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Leitlinien Leitlinie Enkopresis - Vereinigung Analytischer Kinder

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548 LEITLINIENVignetteDer Patient gibt zu verstehen, etwas Bestimmtes spielen zu wollen. Die Signaleerscheinen für den Therapeuten klar. In dem Moment, als er auf die vermeintlichenWünsche des Kindes eingeht, kommt es zur Ablehnung durch das Kind– er habe falsch verstanden –, das Kind möchte eigentlich Gefühlsklarheit, erschafftdabei jedoch zunächst eine Menge Unklarheit und Durcheinander (einengroßen Haufen), den es zu ordnen gilt.Nach Winnicott kann das Kind das Objekt im günstigsten Fall nutzen und damiteine Verbindung zu seinem eigenen Körper herstellen. In der Therapie wird esversuchen, den Therapeuten, das Setting zu zerstören in der unbewussten Hoffnung,eine Erfahrung zu machen, dass beides bestehen bleibt. Wenn der Therapeutdafür sorgt, dass er, dass das Setting erhalten bleibt, kann das Kind erleben,dass ein Behälter, auch der eigene Körper nicht zerstört wird, wenn es aggressivist, wenn es ausscheidet, was heraus muss.Fallbeispiel für primäre <strong>Enkopresis</strong>Der 5; 1 Jahre alte Kai wurde wegen heftiger Wut- und Trotzattacken gegenüberder Kindesmutter und seiner 2; 4 Jahre älteren (zwergwüchsigen) Schwester undeiner primären Enuresis (diurna) vorgestellt. Der Patient wurde – wie die Schwester– als ein sehr trennungsängstliches Kind beschrieben. In den Vorgesprächenstellte sich heraus, dass bei Kai eine seit acht Monaten bestehende <strong>Enkopresis</strong>(mehrmals täglich, meist zuhause) festzustellen war, die sich durch den Konsiliarberichtals eine primäre <strong>Enkopresis</strong> erwies. Offenbar hatten Menge und Häufigkeitso zugenommen, dass die Kindeseltern auf die bestehende Symptomatiküberhaupt erst aufmerksam geworden waren. Seit acht Monaten war die Mutterkrankgeschrieben, ein Verlust ihres Arbeitsplatzes drohte. Die Mutter, eine kleinekräftige Frau mit anfangs eingefrorener Mimik und eingeschränkter Gestik,beschrieb, wie sehr Kai sie provoziere und wütend mache: Sie reagiere lauter undheftiger als beabsichtigt – die Therapeutin konnte spüren, dass ein Kontrollverlustdrohte und die Mutter selbst Hilfe und Unterstützung brauchte. Beide Elternsind trockene Alkoholiker – die Mutter ist »trocken«, seit der Patient 1; 6 Jahre altist – der Vater erst seit zwei Jahren. Dem Entzug der Mutter vorangegangen warein Krankenhausaufenthalt mit Operation nach bedrohlicher Erkrankung (Magendurchbruch),als der Patient 1; 3 Jahre alt war. Ein Kindesentzug drohte undführte zum Entzug bzw. zur Therapie der Mutter und zur Trennung der Eltern.Die Mutter hinterließ in der Therapeutin eine große Leere, ein Vakuum: alleGeräusche schienen um sie herum zu verstummen. Der Vater wirkte ebenfallsbedürftig und zudem sehr schwach und gefährdet, die Therapeutin selbst fühlteSchwindel – so als hätte sie getrunken.Brandes & Apsel Verlag

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