Sondernummer Reisen - VCS Verkehrs-Club der Schweiz

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es sich im Mittagslicht als gleissender gewellter Teppich. Korsika steht in voller Länge vor dem Busfenster. In Fetovaia steigen wir aus, geniessen am Ufer die Ruhe vor dem Touristensturm und sehen den heranrollenden Wogen zu. Wie ein Schneebrett ergiessen sie sich auf den Sandstrand. Der Wanderweg Nr. 35 beginnt gleich vis-à-vis der Bushaltestelle. Steil geht es über Schopflavendelbüschel in die Garrigue hinein, verblasste Wegzeichen und Steinmännchen helfen bei der Orientierung, wie auch eine wunderschöne Schirmpinie, die einsam über Fetovia wacht. Unterhalb des Monte Cenno erreichen wir ein Plateau, auf dem eines der zahlreichen «Caprili» steht: unser windgeschützter Rastplatz. An Felsen gebaut oder – kreisrund und mit Gewölbedach – auf offener Flur, dienten sie einst den Ziegenhirten. Entgegen dem, was die Wanderkarte sagt, sticht unser 35-er zunächst gegen das Vallebuia hinab und zieht sich erst dann den Hang entlang, mal lieblich, mal ruppig. Halb offenes Gelände wechselt ab mit Bachbett-Wildnis und mit mannshohen, oft stachligen Sträuchern. Die Konstante: Meer. Das Licht des Südens. Von den eindrücklichen Ruinen der Moncione-Mühle könnten wir hinüber nach San Piero, ins Zentrum des Granitabbaus auf Elba, dessen berühmtestes Zeugnis das Pantheon in Rom Keine Seltenheit auf Elba: Begegnungen mit Mufflons, hier im Abstieg nach Zanca, und freie Sicht auf Korsika, wie sie die über Fetovaia wachende Schirmpinie geniesst. sein dürfte. Ein einziger Steinbruch ist, unweit des Dorfs, noch in Betrieb. In der Nähe befindet sich der Ausgangspunkt zu den «Granit-Wegen», die ausgeschildert wurden, nachdem bei einem Buschbrand historische Zeugen des Handwerks zum Vorschein gekommen waren. Eine Auffrischung täte dem Archäologiepark gut, einiges ist schon wieder überwachsen. Gut zugänglich ist der Riesenpilz, ein Prachtexemplar der zu bizarren Gebilden verwitterten Tafonifelsen, den wir auf dem Abstieg nach Cavoli antreffen. Selbst an die Lamellen hat die Natur gedacht. Meerseitig bietet eine bis nahe ans Schirmdach reichende Rundmauer Schutz vor Wind und Wetter. Wer unter den Schirm schlüpfen will, braucht sich bloss ein wenig zu ducken. Kurz vor Cavoli blüht schon der Ginster und deutet an, wie farbenprächtig es hier im Mai sein wird, wenn die Macchia zum duftenden Blütenmeer wird. Auf den Mar di Capanna Es ist typisches April- und damit kein Capanne-Wetter. Im Jahr zuvor aber waren wir innert dreier Tage zweimal auf dem Dach des toskanischen Archipels: grandiose Rundsicht auf 1018 m ü. M. Das erste Mal starteten wir in Cavoli und überschritten via Masso alla Quata, wo wir das erste Mufflon sichteten, und Le Calanche den langgezogenen Ostgrat des Massivs, über klassisches Bergwanderterrain. Fast schon zur Kategorie Klettersteig gehört der unter «Route 00» figurierende Zustieg von Westen über den Vorgipfel Galera. Es geht aber auch viel leichter. Mit der Cabinovia – Stehgondel- oder Korbbahn –, einem zweiplätzigen Metallkäfig, schwebt man von Marciana her bis knapp unter den Gipfel. Und die nordseitige Normalroute ist zuoberst zwar steil und steinig, aber nirgends exponiert. Wenigstens den letzten Tag wollen wir aber dem Osten widmen, wo nicht der Granit, sondern der Kalk dominiert, wo die grossen Erzlagerstätten liegen, die Elbas Geschichte stark geprägt haben, von den Etruskern bis zur Bombardierung der Hochöfen von Portoferraio durch die Alliierten. In Porto Azzurro bemüht sich Michele vom Ristorante Tavernetta um eine Unterkunft für uns. Vergeblich, auch beim dritten Amico ist kein Zimmer frei, startet morgen doch die Elba-Rallye, angeblich mit über 100 Autos. Aber es reicht für eine Nachmittagstour, und Michele hat einen heissen Tipp, von einem Freund natürlich. «L‘hanno pulito!», der Weg zum Monte Mar di Capanna, dem kahlen Hausberg mit grossem Eisenkreuz, sei neu in Stand gestellt worden. Et voilà: Der Weg ist sanft bis weit oben, im Felsgelände dann nimmt man vielleicht ein-, zweimal die Hände als Stütze zu Hilfe, und schon ist’s geschafft. Die weiterführende Route Nr. 105 gewährt guten Anschluss an den mächtig steilen Abstieg zur traumhaft gelegenen Wallfahrtskirche Madonna di Monserrato. Und zum Monte Castello, dessen Kalkformationen mitunter Riesencrèmeschnitten gleichen, ist’s auch nicht mehr weit. Kulinarisch gekrönt wird die Tour aber bei Michele: mit fangfrischem, perfekt gegrilltem Fisch. Es regnet, als unsere Fähre ablegt. Bis weit hinaus begleitet uns eine Möwe, spielt ihr Spiel mit dem Windschatten, lässt sich zurückfallen und segelt wieder heran. Immer am gleichen Ort über der Brüstung des Hinterdecks bleibt sie ein paar Sekunden exakt in Position. Noch ein Bild, das bleibt. Genaue Angaben zu den Wanderrouten und allgemeine Informationen auf www.verkehrsclub.ch/touren VCS MAGAZIN / MAI 2012 41
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