12.07.2015 Aufrufe

Jahresbericht 2009 - Cusanuswerk

Jahresbericht 2009 - Cusanuswerk

Jahresbericht 2009 - Cusanuswerk

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Bildungsveranstaltungenderzeitige kirchliche Gesamtorinetierung. Daraus ergeben sich (3.) einige Schlussfolgerungenfür das derzeitige interreligiöse Gespräch, die auch auf die Beziehung von Islam undChristentum bezogen werden können.1. Der Religionsfriede nach Nikolaus von KuesIn der Schrift De pace fidei reagiert Nikolaus von Kues auf die Zerstörung Konstantinopels1453, die im Abendland wie ein Schock wirkte. In einem einleitenden Gebet bringt derKardinal zum Ausdruck, dass die großen Kämpfe im Namen Gottes geschehen seien, einesGottes, der „mit verschiedenen Namen genannt wird“, obwohl er doch „für alle unerkanntund unaussprechlich“ bleibe. 1 In der einberufenen himmlischen Runde der Weisen tritt derVertreter Arabiens mit den Griechen dafür ein, dass die Suche nach Weisheit entscheidendsei, und legt ein deutliches Plädoyer für den Monotheismus vor. Die Kritik an der Lehre vonder göttlichen Dreifaltigkeit trägt er nicht vor. Diese lässt Nikolaus von einem Inder vertretenund von einem Chaldäer 2 kräftig unterstreichen. Während Nikolaus von Kues eine sehrabstrakte Begründung für die Dreiheit in höchster Einheit vorträgt, wird von arabischerSeite eingewendet, das könne man ja noch nachvollziehen, aber einen Sohn und Teilhaberan der Gottheit könne es doch wohl nicht geben. (737) Das der aufgerufene Jude der Kritikder Dreifaltigkeit beitritt, ist nicht verwunderlich. Als Petrus für die Inkarnation eintritt,wendet der Perser ein, es sei unmöglich, „dass das Unendliche endlich und das Ewigezeitlich sei“. (747) 3Worauf läuft das Gespräch hinaus? Nikolaus von Kues ist der Überzeugung, dass alle Religionenauf einem einzigen Glauben basieren. Doch habe Gott den verschiedenen Völkern zuverschiedenen Zeiten verschiedene Propheten geschickt, die ihnen religiöse Vorschriftenund kultische Riten gegeben und das ungebildete Volk unterrichtet hätten. Nach seinerAnsicht haben die Menschen dann jedoch diese zeit- und ortsbedingt unterschiedlichenSitten und Regeln mit der absoluten Wahrheit verwechselt, statt die Unaussprechlichkeitdes Absoluten zu begreifen. Daher meinten sie, sie müssten ihren besonderen Glauben,den sie aus Gewohnheit für schlechthin wahr halten, auch mit Waffengewalt gegen dieanderen verteidigen. In Wahrheit stehe jedoch hinter der Verschiedenheit der Verehrungsformenund Riten eine einzige wahre Religion. Ein universaler, ewiger Religionsfriede seierreichbar, wenn es gelinge, dass die bestehenden religiösen Formen sich nur als besondereAusprägungen der einen wahren Religion begreifen. Voraussetzung dafür sei nichtnotwendigerweise die Abschaffung der Religionen zugunsten einer einzigen Religion.Vielmehr genüge schon die Erkenntnis, dass die Unterschiede zwischen ihnen historischentstanden seien und ihre positiven Aussagen über Gott und dessen Wesen ohnehin nicht1Nikolaus von Kues. Philosophisch-theologische Schriften. Studienausgabe. Bd. 3. Wien 1982, 705-797, hier: 711.2Es handelt sich wohl um die Aramäer im Gebiet des heutigen Irak, die Nikolaus wohl nicht der christlichenOrthodoxie zurechnet.3Auf die insgesamt nicht ganz freundliche Auseinandersetzung des Kardinals mit dem Judentum gehe ich hiernicht näher ein. Das wäre ein eigenes Thema.4Johannes Hoff zufolge fasziniert diese prinzipientheoretische These und erweist zugleich ihre Schwäche. Hoffstellt die Frage, ob die theoretische Verständigungsbasis wirklich offen sei „für die Pluralität möglicher Reaktionenauf die Antinomien endlichen Wahrheitsstrebens“. J. Hoff, Kontingenz, Berührung, Überschreitung. Freiburg/München 2007, 241. Die rationale Vorgehensweise in De pace fidei stehe in Spannung zu seinem philosophischenAnsatz der docta ignorantia. (Vgl. 248)42

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!