Faust in der Tasche - Ortho-Bio-Med Centro di cura Specialistico
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2/2011<br />
Praxis / Serie<br />
Da ke<strong>in</strong>e Stickstoffspeicher vorhanden s<strong>in</strong>d, ist <strong>der</strong> Organismus<br />
auf e<strong>in</strong>e konstante ausgeglichene Eiweißzufuhr angewiesen.<br />
Für Hungerzeiten verfügt <strong>der</strong> Körper über begrenzte Am<strong>in</strong>osäurepools:<br />
Etwa 150 g freie Am<strong>in</strong>osäuren stehen pro Tag zur<br />
Verfügung: 70 – 80 % <strong>in</strong> <strong>der</strong> Skelettmuskulatur e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerer<br />
Teil im Plasma. Bei niedriger Eiweißzufuhr (z.B. beim Fasten o<strong>der</strong><br />
e<strong>in</strong>er Eiweißmangelernährung) werden <strong>di</strong>ese mobilisiert und<br />
zum Erhalt <strong>der</strong> physiologischen Grundfunktionen verwendet (Es<br />
kommt zum Muskelabbau).<br />
Verdauung und Absorption von Nahrungseiweiß<br />
Aufgenommenes Nahrungseiweiß muss durch Denaturierung<br />
und Spaltung <strong>der</strong> Peptidb<strong>in</strong>dungen <strong>in</strong> Am<strong>in</strong>osäuren zerlegt werden,<br />
damit <strong>di</strong>ese von den Mukosazellen im Dünndarm absorbiert<br />
werden können. (Für <strong>di</strong>e Bedeutung <strong>der</strong> Mundverdauung<br />
verweise ich auf me<strong>in</strong>en Artikel im zaenmagaz<strong>in</strong> 03/2011).<br />
Im Magen werden <strong>di</strong>e Prote<strong>in</strong>e durch <strong>di</strong>e Salzsäure denaturiert<br />
und Peptidketten durch Peps<strong>in</strong> (Aktivierung des Peps<strong>in</strong>ogens<br />
durch sauren pH) gespalten.<br />
Der proximale Dünndarm ist <strong>der</strong> Hauptverdauungsort<br />
für <strong>di</strong>e Nahrungseiweiße. Hier spalten <strong>di</strong>e Pankreasenzyme <strong>di</strong>e<br />
Polypeptide <strong>in</strong> nie<strong>der</strong>molekulare Peptide und e<strong>in</strong>zelne Am<strong>in</strong>osäuren.<br />
In <strong>der</strong> Bürstensaummembran enthaltene Dipeptidasen<br />
und Am<strong>in</strong>opeptidasen vervollstän<strong>di</strong>gen das.<br />
Die Absorption <strong>der</strong> Am<strong>in</strong>osäuren erfolgt im Jejunum durch<br />
spezifische Transportsysteme <strong>in</strong> <strong>di</strong>e Mukosazellen.<br />
Verdauungsstörungen, <strong>Med</strong>ikamentene<strong>in</strong>nahme und falsches<br />
Essverhalten bee<strong>in</strong>flussen <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er Weise <strong>di</strong>e Eiweißverdauung:<br />
E<strong>in</strong> Zuwenig an Magensäure (z.B. bei e<strong>in</strong>er<br />
atrophischen Gastritis, <strong>der</strong> chronische E<strong>in</strong>satz von Protonenpumpenhemmern<br />
(PPI)), hastiges Essen aber auch zu große<br />
Eiweißportionen führen zu e<strong>in</strong>er mangelhaften Zerlegung und<br />
damit zu e<strong>in</strong>em vermehrten Anteil unverdauter, nicht resorbierbarer<br />
hochmolekularer Eiweiße im Dünndarm. Durch bakterielle<br />
Prozesse entstehen toxische Fäulnisprodukte: z.B. Kadaver<strong>in</strong> und<br />
biogene Am<strong>in</strong>e: Histam<strong>in</strong>, Tryptam<strong>in</strong> und Phenyaethylam<strong>in</strong>. Diese<br />
werden aufgenommen, schä<strong>di</strong>gen <strong>di</strong>e Darmschleimhaut, das<br />
<strong>in</strong>test<strong>in</strong>ale Immun- und Nervensystem: Es kommt zur Intest<strong>in</strong>alen<br />
Intoxikation.<br />
Die aromatischen essentiellen Am<strong>in</strong>osäuren Tryptophan<br />
und Phenylalan<strong>in</strong> werden zu Indol, Skatol abgebaut und ausgeschieden<br />
und stehen zum Prote<strong>in</strong>synthese nicht mehr zur Verfügung.<br />
Dies betrifft im Beson<strong>der</strong>en den Aufbau <strong>der</strong> Neurotransmitter<br />
Seroton<strong>in</strong> (Melaton<strong>in</strong>) und Dopam<strong>in</strong>.<br />
<strong>Bio</strong>logische Wertigkeit<br />
Qualitätskriterien für Nahrungseiweiß ist <strong>di</strong>e Am<strong>in</strong>osäurenzusammensetzung<br />
und <strong>di</strong>e Verdaubarkeit/Absorption.<br />
Sie ist abhängig von <strong>der</strong> Kauleistung des Patienten, <strong>der</strong> Enzymleistung,<br />
<strong>der</strong> Integrität <strong>der</strong> Darmschleimhaut und <strong>der</strong> Zubereitung<br />
<strong>der</strong> Nahrung (Ich verweise auf me<strong>in</strong>en Artikel im zaenmagaz<strong>in</strong><br />
2/2011.).<br />
Schwer verdauliche<br />
Nahrungseiweiße<br />
Leichter verdauliche<br />
Nahrungseiweiße<br />
Nuss- / Mandeleiweiß Weich gekochtes Ei<br />
Hart gebratenes, zähes Fleisch Fisch (gekocht o<strong>der</strong> zart angebraten)<br />
Fetthaltiges Fleisch Geflügelfleisch<br />
Autor<strong>in</strong><br />
Dr. med. Monika Pirlet-Gottwald<br />
prakt. Ärzt<strong>in</strong><br />
Pagan<strong>in</strong>istraße 98<br />
81247 München<br />
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Die <strong>Bio</strong>logische Wertigkeit ist e<strong>in</strong> Qualitätsparameter für<br />
<strong>di</strong>e Prote<strong>in</strong>synthese aus dem Nahrungseiweiß. Der wichtigste<br />
Parameter ist <strong>di</strong>e Nettostickstoffverwertung. Er gibt an, wie viel<br />
Körperprote<strong>in</strong> aus e<strong>in</strong>er bestimmten Menge an Nahrungsprote<strong>in</strong><br />
synthetisiert wird, also dem anabolen Stoffwechselweg<br />
folgt: Anabole Verstoffwechselung. Je höher <strong>di</strong>eser Wert ist,<br />
desto niedriger ist <strong>di</strong>e Menge an Stickstoffabbauprodukten. Sie<br />
ist abhängig von <strong>der</strong> Zusammensetzung <strong>der</strong> Am<strong>in</strong>osäure. Limitierend<br />
ist <strong>di</strong>e <strong>in</strong> niedrigster Konzentration vorliegende (essentielle)<br />
Am<strong>in</strong>osäure („limitierende AS“).<br />
Die Komb<strong>in</strong>ation <strong>der</strong> Lebensmittel steigert <strong>di</strong>e Wertigkeit<br />
deutlich: Das Am<strong>in</strong>osäuremuster wird vervollstän<strong>di</strong>gt.<br />
Nahrungsmittel Anabole Verstoffwechselung<br />
Hühnerei 48 %<br />
Fleisch 32 %<br />
Fisch 32 %<br />
Kase<strong>in</strong> (Milch) 18 %<br />
Soja 17 %<br />
Weizen 13 %<br />
64 % Kartoffeln + 63 % Vollei 78 %<br />
75 % Milch + 25 % Weizen 70 %<br />
Eiweißzufuhr: So viel wie nötig – so wenig wie möglich!<br />
Durch e<strong>in</strong> über den Tag verteiltes breites abwechslungsreiches<br />
Angebot aus allen Eiweißquellen kann <strong>di</strong>e Eiweißzufuhr und<br />
damit <strong>der</strong> Anfall an Stickstoffverb<strong>in</strong>dungen möglichst niedrig<br />
gehalten werden. Das heißt <strong>in</strong> etwa: täglich e<strong>in</strong> Ei, ca. 80–120 g<br />
Fleisch o<strong>der</strong> Fisch, Kartoffeln, e<strong>in</strong>e Milchspeise – <strong>in</strong> leichtverdaulicher<br />
Zubereitung.<br />
Die Zufuhr sollte auf kle<strong>in</strong>e Mahlzeiten verteilt werden, das<br />
sättigt besser und führt zu e<strong>in</strong>er kont<strong>in</strong>uierlichen Eiweißversorgung.<br />
Je kränker das Verdauungssystem, desto kle<strong>in</strong>er <strong>di</strong>e E<strong>in</strong>zelportionen.<br />
(vgl. zaenmagaz<strong>in</strong> 2/2011).<br />
Vorraussetzung für <strong>di</strong>e vollstän<strong>di</strong>ge Resorption ist <strong>di</strong>e Esskultur:<br />
Kauen, Schmecken, Genießen. Nur so können das zugeführte<br />
Nahrungseiweiß aufgespalten und aufgenommen werden.<br />
Im Wachstum, bei Umbauprozessen, bei <strong>der</strong> Gewichtsreduktion,<br />
beim Metabolischen Syndrom kann <strong>di</strong>e zugeführte Eiweißmenge<br />
vorrübergehend auf 1-1,5 g/kg Körpergewicht angehoben<br />
werden. Mit zunehmen<strong>der</strong> Gesundung, im Alter und<br />
bei allen entzündlichen Erkrankungen sollte allerd<strong>in</strong>gs <strong>der</strong> Amoniak-<br />
und Stickstoffanfall möglichst niedrig gehalten werden<br />
(Pur<strong>in</strong>bildung): also wenig, aber hochwertiges Eiweiß! Entzündungsprozesse<br />
kommen so schneller zur Ruhe, <strong>der</strong> Stoffwechsel<br />
ökonomisiert sich.<br />
Bei ausgeprägten Nahrungsmittelunverträglichkeiten o<strong>der</strong><br />
Allergien, bei katabolen Prozessen, bei Lebererkrankungen und<br />
bei alten und onkologischen Patienten kann e<strong>in</strong>e Ergänzung<br />
bzw. e<strong>in</strong> Ersatz des Nahrungseiweiß’ durch re<strong>in</strong>e Am<strong>in</strong>osäurepräparate<br />
mit höchster anabolen Qualität s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>.<br />
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