vergisst sie aber wie<strong>der</strong>. harold stürzt <strong>in</strong> ziemlicher<br />
Höhe aus dem Fenster, hängt sich zwei-, dreimal auf und liegt<br />
zwischendurch tot <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Badewanne, <strong>der</strong>weil ihm Melv<strong>in</strong> se<strong>in</strong>en<br />
Schulaufsatz über <strong>di</strong>e Vor- und Nachteile von Demokratien<br />
vorliest. Den Vater f<strong>in</strong>den sie allerd<strong>in</strong>gs nicht. Zumal es <strong>der</strong> kerzengerade<br />
Geschäftsmann jereMiah al-kasiM (mit Bodyguard ali)<br />
ebenso wenig ist wie jerry, <strong>der</strong> Homosexuelle. Na ja, und auch<br />
nicht <strong>der</strong> „böse Mann“ jereMiah newsoM, den es schon gar nicht<br />
mehr gibt (Whisky und Straßenbäume …).<br />
Warum ich das alles erzähle? Weil ich möchte, dass Sie Ihre<br />
ger<strong>in</strong>ge Freizeit nicht mit fragwür<strong>di</strong>gen o<strong>der</strong> gar schlechten Büchern<br />
verbr<strong>in</strong>gen, son<strong>der</strong>n <strong>di</strong>eses lesen. –<br />
Vielleicht ist ja <strong>der</strong> E<strong>in</strong>druck entstanden, dass harold – sagen<br />
wir – unbedarft ist. Das ist er nicht! Er kann <strong>in</strong> aller Stille auf e<strong>in</strong>er<br />
Parkbank sitzen, bis <strong>di</strong>e Vögel ihn vergessen haben. Er kann e<strong>in</strong>undvierzig<br />
Luftballons aufpusten, bevor er <strong>in</strong> Ohnmacht fällt. Er<br />
kann länger aus se<strong>in</strong>em Fenster schauen als es Tageszeiten gibt.<br />
Er kann drei Liter Tee tr<strong>in</strong>ken, ohne „auf Toilette“ zu müssen. Er<br />
kann stundenlang <strong>in</strong> Maisfel<strong>der</strong>n wan<strong>der</strong>n, ohne jemandem zu<br />
begegnen. Er kann vier M<strong>in</strong>uten auf e<strong>in</strong>em Be<strong>in</strong> stehen, ohne<br />
umzufallen.<br />
Was er nicht kann (jedenfalls nicht so gut), ist Auto fahren. Er<br />
überfährt <strong>di</strong>e Queen. W. Kolkhorst<br />
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zaenmagaz<strong>in</strong><br />
IGNH<br />
Internationale <strong>Med</strong>iz<strong>in</strong>ische<br />
Gesellschaft für Neural-<br />
therapie nach Huneke –<br />
Regulationstherapie e.V.<br />
Geschäftsstelle<br />
Ansprechpartner<br />
Öffnungszeiten<br />
Am Promenadenplatz 1<br />
72250 Freudenstadt<br />
Bett<strong>in</strong>a Fischer<br />
Mo – Do 9:00 – 16:00<br />
Fr 9:00 – 13:00<br />
Telefon 0 74 41 – 91 858 0<br />
Fax 0 74 41 – 91 858 22<br />
E-Mail <strong>in</strong>fo@zaen.org<br />
Website www.ignh.de<br />
Weiterbildung Naturheilverfahren<br />
6.–13.9.<br />
Überl<strong>in</strong>gen<br />
14. – 18.9.<br />
Freudenstadt<br />
14. – 18.9.<br />
Freudenstadt<br />
14. – 18.9.<br />
Freudenstadt<br />
14. – 18.9.<br />
Freudenstadt<br />
Kurse Neuraltherapie nach Huneke 2011 / 2012<br />
121. ZAEN-Kongresses vom 14. – 18.9.2011 <strong>in</strong> Freudenstadt<br />
Freitag, 16.9. Kurs I<br />
Samstag, 17.9. Kurs II<br />
Sonntag, 18.9. Kurs III<br />
Freitag, 16.9. Kurs IX<br />
Samstag, 17.9. Kurs V<br />
Sonntag, 18.9. Kurs X<br />
<strong>Med</strong>iz<strong>in</strong>ische Woche vom 28.10. – 2.11.2011 <strong>in</strong> Baden-Baden<br />
(Anmeldung/Infos: medwoche@me<strong>di</strong>z<strong>in</strong>verlage.de o<strong>der</strong> Tel. 0711 / 893 13 63)<br />
Freitag, 28.10. Kurs I<br />
Samstag, 29.10. Kurs II<br />
Sonntag, 30.10. Kurs III<br />
Freitag, 28.10. Kurs IV<br />
Samstag, 29.10. Kurs VII<br />
Sonntag, 30.10. Kurs VI<br />
20. Bad Me<strong>in</strong>berger Woche, 16. – 19.11.2011 <strong>in</strong> Horn-Bad Me<strong>in</strong>berg<br />
122. ZAEN-Kongresses vom 21. – 25.3.2012 <strong>in</strong> Freudenstadt<br />
Donnerstag, 22.3. Kurs I<br />
Freitag, 23.3. Kurs II<br />
Samstag, 24.3. Kurs III<br />
Sonntag, 25.3. Neuraltherapeutische Vorträge<br />
+ zusätzliche Aufbaukurse (Donnerstag – Samstag)<br />
Term<strong>in</strong>e<br />
Neuraltherapie-Kongresses <strong>in</strong> Barcelona<br />
17. – 19. Mai 2012 <strong>in</strong> Sitges David V<strong>in</strong>jes, Katja Puente de la Vega<br />
Internationaler Kongresses <strong>in</strong> Istanbul<br />
14. – 16. Juni 2012<br />
Weiterbildungswoche IV<br />
Balneo – Klima – Massage – Therapie<br />
mit Selbsterfahrung Heilfasten nach Buch<strong>in</strong>ger<br />
Weiterbildungswoche I<br />
Immunmodulation – Ausleitung – Heilungsh<strong>in</strong><strong>der</strong>nisse<br />
Weiterbildungswoche II<br />
Ernährung – Verdauung – Stoffwechsel<br />
Weiterbildungswoche III<br />
Bewegung – Entspannung – Physikalische Maßnahmen<br />
Fallsem<strong>in</strong>are – Block 1 und 2<br />
EAV-Arbeitskreis Hamburg<br />
Ort Praxis Dr.med.dent. Thomas He<strong>in</strong>rici<br />
Neuer Wall 61; 20354 Hamburg<br />
Tel.: 040 / 34 68 88 ; Fax: 040 / 35 27 10<br />
Zeit 15:00 – 18:00 Uhr<br />
Term<strong>in</strong>e 2011 11.05.; 22.06.; 24.08.; 21.09.; 19.10.; 23.11.<br />
Ernährungsme<strong>di</strong>z<strong>in</strong><br />
Curriculum Ernährungsme<strong>di</strong>z<strong>in</strong> – Teil 1<br />
1. – 5.6. (<strong>in</strong> München)<br />
29.6. – 3.7. (<strong>in</strong> Wiesbaden)<br />
Curriculum Ernährungsme<strong>di</strong>z<strong>in</strong> – Teil 2<br />
6. – 10.7. (<strong>in</strong> Wiesbaden)<br />
3. – 7.8. (<strong>in</strong> München)<br />
14. – 18.9. (<strong>in</strong> Freudenstadt)<br />
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