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Aktiv gegen Diabetes –

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<strong>Aktiv</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Diabetes</strong> <strong>–</strong><br />

Das P.A.T.E-Programm<br />

mit dem P.A.T.E<strong>–</strong><strong>Aktiv</strong>Buch zu neuen Lebensgewohnheiten<br />

Gabriele Faber-Heinemann<br />

Prof. Dr. Lutz Heinemann<br />

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Impressum<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Diabetes</strong>-MOBIL gemeinnützige GmbH<br />

Kehler Straße 24<br />

40468 Düsseldorf<br />

www.diabetes-mobil.de<br />

Redaktion:<br />

Gabriele Faber-Heinemann<br />

Prof. Dr. Lutz Heinemann<br />

Evelyn Bruns<br />

Autoren:<br />

Gabriele Faber-Heinemann<br />

Prof. Dr. Lutz Heinemann<br />

Co-Autoren:<br />

Dr. Ina Senne<br />

Evelyn Bruns<br />

Sabine Ries<br />

Gestaltung, Satz & Illustrationen:<br />

Kerstin Schrader<br />

Loewenrot, Kreative Kommunikation<br />

Druck:<br />

Druck & Verlagshaus Mainz GmbH<br />

Copyright:<br />

© <strong>Diabetes</strong>-MOBIL gemeinnützige GmbH<br />

ISBN 978-3-8107-0027-8


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Einführung in das P.A.T.E-<strong>Aktiv</strong>Buch<br />

Gut Leben mit <strong>Diabetes</strong> <strong>–</strong><br />

Vorwort von Prof. Dr. med. Stephan Martin<br />

Was ist Typ 2 <strong>Diabetes</strong><br />

P-Phase<br />

Planen · Prüfen · Projektieren · Protokollieren<br />

Inhalt<br />

1. Woche: Projekt Power <strong>–</strong> Meine Motive für ein neues Lebensgefühl<br />

2. Woche: Perfekter Kompass Blutzucker<br />

A-Phase<br />

<strong>Aktiv</strong>ieren · Analysieren · Anfangen · Aufmerksamkeit...<br />

3. Woche: A wie <strong>Aktiv</strong>ieren<br />

4. Woche: <strong>Aktiv</strong> durch Bewegungspunkte<br />

5. Woche: Achtung <strong>–</strong> Unterzucker <strong>–</strong> Die Hypoglykämie<br />

6. Woche: Aufteilung der Lebensmittel in Gruppen<br />

7. Woche: Ausdauer steigern!<br />

8. Woche: Analyse von Grundumsatz und Energiebilanz<br />

9. Woche: Aufbau von Muskulatur, Kraft und Gelenkigkeit<br />

10. Woche: Aufpassen auf Gustav!<br />

Kurzer Zwischenstopp: Erkenntnisse aus der <strong>Aktiv</strong>ierungsphase!<br />

T-PHASE<br />

Trainieren · Täglich · Tugenden · Techniken · Träumen...<br />

11. Woche: Trainingsphase: T wie Tun...<br />

12. Woche: Talente suchen <strong>–</strong> <strong>Aktiv</strong>itäten die zu Ihnen passen!<br />

13. Woche: Tag für Tag die richtigen Lebensmittel auswählen<br />

14. Woche: Tausche alte Gewohnheiten <strong>gegen</strong> Neue<br />

15. Woche: Tödliches Quartett <strong>–</strong> Das Metabolische Syndrom<br />

16. Woche: Trotz Diät genießen <strong>–</strong> Die Zuckerdetektive<br />

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Inhalt<br />

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17. Woche: Tanken Sie auf <strong>–</strong> Entspannung und Stress<br />

18. Woche: Tabletten und Insulin <strong>–</strong> wie wirken sie im Körper?<br />

19. Woche: Täglich selber Kochen leicht gemacht<br />

20. Woche: Team und tolle Freunde: Gemeinsam ist vieles leichter<br />

21. Woche: Turnen Sie sich schön!<br />

22. Woche: Tag für Tag ein guter Start: Das gesunde Frühstück<br />

23. Woche: Teure Folgen <strong>–</strong> diabetesbedingte Folgeerkrankungen<br />

24. Woche: Taufrische Gemüse zu jeder Jahreszeit<br />

25. Woche: Taube und trockene Füße <strong>–</strong> Pflege und Kontrolle<br />

26. Woche: Toller Eiweißlieferant: Hülsenfrüchte<br />

27. Woche: Tarnungen: Vom Umgang mit Alkohol bei <strong>Diabetes</strong><br />

28. Woche: Auf Tour <strong>–</strong> <strong>Diabetes</strong> und Reisen<br />

29. Woche: Tagesration an Nahrungsergänzung und Vitaminpillen<br />

30. Woche: Trainieren intensivieren<br />

Kurzer Zwischenstopp: Erkenntnisse aus der Trainingsphase!<br />

E-PHASE<br />

Erhalten · Erfolge feiern · Ergänzen · Erwartungen ...<br />

31. Woche: Eigenverantwortung ist der Schlüssel...<br />

32. Woche: Emotionen und Gefühle<br />

33. Woche: Erkennen Sie sich selbst <strong>–</strong> die „Inneren Antreiber”<br />

34. Woche: Erfolge feiern und genießen!<br />

35. Woche: Eigene „Balance” finden<br />

36. Woche: Erweitern Sie Ihre Bewegungsradius<br />

37. Woche: Essen Sie bewusst<br />

38. Woche: Energiequellen erkennen und nutzen<br />

39. Woche: Einstellungen <strong>–</strong> Die Macht der Gedanken<br />

40. Woche: Entscheidungen<br />

Nachsatz: Projekt Power <strong>–</strong> mein neues Lebensgefühl<br />

Zum Weiterlesen ...


Einführung in das P.A.T.E-<strong>Aktiv</strong>Buch<br />

Das P.A.T.E-<strong>Aktiv</strong>Buch<br />

Ab heute mehr Gesundheit <strong>–</strong><br />

mit dem P.A.T.E - <strong>Aktiv</strong>Buch zu neuen Lebensgewohnheiten<br />

Wenn bei Ihnen ein Typ 2 <strong>Diabetes</strong> vorliegt oder Sie zur Risikogruppe für einen <strong>Diabetes</strong><br />

gehören, leiden Sie an einer der häufigsten chronischen Erkrankungen unserer Zeit. Die<br />

Ursache dafür ist neben einer familiären Vorbelastung unsere heutige Lebensweise mit<br />

mangelnder Bewegung und ständiger Verfügbarkeit einer hochkalorischen Ernährung. Das<br />

erzeugt bei vielen Menschen Übergewicht, erhöhte Blutfettwerte, einen Bluthochdruck<br />

und Insulinresistenz, die Vorstufe von Typ 2 <strong>Diabetes</strong>. Alles zusammen ist dann das Metabolische<br />

Syndrom.<br />

Sie selber können eine Menge tun, damit Sie den <strong>Diabetes</strong> „im Griff haben” und nicht der<br />

<strong>Diabetes</strong> Sie! Regelmäßige Bewegung und eine gesunde Ernährung kann einen bereits vorhandenen<br />

<strong>Diabetes</strong> günstigstenfalls auf das genetische Ausgangsrisiko zurückdrängen<br />

und ihren Blutzucker auf einem normalen Niveau halten.<br />

Dieses P.A.T.E <strong>Aktiv</strong>Buch hilft Ihnen dabei, Ihre Lebensgewohnheiten positiv zu verändern,<br />

denn was sich so leicht anhört: „Beweg Dich regelmäßig, ernähre Dich anders und<br />

nimm endlich ab” <strong>–</strong> ist in der Umsetzung ziemlich schwer! Auch das Durchhalten über<br />

einen langen Zeitraum ist im Alltag nicht so einfach, die guten Vorsätze sind schnell vergessen<br />

und der übliche Schlendrian schleicht sich wieder ein.<br />

Erst wenn Sie genau wissen, warum Sie etwas verändern wollen und sich dafür Ziele setzen,<br />

dann können Sie diese Ziele auch erreichen und dauerhaft beibehalten. Das P.A.T.E<br />

<strong>Aktiv</strong>Buch hilft Ihnen dabei und zeigt Ihnen in vier Schritten den Weg. Das Tolle dabei ist:<br />

Sie müssen nicht „verzichten“, sondern Sie werden mit einem neuen Lebensgefühl und<br />

mehr Lebensqualität reich belohnt.<br />

Ab heute <strong>–</strong> <strong>Aktiv</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Diabetes</strong>!<br />

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Vorwort<br />

Gut Leben mit <strong>Diabetes</strong> <strong>–</strong><br />

Vorwort von<br />

Prof. Dr. med. Stephan Martin<br />

eue Signatur einsetzen...<br />

<strong>Diabetes</strong> ist auf dem Vormarsch <strong>–</strong> das gilt vor allem für Typ 2 <strong>Diabetes</strong>. Im Volksmund<br />

wird dieser leider immer noch als Alterszucker genannt, obwohl die Betroffenen immer<br />

jünger werden. Mittlerweile gibt es schon Kinder mit „Alterszucker”! Wir gehen davon aus,<br />

dass mittlerweile fast 8 Millionen Menschen in Deutschland an Typ 2 <strong>Diabetes</strong> erkrankt<br />

sind und in den nächsten Jahren weitere 2 bis 3 Millionen Menschen dazu kommen. Das<br />

ist sich kein „Zückerchen”, sondern eine ernstzunehmende Erkrankung, die zu erheblichen<br />

Folgeerkrankungen führen wie z.B. Herzinfarkt, Schlaganfall, Erblindung oder Nierenversagen<br />

führen kann, wenn keine konsequente Behandlung erfolgt. Bei der Therapie spielen<br />

Medikamente nur eine gewisse Rolle, speziell in den Frühphasen kann man sich durch<br />

eine Änderung des Lebensstils selber helfen. Dabei will Sie dieses <strong>Aktiv</strong>Buch unterstützen!<br />

Was sind die Ursachen für Typ 2 <strong>Diabetes</strong>? Typ 2 <strong>Diabetes</strong> hat viel mit unseren heutigen<br />

Lebensgewohnheiten zu tun: zu wenig Bewegung und zu viele Kalorien sind die beiden<br />

wesentlichen Ursachen, die zu Übergewicht und in der Folge zur Entwicklung des Typ 2<br />

<strong>Diabetes</strong> führen. Mittlerweile sind in Deutschland über die Hälfte der Erwachsenen und<br />

bereits zwei Millionen Kinder (!) übergewichtig oder fettleibig. Es ist aber nicht nur der Typ<br />

2 <strong>Diabetes</strong>, der als Folge des Übergewichts und der Bewegungsarmut immer häufiger auftritt,<br />

sondern auch andere chronische Erkrankungen wie z.B. Bluthochdruck oder Fettstoffwechselstörungen.<br />

Natürlich gibt es auch erblich bedingte Faktoren: wenn ein Elternteil bereits <strong>Diabetes</strong> hat,<br />

ist die Gefahr groß, auch daran zu erkranken. Wir können aber durch entsprechende, häufig<br />

nur relativ kleine Änderungen unseres Lebensstils, das Auftreten von <strong>Diabetes</strong> verhindern<br />

oder - falls er schon vorliegt <strong>–</strong> die diabetische Stoffwechseleinstellung erheblich verbessern.<br />

Bei Typ 2 <strong>Diabetes</strong> müssen Sie aber ein paar Dinge beachten, wenn Sie Ihr<br />

Gewicht reduzieren und gleichzeitig den Blutzuckerspiegel im Griff behalten wollen.<br />

Deshalb passen nicht alle Diäten oder Ernährungskonzepte zu Ihnen und Sie müssen einige<br />

Spielregeln berücksichtigen. Welche das sind, sagt Ihnen ein wichtiger Kompass, den


Das P.A.T.E-Programm<br />

Sie immer bei sich haben: Ihr Blutzucker! Er zeigt ihnen unmittelbar, was Ihnen gut tut<br />

und was nicht. Messen Sie deshalb stichprobenartig Ihren Blutzucker, z.B. vor und etwa 90<br />

Minuten nach einer Mahlzeit. Damit können Sie unmittelbar sehen, welche Nahrungsmittel<br />

in welcher Menge und in welcher Zubereitung einen Blutzuckeranstieg über das normale<br />

Maß hinaus auslösen beziehungsweise welche nicht. Ebenso können Sie beim Vergleich<br />

zweier ansonsten ähnlicher Tage sofort sehen, dass ein 20-minütiger Spaziergang vor oder<br />

nach dem Abendessen einen deutlich niedrigeren Blutzucker am nächsten Morgen<br />

bewirkt. Wichtig ist, nicht messen des Messens wegen, die Bestimmung des Blutzuckers<br />

muss zu Konsequenzen führen.<br />

Wenn Sie mit der Blutzuckerkontrolle in diesem Sinne beginnen wollen, nutzen Sie die<br />

Möglichkeit, sich von Ihrem Arzt oder entsprechendem Fachpersonal in die Durchführung<br />

der Blutzuckermessung einweisen zu lassen. Führen Sie diese Selbstmessungen auch<br />

durch, wenn Ihnen Ihre Krankenkasse keine Teststreifen erstattet: Investieren Sie in Ihre<br />

Gesundheit! Eine in Deutschland von uns durchgeführte Studie hat gezeigt, dass Patienten<br />

mit Typ 2 <strong>Diabetes</strong>, die den Blutzucker regelmäßig kontrollieren und sich somit mehr um<br />

ihre Erkrankung kümmern, deutlich weniger Herzinfarkte und Schlaganfälle erlitten haben.<br />

Auch war die Lebenserwartung bei dieser Patientengruppe höher. Weitere Informationen<br />

zu diesem Thema finden Sie in der Broschüre „Neustart <strong>Diabetes</strong>”, die Sie über die<br />

Stiftung „Chance bei <strong>Diabetes</strong> - Motivation zur Lebensstil-Änderung”, einer Tochter-<br />

Stiftung der Deutschen <strong>Diabetes</strong>-Stiftung, erhalten können (www.chance-bei-diabetes.de -<br />

oder telefonisch bestellen unter 0185-710712 für 12 Cent pro Minute aus dem Festnetz der<br />

Deutschen Telekom).<br />

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg dabei, Schritt für Schritt Ihre Lebensgewohnheiten zu verändern.<br />

Dieses <strong>Aktiv</strong>Buch hilft Ihnen dabei.<br />

Ihr Stephan Martin<br />

In einer Gruppe mit Gleichgesinnten sind Änderungen von Lebensgewohnheiten einfacher und<br />

machen viel mehr Spaß. Es gibt bereits einige <strong>Diabetes</strong>-MOBIL-Gruppen, die sich regelmäßig treffen,<br />

um im wöchentlichen <strong>Aktiv</strong>Treff gemeinsam zu walken oder andere <strong>Aktiv</strong>itäten durchzuführen.<br />

Zusätzlich gibt es einen monatlichen InfoTreff, wo Sie mehr zum Thema <strong>Diabetes</strong> und<br />

Ernährung erfahren. Diese Gruppen werden von einem ausgebildeten Gesundheits-Coach intensiv<br />

betreut und begleitet.<br />

Wenn Sie sich für eine solche Gruppe interessieren, schauen Sie bitte auf unserer Homepage<br />

unter www.diabetes-mobil.de im Klientenportal <strong>–</strong> „Wir vor Ort”. Dort finden Sie entsprechende<br />

Kontaktdaten und sehen, ob es in Ihrer Nähe bereits eine Gruppe gibt.<br />

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Was ist Typ 2 <strong>Diabetes</strong> ...<br />

Typ 2 <strong>Diabetes</strong> <strong>–</strong> Entstehung durch Insulinresistenz<br />

Diese Form des <strong>Diabetes</strong>, die fälschlicherweise auch Altersdiabetes genannt wird, umfasst<br />

mehr als 90% aller Fälle von Zuckerkrankheit und betrifft inzwischen auch übergewichtige<br />

junge Erwachsene und sogar die ersten Kinder. Etwa 10% der gesamten Bevölkerung in<br />

Deutschland leidet an dieser Erkrankung. Da Typ 2 <strong>Diabetes</strong> sich nicht durch Schmerzen<br />

oder ein starkes Krankheitsgefühl bemerkbar macht, erfolgt die Diagnose häufig verspätet.<br />

Die Betroffenen fühlen sich eher schlapp, energielos und müde, gewöhnen sich aber<br />

an diesen Dauerzustand und nehmen ihn als gegeben hin. Experten schätzen, dass ein<br />

Viertel der Betroffen nichts von ihrer Erkrankung wissen und die Diagnose häufig erst nach<br />

dem Auftreten einer diabetischen Folgeerkrankung wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Impotenz,<br />

Beeinträchtigung des Sehvermögens, Nierenversagen oder schlecht heilenden Fußgeschwüren<br />

erfolgt. In Hinsicht auf diese schweren und häufigen Leiden ist die Verharmlosung<br />

des Typ 2 <strong>Diabetes</strong> als „ein bisschen Alterszückerle” unangebracht.<br />

Während bei Typ 1 Diabetiker ein Insulinmangel vorliegt, ist bei beim Typ 2 <strong>Diabetes</strong> zunächst<br />

sogar zuviel Insulin im Blut vorhanden. Die Körperzellen reagieren aber immer<br />

weniger auf das Insulin und können zunehmend weniger „Zucker” aufnehmen, sie werden<br />

„Insu-linresistent”. Das führt dazu, dass immer weniger Zucker in die Zellen hinein gelangt.<br />

Die Zellen brauchen aber den Zucker,<br />

um ihn in Energie umzuwandeln. Das<br />

heißt der Zucker bleibt im Blut, anstatt<br />

in den Zellen in Energie umgewandelt<br />

zu werden. Die Zellen „hungern”<br />

und der Blutzucker steigt an.<br />

Die Folge, der Mensch mit <strong>Diabetes</strong><br />

fühlt sich schlapp und energielos. Er hat ständig Hunger, isst und isst und nimmt an<br />

Körpergewicht zu. Der Körper benötigt weiterhin viel Insulin, um den Transport von<br />

Blutzucker in die Zellen zu ermöglichen und die Insulin-produzierenden Beta-Zellen in der<br />

Bauchspeicheldrüse müssen deshalb sehr viel mehr Insulin produzieren. Mit der Zeit schaffen<br />

es die Beta-Zellen auch bei maximaler Leistung nicht mehr, genügend Insulin in den<br />

Blutkreislauf abzugeben, und sterben zunehmend ab. Schließlich muss die Stabilisierung<br />

des Blutzuckers und die Anregung der verbleibenden Beta-Zellen durch <strong>Diabetes</strong>medikamente<br />

in Tablettenform erfolgen. Spätestens wenn trotz dieser medikamentösen<br />

Behandlung die körpereigene Insulinproduktion immer weiter abnimmt, muss auch bei<br />

Typ 2 <strong>Diabetes</strong> die tägliche Behandlung mit Insulininjektionen erfolgen.<br />

Die Insulinresistenz wird durch eine ungesunde Lebensweise mit fett- und zuckerreicher<br />

Nahrung und wenig körperlicher <strong>Aktiv</strong>ität verstärkt, aber auch Erbfaktoren begünstigen


Das P.A.T.E-<strong>Aktiv</strong>Buch<br />

die Entwicklung von Übergewicht oder das Absterben der Insulin-produzierenden Beta-<br />

Zellen bei hoher Stoffwechselbelastung. Dieses erblich bedingte höhere <strong>Diabetes</strong>risiko<br />

lässt sich aber in den meisten Fällen durch eine gesunde Lebensweise ausgleichen.<br />

Schließlich war bei uns, wie in anderen Ländern, vor der Überversorgung mit Lebensmitteln<br />

und vor dem Übergang zu einer vorwiegend sitzenden Lebensweise der Typ 2 <strong>Diabetes</strong><br />

eine seltene Erkrankung.<br />

Änderungen der Lebensgewohnheiten:<br />

Was können Sie erreichen!<br />

Die beste Möglichkeit, diesen Teufelskreis zu durchbrechen, ist eine Umstellung der<br />

Lebensgewohnheiten mit konsequenter und regelmäßiger Bewegung und einer angepassten<br />

gesunden Ernährungsweise. In einem frühen Stadium der Erkrankung müssen noch<br />

keine Medikamente eingesetzt werden. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass<br />

bereits eine relativ geringe Gewichtsreduktion von einigen Kilo, zusammen mit regelmäßiger<br />

Bewegung die Insulinwirksamkeit wieder erhöht und die Blutzuckerwerte sinken.<br />

Lebensstil-Änderungen sind die „Zauberformel”, die zusätzlich auch auf die Verbesserung<br />

von Blutdruck, Blutwerten, Insulinwirkung und auf das gesamte Wohlbefinden wirken. Die<br />

Energie kehrt zurück, die Stimmung wird besser, und die Verdauung funktioniert auch wieder.<br />

Durch 20 - 30 Minuten mäßig intensiver körperlicher <strong>Aktiv</strong>ität am Tag, wie zum<br />

Beispiel einem strammen Spaziergang und einer gesunden Ernährung kann die hohe Insulinresistenz<br />

drastisch reduziert werden, also der <strong>Diabetes</strong> gemildert werden. Eine niedrigere<br />

Insulinresistenz bedeutet, dass der Körper mit weniger Insulin auskommt, um den<br />

Transport von Blutzucker in die Zellen zu ermöglichen. Eine Gewichtsabnahme von 5-10%<br />

reicht bereits, um eine nachhaltige Reduktion des besonders gefährlichen Bauchfettes zu<br />

erreichen und die Insulinresistenz zu mildern. Die ständige Überlastung der Beta-Zellen<br />

nimmt ab, was oft zur Folge hat, dass auch weniger <strong>Diabetes</strong>medikamente notwendig<br />

sind. Die Reduktion der Medikation bedarf der ärztlichen Entscheidung oder Anleitung!<br />

Lebensstil-Änderungen lohnen sich - für Sie und Ihr Leben!<br />

Wie erreicht man Änderungen der Lebensgewohnheiten im eigenen<br />

Alltag?<br />

Sie können natürlich sagen, das mache ich jetzt einfach. Die meisten Menschen fangen<br />

auch ganz begeistert an - fallen aber schnell wieder in die gewohnten Bahnen zurück. Um<br />

auch langfristig erfolgreich zu bleiben, ist es notwendig, sich auf eine verbindliche, gute<br />

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10<br />

Änderungen der Lebensgewohnheiten...<br />

Vorgehensweise festzulegen. Das beginnt mit einer Planung <strong>–</strong> was will ich verändern und<br />

warum? Was sind meine Motive und Ziele? Dann kommt der richtige Anfang <strong>–</strong> ich muss<br />

ausprobieren, was zu meinem Lebens-Alltag passt, welche Bewegungsarten und<br />

Ernährungskonzepte mir zusagen. Als nächstes kommt das Training, um die neuen Lebensgewohnheiten<br />

fest in meinen Lebensalltag einzugliedern und schließlich müssen die<br />

Ergebnisse erhalten und die Erfolge gefeiert werden. Für diesen Prozess haben wir das<br />

P.A.T.E- Programm entwickelt, dabei ist der Name P.A.T.E das Programm:<br />

P-Phase: Planen und Protokollieren<br />

A-Phase: <strong>Aktiv</strong>ieren, Analysieren und Ausprobieren<br />

T-Phase: Trainieren, Tun, Techniken entwickeln, Tatkräftig Umsetzen<br />

E-Phase: Erhalten, Ergebnisse und Erfolge<br />

Die vier Phasen haben unterschiedliche Längen und das gesamte Programm geht über insgesamt<br />

40 Wochen. Zwischen den einzelnen Phasen gibt es immer einen kurzen Zwischenstopp,<br />

um sich das Erreichte anzuschauen.<br />

Jetzt, zu Beginn, kommen Ihnen diese 40 Wochen als ein sehr langer Zeitraum vor. Schließlich<br />

stehen Sie in den Startlöchern und wollen Ihre Lebensgewohnheiten ändern, sofort.<br />

Aber mit drei mal Walken oder einer Woche Diät ist keine Gewohnheit nachhaltig und dauerhaft<br />

verändert und die Gefahr für einen Rückfall sehr hoch. Um langfristig erfolgreich<br />

neue Lebensgewohnheiten aufzunehmen, umzusetzen und auch beizubehalten, müssen<br />

Sie für den gesamten Veränderungsprozess etwa ein Jahr veranschlagen.<br />

Planen Sie also dieses eine Jahr als „Ihr Jahr für mehr Gesundheit”. Auch wenn sich Ihre<br />

Blutzuckerwerte recht schnell wieder normalisiert haben, bleiben Sie bei den neuen<br />

Verhaltensweisen und lassen Sie nicht wieder den alten Schlendrian in Ihr Leben zurückkehren.<br />

Sehen Sie Ihren <strong>Diabetes</strong> als Chance, denn er hat Ihnen gezeigt, dass es mit der<br />

bisherigen Lebensweise so nicht weitergehen kann! Ganz deutlich hat er Ihnen zugerufen:<br />

„Los, jetzt muss du etwas ändern”.<br />

So arbeiten Sie mit dem P.A.T.E-<strong>Aktiv</strong>Buch!<br />

Dieses <strong>Aktiv</strong>Buch ist ein Arbeitsbuch! Benutzen Sie es bitte auch so<br />

und verwenden die Arbeitsblätter zum Notieren und Protokollieren.<br />

Immer wenn Sie dieses Zeichen sehen (Rechts im Bild), haben Sie ein


Das P.A.T.E-<strong>Aktiv</strong>Buch<br />

Arbeitsblatt vor sich. Tragen Sie die entsprechenden Werte in das Arbeitsblatt ein, so<br />

behalten Sie das, was Sie tun, immer vor Augen. Sie finden für jede Woche ein neues<br />

Kapitel, bestehend aus dem Thema und einer Aufgabe für die jeweilige Woche. Ergänzt<br />

werden die Kapitel noch mit einem Tipp. Die Themen sind so angelegt, dass sie aufeinander<br />

aufbauen, halten Sie sich deshalb unbedingt an die zeitliche Abfolge. Es gibt jede<br />

Woche, zu Beginn auch täglich etwas für Sie zu tun und zu notieren.<br />

So ist das <strong>Aktiv</strong>Buch aufgebaut:<br />

Die P-Phase (Planungs-Phase) ist der Einstieg in das Programm <strong>–</strong> in den zwei Wochen lernen<br />

Sie, Ihre persönlichen Motive und einen körpereigenen Kompass kennen: Ihren<br />

Blutzucker. Nach der P-Phase bestimmen Sie Ihre Ziele für die nächsten acht Wochen.<br />

In der A-Phase (<strong>Aktiv</strong>ierungs-Phase) werden Sie Anfangen und Ausprobieren, was Ihnen<br />

gefällt. Mit Hilfe Ihres Blutzucker erkennen Sie die Konsequenzen Ihrer <strong>Aktiv</strong>itäten.<br />

Nach der A-Phase halten Sie die ersten Veränderungen fest: Was tut mir gut? Was gefällt<br />

mir an den neuen Lebensgewohnheiten? Sie schauen aber auch in die Zukunft und machen<br />

die Zielplanung für das nächste halbe Jahr: Wie will ich nun weiter gezielt weitermachen<br />

und trainieren?<br />

Die T-Phase (Trainings-Phase) dauert 20 Wochen <strong>–</strong> ein langer Zeitraum. Aber nur durch<br />

regelmäßiges Tun werden die neuen Gewohnheiten in der Alltagsroutine gefestigt. Sie lernen<br />

verschiedene Bewegungsmöglichkeiten und Ernährungskonzepte kennen und erhalten<br />

medizinische Informationen zum Thema <strong>Diabetes</strong> im Alltag. Tatkräftig gehen Sie voran<br />

und Trainieren ihre neuen Gewohnheiten, bis sie Ihnen in Fleisch und Blut übergehen.<br />

Während der Trainings-Phase gibt es einen Zwischenstopp, um die bisher erreichte Fitness<br />

festzustellen und darüber nachzudenken, ob noch was fehlt, wo Probleme sind und was<br />

Sie tun können, um sich für die Zielgerade fit zu machen.<br />

Die E-Phase (Erhaltungs-Phase) ist dazu da, dass Sie die Ergebnisse auch Erhalten, die<br />

Erfolge feiern und das Erreichte so fest stabilisieren, dass keine nennenswerten Rückfälle<br />

mehr drohen können. Diese Phase dauert 10 Wochen und hilft Ihnen dabei, dass Sie die<br />

neuen Lebensgewohnheiten zukünftig auch alleine beibehalten können.<br />

Ja, und dann haben Sie es geschafft: neue Lebensgewohnheiten, mehr<br />

Gesundheit und viel mehr Lebensqualität.<br />

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12<br />

Bewegung<br />

Bevor es aber losgeht, erfahren Sie auf den nächsten Seiten mehr über die Bedeutung<br />

von Bewegung und darüber, was Sie zum Thema Essen und Trinken beachten müssen.<br />

Die Bedeutung von Bewegung<br />

Stellen wir uns einen Gegenstand aus dem Alltag vor, den wir jeden Tag benutzen: unser<br />

Auto. Was tun wir alles, damit es diesem Auto gut geht, es uns lange begleitet, zuverlässig<br />

durch die Welt transportiert und wir möglichst lange Freude daran haben. Wir pflegen<br />

und warten es, so gut wir können! Weil wir glauben, auf dieses Fortbewegungsmittel angewiesen<br />

zu sein.<br />

Aber was machen wir mit uns <strong>–</strong> unserem Körper? Wer oder was sind wir überhaupt, wenn<br />

wir uns einmal reduziert als Fortbewegungsmittel betrachten? Im Vergleich zum Auto hat<br />

unser Bewegungssystem eine Serienausstattung, die seinesgleichen sucht <strong>–</strong> denn wir haben:<br />

■ Über 200 Knochen, die hoch spezialisiert abgestimmt sind und mit über 100<br />

Gelenken miteinander verbunden sind <strong>–</strong> ein tolles Fahrwerk!<br />

■ Mehr als 650 Muskeln, die uns mit unterschiedlichsten Geschwindigkeiten und<br />

Intensitäten bewegen können<strong>–</strong> ein außergewöhnlicher Motor!<br />

■ Einen eigenen Treibstoff, der alles durchfließt und unser Körpersystem in Bewegung<br />

bringt und den wir selber produzieren <strong>–</strong> das Blut.<br />

■ Ein Streckennetz aus Blutbahnen, Arterien und Venen, auf dem unser „Treibstoff<br />

Blut” unterwegs ist, mit einer Länge von sechs Erdumrundungen - ca. 240.000 km.<br />

■ Eine Lunge, die aufgeklappt mit all ihren Verästelungen die Größe eines kompletten<br />

Fußballfeldes hat.<br />

■ Viele schöne „Extras” die unser Körper noch für uns bereithält <strong>–</strong> wie z.B. die wohlige<br />

Gänsehaut durch die ersten warmen Sonnenstrahlen im Frühling zum Beispiel.<br />

Dies sind nur einige faszinierende Fakten unserer tollen Körperausstattung, und zusätzlich<br />

können wir selber darüber bestimmen, wie viel Kraft unser Motor hat: durch regelmäßige<br />

Bewegung erhöht der Körper seine „PS-Zahl”!<br />

Kein anderer Mechanismus kann sich so hervorragend an veränderte Lebensbedingungen,<br />

Geschwindigkeiten oder Anforderungen anpassen! Das ist einzigartig und darum ist es


650 Muskeln<br />

Fußballfeldgroß<br />

Das P.A.T.E-<strong>Aktiv</strong>Buch<br />

200 Knochen<br />

240.000 km Blutbahnen<br />

viel zu schade, dass wir unseren Körper den ganzen lieben langen Tag in der „Garage” parken.<br />

Was tun wir für unser Bewegungssystem? Wie „warten und pflegen” wir uns? Welche<br />

Bedeutung hat Bewegung, die einfachste und effektivste „Körperwartung und <strong>–</strong>pflege”?<br />

Es gibt einen guten Weg, wie Sie es schaffen können, Bewegung in Ihren Alltag zu integrieren:<br />

Tun Sie es einfach - und zwar regelmäßig. Fangen Sie ganz langsam an und vermeiden<br />

Sie alles, was Sie überfordert. Dieses würde Sie rasch frustrieren und wieder von<br />

der Bewegung abhalten. Wenn Sie viele Jahre sportlich untätig waren, ist der beste Weg ,<br />

mit „Spaziering” anzufangen. Damit ist gemeint: bewusstes und zügiges Gehen, z.B. einfach<br />

jeden Abend um den Block herum. Machen Sie das bitte einfach mal drei Wochen lang<br />

jeden Tag, auch wenn es regnet, stürmt oder schneit <strong>–</strong> ziehen Sie sich geeignete Garderobe<br />

und bequeme Schuhe an und „Spazieringen” Sie los. Sie werden schnell merken, wie<br />

gut Ihnen das tut. Durch die Regelmäßigkeit wird dieser tägliche Gang zu einer Routine<br />

in Ihrem Alltag.<br />

Jeder Mensch hat sein eigenes Tempo und dieses Tempo, diese Intensität, Ihre Bewegungsfähigkeit,<br />

Ihre Belastungsgrenze wird bestimmt von Ihrem Herzen und der Musku-<br />

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4<br />

Bewegung<br />

Das P.A.T.E-<strong>Aktiv</strong>Bu<br />

latur! Egal wie intensiv sie sich bewegen, früher oder später werden Sie sich danach hervorragend<br />

fühlen. Tun Sie was dafür, dass es ihrem Bewegungssystem gut geht. Dann wird<br />

ihr Bewegungsapparat Sie verlässlich und möglichst lange unbeschadet, gesund und ohne<br />

Reparaturen durch ihr Leben bringen!<br />

Nur in der Bewegung ist Leben!<br />

Leider ist es so, dass die allgemeine Belastbarkeit ab dem 40. Lebensjahr absinkt: die<br />

Muskulatur baut sich ab, der Grundumsatz verringert sich, der Körper sammelt mehr Fett<br />

an und die meisten Menschen nehmen langsam, aber sicher zu. Durch die Fettzunahme<br />

und Bewegungsmangel nimmt auch die Insulinwirkung ab <strong>–</strong> und der Blutzucker steigt.<br />

Aber die Natur hält ein Zaubermittel für uns bereit, und es steht immer und jedem zur<br />

Verfügung:<br />

BEWEGUNG! Ein leichtes, aber regelmäßiges Training verbessert besonders bei <strong>Diabetes</strong><br />

auf vielfältige Weise die typischen Risikofaktoren für Herz und Kreislauf. Regelmäßige c<br />

Bewegung kann noch viel mehr:<br />

■ Die Lebenserwartung steigt<br />

■ Das Risiko für einen Herzinfarkt, einen Schlaganfall und Darmkrebs sinkt<br />

■ Der Herzschlag reduziert sich, das Herz wird leistungsfähiger<br />

■ Das Blut wird fließfähiger und das Herz spart Pumpenergie<br />

■ Die Atmung wird tiefer und kräftiger<br />

■ Die Lungenkapazität verbessert sich<br />

■ Die Knochen, Gelenke und Bänder werden stärker<br />

■ Das Gehirn wird besser durchblutet, das Denken geht schneller<br />

■ Der Stoffwechsel arbeitet reibungsloser<br />

■ Die Verdauung funktioniert besser<br />

■ Das Immunsystem wird gestärkt<br />

■ Stress wird besser verkraftet<br />

<strong>Aktiv</strong>e Menschen verlieren ihre überflüssigen Pfunde viel leichter und gewinnen gute<br />

Laune und Wohlbefinden, beides zusammen steigert die Lebensqualität. Das richtige Maß<br />

an Bewegung ist der Schlüssel zu einem besseren Leben, weil Zucker und Fett im Blut verbrannt,<br />

und Stress abgebaut wird und wir unsere Kraft, Ausdauer und Konzentration steigern.<br />

Ein weiterer Vorteil: ist, dass regelmäßige Bewegung sich schlecht mit Völlerei und<br />

ungesundem Essen verträgt! Wer sich regelmäßig bewegt, greift mit der Zeit ganz automatisch<br />

zu besser geeigneten Lebensmitteln und lässt Fettiges und Süßkram gerne stehen.<br />

Um gesund und fit zu sein, ist weder ein muskelbepackter Körper noch ein anstrengendes<br />

Hochleistungstraining notwendig.


16<br />

Ernährung<br />

Essen und Trinken <strong>–</strong> der richtige Umgang mit den Kalorien<br />

Energie ist die Grundlage für unser Leben. Nichts wäre ohne Energie möglich: kein<br />

Atemzug und keine sportliche Leistung. Unser Körper stellt seine Energie selber her <strong>–</strong> aus<br />

den Kohlenhydraten, die wir essen und trinken. Diese werden bei der Verdauung in kleinste<br />

Moleküle gespalten <strong>–</strong> diese Moleküle nennt man Glukose oder auch Zucker. Sie werden<br />

in unseren Körperzellen zu Energie verbrannt, und diese Energie wird dem Körper wieder<br />

als Muskelkraft zur Verfügung gestellt, und wir können leben. Die Nahrungsaufnahme ist<br />

also unter anderem die existentielle Grundlage zum Leben, sonst würden wir schwach und<br />

kraftlos werden und schließlich verhungern.<br />

Was ist „Die richtige Ernährung?”<br />

In den letzten Jahren wurden über die richtige Ernährungsform bei Übergewicht und<br />

<strong>Diabetes</strong> verschiedene und rasch wechselnde Auffassungen propagiert. Mal soll viel Obst<br />

gegessen werden, dann wieder doch nicht so viel. Der glykämische Index wurde als Maß<br />

aller Dinge entdeckt und wenig später hieß es, dass doch keine positiven Effekte dafür<br />

nachgewiesen werden konnten. Wurden noch vor kurzem kalorienreduzierte Produkte und<br />

Kohlenhydrate angepriesen und Fett verteufelt, werden jetzt hochwertige Fette mit einfach<br />

und mehrfach ungesättigten Fettsäuren dringend empfohlen. Der Kohlehydratanteil<br />

an der Nahrung soll nun doch nicht mehr so hoch sein und der Verzehr von Weißmehl ganz<br />

reduziert werden, weil dadurch mehr Insulin ausgeschüttet wird, was wiederum zu mehr<br />

Hunger führt. Auch die heute angebotene Vielfalt an Lebensmitteln verursacht beim<br />

Verbraucher die Qual der Wahl. Wovon sollten wir wie viel essen? Sollen mehr Kohlenhydrate<br />

oder mehr Protein in der Nahrung sein? Wie nimmt man ab bzw. nicht zu? Die hohe<br />

Zahl der ernährungsbedingten Krankheiten in unserem Land zeigt, dass die Entscheidungsfindung<br />

schwerer ist, als man annehmen möchte.<br />

Eines weiß man aber mittlerweile „ganz” sicher: kurzfristige Diäten nützen gar nichts. All<br />

die wunderbaren Versprechen, die wöchentlich von den Zeitschriftenständern herunterprangen:<br />

„5 Kilo in drei Tagen” oder „Schlank werden mit der Soundso-Methode” haben<br />

noch niemandem langfristig zu einer Traumfigur verholfen. Ganz im Gegenteil: der kurzfristige<br />

Effekt, in den ersten Tagen tatsächlich Gewicht zu verlieren, geht fast immer auf<br />

Kosten des langfristigen Effektes: der Körper schaltet auf Sparflamme um. Wir sind genetisch<br />

so programmiert, dass der Körper versucht, seine Reserven zu schonen. Dieses Programm<br />

entstand in Zeiten, als noch nicht an jeder Ecke ein Supermarkt oder eine Dönerbude<br />

stand, sondern unsere Vorfahren mühsam Früchte und Samen gesammelt haben<br />

oder wochenlang auf der Jagd nach tierischem Eiweiß waren, damit die Sippe überleben


Das P.A.T.E-<strong>Aktiv</strong>Buch<br />

konnte. Dabei haben sie jeden (!) Tag mehr als 20 Kilometer zurückgelegt, zu Fuß! Wissen<br />

Sie, wie viele Schritte im Durchschnitt ein erwachsener Mann heute macht? Etwa 400<br />

Schritte (das sind nur etwa 300 m)!<br />

Was also ist die richtige Ernährungsform für Sie? Als Diabetiker müssen Sie nämlich ein<br />

paar Dinge beachten, wenn Sie Ihr Gewicht reduzieren und gleichzeitig den Blutzuckerspiegel<br />

im Griff halten wollen. Deshalb passen nicht alle Ernährungskonzepte zu Ihnen .<br />

Grundsätzlich gilt jedoch, dass in der modernen <strong>Diabetes</strong>-Therapie heute nicht mehr extra<br />

gekocht werden muss, denn der Diabetiker kann im Prinzip alles essen.<br />

Übergewicht<br />

ist für den Typ 2-Diabetiker von entscheidender Bedeutung, da die Wirkung des Insulins<br />

mit steigendem Körpergewicht abnimmt. Folglich führt in den meisten Fällen eine<br />

Gewichtsreduktion zu einer Verbesserung oder sogar Normalisierung der Blutzuckerwerte.<br />

Um erfolgreich und langfristig abzunehmen, muss das Bewegungs- und Ernährungsverhalten<br />

verändert werden! Heute stehen viele gut verfügbare und bezahlbare Lebensmittel<br />

bereit, die Sie in Ihren täglichen Speiseplan integrieren können. Legen Sie den Schwerpunkt<br />

Ihrer Ernährung auf Gemüse! Es gibt so viele verschiedene Sorten, dass Ihr Speiseplan<br />

niemals langweilig werden muss. Auf Fleisch müssen Sie nicht verzichten, aber sie<br />

sollten den Fleischanteil in der Ernährung auf ein- bis zweimal pro Woche reduzieren.<br />

Setzen Sie dafür häufiger Altbewährtes wie Getreide und Hülsenfrüchte auf Ihren täglichen<br />

Speiseplan. Viel Trinken hilft enorm beim Abnehmen! 1,5 bis 2 Liter Wasser, ungesüßten<br />

Tee oder stark verdünnte Fruchtsäfte am Tag sind super geeignet! Bitte keine zuckerhaltigen<br />

Limonaden oder Cola mehr! Reduzieren Sie Ihren Alkohol-Konsum und verzichten<br />

Sie an den meisten Tagen ganz darauf, denn das abendliche Bier trägt eindeutig zur<br />

Gewichtszunahme bei. Alkoholische Getränke haben viele Kalorien, die meistens nicht<br />

berücksichtigt werden und sie regen den Appetit an.<br />

Kohlenhydrate<br />

sind die einzigen Nährstoffe, die direkten Einfluss auf den Blutzucker haben. Trotzdem<br />

gehören sie zu einer gesunden Mischkost und ihr Anteil an der Gesamtaufnahme sollte<br />

genauso hoch wie bei einem Nicht-Diabetiker liegen: etwa 55% der Gesamtzufuhr. Es ist<br />

aber sinnvoll, die Kohlenhydrate auf mehrere Mahlzeiten aufzuteilen und möglichst<br />

abends auf Kohlenhydrate zu verzichten, um den Blutzucker über Nacht niedrig zu halten.<br />

17


18<br />

Ernährung<br />

Kohlenhydrate werden vom Körper unterschiedlich schnell aufgenommen und erhöhen<br />

deshalb in ungleichem Maße die Blutzuckerwerte.<br />

Zuckerhaltige Getränke, Traubenzucker, Süßigkeiten* � schießen ins Blut<br />

Weißmehlprodukte und Obst � strömen ins Blut<br />

Vollkorngetreideprodukte und Kartoffeln � fließen ins Blut<br />

Kohlenhydrate aus Milch � tröpfeln ins Blut<br />

Kohlenhydrate aus Gemüse und Hülsenfrüchten � sickern ins Blut<br />

*Ausnahme: fetthaltige Süßigkeiten wie z.B. Schokolade erhöhen langsam den Blutzucker, da<br />

die Resorption des Zuckers durch den hohen Fettgehalt verzögert wird.<br />

Als Diabetiker sollten Sie auf kohlenhydrathaltige Lebensmittel zurückgreifen, die den<br />

Blutzuckerspiegel langsam ansteigen lassen. Besonders empfehlenswert sind Vollkornprodukte<br />

und Hülsenfrüchte, da sie stark sättigend wirken, den Blutzucker relativ langsam<br />

ansteigen lassen und reich an Ballaststoffen, Vitaminen und Mineralstoffen sind!<br />

Zucker<br />

Auch der ganz normale Haushaltszucker (Saccharose) gehört zu den Kohlenhydraten. Die<br />

Fachleute sind heute der Meinung, dass kleine Mengen Zucker durchaus für den Diabetiker<br />

geeignet sind, wenn die folgenden Voraussetzungen gegeben sind:<br />

■ Gute Stoffwechseleinstellung<br />

■ Regelmäßige Selbstkontrolle<br />

■ Nicht in Form von Getränken<br />

■ Nicht in purer Form, sondern „verpackt” in Lebensmitteln<br />

Zum Süßen von Getränken eignen sich kalorienfreie Süßstoffe (Saccharin, Cyclamat, Aspartam).<br />

Spezielle Diätprodukte sind überflüssig, da sie neben einem meist erhöhtem Fettund<br />

damit Energiegehalt auch unverhältnismäßig teuer sind. Die so genannten Zuckeraustauschstoffe<br />

(Fruchtzucker, Sorbit) besitzen keinen entscheidenden Vorteil für den Diabetiker.<br />

Sie haben sogar Nachteile, sie wirken zum Teil abführend und blähend.<br />

Zum Thema Geld noch ein paar grundsätzliche Worte: Meist ist „bequemes, vorgefertiges”<br />

Essen „Schrott-Nahrung”! Voll von Fett, schnell-verdaulichen billigen Kohlenhydraten, Farbund<br />

Konservierungsstoffen und wer weiß, was sonst noch alles darin zu finden ist. Kaufen<br />

Sie besser möglichst natur belassene, wenig bearbeitete Lebensmittel, auch wenn diese<br />

vielleicht etwas teurer sind! Essen Sie ein bisschen weniger und am Ende geben Sie das<br />

gleiche Geld aus, aber Ihr Körpergewicht wird sich merklich reduzieren.


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