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PDF HWB-Journal Juli 2005 - h e n n i g s d o r f . d e

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Wohnen & Leben<strong>HWB</strong>-<strong>Journal</strong> • Seite 4 • Ausgabe <strong>Juli</strong> <strong>2005</strong> <strong>HWB</strong>-<strong>Journal</strong> • Seite 5 • Ausgabe <strong>Juli</strong> <strong>2005</strong>Wohnen & LebenSteinernes GedächtnisDavid versus Goliath. Diesebiblische Geschichte vomKampf ungleicher Kontrahentenhat die BildhauerinMarguerite Blume-Cárdenaszum Thema einer Skulpturgemacht, mit der die <strong>HWB</strong>die Erinnerung an dasSchicksal der Familie Cohnwach halten will.Man möchte meinen, Goliath schläft.Seine aus dem hellen Sandstein herausgearbeitetenGesichtszüge wirkenfriedlich. „Die Feinheiten fehlen noch“,erklärt Marguerite Blume-Cárdenas.Wenn sie mit ihrer Arbeit fertig ist,wird der besiegte Goliath Augen undMund voller Entsetzen aufreißen undDavid sich von dem abgeschlagenenHaupt des Bezwungenen abwenden.Wie die vollendete Skulptur aussehenwird, lassen Zeichnungen auf bräunlichemPackpapier und ein zirka 15 Zentimetergroßes Gipsmodell erahnen. Siesind entstanden, bevor die Künstlerinbegonnen hat, den rohen Sandsteinnoch im Steinbruch Reinhardtsdorf imElbsandsteingebirge zu behauen. Auseinem dort gebrochenen Quader, je 40Zentimeter breit und tief, 90 Zentimeterhoch und über 300 Kilogrammschwer, schält sie Schlag für Schlag diegroben Konturen von David und Goliathheraus. „Das geht ganz schön aufden Körper“, sagt die Bildhauerin. ZurMaschine greift sie aber trotzdemnicht. „Mit Schlägel und Meißel kannich mich vorsichtiger an den Stein unddie entstehende Form herantasten.“Für Marguerite Blume-Cárdenas ist derSandstein aus Reinhardtsdorf mehr alsein Rohstoff, der sich gut bearbeitenlässt. Seit mehr als drei Jahrzehntenarbeitet sie mit diesem körnig-sprödenMaterial, das sie als lebendiges, vollerÜberraschungen steckendes beschreibt.Millionen Jahre alte Muscheln undSchnecken verbergen sich im Innerndes Steins und treten erst bei dessenBearbeitung an die Oberfläche oder erverändert plötzlich seine Färbung,Schichtung und Härte.Für die Feinarbeiten hat Frau Blume-Cárdenas David und Goliath nicht inihr Atelier, sondern in ein Gewerbegebietam östlichen Stadtrand von Berlingebracht. Auf dem Betriebsgeländeeines Steinmetzes gibt sie mit wohldosierten Schlägen auf die unterschiedlichgeformten Meißel dem Sandsteinseine endgültige Form. In wenigenWochen wird die dann vollendeteSkulptur ihren Platz im neu gestaltetenInnenhof des Quartier D beziehen. David gegen Goliath –eine biblische GeschichteIsraeliten und Philister standen sich gegenüber.Aus den Reihen der Philistertrat ein Riese hervor – Goliath von Gat.Dieser forderte die Israeliten auf, einenihrer Männer zu schicken, der gegenihn kämpfen solle. Gewinne dieser, tretendie Philister in den Dienst der Israeliten.Siegt aber Goliath, so sollen dieIsraeliten ihre Knechte werden.Saul, König von Israel, versprach demjenigen,der Goliath bezwinge, Reichtumund seine Tochter. Einzig der jungeDavid fand den Mut, gegen den übermächtigenPhilister anzutreten. Nur miteiner Schleuder bewaffnet trat er Goliathentgegen und tötete ihn mit einemgezielten Schuss an die Stirn. Mit dessenSchwert schlug er ihm das Haupt abund brachte es nach Jerusalem.(nachzulesen in 1. Samuel 17)Die Mietersind daEin Quartierim Wandel… im Frühjahr 2003Die ersten Mieter haben sich mit ihren Umzugshelfernfür eine wohl verdiente Kaffee-Pause aufder Terrasse niedergelassen. Wirklich gemütlich,geschweige denn ruhig, ist es auf der Terrasseaber noch nicht. Ringsum haben Handwerkerund Gärtner noch alle Hände voll zu tun. Dieletzten Balkonbrüstungen müssen montiert unddie zukünftigen Grünanlagen erst noch in solcheverwandelt werden.Ende Juni, als die ersten Mieter des Quartier DMöbel und Umzugskisten in die neuen Wohnungenschleppen oder schleppen lassen, läuftfür die Bau- und Handwerksfirmen der Countdown.Letzte Handgriffe sind noch zu erledigen.Der versprochene Termin wurde aber eingehalten:Pünktlich zum 1. <strong>Juli</strong> haben alle Mieter ihrneues Zuhause im Quartier D bezogen. Undspätestens bis zur offiziellen Einweihung desQuartiers Anfang August werden dann mitSicherheit alle Umzugskisten ausgepackt sein,die Außenanlagen Form angenommen habenund der erste Rasen wird sprießen.… im Sommer 2004Quartier D im Sommer 2002Musik als LebenselixierAbschied und Ankunft. Erna Koeslingwohnt seit einigen Wochen im Quartier D.„Unser Schuldirektor hatte Geburtstag“,erinnert sich Erna Koesling, „undich hab das »Ännchen von Tharau« gesungen.“Der Direktor begleitete sie aufder Geige und die Mitschüler lauschtenihrem Gesang so gebannt, dass maneine Stecknadel hätte fallen hören können.Wie alt sie damals war, darankann Erna Koesling sich nicht mehrgenau erinnern.Wenn die heute 78-Jährige ihr LebenRevue passieren lässt, kommt sie oftauf das Thema Musik zu sprechen.Früh war dem Lehrer ihre schöne Stimmeaufgefallen. Schon in der drittenKlasse durfte sie im Schulchor singen.„Operettensängerin wollte ich werden“,lacht Erna Koesling heute über einenKindheitstraum, aber ihr Lehrer hat sieauf den Boden der Realität zurückgeholt.Operettensängerin, das passtenicht in die Zeit und zu den Verhältnissen,aus denen sie stammte.Ihr Vater verdiente wie viele Hennigsdorferden Lebensunterhalt der Familiebei der AEG. 1935 hat er für seine Frauund die beiden Töchter ein kleinesHaus in der Erzbergerstraße gebaut.Zwei Zimmer und Küche. „Wir warendie ersten hier“, erzählt Frau Koesling.Das Gebiet war gerade abgeholzt worden.An den feinen weichen Sand erinnertsie sich, der – wenn sie nicht aufpasste– die Münzen verschluckte, fürdie Erna eigentlich ein paar Zigarettenfür den Vater holen sollte. „Meine Kindheitin Hennigsdorf war sehr schön“,schwärmt Erna Koesling, „wir habenzu Hause oft gesungen und unser Vaterhat viel mit uns unternommen.“ ImSommer ist er mit seinen Töchtern indas Freibad an der Havel schwimmengegangen und im Winter hat er sie mitdem Schlitten gezogen. Aber schondamals war er krank. Erna Koeslingwar erst 14, als ihr Vater starb. SeinTod und das Ende der Schulzeit bedeutetenauch den Abschied von der sorgenfreienKindheit.In ihrem langen und arbeitsreichenBerufsleben fand Erna Koesling nichtoft Zeit für die Musik. Das änderte sicherst, als sie schon Rentnerin war. SeitJahren singt sie im Seniorenchor derVolkssolidarität und eine Elektroorgelhat sie sich zugelegt. Wie selbstverständlichspielt sie nicht nur Schubert,sondern auch Cat Stevens auf demInstrument. „Als ich noch jung und verliebtwar, habe ich Gedichte und Liedergeschrieben“, erzählt Erna Koesling.Als die Liebe dann zerbrach, hat siealles verbrannt. „Schade eigentlich.“Heute hilft ihr das Dichten ein wenigüber ihre Krankheit hinweg.In den schlaflosen Nächten zwischenden Chemotherapien-Behandlungengegen das Krebsleiden entstand dieHymne auf Hennigsdorf, die sie zurEinweihung des Quartier D mit einerFreundin vortragen will. „Ein paar Liedersind noch in Arbeit“, verrät ErnaKoesling. Wohl auch als Therapie gegenden Abschiedsschmerz: Ende Juniist sie in eine der Seniorenwohnungenim Quartier D gezogen. „Alle haben mirzugeredet“, erzählt Frau Koesling, ihreKrankheit, die Arbeit am Haus und dergroße Garten – Argumente gab es viele.Leicht fiel der Abschied vom Elternhausaber trotzdem nicht, sagt FrauKoesling. „Es hängen so viele Erinnerungenan dem Haus.“ … im Herbst 2004 … im Frühjahr <strong>2005</strong>Besuch uns malin Hennigsdorf!Besucht uns mal in Hennigsdorfunsre Stadt ist wunderschön,die Havel fließt vor unserm Ortund Angler kann man seh´n.Wir haben Kiefernwälderund feinen Märkersand.Ich würd´ zu Fuß nach Hause geh´n,wär´ ich im fremden Land.Meine Heimat muß ich wieder seh´n –sie liegt im Brandenburger Land.Der Bürgermeister unsrer Stadtein sehr aktiver Mann,bescheiden ist in seiner Art,doch was er alles kann!Die Gelder er verwaltetmit Klugheit und Verstand.Die Stadt hat er verschönert,sie zieht Besucher an –die Stadt hat sich vergrößert,es komme, wer da kann.Die Luft ist rein und sauberein Kurort könnt´ es sein,Arbeitsplätze könnt´ er bringenund Gelder kämen rein.Das Kurhaus könnte stehen,wo einst das Freibad stand,ein Märchenwald daneben –das wär´ doch allerhand,sie wären vom Wald umgeben,ein Kleinod in unserem Land.Ihr Hennigsdorfer Jugendsetzt diesen Gedanken um,unterstützt den Bürgermeisterbei seinem bewussten Tun.Neue Wege müsst ihr beschreitenund neue Wege gehn.Die Zukunft schreitet weiter,die Zeit – sie bleibt nicht steh´n,und künstlerisch begabte Bürger,könnten euch zur Seite stehn.Drum bleibet hier in unsrer Stadtund baut sie weiter ausund ziehet nicht an fremden Ortbaut hier euch euer Haus.Hier habt ihr alles was ihr brauchtdoch stets nach Neuem schaut,denn Hennigsdorf ist eine Stadt,die ihre Jugend braucht,den Hennigsdorf ist eine Stadt,die eine Zukunft hat!Besucht uns mal – in Hennigsdorf!Erna Koesling

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