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Service-Tipp - Stadtwerke Potsdam

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Das Hauptgebäude der Unteroffizierschule 1902<br />

Vor der klaren klassizistischen Schaufassade<br />

an der Jägerallee befand sich der frei<br />

einsehbare Exerzierplatz der Einrichtung.<br />

Bereits zwischen 1841 und 1844 erarbeitete<br />

kein Geringerer als Ludwig Persius<br />

mehrere Entwürfe für einen Umbau des<br />

Gebäudes. Doch das vom König zuletzt<br />

genehmigte Projekt kam nicht zur Ausführung.<br />

Historischer Lageplan der Unteroffiziersschule<br />

1847 wurde die Schulabteilung vom<br />

Lehr-Infanterie-Bataillon getrennt und<br />

in ein selbständiges Bataillon umgewandelt.<br />

Dieses erhielt 1860 die Bezeichnung<br />

„Unteroffizierschule zu <strong>Potsdam</strong>“.<br />

Als 1861 die Unteroffizierschule Jülich<br />

aufgestellt wurde, kam der personelle<br />

Stamm von Offizieren, Unteroffizieren<br />

und Zöglingen von der <strong>Potsdam</strong>er Einrichtung.<br />

Diese Praxis setzte sich auch bei<br />

den Unteroffizierschulen von Biebrich,<br />

Weißenfels, Marienwerder und Treptow<br />

an der Rega fort, so dass die Unteroffizierschule<br />

<strong>Potsdam</strong> als Muttereinrichtung<br />

aller preußischen Unteroffizierschulen<br />

angesehen werden kann.<br />

Ursprungsplanungen kaum noch sichtbar<br />

Die personelle Stärke der Schule nahm<br />

deutlich zu. Deshalb erhielt das Hauptge-<br />

bäude 1865 einen Anbau,<br />

der das Gebäude um 40<br />

Meter nach Norden verlängerte.<br />

Diese Erweiterung<br />

überdehnte die zuvor ausgewogene<br />

Proportion des Baukörpers.<br />

Mit den Baumaßnahmen<br />

verbanden sich gravierende<br />

Eingriffe in die Fassadengestaltung.<br />

Ihr Mittelteil<br />

erfuhr in sich einige Veränderungen<br />

und wurde im<br />

Anbau praktisch wiederholt.<br />

1909/10 kam es zu weiteren<br />

Baumaßnahmen. Die Unteroffizierschule<br />

erhielt jetzt ein Wirtschaftsgebäude,<br />

ein Familienwohnhaus für sieben<br />

verheiratete Unteroffiziere, ein Gebäude<br />

für die Waffenmeisterei, einen Pferdestall<br />

und ein Exerzierhaus. In Zuge dieser Bauphase<br />

wurde abermals die Fassade des<br />

Hauptgebäudes verändert. „An Schinkels<br />

Einfluss erinnern an dem gesamten<br />

Bau“, so urteilte der Kenner der<br />

<strong>Potsdam</strong>er Baukunst Hans Kania<br />

19 9, „allein die dreigeteilten<br />

Fenster, die dorische Portalumrahmung<br />

und die dorischen Säulen<br />

im Innern.“<br />

Häufige Nutzerwechsel<br />

Ab 19 0 nutzte vorübergehend<br />

eine Höhere Schule der Sicherheitspolizei<br />

die vormalige Unteroffizierschule.<br />

Schon 19 1 ging die Kaserne<br />

an die Reichswehr über. Das<br />

9.Infanterie-Regiment brachte<br />

dort zwei Kompanien seines<br />

II.Bataillons unter. 19 5 wurde<br />

vor dem Gebäude auf dem früheren<br />

Exerzierplatz ein größeres Bronzedenkmal<br />

eingeweiht. Mit ihm sollte<br />

des 100.Gründungstages der Einrichtung<br />

und der im I.Weltkrieg gefallenen<br />

Absolventen aller preußischen Unteroffizier-<br />

und Unteroffiziervorschulen gedacht<br />

werden. Nach ihrem Standort auf dem<br />

Grundstück des früheren Jägerhofs sowie<br />

im Hinblick auf ihre Lage an der Jägerallee<br />

und in Nähe des Jägertores erhielt<br />

die vormalige Unteroffizierschule 19 8<br />

die Bezeichnung „Jägerkaserne“.<br />

Nach dem II. Weltkrieg war die Kaserne<br />

von der Roten Armee besetzt. Die <strong>Potsdam</strong>er<br />

Stadtverwaltung bereitete sich<br />

aber schon auf ihre Übernahme vor. Die<br />

Planungen aus dem Jahre 1947 sahen<br />

vor, die Liegenschaft künftig als Schulgebäude<br />

oder Krankenhaus zu verwenden.<br />

Bald erhoffte auch das Landesministe-<br />

1<br />

rium für Finanzen auf eine Freigabe des<br />

Komplexes durch die sowjetische Militärverwaltung.<br />

Dort sollten Diensträume für<br />

Landesbehörden eingerichtet werden.<br />

Aber die Besatzungsmacht zog sich nicht<br />

aus der Kaserne zurück. Bis 199 blieb<br />

das Gelände – bis auf gelegentlichen<br />

Zutritt zum „Russenmagazin“ – militärisches<br />

Sperrgebiet. Durch die weitgehende<br />

Abschottung der sowjetischen Truppen<br />

liegen leider keine zuverlässigen Hinweise<br />

auf die dort jahrzehntelang untergebrachten<br />

Truppen oder Stäbe vor. Vermutlich<br />

handelte es sich aber um eine<br />

militärische Postzentrale.<br />

Ein Landesjustizzentrum entsteht<br />

Nach jahrelangem Leerstand übernahm<br />

das brandenburgische Ministerium der<br />

Justiz die Liegenschaft. Nach ersten Sicherungsmaßnahmen<br />

setzten 004 aufwändige<br />

Sanierungsarbeiten ein und im Juni<br />

006 wurden dort die ersten Räume<br />

bezogen. Bis März 008 sollen die Bauarbeiten<br />

abgeschlossen werden. In das<br />

Areal werden rund 4 Millionen EUR investiert,<br />

um die vorhandene Bausubstanz zu<br />

sanieren und mit neuen Zubauten für ein<br />

Justizzentrum herzurichten. Im Juni 006<br />

bezog das Verfassungsgericht des Landes<br />

Brandenburg den bereits fertig gestellten<br />

früheren Kasinotrakt. Anfang 008<br />

werden auch die Staatsanwaltschaft, das<br />

Landgericht und Teile des Amtsgerichts<br />

nach dort umsiedeln. Die frühere Büchsenmacherei<br />

wird die Antragstelle des Amtsgerichts<br />

aufnehmen und das ehemalige<br />

Exerzierhaus ein Verwaltungsarchiv. Neu<br />

Schinkels Einfluss: dreiteilige Fenster<br />

hinzu kommen Tiefgarage und ein Schulungspavillon.<br />

Eine als Fachwerkkonstruktion<br />

aufgeführte Turnhalle wurde 005<br />

demontiert und in Neuruppin für das dortige<br />

Justizzentrum originalgetreu wieder<br />

aufgebaut.<br />

Dr. Rainer Lambrecht

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