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Kultur Rau m Stadt - Stadt Mannheim

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Sabine Kress<br />

„Die <strong>Stadt</strong> ist<br />

das kulturelle Labor<br />

der Zukunft.”<br />

Große Events und Feierlichkeiten sind nicht alles. Die<br />

Idee der „Europäischen <strong>Kultur</strong>hauptstadt” ist viel weiter<br />

gefasst und zielt vor allem auf eine nachhaltige <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />

ab. Trevor Davies, einer der führenden Experten<br />

in Sachen <strong>Kultur</strong>hauptstadt, war im Sommer 2009 für einen<br />

Vortrag in <strong>Mannheim</strong> zu Gast. Im Interview erklärt er,<br />

welche Chancen eine Bewerbung bietet und warum sich der<br />

Aufwand auf jeden Fall lohnt.<br />

Trevor Davies, worin besteht der Unterschied zwischen<br />

„Kopenhagen 1996” und dem heutigen <strong>Kultur</strong>hauptstadt-Konzept?<br />

……… In der ersten Phase war der Titel der <strong>Kultur</strong>hauptstadt Europas<br />

den größten Städten vorbehalten, den Hauptstädten: Athen,<br />

Amsterdam, Berlin, Paris oder Kopenhagen. Dann waren die „Second<br />

Cities” an der Reihe, also die Städte, die in Größe und Bedeutung<br />

gleich nach den Metropolen eines Landes kommen. Verbunden<br />

mit diesem Wechsel war auch eine andere Sichtweise auf das Thema<br />

„<strong>Stadt</strong>”. Während es bei den Europäischen <strong>Kultur</strong>hauptstädten<br />

zunächst vor allem um große Events und Feierlichkeiten ging,<br />

verlagerte sich der Schwerpunkt danach auf Themen wie <strong>Stadt</strong>entwicklung,<br />

Tourismus und Identität. Im Moment erleben wir eine<br />

weitere Veränderung: Seit dem Jahr 2000 haben wir eine Serie<br />

globaler Krisen zu verzeichnen, wie den Klimawechsel, 9/11 oder<br />

die aktuelle globale Wirtschaftskrise. Angesichts dieser Krisen<br />

hat das <strong>Kultur</strong>hauptstadt-Konzept nochmal an Ernsthaftigkeit<br />

gewonnen. Heute müssen Städte zukunftsfähige Entwicklungskonzepte<br />

entwickeln, wenn sie sich als <strong>Kultur</strong>hauptstadt bewerben wollen.<br />

Eine <strong>Kultur</strong>hauptstadt muss heute also mehr bieten als einen<br />

prall gefüllten Veranstaltungskalender?<br />

……… Auf jeden Fall. Die Herausforderung besteht darin, die gesamte<br />

<strong>Stadt</strong> als kulturelles Phänomen zu begreifen und nicht nur<br />

bei den Künsten anzusetzen. Die Herausforderung besteht darin,<br />

das Ganze nicht wie ein Festival anzugehen, sondern als umfassendes<br />

<strong>Stadt</strong>entwicklungsprojekt. Man muss Antworten finden auf<br />

eine veränderte globale und lokale Situation. Man muss bereit<br />

sein, Neues zu integrieren und Bestehendes zu verändern. Nicht<br />

die Bewerbung mit all ihren formalen Anforderungen sollte im<br />

Vordergrund stehen. Vielmehr muss es das Ziel sein, für die<br />

eigene <strong>Stadt</strong> die Stärken und Schwächen, die Chancen und Risiken<br />

sowie die Bedürfnisse und Hindernisse klar zu definieren.<br />

Die vorhandene kulturelle Infrastruktur ist also kein entscheidender<br />

Aspekt? Ein renommiertes Theater, ein Kunstmuseum oder<br />

ein Konzerthaus reichen nicht für eine erfolgreiche Bewerbung?<br />

……… Es kommt nicht auf das an, was Sie als <strong>Stadt</strong> haben, sondern<br />

auf das, was Sie erreichen können. Wie viel können Sie bewegen?<br />

Über die kulturellen Strukturen zu sprechen, die wir in einer<br />

<strong>Stadt</strong> benötigen, ist nicht interessant. Die <strong>Stadt</strong> muss vielmehr<br />

zu einem kulturellen und sozialen Labor werden, denn die <strong>Stadt</strong><br />

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