Ein gutes Gesundheitssystem muss auch angemessen finanziert werden. Das Bild zeigt Augusta-Chefarzt Dr. Mann (5. v. li.) und Team bei einer OperationUnterfinanzierung zehrt KrankenhäuserInterview mit Augusta-Geschäftsführer Ulrich Froese über Gefahren fürDem Krankenhaus-Barometer 2012des Deutschen Krankenhausinstituts(DKI) zufolge hat jedes dritte der rund2000 deutschen Krankenhäuser 2011Verluste gemacht – 2010 war es nurjedes fünfte. InBerichten übereine verschärftewirtschaftlicheLage der Krankenhäuser(Stichwort„Kliniksterben“)platzte der AOK-Gesundheitsreport2013. Demzufolgewürden in deutschen Krankenhäusernimmer mehr Patienten operiert, obwohldas unnötig sei. Zugenommen hätten dielukrativen OPs an Wirbelsäule und Herzauch deshalb, um den steigenden Kostendruckauf die <strong>Kliniken</strong> auszugleichen.Über die schwierige Krankenhaus-Finanzierungsprach forum bochum mit UlrichFroese (Bild li.), Geschäftsführer (GF) derAugusta-<strong>Kliniken</strong> <strong>Bochum</strong> Hattingen.Herr Froese, was ist dran an unnötigen,aber lukrativen OPs? Muss ich Angst vormKrankenhaus-Aufenthalt haben?Nein, diese Angst ist unberechtigt. MeinerAnsicht nach, und da schließe ich mich derAuffassung der Deutschen Krankenhausgesellschaft(DKG) an, begründet sich derZuwachs an Operationen mit der steigendenZahl älterer Menschen und dem medizinischenFortschritt. Operateure könnenheute mit besseren Techniken, Geräten undMaterialien arbeiten. Nach wie vor ist imWeltvergleich das deutsche Gesundheitssystemdas beste. Hier hat jeder Anspruchauf jede medizinische Hilfe und auch denZugang. Aber wenn wir diesen hohen Standardhalten wollen, müssen wir ihn auchbezahlen. Sie können heute mit einer OPgesundheitliche Probleme auch bei älterenMenschen mit viel besseren Erfolgsaussichtenbekämpfen, als dies noch vor einigenJahren möglich war. Heute sind OPs sinnvoll,die es früher nicht waren.Und wie sieht es mit dem drohenden „Kliniksterben“aus?Ändert sich am derzeitigen Finanzierungssystemund den Sparzwängen, die den Krankenhäusernauferlegt werden, nichts, seheich schwarz. Dann werden viele <strong>Kliniken</strong>schließen müssen, werden viele Abteilungendicht gemacht. Den Patienten drohen dannWartelisten und empfindliche Leistungseinschränkungen.16
mit dem daVinci-OP-Assistenten.ausfobo-Bild: eb-endas GesundheitssystemWas ist faul am Finanzierungssystem?Für den Anspruch ist die Finanzierungvöllig unzureichend. Im Kern ist es dasSystem der festen Budgetierung, das sichentwickelt nach der Grundlohnsumme,die wiederum mit den Krankenhauskostennichts zu tun hat. Dies ist die berühmteTorte, von dem jedes der gut 400 Krankenhäuserin NRW ihr Stück abkriegt, umseinen Versorgungsauftrag zu erfüllen.Hört sich unfair an.Ja, die Sache hat Haken. Es ginge zu weit,würde ich hier in das Klassifikationssystemmit Basisfallwerten, Bewertungsrelationenund Diagnosis Related Groupseintauchen. Nur soviel: Die Frage, wasjeder Behandlungsfall kosten darf, richtetsich nach dem vorhandenen Budget,nicht nach den tatsächlichen Kosten. DieBudgets sind von Bundesland zu Bundeslandverschieden, das erklärt etwa, warumein Krankenhaus z.B. in Rheinland-Pfalzfür den gleichen Basisfall erheblich mehrberechnen kann als ein Krankenhaus inNRW.Gibt es noch andere Bundesländer, diemehr für den Basisfall zahlen?NRW, das bevölkerungsreichste Bundesland,ist hier eines der Schlusslichter – undnicht nur hier. Vergleicht man die öffentlichenFördermittel, sind die in NRW ausgegebenendie niedrigsten. Hieraus ergebensich vielfache Probleme. Stellen Sie sichdas Landesbudget wieder als große Tortevor. Wenn nun einer sagt: Ich mach’ mehr,dann kriegt er auch ein größeres Stück –auf Kosten der anderen, deren Stück kleinerwird. Deshalb ist ein Zwangsmechanismuszur Ausweitung der Leistungen bei jedemKrankenhaus in Gang gekommen. Gleichzeitigwurde bei der Budgetierung durchdas System nicht berücksichtigt, wie starkdie Kosten für Energie und Sachmittel inden letzten Jahren gestiegen sind – undganz zu schweigen von den starken Lohnerhöhungenbei Ärzten und Krankenhauspersonal.Was ist dagegen einzuwenden, wenn angemesseneLöhne gezahlt werden?Dagegen ist nichts einzuwenden. Aber siemüssen refinanziert werden – und nichtnur zur Hälfte. Man muss wissen, dass 60Prozent der Kosten, die in Krankenhäusernentstehen, Personalkosten sind. Und dass esnun die Krankenhäuser sind, die den größtenTeil der Lohn-Mehrkosten aufgrund der besserenTarifabschlüsse erwirtschaften sollen.Bundesweit sind das für 2012 rund 750Millionen Euro und in NRW allein gute 300Millionen Euro, die durch die Refinanzierungdes Bundes bzw. Landes nicht gedeckt sind.Das zehrt die Krankenhäuser aus und ist derHauptgrund für diefinanzielle Misere,in die immer mehr<strong>Kliniken</strong> rutschen.Ein übliches Mittelder Kosteneinsparungist diePersonalentlassung.Das kommt nicht inFrage, denn wer solldann die Patientenbehandeln? Wirhaben sowieso zuwenig Mitarbeiter,um unserenVersorgungsauftrag, den wir sehr ernstnehmen, zu erfüllen. Aber die Folgen derMittelknappheit spüren auch wir: DieAugusta-<strong>Kliniken</strong> konnten 2012 einenausgeglichenen Haushalt erreichen. Aberbei steigenden Patientenzahlen fehlen dieMittel, um die zukünftige Medizin und dienötigen zusätzlichen Stellen und Pflegekräftezu finanzieren. Und deshalb ächzt vorallem unser Pflegepersonal schon jetzt untereiner unbeschreiblichen Arbeitsverdichtung.Solche Zustände habe ich in meinen 35Jahren in dem Job noch nicht erlebt.Was können die Krankenhäuser tun?Zunächst wird die DKG einen ersten Protestgipfelam 19. Februar abhalten, an dem dieMitglieder der Verbände, die Geschäftsführerder <strong>Kliniken</strong> und die Spitzen der Krankenhausträgerteilnehmen. Erreichen wir damitnichts, formulieren wir unsere Forderungenauf einer Großveranstaltung in Berlin.Wie lauten die Forderungen?Erstens muss die <strong>Tariflast</strong>, unter der dieKrankenhäuser leiden, vollständig von denKrankenkassen ausgeglichen werden. Zweitensmuss die Förderung für die Krankenhauspflege,die 2011 gestoppt wurde, wiederaufgenommen werden: Hier geht es um dieFinanzierung der Dienste, die die Krankenhauspflegeentlasten. Drittens geht es unsum die Sicherstellung einer Investitionsfinanzierung,die der Realität entspricht. Gegenwärtigist nur rund ein Drittel gesichert.Und am Ende wird wieder der Patient zurKasse gebeten.Es gibt bessere Lösungen. Schauen Sie alleinauf die Krankenkassen, die uns so schelten.Die erwirtschaften jedes Jahr Milliardenüberschüsseund sitzen auf Finanzreservenvon fast 20 Milliarden Euro. Es ist ja nichtso, dass im System kein Geld wäre. Es ist nurfalsch verteilt.nirFenster · HaustürenKunststoff-Alu · TürenWintergärten · RolllädenDIETER LUEGKunststoff-Fenster Gesellschaft mbHBrenscheder Straße 9 · 44799 <strong>Bochum</strong>-WiemelhausenTelefon (0234)748 67 und 730 06 · Fax (0234)771366 17
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