Faust in der Tasche - Ortho-Bio-Med Centro di cura Specialistico
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zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Orig<strong>in</strong>alia<br />
Blastocystis – e<strong>in</strong> häufiger, wenig bekannter,<br />
fakultativ darmpathogener E<strong>in</strong>zeller<br />
GaBriele scHnei<strong>der</strong>, Peter rosler<br />
Zusammenfassung<br />
Blastocystis ist e<strong>in</strong> fakultativ darmpathogener E<strong>in</strong>zeller,<br />
<strong>der</strong> weltweit im Intest<strong>in</strong>altrakt von Mensch<br />
und Tier vorkommt. Die <strong>Bio</strong>logie des Keimes <strong>in</strong> Darm<br />
und Umwelt ist nur teilweise bekannt. Die Infektion<br />
des Menschen erfolgt fäkal-oral über kontam<strong>in</strong>iertes<br />
Wasser, begünstigt durch schlechte Hygienebed<strong>in</strong>gungen,<br />
häufig nach Reiseanamnese. Die Prävalenz<br />
kann <strong>in</strong> Gebieten o<strong>der</strong> Bevölkerungsgruppen mit<br />
mangeln<strong>der</strong> Hygiene bis zu 70 % erreichen; <strong>in</strong> Europa<br />
betragen <strong>di</strong>e Nachweisraten meist um 15 %. Blastocystis<br />
ssp. wurde bei Vitatest 2010 bei 1298 ambulanten<br />
Patienten mit chronischen Magen-Darm-Beschwerden<br />
<strong>in</strong> 12,6 % (n=164) <strong>der</strong> parasitologischen<br />
Stuhluntersuchungen nachgewiesen. Nur bei e<strong>in</strong><br />
bis zwei Drittel <strong>der</strong> Infizierten treten Symptome auf.<br />
Kl<strong>in</strong>isch werden vorrangig chronisch-rezi<strong>di</strong>vierende<br />
Durchfälle, Bauchschmerzen, Mü<strong>di</strong>gkeit und Meteorismus<br />
beobachtet. Außerhalb von Entwicklungslän<strong>der</strong>n<br />
wird Blastocystis beson<strong>der</strong>s häufig bei Patienten<br />
mit Reizdarm-Syndrom gefunden. Die Therapie wird<br />
bei Erregernachweis im Stuhl und persistierenden<br />
Symptomen, nach Ausschluss an<strong>der</strong>er Ursachen,<br />
empfohlen. Bisher bewährt hat sich <strong>di</strong>e Behandlung<br />
mit T<strong>in</strong>idazol, Metronidazol o<strong>der</strong> Paromomyc<strong>in</strong>. Insuffiziente<br />
Diagnostik, Therapie, Re<strong>in</strong>fektionen unklarer<br />
Herkunft sowie Fragen zur <strong>in</strong><strong>di</strong>viduellen Therapiebedürftigkeit<br />
erschweren gegenwärtig den Umgang<br />
mit <strong>di</strong>eser parasitären Infektion.<br />
Schlüsselwörter: Blastocystis, Parasiten, Protozoen,<br />
Diagnostik, Therapie, Enteritis<br />
Autor<br />
Dr. Gabriele Schnei<strong>der</strong><br />
Vitatest Drs. Rosler GbR<br />
Am Weißen Haus 10<br />
97772 Wildflecken<br />
Tel.: 0 97 45 / 91 91 17<br />
Fax: 0 97 45 / 91 91 91<br />
E-Mail: schnei<strong>der</strong>@vitatest.de<br />
Bei parasitologischen Stuhluntersuchungen im Fachlabor Vitatest<br />
ist Blastocystis ssp. <strong>der</strong> am häufigsten mikroskopisch nachgewiesene<br />
Erreger. Im Jahr 2010 wurde bei 1298 parasitologischen<br />
Stuhluntersuchungen <strong>in</strong> 164 Proben (12,6%) Blastocystis<br />
ssp. nachgewiesen (siehe Tabelle 1). Die Stuhlproben stammen<br />
zum überwiegenden Teil von ambulanten Patienten mit chronischen<br />
Magen-Darm-Beschwerden.<br />
Rückfragen <strong>der</strong> Therapeuten nach Befundübermittlung verdeutlichten,<br />
dass über Blastocystis ssp. <strong>in</strong> gängigen Fachbüchern<br />
kaum Angaben zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d und dass Pathogenität und Therapiebedürftigkeit<br />
kontrovers <strong>di</strong>skutiert werden. Diese Informationslücken<br />
sowie Erkenntnisse <strong>der</strong> letzten Jahre s<strong>in</strong>d Anlass, den<br />
gegenwärtigen Stand des Wissens zusammenzutragen.<br />
Tab. 1: Ergebnisse parasitologischer Stuhl<strong>di</strong>agnostik Vitatest 2010<br />
Monat Untersuchungen<br />
Anzahl n<br />
Parasiten nachgewiesen<br />
(<strong>in</strong>kl. Blastocystis)<br />
Blastocystis ssp.<br />
nachgewiesen<br />
n % n %<br />
Januar 79 19 24,1 17 21,5<br />
Februar 100 18 18,0 18 18,0<br />
März 112 14 12,5 14 12,5<br />
April 76 12 15,8 10 13,2<br />
Mai 77 10 13,0 9 11,7<br />
Juni 114 21 18,4 17 14,9<br />
Juli 114 18 15,8 16 14,0<br />
August 87 15 17,2 12 13,8<br />
Sept. 132 27 20,0 22 16,7<br />
Oktober 133 15 11,3 12 9,0<br />
Nov. 128 9 7,0 8 6,3<br />
Dez. 146 11 7,5 9 6,2<br />
gesamt 1298 189 14,6 164 12,6<br />
Vorkommen und Taxonomie<br />
Blastocystis kommt weltweit bei Mensch und Tier (z.B. Affe,<br />
Schwe<strong>in</strong>, Huhn, Hund, Katze, Nager, Reptilien, Fisch, Schabe) vor.<br />
In vielen Arbeiten wird <strong>der</strong> Keim als Protozoe, Flagellat, Amoebe,<br />
Hefe o<strong>der</strong> Sporozoon (fehl-?)klassifiziert. Seit 1996 ordnen<br />
phylogenetische Analysen <strong>der</strong> ribosomalen RNS Blastocystis<br />
taxonomisch <strong>der</strong> heterogenen Gruppe <strong>der</strong> „Stramenopile“ zu<br />
(113). An<strong>der</strong>e Stramenopiles s<strong>in</strong>d Braunalgen, Kieselalgen sowie<br />
<strong>di</strong>e Erreger von „Mehltau“ o<strong>der</strong> „Plötzlichem Eichensterben“. Die<br />
20 2/2011