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Reichhaltiges Vereinsleben in der AWO - Auf der Höhe

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Seite 8 AUF DER HÖHE Februar 2011<br />

Menschen auf <strong>der</strong> <strong>Höhe</strong><br />

He<strong>in</strong>z Geyer<br />

(tH) „Gut, dann treffen wir uns nächsten Montag um 11 Uhr <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Büro.“ Diese<br />

freundliche Verabredung mit e<strong>in</strong>em Architekten wäre noch nichts Beson<strong>der</strong>es. Dient<br />

sie aber e<strong>in</strong>er Begegnung mit e<strong>in</strong>em (fast) 88-Jährigen, dann ist m<strong>in</strong>destens <strong>der</strong> Ort<br />

ungewöhnlich. Nicht so bei He<strong>in</strong>z Geyer. Ihn trifft man selbstverständlich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

Büro.<br />

Wenn er nicht auf irgende<strong>in</strong>er Baustelle<br />

ist, wobei das Wort auch <strong>in</strong> übertragener<br />

Bedeutung gilt. Geplant und gebaut hat<br />

<strong>der</strong> am 22. Februar 1923 <strong>in</strong> Königsberg<br />

geborene Architekt und Ingenieur seit dem<br />

Abschluss se<strong>in</strong>es Studiums 1944 <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Heimatstadt. Er meldete sich freiwillig zum<br />

Kriegsdienst, war Meldefahrer, wurde aber<br />

nach e<strong>in</strong>er Kriegsverletzung als Bauleiter bei<br />

den Leuna-Werken dienstverpflichtet. Dort<br />

wurde Braunkohle zu Benz<strong>in</strong> verflüssigt, die<br />

komplette Wehrmacht h<strong>in</strong>g am Tropf des<br />

dortigen Hydrierbetriebs. Geyer half mit,<br />

trotz ständiger alliierter Bombardements<br />

die Produktion aufrechtzuerhalten.<br />

Nach dem Krieg kam er über Umwege 1947<br />

<strong>in</strong> Hildesheim an. Feldbergen war <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Familie verabredete Treffpunkt. E<strong>in</strong>e Cous<strong>in</strong>e<br />

war dorth<strong>in</strong> zum Arbeitsdienst geschickt<br />

worden. Dort versammelte sich nach und<br />

nach <strong>der</strong> „Geyer-Clan“, zu dem noch zwei<br />

Schwestern mit je zwei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n gehörten.<br />

Ihre Männer waren bei <strong>der</strong> Verteidigung<br />

Königsbergs e<strong>in</strong>gesetzt worden. Auch <strong>der</strong><br />

Vater, <strong>der</strong> schon den Ersten Weltkrieg mitgemacht<br />

hatte, musste trotz se<strong>in</strong>es hohen Alters<br />

an diesem s<strong>in</strong>nlosen Kampf teilnehmen. Er<br />

kam dabei ums Leben.<br />

1948 legte Geyer <strong>in</strong> Hildesheim an <strong>der</strong><br />

damaligen Staatsbauschule, <strong>der</strong> heutigen<br />

Fachhochschule, noch e<strong>in</strong> Tiefbau-Examen<br />

ab. Das war ihm wichtig, um se<strong>in</strong>en Sachverstand<br />

auch bei <strong>der</strong> Planung und Durchführung<br />

von Neubaugebieten e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen zu<br />

können. Schon im gleichen Jahr machte sich<br />

<strong>der</strong> Zugereiste <strong>in</strong> Hildesheim selbständig.<br />

Fürs Erste reichte e<strong>in</strong>e acht Quadratmeter<br />

große Dachkammer am Bismarckplatz.<br />

Bald danach beschäftige er bereits zehn<br />

Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter, die er<br />

frisch von <strong>der</strong> Staatsbauschule e<strong>in</strong>gestellt<br />

hatte. Die Wohnungsnot im schwer zerstörten<br />

Hildesheim schrie nach Wohnungsbau,<br />

und He<strong>in</strong>z Geyer sorgte dafür, dass für die<br />

dreißig Prozent Obdachlosen Wohnungen<br />

gebaut wurden. Bezahlbar sollten sie se<strong>in</strong>,<br />

aber auch solide und qualitätvoll.<br />

Ganze Stadtteile entstanden unter Geyers<br />

Regie. 1958 plante er von Grund auf –<br />

e<strong>in</strong>schließlich des Bebauungsplans – Neu-<br />

Drispenstedt mit 3.000 Wohnungen. 1964<br />

beauftragte die damals noch selbständige<br />

Geme<strong>in</strong>de Ochtersum das Architekturbüro<br />

Geyer mit dem Bau e<strong>in</strong>es kompletten Orts-<br />

teils für 3.500 E<strong>in</strong>wohner. Als Bauträger<br />

hatte er – bis dah<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zigartig – die drei<br />

großen Hildesheimer Baugesellschaften<br />

Geme<strong>in</strong>nützige, Kreiswohnungsbau und Beamtenwohnungsvere<strong>in</strong><br />

gew<strong>in</strong>nen können.<br />

Das Soziale liegt dem Ostpreußen, und er<br />

zeigt das nicht nur mit se<strong>in</strong>en großen sozialen<br />

Projekten, den von ihm gebauten Diakonischen<br />

Werken am Sorsumer F<strong>in</strong>kenberg,<br />

dem DRK-Altenheim an <strong>der</strong> Ortelsburger<br />

Straße, damals noch e<strong>in</strong> Weizenacker, o<strong>der</strong><br />

dem Johannisbad, das <strong>in</strong> nur acht Monaten<br />

zum festgelegten Preis völlig neu entstand<br />

und für das Geyer 1997 <strong>in</strong>ternational ausgezeichnet<br />

wurde. Ohne ihn stünde das<br />

Knochenhaueramtshaus nicht, gäbe es nicht<br />

die Kaiserhausfassade und schon gar nicht<br />

den Umgestülpten Zuckerhut. Bei E<strong>in</strong>tracht,<br />

wo er 1947 zusammen mit den Vätern von<br />

Gerald Oberbeck und Kurt Machens als<br />

Stürmer Handball spielte, kümmerte er sich<br />

um die erfor<strong>der</strong>lichen Belange, Sanierungen<br />

und Gebäudeerweiterungen. Aktuell plant er<br />

für den Vere<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Großtagespflegestelle für<br />

zwei K<strong>in</strong><strong>der</strong>krippengruppen. Bei E<strong>in</strong>tracht<br />

ist He<strong>in</strong>z Geyer Vizepräsident und Balance-<br />

Preisträger. <strong>Auf</strong> dem VfV-Gelände hat er für<br />

das von <strong>der</strong> Stadt veranstaltete Youth Camp<br />

2000 – Treffpunkt für die Jugend <strong>der</strong> Welt –<br />

die baulichen Voraussetzungen geschaffen.<br />

Die von ihm mitgegründete Altstadtgilde<br />

ernannte ihn zum Ehrenvorsitzenden. 2002<br />

ehrte ihn <strong>der</strong> Bundespräsident mit dem<br />

Bundesverdienstkreuz.<br />

He<strong>in</strong>z Geyer lebt mit se<strong>in</strong>er Frau Hanna am<br />

Galgenberg. Gern durchkreuzen die beiden<br />

mit dem Rad die engere Umgebung. In <strong>der</strong><br />

Ferne wird jedes Jahr e<strong>in</strong>mal Skiurlaub<br />

gemacht. In Scharbeutz tankt er Seeluft und<br />

genießt es, am Strand spazieren zu gehen und<br />

viel zu schwimmen. In Hildesheim ist die<br />

Arbeit <strong>der</strong> Lebensborn. Deshalb trifft man<br />

He<strong>in</strong>z Geyer sicherlich auch <strong>in</strong> Zukunft <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em Büro – auch sonntags, wie se<strong>in</strong>e<br />

beiden Mitarbeiter<strong>in</strong>nen verraten – o<strong>der</strong> auf<br />

e<strong>in</strong>er Baustelle. <strong>Auf</strong>gaben gibt es ihn noch<br />

viele. Hildesheim, se<strong>in</strong>e zweite Heimat, ist<br />

ihm ans Herz gewachsen. (Foto: tH)<br />

„Familie Lautensack“<br />

verlängert<br />

(r) Seit Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Ausstellung im Mai<br />

2010 waren mehr als 8.000 große und<br />

kle<strong>in</strong>e Besucher<strong>in</strong>nen und Besucher bei<br />

Familie Lautensack zu Gast.<br />

Beson<strong>der</strong>s bei Familien mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n ist die<br />

Ausstellung beliebt. Auch Schulen nutzen<br />

das Museum verstärkt als Lernort zur<br />

Veranschaulichung des Themenbereichs<br />

Mittelalter im Geschichtsunterricht <strong>der</strong> 5.<br />

und 6. Klassen. Zahlreiche Mitmachstationen<br />

und vielfältige Workshops machen die<br />

Lebensumstände <strong>der</strong> fiktiven Hildesheimer<br />

Familie Lautensack nachvollziehbar.<br />

<strong>Auf</strong>grund dieses großen Erfolgs wird die<br />

Ausstellung „Familie Lautensack. E<strong>in</strong><br />

Michaelistag im Mittelalter“ bis zum 27.<br />

Februar verlängert. Auch das museumspädagogische<br />

Programm zur Ausstellung ist<br />

weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong> vollem Umfang buchbar. Nähere<br />

Informationen unter www.stadtmuseumhildesheim.de.<br />

Die Ausstellung begleitet den Schnei<strong>der</strong>meister<br />

Antonius Lautensack mit se<strong>in</strong>er<br />

Frau, den drei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und <strong>der</strong> Dienstmagd<br />

durch den 29. September des Jahres 1480.<br />

Das Stadtmuseum bietet jeden Sonntag, also<br />

am 6./13./20. und 27. Februar, um 15.30 Uhr<br />

e<strong>in</strong>e öffentliche Führung (45 M<strong>in</strong>uten) an.<br />

Die Teilnahme kostet 2,- Euro zuzüglich<br />

E<strong>in</strong>tritt.

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