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Der Suizid als Herausforderung an Theologie und ... - Spitalseelsorge

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10<strong>Der</strong> theologische Vorbehalt ist zunächst nichts <strong>an</strong>deres <strong>als</strong> die kräftige Insistenz auf derEndlichkeit, Begrenztheit. Das Verständnis für menschliches Leid beginnt damit, dass m<strong>an</strong> dieEndlichkeit <strong>und</strong> Begrenztheit – mit all den verstellenden <strong>und</strong> entstellten Gesichtern – <strong>als</strong>gr<strong>und</strong>legende Voraussetzung für Selbstbestimmung nimmt. Und dies auch, ja gerade in deräussersten Bewährung des nahen Todes. In der theologischen Betrachtungsweise hat dieEinwilligung in die Endlichkeit – die mitunter auch von Behinderungen <strong>und</strong> schweren ges<strong>und</strong>heitlichenEinbussen belastetet sein k<strong>an</strong>n – eine unaufgebbare Dimension. Wer möchtebestreiten, dass wir <strong>an</strong>gesichts des Kultes der ges<strong>und</strong>heitlichen Perfketion nicht eine eigeneKultur der Endlichkeit <strong>und</strong> Sterblichkeit bedürfen. Eine Kultur über Sinn <strong>und</strong> Sinnwidrigkeit desDaseins k<strong>an</strong>n letzlich nur hilfreich wachsen, wenn die menschliche Begrenztheit – von seitender Pflegenden/Seelsorgenden wie auch von seiten des Patienten <strong>an</strong>genommen wird. In derRede von Gott <strong>als</strong> dem Herrn über Leben <strong>und</strong> Tod ist das Wissen aufgehoben: Weil sichmenschliches Leben letztlich verd<strong>an</strong>kt, ist der Umg<strong>an</strong>g mit Leid <strong>und</strong> Beeinträchtigung nichtallein vom Paradigma der Aktio bestimmt, sondern vor allen Dingen vom Paradigma desEinverständnisses in die Endlichkeit, vom Sich-Fügen in die Grenzen des Lebens, von derAnnahme der zerbrechlichen Realität menschlichen Daseins. Leben ist bis zuletzt zuunterstützen, <strong>an</strong> Leid ist zu arbeiten, in Unbeseitigbares bleibt – <strong>und</strong> das ist vielleicht dasSchwierigste – die Einwilligung.c) Die Geschöpflichkeit des Menschen - Begrenzung der SelbstverfügungDas Souveränitätsargument wird von einigen Theologen auch im Sinne der Beziehung ausgelegt(so ebenfalls von K. Barth, D. Bonhoeffer, U. Eibach). Es wird gesagt, Wesen <strong>und</strong> Würdedes Menschen wurzeln letztlich in der von Gott verbürgten Annahme des Menschen. DieZielbestimmung des Menschen liege nicht in ihm selbst, sondern in Gott, der sich ihmzuwendet. Die Unverfügbarkeit des Menschen, seine sittlich-geistige Existenz, seine leiblicheDimension seien deshalb in der Beziehung zu Gott begründet. Es könne deshalb nicht Sachedes Menschen sein, sich aus dieser Bezogenheit herauszulösen. Auch wenn der Mensch inm<strong>an</strong>nigfacher Weise über sich selbst zu bestimmen habe, so sei gerade deshalb auch der Leibder absoluten Totalverfügung dem Menschen entzogen. Die Grenze menschlicherSelbstverfügung sei da erreicht, wo die menschliche Existenz <strong>als</strong> g<strong>an</strong>ze in Frage stehe, weilsich die sittliche Autonomie des Menschen nur auf die zeitlich-geschichtliche Dimension seinesDaseins beziehe <strong>und</strong> nicht auch auf deren Aufhebung. Ist diese zweite Begründungsform derUnverfügbarkeit menschlichen Lebens stichhaltig <strong>und</strong> nachvollziehbar?Zunächst ist zu unterstreichen, dass die theologische Tradition mit Recht dar<strong>an</strong> festhält, dassdie Würde des Menschen in Gott verbürgt ist. Darin ist die Un<strong>an</strong>tastbarkeit der Menschenwürde<strong>und</strong> deren Unverfügbarkeit gar<strong>an</strong>tiert.

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