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Der Operationsverstärker - Medienwissenschaft

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grierer ermöglichen, und die Hoelzers Ausführungen zugrunde liegen, nennt er explizit erst inseiner 1946 veröffentlichten Dissertation: 24 i = C dudt(2.1)u = 1 C∫ i dt (2.2)Hier soll jedoch nicht primär Hoelzers Dissertation untersucht, sondern der Fokus auf dieEntwicklungen der Peenemünder Forscher gelenkt werden, die erste Eigenschaften eines nochnicht konkretisierten epistemischen Dings formulieren, das einmal Operationsverstärker genanntwerden wird. <strong>Der</strong> Titel der Dissertation erwähnt nur verschleiert, dass das PeenemünderForschungsziel nicht die Lösung von Differentialgleichungen auf elektrischem Wege, sondernder stabile Flug der „Vergeltungswaffe 2“ war. Zu Hoelzers Verteidigung ist jedoch einzuwenden,dass es dieser Verschleierung bedurfte, um im Jahr 1946 überhaupt promovieren zu können.Seine erste eingereichte Fassung behandelte hauptsächlich die Steuerung des A-4 und wurdefolglich von der alliierten Militäraufsicht abgelehnt. Eine frühere Veröffentlichung der laut Tomaykoschon 1941 fertiggestellten Arbeit 25 scheiterte an kriegsbedingter Geheimhaltung undeinem Bombenangriff auf Peenemünde im Jahr 1943. Dieser Bombenangriff selbst ist jedoch einBeleg für Rheinbergers Thesen. Er ist nämlich die Antwort der Alliierten auf die „vielen hundertFlüge,“ die laut Hoelzer nötig waren, „um zu einer zuverlässigen Konstruktion zu gelangen“. 26Hier wird der von Rheinberger beschriebene komplexe und zeitintensive Prozess deutlich, dererst ermöglicht, dass „[…] sich in einem wissenschaftlichen Sinne bedeutungsvolle Dinge alseinfache Dinge abzeichnen;“ 27 und stark komprimiert in einer vermeintlich harmlosen Dissertationüber die „Anwendung elektrischer Netzwerke zur Lösung von Differentialgleichungenund zur Stabilisierung von Regelvorgängen“ erscheinen können.2.1 Das „Mischgerät“Die letztendlich realisierte Steuerung des A-4 erfolgte, wie oben bereits erwähnt, elektromechanisch.Sie sorgte dafür, dass die Rakete während des Flugs ihre Pfeilstabilität beibehielt, dienicht, wie sonst bei ballistischen Geschossen üblich, „durch Drall, sondern durch feste Flossen“24 Helmut Hoelzer. „Anwendung elektrischer Netzwerke zur Lösung von Differentialgleichungen und zur Stabilisierungvon Regelvorgängen“. Diss. Darmstadt: Technische Hochschule, 1946, S. 7.25 Vgl. Tomayko, „Helmut Hoelzer’s Fully Electronic Analog Computer“, S. 236.26 Hoelzer, „50 Jahre Analogcomputer“, S. 90.27 Rheinberger, „Experimentalsysteme, Epistemische Dinge, Experimentalkulturen“, S. 408.5

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