FAIRPLAY16 sPielerWas haben der Wettanbietertipp 3 unddie Initiative „FairPlay.Viele Farben. Ein Spiel“gemeinsam?Projektleiter werden: Setze mit Unterstützung von FairPlay und tipp3dein eigenes Projekt um.KontaktFairPlay. Viele Farben. Ein Spiel.Heidi Thaler & David HudelistMöllwaldplatz 5/3, A-1040 Vienna, AustriaTel: (01) 713 35 94E-Mail: fairplay@vidc.orgWeb: www.FairPlay.or.at; www.tipp3.atAuf den ersten Blick sind diebeiden keine typischen Kooperationspartner.In der Tat ist esaber so, dass tipp 3 und Fair-Play seit 2009 einen gemeinsamenProjektpool ins Lebengerufen haben. Dieser ermöglichtes engagierten Menschenund Gruppen gegen Rassismus,Diskriminierung, Homophobieund Sexismus imFußball aktiv zu werden.Im Laufe des vergangenenJahrzehnts wurden einigewichtige Fortschritte hinsichtlichder Bekämpfungvon Rassismus und Diskriminierungim Fußball gemacht,trotzdem sind diskriminierendeHandlungen undVerhaltensweisen im Fußballlängst nicht verschwunden.Wir müssen nach wie vorregelmäßig miterleben, wieschwarze und anderen Minderheitenangehörende SpielerInnenoffen beschimpftwerden. Dies geschieht sowohlauf der Ebene des Profifußballsals auch bei kleinerenVereinen. Des Weiterenfühlen MigrantInnen undethnische Minderheiten sichimmer noch von den existierendenFußballstrukturenausgeschlossen. Auch Homophobie,also schwulenundlesbenfeindliche Gesänge,Aussagen, Darstellungenund Verhaltensweisen, istgang und gäbe im Fußball,ebenso die Minderbewertungvon Frauen und Mädchen– als Fans ebenso wieals Spielerinnen. Es gibt aberauch viele fußballbegeisterteMenschen, die gegen dieseMissstände aktiv werdenwollen und Zeichen setzen.Diese Menschen wollen wirunterstützen!Was kann man tun?Das Spektrum an Aktivitäten,die wir fördern können, istKriteriengroß! Es umfasst sowohl dieHerstellung von Kampagnenmaterialien(Transparente,Flugblätter, Fanzine, Poster,Aufkleber) als auch die Organisationvon Stadionaktionenund Gemeinschaftstagen sowiefußballbezogener interkulturellerVeranstaltungen,wie z.B. spezielle Spiele, Diskussionenoder Turniere miteiner expliziten Antidiskriminierungsagenda.Fühlt euchaber dadurch bitte nicht eingeschränkt.Wenn ihr andereIdeen und Projekte habt, lasstes uns wissen!Bisher konnten jährlich über15 Projekte gefördert werden,darunter zum Beispieldie Afrika Liga, das Integrationshaus,der AugustinCup, goodball, der HomelessWorld Cup, die FrauenFilm-Tage, der Ute Bock Cup, FutsalCup, das Freunde schützenHaus, …Wie kann manfinanzielle unterstützungerhalten?Um die Organisation vonantidiskriminatorischenVeranstaltungen und Aktivitätenim Fußball zu erleichtern,kann bei FairPlay einefinanzielle Unterstützungvon max. € 500 beantragtwerden. Schickt ein E-Mailan fairplay@vidc.org, informierteuch über unsereHomepage www.fairplay.or.at, auf der ihr unter „Projekte“auch das Antragsformularfinden könnt oderruft uns einfach an! -nenGruppen ab.
KOMMENTARsPieler17Radikal am FuSSballplatz –waRum die ÜbeRRaSchung?Am Fußballplatz geht esimmer heftiger zu, wird geklagt.Platzsturm, prügelndeHools unter den – im internationalenVergleich freilichnoch immer sehr gesitteten– Fans.Wie konnte es nur soweitkommen, wird gefragt. Ehrlichgesagt müsste die Frageaber eigentlich anders gestelltwerden. Nämlich: Warumdie Überraschung?Warum die sprachlose Verblüffungangesichts der Tatsache,dass die Radikalisierungvon Sprache und Gestus ingewissen politischen Gruppierungen,die Beschneidungsozialer Absicherung unddie von Jugendlichen als bedrohlichempfundene Lageam Arbeitsmarkt auch aufden Fußballplätzen ihre logischenFolgen zeigen?fansektoren: keineinseln der seeligenAuch wer, wie wir AmateurundProfikicker, den Sportund natürlich besonders denFußball liebt, muss einsehen:Wir werden die Fansektorenunserer Plätze nicht als Inselnder Seeligen abschottenkönnen, während da draußenLehrstellen fehlen, junge Erwachsenevon ihrem fünftenunbezahlten Praktikum zumschlecht bezahlten Zweitjobhecheln und, nicht zuletzt,in Wahlkämpfen Töne angeschlagenwerden, die nochvor 15 bis 20 Jahren als glatteVerhetzung gegolten hätten.radikalisierung dergesellschaftWas heute auf den Fußballplätzenals „Radikalisierungder Fans“ schubladisiertwird, ist in Wahrheit eineAuswirkung der Radikalisierungunserer Gesellschaft,in der der Einzelne und seinsoziales, gesundheitlichesund finanzielles Wohlergehennach dem Wunsch vonneoliberalen Vordenkern jederzeitNachrang hinter denfinanziellen Interessen einesentfesselten freien Markteshätte.Und wo drückt ein Fan seinetief empfundene Unlust gegendie eigenen Lebensumständeam ehesten aus? Dortwo er zu Hause ist, womit ersich identifiziert: in seinemFußballklub. Und schon ister „radikal“.mehr schutz fürfriedliche fansDen heimischen Klubs nutztfreilich auch die schönsteAnalyse über die Beweggründegewaltbereiter, Unruhestiftender Fans wenig.Ihnen bleibt die Frage: Wiedamit umgehen? Abseitsaller Theorie bleibt vorerstwahrscheinlich nur die Antwort:Rigoros.In England und vielen weiterenLändern ist die lebenslangeStadionsperre beischweren Vergehen schonlange gut geübte Praxis.Auch hierzulande wird mandem Beispiel wahrscheinlichfolgen müssen.Also: Schutz der friedlichenFans vor den Rabauken,strenge Strafen für die Unruhestifter,Frieden im Stadion,höchstens als Eskalationgeduldet: ab und zu dieBlutgrätsche am grünen Rasen– und auch für die sofortdie Rote Karte.Um über den eigenen Tellerrandhinauszudenken, stelltsich in Folge allerdings nichtzuletzt für die heimische Politikdie Frage: Gut, dann istder radikalisierte Fan alsonicht mehr im Stadion. Aberwo ist er dann? Und ist erdurch das Stadionverbot weniger„radikal“ geworden?ursache bekämPfen,nicht symPtomeDie Unruhen auf den Fußballplätzensind nicht dieKrankheit, sondern einesder Symptome. Langfristigwird ihre Ursache nur zubeheben sein, indem manden Jungs, die vermummtaufs Spielfeld laufen, diesich auf dem Parkplatz gegenseitigaufs Aug hauenund jenen Jugendlichen,die nach ihnen die Fußballstadienbevölkern werden,durch soziale Absicherung,hohe Beschäftigung undbeste Ausbildung eine Zukunftermöglicht, die Brutalitätenauf der Tribüne undauf dem Spielfeld nicht alserstrebenswerte Alternativezum eigenen täglichen Lebenerscheinen lassen.Radikale Fans aufden heimischen Fußballplätzenerregendie Gemüter. Wer dieLage in den Stadienlangfristig verbessernwill, wird allerdingsstatt Symptomendie Ursachenbekämpfen müssen.Von Thomas KattnigFoto: Harri Mannsberger