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Der Suizid als Herausforderung an Theologie und ... - Spitalseelsorge

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12Die Frage der Selbsttötung aus M<strong>an</strong>gelsituationen, die sich mit der Frage der aktiven Euth<strong>an</strong>asieberührt, ist umstritten. Theologen argumentieren, eine Selbsttötung <strong>als</strong> letzte paradoxaleSinnstiftung inmitten der Sinnlosigkeit aller Alternativen wäre allenfalls denkbar, wennder Mensch sich "zum Letzten" (A. Auer) wird. In der Tat erscheint eine solche Selbsttötung ausBedrängnis <strong>und</strong> Not <strong>als</strong> radik<strong>als</strong>tes Mittel, sich selbst einen Sinn zu verschaffen, <strong>und</strong> wäre esnur den, einem Leben zu entkommen, dem m<strong>an</strong> sich nicht mehr gewachsen fühlt.Demgegenüber meint der christliche Schöpfungs- <strong>und</strong> Erlösungsglaube für jeden Menscheneinen Sinn <strong>und</strong> Wert verbürgen zu dürfen, so dass er sich in seiner Sinnhaftigkeit <strong>und</strong> Würdeletztlich nicht selbst zu rechtfertigen braucht: Auch dort, wo das Leben nicht mehr lebenswerterscheint, ist es von der göttlichen Affirmation noch getragen <strong>und</strong> sinnvoll gemacht. Aberdennoch stellt sich die Frage, ob aus dem sinnstiftenden Ja Gottes zum Menschen ein Verbotder Selbstauslöschung abgeleitet werden k<strong>an</strong>n. Offensichtlich bleibt dem Menschen dieAufgabe übertragen, das Richtige <strong>und</strong> damit Sinnvolle zu ermitteln, zumal m<strong>an</strong> ja nicht weiß, obsich der geglaubte Sinn einbahnig in der Lebenserhaltung realisiert.So bleibt auch unter dem Aspekt der göttlichen Sinnstiftung kein <strong>an</strong>derer Weg, <strong>als</strong> das Problemder Selbsttötung aus M<strong>an</strong>gelsituationen über eine ver<strong>an</strong>twortliche Güterabwägung zu lösen.Jene theologischen Ethiker, welche sich auch hier für ein Vorzugsurteil entscheiden, könnenkeinen wirklichen Gr<strong>und</strong> finden, der eine direkte Tötung infolge psychischen <strong>und</strong> physischenSchmerzes oder infolge Kr<strong>an</strong>kheit <strong>und</strong> Ehrverletzung rechtfertigen würde. Denn die Person inihrer Auszeichnung von Vernunft <strong>und</strong> Freiheit ist ein sittlicher Wert, der den Beeinträchtigungenwie Leid, Kr<strong>an</strong>kheit <strong>und</strong> Gebrechen – <strong>als</strong> nicht-sittlichen Gütern - gegenüber immer den Vorr<strong>an</strong>gbehält. Sich selbst das Leben nehmen, "um <strong>an</strong>dern Übeln dieses Lebens aus dem Weg zugehen, bedeutet demnach, zur Vermeidung eines geringeren Übels, sich ein größeres Übelzufügen" (Sth II-II q64 a 3). In der Tat: Gegen das Argument, dass nicht-sittlichen Übelngegenüber dem sittlichen Wert der Freiheit, die sich ja immer in der Zeitlichkeit <strong>und</strong>Geschichtlichkeit vollzieht, kein Vorzug zu geben sei, ist nichts einzuwenden. Wie abstraktrichtig solche Abwägungen auch sind, so wenig hilfreich mögen sie in existenzieller Hinsichtsein. Das eine Notwendige ist der Aufweis eines sittlich richtigen Urteils, das <strong>an</strong>dereNotwendige ist die notvolle Aufgabe, sich der Tragik der Kr<strong>an</strong>kheit <strong>und</strong> des Schmerzes, derVerhülltheit des Todes so <strong>an</strong>zunähern, dass daraus auch Bewältigungshilfen entstehen können.Hier geht es um die schwierige Aufgabe zu zeigen, dass die sinnstiftende Affirmation Gottes,den bedrängten <strong>und</strong> gesch<strong>und</strong>enen Menschen nicht in der absoluten Sinnlosigkeit aufgehenlässt, sondern sie nochm<strong>als</strong>, dem Begreifen unzugänglich, umfängt.Wir wollen nichts vereinfachen, wo alles sehr schwierig ist. Wenn leibliches oder seelischesLeiden Formen <strong>an</strong>nimmt, die es dem Menschen nach unserer Einsicht nicht mehr möglichmachen, sich selbst in irgendeiner Weise zu verwirklichen, d<strong>an</strong>n befinden wir uns in der Tat ineiner "Grauzone", in der unsere ethischen Kategorien offensichtlich nicht mehr recht greifen.Wir wissen, dass die Ehrfurcht vor dem Menschenleben unmittelbar ist <strong>und</strong> dass eine weiche

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