Von der EWG zur Europäischen UnionDer Gemeinsame Markt machte das Leben für dieMenschen in der EWG bald leichter. Sie hatten mehrGeld zur Verfügung, mehr zu essen, und das Angebotin den Läden war größer. Andere Nachbarländersahen dies, und in den 60er Jahren fragtenverschiedene Länder, ob auch sie der Gemeinschaftbeitreten könnten. Nach mehreren JahrenVerhandlung traten Dänemark, Großbritannienund Irland 1973 bei. 1981 folgte Griechenland.Portugal und Spanien traten 1986 bei, Finnland,Österreich und Schweden 1995. Nun hatte die Gemeinschaft15 Mitgliedstaaten.Ein Teil der Familie: Dänemark unterzeichnet dieMitgliedschaft.©EGIm Lauf der Jahre veränderte sich die Gemeinschaft.Ende 1992 war der Binnenmarkt, wie er genanntwurde, fertig gestellt. Doch die Gemeinschaft tatnoch viel mehr. So setzten sich die EWG-Ländergemeinsam für den Umweltschutz ein und bautenbessere Straßen und Schienennetze in Europa.Reichere Länder halfen ärmeren beim Straßenbauund anderen wichtigen Vorhaben.©EGZum Umweltschutz gehört die Verringerung derLuftverschmutzung, was z. B. durch die Nutzung vonWindkraft zur Energieerzeugung erreicht werden kann.Um das Reisen zu erleichtern, schafften die meistenEWG-Staaten die Passkontrollen an dengemeinsamen Grenzen ab. Jemand, der in einemMitgliedstaat lebte, hatte das Recht, in jedemanderen Mitgliedstaat zu leben und zu arbeiten. DieRegierungen besprachen auch andere neue Ideen,so etwa, wie Polizisten aus verschiedenen Länderneinander bei der Festnahme von Kriminellen,Drogenhändlern und Terroristen helfen konnten.© EurekaslideEin Polizist und sein Spürhund durchsuchen Gepäcknach Drogen.34Mit anderen Worten: Die Gemeinschaft hatte sich so stark verändert und war um so vieles fester alszu Beginn, dass sie 1992 beschloss, sich in „Europäische Union“ (<strong>EU</strong>) umzubenennen.
Die Familie vereinenIn der Zwischenzeit fanden jenseits der Grenzen der <strong>EU</strong> große Ereignisse statt. Über viele Jahre hinweg warender Ost- und der Westteil Europas voneinander getrennt. Es herrschte kein Krieg zwischen den Ländern, dochdie Meinungen ihrer Staatsmänner gingen weit auseinander. Die Machthaber in den östlichen Ländernglaubten an ein Regierungssystem, das „Kommunismus“ genannt wurde und den Menschen nicht viel Freiheitließ. Aufgrund der Art und Weise, wie diese Länder regiert wurden, waren sie im Vergleich zum WestenEuropas arm.Die Teilung zwischen Ost und West war so stark, dass sie oft als der „Eiserne Vorhang“ bezeichnet wurde.An vielen Stellen waren an den Grenzen hohe Zäune und Mauern errichtet, so wie die Mauer, die durch Berlinverlief und Deutschland zweiteilte. Es war sehr schwierig, die Grenze zuüberqueren bzw. eine Einreiseerlaubnis für das andere Land zu erhalten.1989 hatten die Teilung und die Uneinigkeit schließlich ein Ende.Die Berliner Mauer wurde abgerissen und den „Eisernen Vorhang“ gabes nicht mehr. Bald danach fand in Deutschland die Wiedervereinigungstatt. Die Menschen in den östlichen Staaten Europas wählten neueRegierungen, die das kommunistische System abschafften.Die Menschen waren endlich frei! Es war eine Zeit der Freude!Die Länder, die ihre Freiheit erlangt hatten, beantragten ihren Beitrittzur Europäischen Union. Bald gab es eine ganze Reihe von„Kandidatenländern“, die Mitgliedstaaten der <strong>EU</strong> werden wollten.Bevor ein Land der Europäischen Union beitreten kann, muss seineWirtschaft gut funktionieren. Außerdem muss es eine Demokratiesein, d. h., dass die Einwohner frei wählen können, wer das Landregieren soll. Zudem muss das Land die Menschenrechterespektieren. (Zu den Menschenrechten zählen das Recht zu sagen, was man1989: Die Berliner Mauer wirdeingerissen.denkt, das Recht, nicht ohne ein faires Gerichtsverfahren ins Gefängnis zu müssen, das Recht, nicht gefoltertzu werden, sowie viele andere wichtige Rechte.)Die Kandidatenländer arbeiteten hart an allen diesen Punkten, und nach einigen Jahren erfüllten zehn vonihnen die Voraussetzungen für einen Beitritt. Sie traten der <strong>EU</strong> am 1. Mai 2004 bei. Diese Länder sind Estland,Lettland, Litauen, Malta, Polen, die Slowakei, Slowenien, dieTschechische Republik und Zypern.© ReutersDa niemals zuvor so viele Länder der <strong>EU</strong> gleichzeitigbeigetreten waren, war dies ein ganz besonderer Moment.Die Menschen waren vor allem deshalb so froh, weil „dieFamilie zusammenfand“ und Ost- und Westeuropa endlichwieder vereint waren.© Reuters1. Mai 2004: ein großer Tag für die Union.35