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Gemeindezeitung 2/2011 (3,96 MB) - Gemeinde Geretsberg

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in <strong>Geretsberg</strong>; allein, mit meinem Bruder<br />

mit dem Fahrrad oder mit den Pfadfindern.<br />

Aber auf der Suche nach einem<br />

passenden Urlaubsort für die Kinder<br />

habe ich meiner Frau <strong>Geretsberg</strong> vorgeschlagen.<br />

Sie suchte einen Ort mit Wald,<br />

Seen und nach Möglichkeit auf einem<br />

Bauernhof. Was sollte ich da anderes vorschlagen<br />

als <strong>Geretsberg</strong>. Das waren meine<br />

Jugenderinnerungen. Heiße Sommer,<br />

kalte, schneereiche Winter, baden im<br />

Heratinger- oder Holzöster See und der<br />

Weilhartsforst.<br />

So haben wir mehr als 20 Jahre den Sommerurlaub<br />

in <strong>Geretsberg</strong> verbracht und<br />

es bis heute nicht bereut. Auch mein<br />

Sohn, mit seinen inzwischen fünf Kindern,<br />

kommt jeden Sommer für ein paar<br />

Tage nach <strong>Geretsberg</strong>.<br />

Vier Knoll´s in <strong>Geretsberg</strong> 1950<br />

Vier Knoll´s in <strong>Geretsberg</strong> <strong>2011</strong><br />

Astrid Priller: Ja aber wie ging es<br />

weiter vom Leutnant zum Brigadier?<br />

Andreas Knoll: Ja bei <strong>Geretsberg</strong> komm<br />

ich immer gleich ins Schwärmen. Aber<br />

zurück. Bei der Fliegerdivision war ich<br />

für mehrere Jahre verantwortlich für<br />

Radarsysteme und AVIONIK, das ist die<br />

elektronische Ausrüstung der Luftfahrzeuge.<br />

1985 mit Unterzeichnung<br />

des Drakenvertrages wurde ich in das<br />

Ministerium versetzt, um dort bei der<br />

technischen Einführung des damals<br />

sehr umstrittenen Abfangjägers mitzuwirken.<br />

Dieses System habe ich vom<br />

Anfang bis zum Ende begleitet. In<br />

meiner letzten Funktion war ich dann<br />

verantwortlich für dessen Außerdienststellung.<br />

Ab 1991, schon als Oberst war<br />

Porträt<br />

ich dann in anderen Organisationen des<br />

Ministeriums verantwortlich für die Planung<br />

von Kommunikationssystemen<br />

und IT-Systemen, wie militärische Funkgeräte<br />

oder die Ausrüstung von Gefechtsfahrzeugen<br />

mit elektronischen<br />

Systemen.<br />

2001, inzwischen Brigadier, bin ich wieder<br />

in die Luftfahrttechnik zurückgehrt<br />

und war zuerst Abteilungsleiter Luftfahrttechnologie<br />

im Materialstab Luft.<br />

Neben anderen Aufgaben waren die<br />

größten Herausforderungen die Ausscheidung<br />

des Systems Draken, die<br />

gleichzeitige Einführung des Systems<br />

Eurofighter und die Einführung der<br />

„Überbrückungslösung“ mit den, von<br />

der Schweiz geleasten F5 Tiger.<br />

Die Außerdienststellung eines Systems,<br />

wie das System Draken, unter Beachtung<br />

aller vertraglichen und rechtlichen Bedingungen<br />

wird meist unterschätzt. Sie<br />

ist 2005 erfolgt und grundsätzlich abgeschlossen<br />

aber ein paar offene Punkte<br />

haben auch meine Nachfolger noch zu<br />

erledigen. Spannend war das Projekt<br />

mit den geleasten F5. Das hat deutlich<br />

aufgezeigt wozu das Bundesheer in der<br />

Lage ist, wenn die politische Ebene voll<br />

und nicht nur verbal dahinter steht. In<br />

nur 5 Monaten ist es gelungen die Piloten<br />

und Techniker auszubilden, die<br />

notwendige Infrastruktur zu adaptieren<br />

und den Flugbetrieb aufzunehmen. An<br />

diese Zeit erinnere ich mich besonders<br />

gerne und ich bin noch heute stolz auf<br />

die Leistung meiner Mitarbeiter.<br />

Bei der Einführung des Systems Eurofighter<br />

war ich mit der technischen<br />

Bewertung der Angebote und der<br />

Technischen Teile bei der Vertragserrichtung<br />

beauftragt. Das war eine mehr<br />

als spannende Zeit. Die politischen Entscheidungen<br />

im Zusammenhang mit<br />

diesem System – Reduktion zuerst auf<br />

18, dann auf 15, Tranche 1 anstelle der<br />

moderneren und ausbaufähigeren Tranche,<br />

2 musste alles umgesetzt werden.<br />

So etwas ist schnell entschieden, wie<br />

wir gesehen haben, aber: Jede Änderung<br />

muss vertraglich umgesetzt<br />

werden, da sind neue Ersatzteilkalkulationen<br />

vorzunehmen; ausgelieferte Teile<br />

sind rückabzuwickeln und neue Teile zu<br />

beschaffen. Die Ausbildung der Techni-<br />

Porträt<br />

ker ist zu überarbeiten; etc. Also das war<br />

genug Arbeit. Da war ich dann als Leiter<br />

des Materialstabes Luft, der ich 2003 geworden<br />

bin, ganz schön gefordert die<br />

ca. 120 Mitarbeiter/innen bei der Stange<br />

zu halten. Aber letztlich haben wir einen<br />

guten Job gemacht und auch im Ausland<br />

viel Anerkennung erhalten. Das System ist<br />

eingeführt, es wird genutzt und es leistet<br />

gute Dienste und bei den verschiedenen<br />

Veranstaltungen des Bundesheeres – Airpower,<br />

Nationalfeiertag, etc. – spürt man<br />

auch den Stolz und das positive Echo der<br />

Bevölkerung.<br />

Astrid Priller: Du bist 2010 in den Ruhestand<br />

getreten. Bist du noch weiter<br />

tätig? Was machst du aktuell? Bist<br />

du viel auf Reise?<br />

Andreas Knoll: Mit Ende September 2010<br />

habe ich meinen Dienst quittiert. Auch<br />

als Lehrer an der Bundesfachschule für<br />

Flugtechnik in Langenlebarn, der ich seit<br />

1981 nebenberuflich auch war. Ich wollte<br />

keine Termine mehr. Ich wollte über meine<br />

Zeit selbst verfügen und das ist mir<br />

bisher auch gelungen. Reisen: Nein reisen<br />

tu ich wenig. In meiner beruflichen Laufbahn<br />

war ich genug unterwegs. Ich bin<br />

sehr viel im Flieger gesessen und habe<br />

vieles von der Welt gesehen. Letztes Jahr<br />

habe ich eine große Reise unternommen.<br />

Ich war mit meiner Frau in Réunion, einer<br />

Insel im Indischen Ozean in der Nähe von<br />

Madagaskar und Mauritius. Wir sind aber<br />

nur dorthin geflogen, weil unsere Tochter<br />

gemeinsam mit einem Freund aus<br />

Klosterneuburg seit ein paar Jahren dort<br />

lebt und sie geheiratet haben. Das war<br />

sehr schön. Aber jetzt reicht es fürs erste<br />

wieder.<br />

Was mache ich mit meiner Zeit? Zuerst<br />

einmal habe ich 5 Enkelkinder in Klosterneuburg.<br />

Deshalb kann ich nicht immer<br />

in <strong>Geretsberg</strong> sein. „Das geht doch nicht.<br />

Jetzt muss der Opa nicht mehr arbeiten<br />

und er ist wieder nicht da“. Also pendle ich<br />

zwischen <strong>Geretsberg</strong> und Klosterneuburg<br />

hin und her. Hier und in Klosterneuburg<br />

habe ich die Möglichkeit der Jagd nach zu<br />

gehen und da bleibt dann nicht mehr viel<br />

Zeit.<br />

Astrid Priller: Wenn ich schon mit<br />

einem Brigadier im Ruhestand spreche,<br />

kann ich zu Abschluss an einer<br />

Der erste Tag im Ruhestand<br />

Frage nicht vorbei. Was hältst du<br />

von der aktuellen Diskussion zum<br />

Wehrdienst?<br />

Andreas Knoll: Ich bin enttäuscht wie<br />

unsachlich unsere Politiker mit einer<br />

derart wichtigen Frage umgehen. Aber<br />

das kennen wir ja auch aus der Vergangenheit.<br />

Die Sicherheit Österreichs,<br />

wie auch der meisten anderen Staaten,<br />

kann künftig nicht mehr allein gewährleistet<br />

werden. Es gibt schon viele<br />

grenzüberschreitende Projekte zur<br />

militärischen Zusammenarbeit. Dazu<br />

wird sich Österreich bekennen müssen.<br />

Wenn das einmal klar gestellt ist, dann<br />

wird sich die Frage einer Wehrpflicht<br />

von alleine lösen, denn die wird es dann<br />

nicht mehr geben. Die Wehrpflicht aber<br />

jetzt abzuschaffen ohne gleichzeitig<br />

eine europäische, militärische Zusammenarbeit<br />

anzustreben führt nur dazu,<br />

dass das Bundesheer abgeschafft wird<br />

und eine Sicherheitslücke entsteht. Solange<br />

wir nicht Teil eines europäischen<br />

Sicherheitssystems sind, brauchen wir<br />

die Wehrpflicht zur Aufrechterhaltung<br />

des Bundesheeres zur Wahrung der Sicherheit<br />

im In- und Ausland.<br />

Astrid Priller: Ich danke für das Gespräch.<br />

Andreas Knoll: Ich danke, grüße alle <strong>Geretsberg</strong>er<br />

und wünsche Frohe Weihnacht.<br />

Lieblings-<br />

-essen: Schweinsbraten,<br />

Krautfleckerl<br />

-getränk: Bier, Most<br />

-buch: Alle Sachbücher zur Jagd<br />

und Zeitgeschichte<br />

-musik: Blasmusik<br />

Hobby: Jagd<br />

Seite 10 • Ausgabe 2/<strong>2011</strong> Ausgabe 2/<strong>2011</strong> • Seite 11

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