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2013 - Dresdner Kreuzchor

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sopranistin adele stolte erinnert sichMartin Flämig[1913 – 1998]kreuzkantor von 1971 bis 1991Foto von Martin Flämig und deutet auf das, was sie meint:„In ihm steckte so viel Kraft und Unerbittlichkeit, das könnenSie schon auf dem Bild sehen.“Dennoch riet sie dem Ministerialen zu. „Mir war wichtig,dass so ein Mensch an diese Stelle kommt, einer, der auchParoli bieten kann. Und das hat er bestimmt auch getan,auf seine ruhige Art. Was genau, weiß ich nicht. Mir warnur wichtig, dass wir schön gemeinsam Musik machenkonnten. Und die Zukunft hat ja auch gezeigt, wie gut ermit Knabenstimmen umgehen konnte.“ Das letzte Worthatte die Sopranistin sicher nicht, aber ihre Stimme wurdegehört. „Einen gleichwertigen Ersatz gab es zu der Zeit auchin der DDR nicht.“ Martin Flämig, aus dem Erzgebirge gebürtig,war noch in den Fünfziger Jahren in der Schweizmehrere Verpflichtungen eingegangen und hatte zweiPässe, mit denen er über die ab 1961 geschlossenen Grenzenfahren konnte. Flämig war in der Welt herumgekommen,hatte zu der Zeit schon viele auswärtige Engagements,aber immer ein Bein im Osten. Und er deckte ab,was nötig ist: eine Führungspersönlichkeit mit gutenkünstlerischen Vorstellungen. „Wer einen Chor leitet, leitetauch Menschen, muss ein guter Psychologe sein.“ Unddas war er, das weiß Adele Stolte bis heute aus eigenerErfahrung. Also übernahm Martin Flämig das Amt undsetzte sie auch in der Kreuzkirche ein, bis sie nach einemmissglückten Ausflug ins Opernfach eine Zeit lang nichtsingen konnte und in ein tiefes Loch fiel: „Er hat michwieder herausgeholt.“Was aber war Martin Flämig für ein Mensch? LangesNachdenken, Teetasserühren. „Er konnte so lächeln, dassman singen konnte, und war dennoch wie ein Dämon.“Wieder ein Innehalten mit einem Glitzern in den Augen.„Er konnte einen greifen. Auf der anderen Seite ganz zart.Wir mussten nicht viel reden, wir haben uns blind verstanden.Anders als mit Masur, mit dem ich heute noch befreundetbin. Der hat mich getragen. Flämig hat mich indie Musik hineingesogen.“ Er sei, schwärmt Stolte, einsensibler Mensch mit großem Leistungswillen gewesen.„Der Anspruch an sich selbst war bei ihm sehr hoch. Undfür mich mündete das in den nächtlichen Autofahrten,wenn er abends nach dem Konzert eine Tablette einwarfund noch mit seinem Volkswagen durch die Nacht nachZürich fuhr. Das werde ich nie vergessen.“Das Wandeln zwischen den Welten wurde dem Kreuzkantorvon manchem geneidet. Auch Adele Stolte fiel dasReisen politisch bedingt nicht so leicht, aber weil sie sogut war, wurde ihr als Devisenbringer desöfteren die Ausreisegenehmigt. In der Schweiz hatte Flämig alle Möglichkeiten,dirigierte viel, und seine beste Sopranistin sang.Manchmal durfte sie auch mit in sein Haus im Berner

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