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222 − Windstille - Quartierverein Riesbach

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25Modulare BauweiseBaracken bringt man oft mit Militär,Lazaretten und Lagern in Verbindung.Aber auch mit Vorfertigung und Standardisierung.Dies sind Stichwörter für dieIndustrialisierung auch im Bauwesen.Um also dem Mangel an Schulhäusernbegegnen zu können, erstellte die Stadtin der Gründerzeit ein gutes Dutzendvorfabrizierter Holzelementbauten, vondenen einige heute noch stehen. Einbekanntes Beispiel ist die Xenix-Barackeauf dem Kanzlei-Areal am Helvetiaplatz.Die zwei Schulzimmer wurden zum Kinosaalvereint und der Korridor zur langenund schmalen Bar umfunktioniert. WeitereExemplare stehen bei den SchulhäusernNeumünster und Ämtler, sowie ander Hochstrasse. Die Schulbaracke amHornbach ist allerdings eine Vierklassbarackeund somit doppelt so gross. Siewird 1904 bei der genannten AktiengesellschaftChristoph & Unmack im OstenDeutschlands bestellt und beim SchulhausHard an der Hohlstrasse aufgestellt.«Auf den Vorhalt der etwas hohen Preise»wurden sie «namhaft herabgesetzt(…) besonders für die vierklassige Baracke,um 2400 Mark» (Protokoll Stadtrat339, 30.3.1904).Versetzung an den HornbachAm 30. Januar 1909 beschliesst derStadtrat, «die Versetzung der BarackeHardstrasse in den äusseren Teil von<strong>Riesbach</strong> und zwar auf die ehemalige LiegenschaftSchweizer zu veranlassen.»(Protokoll 114). Denn auch im Kreis V,der ursprünglichen Bezeichnung für denKreis 8, war der Schulraum knapp: «Eswäre also hier durch die Verlegung derBaracke Hardstrasse zu helfen. Als Aufstellungsortkann allein in Betracht fallenentweder das Areal des altenGaswerkes in <strong>Riesbach</strong> oder vorteilhafterdie von der Stadt im letzten Jahre erworbeneLiegenschaft Schweizer im Hornbach.»Am 11. März ist im gleichen Jahrzu lesen: «(…) im weiteren ist dasGrundstück der Stadt an der Ecke desHornbaches und des Kollerweges dazuausersehen, die Vierzimmerbaracke, diebeim Schulhause im Hard steht, aufzunehmen.Sie wird an die Nordwestgrenzedes Grundstückes gestellt, was zumAbbruche des bestehenden Schuppensoder eines Teiles desselben zwingt. DerEntwässerung ist die tiefe Lage des Platzeshinderlich. Die tiefliegende Dole hatkeinen Ablauf, und um die hochliegendezu erreichen, muss man die Baracke hochstellen, was teure Unterbauarbeiten verursacht.Der Ausweg, das Abwasser vonder Baracke weg unmittelbar in denHornbach laufen zu lassen und in dieAbleitung eine Klärtonne einzuschieben,wurde von den Gesundheitsbehörden alsunzulässig erklärt wegen des niedrigenWasserstandes des Hornbaches im Sommer.»(Protokoll 310).Die Kosten für das Versetzen und dasWiederherstellen des bisherigen Platzesbeliefen sich auf Fr. 22 700. Neu kam dieBaracke auf Fr. 77 783,42 zu stehen.Bedenkt man die lange Lebensdauer derbehelfsmässigen Unterrichtsräume, hatsich die Investition längst amortisiert.Aus dem Provisorium ist ein Providuriumgeworden. Die Vierklassbaracke amHornbach ist längst ein zeitgeschichtlicherZeuge, der auch an einem andernOrt von seiner Geschichte erzählen könnensollte.Der Zürcher Stadtrat steht im übrigenauch heute noch vor dem gleichen Problem.Schülerzahlen sind offenbarschwer zu berechnen. Es werden zwarneue Schulhäuser gebaut, aber trotzdemist die Stadt auf Provisorien angewiesen.Beim Schulhaus Mühlebach wird eineneue Schulbaracke aufgestellt – sie heisstjetzt zeitgemäss «Züri-Modular».Bildlegende: Die Baracke für vier Klassen steht seit1909 am HornbachDie Firma Christoph & Unmack wurde 1882von zwei dänischen Schreinern gegründet,um das Patent des Rittmeisters Döckerfür leichte und transportable Lazarett-und Sanitätsbaracken zu vermarkten.Dank Weiterentwicklung arrivierte dasUnternehmen bald zu einem der wichtigstenBarackenhersteller in Deutschland, ausdem später der Waggonbau hervorging. DieFirma schrieb allerdings höchst unrühmlichGeschichte mit der Beschäftigung vonNS-Zwangsarbeitern.Quartiermagazin Kreis 8 <strong>222</strong>/2012

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