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206 5.2 Drüsen des Verdauungstraktes

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<strong>206</strong><br />

5 Verdauungstrakt<br />

<strong>5.2</strong> <strong>Drüsen</strong> <strong>des</strong> <strong>Verdauungstraktes</strong><br />

<strong>5.2</strong>.1 Leber<br />

Die Leber, Hepar, ist die größte Drüse in unserem<br />

Körper. Bei Erwachsenen macht sie 2% <strong>des</strong> Körpergewichts<br />

aus, bei Kindern 5%. Bei Kindern ist die Leber<br />

also relativ groß, wodurch sie größtenteils die<br />

Form <strong>des</strong> Bauches bestimmt.<br />

Die Leber liegt rechts im Oberbauch. Der größte<br />

Teil der Leber wird ventral durch den Rippenbogen<br />

geschützt. Dorsal wird die Leber vollständig von<br />

den Rippen geschützt (Abb. 5.30). Sie ist von einer<br />

Bindegewebekapsel umgeben, der sog. Glisson-<br />

Kapsel.<br />

Aufgrund der Schwerkraft liegt die Leber im Stehen<br />

weiter kaudal als in Rückenlage. Auch beim Einatmen<br />

verschiebt sich die Leber durch die Bewegung<br />

<strong>des</strong> Diaphragmas, das über das Lig. falciforme<br />

mit der Leber verbunden ist, kaudalwärts.<br />

Eine Vergrößerung der Leber findet im Allgemeinen<br />

in kaudale Richtung statt, wobei sie dann unter<br />

dem rechten Rippenbogen deutlich palpabel ist. Eine<br />

Vergrößerung der rechten Lunge kann auch zu<br />

einer Kaudalverschiebung der Leber führen.<br />

Durchblutung<br />

Die Blutversorgung der Leber ist kompliziert, da<br />

diese aus 2 verschiedenen Systemen besteht: dem<br />

Pfortadersystem, woraus die Leber 75% ihres Blutes<br />

Herz Lungen<br />

Lunge<br />

Milz<br />

Diaphragma<br />

Leber<br />

Gallenblase<br />

Kolon<br />

Leber<br />

Nieren<br />

Kolon<br />

ventral dorsal lateral<br />

Abb. 5.30 Lage der Leber gegenüber den umliegenden Strukturen (nach Netter).<br />

erhält, sowie dem arteriellen System, aus dem der<br />

Rest (25%) stammt. Diese Kombination macht die<br />

Leber zu einem besonderen Organ, das von einer<br />

großen Blutmenge durchströmt wird, mit sehr<br />

niedrigem Initialdruck und großem internen Blutvolumen<br />

(15% <strong>des</strong> Gesamtblutvolumens).<br />

Die stark entwickelte Mikrozirkulation bildet zusammen<br />

mit den vorgenannten Systemen eine sehr<br />

gute Basis für den intensiven Austausch zwischen<br />

Blut und Leber-Parenchymzellen.<br />

Pfortadersystem<br />

Die im Darm resorbierten Stoffe werden ins Blut<br />

aufgenommen und zur V. portae abgeführt, die diese<br />

Stoffe dann zur Leber abgibt. Die V. portae geht<br />

auf Höhe <strong>des</strong> Hilus in die Leber über. Dort angelangt,<br />

verteilt die V. portae ihr Blut über ein lobuläres<br />

Bett von Sinusoiden, in dem das Blut dann entlang<br />

der Parenchymzellen strömt, um sich in der V.<br />

centralis wieder zu vereinen. Über die V. sublobularis<br />

entstehen hieraus schließlich die zwei Vv. hepaticae,<br />

die in die V. cava münden (Abb. 5.33).<br />

Weil zwei hintereinander geschaltete Kapillar-<br />

Netzwerke vorhanden sind (nämlich eines in der<br />

Darmwand und eines in der Leber), spricht man von<br />

einem Pfortadersystem, wie auch in der Hypophyse<br />

und der Nebenniere.<br />

Die Leber hat kein deutliches Lymphsystem, produziert<br />

aber große Mengen Lymphe. Es ist noch<br />

nicht geklärt, wie diese gebildet wird.<br />

van den Berg, Angewandte Physiologie, Band 2: Organsysteme verstehen und beeinflussen (ISBN 3131170824), � 2005 Georg Thieme Verlag KG


Arterielles System<br />

Die vom Truncus coeliacus abgehende A. hepatica<br />

gelangt über den Hilus in die Leber und verzweigt<br />

sich in interlobäre Arterien und intralobuläre Arteriolen,<br />

die nach dem Kapillarbett das Blut zu den Aa.<br />

hepaticae abführen.<br />

Aufbau der Leber<br />

Funktionell wird die Leber in zwei Leberlappen Lobus<br />

dexter und Lobus sinister unterteilt: Anatomisch<br />

gesehen, enthält die Leber noch zwei andere Lappen,<br />

Lobus caudatus und Lobus quadratus, die funktionell<br />

zum Lobus sinister gerechnet werden<br />

(Abb. 5.31).<br />

Die zwei funktionellen Leberabschnitte verfügen<br />

über eine eigene arterielle und venöse Blutversorgung<br />

und ihre eigene Gallenableitungen, die sich<br />

außerhalb der Leber vereinigen.<br />

Das Lebergewebe kann in klassische Lobuli eingeteilt<br />

werden. Kleine Verzweigungen – sowohl der<br />

V. portae als auch der A. hepatica – münden in die<br />

Sinusoiden der Leberlappen. Das Blut sammelt sich<br />

in den zentralen lobulären Venen. Das Blut wird aus<br />

der Leber über die V. hepatica abgeführt, die kurz<br />

unter dem Diaphragma in die V. cava inferior mündet.<br />

Ventralansicht Diaphragma<br />

(hochgezogen)<br />

Kaudalansicht<br />

Lobus dexter<br />

Gallenblase<br />

Lig. falciforme<br />

V. portae<br />

Lobus caudatus<br />

Lobus sinister<br />

A. hepatica<br />

Ductus hepaticus<br />

communis<br />

Ductus<br />

choledochus<br />

Abb. 5.31 Anatomischer Aufbau der Leber (nach Netter).<br />

Lobus<br />

quadratus<br />

<strong>Drüsen</strong> <strong>des</strong> <strong>Verdauungstraktes</strong><br />

Zwischen den Leberzellen entspringen die Gallenkanälchen,<br />

die sich zu größeren Gallenkapillaren<br />

zusammenschließen (Abb. 5.32a).<br />

An den Winkelpunkten <strong>des</strong> Schnitts eines Leberlappens<br />

findet man die Kiernan-Dreiecke, auch periportale<br />

Dreiecke genannt. Hierin befindet sich eine<br />

kleine Abzweigung der A. hepatica, V. portae, ein<br />

Gallengang und eine Abzweigung <strong>des</strong> N. vagus. Zuweilen<br />

ist hier auch ein kleines Lymphgefäß zu finden<br />

(Abb. 5.32a).<br />

Die Parenchymzellen sind mehr oder weniger radial<br />

rund um die zentrale Vene angeordnet, wohin<br />

die Sinosoiden konvergieren. Zwischen den Parenchymzellen<br />

befindet sich ein System interzellulärer<br />

Räume, die Gallenkapillaren, die vollständig vom<br />

Blut abgeschlossen sind.<br />

Außer Endothelzellen befinden sich in und um<br />

die Wand der Sinusoide noch verschiedene andere<br />

Zellen:<br />

– Kupfferzellen mit einer stark phagozytierenden<br />

Funktion.<br />

– Pitzellen richten sich gegen maligne Zellen, wie<br />

Kolon-Karzinomzellen, die durch portales Blut<br />

herangeführt werden und sich in der Leber zu<br />

Metastasen entwickeln können. Pitzellen können<br />

sich unter Einwirkung bestimmter Mediatoren<br />

vermehren, sind jedoch normalerweise von<br />

der Zufuhr aus dem Blut abhängig. Sie stammen<br />

wahrscheinlich aus dem Knochenmark.<br />

V. cava<br />

inferior<br />

Gallenblase<br />

Area<br />

nuda<br />

Ductus<br />

cysticus<br />

Porta<br />

hepatica<br />

van den Berg, Angewandte Physiologie, Band 2: Organsysteme verstehen und beeinflussen (ISBN 3131170824), � 2005 Georg Thieme Verlag KG<br />

7<br />

207


208<br />

5 Verdauungstrakt<br />

Kiernan-Dreieck<br />

V. centralis<br />

a b<br />

2<br />

1<br />

3<br />

Gallengang V. portae A. hepatica<br />

– Depotfettzellen (Fettspeicherzellen) verfügen<br />

über große Fetttropfen im Zytoplasma, worin das<br />

fettlösliche Vitamin A gespeichert ist. Außerdem<br />

synthetisieren sie Kollagenfasern.<br />

Klinik: Leberfibrose<br />

Bei der Leberfibrose sammeln sich in der Leber sich<br />

große Mengen von Kollagen an, die durch aktivierte<br />

Fettspeicherzellen gebildet werden. Hierdurch<br />

geht die Leberfunktion zurück. Dies manifestiert<br />

sich klinisch zunächst in Müdigkeit, Juckreiz, Übelkeit<br />

und Gelenkschmerzen. Die Fibrose kann später<br />

in eine Zirrhose übergehen.<br />

Neben dem klassischen Lobulus wird gegenwärtig<br />

mit dem Leberazinus als funktioneller Einheit der<br />

Leber gearbeitet (Abb. 5.32 b). Diese Einheit wird<br />

von den zuführenden Gefäßen zwischen zwei<br />

Pfortadergefäßen bestimmt, sodass ein Azinus jeweils<br />

einen Teil zweier benachbarter Lobuli umfasst.<br />

Die Azini haben dadurch eine mehr oder weniger<br />

ovale Form.<br />

Ein Azinus ist das Versorgungsgebiet einer Endstrecke<br />

der V. portae, die sich über zwei aneinandergrenzende<br />

Lobuli erstreckt. Dieses Modell ist besonders<br />

bei metabolischen Fragen vorteilhaft. Die<br />

Zellen in Zone 1 liegen mit Blick auf die Sauerstoffversorgung<br />

am günstigsten, die in Zone 3 am ungünstigsten.<br />

Bei schwerem Sauerstoffmangel ist<br />

<strong>des</strong>halb das Gebiet um die zentralen Venen am<br />

stärksten betroffen.<br />

Abb. 5.32 a–b<br />

a Klassischer Lobulus.<br />

b Leberazinus.<br />

Funktion der Leber<br />

Die Leberparenchymzelle ist zweifellos die vielseitigste<br />

Zelle <strong>des</strong> Körpers. Sie wirkt gleichzeitig exokrin<br />

und endokrin, produziert Stoffe, baut Stoffe ab,<br />

entgiftet, transportiert, nimmt am Immunsystem<br />

teil usw.<br />

Die wichtigsten Funktionen sind:<br />

– Kohlenhydratstoffwechsel<br />

– Eiweißstoffwechsel<br />

– Fettstoffwechsel<br />

– Speicherung von Vitaminen<br />

– Inaktivierung von Hormonen<br />

– Entgiftung und Inaktivierung von Giftstoffen<br />

– Regeneration<br />

– Gallenproduktion.<br />

Kohlenhydratstoffwechsel<br />

Die Leber ist das wichtigste Organ bei der Aufrechterhaltung<br />

der normalen Glukose-Konzentration im<br />

Blut. Das Pankreas sorgt für die Regulierung.<br />

Glukose, Fruktose, Galaktose und bestimmte Abbauprodukte<br />

von Aminosäuren können in Glykogen<br />

umgesetzt werden. Bei Überschuss wird das Glykogen<br />

in der Leber und in den Muskeln gespeichert.<br />

Bei erhöhtem Angebot werden die Kohlenhydrate<br />

in Triglyzeride umgewandelt, gebunden an Lipoproteine,<br />

die in der Leber gebildet werden. Schließlich<br />

werden diese abtransportiert und im Körper als<br />

Fett abgelagert. Die Leber kann den gespeicherten<br />

Vorrat an Glykogen wieder in Glukose aufspalten<br />

oder Glukose aus Aminosäuren und Glyzerinen neu<br />

synthetisieren. Fällt die Leberfunktion größtenteils<br />

aus, sokann dies zu einer tödlichen Hypoglykämie<br />

führen (siehe auch Band 1, S. 199 ff, S. <strong>206</strong> ff).<br />

van den Berg, Angewandte Physiologie, Band 2: Organsysteme verstehen und beeinflussen (ISBN 3131170824), � 2005 Georg Thieme Verlag KG


Eiweißstoffwechsel<br />

Die Leber ist das wichtigste Organ für die Produktion<br />

vieler Eiweiße. Albumin, Prothrombin, Fibrinogen,<br />

Transferrin und viele andere Eiweiße werden<br />

ausschließlich in den Leberzellen aufgebaut. Auf<br />

diese Weise werden die Konzentrationen der Eiweißfraktionen<br />

im Blut zu einem wichtigen Teil<br />

durch die Leber gebildet.<br />

Die Leber synthetisiert proTag durchschnittlich<br />

12 g Albumin und kann diese Produktion verdreifachen.<br />

Die Halbwertszeit beträgt 20 Tage, sodass eine<br />

verringerte Produktion erst nach Wochen als<br />

Hypalbuminämie klinisch manifest wird.<br />

Die Leber synthetisiert <strong>des</strong> Weiteren nichtessenzielle<br />

Aminosäuren und eine große Anzahl von Enzymen.<br />

Sie baut auch Eiweiße und Aminosäuren ab<br />

und verwandelt dabei entstandenes Ammoniak in<br />

Harnstoff, welcher dann mit dem Urin ausgeschieden<br />

wird (siehe auch Band 1, S. 209 ff).<br />

Fettstoffwechsel<br />

Fette, die über die Leber abgegeben werden, sind<br />

größtenteils aus Kohlenhydraten synthetisiert worden.<br />

Ein Teil der Fette, die die Leber verlassen, ist<br />

früher in irgendeiner Form als Fett zugeführt und<br />

durch die Parenchymzellen umgewandelt worden.<br />

So werden Reste von Chylomikronen aus dem<br />

Darm, nachdem hieraus in den peripheren Fasern<br />

die Triglyzeride größtenteils entzogen wurden, als<br />

Residualkörperchen durch die Parenchymzelle aufgenommen<br />

(siehe auch Band 1, S. 207 f).<br />

Speicherung von Vitaminen<br />

Die fettlöslichen Vitamine A, D, E und K werden in<br />

der Leber gespeichert. Die Resorption dieser Vitamine<br />

aus dem Dünndarm ist darüber hinaus zu einem<br />

wichtigen Teil von einer guten Gallensekretion<br />

abhängig.<br />

Inaktivierung von Hormonen<br />

Östrogene, Kortikosteroide und andere Steroidhormone<br />

werden in der Leber an Glukuronsäure konjugiert<br />

und mit dem Urin ausgeschieden.<br />

Entgiftung und Inaktivierung von<br />

Giftstoffen<br />

Zahlreiche Arzneimittel und andere Stoffe werden<br />

in der Leber durch Oxidation, Hydroxylierung, Sulfatierung,<br />

Methylierung und/oder Konjugation unwirksam<br />

gemacht oder entgiftet.<br />

Eines der Probleme, mit denen wir bei der Verabreichung<br />

von Arzneimitteln konfrontiert sind, ist<br />

die Entgiftung und Inaktivierung über die Leber.<br />

Oral verabreichte Arzneimittel erreichen die Leber<br />

über die V. portae, ohne dass sie vorher in den Kreislauf<br />

aufgenommen wurden. In der Leber können sie<br />

entgiftet und inaktiviert werden, wodurch der endgültige<br />

Effekt viel niedriger liegt, als dies die Dosis<br />

erwarten lässt.<br />

Dies wird First-pass-Effekt genannt. Eine Möglichkeit,<br />

dies zu umgehen, ist die Verabreichung in<br />

Form von Zäpfchen. Die Stoffe, die in diesem Teil <strong>des</strong><br />

Darmes aufgenommen werden, gelangen über die<br />

V. rectalis inferior direkt in die V. cava inferior. Die<br />

Leber wird hierbei nicht durchlaufen (Abb. 5.33).<br />

Regeneration der Leberzellen<br />

Unter physiologischen Umständen werden Leberzellen<br />

nur langsam erneuert, besonders bei Erwachsenen<br />

ist die Geschwindigkeit sehr gering.<br />

Dessen ungeachtet, verfügt die Leber über ein großes<br />

Regenerationsvermögen. Geht Lebergewebe<br />

verloren (sei es durch die Einwirkung giftiger Stoffe<br />

oder aber durch chirurgische Entfernung), so vermehren<br />

die Leberzellen sich intensiv.<br />

Gallenproduktion<br />

<strong>Drüsen</strong> <strong>des</strong> <strong>Verdauungstraktes</strong><br />

Bei der Produktion von Galle fungiert die Parenchymzelle<br />

als eine exokrine <strong>Drüsen</strong>zelle, die Bestandteile<br />

aus dem Blut aufnimmt, umsetzt und ins<br />

Gallensystem transportiert, über das das Produkt<br />

abgeführt wird. Die Galle besteht zum großen Teil<br />

aus Gallensäuren, Bilirubin und Cholesterin.<br />

Gehen wir von den Funktionen der Leber aus, so<br />

müssen wir feststellen, dass die westliche Lebensart<br />

die Leber sehr belastet: durch Arzneimittelkonsum,<br />

chemische Zusätze in der Nahrung, Alkoholund<br />

Drogenkonsum, Abwehrmittel, Hormonkonsum,<br />

Luftverschmutzung usw.<br />

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210<br />

5 Verdauungstrakt<br />

V. cava inferior<br />

Leber<br />

Nabel<br />

Vv. epigastricae<br />

Anus<br />

Innervation<br />

Nerven, die die Leber versorgen, enthalten sowohl<br />

sympathische als auch parasympathische Fasern.<br />

Die Nerven erreichen die Leber über den Plexus hepaticus,<br />

der dem Plexus coeliacus entspringt.<br />

Viszerosomatische Zusammenhänge<br />

Die Leber ist mit dem kaudalen Thorakalwirbeln<br />

(Th8 –Th10) verbunden. Eine Ausweitung zur zervikalen<br />

Wirbelsäule und Schulter ist möglich.<br />

Im Gegensatz zum Magen, der mit Schulterbeschwerden<br />

auf der linken Seite in Verbindung steht,<br />

manifestiert sich die Leber besonders mit Beschwerden<br />

in der rechten Schulter.<br />

Magen<br />

V. portae<br />

Kolon<br />

V. rectalis superior<br />

Rektum<br />

V. rectalis<br />

V. rectalis inferior<br />

Abb. 5.33 Das Pfortadersystem.<br />

Der distale Teil <strong>des</strong> Rektums drainiert<br />

nicht über die V. portae.<br />

Zusätzliche Beobachtungskriterien<br />

Lebermeridian<br />

Der Lebermeridian (Tsou Tsiue Yin) beginnt mit<br />

dem ersten Punkt an der lateralen Nagelecke <strong>des</strong><br />

großen Zehs, läuft dann über die dorsale Seite <strong>des</strong><br />

Fußes entlang der Innenkante <strong>des</strong> Beines zur Leiste.<br />

Der Meridian macht einen Bogen um die Geschlechtsorgane<br />

und verläuft über der Bauchwand<br />

zum letzten Punkt, der im interkostalen Raum zwischen<br />

der 6. und 7. Rippe liegt (Abb. 5.34).<br />

Der Verlauf <strong>des</strong> Meridians zeigt die möglicherweise<br />

betroffenen Gelenke an:<br />

– Leisten- und Hüftbeschwerden<br />

– Mediale Kniebeschwerden<br />

– Knöchelbeschwerden.<br />

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Lebermeridian<br />

LG 14<br />

LG 13<br />

LG 12<br />

LG 11<br />

LG 10<br />

LG 9<br />

LG 8<br />

LG 7<br />

LG 6<br />

LG 5<br />

LG 4<br />

LG 3<br />

LG 2<br />

LG 1<br />

Maximalzeit<br />

Die Maximalzeit der Leber liegt in der Nacht zwischen<br />

1.00 Uhr und 3.00 Uhr (Abb. 5.14). Patienten<br />

mit einer Belastung der Leber können dazu neigen,<br />

unruhig zu schlafen, oft wach zu werden oder in<br />

dieser Zeit nicht in den Schlaf zu finden.<br />

Nächtliche Kopfschmerzen, die meist an der<br />

Schläfe lokalisiert sind, können auf eine Belastung<br />

der Leber hinweisen. Auch während der Maximalzeit<br />

auftretende Übelkeit und Schmerzen, können<br />

Gründe sein, die Leberfunktion kritisch zu beleuchten.<br />

Alarmpunkt<br />

<strong>Drüsen</strong> <strong>des</strong> <strong>Verdauungstraktes</strong><br />

Abb. 5.34 Lebermeridian (nach<br />

van der Molen).<br />

Der Alarmpunkt der Leber liegt im 6. Interkostalraum<br />

kaudal der Brustwarze (Abb. 5.34).<br />

Haut- und Bindegewebszonen<br />

Die Haut- und Bindegewebszonen finden wir als ein<br />

breites Band über dem Rippenbogen. Die Haut kann<br />

hier schmerzhaft sein und dadurch die darunterliegenden<br />

Rippen in ihrer Bewegung behindern, was<br />

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