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krieg - UNHCR

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DP/24654•2005Was birgt die Zukunftfür diese jungenserbischen Rückkehrer ?dert Bewohner, aber die Angreifer brannten135 Häuser von Serben in der ethnischgemischten Ortschaft nieder.Die Regierung baute die meisten derHauptgebäude rasch wieder auf. Nur einDrittel der Serben ist jedoch zurückgekehrt,und es herrscht ein instabiler Waffenstillstandzwischen ihnen und den Albanern.„Unsere Nachbarn halfen denAngreifern, unsere Häuser zu plündernund zu zerstören“, behauptet ein Bauer kategorisch,nachdem er zu seinem Anwesenzurückgekehrt war. Seine Familie istimmer noch so verängstigt, dass sie nachtsnicht in ihrem Haus bleibt. Sollten dieKFOR-Soldaten abziehen, „würde das Lebenfür uns sehr, sehr schwierig werden“,sagt der Bauer. Ein anderer sagt dagegenmit Nachdruck: „Ich gehe nie wieder vonhier fort, was auch geschehen mag.“In Mitrovica hatten griechische Truppenmehrere Jahre die orthodoxe Kathedraleim südlichen Stadtteil bewacht, indem überwiegend Albaner leben. Aberwährend der Unruhen im Jahr 2004brannte die Kirche völlig aus. Vier Jahrezuvor hatte Slobodanka Nojic, die Ehefraueines Priesters an der Bischofskirche,FLÜCHTLINGE gesagt: „Ich habe zuviel Angst, die Kirche zu verlassen. Wennwir versuchen würden, das Gelände ohneEskorte zu verlassen, würden wirentführt oder getötet. Wir würden mit Sicherheitnie mehr in dieses Haus zurückkehren.“Ihre Befürchtungen erwiesen sich alsbegründet. Heute sind alle Priester undihre Familien geflohen, und die Kirche istversperrt und verlassen.Um die Fortschritte bei der Reintegrationin einem anderen Teil des Kosovoeinzuschätzen, besuchte FLÜCHT-LINGE nach vier Jahren erneut die überwiegendvon Serben bewohnte EnklaveSlivovo, einen Bezirk mit acht Dörfern,der in seiner landschaftlichen Schönheitan kitschige Postkarten aus der Schweizerinnert.Im Gegensatz zu den meisten Bewohnern,die nach 1999 das Gebiet verlassenhaben, ist Miro Pavic auf seinem Bauernhofgeblieben. Er baut Weizen, Mais undObst an und hält ein paar Stück Vieh. Damalsbeschrieb er seine Existenz als „Lebenin einem vergoldeten Käfig. Wir sitzenhier inmitten unseres Gemüsesgefangen.“Slivovo war eines von nur etwa einemDutzend Gebieten, die zu der Zeit als sichergenug galten, um Flüchtlinge zurRückkehr zu ermutigen. In der Nähe stationierteschwedische Truppen solltendie Sicherheitslage zusätzlich stabilisieren.Pavic hatte ihre Präsenz als „absolutunverzichtbar“ bezeichnet und gesagt:„Ich kann mir nicht vorstellen, wie wirohne sie hier leben könnten.“Die Schweden sind mittlerweile abgezogen.Es hat keine Zwischenfälle gegeben,und Pavic arbeitet in einer nahe gelegenenStadt. Es sind jedoch nur ein paarDutzend Serben zurückgekehrt, und diemeisten misstrauen dem instabilen Frieden.Ein 75 Jahre alter Bauer sagt: „DasLeben im Dorf ist ruhig, und ich werdenie von hier fortgehen. Aber anderenortsDP/24869•2005entwickeln sich dieDinge nicht so gut.“Bei den Bemühungenzur Stabilisierungder Unruheprovinzwurdenseit 1999 wichtigeFortschritte erzielt;es muss jedochnoch wesentlichmehr erreicht werden.<strong>UNHCR</strong> hältbeispielsweise invielen Regionen dieLage noch für zuinstabil, um vertriebeneAngehörigevon Minderheitenaktiv undoffiziell zur Rückkehraufzufordern.In einem Berichtder angesehenenInternational CrisisGroup war zu lesen,dass die staatlichenInstitutionengestärkt werdenmüssen, weil andernfalls„das Kosovowahrscheinlichbald wiederDP/24533•2005instabil wird, wasalle Investitionen in Gefahr bringenwürde, die bisher für den Aufbau der Zukunfteines in Europa integrierten westlichenBalkans geleistet wurden“.Der entscheidende Punkt aller erfolgversprechendenBemühungen ist dieÜberwindung eines scheinbar unlösbarenDilemmas: Nach Jahren der ethnischmotivierten Schikanierung durch dieZentralregierung fordern die Albaner dievollständige Unabhängigkeit. Ein solchesErgebnis würde jedoch wahrscheinlichdie Rückkehr von vielen der heute nochvertriebenen früheren Bewohner verhindernund möglicherweise einen weiterenExodus zur Folge haben.Belgrad favorisiert dagegen eine Lösung,die ein Mitarbeiter einer humanitärenOrganisation mit den Worten „etwasmehr als eine Autonomie, aber nicht dievollständige Unabhängigkeit“ umschrieb– eine Formel, die viele Albaner vermutlichablehnen würden.Derzeit gibt es diesem Mitarbeiter zufolgenur zwei Szenarien für die Zukunft:„ein schlechtes und ein noch schlechteres“.!28 FLÜCHTLINGE NR. 3/2005

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