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Die Grünen werden laut - E&W

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E&W 9A/08 HINTERGRUND 17<br />

RAZZIA AUF DER IFA<br />

Kräftemessen auf der<br />

Leistungsschau<br />

Zahlreichen Besuchern bot sich auf der IFA ein seltsames<br />

Schauspiel: Zoll und Polizei räumten bei einigen<br />

Ausstellern ab. <strong>Die</strong> italienische Sisvel soll die Anzeigen<br />

erstattet haben – aber nicht nur sie alleine.<br />

DIE DIESJÄHRIGE IFA erwies sich<br />

auch in einem anderen Punkt als<br />

rekordverdächtig: Es fand die bisher<br />

größte Razzia auf einer Berliner<br />

Messe statt: 189 Zollfahnder<br />

und 26 Polizisten haben insgesamt<br />

fünf Lkw-Ladungen an Waren beschlagnahmt.<br />

Dazu zählten 170<br />

Fernseher, 140 MP3-Player, 70<br />

DVD-Recorder und etwa 50<br />

Autoradios sowie die jeweiligen<br />

Flyer und Prospekte.<br />

Der Verdacht: Verstöße gegen das<br />

Patent- und Lizenzrecht sowie die<br />

unberechtigte Nutzung von Gebrauchsmustern<br />

– also das Abkupfern<br />

des Designs. Und in solchen<br />

Fällen dürfen die Waren auch<br />

nicht beworben <strong>werden</strong>, weshalb<br />

auch das Werbematerial beschlagnahmt<br />

<strong>werden</strong> musste.<br />

Auslöser für die Razzia waren 69<br />

<strong>Die</strong> Beamten hatten im wahrsten Sinne des Wortes<br />

alle Hände voll zu tun.<br />

Anzeigen, die bei der Berliner<br />

Staatsanwaltschaft eingelangt<br />

sind. Es wird vermutet, dass das<br />

italienische Patentmanagement-Unternehmen<br />

Sisvel die<br />

treibende Kraft war. Das<br />

Unternehmen vermarktet unter<br />

anderem Patente von Philips<br />

für das MP3-Format. Sisvel<br />

hingegen verweist darauf, dass<br />

auch andere Unternehmen<br />

Anzeigen erstattet haben dürften.<br />

So teilte das Sisvel mit, dass<br />

auf der IFA offensichtlich von<br />

mehreren Patentrechtsinhabern<br />

eine Beschlagnahmeolympiade<br />

ausgetragen werde.<br />

Großeinsatz<br />

Wobei die Beamten ihre Aufgabe<br />

durchaus ernst nahmen: Sie<br />

untersuchten etwa die Stände des<br />

türkischen Unternehmens<br />

Atmaca<br />

Elektronik San, des<br />

chinesischen TV-<br />

Herstellers Haier,<br />

der taiwanesischen<br />

Teco Electric &<br />

Machinery, der<br />

schwedischen Netlogic<br />

– und auch<br />

bei Hyundai wurden<br />

die Flachbildschirmeabmontiert.<br />

Nun muss in<br />

oft langwierigen<br />

Verfahren geklärt<br />

<strong>werden</strong>, in welchen<br />

Fällen die Beschlagnahmungenge-<br />

rechtfertigt waren.<br />

<strong>Die</strong> Antragsteller<br />

hätten die Geräte<br />

Mit 69 Anzeigen ausgerüstet, durchkämmte der Berliner Zoll die<br />

Ausstellungshallen der IFA.<br />

bereits an der Grenze abfangen<br />

lassen können, ginge es nur um<br />

den Schutz von Patentrechten<br />

und Lizenzen, merkt Moses Yen,<br />

Direktor des Taiwan External Development<br />

Council an. Statt dessen<br />

wurden die Geräte seiner<br />

Meinung nach öffentlichkeits-<br />

KURZ UND BÜNDIG:<br />

Razzien haben nicht nur auf der<br />

IFA sondern auch auf anderen<br />

Messen wie der Cebit Tradition.<br />

Sisvel gilt als treibende Kraft,<br />

wenn Verstöße vermutet <strong>werden</strong>.<br />

Bei Plagiaten ist die Entscheidung<br />

meist klar. Komplizierte Patent-<br />

und Lizenzabkommen sorgen<br />

für oft jahrelange Prozesse.<br />

wirksam auf der Messe einkassiert.<br />

Zudem sei zu viel beschlagnahmt<br />

worden.<br />

Gegenschlag geplant<br />

Was aber auch Yen eingestehen<br />

muss: Den Beamten fehle naturgemäß<br />

das nötige technische Wissen<br />

für diese schwierige Thematik.<br />

Yen stellte außerdem die Rute<br />

ins Fenster: Nächstes Jahr könnten<br />

die betroffenen Unternehmen ihrerseits<br />

Durchsuchungen und Beschlagnahmungen<br />

gegen Wettbewerber<br />

initiieren.<br />

Auch die Messeorganisatoren sparen<br />

nicht mit Kritik: Man hätte<br />

die Aktion sehr wohl auch am Tag<br />

vor der Publikumsöffnung durchführen<br />

können, sagt Messe-Sprecher<br />

Michael Hofer. ■■

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