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1. Rundbrief - Kath. Kirchengemeinde St. Marien Neunkirchen

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Ukraine:Malteser Hilfsdienst Iwano Frankiwsk<strong>1.</strong> <strong>Rundbrief</strong> von Maike SchmidtСлава ісусу Хрнсту,(Das ist eine Begrüßungsform in der Ukraine und bedeutet „Gelobt sei Jesus Christus“.)Anreise nach Iwano-FrankiwskUm 5 Uhr morgens sollte ich in Saarbrücken an meinem Bus sein. Begleitet wurde ich von meiner undzwei befreundeten Familien. Am Wochenende zuvor hatte es noch eineÜberraschungsabschiedsparty für mich gegeben und die Gemeinde verabschiedete mich imSonntagsgottesdienst. Nachdem der Bus losgefahren war, schlief ich erst einmal ein. Unterwegsstiegen noch viele Menschen zu, so auch ein Mann mit seinem Sohn. Gott sei Dank, denn im Bussprachen alle nur Ukrainisch. Als der Mann bemerkte, dass ich fast nichts verstand, übersetzte er fürmich. Als wir nach gut 25 <strong>St</strong>unden endlich in Lemberg ankamen, gab es Schwierigkeiten, da der Busweder am Busbahnhof, noch am Bahnhof hielt, sondern an einem Motel, welches 20 Taxi-Minutenvom Bahnhof entfernt lag. Was für ein Glück, dass der Mann mit seinem Sohn auch zum Bahnhofmusste. Der Mann fuhr mit unserem Gepäck vor, und der Sohn und ich kamen nach. Der Mann setztemich auch noch in den Zug nach Iwano. Dort angekommen, holten mich Judith und Ira ab. Wir fuhrenin die Mateka, mein neues zu Hause für die nächsten 13 Monate. Mein Chef und Lesja (eineMitarbeiterin) waren im Urlaub. So machte mich Judith mit vielen Leuten und den Gegebenheitenbekannt.Ein Rückschlag – zurück nach DeutschlandAlles lief gut, bis ein Anruf von der Botschaft kam, ich müsse ausreisen und mir ein anderes Visumbesorgen. Das war ein Schock für mich. Zu Hause erst verabschiedet und hier begrüßt und dannwieder nach Hause. Naja, es musste so sein. Nach knapp zwei Wochen zu Hause und Besuchen aufdem Konsulat in Frankfurt konnte ich wieder in die Ukraine reisen.Endlich angekommen!Nach meiner zweiten Ankunft in der Ukraine lernte ich auch die anderen aus dem Büro kennen. DieMalteser treffen sich sonntags regelmäßig und unternehmen gemeinsam etwas. So war ich schon aufeinem Käsefest: Überall gab es Käse und Trachten zu kaufen, es war sehr schön – fast alle Besuchertrugen ihre Tracht - und sehr laut. Anschließend fuhren wir zum Mittelpunkt Europas, um zu grillen.Doch der Grillplatz war belegt. So fuhren wir wieder in Richtung Iwano und schlugen unterwegs beieiner Rast am Wegesrand unseren Grill auf, breiteten Decken aus, grillten, sangen und tranken. Daswar ein sehr schöner Tag.Leben auf dem DorfAuch verbrachte ich schon drei Tage bei Lilia und ihren Eltern auf dem Dorf und half, Kartoffeln zuernten und Mais zu brechen. Obwohl ich die Arbeit nur „ausprobierte“, war es sehr anstrengend.Kaum vorstellbar, ein Leben lang so schwer arbeiten zu müssen. Die viele und schwere Arbeit, siesteht den Menschen ins Gesicht geschrieben. Die Gesichter sind alt und verfallen. Aber diese


Menschen sind so herzlich und fröhlich, obwohl sie doch so müde und kaputt sein müssen – für michkaum vorstellbar. Es war interessant, das einfache Leben auszuprobieren, harte körperliche Arbeitunter einfachsten Umständen zu erledigen. Alles in Handarbeit. Die Kartoffeln werden nicht mitMaschinen, sondern mit den Händen geerntet. Und wenn man das Feld dann einmal geschafft ist,kommt das liebe Pferd mit seinem Pflug und alles geht wieder von vorne los. Neben derKartoffelernte geht das normale Leben weiter, muss sich um Haushalt und Tiere gekümmert werdenund die übrige Ernte muss ebenfalls eingebracht werden.An einem Abend musste ich früher aufhören, da es stark regnete. Alle anderen mussten jedochweiterarbeiten. Sie konnten nicht einfach aufhören, sich hinsetzen und ausruhen, egal ob sie krankwürden oder bereits krank waren, alle halfen mit. Auch die Tante von Lilia. Sie ist alt und humpeltsehr stark, das eine Bein ist mind. 15 Zentimeter kürzer als das andere. Sie hat Schmerzen beimGehen, <strong>St</strong>ehen und Knien, aber sie half mit. Ich fand, die Kartoffeln und das Gemüse schmeckten vielbesser.Fließend Wasser gab es auch. Allerdings musste man dafür hinaus auf den Hof gehen und ein wenigdie Pumpe des Brunnens betätigen. Die Toilette befand sich auch außerhalb des Hauses, was ja nochgeht, solange es nicht kalt ist. Es ist so, als sei auf dem Dorf das 2<strong>1.</strong> Jahrhundert nicht angekommen,


die Pferde und Karren dienen als Transportmittel. Fußballfelder sind einfache Rasenstücke mit drei<strong>St</strong>angen als Tor. Alles ist veraltet und erinnerte mich ein bisschen an das Armenviertel im Film „Derkleine Lord“, in dem die Pächter des Lords wohnen. Es war aber eine Erfahrung, die ich nicht missenmöchte. Es war sehr schön zu erleben, dass Nachbarschaft, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft nochzählen, dass man sich gegenseitig hilft und respektiert und nicht jeder nur an seinen Vorteil denktund versucht, immer noch mehr zu bekommen.Büro und SpracheIm Büro gibt es jetzt langsam etwas zu tun für mich. Kleinere Sachen kann ich jetzt schon selbsterledigen. Mit Igor habe ich regelmäßig Sprachunterricht. Jetzt muss ich mich nur noch trauen, mehrzu sprechen. Aber das kommt noch.In den KarpatenAn einem Wochenende waren wir mit neun Maltesern zum Arbeitseinsatz in den Karpaten. Dort lebteine Rollstuhlfahrerin. Wir haben für sie einen Weg vom Haus zur <strong>St</strong>raße mit <strong>St</strong>einen gepflastert.Dazu mussten wir das Unkraut und die Erde umgraben, <strong>St</strong>eine entsorgen, die <strong>St</strong>recke begradigen unddann die <strong>St</strong>eine legen.Das war sehr anstrengend und wir mussten früher aufhören, da uns die <strong>St</strong>eine ausgingen.Zwischendurch gab es immer Essen und Горіолка (Wodka) zu trinken. Man muss immer mittrinken,da es jetzt kalt wird und damit man nicht krank wird. Außerdem soll man viel Knoblauch und vieleZwiebeln essen. Hier wird mehr Wert auf Gemeinschaft gelegt als in Deutschland. Man nimmt sichZeit für die Menschen und ist gerne zusammen.Ansonsten ist hier bei mir alles super. Der Winter kommt, das merkt man. Aber ich freu mich darauf.Man kann dann noch mehr essen und trinken und dies alles einfach auf die Gesundheit schieben. Ichhoffe, dass es allen Zuhausegebliebenen gut geht.Bis baldMaike

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