12.07.2015 Aufrufe

Leitlinien Leitlinie Enkopresis - Vereinigung Analytischer Kinder

Leitlinien Leitlinie Enkopresis - Vereinigung Analytischer Kinder

Leitlinien Leitlinie Enkopresis - Vereinigung Analytischer Kinder

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

552 LEITLINIENde wie nebenbei gesprochen; als auslösend dafür eine Belastungssituation genannt:Seit der Trennung der Eltern vor drei Jahren kote Ole ein (der Vater nenntdas in Schamabwehr »Rallyestreifen«). Mit drei Jahren sei er sauber gewesen. Beider Erhebung der Familiengenese wird deutlich, dass beide Eltern in ihrer Kindheitplötzliche und sie überwältigende Trennungen erlebt hatten. Der Vater habemit acht Jahren einen unerwarteten Umzug mitmachen müssen (andere Stadt,Verlust von Freunden, altersunangemessen engere Bindung an seine Mutter). DieMutter sei, 15-jährig, von ihrer Mutter verlassen worden. Nach der plötzlichenTrennung der Eltern habe sie beim Vater bleiben müssen. Die Eltern hätten sichjung kennengelernt, sich mehrfach getrennt. Vorherrschende Beziehungsmodisind Rückzug aus Kränkung und/oder Rache und Vergeltung. Weil sie sich in dieErzieherin ihrer Söhne verliebt habe, hätte sie ihren Mann plötzlich verlassen.Als der Vater eine andere Frau (mit zwei Töchtern) kennenlernt und rasch mit ihrein Kind zeugt, sei dies eine schwere Kränkung für die Mutter gewesen.Wie ist die Symptomatik des Einkotens hier psychodynamisch zu verstehen?Für den Patienten stellt sich nach all der Verwirrung unbewusst die Frage, obMädchen/Frauen begehrenswerter als Jungen/Männer sind. Oles emotionalerRückzug löst in der Mutter Ängste aus, verlassen zu werden, was sie zuvor verschiedeneMale erlebte. Beim Vater werden Erinnerungen an seine Kindheitgeweckt, besonders an die ambivalent erlebte Abhängigkeit von seiner Mutter.Ole soll sich trennen (Auftrag des Vaters) und darf sich nicht trennen (Auftragder Mutter). Er muss beiden Eltern gleichermaßen treu sein und soll für dieseentscheiden, was sie selbst zu vermeiden suchen: er soll bestimmen, bei wem erleben will. Alle Aufträge sind zu groß für ihn, »es« muss sozusagen in die Hosegehen. Die <strong>Enkopresis</strong> wird zum Kompromiss zwischen den gegensätzlichenForderungen: Ole hält den Kot ein (d. h.: er trennt sich nicht) – es kommt zurÜberlaufreaktion (d. h. er trennt sich). Eine altersgerechte Autonomieentwicklungund aggressive Selbstbehauptung fallen ihm auf der Basis seiner Trennungserfahrungenschwer, der Loyalitätskonflikt ist nicht lösbar, wird somatisch unddepressiv verarbeitet.In der Übertragung kommt es gleich zu Beginn zur Inszenierung (Wiederholung)des interpersonellen Konflikts. Ole überprüft die Eltern, ob diese bei der Therapieabsichtbleiben. Die Therapeutin prüft er, ob er sich einlassen darf. In denersten 50 Stunden seiner Therapie schließt er sie von seinem Spiel am Sandkastenvöllig aus, lässt zwei unterschiedliche Banden/Gruppen gegeneinander kämpfen.Mal gewinnen die Bösen, mal die Guten. Nur wenig darf die Therapeutin sprechen,Oles Abwehrpanzer durchdringen. So denkt sie darüber nach, wie schwerder Ausgang des Kampfes vorherzubestimmen ist, wie sehr beide Banden allesversuchen, den Kampf zu gewinnen, und wie schwer es deshalb ist, für die einenoder die anderen zu stimmen. Alle Deutungen beziehen sich zu diesem ZeitpunktBrandes & Apsel Verlag

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!