Gewusst wie – den Betrieb erfolgreich führen - starterzentrum-rlp.de
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EXISTENZGRÜNDUNG IM HANDWERK<br />
<strong>Gewusst</strong> <strong>wie</strong> <strong>–</strong><br />
<strong><strong>de</strong>n</strong> <strong>Betrieb</strong> <strong>erfolgreich</strong> <strong>führen</strong>
2<br />
Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft <strong>de</strong>r rheinland-pfälzischen Handwerkskammern<br />
Handwerkskammer <strong>de</strong>s Saarlan<strong>de</strong>s<br />
Redaktion:<br />
Handwerkskammer Koblenz Handwerkskammer <strong>de</strong>r Pfalz<br />
Friedrich-Ebert-Ring 33 Am Altenhof 15<br />
56068 Koblenz 67655 Kaiserslautern<br />
Tel.: 0261 398-0 Tel.: 0631 3677-0<br />
Fax 0261 398-398 Fax 0631 3677-180<br />
E-Mail: beratung@hwk-koblenz.<strong>de</strong> E-Mail: info@hwk-pfalz.<strong>de</strong><br />
Handwerkskammer Rheinhessen Handwerkskammer Trier<br />
Dagobertstraße 2 Loebstraße 18<br />
55116 Mainz 54292 Trier<br />
Tel.: 06131 9992-0 Tel.: 0651 207-0<br />
Fax 06131 9992-63 Fax 0651 207-115<br />
E-Mail: info@hwk.<strong>de</strong> E-Mail: info@hwk-trier.<strong>de</strong><br />
Handwerkskammer <strong>de</strong>s Saarlan<strong>de</strong>s<br />
Hohenzollernstr. 47 <strong>–</strong> 49<br />
66117 Saarbrücken<br />
Tel.: 0681 5809-0<br />
Fax 0681 5809-177<br />
E-Mail: info@hwk-saarland.<strong>de</strong><br />
Aus Grün<strong><strong>de</strong>n</strong> <strong>de</strong>r Lesbarkeit wird lediglich die weibliche o<strong>de</strong>r männliche Schreibweise verwen<strong>de</strong>t.<br />
Sie steht stets stellvertretend für bei<strong>de</strong> Bezeichnungen.<br />
Dank gebührt <strong>de</strong>r Arbeitsgemeinschaft <strong>de</strong>r bayerischen Handwerkskammern, auf <strong>de</strong>ren gleichlauten<strong>de</strong>r<br />
Existenzgründungsbroschüre die vorliegen<strong>de</strong> Informationsschrift basiert und bei <strong>de</strong>r die Urheberrechte<br />
<strong>de</strong>r wesentlichen Inhalte liegen.<br />
Die Erweiterung und Anpassung <strong>de</strong>r Broschüre an regionale Belange erfolgte mit größter Sorgfalt,<br />
<strong><strong>de</strong>n</strong>noch besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit. Eine Haftung für die inhaltliche Richtigkeit (mit<br />
Ausnahme von Vorsatz o<strong>de</strong>r grobem Verschul<strong><strong>de</strong>n</strong>) wird nicht übernommen. Ein Nachdruck <strong>–</strong> auch<br />
auszugsweise <strong>–</strong> ist lediglich mit <strong>de</strong>r Genehmigung <strong>de</strong>r Herausgeber gestattet.<br />
Mai 2009<br />
Bildnachweis:<br />
Bild Deckblatt: Trevor Harris © www.fotolia.<strong>de</strong> Bild, S. 7: © Claudia Hautumm / PIXELIO<br />
Bild, S. 11: Edyta Pawlowska © www.fotolia.<strong>de</strong> Bild, S. 14: Maksym Yemelyanov © www.fotolia.<strong>de</strong><br />
Bild, S. 20: © Claudia Hautumm / PIXELIO Bild, S. 24: Kristian Sekulic © www.fotolia.<strong>de</strong><br />
Bild, S. 29: Pulsar75 © www.fotolia.<strong>de</strong> Bild, S. 31: Orlando Florin Rosu © www.fotolia.<strong>de</strong>
INHALT<br />
1. Die Handwerkskammer - Ihr Partner in allen Fragen <strong>de</strong>r Selbstständigkeit<br />
1.1. Wir unterstützen Sie bei Ihrer Existenzgründung 6<br />
1.2. Beraterkompass 8<br />
2. Gründung als Chance und Herausfor<strong>de</strong>rung<br />
2.1. Qualifizierung als Grundlage Ihrer Existenzgründung 9<br />
2.2. Existenzgründung im zulassungsfreien o<strong>de</strong>r handwerksähnlichen Bereich 10<br />
2.3. Neugründung o<strong>de</strong>r <strong>Betrieb</strong>sübernahme 11<br />
3. Die Inhalte eines Gründungskonzepts 12<br />
4. Grundlegen<strong>de</strong> Überlegungen<br />
4.1. Existenzgründung: Innovativ o<strong>de</strong>r klassisch? 15<br />
4.2. Interne Organisation 16<br />
4.3. Planung kontra Improvisation 17<br />
4.4. <strong>Betrieb</strong>licher EDV-Einsatz 18<br />
4.5. Vertragsrecht 19<br />
4.6. Von Beginn an: Intensives und effektives Marketing 21<br />
4.7. Aktuelle Entwicklungen und Trends 22<br />
5. Schritte in die Selbstständigkeit<br />
5.1. Namensgebung und Namenszusätze 23<br />
5.2. Rechtsform 25<br />
5.3. Standort 27<br />
5.4. Anmeldungen 28<br />
5.5. Ihre Sicherheit 30<br />
5.6. För<strong>de</strong>rmöglichkeiten 32<br />
6. Der Existenzgründungsfahrplan<br />
6.1. An alles gedacht? 34<br />
6.2. Was Sie beachten sollten, wenn Sie Mitarbeiter beschäftigen 35<br />
6.3. Vorsorgeentscheidungen, die Sie treffen müssen 36<br />
6,4. Unternehmerische Fragen und Entscheidungen 37<br />
6,5 Direkt von Beginn an: Maßnahmen zur Existenzsicherung! 38<br />
3
VORWORT<br />
Sie möchten sich selbstständig machen? Sie möchten sich einen eigenen <strong>Betrieb</strong> aufbauen<br />
und Unternehmer wer<strong><strong>de</strong>n</strong>? Eigenverantwortung, Unabhängigkeit, die Verwirklichung<br />
<strong>de</strong>r eigenen I<strong>de</strong>en und natürlich auch <strong>de</strong>r mögliche finanzielle Erfolg sind gute Grün<strong>de</strong>,<br />
<strong><strong>de</strong>n</strong> Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen.<br />
Wer sich selbstständig macht, hat allerdings keine Garantie für <strong><strong>de</strong>n</strong> Erfolg. Das unternehmerische<br />
Risiko gehört zur Selbstständigkeit. Die Zeiten, in <strong><strong>de</strong>n</strong>en ein junger Unternehmer<br />
von einer jährlich steigen<strong><strong>de</strong>n</strong> Nachfrage automatisch „nach oben“ getragen wur<strong>de</strong>,<br />
sind vorbei. Ein Existenzgrün<strong>de</strong>r braucht heute <strong>–</strong> ob im Produkt- o<strong>de</strong>r Dienstleistungsbereich<br />
<strong>–</strong> gute I<strong>de</strong>en und ein durchdachtes Konzept, begleitet von einer zielorientierten Strategie<br />
und einer stimmigen Planung.<br />
Wer als selbstständiger Handwerker <strong>erfolgreich</strong> sein will, muss wissen, dass die Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>s Marktes an die unternehmerischen Leistungen hoch sind und stetig steigen.<br />
Dazu gehören neben höchster handwerklicher Versiertheit ein kun<strong><strong>de</strong>n</strong>orientiertes Denken,<br />
kaufmännisches Verständnis und die persönliche Eignung.<br />
Wir möchten Sie mit dieser Schrift bei <strong>de</strong>r Entscheidung zum Schritt in die Selbstständigkeit<br />
unterstützen. Die vorliegen<strong>de</strong> Broschüre ist ein wichtiger Wegweiser. In Ergänzung<br />
dazu empfehlen wir Ihnen eine ausführliche, individuelle Beratung durch einen unserer<br />
<strong>Betrieb</strong>sberater.<br />
Die Berater<br />
Ihrer Handwerkskammer<br />
5
6 1.Die Handwerkskammer <strong>–</strong> Ihr Partner in allen Fragen <strong>de</strong>r Selbstständigkeit<br />
1. Die Handwerkskammer <strong>–</strong> Ihr Partner<br />
in allen Fragen <strong>de</strong>r Selbstständigkeit<br />
Die Handwerkskammer ist eine Körperschaft <strong>de</strong>s öffentlichen Rechts und erbringt eine<br />
Vielzahl von Leistungen für ihre Mitgliedsbetriebe, Ihre Handwerksunternehmer und für<br />
Grün<strong>de</strong>r im Handwerk.<br />
Neben <strong>de</strong>r Erfüllung <strong>de</strong>r ihr übertragenen hoheitlichen Aufgaben ist sie das Dienstleistungszentrum<br />
für Handwerksunternehmer und angehen<strong>de</strong> Selbstständige im Handwerk.<br />
Insbeson<strong>de</strong>re Existenzgrün<strong>de</strong>r im Handwerk haben in <strong>de</strong>r Handwerkskammer ihren Ansprechpartner<br />
in allen betriebswirtschaftlichen, technischen, technologischen und rechtlichen<br />
Fragen. Sie bietet Grün<strong>de</strong>rn vor, während und nach <strong>de</strong>r Existenzgründung durch Information,<br />
Beratung, Betreuung und Qualifizierung ein „Full-Service-Paket“, damit die<br />
Existenzgründung <strong>erfolgreich</strong> und nachhaltig sicher wird.<br />
Wir unterstützen Sie bei Ihrer Existenzgründung<br />
Wenn Sie sich selbstständig machen, müssen Sie wissen, dass es für <strong><strong>de</strong>n</strong> geschäftlichen<br />
Erfolg keine Garantie gibt. Durch eine gründliche Vorbereitung <strong>de</strong>r Existenzgründung können<br />
Sie das Risiko allerdings berechenbar und damit planbar machen. Eine gute Konzeption<br />
ist Entscheidungshilfe und Zielsetzung zugleich.<br />
Der <strong>Betrieb</strong>sberater <strong>de</strong>r Handwerkskammer unterstützt Sie bei <strong>de</strong>r Beantwortung <strong>de</strong>r<br />
grundsätzlichen Fragen und plant mit Ihnen zusammen Ihre Existenzgründung.<br />
� Er berät Sie bei <strong>de</strong>r Erarbeitung Ihres persönlichen Gründungskonzepts (Businessplan)<br />
inkl. Finanzierungsplan und Rentabilitätsvorschau.<br />
� Er informiert Sie über grundsätzliche Themen <strong>wie</strong> die handwerksrechtlichen Voraussetzungen,<br />
Gründungsformalitäten o<strong>de</strong>r öffentliche För<strong>de</strong>rmittel (z.B.staatliche För<strong>de</strong>rkredite<br />
o<strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rmittel <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sagentur für Arbeit).<br />
� Er überprüft, <strong>wie</strong> tragfähig und Erfolg versprechend Ihr konkretes Vorhaben ist, bevor<br />
Sie kostenintensive Entscheidungen treffen.<br />
� Er analysiert bei <strong>Betrieb</strong>sübernahmen <strong><strong>de</strong>n</strong> Pacht- o<strong>de</strong>r Kaufwert, sucht vorhan<strong><strong>de</strong>n</strong>e<br />
Schwachstellen und unterbreitet Verbesserungsvorschläge.<br />
� Er stellt gegebenenfalls Kontakte zu <strong><strong>de</strong>n</strong> auf Spezialgebieten ausge<strong>wie</strong>senen Beratern<br />
(Recht, Export, Arbeitssicherheit, Umweltschutz etc.) her.<br />
Vereinbaren Sie daher rechtzeitig mit <strong>de</strong>m <strong>Betrieb</strong>sberater in Ihrer Nähe einen Termin.<br />
Die nächste Beratungsstelle fin<strong><strong>de</strong>n</strong> Sie im Beraterkompass auf Seite 8 dieser Broschüre.
1.Die Handwerkskammer <strong>–</strong> Ihr Partner in allen Fragen <strong>de</strong>r Selbstständigkeit 7<br />
Haben Sie bereits klare Vorstellungen über Ihre Existenzgründung?<br />
Dann notieren Sie diese (siehe auch die Inhalte <strong>de</strong>s Kapitels „Gründungskonzept“) und<br />
bringen die Unterlagen, zusammen mit evtl. bereits vorhan<strong><strong>de</strong>n</strong>en Dokumentationen (z. B.<br />
Miet-, Pacht-, Kaufvertrag, Bilanzen vom zu übernehmen<strong><strong>de</strong>n</strong> <strong>Betrieb</strong> etc.), zum Beratungsgespräch<br />
mit.<br />
Nach <strong>de</strong>r persönlichen Beratung verfügen Sie über die erfor<strong>de</strong>rlichen Informationen zur<br />
Erstellung Ihres Gründungskonzepts (Businessplan).<br />
Dieser Businessplan stellt ein betriebsinternes Führungsinstrument dar. Er unterstützt Sie<br />
dabei, die eigenen I<strong>de</strong>en und Konzepte strukturiert darzustellen. Sie wer<strong><strong>de</strong>n</strong> Ziele, Strategien<br />
und Maßnahmen verbindlich <strong>de</strong>finieren und damit zielgerichtet vorgehen können.<br />
Er dient als Richtungsfahrplan für die tägliche Arbeit und als Instrument zum Soll-Ist-Vergleich<br />
zur rechtzeitigen Erkennung von Problemen.<br />
Darüber hinaus benötigen Sie das Gründungskonzept, um Fremdkapital bei Banken und<br />
För<strong>de</strong>rmittel <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s, <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Agentur für Arbeit zu beschaffen.<br />
Bei <strong>de</strong>r Gründung aus <strong>de</strong>r Arbeitslosigkeit heraus steht Ihnen unter Umstän<strong><strong>de</strong>n</strong> eine För<strong>de</strong>rung<br />
durch die Agentur für Arbeit zu (www.arbeitsagentur.<strong>de</strong>).
8 1.Die Handwerkskammer <strong>–</strong> Ihr Partner in allen Fragen <strong>de</strong>r Selbstständigkeit<br />
Beraterkompass<br />
<strong>Betrieb</strong>swirtschaftliche Beratungsstellen <strong>de</strong>r rheinland-pfälzischen und saarländischen<br />
Handwerkskammern<br />
Handwerkskammer Trier<br />
www.hwk-trier.<strong>de</strong><br />
Tel.: 0651 207-0<br />
Fax 0651 207-115<br />
E-Mail: info@hwk-trier.<strong>de</strong><br />
Trier<br />
Handwerkskammer <strong>de</strong>s Saarlan<strong>de</strong>s<br />
www.hwk-saarland.<strong>de</strong><br />
Tel.: 0681 5809-0<br />
Fax 0681 5809-177<br />
E-Mail: info@hwk-saarland.<strong>de</strong><br />
Bad Neuenahr-<br />
Ahrweiler<br />
Saarbrücken<br />
Cochem<br />
Herrstein<br />
Koblenz<br />
Kaiserslautern<br />
Handwerkskammer Koblenz<br />
www.hwk-koblenz.<strong>de</strong><br />
Tel.: 0261 398-0<br />
Fax 0261 398-398<br />
E-Mail: beratung@hwk-koblenz.<strong>de</strong><br />
Handwerkskammer Rheinhessen<br />
www.hwk.<strong>de</strong><br />
Tel.: 06131 9992-0<br />
Fax 06131 9992-63<br />
E-Mail: info@hwk.<strong>de</strong><br />
Handwerkskammer <strong>de</strong>r Pfalz<br />
www.hwk-pfalz.<strong>de</strong><br />
Tel.: 0631 3677-0<br />
Fax 0631 3677-180<br />
E-Mail: info@hwk-pfalz.<strong>de</strong><br />
Bei je<strong>de</strong>r Handwerkskammer in Rheinland-Pfalz und im Saarland fin<strong><strong>de</strong>n</strong> Sie eine betriebswirtschaftliche<br />
Beratungsstelle, die für die Region zuständig ist, in <strong>de</strong>r Sie sich selbstständig<br />
machen bzw. einen <strong>Betrieb</strong> übernehmen möchten.<br />
Bei fachlichen Fragen stehen Ihnen zu<strong>de</strong>m auch die Spezialisten <strong>de</strong>r Fachverbän<strong>de</strong> gerne<br />
zur Verfügung.<br />
Wissen<br />
Rheinbrohl<br />
Bad Kreuznach<br />
Mainz<br />
Ludwigshafen<br />
Landau
2. Gründung als Chance<br />
und Herausfor<strong>de</strong>rung<br />
2.Gründung als Chance und Herausfor<strong>de</strong>rung 9<br />
Qualifizierung als Grundlage Ihrer Existenzgründung<br />
Bestens vorbereitet und rundum qualifiziert ist <strong>de</strong>r Schlüssel zu je<strong>de</strong>r <strong>erfolgreich</strong>en Gründung<br />
eines Handwerksunternehmens. Dabei geht es neben <strong>de</strong>m fachlichen Know how insbeson<strong>de</strong>re<br />
auch um die persönliche und unternehmerische Eignung, <strong><strong>de</strong>n</strong> künftigen <strong>Betrieb</strong><br />
markt-, kun<strong><strong>de</strong>n</strong>- und kostenorientiert zu <strong>führen</strong>. <strong>Betrieb</strong>swirtschaftliches und rechtkundliches<br />
Wissen ist Teil <strong>de</strong>r unternehmerischen Qualifikation und genauso unverzichtbar<br />
<strong>wie</strong> handwerkliches Können, um <strong>erfolgreich</strong> ein Unternehmen zu <strong>führen</strong>.<br />
Die Handwerkskammern bieten hierzu maßgeschnei<strong>de</strong>rte Konzepte in Form von Gründungslehrgängen<br />
so<strong>wie</strong> weiter<strong>führen</strong><strong><strong>de</strong>n</strong> Seminaren zu betriebswirtschaftlichen und juristischen<br />
Themenschwerpunkten an, die Ihnen das unternehmerische Rüstzeug vermitteln,<br />
um <strong>erfolgreich</strong> in die Selbstständigkeit zu starten. Setzen Sie sich wegen einer persönlichen<br />
Qualifizierungsberatung mit Ihrer Handwerkskammer in Verbindung.<br />
Rechtliche Voraussetzung zur Selbstständigkeit im Handwerk ist grundsätzlich die <strong>erfolgreich</strong>e<br />
Ablegung <strong>de</strong>r Meisterprüfung in Ihrem Handwerk.<br />
Im Übrigen: Im Vergleich zu an<strong>de</strong>ren Unternehmensgrün<strong>de</strong>rn weisen Handwerksmeister<br />
die höchste „Überlebensrate“ auf. Fünf Jahre nach <strong>de</strong>ren Existenzgründung bestehen im<br />
zulassungspflichtigen Handwerk (also mit Meisterbrief) laut einer Erhebung <strong>de</strong>r Arbeitsgemeinschaft<br />
<strong>de</strong>r Handwerkskammern Rheinland-Pfalz und <strong>de</strong>s Saarlan<strong>de</strong>s noch 70 % <strong>de</strong>r<br />
gegrün<strong>de</strong>ten <strong>Betrieb</strong>e. Im handwerksähnlichen Bereich (also ohne Meisterbrief) dagegen<br />
sind nach dieser Zeit nur noch 40 % am Markt.<br />
Auch qualifizierte Gesellen mit langjähriger Berufserfahrung können eine Existenz in Gewerben<br />
<strong>de</strong>r Anlage A <strong>de</strong>r Handwerksordnung (HWO) grün<strong><strong>de</strong>n</strong>. Hierzu müssen sie nach bestan<strong><strong>de</strong>n</strong>er<br />
Gesellenprüfung sechs Jahre im entsprechen<strong><strong>de</strong>n</strong> Handwerk tätig gewesen sein,<br />
davon nachweislich vier Jahre in leiten<strong>de</strong>r Funktion. Diese so genannte „Altgesellenregelung“<br />
gilt allerdings nicht für Schornsteinfeger, Augenoptiker, Hörgeräteakustiker, Orthopädietechniker,<br />
Orthopädieschuhmacher und Zahntechniker.<br />
Darüber hinaus besteht in Härtefällen zu<strong>de</strong>m die Möglichkeit, eine Ausnahmebewilligung<br />
zu beantragen. Gerne informiert Sie Ihre zuständige Handwerkskammer über die Voraussetzungen<br />
so<strong>wie</strong> die formalen Schritte <strong>de</strong>r Beantragung.<br />
Eine weitere Möglichkeit <strong>de</strong>r Gründung eines Unternehmens in einem zulassungspflichtigen<br />
Handwerk besteht seit <strong>de</strong>r Handwerksnovelle 2004 in <strong>de</strong>r Anstellung eines Meisters<br />
als Arbeitnehmer. Das „Inhaberprinzip“, welches bis 2004 vorsah, dass <strong>de</strong>r <strong>Betrieb</strong>sinhaber<br />
zugleich auch Meister sein musste, existiert so nicht mehr.
10 2.Gründung als Chance und Herausfor<strong>de</strong>rung<br />
Existenzgründung im zulassungsfreien<br />
o<strong>de</strong>r handwerksähnlichen Bereich<br />
In <strong><strong>de</strong>n</strong> Anlage B1 <strong>de</strong>r HWO fin<strong>de</strong>t man die so genannten zulassungsfreien Berufe, für welche<br />
die Meisterausbildung möglich, aber nicht zwingen<strong>de</strong> Voraussetzung für eine Existenzgründung<br />
ist. Die Anlage B2 gibt Auskunft über die handwerksähnlichen Berufe, die<br />
ohne beson<strong>de</strong>re Zulassungsbedingungen selbstständig betrieben wer<strong><strong>de</strong>n</strong> können.<br />
Ihre Existenzgründung muss in je<strong>de</strong>m Fall mit <strong>de</strong>m Handwerksrecht in Einklang stehen.<br />
Klären Sie frühzeitig mit Ihrer Handwerkskammer, welche Tätigkeiten Sie ausüben dürfen<br />
und welche nicht.<br />
Doch auch hier gilt: Neben soli<strong><strong>de</strong>n</strong> und fundierten Kenntnissen in <strong><strong>de</strong>n</strong> von Ihnen angebotenen<br />
Tätigkeiten und Leistungen ist es ebenso unumgänglich, dass Sie in kaufmännischen<br />
und rechtlichen Fragen Grundkenntnisse besitzen.<br />
Nutzen Sie das Bildungsangebot Ihrer Handwerkskammer und besuchen Sie entsprechen<strong>de</strong><br />
Seminare, um fit für Ihre Gründung zu sein.<br />
Nachfolgend einige wichtige Begriffe, über die Sie als Unternehmer Bescheid<br />
wissen sollten:<br />
� Rechtsform,<br />
� Buchführung,<br />
� <strong>Betrieb</strong>swirtschaftliche Auswertung (BWA) und Jahresabschluss (Bilanz so<strong>wie</strong><br />
Gewinn- und Verlustrechnung),<br />
� Angebote,<br />
� Rechnungsstellung,<br />
� Umsatzsteuer (-voranmeldung, bei Bauleistungen, Vorsteuerabzug),<br />
� Lohnsteueranmeldungen,<br />
� Kalkulation,<br />
� Aufzeichnungs- und Aufbewahrungspflichten,<br />
� Gewährleistungsverpflichtungen so<strong>wie</strong><br />
� Allgemeine Geschäftsbedingungen.
Neugründung o<strong>de</strong>r <strong>Betrieb</strong>sübernahme<br />
2.Gründung als Chance und Herausfor<strong>de</strong>rung 11<br />
Die Neugründung eines <strong>Betrieb</strong>es heißt, von Null an beginnen. Dies be<strong>de</strong>utet in <strong>de</strong>r Regel<br />
eine Anlaufphase, in <strong>de</strong>r die Position am Markt gesucht wird, Beziehungen zu Kun<strong><strong>de</strong>n</strong><br />
und Lieferanten aufgebaut wer<strong><strong>de</strong>n</strong> und ebenfalls ein funktionieren<strong>de</strong>r Mitarbeiterstamm<br />
zu schaffen ist. Eine Neugründung bietet Chancen, die <strong>–</strong> wenn sie erkannt und genutzt<br />
wer<strong><strong>de</strong>n</strong> <strong>–</strong> schnell zum Erfolg <strong>führen</strong> können. Ihre Hauptvorteile sind darin zu sehen, dass<br />
Sie Ihren <strong>Betrieb</strong> nach Ihren Vorstellungen gestalten und ihn schrittweise aufbauen können.<br />
Viele Junghandwerkerinnen und -handwerker tendieren eher dazu, einen <strong>Betrieb</strong> völlig<br />
neu aufzubauen, statt einen vorhan<strong><strong>de</strong>n</strong>en <strong>Betrieb</strong> zu übernehmen. Dies liegt wohl vor allem<br />
an <strong><strong>de</strong>n</strong> finanziellen Belastungen, welche die Übernahme eines bestehen<strong><strong>de</strong>n</strong> und<br />
frem<strong><strong>de</strong>n</strong> <strong>Betrieb</strong>es meist mit sich bringt. Trotz<strong>de</strong>m sollte man die Übernahmeangebote<br />
prüfen und sei es nur, um seine Markt- und Branchenkenntnisse zu vertiefen.<br />
In bei<strong><strong>de</strong>n</strong> Fällen ist die <strong>de</strong>taillierte Planung <strong>de</strong>s Vorhabens unerlässlich. Hierbei ist Ihnen<br />
Ihr <strong>Betrieb</strong>sberater gerne behilflich.<br />
Als Herausfor<strong>de</strong>rung bei <strong>de</strong>r Übernahme eines bestehen<strong><strong>de</strong>n</strong> <strong>Betrieb</strong>es gilt es, diesen am<br />
Laufen zu halten. Den Vorteilen eines vorhan<strong><strong>de</strong>n</strong>en Kun<strong><strong>de</strong>n</strong>stamms, eines eingearbeiteten<br />
Mitarbeiterteams o<strong>de</strong>r einer vorhan<strong><strong>de</strong>n</strong>en <strong>Betrieb</strong>sausstattung stehen spezielle Risiken<br />
gegenüber. So existieren bestimmte Übernahmeverpflichtungen und es kann zu<br />
Spannungen mit Mitarbeitern o<strong>de</strong>r Kun<strong><strong>de</strong>n</strong> kommen. Die gängige Form <strong>de</strong>r Übernahme<br />
ist <strong>de</strong>r (Teil-)Erwerb o<strong>de</strong>r die Schenkung. Möglich ist jedoch auch die Übernahme durch<br />
eine stille o<strong>de</strong>r offene Beteiligung.<br />
Die Handwerkskammern haben, um zwischen Anbietern bestehen<strong>de</strong>r <strong>Betrieb</strong>e und jungen<br />
Handwerksmeistern mit Interesse zur Übernahme vermitteln zu können, <strong>Betrieb</strong>sbör s en<br />
installiert. Den Vermittlungsservice fin<strong><strong>de</strong>n</strong> Sie auf <strong><strong>de</strong>n</strong> Internetseiten Ihrer Handwerkskammer.
12 3.Die Inhalte eines Gründungskonzepts<br />
3. Die Inhalte eines Gründungskonzepts<br />
Wie umfangreich Ihr Gründungskonzept auszuarbeiten ist, hängt von Ihrem Vorhaben ab.<br />
Auf <strong><strong>de</strong>n</strong> nachfolgen<strong><strong>de</strong>n</strong> Seiten fin<strong><strong>de</strong>n</strong> Sie die ausschlaggeben<strong><strong>de</strong>n</strong> Fragen, die Sie als Grün<strong>de</strong>r<br />
beantworten müssen und <strong>de</strong>ren Antworten Sie in Ihr Gründungskonzept aufnehmen<br />
sollten:<br />
Geschäftsi<strong>de</strong>e<br />
� Woraus besteht Ihre Geschäftsi<strong>de</strong>e?<br />
� Was ist das Beson<strong>de</strong>re an Ihrer Geschäftsi<strong>de</strong>e?<br />
� Was sind Ihre kurz- und langfristigen Unternehmensziele?<br />
Produkt / Dienstleistung<br />
� Welches Produkt/welche Leistung wollen Sie herstellen bzw. verkaufen?<br />
� Was ist das Beson<strong>de</strong>re an Ihrem Angebot (Alleinstellungsmerkmal)?<br />
� Wie wer<strong><strong>de</strong>n</strong> Sie produzieren bzw. <strong>wie</strong> stellen Sie Ihre Leistungen zur Verfügung?<br />
Markt und Wettbewerb<br />
Kun<strong><strong>de</strong>n</strong><br />
� Wer sind Ihre Kun<strong><strong>de</strong>n</strong>?<br />
� Wo sind Ihre Kun<strong><strong>de</strong>n</strong>?<br />
� Sind Sie von wenigen Großkun<strong><strong>de</strong>n</strong> abhängig?<br />
� Welche Bedürfnisse/Probleme haben Ihre Kun<strong><strong>de</strong>n</strong>?<br />
Konkurrenz<br />
� Wer sind Ihre Konkurrenten?<br />
� Was kosten Ihre Produkte bei <strong>de</strong>r Konkurrenz?<br />
� Welches sind die größten Stärken und Schwächen Ihrer Konkurrenten?<br />
� Welche Schwächen hat Ihr Unternehmen gegenüber Ihren wichtigsten Konkurrenten?<br />
� Wie können Sie diesen Schwächen begegnen?<br />
Standort<br />
� Warum haben Sie sich für diesen Standort entschie<strong><strong>de</strong>n</strong>?<br />
� Welche Nachteile hat <strong>de</strong>r Standort?<br />
� Wie können Sie diese Nachteile ausgleichen?<br />
� Wie wird sich <strong>de</strong>r Standort zukünftig entwickeln?
Marketing<br />
Angebot<br />
� Welchen Nutzen hat Ihr Angebot für potenzielle Kun<strong><strong>de</strong>n</strong>?<br />
� Was ist besser gegenüber <strong>de</strong>m Angebot <strong>de</strong>r Konkurrenz?<br />
Preis<br />
� Kennen Sie die marktüblichen Preise?<br />
� Zu welchem Preis wollen Sie Ihr Produkt/Ihre Leistung anbieten?<br />
� Welche Kalkulation liegt diesem Preis zugrun<strong>de</strong>?<br />
Vertrieb<br />
� Welche Zielgruppen sprechen Sie an?<br />
� Welche Absatzgrößen steuern Sie in welchen Zeiträumen an?<br />
� Welche Vertriebspartner wer<strong><strong>de</strong>n</strong> Sie nutzen?<br />
� Welche Kosten entstehen durch <strong><strong>de</strong>n</strong> Vertrieb?<br />
Werbung<br />
� Wie erfahren Ihre Kun<strong><strong>de</strong>n</strong> von Ihrem Produkt/Ihrer Dienstleistung?<br />
� Welche Werbemaßnahmen planen Sie und zu welchem Zeitpunkt?<br />
Unternehmensorganisation<br />
3.Die Inhalte eines Gründungskonzepts 13<br />
Grün<strong>de</strong>r<br />
� Welche Berufsausbildung/Berufserfahrungen haben Sie (Meisterprüfung)?<br />
� Verfügen Sie über die erfor<strong>de</strong>rlichen kaufmännischen Kenntnisse?<br />
� Welche beson<strong>de</strong>ren Stärken besitzen Sie?<br />
� Welche Defizite existieren? Wie wer<strong><strong>de</strong>n</strong> Sie diese ausgleichen?<br />
Rechtsform<br />
� Für welche Rechtsform haben Sie sich entschie<strong><strong>de</strong>n</strong>? Aus welchen Grün<strong><strong>de</strong>n</strong>?<br />
Mitarbeiter<br />
� Wann bzw. in welchen zeitlichen Abstän<strong><strong>de</strong>n</strong> wollen Sie <strong>wie</strong> viele Mitarbeiter einstellen?<br />
� Welche Qualifikationen sollten Ihre Mitarbeiter aufweisen?<br />
Risiken / Chancen<br />
� Welches sind die größten Chancen, die die Entwicklung Ihres Unternehmens positiv<br />
beeinflussen könnten?<br />
� Welches sind die wichtigsten Probleme, die eine positive Entwicklung Ihres Unternehmens<br />
behin<strong>de</strong>rn könnten?<br />
� Wie wollen Sie eventuellen Risiken/Problemen begegnen?
14 3.Die Inhalte eines Gründungskonzepts<br />
Investition und Finanzierung<br />
Investitionsplan<br />
� Wie hoch ist <strong>de</strong>r Kapitalbedarf für Investitionen?<br />
� Wie hoch ist <strong>de</strong>r Kapitalbedarf für <strong>Betrieb</strong>smittel?<br />
� Liegen Ihnen Kostenvoranschläge vor, um Ihre Investitionsplanung zu belegen?<br />
Finanzierungsplan<br />
� Wie hoch ist Ihr Eigenkapitalanteil?<br />
� Wie hoch ist Ihr Fremdkapitalbedarf?<br />
� Welche Sicherheiten können Sie für Kredite einsetzen?<br />
� Können fehlen<strong>de</strong> Sicherheiten mitunter durch Bürgschaften ersetzt wer<strong><strong>de</strong>n</strong>?<br />
� Welche För<strong>de</strong>rprogramme könnten für Sie infrage kommen?<br />
� Welche alternativen Finanzierungsmöglichkeiten (Leasing, Mietkauf etc.) stehen Ihnen<br />
zur Verfügung?<br />
Erfolgsplanung<br />
Ertragsvorschau/Rentabilitätsrechnung<br />
� Mit welchem betrieblichen Umsätzen rechnen Sie für die nächsten drei Jahre?<br />
� Mit welchem betrieblichen Kosten planen Sie für die nächsten drei Jahre?<br />
� Welche Summen möchten Sie für Ihren privaten Bedarf in <strong><strong>de</strong>n</strong> nächsten drei Jahren<br />
entnehmen?<br />
Je<strong>de</strong>s Konzept sollte eine klare Glie<strong>de</strong>rung so<strong>wie</strong> eine einfache und verständliche Ausdrucksweise<br />
haben. Zu<strong>de</strong>m ist auch die optische Form von Be<strong>de</strong>utung. So sollte zu Beginn<br />
Ihrer Vorhabensbeschreibung eine Zusammenfassung <strong>de</strong>r wichtigsten Inhalte <strong>de</strong>r<br />
Gründungskonzeption zu fin<strong><strong>de</strong>n</strong> sein.<br />
Nur ein klares und verständliches Gründungskonzept ist ein gutes Gründungskonzept.<br />
Schrecken Sie Ihre Geldgeber nicht mit technischen Details ab, son<strong>de</strong>rn überzeugen Sie<br />
sie mit Ihrem unternehmerischen Know-how.
4. Grundlegen<strong>de</strong> Überlegungen<br />
Existenzgründung: Innovativ o<strong>de</strong>r klassisch?<br />
4. Grundlegen<strong>de</strong> Überlegungen 15<br />
Der Existenzgrün<strong>de</strong>r ist in aller Mun<strong>de</strong>. Politiker for<strong>de</strong>rn Mut zur Selbstständigkeit mit<br />
<strong>de</strong>m Hinweis, dass durch Existenzgründungen zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen wer<strong><strong>de</strong>n</strong>.<br />
Dies entspricht im Handwerk nicht immer <strong>de</strong>r Realität. Die wenigsten Existenzgrün<strong>de</strong>r<br />
im Handwerk schaffen sich mit innovativen Produkten und Leistungen einen neuen<br />
Markt.<br />
Die große Mehrheit <strong>de</strong>r Grün<strong>de</strong>r setzt sich <strong>–</strong> bewusst o<strong>de</strong>r unbewusst <strong>–</strong> mit bekannten<br />
Handwerksleistungen <strong>de</strong>m bestehen<strong><strong>de</strong>n</strong> Verdrängungswettbewerb aus. Mehr Anbieter be<strong>de</strong>uten<br />
nicht automatisch mehr Nachfrage <strong>–</strong> im Gegenteil, <strong>de</strong>r Marktanteil eines je<strong><strong>de</strong>n</strong> <strong>Betrieb</strong>es<br />
wird kleiner.<br />
Immer <strong>wie</strong><strong>de</strong>r unternehmen Neugrün<strong>de</strong>r <strong><strong>de</strong>n</strong> Versuch, in diesem Verdrängungswettbewerb<br />
zu bestehen, in<strong>de</strong>m sie ihre Preise so weit absenken, bis Selbstkosten unterschritten<br />
wer<strong><strong>de</strong>n</strong> und Verluste eintreten.<br />
Existenzgründung<br />
Innovativ<br />
neues Produkt<br />
neue Dienstleistung<br />
Marktnische / Marktlücke<br />
Klassisch<br />
bekanntes Produkt<br />
bekannte Dienstleistung<br />
Verdrängungsmarkt<br />
Pluspunkte: Pluspunkte:<br />
� Neue Bedürfnisse = Neuer Markt � Produktionserfahrung<br />
� Wenig o<strong>de</strong>r keine Konkurrenz � Markterfahrung<br />
� Höhere Gewinnchancen<br />
Probleme: Probleme:<br />
� Höhere Planungsunsicherheit � Viele Konkurrenzunternehmen<br />
� Unsichere Marktakzeptanz � Verdrängung oft über <strong><strong>de</strong>n</strong> Preis<br />
Versuchen Sie im Verdrängungswettbewerb nicht durch Dumpingpreise, son<strong>de</strong>rn vielmehr<br />
durch höchste Qualität, sehr gute Beratung, Pünktlichkeit, Sauberkeit, Zuverlässigkeit<br />
und Freundlichkeit zu bestehen. In diesen Bereichen besitzt das Handwerk nach <strong>wie</strong><br />
vor seine Stärken <strong>–</strong> und damit auch seine Chancen.
16 4. Grundlegen<strong>de</strong> Überlegungen<br />
Interne Organisation<br />
Der <strong>Betrieb</strong>sinhaber spielt die zentrale Rolle in einem Handwerksbetrieb <strong>–</strong> dies ist unbestritten.<br />
Die wichtigen Entscheidungen sind von ihm zu treffen und letztendlich auch zu<br />
verantworten.<br />
In <strong>de</strong>r Praxis ist aber immer <strong>wie</strong><strong>de</strong>r zu beobachten, dass so mancher Unternehmer glaubt,<br />
auch die einfachste Entscheidung im <strong>Betrieb</strong> selbst treffen zu müssen. Dieses Verhalten<br />
führt zur Unwissenheit <strong>de</strong>r Mitarbeiter, för<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>ren Desinteresse und bedingt sinken<strong>de</strong><br />
Motivation.<br />
Darüber hinaus wird dieses Verhalten zu einem bestimmten Zeitpunkt die totale Überlastung<br />
<strong>de</strong>s <strong>Betrieb</strong>sinhabers zur Folge haben, <strong>de</strong>r sich dann möglicherweise nicht mehr um<br />
die wirklich relevanten Dinge kümmern kann. Fatal wird die Situation, falls <strong>de</strong>r Chef einmal<br />
ausfallen sollte, da in einem solchen Fall niemand in <strong>de</strong>r Lage ist, <strong><strong>de</strong>n</strong> <strong>Betrieb</strong> vorübergehend<br />
zu <strong>führen</strong>. Dringend benötigte Unterlagen sind dann z. B. nicht auffindbar.<br />
Versuchen Sie daher von Beginn an, in Ihrem <strong>Betrieb</strong> eine funktionieren<strong>de</strong><br />
interne Organisation aufzubauen:<br />
� Trauen Sie Ihren Mitarbeitern etwas zu <strong>–</strong> Sie haben sie schließlich ausgewählt!<br />
� Machen Sie sich stets bewusst, dass Sie ausfallen können und <strong>de</strong>r <strong>Betrieb</strong> auch<br />
für eine gewisse Zeit ohne Sie funktionieren muss.<br />
� Delegieren Sie Aufgaben und Entscheidungen an Ihre Mitarbeiter. Dies wird es<br />
Ihnen ermöglichen, Ihre wertvolle Zeit für die Arbeitsbereiche einzusetzen, die<br />
auch wirklich „Chefsache“ sind.<br />
� Bauen Sie sich zumin<strong>de</strong>st einen Mitarbeiter auf, <strong>de</strong>r <strong><strong>de</strong>n</strong> <strong>Betrieb</strong> für einen bestimmten<br />
Zeitraum allein <strong>führen</strong> könnte.<br />
� Weihen Sie eine Person Ihres beson<strong>de</strong>ren Vertrauens in die intimeren <strong>Betrieb</strong>sdaten<br />
und -geschehnisse ein.<br />
� Sorgen Sie mit einem aussagefähigen Ablageplan und -system dafür, dass<br />
auch bei Ihrer plötzlichen Abwesenheit wichtige Unterlagen gefun<strong><strong>de</strong>n</strong> wer<strong><strong>de</strong>n</strong><br />
können.<br />
Akzeptieren Sie von Beginn an, dass Sie schon aus Kapazitätsgrün<strong><strong>de</strong>n</strong> nicht alle Entscheidungen<br />
rund um Ihren <strong>Betrieb</strong> selbst treffen können.
Planung kontra Improvisation<br />
4. Grundlegen<strong>de</strong> Überlegungen 17<br />
Viele Existenzgrün<strong>de</strong>r sind <strong>de</strong>r Auffassung, Auftragsplanung koste zu viel Zeit und nutze<br />
angesichts sich ständig än<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r Marktverhältnisse nur wenig. Dies ist zumeist jedoch<br />
ein Trugschluss, <strong><strong>de</strong>n</strong>n neben <strong>de</strong>r fachlich qualifizierten und fehlerfreien Erledigung <strong>de</strong>r<br />
Aufträge kommt kurzen Auftragsbearbeitungszeiten so<strong>wie</strong> <strong>de</strong>r Einhaltung vereinbarter<br />
Liefertermine eine immer stärkere Be<strong>de</strong>utung zu. Zwangsläufig ist eine fundierte unternehmerische<br />
Planung nahezu unverzichtbar.<br />
Ein effektives Auftragsmanagement muss dabei zumin<strong>de</strong>st Informationen über die Auslastung<br />
und Arbeitsverteilung <strong>de</strong>r Mitarbeiter so<strong>wie</strong> die zeitliche Terminierung einzelner<br />
Aktivitäten beinhalten. Aber auch die Planung und Koordination <strong>de</strong>r Mitarbeitereinsätze<br />
entsprechend <strong>de</strong>ren Qualifikationen gehören zu Ihren Aufgaben als Unternehmer, ebenso<br />
<strong>wie</strong> die Durchführung von Soll-Ist-Vergleichen hinsichtlich anfallen<strong>de</strong>r Kosten, Materialeinsätze<br />
etc. Dies sollten Sie bei Ihrem unternehmerischen Han<strong>de</strong>ln stets beachten.<br />
Improvisation <strong>–</strong> ein alltägliches Problem<br />
Improvisatorisches Han<strong>de</strong>ln, <strong>wie</strong> es im betrieblichen Alltag lei<strong>de</strong>r oftmals Gang und Gebe<br />
ist, leistet dagegen in <strong>de</strong>r Regel nur einen geringen Beitrag zur strukturierten Lösung unvorhergesehener<br />
Probleme und Ereignisse.<br />
Die Folgen? Überlastete Unternehmer und Führungskräfte, Probleme bei <strong>de</strong>r Koordination<br />
von Terminen und Arbeitseinsätzen, unzufrie<strong><strong>de</strong>n</strong>e Mitarbeiter so<strong>wie</strong> verärgerte Kun<strong><strong>de</strong>n</strong><br />
angesichts nicht eingehaltener Zusagen und Termine. Die hieraus resultieren<strong><strong>de</strong>n</strong>, zumeist<br />
höheren Kosten hätten durch eine systematische Planung, Steuerung und Kontrolle <strong>de</strong>r<br />
Aufträge verhin<strong>de</strong>rt wer<strong><strong>de</strong>n</strong> können.<br />
Sie sollten daher von Beginn an Wert auf eine gut funktionieren<strong>de</strong> Auftragsorganisation<br />
legen, da diese maßgeblichen Einfluss auf das Arbeitsumfeld, die Produktivität<br />
Ihrer Mitarbeiter und nicht zuletzt die Kun<strong><strong>de</strong>n</strong>zufrie<strong><strong>de</strong>n</strong>heit hat.<br />
Systematische Auftragsplanung zur Sicherung von Qualitätsstandards<br />
Die Auftragsplanung ist die gedankliche Vorwegnahme <strong>de</strong>r späteren Arbeitsausführung.<br />
Hier wer<strong><strong>de</strong>n</strong> zumin<strong>de</strong>st drei wesentliche Fragestellungen gelöst:<br />
� Was soll erbracht wer<strong><strong>de</strong>n</strong>?<br />
� Wie soll gearbeitet wer<strong><strong>de</strong>n</strong>?<br />
� Womit soll gearbeitet wer<strong><strong>de</strong>n</strong>?<br />
Gängige Hilfsmittel, die Sie bei Ihrer Planung unterstützen können, sind:<br />
� Plantafeln zur Koordination <strong>de</strong>r Mitarbeitereinsätze,<br />
� Detaillierte Arbeitsvorgangs- und Leistungsbeschreibungen,<br />
� Stücklisten, Rezepturen, Schaltpläne etc.<br />
� Materialentnahmescheine und Stun<strong><strong>de</strong>n</strong>zettel<br />
� (Mobile) Zeiterfassungssysteme,<br />
� Arbeitsberichte, Verlaufsprotokolle und Arbeitskarten,<br />
� Ablaufprotokolle <strong>wie</strong> Abnahmeprotokoll, Prüfprotokolle, Fehlerprotokolle etc.<br />
Ein Großteil <strong>de</strong>r Aufgaben einer systematischen Auftragsplanung lässt sich heute mit<br />
branchenspezifischen Softwarelösungen effizient unterstützen, in<strong>de</strong>m die Produkte bzw.<br />
Aufträge <strong>de</strong>s Unternehmens systematisch <strong>de</strong>finiert und zeitlich nachgehalten wer<strong><strong>de</strong>n</strong>.
18 4. Grundlegen<strong>de</strong> Überlegungen<br />
<strong>Betrieb</strong>licher EDV-Einsatz<br />
Im gleichen Maße, <strong>wie</strong> die Kun<strong><strong>de</strong>n</strong> Ihre Angebote und Leistungen in <strong>de</strong>r Regel kritisch prüfen<br />
wer<strong><strong>de</strong>n</strong>, sollten auch Sie Ihr handwerkliches Schaffen periodisch mit Blick auf die erzielte<br />
bzw. die erzielbare Rentabilität hin untersuchen. So gehört insbeson<strong>de</strong>re die Kenntnis<br />
<strong>de</strong>s betrieblich notwendigen Stun<strong><strong>de</strong>n</strong>verrechnungssatzes bzw. <strong>de</strong>r notwendigen Wertschöpfung<br />
pro Stun<strong>de</strong> zu <strong><strong>de</strong>n</strong> Grundvoraussetzungen für eine nachhaltig <strong>erfolgreich</strong>e unternehmerische<br />
Betätigung. Aber auch die Informationen über die Hauptumsatzträger,<br />
die betrieblichen Kosten- und Leistungsstrukturen, die offenen For<strong>de</strong>rungen und Verbindlichkeiten<br />
so<strong>wie</strong> die aktuelle Liquidität etc. helfen Ihnen dabei, die für die positive Entwicklung<br />
Ihres Unternehmens richtigen Entscheidungen zu treffen.<br />
Gera<strong>de</strong> Existenzgrün<strong>de</strong>r sehen dies lei<strong>de</strong>r nicht immer so, gilt es doch anfänglich vorrangig,<br />
sich schnellstmöglich in einem Markt zu etablieren: Koste es, was es wolle!<br />
Sie sollten diesen Fehler nicht begehen und von Beginn an die Wirtschaftlichkeit Ihres<br />
Han<strong>de</strong>lns gezielt hinterfragen. Bil<strong><strong>de</strong>n</strong> Sie sich hierzu gegebenenfalls auch im kaufmännischen<br />
Bereich weiter <strong>–</strong> es lohnt sich!<br />
Unterstützen bei <strong><strong>de</strong>n</strong> vielfältigen Aufgaben <strong>de</strong>s betrieblichen Controllings kann Sie <strong>–</strong> neben<br />
<strong>de</strong>m <strong>Betrieb</strong>sberater Ihrer Handwerkskammer <strong>–</strong> auch ein betrieblich angemessenes<br />
und leistungsfähiges EDV-System. So trägt <strong>de</strong>r Einsatz einer Branchensoftware im Unternehmen<br />
in aller Regel positiv dazu bei, Ihre Leistungen im Vorfeld richtig zu kalkulieren<br />
und im Nachgang auch zeitnah abzurechnen.<br />
Aber auch beim Auftrags- und Angebotswesen, <strong>de</strong>m Lager- so<strong>wie</strong> <strong>de</strong>m betrieblichen<br />
Mahnwesen trägt eine geeignete Hard- und Software zu einer effizienten Bewältigung <strong>de</strong>r<br />
tagtäglich im Unternehmen anfallen<strong><strong>de</strong>n</strong> Verwaltungs- und Koordinierungsaufgaben bei.<br />
Brauchbare Softwarepakete sind bereits für ~100 € erhältlich und reichen <strong>–</strong> zumin<strong>de</strong>st<br />
anfänglich <strong>–</strong> in vielen Fällen aus, die betrieblichen Abläufe positiv und nachhaltig zu unterstützen.<br />
Viele Grün<strong>de</strong>r scheuen mitunter <strong><strong>de</strong>n</strong> zeitlichen Aufwand, <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r Einführung einer<br />
Branchensoftwarelösung in aller Regel verbun<strong><strong>de</strong>n</strong> ist. Wie <strong>de</strong>r Beratungsalltag jedoch<br />
zeigt, amortisieren sich sowohl die finanziellen als auch die zeitlichen „Anfangsinvestitionen“<br />
bereits nach kurzer Zeit und Ihnen bleibt mehr Raum für Ihr eigentliches unternehmerisches<br />
Anliegen: Ihr Handwerk!<br />
Informieren Sie sich daher bereits vor <strong>de</strong>r Aufnahme Ihrer selbstständigen Tätigkeit bei<br />
Ihrem <strong>Betrieb</strong>sberater über geeignete Branchensoftwarelösungen und nutzen Sie von Beginn<br />
an die beachtlichen Potentiale, die im Einsatz eines betrieblichen EDV-Systems stecken.<br />
Aus strategischer Sicht ist <strong>de</strong>r betriebliche EDV-Einsatz heutzutage ebenso wichtig,<br />
<strong>wie</strong> <strong>de</strong>r <strong>–</strong> für Sie zumeist selbstverständliche <strong>–</strong> Einsatz von professionellem Werkzeug und<br />
Maschinen.
Vertragsrecht<br />
4. Grundlegen<strong>de</strong> Überlegungen 19<br />
Verträge sind ein weiterer wichtiger Bestandteil Ihres zukünftigen Alltags als Unternehmer.<br />
Aus ihnen ergeben sich für Sie und Ihre Auftraggeber diverse Rechte und Pflichten.<br />
Häufige Vertragsarten sind:<br />
� Kaufverträge,<br />
� Werkverträge,<br />
� Mietverträge,<br />
� Arbeitsverträge etc.<br />
Die Verbraucherschutzbestimmungen, die Sie als Privatperson oftmals nutzen können,<br />
gelten für Sie als Unternehmer nicht mehr. Deshalb ist es notwendig, dass Sie allgemeine<br />
Kenntnisse über Rechtsgeschäfte besitzen und sich in diesem Bereich gezielt weiterbil<strong><strong>de</strong>n</strong><br />
bzw. sich im Einzelfall beraten lassen.<br />
Grundsätzlich besteht Vertragsfreiheit, d.h. Sie können entschei<strong><strong>de</strong>n</strong>, mit wem Sie Verträge<br />
abschließen wollen. Auch sind Sie bei <strong>de</strong>r Ausgestaltung <strong>de</strong>r Verträge grundsätzlich<br />
frei, solange Sie nicht gegen gesetzliche Grenzen verstoßen (bspw. Verstoß gegen die guten<br />
Sitten).<br />
Auch wenn Sie nicht dazu verpflichtet sind, sollten Sie Ihre Verträge aus Beweisgrün<strong><strong>de</strong>n</strong><br />
grundsätzlich schriftlich abschließen. Insbeson<strong>de</strong>re bei größeren Aufträgen sollten Sie die<br />
Inhalte mit <strong>de</strong>m Auftraggeber genau besprechen. Die vereinbarten Leistungen und alle<br />
weiteren Einigungen sollten anschließend schriftlich festgehalten und von bei<strong><strong>de</strong>n</strong> Vertragsparteien<br />
unterschrieben wer<strong><strong>de</strong>n</strong>. Dies gilt auch für nachträgliche Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s<br />
Vertrages, die sich bspw. aufgrund von Än<strong>de</strong>rungswünschen o<strong>de</strong>r Terminverschiebungen<br />
ergeben.<br />
Sie können Mustervorlagen benutzen, sollten diese jedoch nach Ihren Vorstellungen individuell<br />
anpassen und zu<strong>de</strong>m prüfen, ob die Vorlagen und Formulare alle gesetzlich notwendigen<br />
Punkte beinhalten. Weiter<strong>führen</strong><strong>de</strong> Informationen bzw. Muster, <strong>wie</strong> bspw. Vorlagen<br />
für Allgemeine Geschäftsbedingungen, können Sie bei <strong>de</strong>r für Sie zuständigen<br />
Handwerkskammer o<strong>de</strong>r Ihrem Fachverband erfragen.<br />
Wie erwähnt, sind Verträge ein wichtiger Bestandteil Ihres Geschäftslebens.<br />
Sie sollten daher zumin<strong>de</strong>st folgen<strong>de</strong> Angaben enthalten:<br />
� Vertragsparteien und vertragliche Regelungen,<br />
� Laufzeit <strong>de</strong>s Vertrages und Kündigungsfristen,<br />
� Zahlungs- und Lieferbedingungen so<strong>wie</strong><br />
� Regelungen für <strong><strong>de</strong>n</strong> Fall, dass die Vertragsbedingungen nicht eingehalten wer<strong><strong>de</strong>n</strong>.<br />
Vor Abschluss eines größeren Auftrags kann es zu<strong>de</strong>m ratsam sein, sich gezielt über die<br />
Bonität <strong>de</strong>s potentiellen Vertragspartners zu informieren. Bei Zustimmung <strong>de</strong>s Auftraggebers<br />
kann dies bspw. durch eine Schufa-Auskunft erfolgen.
20 4. Grundlegen<strong>de</strong> Überlegungen<br />
Neben Ihren Rechten regeln die Verträge allerdings auch Ihre Pflichten. So sind Sie, wenn<br />
Sie in einem Vertrag Fristen vereinbaren, auch an diese gebun<strong><strong>de</strong>n</strong>. Mitunter drohen Vertragsstrafen<br />
bei Nichteinhaltung. Beson<strong>de</strong>rs kurze Fristen stellen daher stets eine Gefahr<br />
dar. Achten Sie <strong>de</strong>shalb darauf, dass realistische Termine vereinbart wer<strong><strong>de</strong>n</strong>. Planen Sie<br />
stets einen angemessenen zeitlichen Puffer für unvorhersehbare Ereignisse ein.<br />
Um nach Abschluss <strong>de</strong>s Auftrags frühzeitig Ihren Werklohn zu erhalten, sollten Sie bereits<br />
bei Vertragsabschluss auch Abschlagszahlungen vereinbaren bzw. sich mit Ihrem Vertragspartner<br />
über kurze Zahlungsfristen verständigen.<br />
Bei Werkverträgen ist die Abnahme die Voraussetzung für Ihren Werklohnanspruch. In einem<br />
Abnahmeprotokoll sollte daher exakt festgehalten wer<strong><strong>de</strong>n</strong>, ob und welche Mängel<br />
<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> anmahnt. Bei <strong>de</strong>r Rechnungsstellung sollten Sie genau notieren und nachweisen,<br />
welches Material und welche Leistungen erbracht wur<strong><strong>de</strong>n</strong>. Nur so kann Ihr Kun<strong>de</strong> die<br />
Richtigkeit Ihrer Rechnung prüfen und Ihren For<strong>de</strong>rungsanspruch nachvollziehen.
4. Grundlegen<strong>de</strong> Überlegungen 21<br />
Von Beginn an: Intensives und effektives Marketing<br />
Gera<strong>de</strong> in Märkten, in <strong><strong>de</strong>n</strong>en ein hoher Wettbewerb herrscht, kann ein gut durchdachtes<br />
Marketing die Überlebens- und Wettbewerbsfähigkeit eines <strong>Betrieb</strong>es sichern. Eine Marketingstrategie<br />
be<strong>de</strong>utet jedoch nicht nur Werbung, son<strong>de</strong>rn eine intensive und effektive<br />
Kun<strong><strong>de</strong>n</strong>orientierung bei allen internen und externen Unternehmensaktivitäten.<br />
Als künftiger Inhaber eines <strong>Betrieb</strong>es müssen Sie alle betrieblichen Entscheidungen in einer<br />
kun<strong><strong>de</strong>n</strong>- und marktorientierten Denkweise treffen. Von Be<strong>de</strong>utung ist, was <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong><br />
von Ihnen erwartet, nicht, was Sie von ihm erwarten.<br />
Handwerksbetriebe betreiben in vielen Bereichen Marketing. Ob man Verkaufsgespräche<br />
führt, telefoniert, Briefpapier verwen<strong>de</strong>t o<strong>de</strong>r einen Internetauftritt pflegt; alles hat mit<br />
Marketing zu tun. Diese Bestandteile wer<strong><strong>de</strong>n</strong> von vielen <strong>Betrieb</strong>sinhabern allerdings häufig<br />
unbewusst und damit ziellos eingesetzt. Ein solch laxer Umgang mit einzelnen Marketinginstrumenten<br />
kostet viel Geld, bringt aber keinen o<strong>de</strong>r nur wenig Erfolg mit sich.<br />
Auch steht <strong>de</strong>r Name eines Unternehmens für <strong>de</strong>ssen Qualität und Leistungsfähigkeit und<br />
wird bei <strong>Betrieb</strong>en mit qualitativ guter Leistung schnell zum (regional begrenzten) Markennamen.<br />
Es versteht sich daher von selbst, dass Sie Ihrem Unternehmen einen Namen,<br />
verbun<strong><strong>de</strong>n</strong> mit einem Firmenlogo, geben sollten. Name und Logo gehören fortan auf alle<br />
Werbeträger Ihres Unternehmens. Das Firmenlogo sollte so gewählt wer<strong><strong>de</strong>n</strong>, dass es<br />
einen hohen Wie<strong>de</strong>rerkennungswert hat.<br />
Mit Logo und Unternehmensnamen versehen, können Sie Ihren Privat- o<strong>de</strong>r Firmen-Pkw<br />
zum kostenlosen Werbeträger für Ihr Unternehmen umfunktionieren. Werben Sie auf Baustellen,<br />
auf <strong><strong>de</strong>n</strong>en sie tätig sind mit Schil<strong>de</strong>rn, auf <strong><strong>de</strong>n</strong>en Name, Anschrift, Telefonnummer<br />
und Internetadresse Ihres <strong>Betrieb</strong>es erkennbar sind.<br />
Um von Beginn an ein zielgerichtetes Marketing zu betreiben, sollten Sie<br />
sich folgen<strong>de</strong> prinzipielle Fragen stellen und die Antworten im Gründungskonzept<br />
schriftlich fixieren:<br />
1. Welche Produkte und Dienstleistungen will ich meinen Kun<strong><strong>de</strong>n</strong> anbieten?<br />
2. Wer sind die für diese Produkte und Leistungen infrage kommen<strong><strong>de</strong>n</strong> Kun<strong><strong>de</strong>n</strong>zielgruppen?<br />
3. Mit welchen Argumenten kann ich diese potentiellen Kun<strong><strong>de</strong>n</strong> überzeugen, bei mir<br />
zu kaufen?<br />
4. Mit welchen Marketingaktivitäten kann ich diese Kun<strong><strong>de</strong>n</strong> am effizientesten erreichen?<br />
5. Wie gestalte ich meine Preispolitik im Hinblick auf diese Kun<strong><strong>de</strong>n</strong>?<br />
Folglich gilt es, Marketing zu planen und zielgerichtet einzusetzen. Ein geplanter und wirtschaftlicher<br />
Einsatz wird Sie bekannter und für <strong><strong>de</strong>n</strong> Kun<strong><strong>de</strong>n</strong> attraktiv machen.<br />
Damit wer<strong><strong>de</strong>n</strong> Sie wettbewerbsfähiger und erhöhen Ihre Marktchancen, verbessern die<br />
Motivation bei <strong><strong>de</strong>n</strong> Mitarbeitern und steigern somit die Produktivität Ihres <strong>Betrieb</strong>es. Daraus<br />
<strong>wie</strong><strong>de</strong>rum resultieren höhere Erträge.<br />
Trotz gesamtwirtschaftlicher Entwicklungen kann sich je<strong>de</strong>s Unternehmen durch sein<br />
Marktverhalten die eigene spezielle Konjunktur gestalten.
22 4. Grundlegen<strong>de</strong> Überlegungen<br />
Aktuelle Entwicklungen und Trends<br />
Die <strong>de</strong>mografische Entwicklung unserer Gesellschaft und <strong>de</strong>r damit verbun<strong><strong>de</strong>n</strong>e Wertewan<strong>de</strong>l<br />
verän<strong>de</strong>rn die Märkte immer schneller <strong>–</strong> eine echte Chance für spezialisierte<br />
Handwerksunternehmen.<br />
Zumin<strong>de</strong>st folgen<strong>de</strong> Entwicklungen sollten Sie daher in Ihrem Marketingkonzept<br />
berücksichtigen:<br />
� Unsere Gesellschaft altert. Dies ist kein Trend im eigentlichen Sinne, son<strong>de</strong>rn eine<br />
Tatsache. Das Erhalten und Pflegen spielt künftig eine größere Rolle als <strong>de</strong>r Neubau<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Erwerb. Sicherheits- und Bequemlichkeitsansprüche steigen. Kun<strong><strong>de</strong>n</strong> wer<strong><strong>de</strong>n</strong><br />
anspruchsvoller, Beratung und Betreuung bestimmen die Kun<strong><strong>de</strong>n</strong>zufrie<strong><strong>de</strong>n</strong>heit.<br />
� Gesundheit und Umwelt stehen im Vor<strong>de</strong>rgrund. Gefragt sind zum einen <strong>Betrieb</strong>e, die<br />
intelligente Lösungen bieten zur Reinhaltung von Luft, Wasser und Bo<strong><strong>de</strong>n</strong>, zur Reduzierung<br />
von Emissionen, zur Einsparung von Energie und Wasser und zur Vermeidung<br />
und Wie<strong>de</strong>rverwertung von Abfällen. Viele staatliche För<strong>de</strong>rprogramme zielen gera<strong>de</strong><br />
auf diese Lösungen ab und bieten somit ein i<strong>de</strong>ales Betätigungsfeld. Zu an<strong>de</strong>ren stehen<br />
Produkte zum gesun<strong><strong>de</strong>n</strong> Leben (Bio-Waren und Nahrungsmittel) zunehmend<br />
hoch im Kurs.<br />
� Viele Kun<strong><strong>de</strong>n</strong> wünschen sich echte Serviceanbieter. Leistungen aus einer Hand,<br />
Durchführung von Leistungen in Abwesenheit, regelmäßige Renovierungs-Checks<br />
(Möbel, Heizung, Dach, Kleidung, Schuhe etc.) wer<strong><strong>de</strong>n</strong> immer stärker nachgefragt<br />
und durch steuerliche Vergünstigungen (Steuerbonus für Handwerkerleistungen) zu<strong>de</strong>m<br />
staatlich geför<strong>de</strong>rt. Ziehen Sie daher gegebenenfalls auch rechtzeitig die Möglichkeit<br />
in Betracht, bei <strong>de</strong>r Ausführung von gewerksübergreifen<strong><strong>de</strong>n</strong> Arbeiten mit<br />
Handwerksbetrieben an<strong>de</strong>rer Bereiche zu kooperieren.<br />
� Höhere Einkommen verstärken die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen und teuren<br />
Produkten.<br />
� Der Trend zum „Do-it-yourself“ hält an.<br />
� „Outsourcing“ lautet das Schlagwort. Die Industrie verringert ihre Fertigungstiefe und<br />
vergibt immer mehr Aufträge und Dienstleistungen an kleine, leistungsfähige <strong>Betrieb</strong>e.<br />
� Der Bedarf an Dienstleistungen steigt bei Privatkun<strong><strong>de</strong>n</strong> (Freizeitgestaltung, Urlaub,<br />
Unterstützung und Pflege älterer und bedürftiger Menschen), bei <strong>de</strong>r Industrie (Planungs-<br />
und Ingenieurleistungen, Pflege und Wartung, Reinigung, Sicherheit) als auch<br />
bei <strong>de</strong>r öffentlichen Hand.<br />
� Auch traditionelle, vielfach totgesagte Handwerke, erleben eine Renaissance. So bietet<br />
z.B. die Restaurierung <strong>de</strong>m Handwerk die Möglichkeit, alte Handwerkstechniken<br />
<strong>wie</strong><strong>de</strong>r mit Leben zu erfüllen.<br />
Berücksichtigen Sie diese Entwicklungen bei Ihren Überlegungen, welche Produkte und<br />
welche Dienstleistungen Sie welchen Kun<strong><strong>de</strong>n</strong> anbieten wollen.
5. Schritte in die Selbstständigkeit<br />
5. Schritte in die Selbstständigkeit 23<br />
Als Erstes benötigen Sie ein Unternehmenskonzept (Gründungskonzept), in <strong>de</strong>m Dinge<br />
<strong>wie</strong> Strategie, Leistungsprogramm, Finanzierung, Preisfindung, Marketing und Werbung<br />
abgearbeitet und geklärt sind. Die notwendigen Gründungsformalitäten müssen Sie zusätzlich<br />
berücksichtigen.<br />
Namensgebung und Namenszusätze<br />
Bei <strong>de</strong>r Namensgebung sind einige gesetzliche Vorgaben zu beachten, die<br />
vor allem zum Schutz <strong>de</strong>s Verbrauchers getroffen wur<strong><strong>de</strong>n</strong>:<br />
� Der Name darf nicht irre<strong>führen</strong>d sein und über Größe und Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
hinwegtäuschen.<br />
� Solange Sie als Einzelunternehmer nicht ins Han<strong>de</strong>lsregister eingetragen<br />
sind, dürfen Sie keine Fantasienamen benutzen. Das Unternehmen sind Sie<br />
in Person und das Unternehmen trägt somit auch Ihren Namen.<br />
� Erlaubt sind lediglich werbewirksame Namenszusätze, die sich jedoch auf die<br />
Tätigkeit Ihrer Unternehmung beziehen müssen.<br />
� Sie dürfen keine Namen verwen<strong><strong>de</strong>n</strong>, die gesetzlich geschützt sind.<br />
Die zulässigen Freiheitsgra<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r Unternehmensbezeichnung hängen somit insbeson<strong>de</strong>re<br />
von <strong>de</strong>r angestrebten Rechtsform ab.<br />
� Bei nicht im Han<strong>de</strong>lsregister eingetragenen <strong>Betrieb</strong>en müssen <strong>de</strong>r Familienname und<br />
ein ausgeschriebener Vorname <strong>de</strong>s Inhabers angegeben wer<strong><strong>de</strong>n</strong>. Die zusätzliche Angabe<br />
<strong>de</strong>s Meistertitels (falls vorhan<strong><strong>de</strong>n</strong>) o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Gewerksbezeichnung ist sinnvoll.<br />
Hans Handwerker<br />
� Bei <strong>de</strong>r Gesellschaft <strong>de</strong>s bürgerlichen Rechts (GbR) <strong>–</strong> <strong>de</strong>r einfachsten Form <strong>de</strong>r Personengesellschaften<br />
<strong>–</strong> müssen <strong>de</strong>r Familienname und ein ausgeschriebener Vorname eines<br />
je<strong><strong>de</strong>n</strong> Gesellschafters genannt sein.<br />
Hans Handwerker & Martina Mustermann<br />
� Alle an<strong>de</strong>ren Personengesellschaften (OHG, KG) und die Kapitalgesellschaften (GmbH,<br />
AG) müssen im Han<strong>de</strong>lsregister eingetragen sein. Damit haben sie die Möglichkeit, Ihren<br />
Firmennamen frei zu wählen. In einem Zusatz muss die Rechtsform <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />
erkennbar sein. Eingetragene Einzelunternehmen müssen <strong><strong>de</strong>n</strong> Zusatz e.K. (eingetragener<br />
Kaufmann) <strong>führen</strong>. Bei frei gewählten Firmennamen sollten Sie überprüfen,<br />
ob Begriffe evtl. bereits geschützt sind.<br />
Musterstädter Werkzeug OHG o<strong>de</strong>r<br />
Friseur Meier KG<br />
Bau-Profi GmbH o<strong>de</strong>r<br />
HansaBau eK.
24 5. Schritte in die Selbstständigkeit<br />
� Zusätze zum <strong>Betrieb</strong>snamen dürfen Sie bei je<strong>de</strong>r Rechtsform verwen<strong><strong>de</strong>n</strong>, solange solche<br />
Zusätze nicht über Größe und Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Unternehmens hinwegtäuschen.<br />
Hans Handwerker<br />
Der Bau-Profi<br />
Vorsicht also bei Bezeichnungen <strong>wie</strong> „Fabrik“, „Zentrum“, „Markt“, „Studio“, „Haus“<br />
o<strong>de</strong>r bei geographischen Hinweisen. Fragen Sie im Zweifelsfalle bei <strong>de</strong>r Handwerkskammer<br />
nach.<br />
Mit Logo und Unternehmensnamen versehen, können Sie Ihren Privat- o<strong>de</strong>r Firmen-Pkw<br />
zum Werbeträger für Ihr Unternehmen umfunktionieren.<br />
Werben Sie auf Baustellen, auf <strong><strong>de</strong>n</strong>en sie tätig sind, mit Schil<strong>de</strong>rn, auf <strong><strong>de</strong>n</strong>en Name, Anschrift,<br />
Telefonnummer und Internet-Adresse Ihres <strong>Betrieb</strong>es erkennbar sind.<br />
Eintragung im Han<strong>de</strong>lsregister<br />
Handwerksbetriebe, die nach Art und Umfang einen in kaufmännischer Weise geführten<br />
Geschäftsbetrieb erfor<strong>de</strong>rn, müssen in das Han<strong>de</strong>lsregister beim Amtsgericht eingetragen<br />
wer<strong><strong>de</strong>n</strong>.<br />
Alle an<strong>de</strong>ren Gewerbetreiben<strong><strong>de</strong>n</strong> können sich eintragen lassen und dann eine betriebsbezogene<br />
Firma <strong>führen</strong>. Daraus entstehen gewisse Vorteile aber auch Pflichten, <strong><strong>de</strong>n</strong>n es<br />
sind die Vorschriften <strong>de</strong>s HGB zu beachten. Es ist daher empfehlenswert, dass Sie sich bei<br />
<strong>de</strong>r Prüfung <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsregistereintragung an die Rechtsberater <strong>de</strong>r Handwerkskammer<br />
wen<strong><strong>de</strong>n</strong>.<br />
Hans Handwerker<br />
Meis terbetrieb<br />
Mustergasse 123, 12345 Musterstadt<br />
Tel.: 063... , FAX 063..., e-Mail: hh@...
Rechtsform<br />
5. Schritte in die Selbstständigkeit 25<br />
Die Wahl <strong>de</strong>r Rechtsform Ihres <strong>Betrieb</strong>es hängt zum einen von <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r Grün<strong>de</strong>r<br />
und von persönlichen (Leitung), betriebswirtschaftlichen (Kapitalaufbringung), gesellschaftsrechtlichen<br />
(Haftung) und steuerlichen Aspekten ab.<br />
Die wichtigsten Rechtsformen sind:<br />
Ein Grün<strong>de</strong>r Mehrere Grün<strong>de</strong>r<br />
Personengesellschaften<br />
Einzelunternehmen Gesellschaft <strong>de</strong>s bürgerlichen Rechts (GdbR)<br />
Kapitalgesellschaften<br />
Offene Han<strong>de</strong>lsgesellschaft (OHG)<br />
Kommanditgesellschaft (KG)<br />
Gesellschaft mit beschränkter Gesellschaft mit beschränkter<br />
Haftung (GmbH) Haftung (GmbH)<br />
Unternehmergesellschaft Unternehmergesellschaft<br />
haftungsbeschränkt haftungsbeschränkt<br />
(max. drei Gesellschafter)<br />
Aktiengesellschaft (AG) Aktiengesellschaft (AG)<br />
Achten Sie neben <strong><strong>de</strong>n</strong> oben genannten Aspekten auch darauf, <strong>wie</strong> aufwendig die Gründungformalitäten<br />
sind und <strong>wie</strong> hoch Ihr Entscheidungsspielraum als Unternehmer ist.<br />
Wenn Sie sich für die Gründung einer Kapitalgesellschaft entschei<strong><strong>de</strong>n</strong>, muss Ihnen bewusst<br />
sein, dass die rechtlichen Anfor<strong>de</strong>rungen an einen Geschäftsführer einer GmbH<br />
<strong>de</strong>utlich höher sind, als dies bei einer Personengesellschaft <strong>de</strong>r Fall ist. Machen Sie sich<br />
die Risiken bewusst und bereiten Sie sich intensiv darauf vor.
26 5. Schritte in die Selbstständigkeit<br />
Nachfolgend wer<strong><strong>de</strong>n</strong> die häufigsten Rechtsformen im Handwerk verglichen:<br />
Rechtsform Einzelunternehmen GbR GmbH (auch UG)<br />
Geschäftsführung Unternehmer alle Gesellschafter vertraglich<br />
Min<strong>de</strong>stkapital nein nein ja<br />
Haftung unbeschränkt unbeschränkt und<br />
Ertragsteuern Einkommensteuer<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen an <strong><strong>de</strong>n</strong><br />
Inhaber/ Geschäfts-<br />
führer<br />
Entscheidungsspiel-<br />
raum<br />
Gründungsformalitä-<br />
ten<br />
Eintragung in<br />
Han<strong>de</strong>lsregister<br />
Gewerbesteuer<br />
solidarisch<br />
Einkommensteuer<br />
Gewerbesteuer<br />
normal normal hoch<br />
bestellte(r) Ge-<br />
schäftsführer<br />
beschränkt auf<br />
Firmenkapital 1)<br />
Körperschaftsteuer<br />
Gewerbesteuer<br />
Einkommensteuer<br />
(Gesellschafter)<br />
hoch hoch eingeschränkt<br />
Gewerbeanmeldung<br />
Eintragung in die<br />
Handwerksrolle<br />
nur wenn Kaufmann<br />
gemäß HGB<br />
Gewerbeanmeldung<br />
Eintragung in die<br />
Handwerksrolle<br />
nur wenn Kaufmann<br />
gemäß HGB<br />
Notarieller Vertrag<br />
Gewerbeanmeldung<br />
Eintragung in die<br />
Handwerksrolle<br />
1) I.d.R. wird jedoch auch die persönliche Haftung <strong>de</strong>r Gesellschafter durch <strong><strong>de</strong>n</strong> Kreditgeber verlangt.<br />
ja
Standort<br />
5. Schritte in die Selbstständigkeit 27<br />
Hinsichtlich <strong>de</strong>r Standortwahl existiert eine Vielzahl von Kriterien. Für zahlreiche Existenzgrün<strong>de</strong>r<br />
stehen dabei persönliche Präferenzen (familiäre und persönliche Bindungen,<br />
Grundbesitz) an erster Stelle. Orientieren Sie sich bezüglich Ihres betrieblichen Erfolges<br />
jedoch vor allem an wirtschaftlichen Kriterien.<br />
La<strong><strong>de</strong>n</strong>handwerker und Dienstleister müssen sich beson<strong>de</strong>rs um die Nähe zum Kun<strong><strong>de</strong>n</strong> bemühen<br />
und die örtliche Konkurrenzsituation berücksichtigen. Für produzieren<strong>de</strong> Handwerksbetriebe,<br />
die ihre Leistungen beim Kun<strong><strong>de</strong>n</strong> erbringen o<strong>de</strong>r abliefern, wer<strong><strong>de</strong>n</strong> die<br />
Verkehrsanbindung so<strong>wie</strong> Fragen <strong>de</strong>r Energieversorgung und <strong>de</strong>s Immissionsschutzes<br />
eine wesentliche Rolle spielen.<br />
Folgen<strong>de</strong> Standortfaktoren sind ggf. zu berücksichtigen:<br />
� Wie groß ist das Einzugsgebiet?<br />
� Wie viele potentielle Kun<strong><strong>de</strong>n</strong> wohnen in <strong>de</strong>r Umgebung?<br />
� Wie hoch ist die Kaufkraft meiner potentiellen Kundschaft?<br />
� Gibt es Ten<strong><strong>de</strong>n</strong>zen in <strong>de</strong>r Kaufkraftentwicklung, die bereits abzusehen sind?<br />
� Wie viele Konkurrenten fin<strong><strong>de</strong>n</strong> sich in <strong>de</strong>r Umgebung?<br />
� Welche Verkaufsstrategie fahren diese (Preis, Sortiment, Service etc.)?<br />
� Wie ist die Verkehrslage und Verkehrsanbindung?<br />
� Gibt es ausreichend Parkmöglichkeiten?<br />
� Wie ist <strong>de</strong>r Stand <strong>de</strong>r örtlichen Verkehrs- und Bauleitplanung?<br />
� Sind alle Genehmigungen erteilt?<br />
� Welche nicht zur Konkurrenz zählen<strong><strong>de</strong>n</strong> <strong>Betrieb</strong>e und Geschäfte sind in <strong>de</strong>r<br />
Nähe angesie<strong>de</strong>lt und <strong>wie</strong> ist <strong>de</strong>ren Anziehungskraft?<br />
� Wie sieht die unmittelbare Nachbarschaft aus?<br />
� Wie hoch sind die Standortkosten (Gewerbesteuerhebesatz etc.)?<br />
� Ist die Materialversorgung problemlos zu bewerkstelligen?<br />
Für je<strong>de</strong> betriebliche Tätigkeit ist eine baurechtliche Nutzungsgenehmigung erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
Nehmen Sie in je<strong>de</strong>m Falle bei Ihrer Gemein<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Stadt Einsicht in <strong><strong>de</strong>n</strong> Flächennutzungsplan<br />
und in <strong><strong>de</strong>n</strong> entsprechen<strong><strong>de</strong>n</strong> Bebauungsplan. Der für <strong><strong>de</strong>n</strong> Standort gültige Bebauungsplan<br />
hat Gesetzescharakter und legt die Möglichkeiten <strong>de</strong>r Bebauung bzw. Nutzung<br />
fest. Die Art <strong>de</strong>r zulässigen Nutzung wird durch die Festsetzung als Baugebiet bestimmt.<br />
Durch die Festlegung auf ein bestimmtes Baugebiet wird auch die Möglichkeit einer handwerklichen<br />
Betätigung bestimmt. Es ist nicht auszuschließen, dass <strong>Betrieb</strong>e, die eigentlich<br />
einem bestimmten Baugebiet verträglich sind, durch beson<strong>de</strong>re Umstän<strong>de</strong> als unzulässig<br />
störend eingestuft wer<strong><strong>de</strong>n</strong>. Störungen können entstehen durch Schall (einschließlich Kun<strong><strong>de</strong>n</strong>-<br />
und Lieferverkehr), Staub, Geruch usw. Es empfiehlt sich stets eine Einzelfallprüfung,<br />
z.B. durch einen Umweltberater Ihrer Handwerkskammer.<br />
Informationen über (freie) Gewerbeflächen fin<strong><strong>de</strong>n</strong> Sie auch im Internet unter www.saarhandwerk.<strong>de</strong><br />
und www.gewerbeflaechen.<strong>rlp</strong>.<strong>de</strong>
28 5. Schritte in die Selbstständigkeit<br />
Anmeldungen<br />
Sie müssen Ihren neuen <strong>Betrieb</strong> bei <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Stadtverwaltung am Ort <strong>de</strong>s <strong>Betrieb</strong>ssitzes<br />
anmel<strong><strong>de</strong>n</strong>. Die Starterzentren bzw. SOG-Grün<strong>de</strong>rzentren Ihrer Handwerkskammern<br />
in Rheinland-Pfalz bzw. im Saarland können Sie dabei, aber auch bei <strong>de</strong>r Erledigung<br />
<strong>de</strong>r meisten an<strong>de</strong>ren Formalitäten unterstützen.<br />
Diese Gewerbeanmeldung wird dann von <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> bzw. Stadt an die Kreisverwaltungsbehör<strong>de</strong><br />
bzw. an das dortige Ordnungsamt weitergegeben.<br />
� Handwerkskammer<br />
Wenn Sie nicht schon vor <strong>de</strong>r Gewerbeanmeldung <strong><strong>de</strong>n</strong> „Antrag auf Eintragung in die<br />
Handwerksrolle“ abgegeben haben (empfehlenswert, wenn die Ausstellung <strong>de</strong>r Handwerkskarte<br />
so schnell <strong>wie</strong> möglich erfolgen soll), schickt Ihnen die Handwerkskammer<br />
jetzt <strong><strong>de</strong>n</strong> Antrag zu. Alternativ können Sie die Eintragung über die Internetseite Ihrer<br />
Kammer auch online erledigen.<br />
Sollte Ihr <strong>Betrieb</strong> <strong>de</strong>m Vollhandwerk (Anlage A) zuzuordnen sein, mel<strong>de</strong>t die Handwerkskammer<br />
die Eintragung <strong>de</strong>r Deutschen Rentenversicherung. Diese sen<strong>de</strong>t dann<br />
einen Fragebogen zur Handwerkerpflichtversicherung an Sie so<strong>wie</strong> Ihre Gemein<strong>de</strong>-<br />
bzw. Stadtverwaltung.<br />
� Gewerbeamt<br />
Das Gewerbeamt prüft nur in beson<strong>de</strong>ren Fällen, ob das angemel<strong>de</strong>te Gewerbe zulässig<br />
(<strong>de</strong>finiert in einer beson<strong>de</strong>ren Verordnung) und <strong>de</strong>r Gewerbetreiben<strong>de</strong> „zuverlässig“<br />
ist (bei vorliegen<strong><strong>de</strong>n</strong> Verdachtsmomenten). Bei Bedarf wird das Eichamt, das<br />
Zollamt o<strong>de</strong>r die Lebensmittelüberwachungsbehör<strong>de</strong> informiert.<br />
Das Gewerbeamt leitet die Gewerbeanmeldung an das Statistische Lan<strong>de</strong>samt<br />
weiter, welches u. a. folgen<strong>de</strong> Institutionen von Ihrer Existenzgründung unterrichtet:<br />
� Finanzamt<br />
Neben Ihrer betrieblichen Wirtschaftsi<strong><strong>de</strong>n</strong>tifikationsnummer (die zwingend erfor<strong>de</strong>rlich<br />
für die Rechnungsstellung ist) erhalten Sie automatisch vom zuständigen Finanzamt<br />
einen Erhebungsbogen, in <strong>de</strong>m Sie <strong>–</strong> neben <strong>de</strong>r Beantwortung allgemeiner Fragen<br />
<strong>–</strong> vor allem Angaben hinsichtlich <strong>de</strong>s zu erwarten<strong><strong>de</strong>n</strong> Umsatzes, Gewinns und <strong>de</strong>s<br />
<strong>Betrieb</strong>svermögens machen müssen. Auf dieser Grundlage wird die Höhe <strong>de</strong>r Umsatzsteuer-,<br />
Einkommensteuer- und Gewerbesteuer-Vorauszahlung festgelegt. Diesen<br />
Fragebogen sollten Sie <strong>de</strong>shalb am besten in Abstimmung mit Ihrem Steuerberater<br />
ausfüllen.<br />
� Gewerbeaufsicht <strong>de</strong>r Bezirksregierung<br />
Der neue <strong>Betrieb</strong> wird in einer Zentralkartei erfasst. Grundsätzlich überwacht das Gewerbeaufsichtsamt<br />
die Einhaltung von arbeitsrechtlichen und Arbeitsschutzbestimmungen<br />
so<strong>wie</strong> <strong><strong>de</strong>n</strong> Bereich <strong>de</strong>s Emissionsschutzes.
5. Schritte in die Selbstständigkeit 29<br />
� Agentur für Arbeit<br />
Von <strong>de</strong>r Agentur für Arbeit erhalten Sie eine <strong>Betrieb</strong>snummer, die Sie sowohl für die<br />
Ausstellung von Versicherungsnachweisen für Ihre Beschäftigten benötigen als auch<br />
für <strong><strong>de</strong>n</strong> Fall, dass Sie Arbeitnehmer für Ihren <strong>Betrieb</strong> suchen.<br />
� Berufsgenossenschaften<br />
Eine Mitteilung geht auch an die für Ihr Gewerbe zuständige Berufsgenossenschaft.<br />
Ungeachtet <strong>de</strong>r automatischen Meldung durch das Statistische Lan<strong>de</strong>samt müssen<br />
Sie auch von sich aus <strong>de</strong>r Berufsgenossenschaft die Gründung Ihres Unternehmens<br />
binnen einer Woche nach tatsächlichem <strong>Betrieb</strong>sbeginn anzeigen.<br />
Die Berufsgenossenschaft schickt Ihnen ein Anmel<strong>de</strong>formular mit Fragebogen zu, das<br />
Sie unverzüglich ausfüllen und zurücksen<strong><strong>de</strong>n</strong> müssen. Sie und Ihr mitarbeiten<strong>de</strong>r<br />
Ehepartner - soweit er ohne Arbeitsvertrag mitarbeitet - sind in <strong>de</strong>r Berufsgenossenschaft<br />
nicht Kraft Gesetzes versichert. Bei einigen Berufsgenossenschaften besteht<br />
jedoch Kraft Satzung eine Pflichtversicherung (z. B. im Friseurhandwerk). Eine freiwillige<br />
Versicherung ist immer möglich. Für Ihre Mitarbeiter sind Sie gesetzlich verpflichtet,<br />
die Beiträge in voller Höhe an die Berufsgenossenschaft zu zahlen.<br />
� Statistisches Bun<strong>de</strong>samt<br />
Ihr neu gegrün<strong>de</strong>ter <strong>Betrieb</strong> wird statistisch erfasst. Unter Umstän<strong><strong>de</strong>n</strong> können Sie<br />
aufgefor<strong>de</strong>rt wer<strong><strong>de</strong>n</strong>, in regelmäßigen Abstän<strong><strong>de</strong>n</strong>, einen statistischen Fragebogen<br />
auszufüllen. Dazu sind Sie dann gesetzlich verpflichtet. Eine Nichtbeantwortung führt<br />
zu einem Bußgeldverfahren.
30 5. Schritte in die Selbstständigkeit<br />
Ihre Sicherheit<br />
Bevor Sie sich als Existenzgrün<strong>de</strong>r auf die betrieblichen Aufgaben konzentrieren, sollte Ihr<br />
persönlicher Vorsorge-Rahmenplan bestehen. Als Unternehmer sind Sie für die Absicherung<br />
von Risiken im privaten <strong>wie</strong> im betrieblichen Bereich selbst verantwortlich. Es gilt:<br />
Es gibt keine Patentrezepte, je<strong>de</strong>r Fall ist individuell zu lösen. Lassen Sie sich von Versicherungsfachleuten<br />
beraten, <strong>wie</strong> Sie Ihr persönliches und betriebliches Vorsorgekonzept<br />
gestalten.<br />
Ihre private Sicherheit<br />
� Krankenversicherung<br />
Eine vernünftige und bedarfsorientierte Krankenversicherung (KV) gehört zur Grundausstattung<br />
je<strong>de</strong>s Unternehmers, wenngleich sie in <strong>de</strong>r Regel mit relativ hohen finanziellen<br />
Belastungen einhergeht. Sie haben hier die Wahl zwischen <strong>de</strong>m gesetzlichen<br />
System o<strong>de</strong>r einer privaten KV. Bitte beachten Sie, dass zum 01.01.2009 ein bislang<br />
entschei<strong><strong>de</strong>n</strong><strong>de</strong>r Bestandteil <strong>de</strong>r gesetzlichen KV <strong>–</strong> das sogenannte Krankentagegeld,<br />
das Ihnen im Falle einer Krankheit ausbezahlt wur<strong>de</strong> <strong>–</strong> ersatzlos aus <strong>de</strong>r Grundversorgung<br />
<strong>de</strong>r gesetzlichen Krankenversicherer gestrichen wur<strong>de</strong>. Sie sollten dieses Risiko<br />
daher auf je<strong><strong>de</strong>n</strong> Fall durch eine Zusatzpolice ab<strong>de</strong>cken.<br />
� Unfallversicherung<br />
Hier ist vorab zu klären, ob Sie sich als Unternehmer in <strong>de</strong>r jeweiligen Berufsgenossenschaft<br />
pflichtversichern müssen. Für <strong><strong>de</strong>n</strong> Fall, dass Sie einen Arbeits- o<strong>de</strong>r Wegeunfall<br />
erlei<strong><strong>de</strong>n</strong>, <strong>de</strong>r in einer Invalidität en<strong>de</strong>t, stellt Ihnen Ihre Berufsgenossenschaft<br />
eine monatliche Rente zur Verfügung, <strong>de</strong>ren Höhe sich am Schweregrad <strong>de</strong>r Invalidität<br />
bemisst. Private Unfallversicherungen bezahlen eine Rente aus o<strong>de</strong>r einen Einmalbetrag.<br />
Hier sind Berufs- und auch Privatunfälle versichert.<br />
� Berufsunfähigkeit<br />
Der Eintritt einer Berufsunfähigkeit in jungen Jahren ist zwar statistisch weniger wahrscheinlich,<br />
hat aber umso fatalere monetäre Folgen, da Sie um die Möglichkeit gebracht<br />
wer<strong><strong>de</strong>n</strong>, sich ein eigenes Vermögen zu erarbeiten. Sichern Sie sich mit einer<br />
privaten Berufsunfähigkeitsversicherung ab, die Ihnen im Fall <strong>de</strong>r Fälle eine ausreichen<strong>de</strong><br />
monatliche Rente garantiert. Da diese private Rentenzahlung mit <strong>de</strong>m Eintritt<br />
in <strong><strong>de</strong>n</strong> Ruhestand en<strong>de</strong>t, muss die Berufsunfähigkeitsabsicherung mit <strong>de</strong>r eigenen Altersversorgung<br />
abgestimmt sein.<br />
� Arbeitslosigkeit<br />
Existenzgrün<strong>de</strong>r haben unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit, sich freiwillig<br />
gegen das Risiko Arbeitslosigkeit zu versichern. Um sich weiterversichern zu<br />
können, müssen Sie vor Aufnahme ihrer Selbstständigkeit innerhalb <strong>de</strong>r letzten 24<br />
Monate min<strong>de</strong>stens zwölf Monate in einem Versicherungspflichtverhältnis gestan<strong><strong>de</strong>n</strong><br />
haben. Darüber hinaus muss eine sog. Unmittelbarkeit vorliegen, d.h., dass zwischen<br />
<strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Versicherungspflichtverhältnisses und <strong>de</strong>r Aufnahme <strong>de</strong>r Selbstständigkeit<br />
nicht mehr als ein Monat liegen darf.<br />
Der Antrag auf freiwillige Weiterversicherung in <strong>de</strong>r Arbeitslosenversicherung muss<br />
innerhalb <strong>de</strong>s ersten Monats <strong>de</strong>r Selbständigkeit bei <strong>de</strong>r Agentur für Arbeit gestellt<br />
wer<strong><strong>de</strong>n</strong>. Sie müssen anhand Ihrer Gewerbeanmeldung nachweisen, dass Sie eine<br />
selbständige Tätigkeit ausüben, die min<strong>de</strong>stens 15 Stun<strong><strong>de</strong>n</strong> wöchentlich beansprucht.
5. Schritte in die Selbstständigkeit 31<br />
� Altersvorsorge<br />
Als zulassungspflichtiger Handwerker müssen Sie min<strong>de</strong>stens 216 Monatsbeiträge in<br />
die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen, bevor Sie sich befreien lassen können<br />
(Die Befreiungsmöglichkeit besteht nicht für Bezirkskaminkehrer). Eine Ausnahme<br />
besteht für Geschäfts<strong>führen</strong><strong>de</strong> Gesellschafter einer juristischen Person. Das gesetzliche<br />
System bil<strong>de</strong>t ein Fundament für die eigene Altersversorgung. Die Entwicklung<br />
<strong>de</strong>r Altersstruktur in unserer Gesellschaft, welche die gesetzliche Rentenversicherung<br />
stark beeinträchtigt, macht es gera<strong>de</strong> für junge Handwerker unumgänglich, sich eigenverantwortlich<br />
eine zusätzliche private Altersversorgung aufzubauen.<br />
� Pflegeversicherung<br />
Alt wer<strong><strong>de</strong>n</strong> wir alle! Und um bereits in jungen Jahren die finanziellen Belastungen<br />
(i.d.R. die Ihrer Kin<strong>de</strong>r!) einer womöglich späteren Pflegebedürftigkeit abzufe<strong>de</strong>rn,<br />
sollten Sie sich bereits frühzeitig Gedanken über eine private Pflegeversicherung machen.<br />
Ihre betrieblichen Risiken<br />
Bei <strong><strong>de</strong>n</strong> <strong>Betrieb</strong>sversicherungen sollten Sie zunächst prüfen, welche Risiken wirklich versicherungswürdig<br />
sind.<br />
� <strong>Betrieb</strong>shaftpflichtversicherung<br />
Bei <strong>de</strong>r <strong>Betrieb</strong>shaftpflichtversicherung, die sie vor Scha<strong><strong>de</strong>n</strong>ersatzansprüchen von<br />
Vertragspartnern, Besuchern und sonstigen Dritten absichern soll, gibt es berufsspezifische<br />
Deckungskonzepte; die Prämien richten sich meistens nach <strong>de</strong>r Lohnsumme<br />
o<strong>de</strong>r wer<strong><strong>de</strong>n</strong> je Person berechnet; klären Sie daher immer die günstigere Alternative.<br />
Eine <strong>Betrieb</strong>shaftpflicht bewahrt Sie nicht vor Haftungsansprüchen aufgrund von<br />
mangelhafter o<strong>de</strong>r nicht erbrachter Erfüllungsleistungen. Hier gilt <strong>de</strong>r Spruch „Murks<br />
ist nicht versicherbar!“ Die sich ergeben<strong><strong>de</strong>n</strong> Folgeschä<strong><strong>de</strong>n</strong> allerdings wer<strong><strong>de</strong>n</strong> durch<br />
eine <strong>Betrieb</strong>shaftpflichtversicherung ge<strong>de</strong>ckt. Je<strong>de</strong>r <strong>Betrieb</strong> sollte eine <strong>de</strong>rartige Versicherung<br />
haben!
32 5. Schritte in die Selbstständigkeit<br />
� Sonstige Sachversicherungen<br />
Schützen Sie Ihr <strong>Betrieb</strong>sinventar durch eine Geschäftsinhaltsversicherung. Hier können<br />
Sie <strong>–</strong> je nach Bedarf <strong>–</strong> die Gefahren Feuer, Einbruch/Diebstahl, Vandalismus, Leitungswasser<br />
und Sturm in Ihre Police mit einschließen. Der Geschäftsscha<strong><strong>de</strong>n</strong> aus einer<br />
<strong>Betrieb</strong>sunterbrechung ist als Zusatz versicherbar. Die Geschäftsinhaltsversicherung<br />
ist eine Neuwertversicherung. Sie bekommen also bei einem Scha<strong><strong>de</strong>n</strong> nicht <strong><strong>de</strong>n</strong><br />
Zeitwert ersetzt, son<strong>de</strong>rn <strong><strong>de</strong>n</strong> Neuwert, um die Ersatzinvestition auch realisieren zu<br />
können.<br />
� <strong>Betrieb</strong>liche Altersversorgung<br />
Arbeitnehmer haben einen gesetzlichen Anspruch darauf, dass Teile ihres Gehaltes<br />
zugunsten einer betrieblichen Altersversorgung umgewan<strong>de</strong>lt wer<strong><strong>de</strong>n</strong>.<br />
Der Arbeitgeber muss somit je<strong>de</strong>m Arbeitnehmer erlauben, bis maximal 4 % <strong>de</strong>r Beitragsbemessungsgrenze<br />
<strong>de</strong>r gesetzlichen Rentenversicherung in eine <strong>de</strong>r möglichen<br />
Formen <strong>de</strong>r betrieblichen Altersversorgung einzuzahlen (Direktversicherung, Unterstützungskasse,<br />
Pensionskasse, Pensionsfond o<strong>de</strong>r Direktzusage). Dies wird durch<br />
eine sogenannte Entgeltumwandlung erreicht, in <strong>de</strong>r sich <strong>de</strong>r Arbeitnehmer Teile seines<br />
Gehaltes nicht auszahlen lässt, son<strong>de</strong>rn im Normalfall steuerfrei in die betriebliche<br />
Altersversorgung einbringt. Sie als Arbeitgeber haben die Möglichkeit zu entschei<strong><strong>de</strong>n</strong>,<br />
welchen Durchführungsweg Sie im Bereich <strong>de</strong>r betrieblichen Altersversorgung<br />
für Ihren <strong>Betrieb</strong> wählen.<br />
Sie sind als Arbeitgeber gesetzlich verpflichtet, Ihre Mitarbeiter auf die Möglichkeit<br />
<strong>de</strong>r betrieblichen Altersversorgung hinzuweisen. Im schlimmsten Fall könnten Sie <strong>–</strong><br />
bei nachge<strong>wie</strong>sener Nichtinformation Ihrer Mitarbeiter <strong>–</strong> für entgangene Vorteile haftbar<br />
gemacht wer<strong><strong>de</strong>n</strong>.<br />
För<strong>de</strong>rmöglichkeiten<br />
Die Finanzierung <strong>de</strong>r Neugründung o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Übernahme eines Handwerksbetriebes wird<br />
vom Staat in Form von öffentlichen För<strong>de</strong>rdarlehen unterstützt. Neben einem Zinsvorteil<br />
bieten diese Darlehen weitere Vorzüge durch tilgungsfreie Anlaufjahre, vorzeitige Rückzahlungsmöglichkeiten<br />
und <strong>–</strong> bei einigen Programmen <strong>–</strong> einer anteiligen Mithaftung <strong>de</strong>r<br />
För<strong>de</strong>rbank.<br />
Bei all diesen Darlehen gilt das so genannte „Hausbankprinzip“, d.h. Sie wer<strong><strong>de</strong>n</strong> von bzw.<br />
über die Hausbank beantragt. Die Kreditinstitute refinanzieren die von ihnen ausgereichten<br />
Mittel bei öffentlichen För<strong>de</strong>rbanken. Die wichtigsten regionalen Institute sind die „Investitions-<br />
und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) GmbH“ (www.isb.<strong>rlp</strong>.<strong>de</strong>) bzw. die<br />
„Saarländische Investitionskreditbank AG“ (SIKB) (www.sikb.<strong>de</strong>). Für <strong><strong>de</strong>n</strong> Bund ist dies die<br />
„KfW-Mittelstandsbank“ (www.kfw-mittelstandsbank.<strong>de</strong>).<br />
Sowohl ISB als auch SIKB können Sie darüber hinaus im Falle fehlen<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r nicht ausreichen<strong>de</strong>r<br />
Sicherheiten durch die Übernahme von Bürgschaften bei <strong>de</strong>r Kreditgewährung<br />
unterstützen.<br />
Zu beachten ist, dass diese Mittel noch vor Investitionsbeginn beantragt wer<strong><strong>de</strong>n</strong> müssen<br />
(Vorbeginnklausel). Auch besteht auf die Gewährung <strong>de</strong>r staatlichen Finanzierungshilfe<br />
kein Rechtsanspruch. Der Existenzgrün<strong>de</strong>r muss nachweisen, dass sein Vorhaben eine
5. Schritte in die Selbstständigkeit 33<br />
dauerhafte und tragfähige Existenz bietet, was am besten durch die Vorlage eines Gründungskonzepts<br />
geschieht.<br />
Darüber hinaus existieren Coaching-Mittel, über die das Beratungshonorar von freien Unternehmensberatern,<br />
die eine Unternehmerin o<strong>de</strong>r einen Unternehmer in <strong>de</strong>r Gründungs-<br />
o<strong>de</strong>r Übernahmephase fachlich begleiten und coachen, geför<strong>de</strong>rt wer<strong><strong>de</strong>n</strong> können.<br />
Eine Existenzgründung aus <strong>de</strong>r Arbeitslosigkeit kann unter bestimmten Voraussetzungen<br />
durch die Agentur für Arbeit bzw. durch die ARGE geför<strong>de</strong>rt wer<strong><strong>de</strong>n</strong>.<br />
Informieren Sie sich über die För<strong>de</strong>rmöglichkeiten Ihres Gründungs- o<strong>de</strong>r Übernahmevorhabens<br />
beim <strong>Betrieb</strong>sberater Ihrer Handwerkskammer!<br />
Fragen, die ich <strong>de</strong>m <strong>Betrieb</strong>sberater stellen will
34 6. Der Existenzgründungsfahrplan<br />
6. Der Existenzgründungsfahrplan<br />
Nachstehen<strong>de</strong> Zusammenstellungen, die nicht für je<strong><strong>de</strong>n</strong> Grün<strong>de</strong>r Anspruch auf Vollständigkeit<br />
erheben, sollen Ihnen helfen, sicher durch das Labyrinth von notwendigen Behör<strong><strong>de</strong>n</strong>gängen<br />
und wichtigen Entscheidungen zu kommen.<br />
An alles gedacht?<br />
� Eintragung in die Handwerksrolle □<br />
o<strong>de</strong>r in das Verzeichnis <strong>de</strong>r zulassungsfreien o<strong>de</strong>r handwerksähnlichen<br />
Gewerbe. Eintragung bei <strong>de</strong>r für Sie zuständigen Handwerkskammer<br />
o<strong>de</strong>r online über die Internetseite Ihrer HWK.<br />
� Anmeldung <strong>de</strong>s Gewerbes □<br />
bei <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> bzw. Stadtverwaltung <strong>de</strong>s <strong>Betrieb</strong>ssitzes o<strong>de</strong>r<br />
Grün<strong>de</strong>ragentur (gilt zugleich auch als Anmeldung beim Finanzamt)<br />
� Eintragung in das Han<strong>de</strong>lsregister □<br />
wenn notwendig, z.B. bei OHG, KG o<strong>de</strong>r GmbH, UG<br />
� Beitritt zur Innung □<br />
Ein Betritt zur Innung ist keine Pflicht, jedoch zu empfehlen, um fachspezifische<br />
Informationen zu erhalten und sich mit regional ansässigen<br />
Kollegen auszutauschen.<br />
� Anmeldung bei <strong>de</strong>r zuständigen Berufsgenossenschaft □<br />
Überprüfen Sie, ob Sie als Unternehmer/in pflichtversichert sind.<br />
� Erfüllung steuerlicher Pflichten □<br />
Abgabe <strong>de</strong>r Umsatzsteuervoranmeldung (elektronisch) und Leistung<br />
<strong>de</strong>r Umsatzsteuervorauszahlung zum 10. <strong>de</strong>s jeweiligen Folgemonats<br />
an das Finanzamt. Leistung <strong>de</strong>r Einkommensteuervorauszahlungen an<br />
das Finanzamt (10.3., 10.6. usw.). Leistung <strong>de</strong>r Gewerbesteuervorauszahlungen<br />
an die <strong>Betrieb</strong>ssitzgemein<strong>de</strong> (15.2., 15.5. usw.).<br />
� Beachtung <strong>de</strong>r Preisauszeichnungsvorschriften □<br />
� Klärung baurechtlicher Fragen □<br />
Sicherstellung, dass Sie Ihr Gewerbe an <strong>de</strong>m von Ihnen gewählten<br />
Standort auch betreiben dürfen (Gemein<strong>de</strong>).<br />
� Firmierung □<br />
Name <strong>de</strong>s <strong>Betrieb</strong>sinhabers, bzw. <strong>de</strong>r Firma ist an offenen Verkaufsstellen<br />
und <strong>Betrieb</strong>sstätten anzubringen.<br />
Erledigt am:
Was Sie beachten sollten, wenn Sie Mitarbeiter<br />
beschäftigen<br />
� Informationen durch die Gewerbeaufsicht □<br />
Stellen Sie sicher, dass Ihre Räumlichkeiten <strong><strong>de</strong>n</strong> Bestimmungen <strong>de</strong>r<br />
Arbeitsstättenverordnung entsprechen und dass Sicherheit und Arbeitsschutz<br />
<strong>de</strong>r Beschäftigten gewährleistet sind. Außer<strong>de</strong>m erhalten<br />
Sie hier Informationen zum Arbeitszeit-, Jugendarbeits-, Mutter- und<br />
Heimarbeiterschutz.<br />
� Anmeldung bei <strong>de</strong>r zuständigen Berufsgenossenschaft □<br />
gilt auch für geringfügig Beschäftigte. Anmeldung binnen einer Woche<br />
nach tatsächlichem <strong>Betrieb</strong>sbeginn.<br />
� <strong>Betrieb</strong>snummer bei <strong>de</strong>r Agentur für Arbeit beantragen □<br />
sofern <strong>de</strong>m <strong>Betrieb</strong> noch keine zugeteilt ist. Gilt auch für geringfügig<br />
Beschäftigte. Sie brauchen diese Nummer zur Anmeldung <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />
bei <strong>de</strong>r Krankenkasse bzw. bei <strong>de</strong>r Deutschen Rentenversicherung<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Knappschaft Bahn-See.<br />
� Entgegennahme <strong>de</strong>r Lohnsteuerkarten und Sozialversicherungsausweise<br />
ggf. <strong>de</strong>r Urlaubsbescheinigungen (z. B. Lohnnachweiskarte im Baugewerbe)<br />
und bei einem Auslän<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis.<br />
� Ausbildungsverträge □<br />
(ggf. Vorverträge) mit <strong>de</strong>m Auszubil<strong><strong>de</strong>n</strong><strong><strong>de</strong>n</strong> abschließen und <strong>–</strong> bei<br />
Auszubil<strong><strong>de</strong>n</strong><strong><strong>de</strong>n</strong> unter 18 Jahren zusammen mit <strong>de</strong>m jeweiligen ärztlichen<br />
Attest <strong>–</strong> vor Ausbildungsbeginn <strong>de</strong>r Handwerkskammer einreichen.<br />
� Tarifvertrag □<br />
gegebenenfalls bei Fachverband/Innung besorgen.<br />
� Anlage eines Lohnkontos □<br />
für je<strong><strong>de</strong>n</strong> Arbeitnehmer. Lohnunterlagen sind, getrennt nach Kalen<strong>de</strong>rjahren,<br />
für je<strong><strong>de</strong>n</strong> Beschäftigen zu <strong>führen</strong>, unabhängig davon, ob<br />
dieser <strong>de</strong>r Versicherungspflicht unterliegt.<br />
� Anmeldung <strong>de</strong>r Beschäftigten bei <strong>de</strong>r Krankenkasse □<br />
binnen 2 Wochen nach Beginn <strong>de</strong>r Beschäftigung. Son<strong>de</strong>rfälle: <strong>Betrieb</strong>sinhaber<br />
<strong>de</strong>s Bauhandwerks und <strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>reinigerhandwerks<br />
haben je<strong><strong>de</strong>n</strong> Beschäftigten spätestens am Tag <strong>de</strong>r Beschäftigungsaufnahme<br />
<strong>de</strong>r Krankenkasse mittels elektronischer Übermittlung zu mel<strong><strong>de</strong>n</strong><br />
(Meldung entfällt, wenn die reguläre Anmeldung spätestens am<br />
Tag <strong>de</strong>r Beschäftigungsaufnahme erfolgt). Je<strong>de</strong>r geringfügig Beschäftigte<br />
ist innerhalb einer Woche ab Arbeitsbeginn <strong>de</strong>r Knappschaft<br />
Bahn-See zu mel<strong><strong>de</strong>n</strong>.<br />
6. Der Existenzgründungsfahrplan 35<br />
□<br />
Erledigt am:
36 6. Der Existenzgründungsfahrplan<br />
� Erfüllung steuerlicher Pflichten □<br />
Abgabe <strong>de</strong>r Lohnsteueranmeldung und <strong>de</strong>r einbehaltenen Lohn- und<br />
Kirchensteuer zum 10. <strong>de</strong>s jeweiligen Folgemonats.<br />
� Abführung <strong>de</strong>r Sozialversicherungsbeiträge □<br />
Kranken-, Pflege-, Renten-, Arbeitslosenversicherungsbeiträge an die<br />
Krankenkasse bzw. an die Deutsche Rentenversicherung o<strong>de</strong>r eventuell<br />
an die Knappschaft Bahn-See (zum Vormonatsen<strong>de</strong> <strong>–</strong> drittletzter<br />
Bankarbeitstag).<br />
� Aushänge im <strong>Betrieb</strong> □<br />
Arbeitszeitgesetz; Anschlag über Beginn und En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r regelmäßigen<br />
Arbeitszeit und <strong>de</strong>r Ruhepausen; Unfallverhütungsvorschriften und<br />
Adresse <strong>de</strong>r Berufsgenossenschaft; Jugendarbeitsschutzgesetz und<br />
Adresse <strong>de</strong>s Gewerbeaufsichtsamtes, wenn Jugendliche beschäftigt<br />
wer<strong><strong>de</strong>n</strong>; ggf. Mutterschutzgesetz, La<strong><strong>de</strong>n</strong>schlussgesetz, <strong>Betrieb</strong>svereinbarungen<br />
� Anmeldung bei <strong>de</strong>r Zusatzversorgungskasse und bei <strong>de</strong>r<br />
Agentur für Arbeit<br />
Sofern es sich um einen <strong>Betrieb</strong> o<strong>de</strong>r eine <strong>Betrieb</strong>sabteilung <strong>de</strong>s Baugewerbes<br />
han<strong>de</strong>lt und dieser über<strong>wie</strong>gend Arbeiten auf Baustellen erbringt<br />
(Achtung: auch von <strong>Betrieb</strong>en aus <strong><strong>de</strong>n</strong> handwerksähnlichen Gewerben,<br />
z.B. Montagebetriebe), müssen Beiträge an eine Zusatzversorgungskasse<br />
und zur Winterbauumlage an die Agentur für Arbeit<br />
gezahlt wer<strong><strong>de</strong>n</strong>.<br />
� Information <strong>de</strong>r Mitarbeiter über die Möglichkeiten <strong>de</strong>r betrieblichen<br />
Altersvorsorge<br />
�<br />
Klärung <strong>de</strong>r Rolle <strong>de</strong>s/<strong>de</strong>r Sicherheitsbeauftragten und medizinischen<br />
Ersthelfer<br />
□<br />
□<br />
□<br />
Erledigt am:<br />
Achtung: Evtl. Haftungsrisiko bei Nichtbeachtung! Lassen Sie sich von einem<br />
Fachmann beraten!<br />
Vorsorgeentscheidungen, die Sie treffen müssen<br />
geklärt:<br />
� Krankenversicherung □<br />
Private Krankenversicherung o<strong>de</strong>r freiwilliger Beitritt zur gesetzlichen Krankenversicherung.<br />
Abschluss einer zusätzlichen privaten Krankentagegeldversicherung.<br />
� Rentenversicherung □<br />
Sofern Sie <strong>de</strong>r Pflichtversicherung unterliegen, beginnt diese grundsätzlich mit<br />
<strong>de</strong>r <strong>Betrieb</strong>saufnahme. Stellen Sie bitte rechtzeitig die Mittel hierzu auf Ihrem Abbuchungskonto<br />
bereit. Prüfen Sie zu<strong>de</strong>m die finanziellen Möglichkeiten <strong>de</strong>s Aufbaus<br />
einer privaten Altersvorsorge so<strong>wie</strong> <strong>de</strong>s Abschlusses einer Berufsunfähigkeitsversicherung.
6. Der Existenzgründungsfahrplan 37<br />
� Arbeitslosenversicherung □<br />
Prüfung <strong>de</strong>r Möglichkeit einer freiwilligen Weiterversicherung bei <strong>de</strong>r Agentur für<br />
Arbeit.<br />
� Unfallversicherung □<br />
Abschluss einer privaten Unfallversicherung, wenn keine Unternehmerversicherung<br />
bei <strong>de</strong>r Berufsgenossenschaft besteht o<strong>de</strong>r als <strong>de</strong>ren Ergänzung.<br />
� <strong>Betrieb</strong>shaftpflichtversicherung □<br />
ggf. unter Einbeziehung weiterer, durch die normale Versicherung nicht abge<strong>de</strong>ckter<br />
Risiken.<br />
� Sonstige Sachversicherungen □<br />
Gebäu<strong>de</strong>versicherung, Feuerversicherung, Geschäftsinhaltsversicherung,<br />
<strong>Betrieb</strong>sunterbrechungsversicherung, Elektronikversicherung, Rechtschutzversicherung<br />
etc.<br />
Unternehmerische Fragen und Entscheidungen<br />
geklärt:<br />
� Rechtsform Ihres Unternehmens □<br />
Fragen zur Haftung, zur Steuerbelastung, zur Firmierung und zum Gründungs-<br />
und Führungsaufwand. Bei Gründung einer Gesellschaft ist ein Gesellschaftsvertrag<br />
zu verfassen.<br />
� Ermittlung <strong>de</strong>s Kapitalbedarfes □<br />
Exakte Ermittlung <strong>de</strong>s Kapitalbedarfs für notwendige Investitionen. Auch die<br />
erste Ausstattung mit Waren und Material gehört zu <strong><strong>de</strong>n</strong> för<strong>de</strong>rfähigen Investitionen.<br />
� Öffentliche Finanzierungsmöglichkeiten □<br />
Beantragung <strong>de</strong>r öffentlichen Darlehen grundsätzlich vor Investitionsbeginn,<br />
Nachfinanzierungen und Umschuldungen sind i.d.R. nicht möglich.<br />
� Liquiditätsplanung □<br />
<strong>Betrieb</strong>swirtschaftliche Ermittlung eines ausreichen<strong><strong>de</strong>n</strong> Kontokorrent-Rahmens.<br />
� Abschluss schriftlicher Arbeitsverträge mit <strong><strong>de</strong>n</strong> Arbeitnehmern □<br />
Bei Abschluss befristeter Arbeitsverträge Regelungen <strong>de</strong>s Teilzeit- und Befristungsgesetzes<br />
beachten.<br />
� Abschluss eines Ehegattenarbeitsvertrages □<br />
Mögliche Ersparnisse bei <strong>de</strong>r Einkommen- und Gewerbesteuer, Aufbau vermögenswirksamer<br />
Leistungen, Arbeitnehmersparzulage; Möglichkeit <strong>de</strong>r betrieblichen<br />
Altersversorgung, Entscheidung für Versicherungsfreiheit o<strong>de</strong>r<br />
-pflicht in <strong>de</strong>r Krankenversicherung, Aufbau eines eigenen Rentenanspruchs <strong>de</strong>s<br />
Ehepartners, Arbeitslosenversicherung.
38 6. Der Existenzgründungsfahrplan<br />
� Allgemeine Geschäftsbedingungen □<br />
Ausreichen von Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) bei je<strong>de</strong>m Vertragsabschluss<br />
<strong>–</strong> nicht erst mit <strong>de</strong>r Rechnung! Verschie<strong><strong>de</strong>n</strong>e Fachverbän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
Handwerks verfügen über branchenspezifische AGB-Muster.<br />
� <strong>Betrieb</strong>sname □<br />
Prüfung <strong>de</strong>r Zulässigkeit Ihres gewählten Firmennamens bzw. <strong>de</strong>r Fortführung<br />
eines Firmennamens.<br />
� Geschäftspapiere □<br />
Werbewirksame Gestaltung und Einhaltung <strong>de</strong>r gesetzlichen Bestimmungen.<br />
� <strong>Betrieb</strong>sübernahme □<br />
Maßnahmen zum Ausschluss Ihrer Haftung für Verbindlichkeiten Ihres Vorgängers.<br />
Direkt von Beginn an:<br />
Maßnahmen zur Existenzsicherung!<br />
� Nie aufhören zu lernen!<br />
Auch wenn Sie Ihren <strong>Betrieb</strong> gegrün<strong>de</strong>t haben, ist ihre „Ausbildungszeit“ nicht<br />
abgeschlossen; Sie müssen sich regelmäßig weiterbil<strong><strong>de</strong>n</strong> und ihre Kompetenzen<br />
stärken. Dies ist nicht nur im technischen Bereich, son<strong>de</strong>rn auch im kaufmännischen,<br />
betriebswirtschaftlichen Bereich o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r sogenannte „sozialen“ Kompetenz<br />
im Umgang mit Kun<strong><strong>de</strong>n</strong> und Mitarbeitern wichtig, um auf <strong>de</strong>m neuesten<br />
Stand zu bleiben. Nur so können Sie sich weiterentwickeln und vermei<strong><strong>de</strong>n</strong> es, mit<br />
<strong>de</strong>r Zeit betriebsblind zu wer<strong><strong>de</strong>n</strong>.<br />
� Nie die Entwicklung <strong>de</strong>s <strong>Betrieb</strong>es aus <strong><strong>de</strong>n</strong> Augen verlieren!<br />
Auch nach <strong>de</strong>r Gründung das <strong>Betrieb</strong>sgeschehen ständig analysieren.<br />
� Kalkulieren Sie Ihre Aufträge von Beginn an nach und verän<strong>de</strong>rn Sie bei Bedarf<br />
ihre Angebotspolitik!<br />
� Überprüfen Sie regelmäßig ihren Stun<strong><strong>de</strong>n</strong>verrechnungssatz!<br />
� Achten Sie auf ihre monatlichen Auswertungen <strong>wie</strong> die BWA <strong>–</strong> besprechen<br />
Sie mit Ihrem Steuerberater <strong>de</strong>ren Aufbau, damit diese aussagekräftig ist<br />
(halbfertige Arbeiten und Warenbestän<strong>de</strong> buchen, Berücksichtigung <strong>de</strong>r Abschreibung,<br />
Abgrenzung von jährlichen Zahlungen etc.).<br />
� Überprüfen Sie regelmäßig die Rentabilität ihres <strong>Betrieb</strong>es und vergleichen<br />
Sie die erreichten Werte mit <strong><strong>de</strong>n</strong> Planzahlen (Ziele erreicht?)!<br />
� Führen Sie ein For<strong>de</strong>rungsmanagement ein!<br />
� Planen Sie ihre Liquidität und reagieren Sie rechtzeitig auf Engpässe!<br />
� Permanent das Umfeld beobachten!<br />
Egal ob Kun<strong><strong>de</strong>n</strong>, Mitarbeiter o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Partner <strong>wie</strong> Lieferanten und Banken,<br />
achten Sie auf <strong>de</strong>ren Verhalten, pflegen Sie bestehen<strong>de</strong> Kontakte und stellen Sie<br />
sich verän<strong>de</strong>rten Marktbedingungen! Nur so bleiben Sie „überlebensfähig“.
Für Ihre Notizen:<br />
6. Der Existenzgründungsfahrplan 39
40 6. Der Existenzgründungsfahrplan