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(Zusammenfassung Dissertation Sakhdari Vermarktung CarShari–)

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Die <strong>Vermarktung</strong> des CarSharing<br />

Mehr oder weniger hilfreiche Ratschläge aus der Wissenschaft<br />

2006 wurde die wissenschaftliche Abhandlung von Farzaneh <strong>Sakhdari</strong> mit dem Titel<br />

„<strong>Vermarktung</strong> von CarSharing-Konzepten“ veröffentlicht. Das Werk ist die <strong>Dissertation</strong> der<br />

Autorin, die Mitte 2005 am Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) der<br />

Freien Universität Berlin abgeschlossen wurde.<br />

Langer Zeitraum zwischen Empirie und Veröffentlichung der Studie<br />

Die Studie besteht einerseits aus der Auswertung von wissenschaftlichen Veröffentlichungen<br />

zum CarSharing in Deutschland und der Schweiz sowie der Marketingforschung, zum<br />

anderen aus den Schlussfolgerungen einer empirischen Analyse der „Gesamtheit der<br />

deutschen CarSharing-Organisationen in Deutschland in dem Zeitraum von Januar bis Juni<br />

1999“ (S. 37), die damals schriftlich befragt wurden. Wer die dynamische Entwicklung des<br />

deutschen CarSharing seit dem Zeitpunkt der Befragung mitverfolgt hat, wird sich fragen,<br />

welche Aussagefähigkeit die Studie heute, neun Jahre nach der Erhebung des<br />

grundlegenden Analysematerials bzw. sieben Jahre nach der Veröffentlichung des Buches,<br />

noch hat?<br />

Zwar wurde die weitere CarSharing-Entwicklung noch bis ins Jahr 2005 sporadisch zur<br />

Kenntnis genommen, jedoch hat dies die Schlussfolgerung vieler Aussage der Studie nicht<br />

oder nur noch wenig beeinflusst. So wurde einerseits die im Frühjahr 2004 veröffentlichte<br />

und vom Bundesverkehrsministerium in Auftrag gegebene gründliche Bestandsaufnahme<br />

des deutschen CarSharing, die der Autor dieser <strong>Zusammenfassung</strong> noch in seiner früheren<br />

beruflichen Position als Projektleiter verantwortet hat, gar nicht zur Kenntnis genommen.<br />

Darüber könnte man hinwegsehen. Ärgerlich wird es jedoch dann, wenn in der Studie auf der<br />

Basis der 1999 durchgeführten Befragung berichtet wird, dass „bezüglich der öffentlichen<br />

Verkehrsdienstleister [...] bislang lediglich geringe Kooperationen mit CarSharing-Anbietern<br />

zustande gekommen“ sind. (S. 51) Gleichzeitig wird jedoch die sehr grundlegende Studie<br />

über die Zusammenarbeit zwischen Verkehrsbetrieben und CarSharing-Anbietern von Ulrike<br />

Huwer, die im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums im Jahre 2002 veröffentlicht wurde,<br />

nicht verwertet. Die Studie von Ulrike Huwer berichtet mit Stand 2000 von 49 Kooperationen<br />

zwischen Verkehrsbetrieben/Verkehrsverbünden und CarSharing-Organisationen, die zudem<br />

viele Großstädte und kundenstarke CarSharing-Anbieter einschließt.<br />

Die Reihe dieser Aufzählung könnte noch fortgesetzt werden. Man hat den Eindruck, dass<br />

die Rezeption der CarSharing-spezifischen Literatur zum Zeitpunkt der Empirie der Studie im<br />

Wesentlichen abgeschlossen wurde und danach veröffentlichte CarSharing-Studien mit<br />

Analysen der aktuelleren Situation nicht mehr zur Kenntnis genommen wurden. Fazit ist,<br />

dass jeder Leser der Studie bei der jetzigen Lektüre seine eigene Unterscheidung zwischen<br />

überflüssigen, weil aus veralteten empirischen Grundlagen gezogenen Ratschlägen und<br />

auch heute noch nachdenkenswerten Hilfestellungen treffen muss.<br />

Im folgenden werden die – aus der Sicht des Verfassers dieser Rezension - auch für die<br />

aktuelle Situation des CarSharing-Marktes und die heutige <strong>Vermarktung</strong> von CarSharing-<br />

Angeboten hilfreichen Schlussfolgerungen zusammengefasst.<br />

Charakterisierung von CarSharing als Systemgeschäft<br />

Im Unterschied zu manch anderen Einordnungen wird CarSharing in dem Buch nicht nur als<br />

reine Dienstleistung angesehen, vielmehr wird es als Kombination von Dienst- und<br />

Sachleistungen eingestuft, deren Qualität zudem noch auf die sachgerechte Mitwirkung der<br />

CarSharing-Kunden angewiesen ist. <strong>Sakhdari</strong> führt hierfür den Begriff des Systemgeschäfts<br />

ein, das nur durch das optimale Zusammenwirken aller Systemkomponenten seinen<br />

Gesamtnutzen entfaltet. Komplexität, Heterogenität der integrierten Systemelemente sowie


Flexibilität sind die Kennzeichen des Systemgeschäfts CarSharing. Dies macht die<br />

Vermittlung dieser speziellen Produktkategorie an potenzielle Kunden prinzipiell schwieriger.<br />

Umso höhere kommunikative Vermittlungsanstrengungen werden zu einer erfolgreichen<br />

<strong>Vermarktung</strong> benötigt.<br />

Identifizierung und Ansprache von Meinungsführern<br />

Im umsetzungspraktischen Teil der Studie werden erfolgversprechende Ansätze des<br />

operativen Marketings in den Bereichen Kommunikation, Leistung, Distribution und<br />

Preisgestaltung vorgestellt, wobei der Kommunikation mit Abstand die größte Bedeutung<br />

zugemessen wird.<br />

Für die Durchsetzung einer innovativen Idee oder Produktneuerung am Markt werden<br />

verallgemeinernd zwei Personengruppen als besonders wichtig herausgestellt. Dies sind die<br />

Meinungsführer und Innovatoren. Meinungsführer zeichnen sich dadurch aus, dass sie in<br />

ihrer sozialen Gruppe integriert sind, zahlreiche soziale Kontakte pflegen und ein deutliches<br />

Interesse an dem jeweiligen Produktbereich zeigen. Sie werden gerne als Ratgeber in ihrer<br />

Gruppe kontaktiert. Umgekehrt führt ihr produktspezifisches Interesse und ihr<br />

produktspezifisches Mediennutzungsverhalten wiederum dazu, dass sie ihrerseits gerne<br />

über den Produktbereich kommunizieren. Innovatoren nehmen Neuerungen innerhalb ihres<br />

sozialen Systems zuerst an und sind begierig, neue Ideen auszuprobieren. Sie zeichnen sich<br />

sowohl durch ihre Risikofreudigkeit als auch durch ein höheres Selbstvertrauen aus und sind<br />

stärker leistungs- und wettbewerbsorientiert.<br />

Bei einer kleineren Personengruppe überschneiden sich die spezifischen Merkmale der<br />

beiden Schlüsselgruppen, diese können als Innovationsführer bezeichnet werden. Als<br />

allgemeine Merkmale sind sie gekennzeichnet durch ihr hohes Einflusspotenzial innerhalb<br />

der Bezugsgruppe, eine geringe Unsicherheit bei der Kaufentscheidung gegenüber<br />

Neuheiten und ein geringes selbstempfundenes Kaufrisiko. Hinsichtlich des Produktbereichs<br />

kennzeichnen sie ein hohes Interesse und Wissen sowie ein intensives produktspezifisches<br />

Mediennutzungsverhalten.<br />

Dies gilt im Übrigen sowohl für die Werbung privater Neukunden als auch für den Bereich<br />

des Business CarSharing. Zwar sind im Letzteren zunächst die Entscheidungsträger in der<br />

betrieblichen bzw. Organisationshierarchie zu überzeugen. Eine erfolgreiche Umsetzung im<br />

betrieblichen Alltagshandeln kann jedoch auch beim Business CarSharing von<br />

Innovationsführern entscheidend beeinflusst werden. Jeder kennt wahrscheinlich aus seiner<br />

beruflichen Erfahrung Beispiele dafür, dass Anweisungen von Vorgesetzten für an sich<br />

wünschenswerte Handlungsformen am passiven Widerstand der Untergebenen oder an<br />

deren Desinteresse scheitern.<br />

Wie können nun diese Innovationsführer identifiziert werden? Im professionellen<br />

Marketingprozess werden sie von Agenturen anhand der Methoden der<br />

Schlüsselinformanten-Auskunft – weniger geeignet bei der Identifizierung von Innovatoren -<br />

oder der Selbsteinschätzung von Befragten identifiziert. Dies bietet sich für CarSharing-<br />

Organisationen angesichts des Kostenfaktors momentan nur eingeschränkt an. Insofern<br />

müssen eigene Methoden zur Filterung von Schlüsselpersonen wie Innovationsführern<br />

ausprobiert werden. Beispielsweise wäre denkbar, einen eigenen Newsletter für<br />

Schlüsselpersonen herauszugeben, der mehr Informationen über CarSharing-spezifische<br />

Neuerungen vermittelt und einen tieferen Einblick in die Organisationsaufgaben und<br />

-herausforderungen gibt, als sie üblicherweise in Kundenrundmails vermittelt werden.<br />

Optimierung der Diffusions- und <strong>Vermarktung</strong>sprozesse des CarSharing<br />

Im Folgenden werden, ausgehend von den besonderen Problembereichen der Vermittlung<br />

von CarSharing-Angeboten, Lösungsstrategien skizziert, die von den Anbietern aufgegriffen<br />

werden können, um die Geschwindigkeit der Diffusion des neuen, innovativen<br />

„Systemgeschäfts“ CarSharing zu beschleunigen und damit schneller die vorhergesagten


Potenziale zu realisieren. Vieles von dem ist inzwischen von den professionellen<br />

CarSharing-Anbietern aufgegriffen worden. Aber es gibt nichts, was nicht zu verbessern ist:<br />

1. kommunikativer Ansatz<br />

Problembereich: Dienstleistung ist immateriell, sie kann als solche nicht präsentiert werden<br />

• Materialisierung der Leistung z. B. durch materielle Geschenke und Display-Material an<br />

den Points of Sale (Anmerkung des Verfassers: Die Betreiber moderner<br />

Stadtbuskonzepte in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben ihre Produkte<br />

sehr erfolgreich durch den Verkauf von Werbematerialien wie bedruckte Kaffeetassen,<br />

Regenschirme etc. beworben.). Auch Wettbewerbe können dies leisten.<br />

• Visualisierung der Dienstleistung über Symbole: Vielfältigkeit und unterschiedliche<br />

Einsatzbereiche der CarSharing-Flotte, Umweltfreundlichkeit der Fahrzeugflotte (z. B.<br />

über Blauen Engel)<br />

• Darstellung des externen Faktors: Vorher/Nachher-Vergleich der Vorteile der<br />

CarSharing-Nutzung gegenüber der vorherigen Mobilitätssituation<br />

• Personifizierung des externen Faktors: zufriedene Kundenreaktion in Wort und Bild,<br />

Einsatz von Prominenten als Marktbeeinflusser<br />

• Personifizierung des inneren Faktors: Darstellung der Personen, die für das<br />

reibungslose Funktionieren des Betriebes sorgen, und ihrer Leistungen<br />

• Kommunizieren des Beitrags der Kunden an der Qualität der Systemleistung<br />

CarSharing<br />

• Imageförderung<br />

Problembereich: Die Dienstleistung ist nicht lagerfähig<br />

• Nutzung von Möglichkeiten der kurzfristigen Nachfragesteuerung: Sonderaktionen,<br />

Preisreduzierungen, räumlich gezielte Aktionen<br />

• Nutzen von Cross-selling-Potenzialen<br />

• Maßnahmen zur frühzeitigen Buchung<br />

Problembereich: Die Dienstleistung ist nicht transportierbar<br />

• Gute Informationsgestaltung über elektronische Medien<br />

• kooperative Kommunikationsmaßnahmen mit anderen Dienstleistungserstellern, z. B.<br />

CarSharing-Beratung in Kundencentern der Verkehrsunternehmen<br />

• Angebot von Bring- und Abholdiensten (von Kunden oder Fahrzeugen), was jedoch<br />

wieder andere Probleme mit sich bringt (Rückgang des ökologischen Vorteils der<br />

Dienstleistung, hohe Personalkosten)<br />

Problembereich: Die Kunden sind in die Erstellung der Dienstleistung zu integrieren, um eine<br />

hohe Qualität aufrecht zu erhalten<br />

• Aufbau enger, positiver Kundenbeziehungen durch Face-to-Face-Kommunikation<br />

• Aufbau und Erhaltung von fachlicher und Kommunikationskompetenz sowie<br />

Glaubwürdigkeit des Personals, Kontinuität des Personals<br />

• Ausbau eines qualitätsvollen Beschwerdemanagements<br />

Problembereich: Kaufrisiko und Unsicherheit bei Kunden abbauen<br />

• Qualitätssignale aussenden<br />

• Angebot kommunikativer Rückkopplungsmechanismen


• Präsentation zufriedener Kunden(stimmen)<br />

Problembereich: Das CarSharing-System ist komplex<br />

• Einführungssupport und Schulungsmaßnahmen<br />

2. Veränderungen des Leistungsangebotes<br />

Durch Marktforschung entdeckte neue Trends im Konsumentenverhalten, detaillierte<br />

Kenntnisse über Kundenwünsche durch Kontakte der eigenen Mitarbeiter, Ergebnisse des<br />

betriebseigenen Controllings oder Erkenntnisse aus dem Beschwerdemanagement können<br />

Variationen des eigenen Leistungsprogramms sinnvoll erscheinen lassen. Dies kann auch<br />

durch Zusatzleistungen neben der eigentlichen CarSharing-Kernleistung erfolgen,<br />

beispielsweise in Zusammenarbeit mit neuen Kooperationspartnern (Verkehrsunternehmen,<br />

Wohnungswirtschaft etc.).<br />

Auch kann die Einbeziehung des externen Faktors Kundenverhalten Variationen unterliegen.<br />

Hierbei bezeichnet die Externalisierung die Zunahme der Aktivitäten von Kunden, während<br />

die Internalisierung bisher vom Kunden erbrachte Leistungen zusätzlich übernimmt.<br />

Letzteres könnte durch eine Realisierung von Convience-Vorteilen geschehen, welches zu<br />

Profilierungsvorteilen des Anbieters führt. Ein Beispiel wäre das bereits erwähnte und aus<br />

anderen Gründen kritisch hinterfragte Einrichten von Bring- und Holdiensten. Voraussetzung<br />

von Externalisierungen wäre, dass die Kunden dies ausdrücklich wünschen und die<br />

Fähigkeiten hierzu mitbringen.<br />

Ziel von Variationen des Leistungsangebotes wäre u. a., von den Kunden als unangenehm<br />

empfundene Transfer-, Abwicklungs- und Wartezeiten zu verkürzen und so die<br />

Erreichbarkeit, Bequemlichkeit und Qualität der Angebote zu verbessern.<br />

Von herausragender Bedeutung beim Aufbau und Festigung von Konsumentenvertrauen ist<br />

die Schaffung einer starken Markenidentität, „wobei eine Homogenität von Selbstbild und<br />

Fremdbild eines Unternehmens die grundlegende Voraussetzung ist“ (S. 210). Gelingen<br />

kann dies nur, wenn die zugrunde liegende Markenleistung über einen längeren Zeitraum in<br />

gleich bleibender oder verbesserter Qualität in gleichartigem Auftritt angeboten wird.<br />

Gerade bei immateriellen Dienstleistungsbestandteilen ist bei der Markenbildung eine<br />

Visualisierung besonders wichtig. Da die Dienstleistung selbst nicht zu kennzeichnen ist,<br />

müssen alternative Markierungsobjekte gesucht werden. Hierfür bieten sich sowohl interne<br />

Kontaktobjekte und –subjekte (z. B. Fahrzeuge, Stationselemente) als auch externe<br />

Kontaktobjekte und –subjekte (beispielsweise Präsente, imagetransportierende<br />

Gegenstände) an.<br />

Weiterhin kommt dem systematischen Beschwerdemanagement eine besondere Bedeutung<br />

bei der Verbesserung der Angebote zu. Dies besteht aus den Einzelelementen<br />

Beschwerdestimulation (leicht zugängliche Beschwerdewege, persönliche<br />

Beschwerdewege), Beschwerdeannahme, Beschwerdebearbeitung und –reaktion sowie<br />

Beschwerdeauswertung.<br />

3. Distributionspolitik<br />

Die Ausweitung von Distributionswegen, beispielsweise durch die Zusammenarbeit mit<br />

Verkehrsunternehmen und die persönliche oder stellvertretende Präsenz in deren<br />

Kundencentern wird von vielen CarSharing-Organisationen inzwischen genutzt und<br />

ausgebaut.<br />

Willi Loose, 20.03.2008<br />

Quelle: <strong>Sakhdari</strong>, Farzaneh (2006): <strong>Vermarktung</strong> von CarSharing-Konzepten.<br />

(dissertation.de – Verlag im Internet GmbH) Berlin, 43 Euro

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