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Aus den kommunalen Senioren- vertretungen und -beiräten

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Finanzmarktkapitalismus kurzerhand<br />

ausgemustert <strong>und</strong> auf seine Pflicht<br />

zur eigenen Altersvorsorge verwiesen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der starken Zunahme<br />

diskontinuierlicher Erwerbsverläufe,<br />

Zeiten „abhängiger Selbstständigkeit“,<br />

von Ehescheidungen <strong>und</strong> zahlreicher<br />

Kürzungen im Sozialbereich<br />

dürfte sich die demografische Struktur<br />

der Armutspopulation schon bald<br />

wieder stärker in Richtung der Älteren<br />

verschieben. <strong>Aus</strong>drücklich genannt<br />

seien in diesem Zusammenhang:<br />

die Teilprivatisierung der Altersvorsorge<br />

<strong>und</strong> die Senkung des Rentenniveaus<br />

gemäß Altersvermögensergänzungsgesetz;<br />

die Einführung des<br />

sog. Riester-, „Nachhaltigkeits-“ <strong>und</strong><br />

des „Nachholfaktors“; Begrenzung<br />

<strong>und</strong> irrigerweise als „Nullr<strong>und</strong>e“ bezeichnete<br />

<strong>Aus</strong>setzung der jährlichen<br />

Rentenanpassung 2004; die wiederholte<br />

Verringerung der Beiträge<br />

zur Rentenversicherung, welche die<br />

B<strong>und</strong>esanstalt bzw. -agentur für Arbeit<br />

im Falle des Gr<strong>und</strong>sicherungsbezugs<br />

entrichtet; die schrittweise<br />

Anhebung des Rentenzugangsalters<br />

von 65 auf 67 Jahre nach dem RV-<br />

Altersgrenzenanpassungsgesetz <strong>und</strong><br />

dadurch künftig zu erwartende höhere<br />

Abschläge.<br />

Mit besonderer Härte trifft die Heraufsetzung<br />

des Rentenalters (unter)<br />

durchschnittlich Verdienende. Wer<br />

von <strong>den</strong> Betroffenen eine sog. Riester-Rente<br />

abgeschlossen hat, kann<br />

darauf nicht zurückgreifen, weil sie<br />

auf die Gr<strong>und</strong>sicherung im Alter<br />

voll angerechnet wird. Da es weder<br />

genügend Stellen für ältere Arbeitnehmer/innen<br />

noch Maßnahmen<br />

der Ges<strong>und</strong>heitsförderung <strong>und</strong> der<br />

beruflichen Weiterbildung gibt, die<br />

eine Annäherung des faktischen<br />

Renteneintrittsalters an die bisherige<br />

Regelaltersgrenze von 65 erlauben<br />

wür<strong>den</strong>, bedeutet die Rente mit 67<br />

deren Kürzung.<br />

Politik<br />

Armut im Alter<br />

Die sog. Hartz-Reformen haben nicht<br />

bloß die momentane Situation der<br />

Arbeitslosen verschlechtert, sondern<br />

auch die <strong>Aus</strong>gangslage der künftigen<br />

Rentnergenerationen durch<br />

Absenkung der Beiträge zur Gesetzlichen<br />

Rentenversicherung (GRV) in<br />

doppelter Hinsicht beeinträchtigt:<br />

Der für die Rente günstigere Arbeitslosengeldbezug<br />

wurde verkürzt<br />

<strong>und</strong> die Arbeitslosenhilfe durch das<br />

Arbeitslosengeld II ersetzt, wodurch<br />

ein (Langzeit-)Arbeitsloser bloß noch<br />

minimale Rentenanwartschaften erwirbt,<br />

die seine Monatsrente pro<br />

Jahr Hartz-IV-Bezug um gerade mal<br />

2,19 EUR erhöhen.<br />

Noch sieht zumindest die B<strong>und</strong>esregierung<br />

in der Altersarmut „kein<br />

aktuelles Problem“, wie ihr 3. Armuts-<br />

<strong>und</strong> Reichtumsbericht beschwichtigend<br />

erklärt: „Das Armutsrisiko<br />

Älterer hat trotz schwieriger<br />

wirtschaftlicher Rahmenbedingungen<br />

nicht zugenommen. Ende 2006<br />

bezogen nur 2,6 % der Frauen <strong>und</strong><br />

1,8 % der Männer <strong>und</strong> damit insgesamt<br />

2,3 % der Menschen im Alter<br />

ab 65 Jahren Gr<strong>und</strong>sicherung im<br />

Alter <strong>und</strong> bei Erwerbsminderung.<br />

Niedrige Alterseinkommen drohen<br />

jedoch bei Personengruppen, die<br />

längere Phasen selbständiger Tätigkeit<br />

mit geringem Einkommen,<br />

geringfügiger Beschäftigung, Arbeitslosigkeit<br />

oder familienbedingter<br />

Erwerbsunterbrechungen in ihren Erwerbsbiografien<br />

aufweisen.“ Verwiesen<br />

wurde an derselben Stelle auf<br />

die Notwendigkeit zusätzlicher, d.h.<br />

privater Altersvorsorge, wie sie die<br />

rot-grüne Koalition bei gleichzeitiger<br />

Kürzung der gesetzlichen Rente für<br />

alle in Gestalt der sog. Riester- <strong>und</strong><br />

der sog. Rürup-Rente mit staatlicher<br />

Unterstützung für wenige ermöglicht<br />

bzw. erleichtert hatte.<br />

An die Stelle der Infantilisierung<br />

dürfte künftig eine Seniorisierung<br />

-3-<br />

der Armut treten, zumal mittlere<br />

Jahrgänge, die gegenwärtig noch<br />

erwerbstätig sind, als „Generation<br />

im Übergang“ zur nachgelagerten<br />

Rentenbesteuerung durch das am<br />

1. Januar 2005 in Kraft getretene<br />

Alterseinkünftegesetz übermäßig belastet<br />

wer<strong>den</strong>. Nach dem <strong>Aus</strong>laufen<br />

der sog. 58er-Regelung, die dafür<br />

sorgte, dass ältere Langzeitarbeitslose<br />

dem Arbeitsmarkt nicht mehr<br />

zur Verfügung stehen mussten, um<br />

Transferleistungen beziehen zu können,<br />

wer<strong>den</strong> die Betroffenen mit 63<br />

Jahren zwangsverrentet, was ihre<br />

dürftigen Rentenansprüche weiter<br />

verringert. Für die genannte Ten<strong>den</strong>z<br />

zur „(Re-)Seniorisierung“ des<br />

Armutsproblems spricht auch, dass<br />

in der Diskussion über eine neuerliche<br />

Rentenreform radikalere Vorstellungen<br />

bezüglich der Privatisierung<br />

sozialer Risiken an Bo<strong>den</strong> gewinnen<br />

könnten, weil ihre Protagonisten<br />

nicht nur die Demografie als Mittel<br />

der Demagogie, sondern auch die<br />

Unterversorgung vieler Familien als<br />

geistige Waffe im sich zuspitzen<strong>den</strong><br />

gesellschaftlichen Verteilungskampf<br />

benutzen: So wird unter Hinweis<br />

auf die heute angeblich bestehende<br />

Generationenungerechtigkeit eine<br />

weitere Kürzung von Altersrenten<br />

verlangt, staatliche „Sparpolitik“ legitimiert<br />

sowie Kinderarmut im Sinne<br />

einer Spaltung der Armutspopulation<br />

in Jung <strong>und</strong> Alt instrumentalisiert.<br />

Eine Schlüsselgröße für die künftige<br />

Rentenhöhe ist die Bruttolohnsumme,<br />

nach der sich Arbeitnehmer- <strong>und</strong><br />

Arbeitgeberbeiträge zur gesetzlichen<br />

Rentenversicherung richten. Altersrenten<br />

dürften in ihrem Realwert wie<br />

in Relation zum allgemeinen Einkommensniveau<br />

weiter zurückbleiben,<br />

zumal CDU, CSU <strong>und</strong> SPD in<br />

der Großen Koalition beschlossen<br />

haben, die abgabenfreie Entgeltumwandlung<br />

als Dauerregelung beizubehalten.<br />

Die rot-grüne B<strong>und</strong>esre-

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