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E-ZINE # 12<br />
more ska, more reggae, more music! rocking steady!<br />
r cking<br />
steady<br />
www.rockingsteady.de<br />
Issue #12<br />
YOUR E-ZINE &<br />
DOWNLOAD STORE<br />
SEP/OKT 2012<br />
FreeZine &<br />
download Store<br />
Das neue Magazin für Ska und Reggae aus Europa<br />
Jamaican Originator<br />
Happy Birhday U-Roy<br />
im Interview | ab Seite 4<br />
Reggae In Your Jeggae<br />
Hollie Cook<br />
im Interview | ab Seite 6<br />
The World of Ska!!!<br />
Panteon Rococo, Missing<br />
Andy, Russkaja, Phoenix<br />
City Allstars, Dr. Ring Ding,<br />
Big Mandrake, The Senior<br />
Allstars, Tequila & The<br />
Sunrise Gang, The Resignators,<br />
Masons Arms, Fast<br />
Elephant und viele mehr<br />
| ab Seite 20
Ausgabe Nr. 12!<br />
edItorIal the oFFbeatbomb<br />
www.rockingsteady.de<br />
Erst Festivalsommer, dann Urlaubszeit, dann<br />
Sommerloch - irgendwie ist ziemlich Flaute<br />
in der Szene in den letzten Monaten. Neuveröff<br />
entlichungen sind rar und wir warten<br />
vergeblich auf spektakuläre News. Einzig von<br />
einigen neuen Indoor-Festivals in Deutschland<br />
ist die Rede. Konkret ist aber auch da<br />
noch nichts! Entsprechend sind wir spät dran<br />
und die Zeit zur nächsten Ausgabe, die erste,<br />
die in deutscher Sprache dann auch gedruckt<br />
erscheint, wird schnell vergehen. Vorher aber<br />
noch die wenigen, durchaus starken Neuveröff<br />
entlichungen der letzten Wochen, ein großes<br />
Happy Birthday für U-Roy, der dieses Jahr<br />
seinen 70ten feiert, ein Ausfl ug in die Welt<br />
des Skinhead Reggae Argentiniens das lang<br />
erwartete Missing Andy-Interview, sowie Be-<br />
Herausgeber: <strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>! GbR<br />
Ludwig Märthesheimer & Oliver Will<br />
Gundelsheimer Straße 22<br />
D-96052 Bamberg<br />
Fon: +49. 951. 7005620<br />
Fax: +49. 951. 7005619<br />
projekt@rockingsteady.de<br />
Sep/okt<br />
2012<br />
richte von kurzen Treff en mit diversen Bands,<br />
unter anderem Russkaja aus Österreich und<br />
Panteon Rococo. Und nach dem Heft ist<br />
vor dem Heft. Unaufhaltsam arbeiten wir<br />
ab sofort an unserer ersten Druckausgabe.<br />
Abo-Bestellungen hierfür werden ab sofort<br />
entgegen genommen.<br />
Euer O.W.<br />
ImpreSSum <strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>! eZine & download store<br />
redaktion: Oliver Will (V.i.S.d.P.); Frank Keil, Issa Aryanpure, Sven Trapp, Peter Clemm,<br />
Ulrich Grobusch, Gerry McMahon<br />
bildquellen: <strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>, Frank Keil, Sven Trapp, Ulrich Grobusch<br />
Grafi k & layout: Matthias Gögel | 2mcon Bamberg (www.2mcon.de);<br />
erscheinungsweise: alle 2 Monate<br />
redaktionsschluss: 15. des Vormonats<br />
anzeigenkontakt: Ludwig Märthesheimer | 0951 - 700 56 20 | lm@rockingsteady.de<br />
Es gelten die Anzeigenpreise der Mediadaten 2011<br />
www.rockingsteady.de | www.rockingsteady.eu | www.rockingsteady.com
Jamaican Originators<br />
toaSterS paradISe<br />
tItelthema<br />
U-Roy wird 70<br />
tItelthema ICh bereue nIChtS<br />
Am 21. September feierte U-Roy seinen 70.<br />
Geburtstag. Als allererster DJ, der jemals<br />
Sprechgesang auf Platten bannte, geht sein<br />
musikalischer Einfl uss weit über Reggae<br />
hinaus. Er ebnete den Weg für Scharen von<br />
jamaikanischen DJs, Toastern und Dancehall-<br />
Künstler und natürlich die gesamte Entwicklung<br />
von Hip Hop. Vor seinem Auftritt beim<br />
Summerjam im Juli hatten wir Gelegenheit,<br />
mit dem ausgesprochen gut gelaunten Über-<br />
Daddy zu sprechen:<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: U-Roy, Du warst einer der<br />
ersten, die über Platten getoastet haben. Du<br />
wurdest Großvater und Pate von so Vielem<br />
genannt, zum Beispiel des ganzen Hip Hop-<br />
Genres. Siehst du das auch so?<br />
U-Roy: [kichernd] Yeah, man! Als ich anfi ng,<br />
hatte ich keinen blassen Schimmer, dass ich<br />
das heute immer noch tun würde. Damals<br />
war ich 19 oder 20 und kaum jemand nahm<br />
ernst, was wir DJs gemacht haben. Also<br />
dachte ich mir, „Na ja, ich werde das vielleicht<br />
noch bis nächstes Jahr machen.“ Es ist so eine<br />
Freude für mich, dass ich nach über 50 Jahren<br />
immer noch dabei bin. Das ist nur möglich,<br />
weil die Leute schätzen, was ich tue. Hier<br />
Sep/okt<br />
2012<br />
Sep/okt<br />
2012<br />
zum Summerjam zu kommen ist also eine<br />
große, große Ehre für mich. Ich fühle mich<br />
so gesegnet nach allem, was mir in meinem<br />
Leben widerfahren ist.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Wenn Du dir heutzutage<br />
Hip Hop anhörst, kannst Du noch eine Verbindung<br />
zu dem hören und sehen, was Du<br />
mal angefangen hast?<br />
U-Roy: Es ist im Prinzip immer noch das<br />
Gleiche, das ich schon vor vielen Jahren gemacht<br />
habe. Leider wollen viele Leute nicht<br />
wahrhaben, dass so etwas Großes im kleinen<br />
Jamaika begann. Wir bekommen dafür oft<br />
nicht den verdienten Respekt. Andererseits<br />
rege ich mich auch nicht zu sehr darüber auf,<br />
denn was dir zusteht, das wirst du irgendwann<br />
auch bekommen, egal wie viele Jahre<br />
es dauert.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Wie entstehen deine<br />
Texte? Schreibst Du sie auf oder kommt das<br />
spontan?<br />
U-Roy: Wisst ihr was? Von allem, was ich<br />
jemals aufgenommen habe, habe ich vielleicht<br />
12 oder 15 Mal etwas aufgeschrieben.<br />
Als ich das erste Mal ins Studio gehen sollte,<br />
habe ich mich vorher zuhause hingesetzt<br />
und krampfhaft überlegt, „Okay, ich werde<br />
das und das bei der Aufnahme sagen.“ Aber<br />
als ich dann im Studio war, habe ich all die<br />
Notizen in die Hosentasche gesteckt. Ich<br />
ging ans Mikro und es kam einfach. Ich muss<br />
dem Allmächtigen für diese Gabe danken. Ihr<br />
habt bestimmt von dieser Bibelstelle gehört,<br />
in der es heißt: „Öff ne deinen Mund und ich<br />
werde ihn mit Worten füllen!“ So ist es mir<br />
ergangen! [lacht]<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Es gab doch schon DJs in<br />
Jamaika bevor Du angefangen hast, oder?<br />
U-Roy: Ja, da waren Count Machuki, King<br />
Stitt, Lord Comic, Hopeton, King Sporty, Willy<br />
Penny – eine ganze Menge. Aber keiner von<br />
denen hatte bis dato etwas aufgenommen.<br />
Mein persönliches Vorbild ist Count Machuki,<br />
weil er intelligent war. Was immer er gemacht<br />
hat, er hat nicht versucht den Sänger auszustechen.<br />
Er hatte ein untrügliches Timing,<br />
so dass seine Toasts nie mit dem Gesang<br />
kollidiert sind. Es tat mir immer leid, dass seine<br />
Platten nicht sehr gut liefen, denn Count<br />
Machuki ist der Boss!<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Vielleicht lag es daran, dass<br />
Du weiter gegangen bist als nur eine Ansage<br />
an den Anfang des Songs zu setzen.<br />
U-Roy: Wisst ihr, dein Lehrer unterrichtet<br />
dich, aber manchmal kann der Lehrer auch<br />
was von dir lernen. [kichert]<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Wer sind denn Deine aktuellen<br />
Lieblings-DJs?<br />
U-Roy: Ich mag Buju Banton, einige Sachen<br />
von Beenie Man, Assassin, Brigadier Jerry,<br />
ne ganze Menge -die Leute, denen es um<br />
„Consciousness“ geht und die positive Vibes<br />
haben. Das gefällt mir. Rede nicht nur, sei<br />
positiv in deinem Handeln. Wenn du etwas<br />
singst, dass mich zum Nachdenken bringt,<br />
dann liebe ich dich dafür. Ich bin nie auf eine<br />
weiterführende Schule gegangen, aber ich<br />
habe gelernt, wie wichtig es ist, positiv zu<br />
sein.
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Hast Du einen Lieblingstune,<br />
über den du getoastest hast?<br />
U-Roy: Ich mag fast alles, was ich gemacht<br />
habe, aber meine Eltern haben mich immer<br />
gelehrt, dass Eigenlob keine Empfehlung<br />
ist [lacht]. Im Ernst, du musst immer darauf<br />
hören, was die Leute sagen. Dein Publikum<br />
macht dich zu dem, was du bist. Wenn es dir<br />
sagt, dass etwas gut ist, lass es dir nicht zu<br />
Kopf steigen. Bleib einfach cool.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Planst Du noch einmal<br />
etwas Neues rauszubringen?<br />
U-Roy: Ja, am 6. Oktober erscheint mein<br />
neues Album, “Pray Fi Di People” (Music Action).<br />
Ich hoff e, es wird den Leuten gefallen.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Deine Karriere ist genau<br />
parallel zu den ersten 50 Jahren der Unabhängigkeit<br />
deines Heimatlandes verlaufen.<br />
Welchen Eindruck hast Du vom Zustand des<br />
heutigen Jamaika?<br />
U-Roy: Ich bin sehr stolz auf mein Land. Wir<br />
erlangten die Unabhängigkeit, als ich 19 war.<br />
Es erschreckt mich etwas, wie alt ich jetzt bin!<br />
Damals hatte ich ein kleines Soundsystem.<br />
Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich in<br />
der Nacht der Unabhängigkeit ganz in der<br />
Nähe von Zuhause aufl egte. Die 50 Jahre<br />
sind so schnell vergangen! Ich hoff e, dass<br />
Jamaika sich weiter entwickelt, noch bewusster<br />
- „more conscious“ – wird, sich weiter<br />
verbessert. Ich liebe mein Heimatland, denn<br />
da wurde ich geboren, da lebe ich und dahin<br />
werde ich zurückkehren, wenn ich hier fertig<br />
bin. Ich hoff e, Jah wird uns segnen und alles<br />
in Ordnung bringen.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Was ist Deine größte<br />
Lebensleistung?<br />
U-Roy: Ich habe die eine oder andere Platte<br />
verkauft, so dass ich mir heute ein paar<br />
Sachen leisten kann, die ich nie hatte, als ich<br />
jung war: Mein eigenes Haus, mein Auto,<br />
meine Familie. Zu sehen, dass man sich das<br />
selbst erarbeitet hat, ist schon sehr befriedigend.<br />
„Wake The Town And Tell the people“<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Und was bedauerst Du am<br />
meisten?<br />
U-Roy: Ich bereue gar nichts, Mann!<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Hast Du deswegen kürzlich<br />
eine Version von “Je ne regrette rien” mit<br />
Danakil eingespielt?<br />
U-Roy: [lacht] Man sollte der Vergangenheit<br />
nicht nachtrauern. Wenn du schon glaubst,<br />
dir wird etwas vielleicht leid tun, dann lass es<br />
am besten gleich sein. Niemand ist perfekt,<br />
wir machen alle viele Fehler, aber schau nicht<br />
zurück. Denk nicht, ich hätte diesem Typ nie<br />
1000 $ leihen sollen. Wenn du jemandem<br />
1000 $ gibst, denk nicht mehr darüber nach!<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Gibt es etwas, das Du noch<br />
erreichen willst?<br />
U-Roy: Ich würde immer noch ganz gerne<br />
ein paar Millionen Platten verkaufen. [lacht]<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Du hast damals in Jamaika<br />
viel mit den Wailers zu tun gehabt. Was sind<br />
Deine Erinnerungen an diese Zeit?<br />
U-Roy: Oh ja, wir waren enge Nachbarn.<br />
Wir waren kleine Gangster und kochten und<br />
quatschten jeden Tag. Bob hat nie viel gelächelt.<br />
Er war einer der ernsthaftesten Menschen,<br />
die ich je getroff en habe. Er sprach<br />
kaum, aber er schrieb über alles, worauf<br />
sein Blick fi el. Peter war auch ein ernsthafter<br />
Mensch, der nicht viel sprach. Die Drei waren<br />
anders als die meisten anderen Menschen<br />
und hatten nicht viele Freunde. Wenn du<br />
nicht von Anfang an ihr Freund warst, dann<br />
brauchtest du es später gar nicht erst zu versuchen.<br />
Trotzdem waren sie nette Jungs.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Du hast neulich den<br />
jamaikanischen Orden (Jamaican Order of<br />
Distinction) erhalten. Was bedeutet dir das?<br />
U-Roy: Damit hätte ich davor nie gerechnet.<br />
Als der Generalgouverneur also sein Schwert<br />
auf meine Schulter legte und mir eröff nete,<br />
dass ich jetzt diesen Titel trage, da war ich<br />
schon sehr stolz. Off enbar halten mich meine<br />
Landsleute für jemand Besonderen. Das ist<br />
ein sehr schönes Gefühl.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Engagierst Du dich in der<br />
Politik?<br />
05<br />
U-Roy: No, Sir. Ich glaube nicht an Politik und<br />
halte mich da raus. Ich bin ein Musiker, kein<br />
Politiker. Mein Motto ist „WAKE THE TOWN<br />
AND TELL THE PEOPLE”, nicht “ Wählt mich<br />
und ich werde euch befreien.” Politiker tun,<br />
was sie eben tun müssen. Wer auch immer<br />
gerade an der Macht ist, ich muss überleben.<br />
Wenn ich hier fertig bin, dann geh ich nach<br />
Hause und bringe meiner Familie und meinen<br />
Freunden Geld mit. Als ich jung war, sagte<br />
ich mir: Wenn du mal alt und wohlhabend<br />
bist und du siehst jemanden, der sich kein<br />
Essen leisten kann, dann wirst du ihm helfen.<br />
Und genau das tue ich jetzt. Ich sponsere<br />
zum Beispiel ein Jugendfußballteam und<br />
bezahle ihre Ausrüstung. Damit geht es mir<br />
sehr gut.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Hast Du auch Interessen<br />
abseits der Musik?<br />
U-Roy: Nicht wirklich. Ich hätte vielleicht<br />
gerne ein richtig gutes jamaikanisches<br />
Restaurant, mit ordentlicher, hausgemachter<br />
Küche. Aber dafür habe ich nicht wirklich die<br />
Zeit!<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Neulich war ja Prince Harry<br />
in Jamaika. Er scheint ein richtiger Reggaefan<br />
zu sein.<br />
U-Roy: Prince Harry ist einfach ein Roots-Kid.<br />
Er liebte die Leute aus dem Ghetto, und dafür<br />
liebe ich ihn. Er hat keine Vorurteile.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Heißt das, Du kannst<br />
jetzt endlich mal das “Chalice in the Palace”<br />
rauchen?<br />
U-Roy: [lacht] Das würde die Queen nicht<br />
erlauben und ich würde auch nicht wollen,<br />
dass Prince Harry etwas tut, was er nicht<br />
wirklich will, so dass seine Großmutter sagen<br />
würde, “Oh, U-Roy ist der Mann, der meinen<br />
Enkel dazu angestiftet hat.”<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Vielen Dank für das unterhaltsame<br />
Interview.<br />
Peter Clemm, Gerry McMahon;<br />
Fotos: Ulrich Grobusch
Reggae In Your Jeggae<br />
tItelthema StrICtY love<br />
Hollie Cook<br />
Ihr Vater war der Schlagzeuger der Sex Pistols,<br />
die Mutter sang bei Culture Club und Boy<br />
George ist ihr Patenonkel. Wir stellen Euch<br />
Hollie Cook vor, Englands neuen Stern am<br />
Pop-Reggae-Himmel, die wir beim Summer-<br />
Jam in Köln getroff en haben.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Wow, Dein Gig war unser<br />
persönliches Highlight bisher.<br />
Hollie Cook: Wirklich? Vielen Dank. Das war<br />
mein allererster Soloauftritt in Deutschland.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Mit den Slits hast Du ja vor<br />
zwei Jahren schon mal in Köln gespielt. Waren<br />
das damals Deine ersten Bühnenerfahrungen?<br />
Hollie Cook: Als Tourband, ja. Ich war insgesamt<br />
etwa 4 Jahre mit den Slits unterwegs.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Wie bist Du eigentlich in<br />
die Band gekommen?<br />
Hollie Cook: Über die Familie. Ich kenne Ari<br />
und Tessa seit ich ein Baby war und bin mit<br />
Tessas Tochter aufgewachsen, die genauso alt<br />
ist wie ich. Als Ari die Slits wieder gründete,<br />
lud sie alle Töchter ihrer Freundinnen ins<br />
Studio ein, um einen Song aufzunehmen.<br />
Also traf ich sie wieder als ich so 17 oder 18<br />
war und sang etwas für „Slits Tradition“ ein,<br />
die Comeback EP von 2006. Dann fragte Ari,<br />
ob ich nicht mit auf Tour gehen wollte. Das<br />
war für mich die perfekte Einführung in das<br />
Singen auf einer Bühne.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Es war übrigens ein feiner<br />
Zug von Dir, heute mit einer Version von<br />
“Newtown” an Ari zu erinnern.<br />
Hollie Cook: Für mich fühlt es sich richtig an,<br />
diese Songs noch zu singen. Ich fühle mich<br />
immer noch als Slit. Es ist ein Teil von mir.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Kam Aris Erkrankung eigentlich<br />
so plötzlich wie es aussah? Das Konzert<br />
in Köln war nur wenige Monate vor ihrem<br />
Tod und sie wirkte da so energiegeladen.<br />
Hollie Cook: Ich wusste zwar, dass sie krank<br />
Sep/okt<br />
2012<br />
war, aber ihr Tod kam doch sehr plötzlich. Egal<br />
auf was man sich gefasst machen will, nichts<br />
bereitet einen darauf vor, wenn jemand, der<br />
dir so nahe steht, plötzlich auf einmal weg ist.<br />
Sie ist mein schwerster Verlust bisher…. Ich<br />
bin immer noch in tiefer Trauer.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Kannst Du Aris Einfl uss auf<br />
Dich als Künstlerin beschreiben?<br />
Hollie Cook: Sie half mir immens mich als<br />
Performerin zu entwickeln. Als ich anfi ng,<br />
hatte ich nur wenig Selbstvertrauen. Ari hat<br />
mich einfach geschnappt und ist mit mir davon<br />
gefl ogen. Sie gab mir das Gefühl, dass ich<br />
mich auf der Bühne wohl fühlen konnte.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Deine Bühnenpräsenz hat<br />
sich echt entwickelt, seitdem wir Dich damals<br />
mit den Slits auf der Bühne gesehen haben,<br />
wenn wir das mal so sagen dürfen.<br />
Hollie Cook: Das stimmt. Damals hatte ich<br />
mich als Backgroundsängerin bequem eingerichtet.<br />
Aber es hat lange gedauert bis ich<br />
mich daran gewöhnt habe, für mein eigenes<br />
Projekt Frontfrau zu sein.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: In wie weit waren dieses<br />
Konzept und der Sound deine Idee?<br />
Hollie Cook: Ein Stück weit schon. Ich arbeite<br />
schon seit fünf Jahren mit Prince Fatty zusammen,<br />
aber erst in den letzten beiden Jahren<br />
hat sich das zu einem Soloprojekt entwickelt.<br />
Ich brachte ein paar Freunde mit, mit denen<br />
ich zusammenarbeiten wollte. Mein Gitarrist<br />
war zum Beispiel der Soundmann der Slits.<br />
Dann habe ich neue Musiker kennen gelernt<br />
und Prince Fatty hat mich mit einigen richtig<br />
talentierten Leuten zusammen gebracht. Das<br />
hat sich alles ganz natürlich so ergeben. Das<br />
Line-up, das ihr heute gesehen habt, hat sich<br />
auf diese Weise herausgeschält.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Dein Gesang und Horsemans<br />
Toasting von hinter dem Schlagzeug<br />
bilden eine ziemlich unwiderstehliche Kombination.
Hollie Cook: Ich bin froh, dass es so ist. Ich<br />
liebe die Zusammenarbeit mit Horseman,<br />
weil die Dynamik einfach perfekt ist.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Wirst Du also die Zusammenarbeit<br />
mit Prince Fatty auch in Zukunft<br />
fortsetzen?<br />
Hollie Cook: Ja, soweit man das absehen<br />
kann. Im Moment bin ich jedenfalls sehr<br />
glücklich. Er ist ein toller Produzent. Zur Zeit<br />
arbeiten wir an meinem zweiten Album. Es ist<br />
einfach eine Formel, die funktioniert.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Du hast heute auch ein<br />
paar neue Stücke gespielt, oder?<br />
Hollie Cook: Wir haben “And The Beat Goes<br />
On” vom neuen Prince Fatty-Album gespielt<br />
und einen Song namens “Baby”, der als Kooperation<br />
mit der französischen Band The Shoes<br />
entstanden ist.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Sehr gelungen fanden wir<br />
die Auswahl der Coverversionen. Schon während<br />
des Konzertes dachte ich einige Male,<br />
dein Auftritt hat was von Susan Cadogan. Und<br />
dann spielst Du „Hurt So Good“ als Zugabe.<br />
Hollie Cook: Ich erinnere dich an sie? [lacht]<br />
Cool. Das ist ein Riesenkompliment. Ich liebe<br />
Susan Cadogan. Ich benutze gerne Covers,<br />
um den Leuten meine Einflüsse zu zeigen.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Ist schwerer Dub-Reggae<br />
07<br />
der 70er Jahre die Art von Musik mit der Du<br />
aufgewachsen bist?<br />
Hollie Cook: Ich bin eigentlich nicht mit viel<br />
Reggae aufgewachsen, obwohl beide meine<br />
Eltern große Reggaefans sind. Es waren eher<br />
ein paar von deren Freunden, die mich angefixt<br />
haben. Einer machte mir ein Reggae-Tape<br />
als ich so 14 war. Damals hörte ich auch sehr<br />
viel Ska. Danach fing ich an, tiefer zu graben<br />
und entdeckte Lovers Rock wie Caroll Thompson<br />
und Janet Kaye.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Was denkt denn Dein Vater<br />
über deine Karriere im Musikbizz?<br />
Hollie Cook: Er unterstützt mich sehr und<br />
versteht, warum ich das machen will. Ich glaube,<br />
meinen Eltern war schon früh klar, dass<br />
ich mal irgendwann auf einer Bühne stehen<br />
würde. Als kleines Kind liebte ich Tanzen und<br />
Schauspielen, aber ich driftete schnell Richtung<br />
Musik. Die beiden haben mich immer<br />
ermutigt, mir erlaubt, Instrumente zu erlernen<br />
und Unterricht zu nehmen. Ich hatte in der<br />
Hinsicht wirklich eine privilegierte Kindheit.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Angesichts der Tatsache,<br />
dass er Teil einer der kontroversesten Popgruppen<br />
aller Zeiten war, hat er da nicht<br />
versucht Dir Ratschläge zu geben oder Dich in<br />
eine bestimmte Richtung zu lenken?
Hollie Cook: Nicht wirklich. In seinen geheimsten<br />
Träumen wäre er wahrscheinlich<br />
total glücklich, wenn ich Anwältin geworden<br />
wäre [lacht]. Aber andererseits verbindet uns<br />
die Musik. Er hat schon alles durchgemacht,<br />
im Guten wie im Schlechten, also war er<br />
immer ein sehr guter Ratgeber. Er mischt sich<br />
positiv ein, aber gleichzeitig lässt er mich<br />
mein Ding selbst finden.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Er selbst scheint musikalisch<br />
ja auch sehr offen zu sein. Ich sah ihn<br />
letztes Jahr als Drummer in Edwyn Collins’<br />
Band.<br />
Hollie Cook: Ja, er spielt schon seit etwa 15<br />
Jahren für Edwyn Collins und Vic Godard &<br />
Subway Sect Schlagzeug. Er ist vielseitig und<br />
nach allen Seiten offen – und definitiv kein<br />
Konservativer!<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Wenn Du an einem Samstagabend<br />
ausgehst, wo würde man Dich<br />
finden?<br />
Hollie Cook: Ich gehe natürlich gerne auf<br />
einen Reggae Dance, aber auch zu Rockkonzerten,<br />
in Drum and Bass Clubs. Ich höre alles<br />
Mögliche, von Dusty Springfield und David<br />
Bowie bis Andy C und Notorious B.I.G.. Das<br />
hängt ganz von meiner Laune ab.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Schaust Du Dir irgendwelche<br />
anderen Acts hier an?<br />
Hollie Cook: Nneka. Ich habe sie schon mal<br />
gesehen, sie ist großartig – ebenso wie Burning<br />
Spear und Beenie Man.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Wie gefällt Dir das<br />
Summerjam bisher?<br />
Hollie Cook: Es ist klasse. Ich liebe das offene<br />
Wasser. Vielleicht gehe ich gleich noch<br />
schwimmen.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Vor kurzem hast Du<br />
Amy Winehouse für eine Tribute-CD des<br />
Q-Magazins gecovert. Ist sie ein Einfluss auf<br />
deine Musik?<br />
Hollie Cook: Auf jeden Fall. Ich bin ein großer<br />
Amy Winehouse-Fan. Sie selbst war ja stark<br />
von Jazz, Reggae und 60s Pop beeinflusst, da<br />
liege ich auf einer Linie mit ihr. Es ist seltsam,<br />
einen ihrer Songs aufzunehmen, denn ihr<br />
Tod hat mich wirklich betroffen gemacht.<br />
Ich habe versucht, mir den Song zu Eigen zu<br />
machen und ihm gerecht zu werden.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Du bist ja ein paar Jahre<br />
jünger als Amy war. Ist ihr früher Tod etwas,<br />
was dich ins Grübeln bringt über die Gefahren<br />
des Musikbusiness?<br />
Hollie Cook: Klar. Man muss schon einiges<br />
verarbeiten. Ich persönlich erlebe natürlich<br />
nicht dieses Level an Medienrummel, also<br />
kann ich nur ahnen, wie es sich für sie<br />
angefühlt haben muss. Wenn du eh schon<br />
Probleme hast, dann ist es doppelt schwer,<br />
mit diesem Riesenerfolg umzugehen.<br />
Ich denke, ich habe alles im Griff. Ich komme<br />
aus einem guten Stall und habe jede Menge<br />
Unterstützung um mich herum. Ich habe daher<br />
nie Angst gehabt, ich könnte diesen Weg<br />
einschlagen. Ich hoffe es jedenfalls…<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Ist bestimmt gut, dass Du<br />
einen allmählichen Start in das System hast.<br />
Hollie Cook: Ich hätte nie auf die Weise in das<br />
Geschäft hinein katapultiert werden wollen.<br />
Damit hätte ich nicht umgehen können.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Bei Deinem Elternhaus,<br />
werden wir von Dir irgendwann auch politische<br />
Songs hören?<br />
Hollie Cook: Das ist nicht mein Ding. Ich<br />
bevorzuge es, meine Ansichten für mich zu<br />
behalten. Das ist mir zu persönlich. Ich werde<br />
es belassen bei „strictly… LOVE“.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Vielen Dank.<br />
Peter Clemm,<br />
Fotos: Ulrich Grobusch
Dennis Bovell (JM)<br />
revIew mek It run (preSSure SoundS)<br />
Dreadzone (US)<br />
revIew SeCond lIGht (vIrGIn)<br />
V.A. - Freedom Sounds<br />
revIew a CelebratIon oF JamaICan muSIC (troJan)<br />
Sep/okt<br />
Was macht ein workaholisch veranlagter Bassist,<br />
wenn ihm der Doktor das Bass spielen verbietet?<br />
Er schließt sich im Ariwa-Studio ein und macht<br />
sich zusammen mit Joe Ariwa daran, Unvollendetes<br />
zu vollenden. Dennis Bovell, Urgestein der<br />
britischen Reggaeszene (Matumbi, Dennis Bovell<br />
Dub Band…), stieß in seiner Zwangspause<br />
auf alte Aufnahmen aus den späten 70ern und<br />
frühen 80ern. Das Ergebnis ist „Mek It Run“, das<br />
nun in der Pressure Sounds Serie erschienen ist.<br />
Mit Wolfsgeheul geht das Bassgewitter los und<br />
nach den folgenden sechzehn Tracks steht keine<br />
Tasse im Wohnzimmerschrank mehr da, wo sie<br />
„Britain is a powerhouse of ideas, experiments,<br />
imagination“. Unter diesem als Leitmotiv gesampelten<br />
Filmzitat gehen die Recken um Sir<br />
Greg Roberts (Leo Williams, Bass und Tim Bran,<br />
Regler und Rechner) 1995 auf die Suche nach<br />
dem Heiligen Gral. Sie fi nden ihn in einer heute<br />
noch faszinierenden Mischung aus Trance,<br />
Ambient, Triphop und immer wieder Dub. In<br />
den neun Stücken ihrers Zweitlings entwickeln<br />
sie ein eigenes Genre: Etwas unverkennbar Europäisches<br />
in sphärischen Frauenstimmen (A Canterbury<br />
Tale), Shanty-Anklängen (Captain Dread),<br />
und Samples von kreischenden Möwen (Little<br />
Britain). Das verbinden sie mit diesen umwer-<br />
Reggae In<br />
Your Jeggae<br />
2012 vorher stand. Für ein Dub-Album ist „Mek it Run“<br />
Sep/okt<br />
2012<br />
Sep/okt<br />
2012<br />
Ja ist denn schon Weihnachten? Im Supermarkt<br />
gibt es schon Lebkuchen und nun<br />
das: 5CDs, 108 Stücke (plus 10 weitere zum<br />
Download), ein üppig ausgestattetes Buch,<br />
Postkartenreplika und einen Aufkleber<br />
enthält die Box, die Trojan Records sich<br />
und uns zum 50jährigen Unabhängigkeitsjubiläum<br />
Jamaikas schenkt.<br />
Moment mal, müssen wir nicht bald Oma<br />
ins Heim schicken, um Raum für all die Trojan-Boxen<br />
der letzten 20 Jahre zu fi nden?<br />
Brauchen wir Freedom Sounds wirklich?<br />
Nicht wirklich - aber wo sie schon mal da<br />
ist, freuen wir uns doch, dass ungefähr die<br />
Hälfte der Titel bisher noch gar nicht auf<br />
CD bzw. noch gar nie erschienen ist.<br />
sehr abwechslungsreich, was auch an den vielen<br />
Gästen liegt, die durch den Mix wabern, allen<br />
voran I Roy, dessen Gospeladaption „Burden“<br />
(aka „Down By The Riverside“) inclusive Dubversion<br />
zu den Höhepunkten in diesem Set zählt.<br />
Daneben hören wir Jazziges, Afrobeat-Fetzen<br />
und klassische Steppers Beats („Afreecan“).<br />
Dass das Ganze nur so aus den Boxen rollt und<br />
perlt, braucht man bei einer Pressure Sounds<br />
Veröff entlichung fast nicht mehr zu erwähnen.<br />
Peter Clemm<br />
fenden Basslinien bester jamaikanischer Dub-<br />
Provenienz und dem Gesang von Earl Sixteen<br />
(Zion Youth und Life, Love and Unity)! Manchmal<br />
erinnert ein Track an Afro Celt Sound System,<br />
manchmal an die hektisch-urbanen Sounds<br />
von Massive Attack. John Peel hat dieses Album<br />
zu seinen 20 Alltime-Favourites gezählt. Mit<br />
dieser perfekt remasterten Scheibe kann man<br />
sich einen unbeschwerten Sommertag in 1995<br />
erträumen: Auf der Bonus-Cd gibt es ein toll<br />
abgemischtes Liveset vom Glastonbury-Festival.<br />
Catchy, tanzbar und ungeheuer frisch – gut, dass<br />
dieses Stück Dub-Historie wiederbelebt ist!<br />
Sven Trapp<br />
Die CDs sind thematisch kompiliert: Es gibt<br />
Freedom Sounds, Jamaican Hits, Pioneers,<br />
Innovators und Forgotten Treasures. Vor allem<br />
auf der Letztgenannten ist praktisch jeder Track<br />
eine kleine Off enbarung, aber auch die anderen<br />
sorgen immer wieder für Ahs und Ohs. Einzig<br />
die Jamaican Hits braucht unsereiner wirklich<br />
nicht (mehr). Wenn ihr Euch fragt, was Ihr Eurem<br />
verzogenen 13jährigen Patenkind schenken sollt,<br />
der sich ansonsten nur Müll auf den iPod zieht,<br />
versucht doch mal ihn mit dieser Box anzufi xen.<br />
Und hoff t, dass die Reaktion nicht ist: „Bis auf<br />
Beenie Man ist alles Mist.“<br />
Peter Clemm
Jimmy Cliff (JM)<br />
revIew<br />
rebIrth (unIverSal)<br />
Prince Fatty (UK)<br />
revIew verSuS the drunken Gambler (mr. bonGo)<br />
Rebirth ist genau das: die Wiedergeburt eines<br />
Sängers, den viele schon lange abgeschrieben<br />
hatten ob seines, vorsichtig gesagt, durchwachsenen<br />
Outputs in den letzten 40 Jahren.<br />
Doch nun sind all der Kitsch, die klebrigen Synthesizer<br />
und die Anbiederung an das Formatradio<br />
verbrannt und aus der Asche ist der Jimmy<br />
Cliff gestiegen, der scheinbar nahtlos an seine<br />
stärkste Phase rund um den Film The Harder They<br />
Come anknüpft. Als kräftiges Ausrufezeichen covert<br />
er Guns of Brixton, den Song also, mit dem<br />
The Clash seiner Filmfi gur Ivan 1979 ein musikalisches<br />
Denkmal setzten. Cliff und seinem kon-<br />
Nun also Kung Fu! Nachdem er mit „Return of<br />
the Gringo“ dem Spaghetti-Western huldigte,<br />
ziehen beim neuesten Showdown wieder ein<br />
paar glorreiche Helden für Prince Fatty ins Feld:<br />
Die Studio One-Legenden Winston Francis &<br />
Dennis Alcapone skanken und shouten in „Ali<br />
Baba“ und „Ba Ba Ri Ba Skank“, George Dekker<br />
von den Pioneers nimmt sich Max Romeo‘s „Wet<br />
Dream“ vor und Horseman führt den „Kung Fu<br />
Battle Ina Brixton“ an. Alle kämpfen mit ihren<br />
eigenen Kung-Fu Styles für den Prinzen, um<br />
den Drunken Gambler und seine fi esen „Disco<br />
Monks“ in die Flucht zu schlagen. Highlights<br />
sind die drei Tracks, die die bezaubernde Hollie<br />
The Orb featuring Lee Scratch Perry (UK/GER/JAM)<br />
revIew the obServer In the StarhouSe (CookInG vInYl)<br />
11<br />
Sep/okt<br />
2012 genialen Produzenten Tim Armstrong geht es<br />
Sep/okt<br />
2012<br />
Sep/okt<br />
2012<br />
Das einzig Negative, was mir zu der Platte einfällt,<br />
ist, dass sie klingt wie The Orb mit Lee Perry.<br />
Aber muss es auch immer überraschend sein?<br />
Kann es nicht auch einfach nur gut sein? Die<br />
CD nimmt Dich mit auf eine einstündige Reise,<br />
auf der Lee Scratch Perrys Gebete mal begleitet<br />
werden von schweren Dub Beats (Police and<br />
Thieves – das alte Lee Perry Stück), mal eher<br />
funky mit dem James Brown Sex Machine Beat<br />
(Thirsty) oder spaced-out world-music mäßig<br />
(Congo). Und bei meinem Lieblingsstück „Golden<br />
Clouds“ (das mit dem Steve Reich Sample)<br />
ziehen als Zitat die „Little fl uff y clouds“ vom<br />
ersten The Orb Album am Himmel vorbei. Alex<br />
also nicht um ein Revival, sondern um Relevanz.<br />
Die einzige andere Coverversion (Ruby Soho) ist<br />
ein Gruß an Armstrongs Hausband Rancid. Daneben<br />
fi nden wir nur neues Originalmaterial, auf<br />
dem der beinahe 70jährige mal globale Probleme<br />
(Children’s Bread, Blessed Love) anprangert,<br />
mal ganz persönlich Bilanz zieht (Reggae Music).<br />
Musikalisch pendelt Rebirth souverän zwischen<br />
Early Reggae, Soul und Dub. Armstrongs Engine<br />
Room Band mit der Aggrolites Rhythmustruppe<br />
J. Bonner und Scott Abels spielt staubtrocken<br />
auf. Ein Fest!<br />
Peter Clemm<br />
Cook featuren. Sie interpretiert den Grenzbereich<br />
zwischen Soul, R‘nB und Reggae, der gut<br />
gemachter Lover‘s Rock sein kann, ohne jede<br />
Cheesieness mit ihrer unvergleichlich sanften<br />
und anziehenden Stimme. Was sie aus dem<br />
1980er Disco-Funk „And the beat goes on“ (The<br />
Whispers) macht, ist ebenso großartig wie ihre<br />
Version des Swing-Klassikers „Bei mir bist du<br />
schejn“ der Andrew Sisters aus den 1930ern.<br />
Mit dem feinen Sound und Ideenreichtum<br />
dieses Albums untermauert Mike “Prince Fatty”<br />
Pelanconi einmal mehr seinen Ruf als einer der<br />
derzeitigen Top-Produzenten. Der Drunken<br />
Gambler ist chancenlos.<br />
Sven Trapp<br />
Paterson und Thomas Fehlmann machen Ihre<br />
beste Platte seit Jahren. Obwohl auch „Metallic<br />
Spheres“, ihre Zusammenarbeit mit David<br />
Gilmour, klasse war, ist „The Observer in the star<br />
house“ eine Klasse für sich, vielleicht auch wegen<br />
der extrem abwechslungsreichen Produktion<br />
von Thomas Fehlmann, bei der es immer wieder<br />
neue Details zu entdecken gibt.<br />
Auch die Bonus –Remixe von „Golden Clouds“<br />
(gratis!) von der Webseite von The Orb lohnen<br />
sich. (http://soundcloud.com/cookingvinyl)<br />
Ulrich Grobusch
V.A. (<strong>DE</strong>)<br />
revIew<br />
I don`t lIke reGGae (warner)<br />
Fantan Mojah (JM)<br />
revIew t.b.a. (maCka 3 muSIC)<br />
V.A. - Out Of Many<br />
revIew 50 YearS oF reGGae muSIC (vp)<br />
Sep/okt<br />
2012<br />
„Mach doch mal den Reggae!“ muss sich<br />
jemand gedacht haben und hat sich an eine<br />
außergewöhnliche und überaus gelungene<br />
Compilation gemacht. Und das mit Erfolg. Denn<br />
es ist gelungen einige Hip-Hop-, Rock- und Pop-<br />
Größen der deutschen Musikszene dazu zu bringen,<br />
den Off beat über ihren sonstigen Sound zu<br />
legen. Wirklich sehr spannende Varianten guter<br />
Songs sind dabei herauskommen, haben den<br />
Kompositionen jeweils eine komplett andere<br />
Richtung verliehen und laden ungebremst<br />
zu einem ausgelassenen, chilligen Reggae,<br />
der zum endlosten Cruisen prädestiniert ist..<br />
So werden 2raumwohnung, Jennifer Rostock,<br />
Thees Uhlmann, Tim Bendzko, Revolverheld,<br />
Sep/okt<br />
Der jamaikanische Roots Reggae-Sänger Fantan<br />
Mojah („Mi fans stand wit me and more Jah“)<br />
hatte mich bereits im November 2011 mit der<br />
Hymne „Rasta Got Soul“, einer Reminiszenz<br />
an die Größen aus Ska, Rocksteady und Early<br />
Reggae, äußerst positiv überrascht. Der Mann<br />
mit dem Rucksack und der prägnanten Stimme,<br />
der 2005 mit seinem Debüt „Hail The King“ den<br />
ersten großen Wurf inkl. der Single „Hungry“<br />
landete, blieb sich in der Folgezeit treu. Auch<br />
der Nachfolger „Stronger“ aus dem Jahr 2008<br />
war, abgesehen von gelegentlichen Abstechern<br />
in den Dancehall-Bereich, dem Modern Roots-<br />
Sound gewidmet. In seinen melodischen Titeln<br />
thematisiert der gläubige Rastafari bis heute<br />
Probleme wie Drogen, Gewalt und Korruption.<br />
Reggae In<br />
Your Jeggae<br />
Juli oder auch Maxim, Cro und Marteria für<br />
unsere Ohren zurechtgebogen und das gefällt<br />
beinahe ausnahmslos, auch wenn es schon<br />
sehr weichgespült daher kommt. Kein Wunder,<br />
denn mit Guido Graveiro wurde ein ganz großer,<br />
gefragter Produzent für den Sound verpfl ichtet<br />
und der hat sich nichts zu Schulden kommen<br />
lassen. Ganz im Gegenteil. Eigentlich eine prima<br />
Sommerscheibe, die da seit Mitte August auf<br />
dem Markt ist. Leider mit deutlich zu geringer<br />
Beachtung bis dato. Schon schade, denn eine<br />
Fortsetzung wäre schwer wünschenswert. Dann<br />
vielleicht mit neuen Versionen aus dem Heavy<br />
Metal-Bereich!? Ach stimmt, das sollten ja schon<br />
die Valkyrians mal machen.!? Oliver Will<br />
2012 Und auch sein Live-Auftritt auf der Zeltbühne<br />
Sep/okt<br />
Jamaika erlangte am 06. August 1962 die Unabhängigkeit<br />
von Großbritannien. Anläßlich dieses<br />
50jährigen Jubiläums veröff entlichen zahlreiche<br />
Labels in diesem Jahr Best Of-Zusammenstellungen<br />
aus Ska, Rocksteady, Reggae und Dancehall.<br />
Die vorliegende Box enthält 3 CD´s samt<br />
Booklet und die darauf enthaltenen 51 Stücke<br />
repräsentieren den Zeitraum zwischen 1962 bis<br />
heute auf anspruchsvolle Art und Weise. CD Eins<br />
verneigt sich vor vielen Größen der 60er und<br />
frühen 70er Jahre, Lord Creator („Independent<br />
Jamaica“), The Skatalites („Malcolm X“), Ken<br />
Boothe („Everything I Own“) und Culture („Two<br />
Sevens Clash“) sind u.a. mit einem ihrer Hits dabei.<br />
Was Ska und Rocksteady anbelangt ist dann<br />
beim Reggae Chiemsee Summer 2012 brauchte<br />
sich vor Hauptbühne-Headlinern wie Anthony B,<br />
Beenie Man oder Sean Paul nicht zu verstecken.<br />
Kongenial unterstützt von der österreichischen<br />
House Of Riddim-Band bot er nicht nur Klassiker,<br />
wie den ´Burner´ „Rasta Got Soul“, sondern jede<br />
Menge neues Material, dass er einigen Journalisten<br />
kurz vorher im Backstage-Container auf<br />
einer gebrannten Promo-CD zugesteckt hatte.<br />
„Praises To The King“, „Hungry Again“ oder die<br />
Kollaboration mit Sizzla auf „Selassi Is The King“<br />
sichern ihm nachhaltig einen festen Platz im<br />
Rasta-Genre. Es bleibt abschliessend nur abzuwarten,<br />
welche der insgesamt 13 Titel den Weg<br />
auf die kommende dritte CD fi nden werden.<br />
Frank Keil<br />
2012 aber schon Schluss, CD Zwei und Drei widmen<br />
sich Dancehall, Reggae und blicken gelegentlich<br />
auch in Richtung Pop. Yellowman, Barrington<br />
Levy, Tippa Irie, Gregory Isaacs, Beres Hammond<br />
und Lady Saw – die Liste von Musikgrößen der<br />
Karibikinsel reißt aber nicht ab. Auf CD Drei beweist<br />
Produzent/Compiler Olivier Chastan dann<br />
erneut sein Gespür für VP Records. Mr. Vegas<br />
(„Heads High“), Morgan Heritage („Down By The<br />
River“), Sizzla („Just One Of Those Days“), Sean<br />
Paul (Get Busy“) und Tanya Stephens („These<br />
Streets“) dürfen in Richtung Charts blicken. Und<br />
wer sich jetzt den Glückwünschen anschliessen<br />
möchte, ist mit „Various – Out Of Many“ wirklich<br />
gut bedient. Frank Keil
Berlin Boom Orchestra (<strong>DE</strong>)<br />
revIew<br />
dreI StÜCk SChlauer (pork pIe)<br />
Easy Star All Stars (US)<br />
revIew<br />
thrIllah (eaSY Star)<br />
Jamaram (<strong>DE</strong>)<br />
revIew<br />
la FamIlle (SoulFIre)<br />
Sep/okt<br />
2012<br />
Erfolgsgekrönt sind sie inzwischen. Ausverkaufte<br />
Konzerte in ihrer Heimatstadt und die großen<br />
Festivalbühnen reihen sich nahtlos aneinander.<br />
Ihr Ruft reicht längst über die deutschen Landesgrenzen<br />
hinaus. Und ihr letztes Album ist kaum<br />
zwei Jahre alt. Zeit zum Nachlegen haben sich<br />
die Berliner da wohl gedacht. Oder wie fällt<br />
Euere Antwort auf die neue EP mit dem einfallsreichen<br />
Titel „Drei Stück schlauer“ aus:<br />
A, MIt der EP liefert sich die Band pünktlich zum<br />
6ten Geburtstag ihr eigenes Geschenk.<br />
B, Mit dem Silberling liefert die Band ein kleines<br />
Stück Kurzweile in Reggae, Ska, Balkan und<br />
Sep/okt<br />
2012<br />
Es gehört ja schon einiges dazu, wenn man<br />
sich gerade des King of Pop annimt, um eine<br />
reggaelastige Coverplatte zu machen. Und es<br />
bedarf sicher versierter Musiker und exzellenter<br />
Sänger. Alles kein Problem für die Easy Star All<br />
Stars. Und doch ist es nicht einfach mit dem<br />
Sound durchgehend warm zu werden. Viele der<br />
Kompositionen sind eben doch nicht so gut<br />
dafür geeignet, ihnen den Off beat aufzuzwingen.<br />
Und wer die Originale kennt, der braucht<br />
in dem Falle auch nicht unbedingt verdubte<br />
Versions davon. Einzig „Human Nature“, auf dem<br />
auch der grandiose Cas Haley zu hören ist, gewinnt<br />
in seiner neuen Form. Sonst ist das technisch<br />
alles versiert gemacht, aber das braucht<br />
Sep/okt<br />
2012<br />
Es steckt viel drin in der Musik der bayerischen<br />
Erfolgscombo. Neben Ska & Reggae auch viel<br />
Welt, Latin, Balkan, Singer-Songwriter und<br />
Pop. Das alles verschmilzt zu ihrem bekannten<br />
Stilmix, der sich nicht in Schubladen stecken<br />
lässt. Alles vesiert und mit Hilfe von Umberto<br />
Echo aufgenommen und die Songs ohne Tadel<br />
und Berührungsängste aneinandergereiht. Es<br />
gibt viel zu entdecken auf dem siebten Album<br />
von Jamaram, das sich anfühlt wie eine gut<br />
geplante Reise in fremde Länder. Oder wie ein<br />
Gang durch ein Expo-Gelände vielleicht. Ein<br />
Wechselbald der Kulturen steckt darin und nur<br />
der rote Faden des bandeigenen Sounds führt<br />
uns zielgewiß durch den Fächer musikalischer<br />
Mentalitäten. Der Opener „Miniature Walrus“,<br />
13<br />
Dancehall und gibt damit einen Vorgeschmack<br />
auf das für 2013 geplante Album.<br />
C, Der Leckerbissen ist vor allem ein Geschenk<br />
an alle Fans und wieder einmal durchweg<br />
gelungen.<br />
D, Marco Baresi fungiert kongenial als Produzent<br />
für die kleine Scheibe und verleiht der<br />
Band neuen Glanz.<br />
E, A plus B plus C plus D und dafür ein großes<br />
Bujakka. Die Hauptstadt ist active.<br />
Oliver Will<br />
auch niemand wirklich. Von den Easy Star All<br />
Stars sind wir bessere Ideen gewohnt. Und ja,<br />
einen Punkt für das Wagnis sich auf MIchael<br />
Jackson einzulassen, aber auch gleich wieder<br />
einen Punktabzug dafür. Jeder darf mal daneben<br />
greifen. Auf zur nächsten Aktion. WIr warten<br />
neugierig und gespannt, wie sich die Easy Stars<br />
in Bälde selbst zu übertrumpfen versuchen und<br />
hoff en, dass es dann besser klappt. Michael<br />
Jackson`s Thriller war vor dreißig Jahren und da<br />
gehört diese Klassiker auch hin. Aus New York<br />
bitte gerne wieder mehr Eigenkompositionen<br />
oder auch eine klügere Auswahl zum Bepinseln<br />
mit Rot, Gold und Grün.<br />
Oliver Will<br />
was für ein ausgezeichneter Titel, bringt uns sofort<br />
in angenehme Reisestimmung und erinnert<br />
mich stark an den Singer-Songwriter-Reggae-<br />
Mix eines Chris Murray oder Patrice. Bayerische<br />
Brass-Attitüden sind dann ebenso zu fi nden wie<br />
balkaneske Elemente, vor allem im Titelsong „La<br />
Famille“, der den Bogen von Siebenbürgen bis<br />
Normandie spannt und einen Zwischenstopp<br />
in Arkadien macht. So etwas kennen wir auch<br />
von Yellow Umbrella. Party- und Tanzsspaß bis<br />
zur Ekstase inbegriff en. Und wieder und wieder<br />
hört sich das alles ganz anders an. Deshalb die<br />
dringliche Empfehlung: gebt der Platte Luft zum<br />
Reifen wie ein guter Wein, gönnt ihr ein wenig<br />
mehr Verweildauer im Player als es sonst so<br />
üblich geworden ist. Don`t Zap! Just like!<br />
Oliver Will
The World of Ska<br />
around the world ...<br />
tItelthema<br />
Der Herbst ist längst da und mit ihm beginnt<br />
die Ska-Szene wieder ein wenig aktiver zu<br />
werden. Bevor wir jedoch über die vielen anstehenden<br />
Tourneen und Termine für Herbst<br />
und Winter schreiben, haben wir noch einige<br />
Berichte aus den Sommertagen für Euch auf<br />
Lager. Wir haben ein Konzert von The Resignators<br />
und Masons Arms in Köln besucht,<br />
Panteon Rococo und Russkaja bei Festivals<br />
getroffen und Missing Andy pünktlich zu ihrer<br />
ersten Deutschlandtournee, einschließlich<br />
Abstechern nach Zürich und in die Schweiz,<br />
interviewt. Jede Menge nette Begegnungen<br />
sind das gewesen und viele Neuigkeiten und<br />
Fakten zu den Künstlern unserer Lieblingsgenres<br />
konnten wir einfangen. Und dabei<br />
sind wir wieder mit Bands aus der ganzen<br />
Welt in Berührung gekommen, denen allen<br />
eines gemeinsam ist: Der Haupteinfluss ihrer<br />
Musik hat jamaikanische Wurzeln. Und deren<br />
Früchte sind tragfähig und vielseitig wie nie<br />
zuvor. Das beweist die europäische Live-Szene<br />
immer wieder und auch der Blick in die Ska-<br />
Sep/okt<br />
2012<br />
und Reggae-Regale des Musikladens unseres<br />
Vertrauens hält in dieser Hinsicht, was er verspricht.<br />
Wenngleich wir uns für 2013 wieder<br />
ein paar Veröffentlichungen mehr wünschen.<br />
Denn 2012 ist in dieser Hinsicht bisher weit<br />
hinter das Vorjahr zurückgefallen. Wird schon<br />
werden. Alles hat sein auf und ab. Und auch<br />
etwas näher hinsehen schadet uns allen nicht,<br />
auf der Suche nach Neuigkeiten der weltweiten<br />
Skaszene. Denn so manches Juwel liegt<br />
noch viel zu sehr im Verborgenen.<br />
www.masonsarms.de
The Resignators<br />
& Masons Arms<br />
im MTC in Köln am<br />
29.07.2012<br />
Es ist Hochsommer, Mitte der Sommerferien,<br />
die Stadt ist leer geräumt. Kein leichter Abend<br />
also für die Bands, die an diesem Abend<br />
den Kellerclub des MTC bespielen sollen. Zu<br />
allem Überfluss stehen die Resignators auf<br />
ihrer 1500 km Anreise aus Kroatien, wo sie<br />
am Abend zuvor das Skaville Festival gerockt<br />
haben, mehrfach lange im Stau, so dass von<br />
den australischen Ska-Punkern erstmal nichts<br />
zu sehen ist, als der Club eröffnet.<br />
Als klar ist, dass die Band auch bei durchgetretenem<br />
Gaspedal nicht vor 23 Uhr da sein wird,<br />
schlägt die Stunde der Lokalmatadoren von<br />
Masons Arms, die die Zeit nutzten, um uns<br />
ausführlicher als geplant ihre neue Scheibe zu<br />
präsentieren.<br />
Das von Dr. Ring Ding produzierte Album<br />
„Gepackt“ soll im November erscheinen. Nach<br />
den Eindrücken dieses Abends können wir<br />
uns das durchaus schon mal im Kalender<br />
anstreichen, denn die Band spielt ein sehr<br />
abwechslungsreiches Set, das neben Ska auch<br />
viele Reggae-, Soul- und Funkanleihen verarbeitet.<br />
Sänger Hanno überzeugt nicht nur<br />
stimmlich und mit seiner Wah Wah-Gitarre,<br />
sondern hat auch, was vielen Frontleuten bei<br />
Bands auf diesem Niveau fehlt: Bühnenpräsenz.<br />
Das Publikum ist sehr angetan, tanzt und<br />
fordert energisch eine Zugabe.<br />
Es ist fast halb Zwölf als die Resignators endlich<br />
eintreffen. Nun wird keine Zeit verloren,<br />
Sänger Francis tritt barfuß auf, weil er auf<br />
die Schnelle seine Schuhe nicht im Tourbus<br />
finden kann.<br />
Trotz der sehr anstrengenden Fahrt und „three<br />
days without a hotel“ ist die Band schnell auf<br />
Einhundert und gibt alles, obwohl sich schon<br />
einige Besucher auf den Nachhauseweg<br />
gemacht haben. Und obwohl ich eher ein<br />
Freund von jamaikanisch angelegtem Ska bin,<br />
bot das einstündige Set der sympathischen<br />
Band gute Unterhaltung. So wird am Ende<br />
doch noch alles gut. Großer Dank gebührt<br />
dafür Masons Arms, die den Abend gerettet<br />
haben.<br />
Peter Clemm<br />
15
Missing Andy<br />
mod-pop-SenSatIon<br />
tItelthema<br />
Missing Andy – The New Modernists<br />
Ein kühler Sonntagvormittag in der ehemaligen<br />
Truman Brauerei in Londons historischer<br />
Brick Lane. Die Straßen und Gassen rund um<br />
den Hot Spot des neuerdings angesagten<br />
East Ends füllen sich allmählich mit Schnäppchenjägern<br />
auf den Petticoat und Brick Lane<br />
Markets. Vor dem neuen Rough Trade East<br />
Plattenladen sind wir mit Missing Andy verabredet.<br />
Wir sind natürlich längst vor der verabredeten<br />
Zeit da, schließlich haben wir Deutschen<br />
einen Ruf zu verlieren. Gerade als wir<br />
denken, wir hätten sie verpasst, schlendern<br />
die fünf Jungs plus Manager gemütlich in<br />
langen, grünen Parkas um die Ecke. Immerhin<br />
hat die Band eine gute Entschuldigung, denn<br />
der Auftritt in Wilton, Essex, am Abend zuvor<br />
muss wohl heftig und lang gewesen sein. Aus<br />
medizinischen Gründen wird entschieden,<br />
dass man erstmal eine Runde starken Kaffee<br />
braucht. Wir lassen uns zum Interview also<br />
in einer der zahlreichen schicken Cafébars<br />
nieder.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Ihr seht aus, als hättet Ihr<br />
gestern Spaß gehabt…<br />
Band: Oh ja, ein toller Abend!<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Könnt Ihr euch kurz vorstellen?<br />
Elliot: Steve, Rob, Jonny und ich kennen uns<br />
vom Braintree College, wo wir einen Kurs in<br />
Musiktechnik belegt hatten.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Was genau ist das?<br />
Sep/okt<br />
2012<br />
Alex: Im Wesentlichen ein Haufen Leute, die<br />
zu blöd sind, was anderes zu tun, und deshalb<br />
versuchen zu lernen, wie man Musik macht.<br />
Die meisten scheitern und füllen dann Regale<br />
bei Tesco auf, aber wir entschieden uns weiterzumachen.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Also könnte man euch in<br />
die lange Reihe der Bands wie Roxy Music<br />
oder Franz Ferdinand einsortieren, die sich am<br />
Arts College kennengelernt haben?<br />
Elliot: Nee, das war halt einfach unsere örtliche<br />
Berufsschule.<br />
Alex: Ich kam erst etwas später dazu. Elliot,<br />
Rob und Steve spielen ja schon ewig in Bands<br />
zusammen. Sie hatten damals angefangen,<br />
neues Material zu schreiben, das in eine etwas<br />
andere Richtung ging. Zu der Zeit zog ich gerade<br />
aus London nach Essex raus. Sie hörten<br />
mich, als ich mal bei einem ihrer Gigs im Vorprogramm<br />
als Beatboxer auftrat und fragten<br />
mich, ob ich nicht einsteigen wollte. Ein paar<br />
Jahre später verließ uns unser Keyboardspieler,<br />
Pete. Dann kam Jonnie Sharpe ins Spiel.<br />
Rob: Los ging die Achterbahnfahrt…...<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Wer ist denn Andy und<br />
warum wird er vermisst?<br />
Steve: Andy ist ein kleiner Teil von uns, der<br />
jedes Mal stirbt, wenn uns jemand diese Frage<br />
stellt.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Sagt bloß, das hat schon<br />
mal jemand vor uns gefragt… - Welche<br />
musikalische Früherziehung habt Ihr denn<br />
genossen, um einen so eigenwilligen Sound<br />
zu entwickeln?<br />
Alex: Meine Mum hatte einen ziemlich<br />
abgedrehten Geschmack, der von The Jam<br />
über Cliff Richard bis hin zu Musicals reichte.<br />
Mein älterer Bruder hörte viel coolere Musik,<br />
also habe ich meistens gehört, was er so anschleppte:<br />
Hip Hop, Rock, Ska, Punk, Motown.<br />
Als er mir die Specials vorstellte, bekam ich<br />
Lust eigene Songs zu schreiben - mit Texten,<br />
die dich packen ohne zu predigen; Texte, die<br />
mir etwas bedeuten, aber auch das ausdrücken,<br />
was die Leute in der Gegend, wo ich<br />
wohne, bewegt.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Seht Ihr euch selbst als Teil<br />
einer Szene? Gibt es andere junge Bands, die<br />
euch gefallen?<br />
Alex: Nicht wirklich. Ich sehe kaum andere<br />
Bands oder Leute, weil ich die meiste Zeit mit<br />
diesen Jungs hier im Tourbus sitze. Missing<br />
Andy ist also wohl meine Szene. Wenn es<br />
um Musik geht, bin ich ziemlich wählerisch<br />
– besonders bei dem ganzen Mist, der zur<br />
Zeit in den Charts steht. Es gibt aber ein paar<br />
Ausnahmen: Adele, Foster the People, The<br />
Black Keys. Wenn ich nach Musik suche, lande<br />
ich oft in der Vergangenheit. [lacht]<br />
Elliot: Die meisten Bands heutzutage haben<br />
einfach keine Substanz. Auf unseren Touren<br />
haben wir schon ein paar gute Bands gehört,<br />
aber nichts geht über die Auftritte als<br />
Vorbands unserer Vorbilder Madness und<br />
Specials.<br />
Rob: Wir wollen auch gar nicht Teil einer Szene<br />
sein. Wir identifizieren uns mit den Bands,<br />
die über soziale Zusammenhänge gesungen<br />
haben: The Clash, Madness, Specials, The Jam<br />
und so weiter. Ich denke, wir wecken einfach<br />
die Hoffnung vieler Leute auf Musik, die diese<br />
Power hat. Daher kommen auch total unter-
schiedliche Leute zu unseren Gigs.<br />
Steve: Wenn wir Teil einer Szene sind, dann ist<br />
es eine, die es Ende der 70er, Anfang der 80er<br />
gab und die dringend ein Comeback haben<br />
sollte. Von den neuen Sachen gefällt mir<br />
einiges von Emelie Sandie, Adele oder Gotye.<br />
Für mich muss Musik gute Texte haben, damit<br />
sie mein Interesse weckt.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Vor allem Madness scheinen<br />
großen Einfluss auf euch zu haben.<br />
Steve: Madness waren eine der Bands, die<br />
sich damals mit der Regierung angelegt<br />
haben. Andererseits schrieben sie auch<br />
Stücke über Alltägliches, die den Leuten viel<br />
bedeuteten. Ein, zwei Stücke auf unserem<br />
Debüt haben aber auch musikalisch einen<br />
deutlichen Madness-Einfluss.<br />
Alex: Madness sind die Spitze des Eisbergs,<br />
aber wir Fünf haben ganz verschiedene Wurzeln:<br />
Madness, The Jam, The Clash, The Specials,<br />
Oasis, Blur, Kasabian, Muse, Supergrass,<br />
um nur einige zu nennen. Ich denke, wir<br />
nehmen die Leidenschaft all dieser Einflüsse<br />
auf und formen daraus was Neues.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Ihr habt neulich über<br />
Facebook eure Fans aufgefordert, Songtitel<br />
vorzuschlagen, aus denen ihr neue Songs<br />
machen wolltet. Wie hat das denn geklappt?<br />
Nicki (der Manager): Nicht wirklich…<br />
Alex: Die Leute fragten, Hey, warum schreibt<br />
ihr nicht einen Song mit dem Titel, “Setz dich<br />
auf mein Gesicht!”?<br />
Rob: Es war den Versuch wert. Aber wir haben<br />
fünf Songwriter in der Band, die ständig<br />
Ideen sammeln und für unser neues Album<br />
verarbeiten.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Ihr arbeitet also schon an<br />
der zweiten Platte?<br />
Rob: Wir sind schon ziemlich weit, aber<br />
dieses Mal wird niemand etwas zu Ohren<br />
bekommen, bevor sie fertig ist. Beim ersten<br />
Album hatten wir die Songs teilweise schon<br />
jahrelang live gespielt.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Wann wird es denn fertig<br />
sein?<br />
Steve: Dienstag? [alle lachen]<br />
Alex: Wir sind nah dran, aber wir wollen die<br />
Qual der Wahl bei den Songs haben. Manchmal<br />
gibst du 10 oder 15 Scheine für eine Cd<br />
aus und dann gefallen dir nur drei, vier Songs.<br />
Wir wollen, dass die Leute nicht skippen. Jeder<br />
Song soll eine mögliche Hitsingle sein!<br />
Jon: Das ist im Zeitalter von iTunes schwer.<br />
Die Leute sind es ja gar nicht mehr gewöhnt,<br />
sich ein ganzes Album anzuhören.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Was habt Ihr denn bisher<br />
an Erfolg in England erreicht?<br />
Elliot: Dass wir “Generation Silenced” landesweit<br />
physisch veröffentlicht haben, war<br />
sicherlich ein Meilenstein. Seit dem waren die<br />
Gigs immer häufiger ausverkauft und unsere<br />
Fanbasis ist noch mal deutlich angewachsen.<br />
Der nächste Schritt, ist international bekannt<br />
zu werden. Wir werden in Kürze im restlichen<br />
Europa [Deutschland-Tour im Oktober!] und in<br />
den USA touren.<br />
Jon: Diese Jahr Deutschland, nächstes Jahr<br />
die Welt. Watch this space.<br />
Rob: Immerhin hatten wir schon zwei Top 40<br />
Singles, aber es ist noch nicht zu spät auf den<br />
Missing Andy-Zug aufzuspringen, Leute!<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Auf was seid Ihr bislang am<br />
meisten stolz?<br />
Alex: Ich bin jedes Mal stolz, wenn wir da<br />
rausgehen und alles beim Auftritt geben.<br />
Jon: Jeder Tag ist eine Stufe auf der Leiter. Ich<br />
bin stolz, dass wir schon mit Madness und<br />
den Specials gespielt haben.<br />
Steve: Und dann sind wir natürlich stolz auf<br />
unsere Fans. Einige von ihnen waren bei unserer<br />
Tour im Frühjahr auf 27 von 30 Gigs.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Was für ein Publikum zieht<br />
ihr denn an?<br />
Elliott: Sehr gemischt. Vorne sind die Jüngeren,<br />
die richtig abgehen, aber weiter hinten<br />
sieht man auch ein paar ältere Semester, die<br />
sich durch uns an eine Zeit erinnert fühlen, in<br />
der Musik den Leuten noch etwas bedeutete.<br />
17<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Für jemanden, der vor 25<br />
oder 30 Jahren musikalisch sozialisiert wurde,<br />
steckt jedenfalls eine Menge in eurer Musik,<br />
die einem ein Lächeln auf’s Gesicht zaubert.<br />
Aber jedes Mal, wenn man denkt, das klingt<br />
jetzt fast wie The Jam oder das hört sich<br />
nach Maximo Park an, dann geschieht etwas<br />
Unerwartetes…<br />
Elliot: Wir haben uns am Anfang zusammen<br />
gesetzt und uns darüber unterhalten, welche<br />
Musik wir gerne hören. Es war klar, dass wir so<br />
‚In Da Clurrrrb‘ oder ’Girl you looking so fine’ -<br />
Songs hassen und dann landet man schnell in<br />
der Vergangeheit.<br />
Steve: Paul Weller sagte neulich mal, dass er<br />
sich einfach keine neue Musik anhören kann,<br />
weil nichts davon echte Leidenschaft oder …<br />
Eier hat. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die<br />
Leute denn ganzen Mist leid sind.<br />
Nicki: Dieses ganze x-Factor-Zeug ist doch<br />
Müll. Die Leute fühlen sich nicht, als seien<br />
sie Teil dieser „Bands“. Früher hat man sich so<br />
gefühlt, als ob man seine Lieblingsbands mit<br />
besitzt.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Wir freuen uns jedenfalls<br />
schon, euch bald endlich live in Deutschland<br />
zu sehen.<br />
Elliot: Wir uns auch. Wir können es gar nicht<br />
abwarten, uns neue Fans zu erspielen und<br />
andere Kulturen kennen zu lernen.<br />
Steve: Ich liebe Deutschland. Es gibt da eine<br />
Geschichte, aber die hebe ich mir lieber für<br />
später auf.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Ach, komm schon!<br />
Steve: Na, Nick und ich waren in Frankfurt<br />
und haben ein paar Biere getrunken und<br />
dann… Ich weiß nicht, was danach geschah.<br />
Es war ein Feiertag, ich hatte einen Kater und<br />
musste feststellen, dass man in Deutschland<br />
Paracetamol nur beim Apotheker bekommt.<br />
Aber bei diesem Kiosk waren sie so nett, mir<br />
was aus der Schublade zu geben. Was immer<br />
auch zwischendrin geschah – ich hab’ einen<br />
kompletten Blackout.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong>!: Bis zum Herbst und vielen<br />
Dank, Jungs.<br />
Peter Clemm ,<br />
Sven Trapp (Fotos)
Dr. Ring Ding Ska-Vaganza(<strong>DE</strong>)<br />
revIew<br />
www.skankin-night.at<br />
2<br />
pIpInG hot (pork pIe)<br />
Sep/okt<br />
2012<br />
Ein neues Ska-Album von Dr. Ring Ring ist<br />
schon mal eine gute Nachricht. Noch besser<br />
allerdings klingt die Scheibe, obwohl und<br />
gerade, weil es dann doch nicht einfach<br />
„nur“ Ska ist. „Piping Hot“ spiegelt die vielen<br />
musikalischen und geografi schen Einfl üsse<br />
wider, die dieser Weltenbummler in Sachen<br />
Off beat in den letzten 25 Jahren (!) gesammelt<br />
hat. Wir fi nden also allerfeinsten klassischen<br />
Ska, hören aber auch Calypso, Jazz, Reggae,<br />
Rocksteady und sogar Klezmer, so dass ein<br />
sehr abwechslungsreiches und gleichzeitig<br />
völlig organisches Album dabei entstanden<br />
ist. Das dürfte auch an der Güte der Musiker<br />
liegen: die katalanische Freedom Street Band<br />
verstärkt durch Gäste von den Gramophone<br />
Allstars, den Busters und Senior Allstars oder<br />
auch der Götz Alsmann Band.<br />
nd chance:<br />
Richard Alexander Jung a.k.a. Dr. Ring<br />
Ding aus Münster ist ein Veteran der<br />
weltweiten Ska-, Rocksteady- und Reggae-<br />
Szene. Er begann seine Karriere 1987 bei<br />
der Skaband El Bosso & Die Ping Pongs,<br />
gründete später The Senior Allstars und<br />
hat bei vielen Projekten mit jamaikanischen<br />
Altstars mitgewirkt. In den letzten<br />
Jahren hat er sich vermehrt als Solist der<br />
Dancehall-Kultur zugewandt und ist auch<br />
als Produzent für den internationalen Ska-<br />
Nachwuchs ein gefragter Partner geblieben.<br />
Mit „Piping Hot“ erscheint sein neues<br />
Solo-Album auf dem renomierten Berliner<br />
Pork Pie-Label. Dr. Ring Ding hat dabei<br />
zahlreiche Gäste um sich geschart und<br />
blickt mit einem traditionell ausgerichteten<br />
Album überzeugend in die Zukunft.<br />
Das Das Album Album bietet bietet 15 Kompositionen, Kompositionen, die die<br />
sich sich am am traditionellen traditionellen jamaikanischen jamaikanischen Ska Ska<br />
der der 60er 60er Jahre Jahre orientieren. orientieren. „Als „Als RhythmusRhythmusgruppegruppe fungiert fungiert die die Freedom Freedom Street Street Band Band<br />
aus aus Barcelona, Barcelona, als als Gitarrist/Organist Gitarrist/Organist ist<br />
Markus Markus Dassmann Dassmann (ex-Senior (ex-Senior Allstars)daAllstars)dabei,bei,<br />
desweiteren desweiteren Mathias Mathias Demmer, Demmer, Genís Genís<br />
Bou Bou und und Bruno Bruno Calvo, Calvo, die die alle alle auch auch im Jazz Jazz<br />
zuhause zuhause sind“ sind“ erzählt erzählt Dr. Dr. Ring Ring Ding. Ding. Die Die<br />
Gästeliste Gästeliste lässt lässt sich sich noch noch erweitern, erweitern, denn denn<br />
für für das das Duett Duett und und Peter Peter Gabriel-Cover<br />
Gabriel-Cover<br />
„Don´t „Don´t Give Give Up“ Up“ konnte konnte der der Westfale Westfale<br />
sogar sogar Doreen Doreen Shaff Shaff er von von den den Skatalites Skatalites<br />
gewinnen. gewinnen. Mit Mit „El „El Cante Cante Dels Dels Ocells“ Ocells“ wird wird<br />
ein ein katalanisches katalanisches Volkslied Volkslied adaptiert adaptiert und und<br />
„Freedom „Freedom Of Thought“ Thought“ ist eine eine afro-kubaafro-kubanischenische nische Version Version Version des des des deutschen deutschen deutschen Volkslieds Volkslieds Volkslieds<br />
Zwölf der 15 Tracks sind Eigenkompositionen,<br />
die Coverversionen sind nicht minder<br />
originell. Wer hätte schon gedacht, dass<br />
man Hoff mann von Fallerslebens Volkslied<br />
„Die Gedanken sind frei“ so adaptieren<br />
kann, als sei es im Studio One entstanden?<br />
Das Beste kommt zum Schluss: Don’t Give<br />
Up, im Original von Peter Gabriel und<br />
Kate Bush und hier im Duett mit Doreen<br />
Shaff er, ist zum Niederknien schön. Piping<br />
Hot ist sicher eines der besten Ska-Alben<br />
der letzten Jahre und wir können uns alle<br />
darauf freuen, wenn der Doktor und sein<br />
Skavaganza-Team im kommenden Frühjahr<br />
zur Visite kommen und uns das Album live<br />
verabreichen.<br />
Peter Clemm<br />
„Die „Die Gedanken Gedanken Sind Sind Frei“. Frei“. Daneben Daneben<br />
gibt gibt es ein ein paar paar Instrumentals Instrumentals und und jede jede<br />
Menge Menge Eigenkompositionen, Eigenkompositionen, die die zwar zwar<br />
an unterschiedlichen unterschiedlichen Aufnahmeorten<br />
Aufnahmeorten<br />
entstanden, entstanden, aber aber doch doch aus aus einem einem Guss Guss<br />
klingen. klingen. Im März März wird wird Dr. Dr. Ring Ring Ding Ding<br />
zusammen zusammen mit mit Ska-Vaganza Ska-Vaganza das das gelungelungenegene „Piping „Piping Hot“ Hot“ auf auf einer einer längeren längeren<br />
Europatournee Europatournee präsentieren.<br />
präsentieren.<br />
Frank Frank Keil Keil
Dr. Ring Ding:<br />
1. Meine allererste Platte … Neben den Singles mit<br />
Kinderliedern, die ich als kleiner Junge bekam (meist<br />
waren es französische, die meine „Mémé“ mir geschenkt<br />
hatte), war meine erste selber gekaufte Single<br />
„Da Da Da“ von Trio. Danach folgten schnell weitere,<br />
und auch LPs, das meiste war deutschsprachig (und<br />
vieles Neue Deutsche Welle), es kamen aber auch<br />
bald Jazz und Swing (The Glenn Miller Story, Louis<br />
Armstrong) dazu.<br />
2. Musik im Tourbus … Gerne Reggae in seinen<br />
ruhigen Varianten, es darf auch jazzig werden. Monty<br />
Alexander und Ernest Ranglin sind eigentlich immer<br />
dabei. Ansonsten ganz unterschiedliche Sachen, aber<br />
unterhaltsam muss es sein, dann lassen sich die Kilometer<br />
besser überwinden.<br />
3. Traurigster Song der Welt… Einer meiner Top-Favoriten ist sicher „Ruby’s<br />
Arms” von Tom Waits. Eine Freundin zu im Morgengrauen für immer zu<br />
verlassen, weil es für sie besser ist. „I’ll never kiss your lips again, or break your<br />
heart“ und „…you‘ll fi nd another soldier, and I swear to god by Christmas<br />
time, there‘ll be someone else to hold you” kriegt mich immer wieder. Dann<br />
auch noch “Broken Bicycles” von Tom Waits. “The things that you’ve given me<br />
will always stay, broken, but I’ll never throw them away”.<br />
Und dann noch etliche Lieder von Charles Aznavour – meistens geht es um<br />
Schmerz und verlorene Liebe. Und sein „La Marguerite“, wo es um eine Vergewaltigung<br />
geht…<br />
4. Dance Crasher…Vieles von Toots & the Maytals,<br />
“Pomps And Pride” und “Redemption Song” beispielsweise,<br />
„Recado Bossa Nova“ von Jazz Jamaica, Desmond<br />
Dekker: „It Mek“ und „Carnaval de São Vicente” von Cesária<br />
Évora.<br />
5. Musik für den Sonntagmorgen… Gerne Klavierkonzerte (Mendelssohn)<br />
oder instrumentale Gitarrenmusik, zB klassisch von Vivaldi,<br />
oder auch jazzig von Wes Montgomery oder Paco de Lucia.<br />
Gerne auch ruhige Balladen von Willie Nelson.<br />
6. Love Song… Hmmm, spontan fällt mir da „All because I love you”<br />
vom Dr. Ring Ding Ska-Vaganza Album ein. Oder auch welche, wo die<br />
Botschaft nicht so plakativ ist, z.B. „Little Green Apples“, am besten in der<br />
Version von Frank Sinatra.<br />
7. Desert Island Album…“Chambre avec vue”<br />
von Henri Salvador.<br />
19 23<br />
7<br />
The magnificent<br />
Peter Clemm
Panteón Rococó<br />
IntervIew<br />
latIn Ska & polItIk<br />
Seit mittlerweile 12 Jahren touren die musikalischen<br />
Rebellen aus Mexiko erfolgreich durch<br />
Europa. Auch hierzulande sind Panteón Rococó<br />
ein fester Begriff, wenn es um Latin-Ska mit<br />
politischer Attitüde (Abajo Y A La Izquierda/<br />
Unten Und Links“) geht. Frisch und kämpferisch<br />
(u.a. mit „Esta Noche“ und „Acabame De Matar“)<br />
präsentierte sich die Bigband auch auf dem<br />
Taubertal Festival 2012, wo man das Live-<br />
Erlebnis am Nachmittag statt Kaffe und Kuchen<br />
genießen konnte. Und im Anschluß standen<br />
mir Bassist Dario Espinosa, Saxophonist Missael<br />
Oseguera und Posaunist Paco Barajas für ein<br />
Gespräch zur Verfügung.<br />
Habe ich richtig gezählt, so sind derzeit neun<br />
Musiker auf Reisen, die fast alle aus Mexiko-<br />
Stadt kommen. Und wie es scheint, ist die Band<br />
im Laufe der Jahre weitgehend von Umbesetzungen<br />
verschont geblieben. „Ja, neun von<br />
uns gehören als Gründungsmitglieder schon<br />
seit Mitte der 90er Jahre zu Panteón Rococo.<br />
Und bis auf kleine Umbesetzungen hat sich<br />
wenig verändert. “ Nach wie vor werden die<br />
Massen live in ekstatische Verzückung versetzt<br />
und schweisstreibend zum Tanze animert.<br />
Die musikalische Bandbreite der Mexikaner<br />
Sep/okt<br />
2012<br />
reicht dabei von ausgefallenen Cumbia-und<br />
Salsa-Stücken über Punkrock bis hin zu Ska<br />
und verwehrt sich eindeutigen Kategorisierungen.<br />
„Na ja, wir kommen aus Mexiko und<br />
machen in erster Linie Mestizo-Musik. Da finden<br />
sich viele lateinamerikanische Einflüsse<br />
wieder.“ Inhaltlich bleiben sie auch nach 17<br />
Jahren ihrer zapatistischen Grundeinstellung<br />
treu. In Mexiko steht derzeit Wahlkampf an,<br />
dominiert von den Medien, die entweder zu<br />
Spitzenkandidat Nieto oder dem bisherigen<br />
Präsident Caldéron tendieren. Egal wie es<br />
ausgeht: Ob sich dadurch in Sachen Demokratisierung,<br />
Rechte der Ureinwohner, Korruption,<br />
Gewalt und Drogenkrieg u.s.w. viel<br />
ändern wird, ist aktuell mehr als zweifelhaft.<br />
„Umso wichtiger ist es, dass sich eine Band<br />
wie wir auch mit anderen Gleichgesinnten<br />
zusammentut und sich sozial engagiert.“<br />
2003 erschien dazu z.B. schon die vom deutschen<br />
Filmteam Möckel/Schulte gedrehte<br />
Doku-DVD „ Panteón Rococó- Rebel Music“.<br />
„Die gesellschaftliche Lage unserer Nation ist<br />
immer ein Thema für Panteón Rococó. Aber<br />
neben vielen sozialkritischen Stücken gibt<br />
es natürlich auch Lieder über die Liebe oder<br />
einfach alltägliche Beobachtungen in der U-<br />
Bahn, in den Bars oder unserer Nachbraschaft<br />
zu hören.“ Nach mittlerweile 17 Jahren als<br />
kongeniales Team, können die Musiker auch<br />
durch die USA- und Europa-Tourneen recht<br />
ordentlich von der Band leben. Oder müssen<br />
sie noch andere Jobs machen? „Nein, für alle<br />
ist Panteón Rococó die Hauptband, aber als<br />
Vollzeit-Musiker spielen wir zuhause schon<br />
noch in anderen Projekten um zusätzlich Geld<br />
zu verdienen. Ansonsten verbringen wir viel<br />
Zeit in unserem eigenen Studio um an neuem<br />
Material zu arbeiten, wenn wir zuhause sind.<br />
Dadurch sind wir ein ganzes Stück unabhängiger<br />
geworden.“ Innerhalb der Band pflegen<br />
sie dabei ein freundschaftliches Verhältnis,<br />
es wird viel diskutiert und jeder kann seine<br />
favorisierten Einflüsse im Laufe einer Show<br />
oder CD-Einspielung durchaus selbstbewusst<br />
und überzeugend einbringen.<br />
www.panteonrococo.com
Zu Deutschland haben die ´Companeros<br />
Musicales´ seit Jahren ein ganz spezielles<br />
Verhältnis. Seit 2002 bestand eine langjährige,<br />
erfolgreiche geschäftliche Zusammenarbeit<br />
mit dem Indie-Label Übersee Records, dass<br />
u.a. auch La Plebe, Doctor Krapula und Karamelo<br />
Santo eine musikalische Heimat gibt.<br />
Und ihrer Liebe zu Hamburg haben sie 2010<br />
mit einer Version von „Das Herz von St. Pauli“<br />
auf außergewöhnlich leidenschaftlicher Art<br />
und Weise ein Denkmal gesetzt. Die Band ist<br />
nach wie vor bestrebt, sich technisch weiterzuentwickeln<br />
und an Orten aufzutreten, an<br />
denen sie bisher noch nicht war. Den Mund<br />
verbieten lassen sie sich auch in Zukunft<br />
nicht, denn Panteón Rococó machen „Musik<br />
als Sprachrohr der Unterdrückten.“ Dafür wird<br />
die bereits eingespielte neue CD “Ni Carne Ni<br />
Pescado“ sicher ab 2013 sorgen.<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong> präsentiert:<br />
Frank Keil<br />
The Beatdown:<br />
21<br />
06.11. <strong>DE</strong>-Stuttgart, Universum<br />
07.11. <strong>DE</strong>-München, Feierwerk<br />
08.11. CH-Winterthur, Gaswerk<br />
09.11. CH-Luzern, Sedel<br />
10.11. <strong>DE</strong>-Wiesbaden, Reduit<br />
12.11. AT-Innsbruck, The Weekender<br />
13.11. <strong>DE</strong>-Chemnitz, tba<br />
14.11. <strong>DE</strong>-Berlin, Wild At Heart<br />
15.11. <strong>DE</strong>-Düsseldorf, The Tube<br />
16.11. <strong>DE</strong>-Freiburg, Raengtenten<br />
17.11. FR-Monbéliard, Le Moloco<br />
18.11. <strong>DE</strong>-Köln, Sonic Ballroom<br />
19.11. FR-Strasbourg, Mudd Club<br />
20.11. FR-Paris, La Miroiterie<br />
22.11. CH-Pontresina, Pitschna Scena<br />
23.11. CH-Bulle, Ebulition<br />
24.11. BE-Antwerpen, De Kleene Hedonist<br />
25.11. BE-Bree, Café Ammehoela<br />
27.11. FR-Montpellier, Secret Place<br />
28.11. ES-Barcelona, Sala Apolo<br />
29.11. ES-Madrid, Sirocco<br />
30.11. ES-Segovia, Sala Beat Club<br />
01.12. ES-Zaragoza, La Ley Seca<br />
02.12. ES-Carrer de la Bisbal de l`Emporda, L`Alternativa
Russkaja (AT)<br />
ruSSIan turbo polka<br />
IntervIew<br />
Das 17. Taubertal-Festival auf der Eiswiese<br />
in Rothenburg o.d. Tauber war erneut ein<br />
voller Erfolg, was nicht nur an den gefeierten<br />
Headlinern wie Placebo, The Boss Hoss und den<br />
Beatsteaks lag. Wie schon seit Jahren üblich, hat<br />
auch das Nachmittagsprogramm jede Menge<br />
postive Überraschungen zu bieten, am Sonntag,<br />
dem letzten Festivaltag, war dies bei reichlich<br />
Sonnenschein die österreichische Skaband<br />
Russkaja. Wobei man hier Ska nicht unbedingt<br />
mit seinen jamaikanischen Wurzeln in Verbindung<br />
bringen sollte, sondern eher im Kontext<br />
von Weltmusik und Crossover Marke ´Russian<br />
Turbo Polka meets Kasatschok´ sehen muss.<br />
Und mit „Traktor“ haben Russkaja einen Hit am<br />
Start, der die Festival-Besucher ausnahmslos<br />
zum Mitsingen und Tanzen animierte.<br />
Die Band wurde 2005 vom ehemaligen<br />
Stahlhammer-Sänger Georgij Alexandrowitsch<br />
Makazaria gegründet, der uns nach dem Auftritt<br />
Rede und Antwort stand. Angesprochen<br />
auf das aktuelle Line Up kommt der gebürtige<br />
Moskauer und Wahl-Wiener Georgij schnell auf<br />
den Punkt: „Wir sind momentan ein Septett,<br />
dass nach kürzlichen Umbesetzungen jetzt<br />
wieder längerfristige Perspektiven bieten soll.<br />
Sep/okt<br />
2012<br />
Alle Mitglieder waren zuvor schon in bekannten<br />
österreichischen Formationen aktiv,<br />
es sind alles Vollzeit-Musiker.“ Was war denn<br />
überhaupt der Grund für ihn, statt Metal<br />
auf einmal Ska zu machen? „Mich hatte bei<br />
der Bandgründung das Buch ´Russendisko´<br />
von Wladimir Kaminer inspiriert, bzw. noch<br />
mehr die CD-Beilage hinten im Buch. Das<br />
Buch ist ein Klassiker, aber die Musik hat<br />
mich noch mehr beeindruckt, mit vielen<br />
der Stücken bin ich als Kind/Jugendlicher<br />
aufgewachsen. Und mit Bassist Dimitrij<br />
habe ich dann versucht etwas Ähnliches<br />
umzusetzen, es sollte Spass machen und<br />
insgesamt ein schlüssiges Konzept bieten“<br />
Dementsprechend professionell wirkt auch<br />
ihre Bühnenperformance, die durch extravagantes<br />
Bühnenoutfit und die Einbindung<br />
des Publikums in das Set noch deutlich<br />
verstärkt wird. Mit bunt gewürfeltem kulturellen<br />
Background verarbeiten Russkaja<br />
heute europaweit ihre postmoderne Version<br />
russischer Folklore. Und die ist schweisstreibend<br />
und fordert das Publikum ständig zum<br />
Tanzen & Mitmachen auf. Bisher hat die Band<br />
zwei Alben eingespielt, 2008 „Kasatchok<br />
Superstar“ und 2010 den noch aktuellen<br />
Nachfolger „Russian Voodoo“, über den Georgij<br />
sagt: „Auf dem zweiten Album haben wir<br />
uns in musikalischer wie auch in textlicher<br />
Hinsicht deutlich weiterentwickelt. Es ist uns<br />
gelungen über den Independent-Bereich hinaus<br />
bekannt zu werden und auch im Ausland<br />
aufzutreten.“ Was die Texte angeht, so singt<br />
die Band auf Deutsch, Englisch und Russisch,<br />
was natürlich eine markante Besonderheit<br />
bei Russkaja ist. „Im Booklet sind die Texte<br />
immer abgedruckt, so können die Leute auch<br />
www.russkaja.com
zuhause die russischen Texte nachvollziehen,<br />
singen dann sogar die russischen Lyrics mit.<br />
Meistens verarbeite ich Themen aus meinem<br />
Leben und meiner Umgebung.“ Für 2013<br />
hat sich die Band viel vorgenommen, zum<br />
Winter hin wird das dritte Album erscheinen.<br />
„Das Songwriting dazu ist so ziemlich abgeschlossen,<br />
aufgenommen wir dann im Herbst.<br />
„Mit Napalm Records aus Eisenerz/Österreich<br />
haben wir jetzt auch ein neues Plattenlabel<br />
gefunden. In Kooperation mit dem Extratours<br />
Konzertbüro gehen wir dann auf eine Festivaltour,<br />
die sicher spannend wird. Unter dem<br />
Motto ´Eisheilige Nacht´ werden wir mit Subway<br />
To Sally, Die Apokalyptischen Reiter und<br />
Feijd zwischen Mitte und Ende Dezember in<br />
Deutschland unterwegs sein um die neue CD<br />
zu promoten.“ Was auf den ersten Blick recht<br />
ungewöhnlich erscheint, macht bei Russkaja<br />
aber Sinn. Schon 2011 und 2012 hatten sie<br />
sehr erfolgreich auf dem norddeutschen Wacken<br />
Festival gespielt, dass sich im Wesentlichen<br />
an Heavy Metal-Fans richtet. Da schließt<br />
sich dann auch der Kreis, den Georgij kommt<br />
ja vom Metal, siehe Stahlhammer. Und so wird<br />
auch in Zukunft bei Russkaja die nötige Prise<br />
Härte nicht fehlen...<br />
Frank Keil<br />
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong> präsentiert:<br />
The Void Union:<br />
www.voidunion.com<br />
The Void Union<br />
Jamaican Jazz to Rock <strong>Steady</strong> from Boston<br />
VÖ-Datum: 11.05.2012<br />
Tracklist:<br />
1. REVENGE (Graiko, Void Union)<br />
2. AimiNG (Baker, Fernandez, Void Union)<br />
3. Fly-A-mE-AwAy (moore, Void Union)<br />
4. GAR<strong>DE</strong>N OF E<strong>DE</strong>N (Soggin, Void Union)<br />
5. iN likE FlyNN (Graiko, Void Union)<br />
6. TEA PARTy GiRl (Stern, Void Union)<br />
7. ROck ThE FUNcTiON (Fujita, Void Union)<br />
8. DON´T TRUST hER (Graiko, Void Union)<br />
9. SAD TO SAy (Borth, Void Union)<br />
10. TOBAccO (Stern, Void Union)<br />
11. JUDGEmENT (Graiko, Pradhan, Void Union)<br />
12. SONG FOR lESTER (Graiko, Pradhan, Void Union)<br />
13. hiGhER GUNS (Graiko, Stern, Void Union)<br />
Higher Guns<br />
Es ist der zweite Streich der findigen Ska-<br />
Allstars aus Boston. Auf Higher Guns wird<br />
verfeinert, was von Beginn an Konzept war.<br />
Aufnahmetechnik a la Skatalites zu Studio 1-<br />
Zeiten, erdiger, authentischer Ska, Reggae<br />
mit Jamaican Jazz-Attitüde und das Who is<br />
Who der amerikanischen Skaszene auf der<br />
Gästeliste für die Aufnahmen. Neben Dave<br />
Hillyard, King Django, Obi Fernandez und<br />
einigen Mitgliedern von Westbound Train<br />
wurde unter anderem Angelo Moore (Fishbone)<br />
verewigt. Wer auf der Suche nach dem<br />
nächsten erfolgreichen US-Import ist, der<br />
wird hier fündig. Ausnahmslos grandioses<br />
Liedgut trifft auf eine bezaubernde und den-<br />
Kontakt:<br />
<strong>Rocking</strong> Records<br />
ow@rockingrecords.de<br />
Tel: 09 51 | 2 08 35 80<br />
www.rockingrecords.de<br />
noch kühle Spielweise, wie wir<br />
diese sonst nur von den alten<br />
Hasen kennen.<br />
The Void Union - Info<br />
Jamaican Jazz Party<br />
The Void Union, das Quintett aus<br />
Boston, haben klare musikalische<br />
Ziele vor Augen, die gegenwärtig<br />
allzu selten geworden sind:<br />
Bewahre die jamaikanische Musik<br />
der 60er, arbeite mit Ska-Originalen<br />
zusammen und aktiviere Gastmusiker<br />
von den Ensembles, die diese<br />
Aufgabe teilen. Entsprechend viele<br />
große Namen haben sie für ihr aktuelles<br />
Album „Higher Guns“ gewinnen<br />
können. Die Liste ihrer Gäste liest sich wie<br />
das Who is Who der Skaszene: Derrick Morgan,<br />
The Skatalites, Lynval Golding (The Specials),<br />
King Django, Angelo Moore (Fishbone),<br />
Chris Rhodes (The Mighty Mighty Bosstones,<br />
Spring Heeled Jack) und David Hillyard<br />
(The Slackers, Hepcat). Auch wenn die fünf<br />
Initiatoren Thaddeus Merrit (Bass), Jesse<br />
Hayes (Schlagzeug), Rich Graiko (Trompete),<br />
Alex Stern (Gitarre, Keys) und Anant Pradhan<br />
(Tenor Sax) das Herz des noch jungen Acts<br />
bilden, erweitern sie das Projekt stets um<br />
gleichgesinnte Musiker, die hier und da zum<br />
so großartigen Gelingen von The Void Union<br />
23<br />
beitragen. Nicht umsonst kann ihr Album<br />
getrost als absolute Meisterleistung des jazzigen<br />
Tradska bezeichnet werden. Boston<br />
einmal anders. Wer hätte das gedacht?<br />
Mehr Information:<br />
www.voidunion.com<br />
www.rockingrecords.de<br />
booking.rockingsteady.de<br />
Album co-released in the United States<br />
by Megalith Records<br />
RR-TD-0<br />
Higher Guns<br />
22.11. NL-Amsterdam, West Pacifi c<br />
23.11. NL-Geleen, Garaasj<br />
24.11. BE-Antwerp, De Kleene Hedonist<br />
25.11. NL-Gouda, Studio Gonz<br />
26.11. <strong>DE</strong>-Jena, Kassablanca<br />
27.11. tba<br />
28.11. CH-Zürich, Mundwerk<br />
02.12. SL-Llubjana, Gromka<br />
03.12. CZ-Ostrava, Barrak<br />
04.12. PL-Krakow, tba<br />
05.12. PL-Warsaw, Radio Ruxembourg<br />
06.12. tba<br />
07.12. AT-Afl enz, Sublime<br />
08.12. <strong>DE</strong>-Leipzig, Horns Erben<br />
09.12. <strong>DE</strong>-Weimar, C-Keller<br />
10.12. <strong>DE</strong>-Fürth, Koff erfabrik<br />
11.12. CZ-Praha, Cross Club<br />
12.12. <strong>DE</strong>-Erfurt, Engelsburg<br />
13.12. FR-Strasbourg, Mudd Club<br />
14.12. <strong>DE</strong>-Schwäbisch Gmünd, Esperanza<br />
15.12. <strong>DE</strong>-Köln, MTC<br />
Album<br />
Jamaican Jazz party<br />
outta boston, U.S.A.
No Doubt (US)<br />
revIew<br />
Big Mandrake (VE)<br />
revIew<br />
puSh and Shove (InterSCope)<br />
la FantÁStICa mÁQuIna mÁGICa<br />
Sep/okt<br />
2012<br />
Die 1986 gegründete kalifornische Band No<br />
Doubt wurde durch ihren Mix aus Pop, Ska, New<br />
Wave und Punk bekannt. Dank Lead-Sängerin<br />
Gwen Stefani (heute einzig verbliebenes Gründungsmitglied<br />
und Ehefrau von Bush-Sänger<br />
Gavin Rossdale) gelang No Doubt 1995 der<br />
internationale Durchbruch mit dem Album „Tragic<br />
Kingdom“. Drei weitere Alben, eine längere<br />
Bandpause und zahlreiche Soloprojekte folgten,<br />
bevor die für ihre energetischen Live-Shows<br />
bekannte Band eine Reunion und ein neues Album<br />
ankündigte. Mit „Settle Down“ (produziert<br />
von Major Lazer) als Single-Vorbote meldeten<br />
sich No Doubt im Sommer 2012 erfolgreich<br />
Sep/okt<br />
zurück. Und der erste Vorgeschmack auf das<br />
aktuelle Album „Push And Shove“ enttäuschte<br />
nicht. Gwen Stefani (Gesang), Tom Dumont<br />
(Gitarre), Tony Kanal (Bass) und Adrian Young<br />
(Schlagzeug) machen jetzt mit den insgesamt<br />
11 Stücken deutlich, warum Mittelmäßigkeit bei<br />
ihnen nach wie vor ein Fremdwort ist. Während<br />
der Prozess des Songwritings annährend zwei<br />
Jahre in Anspruch genommen hattte, ging die<br />
Produktion unter der Regie von Spike Stent<br />
deutlich schneller. Herausgekommen ist eine<br />
bewährte Mischung aus poppigem Ska und<br />
wavigem Rock, versehen mit einer unaufdringlichen<br />
Prise Elektronik. „One More Summer“ oder<br />
„Looking Hot“ werden so sicher ihre Abnehmer<br />
fi nden, denn mit „Push And Shove“ sind No<br />
Doubt zweifelsohne ´back to the roots´.<br />
Frank Keil<br />
2012<br />
Dass Ska und Lateinamerika in der Regel ein aus- Klangfeuerwerk der Extraklasse mischen. Bei<br />
gezeichneter Mix ist, beweisen uns zahlreiche diesen Venezuelanern kann mit mit gutem Grund<br />
Latin-Ska-Projekte seit seit Jahren. Panteon Rococo, von einem Ska-Circus gesprochen werden. Und<br />
Che Sudaka Sudaka oder Desorden Publico Publico gehören wenn wenn jemand jemand in die Fußstapfen der der großen Des-<br />
inzwischen zum festen Inventar europäischer orden Publico treten kann, kann, sind BIg Mandrake<br />
Bühnen. Weniger gehört haben wir bisher bisher von mein mein Favorit. Dass im im reichhaltigen reichhaltigen Stilmix der der<br />
Big Big Mandrake Mandrake aus Caracas. Völlig zu Unrecht, wie wie Ska niemals nicht nicht zu kurz kommt, muss muss beson-<br />
wir fi nden, nden, denn ihr Sound ist ist ausgezeichnet<br />
ausgezeichnet ders bemerkt werden. Ganz im im Gegenteil, er ist ist<br />
bzw. „Ye „Ye Ye Ye“, wie der Opener Opener verrät. „Yo Quiero“ defi defi nitiv das prägende Element. Element. Big Mandrake<br />
folgt, zu dem es auch ein ausgesprochen brauchen keine Hip-Hop oder Punkattitüde und<br />
ansprechendes Video gibt. Hitverdächtig in haben defi nitiv das das Zeug zum nächsten nächsten Act in<br />
meinen Augen. Und das zieht sich durch das der Reihe Reihe erfolgreicher erfolgreicher lateinamerikanischer<br />
ganze Album hindurch. Einfach großartig, wie Skabands aufzusteigen. Wir Wir bitten bitten sogar darum!<br />
Big Mandrake Mandrake Latin, Ska und Rock zu einem<br />
Oliver Will<br />
www.bigmandrake.com
The Beat REISSUES on Demon/Edsel (UK)<br />
revIew<br />
revIew<br />
I JuSt Can’t Stop It (1980) | wha’ppen? (1981) | SpeCIal beat ServICe (1982)<br />
Phoenix City Allstars (UK)<br />
revIew<br />
<strong>Rocking</strong>steady <strong>Rocking</strong>steady - - Shirtshop Shirtshop<br />
ska / Reggae / rocksteady fashion<br />
Exlusive Shirtdesigns<br />
von ausgewählten<br />
Ska-/ Reggaekünstlern<br />
aus aus aller aller Welt. Welt.<br />
Sep/okt<br />
2012<br />
The Beat haben um 1980 einen völlig eigenen<br />
Sound entwickelt, der auch über 30 Jahre später<br />
noch frisch und originell klingt. Wie bei den<br />
anderen Two Tone Bands auch waren englischer<br />
Punk und jamaikanischer Ska die Koordinaten,<br />
doch The Beat haben von Anfang an auch starke<br />
Dubeinfl üsse und afrikanische Hi Life-Gitarren<br />
eingebaut, Ranking Roger, damals noch ein<br />
Teenager hat früh einen eigenen Toastingstil<br />
entwickelt. Das Ganze wurde so organisch<br />
verrührt und übrigens auch perfekt von Roger<br />
Lomas produziert dass etwas völlig Originelles<br />
dabei heraus kam. Die nun endlich erschienenen<br />
Deluxe-Reissues der drei Beat-Alben lassen<br />
keine Wünsche off en. Die Originalalben wurden<br />
two tone Gone Ska (phoenIX CItY/CherrY red)<br />
Sep/okt<br />
2012<br />
Zwei ikonische Labels treff en aufeinander: 2<br />
Tone und Studio One! Damit schaff en es die<br />
Allstars um das Produzenten-Duo Lenny Bignell<br />
(Sidewalk Doctors) und Sean Flowerdew (Pama<br />
Intl) popkulturelles Erbe auf dieser Scheibe<br />
äußerst unterhaltsam zu bewahren. Flowerdew<br />
macht sich auch bei dem von ihm begründeten<br />
und gegen jede wirtschaftliche Vernunft<br />
betriebenen London Ska Festival um dieses<br />
Erbe verdient. Wie dort gelingt es ihm auch<br />
auf dieser Platte die Tradition in einem frischen<br />
Gewand zu präsentieren.<br />
Und so wird hier den großen Songschreibern<br />
der 2 Tone-Ära und dem klassischen Studio<br />
25<br />
um zahlreiche Radiosessions, Live-Aufnahmen,<br />
12“-Versionen, B-Seiten und weitere Raritäten<br />
jeweils auf Doppel-CD Format erweitert. Abgesehen<br />
von dem Inhalt der beigelegten DVDs<br />
mit TV-Auftritten und Promovideos, denen man<br />
das Minibudget ansieht, ist das Bonusmaterial<br />
für den eingefl eischten Fan unentbehrlich. Die<br />
Versionen unterscheiden sich zum Teil deutlich<br />
von denen, die man kennt. Auch die Non-<br />
Albumtracks fallen überhaupt nicht ab. Gerade<br />
die Radiosessions, die ja unter Zeitdruck und<br />
mit begrenzten Mitteln entstanden, belegen die<br />
Klasse und Chemie, die zwischen den Musikern<br />
herrschte. Pfl ichtkauf!<br />
Peter Clemm<br />
One-Sound gehuldigt: „One Step Beyond“,<br />
„Stereotype“, „The Prince“ oder „Ghost Town“<br />
kommen in einem faszinierend authentischen<br />
Sound daher, der sich frisch und doch nach<br />
dem Besten der 60er anhört. AJ Franklin (The<br />
Federals, ChosenFew) singt mit seiner soulful<br />
Falsettstimme „Tears of a Clown“ und Dave<br />
Barker (Dave & Ansell Collins) trägt neben den<br />
Toastings am Beginn von „The Selecter“ die Vocals<br />
zu „I can‘t stand up for falling down“ (Duett<br />
mit Franklin) bei. Mit dem instrumentalen Dub<br />
von „Too much to young“ ist der große Spaß<br />
nach acht Tracks leider auch schon vorbei.<br />
Sven Trapp
No Authority (<strong>DE</strong>)<br />
revIew between here and out oF Control (rookIe)<br />
Steff Tej & Ejectes (FR)<br />
revIew dr. roCkSteadY<br />
The Senior Allstars (<strong>DE</strong>)<br />
revIew don`t want nothIn`<br />
Sep/okt<br />
2012<br />
Der amerikanisch geprägte Skapunk ist ihre<br />
Baustelle und da mischen sie kräftig mit. Den<br />
Vergleich US-Vorbildern a la LESS THAN JAKE,<br />
MIGHTY MIGHTY BOSSTONES brauchen die sehr<br />
punkrocklastigen Jungs aus Lahr dabei nicht<br />
zu scheuen. Sehr ehrlicher, rougher und energiegeladener<br />
Sound ist das alle mal. Und das<br />
Songwriting sorgt für die nötige Abwechslung.<br />
Und da der Winter naht, bietet sich ihr aktuelles<br />
Album ausgezeichnet zum Indoor-Skaten und<br />
Outdoor-Boarden an. Oder auch zum Ausrasten<br />
im Wohnzimmer, zum Barfuß-Extrem-Fußball<br />
im unbeheizten Flur oder als Vordergrundmusik<br />
Sep/okt<br />
2012<br />
Steff Tej und seine Ejectes aus Limoges in<br />
Frankreich legen mit Dr. Rocksteady ihr aktuelles<br />
Werk vor. Nach nunmehr 20 Jahren und weit<br />
über 1500 Konzerten haben die Franzmänner<br />
ihren charmanten DIY-Charakter nicht verloren.<br />
Die skanking Chansonniers halten nach wie vor<br />
ihre Muttersprache hoch und ich kann mich<br />
dagegen nicht wehren. Musik mit französischen<br />
Texten ist und bleibt etwas Besonderes. Und<br />
auch wenn ich den Inhalten nicht wirklich Herr<br />
werde, klingt mir das doch alles nach guter Laune<br />
und optimistisch verpacktem Weltschmerz<br />
und einer gut gemeinten Meinung zu Gott und<br />
die Welt. Mittendrin überrascht Sprechgesang<br />
Sep/okt<br />
2012<br />
Lange sind sie unter der Fahne des „Jamaican<br />
Jazz“ durch die Landen gezogen. Inzwischen<br />
sind sie eher die „Radiohead“ der Ska-Szene.<br />
Der Weg zur Skavantgarde war lange. Und viele<br />
haben ihre „Defi nition of Jamaican Jazz“ sehr<br />
gemocht. Doch das ist den Senior Allstars alles<br />
nicht genug gewesen. So gingen Entwicklung<br />
und Experiment unaufhaltsam weiter. Aktuell<br />
geben sie sich wie „AIR“ auf Off beat, wie eine<br />
Kirmesorgel, die durch den Echomat gedreht<br />
wird, wie Livemusiker, die ihren Instrumenten<br />
Potis anheften. Und dann wird erst einmal heftig<br />
dran gedreht. Dubbige Styles sind zwangsläufi g<br />
das Ergebnis und überhaupt wird alles sehr<br />
atmosphärisch beim Münsteraner Quintett. Da<br />
bei der ein oder anderen Feier im Partykeller.<br />
Eigentlich schade, dass ihnen bisher nur viel<br />
zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde.<br />
Und ja, die Scheibe könnte das wohlmöglich<br />
änmdern. Wenn das Publikum kapiert, dass bei<br />
solcher Musik nicht unbedingt US hinter dem<br />
Bandnamen stehen muss und wir Europäer<br />
uns auch in solchen Schubladen selbstbewusst<br />
aufstellen, die maßgeblich von amerikanischen<br />
Bands entwickelt und geprägt wurden. Einfach<br />
mal „Till The Early Morning“ mit No Authority.<br />
Den Kader danach ist es sicher wert.<br />
Oliver Will<br />
Free Audio Track<br />
Check our Multimedia-PDF<br />
mit gutem Flow den Hörer, bevor dieser wieder<br />
in das gemütliche Rhythmuspaket verpackt<br />
wird. Manchmal klingt das dann als machten AIR<br />
nun mit Off beat, ein anderes Mal kommen die<br />
Bläser ganz satt daher und dann beherrschen<br />
wieder Fender Rhodes und sphärisch-jazzige<br />
Keysounds den Klang. Die Songs sind mit<br />
Gitarre geschrieben, das ist deutlich zu hören<br />
und verleiht ihnen eine angenehme Singer/<br />
Songwriter-Note. Eine unkonventionelle Skascheibe<br />
ist es geworden. „Dr. Rocksteady“ weiß<br />
eben an welchen Schräubchen er drehen muss.<br />
Ein schönes Stück Musik.<br />
Oliver Will<br />
darf das Schlagzeug dann auch mal elektrisch<br />
klingen. Wenigstens die Gitarre bleibt meist<br />
ihrem jazzig-warmem Klang treu. Für Jamaican<br />
Jazz-Fetischisten kein Muß mehr. Aber alle<br />
Suchenden, alle Experimentierfreudigen, alle<br />
die Portishead einmal Reggae machen hören<br />
wollten, sind bei den Senior Allstars von nun an<br />
bestens aufgehoben. Das ist schon groß und<br />
wenig artig. Und kein Ska im eigentlichen Sinne<br />
ohnehin nicht mehr. Aber es ist genau das, was<br />
sonst oft fehlt. Da wird mit großem Anlauf über<br />
den Tellerrand hinausgeschossen. Nur so kann<br />
etwas Neues entstehen.<br />
Oliver Will
Supervision (AT)<br />
revIew uGa tSChaka !!! (bleedInG Star)<br />
Tequila & The Sunrise Gang (<strong>DE</strong>)<br />
revIew tanZbar<br />
Sep/okt<br />
2012<br />
Ska - Spaß - Vollgas, so die kurzatmige Selbstbeschreibung<br />
der jungen Österreicher, die seit<br />
2006 kontinuierlich an ihrer Karriere basteln<br />
und nach nunmehr sechs Jahren, nicht zu<br />
früh und nicht zu spät, mit UGA TSCHAKA ihr<br />
Debütalbum vorlegen. Dieses trägt dem Motto<br />
der Jungs Rechnung. Spaßiger Uptempo-Ska<br />
von Anfang bis Ende. Und damit erinnern sie<br />
an die gutel alten Third Wave-Zeiten, an die<br />
Geschwindigkeit von Skaos und auch die Kommerzialität<br />
von The Buters. Ska, wie sich vielen<br />
sich vorstellen. Und wie er auch mehr als legitim<br />
Sep/okt<br />
2012<br />
Sehr polkaesken Sound machen Tequila & The<br />
Sunrise Gang. Viel Geschwindigkeit, Einfl üsse aus<br />
Hardcore und Punk sind herauszuhören. Und<br />
ein sehr agiler, voller Bläsersatz befl ügelt das<br />
alles. Melodischer Ska-Punk-Rock-Hardcore mit<br />
Mitsing-Refrains sind angesagt. Und vor allem<br />
die unverkennbare Stimme Stimme und die Bläserarrangementsrangements<br />
überzeugen sehr. Sie haben eben<br />
ihren ihren komplett eigenen Stil, die neun Kieler. Und<br />
zählen zählen sicherlich zur Speerspitze der ganzen<br />
Skapunk, Skapunk, Skarock und und Hardcore-Ska-Kiste, die<br />
sich im Norden Deutschlands immer wieder<br />
Fast Elephant (FI)<br />
Sep/okt<br />
revIew the new InternatIonal Sound oF hedonISm (bomber muSIC) 2012<br />
Die fi nnischen Mighty Mighty Bosstones könnte<br />
man sie wohl nennen. Oder auch musikalische<br />
Kollegen von The Resignators aus Australien.<br />
Noch nicht ganz vergleichbar, aber auf einem<br />
guten Weg dorthin. Eine viel versprechende<br />
zweite Scheibe ist es in jedem Falle geworden.<br />
Das wird sich im heimischen Finnland sicher<br />
längst herumgesprochen haben. Und dürfte<br />
inzwischen ausreichend Grundlage sein für eine<br />
internationale Ausrichtung.<br />
Oliver Will<br />
27<br />
ist. Und das ordentlich gemacht, abwechslungsreich,<br />
tanzbar und, last but not least, mit Luft<br />
nach oben. Eine viel versprechende Sache für<br />
unsere Skaszene. Und auch noch aus Österreich.<br />
Wer hätte das gedacht. Wenn das so weitergeht,<br />
werden die Österreicher noch ne führende Rolle<br />
in der europäischen Skaszene einnehmen!?<br />
Oliver Will<br />
Free Audio Track<br />
Check our Multimedia-PDF<br />
zuspitzt und vielleicht auch endlich einmal eine<br />
auff älligere Bewegung aus sich selbst macht.<br />
Es könnte eine Bewegung Marke NOFX, Rancid<br />
& Co werden, die international von sich Reden<br />
machte. Anspieltipps sind der der TItelsong „Intoaction“,<br />
„Still More More To Come“ Come“ und „Moon „Moon Of Kansas Kansas<br />
City“.Akustik-GItarren-Pogo olé!<br />
Oliver Will
<strong>Rocking</strong> <strong>Steady</strong> TV!<br />
vIdeoS beSt oF Ska- & reGGaevIdS!!!<br />
Carlos Dingo con Isa García | Caprichosa<br />
Melodycans | La última canción<br />
ROCKING STEADY TV!<br />
tv.rockingsteady.de<br />
Sep/okt<br />
2012<br />
WIR ZEIGEN EUCH DIE NEUESTEN INTERVIEWS UND VI<strong>DE</strong>OS AUF<br />
TV.ROCKINGSTEADY.<strong>DE</strong> MORE SKA, MORE REGGAE, MORE MUSIC!<br />
29
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... roCkInG SteadY! eZIne #7<br />
nov/dez<br />
2012<br />
Interviews mit Dr. Ring Ding, Rude Rich & The Highnotes, hepcat, dave<br />
hillyard, Jamaram, + mehr<br />
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unzählige Reviews<br />
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