LÄNGENFELDER GEMEINDEBOTE - Längenfeld - Land Tirol
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- Kultur - Der <strong>Längenfeld</strong>er Gemeindebote<br />
10<br />
Ötztaler Mundart in das<br />
UNESCO-Kulturerbe aufgenommen<br />
Liste für „Immaterielles Kulturerbe in Österreich“ um zwölf<br />
Einreichungen mit lokalen Traditionen und Ritualen erweitert.<br />
In die nationale Liste des immateriellen Kulturerbes sind<br />
nun 12 neue Traditionen aufgenommen worden. Die Nationalagentur<br />
für das immaterielle Kulturerbe/Österreichische<br />
UNESCO Kommission lädt gemeinsam mit Pro Vita Alpina,<br />
der Marktgemeinde Telfs und dem Fasnacht- und Heimatmuseum<br />
Telfs zur Präsentation der neu aufgenommenen<br />
Traditionen in das Nationale Verzeichnis des immateriellen<br />
Kulturerbes. Am Montag, den 29. November 2010 wurden<br />
im Noaflhaus in Telfs die Urkunden von Ministerialrat Mag.<br />
Norbert Riedl vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst<br />
und Kultur und Kulturlandesrätin Mag. Dr. Beate Palfrader<br />
an die Vertreter der aufgenommenen Traditionen überreicht.<br />
Der Festakt, an dem zahlreiche VertreterInnen aus ganz<br />
Österreich anwesend waren und ihre Traditionen vorstellten,<br />
wurde von der Gruppe TyRoll musikalisch umrahmt.<br />
TyRoll haben auch einige Lieder im Ötztaler Dialekt gesungen.<br />
Im Anschluss gab es die Möglichkeit für alle teilnehmerInnen<br />
am Festakt das Telfer Fasnacht- und Heimatmuseum<br />
zu besichtigen.<br />
Die Ötztaler Mundart ist wahrscheinlich nur wenigen Menschen<br />
außerhalb <strong>Tirol</strong>s geläufig, das Telfer Schleicherlaufen,<br />
das alle fünf Jahre stattfindet, ist seit dem Mittelalter<br />
bis heute aktiv von der Bevölkerung gelebter Brauch. Gemeinsam<br />
mit zehn weiteren lokalen Traditionen wurden die<br />
<strong>Tirol</strong>er Überlieferungen nun nationales UNESCO-Kulturerbe.<br />
Daneben finden sich etwa die Wiener Bälle, das Wiener<br />
Dudeln, das Salzburger Festschützenwesen oder der<br />
Vorarlberger Funkensonntag.<br />
Zum immateriellen Kulturerbe zählen Praktiken, Darstellungen,<br />
Ausdrucksformen, Wissen und Fertigkeiten, die<br />
Gemeinschaften, Gruppen und gegebenenfalls Einzelpersonen<br />
als Bestandteil ihres Kulturerbes verstehen. Gleichzeitig<br />
erfasst dieser Begriff auch die Instrumente, Objekte<br />
und kulturellen Räume, die mit dem jeweiligen immateriellen<br />
Kulturerbe in Zusammenhang stehen.<br />
Das Verzeichnis mache sichtbar, „wie vielfältig in einzelnen<br />
Regionen Kultur gelebt wird“, betont die Leiterin der Nationalagentur<br />
für das Immaterielle Kulturerbe, Maria Walcher.<br />
So wurden diesmal etwa das Samsontragen im Lungau<br />
und im Bezirk Murau, die Heiligenbluter Sternsinger oder<br />
der traditionelle Ebenseer Glöckerlauf berücksichtigt. Viele<br />
Traditionen gäbe es in anderen Regionen natürlich in ähnlicher<br />
Form, betonte Walcher und verwies auf einen Unterschied<br />
zum materiellen Kulturerbe: „Kreative Veränderung<br />
ist notwendig und selbstverständlich.“ Die Schutzmaßnahmen<br />
dürften deshalb nicht aus reinen Konservierungsversuchen<br />
bestehen, sondern „einem bewussten Erhalten die-<br />
ser Traditionen für die nächsten Generationen.“<br />
Was heute als kulturelles Erbe diskutiert wird, besteht<br />
also nicht vorwiegend aus nostalgischer Erinnerung und<br />
ausgemusterter Tradition. Es umfasst vielmehr lebendige<br />
Bräuche, Rituale und Feste – somit die Symbole kultureller<br />
Identität. Das schließt auch Techniken des Handwerks, des<br />
Ackerbaus, der Wein- und Gartenbaukultur, einheimische<br />
Heilmethoden und den Reichtum an Sprachen und Dialekten<br />
ein.<br />
Das alte Wissen im alltäglichen Umgang mit Natur und dem<br />
Universum zur Erhaltung und Nutzung der lokalen Ressourcen,<br />
also spezielle Kenntnisse und somit auch eine<br />
ästhetische und künstlerische Kompetenz, macht den besonderen<br />
Reiz einer Region aus. Diese als Kulturerbe verstandenen<br />
Praktiken sind attraktiv für den Tourismus und<br />
wichtig für die Menschen, die diese Traditionen leben. Sie<br />
stellen Tradition in einen innovativen Kontext und sie bieten<br />
Lösungsmechanismen für eine an Nachhaltigkeitskriterien<br />
orientierte Regionalentwicklung an.<br />
Die Ötztaler Mundart als „älteste Sprache Österreichs“ ist<br />
jetzt „immaterielles Kulturerbe“, offiziell anerkannt von der<br />
UNESCO, zugleich jahrhundertealt und heute noch lebendig,<br />
frisch und aktuell. Eingereicht und um eine Aufnahme<br />
angesucht haben der Ötztaler Heimatverein und das<br />
Ötztal Archiv. Dazu haben wir zwei Expertengutachten gebraucht<br />
und haben sie auch bekommen. Wir haben auch<br />
noch den Ötzi, mit Sölden die größte <strong>Land</strong>gemeinde der<br />
Alpen, die (dahinschmelzenden) größten Ferner der Ostalpen,<br />
die spektakulärsten Schaftriebe („Transhumanz“ )<br />
der Alpen und hintn dinnan die reichsten Touristiker, den<br />
Pfarrer Franz Senn als Alpenvereinsgründer und jetzt auch<br />
solche Ötztaler, die auf dem Aqua Dome – „O“ immer die<br />
zwei Punkte draufmalen, dass es wieder mit dem „Ö“ Ötztalerisch<br />
wird wie Möpet und oftr wöll keemen se schaugn.<br />
Vielleicht rettet uns die Mundart vor dem Totalverlust der<br />
Tal-Identität. Eppan wöll krooflen di Ommezzn, fliegn di<br />
Weschpezzn ummedumm, hupfn di Gammezzn (krabbeln<br />
die Ameisen, fliegen die Wespen, hüpfen die Gämsen) und<br />
gehen wir olle genont iibr di Meeneprugga alle miteinander<br />
über die Brücke auf den Stadl, vergessen nicht aufs<br />
Melken, genießen zu hohen Festtagen insre Kropfen, is<br />
Oongsaanate, insre Koppelan und keemen – eppan wöll?<br />
– gaaling in Himml auhn, soogn vrgalzgött und danken der<br />
Unesco mitsamt der Maria Walcher.<br />
Und jetzt sind wir dabei, die vom großen Dialektforscher<br />
Eberhard Kranzmayer erstellte größte wissenschaftliche<br />
Arbeit über den Dialekt einer Region und Talschaft, also<br />
über das Ötztalerische, 630 Seiten dick, in nächster Zeit<br />
zugänglich zu machen. Die vergleichsweise auch so alten<br />
Mundarten bzw. Sprachen in den sieben und dreizehn Gemeinden<br />
der italienischen Provinzen Vicenca und Verona<br />
sind inzwischen verklungen. Wir im Ötztal haben jetzt den<br />
ältesten bairischen Dialekt, die „älteste Sprache“ Österreichs.<br />
Deswegen ist es auch möglich gewesen, dass die