MieterMagazin - Berliner Mieterverein e.V.
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TiTel<br />
Werden Wohnungen<br />
in Ferienapartments<br />
und<br />
HotelZimmer<br />
umgewidmet, gehen<br />
sie dem Mietwohnungsmarkt<br />
verloren – das An <br />
gebot verknappt<br />
sich dadurch<br />
alle Fotos: Christian Muhrbeck Wohnen,<br />
wo andere Urlaub machen,<br />
Urlaub machen, wo andere wohnen<br />
Tourismus bringt Geld in die Stadt –<br />
und stellt die Gastfreundschaft auf eine harte Probe<br />
2010 wurden in Berlin so viele<br />
Gäste begrüßt wie noch nie.<br />
Der Tourismus ist in der armen<br />
Stadt ein nicht mehr wegzudenkender<br />
Wirtschaftsfaktor.<br />
Was für die Hotels, den Einzelhandel<br />
und die Landeskasse<br />
ein Segen ist, ist vor allem für<br />
manchen, der direkt an den<br />
Hotspots der Party- Touristen<br />
wohnt, ein Fluch. Eine An wohnerver<br />
samm lung in Kreuzberg<br />
zu den Auswirkungen des Tourismus<br />
auf den Wrangelkiez<br />
stieß eine hitzige Debatte an,<br />
in der viele aneinander vorbeiredeten.<br />
Klar wurde nur: Berlin<br />
braucht einen stadtverträglicheren<br />
Tourismus und muss<br />
noch einiges dafür tun.<br />
„Hilfe, die Touris kommen“, stand<br />
auf Plakaten, mit denen Die Grünen<br />
im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg<br />
Ende Februar zu einer Diskussion<br />
über Probleme mit dem boomenden<br />
Tourismus im Wrangelkiez eingeladen<br />
hatten. Anwohner der Schlesischen<br />
Straße berichteten von volltrunkenen<br />
und drogenberauschten<br />
Party-Touristen, die nachts grölend<br />
durchs Viertel ziehen, in Hauseingänge<br />
pinkelten, sich auf den Bürgersteigen<br />
erbrächen und auf den<br />
Straßen Müll und Glasscherben hin -<br />
terließen, so wie es wohl auch auf<br />
Mallorca, an der Costa Brava, in<br />
Rom oder anderen Touristenzentren<br />
häufiger vorkommt. Zudem würden<br />
immer mehr Wohnungen als Ferien-<br />
Apartments vermietet, wodurch die<br />
Probleme auch in die Mietshäuser<br />
hineingezogen würden.<br />
Obwohl das Thema nicht neu ist,<br />
hat die Debatte sogar ein bundesweites<br />
Echo erfahren. Schließlich<br />
fand die Veranstaltung in dem Stadtteil<br />
statt, der deutschlandweit als toleranter<br />
und offener Multikulti-Vorzeigestadtteil<br />
gilt. Tatsächlich konnte<br />
man bei einigen Wortmeldungen<br />
– wenn man denn wollte – einen<br />
fremdenfeindlichen Unterton gegenüber<br />
den Touristen heraushören.<br />
Doch die Probleme, die sich für Anwohner<br />
ergeben, wenn sich der Party-Tourismus<br />
ungezügelt in einem<br />
Wohngebiet ausbreitet, sind freilich<br />
nicht von der Hand zu weisen.<br />
Ärger mit Kneipen- und Partylärm<br />
gibt es schon seit langem in vielen<br />
Stadtteilen. Während sich die Situa -<br />
tion am Kollwitzplatz im Ortsteil<br />
Prenzlauer Berg weitgehend entspannt<br />
hat, weil die lärmigen Knei -<br />
pen allmählich Brunch-Cafés gewi-<br />
chen sind, gibt es in der Oranienburger<br />
Straße in Mitte nach wie vor<br />
„Pub Crawls“ – organisierte Flatrate-<br />
Sauftouren großer Gruppen durch<br />
mehrere Gaststätten. In der Friedrichshainer<br />
Simon-Dach-Straße hat<br />
sich um das Jahr 2000 herum eine<br />
bis dahin ungekannte Kneipenkonzentration<br />
gebildet, die auch schnell<br />
<strong>MieterMagazin</strong> 7+8/2011