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Kulturbericht 2007: Bundesdenkmalamt

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Wolfdietrich Hassfurther sowie fünf Auktionen des Münzauktionshauses H. D. Rauch)<br />

wurden hinsichtlich eines möglichen Denkmalschutzes und, damit verbunden, einer Ausfuhrsperre<br />

bearbeitet. Ebenso wurden die angebotenen Kunstgegenstände auf zahlreichen<br />

Antiquitätenmessen und Verkaufsausstellungen begutachtet. Insgesamt konnten 16 Unterschutzstellungsverfahren<br />

eingeleitet bzw. durchgeführt werden. Einige Objekte wurden von<br />

öffentlichen österreichischen Sammlungen erworben. Viele der Verfahren sind noch nicht<br />

abgeschlossen. Unter DMS gestellt wurden unterschiedliche Gegenstände von der Barockzeit<br />

bis zur klassischen Moderne, vom Autograf bis zu einer oberösterreichischen Gerichtshand,<br />

vom Teilnachlass des Physikers und Nobelpreisträgers Erwin Schrödinger bis zu<br />

Skulpturen, Aquarellen und Ölgemälden.<br />

Abteilung für Bodendenkmale<br />

Im Berichtsjahr hatte die Abteilung ein überaus umfangreiches Arbeitspensum zu bewältigen,<br />

da die anhaltende rege Bautätigkeit 129 Rettungsgrabungen und 133 baubegleitende<br />

Untersuchungen erforderte. Die große Zahl und der Umfang der durch Eingriffe in den<br />

Boden ausgelösten Rettungsgrabungen, die Dokumentation der archäologischen Quellen<br />

vor ihrer endgültigen Zerstörung verdeutlichen den jährlichen Verlust an archäologischer<br />

Denkmalsubstanz. Nach wie vor sind durch den Ausbau der Infrastruktur (Bahn, Straße,<br />

Gas) und die Ausweitung von Materialabbauzonen, Industrie- und Gewerbegebieten<br />

zahlreiche Großgrabungen nötig. Die Verdichtung des Gasnetzes im Bereich Auersthal-<br />

Prottes-Gänserndorf durch die OMV erforderte eine Rettungsgrabung auf einer Fläche von<br />

6.000 m². Dabei wurden 228 Objekte einer mittelbronzezeitlichen und einer germanischen<br />

Siedlung dokumentiert. Hervorzuheben ist ein aus 40 Gefäßen bestehender Depotfund der<br />

mittleren Bronzezeit.<br />

Daneben ist ein sprunghafter Anstieg der Rettungsgrabungen durch die Verdichtung innerstädtischer<br />

Strukturen in den historischen Städten infolge der Bebauung von Freiflächen<br />

wie Höfen und Plätzen, den meist einzigen Flächen mit noch erhaltener archäologischer<br />

Substanz, zu registrieren. Die Untersuchungen in den Städten Enns, Feldkirch, Graz, Hartberg,<br />

Innsbruck, Klosterneuburg, Langenlois, Linz, Mautern, Salzburg, Traismauer und<br />

Wien haben neue Quellen zur Landesgeschichte erschlossen. Von Bedeutung sind die im<br />

Zusammenhang mit Restaurierungs- und Revitalisierungsmaßnahmen notwendigen archäologischen<br />

Untersuchungen in historischen Bauobjekten des Mittelalters und der Neuzeit, die<br />

neue, über die historische Überlieferung hinausgehende Erkenntnisse liefern. So war etwa<br />

im Zuge der Innenrestaurierung der Pfarrkirche in Schlitters (Tirol) eine archäologische<br />

Untersuchung nötig. Die Gründung der Pfarrkirche ist aufgrund der Erstnennung des Ortes<br />

im 10. Jh. und des Martinspatroziniums im Frühmittelalter anzunehmen. Fünf Bauperioden<br />

konnten bei der archäologischen Untersuchung nachgewiesen werden. Der älteste Kirchenbau<br />

mit halbrunder, eingezogener Apsis ist ins Frühmittelalter zu datieren.<br />

Grundlage und wesentliche Voraussetzung für die Überprüfung von Bauplanungen<br />

und Raumordnung auf ihre Denkmalverträglichkeit ist die systematische Erfassung aller<br />

archäologischen Denkmäler Österreichs. Derzeit sind 43.243 Fundplätze in 7.282 Katastralgemeinden<br />

(92 %) in der Fundstellendatenbank erfasst. Überaus arbeitsintensiv war<br />

die Behandlung von 3.551 Interventionsfällen, darunter die Erstellung von Gutachten zu<br />

Bebauungsvorhaben, Infrastrukturprojekten, Flächenwidmung und UVP-Verfahren. Neben<br />

Erhalt, Pflege und Erforschung des archäologischen Erbes gehört die Information über<br />

neueste Forschungsergebnisse zu den wichtigsten Aufgaben der archäologischen Denkmalpflege.<br />

Dementsprechend galt der Aufarbeitung und Publikation der bei den Rettungsgrabungen<br />

erschlossenen Quellen verstärktes Augenmerk. <strong>2007</strong> wurden 100 Projekte zur<br />

wissenschaftlichen Aufarbeitung auf interdisziplinärer Basis begonnen, fortgesetzt oder<br />

abgeschlossen. Bei zahlreichen Informationsveranstaltungen, Vorträgen, Führungen und<br />

Ausstellungen wurden Öffentlichkeit und Medien über die aktuelle Arbeit der archäologischen<br />

Denkmalpflege informiert. Das am Tag des Denkmals von der Abteilung an 21 Orten<br />

bundesweit gebotene Programm fand bei fast 6.000 BesucherInnen großen Anklang.<br />

Funde Reyersdorf<br />

Schlitters, Pfarrkirche<br />

<strong>Kulturbericht</strong> <strong>2007</strong><br />

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