Bisch, S., Hartmann, Ch., Brauer, Th. (2008 - Logopädische Praxis ...
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Struktur des<br />
Gruppenangebotes<br />
Eine feste Grundstruktur der Gruppentherapie<br />
erleichtert den Patienten die zeitliche<br />
und räumliche Orientierung. Kombiniert mit<br />
immer wiederkehrenden Aufgaben kann<br />
sie außerdem dafür sorgen, dass der Tag-/<br />
Nachtrhythmus normalisiert wird oder erhalten<br />
bleibt (Schaade, 2002).<br />
Die Gruppengröße sollte vier bis acht Teilnehmer<br />
umfassen, wobei der Schweregrad<br />
der Demenz zu berücksichtigen ist. Für ein<br />
Gruppenangebot, bei dem zwischendurch<br />
nicht auf pfl egerische Unterstützung, z. B.<br />
beim Toilettengang, zurückgegriffen werden<br />
kann, sind zwei <strong>Th</strong>erapeuten erforderlich<br />
(Bühler, 2007a). Die zeitliche Dauer<br />
des Gruppenangebots kann variabel gestaltet<br />
werden. Denkbar sind sowohl kurze Einheiten<br />
von 30 bis 45 Minuten Dauer als auch<br />
komplette Vor- und Nachmittagsprogramme<br />
mit zwei bis vier Stunden Dauer. Bei einem<br />
längeren Programm sind ausreichend Pausen<br />
zu berücksichtigen.<br />
Der Vormittag eignet sich unserer Erfahrung<br />
nach am besten für die Bearbeitung eines<br />
ausgewählten <strong>Th</strong>emas. Bei den <strong>Th</strong>emen geht<br />
es weniger darum, semantisches Wissen abzufragen.<br />
Vielmehr ist es das Ziel, das Langzeitgedächtnis<br />
zu aktivieren. Impulsfragen,<br />
zum <strong>Th</strong>ema gehörende typische Gegenstände,<br />
Bilder, Musik, Gedichte und Sprichwörter<br />
können als Einstieg dienen. Eine andere<br />
Möglichkeit zur Gestaltung des Vormittags<br />
sind Alltagsaufgaben, die einen Bezug<br />
zum früheren berufl ichen Leben haben, z. B.<br />
das Zubereiten einer Mahlzeit oder kleine Arbeitsaufträge,<br />
wie z. B. die Herstellung eines<br />
Vogelhauses.<br />
Die Nachmittagsstunden können aus freizeitorientierten<br />
Alltagsaufgaben wie Backen<br />
oder Einkaufen bestehen. Auch kleine Ausfl<br />
üge oder Spaziergänge sind am Nachmittag<br />
gut möglich. Es sollte beachtet werden, dass<br />
bei Patienten mit einer Demenz am späten<br />
Nachmittag die Unruhe und der Wunsch,<br />
nach Hause zu gehen, zunehmen kann. Daher<br />
sollten vor allem nachmittags Bewegungs-<br />
und Entspannungsangebote geplant<br />
werden.<br />
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Das Grundgerüst für einen<br />
mögli chen Tagesablauf<br />
in einem ganztägigen Programm<br />
ist in Tabelle 3 wiedergegeben.<br />
Für ein kürzeres<br />
Programm kann der<br />
Ablauf des Vor- oder Nachmittags<br />
als Gerüst dienen.<br />
Unser Gruppenangebot<br />
star tet mit der Zubereitung<br />
des Frühstücks. Gemeinsam<br />
wird der Tisch gedeckt und<br />
das Frühstück eingenommen,<br />
wobei Wert darauf<br />
gelegt wird, die Selbstständigkeit<br />
zu erhalten oder zu<br />
fördern.<br />
Trinkpausen, Zwischenmahlzeiten und Hauptmahlzeiten<br />
spielen bei Patienten, die bereits<br />
veränderte Ess- und Trinkgewohnheiten zeigen,<br />
eine wichtige Rolle. Über gezielt ausgesuchte<br />
Speisen und Getränke können sie zum<br />
Essen und Trinken animiert werden. Das Erleben<br />
von gemeinsam vorbereiteten und eingenommenen<br />
Mahlzeiten kann verschüttete<br />
Kompetenzen wecken und die Lebensqualität<br />
der Erkranken erhöhen (Gerontologische<br />
Reihe, 2006). Gleichzeitig bieten Mahlzeiten<br />
die Möglichkeit, eine Reihe von Alltagsaktivitäten<br />
anzubieten. Über das Frühstück, Mittag-<br />
und Abendessen lässt sich den Patienten<br />
außerdem wieder ein Gefühl für den Tagesrhythmus<br />
geben. Letztlich kann während der<br />
Essenssituationen auf eine eventuell bestehende<br />
Dysphagie eingegangen werden.<br />
Die Einheit „Aktuelles zum Tag“ sorgt für die<br />
zeitliche Orientierung. Es wird über den aktuellen<br />
Wochentag und über die Jahreszeit gesprochen.<br />
Der Kalender wird aktualisiert, und<br />
es wird gemeinsam überlegt, ob dieser Tag<br />
für jemanden aus der Gruppe eine besondere<br />
Bedeutung hat. Je nach Fähigkeiten und<br />
Interessenslage der Teilnehmer kann die Tageszeitung<br />
bzw. einzelne Artikel daraus gelesen<br />
werden.<br />
Bewegungsangebote (von Zedlitz-Herpertz,<br />
2004) sollten mehrfach in den Tagesablauf<br />
integriert werden. Denn „Menschen, die im<br />
mittleren Alter regelmäßig Sport treiben, erkranken<br />
in den Siebzigern mit einer viel geringeren<br />
Wahrscheinlichkeit an Alzheimer als<br />
Tab. 3: Grundstruktur Tagesablauf<br />
Uhrzeit Aktivität<br />
8.00 Uhr Gemeinsames Frühstück<br />
THEORIE UND PRAXIS �<br />
9.00 Uhr Aktuelles zum Tag – Zeitung lesen<br />
9.45 Uhr Bewegungseinheit<br />
10.15 Uhr Zwischenmahlzeit<br />
10.30 Uhr Gemeinsames Kochen oder Tagesthema<br />
12.00 Uhr Mittagessen<br />
Mittagsruhe<br />
14.00 Uhr Freizeitorientierte Aufgaben<br />
14.45 Uhr Zwischenmahlzeit<br />
15.15 Uhr Spaziergang oder Bewegungseinheit<br />
Menschen, die keinen Sport treiben. Selbst<br />
Menschen, die in den Sechzigern anfangen,<br />
Sport zu treiben, können ihr Risiko um die<br />
Hälfe senken“ (Aamodt & Wang, <strong>2008</strong>, S.<br />
129). In unserem Programm umfasst der Vormittag<br />
eher „sportlich“ orientierte Angebote,<br />
wie z. B. Frühgymnastik, Tanz oder Ballspiele.<br />
Den Nachmittag nutzen wir für Spaziergänge<br />
oder auch für das Nordic Walking.<br />
Einbindung der Angehörigen<br />
Die Biografi earbeit wäre ohne eine Einbindung<br />
der Angehörigen in die Rehabilitation<br />
nicht möglich. Indem sie signifi kante Lebenssituationen<br />
der Erkrankten schildern, erleichtern<br />
sie die Auswahl der <strong>Th</strong>emen für die<br />
Gruppenarbeit. Sie tragen dadurch wesentlich<br />
zur Defi nition der Teilhabe- und Aktivitätsziele<br />
bei.<br />
In unserem Konzept bilden die Angehörigen<br />
eine eigene Gruppe, in der sie die Möglichkeit<br />
haben, Erfahrungen untereinander auszutauschen.<br />
Medizinisch-psychologisch geleitete<br />
Gesprächsgruppen informieren die<br />
An gehörigen über Ursache, Auswirkung und<br />
Verlauf einer Demenz. Außerdem geht es in<br />
der Gruppe um eine Auseinandersetzung mit<br />
der Situation als pfl egender Angehöriger. Dabei<br />
werden die Angehörigen in ihrem Recht<br />
darauf bestärkt, eigene Bedürfnisse zu äußern<br />
und umzusetzen. Um das zu erreichen,<br />
hat es sich als hilfreich erwiesen, die Sorge<br />
um den zu Pfl egenden mit der Sorge um sich<br />
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Forum Logopädie Heft 6 (22) November <strong>2008</strong> 22-26<br />
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