Zum Download - Hochschule Magdeburg-Stendal
Zum Download - Hochschule Magdeburg-Stendal
Zum Download - Hochschule Magdeburg-Stendal
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Foto: Christoph Dangler, Illustration: Michael Jakobi<br />
Dezember 2012<br />
Master-Studierende am Fachbereich Bauwesen untersuchen Bauwerksdeformationen<br />
Terrestrisches Laserscanning: Die<br />
„schiefen“ Säulen des <strong>Magdeburg</strong>er Doms<br />
Foto links: Die Projektgruppe TLS ausgerüstet mit einem elektronischen Tachymeter, einem terrestrischen Laserscanner und vermessungstechnischem<br />
Zubehör. Abbildung rechts: Punktwolke des <strong>Magdeburg</strong>er Doms<br />
Wenn man als Student in einem Projekt<br />
arbeitet, sollen spezielle Aufgaben bearbeitet<br />
werden: Eine Recherche muss<br />
erfolgen, Präsentationen erstellt, Messungen<br />
vorgenommen und ausgewertet<br />
sowie Ergebnisse vorgestellt werden.<br />
Und wenn man sich dafür in das älteste<br />
gotische Bauwerk Deutschlands begeben<br />
kann, bekommt man ein eindrucksvolles<br />
Erlebnis gleich mitgeliefert.<br />
Für Christoph Dangler, Student im 2. Semester<br />
des Master-Studiengangs Tief- und<br />
Verkehrsbau, war die Arbeit im <strong>Magdeburg</strong>er<br />
Dom etwas Besonderes: „Da schlägt<br />
mein Bauingenieurherz gleich ein bisschen<br />
höher, das war eine der schönsten<br />
Erfahrungen in meinem Studium.“ Von<br />
Professor Tobias Scheffler und Michael<br />
Jakobi vom Fachbereich Bauwesen angesprochen,<br />
entschied sich nicht nur der<br />
27-Jährige für das Laserscanning-Projekt.<br />
Auch Mandy Poet, Jens Hoffmann, Martin<br />
Geyer und Ralf Knüpfer waren bei diesem<br />
Wahlpflichtfach der etwas besonderen Art<br />
dabei.<br />
Aber was ist eigentlich Laserscanning? Es<br />
handelt sich hierbei um eine moderne automatische<br />
Messtechnologie, bei der von<br />
mehreren Standpunkten aus mit einem<br />
fächerförmigen Laserstrahl Richtungen<br />
und Strecken zu einem Objekt gemessen<br />
werden. Durch die sich anschließende Koordinatenberechnung<br />
für jeden einzelnen<br />
Zielpunkt entsteht eine 1:1-Kopie der geometrischen<br />
Objektoberfläche.<br />
Die Aufgabe der Studierenden im Rahmen<br />
des Wahlpflichtfaches „Terrestrisches Laserscanning“<br />
(TLS) war es, mittels eines Laserscanners<br />
die Säulen im Hohen Chor des<br />
<strong>Magdeburg</strong>er Domes auf eine vermutete<br />
Schiefstellung hin zu überprüfen, da das<br />
Mittelschiff des Domes langsamer gebaut<br />
worden ist, als die beiden Seitenschiffe,<br />
was zu unterschiedlichen Kräfteeinflüssen<br />
führte. Darüber hinaus sind Bauwerksdeformationen<br />
durch Bodenerschütterungen<br />
infolge von Bombardierungen im Zweiten<br />
Weltkrieg zu erwarten.<br />
im Sommersemester 2012 führten die fünf<br />
Studierenden die praktischen Vermessungen<br />
im <strong>Magdeburg</strong>er Dom durch. Bevor<br />
der Laserscanner an seiner ersten Messposition<br />
stationiert werden konnte, mussten<br />
im Vorfeld Überlegungen zu Anzahl und<br />
Lage der erforderlichen Scanner-Standorte<br />
erfolgen. Ziel war es, das komplette Messobjekt<br />
vollständig in einer dreidimensionalen<br />
Punktwolke abzubilden. „Die jeweiligen<br />
Scannerpositionen mussten mithilfe<br />
des elektronischen Tachymeters in das zu<br />
Projektbeginn definierte Objekt-Koordinatensystem<br />
eingemessen werden“, erläutert<br />
Christoph Dangler die Vorgehensweise.<br />
„Hierfür wurde eine grobe Skizze des Objektgrundrisses<br />
mit den Standorten des Scanners<br />
und des Tachymeters angefertigt. Dann<br />
konnte der erste Scan durchgeführt werden.<br />
insgesamt kamen wir auf zehn Scannerpositionen,<br />
die uns eine nahezu lückenlose dreidimensionale<br />
Punktwolke des Messobjektes<br />
lieferten“, so der Student weiter.<br />
Nach einem Tag praktischer Vermessungsarbeiten<br />
waren die Studierenden in den<br />
folgenden Wochen mit der Auswertung des<br />
umfangreichen Datenmaterials beschäftigt.<br />
Unter Verwendung einer Spezialsoftware<br />
wurden die einzelnen Punktwolken der<br />
zehn Scannerpositionen zu einer einheitlichen<br />
dreidimensionalen Punktwolke zusammengesetzt.<br />
Aus dieser Punktwolke heraus<br />
konnten Daten in ein CAD-Programm<br />
exportiert werden, in der die Datenmodellierung<br />
stattfand. im Endergebnis führten<br />
die Auswertearbeiten der Studierenden<br />
zu Ansichten und Schnittdarstellungen<br />
des zu untersuchenden Dombereiches. in<br />
einem Abschlusskolloquium stellten die<br />
Studierenden das Gesamtprojekt vor und<br />
diskutierten kritisch Möglichkeiten und<br />
Grenzen des Messverfahrens und erarbeiteten<br />
Schlussfolgerungen für die zukünftige<br />
Durchführung vergleichbarer Projekte.<br />
Auch wenn die Genauigkeit, mit der die<br />
Schiefstellung der Säulen im <strong>Magdeburg</strong>er<br />
Dom ermittelt werden konnte, noch nicht<br />
allen praktischen Fragestellungen genügte,<br />
bleibt festzuhalten: Die Studierenden<br />
nutzten die Möglichkeit, an einem spannenden<br />
Objekt die Arbeit mit modernen<br />
geodätischen Messinstrumenten zu üben<br />
und sich mit spezieller Auswertesoftware<br />
zu beschäftigen. Und als kleine Belohnung<br />
konnten sie sogar Bereiche des Domes besichtigten,<br />
die für den normalen Besucher<br />
nicht zugänglich sind.<br />
PROF. DR. TOBiAS SCHEFFLER<br />
ViCTORiA GRiMM<br />
11