Auf in ein neues Zeitalter

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FacTS: Im Zuge eines Management-Buy-outs und des Einstiegs der Innovation Change GmbH wurde die deutsche Tochter aus der Samas- Gruppe gelöst. Welche Gründe sprachen für diesen Schritt? christian nawin: Bereits seit längerer Zeit vor der endgültigen Loslösung von der Samas- Holding gab es verschiedene Integrationsschwierigkeiten innerhalb der Samas NV, die einerseits die Kosten in die Höhe trieben und darüber hinaus die Komplexität unnötig erhöhten. Eines von mehreren Beispielen ist der Versuch, eine einheitliche IT-Landschaft europaweit zu installieren, der viel Geld verschlungen hat und letztendlich gescheitert ist. Zusätzlich kam der krisenbedingte Ausfall der Finanzierung durch ausländische Banken im Sommer hinzu. Am Ende blieb keine andere Wahl: entweder Einstieg des Investors, oder Samas hätte vor dem Aus gestanden. FacTS: Wie setzt sich die neue Führungsmannschaft der neuen „deutschen“ Samas zusammen? Jörg pannekoike: Herr Nawin und ich bilden als Mitgesellschafter der Samas GmbH & Co. KG die neue Geschäftsleitung. Herr Nawin kümmert sich dabei schwerpunktmäßig um die Bereiche Administration und Finanzen und ich selbst konzentriere mich auf den Bereich Vertrieb und Marketing. Unser neuer Miteigentümer Harald Christ wird uns als Vorsitzender des Beirats unterstützend zur Seite stehen. Der bisherige Geschäftsführer Carl-Christoph Held ist und bleibt Vorstandsvorsitzender der Samas NV. FacTS: Wie wird die Zusammenarbeit mit der niederländischen Muttergesellschaft und den übrigen Tochtergesellschaften zukünftig aussehen? nawin: Bei der Samas NV handelt es sich aktuell um eine Holdinggesellschaft ohne eigentliches operatives Geschäft, insofern gibt es keine Verbindungen auf operativer Ebene zur ehemaligen Muttergesellschaft. Die einzige Ausnahme bildet momentan noch der Bereich IT, der noch zentral vom Hauptsitz in Houten gesteuert wird. Sämtliche IT-Aktivitäten werden aber nacheinander bis Ende November nach Deutschland transferiert. pannekoike: Mit Blick auf unsere Vertriebsaktivitäten werden wir in Zukunft eng mit unseren ehemaligen Schwestergesellschaften in Frankreich, der Schweiz und den Niederlanden zusammenarbeiten, und zwar schwerpunktmäßig im internationalen Großkundengeschäft, wo wir in den vergangenen Jahren erheblich an Stärke hinzugewonnen haben. Darüber hinaus ist das Inter-Company-Geschäft zu nennen, im Zuge dessen ein beträchtlicher Anteil der in Deutschland gefertigten Bürostühle in die Benelux-Staaten geliefert wird. FacTS: Das heißt aber auch, dass die Bereiche Marketing und Produktentwicklung völlig eigenständig von den jeweiligen Landesorganisationen verantwortet werden? nawin: So ist es. Durch die Loslösung aus der Samas-Gruppe können wir nun als völlig eigenständiges mittelständisches Unternehmen sehr viel flexibler und schneller agieren und genauer auf länderspezifische Anforderungen eingehen. Diese Umstrukturierung wollen wir weiter vorantreiben, denn wir bewegen uns schließlich in einem mittelständisch geprägten Markt und brauchen kurze und schnelle Entscheidungswege, um auf die Anforderungen des Marktes zeitnah reagieren zu können. Die frühere europaweit agierende Samas-Gruppe hatte in dieser Hinsicht SpeciaL Büromöbel deutliche Defizite. Im Hinblick auf die Neuentwicklung von Produkten beispielsweise gab es laufend Verzögerungen – nicht zuletzt auch unsere Handelspartner haben darunter gelitten. FacTS: Wie wollen Sie sich das Vertrauen der Fachhändler zurückgewinnen? pannekoike: Indem wir die alten, verkrusteten Konzernstrukturen aufbrechen und die Zusammenarbeit mit unseren Fachhändlern vereinfachen. Dabei wollen wir uns auf das Wesentliche beschränken. In einem ersten Schritt haben wir zu diesem Zweck unsere strategisch wichtigsten Produkte unter dem Titel Samas Bürowelten in einem einzigen Katalog zusammengefasst. Zudem wollen wir in Zukunft interne Abläufe verbessern – und zwar durchgängig von der Auftragseingabe bis hin zur Auslieferung. Unsere Fachhandelspartner sollen uns wieder als zuverlässigen Partner wahrnehmen und Spaß an der Zusammenarbeit haben. Dazu ist es wichtig, uns in puncto Pünktlichkeit und Schnelligkeit zu verbessern – gerade in Zeiten wie diesen. FacTS: Wie viele andere Wettbewerber auch, musste auch Samas in diesem Jahr deutliche Umsatzrückgänge hinnehmen. Welche CHrISTIAN NAWIN: Geschäftsführender Gesellschafter der Samas GmbH & Co. KG und verantwortlich für Administration und Finanzen. 10/2009 FACTS 117
Branche Interview JörG PANNEKoIKE: Der ehemalige Samas-Vertriebsleiter ist seit Juli geschäftsführender Gesellschafter und intern für die Bereiche Marketing und Vertrieb zuständig. Entwicklung peilen Sie im Folgenden an? nawin: Sicherlich, auch bei uns hat die Krise die Umsätze sinken lassen. Vor allem im für uns wichtigen Projektgeschäft gab es deutliche Einschnitte. Das lag vor allem daran, dass zahlreiche Großprojekte im Jahresverlauf auf Eis gelegt wurden. Doch allmählich stabilisiert sich dieser Bereich wieder, sodass ich für die kommenden Monate sogar wieder von einem leichten Wachstum ausgehe. pannekoike: Im Fachhandelssegment verzeichneten wir einen geringeren Rückgang als viele unserer Wettbewerber. Das führen wir darauf zurück, dass wir in den letzten Monaten sehr intensiv an einer engeren Partnerschaft mit unseren Handelspartnern gearbeitet haben. Das begann Ende des vergangenen Jahres mit unseren Office Future Conventions und wird auch in Zukunft weiter intensiviert. FacTS: Welche Rolle messen Sie dem Exportgeschäft bei? nawin: Im Exportgeschäft müssen und werden wir uns noch deutlich steigern. In der damaligen Samas-Konzernstruktur was das Exportgeschäft nur schwach ausgeprägt. Andere Wettbewerber erzielen 30 bis 50 Prozent ihrer Umsätze im Auslandsgeschäft, wir dagegen verzeichnen eine Exportquote von nur etwa 10 Prozent. Durch den Aufbau einer professio- 118 FACTS 10/2009 nellen Exportabteilung wollen wir das künftig ändern. Dabei kommen uns sicherlich die exzellenten Kontakte zu internationalen Fachhändlern, über die wir dank der guten Verbindungen zu unseren ehemaligen Schwestergesellschaften in Europa verfügen, zugute. Darüber hinaus erfüllen die meisten unserer Produkte bereits heute die unterschiedlichen internationalen Normen, wodurch der Markteintritt entscheidend erleichtert wird. Angesichts dieser Chancen sind wir für die Zukunft optimistisch gestimmt. FacTS: In einigen osteuropäischen Ländern ist Samas bereits seit Längerem aktiv. Welches sind denn besonders wichtige Auslandsmärkte für Ihr Unternehmen? nawin: Das stimmt. In Polen, Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Rumänien und Usbekistan haben wir in der jüngeren Vergangenheit schon beträchtliche Erfolge erzielt. Im vergangenen Jahr konnten wir unsere Umsätze in diesen Regionen um insgesamt 35 Prozent steigern. Diese genannten ehemaligen Schwellenländer halte ich auch in Zukunft für interessante Märkte mit einem sehr hohen Potenzial. Viele deutsche Großunternehmen, die in der Vergangenheit Arbeitsplätze in den Nahen Osten oder nach Asien ausgelagert haben, gehen zunehmend wieder dazu über, ihre Aktivitäten wieder SpeciaL Büromöbel nach Europa zu verlegen und zum Beispiel Call- und Service-Center in genau eben diesen Ländern zu eröffnen. Ich denke, in spätestens drei Jahren wird das sehr positive Auswirkungen auf unser Geschäft haben. pannekoike: Generell sind wir als Komplettanbieter für das nationale und internationale Großkundengeschäft gut aufgestellt. Mit dem Room Service verfügen wir über eine eigene Planungsabteilung mit Spezialisten für unterschiedliche Themengebiete rund um Büroplanung und -einrichtung. Unsere Abteilung Projektservice leistet darüber hinaus wertvolle Unterstützung bei klassischen Dienstleistungen wie Inventarisierung, Customizing, Akustik oder Umzugsmanagement. Dadurch können wir gut auf die Bedürfnisse von Großkunden eingehen und haben darüber hinaus den Vorteil, die im Key-Account-Geschäft gewonnenen Erfahrungen in unsere Produktentwicklung einfließen zu lassen. FacTS: Welche Bedeutung haben in diesem Zusammenhang die einzelnen Marken? nawin: Eine ganz zentrale Bedeutung: drabert, fortschritt, MartinStoll, mbt und schärf sind historisch gewachsenen Marken mit teilweise über 100 Jahren Geschichte und sprechen für eine gewachsene Kultur. Sie stehen nicht nur für solides Handwerk, sondern auch für das Know-how der beteiligten Menschen. Der Name Samas bildet künftig lediglich das Dach, unter dem wir wieder gemeinsam Erfolge verzeichnen wollen. pannekoike: Das Nebeneinander und die Vielfalt unserer Marken im Produktbereich ermöglicht die Nutzung von Synergien und Kompetenzen. Darin sehe ich einen großen Vorteil. Durch unser sehr breites Produktportfolio sind wir in der Lage, für jedes Preissegment die passende Lösung zu bieten: In naher Zukunft werden wir eine neue Bürodrehstuhlfamilie für das untere Preissegment auf den Markt bringen – Stühle von MartinStoll etwa gelten seit jeher als langlebige und hochwertige Qualitätsprodukte. Im Hinblick auf Kompetenzen im Bereich Akustik ist etwa die Marke schärf zu nennen, die sich durch das europaweit erste Akustiklabor einen Namen gemacht hat. Weiterhin steht schärf als Synonym für Customizing, also die Möglichkeit, Möbel genau nach Wunsch fertigen zu können. Daniel Müller g
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