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Deutscher Sportlehrerverband eV (DSLV) - Hofmann Verlag

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Er sieht zwei Ansatzpunkte: zum einen<br />

sei unter didaktischem Aspekt<br />

bezogen auf potenzielle Inhalte<br />

Sport „als ein zwar strukturiertes,<br />

jedoch nicht-hierarchisches Feld<br />

potenziell qualitativer Bewegungserfahrungen<br />

zu verstehen“ (S. 184).<br />

Damit wird das Feld zur Gewinnung<br />

von Gegenständen gegenüber<br />

den traditionellen Sportarten<br />

erweitert. „Umgekehrt erscheinen<br />

sog. ‚traditionelle‘ Sportarten nicht<br />

von vornherein als ‚normierte Bewegungszwangsjacken‘“<br />

(ebd.). Wie<br />

aber kommen hier pädagogische<br />

Perspektiven im Sinne der Richtlinien<br />

ins Spiel? Bei Prohl heißt es:<br />

„Entscheidend für die Auswahl<br />

eines Unterrichtsthemas sind (…)<br />

die möglichen Erfahrungsqualitäten,<br />

die zur individuellen Entwicklung<br />

bildungsrelevanter Bewegungskompetenz<br />

beim Schüler beitragen<br />

können“ (ebd.). Prohl entfaltet<br />

diesen Gedanken am Beispiel<br />

des Themas Turnen und zeigt dabei<br />

auch, welche Vermittlungsformen<br />

im Sinne methodischen Handelns<br />

einem erziehenden Sportunterricht<br />

angemessen sind: „Pointiert formuliert<br />

darf ein erziehender Sportunterricht<br />

unter dem Aspekt der Bewegungsbildung<br />

keinesfalls als eine<br />

Art ‚Durststrecke‘ zwischen Nicht-<br />

Können und Können aufgefasst<br />

werden.“ Damit schließt sich Prohl<br />

den hier vorgetragenen Überlegungen<br />

zu einem handlungsorientierten<br />

Lernen an.<br />

Was sich bei Prohl zeigt, so ließe<br />

sich zusammenfassend festhalten,<br />

Erziehender Sportunterricht oder Erziehung durch Sport-Unterricht?<br />

ist die Tatsache, dass die Richtlinien<br />

von Nordrhein-Westfalen (1999) sehr<br />

wohl geeignet sind, einen „Identitätskern“<br />

(Krick & Prohl 2005, S.<br />

235) des Faches Sport zu sichern<br />

und zugleich eine bildungstheoretisch<br />

tragfähige Begründung des<br />

Unterrichtsfaches in der Schule zu<br />

liefern. Gleichwohl bleibt die Sportpädagogik<br />

aufgerufen, an dieser<br />

Begründung und der praktischen<br />

Umsetzung auf einer konkreten<br />

Beispielebene von Unterrichtsvorhaben<br />

weiterzuarbeiten, indem sie<br />

die vorgetragenen Kritiken aufgreift<br />

und kritisch würdigt. Dann aber erscheint<br />

eine revisionistische Wende,<br />

wie sie die hier vorgestellten<br />

Traditionalisten androhen, nicht<br />

nur als bildungstheoretisch unreflektiert,<br />

sondern auch bildungspolitisch<br />

naiv. Denn wer steht dafür,<br />

dass nicht das Fach Sport einem<br />

Streichkonzert zum Opfer fällt,<br />

wenn seine pädagogische Bedeutung<br />

nicht bildungstheoretisch<br />

überzeugend ausgewiesen wird?<br />

Der Hinweis auf motorische Defizite<br />

und BMI-Werte bringt nicht wirklich<br />

die Rettung.<br />

Literatur<br />

Balz, E. (1992). Fachdidaktische Konzepte<br />

oder: Woran soll sich der Schulsport orientieren?<br />

sportpädagogik, 16 (2), 13–22.<br />

Beckers, E. (2007/i. Dr.). Die Sinnmitte des<br />

Sports, Bildungsstandards und adipöse<br />

Kinder – Zur Wiederkehr der pädagogischen<br />

Anspruchslosigkeit im Sportunterricht.<br />

In N. Fessler & G. Stibbe (Hrsg.),<br />

Standardisierung, Professionalisierung,<br />

Profilierung – Herausforderungen für<br />

den Schulsport. Hohengehren: Schneider.<br />

Brettschneider, W.-D. (2005). Brennpunkt.<br />

Vonnöten: Eine strukturelle und inhaltliche<br />

Neuorientierung des Sportunterrichts.<br />

sportunterricht, 54 (11), 321.<br />

Hummel, A. (2000). Schulsportkonzepte<br />

zwischen totaler Rationalisierung und<br />

postmoderner Beliebigkeit. sportunterricht,<br />

49 (1), 9–13.<br />

Hummel, A. (2005). Brennpunkt. Üben,<br />

Trainieren und Belasten – Elemente einer<br />

Neuorientierung des Sportunterrichts.<br />

sportunterricht, 54 (12), 353.<br />

Krick, F. & Prohl, R. (2005). Tendenzen<br />

der Lehrplanentwicklung. Empirische<br />

Befunde einer Lehrplananalyse. sportunterricht,<br />

54 (8), 231–235.<br />

Laging, R. (2005). Bildung im Bewegungs-<br />

und Sportunterricht. In J. Bietz, R. Laging<br />

& M. Roscher (Hrsg.), Bildungstheoretische<br />

Grundlagen der Bewegungs-<br />

und Sportpädagogik (S. 271–308). Hohengehren:<br />

Schneider.<br />

MSWWF NRW (Ministerium für Schule<br />

und Weiterbildung, Wissenschaft und<br />

Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen)<br />

(Hrsg.) (1999). Richtlinien und<br />

Lehrpläne für die Grundschule in Nordrhein-Westfalen<br />

– Sport. Frechen: Ritterbach.<br />

Naul, R., Hoffmann, D., Nupponen, H. &<br />

Telama (2003). PISA-Schock auch im<br />

Schulsport? Wie fit sind finnische und<br />

deutsche Jugendliche? sportunterricht,<br />

52 (5), 137–141.<br />

Prohl, R. (2006). Grundriss der Sportpädagogik.<br />

2., stark überarbeitete Auflage.<br />

Wiebelsheim: Limpert.<br />

Söll, W. (1996). Sportunterricht – Sport unterrichten.<br />

Ein Handbuch für Sportlehrer.<br />

Schorndorf: <strong>Hofmann</strong>.<br />

Söll, W. (2000). Das Sportartenkonzept in<br />

Vergangenheit und Gegenwart. sportunterricht,<br />

49 (1), 4–8.<br />

Thiele, J. (2001). Von „Erziehendem Sportunterricht“<br />

und „Pädagogischen Perspektiven“.<br />

Anmerkungen zum Bedeutungsgewinn<br />

pädagogischer Ambitionen<br />

im sportpädagogischen Diskurs.<br />

sportunterricht, 50 (2), 43–49.<br />

Ihr Internet-Portal für Sportfachliteratur<br />

sportunterricht, Schorndorf, 56 (2007), Heft 4 109

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