Faust in der Tasche - Ortho-Bio-Med Centro di cura Specialistico
Faust in der Tasche - Ortho-Bio-Med Centro di cura Specialistico
Faust in der Tasche - Ortho-Bio-Med Centro di cura Specialistico
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
zaenmagaz<strong>in</strong><br />
Abb. 2a: nosologisches Verlaufs<strong>di</strong>agramm<br />
Wie fatal sich <strong>di</strong>es auswirkt und wie viel kostbare Zeit verstreicht,<br />
wird deutlich, wenn man realisiert, dass<br />
e<strong>in</strong>e erhebliche M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Abwehrkraft, gemessen als<br />
Immunität gegen e<strong>in</strong>e def<strong>in</strong>ierte Menge von Antigenen,<br />
schon bei funktionellen Syndromen nachweisbar ist.<br />
Dies wurde von perGer systematisch untersucht und beschrieben<br />
(Abb. 2b).<br />
Allgeme<strong>in</strong> bekannt geworden ist <strong>di</strong>e Abwehrm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
beim chronischen Mü<strong>di</strong>gkeitssyndrom.<br />
Bei chronischen Krankheiten liegt <strong>di</strong>e Abwehrkraft bei etwa<br />
zehn Prozent.<br />
Bei Malignomkranken ten<strong>di</strong>ert sie gegen null.<br />
Burn out- und Fatigue-Syndrome haben demnach auch e<strong>in</strong>e<br />
biologische Seite!<br />
E<strong>in</strong> weiteres Argument für <strong>di</strong>e E<strong>in</strong>führung von In<strong>di</strong>katoruntersuchungen<br />
<strong>in</strong> <strong>di</strong>e Praxis liegt<br />
im Symptomwechsel (Abb. 2 a).<br />
Funktionell Kranke wechseln <strong>di</strong>e im Vor<strong>der</strong>grund stehende Symptomatik,<br />
während <strong>di</strong>e dah<strong>in</strong>ter stehend Regulationsstörung<br />
<strong>di</strong>e gleiche bleibt. Da <strong>di</strong>e Störungen sich noch nicht ‚organisiert’<br />
haben – was eigentlich das Gute an ihnen ist –, ersche<strong>in</strong>en sie<br />
e<strong>in</strong>mal hier, e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es Mal dort. Das ist zunächst verwirrend.<br />
Die spezialistische Betrachtungsweise, <strong>di</strong>e immer nur e<strong>in</strong><br />
Organ o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> System im Blick hat und <strong>di</strong>e Nachbargebiete ausblendet,<br />
schloss fälschlicherweise aus dem Verschw<strong>in</strong>den <strong>der</strong><br />
Störung aus dem jeweiligen Blickfeld auf ihre Spontanremission.<br />
Dies war „e<strong>in</strong>e wissenschaftliche Falschmeldung“ (tress). Verlaufsbeobachtungen<br />
hätten gezeigt, dass aus e<strong>in</strong>em Herzneurotiker<br />
e<strong>in</strong> Alkoholiker geworden war, e<strong>in</strong>e Kopfschmerzpatient<strong>in</strong><br />
erschien plötzlich depressiv, an <strong>di</strong>e Stelle e<strong>in</strong>er krankhaltenden<br />
Partnerschaftskonstellation war e<strong>in</strong>e Autoimmunkrankheit des<br />
Darms getreten, aus e<strong>in</strong>er Mobb<strong>in</strong>g- war e<strong>in</strong>e Herzproblematik<br />
geworden, e<strong>in</strong> labiler Bluthochdruck war <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Ang<strong>in</strong>a pectoris<br />
o<strong>der</strong> sogar e<strong>in</strong>en Herz<strong>in</strong>farkt o<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong> dementielles Syndrom<br />
o<strong>der</strong> gar e<strong>in</strong>en Schlaganfall umgewandelt worden, chronisch<br />
depressive Menschen entwickelten gehäuft Krebs usw.<br />
Beson<strong>der</strong>s fatal f<strong>in</strong>de ich den iatrogen verursachten Symptomwechsel,<br />
den ich als FraM<strong>in</strong>GhaM- o<strong>der</strong> pahor-Effekt <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Mitteilung 3/2010 beschrieben habe.<br />
Abb. 2b: Nosologie und Immunität<br />
Praxis / Serie<br />
E<strong>in</strong> Schlüsselerlebnis <strong>in</strong> <strong>di</strong>eser H<strong>in</strong>sicht hatte ich mit e<strong>in</strong>em<br />
Patienten, <strong>der</strong> <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es halben Jahres nache<strong>in</strong>an<strong>der</strong> mit e<strong>in</strong>em<br />
Cervikalsyndrom, l<strong>in</strong>ksseitigen Brustbeschwerden, <strong>di</strong>e er für e<strong>in</strong><br />
Herzproblem hielt, e<strong>in</strong>er Gastritis und e<strong>in</strong>er Prostatitis <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis<br />
erschien.<br />
H<strong>in</strong>ter <strong>der</strong> bunten Palette an somatoformen Syndromen stand<br />
e<strong>in</strong> ungelöster Konflikt an <strong>der</strong> Arbeitsstelle – ausgelöst durch e<strong>in</strong>en<br />
neuen Vorgesetzten. Der Dauerstress hatte zu Potenzstörungen und<br />
Schwierigkeiten mit se<strong>in</strong>er Frau geführt.<br />
Die vegetative Funktions<strong>di</strong>agnostik bot noch ke<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>weis für<br />
e<strong>in</strong>en Durchschlag <strong>der</strong> Störungen <strong>in</strong>s Organische: Der Stress-Index (s.<br />
Mitteilung 1/2010) war zwar auf +8 erhöht, lag aber noch im Bereich<br />
<strong>der</strong> funktionellen Störung.<br />
Mit Hilfe <strong>der</strong> E<strong>in</strong>übung des Autogenen Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs und durch e<strong>in</strong><br />
Coach<strong>in</strong>g <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf se<strong>in</strong>e Arbeitssituation wurden sowohl <strong>di</strong>e<br />
Ehe- wie <strong>di</strong>e Arbeitsprobleme gelöst.<br />
Die gesamte Symptomatik verschwand. Der Stress-Index sank<br />
auf +2.<br />
Es ist leicht vorstellbar, wie <strong>der</strong> Verlauf ausgesehen hätte,<br />
wenn <strong>der</strong> Patient <strong>in</strong> <strong>di</strong>e Mühlen <strong>der</strong> Spezialme<strong>di</strong>z<strong>in</strong> geraten<br />
wäre. Nach dem <strong>Ortho</strong>päden hätte sich <strong>der</strong> Kar<strong>di</strong>ologe, dann<br />
<strong>der</strong> Gastroenterologe und <strong>der</strong> Urologe an ihm versucht. Der<br />
‚ me<strong>di</strong>z<strong>in</strong>isch-<strong>in</strong>dustrielle Komplex’ hätte viel Futter bekommen.<br />
Die Regulationssituation hätte sich aber nicht gebessert.<br />
Kehren wir zur Abb. 1b zurück! Würden <strong>di</strong>e Untersucher<br />
sagen: „Wir f<strong>in</strong>den aus den und den Gründen nichts!“, wäre das<br />
durchaus <strong>in</strong> Ordnung. Meist wird den PatientInnen aber gesagt:<br />
„Sie haben nichts!“ Zu <strong>der</strong> Verunsicherung durch <strong>di</strong>e Bef<strong>in</strong>dlichkeitsstörung<br />
und das Empf<strong>in</strong>den des Nachlassens <strong>der</strong> Energie<br />
kommt e<strong>in</strong>e weitere Destabilisierung.<br />
Die Entmystifizierung <strong>der</strong> Droge Arzt<br />
Im Regelfall wird PatientInnnen mit somatoformen Störungen<br />
e<strong>in</strong> oft beliebiges <strong>Med</strong>ikament verordnet, das manchmal wirkt<br />
und manchmal nicht. Se<strong>in</strong>e Wirkung hängt – wie wir <strong>in</strong>zwischen<br />
wissen – davon ab, wie es verordnet wird. Damit s<strong>in</strong>d wir im weiten<br />
Feld <strong>der</strong> Placebotherapie, auf <strong>di</strong>e noch e<strong>in</strong>zugehen se<strong>in</strong> wird.<br />
Nur soviel hier schon e<strong>in</strong>mal: Die ‚Droge Arzt’ ist e<strong>in</strong>e ‚Zweikomponententablette’.<br />
Nach den bisherigen Erkenntnissen <strong>der</strong><br />
42 2/2011