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Zufriedenheit und Glück in der Sozialen Arbeit

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Macht <strong>und</strong> Herrschaft<br />

Prof. Dr. Wolf Wagner<br />

„<strong>Glück</strong> <strong>und</strong> <strong>Zufriedenheit</strong> <strong>und</strong> die<br />

soziale <strong>Arbeit</strong>“


These<br />

• Für die Klienten <strong>der</strong> <strong>Sozialen</strong> <strong>Arbeit</strong> ist<br />

<strong>Glück</strong> im S<strong>in</strong>n von <strong>Zufriedenheit</strong> kaum zu<br />

erreichen, <strong>Glück</strong> im S<strong>in</strong>ne von Flow aber<br />

durchaus.<br />

• In <strong>der</strong> <strong>Sozialen</strong> <strong>Arbeit</strong> ist <strong>Glück</strong> im S<strong>in</strong>ne<br />

von Flow kaum zu erreichen, <strong>Glück</strong> im<br />

S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> <strong>Zufriedenheit</strong> durchaus.


Mögliche Klausurfrage<br />

• Was ist <strong>der</strong> Unterschied zwischen <strong>Glück</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Zufriedenheit</strong>?


• Bedeutungsraum<br />

Glie<strong>der</strong>ung<br />

• Lebensgeschichtlich: Vom <strong>Glück</strong> zur<br />

<strong>Zufriedenheit</strong><br />

• Ergebnisse <strong>der</strong> <strong>Zufriedenheit</strong>sforschung<br />

• Ergebnisse <strong>der</strong> <strong>Glück</strong>sforschung


• Bedeutungsraum<br />

Glie<strong>der</strong>ung<br />

• Lebensgeschichtlich: Vom <strong>Glück</strong> zur<br />

<strong>Zufriedenheit</strong><br />

• Ergebnisse <strong>der</strong> <strong>Zufriedenheit</strong>sforschung<br />

• Ergebnisse <strong>der</strong> <strong>Glück</strong>sforschung


Angelo Bronz<strong>in</strong>o: Allegorie des <strong>Glück</strong>s (1564)


Füllhorn <strong>der</strong> Amatheia: Fruchtbarkeit,<br />

Reichtum <strong>und</strong> Überfluss


Stab des Aesculap: Ges<strong>und</strong>heit


Die Macht <strong>und</strong> ihre Janusköpfigkeit


Amor mit dem Pfeil: Liebe


Die Schönheit mit Zirkel <strong>und</strong><br />

Schwert: Ästhetik <strong>und</strong> Tugend


Alter Mann, <strong>der</strong> die Macht umklammert:<br />

Abhängigkeit vom <strong>Glück</strong>?


Das <strong>Glück</strong>srad: Der Zufall, se<strong>in</strong>e<br />

Opfer <strong>und</strong> Gew<strong>in</strong>ner


Goethe<br />

• Faust 1. Teil, Verse 1699-1702<br />

Werd‘ ich zum Augenblicke sagen:<br />

Verweile doch! du bist so schön!<br />

Dann kannst du mich <strong>in</strong> Fesseln schlagen,<br />

Dann will ich gern zugr<strong>und</strong>e gehen!<br />

• Faust 2. Teil 5. Akt Verse 11581f<br />

Zum Augenblicke dürft‘ ich sagen:<br />

Verweile doch, du bist so schön!


• Er<strong>in</strong>nerung<br />

Goethe<br />

Willst Du immer weiter schweifen?<br />

Sieh, das Gute liegt so nah.<br />

Lerne nur das <strong>Glück</strong> ergreifen<br />

Denn das <strong>Glück</strong> ist immer da.


Goethe zur <strong>Zufriedenheit</strong><br />

• Goethe, An August v. Goethe, 5. 7. 1830<br />

Wer sich <strong>in</strong> die Welt fügt, wird f<strong>in</strong>den, daß sie sich gern<br />

<strong>in</strong> ihn f<strong>in</strong>den mag. Wer dieses nicht empf<strong>in</strong>det o<strong>der</strong><br />

lernt, wird nie zu irgend e<strong>in</strong>er <strong>Zufriedenheit</strong> gelangen.


Etymologie<br />

• Die Vorläufer des <strong>Glück</strong>sbegriffs <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

deutschen Sprache s<strong>in</strong>d erst relativ spät<br />

bezeugt. Im Mittelhochdeutschen, um<br />

1160, taucht das Wort 'g(e)lücke' auf,<br />

• 'G(e)lücke' me<strong>in</strong>t den Beschluss, die<br />

Festsetzung, die Bestimmung<br />

• Im Laufe <strong>der</strong> Entwicklung wendete <strong>der</strong><br />

Begriff sich <strong>in</strong>s Positive im S<strong>in</strong>ne von "was<br />

gut ausläuft, sich gut trifft„<br />

• www.gluecksarchiv.de/<strong>in</strong>halt/etymologie.htm


Sprache <strong>Glück</strong> haben <strong>Glück</strong>smoment<br />

erleben<br />

Deutsch <strong>Glück</strong> <strong>Glück</strong> <strong>Glück</strong><br />

altgriechisch cutychia<br />

(tíchi)<br />

Dauerhaft<br />

im <strong>Glück</strong> leben<br />

hèdonè eudaimonia<br />

late<strong>in</strong>isch fortuna felicitas beatitudo<br />

englisch luck pleasure happ<strong>in</strong>ess<br />

französisch fortune,<br />

chance<br />

spanisch fortuna,<br />

suerte<br />

plaisir bonheur<br />

placer felicidad


Vergangenheit<br />

spontan<br />

<strong>Glück</strong><br />

Gefühltes, nicht bewertetes<br />

Gipfelerlebnis<br />

Gegenwart<br />

(nach Markus Pawelzik 2005)<br />

Zukunft


<strong>Zufriedenheit</strong> (hedonistisches<br />

Vergangenheit<br />

spontan<br />

Pr<strong>in</strong>zip)<br />

Gefühltes, nicht bewertetes<br />

Gipfelerlebnis<br />

Gegenwart<br />

Zukunft<br />

<strong>Zufriedenheit</strong> als reflektierte, <strong>in</strong> die Zukunft verlängerte Bilanz<br />

zwischen Lust <strong>und</strong> Unlust<br />

(nach Markus Pawelzik 2005)


<strong>Zufriedenheit</strong> (eudaimonistisches<br />

spontan<br />

Pr<strong>in</strong>zip)<br />

Gefühltes, nicht bewertetes<br />

Gipfelerlebnis<br />

Vergangenheit Gegenwart Zukunft<br />

<strong>Zufriedenheit</strong> als reflektierte, <strong>in</strong> die Zukunft verlängerte Bilanz<br />

zwischen Lust <strong>und</strong> Unlust (Epikur)<br />

Bilanzierte Annäherung an das „gute Leben“: tugendhaft, das volle Potential<br />

verwirklichend <strong>in</strong> Freude <strong>und</strong> Schmerz<br />

(nach Markus Pawelzik 2005)


Freud: <strong>Glück</strong> im strengsten S<strong>in</strong>ne<br />

• „Was man im strengsten S<strong>in</strong>ne <strong>Glück</strong><br />

heißt, entspr<strong>in</strong>gt <strong>der</strong> eher plötzlichen<br />

Befriedigung hoch aufgestauter<br />

Bedürfnisse <strong>und</strong> ist se<strong>in</strong>er Natur nach nur<br />

als episodisches Phänomen möglich.“<br />

• (Das Unbehangen an <strong>der</strong> Kultur II S.208)


Freud zur Dauer des <strong>Glück</strong>s<br />

• „Jede Fortdauer e<strong>in</strong>er vom Lustpr<strong>in</strong>zip<br />

ersehnten Situation ergibt nur e<strong>in</strong> Gefühl<br />

von lauem Behagen; wir s<strong>in</strong>d so<br />

e<strong>in</strong>gerichtet, daß wir nur den Kontrast<br />

<strong>in</strong>tensiv genießen können, den Zustand<br />

nur sehr wenig.“1<br />

1 Goethe mahnt sogar: „Alles <strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt<br />

läßt sich ertragen/ Nur nicht e<strong>in</strong>er Reihe<br />

von schönen Tagen.“ (Weimar, 1810-12)


Beispiele für <strong>Glück</strong>serlebnisse<br />

• Orgasmus<br />

• Verliebtheit<br />

• Der echte Kaffee zu DDR-Zeiten<br />

• Der schwer erkämpfte Erfolg (z.B. Sport)<br />

Tooooooor!!!!!<br />

• Das tolle, gel<strong>in</strong>gende Zusammenspiel<br />

• Das Feierabendbier<br />

• Das gel<strong>in</strong>gende Gespräch<br />

• Der bew<strong>und</strong>ernde Blick


Vergangenheit<br />

spontan<br />

<strong>Glück</strong><br />

Gefühltes, nicht bewertetes<br />

Gipfelerlebnis<br />

Gegenwart<br />

(nach Markus Pawelzik 2005)<br />

Zukunft


Freud zum hedonistischen<br />

<strong>Glück</strong>sbegriff<br />

• „was die Menschen selbst durch ihr<br />

Verhalten als Zweck <strong>und</strong> Absicht ihres<br />

Lebens erkennen lassen, …; sie streben<br />

nach dem <strong>Glück</strong>, sie wollen glücklich<br />

werden <strong>und</strong> so bleiben.“ S. 208<br />

• 2 Methoden: 1. Vermeidung von Schmerz<br />

<strong>und</strong> Unlust; 2. Erleben starker Lustgefühle<br />

• (Das Unbehagen an <strong>der</strong> Kultur)


<strong>Zufriedenheit</strong> (hedonistisches<br />

Vergangenheit<br />

spontan<br />

Pr<strong>in</strong>zip)<br />

Gefühltes, nicht bewertetes<br />

Gipfelerlebnis<br />

Gegenwart<br />

Zukunft<br />

<strong>Zufriedenheit</strong> als reflektierte, <strong>in</strong> die Zukunft verlängerte Bilanz<br />

zwischen Lust <strong>und</strong> Unlust


Freud zum eudaimonistischen<br />

<strong>Glück</strong>sbegriff<br />

• Im Kulturprozess „ist das Ziel <strong>der</strong><br />

Herstellung e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>heit aus den<br />

menschlichen Individuen bei weitem die<br />

Hauptsache, das Ziel <strong>der</strong> Beglückung<br />

besteht zwar noch, aber es wird <strong>in</strong> den<br />

H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> gedrängt;“<br />

• (Das Unbehangen an <strong>der</strong> Kultur, S. 266)


<strong>Zufriedenheit</strong> (eudaimonistisches<br />

spontan<br />

Pr<strong>in</strong>zip)<br />

Gefühltes, nicht bewertetes<br />

Gipfelerlebnis<br />

Vergangenheit Gegenwart Zukunft<br />

<strong>Zufriedenheit</strong> als reflektierte, <strong>in</strong> die Zukunft verlängerte Bilanz<br />

zwischen Lust <strong>und</strong> Unlust (Epikur)<br />

Bilanzierte Annäherung an das „gute Leben“: tugendhaft, das volle Potential<br />

verwirklichend <strong>in</strong> Freude <strong>und</strong> Schmerz


• Bedeutungsraum<br />

Glie<strong>der</strong>ung<br />

• Lebensgeschichtlich: Vom <strong>Glück</strong> zur<br />

<strong>Zufriedenheit</strong><br />

• Ergebnisse <strong>der</strong> <strong>Zufriedenheit</strong>sforschung<br />

• Ergebnisse <strong>der</strong> <strong>Glück</strong>sforschung


Die Entwicklung des<br />

<strong>Glück</strong>sempf<strong>in</strong>dens beim K<strong>in</strong>d<br />

• Im Auftrag des ZDF hat das Kölner Institut<br />

für qualitative Markt- <strong>und</strong> Medienanalysen<br />

rhe<strong>in</strong>-gold Anfang 2007 e<strong>in</strong>e<br />

tiefenpsychologische Studie zu „K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Glück</strong>“ durchgeführt.


Ergebnisse <strong>der</strong> Studie „K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong><br />

Im K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartenalter:<br />

<strong>Glück</strong>“<br />

• <strong>Glück</strong>liche Momente e<strong>in</strong>deutig erkennbar an<br />

k<strong>in</strong>dlichen Ausdrucksformen wie Lächeln,<br />

Lachen, Stolz, konzentriert se<strong>in</strong> o<strong>der</strong> körperliche<br />

Zuwendung<br />

• Treten an vielen unerwarteten Stellen auf zum<br />

Beispiel: Aufmerksamkeit zu bekommen, e<strong>in</strong>e<br />

Wange zu befühlen, e<strong>in</strong>en Stuhl tragen o<strong>der</strong><br />

etwas sagen zu können


Ergebnisse <strong>der</strong> Studie „K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong><br />

Im Gr<strong>und</strong>schulalter:<br />

<strong>Glück</strong>“<br />

• „Das kribbelt so im Bauch“ o<strong>der</strong><br />

• „Das fühlt sich gut an, man will spr<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> laut<br />

schreien.“<br />

• <strong>Glück</strong> ist für diese K<strong>in</strong><strong>der</strong>, wenn sie etwas<br />

erreichen, bekommen o<strong>der</strong> bewirken können.<br />

• In diesem Alter ersche<strong>in</strong>t <strong>Glück</strong> verfügbar. Die<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> können sich dafür anstrengen <strong>und</strong> haben<br />

Erfolge.


Ergebnisse <strong>der</strong> Studie „K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Glück</strong>“<br />

im Alter von zehn bis zwölf Jahren:<br />

• beg<strong>in</strong>nen, über sich selbst <strong>und</strong> die Welt<br />

nachzudenken<br />

• Der soziale Vergleich bekommt etwas<br />

Beklemmendes, da sie nun Grenzen spüren <strong>in</strong><br />

Bezug auf Herkunft <strong>und</strong> Ausstattung.<br />

• viel seltener glücklich<br />

• <strong>Glück</strong> auch als Abwesenheit von Unglück<br />

• Aber auch im geme<strong>in</strong>samen „Rumhängen“<br />

erleben sie <strong>Glück</strong>smomente.


Zwischenergebnis<br />

• Vom <strong>Glück</strong> zur <strong>Zufriedenheit</strong><br />

• Von <strong>der</strong> Spontaneität zur Reflektion<br />

• Vom Erleben zum Bilanzieren<br />

• Das <strong>Glück</strong> droht über <strong>der</strong> <strong>Zufriedenheit</strong> <strong>in</strong><br />

Vergessenheit zu geraten


• Bedeutungsraum<br />

Glie<strong>der</strong>ung<br />

• Lebensgeschichtlich: Vom <strong>Glück</strong> zur<br />

<strong>Zufriedenheit</strong><br />

• Ergebnisse <strong>der</strong> <strong>Zufriedenheit</strong>sforschung<br />

• Ergebnisse <strong>der</strong> <strong>Glück</strong>sforschung


<strong>Zufriedenheit</strong> <strong>in</strong> Deutschland<br />

Elemente <strong>der</strong> <strong>Zufriedenheit</strong>


Datenreport des Stat. B<strong>und</strong>esamtes<br />

2006<br />

• „Die Lebensqualität <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Land lässt sich nur<br />

zum Teil mit Hilfe <strong>der</strong> objektiven<br />

Lebensbed<strong>in</strong>gungen beschreiben. Dies liegt<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e daran, dass die Bürger identische<br />

objektive Bed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> Abhängigkeit von<br />

ihren eigenen Ansprüchen <strong>und</strong> Erwartungen<br />

durchaus unterschiedlich bewerten können.“<br />

• Darum <strong>Zufriedenheit</strong> messen mit Skala von 0<br />

(ganz <strong>und</strong> gar unzufrieden) bis 10 (ganz <strong>und</strong> gar<br />

zufrieden)


In <strong>der</strong> Umfrage im Auftrag <strong>der</strong><br />

Bertelsmann-Stiftung 2007<br />

• <strong>Zufriedenheit</strong>sskala von 0 bis 10;<br />

• 0 = »Ganz <strong>und</strong> gar unzufrieden«, 10 =<br />

»Ganz <strong>und</strong> gar zufrieden«


Ergebnisse 1<br />

• 57 Prozent <strong>der</strong> Befragten „glücklich“<br />

(8+9+10).<br />

• 5 Prozent unglücklich (1+2+3)<br />

• <strong>Arbeit</strong>slose mit 6.2 deutlich unglücklicher<br />

als Erwerbstätige,<br />

• Beamte mit 7.9 am glücklichsten


Ergebnisse 2<br />

die wichtigsten Parameter <strong>der</strong> <strong>Zufriedenheit</strong>:<br />

• Die eigene Ges<strong>und</strong>heit bzw. die<br />

Ges<strong>und</strong>heit <strong>der</strong> Familie (87 Prozent)<br />

• Aufwachsen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>takten Elternhaus<br />

(74 Prozent)<br />

• Fre<strong>und</strong>e (64 Prozent)<br />

• Partnerschaft (63 Prozent)<br />

• Freiheit von Geldsorgen (31 Prozent) e<strong>in</strong>e<br />

untergeordnet Rolle


<strong>Zufriedenheit</strong> <strong>in</strong> Ost- <strong>und</strong><br />

Westdeutschland<br />

Datenreport des Stat. B<strong>und</strong>esamtes<br />

2006


<strong>Zufriedenheit</strong> weltweit<br />

Journal of Happ<strong>in</strong>ess Studies


<strong>Glück</strong> - Happ<strong>in</strong>ess<br />

• Journal of Happ<strong>in</strong>ess<br />

Studies<br />

• An Interdiscipl<strong>in</strong>ary<br />

Forum on Subjective<br />

Well-Be<strong>in</strong>g<br />

• Ma<strong>in</strong> editor: R.<br />

Cumm<strong>in</strong>s<br />

• Bisher 9 Jahrgänge<br />

Gegründet 1999, um<br />

e<strong>in</strong>e „Wissenschaft des<br />

<strong>Glück</strong>s“ zu schaffen


Das Paradoxon <strong>der</strong><br />

<strong>Zufriedenheit</strong> (Mart<strong>in</strong> 2008)<br />

Wer die <strong>Zufriedenheit</strong> direkt anstrebt, erreicht<br />

sie nicht.<br />

Denn <strong>Zufriedenheit</strong> ist das Ergebnis von <strong>in</strong><br />

sich selbst bedeutungsvollen Handlungen.


Das Paradoxon des<br />

Bekommens<br />

Nicht das Erreichen des Ziels<br />

macht zufrieden, son<strong>der</strong>n das<br />

Streben nach dem Ziel


Das Paradoxon <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>stellung<br />

<strong>Zufriedenheit</strong> kommt nicht aus<br />

Abwendung des Mangels, son<strong>der</strong>n<br />

durch Akkzeptieren dessen, was man<br />

hat.


Macht Geld glücklich?


Das „Easterl<strong>in</strong>“ o<strong>der</strong><br />

Reichtums-Paradoxon<br />

Richard Easterl<strong>in</strong> (1974, 1995, 2005a,<br />

2005b) fand: „wachsendes<br />

Prokopfe<strong>in</strong>kommen führt nicht zu<br />

proportional wachsen<strong>der</strong> <strong>Zufriedenheit</strong>“


Das E<strong>in</strong>kommensparadoxon:<br />

Beispiel Deutschland 1973-1999<br />

Prokopfe<strong>in</strong>kommen (grün) <strong>und</strong> <strong>Zufriedenheit</strong> (rot)


Die Sättigungsthese


Die Sättigungsthese<br />

Ab e<strong>in</strong>er Schwelle zählt nicht<br />

mehr absolutes, son<strong>der</strong>n relatives<br />

E<strong>in</strong>kommen


Aber:<br />

Innerhalb von Gesellschaften s<strong>in</strong>d<br />

die Reichen durchaus zufriedener


Anteil <strong>der</strong> Menschen, die sich <strong>in</strong> den USA<br />

als „sehr glücklich“ (8+9+10) bezeichnen<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

General Social Survey tapes. People over 16.<br />

1975 1998<br />

obere 25%<br />

untere 25%


Stevenson <strong>und</strong> Wolfers (2008):<br />

Überprüfung des Easterl<strong>in</strong> Paradoxons<br />

• Mit allen weltweiten Daten:<br />

• Durchgängige Korrelation zwischen<br />

absolutem E<strong>in</strong>kommen <strong>und</strong> <strong>Zufriedenheit</strong><br />

• Innerhalb (0,45)<br />

• <strong>und</strong> zwischen Staaten (0,36)


Daten World Gallup Poll 2006


Fischer Überprüfung 2008 mit<br />

persönlichem E<strong>in</strong>kommen statt<br />

Prokopfe<strong>in</strong>kommen<br />

Enger Zusammenhang


Das Geschlechter-Paradoxon<br />

Frauen geht es <strong>in</strong> Industriestaaten<br />

immer besser, aber ihre<br />

<strong>Zufriedenheit</strong> s<strong>in</strong>kt


Das Geschlechter-Paradoxon


Der Streit um den E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong><br />

Persönlichkeit


Der Streit um die Gestaltbarkeit:<br />

„Set po<strong>in</strong>t“ wie bei Gewicht<br />

• David Lykken <strong>und</strong> Auke Tellegen 1996:<br />

• 50% bis 80% <strong>der</strong> Varianz im Well-Be<strong>in</strong>g<br />

genetisch bed<strong>in</strong>gt<br />

• Fujita <strong>und</strong> Diener 2005: Set po<strong>in</strong>t durch<br />

Lebense<strong>in</strong>schnitte (Tod des Partners)<br />

verän<strong>der</strong>t


Ursachen für Variationen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Anlagen<br />

<strong>Zufriedenheit</strong><br />

Umstände<br />

Handlungen


Welche Anlagen? (Sheldon 2007)<br />

<strong>Glück</strong>sunterstützende Kultur<br />

Positive soziale Beziehungen<br />

Positives Selbstbild<br />

Erreichbare Zielorientierung<br />

Realistische Bedürfnisse<br />

<strong>Glück</strong>sbejahende Persönlichkeit<br />

<strong>Zufriedenheit</strong> SWB


Ursachen für Variationen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Anlagen<br />

<strong>Zufriedenheit</strong><br />

Umstände<br />

Handlungen


• Ges<strong>und</strong>heit<br />

Welche Umstände?<br />

• Gute persönliche Beziehungen<br />

• Liebe nur 3% (Demir 2008)<br />

• <strong>Arbeit</strong><br />

• E<strong>in</strong>kommen, Vermögen<br />

• Demokratie (Frey 1999)


Umwelt<br />

Modell Cumm<strong>in</strong>s (2000)<br />

Äußere Puffer:<br />

Ressourcen<br />

Hilfesysteme<br />

Geld<br />

Persönlichkeit:<br />

Extroversion<br />

Neurotizität<br />

Innerer Puffer:<br />

Kontrolle<br />

Selbstwert<br />

Optimismus<br />

<strong>Zufriedenheit</strong>


Zwischenbilanz<br />

• <strong>Zufriedenheit</strong> hängt stark von Person <strong>und</strong><br />

ihren Erwartungen ab (Basis).<br />

• <strong>Zufriedenheit</strong> wird auf dieser Basis durch<br />

positive Lebensumstände gesteigert.<br />

• Darum: <strong>Zufriedenheit</strong> Hauptanliegen <strong>der</strong><br />

Politik.


Ursachen für Variationen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Anlagen<br />

<strong>Zufriedenheit</strong><br />

Umstände<br />

Handlungen


Was ist mit den Handlungen?


• Bedeutungsraum<br />

Glie<strong>der</strong>ung<br />

• Lebensgeschichtlich: Vom <strong>Glück</strong> zur<br />

<strong>Zufriedenheit</strong><br />

• Ergebnisse <strong>der</strong> <strong>Zufriedenheit</strong>sforschung<br />

• Ergebnisse <strong>der</strong> <strong>Glück</strong>sforschung


Mihaly Csikszentmihalyi<br />

• <strong>Glück</strong> def<strong>in</strong>iert als Flow = „Zustand, bei dem<br />

(man) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Tätigkeit so vertieft (ist), daß nichts<br />

an<strong>der</strong>s e<strong>in</strong>e Rolle zu spielen sche<strong>in</strong>t“<br />

(1992,S.16). Getragen werden von e<strong>in</strong>er Welle<br />

<strong>der</strong> H<strong>in</strong>gabe <strong>und</strong> Begeisterung<br />

• Untersuchung mit EMS – experience sampl<strong>in</strong>g<br />

method<br />

• Über h<strong>und</strong>erttausend <strong>in</strong> aller Welt<br />

• Flow: Unabhängig von Kultur <strong>und</strong> E<strong>in</strong>kommen<br />

<strong>und</strong> Lebenssituation


Mihaly Csikszentmihalyi (1992): Flow.<br />

Das Geheimnis des <strong>Glück</strong>s. Stuttgart. S.74<br />

Acht Elemente des Flow-Erlebnisses (1-4):<br />

1. Herausfor<strong>der</strong>nde, aber bewältigbare<br />

Aufgabe<br />

2. Möglichkeit zur Konzentration<br />

3. Deutliche Ziele<br />

4. Unmittelbare Rückmeldung über Erfolg


Acht Elemente des Flow-<br />

Erlebnisses:<br />

5. „man handelt mit e<strong>in</strong>er tiefen, aber mühelosen<br />

H<strong>in</strong>gabe, welche die Sorgen <strong>und</strong> Frustrationen<br />

des Alltagslebens aus dem Bewußtse<strong>in</strong><br />

verdrängt.“<br />

6. Aufgr<strong>und</strong> von überwiegendem Erfolg „e<strong>in</strong> Gefühl<br />

von Kontrolle“<br />

7. „Sorgen um das Selbst verschw<strong>in</strong>den“<br />

8. „das Gefühl für Zeitabläufe (ist) verän<strong>der</strong>t;<br />

St<strong>und</strong>en vergehen <strong>in</strong> M<strong>in</strong>uten, M<strong>in</strong>uten können<br />

sich verme<strong>in</strong>tlich zu St<strong>und</strong>en ausdehnen.“


Heraus-<br />

for<strong>der</strong>ungen<br />

Der Flow-Kanal nach Mihaly<br />

Csikszentmihalyi (1992, S.107)<br />

Angst<br />

Überfor<strong>der</strong>ung<br />

Flow-Kanal<br />

Fähigkeiten<br />

Langeweile


Die „autotelische“ Erfahrung<br />

• Selbst gesetzte Ziele<br />

• Eros <strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> des Erfolgs<br />

• Abhängigkeit vom Ergebnis an<strong>der</strong>er<br />

möglichst lockern (Puffer e<strong>in</strong>bauen)


<strong>Glück</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>


<strong>Glück</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong><br />

<strong>Arbeit</strong>geber:<br />

• Freiräume schaffen<br />

• Erfolgserlebnisse<br />

schaffen<br />

• Abhängigkeiten<br />

reduzieren<br />

• Puffer schaffen<br />

<strong>Arbeit</strong>nehmer:<br />

• Im Rahmen<br />

gegebener Aufgaben<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

suchen<br />

• Erreichbare<br />

Erfolgserlebnisse<br />

def<strong>in</strong>ieren<br />

• Belohnungen<br />

erzeugen


<strong>Glück</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Freizeit


<strong>Glück</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Freizeit<br />

• E<strong>in</strong> herausfor<strong>der</strong>ndes Ziel wählen,<br />

1. das Sie ohne fremde Hilfe o<strong>der</strong> Zuarbeit<br />

erreichen können<br />

2. dessen Anfor<strong>der</strong>ungen sich Ihrem<br />

Können anpassen<br />

3. das klare Erfolge liefert, die über die<br />

Misserfolge überwiegen<br />

4. das Ihnen befriedigende Belohnungen<br />

verschafft


<strong>Glück</strong> im Studium


Das <strong>Glück</strong> im Studium<br />

Uni-Bibliothek <strong>der</strong> Uni Erfurt auf allen Glasscheiben e<strong>in</strong>graviert:<br />

• "Quid prodest temet studiis librorum, tam brevis vitae morulas<br />

dicasse, corpus ac fractum macerasse tantum si nihil audes?„<br />

• "Was nutzt es, dass Du die so kurze<br />

Zeit De<strong>in</strong>es Lebens dem Studium <strong>der</strong><br />

Bücher gewidmet <strong>und</strong> De<strong>in</strong>en<br />

kraftlosen Körper so sehr geschwächt<br />

hast, wenn Du nichts wagst?"<br />

• Notker I. von St. Gallen, auch Notker Balbulus<br />

(dt. Notker <strong>der</strong> Stammler) † 912 aus: PATROLOGIA<br />

LATINA umfaßt Werke <strong>der</strong> late<strong>in</strong>ischen Kirchenliteratur - von<br />

Tertullian, 200 n. Chr., bis Papst Innocent III im 13. Jahrh<strong>und</strong>ert


• Bedeutungsraum<br />

Rückblick<br />

• Lebensgeschichtlich: Vom <strong>Glück</strong> zur<br />

<strong>Zufriedenheit</strong><br />

• Ergebnisse <strong>der</strong> <strong>Zufriedenheit</strong>sforschung<br />

• Ergebnisse <strong>der</strong> <strong>Glück</strong>sforschung


Fazit<br />

• <strong>Zufriedenheit</strong> ist zu e<strong>in</strong>em großen Teil<br />

E<strong>in</strong>stellungssache (positives Denken) -<br />

<strong>Zufriedenheit</strong> ist aber auch Schicksal <strong>und</strong><br />

hängt stark vom Geld ab.<br />

• <strong>Glück</strong> ist überall zu haben durch e<strong>in</strong>e<br />

herausfor<strong>der</strong>nde Aufgabe mit hoher<br />

Erfolgswahrsche<strong>in</strong>lichkeit.


Folgerung<br />

• Für die Klienten <strong>der</strong> <strong>Sozialen</strong> <strong>Arbeit</strong> ist<br />

<strong>Glück</strong> im S<strong>in</strong>n von <strong>Zufriedenheit</strong> kaum zu<br />

erreichen, <strong>Glück</strong> im S<strong>in</strong>ne von Flow aber<br />

durchaus.<br />

• In <strong>der</strong> <strong>Sozialen</strong> <strong>Arbeit</strong> ist <strong>Glück</strong> im S<strong>in</strong>ne<br />

von Flow kaum zu erreichen, <strong>Glück</strong> im<br />

S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> <strong>Zufriedenheit</strong> durchaus.

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