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RECKLINGHAUSEN - Lokallust

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Titelgeschichte<br />

Harry Potter kommt in 8 Akten<br />

Wie funktioniert ein Kino?<br />

„Wir hatten auch schon diverse<br />

Hochzeitsanträge“, plaudert Kai-<br />

Uwe Theveßen aus dem Nähkästchen.<br />

Der 45-Jährige ist der Theaterleiter<br />

des Cineworld-Kinos in<br />

Recklinghausen. „Highlight war ein<br />

Antrag mit Indoor-Zeppelin, der in<br />

der Eispause hereinkam und auf<br />

dessen Rückseite der Name stand<br />

und ‚Willst Du mich heiraten?‘, sie<br />

hat auch ja gesagt.“ Ein anderes<br />

Paar hat mal einen ganzen Kinosaal<br />

gemietet, um sich noch einmal mit<br />

Freunden und Verwandten den<br />

Film von ihrer eigenen Hochzeit<br />

anzusehen.<br />

Menschen im Kinogeschäft sind<br />

meist Seiteneinsteiger, erzählt Theveßen.<br />

Er selbst hat zuerst eine<br />

Bäckerlehre absolviert, als Geselle<br />

gearbeitet und beim Wehrdienst<br />

seine Zukunft überdacht. „Ich war<br />

immer ein Kinogänger und -fan,<br />

vielleicht auch, weil ein Onkel von<br />

mir Filmvorführer in Krefeld war.“<br />

Danach heuerte er bei einem Kino<br />

als Vorführer an. 1989 war das.<br />

Immer mehr Bereiche, um die er<br />

sich kümmerte, kamen hinzu und<br />

schließlich wurde er Theaterleiter in<br />

den Marler Loe-Studios, 1999 übernahm<br />

er bei der Neueröffnung das<br />

Cineworld in der Ruhrfestspielstadt.<br />

Heute muss er Prognosen erstellen,<br />

wieviel Gäste wohl kommen: „Der<br />

Besucher, das unbekannte Wesen:<br />

Zu Harry Potter oder den Twilight-<br />

Filmen kommen Millionen, trotzdem<br />

floppt auch so etwas manchmal<br />

ganz schlimm, andere Streifen,<br />

die man gar nicht auf der Rechnung<br />

hatte, werden Dauerbrenner.“<br />

Im letzten Jahr waren es in Recklinghausen<br />

insgesamt 380.000, „das<br />

war relativ gut“. Das Wetter spielt<br />

eine große Rolle, in der Grill- und<br />

Freibadsaison ist das Kino merklich<br />

leerer. Und natürlich sind die Kinos<br />

auf die angebotenen Filme angewiesen,<br />

auf deren Qualität sie natürlich<br />

keinen Einfluss haben.<br />

Knapp 40 Menschen beschäftigt<br />

das Cineworld, davon 15 Festangestellte.<br />

Es gehört heute der Familie<br />

Riech in Düsseldorf, die weitere<br />

Kinos in der Rheinmetropole, Dresden<br />

und Stuttgart besitzen, alles<br />

alte Ufa-Kinos. Die Arbeitszeiten<br />

der Bürokräfte, Kassierer, Vorführer<br />

und Servicekräfte liegen natürlich<br />

eher da, wo die meisten ihre Freizeit<br />

genießen. Die Kinowoche läuft<br />

klassisch von donnerstags bis mittwochs.<br />

„Sonntags bereiten wir das<br />

neue Program vor, montags folgt<br />

die Anzeigendisponierung für die<br />

Printmedien“, erläutert Kai-Uwe<br />

Theveßen.<br />

Schließlich hat fast jeder Film<br />

– in den sieben Sälen des Hauses<br />

laufen im Schnitt zehn bis<br />

zwölf Filme ohne Previews<br />

und Sonderveranstaltungen<br />

– einen anderen Verleih, mit<br />

jedem einzelnen müssen<br />

Verträge geschlossen werden.<br />

Dabei hilft die Firma<br />

Screenlight in Lübeck<br />

und übernimmt einen<br />

Großteil der Verhandlungen.<br />

Außerdem<br />

müssen montags<br />

Flyer erstellt werden,<br />

alle Daten des<br />

neuen Programms<br />

in den Computer<br />

eingegeben<br />

werden, damit<br />

auch Karten<br />

dafür verkauft<br />

werden können,<br />

und in-<br />

Kemal Akim beginnt,<br />

die richtigen<br />

Werbetrailer vor<br />

den Hauptfilm zu<br />

schneiden.<br />

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