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Auf in ein neues Zeitalter

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Branche Interview<br />

<strong>Auf</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

<strong>neues</strong> <strong>Zeitalter</strong><br />

Als letzte Landesorganisation trennte sich die „deutsche Samas“<br />

durch den E<strong>in</strong>stieg e<strong>in</strong>es neuen Investors im Juli von der e<strong>in</strong>stmals<br />

europaweit tätigen Samas-Gruppe. Das neue Geschäftsführer-Duo<br />

Christian Naw<strong>in</strong> und Jörg Pannekoike erklärt im Gespräch mit FACTS<br />

die H<strong>in</strong>tergründe dieser Entscheidung und berichtet, woh<strong>in</strong> der Weg<br />

des „neuen“ Unternehmens führen soll.<br />

116 FACTS 10/2009


FacTS: Im Zuge e<strong>in</strong>es Management-Buy-outs<br />

und des E<strong>in</strong>stiegs der Innovation Change GmbH<br />

wurde die deutsche Tochter aus der Samas-<br />

Gruppe gelöst. Welche Gründe sprachen für<br />

diesen Schritt?<br />

christian naw<strong>in</strong>: Bereits seit längerer Zeit vor<br />

der endgültigen Loslösung von der Samas-<br />

Hold<strong>in</strong>g gab es verschiedene Integrationsschwierigkeiten<br />

<strong>in</strong>nerhalb der Samas NV, die<br />

e<strong>in</strong>erseits die Kosten <strong>in</strong> die Höhe trieben und<br />

darüber h<strong>in</strong>aus die Komplexität unnötig erhöhten.<br />

E<strong>in</strong>es von mehreren Beispielen ist der<br />

Versuch, e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche IT-Landschaft europaweit<br />

zu <strong>in</strong>stallieren, der viel Geld verschlungen<br />

hat und letztendlich gescheitert ist. Zusätzlich<br />

kam der krisenbed<strong>in</strong>gte Ausfall der<br />

F<strong>in</strong>anzierung durch ausländische Banken im<br />

Sommer h<strong>in</strong>zu. Am Ende blieb ke<strong>in</strong>e andere<br />

Wahl: entweder E<strong>in</strong>stieg des Investors, oder<br />

Samas hätte vor dem Aus gestanden.<br />

FacTS: Wie setzt sich die neue Führungsmannschaft<br />

der neuen „deutschen“ Samas<br />

zusammen?<br />

Jörg pannekoike: Herr Naw<strong>in</strong> und ich bilden<br />

als Mitgesellschafter der Samas GmbH & Co. KG<br />

die neue Geschäftsleitung. Herr Naw<strong>in</strong> kümmert<br />

sich dabei schwerpunktmäßig um die<br />

Bereiche Adm<strong>in</strong>istration und F<strong>in</strong>anzen und<br />

ich selbst konzentriere mich auf den Bereich<br />

Vertrieb und Market<strong>in</strong>g. Unser neuer Miteigentümer<br />

Harald Christ wird uns als Vorsitzender<br />

des Beirats unterstützend zur<br />

Seite stehen. Der bisherige Geschäftsführer<br />

Carl-Christoph Held ist und bleibt Vorstandsvorsitzender<br />

der Samas NV.<br />

FacTS: Wie wird die Zusammenarbeit mit<br />

der niederländischen Muttergesellschaft und<br />

den übrigen Tochtergesellschaften zukünftig<br />

aussehen?<br />

naw<strong>in</strong>: Bei der Samas NV handelt es sich aktuell<br />

um e<strong>in</strong>e Hold<strong>in</strong>ggesellschaft ohne eigentliches<br />

operatives Geschäft, <strong>in</strong>sofern gibt es ke<strong>in</strong>e<br />

Verb<strong>in</strong>dungen auf operativer Ebene zur<br />

ehemaligen Muttergesellschaft. Die e<strong>in</strong>zige<br />

Ausnahme bildet momentan noch der Bereich<br />

IT, der noch zentral vom Hauptsitz <strong>in</strong> Houten<br />

gesteuert wird. Sämtliche IT-Aktivitäten werden<br />

aber nache<strong>in</strong>ander bis Ende November<br />

nach Deutschland transferiert.<br />

pannekoike: Mit Blick auf unsere Vertriebsaktivitäten<br />

werden wir <strong>in</strong> Zukunft eng mit unse-<br />

ren ehemaligen Schwestergesellschaften <strong>in</strong><br />

Frankreich, der Schweiz und den Niederlanden<br />

zusammenarbeiten, und zwar schwerpunktmäßig<br />

im <strong>in</strong>ternationalen Großkundengeschäft,<br />

wo wir <strong>in</strong> den vergangenen Jahren<br />

erheblich an Stärke h<strong>in</strong>zugewonnen haben.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus ist das Inter-Company-Geschäft<br />

zu nennen, im Zuge dessen e<strong>in</strong> beträchtlicher<br />

Anteil der <strong>in</strong> Deutschland gefertigten<br />

Bürostühle <strong>in</strong> die Benelux-Staaten geliefert<br />

wird.<br />

FacTS: Das heißt aber auch, dass die Bereiche<br />

Market<strong>in</strong>g und Produktentwicklung völlig eigenständig<br />

von den jeweiligen Landesorganisationen<br />

verantwortet werden?<br />

naw<strong>in</strong>: So ist es. Durch die Loslösung aus der<br />

Samas-Gruppe können wir nun als völlig eigenständiges<br />

mittelständisches Unternehmen<br />

sehr viel flexibler und schneller agieren<br />

und genauer auf länderspezifische Anforderungen<br />

e<strong>in</strong>gehen. Diese Umstrukturierung<br />

wollen wir weiter vorantreiben, denn wir bewegen<br />

uns schließlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em mittelständisch<br />

geprägten Markt und brauchen kurze<br />

und schnelle Entscheidungswege, um auf die<br />

Anforderungen des Marktes zeitnah reagieren<br />

zu können. Die frühere europaweit agierende<br />

Samas-Gruppe hatte <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht<br />

SpeciaL Büromöbel<br />

deutliche Defizite. Im H<strong>in</strong>blick auf die Neuentwicklung<br />

von Produkten beispielsweise<br />

gab es laufend Verzögerungen – nicht zuletzt<br />

auch unsere Handelspartner haben darunter<br />

gelitten.<br />

FacTS: Wie wollen Sie sich das Vertrauen der<br />

Fachhändler zurückgew<strong>in</strong>nen?<br />

pannekoike: Indem wir die alten, verkrusteten<br />

Konzernstrukturen aufbrechen und die Zusammenarbeit<br />

mit unseren Fachhändlern<br />

vere<strong>in</strong>fachen. Dabei wollen wir uns auf das<br />

Wesentliche beschränken. In e<strong>in</strong>em ersten<br />

Schritt haben wir zu diesem Zweck unsere<br />

strategisch wichtigsten Produkte unter dem<br />

Titel Samas Bürowelten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen Katalog<br />

zusammengefasst. Zudem wollen wir <strong>in</strong><br />

Zukunft <strong>in</strong>terne Abläufe verbessern – und<br />

zwar durchgängig von der <strong>Auf</strong>tragse<strong>in</strong>gabe<br />

bis h<strong>in</strong> zur Auslieferung. Unsere Fachhandelspartner<br />

sollen uns wieder als zuverlässigen<br />

Partner wahrnehmen und Spaß an der<br />

Zusammenarbeit haben. Dazu ist es wichtig,<br />

uns <strong>in</strong> puncto Pünktlichkeit und Schnelligkeit<br />

zu verbessern – gerade <strong>in</strong> Zeiten wie diesen.<br />

FacTS: Wie viele andere Wettbewerber auch,<br />

musste auch Samas <strong>in</strong> diesem Jahr deutliche<br />

Umsatzrückgänge h<strong>in</strong>nehmen. Welche<br />

CHrISTIAN NAWIN: Geschäftsführender Gesellschafter der Samas GmbH & Co. KG<br />

und verantwortlich für Adm<strong>in</strong>istration und F<strong>in</strong>anzen.<br />

10/2009 FACTS 117


Branche Interview<br />

JörG PANNEKoIKE: Der ehemalige Samas-Vertriebsleiter ist seit Juli geschäftsführender<br />

Gesellschafter und <strong>in</strong>tern für die Bereiche Market<strong>in</strong>g und Vertrieb zuständig.<br />

Entwicklung peilen Sie im Folgenden an?<br />

naw<strong>in</strong>: Sicherlich, auch bei uns hat die Krise<br />

die Umsätze s<strong>in</strong>ken lassen. Vor allem im für uns<br />

wichtigen Projektgeschäft gab es deutliche E<strong>in</strong>schnitte.<br />

Das lag vor allem daran, dass zahlreiche<br />

Großprojekte im Jahresverlauf auf Eis gelegt<br />

wurden. Doch allmählich stabilisiert sich<br />

dieser Bereich wieder, sodass ich für die kommenden<br />

Monate sogar wieder von e<strong>in</strong>em leichten<br />

Wachstum ausgehe.<br />

pannekoike: Im Fachhandelssegment verzeichneten<br />

wir e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>geren Rückgang als viele<br />

unserer Wettbewerber. Das führen wir darauf<br />

zurück, dass wir <strong>in</strong> den letzten Monaten sehr<br />

<strong>in</strong>tensiv an e<strong>in</strong>er engeren Partnerschaft mit unseren<br />

Handelspartnern gearbeitet haben. Das<br />

begann Ende des vergangenen Jahres mit unseren<br />

Office Future Conventions und wird auch<br />

<strong>in</strong> Zukunft weiter <strong>in</strong>tensiviert.<br />

FacTS: Welche Rolle messen Sie dem Exportgeschäft<br />

bei?<br />

naw<strong>in</strong>: Im Exportgeschäft müssen und werden<br />

wir uns noch deutlich steigern. In der damaligen<br />

Samas-Konzernstruktur was das Exportgeschäft<br />

nur schwach ausgeprägt. Andere<br />

Wettbewerber erzielen 30 bis 50 Prozent ihrer<br />

Umsätze im Auslandsgeschäft, wir dagegen<br />

verzeichnen e<strong>in</strong>e Exportquote von nur etwa<br />

10 Prozent. Durch den <strong>Auf</strong>bau e<strong>in</strong>er professio-<br />

118 FACTS 10/2009<br />

nellen Exportabteilung wollen wir das künftig<br />

ändern. Dabei kommen uns sicherlich die exzellenten<br />

Kontakte zu <strong>in</strong>ternationalen Fachhändlern,<br />

über die wir dank der guten Verb<strong>in</strong>dungen<br />

zu unseren ehemaligen Schwestergesellschaften<br />

<strong>in</strong> Europa verfügen, zugute. Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus erfüllen die meisten unserer<br />

Produkte bereits heute die unterschiedlichen<br />

<strong>in</strong>ternationalen Normen, wodurch der Markte<strong>in</strong>tritt<br />

entscheidend erleichtert wird. Angesichts<br />

dieser Chancen s<strong>in</strong>d wir für die Zukunft<br />

optimistisch gestimmt.<br />

FacTS: In e<strong>in</strong>igen osteuropäischen Ländern ist<br />

Samas bereits seit Längerem aktiv. Welches s<strong>in</strong>d<br />

denn besonders wichtige Auslandsmärkte für<br />

Ihr Unternehmen?<br />

naw<strong>in</strong>: Das stimmt. In Polen, Tschechien, der<br />

Slowakei, Ungarn, Rumänien und Usbekistan<br />

haben wir <strong>in</strong> der jüngeren Vergangenheit schon<br />

beträchtliche Erfolge erzielt. Im vergangenen<br />

Jahr konnten wir unsere Umsätze <strong>in</strong> diesen Regionen<br />

um <strong>in</strong>sgesamt 35 Prozent steigern. Diese<br />

genannten ehemaligen Schwellenländer<br />

halte ich auch <strong>in</strong> Zukunft für <strong>in</strong>teressante<br />

Märkte mit e<strong>in</strong>em sehr hohen Potenzial. Viele<br />

deutsche Großunternehmen, die <strong>in</strong> der Vergangenheit<br />

Arbeitsplätze <strong>in</strong> den Nahen Osten oder<br />

nach Asien ausgelagert haben, gehen zunehmend<br />

wieder dazu über, ihre Aktivitäten wieder<br />

SpeciaL Büromöbel<br />

nach Europa zu verlegen und zum Beispiel<br />

Call- und Service-Center <strong>in</strong> genau eben diesen<br />

Ländern zu eröffnen. Ich denke, <strong>in</strong> spätestens<br />

drei Jahren wird das sehr positive Auswirkungen<br />

auf unser Geschäft haben.<br />

pannekoike: Generell s<strong>in</strong>d wir als Komplettanbieter<br />

für das nationale und <strong>in</strong>ternationale<br />

Großkundengeschäft gut aufgestellt. Mit dem<br />

Room Service verfügen wir über e<strong>in</strong>e eigene<br />

Planungsabteilung mit Spezialisten für unterschiedliche<br />

Themengebiete rund um Büroplanung<br />

und -e<strong>in</strong>richtung. Unsere Abteilung<br />

Projektservice leistet darüber h<strong>in</strong>aus wertvolle<br />

Unterstützung bei klassischen Dienstleistungen<br />

wie Inventarisierung, Customiz<strong>in</strong>g,<br />

Akustik oder Umzugsmanagement. Dadurch<br />

können wir gut auf die Bedürfnisse von Großkunden<br />

e<strong>in</strong>gehen und haben darüber h<strong>in</strong>aus<br />

den Vorteil, die im Key-Account-Geschäft gewonnenen<br />

Erfahrungen <strong>in</strong> unsere Produktentwicklung<br />

e<strong>in</strong>fließen zu lassen.<br />

FacTS: Welche Bedeutung haben <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />

die e<strong>in</strong>zelnen Marken?<br />

naw<strong>in</strong>: E<strong>in</strong>e ganz zentrale Bedeutung: drabert,<br />

fortschritt, Mart<strong>in</strong>Stoll, mbt und schärf s<strong>in</strong>d<br />

historisch gewachsenen Marken mit teilweise<br />

über 100 Jahren Geschichte und sprechen für<br />

e<strong>in</strong>e gewachsene Kultur. Sie stehen nicht nur<br />

für solides Handwerk, sondern auch für das<br />

Know-how der beteiligten Menschen. Der Name<br />

Samas bildet künftig lediglich das Dach,<br />

unter dem wir wieder geme<strong>in</strong>sam Erfolge verzeichnen<br />

wollen.<br />

pannekoike: Das Nebene<strong>in</strong>ander und die Vielfalt<br />

unserer Marken im Produktbereich ermöglicht<br />

die Nutzung von Synergien und Kompetenzen.<br />

Dar<strong>in</strong> sehe ich e<strong>in</strong>en großen Vorteil.<br />

Durch unser sehr breites Produktportfolio s<strong>in</strong>d<br />

wir <strong>in</strong> der Lage, für jedes Preissegment die passende<br />

Lösung zu bieten: In naher Zukunft werden<br />

wir e<strong>in</strong>e neue Bürodrehstuhlfamilie für das<br />

untere Preissegment auf den Markt br<strong>in</strong>gen –<br />

Stühle von Mart<strong>in</strong>Stoll etwa gelten seit jeher als<br />

langlebige und hochwertige Qualitätsprodukte.<br />

Im H<strong>in</strong>blick auf Kompetenzen im Bereich<br />

Akustik ist etwa die Marke schärf zu nennen,<br />

die sich durch das europaweit erste Akustiklabor<br />

e<strong>in</strong>en Namen gemacht hat. Weiterh<strong>in</strong><br />

steht schärf als Synonym für Customiz<strong>in</strong>g, also<br />

die Möglichkeit, Möbel genau nach Wunsch<br />

fertigen zu können.<br />

Daniel Müller g

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